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173 mamtung unb Söbtung geflagt wirb. ®er alte Sentpel bon fßeffinunt

W dokumencie Die Zeit Constantins des Grossen (Stron 183-197)

Das fjeibetttljmn unb feine (ßötteomfdjung

173 mamtung unb Söbtung geflagt wirb. ®er alte Sentpel bon fßeffinunt

mit jeinen fürftlidj |errjt^enben fßrieftern unb feinen großen ©in=

fünften hatte ¿war täugjt fein Sbol unb feinen ©ultu§ nach 9tom gegeben, unb noch früher1 hatten auch bie © rie te n bie © öttin unter berfdjiebenen tarnen aboptirt, fo baß man überall ißre§ $Bitbe§ mit ber SDtauerfrone unb m it bem Sömengefpann gewohnt mar unb in fftom fid) aud) bie entmannten pßrpgifdjen ißriefter gefallen ließ. Aber man hielt wenigften§ Anfangs barauf, baß biefer ©djtparm Pon <Su* * nutzen, glötenfpielern, §ornbläfern, 5ßaufenftßlägerinnen u. f. »■

fid^ nicht au§ ber römifdjen Seüölferung ergänzte; wollte man ihnen ba§ einmal bewilligte Zetteln unb Serminiren in ber golge nicht meßr wehren, fo biente bieß Pielteicßt nur um fo mehr baju, biefen E u lt Pom eigentlichen römifcljen ßeben getrennt ju halten. Stuf ®e=

heiß ber fibijttinifchen Siidjer unb be§ DrafelS Pon ®etpt)i hatte man ihn angenommen; ihn freiw illig weiter ju perbreiten in bie fßrobinsen mar ba§ republilanifc£)e unb lange 3 eü auch bas taiferliche fRom nicht geneigt. Unter ©cßiffleuten, Sieben, entlaufenen ©Haben unb Söcörbern finbet guPenal ben weintrunienen Eunuchen in einer SBinielwirthf^aft jdjlafenb; neben ihm liegt baS Tamburin. ®urdh ihre Bettelei aber brängen fid) bie ißriefter ber ©öttermutter mit ihren phrtigtfchen Sappen fchon weiter unb weiter in baS §au§ beS reife n jftömerS hinein unb hängen fich einftmeilen an ben Abergtaw ben ber SSeiber, welche für bie gefchenlten © e t unb abgetragenen Sleiber fid) guten fRatl) geben taffen gegen bie brohenben lieber beS

©pätfommerS.2 SSon biefer Aufwartung ber @aüi bei ber Soilette ber Pornehmen ®ame war lein großer ©chritt mehr p ihrer Auf=

nähme in bie ®omefticität unb ¿um perfönlic^en 2Ritmad)en. ©uper*

ftitionen griffen in jener Seit um fo leichter um fich, i e abgefchmacfter

Exemplaren öfter als „oielgeftaltige Statur unb SDtutter aller Singe"

benannt wirb.

1 Ser gewöhnlichen Anfidjt nach Jur 3e it ber Stoßen ?eft am Anfang beS peloponnef. Kriege« 430 o. Spr. SaS SDtetroon 5« » b e n biente jugleih als Staatsarchiv

* Juvenal, Sat. VI, 511; ttgt. mit V III, 172 seq.

Sie große äJiutter unb ätp8; ihr Einbringen in 9tom.

fie waren. 33aib finben mir Snfdjriften Don Sßrieftern ber großen SKutter, 2lrd]igallcn unb ©r3priefterinnen mit römifdhen SRamen; bie

^eitigtljümer biefe§ ©ultu§ fangen an, fich über ganj Ita lie n nnb

®attien än Perbreiten. ©g bilben fief) fjerumäieijenbe ijßriefterfhaften, mei^e alg ein magrer Slugwurf ber ©efeUfdjaft haufentoeife Oon D rt 5U C rt reifen unb im tarnen be§ Keinen ©ötterbilbeg, bag fie auf bem 9iücfen eine» ©felg mit fid) führen, bie unberfd)ämtefte Settelei treiben. Sßeibifdj getieibet unb gepult, fingen unb tanken fie 311 £am=

burin unb gißte, peitfetjen unb üerftümmeln fid) blutig,1 nm ficf) bann burcfj Siebfta^i unb namenlofe Sfagfdhweifnng fdfjablog ¡u Raiten. ©0 merben bie Settetpriefter bei Sucian unb Slpuleiug ju r Seit ber Sin=

tonine gefcfjiibert. Später rnufs menigfteng in 3iom biefer Guitug ber großen ©öttin mieber eine ehrbare ©eite gehabt unb namentlich bie

©aftration aufgehört haben, inbem fonft bie öffentlich burcf) Senk mäier eingeftanbene Sfjeilnahme Oieier fehr angefehenen Seute fich nicht ertiären iiepe. Sott ben eigentümlichen Sipfterien, welche fich minbefteng feit bem brüten iyaljrhunbert baran anfdjtoffen, wirb weiter bie Diebe fein.

®ag große Sahregfeft im 2lpril gab bur<h feine ftjmbolifdhen löe=

gehungen, bie man längft nicht mehr berftanb, ben Sird)enfdhriftftei=

lern 1 2 befonbern 21nftofc. ©§ begann mit ber grühlingSnac^tgleidhe;

ba würbe im Sßalbe eine fßinie gefällt — berjenige Saum, unter welchem 2Itp§ fidh öerftiimmelt hatte — unb in fßroceffion ju bem Tempel ber Göttin getragen, welker 3. S. 3n Stom an bem palatü nif^en Serge lag. ©ine befonbere SBürbe, bie ber Saumträger ($en=

brophoren), wirb fpäter mehrfach in Snfdjriften erwähnt; bie @alli erfchienen bei biefem Sinlafj mit aufgelöften paaren unb fähigen fich Wie in rafenbem ©chme^e auf bie Sruft. 21m 3Weiten Sage fuchte man unter Srompetenfdjall ben Oerirrten 2lti)g; ber britte heißt ber Sluttag, weil fich bie © a lli bem 2tnbenten beg SItt)§ 3U ©fjren im

©dhatten ber mit Seilchenfrä^en unb einem Silbe beg unglüdli^en 174 gmtfter Slfcfdjnitt. Sa« §cibent|um unb feine ©ottermtfdjung.

1 25gt. I. Könige 18, 55«. 28.

2 5Be). Amob., Adv. gentes V. — Sie ©teilen bei ¿joega, a. a. D.

3üngtingg gefc£)miic£ten feinte bermunbeten. Sieß finb Sage ber biiftertt, trüben Stauer, fogar einer 2lrt bon Saften. 2lm bierten Sage, ben fogenannten fpiiarien, ging SlüeS in auggelaffene gteube über, unb babei Ijielt gang 9tom mit, maljrfdjeinlid), weil ein ältereg Srüßlinggfeft fid) mit biefem berfcßmolgen ijatte; fonft galt bie Seiet ber Slufnafjme bei 9Xtt)§ unter bie Unfietblidjen. Ser fünfte Sag mar eine fßaufe; am felgten mürbe bag S iib ber ©öttin — ein Sopf bon fdjmargem Stein in eine filberne ©eftatt eingelaffen — nebft ben Ijeiligen ©erättjen an bag SSaffer (ju «Rom an bag giüßdjeit Sltmo) gefahren, bafeibft geroafdjen unb bann in barfüßigem, auggeiaffenem Buge ¿um Sempel gurüdgebradjt.

So roenig ber Slbenblänber biefeg geft nad) feinem urfprünglidjen mßtßoiogifcfien S inn mürbigen tonnte, fo ftart muß bie ©emößnung unb ber miiitommene Einlaß gum Unfug gemirtt Ijaben. Sie ©ere=

monie mar in ber gotge eine bon benfenigen, bon melden ficfi bie Reiben gar nidjt trennen moltten, unb troß ber berfdjiebenen SKonate möchte bag StuffteUen beg äRaibaumg bor ben S itte n , in Ita lie n piantar il Maggio, ein ießter IRadjilang beg gefteg ber großen fütutter fein. — ©ine anbere gotge biefeg ©uttug barf man gum Sfjeil in ber Bunaßme beg ©unudjengefolgeg bornetjmer 9tömer unb ^Römerinnen bermutßen. 3m bierten 3aßrf|unbert ift biefe berfcßnittene §aug=

bienerfcfjaft felbft in frommen djriftlidjen gamüien1 etroag, bag fid) bon fetbft berfteljt, bag aber atg bloße orientalifdje SRobe fid) nidjt fo teicßt 93af)n gebroden Ejätte, märe man nidjt burdj ben ©djmatm ber peffinuntifcfjen ©öttin an ben feinegmegeg erfreulichen 2InblicE jener fjalbfcßlädjtigen URenfcßen gemößnt geroefen.

$Rod) eine anbere ©eftalt ber großen ©öttin mag ßier nur turg ermähnt merben: bie SInaitig (®nßo) ber öftlidjen Sleinafiaten, mit

Sie friefter bei grölen «Kutter. — SaS 3apre8feft. — Sinai'ti«. 175

1 Hieronym ., V ita S. H ila r. 14. Epist. 22. ad Eustoch., c. 16 & 32 u.

a. a. D . — Kocp Somitian patte für ben ganjen Umfang be8 römi=

ßpen KeicpeS jegliche Saftration ftrenge »erboten (Am m ian X V I I I , 4), unb nocp ber ©arbepräfeit be8 ©eptintiuS ©eberuS, Sßiautian, patte nur auf bie getoaltfamfte SBeife feiner Sodjter ißlautitta ein ©unucpen»

gefotge »erfcpaffen Jönnen. (D io Cass. L X X V , 14 s.)

nicpt minber au§gelaffenem ©ultu§. £ p r gehörte bie mädptige Sempet=

berrfc^aft ju ©ontana in ©appaboctert, m it ipren japtreitpen ^ieto - buten beibet ©efcptecpter. SDian glaubt fie mieberperfennen1 in bet fcpon attrömifdpen Srieg§göttin ®etiona, beten fßriefter fid^ alljäpr=

Itcp in ttntbem Taumel bie 2Irme jerfcpnitten. ©pater, im britten Saprpunbert, gab e§ fogar SKpfterien unter biefem tarnen, wobei ba§ S3tut be§ 93eltonenpriefter§ auf einem ©cpitbe aufgefangen unb an bie ©inpmeipenben bertpeilt mürbe.2

Sinket biefen beiben großen ©ottpeiten ber Semiten barf pier nocp eine britte nicpt übergangen werben, obfcpon ipre ©inmifcpung in bie griecpifcp=römifcpe 9Migion nicpt ber Saiferjeit, fonbern ber U rjeit angepört: nämticp ber ÜDietfart ber fßpönicier, öon wettern ber griecpifcpe §erafte§ nur eine ©eite ift. ©ein ©uttu§, wenn aucp jefet unter römifcpem Sianten, reichte bon jeper fo weit at§ bie ppöni=

cifcpen unb cartpagifcpen Stiebertaffungen, unb einer feiner berüpm*

teften Tempel war berfenige bei ©abe§ (Sabij). ^ n Ita lie n nnb

©riecpentanb pätte man fiep m it ber etaffifepen Sluffaffung beä ©opneS be§ 3eu§ unb ber Sltcmene begnügen Können, allein bie fpätere @ötter=

mifepung napm auep ben fogenannten tprifepen §ercule§ auSbrücfticp in ipr grofje$ fßantpeon auf. Sine unteritaiifepe Snfcprift au§ ber Seit be§ ©aiiiettu§ ift ipm gewibmet, ungefapr Wie in neuerer Beit bie 9?amert unb bie Kopien weit entfernter ©nabenbitber auf manepen Stitären wieberpoit werben.

9Kit allem btSperigen finb w ir nun boep niept im ©tanbe, ein waprpaft tebenbigeg Söilb be§ 9leligion§pftanbe§ bon Steinafien unb

©prien in ber fpätern Siaiferjeit p entwerfen. ®ie SJiiftputtg war jebenfaUS eine fepr berfipiebene, je naepbem ba§ grieepifepe Seben überpaupt burepgebrungen ober gepemmt worben war. ©inen trüben * 8

176 Sanfter Slbfcpnitt. Sag ¿peibentpum unb feine ©ötttrmifdjung.

©djtoend, a. a. 0 ., @. 271 f., too bie SeEonenfeiet wopi trrtg born 3. Sunt (Ovid., F asti V I, 199) auf ben Sluttag ber grojjen SfJtutter berlegt unb bamit ibentiftcirt toirb.

8 ®et Apuleius, Metam. V I I I ruft ber Scttetpricfter bier ferfonifica=

tionen ber grofjen © ottin nacp einanber a n : Dea S yria . . . et Bellona et mater Idaea, cum suo Adone Venus domina. . .

177 Ser tijriföe §ercule3. — Sie Senket SorberaftenS.

©tnbtucE matten immer jene ijerrlidjen Sempei gnedjifdj = römifdjen

©tpleg,1 bie fü r irgenb ein formiofeg afiatifc^e§ Göjjenbilb erbaut mären, roo ficfi atfo ba§ CSbeifte unb ©c^önfte in ben ®ienft ber häfi=

Haften Befangenheit begab, weil bielleid)t irgenb eine Tempelherr*

fdjaft tiegenbe Griinbe, Selber unb Sttmofen genug beifammen hatte, um einen ßujugbau erften Bangeg ju unternehmen. Unb ¿war trieb ber roachfenbe Slbergtaube auch *>ie Griechen unb Körner Sleinafieng mehr unb mehr biefen Sdtären o rie n ta life r Götter ju, ja fetbft neu auftaudjenben Gottheiten, trenn nur ber ®otmetf<her ober fßriefter ber*

felben eine genügenbe Frechheit befafj. 2Jiau iennt au§ Sucian jenen Betrüger üüexanber, weither im ¿weiten ^ahrhunbert mit feinem deinen ©djlangengott juerft bie einfältigen ißaphtagonier bon 2Ibo*

noteid)o§, halb aber ganj Sieinafien unb bie bornehmften römifthen Beamten ¿um Beften hatte.

Seiber fehlen genügenbe Bad)richten über bie fpätere © jifte n j jener Sempelherrfthaften überhaupt, welche ©trabo ¿ur 3 « t be§ Stuguftuä in nicht unbeträchtlicher ßafyt gelannt hatte.1 2 ©etbft bei ißalmpra ift ba§ Berhältnifj uniiar, in welchem bie friegerifthe unb hanbettreibenbe Slriftocratie ju bem großen ©onnentempel unb feinen ©cf)ähen ftanb.

SBie biete ftumme Binnen birgt nur bief; Borberafien ber Böm erjeit!

anjufangen bon bem herrlichen ijjetra in Arabien, bon ber ©äuten=

ftabt Gerafa öftlich bom ^orban — beibeS Drte, bie au§ ben ©ctirift- fteUern ber Saiferjeit fautn bem Barnen nach befannt wären, wenn nicht bie neuern Beifenben m it ©rftaunen bie einfame jßracht Wieber entbecEt hätten.

Bei ber Aufnahme borberafiatifcher Gottheiten hatte eg fich fehlest*

hin um eine neue ©uperftition unb um eine ©rweiterung be§ Götter*

bienfteg gehanbelt; ein neueg Bilbunggelement tarn m it biefem ©ultug nicht nach Bom. Ganj anberg impofant treten bie Götter Slegppteng in ber großen TOfdjung auf. ©g begleitete fie bie uralte ©hrfurdjt 1 Sa8 ifracbiwert bon Texier, Descr. de l’Asie mineure, giebt u. a.

ben befierljaltenen Sau be8 StnnenianbeS, bett Sentpet bon Slijani.

2 Strabo X I , 14; X I I , 2. 3. 5. 8; X I V , 2 u. a. a. D.

a r b t , Sonftantin. 3. SCufl. 12

be§ © rie te n bor ber äg^ptifd^en fßrieflerWeiSßeit, in weldjer man Geologie, Slftronomie, SRaturbeobadjtung, .fpeiifunbe unb 9J?antiI gleichmäßig boHenbet ju finben hoffte. .fiter fjanbelte eS fid) nic^t um rafenbe SSerfdjnittene, fonbern um eine fßriefterfafie, meiere einft bie

«ßßaraonen unb ifjr SSoi! be^errje^t unb bie größten ®enfmäler hinter*

laffen fjatte.

®iefe Softe erfefjeint atlerbingg fcfjon bebeutenb fjerabgefontmen ju r Seit ber «ßtolemäer, unb ifjre Sempeigüter werben offne Säibcr*

ftanb 51t Prägung ber ©taatSlaften Iferbeigejogen. (©. oben ©. 124).

®aS alte 33orurtffeil 31t ©unften iljrer geheimen SBeiSljeit ift gc=

fdfwunben, feitbem auf ber ®iine beS ®elta bie ©tobt üllejanberS fid) erhoben Ijnt, wo griedjifdje ©eleffrte unb griedjifdf gebiibete ülegppter bie größte SSerfftätte beS bamalS mobernen fritifdfen ©am*

metng, gorfdjen? unb SSiffenS auffdflagen. ®er macebonifdjc Sönig, feine ^Beamten unb ©olbaten werben nidjt ntelfr öon ben Sempetn au?

gelenlt, unb feitbem lolfnt eS fid) aurf) nic^t mefjr ber äRülje, bag große alte ©pftem priefterlidfen SßiffenS aufredjt ju Raiten, ©trabo, bei Slnlaß feine§ SBefudje? ju ,*petiopoli§ in Unterägppten,1 e rjä^tt:

„2 8 ir fatjen ouci) große Käufer, in welken bie ißriefter mofjnten, einft fß^ilofop^en unb Slftronomen; ober Korporation unb Srobition finb baljin, wenigftenS ließ fid) fein SSorfte^er biefer 21rt fefjen, fonbern nur Dpferer unb Kuftoben, welche ben gremben bie ©efjen§wiirbig=

feiten beS SempelS erflärten." $£Ran jeigte u. a. bie ©teile, wo einft ißlato breije^n Sfaffre gewohnt ^oben füllte, oijne ben Sßrieftern baS Sßefentlidfe iijrer ©eljeimniffe abgewinnen ju fönnen; — jeßt bagegen würbe berjenige unter gebilbeten Seuten auSgelacfjt, welker bon biefen Singen Sluffjeben? machen wollte. Slßein Pon ber ©eite beS SIber*

glauben? erobert Slegppten halb ben Kinfluß wieber, ben eS bon

©eiten beS SSiffeng eingebüßt ijat.

S ür’g Krfte ift bie alte ^Religion nod) im Sanbe felbft außer*

orbentlid) fta ri befeftigt. (© . 131 ff.) ©ie berbanfte bieß tfjeilS bem angeborenen Sroße beS SlegppterS, ber feine «Rationalität auf feine 178 (fünfter 2Ibfc§mtt. ®aS §eibettt^um unb ferne ©ottermif^ung.

1 Strabo I. XVII.

aSeife beffcr gegen bie frentben $errfc£)er wahren fonnte, tfjeii§ ihrem althergebrachten Drganigmug. fe rn S o ll ber alten 2Belt tjatte fein ganjeg Seben fo bößig bon heiligen Sehren unb SSorfdjriften abhängig gemacht, wie bag ägtjpttjcEje. ®ie beften Kräfte ber Diation finb hier feit gahrtaufenben barauf geroanbt worben, bag SSertjättnifj jum Ueberirbifc^en burd) Symbole ¡$u berijerriidjen; Sempelbau, gefte, Opfer unb Segräbnifj nehmen einen Siaum ein, neben weldfem bag bürgerliche Seben, ber «ücferbau unb ber ffanbel nur eine untergeorb»

nete ©eltung tönnen behauptet haben. ©in foldjer Suftanb, ber nie grünblid) abgefdjafft über burd) etwag mefentlid) «Reueg berbrängt Worben war, mufjte nocf) auf bag fiarffie nad)Wirfen. «Rocl) ftanben bie meiften Tempel unberührt; was ©ambpfeg unb bie «ßerfer jerftört Ratten, babon f)ielt ein leibenfcEjafttidfer 2tbfd)eu bag Inbenten felbft in ber römifdfen Seit frifd}. ®ie fßriefter, welche nocf) bie fßaläfte bei unb an ben Sempein inne Ratten, traten oijne Sweifet bag 2Rög=

lidje, um bie Draict unb Opfer in @tanj unb ©ijren ju Ratten unb bie «ßroceffionen burd) bie weiten Ratten unb ^fofräutne, burd) bie Stßeen bon ©pljinjen unb SSibbern m it aller ißradjt ju feiern. 2Benn w ir annehmen bürften, baff bie ganje .öierarcpie nod) in bemfetben Umfang fortgebauert ijabe, wie fie unter ben «ßtotemaern nachjuweifen ift,1 f 0 würbe biefi ein £eer bon geweiften ißerfonen augmadjen.

Swar Ejatte man biefer gefährlichen 9Racf)t bie ©pi^e abgebrochen;

bie «ßtolemäer Rattert ben Dberpriefter ihrer eigenen bergöttii^ten

«ßerfon m it bem Oberpriefter bon ganj «egppten ibentificirt unb ihm feinen ©ifc in «Rlejanbrien angewiefen; and) bie «Römer wufjten fi<h ju Reifen, menigftenS unter .ßabrian berfah biefe ©teile eineg „Ober*

priefterg bon Sltejanbrien unb ganj 2tegppten" eirt fRömer, S. g. S3eg=

tinug, ber zugleich SSorfteher beg «SRufeion’g bon Sllejanbrien war.8 Silber bie «¡Raffe ber Sßriefter beftanb ohne Sweifet fortwährenb aug Slegpptern; ba war ber ißropijeteg, welker Draiet fpenbete ober ge»

wiffe befonberg heilige Dpfergebräudje boßjog; bie |»eroftolen, welche 1 g ü r ba8 gotgenbe f. 23öct£), Corpus inscr. grsec. I I I , fase. I I , @in=

leitung.

5 SSomit Strabo X V I I , 1 311 eergteietjen.

<Migton8juficmb Siegten«. — ®ie Hierarchie. 179

12*

bie Garberobe ber ©ötterbiXber befolgten; bie fpteroplforen, rneldje giügei auf ben ftöpfen trugen; bie ©ierogrammateiS, welche einft alle Zeitige SBeiätjeit Perwalteten, jefjt aber fd)ou ju £raumbeutern begrabirt fein mochten; bie öorofcopen ober ©ternbeuter; bie fßafto*

pfjoren, weihe in ben fßroceffionen bie Geljäufe mit ben Götterbilbern trugen; bie Sänger; bie ©tempeler ber Dpfertijiere; bie $üter ber Zeitigen Spiere; bie öerfcfpebenen fftangHaffen ber Ginbalfamirer unb Grabwärter; enbtidj jahtreidje Sempelfftaöen, weihe theilS wie gjjön^e in freiwilliger Gtaufur lebten, theilS als Serminirbettler herumgingen. Um bie ©erapiStempel, namentlich ben bei 9Jiempl)i§

herum, lagen fdjon feit bem ¿weiten Satjrhunbert ü. Gfjr. bie Setten jener „©ingefdjloffenen", welche burch lebenslangen Werfer in ber m h e beS ®otte§ rein ju werben hofften; offenbar baS nahe unb un=

täugbare 93orbilb ber djriftlidjen reclusi; fie erhielten ihre Sftatjrung nur burch baS genfterdjett unb ftarben in biefen Söhern.1 — 33oH=

ftänbig ober unüollftänbig erhalten, hatte biefe ganje grofje ©haar nur baS eine Sntereffe: ben äg^ptifchen Aberglauben mit allen Kräften aufrecht ¿u hatten unb auch ben ^Römern fo üiel als möglid) ju impo*

niren.

Sieben einer großen Anjahl wehr ober weniger local gebähter Götter hotten überall bie allgemeinen ägtjptifcfjen Gottheiten Sfi§, DftriS, AnubiS ihre Tempel. Sn SUejanbrien unb mehrern anbern

©täbten fam htnju ber auS ©inope geholte, Porgeblid) m it S firiS al§ Sobtengott öermanbte ©erapiS, beffen Tempel als eines ber SGSunber ber antiien Saufunft galt unb Pon Anbauten umgeben war, weihe feit bem Untergang beS SRufeion’S unter Aurelian bie noch immer hö<hft wichtigen wiffenfhaftlicijen Anftalten, u. a. bie eine grofje Sibliothei, enthielten. GS ift ber föiiihe Werth, bie AuSfage fftufin’S,1 2 fo fabelhaft unb unbeuttid) fie Hingt, in ^Betreff biefeS auf;erorbent=

lihe n GebäubeS anjuljören, weit fih hier Harer als fonft eriennen 1 Sßeingavten, ®er Urfprung be« 9Mön<hhum8, 30 ff., nach Snraet

be fiteste unb Setronne.

2 H ist. eccl. II, 23 seq. — Am m ian. X X II, 16. — A vie n i orbis descr.

Vs. 374.

180 fünfter SIBfdjnitt. ®a8 föeibentfmm unb feine ©Sttemrifdjung.

Sie §terardjie. — SaS ©etapeion. — äteyanbrien. 181 läjjt, rote feljr fidf ber $efleni§mu§ in biefer £>eimat£) aßeS 21ber=

glaubend ber nationalen ®entmeife ju fügen muffte. ®a§ ©erapeion, auf ijunbertftufigem Unterfaf) t)DCh über bie ©tabt entporrageitb, jcijetnt ein riefiger Qkm ölbebau gemcfen gu fein, ber auf aßen bier ©eiten mit Kammern, Sreppen unb geheimen Gängen, oben fogar mtt ißne=

fiermohnungen unb jenen jfeßen für SSiifjer umgeben mar, bann tief ein oierfac^er $orticu§ entroeber um ba§ ©ebäube felbft ober erft um einen .öofraunt herum. 9ln bem ganzen Tempel mar ba§ pradjtboßfte SRaterial, aud) ©olb unb (Slfenbein nidjt gefpart. Sn ber großen mittlern £aße ftanb ba§ 93ilb be§ @otte§, überaus coloffai, fo baff e§ mit ben auSgeftrecften Rauben bie beiben ©eitenmauern berührte; 1 e§ mar naci) SIrt ber (iijrpfelepijantinftatuen au§ Uerfd)iebenen 2fte=

laßen über einen hölzernen Kern äufammengefefet, bie nadten Stjeile öon irgenb einer ma^rfdjcinlid) geheiligten ^ o lja rt. S ie SBänbe maren mit © rj belteibet, hinter metdjem bie aleranbrmijdje «ßhantafie eine jmeite Söelleibung bon ©über unb eine britte, innerfte, bon ©olbbledj bermuthete. Ser ganze groffe Sftaunt mar buntel unb atfo auf tünft=

liehe «Beleuchtung beregnet; nur an bem gefttag, ba man baS 93üb bes ©onnengotteS auf Sefudj ju ©erapiS braute, mürbe in einem beftimmten 2lugenbtid eine Heine Deffnung gegen Dften aufgebedt, burd) meldje plöljlicti ber gtiihenbe ©Dnnenfchein auf bie Sippen be§

©erapiSbilbeS fiel, unb biefj nannte man ben ©onnentuf;. Slnbere optifdje unb medjanifche Künfte, moju ber Sempet mie ein 2l)eater eingerichtet gemefen fein muh, merben nicht näher bezeichnet, ober fie finb bon burdjauS mährchenhafter SIrt, mie bie 6iefci)ict|te bon bem ÜJiagnet in ber Sede, roetcher ba§ au§ bünnem ©ifenbled) gefertigte Sonnenbitb in ber Suft fcfjmebenb erhielt, roa§ fpäter betannttid) auch nom ©arge äRohammeb’S berichtet mirb. Ser Stempel mar fünft noch, mie bie ©erapistempel überhaupt, berühmt für bie fogenannte 3neu=

bation; Kranle nämlich fdjliefen bafelbft ober fdjidten Stnbere jum

©chtafen hin, um in gottgefanbtem Sraum 1 2 ba» SOiittel ber ©enefung 1 Dber hätte berühren tonnen; bei bem fonft als 3 eu8 ftplifirten ©erapiS

mären auSgeftrecfte Slrme ju auffaltenb.

2 Tacit., Hist. IV , S l.

ju erfagren; eilte SKetgobe, meiere bie © rie te n in igren StSflepioS*

tempeln ebenfalls anroanbten, unb rod ege 5tntag gab, bie beiben ©ötter gerabeju m it einanber ju ibentificiren. — fiebrigen» roar in bet ganjen (Stabt jebe Sßanb, jeber Sgürpfoften mit einem (Sgmbol beS großen ©otteS bejeiegnet, rooju noc^ jagllofe Üempel, SapeHcgen unb S3ilber aller übrigen ©ottgeiten auf allen ©affen lamen.1 ¡gene

©inridjtung auf betrügeriftge SßgantaSmagorie u. bgt. glaubte man freilieg auct) in anbern Tempeln ju finben ober PorauSfegen ju burfen;

fo roar in bem Stempel eines ©otteS, ber in bem lateinifcEjen S3ericgt

fo roar in bem Stempel eines ©otteS, ber in bem lateinifcEjen S3ericgt

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