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Die Südwerke der Illinois - Stahl - Gesellschaft in Chicago

W dokumencie Stahl und Eisen, Jg. 11, No. 9 (Stron 24-27)

Von Dr. H. W e d d in g in Berlin.

(Hierzu Tafel XVIII und IXX.)

Unter allen gewerbreichen Städten N ord­

am erikas nim m t Chicago den hervorragendsten Standpunkt ein wegen seiner ungeheuer schnellen Entw icklung. Im Jahre 18 3 0 fanden sich hier etwa 70 Ansiedler, 1840 zählte m a n 4 5 8 3 , 18 5 0 3 0 0 0 0 , 18 6 0 112 1 7 2 , 1 8 7 0 3 0 0 000, 1 8 8 0 5 0 3 1 8 5 Ein w ohner, bei tinserm Besuche 18 9 0 hatte es bereits 1 0 9 8 57 6 E inw ohner und w a r dahe r nach New York die gröfste Stadt der Vereinigten Staaten.

/N a c h d ru c k verboten.«

\Gea. v. 11. J u n i 1870./

Die ungemein glückliche Lage am Ufer des meergleiclien Micliigansees, die Mittellage zwischen den Kohlenleldcrn Pennsylvaniens und den Eisen- erzlagerhütlen des Oberen S e e s , die Mitteliage ferner zwischen den ackerbautreibenden Gegenden des W estens mul den gewerbetreibenden Graf­

schaften des Ostens sind die Ursachen dieser aufserordenllichen Entwicklung.

ln Chicago ist die erste Flufseisenschiene i gem acht und zwar im Ja h re 1 8 6 5 , u n d jelzt

September 1891. „ S T A H L U N D E I S E N . * Nr. 9. 731 liefert es über ein Drittel der gesammten Schienen-

production der Vereinigten Staaten. Daneben aber bestehen noch erhebliche andere Zweige des Eisenhüttengewerbes, welche es bewirken, dafs jährlich aufser zur Schienondarstcllung gegen 400 0 0 0 t Roheisen daselbst verbraucht werden, d arunter eine erhebliche Menge Ilolzkohlenroheiscn für H artgufsräder und sc hmiedbaren Gufs. Neben Eisenbahnbedarf ist der Hauptgegenstand der dortigen Eisenfabrication das la n d w i rt s c h a ftl ic h e Geräth. Man schätzte bei unserer Anwesenheit das in dem Gewerbebetrieb angelegte Kapital auf 140 Millionen D ollars, die Zahl der Arbeiter auf 170 0 0 0 mit einem jährlichen Lohn von 70 Millionen Dollars, den W e r th der Producte auf 500 Millionen Dollars.

1871 w urde die Stadt durch ein ungeheures Feuer zerstört, dem etwa 1 8 0 0 0 Gebäude e r ­ lagen und wodurch 9 8 0 0 0 P ersonen obdachlos wurden. Die Stadt erstand in herrlicher P ra c h t wieder, und die grofsartigen Anlagen ihrer un­

geheuren, aus Stein errichteten Gebäude übertriITt A lle s, was in dieser Richtung irgendwo in der W elt besteht, an P ra ch t, wie an Zweckmäfsigkeit.

Die meisten Eisenerze kom m en auf Schienen- und W asserwegen von den Bergwerken in Minne­

sota nach Chicago, 10 2 0 engl. Meilen, davon übrigens n u r 70 L an d w e g ; die Gruben der Gogebic-Zone haben nur 4 9 0 engl. Meilen Land- und W asserw eg, die von Nord-Michigan 375 engl. Meilen, u. s. w. Z w ar können die Erze von Verrnilion 69 0 Meilen n u r zur Bahn hera n­

gebracht w erden, was eine Sicherheit für die Versorgung im W in ter gew ährt, aber die Regel bleibt doch die möglichst ausgiebige Benutzung des W a sse rw e g es, und selbst von den Gruben der Menominee-Zone, welche n u r 300 engl. Meilen Schienenweg hat, wählt man lieber den 3 7 5 engl.

Meilen langen combinirten Schienen- (75 engl.

Meilen) und W asserw eg über Escanaba. Koks kommt auffallenderwcise nach Chicago n u r mit Bahn. Der Grund liegt d a r i n , dafs hier die Erzschiffe Rückfracht davon nehm en. Aus dem Connelsville - Bezirk sind es 52 5 engl. Meilen Eisenbahn. Zuschlagskalkstein ist nahe , in den kristallinischen und alten Sedimentgesteinen zu finden. Die grofsen Brüche von H aw thorne sind nur 7 engl. Meilen entfernt. Petroleum wird vielfach, namentlich in den Südwerken, beim Eisenhüttengewerbe gebraucht und wird hierhin in Röhren von Lima in Ohio geleitet. Die Röhrenlinie ist 20 0 engl. Meilen lang.

Von dem Verkehr Chicagos auf dem W asser giebt es ein Bild, wenn in Betracht gezogen wird, dafs 1889 21 78 8 Schiffe in den dortigen Ilafen einliefen, welche über 10 Mill. Tonnen Ladung hatten. Der Kanal zum Mississippi, der sich stets als wieder zu klein beweist und dessen grofsartiger Ausbau noch der Zukunft Vorbehalten bleibt, schafft nur etwas über 9 0 0 0 0 0 t. Man

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ist dabei, den Kanal von Chicago nach Lockport, Illinois und zum Mississippi auf 160 engl. Fufs Weite und 18 Fufs Tiefe zu bringen.

ln Chicago münden 26 unabhängige Eisen­

bahnlinien ein, und diese vermitteln den Ilaupt- verkehr ebenso von und zum S ee, wie für den eigenen Bedarf der Stadt.

Im unmittelbaren Bezirk von Chicago liegen 19 Kokshochöfen, von denen 17 der Illinois- Stahl - Gesellschaft (Illinois Steel Company) ge­

hören, ferner 17 Walzwerke, deren vier derselben Gesellschaft gehören, darunte r sind fünf, die mit dein B essemerprocefs, zwei die mit dem Klein- B essem er-(R obert-)procefs, d re i, die mit Flufs- eisen-Flammöfen und e in s, welches mit Tiegeln das Material erzeugt.

Die Hauptproduction besteht in Eisenbahn­

schienen, Drahtknüppeln und Handelseisen.

Die l l l i n o i s - S t a h l - G e s e l l s c h a f t umfafst die Nord- und die Süd - Chicago - H ü t t e , die Mil­

w au k e e - H ü tte , die Joliet - Hütte und die Werke der früheren Union - Stahl - Gesellschaft. Das Kapital ist 25 Millionen Dollars.

Die jä hrliche Production (bis Mitte 1 8 9 0 ) w a r : Grofstonnen S c h ie n e n ... 539 603 K n ü p p e l ... 49 800 H a n d e ls e is e n ... 56 415 D ra h tk n ü p p e l... . 29 295 T räger und U-Eisen . . . . 5101 Zusam m en . 680 274 Die Hochöfen der Gesellschaft, von denen 14 im F e u e r standen, stellten d a r :

G ro fsto n n e n

R o h e is e n ... 614 240 Spiegeleisen ... 32777

Zusammen . 647 017 Die Bessemerwerke in 4 Hütten mit neun Birnen von 6 bis 10 t Fassung erzeugten:

G rojfeionnen

Blöcke ... 751 833 Man halte dazu v e r b r a u c h t :

E is e n e r z e ... 1 100 000 K o k s ... 700 000 S t e i n k o h l e ... 200 000

Zusam m en . 2 000 000

Es werden 10 0 0 0 Arbeiter mit einem j ä h r ­ lichen Lohn von 6 000 0 0 0 Dollars beschäftigt.

Man ist mit grofsen Bauten beschäftigt und gedenkt nach deren Vollendung 1 20 0 00 0 Grofs- tonnen Roheisen, 1 100 0 0 0 Grofstonnen Bessemer­

blöcke und 8 5 0 0 0 0 Grofstonnen S c h ie n e n , im ganzen aber 3 0 0 0 0 0 0 Grofstonnen Eisen zu erzeugen.

Die S ü d w e r k e , 12 Meilen südlich vom C entrum der Stadt am See gelegen, sind die gröfsten Anlagen der Gesellschaft. Die grofs­

artigen Erzausladevorrichturigen daselbst sind Seile 22 und 4 5 9 dieses Ja hrgangs der Zeit­

schrift beschrieben. Die gröfsten Dampfer können an den Docks unmittelbar anlegen, und drei

Eiseti-4

732 Nr. Ó. „ S T A H L U N D E I S E N . “ September 1891.

bahnlinien m ünden unmittelbar in das W erk.

Es ist 1 8 8 0 und 1881 auf einer in den See ragenden Sandbank errichtet worden.

Vom See aus gesehen befinden sich die älteren Hochöfen r e c h ts, die neueren links, dazwischen liegen die Bessemer- und Walzwerke.

Die älteren 4 Hochöfen sind 21 X 7 5 ' = 6,4 X 2 2 ,9 m, die neueren vier haben 21 X 85*

— 6,4 X 2 5 ,9 m. Letztere sind für eine tägliche Production von zusammen 8 0 0 t berechnet.

Sie sind mit 12 W hitw ell-W in derhitzern ausgerüstet und empfangen ihren W ind von acht Gebläsemaschinen. Es ist bem erkensw erth, dafs m an hier mit je zwei Gebläsen für den Hochofen au szukomm en a nnim m t, während bei der alten Anlage 10 für 4 Hochöfen vorhanden sind, zwei allerdings zur Reserve.

Ueber die Gebläse h a t H r. Daelen in dieser Zeitschrift Seite 99 nähere Mittheilungen gemacht.

Das Erz kom m t lediglich zu W asser an. Die mechanischen F ördervorrichtungen bringen stünd­

lich 2 5 0 bis 30 0 t Erz zur Halde.

Die B e sse m e ra n la g e , welche bereits in den Berichten über die Amerikafahrt in dem Januar- u nd F ebruarheft m e hrfac h, z. B. Seite 17 und Seite 33, E rw ä h n u n g fand, ist für die Darstellung von Blöcken zum Schienenwalzen berechnet und h a t in 2 4 Stu nden als höchste Leistung 1 4 0 0 t Blöcke zu verzeichnen.

Tafel XVIII zeigt den Grundrifs der Anlage. Es sind darinnen drei 10 - T onnen - Birnen , welche nach einer Giefsgrube arbeiten und in derselben Kippaxenlinie liegen. Die Anlage ist mit drei Pfannen- und vier Blockkrähnen ausgerüstet.

Die beiden Gebläsemaschinen mit horizontalen Gebläsecylindern liegen in einem besonderen Hause a. Links befinden sich in einem Anbau vier Spiegelcupolöfen und zwei Roheisencupolöfen, letztere nur für den Fall des Bedarfs, w enn die Hochöfen nicht unmittelbar liefern. Die Roheisen­

pfannen kommen auf einem Geleise v o r den Birnen a n , dessen F ortsetzung links zu den Hochöfen oder dem Mischer führt.

Das grofse Gebäude b auf der Rückseite der Birnen dient zum Bodeninachen links und zum Birnenfuttermachen rechts. Sechs Drehscheiben vermitteln die Ueberführung der Birnen in die Reparaturwerkstätten. Die Einrichtung hierfür ist dieselbe, welche der Verfasser in seinem W e r k e : „Der basische Bessemer- oder T hom as- procefs“ S. 79 und 80 abgebildet und beschrieben

h a t , und welche noch von Holley stam m t.

Sie soll sich dort sehr gut bewähren. Von der neuen Anlage k o m m t das Roheisen7 in einem höheren Niveau von den Hochöfen oder dem Mischer, wie auf Tafel XVIII im L ängsdurchschnitt zu erkennen ist.

Fig. 1 ist ein Querschnitt von links des Grundrisses gesehen. d ist das Birnenfultei- r e p a ra tu rh a u s, a das Gebläsemaschinenhaus.

Fig. 2 ist ein Querschnitt von rechts des G ru n d ­ risses gesehen, f ist der Bodenreparaturraum . Fig. 3 ist ein Längsschnitt, welcher gleichzeitig die Cupolöfen und die hydraulische Ausw echsel­

vorrichtung für die Birnen, sowie die H ochbahn zu den Hochöfen darstellt.

Das Flufseisen wird in Blöcken von 16 Zoll

= 4 0 6 mm Seite im Quadrat gegossen. Jeder Block giebt 6 Schienen. Die Blöcke gehen in A u s g l e i c h g r u b e n , deren jede acht bis zehn Blöcke fafst und die mit Gas geheizt werden.

Das Block- und Schienenwalzw erk ist seinerzeit au f Tafel II des Januarhefts abgebildet und von Hrn . Spannagel beschrieben worden., Die dort wiedergegebene, sowie die vorliegend abgebildeten Zeichnungen verdankt der Verfasser der Liebens­

würdigkeit der Direction der Südwerke.

Es sei der Vollständigkeit wegen hier n u r wiederholt, dafs die beiden Scliienenwalzenstrafsen, welche parallel stehen und zusam m en arbeiten, 8 0 ' = 2 4 ,4 m auseinander liegen. Der Block geht durch 5 Furchen des e r s t e n , dann durch 4 F urchen des zweiten Tlieils des S chienen­

walzw erks, hierauf zurück zum e r s te n , wo die Schiene in 4 F urc hen vollendet wird, w ora uf erst das Zersägen des Schienenstabes erfolgt.

Die Ausgleichgruben (soaking pits) verdienen wegen ihrem ausnahmsw eisen Gröfse ganz be­

sonderes Interesse. Sie sind auf Tafel XIX a b ­ gebildet.

Fig. 1 ist obere Ansicht und theihveiser Querschnitt, Fig. 2 Vorderansicht und S chnitt nach g h der Fig. 1, Fig. 3 ist ein Querschnitt nach a b der Fig. 5 , Fig. 4 ein solcher nach c d derselben Figur, Fig. 5 ein solcher nach e f der Fig. 1. Die Länge der einzelnen Kamm ern ist 1 2 ' 6 " = 3 2 0 0 m m , die Breite 5 ' 6" = 1 6 7 6 m m .

Die sämmtlichen Dampfkessel werden durch rohes P etroleum, welches mit Dampf cingeblasen wird, geheizt.

September 1891. „ S T A H L U N D E I S E N . “ Nr. 9. 733

W dokumencie Stahl und Eisen, Jg. 11, No. 9 (Stron 24-27)