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Das zweite deutsche Patentgesetz vom 7. April 1891

W dokumencie Stahl und Eisen, Jg. 11, No. 9 (Stron 44-49)

Die seit Jah ren besprochenen und beantragten V erbesserungen und U m änderungen des ersten deutschen Patentgesetzes vom 25. Mai 1S77 sind d urch das neue zweite deutsche P atentgesetz vom 7. April 1 8 9 1 , w elches am 1. O ctober d. J. in W irksam keit tritt, zum Theil angenom m en, zum Theil zurückgew iesen.

Der w ichtigste der ausgesprochenen W ünsche ging d a h in , der V orprüfung eine Riehtungs- bestim m ung dadurch zu geben, dafs im § 1 des neuen Gesetzes der Begriff einer Erfindung fest­

gestellt oder wenigstens ausgesprochen w erde, w elche V oraussetzungen erfüllt sein m üssen, um als W irk u n g des Gesetzes für den G egenstand einer A nm eldung die P aten tiru n g cintretcn lassen zu m üssen.* D ieser W unsch ist m it der u n ­ veränderten A nnahm e des W o rtlau tes des bis­

herigen § 1 abgelehnt. Ob dieser W unsch Be­

rechtigung h atte und ob dessen Erfüllung einen Zweck haben w ürde, soll in Folgendem besprochen w erden.

Mit dieser B esprechung soll keine vorzeitige Kritik über ein noch nich t einm al gültiges, frisches Gesetz ausgeübt, sondern es soll n u r nachgew iesen w e rd e n , dafs die vorgenannten W ünsche nicht einführbar sind und dafs deren Zweck auch m it den bis dahin und ferner gültigen Bestim m ungen erreicht w erden kann, sobald das K aiserl. P ate n t­

am t dies für angezeigt hält.

Der W unsch nach einer F eststellung des Be­

griffs der Erfindung, oder w enigstens der V oraus­

setzungen für dieselbe, w urde veranlafst durch die orakelhaft ablehnenden E ntscheidungen der Vorprüfung, deren W o rtlau t nich t n u r bei den betreffenden Erfindern, sondern auch in tech ­ nischen Kreisen des praktischen Lebens m in­

destens grofse E nttäuschungen über diese Art des W irkens des K aiserlichen P ate n tam tes hervor­

rufen m ufste. Man denke sich die E nttäuschung, w enn einem Erfinder, der von der w eltbew egenden W ichtigkeit des Inhalts seiner A nm eldung über­

zeugter ist, als ein Vater von der Vorzüglichkeit s e i n e s Kindes, vom K aiserlichen P ate n tam t der ablehnende Bescheid m it einer der folgenden orakelhaften B egründungen zugeht:

1. In dem G egenstand der A nm eldung kann eine patentfähige Erfindung n i c h t e r b l i c k t w erden.

2. Der G egenstand der A nm eldung erm angelt eines E rfm dungs g e d a n k e n s .

3. W enngleich der Vortheil, den die von Ihnen a n ... eingeführten Verbesserungen

* Zeitschrift des »Vereins deutscher Ingenieure«

Nr. 24 vom 14. Juni 1890.

N ach d ru ck verboten.v Ges. v. 11. J u n i 1870./

bieten mögen, n i c h t u n t e r s c h ä t z t w e r d e n s o l l , so können dieselben doch nicht unter P atentschutz gestellt w erd en ,' da sie Gon- slructionsdetails betreffen, die an den, auf dem Gebiete der . . . . benutzten A pparaten allgem einste A nw endung finden.

ln der alleinigen U ebertragung solcher constructiven D etails a u f . . . . kann eine p a t e n t f ä h i g e N e u e r u n g n i c h t e r ­ k a n n t w e r d e n .

-1. D erartige . . . . sind in der . . , leehnik allgem ein bekannt, und bieten in ihrer A n­

w endung für specielle Zwecke k e i n e r l e i S c h w i e r i g k e i t e n .

5. Die angegebenen E inrichtungen betreffen allgem ein bekannte und seh r häufig be­

nutzte A nordnungen, w elche im S i n u c d e s P a t e n t g e s e t z e s nicht als Erfindung a n g e s e h e n w erden können.

6 . Eine Erfindung w ürde n u r vorliegen, wenn m it den bezeichneten A nordnungen entw eder eine neue W irkung oder eine bekannte W irkung in beträchtlich höherem Grade erreich t w ürde, oder w enn bei der speciellen A nordnung b e s o n d e r e S c h w i e r i g k e i t e n zu überw inden gewesen w ären.

7. Dazu b rau c h t nicht einm al die im Bereich h a n d w e r k s m ä f s i g e n K ö n n e n s lie­

gende T hätigkeit des F achm annnes an ­ gestrengt zu w erden.

8 . D er angem eldelc G egenstand ist als eine patentfähige Erfindung nicht zu erachten, da sich derselbe im w esentlichen als eine m it b e k a n n t e n M i t t e l n ausgeführle bauliche Anlage darstellt, wie solche, w enn das T errain es gestattet (!), von

Saehver-^ ständigen n a c h B e d a r f berufsm äfsig aus­

geführt wird.

U eber die F ragen, w elche der Inhalt dieser Begründungen veranlafst, liefsen sich Bücher schreiben. Man frage z. B. nur : W ie grofs m üssen denn die Schw ierigkeiten sein, welche zu überw inden sind, w enn eine Erfindung vorliegen so ll?

W o ist der Mafsstab zur B eurtbeilung dieser Schwierigkeiten für alle M enschen erkennbar zu finden.

Oder besitzen n u r die S achverständigen des K aiserlichen P ate n tam tes diesen M afsstab?

S ind überhaupt die S achverständigen des K aiserlichen P aten tam tes im m er in der Lage, zu beurlheilen, w ann eine patentfähige Erfindung in d e r A nm eldung e r b l i c k t w erden kann, w ann ein E r f i n d u n g s g e d a n k e oder eine Erfindung im S i n n e d e s P a t e n t g e s e t z e s vorliegt?

Seplember 1891.

Stehen dem P aten tam te für alle Zweige der Gewerbe und der Industrie Sachverständige zur Verfügung, welche in Berlin w ohnen? Sind etw a z. B. die L eh rer und Professoren h ö h erer Schulen im m er S achverständige?

Genügt es, um den W erth einer E inrichtung zu erkennen und die Möglichkeit der technischen Entw icklung derselben erm essen zu können, wenn man n u r das P rincip oder die T heorie kennt, w elche der E inrichtung zu G runde liegt?

Oder ist Sachverständiger n u r der, w elcher die Art und die Gröfsc der L eistung einer E inrichtung oder eines V erfahrens und deren Entw icklungsfähigkeit aus eigener praktischer E rfahrung beurtheilen kann?

W ieviel S achverständige des Kaiserlichen P atentam tes können ih r U rtheil au f Grund ihrer E rfahrungen aus dem praktischen Leben abgehen ?

Alle diese F ragen w erden angesichts obiger E ntscheidungen, also der bisherigen H andhabung des P atentgesetzes m it R echt aufgeworfen, und deren Berechtigung könnte m it H underten von Beispielen belegt w erden. Ueber die Befähigung der dem P aten tam t zu Gebote stehenden S ach ­ verständigen sei n u r e i n Beispiel angeführt. Ein ablehnender Bescheid des Kaiserlichen P ate n t­

am tes bezog sich auf die A nm eldung einer Gas­

maschine. D er S achverständige des Kaiserlichen P atentam tes, der doch in diesem Falle auch in Berlin in erste r Güte zu haben sein m üfste, e r­

klärte, die C onstruction dieser G asm aschine sei in Uebereinstim rm m g m it m ehreren bekannten G asm aschinen; die A nm eldung w urde deshalb von der V orprüfung zurückgew iesen. Die U nrichtigkeit dieser B egutachtung w urde durch einen Ingenieur aus dem praktischen Leben klar und einfach nachgew iesen, w elcher vorher kaum eine Gas­

m aschine gesehen h atte und sich deshalb erst in die in F rage kom m enden C onstructionen e r ­ arbeiten m ufste. D araufhin m ufste dann das P aten t ertheilt w erden.

W ohin aber führt eine solche B eurtheilung der zum P aten t angem eldeten N euerungen, welche sich lediglich au f theoretische, w issen­

schaftliche A usbildung stü tzt?

S elbst E inrichtungen, wie z. B. die Eisen­

bahnen, w elche den V erkehr der ganzen W elt um gewälzt haben, durch welche indirect unsere gesam m ten socialen V erhältnisse im Begriffe sind, au f den Kopf gestellt zu w erden, sind von wirklich bedeutenden G elehrten ganz falsch be­

u r t e i l t ^w orden. A r a g o , der grofse G elehrte F rankreichs, der Genosse und F reund H um boldts, sagte seiner Zeit von den Eisenbahnen, sie würden nie einen w esentlichen Einflufs au f den eikehr, also a u f die v o lk sw irtsc h a ftlic h e E n t­

wicklung der W e lt haben. W as nun das Mafs der Schw ierigkeiten anbetrifft, welche einer N eue­

rung entgegenstehen m üssen, um eine Erfindung

Nr. 9. 751 zu sein, so sind gerade diejenigen Erfindungen, von denen inan sagen kann, dafs sie a u f der H and oder in der Luft liegen, welche also so­

zusagen greifbar sind, aber n u r noch nicht von Jedem gesehen w erden, welche anzuinclden also, w enn m an will, gar keine Schw ierigkeiten m achen, die für die W elt w erthvollsten E rfindungen, weil sie vollkom m en fertig sind und keine- K inder­

krankheiten durchzum achen haben. Dieser E r­

findungen aber giebt es n u r seh r wenige.

Meistens h a t eine Erfindung zwei Reihen von Schw ierigkeiten zu überw inden.

Mit d e r F orm , in w elcher die Erfindung vor das Auge der S achverständigen des P a te n t­

am tes gebracht wird, hat dieselbe erst die .kleinste Reihe der Schw ierigkeiten überw unden, und hat m eistens für den P ra k tik e r noch ein w under­

liches A ussehen (siehe M annesm ann). E rst w enn die E rfindung die A nsprüche der S achverstän­

digen der Gewerbe und der Industrie, also des praktischen Lebens, befriedigen soll, entsteht die Reihe der gröfscrcn Schw ierigkeiten für die m eisten Erfindungen. W elche W andlungen m achen die p atentirten E inrichtungen oft du rch , bevor sie gew erbliche Vervverthung finden können.

Geschieht dies schlicfslich u n te r dem S chutz des Gesetzes, so sind dio E inrichtungen m eistens gar nicht w ieder zu erkennen.

Die F o rm , in w elcher eine Erfindung zur A nm eldung gelaugt, ist dem nach in den se lte n ­ sten Fällen eine für die gew erbliche V erw erthung geeignete, bietet also den S achverständigen der V orprüfung des K aiserlichen P atentam tes selten eine klare U nterlage für die B eurtheilung des W erthes der Erfindung. Diese B etrachtungen führen im m er w ieder zu der F rage, ist die Vor­

prüfung in der Lage, bei j e d e r A nm eldung m it d e r Sicherheit, welche die dabei au f dem Spiele stehenden Interessen des Erfinders ver­

langen, zu sagen, ob eine Erfindung vorliegt oder n ic h t? Das K aiserliche P ate n tam t weils ebenso­

gut wie der Schreiber und die Leser dieser Zeilen, dafs die V orprüfung n ic h t bestim m t sagen kann, w ann eine Erfindung vorliegt.

W arum aber w eist denn das P ate n tam t so viele A nm eldungen m it solchen gew undenen Be­

gründungen, wie die obigen, zur üc k?

D urch den Verkehr m it einzelnen M itgliedern des Kaiserlichen P aten tam tes, sow ie d u rch den am tlichen V erkehr m it dem K aiserlichen P a te n t­

am t selbst glaubt das Publikum die A nsicht ge­

w innen zu m üssen, dafs das P ate n tam t im m er fürchtet, der Industrie und den Gew erben eine zu grofse B ehinderung d urch E rtheilung vieler P atente aufzuerlegen. Die V orgeschichte des deutschen Patentgesetzes, sow ie der In h alt der in D eutschland gültigen verschiedenen Gesetze zum S chutz des geistigen E igenthum s u nter­

stützen diese A nsicht. Diese Gesetze unterscheiden sich nicht n u r in der D auer des Schutzes,

„ S T A H L U ND E I S E N . “

752 Nr. 9. „ S T A H L U N D E I S E N . “ September 1891.

sondern auch sehr in In h alt und der dadurch bestim m ten H andhabung voneinander, je nach­

dem der S chutz für N euerungen der K unst und L iteratur oder aber für solche der T echnik ge­

w ährt w erden soll.

Man glaubt die Entw icklung d er letzteren zu hem m en, w enn m an den Erfindern eine gewisse Gewalt über die Gew erbe und Industrie giebt, und diese Gewalt glaubt man zu gewähren, indem m an der A nw endung ih rer V erbesserungen und N euerungen P aten tsch u tz zu theil w erden läfst. Das P ate n tam t w ählt vielleicht seiner A nsicht nach von zwei Uebeln das kleinere und weist die A nm eldungen zurück, von w elchen es eine besondere Belästigung der Gewerbe und Industrie erw artet, obgleich vielleicht diese, sicher aber die Interessen des Erfinders dadurch ge­

schädigt w erden.

W enn die S achverständigen des P atentam tes entscheiden könnten, w elche Anm eldungen für die Gewerbe und die Industrie w crlhvolle E r­

findungen enthielten, dann m üfsten die auf Grund der V orprüfung des P aten tam tes ertheilten P atente sich auch als w e r t h v o l l erw eisen. Die Statistik des P atentam tes beweist jedoch das Gegentheil, indem sich 7 5 $ der ertheilten P aten te alsbald als w e r t h l o s gezeigt haben.

Vom 1. Juli 1877 bis zum 1. Ja n u ar 1891 sind 116 87 6 A nm eldungen beim K aiserlichen P ate n tam t eingegangen; davon sind 62 043 An­

m eldungen oder 5 3 ,OS $ zur V eröffentlichung zugelassen und 5 4 8 3 3 A nm eldungen oder 4 6 ,9 2 $ von derselben ausgeschlossen, also von der V or­

p rüfung zurückgew iesen. In den einzelnen Jah ren ist das V erhältnifs der bekannnt gem achten und zurückgew iesenen A nm eldungen folgendes:

A n ni e 1 d u n g e n

Ja h r Einge­ Bekannt jem acht Nicht bekannt irem acht

gangen Zahl % Zahl %

1S77* 3212 1674 52,11 1538 47,89

1878 5949 4807 80,80 1142 19,20

1879 0528 4570 70,00 1958 30,00

1880 7017 4422 63,01 2595 36,99

1881 7174 4751 66,22 2423 33,78

1882 7569 4549 60,10 3020 39,90

1883 8121 5025 61,87 3096 38,13

18S4 8607 4632 53,81 3975 46,19

1885 9408 4456 47,36 4952 52,64

1886 9991 4361 43,65 5630 56,35

1887 9904 4221 42,62 5683 57,38

1888 9869 4262 43,18 5607 56,82

1889 11645 4962 42,61 6683 57,39

1890 11882 5351 45,03 6531 54,97

11687G 62043 53,08 54833 46,92

13,5 8658 1 4595 4061 ¡

Jn den ersten 2 Vs Jahren 1 8 7 7 /7 9 * sind also 15 68 9 A nm eldungen eingegangen; davon sind

* 1877 ist, weil das Gesotz am 1. Juli in Kraft trat, als halbes J a h r zu rechnen.

1 1 0 5 1 oder 7 0 , 4 $ , d. h. rund 7 0 $ bekannt gem acht, und n u r 4 6 3 8 oder 2 9 ,6 0 , d. h. rund 30 $ von d er B ekanntm achung ausgeschlossen oder zurückgew iesen. Jn den ersten 2 1/2 Jahren des B estehens des P atentgesetzes ist die Vor­

prüfung also w eniger zur Z urückw eisung geneigt gewesen. Im Jahre 1878 w urden sogar 8 0 , 8 $ der A nm eldungen zur B ekanntm achung zugelassen.

Es ist anzunehm en, dafs in den ersten 2 1/2 Jahren die gröfsere Zahl der 30 $ der A n­

m eldungen von der B ekanntm achung aus den, in den §§ 1 und 2 des Gesetzes vom 27. Mai 1877 vorgesehenen sachlichen G ründen a u s ­ geschlossen w erden m u fste n ; also weil die G egen­

stände dieser A nm eldungen

a) nach A nsicht der V orprüfung keine g ew erb­

liche V erw erthung gestatteten ;

b) deren V erw erthung den Gesetzen oder den guten Sitten zu w iderliefen;

c) N ahrungs-, Genufs- und A rzneim ittel oder solche Stoffe betrafen, w elche au f chem ischem W ege hergestellt w erden m ufsten, sow eit die Erfindungen nicht ein bestim m tes Ver­

fahren zur H erstellung derselben betrafen ; d) in öffentlichen D ruckschriften bereits d erart

beschrieben oder

e) im Inlande bereits so offenkundig benutzt w aren, dafs darnach die B enutzung durch S achverständige m öglich erschien.

Jn den späteren 10 Jahren, von 18 8 0 bis 1889, fällt die Zahl der A nm eldungen, w elche von der V orprüfung zur B ekanntm achung zugelassen w erden, von Ja h r zu Ja h r, und zw ar von 8 0 auf 4 2 , 6 1 $ , d. h. in diesen Jahren nehm en die Z urückw eisungen der A nm eldungen zu, weil die V orprüfung den Begriff einer Erfindung im m er m ehr einschränkt. W a ru m ?

W ieviel Anm eldungen auf G rund vorstehender B estim m ungen a bis e der §§ 1 und 2 von der V orprüfung zurückgew iesen w erden m u f s t e n , ist leider aus der vom K aiserlichen P ate n tam t veröffentlichten S tatistik nicht zu ersehen. N im m t m an nun a n , dafs 2/s der in den ersten 2 Vs Jahren zurückgew iesenen 30 $ der gesam m ten A nm eldungen, also 2 0 $ derselben aus den vorstehenden sachlichen B estim m ungen der §§ 1 und 2 zurückgew iesen w erden m ufsten, und dafs dies V erhältnifs auch in späteren Jahren bestehen blieb, so m ufsten auch 2 0 $ von der G esam m l- heit der bis zum 1. Ja n u a r 1891 erfolgten 1 1 6 8 7 6 A nm eldungen oder 23 3 7 5 derselben auf Grund der vorstehenden sachlichen B estim m ungen a bis e der §§ 1 und 2 zurüekgew iesen w erden.

Da nun aber von diesen 116 87 6 A nm eldungen n u r 62 043 zur B ekanntm achung zugelassen w u r­

den, so w urden im ganzen 54 8 3 3 A nm eldungen zurückgew iesen. W enn davon 2 0 $ oder 23 375 au f G rund vorstehender B estim m ungen a bis e der §§ 1 und 2 zurückgew iesen w erden m ufsten,

September 1891. „ S T A H L U ND E I S E N . “ Nr. 9. 753 dann w ären noch 54 83 3 — 23 375 d. h. 3 1 4 5 8

A nm eldungen zurückgew iesen, weil dieselben nach A nsiclit der V orprüfung eine Erfindung nicht enthielten. T rotzdem können unter diesen zurückgewiesenen 3 1 4 5 8 A nm eldungen ebensow ohl w e r t h v o l l e Erfindungen gewesen sein, als die gröfsere Zahl der 62 0 4 3 A nm eldungen, welche die V orprüfung zur B ekanntm achung zugelassen lial, von den S achverständigen der Industrie und der G ewerbe als w e r t h l o s e erkannt w erden.

Von diesen 62 04 3 A nm eldungen sind in W irklichkeit n u r 55 4 6 0 der P atenlerlheilung w erth e ra c h te t; die übrigen 6 5 8 3 sind dann noch d urch die V orprüfung oder durch Einspruch zurückgew iesen.

Von den w irklich ertheilten 55 4 6 0 P atenten sind bis zum 1. Ja n u a r 1891 nicht w eniger als 41 597 P aten te oder oder in 1 3 1/2 Jahren durchschnittlich jä h rlich 30 8 1 hinfällig gew orden.

W enn die V orprüfung sich in 41 5 9 7 von 55 4 6 0 F ällen irrt, w enn die Gewerbe und die Industrie n u r durcli die eigene W erth sch ätzu n g der Erfinder und diejenige ih rer Sachverständigen in diesen vielen F ällen vor d er verm eintlichen Be­

lästigung durch P aten te b ew ahrt w erden konnten, dann w ürden die Gew erbe und die Industrie auch nicht geschädigt w erden, wenn die Zahl der P alentertheilungen noch um einen Theil der durch die V orprüfung zurückgew iesenen 31 4 5 8 A nm eldungen verm ehrt w orden w ären. Diese Zahl 3 1 4 5 8 w ürde näm lich schon durch die E in­

sprüche der Sachverständigen der Gew erbe und der Industrie w esentlich verm indert w orden sein.

W ährend bis zum 1 . Ja n u ar 18 9 1 von 116 87 6 A nm eldungen n u r 55 4 6 0 oder 5 4 ^ von der V orprüfung und den Einsprechenden zur P atentertheilung zugelassen sind, w ürden dann vielleicht 64 der A nm eldungen der eigenen W erlhschätzung der Erfinder, sowie der W ü r­

digung der Sachverständigen der Industrie und Gewerbe überlassen, d. h. zur P a te n tiru n g zu­

gelassen w orden sein. U nter den oben angeführten 41 597 bis zum 1. Ja n u ar 18 9 1 hinfällig gew ordenen P atenten sind allerdings au ch die­

jenigen, w elche bis dahin gesetzlich abgelaufen waren. Die Z ahl dieser P ate n te ist darum aber sehr gering, weil die Zeit, von w elcher an durch 15 jährige gesetzliche D auer der P atente, deren Ablaufszeit im m er eintritt, erst am 1 . Juli 1892 beginnt. Die bis zum 1. Ja n u ar 1891 gesetzlich abgelaufenen P atente gehören zu der geringen Zahl der E rtheilungen au f G rund der Ueber- gangsbestim m ungen des Gesetzes vom 27. Mai 1877, d. h. der §§ 41 bis 44.

Dafs also trotz der scheinbar sachverständigen Vorprüfung seit 1877 noch 75j& u n fruchtbare Ideen p aten tirt w urden, zeigt der obige Vergleich der Zahlen der zurückgew iesenen A nm eldungen und der P atente, w elche die Erfinder in besserer Erkenntnifs des YVerthes derselben, d urch u n te r­

lassene Z ahlung der G ebühren, alljäh rlich u ngültig w erden Helsen. D araus folgt, dafs das deutsche P atentgesetz einen besseren S chutz, als die Vor­

prüfung gegen die Belästigung der Industrie und der Gewerbe durch verm eintliche Erfindungen, in einem Gegengew icht enthält, w elches in der H öhe der jä h rlic h steigenden G ebühren besteht, w elche für das P aten t bezahlt w erden m üssen, dafs also die V orprüfung, aufser für obige B e­

stim m ungen a bis e der §§ 1 und 2 , überflüssig ist.

Die Gebühren fangen m it einem seh r niedrigen S atz von 50 einschliefslich der Anmeldutigs- gebühren von 20 ¡Ji, für das ersle Ja h r an, und steigen m it jedem Ja h re der D auer um 50 J6 , so dafs die G ebühr für das letzte Ja h r 7 0 0. J6 und die G esam m tabgaben für die 15 Ja h re der D auer eines P atentes, einschliefslich der An- m eldungsgebühr, 5 3 0 0 olL betragen.

Das ist eine seh r grofse S um m e für die m eisten E rlinder, w enn derselben keine Einnahm en gegenüber stehen. W enn au ch die Eitelkeit oder Eigenliebe oder G ew innsucht m an ch er Leute V eranlassung wird, m anche vielleicht u n fruchtbare Idee zum P a te n t anzum elden, so kann darum durch den Schutz, w elchen m an derselben durch ein P aten t gew ährt, der Industrie und den Ge­

w erben doch noch kein Schaden zugefügt w erden.

D er U cherschätzung des P atentes d urch den Erfinder steht zunächst die W erthschätzung seines G eldbeutels gegenüber. Es verwelkt selbst die Eitelkeit des Erfinders nach einigen Jahren in dem vergeblichen B em ühen, aus unfruchtbaren Ideen einen Gewinn zu z ie h e n ; die hohen Gebühren bringen ihn zur V ernunft; er läfst das P ate n t fallen, und dann hat die Industrie doch noch den Vortheil, dafs auch diese B eschreibung, wie diejenigen der 41 597 hinfällig gew ordenen P atente veröffentlicht und A llgem eingut gew orden ist, also w ieder neue Gedanken befruchtet, a n statt in den Acten des P atentam tes zu verm odern.

Solange die G esetzgebung dem A ndrängen w iderstrebt, die G ebühren zu erniedrigen, kann sich die V orprüfung auf Z urückw eisungen be­

schränken, w elche au f die obigen B estim m ungen a bis e der §§ 1 und 2 begründet sind.

W e r n u r aus Eitelkeit oder v erk eh rter W e rth ­ schätzung ein P ate n t n im m t auf Gegenstände, w elchen kein praktischer W erth anerzogen w erden kann, m ag für diese T horheit auch S teuern, d. h . die P atentgebühren, zahlen. Der Erfinder b rau c h t m it seiner u n fruchtbaren Idee dann auch nicht einm al m it einer der obigen orakelhaften Begründungen zurückgew iesen zu w erden — Be­

gründungen, w elche der R eichsbehörde keines­

wegs A chtung verschaffen, — sondern kom m t all­

m ählich selbst zu der Erkenntnifs, dafs ihm seine unnützen P atente n u r Geld kosten.

Die Industrie und das Gew erbe bedürften aber, auch w enn ihnen die H öhe der P ate n t­

gebühren nicht zur Seite stände, die bevor­

754 Nr. 9. . S T A H L U N D E I S E N . “ September 1891.

m undende Entscheidung der V orprüfung der Sachverständigen des K aiserlichen P atentam tes au ch g ar nicht zur eigenen B eurtheilung der B rauchbarkeit der angem eldeten oder patentirten Ideen.

L äfst sieh das Gewerbe und die Industrie durch die sachverständige V orprüfung des Patentam tes, d. h. d urch die P atenterlheilung hinreifsen, für eine der vielen ( 7 5 $ ) p atentirten unfruchtbaren Ideen n u r einen F inger zu rü h ren , oder einen P fennig zu zah len ?

Ein deutsches R eichspatent ist im A ugenblick der E rth eilu n g m eistens noch keinen Pfifferling w erth . Dasselbe bekom m t v i e l l e i c h t W erth, w enn der G egenstand des P a te n te s, u n te r dem S chutze desselben, durch den Erfinder oder dritte P ersonen w eiter ausgebildet w erden kann.

W enn eine E rfindung nicht d urch das Interesse des E rfinders als etw as F ertiges in die Gewerbe und die Industrie eingeführt w erden kann, wie ein Sohn durch den Vater erzogen und a u s­

gebildet dem Leben übergeben w ird, dann beküm m ert sich die praktische W elt nicht um

gebildet dem Leben übergeben w ird, dann beküm m ert sich die praktische W elt nicht um

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