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Georg Schuppener, Doppelt gemoppelt. Semantisch doppelnde Komposita im Deutschen, „Studia Interdisciplinaria Ænipontana“, hg. V. Peter Anreiter, Wien, Praesens Verlag, 2019, 106 s.

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Academic year: 2021

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nr 10 ss. 281–285 2020

ISSN 2083-5485 https://doi.org/10.34858/polilog.10.2020.336 © Copyright by Institute of Modern Languages of the Pomeranian University in Słupsk

Georg Schuppener, Doppelt gemoppelt.

Semantisch doppelnde Komposita im

Deutschen, „Studia Interdisciplinaria

Ænipontana“, hg. V. Peter Anreiter,

Wien, Praesens Verlag, 2019, 106 s.

Die deutsche Sprache ist für ihre besondere, fast uneingeschränkte Kompositi-onsfähigkeit bekannt [Donalies 2004]. Komposita sind daher seit langer Zeit in der germanistischen Forschung präsent. Im Kontext der Analyse von Zusammen-setzungen werden oft und gern sprachkonfrontative und damit auch translatorische Fragen diskutiert, weil nicht jede Sprache über solche systemhaften Möglichkeiten verfügt, selbständig vorkommende Wörter zu einem neuartigen Wort zu verbinden [z. B. Kotůlková 2004; Jeziorski 1987; Sadiku, Rexhepi 2016; Księżyk 2013]. Pro-dukte dieser im Deutschen am meisten produktiven Wortbildungsart müssen in an-deren Sprachen häufi g anders wiedergegeben werden, z. B. mit Derivaten oder No-minalphrasen, weil es keine vergleichbaren Wortbildungsstrukturen gibt. Wegen der einfachen Bildung von Komposita im Deutschen stellen sie die produktivste Weise dar, den Wortschatz der deutschen Sprache zu erweitern. Semantisch gesehen, kann Komposita das Merkmal der Informationsverdichtung zugeschrieben werden. In die-sem Sinne gelten sie als sprachökonomische Einheiten. Der Gebrauch von Komposita wird von Fleischer [vgl. 1976: 58] im Verhältnis zur Verwendung von Wortgruppen nicht nur als ökonomischer, sondern in vielen Fällen auch als bequemer und rationel-ler betrachtet.

In der im Folgenden vorzustellenden Monographie ‚Doppelt gemoppelt‘. Se-mantisch doppelnde Komposita im Deutschen von Georg Schuppener, die im Jahre 2019 im Praesens Verlag erschienen ist, stehen Komposita im Deutschen im Mittel-punkt. Behandelt wird aber ein besonderer semantischer Aspekt, d. h. «die seman-tische Doppelung innerhalb eines Kompositums» [vgl. Schuppener 2019: 7]. Der Autor verweist im Vorwort zu seiner Monographie darauf, dass die Erscheinung der semantischen Doppellung auf verschiedenen Ebenen des Sprachsystems zum

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Vorschein kommt, und nennt als Beispiel dafür Einheiten aus dem deutschen Phraseo-lexikon wie Zwillingsformeln, z. B. wenn schon, denn schon oder Erscheinungen auf der Ebene des Satzes oder Textes [vgl. Schuppener 2019: 70–71]. Hierin wird aber die Aufmerksamkeit auf die Wortbildungsprodukte in Form von Zusammensetzungen gerichtet. Der Autor beabsichtigt, auf der Grundlage von konkreten Belegen für dop-pelnde Komposita im Deutschen zu verdeutlichen, wie sich das Phänomen erklären lässt, welche Bandbreite es im Deutschen hat und welche Möglichkeiten es zulässt. Die erhobenen Beispiele für Komposita erlauben darüber hinaus Formen zu unter-scheiden, die sie einnehmen [vgl. ebd.]. In diesem Kontext wird außerdem gefragt, ob derartige Komposita nicht Verstöße gegen das Prinzip der Sprachökonomie darstellen [vgl. Schuppener 2019: 12]. Die Analyse von zusammengestellten doppelnden Kom-posita führt zur Schlussfolgerung, ob es sich ausschließlich um Zusammensetzungen handelt, die historisch entstanden sind oder ob sie auch in der Gegenwartssprache wie z. B. okkasionelle Komposita ad-hoc gebildet werden können. Außerdem wird – über das Deutsche hinweg – versucht, zu zeigen, welche gleichartigen Strukturen aus dem analysierten Feld sich in anderen Sprachen vorfi nden lassen und in welchem Grade sie mit dem Deutschen vergleichbar sind.

In der Arbeit werden die doppelnden Komposita als solche defi niert, «bei denen Erst- und Zweitglied sich semantisch überschneiden, bei denen einige oder alle Seme doppelt präsent sind» [Schuppener 2019: 11]. Untersucht werden hierbei zweiglied-rige Komposita. Im Unterkapitel zum Forschungsstand wird auf die defi zitäre For-schungslage in diesem Bereich aufmerksam gemacht. Obwohl die Erscheinung der sog. tautologischen Komposita bereits vor langer Zeit wahrgenommen worden ist, ließen sich fast keine systematischeren Untersuchungen dieser Erscheinung nennen. Diese, die bereits vorliegen, sind entweder veraltet oder haben wenig Resonanz in der sprachwissenschaftlichen Forschung gefunden. Der Autor verweist ebenfalls auf die möglichen Gründe des mangelnden Interesses an dieser Thematik. Der Überblick über die Forschungsliteratur zum Thema Wortbildung verdeutlicht die Tendenz, mehr Aufmerksamkeit auf strukturelle Aspekte zu lenken. Außerdem begründet der Autor die Interdisziplinarität dieses Themas, das erstens zwischen Lexikologie und Wortbildung zu verorten ist, zweitens aus der Perspektive anderer außersprachwis-senschaftlicher Disziplinen (z. B. Kulturgeschichte) betrachtet werden soll und drit-tens einer «Kombination aus synchroner und diachroner Zugangsweise» [Schuppe-ner 2019: 15] bedarf.

Den theoretischen Hintergrund für die Ausführungen über das bisher eher ver-nachlässigte Thema der doppelnden Komposita bildet die Darlegung der Begriff e der Tautologie und des Pleonasmus. Der Terminus Tautologie wird in Anlehnung an verschiedene wissenschaftliche Traditionen erläutert, u. a. an sein Verständnis in der Urteilslehre und in der linguistischen Pragmatik. Im Weiteren wird darauf hingewie-sen, wie sich die verschiedenen Konzepte auf Komposita übertragen lassen. In diesen Ausführungen wird die Gliederung der Komposita nach dem semantischen Kriteri-um in Determinativ- und Kopulativkomposita berücksichtigt und es wird festgestellt, dass aufgrund der semantischen Relation zwischen den Kompositakonstituenten bei

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Kopulativkomposita sowohl «[…] Tautologie im Sinne einer Identität vorliegen [kann]» [Schuppener 2019: 20] als auch Redundanz infrage kommt [vgl. ebd.]. Da-her werden sie als tautologische Komposita bezeichnet. Im Weiteren wird auf den in der Rhetorik und Stilistik gebrauchten Begriff des Pleonasmus eingegangen. Die Berücksichtigung dieses Terminus ist von großer Bedeutung, zumal sich die beiden Fachwörter nahe liegen und die Grenzen zwischen ihnen in der Fachliteratur als ver-wischt empfunden werden. Nach der Darlegung verschiedener Auff assungen dieser Begriff e, die über die deutsche Fachliteratur hinausgehen, wird konstatiert, dass sie aufgrund der fehlenden Trennschärfe als synonym gebraucht werden können. Der Au-tor hält es zu Recht für angebracht, neben den Begriff en Tautologie und Pleonasmus an dieser Stelle auch den Terminus Synonymie näher zu erläutern und auf die Eschei-nung der doppelnden Komposita zu übertragen. Die Synonymie erweist sich ebenfalls als wichtig, weil man davon ausgehen könnte, dass die gleiche Bedeutung der Kom-positaglieder die Zusammensetzung als tautologisch bezeichnen lässt. Die genauere Analyse des Begriff s Synonymie und deren Übertragung auf die Frage der Komposita seien allerdings nicht zufriedenstellend und folglich nicht anwendbar. Die termino-logischen Probleme, die bei der Erklärung der Begriff e vorkommen, veranlassen den Autor, im Weiteren auf den in der Literatur bereits etablierten Terminus tautologische Komposita zu verzichten und sich des allgemeineren Fachausdrucks semantisch dop-pelnde Komposita zu bedienen.

In den weiteren Kapiteln der Monographie werden Beispiele für semantisch dop-pelnde Komposita dargestellt und besprochen. Die Belege entstammen verschiede-nen Quellen, darunter sprachhistorisch orientierten Werken. Ein separates Kapitel wird Neubildungen, dialektalen Formen und Toponymen gewidmet. Am Anfang des Kapitels wird darauf verwiesen, dass «auch in jüngerer Zeit semantisch doppelnde Komposita [entstehen]» [Schuppener 2019: 43]. Als Beispiel führt der Autor solche Komposita wie Containerbehälter, Angebotsoff erte, schlussendlich an. Im Weiteren wird mit verschiedenen Beispielen gezeigt, dass semantisch doppelnde Komposita auch in verschiedenen Dialekten und in Eigennamen zu fi nden sind, wobei die größte Bedeutung den Toponymen zukommt. Berücksichtigung fi nden auch Belege, die von außerhalb des Deutschen stammen. Die Beispiele für doppelnde Komposita u. a. aus dem Niederländischen, Englischen, Ungarischen verdeutlichen, dass die Erscheinung der semantisch doppelnden Komposita auch in anderen Sprachen verbreitet ist. In diesem Zusammenhang fi nden ebenfalls «das Prinzip der Wortbildung durch Redu-plikation bzw. Iteration» [Schuppener 2019: 53] und seine Funktionen Berücksichti-gung. Darüber hinaus wird darauf eingegangen, wie semantisch doppelnde Komposi-ta in der Literatur bisher bewertet wurden, und die Ablehnung semantisch doppelnder Komposita aus präskriptiver Perspektive wird der Tatsache gegenübergestellt, dass sie immer wieder gebraucht und gebildet werden. Wie der Autor bereits am Anfang seiner Monographie anmerkt, ist bei der Untersuchung semantisch doppelnder Komposita die diachronische Perspektive einzubeziehen. In diesem Sinne wird ein separates Ka-pitel dem Bedeutungswandel gewidmet, der an einigen Beispielen für Komposita wie Schwiegermutter oder Bahnweg dargestellt wird. Dem folgt ein wichtiges Kapitel,

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in dem erläutert wird, warum semantisch doppelnde Komposita entstehen und welche Funktionen sie zu erfüllen haben. In diesem Kapitel wird davon ausgegangen, dass viele doppelnde Komposita (Erst)konstituenten haben, die nicht mehr eigenständig gebraucht werden oder die sogar als unikale Komponenten betrachtet werden können. So dienen die Zweitglieder der Erläuterung bzw. der Explizierung des Erstgliedes. Unter Beispielen für diese Erscheinung nennt der Autor das Kompositum Lindwurm, dessen Erstglied lint im Althochdeutschen Schlange oder Drachen bedeutete1. Im

Weiteren wird auch darüber refl ektiert, wodurch der Erläuterungsbedarf motiviert wird und welche Folgen er hat. Dabei wird auf solche Ursachen des Erklärungsbe-darfs hingewiesen wie z. B. Verdunkelung der Bedeutung einer der Konstituenten, die u. a. mit dem Untergang von mit ihr verwandten sprachlichen Einheiten verbunden ist, oder bei Fremdwörtern die fehlenden fremdsprachlichen Kenntnisse. Neben der hervorstechenden Funktion der Erläuterung bzw. Explizierung bei semantisch dop-pelnden Komposita listet der Autor auch andere Funktionen oder Eff ekte auf, die mit solchen Bildungen erreicht werden. Zu den wichtigsten gehören Intensivierung, Spe-zifi zierung und kulturelle Integration (S. 68–70). Die Ausführungen über Funktionen semantisch doppelnder Komposita lassen darauf schließen, welches Potenzial und welche Effi zienz sie in der deutschen Sprache entfalten. Aufgrund der Analyse der gesammelten Belege gelangt der Autor zur Schlussfolgerung, dass Komposita eine effi ziente Form für die Erklärung von nicht mehr verständlichen und klaren Kom-positagliedern darstellt [Schuppener 2019: 74]. Außerdem können auf diese Art und Weise Wörter, die im Laufe der Zeit etymologisch vereinsamt sind, in andere Wortfa-milien eingegliedert und damit integriert werden. Desweiteren ist das Potenzial der-artiger Bildungen darin zu erkennen, dass sie in vielen Fällen gegenüber Simplizia pragmastilistische und semantische Unterschiede aufweisen. Das zeigt der Autor am Beispiel des Kompositums Tannenbaum und des Simplex Tanne. Während Tannen-baum mit WeihnachtsTannen-baum gleichgesetzt wird, bezieht sich Tanne auf ein beliebiges Exemplar dieses Nadelbaumes. In dem nächsten Kapitel kehrt der Autor zur Struktur von Komposita zurück und versucht festzuhalten, welchen Typ die hier besproche-nen semantisch doppelnden Komposita repräsentieren. Im Laufe der Ausführungen kommt der Autor zur Schlussfolgerung, dass semantisch doppelnde Komposita «als eine Unterart der Determinativkomposita» [Schuppener 2019: 79] zu betrachten sind. Den abschließenden Teil bilden Überlegungen über Entstehungsumstände semantisch doppelnder Komposita. Hierbei wird die Frage beantwortet, in welchen Bereichen der Kommunikation semantisch doppelnde Komposita am häufi gsten anzutreff en sind. Genannt und besprochen werden verschiedene natürliche Kommunikationssi-tuationen (z. B. Kommunikation mit Kindern oder unter Kindern), Fachkommuni-kationen (z. B. Verwaltungssprache), generationsbedingte Bezeichnungsbedürfnisse (z. B. Jugendsprache) sowie bestimmte kreative Texte (z. B. schöngeistige Literatur). Die Überlegungen werden mit Fazit und Ausblick abgerundet.

Resümierend ist die hier vorgestellte Publikation eine sehr wertvolle Erschei-nung, in der ein äußerst interessanter Aspekt der deutschen Komposita unter die Lupe

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genommen wird. Die Erscheinung der semantisch doppelnden Komposita ist, wie der Autor bewiesen hat, bedeutsam, zumal das Phänomen an der Schnittstelle zwischen Wortbildung und Lexikologie situiert ist und sich nur mit Blick auf die sprachge-schichtlichen Entwicklungstendenzen erklären lässt. In der Monographie werden alle für das Phänomen wichtigen Fragen erläutert und mit vielen Belegen – an vielen Stel-len auch aus anderen Sprachen außer dem Deutschen – dokumentiert. In diesem Sinne ist die Lektüre der Monographie von Georg Schuppener jedem zu empfehlen, der an den Spezifi ka der deutschen Sprache interessiert ist.

Marcelina Kałasznik

Bibliographie

Donalies E., 2004, Grammatik des Deutschen im europäischen Vergleich: Kombinatori-sche Begriff sbestimmung. Teil I: Substantivkomposition, Mannheim.

Fleischer M., 1976, Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache, Leipzig.

Jeziorski J., 1987, Die deutschen Nominalkomposita vom Typ „Numerale + Substantiv” und ihre polnischen Entsprechungen, „Acta Universitatis Lodziensis. Folia Linguisti-ca“, 15, s. 125–132.

Kotůlková V., 2004, Deutsche Determinativkomposita und ihre Entsprechungen im Tsche-chischen, Würzburg, https://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/opus4-wuerzburg/ frontdoor/deliver/index/docId/1263/fi le/Kotulkova.pdf (16.06.2020).

Księżyk F., 2013, Substantivische Komposita in den Erstaufl agen des deutschen Famili-enrechts und deren polnische Entsprechungen, „Academic Journal of Modern Philolo-gy“, Vol. 2, s. 39–52, https://www.wsf.edu.pl/84673.xml (16.06.2020).

Sadiku M., Rexhepi S., 2016, Deutsche Substantivkomposita und ihre Entsprechungen im Albanischen, [in:] Wortbildung im Deutschen. Aktuelle Tendenzen, Hrsg. E. Hentschel, s. 323–333.

Schuppener G., 2019, Doppelt gemoppelt. Semantisch doppelnde Komposita im Deut-schen, „Studia Interdisciplinaria Ænipontana“, hg. V. Peter Anreiter, Wien, Praesens Verlag.

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