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Uneigentliche Erkenntnis im Werk Hermann Brochs

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Academic year: 2021

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Włodzimierz Wiśniewski

Uneigentliche Erkenntnis im Werk

Hermann Brochs

Acta Universitatis Lodziensis. Folia Germanica 1, 69-76

1997

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A C T A U N I V E R S I T A T I S L O D Z I E N S I S

FO LIA G E R M A N IC A 1, 1997

Włodzimierz Wiśniewski

U N E IG E N T L IC H E ER K E N N TN IS IM W ER K H E R M A N N B R O C H S

„Deshalb muß eine höhere Kultur dem M enschen ein Doppelgehim , gleichsam zwei H im kam m em geben, einmal um W issenschaft, sodann um Nicht-W issenschaft zu empfinden...“

Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches

W ir h aben es in der schöngeistigen L iteratur m it zwei G rundtendenzen zu tu n , die eine drängt au f Eindeutigkeit, B eharrung, O rdnung, W iederhol­ barkeit, die andere übersteigt die F orm el der E rfah ru n g und es ist äußerst schwierig ihre A ttrib u te in Begriffen einer theoretischen In fo rm atio n u n ter­ scheidbar zu m achen. Eine verstärkte E ntw icklung der zweiten T endenz beobachten w ir in der epochalen V orgängen der deutschen F rü h ro m an tik . N eben der F rü h ro m an tik beeinflußt Nietsche m it seiner Subjekt und Sprach- kritik die literarische M oderne. Die Eigenschaften dieser T endenz entspringen aus der Ungenügsamkeit der aufklärerischen V ernunft und ihrer Vorstellungen vom „vernünftigen“ Subjekt, die die zweckgebundene und identitätszentrierte V ernunft schöpferisch zu übersteigen sucht.

Broch lebt in der Zeit einer abstrakten, einer radikal w issenschaftlichen Kosm ogonie, in der es keinen Platz m eh r gibt für die glaubensbedingte und nicht nachprüfbare Plausibilitätsschranke. Seine frühe intellektuelle Entwicklung fiel vorwiegend a u f die Zeit des logischen Positivism us der W iener Schule. Seine H inw endung zur L iteratur ist zum großem Teil a u f seine frühen E nttäuschungen m it jener empirischen R ichtung der Philosophie zurück­ zuführen. D er logische Positivismus, auch als N eupositivism us bezeichnet, billigte n u r solche A ussagen, die eine rein logisch begründete oder die

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empirische Beweiskraft besaßen1. Solche Einschränkung schloß von vornherein die Zulassung der F ragen aus, die der junge Broch für unentbehrlich in d er pro p o rtio n ellen Entw icklung d er K u ltu r und G esellschaft hielt. F ü r Broch verliert dadurch das D enken seinen H au p tan sp o rn - seinen m etaphysischen H intergrund. Broch bestreitet nicht die N ützlichkeit aller logischen und exakten F ak to ren , er erklärt sie aber als nicht ausreichend und besteht darauf, daß eine m ethodologische C harakterisierung des E r­ kenntnisprozesses in den W issenschaften durch die H erausarbeitung seiner „irreduziblen R este“ 2 kom plem entiert w erden m uß. Seine „U ngeduld der E rk en n tn is“3 trieb ihn dazu, daß er tro tz seiner Liebe zur W issenschaft sich auch der L iteratur verschrieb und Schriftsteller wurde. Broch sucht die „hard w äre“ der N aturw issenschaften, die „soft w äre“ der Philosophie und Psychologie, sowie die „transcendental w äre“ der mystisch-m ytischen D im ension im literarischen W erk zu einer K om plem entarität und T o ta lität zu bringen. Sein G esam tw erk lebt aus der D ialek tik dieser Bereiche. D as Z eitproblem , m it dem sich Broch sein Leben lang k o nfrontiert sah, beherrscht seine D ichtung und seine theoretischen Schriften. Es ist das Problem des Zerfalls der W erte, das Problem des A bsolutheitsverlustes, das Problem des Relativismus.

In seinen werttheoretischen U ntersuchungen h at Broch den geschichtlichen P rozeß zum A b strak ten hin gezeigt. D ie zunehm ende R a tionalisierung brachte den schließlichen R ückzug der Religion (in jedem konventionellen Sinne) als einer w eitverbreiteten, legitimen W eltanschauung, wobei ihr Platz in wachsendem M aße von hypothetisch-deduktiven Schließen, em pirisch­ analytischen Forschen eingenom m en wurde. D er Schritt zu dieser abstrakten K osm ogonie beginnt bereits im späten M ittelalter m it einer Entw icklung, die zunächst in d er Reform ation ihren sichtbaren A usdruck findet. D as hohe M ittelalter gehörte noch zu den Zeiten k ultureller E inheit. D ie U nendlichkeit h a tte hier keinen ab strak ten u n definierbaren C h a rak ter, sondern besaß einen absoluten Plausibilitätspunkt. D er G o tt, der zwar auch die Eigenschaften des U nendlichen hatte, war aber vorstellbar in definierbaren Symbolen. Broch geht es in erster Linie um die Einheit dieses Zeitalters, er verdeutlicht die Z entrertheit der hierarchisch gegliederten m ittelalterlichen O rd n u n g um den höchsten W ert. M it der W endung vom Platonism us zum Positivism us setzt das ein, was Broch den „Zerfall d er W erte“ nennt. Die A uflösung der im M ittelalter funktionierenden W ertehierarchie des M ythos

1 Vgl. M . Diersch: Empiriokritizismus und Impresionismus. Über Beziehungen zwischen

Philosophie, Ä sthetik und Literatur um 1900 in Wien. Berlin 1971, S. 174f.

2 Broch wird zitiert nach der Kommentierten Werkausgabe. Hg. v. P. M . Lützeier. Frankfurt/M . 19741Γ. (KW , erste Ziffer = Bandzahl, zweite Ziffer .= Seitenzahl). Hier:

Philosophische Schriften 1. Kritik, KW 10/1, 131.

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U neigentliche E rkenntnis im W erk H . Brochs

bringt m it sich die E ntstehung einer breiten Skala von Standpunkten und eine Vielzahl von Lebensbereichen und Ideologien, die beziehunglos neben­ einander stehen oder sich in der gegenseitigen R iv alität befinden. Die mögliche Einheit von Transzendenz und Im m anenz geht entgültig verloren. D er A nspruch des Platonism us für das U nendlich-U nsagbare in F o rm von Symbolen w urde aufgehoben und m an h a t sich u nm ittelbar dem O bjekt und der T a t zugew andt4. „D as W o rt bekam eine andere Bedeutung: die Sprache G ottes (die die Sprache der Scholastik w ar) sollte um gestaltet werden zur Sprache der Dinge (au f die der neue Blick gerichtet w ar)“ 5. Indem „in den E pochen der H ochantike und des H ochm ittelalters“ die „U nität von Logos und G eist“ herrschte, wird von Broch die G egenw art als eine Zeit diagnostizert, in der die „ E n tth ro n u n g des Logos wie des Geistes“ zustande kom m t6. D ie U rsache dieser verhängnisvollen E ntw icklung lag in dem V erlust des religiösen M ittelp u n k tes und des einheitlichen W ertsystems7. In der G egenw art gibt es keine hochentw ickelte religiöse Bew ußtseinsstruktur, denn die höchste S truktur ist rational-szientifisch. D as, was Broch in seinem Zeitalter anstrebte und was er im M ittelalter als gegeben sah, w ar die H ierarchie von W erten, in der sich die niedrigeren aus den höheren ergaben. D er vom Protestantismus ausgelöste Individualismus erlangte in der R om antik die größte A utonom ie. In der G egenw art jedoch ist ein völliger W ertzerfall eingetreten. D ie V orführung des M odells aus der Vergangenheit diente Broch zum besserem V erständnis der G egenw art. In Brochs Schriften existiert aber keinen W unsch, eine verlorengegangene T otalität neu zu etablieren, sein Blick richtet sich vielmehr a u f den P ro ­ blem zusam m enhang einer neuen W ertordnung, die keinerlei O ffenbarung voraussetzt. E r ist sich dessen bewußt, daß die geistige E rneuerung nicht m ehr im Bereich der T heologie oder sogar der Philosophie verlaufen kann. Er spricht von rationaler E rkenntnis und überrationaler E rfahrung, von radikalem Positivism us und M ystik oder M ythos8.

N ach dem Verlust übergreifender Sinnm uster im Zeitalter d er „tran szen ­ dentaler O bdachlosigkeit“ richtet sich seine „U ngeduld der E rk en n itn is“ dem M edium der K u n st und insbesondere der L iteratu r zu. Broch ist bestrebt, die A lternative zwischen Religion und Relativism us (den er m it dem logischen Positivismus gleichsetzt) a u f dem G ebiet der literarischen D ichtung zu finden. In der L iteratur eröffnete sich fü r ihn eine neue Möglichkeit, in der alle W issensgebiete berechtigt w ären, und in d er ferner andere, nicht em pirische M ethoden der E rkenntnis zugelassen sind. D ie

4 Vgl. D ie Schlafwandler, KW 1, 535. s K W 10/1, 197.

‘ KW 9/2, 189. 7 Vgl. KW 9/2, 222. * Vgl. K W 9/2, 1851Γ., 194Г.

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L iteratur betraute er m it der M ission einer Erkenntnis, die weit über die Philosophie und W issenschaft hinausgeht, sie „findet - wie Broch bem erkt - in der K osm ogonie und der einheitstiftenden Syntax des D ichterischen zw ar keine reale, wohl aber eine sym bolhafte Erfüllung“ 9. D ie K u n st und L iteratur bekom m en hier einen neuen W ert. Sie stehen nicht m eh r im D ienste des G laubens oder des in der Substanz religiös verstandenen Lebens. Ihre sym bolisch-funktionelle Rolle scheint einer allgemeinen A n t­ hropologie zu dienen, die in ihrer Geltung nicht von historischen Bedingungen abh än g ig ist und nicht zum Leitfaden von Ideologien b en u tzt w erden könnte. In diesem K onzept der Literatur schreibt Broch besondere Bedeutung dem Bereich der Symbole zu. Im „H ofm annsthals“ -Essay sieht er die „w ahre W irklichkeit“ des M enschen in d er W elt d er Symbole: „W ir w andeln zwischen Symbolkulissen, und au f daß w ir sie erkennen können, m üssen wir sie in stets neuen abbilden, niem als zu den letzten gelangend“ 10.

D as Symbol - so schreibt Broch in der Massenwahntheorie - hat eine merkwürdige Mittelstellung zwischen konkreter Sichtbarkeit und abstrakter Unsichtbarkeit, zwischen Irdischkeil und Unirdischkeil, da es mit iridisch-sichtbar-fühlbar konkreten M itteln (Sprache, Bildhaftigkeit usw.) erzeugt wird und trotzdem sich mit dem Symbolisierten (dem Benannten, dem Abgebildeten) in keiner Weise ,deckt1, sondern so bloß ,meint‘, sowohl das Bewälligungs- wie das Erken­ ntnissystem .meinend' und in sich zum .Ausdruck' bringend11.

F ü r Broch verbindet sich m it der Sym bolschaffung ein A k t d er W elt­ bewältigung. Im Symbolbereich wird die „Spannung von ko n k reter und a b strak ter W elt“ 12 überw unden. D ie Symbole sind weder physisch, noch reflektieren sie n ur das Physische, sondern stellen eine höhere R ealität dar. Symbolisches D enken ist eine beträchtliche Transzendenz der G renzen und Strukturen des konkreten operationalen Denkens. „ A u f dieser A m bivalenz, dieser B eheim atung in zwei W elten, beruht die U nfaßlichkeit, U naussprech- lichkeit u n d U nbegreiflichkeit des Sym bols“ 13. B roch p ra k tiz ie rt einen weiten Symbolbegriff, er ordnet die Welt der Symbole in eine A rt Hierarchie, die d urch den M echanism us der Setzung der Setzung, das Symbol des Symbols, die „ Itera tio n des ,Wissens um das W issen1 “ , als „Itera tio n des ,Symbols der Sym bolisierungen1 “ zustande k o m m t14. Die höheren Symbole entstehen a u f dem W ege über die niedrigeren. D u rch diese hierarchische E ntw icklung wird die ursprüngliche Id en titä t m it einer niederen S tru k tu r von Symbolen verloren, um zu höheren zu gelangen. D ie Sym bolrealität

' KW 9/2, 116.

10 Schriften zur Literatur 1. Kritik, KW 9/1, 287. 11 Massenwahntheorie, KW 12, 223.

12 E. Frcnzel: Stoff-, M otiv- und Symbolforschung. Stuttgart 1978, S. 36. 12 Ebd.

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„wird nochm als symbolisiert“ 15. Aus Symbolen, die aus identifizierbaren konkreten E rfahrungssituationen stam m en, können translogische Symbole entstehen, die die ursprünglichen Z usam m enhänge transzendieren und sich au f sie nicht reduzieren lassen. Wie E rnestine Schlant ausführlich dargelegt hat, verlangt Broch, daß die herrschenden gesellschaftlichen Symbole und Modelle erkannt werden müssen. D ie nächste Stufe in der E rkenntnishierarhie ist die N eusym bolisierung der Symbole.

A u f das Kunstwerk angewendel, hieße das also, daß die Welt durch Totalitäts- und Simultaneilätsstreben nicht nur symbolisch erfaßt und bewältigt würde, sondern daß dieser symbolische Bewältigungsprozeß selbst noch einmal symbolisch zum Ausdruck gebracht und in die Sphäre der Erkenntnis gehoben werden m uß16.

Die historisch konkretisierten Sym bolausform ungen sind zu einer quasi zeitlos-systematischen Ebene erhoben. Aus diesem G runde bleibt der N aturalis­ m us im m er „sym bol erster Stufe niemals Symbol des Sym bols“ 17. Diesem progressiven Sym bolisierungsprozeß steht d er regressive entgegen. D ie sogenannten rückgew andten Symbole sind a u f die R evalorisation d er alten Form en gerichtet, sie werden unzeitgem äß und geraten in einen „ E rsta r­ rungsprozeß“ zur „K o n v en tio n “ 18. In dieser kurzen U ntersuchung gilt unser A ugenm erk den progressiven Symbolen, die bis in „die kosm ische U n en d ­ lichkeit“ 19 reichen. D ank diesem Symbolisierungsprozeß kann eine Kosmogonie entstehen, in der der Positivism us und Idealism us, wie Logos u n d M ythos durch V erw andschaftsgrade m iteinander verbunden sind20. Sowohl M ythos und M ystik als auch M etaphysik und Bildung sind für Broch Begriffe, die au f eine hierarchische T o ta lität zielen. Sie stellen der zunehm enden W ert­ zersplitterung und der w achsenden V erselbständigung der einzelnen Lebens­ gebiete die U nerläßlichkeit einer neuen Einheit gegenüber. D ie F a k te n des Positivismus, die D aten der einzelnen Lebengebiete scheinen nu r d an n einen Sinn zu ergeben, w enn m a n einen gem einsam en und transzendentalen U rgrund annim m t, der diesen D aten zugrunde liegt. E rst d an n fallen alle T atsachen in ein sinnvolles M uster, ordnen sich a u f ein höheres Ziel hin. Dieser transzendentale U rgrund scheint Broch m it dem zeit- und raum losen U rgrund des Seins identisch zu sein. Broch geht es um das, was er als „A ufgabe des geistig schaffenden M enschen“ definiert hat: näm lich um das

15 K W 9/1, 211. Vgl. R . Brinkmann: Z u Brochs Symbolbegriff. In: P. M . Lützeier, M. Kessler (Hg.): Brochs theoretisches Werk. Frankfurt/M , 1988, S. 35-48, hier S. 40.

16 E. Schlant: D ie Philosophie Hermann Brochs. Bern 1971, S. 91. 17 K W 9/2, 269.

18 Philosophische Schriften 2. Theorie, KW 10/2, 240. 19 KW 9/2, 136.

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„Z iel d er platonischen E rn eu eru n g “ 21. D ieser Bereich tran szen d en taler Einheit-in-der Vielheit wird von Broch in seinem „IIo fm an n sth a l“ -Essay beschrieben. Diese Idee gipfelt in der Position Schopenhauers aus seinem d ritten Buch von Die Welt als Wille und Vorstellung. Es ist die indische Identitätsform el „ ta t tram asi“22 oder die Lehre „W elt ist G o tt und Welt ist ich“ 23, in der Schopenhauer Platos Idee und K an ts D ing an sich m it der östlichen Philosophie verbindet. Im höchstentwickelten Zustand der intensiven Bewußtheit, die in sich mystische Q ualitäten besitzt, k an n das Individuum tiefe E rkenntnis erleben, die sich in eine A rt Schau zu steigern scheint - num inos, inspierierend, gelegentlich ekstatisch. Broch greift nicht n u r die pythagoreische und indische A nschauung Schopenhauers, sondern er weist in diesem Zusam m enhang a u f den m ystischen Prozeß der Ich-Erw eiterung hin. I n diesem Prozeß geht „ein Stück Ich in das N o n -Ich “ ein und transzendiert sich selbst24. Broch hofft, daß im M edium von Zeichen und Bildern geistige R ealität nicht nur w ahrnehm bar wird, sondern sich allererst konstituiert25. Die ästhetische V ollidentifikation m it dem O bjekt befähigt den K ünstler in diesem Z ustand „präetablierte H arm onie“ zwischen „Ich und W elt“ zu erfassen. F ü r Broch ist dieser Z ustand nicht m it der vorwis­ senschaftlichen F o rm des Bewußtseins zu verwechseln, er stellt für ihn „einen integrierenden Teil des Logos“ d ar, weil andererseits „alle unsere logischen Form en [...] eine zweite, eine m ythische S tru k tu r hab en “ 26.

Zum T räger dieses transzendentalen Z ustands w urde fü r Broch das Lyrische: „im Lyrischen ist das Erw achen der Seele verborgen, d er mystische W eckruf, von dem die Seele den Befehl em pfängt, die A ugen zu öffnen, um k raft solch eines Augen-Blicks und in ihm den Z usam m enhang des Seins zu schauen, zeitlos“27. Es ist dies auch der Zustand des „Gleichgewichts“ oder der „S im ultaneität“ 21.

D ie Suche der Philosophen h a t m it jen er des Lyrischen nicht viel gemein, denn ihr G rundprinzip der völligen verbalen E ntsprechung steht im G egensatz zu dem Traszendieren der sprachlichen Ebene. D eshalb ist „jeder w ahre K ünstler“ , der sein kreatives W eltbild schaffen will nach Broch zwangsläufig ein Rebell, „bereit, das geschlossene System, in das er hinein­ geboren wurde, zu zerschlagen“ 29. D er W eg zu dieser „höheren T o ta litä t“

21 KW 10/1, 57.

22 K W 10/1, 29Γ; KW 9/2, 12Г. 23 K W 9/2, 13.

22 KW 9/1, 303.

25 Vgl. W. H inderen Reflexionen über den M ythos. In: P. M. Lülzeler, M. Kessler (Hg.):

Brochs theoretisches Werk, S. 49-68, hier S. 57.

" Briefe 3, KW 13/3, 44. 27 KW 9/2, 205. 21 Vgl. K W 9/2, 14, 16f. 2’ KW 9/2, 223.

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in der F orm „einer völlig abstrakten T heogonie“ fü h rt über den A lterstil „in der völligen Verschmelzung von M ythos und K u n st“ , in der sich die Tendenz zu einem neuen offenen System bem erkbar m ach t30. B roch sieht die Anzeichen solcher neuen K onform ation in der K u n st von Aischylos, Bach, M ilton, M ichelangelo, G oethe, Beethoven, Tołstoj und in der Philoso­ phie von K an t. Wie schon bei K a n t gilt Brochs A ugenm erk der besonderen Bedeutung der „ F o rm “ , der A usdrucksebene, insbesondere den Zeichen und Zeichensystemen, die in der ungegenständlichen abstrakten F o rm auftreten und ihre wesentliche Aussage nicht m it Bestandteilen reproduzierter empirischer W irklichkeit zu präsentieren suchen. Es ist ein Prozeß, in dem die „R ealitäts­ vokabeln“ , die aus erkennbaren L ebenssituationen stam m en, ihre G egen­ ständlichkeit verlieren und zu Bestandteilen in abstrakten, ästhetischen und erkenntnism äßigen M odellen und Zeichensystemen w erden, und die einen ganz neuen unm ittelbaren Aussagewert bekom m en. D as bedeutet, daß im M edium von Zeichen und Bildern sich die neue schöpferisch-geistige R ealität etabliert. In dieser H insicht sieht Broch die A ufgabe der D ichtung nicht in der V erm ittlung, sondern vor allem in der Erw eckung und E rw irkung der neuen Erkenntnis. D ieser Prozeß der R eduktion und A b strak tio n zielt au f die phänom enologische W esenschau. Als Beispiele für dieses V erfahren der A b strak tio n n en n t Broch das W erk solcher Schöpfer wie Straw inski], Picasso, Joyce und K afka. Sie schufen die „abstrakte K u n st parexcellence“31.

Broch stellt vor der K u n st und L iteratur eine A ufgabe, die prim är anthropologisch und nicht ästhetisch bedingt ist. A us diesem G runde lehnt er die D ichtung des l’art p o u r l’art ab, die nach einem radikalen ästhetischen Ziel trachtet. N eben der „völligen R ad ik alität der M ittel und ihrer A b ­ straktheit“ fordert er von dem K unstw erk seine „radikale A nn äh ren u g an die T odeserkenntnis“ 32.

Das V erhältnis von D ichtung und W issenschaft w ar für Broch eine offene Frage, w ir beobachten bei ihm ein m erkwürdiges Schwanken zwischen wissenschaftlicher T heorie und der uneigentlichen Erkenntnism öglichkeiten der D ichtung. Broch vereinigte in sich eine Vielfalt d er O ptionen, die er im Laufe seines Lebens für sich in A nspruch nahm . D ie K o m plem entarität wissenschaftlicher und dichterischer T ätigkeit gab er Zeit seines Lebens nicht auf. N ach dem Verlust übergreifender Sinnm uster b au t das m oderne D enken vorw iegend a u f den em pirischen W ahrheiten als d er einzigen Erkenntnisquelle auf. D as künstlerische H andeln hingegen zielt a u f uneigen­ tliche, sym bolisch-m ythologische oder m ystische E rkenntnisform . D ie E r­ kenntnisse in diesem Bereich lassen sich aber nicht als gültig erweisen, wir

30 KW 9/2, 224. 31 KW 9/2, 228. 33 KW 13/2, 320.

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haben hier m it keinem echtem E rkenntniszustand zu tun. D er Z u stan d der lyrischer A nschauung, das W esen der transzendentalen oder m ystischen E rk en n tn is sind weit d avon entfernt, em pirisch verifizierbare V orsätze hervorzubringen. Broch unternim m t den Versuch, die Sinngebung einer W irklichkeit zu gestalten, deren Sinn empirisch nicht erfa h rb ar ist. Die große A nsprüche seiner intellektuellen Selbstidentifikation lassen ihn selbst an den uneigentlichen Erkenntnisform en zweifeln. D ah er scheint ihm oft alles, was er aussagt, so trostreich es im übrigen auch sein m ag unbrauchbar, unsinnig zu sein. „D ie uneigentlichen Erkenntnism öglichkeiten d er L iteratu r sah er häufig als ästhetischer Fluchtw eg a n “ 33. Brochs m erkw ürdige U n ­ schlüssigkeit in der Frage der uneigentlichen E rkenntnis ergibt sich auch d araus, d aß er in der Frage des M ythos nicht konsequent zwischen seiner p rärationalen und transrationalen F orm zu unterscheiden wußte.

Broch ist ein G renzgänger zwischen auseinandergerückten S phären aber auch ein Verteidiger der Z usam m enhänge. Als forschender D ichter und Ä sthetiker und als ästhetischer Forscher ist er in die Position eines A utors geraten, der niergendwo ganz zu H ause ist.

Włodzimierz Wiśniewski

PO ZN ANIE POZA EM PIRY CZN E W DZIELE H E R M A N N A BROCHA W czesny rozwój intelektualny Brocha przypada na czasy naukowego radykalizmu, który był kształtowany przez wiedeński pozytywizm logiczny. Zwrot Brocha ku literaturze miał swe źródło w rozczarowaniu, jakie spowodował w nim ów kierunek filozofii, nie dopuszczający, poza empiryzmem, innych źródeł poznania. Ten stan rzeczy przyczynił się do rozpadu wartości j ogólnego relatywizmu. Broch poszukuje w literaturze i sztuce uniwersalnej symbolicznej wartości, zdolnej zintegrować i nadać sens rozproszonej rzeczywistości w kulturze i życiu społecznym.

W swych teoriopoznawczych dociekaniach sięga d o późnego średniowiecza, w którym nadrzędnej symbolicznej wartości podporządkowane były inne dziedziny życia. Okres reformacji i następujący po nim rozpad wartości prowadzi do zastąpienia platonizmu pozytywizmem. Broch wyrzeka się konserwatyzmu, szukającego ratunku w rewaloryzacji dawnych historycznych m odeli, poszukuje natomiast zrębów nowej jedności, wolnej od dogm atu. Sztuce i literaturze, ze względu na ich symboliczno-funkcjonalne właściwości, przypisuje szczególną rolę.

A utor artykułu omawia antropoJogiczno-estetyczną funkcję Brochowskiego symbolu, który dzięki swym mullyplikacyjnym właściwościom (symbolizacja symbolu) potrafi dotrzeć do mityczno-mistycznych wymiarów istnienia. Nośnikiem tego transcendentnego stanu poznawczego jest ,Jiryzin” . Broch dostrzega jego przejawy w sztuce, literaturze i filozofii. Sceptycyzm pisarza rodzi natomiast brak możliwości jego naukowej weryfikacji.

33 M. Durzak: „Der Geschichtelerzäler" Hermann Broch. In: E. Kiss (Hg.): Hermann

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