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Von Herrn Henry Schröder in Berlin.

Im Jahre 1895 erhielt ich nehst mehreren anderen, nur frag­

mentarisch erhaltenen Knochen aus den Kiesgruben am Bahnhof Oderberg-Bralitz das Metacarpale eines carnivoren Säugethiers, dessen Grösse nicht zu den beiden bis jetzt aus märkischem D iluvium bekannten Carnivoren, Canis lupus und Ursus sp., passte.

Es lag nahe, den Knochen als zu Felis gehörig zu betrachten;

die vermuthete Beziehung stellte sich bei einem Vergleich mit dem gleichen Knochen des lebenden Löwen und den Abbildungen der Felis spelaea als richtig heraus J).

Durch die Gestalt der proximalen Gelenkfläche und die des Proximal - Endes der Diaphyse erweist sich der Knochen als ein zweites rechtes Metacarpale. Da der Knochen sehr stark abge­

rieben ist, lässt sich ein specieller Vergleich der einzelnen A rti- culationsflächen desselben mit denen des recenten Felis leo nicht durchführen, jedoch ist in den allgemeinen Umrissen eine voll­

ständige Uebereinstimmung vorhanden, die Herr Prof. Ne h r in g

m it m ir an dem recenten Material der landwirtschaftlichen Hoch­

schule feststellte.

In der folgenden Tabelle gebe ich in der ersten Columne die Maasse des Oderberger Metacarpale. Die 4 anderen Columnen enthalten die auf Meter umgerechneten Angaben von Da w k in s und Sa n f o r d.

!) Da w k in s und Sa n f o k d, Pleistoc. Mamm. p . 137, PI. X I X , fig. 6 und PI. X X I, fig. 2.

He n r i- Sc h r ö d e r, Eine grosse F e lis -A rt aus märkischem D iluvium . 2 1

Kleinster Umfang . . 0,04G 0,056 0,048 0,034 0,039 0,039

Querdurchmesser der proximalen A

rtieu-l a t i o n ... 0,021 0,025 0,021 0,018 0,020 0,020

Y ertical- Durchmesser 0,028 0,030 0,028 0,024 0,025 0,027

Querdurchmesser der

distalen A rticulatio n 0,021 0,027 0,020 0,016 0,019 0,019

Vertical-Durchmesser ? 0,049 0,038 0,033 0,039 0,040

Der Vergleich ergiebt eine ausgezeichnete Uebereiustimmuug in den Grössen Verhältnissen; namentlich gleicht das Oderberger Metacarpale dem Englischen aus den Ilford Brickeartlis. Selbst­

verständlich lässt sich an der Hand dieses Knochens über die Be­ gemeine: eine graubraune; sein sonstiger Erhaltungszustand ist in­

sofern abweichend, als alle Kanten und Ecken deutlich eine ge­

wisse Rundung aufweisen, welche nur auf eine Abrollung in stark bewegtem Wasser zurückzuführen ist. Ebenso sind die übrigen m ir übergebenen Knochenfragmente von Elephas sp., Bos sp. und Cervus sp. an den Bruchstellen sämmtlich kanten- und ecken-gerundet.

Dies Verhalten veranlasst m ich, auf die geologische

Zu-sammensetzung der die Lagerstätte der Knochen bildenden Schichten hier näher einzugehen.

Es kann hiernach keinem Zweifel unterliegen, dass diese Säugethiere nicht an O rt und Stelle gestorben sind, wo ihre Knochen jetzt gefunden werden. Es sind zwei Möglichkeiten vorhanden, entweder wurden die Knochen noch in frischem Zu­

stande nach dem vollständigen Zerfall des Cadavers von Wasser stark hin und her bewegt, zwischen Blöcken und Gerollen zerbrochen und dann im Kies eingebettet, oder sie waren bereits fossilisirt, als neu einbrechende Fluthen die sie einschliessenden Schichten zerstörten, die Knochen zerbrachen, deren Bruchflächen abgerollt wurden, und sie an anderer Stelle wieder ablagerten.

F ü r die letztere Annahme spricht nun die geologische Zu­

sammensetzung der Gegend von Oderberg, indem sich namentlich in den Gruben am Oderberger Bahnhof, aber auch an vielen anderen Stellen, der Nachweis führen lässt, dass hier thatsächlich eine Zerstörung diluvialer Schichten zu diluvialer Zeit statt­

gefunden hat.

Ich habe die Grandgruben von Bahnhof Oderberg-Bralitz mehrere Jahre hinter einander besucht und die dort anstehenden Schichten, namentlich die tieferen, sehr verschieden gut auf­

geschlossen gefunden. Die nachstehende Beschreibung ist aus der Combination dieser mehrfachen Beobachungen entstanden.

Von oben nach unten sind vorhanden:

9a S Thalsand bis 2 Meter mächtig, mittelkörnig, m it ein­

zelnen grösseren und kleineren Geschieben, die sich z. Th. in Lagen ordnen und im Liegenden stellen­

weise zu

9 a Gi einer bis 0,5 Meter mächtigen Blocklage m it sandigem Bindemittel zusammenschliessen. Darunter folgt dSi u. dg, Grand und Spathsand m it Geröll-Lagen nach NO. bis

10 Meter mächtig, ausgezeichnet diagonal geschichtet, sonst aber horizontal gelagert. I n den l i e g e n d s t e n P a r t i e n d i e s e r A b l a g e r u n g k o m m e n di e Säuge­

t h i e r r e s t e vor. Der Grand geht in

d G2 Blockpackung bis 0,5 Meter Mächtigkeit über. Meistens

2 2 He n r y Sc h r ö d e r, Eine grosse F e lis -A rt aus märkischem D iluvium .

ist dieselbe jedoch nur eine Blocklage, deren Blöcke z. Th. in

dm Geschiebemergel stecken, der, soweit es in der Grube zu beobachten ist, bis 1 Meter Mächtigkeit erreicht.

Darunter folgt

dti ein röthlicher, fein geschichteter Thonmergel, in dieser Grube nur 0,2 Meter mächtig, darunter

dS2 mittelkörniger Spathsand nicht durchsunken.

Die tiefere Blocklage (dG2), der Geschiebemergel (dm ) und der Thonmergel (d l» nehmen nach NO. zu an Mächtigkeit ab, dm und dh keilen sich in derselben Richtung bald vollständig aus, so dass nur noch die Blocklage die hangenden Sande und Grande (dSi u. dgi) von den liegenden Sanden (dS2) trennen; auch sie verschwindet nach NO. zu vollständig, so dass dSi u. d gi direct auf ds2 liegt. An Stelle der Blöcke treten nun zahlreiche Gerolle von Geschiebemergel und Thonmergel von rundlicher oder brod- laibartiger Form und häufig mehreren Decimetern Durchmesser.

Das Material dieser Gerolle — namentlich die des Thonmergels, gleichen dem dicht dabei Anstehenden in der eigeuthümlich blassröthlichen Farbe und Schichtung — stammt jedenfalls von den weiter südwestlich beobachteten zusammenhängenden Geschiebe- mernel- und Tlionmernelbänken her und es kann wohl keino O Zweifel obwalten, dass w ir in den Gerollen das durch Wasser­

gewalt zerstörte Anstehende vor uns haben, dessen gröbstes Ma­

terial, die Geschiebe der Grundmoräne, in der Form der Block­

packung (d G2) zurückgeblieben ist.

Solche Gerolle, namentlich von Geschiebemergel, sind mir von mehreren Stellen bekannt: von Fiepe und Oderberg aus Plateaudiluvium, vom südlichen Rand der Ilohensaathener Terrasse zwischen Oderberg und Hohensaathen und namentlich aus der Schwedter Terrasse, wo sie mit Blockpackung verknüpft sind und in solcher Grösse Vorkommen, dass man bei flüchtiger Be­

trachtung glaubt, einen steinigen Geschiebemergel vor sich zu haben. Derartige Gerolle von Geschiebemergel und Thonmergel kenne ich ausserdem aus Ostpreussen, von wo sie auch von

Henky Schködeii, Eine grosse F e lis -A it aus märkischem D iluvium . 2 3

Klebs erwähnt werden. G. Mü l l e r fand sie bei Gross-Freden, Prov. Hannover. Ze is e 4) beobachtete sie im Grünenthaler E in ­ schnitt des Nord-Ostsee-Canals und nimmt für sie fluviatile E nt­

stehung an, wie sie auch Jo se p h Lo m e s2) , entgegen den A n ­ schauungen von Me l l a r d Re a d e3) , nach welchem sie nur an einer See m it Ebbe und Fluth entstanden sein können, für englische Vorkommnisse behauptet. In dem vorliegenden Fall ist eine marine Entstehung vollkommen ausgeschlossen und ausserdem die Be­

ziehung zu dem Anstehenden völlig klar.

Die aus dem anstehenden Geschiebemergel und Thonmergel Geröll-formenden Kräfte sind augenscheinlich dieselben, wie die­

jenigen, welche die Säugethierknochen abgerollt, die geringe Mäch­

tigkeit des Geschiebemergels und die über ihm befindliche Block­

lage (d G2) veranlasst und die Ablagerung der groben Sande und Grande (dSi) und (dgi) verursacht haben. Die Zeit der E nt­

stehung der letzteren ist entscheidend für die Beurtheiluug der ganzen Lagerstätte. In ihrer petrographischen Zusammensetzung hat man zunächst keinen Anhalt für ihr Alter, ob sie alt-, inter- oder jungglacial oder bereits der Zeit der Thalbildung angehören.

Die Lage der Grande und Sande innerhalb der Neuenhagen-Bra- litzer T e rr a ss e , das Vorkommen der Geschiebemergel-Gerölle und der sie begleitenden Blockanhäufungen in der Hohensaathener und Schwedter T e r r a s s e 4) legt ein sehr spätglaciales A lte r nahe.

Erstens widerspricht jedoch dieser Annahme der Umstand, dass die geringe Mächtigkeit des Geschiebemergels, die ja auf die gleichen Ursachen zurückzuführen ist, und ebenso Grand- und Gerölllager m it Geschiebemergelgeröllen auch an anderen Stellen, z. B. direct gegenüber Bralitz bei Oderberg, in z w e i f e l l o s e m P l a t e a u - D i l u v i u m beobachtet und also auf thalbildeude Ablation nicht zurückzuführen sind. Zweitens lassen die Verhältnisse am

') Neues Jahrb. 1895, II. p. 472, und 1896, I. p. 458.

2) A n ancient glacial shore. Geolog. Mag. 1894, p. 222 u. 223.

3) A n ancient glacial shore. Geolog. Mag. 1894, p. 76, 77.

4) Die durch Be r e n d t, Kr a u s e, Re m e l e bekannt gewordenen Fundpunkte dilu via le r Säugethiere der näheren und weiteren Umgebung von Eberswalde liegen zum Theil auch in den Terrassen. Die Fundstellen sind m ir durch Augen­

schein leider nicht bekannt.

24 He n r y Sc h k ö d k b, Eine grosse F e lis -A rt a u s märkischem D iluvium .

He n r y Sc h r ö d e r, Eine grosse F e lis-A rt aus märkischem D iluvium . 25

Bahnhof Oderberg-Bralitz eine derartige Deutung aus nachfolgen­

den Gründen nicht zu.

Die Sande und Grande (dSi und dgi), welche an ihrer Basis die Säugethiere führen, sind nämlich, wie oben bereits gesagt, an mehreren Stellen von einer bis 0,5 Meter anschwellenden Block­

lage (daG i) bedeckt, über welcher dann noch bis 2 Meter Sande (Das) von mittlerem Korn und meistens undeutlicher Schichtung lagern. Derartige Blockanhäufungen in hohem Niveau (nicht zu verwechseln m it dGs) finden sich häufig innerhalb der Neuen­

hagener Terrasse nördlich der Dörfer Neuenhagen, A lt - Glietzen und Neu-Glietzen. Sie sind auch hier unterlagert von Granden, wie zahlreiche, nach Ausbeutung der Blöcke wieder verfallende Gruben beweisen. Unter diesen ist dann auch wieder in einem tieferen Aufschluss am Gr.-Krebs-See wenig über dessen 2,2 Meter Meereshöhe betragendem Niveau Geschiebemergel beobachtet worden, .der sich östlich bis Neu-Glietzen weiter verfolgen lässt und dessen Stellung als a l t g l a c i a l in den Aufschlüssen am gegenüberliegen­

dem Ufer der Neuen Oder westlich Alt-Küstrinchen durch Erosion des Plataurandes unzweifelhaft ist.

Zwischen Neuenhagen und Alt-Glietzen sinkt der Obere Ge­

schiebemergel, z. Th. bedeckt von den Thonmergeln des Neuen­

hagener Staubeckens, von der Höhe der Endmoräne nach N.

herab in das Thalniveau, dessen Meereshöhe hier wenig unter 20 Meter liegt. Dieser Umstand zwingt zu der Annahme, dass die ungefähr in gleicher Höhe oder wenig darunter befindliche obere Blockpackung (d a G j) das Residuum der z u r Ze i t der Thal- bilduug zerstörten j u n g g l a c i a l e n Grundmoräne ist. In Folge dessen ist der Grand, Geschiebemergel und Blockpackung im Liegenden derselben unterdiluvial im BERENDT’schen Sinne. Die Frage, ob die Entstehung der Blockpackung und der Grande alt-, inter- oder jungglacial ist, lässt sich, glaube ich, durch fol­

genden Schluss beantworten. Da der Geschiebemergel in den Bralitzer Gruben nach Obigem der ersten Vergletscherung ange­

hört und die Säugethiere sich an anderen Stellen zweifellos auf primärer Lagerstätte über demselben befinden und damit inter- glacial sind, so bleibt für die Grande der Oderberger Gruben uur interglaciales oder jungglaciales A lter übrig.

Sie sind entweder in interglacialen Strömen oder beim Vor­

rücken der zweiten Vergletscherung von deren vor oder unter dem Eise befindlichen Gletscherströmen abgelagert. Eine Ent­

scheidung darüber, ob die Grande noch interglacial oder schon jungglacial sind, ist nicht zu treffen; jedoch dürfte man zu letz­

terem neigen, da die Anwesenheit des Inlandeises grössere, mit starker Strömung versehene Wassermassen bedingt und damit den Absatz grosser Grandmassen leichter verständlich macht. Das gleiche Agens bewirkte die Zerstörung der Säugethier-führenden Interglacial-Schichten, rollte deren Säugethierreste, trug die alt- glaciale Grundmoräne (dm) theilweise ab und hinterliess als deren Rest Geschiebemergel-Gerölle und Blockpackung (dG2); an anderen Stellen g riff die Zerstörung noch tiefer, die Grundmoräne ver­

schwand vollständig, und aus den darunter liegenden Thonmergeln entstanden ebenfalls Gerolle, ja, es mögen noch die Sande tiefster Stufe (d S2) in Mitleidenschaft gezogen sein.

Ich bin mit W a h n s c h a f f e der Ansicht, dass die beschriebene Zerstörung interglacialer Schichten durch jungglaciale J) Wasser­

massen an zahleicheren Punkten in unserem Diluvium vorkommt, als man glaubt und m it ein Grund der ausserordentlichen Selten­

heit interglacialer Schichten ist. Als einen solchen Punkt möchte ich die jüngst von Wa h n s c h a f f e2) beschriebenen Thongruben von Halbe ansehen; die dort beobachtete Steinsohle, die Wa h n- SCHAFFE als den Rückstand eines ausgeschlämmten Geschiebe­

mergels ansieht, zwischen dem Thon und dem Sande, das Vor­

kommen einer Torfscholle in dem Saude und die deutliche A b­

rollung des Schädelfragmentes von Ursus sp. sprechen dafür.

Um Missverständnissen vorzubeugen, möchte ich hier noch der Ueberzeugung Ausdruck geben, dass an vielen der bekannten Punkte interglacialer Säugethierfauua sich die Ueberreste an ursprüng­

licher Lagerstätte befinden, denn die Erhaltung einzelner, leicht zerbrechlicher Stücke widerlegt eine gegentheilige Ansicht. Jedoch glaube ich, dass anscheinend in demselben stratigraphischen Niveau 1

26 He n r y Sc h r ö d e r, Eine grosse F e lis -A rt aus märkischem D iluvium .

1) Vergl. auch Je n t z s c h, dieses Jatirb. 1893, S. L V . 2) Dieses Jahrb. 1896, S. 126— 135.

H k n K y Sc h r ö d k k, Eine grosse F e lis -A rt aus märkischem D iluvium . 27

— mangels jeden Merkmales, das eine Unterscheidung intergla- cialer und glacialer Sande und Grande gestattet — primär ab­

gelagerte und secundär abgerollte Stücke nicht weit von einander Vorkommen können, je nachdem die Zerstörung durch jüngere Wassermassen mehr oder weniger tie f in’s Liegende eingegriffen hat. So ist wohl kein Zw eifel, dass ein grosser Theil der Säugethierreste in R ixdorf sich auf primärer Lagerstätte befindet, obwohl m ir mehrere Mammuthzähne m it dem Fundort Rixdorf, die eine deutliche Abrollung aufweisen, vorliegen.

Maasse einiger Renthiersiangen aus

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