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GEFÜHL UND WIEDERERKENNEN

V O N

A N N A P E TE R S .

§ l.

§ 2.

§ 3.

§ 4.

§ 5.

§ 6.

§ 7.

IN H A L T . Das Problem i . ...

Versuchsanordnung und V ersuchspersonen...

Die beim Betrachten der B ilder auftretenden Gefühle Der E influß der Gefühlsbetonung auf das Wiedererkennen Individuelle U n te rs c h ie d e ...

Täuschungen im W ie d e re rk e n n e n ...

Z u sam m enfassung...

Seite

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§ 1. D A S P R O B LE M .

Diese A rb e it w ill untersuchen, ob und inw iew eit das W ieder­

erkennen von gesehenen Bildern beeinflußt w ird durch den Gefühlston, der beim Sehen der B ilder a u ftritt. Die A rb e it schließt sich eng an die Fragestellung an, die K a t e G o r d o n 1) , W . P e te r s 2) und W. P e te rs und 0 . N ö m e ö e k 3) zum Gegenstand von Untersuchungen gemacht haben. Über ältere Untersuchungen dieser Frage w ird in den ge­

nannten Arbeiten berichtet.

W. P e te rs glaubt, gefunden zu haben, daß gefühlsbetonte E rle b ­ nisse besser erinnert werden als indifferente und lustbetonte besser als unlustbetonte. E r spricht von einer „Tendenz zur U nlustm inde­

rung , welche hier zutage t r i t t und sich noch auf manche andere Weise B K - G o rd o n , Archiv fü r die gesamte Psychologie. Bd. 4. 1905. S. 437 ff.

2) W. P e te rs , Psychologische Arbeiten. Bd. 6. 1914. S. 197 ff. (Das H eft der Psychologischen Arbeiten, das diese Untersuchung enthält, erschien 1911.)

3) W . P e te rs und O. N ä m e d e k , Fortschritte der Psychologie und ihrer Anwendungen. Bd. 2. 1915. S. 220 ff.

zu äußern scheint. Die A rbeit von P e te rs und N ö in e O e k bestätigt die Hauptergebnisse der A rb e it von W. P e te rs durch Massen versuche und weist auf Unterschiede in der W irksam keit der „Tendenz zur Unlustm inderung“ hin, welche durch das Lebensalter und die P u bertät bedingt zu sein scheinen. F ü r das Bestehen eiher solchen „Tendenz zur Unlustm inderung“ sprechen auch manche neuere Erfahrungen der Psychopathologie 1).

A. P ic k h a t darauf hingewiesen, daß sich der E influß des Gefühls, noch bevor es auf das Gedächtnis wirken kann, schon bei der A u f­

fassung der gefühlsbetonten Eindrücke geltend machen kann. E r is t der Meinung, daß „schon beim Erleben der unlustbetonten Ereignisse Momente wirksam sind, die der präzisen Auffassung des U nlustbetonten widerstreben, so daß es von Haus aus sich n ich t so genau und v o ll­

ständig dem Gedächtnis emprägt, wie etwa lustbetonte Erlebnisse, bei denen jene störenden Momente n ich t wirksam sind“ 2).

L n folgenden w ird über Versuche berichtet, in denen die Versuchs­

personen B ilder zu betrachten hatten, die ihnen nach verschieden angen Zwischenzeiten zum Wiedererkennen vorgelegt wurden U m B ilder von einigermaßen starker Gefühlsbetonung zu bekommen, wählte ich Porträts verschiedener den Versuchspersonen unbekannter f ersonlichkeiten, welche ich zwei Jahrgängen der illustrierten Zeit­

schrift „D ie Woche“ entnahm. Diese B ilder legte ich n e b e n a n d e re n b is h e r n i c h t g e se h e n e n nach einem verschieden langen In te rv a ll den Versuchspersonen neuerlich zur Betrachtung vor und ließ sie angeben, ob sie das B ild schon gesehen hatten oder n icht. Gleichzeitig mußten sie auch angeben, ob bei der Betrachtung ein Gefühl a u ftra t welcher A r t es war, und ob es stark, von m ittle re r Stärke oder schwach war Trat bei der Betrachtung kein Gefühlston auf, so sprechen w ir im folgenden von indifferenten B ildern, dort, wo ein Gefühlston auf­

tra t, von lustbetonten, unlustbetonten bzw. misch betonten B ildern.

Als mischbetont werden B ilder bezeichnet, bei deren Betrachtung sowohl Lust- als Unlustgefühle sich einstellten.

l ) Vgl. M F rie d e m a n n und 0 . K o h n s ta m m , Zeitschrift fü r die gesamte Psychiatrie und Neurologie. Bd. 23. 1914. S. 357 ff. E. O b e rh o lz e r, Psychiatrisch- Neurologische Wochenschrift, Jahrg. 1914/15. S. 128 ff. L. F r a n k , Monatsschrift fü r Psychiatrie und Neurologie. Bd. 36. 1915. S. 378 ff. Vgl. auch A. P ic k , G ro s s ’ Archiv fü r Kriminalanthropologie und K rim in a listik. Bd. 57. 1914. S. 203 ff

^ 2) A. P i c k , Fortschritte der Psychologie und ihrer Anwendungen. Bd. 2.

1915. S. 370 f. und Archiv fü r Krim inal-Anthropologie und K rim in a lis tik Bd 57

1914. S. 203 ff. ‘

§ 2. V E R S U C H S A N O R D N U N G U N D V E R S U C H S P E R S O N E N . Aus den beiden Jahrgängen der „W oche“ wählte ich Porträts aus, die durch möglichst gleichartige photographische Aufnahmen zustande gekommen waren, und die keinerlei besondere Kennzeichen in Kleidung und H a ltu n g trugen. Es waren nur Bruststücke von männlichen und weiblichen Personen en face und Profilaufnahm en und Übergänge zwischen diesen beiden Extrem en. Die B ilder selbst hatten n ich t alle die gleichen Größenmaße. Ich bildete aus ihnen verschiedene Gruppen, von denen zwei Gruppen B ilder in den Größen von 38 x 4 8 mm und 57 x 60 m m umfaßten, eine andere B ilder von der Größe 84 x 58 m m bis 8 0 x1 1 5 mm enthielt, und eine vierte und fünfte Gruppe endlich m it Bildern zwischen 4 5 x 6 5 mm und 5 5 x 8 0 mm. In jeder Gruppe waren also B ilder von verschiedenen Elächengrößen. Ich ließ alle B ild e i auf graue Kartons im Ausmaß von 105x135 m m genau in der­

selben Weise aufkleben.

Zwei von den Bilderreihen enthielten je 29 B ilder, eine d ritte 40 B ilder und eine vierte und fünfte je 60 Bilder. Von den Reihen m it 29 B ildern wurden je 15 beim ersten Versuch vorgelegt, beim zweiten alle 29, unter denen dann die schon früher gesehenen wiederzuerkennen waren. Von den Reihen m it 40 und 60 B ildern wurde je die H älfte vorgelegt und dann in gleicher Weise weiter verfahren.

Die B ilder lagen wie die B lä tte r eines Buches aufeinander, und zwar im m er m it der Bildseite nach unten. Beim ersten Versuch wurde ein B ild nach dem anderen durch etwas weniger als fü n f Sekunden be­

trachtet. Die Zeit wurde m it der Fünftelsekundenuhr gemessen.

E in Klopfzeichen der E xperim entatorin veranlaßte die Versuchsperson das erste B ild umzuwenden, es bis zum nächsten Klopfzeichen, welches nach fü n f bekunden gegeben wurde, zu betrachten, dann das nächste B ild umzuwenden usw. Der zweite Versuch fand bei e in e r Versuchs­

reihe sofort nach dem ersten s ta tt, bei einer anderen nach einer Zwischen­

zeit von einem Tag, bei einer d ritte n nach zwei, bei einer vierten nach acht und bei einer fünften nach 15 Tagen. Die Versuchspersonen mußten im zweiten Versuch B ild fü r B ild angeben, ob sie es beim ersten Versuch gesehen oder n ic h t gesehen hatten, oder ob sie im Zweifel darüber seien, ferner ob und wie das B ild fü r sie je tz t gefühlsbetont ist.

Bei den Angaben über die Gefühlsbetonung hatten sie die W ahl zwischen den Urteilsausdrücken: lustbetont, unlustbetont, mischbetont und indifferent. D ort, wo eine Gefühls beton ung angegeben wurde, hatte die Versuchsperson auch noch anzugeben, ob das Gefühl stark, m itte l (mäßig) oder schwach war.

U m die Frage zu prüfen, ob die Gefühlsbetonung, welche sich beim Betrachten der B ilder einstellte, konstant ist oder bei wiederholter Darbietung va riie rt, ließ ich von mehreren Versuchspersonen die B ilder zum Teil nach einem Zeitraum von einer Woche, zum T eil nach etwa -einem halben Jahr nochmals betrachten und die dabei auftretende

Gefühlsbetonung angeben.

Als Versuchspersonen standen m ir im ganzen 48 männliche und weibliche Studierende und Lehrer zur Verfügung (30 männliche, 16 weibliche). An den Versuchen m it den Zwischenzeiten von 0, 1, 2 und 8 Tagen nahmen je zehn Versuchspersonen te il, fü r die Versuchs­

reihen m it einem In te rv a ll von 15 Tagen standen m ir nur acht Versuchs­

personen zur Verfügung. Einzelne Versuchspersonen nahmen an mehreren Versuchen teil. Es war n ic h t möglich, Versuchspersonen zu gewinnen, die an a lle n Versuchsreihen teilgenommen hätten.

Die Versuche fanden teils vor-, teils nachmittags s ta tt, und zwar fü r jede Versuchsperson zu ungefähr der gleichen Tageszeit. Sie wurden in der Zeit vom Sommersemester 1914 bis zum Sommersemester 1915 durchgeführt.

§ 3. D IE B E IM B E T R A C H T E N D E R B IL D E R A U F T R E T E N D E N G E F Ü H L E .

Die Bilder, die im ersten Versuch vorgezeigt wurden und im zweiten wiedererkannt werden sollten, waren 474 m al lustbetont,

j1 5mal u n lu stb e to n t, 214mal indifferent und 18m al mischbetont, m Prozenten ausgedrückt: 46,4% lustbetont, 30,9% unlustbe tont’

21,0% indifferent und 1,7% mischbetont.

U m zu prüfen, ob und in welchem Ausmaß das U rte il über die Gefühlsbetonung konstant bleibt, ließ ich, wie oben angegeben, von fü n f Versuchspersonen nach länger als drei Monaten die beim zweiten Versuch gesehenen B ilder nochmals auf ihren Gefühlston hin beurteilen F ü n f anderen Versuchspersonen stellte ich die gleiche Aufgabe, aber schon acht Tage nach dem zweiten Versuch.

Die Ergebnisse dieser Kontrollversuche zeigt Tabelle 1. In ih r sind a lle Kontrollversuche eingerechnet, die nach drei Monaten ange- stellten ebenso wie diejenigen, welche nach einer Woche stattfanden.

Ich spreche von konstanter Gefühlsbetonung dort, wo bei der zweiten Beurteilung der gleiche Gefühlston wie bei der ersten angegeben wurde, von verschobener Gefühlsbetonung dort, wo im K ontrollversuch ein anderes U rte il a u ftra t als im zweiten Versuch. Die Tabelle 1 g ib t in

der ersten Kolum ne die A r t der Gefühlsbetonung, in der zweiten ihre Anzahl an, in der d ritte n in Prozenten, wieviele Gefühlsbetonungen von jeder A rt konstant waren, in der vierten in Prozenten, wieviele verschoben waren. Von den misch betonten Fällen sehen w ir hier und in den folgenden fü n f Tabellen ab, da ihre Anzahl zu gering war.

Tabelle 1.

Gefühlsbetonung Anzahl Davon in °/0

konstant verschoben

L u st 126 77,8 22,2

U nlust 97 80,4 19,6

Indifferenz 5 5 43,6 56,4

Man sieht aus der Tabelle, daß von den lust- und unlustbetonten B ildern ungefähr 80% konstante Gefühlsbetonung beim K o n tro ll- versuch aufweisen. Von den als in d iffe re n t bezeichneten Bildern erscheint jedoch mehr als die H ä lfte beim K ontrollversuch n ich t mehr indifferent.

In den folgenden Tabellen 2 und 8, die in ganz analoger Weise angelegt sind wie Tabelle 1, is t angegeben, wie o ft sich Konstanz und Verschiebung bei dem nach acht Tagen angestellten K ontrollversuch (Tabelle 2) und in dem nach mehr als drei Monaten angestellten K o n tro ll­

versuch (Tabelle 8) fanden.

Tabelle 2.

Gefühlsbetonung Anzahl Davon in c/o

konstant verschoben

Lust 62 77,4 22,6

U nlust 59 89,8 10,2

Indifferenz 15 66,7 33,3

Tabelle 3.

Gefühlsbetonung Anzahl Davon

konstant in % verschoben

Lust 64 78,1 21,9

U nlust 38 65,8 34,2

Indifferenz 40 35 65

Tabelle 2 zeigt, daß bei der Beurteilung nach acht Tagen noch in ca. 67 bis 90°/o der halle dasselbe U rte il abgegeben wurde. Die indifferenten B ilder weisen hier w ohl verhältnismäßig auch eine starke Verschiebung auf. Es sind aber im m er noch mehr als zwei D ritte l von ihnen beim Kontrollversuch wiederum als in d iffe re n t beurteilt worden. Beim K ontrollversuch nach mehr als drei Monaten liegen die Dinge anders. Die zuerst als lustbetont beurteilten B ilder wurden hier wohl noch etwa m it der gleichen H äufigkeit als lustbetont beurteilt wie nach acht Tagen. Die unlustbetonten B ilder hingegen wurden nach mehr als drei Monaten wesentlich seltener als unlustbetont be­

u rte ilt. Zuerst als in d iffe re n t beurteilte B ilder weisen bei einer W ieder­

beurteilung nach längerer Zeit die stärkste Verschiebung a u f: zwei D ritte l von ihnen wurden anders beurteilt.

Da das Wiedererkennen in unseren zweiten Versuchen 0 bis 15 Tage nach der ersten Betrachtung geprüft wurde, dürfen w ir w ohl m it einer fü r unsere Zwecke einigermaßen genügenden Konstanz rechnen.

§ 4. D E R E IN F L U S S D E R G E F Ü H L S B E T O N U N G A U F D A S W IE D E R E R K E N N E N .

W ir fragen zunächst, wieviele von den lustbetonten, unlustbetonten und indifferenten B ildern überhaupt wiedererkannt wurden. Darüber g ib t Tabelle 4 Aufschluß. In der ersten R u b rik is t die A rt der Gefühls­

betonung angegeben, in der zweiten die Anzahl der Fälle, in der d ritte n die Anzahl der Wiedererkennungen in Prozenten, in der vierten die prozentuelle H äufigkeit der von den verschiedenen Versuchspersonen n ich t wiedererkannten B ildern. Es sind hier a lle Versuche ohne Rücksicht auf die Länge der Zwischenzeit zwischen dem ersten und zweiten Versuch verarbeitet.

Tabelle 4.

Gefühlsbetonung Anzahl

Davon in % wieder­

erkannt n ich t wieder­

erkannt

Lust 474 75,6 24,4

U n lu st 315 65,7 34,3

Indifferenz 214 64,4 35,6

Die iabelle zeigt, daß die lustbetonten B ild e r etwas häufiger wiedererkannt wurden als die unlustbetonten, und diese um ein ganz geringes häufiger als die indifferenten.

D eutlicher w ird der E in flu ß der Gefühls betonung auf das W ieder­

erkennen, wenn w ir die Gefühlsbetonungen nach dem U rte il der Ver­

suchspersonen in starke, m ittlere und schwache L u st und starke,1 m ittle re und schwache U nlust scheiden. Das is t in Tabelle 5 geschehen.’

Die Gliederung der Tabelle geht aus den Kolumnenüberschriften hervor.

Tabelle 5.

Gefühlsbetonung | Anzahl

Davon in % wieder­

erkannt

n ich t wieder­

erkannt

L u st stark 119 83,2 16,8

L u st m itte l 188 73,7 26,3

L u st schwach 167 71,4 28,6

U nlust stark 100 73,0 27,0

U nlust m itte l 91 68,4 31,6

U nlust schwach 124

j

62,7 37,3

l an sieht aus der Tabelle zunächst, daß die stärker gefühls-

\ 0n.^e1n B ilder häufiger ric h tig wiedererkannt werden als die sc wac er gefühlsbetonten. Es g ilt dies sowohl von den lustbetonten a SRV° r 1 i " Un^us^ e^0n*en B ildern. Man sieht aber auch w eiterhin, . 16 ^ b e to n te n B ild e r stets häufiger rich tig wiedererkannt r-Vi* •n, 1S <be uldustbetonten, welche in dieselbe Klasse der Ge- funlsm tensität gehören.

, den E influß der verschiedenen Zwischenzeiten auf das Wieder- - nnien estzustellen, habe ich aus meinem M aterial ausgescbieden, ic m16 ge ü ^ sbetonte und indifferente B ilder nach 0, 1, 2, 8 und

agen ric h tig wiedererkannt wurden (siehe Tabelle 6).

Tabelle 6.

W iedererkannt nach

Anzahl der B ild e r W iedererkannt

in % N ic h t wiedererkannt in % gefühls­

betont in d if­

ferent gefühls­

betont in d if­

ferent

gefühls­

betont

in d if­

ferent

0 Tagen 142 53 72,9 64,2 27,1 35,8

1 Tag 126 51 75,9 69,6 24,1 30,4

2 Tagen 181 43 78,5 66,3 21,5 33,7

8 Tagen 207 45 84,8 82,2 15,2 17,8

15 Tagen 133 22 59,0 36,4 41,0 63,6

Die Tabelle zeigt zunächst m it aller D eutlichkeit, daß von den ifferenten Bildern bei a lle n Zwischenzeiten weniger ric h tig wieder­

erkannt wurden als von den gefühlsbetonten B ildern. E in eindeutiger 4 e n ™ ä ß r s Zch1Sh hen 6efÜhlsb; t0r g> Zwischenzeit «nd Wieder- 0 1 9 ! V ‘ hingegGn aUS der TabelIe n ic h t feststellen. Nach 0, 1, 2 und 8 lagen wurden 72,9 bis 84,8% der gefühlsbetonten B ilder n c h tig wiedererkannt und 64,2 bis 82,2% der indifferenten B ilder r h ™ eh“ endf Große der Zwischenzeit zeigt sich weder eine deut-

iche Abnahme der Anzahl der überhaupt wiedererkannten B ilder, noch

irgend eine Gesetzmäßigkeit in der Richtung, daß gefühlsbetonte B ilder im m er häufiger oder im m er seltener als indifferente wiedererkannt wurden. Daß sich hier kein E influß der Länge der Zwischenzeit geltend machte, hängt möglicherweise dam it zusammen, daß die einzelnen B ilder n ich t die gleiche Einprägungsfähigkeit hatten, trotzdem bei ih ie i Auswahl W ert darauf gelegt worden war, möglichst gleichartige B ilder zu gewinnen. Vielleicht hängt es auch dam it zusammen, daß die zeitlichen Abstände n ic h t groß genug waren, um einen deutlichen Unterschied hervorzubringen. Bei den Versuchen m it einer Zwischen­

zeit von 15 Tagen ergab sich im Gegensatz hierzu eine bedeutende Verminderung der Anzahl der überhaupt wiedererkannten Bilder, zugleich aber auch eine starke Verminderung der wiedererkannten indifferenten B ilder und eine schwächere der wiedererkannten gefühls­

betonten Bilder. Während von den ersteren fast zwei D ritte l n icht mehr wiedererkannt wurden, konnten von den gefühlsbetonten noch mehr als die H ä lfte wiedererkannt werden.

Dieses Ergebnis reicht aber noch n ic h t aus, um durch unsere Versuche die Verm utung zu stützen, daß m it zunehmender Zwischen­

zeit die Zahl der wiedererkennbaren g e fü h ls b e to n te n Eindrücke sich weniger stark verm indert wie die Zahl der wiedererkennbaren in d i f f e r e n t e n Eindrücke. F ü r das A uftreten von gefühlsbetonten und indifferenten Erinnerungen im Bewußtsein hat W . P e t e r s 1) einen solchen Zusammenhang wahrscheinlich gemacht. In seinen Versuchen handelt es sich aber um Zwischenräume von Monaten und Jahren, die ich n ich t untersuchen konnte.

Um die Frage zu prüfen, ob zwischen dem Wiedererkennen nach verschiedenen Zeiträumen und der A rt des Gefühls (Lust oder Unlust) ein Zusammenhang besteht, habe ich in Tabelle 7 (8. 129) angegeben, w ieviel Prozent der lust- und unlustbetonten B ilder nach 0, 1, 2, 8 und 15 Tagen rich tig wiedererkannt wurden und wieviel Prozent nicht m ehr wiedererkannt wurden.

Die Zwischenzeiten von 0 bis zu 8 Tagen zeigen weder eine Zu­

nahme der Wiedererkennungen der lustbetonten B ilder im Verhältnis zur Zahl der u n lustbe tonten, noch auch eine Abnahme. Die u n lu st­

betonten B ild e r werden in d e r R e g e l seltener wiedererkannt als die lustbetonten, bei der Zwischenzeit von 8 Tagen t r if f t dies jedoch n ic h t zu. E rst bei der Zwischenzeit von 15 Tagen zeigt sich eine deutliche Abnahme der Anzahl der wiedererkannten lustbetonten B ilder

1) W . P e te rs , a. a. O. S. 210 f.

und eine vie l s tä r k e r e Abnahme der Anzahl der wiedererkannten unlustbetonten Bilder. Auch hier reicht also unser M aterial n ich t aus, um das Ergebnis der Versuche von W .P e te rs zu stützen, nach welchem man erwarten müßte, daß m it zunehmender Zwischenzeit die Zahl der wiedererkannten unlustbetonten B ilder stärker abnim m t als die Zahl der wiedererkannten lustbetonten Bilder, wenn auch der Ausfall der Versuche bei einer Zwischenzeit von 15 Tagen in diese B ichtung weist.

Tabelle 7.

W iedererkannt Anzahl der B ilder W iedererkannt in °/o

N ich t w iederei’kannt in %

nach lu s t­

betont u nlust­

betont lu s t­

betont

u n lu st­

betont

lu s t­

betont

unlust­

betont

0 Tagen 79 63 74,1 71,4 25,9 28,6

1 Tag 83 43 79,5 68,6 20,5 31,4

2 Tagen 122 59 80,7 73,7 19,3 26,3

8 Tagen 105 102 80,5 89,2 19,5 10,8

15 Tagen 85 48 64,7 49,0 35,3 51,0

. W ie oben (s - 122) angegeben, wurden fü r die Versuche B ild e r­

reihen m it einer verschiedenen Anzahl von B ildern (29 bis 60) ve r­

wendet. Die längeren Reihen zeigten bei den verschiedenen Zwischen­

zeiten im allgemeinen, wie zu erwarten, weniger richtige W ieder­

erkennungen als die kürzeren. Der E influß der Gefühlsbetonung auf das Wiedererkennen t r it t , von Schwankungen abgesehen, bei den verschieden langen Reihen in gleicher Weise zutage.

§ 5. IN D IV ID U E L L E U N T E R S C H IE D E .

Bei der verhältnismäßig kleinen Zahl von Einzelversuchen, die m it jeder Versuchsperson gemacht wurden, war n ic h t zu erwarten, daß die m § 4 m itgeteilten allgemeinen Ergebnisse sich in den V er­

suchen jeder einzelnen Person verifizieren lassen. Die folgenden

Aus-Fortschritte der Psychologie. I I . Heft. IV . Band. q

führungen sollen über das Ausmaß der zutage tretenden individuellen Unterschiede Rechenschaft geben.

Von den 48 Versuchspersonen haben 48 mehr gefühlsbetonte als indifferente B ilder wiedererkannt, bei vier Versuchspersonen überwog die Zahl der wiedererkannten indifferenten B ild e r die der gefühls­

betonten, bei einer wurden gleichviel gefühlsbetonte und indifferente B ilder wiedererkannt.

81 meiner Versuchspersonen haben mehr lustbetonte als u nlust­

betonte B ilder wiedererkannt, 14 mehr unlustbetonte als lustbetonte und drei gleichviel lust- und unlustbetonte.

Bei 34 Versuchspersonen w ar die Anzahl der wiedererkannten lustbetonten B ilder größer als die der indifferenten B ilder, sechs haben mehr indifferente als lustbetonte B ilder wiedererkannt, bei acht gab es keine indifferenten Bilder.

24 Versuchspersonen haben mehr unlustbetonte als indifferente B ilder wiedererkannt, 15 mehr indifferente als unlustbetonte Bilder, eine gleichviel unlustbetonte und indifferente B ilder. (Bei acht V er­

suchspersonen fanden sich, was noch einmal erwähnt sei, keine in ­ differenten Bilder.)

Kleine Unterschiede zwischen den beiden Geschlechtern zeigten sich in der H ä u fig ke it der auftretenden Gefühlsbetonung beim Be­

trachten der B ilder. In Tabelle 8 is t angegeben, w ieviel lustbetonte, unlustbetonte indifferente und mischbetonte B ilder im D urchschnitt auf je eine männliche und weibliche Versuchsperson kamen.

Tabelle 8.

Geschlecht Lust U nlust Indifferenz Mischton

M ännlich 8,2 4,8 3,6 0,5

W eiblich 7,1 5,4 2,5 0,1

Man sieht, daß die männlichen Versuchspersonen etwas mehr Indifferenz und Lustbetonung beim Betrachten der B ilder aufweisen als die weiblichen.

Ich bin ferner der Frage nachgegangen, ob n ich t etwa das Ge­

schlecht der in den Bildern dargestellten Personen von E influß auf

die beim Betrachten auftretende Gefühlsbetonung ist. In Tabelle 9 gebe ich an, wieviel Prozent der männlichen und weiblichen P orträts den männlichen und weiblichen Versuchspersonen lustbetont, unlust­

betont und in d iffe re n t erschienen. Die misch Betonten rechnete ich dabei der Einfachheit halber zur H ä lfte zu den lustbetonten Bildern, zur anderen H ä lfte zu den unlustbetonten.

Tabelle 9.

Männliche P orträts W eibliche P orträts Versuchspersonen

Lust U nlust In d if­

ferenz Lust U nlust In d if­

ferenz

m ännlich 40 34,9 25,1 45,3 25 29,7

weiblich 40,5 41,3 18,2 46,5 34,9 18,6

Die Tabelle zeigt, daß die weiblichen Porträts häufiger lustbetont, seltener unlustbetont und etwas häufiger in d iffe re n t erschienen als die männlichen P orträts und zwar sowohl den männlichen als den weiblichen Versuchspersonen. Die weiblichen Versuchspersonen hatten im D urchschnitt etwas häufiger Unlustbetonung und etwas seltener Indifferenz, sowohl bei den männlichen als auch bei den weiblichen Porträts.

§ 6. T Ä U S C H U N G E N IM W IE D E R E R K E N N E N .

In den Versuchen, in welchen die früher gesehenen B ild e r wieder­

erkannt werden sollten, wurden, wie in § 2 ausgeführt, neben den früher gezeigten B ildern auch noch andere vorgelegt. Diese früher n icht gesehenen B ilder wurden in der überwiegenden M ehrheit gleich als n ich t gesehen erkannt. Es kam jedoch auch wiederholt vor, daß früher n ic h t gesehene B ilder als gesehen bezeichnet wurden. Da auch bei diesen B ildern gefragt wurde, ob und welche Gefühlsbetonung beim Betrachten a u ftra t, ließ sich leicht feststellen, ob bei lustbetonten, unlustbetonten oder indifferenten Bildern die Erinnerungstäuschung häufiger sich zeigt; ob also lustbetonte, unlustbetonte oder indifferente B ilder häufiger fälschlicherweise als schon früher gesehen bezeichnet wurden. In Tabelle 10 (siehe folgende Seite) ist angegeben, wieviel

9*

Prozent von den lustbetonten, unlustbetonten und indifferenten, beim ersten Versuch n ic h t vorgezeigten B ildern ric h tig als n ic h t gesehen und fälschlicherweise als gesehen bezeichnet wurden.

W ir sehen aus der Tabelle, daß die Erinnerungstäuschung am häufigsten bei lustbetonten B ildern, seltener bei indifferenten und am seltensten bei unlustbetonten B ildern a u ftritt. Nach diesen Zahlen

W ir sehen aus der Tabelle, daß die Erinnerungstäuschung am häufigsten bei lustbetonten B ildern, seltener bei indifferenten und am seltensten bei unlustbetonten B ildern a u ftritt. Nach diesen Zahlen

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