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Die Bautechnik, Jg. 5, Nr. 55

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DIE BAUTECHNIK

5. Jahrgang B E R L IN , 23. Dezember 1927. Heft 55

Alle Rechle vorbehallen.

Umbau der Eisenbahnbriicke iiber die Dievenow bei Wollin.

Von Reichsbahnoberrat K o e h le r, Stettin.

1. D ie a l t e B r iic k e .

Die Eisenbahnlinie Stettin— W ietstock— Ostswine iiberschreitet kurz vor dem Bahnhof W o llin die Dievenow, die óstliche V erbindung des Stettiner Haffs m it der Ostsee. Die hier im Jahre 1892 erbaute eingleisige Briicke besteht aus fiinf festen eisernen Oberbauten von je 39,2 m Stutz- weite und einer Drehbriicke fiir die Durchfuhrung des Schiffsverkehrs mit zwei O ffnungen von je 13,2 m Lichtweite (Abb. 1). Die alten festen Oberbauten waren aus Schweifieisen, die Haupttrager ais Halbparabel- trager ausgebildet, ein oberer W indverband fehlte. D ie Briicke war fiir Achsdrucke von 14,0 t bei 1,85 m Achsentfernung oder fiir eine Belastung von 4,8 t fiir 1 Ifd. m Gleis bemessen. Jeder Oberbau wog 57 t.

dann gegen einen weiteren alten Oberbau auszuwechseln und diesen wieder in die Werkstatt zu nehm en usw. W ie eingeholte Angebote ergaben, stellten sich diese Arbeiten aber teurer ais ein vollstandiger Neubau.

3. E r n e u e r u n g d e r f e s t e n O b e r b a u t e n .

M an entschlofi sich daher zum Neubau aller fiinf O berbauten (A b b .2).

Diese sind aus hochwertigem Baustahl S t4 8 hergestellt und haben die- selbe Stiitzweite wie die alten. D ie Haupttrager sind Parallel-Fachwerk- trager m it einem Mittenabstand von 5,0 m. D ie SystemhOhe betragt 6,35 m, so dafi ein oberer W indverband angeordnet werden konnte. Die Feldweite ist 4,90 m. D ie Fahrbahn-, Quer- und Langstrager sind voll-

Im Jahre 1908 war die Briicke mit FluBeisen verstarkt worden, wobei der Berechnung der Lastenzug der Preufiischen Staatsbahnen von 1895 ,mit einem Zuschlag von 20 °/0 (d. i. 15,6 t Achsdruck bei 1,35 m Achs- entferhuhg- oder 6,84 t fiir 1 lfd. m Gleis) zugrunde gelegt war. Das G ew icht eines Uberbaues erhóhte sich durch diese Verstarkung auf 79 t.

D ie Nachrechnung des Bauwerks nach den neuen „Vorschriften fiir iEisenbauwerke" der Deutschen Reichsbahn von 1925 ergab, daB die .Drehbriicke den Anforderungen an Bruckenklasse „ G “ geniigte, die festen Oberbauten dagegen sowohl wegen der Haupttrager ais auch der Fahrbahn zur Klasse „ K “' gehOrten. Es zeigten sich auch betriebsgefahrliche bau- liche Schaden: A n einem HauptdiagonalanschluB war z. B. festgestellt, daB sich die NietlOcher langgezogen und die Niete gebogen hatten. Es muBten daher unverziiglich M afinahm en zur Beseitigung des betriebs- gefahrlichen Zustandes der festen Oberbauten getroffen werden.

wandige Blechtrager. Die Schienen ruhen auf eichenen Briickenbalkeu.

Fiir die A bdeckung der Fahrbahn zwischen den Schienen ist Riffelblech gew ahlt (Abb. 3). Die neue Briicke ist, da sie in einer „ G “-Strecke liegt, fiir Lastenzug „ E “ berechnet, d. h. fiir Achsdriicke von 20,0 t — 8,89 t fiir 1 lfd. m. Ein neuer O berbau w iegt 85 t, also 6 t mehr ais ein alter ver- starkter Oberbau. Dieser war aber nur fiir 15,6 t Achsdruck — 6,84 t/lfd. m Gleis Belastung bemessen. Durch die geringe Verm ehrung des Eigen- gewichts um 7,7° 0 ist die Tragfahigkeit des Bauwerks um rd. 3 0 % erhoht worden.

4. B a u v o r g a n g .

Fiir die Auswechslung der einzelnen Oberbauten bestanden zwei M o glichke iten : Ausfahren der alten und Einfahren der neuen Oberbauten auf schw im m enden Geriisten oder Aus- und Einschieben auf festen Ge- riisten. Das Einschw im m en wurde nicht gew ahlt, w eil die Arbeiten sich

■rnoo

+2JIS6

UnterkKonstrukt. i*fSOO— >*<— 1800---—1800—^100 A b b. 3. Querschnitt der neuen Briicke.

2. V e r s t a r k u n g s m O g l i c h k e i t e n .

Eine weitere Verstarkung der Haupttrager war wegen der Querschnitts- form der Obergurtstabe un d der kleinen Abmessungen der Knotenbleche ausgeschlossen. Dagegen war es mOglich, die Fahrbahnteile zu verstarken.

Da die Lichtweite zwischen den alten Haupttragern nur 4,15 m betrug, waren, um einwandfreie Arbeit zu leisten, auch noch die Quertr3ger zu verlangern. Diese umfangreichen Arbeiten konnten unter Aufrechterhaltung des Betriebes nicht ausgefiihrt werden. Es war deshalb geplant, einen neuen O berbau herzustellen, diesen an Stelle eines alten einzuschieben, den alten herausgenom menen Oberbau in der Werkstatte um zubauen, ihn

Abb. 4. Geriist (Grundrifi).

bis in die W interm onate erstreckten, und somit m it Eisgang und bei sehr strengem W inter sogar m it vollstandigem Zufrieren der D ievenow zu rechnen war. Z udem reichte die Wassertiefe in den UferOffnungen ftir diese Bauausfiihrung nicht aus. Fiir die Ausw echslung auf festen Geriisten wurden auf beiden Seiten der alten Briicke Pfahljoche geranimt, und darauf Arbeltsbiihnen gelegt (Abb. 4). A uf dem siidseitigen Geriist wurde die neue Briicke zusam m engebaut, auf das nordscltige die alte Briicke ausgeschoben und darauf zerlegt (Abb. 5). Das Verschieben der Briicken geschah in der iiblichen W eise auf Verschubwagen, die quer zur Briicken- achse auf besonderen Yerschubbahnen liefen (Abb. 6). Fiir die Aus-

(2)

D IE B A U T E C H N IK , Heft 55, 23. Dezember 1927

' Neuer Uberbau "

seitlich aufgebaut 1 /liter Uberbau

'seitlich i/erschaben

A bb. 7. Briickenauswechslung.

Die alte Brucke ausgefahren, die neue noch an der Zusam m en bausteile.

A bb. 5. Geriist (Querschnitt),

wechslung stand eine Zugpause von 2 Std. 45 M in . zur Verfiigung. Nach der Durchfahrt des letzten Zuges wurden auf der alten Brucke die auf die anschlieBenden

Oberbauten,

bezw. die anschliefiende Strecke uber- greifenden Schienen gelost, sodann wurde der alte

Oberbau

mittels Druck- wasser-Winden angehoben, um die vier Verschub\vagen unterzuschieben.

Nach Absetzen auf die W agen wurde der alte

Oberbau

mittels zweier K abelw inden auf das nOrdliche Geriist ausgefahren (Abb. 7). Nach Um- hangen der Scherzeuge an die bereits auf ihren Verschubwagen ruhende neue Brucke wurde diese in ihre endgiiltige Lage geschoben und auf die Lager abgesetzt. Die fiir diese Arbeiten bcnotigten Zeiten schwankten bei den einzelnen Oberbauten zwischen 2 Std. 6 M in. und 52 M in.

Gleichzeitig m it der sich anschlieflenden Fertigstellung des Gleises wurden die Lager m it einem schnell erhartenden M etallzem ent (Plum bit) unter- gossen. Vor der Durchfahrt des ersten Zuges wurden Probebelastungen m it drei T-18-Maschinen von 17,1 t Achsdruck oder 7,11 t/lfd. m ausgefiihrt.

Die hierbei gemessenen Durchbiegungen blieben durchschnittlich 20 % unter der rechnerisch ermittelten.

Bevor die neuen Oberbauten eingeschoben werden konnten, mufiten die Auflagersteine der alten Briicken ausgewechselt werden, weil sie fiir die neuen Auflager zu klein waren und die neuen Oberbauten auch einen grofieren Haupttragerabstand ais die alten hatten (Abb. 8). Links und rechts neben die alten Steine wurden Eichenholzstapel gelegt, die ais Auflager fiir mehrere I-Trager dienten. A uf diese Trager wurden die alten Oberbauten in den Auflagerknotenpunkten abgesetzt, so dafi nunm ehr die alten Auflagersteine entfernt und die neuen, aus Eisenbeton hergestellten, eingesetzt werden konnten.

Das Auswechseln der fiinf Oberbauten auf der Bausteile m it einem G esam tgewicht von 442 t wurde in der Zeit von Anfang D ezem ber 1925 bis Ende A pril 1926, also in fiinf W interm onaten bei ungiinstigen Witterungs- verhaltnissen ausgefuhrt.

5. D r e h b r u c k e .

W ie einleitend erwahnt, reichte die zwischen den festen Oberbauten liegende Drehbrucke fiir die G-Strecke G o lln o w — Wietstock— Ostsw ine aus.

U nzulanglich jedoch war in den letzten Jahren der Antrieb der Drehbrucke geworden. Bis zum Jahre 1910 wurde die Briicke von H and m it Tummel-

baum bewegt. Fiir das Offnen oder Schliefien w urden im allgem einen je 10 M inuten benotigt. Bei dem an der

| ... Ostseekiiste sehr haufig auf-

i____________ I____________;

Ansicht B

tretenden Sturm mufite ein ganz kleines Ubersetzungsverhaitnis ein- geschaltet werden, wodurch dic Zeit fiir Offnen und Schliefien auf je 12 bis 13 M inuten noch verlangert wurde. Da fiir diese Brucke dic aus- geschwenkte, d. h. die geiłffnete Lage die G rundstellung ist, und somit fiir jede Zugfahrt Schliefien und O ffnen erforderlich wird, stellte sich nam entlich infolge des in den Som m erm onaten lehhaften Baderverkehrs das Bediirfnis eines Kraftantriebes heraus. Es wurde deshalb im Jahre 1910 ein Benzinm otor eingebaut. Dieser sprang besonders bei Frostwetter trotz H eizung des Maschinenhauschens sehr schlecht an. Z udem waren haufiger kostspielige U berholungen wegen des allgem einen Verschleifies des Motors erforderlich geworden, so dafi man sich gelegentlich der Erneuerung der festen Oberbauten zum Einbau eines elektrischen Antriebes entschlofi. V on den beiden AusfiihrungsmOglichkeiten m it gem einsam en oder getrennten Motoren fiir Heben und Senken wurde die letztere gewahlt, da hierbei die zwangsweise Aufeinanderfolge zwischen Senken und Drehen, bezw . Drehen und H eben auf einfache Weise durch elektrische Abhangig- keiten erzielt wird, wahrend bei V erw endung von nur einem M otor fiir beide Bewegungen die A bhangigkciten auf mechanische Weise durch besondere Einbauten im Radergetriebe hatten geschaffen werden miissen, die erfahrungsgemafi haufige StOrungsąueilen sind. G ew ahlt wurden zwei gleiche Drehstrommotoren von 4 P S Leistung und 925 U m drehungen i. d. M in. D ie Schaltstelte befindet sich auf der Drehbriicke, so dafi nur ein dreiadriges Strom zufuhrungskabel zwischen dem Drehbruckenpfeiler und dem diesem zunachst liegenden Strompfeiler verlegt zu werden brauchte. Der Strom wird aus dem Stromnetz der Stadt W o llin entnom m en und mittels Freileitung iiber die drei festen westlichen Oberbauten in Hohe des Obergurtes der festen Briicke gefiihrt. Schaltanlagen vor der Kabeleinfiihrung und in der N ahe des Endwiderlagers der Brucke ermog- lichen die Stromausschaltung auf der Brucke bei Arbeiten an den eisernen Oberbauten. Fiir das Senken und Ausschwenken bezw. Einschwenken und Heben werden jetzt nur etwa 3 M inuten benotigt.

Die maschinelle Zusatzeinrichtung wurde von der Freund-Starkehoff- mann A.-G., W erk Hirschberg, die elektrische Ausriistung von der A .E .G ., Filiale Stettin, eingebaut.

D ie fiinf festen Oberbauten sind durch die Mitteldeutschen Stalilwerke W erk Lauchham m er ausgefuhrt. D ie reibungslose A usfuhrung der Arbeiten auf der Bausteile, insonderheit der Auswechslungsarbeiten unter voller Aufrechterhaltung des Betriebes verdienen besondere Anerkennung, zum al die Arbeiten wahrend der M onate D ezem ber bis April ausgefuhrt werden mufiten.

Seitenansicht

Al/es Auflaaer

--1,50...-5 \ Abb, 8. Auswechslung der Auflager­

steine.

Querschnitt C-D

Lamellen

Lasche [ Spiłzklam m ern

/^EichenhóizEr

« 1

A bb. 6.

V erschub- bahn u. Ver-

schub wagen.

a/ter Au ftageesf ein neuer Auf-

lagersfein

neues Auflager

(3)

F a c h s c h r if t fiir das gesamte B a u in gen ie u rw e sen . 805

A lle Rechte vorbehnlten.

Die bayerischen Wasserkraftanlagen zu Beginn des Jahres 1927.

Unser W issen iiber die bereits ausgebauten und noch erschliefibaren Wasserkrafte der Kulturstaaten war bis vor wenigen Jahren noch sehr mangelhaft.1) Ein erstmaliger — allerdings der einheitlichen Grundlagen erraangelnder und daher nicht vergleichsfahiger — Uberblick iiber die Kraftquellen der Erde wurde auf der I. Weltkraftkonferenz, London 1924, gegeben.2) Leider war das Deutsche Reich einer der wenigen Staaten, der hierbei keine solche Obersicht seiner Wasserkraftąueilen gab. Auf die Ursachen des bisherigen Fehlens einer nach .einheitlichen Gesichts- punkten aufgestellten Reichswasserkraftstatistik?) soli hier nicht eingegangen, sondern nur hervorgehoben werden, daB die Erm ittlung der in Deutschland vorhandenen Wasserkrafte zweckmafiig nicht ais eine Aufgabe der Reichs- statistik, sondern ais eine solche der Landesstatistik anzusehen ist. Gerade die Erm ittlungen iiber. die Wasserkrafte eines Landes erfordern ein grofies Mafi vón O rts-und Sachkeńiitnis, das nicht von einer statistischen Zentral- behorde, sondern viel besser von den Landesstellen erwartet werden darf.

Voraussetzung fiir eine alsdann auf die Landerstatistiken sich sttitzende Rcichswasserkraftstatistik ist allerdings, daB die Erhebungen im ganzen Reich nach einheitlichen Gesichtspunkten stattfinden, dam it nur gleich- gemessene GrOBen addiert und miteinander verglichen werden.

Unter den deutschen Bundesstaaten hat w ohl W i ir t t e m b e r g am friihesten eine Bestandaufnahme seiner — wenn auch bescheidenen — Wasserkrafte vorgcnom m en (1899 und 1905/06).4) B a y e r n hat crstmals 1907 und spater wiedcrholt Angaben iiber die Leistungen der ausgenutzten und noch verfiigbaren Wasserkrafte an den Offentlichen und Staatsprivat- fliissen ycrOffentlicht,5) wahrend P r e u B e n 1909 unter der Leitung von H. K e l l e r eine sorgfaitige U ntersuchung iiber seine Wasserkrafte in Angriff nahm und 1914 veroffentlichte.6) N unm ehr gibt das Bayerische Statisttsche Landesamt das Ergebnis einer Z ah lung iiber die bayerischen Wasserkraftanlagen zu Beginn des Jahres 1927 bekannt,7) das u. a. deshalb besondere Beachtung verdicnt, w eil durch diese Statistik erstmals auch die im ganzen Lande verstreuten kleinen und kleinsten Anlagen erfaBt wurden, iiber dereń Zahl und Leistungen bisher nur grobe Schatzungen yorhanden w aren,8) so daB nunm ehr eine vollstandige Zahlung samtlicher am 1. Januar 1927 vorhandenen bezw. im Bau befindlichcn bayerischen Wasserkraftanlagen vorliegt. Lediglich in den durch den Friedensvertrag zum Saargebiet geschlagcnen Verwaltungsbezirken St. Ingbert-Stadt und -Land nebst 11 G em einden des Bezirksamtes H om burg und 15 G em einden des Bezirksamtes Zweibriickcn konnte die Erhebung nicht durchgefiihrt werden. Erhoben wurde die Ausbauleistung bei Vollwasser (grOfite Leistung) in PS.

') Eine Ausnahm c hicrvon machte auch nicht die vortreffliche Schrift der Bayerischen Landeskohlenstelle: „Energiewirtschaft in statistischer Beleuchtung". M iinchen 1922. Verlag Johs. A lb. Mahr.

2) An Anregungen zur einheitlichen Ausgestaltung der Wasserkraft- statistik hat es nicht gefehlt: R i i m e l i n , „Wasserkraftanlagen", S am m lung GOschen, und „Die Wasserkraft" 1920, Nr. 16; O r n i g , „Die Wasserkraft"

1923, Nr. 21/22. Auch der Deutsche Wasserwirtschafts- und Wasserkraft- verband hat einen Vordruck zur Statistik der ausgenutzten Wasserkrafte Deutschlands ausgearbeitet. Vergl. auch L e in e r : „Die ausnutzbaren Wasserkrafte der E rde“, „Die Bautechnik" 1926, Heft 20.

3) Vergl. das allerdings unvoll- standige Verzeichnis der Wasser- kraftelektrizitatswerkc des Deutschen Reiches in „Die deutsche Wasser- wirtschaft" 1923, Nr. 11/12, und die von L u d i n bearbeitete „Statistik der deutschen GroBwasserkraftanlagen"

im Jahrbuch der Deutschen G esell­

schaft fiir Bauingenieurwesen 1926, S. 84.

4) Vergl. auch „Zusam m enstel­

lung der Elektrizitatswerke Wurttem- bergs" aus den Jahren 1912 und 1921, Beilage zu den Verwaltungs- berichten der M ln.-Abt. fiir Strafien- und Wasserbau 1909/10 und 1919/20.

5) „Die Wasserkrafte Bayerns", 3 Bandę. M iinchen 1907.

°) „Die Wasserkrafte des Berg- und Hiigellandes in Preufien und benachbarten Staatsgebieten". Berlin 1914. Ernst Siegfried M ittler und Sohn.

^ „Die bayerischen Wasserkraft­

anlagen zu Beginn des Jahres 1927."

Heft 107 der Beitrage zur Statistik Bayerns. Herausgegeben vom Baye­

rischen Statistischen Landesamt.

M iinchen 1927. J. Lindauersche Universitatsbuchhandlung.

®) Vergl. „Wasserkraftausnutzung in Bayern". Von Dr. M a r q u a r d t .

„Die Bautechnik" 1926, Heft 54, S. 829.

A bb. 1 zeigt die E n t w i c k l u n g d e s A u s b a u e s d e r b a y e r i s c h e n W a s s e r k r a f t a n la g e n . Seit 1909 zeigt sich eine erhebliche Zunahm e des Erschliefiungsfortschrittes, sowohl der A nzahl der Werke, mehr aber noch dereń Leistung naćh. Ober den S t a n d d e r W a s s e r k r a ft- e r s c h l i e f i u n g in Bayern am 1. Januar 1927 g ib t folgende Z usam m en­

stellung Aufschlufi:

A usgebaut un d im Bau

oder In E rw eiterung Noch erschliefibar G esam tleistung

nach A usbau

A usbau­

leistung

M ittlere

1 L eistung

ii Ausbau- M ittlere le istu n g L eistung

Ausbau- | Mittlere le istung | Leistung

PS PS PS

939 710 594 000 II 1

2 717 011 i 1 569 000 j 3 656 721 . 2 163 000

Die bayerischen Wasserkraftanlagen sind danach zu 25,7 % der moglichen G esam tausbauleistung. und zu 27,5 °/0 der erzielbaren ge­

samten mittleren Leistung nutzbar gemacht. Bei Eingliederung der Wasserkraftanlagen in acht verschiedcne WerkgrOBen ergibt sich folgen- des B ild :

Anlagen A usbauleistung

Werkgrofie

PS

Zahl

•n %

silm tlicher A nlagen

-

P S

In % der gesam ten erschlossencn

A usb au ­ le istung

1 bis 10 11 „ 20 21 „ 50 51 „ 100 101 „ 499 500 „ 1499 1500 „ 4999 5000 und mehr

8 066 i 791 1 301 382 288 60 36 17

67,55 15,00 10,90 3,20 2,41 0,50 0,30 0,14

37 106 27 190 42 737 27 475 59 106 49 986 95 510 600 600

3,95 2,89 4,55 2,93 6,29 5,32 10,16 63,91 insgesamt 11941 100,00 i 939 710 100,00

D ie 113 grófieren Wasserkraftanlagen m it A usbauleistungen vcn 500 und mehr PS machen der Zahl nach kaum 1 °/n aller Anlagen aus;

ihre Hochstleistungen stellen jedoch m it 74 60 96 PS rd. 80 °/0 der gesamten derzeitigen A usbauleistung der bayerischen Wasserkrafte dar.

Die fiinf grofiten Anlagen haben eine A usbauleistung von 478 000 PS, d. i. rd. 51 °/o der gesamten derzeitigen Ausbauleistung. Das dcm Laien auffallendste M erkm al unserer heutigen Wasscrwirtschaft: ihre Entw icklung zum Grofiwasserbau, tritt in diesen Zahlen besonders deut- lich hervor.

D ie V e r t e i l u n g der bayerischen Wasserkraftanlagen auf die einzelnen S t r o m g e b i e t e ist folgende:

PS

(4)

806 D I E B A U T E C H N I K , Heft 55, 23. Dezember 1927.

Flufi­

gebiet

Anlagen Ausbauleistung

Zahl

In % sSm tltchcr

A nlagen ' a u s­

gebaut

PS

In % der gesam ten er-

schlossenen A u sb au ­ le istu n g

noch erschliefibar

PS

In % der gesam ten erschlleli- baren A us­

b auleistu n g

insgesam t

PS

D o n a u . . . Rhein . . . Elbe . . . . W e s e r . . .

7 639 3 904 396 2

63,97 32,69 3,32 0,02

861 350 69 543 8 808 9

91,66 7,40 0,94

2 193 333 515 787 7 891

28,20 11,88 52,74

3 054 683 585 330 16 699 9 insgesamt 11 941 100,00 939 710 100,00 2 717011 25,70 3 656 721 Danach vereinigt das Donaugebiet nahezu % samtlicher Anlagcn und iiber "/10 der jetzigen Gesamt-Ausbauleistung. Die D onau selbst hatte bis vor kurzem nur wenige kleinere Wasserkraftanlagen — darunter zwei Schiffsm iihlen — m it einer Ausbauleistung von 205 PS. Seit 1922 ist m it dem Bau der Kachletstufe oberhalb Passau eine grofie Kraftanlage m it 60 000 PS Hochstleistung im Entstehen begriffen. V on den Nebenfliissen im Donaugebiet entfallen auf die:

| Z ahl der Anlagen A usbauleistung PS

stidlichen Donauzufliisse . . . . 4 296 733 634

nOrdlichen „ . . . . | 3 324 67 511

insgesamt 7 620 801 145

Den nOrdlichen Donauzufltissen kom m t som it fiir die Grofikraft- gew innung bei weitem nicht die Bedeutung zu wie den stidlichen. Das D o n a u g e b i e t weist folgenden Stand des Ausbaues seiner Wasser- krSfte auf:

A usbauleistung in PS A usgebaut in % J e r ge­

sam ten er- schlieBbareu A u sb au ­ le istun g

Flufigebiet der

Anlagen aus- gebaut

noch erschliefi­

bar

ins­

gesamt

Donau-HauptfluB . . 19 60 205 233 450 293 655 20,50 I l l e r ... 337 26574 193 591 220 165 12,07 L e c h ... 480 66 870 476 663 543 533 12,30 I s a r ... 772 358 881 520 224 879 105 40,82 I n n ... 1 537 259 882 592 293 852 175 30,50 Sonstige siidl. Donau-

z u fliis s e ... 1 170 21 427 32 055 53 482 40,06 Regen ... 735 18 935 43 994 62 929 30,09 I l z

...

200 15 304 43 565 58 869 26,00 Sonstige nordl. Donau-

z u fliis s e ... 2 389 33 272 57 498 90 770 36,65 G e s a m t- D o n a u g e b ie t 7 639 861 350 2 193 333 3 054 683 28,20

Den Hóchststand des Ausbaues hat die Isar m it 40 ,8 2 % , den niedrigsten die Iller m it 12,07% , wahrend sich im Inngebiet die meisten Wasserkraft­

anlagen befinden. Im oberen Isargebiet tragen 141,6 km 2, im Inngebiet rd. 119,6 km -Seenfiachen zur Vergleichm afiigung des Wasserabflusses bei.

A n der G esam tleistung des Isargebietes haben dessen beide grOfite A nlagen: Walchenseewerk und M ittlere Isar, m it einer Hochstleistung von zusam m en 278000 PS einen A nteil von 77,5%- V om R h e i n g e b i e t kom m t die weitaus grofite Bedeutung dem M ain zu:

Ausbauleistung in PS A usgebaut

Flufigebiet Zahl der j Anlagen j aus­

gebaut

noch erschliefi- i

bar

ins­

gesamt

I gesam ten erschlieC- baren A usb au ­ leistung

M a i n ...

Rhein— Pfalz . . Rhein— Bodensee .

3 195 546 163

60 179 6 690 2 674

i 446 229 1 9 587 59 971

506 408 16 277 62 645

11,88 41,10 4,27 insgesamt 3 904 69 543 515 787 585 330 11,88 Grofiere Entw ickiungsm oglichkeiten bieten sowohl das Main- wie das Bodenseegebiet.

Die bestehenden bayerischen Wasserkraftanlagen dienen den in der folgenden Tabelle angegebenen V e r w e n d u n g s z w e c k e n .

An der allgemeinen Elektrizitats- und Bahnstromversorgung sind am starksten die Wasserkrafte im Flufigebiet der Isar beteiligt (rd. 63 % ). Die elektrochemische und -metallurgische Grofiindustrie hat sich in den Flufi- gebieten der Ilz (Karbid), des Lech (Karbid) und ganz besonders des Inn (A lum inium , Karbid, Kalkstickstoff) angesiedelt. Beispielsweise entfiel auf die aufWasserkraft gestutzte oberbayerische Kalkstickstoffindustrie im Jahre 1925 bereits 41,5 % der gesamten Kalkstickstoffproduktion Deutschlands.9) Bei

Verbrauchs- gruppe

Zahl der Anlagen

A usbau­

leistung

PS

in % der gesamten A usbau­

leistung

Jahres­

betriebs­

stunden auf eine A nlage im D urchschnitt

Elektrizitats- und Bahnstrom-

v e r s o r g u n g ... 969 532 659 56,7 4 624 Elektrochemische und elektro-

metallurgische Grofibetriebe . 8 185310 19,7 8 670 M iihlen und S a g e n ... 8 197 104 845 11,1 2 532 Papier- u. Holzstoffindustrie (nebst

Vervielfaltigungsgewerbe) . . 146 38316 4,1 5 695 T e x tilin d u s trie ... 134 37 427 4,0 3 574 Sonstige gewerbliche Betriebe

verschiedcner Art und rein

landwirtschaftliche Betriebe . 2 487 41 153 4,4 30 14 insgesamt 11 941 939 710 100,0 —

A nnahm e einer BevOlkerungszunahme Bayerns von 6,3 auf 10 M illionen konnen nach den Berechnungen der Obersten Baubehorde fiir die Neu- ansiedlung elektrochemischer und elektrometallurgischer Industrie ohne Schadigung des Allgem elnbedarfs weitere 264 00Ó kW mittlere Wasser- kraftleistung abgegeben werden. D ie M iihlen und Sagen sind die eigent- lichen Vertreter der Kleinwasserkriifte. Im Durchschnitt weisen die M iihlen fur sich eine A usbauleistung von 9,5 PS, die Sagen eine solche von 16,7 PS und die mit dem Sagewerk verbundenen M iihlen eine A us­

bauleistung von 17,9 PS auf.

andere Que//en 0,038 M i/l KWh

A bb. 2. Erzeugung von elektrischem Stroni in Deutschland nach Kraftquellen im Jahre 1925.

Schliefilich verdienen die Erhebungen iiber die B e n u t z u n g s d a u e Y der Wasserkraftanlagen nach Jahresbetriebsstunden Beachtung, die in der letzten Spalte der vorhergehenden Z usam m enstellung aufgenomm en wurden. D ie Benutzungsdauer bildet den besten Wertmesser fiir die A usnutzung des Elektrizitatsunternehmens und zeigt, ob alle Absatz- m oglichkeiten genugend herangezogen sind. Der Ausnutzungsfaktor ist von entscheidender B edeutung fiir die Ausbauwertigkeit von Wasserkraft­

anlagen und ihre W ettbewerbsfahigkeit gegeniiber thermisch erzeugbarer Energie. Der Umstand, dafi bei den M iihlen und Sagen (2532 Std.), in der Textilindustrie (3574 Std.) und in der Elektrizitats- und Bahnstrom- versorgung (4624 Std.) der Ausnutzungsfaktor noch verhaltnismafiig w enig giinstig ist, weist darauf hin, dafi noch M ittel und Wege zu suchen sind, um den Stromabsatz dieser ungeniigend ausgenutzten Werke zu heben.

Dies kann u. a. in V erbindung m it einer klugen Tarifpolitik m it Hilfe der elektrischen W armeindustrie geschehen.

Die vom Statistischen Relchsamt durchgefiihrte Produktionserhebung in der deutschen Elektrizitatswirtschaft fiir das Jahr 192510) bietet Gelegen- heit, in diesem Zusam m enhang auch auf den A nteil der Wasserkraft an der Elektrizitatserzeugung hinzuweisen. Sie gibt (s. a. Abb. 2) folgendes Bild der deutschen und bayerischen Gesamtstromerzeugung bei 7492 deutschen und 1162 rein bayerischen Erzeugerwerken:

9) Vergl. auch .D ie Bautechnik” 1923, Heft 23, S. 393 u. f.

10) Yergl. „Wirtschaft und Statistik" 1927, Nr. 11, S. 495.

(5)

F a c h s c h r if t fiir das gesamte B a u in g en ie u rw e s en . 807

Energie- tptellen

Stromerzeugung im Reicli

Aus- nutzungs-

dauer In Stunden

Stromerzeugung in Bayern

insgesamt

kW h

i'. %

rund

insgesamt

kW h

in °/o

rund

Wasserkraft . . Feste Brennstoffe G a s ...

O l

...

W indkraft . . . Andere Q uellen .

2 851 774 681 15 226 297 621 2 057 440 000 153 626 863 66 281 38 783 496

14.0 75.0 10.0

0,8 0,2

2 795 2 118 4 630 772

1 582 067 000

662 613 000 70.5

29.5

in s g e s a m t 20 327 988 942 100,0 — 2 244 680 000 1 0 0 ,0

W iihrend also von derGesam terzeugung der in dic Statistik einbezogenen U nternehm ungen rd. 11 % auf Bayern entfallen, betragt der Anteil Bayerns an der im Reich erzeugten Wasserkraftenergie rd. 55,5 % . D*e Elektrizitats- erzeugung in Bayern beruhte 1925 zu fast ®/4 auf Wasserkraft. Beachtenswert ist in obiger Zusam m enstellung weiterhin die bessere durchschnittliche Aus­

nutzung der Wasserkraftanlagen gegenuber Dampfmaschinen und Ólm otoren.

O bw ohl Deutschland in der Stromerzeugung in der W eit an zweiter Stelle steht (hinter den U .S . A.), so bleibt es in der Erzeugung auf den Kopf der Bevólkerung noch weit hinter anderen Landem zuriick:

t j Vcrbr«iucli je Einw oh n cr

l' d I l u in kW h

Norwegen 1680

Schweiz 1070

Schweden 533

Deutschland 325

Belgien 292

England 200

D ie an der deutschen Stromerzeugung beteiligten Kraftąuellen s in d :

Bezeichnung Stiick-

zahl

Ihsln lliertę M aścili nen- le istung

kW

in % der Gesnmt- le istun g

Durcli- schnitts- le istung

k\V

Kolbendampfmaschinen u. Dampf-

t u r b i n e n ... 8 635 7 189415 81 833 Wasserturbinen und -rader . . . 3 691 1 020 122 12 276 Ó l m o t o r e n ... 1 512 198 915 2 132 G a s m o t o r e n ... 861 444 395 5 516 W i n d m o t o r e n ... ... 11 203

_

18

in s g e s a m t 14710 8 853 080 100 —

ln diesem Zusam m enhange sei noch auf dic verdienstvollcn karto- graphischen Arbeiten von Prof. Dr. E. T ie s s e n in B e rlin 11) hingewiesen, der mit seiner Kartę der Elektrizitatsverteilung eine der wichtigsten Grnnd- lagen einer einheitlichen nationalen Elektrizitatswirtschaft geschaffen hat.

Leider hat man es bisher unterlassen, diese fiir unserc Volkswlrtschaft wichtige Kartę, die seit Jahren bei der Vereinigung der deutschen Elek- trizitatswerke ruht, zu verOffentllehen oder gar sie jahrlich auf den neuesten Stand zu bringen. V ielleicht entschliefit man sich jetzt nach der neuesten Reichselektrizitatsstatistik dazu, das aufschluBrciche Tiessensche Yerfahren auch diesem wichtigen Zw eige unserer Wirtschaft dienstbar zu machen.

M a r ą u a r d t , M iinchen.

u ) Vergl. ,D ie Bautechnik” 1923, Heft 39, S. 392 und M ltteilungen der Y ereinigung der Elektrizitatswerke vom August 1922, Nr. 318.

Normung des Schotters.

Von SDr.sSiifl., Dr. rer. poi. Haller, Regierungsbaumeister a. D. (Langenau, Wiirtt.) In den Vereinigten Staaten scheint sich die Erkcnntnis durchzusetzen,

daB man bei der Abstufung der Kórnung des StraBenschotters zu weit gegangen ist. Die unsystematische Entw icklung der yerschiedenen Typen bituminoser Dccken fiihrtc allm ahlich zur V erw endung einer grofien Zahl ycrschicdener Kórnuugen, obgleich dic Unterschiede bei den einzelnen Bauweisen oft nut unerheblich sind. D ic zu groBe A bstufung der Kornung hat mehr akadcmische ais praktische Bedeutung, und Decken groBter Dichte lassen sich auch m it einer kleineren Zahl von Kornungen her- stellen.

Die Vcrschiedenheiten der Erfordernisse der Kornabstufung des StraBen­

schotters lassen sich in zwei Gruppen teilen: 1. solche, die durch einen bestimm ten Konstruktionstyp auf G rund praktischer Erfahrungen tat- s a c h l ic h notwendig sind, und 2. solche, die Irtliglich in der M einung der Schotterwerke oder Ingenieure bestehen und in der Regel eher ein Hindernis bilden, ais nfitzen.

Schon vor einigen Jahren hat die A bteilung fiir die N orm ung von Quctschschotter der „American Society for Testiiig M aterials' die Unter­

suchung dieser Angelegenhcit aufgenomm en und inzwischen zu einem gewissen Abschlufi gebracht. Der Arbeitsausschufi hat nun nach einem Berichte in Public Roads, Vol. 8, Nr. 2, 1927, Vorschlage aufgestellt, die die einzelnen M einungen so vieler Ingenieure nicht mehr beriicksichtigen, sondern sich ausschlieBlich an die p r a k t i s c h e n N o t w e n d i g k e i t e n halten. Es handelte sich hierbei nicht allein darum, unnótige Kornungen auszuinerzen, sondern auch darum, Normungen aufzustellen, die in bezug auf die Einrichtung der Schotterwerke wirtschaftlich hergestellt werden konnen. Dies erforderte ein sorgfaltiges Abw agen der praktischen Not­

wendigkeiten geger. die theoretischen Erfordernisse.

Die Beobachtungen erstreckten sich seit Jahren auf iiber 100 grofie Schottergewinnungsanlagcn. An jeder Anlage wurden genaue Daten iiber die Herstellung der handelsiiblichen SchottergróBen m it den yorhandenen Siebtrom m eln iiber die Zeit der Beobachtung erhoben.

Aus den auf diese Weise erhaltenen Zahlen war es m óglich, die Leistung jeder Siebtrommelanlage, soweit sie die Siebe selbst betraf, zu ermitteln.

Andere die Leistung beeinflussende Faktoren, wie der Wechsel der Bescbickung und der Feuchtigkeitsgehalt der Steine, wurden yermerkt und ihre W irkung auf das jeweils bcarbeitete Materiał beriicksichtigt. Die aus diesen Untersuchungen gezogenen F o l g e r u n g e n sind' zusammen- gefaBt nachstehende:

1. Die Lange einer Siebtromm el bceinfluBt die Kornung des zu sortierenden Gesteinmaterials in erheblichcm Grade.

2. Innerhalb der yerhaitnism aflig engen Grenzen der Verschieden- artigkeit der Einrichtung solcher Anlagen haben Durchmesser und G e ­ schwindigkeit der Siebtromm el keinen merkbaren Einflufi auf die Kórnung, wahrscheinlich wegen Yorherrschens anderer ausschlaggebender Faktoren, wie z. B. Schwankungcn in der Beschickung der Siebtrom m el usw., die praktisch nicht im m er ohne weiteres kontrollierbar sind.

3. D ie W irkung iiberhohter Lochung, wegen A bn utzu ng des Siebes, darf praktisch yernachlassigt werden.

4. Kleinere Mengen zu grofier Steine, die sich m anchm al bei den durch Siebtromm eln bestimmter Lochdurchmesscr gewonnenen Haufen finden, kom m en in der Regel von Fehlern in der Schiittkonstruktion,

Vernachlassigung notwendiger Ausbesserungen oder anderen M angeln der Schiittung und A ufbew ahrung des Materials.

5. D ie Kórnung des gesiebten Materials kann m it Sicherheit nicht durch einfache Spczifizierung der Siebtrom m ellochung kontrolliert werden.

6. Es ist weder praktisch, noch notwendig, zu yerlangen, daB alles von der Siebtromm el zuriickgehaltene oder durchfallende Materiał be­

stimmter KorngróBe zwischen den Laboratoriumsieben derselben Lochung liegen soli.

7. Laboratoriumsiebe kónnen zur Kontrolle der im Schotterwerk gewonnenen Kórnung benutzt werden, wenn eine gewisse Toleranz zu- gestanden wird, die einerseits grofi genug ist, um den Unyollkomm en- heiten einer Trommelsiebanlage gebiihrend Rechnung zu tragen, anderseits aber doch so eng ist, um ein gut abgestuftes Materiał zu gewahrlcisten.

8. Die zu gewahrende Toleranz sollte 5 % nach oben und 1 5 % nach unten betragen.

Auch hieraus gcht hcrvor, dafi es fiir die Leistungsfahigkelt einer Schottergewinnungsanlage am yortcilhaftesten ist, nur die sogenannten P r i m a r g r ó f ie n hcrzustellen, d. h. jene oberen und unteren Grenzen einznhalten, die nahe zusam m enliegen, beispielsweise a/4 Z oll bis 11 4 Zoll.

Die Grenzen der yerschiedenen Primargrófien diirfen sich nicht iiber- schnciden und sollen, zusam m engenom m en, die Gesam tieistung der Schotteranlage voll ausnutzen. W eiterhin wurde yorgeschlagen, die Z a h l d e r K o r n u n g e n , wenn móglich, a u f f i in f z u b e s c h r a n k e n , um die bei einer gróBeren Zahl gleichzeitig herzustellender Korngróflen ent­

stehenden erheblichen Mehrkosten zu ersparen.

Auch die Frage einer e i n h e i t l i c h e n B e z e i c h n u n g d e s S c h o t t e r s wurde sorgfaitig gepriift. M an kam dabei zu der U berzeugung, daB die einfachste Bezeichnung jene der unteren und oberen Grenzgrófien, beispielsweise l/4 bis 3/4 Z oll, % bis 1 % Zoil Grofie ist. Materiał von

‘/4 bis % Zoll Grofie entspricht einer Kórnung, bei der wenigstens 8 5 % von einem Laboratoriumsieb mit kreisrundem Lochdurchmesser von V4 Z oll zuriickgehalten und nicht mehr ais 5 % auf einem solchen m it % Zoll Lochdurchmesser zuriickgehalten werden.

Es wurde f o l g e n d e E i n t e i l u n g d e s S c h o t t e r s yorgeschlagen:

0 bis V4 Zoll, i/4 bis % Zoll, % bis l ‘/4 Z °H , 1 lU bis 2V2 Z oll, 2 1/, bis 3 1/ , Zoll.

Diese Trennung geschah auf der G rundlage von Laboratoriumsieben mit runden Offnungen. D ie s w iir d e p r a k t i s c h a m S t e i n ą u e t s c h e r durchschnittlich etwa f o l g e n d e n r e l a t i v e n P r o z e n t s a t z e n e n t ­ s p r e c h e n : 0 bis V4 Zoll 1 0 % , J/4 bis 3/4 Zoll 1 5 % , % bis i y 4 Z o ll 1 5 % ,

l 1/* bis 2«/o Z o ll 3 5 % , 2V2 bis 3 1/, Zoll 2 5 % .

Uber V erw endung des Normenschotters ware folgendes zu sagen:

Die PrimargróBe Vi bis 3/4 Z oll entspricht dem handelsiiblichen '/j-Zoll- Schotter, der ais Splitt bei bitum inósen Makadamdecken des Eindring- yerfahrens, bei gewissen bitum inósen Bctondecken ais Decklage, sowie fiir Unterhaltungszwecke yerwendet wird. Dabei wurde festgestellt, dafi eine Toleranz von 1 5 % nach unten ein gut gekorntes Materiał g ib t und eine wirtschaftliche Erzeugung ermóglicht. D ie nSchstfoIgende Grofie, % bis l ‘/4 Z oll, ist der handelsubliche Zollschotter m it derselben Toleranz von 1 5 % . Er kann entweder allein fiir die Zwischenschicht bitum inóser M akadam deckęn oder in Yerbindutig m it der >/4- bis :V4-Zoll-Kórnung zu

(6)

808 D I E B A U T E C H N I K , Ilcfi 55, 23. Dezember 1927.

gewissen bituminOsen Betondecken oder Zem entbetonzuschlag verwendet werden, wobei im letzteren Falle die KOrnung \'/4 Zoll nicht iiberschreiten darf. Schotter m it l>/4 bis 21/., Zoll Korn wird iiberwiegend fiir Makadam- decken, und zwar wassergebutidene und solche m it nach dem Eindring- verfahren hergestellten verwendet. Gegen letzteren Verwendungszweck ist eingewendet worden, dafi m it einer Kornung von 2 bis 3 Z oll bessere Ergebnisse zu erreichen seien. E ine Durchsicht der Ausfiihrungsvorschriften solcher Decken in 27 Einzelstaaten zeigt aber in dieser Hinsicht eine verschiedene Praxis. Der Ausschufi fiir Schotternormung ist derzeit gcneigt, fiir bituminOse M akadam decken von mehr ais 3 Zoll Starkę Schotter von 2'/o bis 3V2 Zoll Korn zuzulassen.

W ir haben nun drei Primargrofien, die zusam m en das Ergebnis des Quetschers von i/i bis 2 '/2 Zoll K o m darstellen. W enn diese drei Kornungen in zweckmafiiger Weise verm engt werden, lafit sich aus ihnen ein geradezu ideales Aggregat fiir Betonpflaster herstellen, dessen Korn- grofie 2V2 Z o ll nicht iibersteigen darf. Vor kurzem vom „Bureau of Public Roads" in V erbindung m it der „New Jersey State H ighw ay Com m ission"

ausgefiihrte Untersuchungen zeigten, daB die E r g i e b i g k e i t d e s B e to n s bei gegebenen Materlalm engen wesentlich beeinflufit wird durch die K ornung des groben Aggregates. So wurde beispielsweise gefunden, dafi bei einer M ischung 1 : l 3/4 : 3 l/2 unter V erwendung von geąuetschtem Trap- rock ais Grobaggregat und einer gleichmafiigen KOrnung zwischen 2*/2 und V« Z oll 6,18 Sack Zem ent auf 1 Kubikyard Beton erforderlich wurden im Vergleich zu 6,72 Sack Zem ent bei W eglassung der feinen Zuschlag­

stoffe unter 1 Z oll Korn. Dies entspricht einer Ersparnis an Zem ent von

etwa V2 Sack fur 1 Kubikyard (0,76 m 3) fertigen Beton. D abei ist allerdings zu beachten, dafi bei einem M ineralgem enge mOglichst grófier Dichte ein grOBeres G ew icht an Schotter erforderlich wird, ais bei einer m angelhaft abgestuften M ischung unter W eglassung feiner Kornungen. Im H inblick auf diese Tatsache wird, wirtschaftlich gesprochen, die Erparnis an Zem ent wieder beeintrachtigt. J e d e n f a l l s is t e in e r s p a r s a m e n H e r s t e l l u n g d e s B e t o n s b i s h e u t e n o c h n ic h t d ie A u f m e r k s a m k e i t g e w i d m e t w o r d e n , d ie ih r in A n b e t r a c h t d e r d a b e i in F r a g e s t e h e n d e n w i r t s c h a f t l i c h e n W e r t e z u k o m m e ń s o l l t e .

W enn wir annehm en, dafi die ideale Kornungskurve fiir Schotter zwischen 1/i und 2 '/2 Zoll Korn etwa eine Gerade ist, die nach T a y lo r und T h o m p s o n der grOfiten Dichte entspricht, so miifite die M i s c h u n g d e r d r e i g e n a n n t e n h a n d e l s i i b l i c h e n K o r n g r o B e n i n f o l g e n d e m V e r h a l t n i s geschehen:

I ‘/4 bis 2 ‘/o Z oll G r o f i e ... 60°/0

% bis 1VI Zoll G r o f i e ... 2 5 % V4 bis 3/4 Z oll G r O f i e ... 1 5 % .

Dies ist aber nahezu das Verhaltnis, in dem diese KorngroBen bei der normalen Erzeugung gewonnen werden; es wiirde zugleich auch fiir den Hersteller das vorteilhafteste sein, wenn er nicht iiberwiegend Korn- grOfien zwischen l/« und 3/i Z oll bedarf, was haufig der Fali ist.

Die angegebenen Normalschotterkórnungen sind von der „American Association of State H ighw ay Officials", dem „Federal Specification Board“

und der „Asphalt Association" anerkannt und angenom m en worden.

au ,. Rccme Yorbełiatten. p as Bruckenbauwesen der Staatseisenbahnen in der Sowjetunion.

Von S ch ape r.

Gelegentlich einer beruflichen Reise nach M oskau konnte ich mich dank den bereitw illigen Auskiinften und dem Entgegenkom m en des Verkehrskommissariats iiber das Bruckenbauwesen der Eisenbahnen der Sow jetunion unterrichten. D ie dortigen Einrichtungen sind lehrreich und durften allgemeines Interesse haben.

Dem Verkehrskommissariat unterstehen die Eisenbahnen, W ege, Fliisse und der Schiffsverkehr. Jedes dieser vier Gebiete wird in einem be­

sonderen Zentralam t bearbeitet. Neben den Zentraiamtern steht ein

„Technisches K om itee", das sich in den „Rat des technischen Komitees"

und in vier Experim entalabteilungen 1. fiir Ingenieuruntersuchungen, 2. fiir Fahrzeuge und Brennstoffe, 3. fiir Baustoffe und 4. fiir Elektrizitat gliedert. Der „Rat des technischen Komitees" priift grofie Bauentwiirfe und Musterentwiirfe. Den einzelnen Experimentalabteilungen obliegt das wissenschaftliche Untersuchungswesen ihres Gebietes.

Das Eisenbahnzentralamt hat vier A bteilung en: 1. fur Briicken und Gleise, 2. fiir Fahrzeuge, 3. fiir den Verkehr und 4. fiir das Signal- und Fernmeldewesen.

Abb. 1. Alte Brucke iiber die Oka.

/ 1

Y

1

f 7,875 6.625^6625

^ --- — ---7 1 1 3 0 --- 6.825 ^J675

A bb. 2. Form der Stronniberbauten der neuen Brucke iiber die Oka.

Unter der A b te ilun g fiir Briicken und Gleise steht ein grofies Briicken- bureau, in dem die Musterentwiirfe und die Entwiirfe fur grofie Briicken bearbeitet werden. Es fiel mir auf, dafi auch D am en ais D iplom ingenieure im Bruckenbureau beschaftigt sind. Der Vorstand des Bureaus be- zeichnete die Leistungen der D am en ais durchaus vollw ertig. D ie Entwiirfe fiir kleinere Briicken werden bei den Eisenbahndirektionen ausgearbeitet.

Die A bteilung fiir Ingenieuruntersuchungen des technischen Komitees hat eine kleine Hauptstelle fiir Briickenpriifungen, der drei Briicken- prufungsstellen m it dem Sitz in Moskau, K iew und Leningrad unterstehen, und eine Oberbaupriifungsstelle. Den Briickenpriifungsstellen des tech­

nischen Komitees obliegen die w i s s e n s c h a f t l i c h e n U n t e r s u c h u n g e n der Briicken nach einem Piane der Hauptstelle. D ie sechsjahrlichen Hauptpriifungen der Briicken werden von drei Briickenpriifungsstellen des Eisenbahnzentralamtes, die ihren Sitz in Kiew, Saratów und Sibirien haben, durchgefiihrt. Die jahrlichen Nebenpriifungen der Briicken obliegen den Vorstanden der Betriebsamter. Die Ergebnisse aller wissenschaftlichen Untersuchungen, aber auch die der sechsjahrlichen H auptpriifungen werden im technischen Kom itee ausgewertet. — In den letzten sieben Jahren sind 700 Briicken m it ungefahr 2000 Oberbauten nach einem Verfahren, das Prof. S t r e l e t z k y in der „Bautechnik" 1927, Heft 41, beschrieben hat,

vom technischen Kom itee w i s s e n s c h a f t l i c h untersucht worden. Bei diesen Untersuchungen wurden zuerst Leunerapparate benutzt, jetzt werden fiir statische Untersuchungen Spannungsmesser von H u g g e n b e r g e r und fiir dynamische Untersuchungen Spannungsmesser von G e i g e r verwendet.

Durch die wissenschaftlichen Untersuchungen wurde die innere Arbeit der Briicken unter dem Einflusse der bewegten Lasten und dam it der Zustand der Briicken festgestellt. Das technische Komitee hat dam it eine grofiartige, hochwichtige A rbeit geleistet und in d ie s e r H i n s i c h t das Briickenwesen der Sow jetunion an die erste Stelle unter allen Landern gebracht.

Auch sonst haben die Eisenbahnen der Sow jetunion in den letzten Jahren viel fiir ihre Briicken getan. In diesem Jahre sind z. B. dic zu schwachen Oberbauten von 230 Briicken m it einer G esam tlange von rd. 10 km durch starkere Oberbauten, die einem unseren Lastenzug N noch tibertreffenden Lastenzuge gewachsen sind, ersetzt worden. Die Briicken werden im Generalvertrag vom Eisenbahnzentralam t an dieVer- einigung der Briickenbauanstalten, die w ie alle anderen U nternehm ungen staatlich sind, zu einem jahrlich festzusetzenden einheitlichen Einheits- preise vergeben. Dieser betragt in diesem Jahre rd. 400 Rubel fiir die Tonne. D ie V ereinigung der Briickenbauanstalten verteilt die Auftrage und regelt die Preise fiir die vcrschiedenen Auftrage. Ich hatte Gelegen- heit, m ir die im Bau begriffene zweigleisige Eisenbahnbrucke iiber die Oka bei Serpuchow, siidlich von Moskau, anzusehen. Die neue Brucke wird neben der alten, in den 6 0 er Jahren des vorigen Jahrhunderts er- bauten, vereinigten Eisenbahn- und Strafienbriicke errichtet. D ic alte Briicke m it Gitterwerk-Haupttragern iiber dem Strom und eigenartigen, an die Erfindung von Gerber anklingenden Kragtragern iiber den Seiten- strafien (Abb. 1) bleibt ais Strafienbriicke erhalten. Die neue Brucke zeigt acht, zu zweien nebeneinanderliegende, 111,3 m w eit gespannte, eingleisige Halbparabeltrageruberbauten (Abb. 2) iiber den Stromoffnungen, zwei neben­

einanderliegende, unter der Fahrbahn angeordnete Halbparabeltrager von 44 m Stiitzweite und vier, zu zweien nebeneinanderliegende Blechtrager.

Die Oberbauten werden auf festen, in der einen der beiden Gleis- achsen liegenden Geriisten zusam m engebaut, zuerst die zur anderen Gleis- achse gehorigen Oberbauten und nach dereń seitlicher Verschiebung die anderen Oberbauten. Die Geriiste sind sehr gut durchgebildet und aus- gefiihrt, ebenso die grofien holzernen M ontagekrane. D ie Niete werden im Akkord geschlagen, und zwar mehr m it der H and ais m it dem Druckluft- niethammer. Der russische Arbeiter liebt den Druckluftnietham m er nicht.

In einer Schicht von acht Stunden werden von einer N ietkolonne im Mittel 250 Niete geschlagen. Fiir einen geschlagenen Niet erhalt die N ietkolonne zehn Kopeken. Auch der Einbau der Eisenteile wird im Akkord durch­

gefiihrt; fiir 1 t eingebauter Konstruktion werden 12 Rubel gezahlt. Fiir den Zusam m enbau sind drei Schichten von je acht Stunden angesetzt;

genietet wird dagegen nur in einer Tagesschicht. An den Arbeiten war nicht viel auszusetzen, allerdings werden an das Passen der Nietlocher bei uns hOhere Anforderungen gestellt. Der Arbeitsfortschritt mufi ais durchaus gut bezeichnet werden. Die Arbeiten wurden am 1. M ai 1927 begonnen; sie werden am 15. Februar 1928 beendet sein.

Ais ich die Arbeiten auf der neuen Brucke besichtigte, befOrderte eine D iesellokom otive einen G iiterzug iiber die alte Brucke, und ein Flug- zeug zog seine Bahnen iiber uns. Ein Zeichen, dafi die Sowjetunion auch in den Yerkehrsmitteln nicht riickstandig ist!

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F a c h s c h rift fiir das gesamte Bauin gen ie urw e sen . 809

rbctiaitcn. Q je Aufnahme von Tiefenplanen bei Modellversuchen.

Von Dipl.-lng. B. Kressner, Konstr.-Assistent an der Yersuchsanstalt fiir Wasserbau der Technischen Hochschule Danzig.

Zur Festlegung und Wiedergabe der Ergebnisse von iModellversuchen aus den Gebieten des FluB- und Seebaues, bei denen die Gestaltung des Untergrundes und seine Veranderungen infolge strómenden Wassers eine wesentliche Rolle spielen, miissen Tiefenplane angefertigt werden. Bisher war es ttblich, die Tiefenplane auf G rund gemessener oder m it Hilfe selbstschreibender Apparate aufgenomm ener Querprofile auf zeichnerischem W ege zu bestim m en. Zur Aufnahm e der Querprofile dienen Pantographen oder photogrammetrische Profilzeichtier. Trotz dieser H ilfsm ittel erfordert die Zeichnung der Tiefenplane eine grofie M iihe und fiihrt zu Ungenauig- keiten, falls nicht sehr viele, eng benachbarte Profile aufgenomm en werden.

In vielen Fallen wird sich daher das folgende Verfahren schneller und m it grdfierer G enauigkeit durchfiihren lassen.

Der Gedanke, der diesem Verfahren zugrunde liegt, besteht darin, dic Tiefenlinien im M odeli selbst durch ausgelegte weifie Baum w ollfaden kenntlich zu machen.

Abb. 1. Tiefenplan eines Modellstrandes vor Beginn eines Yersuches.

Nach beendigtem Einbau des Modelles . oder nach Abschlufi eines Versuches, der ausgewertet werden soli, wird die Versuchsrinne bis zu der HOhenordinate, die der hóchsten Schichtlinie des gewiinschten Tiefen- planes entspricht, m it Wasser angefiillt. A m Rande dieses ruhenden Wasserspiegels wird der erste B aum w ollfaden ausgelegt, er stellt die erste Schichtlinie dar. M it H ilfe des Abflufiventiles der Versuchsrinne wird sodann der Wasserspiegel um den Hohenunterschied zweier Schicht- linien abgesenkt, wobei der neue Wasserspiegel m it Hilfe eines Pegels oder Spitzenmessers genau eingestellt werden kann. Dem Rande dieses Wasserspiegels folgend kann nun die zweite Tiefenlinie durch Auslegen eines weiteren Fadens gekennzeichnet werden. W ird die Versuchsrinne auf diese Weise allm ahlich v o llig entleert und bei jedem Wasserstande, dessen H ohe der nachst tieferen Schichtlinie entspricht, ein neuer Faden ausgelegt, so ist auf dem trockenen M odeli schlieBIlch ein vollstandiger Tiefenplan vorhanden. Endlich wird das ganze Versuchsfeld m it einem lotrecht dariiber aufgestellten photographischen Apparat aufgenomm en.

D ie A ufnahm e liefert den fertigen Tiefenplan.

Da die Schichtlinien m it Hilfe des Wasserspiegels bestim m t sind, geben sie ein recht genaues Bild der vorhandenen Tiefenverhaltnisse.

Irrtiimliche Linienfiihrungen sind kaum mflglich, wenn die Faden sorgfaitig verlegt werden. Besonders geeignet sind Baum w ollfaden, die sich bei der Beriihrung m it deni feuchten Sande sofort vollsaugen und auch beim spateren Austrocknen gut liegenbleiben. Reine W olle hat sich dagegen ais ungeeignet erwiesen, da sie sich nicht ansaugt und leicht von dem zuriickgehenden Wasser schwimmend fortgefuhrt wird.

Ais Beispiel mógen zwei Tiefenplane dienen, die in der Yersuchs­

anstalt fur Wasserbau an der Technischen Hochschule der Freien Stadt D anzig hergestellt wurden. A bb. 1 zeigt einen aus Sand gebildeten Meereśstrand m it gleichmafiiger N eigung v o r B e g in n eines Versuches.

Nach dem beschrlebenen Verfahren sind die auf dem Bilde sichtbaren Schichtlinien kenntlich gemacht worden. Die an den Tiefenlinien stehenden Zahlen sind aus starkem Papier ausgeschnitten und auf das trockene M odeli gelegt worden, nachdem die Baum wollfaden verlegt waren. Diese Zahlen bezeichnen die nach dem M odellmafistabe umgerechneten Tiefen der Natur in Metern. Nach der photographischen Aufnahm e des so vor- bereiteten Modellstrandes wurden die B aum w ollfaden und Zahlen w ie d e r e n t f e r n t . In einem zweistiindigen Versuch wirkte nun die Brandung von 4,3 cm hohen W ellen auf diesen Strand, N a c h A b s c h l u B des y e r ­ suches wurde nach demselben Verfahren ein neuer Tiefenplan des Strandes hergestellt, indem die Yersuchsrinne wieder schrittweise entleert und am

A bb. 2. Tiefenplan desselben Strandes nach dem Yersuch.

Rande jedes nacheinander eingestellten, ruhenden Wasserspiegels ein Baum wollfaden ausgelegt wurde. Abb. 2 zeigt diesen neuen Tiefenplan, wahrend Abb. 3 die Querprofile des vor und nach dem Versuch vor-

handenen Strandes an den Stellen a — b dar- stellt. Das Querprofit des Strandes m it glelch- mafiiger N eigung vor Beginn des Versuches ist in Abb. 3 durch eine gestrichelte Linie, und das Profil des Strandes nach dem zw eistiindigen Versuch durch den ausgezoge- nen Linienzug gekenn­

zeichnet worden. Bei einem Vergleich beider Tiefenplane und der Querprofile treten dic im Laufe des Versuches geanderten Neigungen des Strandes und die Ent- stehung eines Riffes deutlich in Erscheinung.

Bei Modellversuchen wird sich dieses Verfahren sehr haufig anwenden lassen; es vereinigt die Vorteile groBer G enauigkeit m it geringem A ufw and an Zeit und Arbeit. W erden zur Erganzung noch einige Querprofile auf- gemessen, so sind fiir eine genaue Auswertung der Versuche ausreichende Unteriagen vorhanden.

Abb. 3. Querprofile a—b des Strandes.

aiic Rechte „orbeh.ite*. Wasserstrafien im Odergebiet.

(Yortrag des Oberregierungsbaurats K rie g auf der Tagung des „Verkehrsverbandes O stm ark” am 10. November 1927 in Die Verbesserung der natiirlichen Abflufiverhaitnisse der O d e r riihrt

von Friedrich dem Grofien her. M it unvergleichlichcn Erfolgen wurden der Oderbruch, Warthebruch und untere Netzebruch zu Kultur- und Siedlungsland gemacht. W aren diese Arbeiten auch in der Hauptsache auf Verbesserungen der Landeskultur gerichtet, so wurden durch sie doch auch die Schiffahrtverbindungen erheblich verbessert. PlanmaBige Be- strebungen zur V e rvollkom m nung der Schiffahrt des Oderstroms und der unteren Warthe und Netze wurden aber erst im Laufe des 19. Jahr- hunderts m it Nachdruck betrieben. Diese nahm en nach Errichtung der einheitlichen Oderstrom bauverwaltung in den 70 er Jahren raschen Fort- gang. Die Begradigung des Flufilaufes, die Festlegung der Stromlage

Landsberg a. d. Warthe.) m it Hilfe von Regulierungsbauten und die Einschrankung des Hoch- wasserprofils durch Deiche sorgten fur eine durchgehende gleichmafiigc Wassertiefe. Durch die in den 90er Jahren eingeleitete Kanalislerung der O der oberhalb Breslau und der Netze oberhalb der D ragem iindung wurde dort eine Mindestwassertiefe von 1,5 m gesichert. Heute sind Schiffe bis 780 t auf der Oder schon keine Scltenheit mehr. Freilich konnen sie vollgeladen nur bei giinstigem Wasserstande verkehren. Der freie Strom unterhalb Breslau versagt in trockenen Zeiten. Eine durch- greifende Verbesserung dieses Zustandes soli durch die im Gesetz vom 30. Ju li 1913 angeordneten M afinahmen erreicht werden, das ist weiterer Ausbau des Stromes und Ottm achauer Staubecken. D ie Feinregulierung von

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810 D I E B A U T E C H N I K , Heft 55, 23. Dezember 1927.

Brcslau abwarts bis Lebus ist seit Jahren im Gange. Sie besteht im wesent­

lichen In der Festlegung der Stromrinne m it Hilfe eines Buhnensystems und durch Deckwerke, ferner in der Abflachung der K rum m en (s. z. B. Abb. 1) und einigen Durchstichen. Der Ouerschnitt, insbesondere die B ildung der BuhnenkOpfe, ist so gewahlt, daB der gewohnliche Wasserstand mog­

lichst unver;indert beibehalten w ird, um die landeskulturellen Belange nicht zu beeintrachtigen. Bei der gem ittelten kleinsten Wassermenge der

Abb. 1. Abflachung der O derkrum m ung bei Reinberg.

sechs wasserarmsten Jahre von 1900 bis 1909 („Ausbauwasserstand") wird eine Wassertiefe von 1,40 m angestrebt. Sinkt die W asserfiihrung der O der noch weiter herab, dann tritt das Staubecken von Ottm achau in Tatigkeit. Dieses soli an die Oder ZuschuBwasser abgeben, so dafi der Ausbauwasserstand mOglichst erhalten wird. M it A usnahm e von ganz besonders diirren Jahren, wie 1911, 17, 21 und 23, wird es moglich sein, das gesteckte Ziel zu erreichen. Die Durchfuhrung dieser Verbesserungen wird erst abgewartet werden miissen, ehe an die Erfiillttng weitergehender W iinsche gedacht werden kann. Redner wies darauf hin, daB die Oder von der Natur m it dem oft schroffen Wechsel ihrer Wasserstande ftir die Schiffahrt keineswegs giinstig ausgestattet sei. Die von der Provinz Schlesien seit 1903 errichteten 18 Hochwasser-Staubecken m it insgesanit 112 000 000 m 3 Inhalt haben auf die Niedrigwasserfuhrung nur geringen EinfluB, weil sie meist im Gebiete des Bobers liegen und der O der erst unterhalb von dessen M iin d u n g bei Crossen zugute kom m en. Das Stau­

becken O ttm achau wird dagegen der freien OderwasserstraBe schon von Breslau ab zu Hilfe kom m en. Dieses Staubecken an der Glatzer Neifie ist von 150 untersuchten Becken ais das geeignetste festgestellt worden.

Es erhalt einen R aum inhalt von 135 M ili. m 3, von denen 90 M ili. ais ZuschuBwasser und 40 M ili. ais Hochwasserschutzraum dienen sollen.

So wiirde es in der Lage sein, kleinere und mittlere Hochfluten ganz aufzunehm en, grOBere Hochwasser der Neifie, und dam it der O d er, in yorteilhafter Weise zu dampfen. Die dam it verbundene Wasserkraftanlage wird rd. 10 M ili. k W h im Jahre leisten. D ie Errichtung dieses gewaltigen Staudam m es aus Erde (er wird 6,5 km lang und bis 15 m hoch) verlangte umfangreiche eingehende Voruntersuchungen. • Eine tiberstiirzte, nicht vo llig sichere Ausfiihrung konnte unabsehbare Folgen haben. Die mit Nachdruck betriebenen Vorarbeiten sind so w eit, daB voraussichtlich im nachsten Friihjahr die Erdarbeiten des eigentlichen Staudam m es in Angriff genom m en werden konnen. Zurzeit wird bereits die Eisenbahnlinie O tt­

machau— Patzschkau yerlegt. Es sind rd. 6 M ili. m 3 Erde in den Stau-

dam m einzubauen. D azu kom m t das grofie massive GrundablaBbauwerk, das m it verschliefibaren

Offnungen

versehen wird. D ie gesamte Anlage wird rd. 55 M ili. R.-M. erfordern. D ie dafiir vorgesehene Bauzeit von fiinf bis sechs Jahren ist nicht lang bemessen.

D ie Oder-Wasserstrafie ist m it Recht die Lebensader Schlesiens genannt worden. Die maBgebenden Stelien werden stets dafur eintreten, dafi sie es bleibt. In Oberschlesien insbesondere handelt es sich darum, was auch schon der Oder-Wasserstrafienbeirat in seiner Sitzung vom 21. April 1927 in einer EntschlieBung zum Ausdruck gebracht hat, den Transportweg zwischen dem oberschlesischen Montan-Revier und Cosel-Oderhafen zu verbilligen und leistungsfahiger zu gestalten. In seiner jetzigen G estalt ist der Klodnitz-K anal ais Schiffahrtweg fast bedeutungslos. O b es wirtschaftlich yertretbar sein wird, einen neuen Grofi-Schiffahrtweg zu bauen, wird von den eingeleiteten Vorarbeiten abhangen. Schwierig wiirde sich die Speisung des Kanals gestalten. Aber die Kohlenbergwerke kom m en dem Kanał entgegen. Sie brauchen zur A usfiillung der abgebauten starken KohlenflOze viel Sand. Es liegt nahe, die durch Sandgew innung bei Sersno entstehenden grofien Becken zu Staubecken auszubauen. Auch fiir die Anreicherung der Oder selbst werden diese Becken In Frage kom m en. Da aufierdem bedeutende landeskulturelle Vorteile erreichbar sein wurden (Siedlungsland wiirde frei, das verschmutzte Klodnitz-Wasser wiirde geklart und Hochwasserschaden wurden verm ieden), so sind die Aussichten nicht ungiinstig. Das Reichsverkehrsministerium wird ftir diesen Bau eintreten. Neben der Priifung des Schiffahrtweges wird an­

gestrebt, die Umscblageinrichtungen in Cosel selbst und iiberhaupt den S c h iffa h rtb e tr ie b zu yerbessern. Die Reichsbahn beabsichtigt, die alten Kohlenkipper durch neuzeitliche Anlagen mit fahrbaren

Kohlen-

taschen zu ersetzen. W esentliche Erleichterungen und Beschleunigung des Beladungsgeschaftes werden davon erhofft. Ferner ist die Oder- strom bauverwaltung erm achtigt w orden, einen Raupenschlepper zu be- schaffen, der zunachst versuchsweise ein schnelles Ein- und Ausfahren der K ahne in eine Schleuse herbeifiihren soli. Eitie wesentliche Betriebs- yerbesserung wird auch die mechanische Schleppvorrichtung an der Ranserner Schleuse durch einen endlosen Seilantrieb bringen. Aufierdem ist eine zweite grofie Schleppzugschleuse in Ransern geplant. Diese hat besondere Bedeutung, da sie nicht nur die Leistungsfahigkeit der jetzigen Schleuse, die den zużeiten auftretenden gewaltigen SchiffahrtstoBen nicht gewachsen ist, erhohen muB, sondern auch aus Sicherheits- griinden notw endig erscheint. Schliefilich wird die Schleuse auch des­

halb zu einem dringenden Bediirfnis, weil die Odersohle unterhalb Breslau in den letzten Jahren eine bedenkliche Absenkung erfahren hat. Das Reichsverkehrsministerium hofft die zunachst dem Neubau noch entgegen- stehenden finanziellen Schwierigkeiten zu iiberwinden. Fiir den Schiffahrt­

betrieb von hOchstem Vorteil sind auch Erweitcrungen und Neubauten yerschiedener Brucken gew esen, z. B. iiber die Netze bei Driesen und bei Zantoch, ferner dic Warthebriicke in Landsberg. An der O der sind die Briicken in Tschicherzig und Leubus zu nennen und die Eisenbahn- briteken in Deutsch-Nettkow und bei Kiistrin. W eitere U m bauten sind in Aussicht genom m en in O ppeln und Neusalz. A uf Fragen weiterer Ausgestaltung des OderwasserstraBennetzes iibergehend, betonte der Redner gegeniiber oberschlesischen Befiirchtungen, dafi an den Ausbau einer K analverbindung von Mahrisch-Ostrau m it der O der auf deutschem G ebiet erst gedacht werden konne, wenn eine V erbindung von der Donau bei W ien bis zur deutschen Grenze bei Oderberg gesichert und im Bau fortgeschritten sein wiirde.

Beachtung yerdienen zwei von privater Seite aufgestellte Kanal- entwurfe fiir eine V erbindung von Elbe und Oder. Beide sind noch nicht abschliefiend durchgearbcitet. Nur soviel lafit sich sagen, dafi die Strecke Elbe— Senftenberg (Braunkohlenrevier) yielleicht wirtschaftlich yer­

tretbar sein wiirde. D ie zweite Linie wiirde dcm Spreegebiet, gegebenen- falls auch der Wasseryersorgung Berlins von N utzen sein konnen.

Abb. 2. Das Schiffshebewerk von Nieder-Finów

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