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Englands zukiinftige Wirtschaftspołitik

W dokumencie Stahl und Eisen, Jg. 39, Nr.41 (Stron 31-36)

Das W ort Sir E dw ard G ro y s , England werde kaum mehr zu leiden haben, wenn es sich am K rieg beteilige, ais wenn es ihiYi fernbleibe, h a t sich nicht bew ahrheitet, yiel- mehr h a t England seine so oft yorgebrachten Redewendun- gen, der K rieg sei fur England ein Geschaft und das Ge- schaft gehe wie gewohnlich, bald fallen lassen mussen.

Seine In d u strie und rffein H andel, diese beiden Grundpfeiler der englischen Volkswirtschaft, haben sich genotigt ge- sehen, im Verlaufe des Krieges ihre K rafte u n ter Ver- nachliissigung des Auslandsgeschaftes ganz in den Dienst der K riegsw irtschaft zu stelien; die Heranziehung aller yerfugbaren K apitaląuellen u nd dio Inanspruchnahm e auslandisohen K redits im groBen Umfange haben weiter dazu beigetragen, die V orm achtstellung Englands auf dem W eltm arkte zu beseitigen. S ta tt des einen W ettbewerbers, D eutschland, zu dessen Y em ichtung es in den K am pf ein- tr a t, sieht es sich je tz t nach FriedensschluB zwei Machten gegenuber, die ihm den W eltm arkt streitig machen, den Yereinigten S taaten yon A merika und Ja p a n , dereń

Industrien einen ungeahnten Aufschwung genommerł hatten, seitdem D eutschland und E ngland ais Ausfuhr- lander groBen Stils ausgeschieden sind, und dereń Schiffs- yerkehr gleichfalls eme entsprcchende Zunahme auf- weisen kann. An beide L ander h a t das Inselreich wićhtige Abnehm er yerloren oder muB sich m it ihnen in das Ge­

schaft teilen. Wahrlich, Lloyd George h a t sioh ais schlechter Prophet erwiesen, wenn er zu E nde des Jahres 1914 aus- gesprochen hat, daB w ahrend des Krieges und dos Zeit- raum es des W iederaufbaues den E ngliindem in den neutralen W eltm arkten tatsachlich kein W ettbewerb, m it Ausnahme des amerikam schen, entgegentreten werde, und daB England, da A merika die Nachfrage auf keinen Fali werde befriedigen konnen, diese Jla rk te praktisch be- herrsehe. DaB es in W irklichkeit ganz anders gekommen ist, erkennt je tz t in E ngland jederm ann, und n u r darin h a t Lloyd George R echt behalten, daB unm ittelbar naob dem Kriege ungeheuere Anforderungen an die industriello Leistungsfahigkeit des Inselreiches gestellt werden w urden.

1228 S tah l und Eison. WirUchaflliche Rundschau. 3 9 . J a h r g . N r . 41.

Es bedarf in W ahrlioit groBter A nstrengung fur England, / das Vprlorenę wieder einzuholon, utld ob das sobaki ge-

lingen wird, erscheint um so zwoifelhafter, ais das englisoho W irtschaftslebon in ahnlieher Weise, wenn auoh nioht im gleichen AusmaBe wio das deutsohe, von groBen Gefahren bedroht ist. Dazu gohort in erster Reihe der stiindig waehsende Kohlenmangel, dazu gehort ferner, daB die A rbeiterschaft iiuBerst unruhig goworden ist und immer wieder ausbrechendo Streiks eine geregelte Erzeugung verhindern. Golingt es England nioht, seine riesenhafto passive Handelsbilanz zu besoitigen, indem es einerseits die heimische Industrie ganz allgemein zu starkster Be- tiitigung anregt un d dadurch dio Auslandswaron vom inlandisohen M arkte yerdriingt, und indem es anderseits sein Augenmork in Sonderheit auf die H erstellung aus- zufiihrcnder W aren riohtot, so riickt sein w irtsehaftlieher Zusaminenbruch in bodrohlieho Nalie. Die óffentiiohe Meinung in England h a t sich all dieser Dinge m it groBtor Lebhaftigkeit bem achtigt, und die Erórterungen dariiber in dor Tages- und Fachpresso breohen nioht ab. Dio Hebung der Erzeugung und dio A usbreitung des Handels sind uberall dio H auptforderungen. D aneben wiinsoht m an einen sohnelleren Ausbau der Handelsflotte und verlangt fu r den heimischen M arkt Sohutz gegen aus- liindischon W ettbewerb, insbesondere gogen die Schleudor- verkiiufo und dio Uoberschwemmung m it Ausfuhrwaren solcher Staaten, deren schleohte W ahrung oino Ausfuhr besonders begiinstigt. Die englische Regierung ist ilirer- soits eifrig bem iiht, den N euaufbau der Industrio durch gesetzgeberische MaBnahmen zu fordem und dabei den Wunsclion von Industrie und H andel naoli Moglichkeit gereolit zu werdon. In wclclier R ichtung das geschehon soli, zoigt die groBe Rede, die Lloyd George am 18. August 1919 im U nterhause gehalen und in der er d ie R io h t-li ni e n d o r k i l n f t ig o n W ii - t s o h a f t s p o li t i k klar-

gelegt h a t. Lloyd George h a t dann in einem Schioiben an dio Presso seine Redo nochmals zusammengefaBt und in einigen P unkten erganzt. Das wiohtigste daraus geben wir nachstehcnd wieder.1)

Lloyd George w endet sich in seinem Briefe zu n ach st s o z i a l p o l i t i s c l i e n F r a g e n zu. U eber die A rbeitszeit und Lohne teilt er m it, daB dem P arlam en t kurzlich ein Gesetzentwurf vorgelegt sei, der die Lohne u n d Arbeits- stundon auf A ntrag des „ J o in t Committeo of tho N ational Industriel Conferonco“ festsetze. Dio Riclitlinion des Gesetzentwurfes sind: 1. Einfuhrung oiner einheitlichen Hoehstarbeitswoche von 48 Stunden, ausgenommen fiir bestinunte Gewerbo m it besonderen YerhiUtnisaen, wio , Landw irtschaft, H andelsflotte, hiiusliehe Beschaftigung und Beschaftigung im Freien u nd 2. E infuhrung eines M indestlohnes in der gesam ten Industrio. Die Regierung tr i t t fiir eine weitgohondo Arbeitsgemeinsehaft zwischen A rbeitnehm em und A rbeitgebem bei der Festsetzung von A rbeitsbedingungen ein un d will zu diesem Zweck die Entw icklung des W hitley-System s, d. h. des yom Aus- schuB fiir don W iederaufbau eingesetzten Unteraussehusses zur Pflege der Beziehungen zwischen A rbeitgebern und A rbeitnehm ern fordem ; ferner wiinsoht sie w eiten Kreison d er Arbeiterschaft einen geldliehen A nteil a n dem Erfolg der Unteruehm ungen zu siehern u nd MaBnahmen gegen d ie: Ąrbeitslosigkeit zu treffen; auch eino Losung der W ohnungsfrage sucht sie durch den H ausorbau auBerhalb der ubervoikerten StiŁdte u nd durch Schaffung von Ver- kelirsmogliohkeiten herbeizufuhron.

Des weiteren geht L loyd.G eorge auf w i r t s c h a f t - lic lie F r a g e n ein u nd bohandelt zunachst den K o h i e n - b e r g b a u . E r erkliirt, daB die Regiorung m it dem Erworb der Bergwerksrechte durch den S ta a t einverstanden sei, wofiir sich auoh die Borichte des Kohlonausschusscs aus- gesprochen haben. Auf die zu bezahlende Entsehadigungs- sum mę soli oino Abgabo erhoben %verden, deren E rtrag

1) Vgl. N achriehten fu r H andel, Industrie und L and­

w irtschaft 1919, 11. Sept,, S. 2/3 und Weltwirt3chaftlicho N achriehten 1919, 3. Sept., S. 1434/35.

zur Bildung oines Fonds fiir dio Vorbessorung der sozialen Bedingungen der Bergleuto vorgesehen ist. Dio Regierung h a t sioh durch den KohlenausschuB uber die ungesunden Verhaltnisse, u n ter denen in einzelnen Landesteilen die Bergleuto arboiton mussen, unterrichten lassen; sie will nunm ohr dafiir sorgen, daS den Bergleuten und ihren B'ami!ien eino angemessene Lebenshaltung orm oglieht wird, will zu dom Zwecke eine unverźugliche Verbesserung in der W ohnungsfrage anstreben und uberhaupt alle A n­

strengungen machen, um die A rbeit in don Bergwerkon angenehm er zu gestalten. Auoh sollen dio A rbeitsbedin­

gungen fiir Bergleute in Beruoksichtigung der T atsache, daB das Leben der Bergleute von der A rt, nach welcher die Bergwerko geloitot werdon, abhiingig ist, u n ter H inzu- ziehung der A rbeiter festgesetzt werden; die Leitung der einzelnen Bergworke soli jedoch hiervon nioht beriihrt werdon.

Naoh sorgfiiltigor Priifung aller Berichte des K ohlen- ausschusses ist die Regierung zudem EntsehluB gokom inen, daB der Aukauf oder die Leitung der Kohlenbergw erke duroh don S ta a t nioht gereohtfertigt erschuint. Ganz ab- gesehon von dor Frage der ZweckmiLBigkeit oiner Ver- staatlichung wurden schon dio geldliehen Lasten, dio das L an d zu tragon h a t, derartige Piane aussohlioBen. D a ­ gegen is t os zum Wohlo der AUgemeinhoit unerlaBlich, den Bergbau so zu gliedern, daB die Verwaltungs- u n d Be- trieb sk o sten auf oin MindestmaB lierabgesetzt werden.

Zu dem Zw eck soli das L and in Bezirke aufgeteilt und sollen innerhalb d e r Bezirke beuachbarte Bergwerke mit- einander yorschmolzen werdon; jedoch h a t dio Regierung das R eoht, oine Verschruelzung, dio dom offentliehen Wohlo sohaden w urde, zu verbieten oder abzuiindern, wie sio auch die Yorbrauchor vor einer Ausbeutung durch die K ohlenindustrie schiitzen wird. Dio Regierung sehlagt woiter vor, allen im K ohlonbergbau beschiiftigten Ar- bcitern oino Stimm o in den K orperschaften, welche die Poiitik in dem betreffendoii Bezirk beaulsichtigen (area boards) zu yerleihen; jeder A rb eiterv ertreter soli in dieser K orperschaft jodem anderen Mitglied gleiohgestellt sein.

Endlieh bcabsiehtigt die Regiorung auf A nraten des Kohlenausschusses, einen AusschuB zu bilden, der den Forderungsruckgang in don Kohlenbergw erken untor-' suchen soli. Sie sehlagt zu dem Zwecke vor, oinen P lan auf der G rundlage der yom KohlenausschuB aufgestellten R ichtlinien auszuarbeiten und ihn dcm P arlam ent bald- mogliehst vorzu!egen.

Zur Forderung des industriellen Lobens uberhaupt u n terb reitet Lloyd George der Oeffentlichkeit oine Reihe yon Regierungsyorschlagen, von denen sich der w iehtigste m it einor F rage beschaftigt, die je tz t auch in D eutsch­

land viel B eachtung findet. E s betrifft dieser Vor- schlag d io N o r m u n g d e r I n d u s t r i e . Die E rkennt- nis von d er W iehtigkeit der Normung waclist zu- sehends, dooh\ ist yom S ta a te bisher n u r wenig in der Richtung getah. E s soli n u n in Zukunft beim H andels- a m t eine N orm enabteilung (D epartom ent of Standards) zur F orderung und V ereinheitlichung dor Norm ung eingorichtet w erden. D er Abteilung ist ferner dio A uf­

gabe zugedacht, etw a erforderliche Versuohseinrichtungen ins Leben zu rufen u nd zu yerw altcn und technische An- , stalten, H andelsyerbandc oder private K orperschaften zur Vornahme von Yersuclien zu erm achtigon und sio, soweit-wie notig, zu iiberwachen,

Um die O effentlichkeit vor sohadigenden Einw irkun- gen d e r K a r t e i l e u n d T r u s t s zu schiitzen, fordert die.

R egiorung Befugnisse, die ih r ein rechtzeitiges Eingreifen gestatten, falls es ratsam erscheinon sollte. D urch die sog. ,,1’rofiteering A ct“ sind dem S taate zwar fu r sechs Monate schon dementsprechende R echte zugestanden, aber or beabsichtigt, im H erbste oine neue Gesetzgebung einzufuhren, die ihm noch weitreichendero Befugnisse

zugesteht.

Auch die t e c h n i s c h e A u s b il d u n g u n d F o J s c h u n g will sich der S ta a t angelegen sein lassen. Zur E rhohung der Leiatungsfiihigkeit sollen die leitenden

Porsonlich-9 . Oktober 1Porsonlich-91Porsonlich-9. Wirtschaftliche Rundschau. Stahl und Eisen. 1229 keiten und die Arboitor in hohem MaBe technisch vor-

gobildet und industriello Eorschungen und Erfindungen gofordert werden.

Entsprechend dem erw ahnten Vorgehon im Bergbau, ,wo die Grundę des Forderungsruekganges u ntersucht werden sollen, ist eino U ntersuchung und W erbung zur E rhpliung der Erzeugung in V orbereitung, nach welcher R iehtung schon im K riege viel A rbeit geleistet worden ist.

Auł dom G e b ie to d o r I i a n d o l s p o l i t i k worden gleichfalls beachtliche Vorsclilage gcm acht. Die bishor geltonden Einfuhrbesehrankungen, dio w ahrend der U obergangszeit eingefuhrt wordon waren, yerlieren am 1. Septom ber 1919 ihro G iiltigkeit. ISobald dks Parlam ent im H erbsto wieder zusainm ohtritt, sollen folgendo Gesetze zum Schutzo dor britischen Industrien eingebracht werden:

r) Zum Schutzo dor Industrio GroBbritannions und Ir- lands gegen das „D um ping" k an n der V erkauf von Auslandswaren in dom veroinigten IConigreich vor- boten w erden, wenn diese W aren u n ter dom Sclbst- kostenpreiso des 11 erstellungslandes auf don Mai®, gelangen.

b) D as llan d elsam t ist erm ilchtigt, die E infuhr von W aren, z. B. aus D eutsehland, zu Yorhindorn, die infolge des nicdrigen ICursstandos im Ursprungslande zu einom billigeren Preise, ais sio in GroBbritarinien selbst liergestellt werden, auf den englischen M arkt geworfen werden konnen.

c) Zum Schutzo dor noch n ich t fest begrundeton Sclilusselindustrien wird ein Verzeichnis aufgestellt iibor diejonigen Industrien, die dor U n terstiitzu n g bedurfen, m it dem Zwecke, die E infuhr derjonigon Erzeugnisse, dio von diesen Ind u strien liergestellt werden, zu yerbieten, m it Ausnahrno von beson- deron Eiillen, wo Genehmigungon gewiihrt werden sollen. E u r jede nachgcsuchto Genehmigung ist eino Gobiihr zu entrichten. Industrien, dio nach- steliende Bedingungen erfiillen, sollen ais solche Schliisselindustricn-behandelt werden: 1. Dio Erzeug­

nisse der Industrio sind fu r den K rieg oder die U ntcr- stiitzung des Landes w ahrend dos Krieges notwendig.

2. Die Industrie muB vor dem Kriege so ycrnaohliissigt worden sein, daB ihre Erzeugung ungeniigend war.

3. Die Industrio muB zu denen gehoren, zu deren Ećhderung dio R egierung besondere MaBnahmen wah­

rend des Krieges fiir nótig erachtet h at. 4. Die In ­ dustrie muB so schwach begrundet sein, daB sie sich n ich t selbst ohno staatliche U nterstiitzung auf einer Erzougungshohe halton kann, die fiir das Dasein des Landes notw endig ist.

Dio erwiihnte Genohmigungsgebuhr fiir oingefuhrtc W aren diesor Schliisselindustrien soli so festgesetzt werden, daB der U nterschied zwischen dem Preise, zu wclehom dio W are eingefuhrt wird, und dom Preise, untor wolehem ahnliche W aren in G roBbritannien Terkauft werden, be- riicksiclitigt ist. Die U nterstiitzung dieser Schliissel- industrion durch dio Regierung is t fiir einige Jah re vor- gesehen, doch soli Vorsorgo getroffen worden, daB keine ubermaBigen Gcwinno zum Nachteilo dor Allgomeinhcit gem acht werden. Bis zur endgultigen Gesetzgebung w ird eine allgemeine Genehmigung auf G rund der „Pro- hibition of Im p o rt P roclam ation" durch das Handels- a m t m it W irkung vom 1. Soptombor 1919 orteilt, wonach dio E infuhr aller W aren in das Yereinigte Konigreich m it Ausuahme der in einer besonderen Listo aufgcfiihrten W arengattungon g e sta tte t wird. Auf diesor Einfuhr- YerbotsliSto stohen insbesondero allo Earbstoffe, syn- thetischo Arzneim ittol und chomischo Erzeugnisse, op- tische Glaser und Instru m en tc u nd Glas- und Porzellan- waron. Neue W arengattungen sollon auf dio Listo nur nach ParlamcntsbesekluC gesetzt werden.

Ztfr P f l o g o d o s H a n d o i s im R e i c h e ist auf G rund einer EntschlicBung dor R eichskriegskonforenz oin R e i c h s f o r s c h u n g s a m t (Imperial Investigation Board) oingerichtot w orden, in dem die britischo Ro- gierung und dio Kolonion y ertreten sind und dem

V crteter aus Schiffahrts- und H andolskroiscn angehoron.

Dom A m t liogt dio U ntorsuchung und B erich to rstattu n g iibor allo E ragen ob, dio Soofrachten u nd Yerkohrs- m óglichkoiten betreffon odor sich m it dem A usbau und der Verbosśerung der Schiffahrtslinion zwischen don verschiodonon Teilen des Roichs u n te r besonderor Bo- riicksichtigung d er GroBe u nd B a u a rt dor Schiffe und d er A ufnahmofiihigkoit dor HSfen boschiiftigon.

Zur W iodcraufnahm o dqs A u s f u h r h a n d e l s mit

• d en yorw iistetdn Gebioten von O steuropa, z. B. Serbien, Rumiinien, Polon u nd Teilen von O esterreich, sollen V orschusse gew iihrt w erden bis zur H ohe v on 26 Mil- lionon £ ; dio R egierung will iibordics don gosamten AuBenhandel durch K onsulatsbeam to und kaufm iinnische

„A ttaches" in jedor H insicht fordern helfon.

Dio lCinleittmg und Dnrchfiihrung der Regierungs- absichten bedarf naturgemaB besonders genauer Z a h lo n - u n t e r l a g e n und B e r ic h to . Zu dem Zweoko ist die Regierung bemiiht, eingehendere' (Jatorlagen ais bisher iibor Erzougungj H audol, Proiso, Unkoston und Gowinna zu sammoln und dio hierfiir notige V ollm acht zu erlangon.

Man sieht, daB die von Lloyd Georgo aiifgestellten Leit- siitze nach vielen R ichtungon lchrreich und boachtlich sind.

Auf dio igoplanten MaBnahmen auf sozialpolitischom Go- bicto trifft dies allerdings weniger zu ais auf dio w irtschafts- politischen. Dio beabsichtigten Gesetze iibor Einfiihrung des A chtstundentages,. iiber Mindestlohno, Gewinnbcteili- gung der A rbeiter, Schutz gegen A rbeitslosigkeit, Vcr- besserung dor Arbeitsbedingungen, iiber Arboitsgemein- sch aft zwischen Unternohm ern und A rbeitern und uber W ohnungsfiirsorge vcrdanken ih r Entstohen wohl in der H auptsache dem Bostrobon, der radikalen Arbciterbe- wegung den W ind aus den Segoln zu nehmen. Im iibrigen enthalton sie koino neuen Gedankcn, sondern n u r Be- stim m ungen, die auch in anderen Landem erwogen werden odor sogar schon in die W irklibhkcit um gesetzt sind, wio in D eutsehland der A chtstundentag un4 die A rbeits- gemeinschaft.

Y on w eit groBorer Bedeutung sind dic w i r t s c h a f t s - u n d h a n d e l s p o l i t i s e h e n P liin o , dio teils freihiind- lerisclien G rundsatzon angepaBt sind und teils dom S taate weitreiclionde M acht auf w irtschaftlichctn Gobieto ein- riiumen. Lloyd George will anschoinend m it diesor M ischung sowohl die freihandlerisch gesinnten Arbeiter- massen ais auch die auf den Sehutzderhcim ischen Industrio bedachton biirgerlichon Kreise kodern. Diese A bsicht liiBt sieli an den einzelnen Bestim m ungen unschwer nach- woisen. So sind dio Einfuhrbesehrankungen scit dem 1. Septem ber 1919 teilweiso gefallen; aber u n te r Berufung d arauf, daB Englands Industrio in verschiedenen Zweigen dem ausliindischen W ettbew erb n ich t gewaehsen ist, gelangen andere Bestimm ungen rein schutzzollnorischen Geprages zur D urchfiihrung, wie dio Gesetzgebung gegen das „D um ping" und gegen die ausfuhrfordernde W irkung eines niedrigen Y alutastandes. Dio letztgcnannte MaB- nahm e ric h te t sich ganz offen gegen D eutsehland u nd gibt die M óglichkeit, jeglicho deutsche E infuhr zu yerhindern.

Das „A ntidum ping" hingegen, angeblioh aueh auf Deutsch- land gem unzt, soli in W irklichkeit die Ver. S taaten von Am erika treffen. Die groBon deutscheii Verkaufsverbande sind boi dor w irtschaftlichen Z crriittung D eutschlands heute gar nicht m ehr im stande, ihre Prcispolitik der Vor- kriegszeit durchzafuhren, d. h. an das Ausland billigor zu liefern ais an daś In lan d , um so die A uslandsm arkto z u erobern u nd hier eino feste K undschaft zu erwerben, die auoh in Zeiton ruekliiufiger K o n ju n k tu r der deutschen Industrio ausroichende A rbeit und dam it dem Arbi/itor seinon Lolm sichcrt. Die hochschutzzóllcrisehen Vcr.

S ta a te n von A merika aber konnen und werden eine der­

artige Politik yerfolgen und betreiben schon dio Grundung m achtiger Ausfu hr.verbn.nde.

Bem erkonswert sind w eiterhin dio Vorschłage uber den Schutz der S c h l u s s e l i n d u s t r i o n , u n ter welchem N am en Lloyd George solche Industrien zusammenfaBt, die fiir das Land, nam entlich in Kriegszeiten, eine

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nbtw endigkeit dairstelleh, aber ohne staatlieho Tjnter- sfcutzung llłcht bestehen konnen. Um den freihiindlerischen Teil der Boyolkerung fu r die D ringlichkeit seiner Pliino 7Ai gewmnen, beschw ort Lloyd'G eorgo hier das yolkischo Gewissen seiner Landsleute u n te r Hinweis auf dio ICriegs- crfabrungen u nd die gefiiiirliche Lage Englands ais Insel und beruhigt dio Gomuter ferner dureh das Yersprccheii, daB dio Schlusselindustrieii koino iibermaBigen G owinno, auf Kos{.on der Allgomeinheit erzielen durfen.

Auf dio B edeutung der Forderung Lloyd Georgos naoh Normierung der Industrie haben w ir schon hingewieson. , Steigerung der Giitcrerzeugung und zwar schnello Steigerung is t fu r England n ieh t m inder wie fiir Deutschland oine-lebonswiehtige Frage, und das .Mittel der Typisiorung der Erzeugung, im K riege u n ter dem Drueke der Verhiilt-nisse schon vielfaeh venvendefc, ste h t un ter den wichtigen organisatorischen Mafiuahmen zur E rhohung der W ettbowerbsfiihigkoit m it an erster Stello.

D as Yorgehen Englands in dieser R ichtung mu fi von uns wohl verfolgt werden, wenn wir n ich t u n ter Umstiinden eine wichtige W aife E ngland und A m erika gegeniiber aus der Haiid geben wolleń.

Dic Ausfuhrungen Lloyd Gęorges haben in der eng- lisehen Presse insofern eine geteilte Auf nahm e gefunden, ais vielen,' und zwar gerado besonders einfluBreićheh, Zói- -tungen, die MaBnahmen der Regierung noch n ich t w eit

■genug gehon. N am entlieh is t m an m it der Aufhebung der Einfuhrverbote n ieh t oinyerstanden, d a m an davon eine Ueborschwemmung dos hciniisclicn Marktes m it Auslands- ware unii die V em iehtung' einor Reihe von lndustrio- zwcigen ftirchtet. Auch die Antidumping-Gesotzgebung und dio Bokampfung der ausfuhrbefordernden W irkung einer schlechten V aluta wird in weiten Kreisen des Landes fur noch unzureichend crk lart, so daB nioglicherweise hier voiń P arlam en t u n ter dom D ruck der offentliehen.

Meiiiuiig scharfere -Bestimmungen getroffen werden.

Bucherschau.

H a n d l) u ch d e r E l e k t r i z i i i i t und des Magnetismus.

In 5 Bden. Hrsg: von Prof. Dr. L. G r a e tż . Leipzig: Johami Ambróshis B arth. . 4 ° (8°).

Bd. 1. Elektrizitiitserregung und Elektrostatik.

. Mit 226 Abb. im TeXt. 1918. (V III, 7 6 0 -S.) 42,25 geb. 46,20. J L

Yon dom groflangelegtcn U ntornelim on des G raetz- sehen H andbuehes liegt nun der erste Band fortig vor;

es mogen deshalb ziyjrst einige allgenioine Bom erkungen P latz findon. D a bei d e r ungelienren Ausdehnung und Spezialisiorung dor moclernen P hysik oine onzyklopiidisehe D arstellung oines groBercn Teilgebictes naturgoniiiB die K ra ft des .Einzelnen w eit iiberschroitet, muBto eino be- triiehtlieho Zahl von Forsohern zur M itarb eit herangezogen werden. D iese richtig auszuwiihlen, w ar die wiohtigste und schwierigste Aufgabe d o s . H erausgobers, die olmo Zweifel sehr geschiekt geliist Worden is t; donn der H eraus- goboi- h a t es yorstandeh, u n ter den M itarboitorn nioht i w fa st lautor bekannte und bewiihrte Forscher zu yoreinen, sondern — und d as is t dio H auptsache — jeden gerado zur B earbeitung des ihm v e rtra u te n Sondergebietes z.u gowinnen. D am it is t natiirlich von yornherein oine rech t groBe Gewiihr fiir die Vorziigliehkeit des Gebotonen gegoben. Ein zweitor P u n k t b e trifft d as V erhaltnis dos yorlitgenden H andbuehes zu einom gleiehzeitig erscheinen- don ahnlioher A rt, niim.lich zu dem H and buch dor R ad io ­ logie.. von E. M arx. In etw a dom sclben G esam tum fang behandelt dieses, wie schon die T itel sagen, ein w esentlich engeres G ebiet, aber naturgemiiB ausfiihrlicher. Eino G egncrsehaft d e r beiden W erke w ird indos kaum zu furchten sein, abgcsehcn yielleicht yon einigert dlcli decken- den K apitelu. D as G raetzschc H andbuch w endet sich an oinen groBeren L eserk reis; es w ird insbosondere auch vom P ra k tik e r und T echniker bevorzugt w erden; d as Marxsehe H andbuch w ird mohr dcm F achgelehrten dionen.

E in .d ritto r P u n k t endlich b etrifft die a-uBorc A usstattung d es' W erkes; d e r yorliegende Band zeigt jedenfalls das besonders u n ter den jetzigen Yerhaltnissen solir erfrcuHchc Biid d e r allen Hóhd unsoros Buchgewerbes, ein U m stand,

E in .d ritto r P u n k t endlich b etrifft die a-uBorc A usstattung d es' W erkes; d e r yorliegende Band zeigt jedenfalls das besonders u n ter den jetzigen Yerhaltnissen solir erfrcuHchc Biid d e r allen Hóhd unsoros Buchgewerbes, ein U m stand,

W dokumencie Stahl und Eisen, Jg. 39, Nr.41 (Stron 31-36)

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