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Familie - Kultur - Religiosität

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Leon Dyczewski

Familie - Kultur - Religiosität

Collectanea Theologica 55/Fasciculus specialis, 39-87

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C ollectanea T heologica 55 (1985) fase, specialis

LEON DYCZEWSKI OFMConv., LUBLIN

FAMILIE — KULTUR — RELIGIOSITÄT I. Die Familie als Übermittler von Werten, Normen und Bräuchen

W e rte, N o rm en u n d B räu ch e b ild en d as M ark d e r K u ltu r je d e r G esellschaft. Sie e n tsc h e id e n ü b e r d ie Q u a litä t u n d Spezifik d ieser G esellschaft, ü b e r die R ich tu n g sow ie ü b e r das T em po d er sich in ihr v o llz ie h e n d e n k u ltu re lle n u n d g esellsch aftlich en V e rä n d e ru n ­ gen; sie selb st ab e r ä n d e rn sich langsam , u n d e in ig e v o n ih n en u n te rlie g e n ü b e rh a u p t k e in e r V e rä n d eru n g . Sie w e rd e n v o n G ene r a tio n zu G e n e ra tio n w e ite rg eg e b e n , w o d u rc h d e r G esellschaft das G ep räg e ih re r Id e n titä t u n d K o n tin u ität g eg eb en w ird. D ank ih n en b leib t ein e G esellsch aft, a u c h w e n n sie die p o litisc h e n u nd ö k o n o ­ m ischen B ed ingungen ä n d e rt, w e ite r d iese lb e G esellsch aft u nd v e r ­ lie rt nich t die für sie c h a ra k te ristisc h e n E igenschaften, die sie von a n d e re n G esellsch aften u n tersc h eid e n . Sie w e rd e n v o n v e rsc h ie d e ­ n e n G ru p p en u nd In stitu tio n e n ü b e rm ittelt; ih r w ic h tig ste r Uber­ m ittle r jed o c h ist d ie Fam ilie. D ieser M ein un g sin d z a h lreic h e E r­ fo rsc h e r d e r p o ln isc h e n K u ltu r u nd Fam ilie, w ie z.B. F. Z naniecki, J. B ystron, J. C halasiriski, A. K loskow ska, Z. Z aboro w sk i, Cz. Cza- pow , J. K om orow ska.

Bei d e r Ü b erm ittlu n g d e r W e rte , N o rm en und B räu che ist die Rolle d e r F am ilie e rs tra n g ig u n d am w ich tig sten , da die Fam ilie sie d e m In d ivid u u m d as ganze Leben h in d u rc h e in p rä g t un d das auf k o m p lex e W e ise tu t. V o n der G e b u rt bis zum T od s te h t das In d i­ v id u u m u n te r dem Einfluss dessen , w as die E ltern u nd die ü b rig e n F am ilien m itg lied er d e n k e n , an w as sie g lau b en , w as sie für das W ic h tig ste h a lte n u n d n a c h w elch en G ru n d sä tz e n sie h an d eln . Es nim m t an d e n F e ie rn teil, die in d e r F am ilie b e g a n g e n w erd en , und e rle b t ihre ko m p lex e A tm o sph äre, die in je d e r F am ilie u n te rs c h ie d ­ lich und spezifisch ist. Die das F am ilien leb en b e g le ite n d e n p o siti­ v e n u nd n e g a tiv e n e m o tio n e lle n E rlebn isse festig e n im Indiv idu um d ie in d e r F am ilie g e p fle g te n W e rte , N o rm en u n d B räu ch e und b in d en das In d iv id u u m für im m er an sie. Die w a rm e F am ilien atm o ­ s p h ä re v o lle r H e rz lich k e it u n d U n m ittelb a rk e it b ew irk t, d ass das F am ilienm itg lied so g ar d ie W e rte , N o rm en u n d B räuch e g e rn a k z e p tie rt u n d in seinem Leben rea lisiert, die in seinem A u g en zw ar ih re B eg rü n d u n g v e rlo re n h ab en , jed o c h in d e r F am ilie seiner K indheit un d Ju g e n d gep flegt w urd en.

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40 LE O N D Y C Z EW SK I O F M C o n v .

Im P rozess d e r Ü b e rm ittlu n g des k u ltu re lle n E rbes der Fam ilie a n das In d iv idu u m ist die K in d h eit d e r w ic h tig ste Z eitraum . In d ie ­ sem Z eitraum sein es L ebens ist d e r M en sch b io lo g isch un d g eistig am dyn am isch sten , e la s tis c h s te n und en tw ic k lu n g sfä h ig ste n und eig n e t sich leich t all d a s an, w as ihn um gibt. W ie ein Schw am m die F e u c h tig k e it d e r Luft a u fsau g t, so sa u g t d e r ju n g e M ensch d ie W e rte , N o rm en un d B räu ch e ein , d ie in sein em Fam ilienm ilieu a n e rk a n n t sind. N och bis v o r k u rze m g e s ta lte te die F am ilie fast aussch liesslich d a s S y stem d e r W e rte , N o rm en u n d B räu ch e des Individuum s. H e u te tu n das, a u sse r d e r F am ilie, v ie le G ru p p en und g esellsch aftlich e In stitu tio n e n , m it d en en die ju n g e n L eute b ei der A u sbildu n g , d er A rb e it und in der F reizeit in K o n ta k t kom m en. In d iesen G ru p p en u n d g esellsch aftlich en In stitu tio n e n tre ffe n sie oft m it a n d e rs a rtig e n W e rten , N o rm en u nd B räuch en zusam m en oder m it a n d e re n B eg rü n d u n g en d ie s e r in bezu g auf d ieje n ig e n , die in d e r e ig e n e n F am ilie d o m inieren . U nd so g ar zu H a u se befinden sie sich im E influ ssb ereich v o n Radio, F e rn se h e n u n d P resse, die W erte, N o rm en u nd B räuche p ro p a g ie re n , die n ich t im m er m it d e n e n ü b e r ­ einstim m en, die seit G e n e ra tio n e n in d e r F am ilie v e ra n k e rt sind. Die D isp o n en ten u n d E ig en tü m er v o n M assen m ed ien stre b e n m an chm al ab sich tlich e in e V e rä n d e ru n g d er v o n den m eiste n F a ­ m ilien a k z e p tie rte n W e rte , N o rm en und G e w o h n h eiten an. Solch e in e S itu atio n fin d e t oft in der p o ln isch en G esellsch aft sta tt, w o die M assenm edien, die a u ssc h lie sslic h d e r re g ie re n d e n G ruppe zur V e r­ fügung steh en , die v o n d en V o ra u sse tz u n g e n des M arxism us-L eni­ nism us au sg eht, und ih r zur G estaltu n g e in e r laizistisch en K ultur d ien en , w ä h re n d die ü b e rw ie g e n d e M eh rh eit d e r Fam ilien m it d e r seit J a h rh u n d e rte n in d e r G esellschaft v e ra n k e rte n c h ristlic h e n K u l­ tu r v e rb u n d e n ist.

Die M itg lied er d e r h e u tig e n p o ln isch en Fam ilie, die sich im B ereich e in e r s ta rk e n E in w irk u n g d re ie r g ru n d sä tz lic h e r E influss­ sp h ä re n befinden, d.h. d e r Fam ilie, d e r u n te rsc h ie d lic h e n G rup p en und g esellsch aftlich en In stitu tio n e n so w ie der M assenm edien, m ü ssen u n te r d e n v on d e n v e rsc h ie d e n e n M ilieus a n e rk a n n te n und p ro p a g ie rte n W e rte n , N o rm en u n d B räu ch en w ählen . Es gibt h e u te in P o len k e in e ru h ig e Ü b erm ittlu n g v o n W e rte n , N o rm en und B räu chen m eh r, a u ch k e in u n b e w u sste s A k z e p tie re n so lch er, w as ja in d e r V o rk rieg szeit oft d e r F all w ar, so n d e rn sie m ü ssen b ew u sst ge w ä h lt w erd en . D ah er ste llt sich die F rag e, w elch e Rolle u n ter d iese n E influ ssfak to ren im B ereich des v o n ih r g e s ta lte te n System s d e r W e rte , N o rm en u n d B räu ch e d e r F am ilie zukom m t. W e n n m an dieses Pro blem etw as a n d e rs fo rm u liert, k a n n m an frag en , in w e l­ chem B ereich in d e r g e g e n w ä rtig e n p o ln isch en F am ilie e in e V e r­ erb u n g d e r W e rte , N o rm en u nd B räuche e x istie rt, a lso in w elchem B ereich in ih r e in e k u ltu re lle K o n tin u ität zw ischen d e n a u fe in a n ­ d e rfo lg en d e n G e n e ra tio n e n au ftritt. W e n n w ir e in e A n tw o rt auf

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F A M IL IE — KULTUR — R E L IG IO S IT Ä T 41

d iese F ra g e such en, schaffen w ir d ie G ru n d lag e für die Bestim m ung d es In te n sitä tsg ra d e s d e r k u ltu re lle n B indung in d e r Fam ilie: je g rö ss e r n äm lich die Ü b erein stim m u ng zw isch en d e n F am ilienm it­ g lie d e rn u n d G e n e ratio n e n in d e r F am ilie au f dem G ebiet d e r a n g e ­ nom m en en W e rte , N o rm en u n d B räuche ist, d esto g rö sse r ist die R olle d e r F am ilie b ei ih re r H e ra u sb ild u n g bei d e r ju n g e n G e n e ra ­ tion, eine d esto s tä r k e re k u ltu re lle B indung h e rrs c h t in ihr, und u m gekeh rt. Das ist h e u te ein b e so n d ers w ich tig es Problem , da v iel vom sog. G e n e ratio n e n k o n flik t g e re d e t u n d g e sch rieb e n w ird, w obei d a ra u f v e rw ie se n w ird , d a ss e r v o r allem aus d e r A n d e rsa rtig k e it d e r v o n d en e in z e ln e n G e n e ra tio n e n in d e r F am ilie u n d in d e r G e­ se llsch a ft a n g e n o m m en en W e rte , N o rm en u n d B räu ch e erw äch st. Ist die p o lnische F am ilie h e u te w irk lich k e in e „ k u ltu re lle G em ein­ schaft" m ehr, ist ih re Rolle a ls ü b e rm ittle r v o n W e rte n , N o rm en u n d B räuch en v e rlo re n g e g a n g e n o d er d och se h r sch w ach gew orden?

D iese P ro b lem e w e rd e n v o r allem g e stü tz t au f U n te rsu c h u n g s­ e rg e b n isse a n a ly sie rt, d ie in so d y n a m isc h en un d so zial d iffe re n z ie r­ te n stä d tisc h e n M ilieus zu sam m en g e tra g e n w u rd e n w ie: W a rszaw a, N ow a H u ta, Plock, K onin, K ielce, Lublin, R zeszöw u n d P ulaw y. Das sind S täd te, in d e n e n au fg ru n d schn ell v e rla u fe n d e r V e rä n d e ­ ru n g e n d ie K o n tin u ie ru n g d e r W e rte , N o rm en und B räuche v on Er­ s c h ü tte ru n g b e d ro h t ist, u n d e s w ä re zu e rw a rte n , d ass sich die F a ­ m ilien m itg lied er u n d G e n e ra tio n e n in d er F am ilie b ezü g lich der a k z e p tie rte n bzw. a b g e le h n te n E inflüsse s e h r u n te re in a n d e r u n te r ­ scheid en . D ie g e n a n n te n S tä d te sind zw ar n ich t fü r das g anze Land re p rä s e n ta tiv , d o ch d ie au s d e n E rg eb n issen d e r in d ie se n S täd ten d u rc h g e fü h rte n U n te rsu c h u n g e n a b g e le ite te n F e stste llu n g e n und H y p o th e sen k ö n n e n bis zu ein e m g ew issen G rad e auf die m eisten p o ln isch en S tä d te a u sg ed e h n t w erd en , in d e n e n die D ynam ik der V e rä n d e ru n g e n e in e lan g sa m ere ist als in d e n o b e n g e n an n te n . V on d iese n F e stste llu n g e n u n d H y p o th e se n gibt es n a tü rlic h A b w e ic h u n ­ gen, d ie v o n d e r Spezifik des lo k ale n M ilieus b e d in g t sind. Da es an U n te rsu c h u n g e n m an g elt, die sich u n m itte lb a r m it den o b en g e­ n a n n te n P roblem b esch äftig en , sin d die zu ih re r A n a ly se h e ra n g e ­ zo g en en M a te ria lie n fra g m e n ta risc h und w u rd e n am R an de a n d e re r g ru n d sä tz lich e r T h em en u n d g e stü tz t auf a n d e re m etho do log isch e V o ra u sse tz u n g en g esam m elt. T ro tz d iese r M ängel sind diese M a ­ te ria lie n b e re its so u m fan g reich und e n th a lte n so v iele m itein a n d e r v e rg le ic h b a re A n g ab en , dass sie d ie G ru n d lag e zur A b le itu n g w e ­ n ig stens e in ig e r F e stste llu n g e n und H y p o th e sen in bezug au f die F am ilie als Ü b e rm ittler k u ltu re lle r W e rte b ild en k ö n n e n , v o r allem so lch er, die e in e V e rifik a tio n d e r allgem ein a k z e p tie rte n od er in F ra g e g e ste llte n F e stste llu n g e n u n d H y p o th e sen bilden.

Die Rolle d e r h e u tig e n p o ln isch en F am ilie bei d e r Ü b erm ittlu ng der W erte, N o rm en und B räuche w ird h ier im B ereich: 1. d er H er ausbildu n g der a llg em ein en L eb en sh altu n g bei d e r ju n g en G en e­

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42 LEO N D Y C Z EW SK I O F M C o n v .

ra tio n , 2. d e r Ü b erm ittlu n g v o n W e rte n u n d N o rm en un d 3. d e r Ü b erm ittlun g v o n B räu ch en a n a ly siert.

1. D i e H e r a u s b i l d u n g d e r L e b e n s h a l t u n g d e s I n d i v i d u u m s d u r c h d i e F a m i l i e

U n ter d e r B ezeichnung „L eben sh altu ng " v e rs te h e n w ir eine m eh r o der w e n ig e r s y s te m a tis ie rte u n d b e g rü n d e te Sum m e v o n W e rte n , N o rm en u n d V e rh a lten sm u ste rn . D iese Sum m e g e sta lte t sich und fu n k tio n ie rt in V e rb in d u n g m it em o tio n e lle n E rlebn issen un d re g t zum H an d eln an. Sie e n tsc h e id e t ü b e r u n se r V e rh ä ltn is zur W elt, d e n M en sch en u n d un s selbst. Das k a n n ein V e rh ä ltn is d e r Z ustim m ung o d e r d e r A b le h n u n g sein, d e r B eg eisteru n g oder d e r V erach tu n g , d e s W o h lw o llen s o d er d e r A b n eigu ng , des V e r­ lan gen s etw a s zu e rre ic h e n o d er d e r G leich g ü ltig k eit bzw. d e r F lucht. In diesem V e rh ä ltn is zu r W elt, zu d e n M en sch en und sich selbst, k a n n G ott m it sein en L ehren u n d G eboten e n th a lte n sein u n d e in e w ich tig e R olle spielen. G ott k a n n a b e r a u ch d a rin fehlen. Die U n te rsu c h u n g e n d e r Fam ilien in P u law y zeigen, dass bei d e r H e ra u sb ild u n g d er so allg em ein v e rs ta n d e n e n L eb en sh altu n g des Individu um s fällt d ie g rö sste Rolle d e r F am ilie zu (T abelle 1). Die F am ilie g e s ta lte t d a s V e rh ä ltn is des In d iv id u u m s zur W elt, zu a n d e ­ re n M enschen und sich se lb e r am n a c h h altig ste n . Sie b eein flu sst a u c h s ta rk die H era u sb ild u n g d er P e rsö n lich k e itse ig e n sc h a ften und die Id eale des Ehe- u n d F am ilienlebens. S chü ler im A lter v o n 17— 19 J a h re n w u rd e n g efrag t: „M öchtest d u jem a n d em v o n den M it­ g lied ern d e in e r F am ilie oder d e in e r U m gebung äh n lic h sein? W e n n ja, wem ?" Die H älfte d e r b e fra g te n Ju g e n d lic h e n (50,7%) a n tw o r­

tete : ja, d en E ltern o d er einem d er E ltern teile; a n zw eiter Stelle fo lg ten die G esch w ister o d er V e rw a n d te n (24,7%), u nd e rs t an d ritte r (und das m it g rossem A bstand) jem a n d v o n d e n K ollegen od er F re u n d e n (13,9%) bzw. a n d e re P e rso n e n (3,2% )J D ie sc h le si­ sch e A rb e ite rju g e n d m öch te in d e r ü b e rw ie g e n d e n M ehrheit (70,0%) in ih rem Ehe- und F am ilien leb en die E ig en sch aften ih re r E ltern k o n tin u iere n . N u r w en ig e m ö chten , d ass ih re zukü nftige Ehe v ö llig d e r Ehe ih re r E ltern g leich t. In der R egel m ö chten sie die e lte rlic h e n E ig en sch aften n ach dem A u sw ah lp rin z ip k o n tin u iere n . Sie sind m eisten falls g en eig t, in ih re Ehe m o d ern e Züge h in e in z u ­ n ehm en bzw. E ig en schaften v o n u n iv erse llem C h a ra k te r, die sie in d e r Ehe d e r E ltern b eo b a ch te te n . Das sind u.a.: die F äh ig k eit zur K o n tak tau fn ah m e m it d e r ju n g e n G e n e ratio n (un g ezw un gene Dis­ k ussionen ), ein e h o h e L eb enskultu r, h ä u slic h es V e ra n tw o rtu n g sg e ­ fühl, geg en seitig e A ch tung , W oh lw o llen , D a u e rh aftig k e it des Ehe-1 B. W e b e r , M ło d zież a w s p ó łc z e s n e w z o r y w y c h o w a w c z e (Die Jugend und die gegenw ärtigen Erziehungsm uster), W arszaw a 1971, S. 49.

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FA M IL IE — KULTU R — R E L IG IO S IT Ä T 43

Tabelle 1. Q uellen des Einllusses auf die G estaltung der Lebenshaltung2 W er hatte bzw. hat den grössten

Einfluss auf die G estaltung

G eneration

älteste m ittlere jüngste Ihrer Lebenshaltung? (N = 136) (N = 132) (N = 135)

Eltern 60,0 48,8 41,5

V ater 20,0 13,0 23,0

Mutter 28,6 34,9 38,5

Schule (Lehrer, Erzieher) 7,1 19,5 33,0

Kirche (Pfarrer, Priester) 20,5 4,0 0,8

O rganisationen 0,9 10,6 13,8

Freund, K ollege, jem and aus der

n ächsten Um gebung 8,0 4,9 14,5

G eschw ister 5,3 6,5 6,9

Literatur- und Film helden 4,5 6,5 9,2

Grossm uttei .— 1,6 15,4 Grossvater 0,9 3,2 6,9 das Leben 3,6 7,3 0,8 Ehegatte 2,8 3,2 0,8 M ilitärdienst 3,6 4,9 0,8 A rb eitsstelle (V orgesetzte) 2,8 6,5

Bekannte P ersönlichkeit des g e se ll­

schaftlich-politischen Lebens 1,80,8

Jemand von den V erw andten,

C ousins 1,8 0,8 3,8

N iem and 5,3 2,4 2,3

Ohne A ntwort 10,3 6,9 3,7

lebens. Die F ra u e n m ö ch ten so lche E igen sch aften ih re r M ü tte r kon- tin u ie re n w ie: G üte, p ra k tisc h e r Sinn, F e rtig k e it in d e r K in d e re r­ z ie h u n g 3.

D er Einfluss d e r F am ilie au f dem G ebiet der G e staltu n g der L eb ensh altu ng d er jü n g ste n G e n e ratio n ist w e ite rh in gross. Es v e r ­ ä n d e rt sich jed o ch d ie In te n s itä t des E influsses e in z e ln e r F am ilien­ m itglied er. N a tü rlic h h a b en beid e E ltern w ie frü h e r d e n g rö ssten Einfluss, ab e r w e n n m an d e n B ereich und die S tä rk e d ieses Ein­ flusses der E ltern auf die H e ra u sb ild u n g d e r L eb en sh altu n g d re ie r G e n e ratio n e n in d e r F am ilie b e tra c h te t, d a n n w a r im Falle d e r ä lte ste n G e n e ratio n d e r Einfluss b e id e r E lte rn te ile gleich m ässiger, als das h e u te in d e r jü n g ste n G e n e ratio n d e r F all ist. D ie ä lte ste G e n e ratio n v e rd a n k t ih re L eb en sh altu n g fast in g leich em M asse dem V a te r w ie d e r M u tter, w ä h re n d d ie m ittle re u nd die jü n g ste G e n e ratio n diese H a ltu n g ö fter d e r M u tter als dem V a te r v erd a n k t:

2 Eigene Untersuchung des Autors, die im Jahr 1971 in Puław y geführt wurde.

* M . M i c h a l c z y k , M ałżeństw o i rodzina w opinii m ł o d z i e ż y robotn iczej (Ehe und Fam ilie in der M einung der Arbeiterjugend), G órnośląskie Studia So­ cjologiczn e U (1975) 146— 148.

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a u sse rd e m b e m e rk t die jü n g ste G e n e ratio n oft, d a ss die O m a e in e n g ro ss e n Einfluss auf die G estaltu n g ih re r L eb en sh altun g hat.

Die Z unahm e des Einflusses d e r G ro sseltern , v o r allem d e r O m a, auf d ie G estaltu n g d e r L eb en sh altu n g d e r jü n g ste n G e n eratio n in d e r F am ilie ist e in e n eu e und in te re s s a n te E rscheinung. D iese E rsch ein u n g tritt in d e n Fam ilien a lle r sozialen S ch ich ten auf und ist sicher dam it v e rb u n d e n , d a ss h e u te e b e n die O m a ein e Pflege- u nd E rzieh u n g sfu n k tio n g e g e n ü b er dem K ind au sü b t, d e sse n E ltern b e ru fstä tig sin d 4. S olch e in e S itu a tio n e rla u b t d e r O m a, dem K ind im täg lic h e n K o n tak t, d e r zeitlich g e seh e n m an ch m al u m fan g reich er ist als d e r K o n tak t d e s K indes m it se in e n E ltern, ihr e ig e n e s S ystem v o n W e rte n , N o rm en und B räu ch en zu ü b erm itteln . Bei d e r h e u tig e n U n b estän d ig k eit des g e sellsc h a ftlic h -k u ltu re lle n Lebens m uss der b e trä c h tlic h e A n te il d e r ä lte s te n G e n e ratio n an d e r H e rau sb ild u n g d e r L eb en sh altun g d e r jü n g ste n G e n e ratio n p o sitiv ein g e sc h ätz t w erd en , d a d a d u rc h d ie K o n tin u ität in d e r Ü b erm ittlu n g d e r n a tio ­ n a le n u n d g e sellsc h a ftlic h e n K u ltur g a ra n tie rt w ird. D ageg en ist die H era b se n k u n g d e r R olle d e s V a te rs bei d e r G e staltu n g d e r L ebens­ h a ltu n g des K indes ein e b e so rg n ise rre g e n d e E rsch ein ung . Solch ein e S itu atio n tritt m eisten s in d e n Fam ilien u n q u a lifiz ie rte r A rb e ite r auf, am s e lte n ste n n o ch im Intelligenzm ilieu, in d em d e r Einfluss beid er E ltern teile im allg em ein en g leich m ässig ist. D iese G esetz­ m ässig k eit v e rw e ist auf die h o h e S tellu n g d e r F ra u u nd die v e r ­ h ä ltn ism ä ssig n ied rig e S tellu n g des V a te rs im F am ilien leb en d er n ie d e re n S chichten. Die M u tter ist d u rc h ih re O p fe rb e re itsch a ft und ih re H ingebung, v e rb u n d e n m it ih re r se h r g ro ss e n E m pfindu n gs- fähigkeit, auf dem G eb iet d er G estaltu n g d e r L eb ensh altun g der K inder dem V a te r ü b erleg en .

D er Einfluss d e r F am ilie auf die H era u sb ild u n g d e r L ebens­ h a ltu n g d e r ju n g e n G e n e ra tio n ist im Z e itrau m d e r a u fe in an d e rfo l­ g e n d e n G e n e ra tio n e n zw ar w e ite rh in s ta rk , a b e r gleichzeitig w ird d ie se H a ltu n g im m er ö fter v o n a u sse rfa m iliä re n K reisen g e sta lte t, und je jü n g e r d ie G e n e ra tio n ist, d e sto ö fter z e ic h n e n sich d ie E in­ flüsse d ieser K reise ab. D ie jü n g ste G e n e ra tio n d e r u n te rs u c h te n Fam ilien aus P u ła w y g e s ta lte t ih re L e b en sh altu n g re c h t oft gestü tzt auf W e rte, N o rm en u n d V e rh a lte n sm u ste r a u sse rfa m iliä re r M ilieus. Sie b efin d et sich a lso in e in e r sch w ierig ere n u n d gleichzeitig g ü n ­ stig e re n S itu atio n als ih re E ltern u nd G ro sseltern . Ein ju n g e r B ürger d e r P oln isch en V o lk sre p u b lik m uss sic h m eh r um die G estaltu n g se in e r L eb en sh altu n g bem ühen. Oft ist d iese H a ltu n g b e re its d as E rgebnis d es Ü berleg ens, d es Z ögerns und d e r e ig e n e n W ahl. D ah er ist sie m eh r se in e eig en e L eb en sh altu n g als im Falle d e r ä lte ste n G e n e ratio n , die sie oft v o n den E ltern o d er d em h e im a tlic h e n M ilieu

4 L. D y c z e w s k i , Udzia ł najsta rs ze go pokole nia w pro cesie w y c h o w y w a ­

nia pokole ń m ło d szy c h (Der A nteil der ältesten G eneration im Erziehungsprozess

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FA M IL IE — KULTUR — R E L IG IO S IT Ä T 45

g e e rb t h a tte , w ie m an d en N am en o der d a s V erm ö g en e rb t. Die rg o sse V ielfalt a n W e rten , N o rm en u n d V e rh a lten sm u ste rn , m it d e n e n d ie h e u tig e Ju g e n d in K o n tak t kom m t, h a t a b e r a u ch e in e n e g a tiv e Seite. A n v ie le v o n ih n en g e h e n d ie Ju g e n d lic h e n u n k ri­ tisc h h e ra n und sin d g e b a n n t v o n ih re r N e u h e it o d e r d e r A ttra k ti­ v itä t ih re r D arb ietu n g . M an ch m al a k z e p tie re n sie sie, o h n e v ie l zu ü b e rle g e n u n d oh n e sie im Leben zu p rü fen . D ie eig en e L ebens­ h a ltu n g sch affen sie sich d a n n re c h t zufällig, auf d e r G ru n d lag e der

W ahl solch er W e rte , N o rm en u n d V e rh a lte n sm u ste r d ie ih ren a k tu e lle n E rleb nissen , P lä n en u n d B estreb u n g en e n tsp re c h e n . Das k om m t im tä g lic h e n Leben im F e h len ein es e in h e itlic h e n System s v o n W e rte n , N o rm en u n d V e rh a lte n sm u ste rn bei d en Jn g e n d lic h en zum A u sd ru ck , in ih re r u n k la re n u n d u n e n tsc h ie d e n e n Sicht d e r W e lt, ih re r se lb st u n d a n d e re r M ensch en so w ie in e in e r n ich t e in ­ h e itlic h e n B eu rteilu n g des e ig e n e n und frem d en H an deln s. A ll das h ä n g t oft v o n ih re r in n e re n u n d ä u sse re n S itu a tio n ab u n d nicht v o n e in für allem al v e rin n e rlic h te n W e rte n u n d N o rm en so w ie von in d e r K in d h eit an g en o m m en en G ew o hn h eiten .

A uf d ie H e ra u sb ild u n g d e r L eb en sh altu n g d e r ä lte s te n G en e­ r a tio n h a tte n e b en d e r F am ilie a u ch d ie K irche g ro sse n Einfluss, und z w a r d u rc h O rg a n isa tio n e n u n d d u rc h P rie ste r, die d ie G lau b en s­ w a h rh e ite n u n d V e rh a lte n sp rin z ip ie n leh rten , v iele g esellsch aftlich e A k tiv itä te n in sp irie rte n u nd d a n n d e re n R ealisieru n g leiteten . Das L eben d e r m eisten P e rso n e n d e r ä lte ste n G e n e ra tio n b e sc h rä n k te sic h fast au ssc h lie sslic h auf d ie F am ilie und die K irche. D ie K irche w a r fü r sie d e r L eh rer des Lebens u n d sein O rg a n isa to r. U nd d iese b e id e n G ruppen, die F am ilie u n d die K irche, ü b te n d e n s tä rk s te n Einfluss auf d ie G estaltu n g d e r L eb en sh altu n g d e r h e u tig e n G rossel­ te rn . Das w a r um so leic h te r, als die a n d e re n G ru p pen , d e n e n die e in z e ln e n a n g e h ö rten , im a llg em ein en n ich t zu F am ilie u nd K irche in O p po sitio n sta n d e n , g an z im G egenteil, sie v e rs tä rk te n die W irk u n g d iese r In stitu tio n e n e h e r noch. Im Fall d e r jü n g e re n G e­ n e ra tio n e n ä n d e rte sich die S ituation. Im Z eitrau m d e r H e ra u s ­ b ild u n g ih re r L eb en sh altu n g w u rd e die E in w irk u n g d e r K irch e s ta rk e in g e sc h rä n k t, d ie E in w irk u n g d e r Schule und s ta a tlic h g e le ite te r O rg a n isa tio n e n d ag e g en au sg eb a u t. D iese V e rä n d e ru n g sp ie g e lte sich in d e r S tä rk e d es Einflusses b estim m ter a u sse rfa m iliä re r M i­ lieu s auf die G e staltu n g d e r L eb en sh altu n g d e r In d iv id u e n w ider. Die jü n g ste G e n e ratio n b rin g t v ie l öfter, als es die b e id e n ä lte re n G e n e ra tio n e n ta te n , zum A u sd ru c k , dass sie ih re L eb en sh altu n g der S chule u nd d e n O rg a n isa tio n e n v e rd a n k t, s e lte n e r d e n F reu d en , und n u r no ch a u sn ah m sw eise d er K irche.

D ie Schule und d ie O rg a n isa tio n e n h ab en , tro tz g ew isser M ä n ­ gel, ih re n Einfluss auf d ie G e staltu n g d e r L eb en sh altu n g d e r K inder u n d Ju g e n d lic h en v e rg rö s s e rt — u.a. d esh alb , w eil d ie S chule h e u te län g e re Z eit auf d ie ju n g e G e n e ra tio n e in w irk t, als es zur Z eit ih re r

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46 LE O N D Y C Z E W S K I O FM C onV .

E ltern und G ro sseltern d e r Fall w ar. N ach d e r E infü h rung v ie le r n e u e r F äch er, d e m A u sb a u d er A rb e itsrä u m e u n d L a b o rato rie n in d e r S chule und d e r E n tw ick lu ng d e r K lu b räu m e u n d sch u lisch en K u ltu rz e n tre n v e rb rin g t d ie ju n g e G e n e ratio n v iel m eh r Zeit in d e r Schule und b leibt oft län g e r u n te r d e r A ufsicht d e r L ehrer als d e r b e ru fstä tig e n Eltern. A u c h e in e g rö sse re Z ahl Ju g e n d lic h e r le rn t n ach d e r G ru n d sch u le n o ch w eiter, w as in d e r G e n e ratio n d e r E ltern u n d e rs t re c h t d e r G ro sseltern n ich t d e r F all w ar; d a d u rc h w ird d ie C h ance d e r S chule e rh ö h t, auf d ie G e staltu n g d e r L ebens­ h a ltu n g d er ju n g e n G e n e ratio n , die oft m eh r als z eh n J a h re lang u n te r ihrem Einfluss bleibt, einzuw irken. A ufgabe d e r h e u tig e n Schule und h e u tig e r Ju g e n d o rg a n isa tio n e n in d er V o lk srep u b lik P o len ist es, die L eb en sh altu n g d e r ju n g en G e n e ratio n in A n leh n u n g an die m arx istisc h -le n in istisc h en P rinzip ien zu fo rm en und d ie M e­ th o d e n d iese r E in w irk u n g au f d ie Ju g e n d w e rd e n im m er m eh r v e r ­ feinert.

Die Z unahm e d e r R olle des F re u n d es bei d e r G e staltu n g d e r L eb enshaltu n g d e r ju n g e n G e n e ratio n lä sst sich bis zu ein em g e­ w issen G rad m it d e r E n tw icklu n g d e r A ffiliatio n sb ed ü rfn isse u n te r d e r h e u tig e n Ju g e n d e rk lä re n . D ie Ju g e n d lic h en w e isen h e u te ein e s tä rk e re T endenz als frü h e r auf, sich in k lein e n G ru p p en zusam m en- zuschliessen. Sie h a b e n v ie l F re ih e it bei d e r W a h l ih re r F re u n d e un d d e r E ntw icklung ih re r In te re s s e n u n d sch liessen sich oft zu F re u n d e sk re ise n u n d G ru p p e n zusam m en, in d e n e n sie sich g e rn a u fh alten , w obei d iese e in e n b e trä c h tlic h e n Einfluss auf d ie G e­ sta ltu n g d er L eb en sh altu n g d e r In d iv id u e n au sü b en . Je d o ch d ie se h r d e u tlic h e A b sc h w ä c h u n g des E influsses d e r K irch e au f d ie G e staltu n g d e r L eb en sh altu n g d e r ju n g e n G e n e ra tio n ist e in e etw as ü b e rra sc h e n d e u n d sch w er zu e rk lä re n d e E rscheinu ng, d a sich diese Jn g e n d lic h e n in ü b e rw ie g e n d e r M eh rheit als g läu b ig u n d p ra k tiz ie ­ re n d d e k la rie re n u n d im B ereich d e r k a te c h e tisc h e n U n terw eisu n g d e r K irche verb leib en . Die A b sch w äch u n g d e s E influsses d e r K irche auf die G estaltu n g d e r L eb en sh altu n g d er Ju g e n d lic h e n k a n n m an dam it e rk lä re n , d ass d ie K irche in P o len in d e n le tz te n Ja h rz e h n te n m eh r le h rte als h a n d e lte. In d e r V o rk rieg szeit u n d gleich n ach B eendigung d es 2. W e ltk rie g e s re a lis ie rte d ie K irche b e so n d ers in d e n sog. w ie d e re rla n g te n G eb ieten in b reitem A u sm ass religiöse, k u ltu re lle , g esellsch aftlich e, w irtsc h a ftlic h e u n d so g a r p o litisch e A k tiv itä te n u n d v e re in ig te d a rin w e ite K reise ih re r M itg lieder (ge­ g e n w ä rtig m eisten s sc h o n G ro ssv äter), u n d d u rch d iese auf alle L eben sb ereich e e in g e s te llte n u nd d e n g an zen M en sch en e n g a g ie re n ­ d e n A k tiv itä te n g e s ta lte te sie d ie L eb en sh altu n g ih re r A n h ä n g e r e ffektiver, als sie es h e u te tu t.5 D ie K irche v e rv o llk o m m n ete zw ar

5 L. D y c z e w s k i , Religijność s p o łe c ze ń stw a pols k ieg o w o kresie m ię­

d z y w o j e n n y m (Die R eligiosität der polnischen G esellschaft in der Z w ischen­

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F A M IL IE — KULTUR — R E L IG IO S IT Ä T 47

n ach dem 2. W e ltk rie g ih re relig iö se T ätig k eit, b e so n d ers auf dem G ebiet d e r L iturgie u n d d es U n te rrich ts, ab e r d ie G läub igen se h e n nich t so oft w ie frü h e r v o n der K irche in sp irie rte a u th e n tisc h c h rist­ lich e u n d v o n d e n P rie ste rn und M itg lied ern d e r k irc h lic h e n O rg a ­ n isa tio n e n re a lis ie rte L eb en sh altu n g en. Die J u g e n d lic h e n h a b e n es m it d e m P rie ste r m eisten s als L eh rer, Liturg, B eichtiger o d e r m it dem K a te c h e te n bzw. d e r K a te ch e tin auf dem G elän d e d e r K irche und in den U n te rric h tsrä u m e n zu tu n , sie h t d iese V e rtre te r jed o c h se lte n in n o rm alen L eb en ssitu atio n en , in sc h w ierig en u nd b re n n e n ­ den S itu atio n en , in d e n e n sie b e u rte ile n , w äh len , sich e n tsc h e id e n und d a fü r V e ra n tw o rtu n g tra g e n m üssen. A b e r g e ra d e solch ein M ilieu w ü rd e d ie L eb en sh altu n g e in e s ju n g en M en sch en am m eisten g e sta lte n , a lle in die U n te rw e isu n g g e s ta lte t sie um v iele s w enig er.

D ie E inw irk un g d e s a u sse rfa m iliä re n M ilieus auf d ie H e ra u s ­ bild u n g d er L eb en sh altu n g d e r ju n g en G e n e ratio n ist jed o c h zw eit­ rangig. Den e n tsc h e id e n d e n V o rran g dabei h a t d ie Fam ilie. M eistens fu n d ie ren die a u sse rfa m iliä re n M ilieus sow ie d ie h e rv o rra g e n d e n P e rsö n lich k e ite n d er F re u n d e d e n Einfluss d e r F am ilie o d er e r ­ w e ite rn ihn, s e lte n e r sch affen sie ein e K o n k u rren z situ a tio n , u n d noch s e lte n e r v e rd rä n g e n sie d ie L eb en shaltu n g völlig, die das In ­ dividu um im E lte rn h au s erh ie lt.

2. D i e G e s t a l t u n g d e s S y s t e m s d e r W e r t e u n d N o r m e n d u r c h d i e F a m i l i e

Im k o m p lex en P ro zess d e r E rziehung p rä g t d ie F am ilie d er ju n g e n G e n e ratio n v o r allem den W e rt des M en sch en als m en sch li­ cher P e rso n ein. D ieser W e rt ist sch o n im W e se n d e r in te rp e rs o n a ­ len K o n ta k te in d e r F am ilie selb st e n th a lte n . In e in e r d u rc h sc h n itt­ lich g e lu n g e n e n F am ilie sind d ie se K o n ta k te j a , auf d ie P e rso n o rie n tie rt; d iese ist ih r Ziel. Die E ltern b e tre u e n das K ind, so rg e n für es, sp ielen m it ihm. A u s re in e r u n d u n e ig e n n ü tzig e r Liebe zum K ind b rin g e n sie v iele O pfer. Ihm zuliebe v e rz ich te n sie auf Be­ quem lichk eit, V e rg n ü g u n g e n und so g ar auf e ig e n e V o rlieb en u n d B estrebu n g en. Sie tu n alles, um es gu t zu e rz ieh e n , ihm ein e A u s­ bild u n g zu g e w ä h rle iste n u n d ein e Z ukunft zu g a ra n tie re n . V on se in e n e rs te n L eb en sm o n aten an sieh t, fühlt u n d ü b e rz e u g t sich das Kind, d ass e s g e a ch te t ist, d ass es e tw a s w e rt ist. F ü r d e n ju n g en M ensch en ist d a s e in e h e rrlic h e E n tdeckung, d ie d ie G ru n d lag e für d ie H erau sb ild u n g des S elbstg efü h ls schafft u n d d a n n des G efühls d es W e rte s d es M en sch en im allg em einen, fü r d ie E n tw icklu ng des G efühls d e r e ig e n e n W ü rd e und des B ew usstseins, d a ss die a n d e re n auch ih re W ü rd e h aben , w as sch liesslich zur A u sb ild u n g d es Be­ griffs d e r W ü rd e d e r m en sch lich en P e rso n führt. D iese E ntd eck u n g w ird d u rc h das W a h rn e h m e n d e r die g e g e n se itig e A c h tu n g , Hilfe, S o lid arität, M itv e ra n tw o rtlic h k e it un d e h e lich e Liebe g e b ie ten d e n

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48 L E O N D Y C Z E W S K I O F M C o n v .

P rin zipien im Ehe- u n d F am ilien leb en d a u e rh a ft v e rs tä rk t u n d e n t­ w ickelt. D iese P rin zip ien sin d n ich t im m er allen F a m ilien an g eh ö rig en

b e w u sst u n d w e rd e n n ich t im m er v e rb a lisie rt, ab e r ih re Befolgung im k o n k re te n Leben b ild e t die G ru n d lag e d e r E inheit d er Fam ilie u n d g e h ö rt zur F am ilien id eolog ie. W ie leb end ig d ie se P rin zip ien in der h e u tig e n p o ln isc h e n F am ilie sind, b ezeu g en z a h lreic h e U n te r­ su ch u n g en , d ie e s k la rm a c h e n , d a ss d ie In d iv id u e n in K rise n situ a tio ­ n en v o r allem auf die H ilfe d e r F am ilie re c h n e n , v ie l m eh r als auf d ie H ilfe d e s S ta ate s od er d e r F re u n d e, d a ss die ä lte re n P erso n en v o r allem in d e r F am ilie m o ra lisc h en und m a te rie lle n H alt finden, d ass das H aus d e n F re u n d e n d e r e in z e ln e n F am ilien m itg lied er o ffensteht, d a ss die F am ilien m itg lied er F reizeit u n d U rlau b g e ­ m einsam v e rb rin g e n m ö ch te n u nd dass zw isch en d e n G e n e ratio n e n (auch den älteren ) e in s ta rk e s G em ein sch aftsgefü hl e x istie rt, das zum indest im h äu fig en K o n ta k t d e r P e rso n e n u n te re in a n d e r zum A u sd ru c k kom m t6. D urch d ie R ealisieru n g d ieser P rin zip ien v e rtie ft das In divid u u m d a s G efühl sein es e ig e n e n W e rte s und se in e r W ü rd e u n d w ird sich d essen im m er bew u sster, dass a u c h a n d e re M en sch en so lc h e n W e rt u nd so lche W ü rd e besitzen.

Die U n te rsu c h u n g e n d re ie r G e n e ratio n e n e in e r F am ilie au s P u ­ ław y zeigen, d a ss alle G e n e ra tio n e n d ie a llg em ein en N orm en, die ih r V e rh ä ltn is zum N ä c h ste n reg e ln , fast g leich h o ch schätzen. Das sind N orm en, die v e rb ie te n , d e m N ä c h ste n Leid zuzufügen, bzw. geb ieten , ihm H ilfe zu leiste n , w e n n e r in N o t ist, u n d d ie a u c h den K am pf u m G e re ch tig k e it g e b ie ten , w e n n ein em a n d e re n Leid zu­ gefügt w ird. W a s die V e rin n e rlic h u n g d ie s e r N o rm en b etrifft, so tritt zw ischen d en G e n e ra tio n e n n u r d e r U n te rsc h ied auf, d a ss die ä lte s te G e n e ratio n den g rö ss te n N a c h d ru ck d e r N o rm v e rle ih t, die es v e rb ie te t, dem N ä c h s te n Leid zuzufügen, die jü n g s te G e n eratio n d a g e g e n der N orm , d ie d e n K am pf um G e re ch tig k e it fü r d ie U n te r­ d rü c k te n g eb ietet. D iese u n tersc h ie d lic h e F a ssu n g d e rse lb e n N o rm d u rc h die G e n e ratio n e n ist h ö c h stw ah rsc h ein lic h d a s E rgebnis des R eichtum s an E rfah ru n g en und Ü berleg u n g en . Die ä lte s te G e n eratio n

6 Uber die Lebendigkeit dieser Prinzipien in der polnischen Fam ilie infor­ m ieren zahlreiche U ntersuchungen zum Fam ilienleben, u.a.: F. A d a m s ki , M o­ d ele m ałżeń stw a i r o d z in y a kultura m a s o w a (Die Ehe- und F am ilienm odelle und die M assenkultur), W arszaw a 1970; J. P i o t r o w s k i , M ie jsc e cz ł o w i e k a s ta ­

rego w rodzinie i sp o ł e c z e ń s t w i e (Der Platz des alten M enschen in Fam ilie und

G esellschaft), W arszaw a 1973; L. D y c z e w s k i , W i ę ź p o k o le ń w ro dzin ie (Die G enerationenbande in der Fam ilie), W arszaw a 1976; A. K ł o s k o w s k a , Ro­

dzina w Polsce L u d o w ej (Die Fam ilie in V olkspolen), in: Przem ian y społeczne w Polsce L u dowej (Soziale V eränderungen in V olkspolen). Sam m elband unter der

R edaktion von A. S a r a p a t a , W arszaw a 1965; Przem ia ny r o d z in y p o ls k ie j (V eränderungen der p olnischen Familie). Samm elband unter der R edaktion von J. K o m o r o w s k a , W arszaw a 1975; A. D o d z i u k - L i t y ń s k a , D. M a r ­ k o w s k a , Rodzina w m iastach polskich. Przeg ląd badań s p o ł e c z n y c h z lat

1945— 1968 (Die Familie in den polnischen Städten. Ü berblick über die sozialen

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F A M IL IE — KULTUR — R E L IG IO S IT Ä T 49

fasst d ie g e g e n se itig e n zw isch en m en sch lich en B eziehungen se h r allg em ein au f u n d fo rm u lie rt d e sh alb die diese B eziehungen re g e ln ­ d e n N o rm en als n e g a tiv e G ebote, o hne e in e ein zig e A u sn ah m e zu­ zulassen, w ä h re n d die jü n g ste G en eratio n , die em pfindlich ist für die k o n k re te n F älle d e s dem N ä c h ste n a n g e ta n e n Leids, ih re zw i­ sch en m en sch lich en B eziehungen au f e in p o sitiv fo rm u lie rte s Prinzip, das d e n K am pf u m G e re ch tig k e it g eb ietet, au fb au en u nd g e sta lte n m öchte. In d e m so fo rm u lie rte n H and lu n g sp rin zip ste c k t die sp ezi­ fische E igenschaft d e r Ju g e n d , die in e in e r k ritisc h e n B eu rteilu ng d e r W irk lic h k e it zum A u sd ru c k kom m t u n d auf d ie D urch fü h ru n g v o n R eform en e in g e stellt ist, a u c h auf dem G ebiet des m o ralisch en Lebens, der S ittlic h k e it7.

A u s d e n U n te rsu c h u n g e n g e h t h e rv o r, dass alle G e n e ratio n e n die d e n M enschen, se in e W ü rd e u n d sein G ut sc h ü tz e n d en N o rm en ho ch schätzen . A lle G e n e ratio n e n w ü n sch en zw isch enm en schlich e B eziehungen ohne U n re c h t, in e in e r A tm o sp h ä re des W o h lw o llen s u nd d e r O p ferb ereitsch aft, im G efühl d e r S o lid a ritä t m it den a n d e re n M enschen, g estü tzt auf G e re ch tig k e it und Liebe. Sie m ö ch ten um den a n d e re n M en sch en in d iv id u elle u n d g esellsch aftlich e B em ühungen o rg an isie ren . H ie rb e i g ib t es k e in e n p rin zip iellen U n tersch ied zw ischen d en G läu b ig en u n d d e n U ngläubigen. D as b e d e u te t, dass für alle G e n e ratio n e n d e r M ensch d e r h ö ch ste W e rt ist. O b die A rt der W e lta n sc h a u u n g w e se n tlich e U n te rsc h ied e zw isch en d e n M en­ s c h e n auf d em G ebiet d e r allg em ein en , sich auf d e n M en sch en b e ­ z ie h e n d e n N o rm en schafft, ist sch w er zu sagen, da zu diesem T hem a em p irisch e A n g a b e n fehlen. W ir k ö n n e n n u r v e rm u ten , d ass zw i­ s c h e n d e n G läu b ig en u n d den U n g läu big en U n te rsc h ie d e auf dem G ebiet d e r B eg rü n d u n g u n d d e r M o tiv ation d ie se r N o rm en auftre- ten , w as sich ganz sic h e r auf die In te n sitä t d e r V e rin n e rlic h u n g und in d e r K on seq u en z auf d ie E in h altu n g d iese r N o rm en im täg lic h e n Leben au sw irkt.

Die G estaltu n g d e s B ew usstseins um d e n W e rt u n d die W ü rd e d e r m en sch lich en P e rso n g esch ieh t bei d e r ju n g e n G e n e ra tio n d u rc h die g e g e n w ä rtig e p o ln isch e Fam ilie in e in e r A tm o sp h äre d e r A ch ­ tung u n d P ie tä t für die F am ilien m itg lied er, d ie um d ie polnisch e S p rach e u nd die k a th o lisc h e R eligion, um G e re ch tig k e it u nd um F reih eit gekäm pft haben. S orgfältig w e rd e n d ie A n d e n k e n a n sie gesam m elt, m it P ie tä t a u fb e w a h rt u n d ih re B iographien v o n G e n e ra ­ tio n zu G e n e ratio n w e ite r g eg eb en , und in fast je d e r Fam ilie sind die T ra d itio n e n d e r g esellsch aftlich en u n d V o lk sb efreiun gsk äm p fe d er letz te n Z eit w ie a u c h aus d e r Zeit d e r p o ln isch en T eilun g en lebendig. Die F am ilie n tra d itio n b e in h a lte t also B ilder des um das fu n d am e n ta lste N a tu rre c h t fü r sich und d ie a n d e re n käm p fen d en

7 L. D y c z e w s k i , W ięź..,, S. 133; J. S z a c k i , T ra d y c ja i w sp ó łc ze sn o ść .

O p racow anie w y n ik ó w a n k ie ty (Tradition und G egenw art), W arszaw a 1973.

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50 LE O N D Y C Z EW SK I O F M C o n v .

M enschen. A uf se h r p la stisc h e W eise sp re c h e n d iese B ilder die heisse V o rste llu n g sk ra ft d e r Ju g e n d an und m ac h e n d eu tlich , d ass d ieser Kam pf m anch m al d e n h ö c h ste n P reis fo rd ert, n äm lich das Leben, w as d ie ju n g e G e n e ratio n d a v o n ü b e rz e u g t, w as für e in g rö sse r W e rt die F re ih e it u n d G erech tig k eit ist.

D ie F am ilie sp ielt w e ite rh in d ie w ic h tig ste Rolle bei d e r G e­ sta ltu n g und Ü b erm ittlu n g d e r H a u p tw e rte u n d G ru n d p rin zip ien des zw isch en m en sch lich en Z u sam m enleb en s. Sie ist d e re n g ru n d sä tz li­ cher, oft so g ar d e re n e in z ig er U b erm ittler. Je d o c h im Fall d e r d e ­ ta illie rte re n N o rm e n e rfü llt sie d iese R olle nich t m ehr, z.B. im F alle d e r d a s S ex u alleb en , d ie U n au flö slich k eit d e r Ehe, die A rb e it u n d das g e sellsc h a ftlic h e E igentum b e tre ffe n d en N orm en. W ie aus den U n te rsu c h u n g e n h e rv o rg e h t, h a b e n sich im Z eitrau m v o n d re i in d e r g leich en F am ilie leb e n d e n G e n e ratio n e n die d e n v o re h e lic h e n G e sc h le c h tsv e rk eh r v e rb ie te n d e n N o rm en s ta rk abg esch w ächt, obw ohl sie d er ju n g e n G e n e ratio n w e ite rh in , w en n a u c h e tw a s sc h w ä c h er als frü h e r, v o n d e r F am ilie e in g e p rä g t w e rd e n (Tabelle 2). Die ä lte ste G e n e ra tio n h ä lt zu ü b e rw ie g e n d e r M eh rh eit d as s e ­ x u e lle Leben v o r d e r Ehe für e in e u n b ed in g t sc h le c h te Tat; die m itt­ le re G e n eratio n sch ätzt diese H an d lu n g sw eise schon z u rü c k h a lte n ­ d e r ein, u nd die jü n g ste G e n e ratio n ist in d e n m eiste n F ä lle n nich t der M einung, dass so lch e in Z u sam m enleben etw a s Böses sei, so n ­ d e rn b e w e rte t es n a c h d en U m ständen, also in bezu g auf d ie M otive, d ie d a h in te rste c k e n , u n d die m öglich en K o n sequenzen. Die v o re h e ­ lich en G esch lech tsb ezieh u n g en w e rd e n also v o n d e r M eh rh eit d e r Ju g e n d lic h e n m ittels a n d e re r K rite rie n b e u rte ilt, als e s die G rossvä- te rg e n e ra tio n tat. D ie K rite rie n d e r m eisten Ju g e n d lic h e n beziehen sich u n m itte lb ar auf d e n M en sch en u n d n ich t auf d e n Sex. W e n n jem and m it e in e m P a rtn e r g esch lech tlich v e rk e h rt, d a n n sollte e r sich v o r allem d ie F ra g e stellen , ob e r ihm d a d u rc h k e in Leid zufügt, ihn nich t g e rin g sc h ätz t o d er ihm das Leben kom pliziert. V on d e r A rt d e r A n tw o rt auf d ie se F ra g e n h ä n g t e s ab, ob diese H a n d lu n g s­ w e ise n e g a tiv o d er p o sitiv b e u rte ilt w ird. D as u n b e d in g te V erb o t g esch le ch tlic h e r B eziehu n g en v o r d e r Ehe w ird also v o n ein em b e ­ trä c h tlic h e n T eil d e r Ju g e n d lic h e n s ta rk re la tiv ie r t8. Es m uss jed o ch u n te rs tric h e n w erd en , dass d ie R elig io sität gan z d eu tlich e in e v e r ­ u rte ile n d e E inschätzu ng in d er S phäre d e r S exualm o ral fö rd e rt3. 8 Das ist ein e ty p isch e Erscheinung für die junge Generation der hochent­ w ick elten Länder. In der Bundesrepublik D eutschlend z.B. w uchs 1967— 1973 der Prozentsatz unverheirateter Frauen im A lter von 18—29 Jahren, die nichts Schlechtes in den voreh elich en G eschlechtsbeziehungen sehen, von 24%> auf 92%>. K. F ö r s t e r , Religiös ohne Kirche? Eine Herausforderung für Glaube

und Kirche, M ainz 1977, S. 19.

9 T. S z a w i e 1, P o s ta w y w o b e c religii i ich k o r e l a t y (H altungen gegen ­ über der R eligion und ihre Korrelate), in: Ciągłość i zm ia na tr a d y c ji k u ltu ro w ej (Kontinuität und W andel der kulturellen Tradition). Bericht über die vom Lehrstuhl für M ethodologie soziologischer U ntersuchungen des S oziologischen Instituts der U niversität W arschau unter der Leitung von S. N o w a k durchge­

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F A M IL IE — KULTU R — R E L IG IO S IT Ä T

51 T abelle 2. Die E instellung der Generationen

zu den voreh elich e G eschlechtsbeziehungen verbietenden N orm en (in %)

Bei uns disku­ tiert man v iel über das The­ ma des Zu­ sam m enlebens unverheirateter junger Leute. W as m einen S ie dazu?

K ielce W arszaw a10 W ie schätzen Sie vom mo­ ralischen Ge­ sichtspunkt aus

ein e solch e Si­ tuation ein, w enn V erlobte

vor der Ehe- schliessung g e ­ schlechtlich m iteinander verkehren? P uław y11 G eneration G eneration E K E K G E K Ich denke, das verdient scharfe M iss­ billigung 19 8 11 2

Das ist un­ bedingt eine

schlechte Tat 87,9 64,5 24,0 Ich habe

nichts dage­ gen: sie tun

nichts Böses 5,4 15,9 32,6 Sie sollten das lieber nicht tun, aber zu streng verurteilen würde ich sie

nicht 36 15 38 8

W enn sie sich lieb en oder heiraten w o l­ len, dann tun sie nichts Bö­

ses 1,4 4,5 6,2

Man kann es erlauben, w enn sie es nicht als un­ w ich tig und vorübergehend

betrachten 15 13 23 31

Das ist nichts Böses, aber sie sollten es lieber nicht

tun. 0,7 3,0 0,8

Das ist ihre Sache: sie ha­ ben das Recht, so zu handeln, w ie sie es für richtig

halten 29 55 27 75

Ich habe dazu k eine ausge­ prägte M ei­ nung 4,6 12,1 36,4 G = älteste Generation E = m ittlere K = jüngste

führten U ntersuchungen, W arszaw a 1976, S. 397.

10 A. B a n a s z k i e w i c z , P o g lą d y na zagadnienia moralne (A nsichten zu sittlich-m oralischen Problemen), in: Ciągłość..., S. 397.

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52 LE O N B Y C Z E W SK I O F M C o n v .

Eine äh n lic h e A b sc h w ä c h u n g d e r B edeutung d e r F am ilie bei d e r H era u sb ild u n g u n d Ü b e rm ittlu n g d e r d e ta illie rte re n N o rm en se h e n w ir am B eispiel d e r B eu rteilu n g d e r B estän d ig k eit d e r Ehe. M ehr als d ie H älfte d e r J u g e n d lic h e n lässt d ie S ch eid u n g zu, w as k e in e s ­ w egs b e d e u te t, d a ss sie das P rinzip d e r B estän d ig k eit d e r Ehe n e ­ gieren. Die Ju g e n d a k e z p tie rt d iese s P rinzip, h ä lt ab er e in e Schei­ du n g für b e sse r als in ein em stä n d ig e n K onflikt zu leben, d.h. die ju n g e G e n e ratio n h a t e in e N o rm re la tiv ie rt, d ie d ie G ro ssv ä te rg e ­ n e ra tio n im a lleg em ein en fü r u n b e d in g t v e rp flic h te n d a k z ep tie rte

(Tabelle 3).

T abelle 3. D ie Einstellung der G enerationen zur N orm der U nauflöslichkeit der Ehe (in °/o)12 W as halten Sie von der Scheidung?

Bitte w ählen Sie ein e der folgenden Ä usserungen, die Ihre eigen e

M einung repräsentiert:

Drei G enerationen einer Fam ilie aus Puław y ä lteste m ittlere jüngste Ich bin für die Scheidung, aber man

so llte sie erschw eren 35,8 51,9 38,8

Ich bin v ö llig dafür, und man sollte sie

erleichtern 3,0 12,2 17,2

Ich bin unbedingt gegen die Scheidung:

man sollte sie nicht gew ähren 56,7 30,5 21,6

Ich habe hierzu k ein e ausgeprägte M ei­

nung 4,5 5,4 22,4

Die Billigung v o re h e lic h e r g e sch le ch tlic h e r K o n ta k te un d d e r S cheidung d u rc h e in e n b e trä c h tlic h e n T eil d e r ju n g en G e n e ratio n b e d e u te t d ie H erau sb ild u n g n e u e r V e rh a lte n sn o rm e n auf d em G e­ biet d e s Sexual- u nd E h elebens so w ie d a s A b g e h e n v o n d e n N o r­ m en, in d en en d ie ä lte re n G e n e ratio n e n e rz o g e n w u rd e n u n d die sie sich bem ü hen ein zu h alten .

Es so ll n o ch a u f e in e w e ite re G rup p e v o n N o rm e n v e rw ie se n w erd en , b ei d e re n Ü b e rm ittlu n g d ie R olle d e r F am ilie abgenom m en h a t, u nd zw ar d ie sich auf d ie A rb e it u n d d a s g esellsch aftlich e E igentum b ezieh en d en N orm en. Da a n d e re U n te rsu c h u n g e n zu d ie­ sem T hem a feh len , a n a ly s ie re n w ir d a s uns in te re ssie re n d e Pro b lem in A n le h n u n g a n die in d e n U n te rsu c h u n g e n ü b e r d ie F am ilie au s P u ła w y g esam m elten A n g a b e n 13. D iese U n te rsu c h u n g e n e rg eb en , d a ss die m ittle re u n d d ie jü n g ste G e n e ratio n die N orm h o ch e in ­ schätzen , d ie e in e g e w isse n h a fte A u sü b u n g d e r B eru fsarb eit g e ­ b ietet, w ä h re n d d ie ä lte s te un d die m ittle re G e n e ra tio n d ie d a s g e ­ sellsch aftlich e E ig en tu m sc h ü tzen d e N orm w e rtsc h ä tz e n . D ass die

12 Eigene U ntersuchungen des Autors. 12 Eigene Untersuchungen d es Autors.

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F A M IL IE — KULTU R — R E L IG IO S IT Ä T 53

ä lte re n L eute d ie d ie g e w isse n h a fte A u sü b u n g d e r B eru fsarb eit g e ­ b ie te n d e N o rm nich t allzu h o ch sch ätzen , k a n n bis zu ein em g ew is­ se n G rade d am it e rk lä rt w e rd e n , d ass sie in R en te g e h e n u nd sich n a c h d em A u fh ö ren d e r B eru fsarb eit w e n ig e r für d ie dam it v e rb u n ­ d e n e n P ro b lem e in te re ssie re n . D ie T a tsa c h e jed o ch , d a ss die ju n g e G e n e ra tio n d ie d a s g e sellsc h a ftlic h e E igentum sch ü tz e n d e N orm e h e r n ied rig sch ätzt, d ie d ie g e w isse n h a fte A u sü b u n g d er B eru fsar­ b e it g e b ie ten d e N orm d ag e g en hoch, ist b e d e n k e n sw e rt, d a d iese b e id e n N o rm en ja e n g m itein a n d e r v e rb u n d e n sind. D as g e se llsc h a ft­ lich e E igentum w ird sch liesslich d a n k g e w isse n h a fte r B eru fsarb eit g esch affen u n d v e rm e h rt. Solch e in Z w iespalt, w ie e r bei d e r ju n g e n G e n e ra tio n d e u tlic h w ird , k a n n u n te rsc h ie d lic h in te rp re tie rt w e r­ d en. Er k a n n d ie K o n seq u en z e in e r falsc h en In d o k trin a tio n d e r A n ­ sic h te n und V e rh a lte n sp rin z ip ie n h in sich tlich d e r B eru fsarb eit und des g e sellsc h a ftlic h e n E igentum s sein. Er k a n n a b e r a u ch d a s E r­ gebnis e in e r B e tra c h tu n g des Lebens sein, d ie d e r ju n g e n G e n e ra ­ tio n v iele B eispiele e in e r N ic h te in h a ltu n g d e r d a s g esellsch aftlich e E igentum sch ü tzen d en N o rm liefert. Es k a n n au ch n o c h ein e a n d e re U rsa ch e a u ftre te n für den U n te rsc h ied zw isch en d e r A n e rk e n n u n g d e r das A n ta ste n d e s g e sellsc h a ftlic h e n E igentum s v e rb ie te n d e n N orm u nd d e r d ie g e w isse n h a fte A u sü b u n g d e r B eru fsarb eit g e b ie ­ te n d e n N orm bei d e r Ju g e n d , näm lich die, d a ss d ie Ju g e n d lic h en h a u p tsä c h lic h au s M o tiv en d e s in d iv id u ellen U tilitarism us a n die A rb e it h e ra n g e h e n u n d die A rb e it v o r allem als M ittel zum E rrin g en p e rsö n lic h e r Erfolge an seh en , d ab ei jed o c h den en g m it ih r v e rb u n ­ d e n e n h ö h e re n N u tzen ü b e rse h e n : d ie C h a ra k te rb ild u n g , die E n t­ w ick lu n g d e r In te resse n , d ie V e rm e h ru n g des G em einw ohls usw.

Die ä lte ste u n d die m ittle re G e n eratio n e rk e n n e n im a llg e ­ m ein e n d ie d a s g e sellsc h a ftlic h e E igentum sc h ü tzen d e und sein A n ta s te n v e rb ie te n d e N o rm an, w ä h re n d es in d e r P rax is u n te r ­ sch ied lich ist und d ie se N o rm v o n ih n en re c h t oft nich t e in g e h a lte a w ird. Solch e in V o rg e h e n e rk lä re n sie dam it, dass im E inzelverkau f v ie le D inge nich t zu b ek o m m en sind, w o h l a b er in d e r A rb e itsstä tte . Die ä lte re G e n e ratio n nim m t a ls o tro tz V e rb o t ein ig e D inge au s d em B etrieb m it, s te llt a b er n ich t d ie d ie se T a t v e rb ie te n d e N orm se lb st in F rag e. A n d e rs jed o c h sie h t es im F all d e r jü n g ste n G ene­ r a tio n aus. U n te r d e n Ju g e n d lic h e n sc h ein t e in e tw a s a n d e re s V e r­ stän d n is d es g esellsch aftlich en E igentum s u n d d es V e rb o ts sein es A n ta ste n s v o rzu lieg e n als in d e r E ltern- und G ro sseltern g e n e ra tio n . Die Ju g e n d lic h e n b esitzen k e in e so tie f v e rin n e rlic h te Ü berzeugung, d ass das g e sellsc h a ftlic h e E igentum u n a n ta s tb a r ist, u n d w e n n sie D inge au s dem B etrieb m itnehm en, h a b e n sie d a d u rc h n ic h t so s ta r ­ k e G ew issensbisse, w ie es b ei d e n ä lte re n G e n e ra tio n e n d e r Fall ist. Die G e n e ra tio n d e r K ind er w e is t b ezü g lich d e r G e n e ra tio n ih re r E lte rn e in e n g rö ss e re n R elativ ism u s auf d em G eb iet des sittlich - -m o ralisch en Lebens auf. D as w ird d a ra n d eu tlich , d a ss sich die

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54 L E O N D Y C Z EW SK I O P M C o n v .

Tabelle 4. Die Einstellung zw eier aufeinanderfolgender Generationen zu den M oralprinzipien (in °/o)14

Die Leute unterscheiden sich untereinander nach ihren A nsichten,

K ielce W arszaw a

in w iew eit ihr V erhalten bestim m ten allgem einen M oralprinzipien unter­

w orfen sein soll. W elch e der hier angeführten M einungen zu diesem

Thema steht Dir am nächsten?

Eltern Jugend Eltern Jugend

Man sollte ausgeprägte M oralprin­ zipien haben und niem als von ih­

nen abw eichen 37 11 27 8

Man sollte ausgeprägte M oralprin­ zipien haben, aber in bestim m ten Situationen kann man von ihnen abw eichen, w enn dies ein e A usnah­

me bleibt 28 19 37 25

Man sollte bestim m te M oralprin­ zipien haben, aber es ist nichts Schlim m es dabei, w enn man auf­ grund der A nforderungen der v e r ­ schiedenen L ebenssituationen von

ihnen abw eicht 14 21 15 22

M an sollte sein V erhalten nicht von fertigen M oralprinzipien abhängig m achen, sondern in A bhängigkeit von der Situation die jew eils rich­

tig e V erh alten sw eise herausfinden 19 49 20 45

ju n g e G e n e ra tio n v iel s e lte n e r als die ä lte re n n a c h im Leben einm al a k z e p tie rte n P rin zip ien ric h te n m öchte. Im k o n k re te n Leben w ird re c h t oft die M ö g lich k eit des A b w eich en s v o n d e n a k z e p tie rte n Prin zipien zu g elassen. D arü b er, ob ein e b estim m te eth isc h e N orm e in g e h a lte n w ird o d e r nicht, e n tsc h e id e t den Ju g e n d lic h e n zufolge oft die in n e re u n d ä u s se re S itu atio n des k o n k re te n M en sch en (Ta­ b elle 4). D er m o ra lisc h e R elativ ism us d e r ju n g e n G e n e ra tio n b etrifft v o r allem d ie d e ta illie rte n V e rh a lten sn o rm e n , die allg em ein sten N o rm en jed o c h nicht. Die J u g e n d lic h e n sind b e re it, diese e n tsc h ie ­ den zu v erte id ig e n .

A u fg ru n d d e r Ä h n lic h k e ite n u n d U n te rsc h ie d e z w isch en den au fe in an d e rfo lg e n d e n G e n e ra tio n e n au f dem G eb iet d e r Ü b e rm itt­ lung d e r W e rte u n d N o rm en in d e r F am ilie k a n n g ru n d sä tz lich fo l­ g e n d e s e rk lä rt w e rd e n : 1. D er B ereich d e r d e r ju n g e n G e n e ra tio n d u rch die F am ilie ü b e rm itte lte n W e rte u n d N o rm en h a t sich in den le tz te n J a h rz e h n te n d e u tlic h v e re n g t. D ie F am ilie ü b e rm itte lt d er ju n g e n G e n e ra tio n w e ite rh in , u n d d as m ö glich st effektiv, die

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F A M IL IE — KULTU R — R E L IG IO S IT Ä T 55

m ein e n W e rte u n d die diese sch ü tzen d en G run d norm en ; die d e ­ ta illie rte re n N o rm en g e s ta lte t d ie s e G e n e ra tio n je d o c h g e stü tz t auf ih re e ig e n e n Ü b e rle g u n g e n u n d E rfah ru n g en, die in d e r F am ilie u n d d u rch a u sse rfa m iliä re K o n ta k te g e p rä g t w u rd e n . 2. D ie R olle der F am ilie bei d e r Ü b erm ittlu n g d e r G ru n d h altu n g g e g e n ü b e r den W e rte n u n d N o rm en h a t sich ab g esch w äch t, das h eisst: w e n n die ä lte s te G e n e ra tio n in d e r F am ilie e in e T en d enz zum u n b e d in g te n B efolgen d e r einm al a k z e p tie rte n W e rte u n d N o rm en aufw eist, so m ac h t sich b ei d e r jü n g ste n G e n e ra tio n ein e T en den z zum e th isc h en S ituation ism us, zu re la tiv is tis c h e n M o ra lh a ltu n g e n bem erk b ar.

3. D i e Ü b e r m i t t l u n g u n d H e r a u s b i l d u n g v o n S i t t e n u n d B r ä u c h e n d u r c h d i e F a m i l i e

J. K om orow ska g lie d e rt die in d er g e g e n w ä rtig e n p o ln isch en S tad tfam ilie p ra k tiz ie rte n F e ie rta g sg e w o h n h e ite n u n d -b rau ch e h in ­ sich tlich d e r Z eit ih re r E n tsteh u n g , dem B ereich ih re r V e rb re itu n g u n d dem G rad ih re r F u n d ie ru n g in d e r k o m p le x e n p o ln isc h e n K u ltur in d re i G ru p p e n 15:

D ie e r s t e G ru p p e b ild en die in d e r ja h rh u n d e rte a lte n p o l­ n isc h e n K u ltu r tief v e rw u rz e lte n und h e u te fast in je d e r Fam ilie g e p fle g te n B räuche. Sie sind m it den g ro sse n F e ie rta g e n u n d E r­ eig n issen d e s m en sch lich en L ebens v e rb u n d e n , also m it W e ih n a c h ­ ten , O stern , A lle rh e ilig e n u n d A llerse ele n , dem N ik o la u sta g so w ie m it d e r G rü nd u ng d e r Fam ilie, der G e b u rt u n d dem Tod ein es M enschen.

Z ur z w e i t e n G ru p p e g e h ö re n die B räuche, die sch o n ein e re la tiv lan g e T ra d itio n h ab en , a b e r no ch bis v o r k u rze m als D o­ m än e g u tsitu ie rte r F am ilien g alten , also v o r allem d e r G utsb esitzer u n d re ic h e n B ürger, sich a b e r je tz t ü b e ra ll v e rb r e ite t h a b e n un d m it d e r d u rc h sc h n ittlic h e n p o ln isc h e n F am ilie v e rw a c h s e n sind. Das sin d B räuche u n d G e w o h n h eiten in V erb in d u n g m it dem B egehen des N am en stag es, des G e b u rtsta g es, v o n Ju b ilä e n , d e r V erle ih u n g e in e s Diplom s u n d d e r E rstk om m un io n des K indes.

Die d r i t t e G rup p e bilden n eue in die p o ln isch e K u ltu r u nd in d a s F am ilien leben e in g e fü h rte B räuche u n d G e w o h n h eiten in V erb in d u n g m it dem B egehen des M u tte rta g es, d e s T ages des K in­ des, der O m a sow ie des F ra u en ta g es. D iese T ag e w ie a u c h d ie Form ih re s B egehens w e rd e n v o n d e r Schule, d e r A rb e itsste lle , d er P resse, dem Radio, dem Film u n d dem F e rn se h e n p ro p ag ie rt. Z u erst w u rd e n sie in a u sse rfa m iliä re n G ru p p en b e g an g en , v o r allem in den Schulen, K in d e rg ä rte n u n d in d e n B etrieben. G e g e n w ä rtig v e r ­ b re ite t sich die G ew ohnheit, d iese T ag e in d er F am ilie zu b eg eh en , 15 J. K o m o r o w s k a , Doroczne i o k o liczn o ścio w e zw yczaj e w rodzinie (Jährliche und gelegen tlich e Bräuche in der Familie), in: Prz em ia ny rodziny..., S. 289— 309.

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56 L E O N D Y C Z E W S K I O F M C o n v .

w a s m it e in e r g e w isse n M o d ifik atio n v e rb u n d e n ist. Im F am ilien ­ k re is sind sie w e n ig e r offiziell u n d form ell u n d e n th a lte n m ehr e m o tio n elle E lem ente u n d m eh r in te rp e rs o n a le U n m ittelb ark eit. H ö ch stw ah rsch ein lich w e rd e n d iese T ag e sow ie die d am it v e rb u n d e n e n G ew o h n h eiten in d e r Z u k u n ft ty p isc h fü r d as F am ilien leb en, ähn lich w ie e s m it v iele n F e ie rta g e n und B räu chen d e r Fall w ar, die e in st in d e r n a c h b a rlic h e n u n d ö rtlic h e n G em ein sch aft e n tsta n d e n u n d sich en tw ick elten , u n d als d iese G em ein sch aften e in e K rise d u rc h le b te n u n d so g ar zerfielen , ü b e rn a h m die F am ilie ih re F e ie r­ ta g e u nd B räuche u n d fü g te sie ih rem Leben ein; n a c h v e rs c h ie d e ­ n e n M od ifik atio n en g e lte n d ie se F e ie rta g e u n d B räuche h e u te als ty p isc h e F am ilien g ew o h n h eiten .

Zu den p ru n k v o lls te n u nd m eistg e sc h ätz te n F am ilien b räu ch en , zäh len die, die m it d e n W e ih n a c h tsfe ie rta g e n u n d m it d e r E h esch lies­ sung v e rb u n d e n sind. D iese B räuche sind in d e r p o ln isc h e n K ultur s ta rk v e rw u rz e lt u n d d ab ei eng m it d er R eligion v e rb u n d e n , und d a h e r a u ch b e sitz e n sie e in e au sse rg e w ö h n lic h re ic h e R itu alität, Sym bolik u n d D a u e rh aftig k e it. D iese B räuche w e rd e n so g a r v o n d e n e n n ic h t v e rw o rfe n , d ie die in stitu tio n e ile K irch e v e rla s s e n h a ­ b e n u n d v ie le G lau b en szw eifel d u rch leb en . J. K o m o ro w sk a’s U n te r­ su c h u n g en zum T hem a d e r h ä u slic h e n F e ie rta g sg e w o h n h e ite n in e in e r G ro ssstad t, die u n te r d en Ju g e n d lic h e n d e r W a rsc h a u e r M ittelsch u le n d u rc h g e fü h rt w u rd en , zeigen, d ass sich in den F a m i­ lien d e r B efrag ten z a h lre ic h e m it d e n W e ih n a c h ts fe ie rta g e n v e r ­ b u n d e n e B räuche u n d G e w o h n h eiten e rh a lte n h a b e n w ie z.B. das S chm ück en ein es W e ih n a c h tsb a u m e s (97%), d a s B esch en k en d er K in der m it k le in e n G ab en (97%), das B rechen e in e r O b la te (92%), d as A b e n d e ssen m it den tra d itio n e lle n G e ric h te n (88%), d e r G ang zur C h ristm ette (56%), das g e g e n se itig e S ich-B eschenken d e r E r­ w a c h se n e n (35%), d as L egen v o n H eu u n te r das T isch tu c h beim A b e n d e ssen (21%), d as gem ein sam e G ebet v o r dem A b en d essen (20%) u n d das Singen v o n W e ih n a c h ts lie d e rn (20%). M it dem T o te n ­ fe ie rta g (A llerheiligen) sin d v e rb u n d e n ; d as B esuchen d e r v e rs to r ­ b e n e n F am ilien m itg lied er au f dem F ried h o f (89%), d a s B esuchen d e r G rä b e r v o n b ei d e r L a n d e sv erte id ig u n g g e fa lle n e n S o ldaten (56%); m it d e n O s te rfe ie rta g e n ; das gem ein sam e T e ile n v o n E iern (83%). Sm igus-D yngus (ein g e g e n se itig e s Sich-B egiessen m it — h e u ­ te m eist duftendem — W asser, 84%), das Bem alen v o n O ste re iern (64%). V o n d e n n e u e n F e ie rta g e n w e rd e n in fa s t je d e r p o ln isch en Fam ilie d er M u tte rta g (94%), d er F ra u e n ta g (92%) u n d d e r T ag des K indes (79%) b e g a n g e n 18. D iese T ag e b e sitz en n o c h k e in e allzu re ic h e R itu alität. Sie b e s c h rä n k t sich m eiste n s auf die G lü c k w ü n ­ sch e u n d das S chen ken v o n Blumen. Sie h a b e n je d o c h e in e g ro sse

l e J. K o m o r o w s k a , Ś w ią teczn e z w y c z a j e d o m o w e w w ie l k im mieście (H äusliche Feierbräuche in der G rossstadt). W arszaw a 1984, S. 39.

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