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Briefliche Mittheilung

des Herrn G. Maas an Herrn W. Hauchecorne.

Den von P. G. Krau se und W . Dames beschriebenen Spuren menschlicher Thätigkeit aus dem Diluvium Norddeutschlands scheint sich ein neuer Fund anzureihen, welcher bei den geologischen Aufnahme-Arbeiten dieses Jahres in der Umgegend von Posen gemacht wurde, die abgebildeten beiden Feuersteinsplitter.

Der grössere derselben (Fig. la, lb ), ein aus hellgrauem Feuer­

stein bestehendes dreiseitiges Prisma, hat eine Länge von 38 M illi­

meter, eine Breite von l(i M illim eter und eine Dicke von 3 M illi­

meter. Während das eine Ende eine unzweifelhaft natürliche Bruch­

fläche darstellt, zeigen sich an dem anderen Ende (Fig. lb ) folgende Eigenthümlichkeiten. Die völlig glatte Endfläche zeigt eine leichte Wölbung und geht allmählich in die breite Prismenfläche über, indem die zwischen den beiden Flächen befindliche Kante deutlich abgeschliffen ist. Auch die zwischen den beiden schmalen Prismen­

flächen liegende Kante ist an diesem Ende durch eine kleine, völlig glatte und nicht den muscheligen Bruch des Feuersteines zeigende, dreieckige Fläche abgestumpft.

Das kleinere der beiden Stücke (Fig. lc), welches die Gestalt einer Pfeilspitze besitzt, besteht aus graubraunem Feuerstein und hat eine flach convexe Unterseite und eine aus vier flach concaven Flächen bestehende Oberseite. Seine Länge beträgt 19 Millimeter, die orösste Breite, 11 M illim eter hinter der Spitze, 17 M illim eter

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und die Dicke an dieser Stelle, von wo sie bis zum hinteren Ende sich nicht ändert, 4,7 Millimeter. Besouders fällt an diesem Stücke

|G . Ma a s, U eber zwei anscheinend bearbeitete Gesteinsstücke etc. 3 3

Fig. 1.

a b c

neben der Gestalt die feine Zähnung der die Spitze bildenden Kauten der Unterseite auf.

H err Prof. Dr. Voss, Director im Königlichen Museum für Völkerkunde zu Berlin, welcher auf meine Bitte die beiden Stücke gütigst einer Untersuchung unterzog, gab über dieselben das U r- theil ab, »dass das eine Feuersteinstück, ein sogenanntes pris­

matisches Messer, wohl unzweifelhaft als menschliches Artefact angesehen werden kann, das andere Stück scheint allerdings auch von Menschenhand seine jetzige Form erhalten zu haben, indess ist dies doch nicht so sicher als bei dem Messer«.

Es lässt sich allerdings nicht bestreiten, dass Formen wie die der auferefuudenen Stücke auch auf natürliche Weise entstehen können, durch Aneinanderschlagen beim Fall oder in sehr stark strömendem Wasser oder durch Insolation. Doch müssen dann die Verhältnisse, unter denen die Stücke gefunden wurden, diese Möglichkeit wahrscheinlich erscheinen lassen.

Die beiden Feuersteinstücke fanden sich in der grossen Kies­

grube am Schilling bei Posen, westlich der nach Naramovice führenden Chaussee, in der sich das in der Abbildung 2 wieder­

gegebene Profil (nach einer Photographie des Verfassers) zeigt.

Die Oberfläche besteht aus einer etwa 2 Meter mächtigen Decke von oberem Geschiebemergel m it seiner Verwitterungsrinde. Dar­

unter treten in der abgebauten bis zum oberen Grubenrande

Jah rb u ch 1897. 3

3 4 G. Maas, lie b e r zwei anscheinend

7 Meter hohen Wand geschichtete Spathsande des unteren D ilu ­ viums hervor, welche eine Gesammtmächtigkeit von etwa 10 Meter

F ig. 2.

x bezeichnet die Fundstelle.

besitzen, da der untere Geschiebemergel erst in einer Tiefe von 5 Meter unter der Grubensohle erbohrt wird. In den gröberen Sanden, welche hier in häufigem Wechsel m it feinkörnigen auf- treten, finden sich die Reste einer Süsswasserfauna, bestehend aus Valvata piscinalis Mü l l., Planorbis marginatus Drap., Bithynia tentaculata L . und Pisidium amnicum Mü ll. Ausserdem ist diese Kiesgrube ein Fundort für diluviale Säugethierreste, von denen hier Elephas primigenius Blüm b., Bison priscus H. v. Me y. und Equus caballus L . genannt seien. An der in der Abbildung bezeichneten

bearbeitete Gesteinsstücke aus dem D ilu v iu m . 35 Stelle, etwa 2 Meter über der Grubensohle, fanden sieb nun die beiden Feuersteinstücke, welche in feinkörnigen, deutlich geschich­

teten Sanden als einzige grössere Gesteinsstücke etwa 10 Centimeter von einander entfernt lagen. Die Sandschichten stiessen zunächst au den in sie eingebetteten Fremdkörpern ab und wölbten sich erst all­

mählich über dieselben, was nur dadurch zu erklären ist, dass die Stücke bereits während der Ablagerung der sie umgebenden Sande an ihrer späteren Stelle lagen. Die geschilderten Lagerungsverhältnisse in näherer und grösserer Entfernung von den Feuersteinstücken lassen die Annahme, dass die Stücke erst später an die Stelle gelangten, an welcher sie aufgefunden wurden, unmöglich er­

scheinen. Befanden sich die Stücke aber auf ihrer ursprünglichen Lagerstätte, so stösst ihre Erklärung als natürliche Bildungen auf grosse Schwierigkeiten. Da es sich, wie die Schalenreste deutlich beweisen, um Ablagerungen aus messendem Wasser handelt, so ist ein Absplittern der Stücke durch Insolation völlig ausgeschlossen.

D ie Gewässer, welche die Saude in unmittelbarer Umgebung: der Feuersteinsplitter ablagerten, können keine solche Stromgeschwindig­

keit besessen haben, dass sie die Splitter durch Anprall an einen harten Widerstand von anderen Gesteinsstücken abzusprengen ver­

mochten. Ueberhaupt stösst die natürliche mechanische Entstehung der Stücke an der Fundstelle auf die grosse Schwierigkeit, dass sich ausser den beiden Splittern in den ganzen umgebenden Sandmassen kein einziges grösseres Gesteinsstück auffinden Hess. Entstanden die Stücke aber an einer anderen Stelle, so ist die Annahme aus­

geschlossen, dass dieselben etwa durch fliessendes Wasser trans- portirt wurden, denn einmal fehlen ihnen alle Spuren eines der­

artigen Transportes, Abrollung oder dergl., und zweitens konnte eine Umlagerung durch die Gewässer nicht bewirkt werden, welche die feinkörnigen Sande der Fundstelle zur Ablagerung brachten.

U nter Berücksichtigung aller dieser Verhältnisse dürfte dem­

nach die Annahme gerechtfertigt erscheinen, dass die beiden Feuersteinsplitter in der That menschliche Artefacte darstellen, die, wie ih r Zustand begreiflich macht, unbrauchbar geworden waren und deshalb fortgeworfen wurden.

Bemerkungen zur Gliederung des Senon am

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