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Mitteilungen der Comenius-Gesellschaft. Comenius-Blätter für Volkserziehnng, November - Dezember 1894, II Jahrgang, Nr. 9-10

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(1)

MITTEILUNGEN

D E R

C omenius G esellschäft .

Z w e ite r Ja h rg a n g .

November und Dezember 1 8 9 4 .

L E IP Z IG .

R . V O I G T L Ä N D E R ’S V E R L A G . (IN K O M M IS S IO N .)

1894 .

A lle R e c h t e Vorbehalten.

Hierbei eine Beilage von Fr. Frommanns Verlag (E. Hauff) in Stuttgart.

(2)

In h a lt

d e r n e u n t e n u n d z e h n t e n N u m m e r 1 8 9 4 .

S eit«

P ro f. l) r . Otto Hoffmann, H erd ers Id een ü b er die E in rich tu n g des höheren S c h u l­

wesens ... ... 129 Will. S. Monroe, D ie M uttei'schule des Com enius ...13(i Rundschau und Gedenktage...139 Gesellschafts-Angelegenheiten . . . ... 145 Persönliches ... ... 152

Eingegangene Schriften . . . . . . . . 157

D ie Mitteilungen der G.G. erscheinen m onatlich (m it A usnahm e des A ugust und Sep tem ber). D ie A usgabe von Doppelnummern b leib t Vorbehalten. D e r G esam tu m fan g b eträg t vorläufig etw a 10 Bogen.

D e r Bezugspreis der M itteilungen b e trä g t im B u ch h an d el 4 M . E in zeln e N um m ern kosten 50 P f. P ostzeitu ngsliste N r. 422 3 a.

Briefe und Drucksachen fü r die M itteilungen sind an den V orsitzenden d er G esell­

sch a ft und verantw ortlichen H erausgeber, Archivrat Dr. Keller in Münster LW., zu richten.

D ie Mitteilungen werden denjenigen M itglied ern unserer G esellsch aft, die A nspruch a u f L ieferu n g aller G esellsch aftsschriften haben, u n entgeltlich geliefert. A usserdem können sich alle diejenigen das R e c h t der Zuw endung erw erben, w elche sich in den L isten als Abteilungs-Mitglieder (Ja h re sb e itra g 3 M .) füh ren lassen. (V g l. §. 1 7 — 20 der Satzungen der C om enius-G esellschaft.)

F a lls die Z ahlung der B eiträg e bis zum L Juli n ich t erfolg t ist, ist die G esch äfts­

stelle zur E rh eb u n g durch Postaultrag b e rech tig t.

Jahresbeiträge (s. den Auszug aus den Satzu ngen au f S . 4 des U m schlags), sowie einmalige Zuwendungen b itten w ir an das

Bankhaus Molenaar & Co., Berlin C. 2, Burgstrasse,

zu rich ten . A uch nehm en säm tliche P fleg sch aften , (B evollm ächtigte und G esch äftsfü hrer s. S . 3 des U m schlags) B eiträ g e an.

Geschäfts-Anzeigen fü r die M itteilungen und die M onatshefte werden von der V erlag sb u ch han d lu ng und B uch dru ckerei von J o h a n n e s B r e d t in M ü nster (W estf.), angenom m en. P r e i s e : 1 S e ite M . 20, 1/2 S e ite M . 12, 1/i S e ite M . 6, 1/6 S e ite M. 4.

— B eilagen kosten 10 M.

(3)

Mitteilungen

der

Comenius-Gesellschaft.

II. Jahrgang. 1894. Nr. 9 u. 10.

Herders Ideen über die Einrichtung des höheren Schulwesens.

Von

Prof. Dr.

O t t o H o ffm a n n ,

O liorlolirer am K iilln isclien G y m n asiu m zu B e rlin .

V o r fünf Jahren erschienen unmittelbar nach dem Predigten­

bande, dem stärksten der Suphanschen Ausgabe, Herders Schul- reden, G utachten, Entw ürfe und Berichte aus seinem Schulamt.

D ieser dreissigste Band hat bereits mehrere Einzelschriften über den S c h u lm a n n Herder hervorgerufen, denen sich die nachfolgen­

den B lätter zugesellen.

Zwischen dem T ag e, an welchem der zwanzigjährige Jü n g­

ling „von der Gratie in der Schule“ (8. Ju li 1765) m it zündenden W orten zum Rigaer Publikum sprach, und der AVeimarer Exam en­

rede „Von der H eiligkeit der Schule“ (1802) liegen die vier Ja h r­

zehnte, in denen allerorten in Deutschland an der Aufrichtung des arg darniederliegenden Schulwesens gearbeitet wurde. „Die Hoffnung besserer Zeiten für die Schulen“ war das Thema der Einladungsschrift zum 200jährigen Jubiläum des evangelisch-luthe­

rischen Gymnasiums zu H alle (1765), und ihr V erfasser, R ektor M iller, „unser deutscher R ollin“, wagte seine Vorschläge nur eine Ahnung, einen süssen Traum zu nennen; denn „zu allen V erbesse-

M itteilungon dev O onien iiis-G esollscliaft. 1894. i n

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130 Hoffmann, Nr. 9 u. 10.

rungen der Schulen ist die Hand des Regenten nötig, die aus den W olken sich senkt und tausend andre in Bewegung setzen muss“.

Wo war in dem unter dreihundert Regenten zerrissenen D eutsch­

land dieser starke Arm zu finden? Preussen freilich verbesserte damals schon seine Landschulen, Sachsen heilte m it vielem E ife r mancherlei Schäden, aber erst zwanzig Jah re später (1785) konnte H erder eine durchgreifende Reform des W eim arer Gymnasiums beantragen. „Da alle Länder Deutschlands, die katholischen nicht ausgeschlossen, sich jetzt w etteifernd bemühen, die Schulen zu verbessern, und man hiebei jetzt in einer allgemeinen P u blicität leb et: so wäre es ein U nglück für d ie protestantischen Staaten, in denen vor 200 Jahren das L ich t besserer K änntnissc zuerst aufging, wenn sie jetzt den dunkelsten W inkeln nachstehen und eine alte nutzlose M önchs-Barbarei dulden wollten.“

H erder giebt hier seiner alten Abneigung gegen das alther­

gebrachte „leidige Lateinlernen“ kräftigen Ausdruck. D ie alten Lateinschulen waren ihm stets ein Gräuel. „D ie W elt braucht hundert tüchtige Männer und einen Philologen; hundert Stellen wo R eal Wissenschaften unentbehrlich sind, eine wo eine gelehrte und grammatische K enntniss des alten Roms gefordert wird.“ D a­

her muss die Schule „ein Rüsthaus guter M enschen und Bürger, nicht lateinischer Phrasesjünger“ werden.

Und welchen Reform vorschlag macht denn nun H erder seinem Herzoge in dieser Eingabe vom 14. Dezem ber 1 7 8 5 ? „Keinen ändern, als dass die unteren K lassen bis T ertia fortan eine R eal­

schule für nützliche B ü rg er, die oberen ein wissenschaftliches Gymnasium für Studirende werden. E in Plan (fährt er bescheiden fort), der nichts weniger als neu ist, den alle guten Schulanstalten in allen Ländern zu befolgen suchen, und den schon der sel.

G essner, wiewohl nach der Lage seiner Z eit, selbst für unser Gymnasium vorgeschlagen hat.“

Also die Umwandlung in ein C o m e n i u s - G y m n a s i u m 1) war Herders Ziel. M öglich, dass er damals schon an Comenius’

Schriften herangetreten w ar; wir finden erst in den acht Jah re später liegenden Hum anitätsbriefen eine mehrmalige Erwähnung des Comenius, dessen Grundsätze H erder in die W orten zusammen­

fasst: „Kinder müssten mit W orten zugleich Sachen lernen; nicht

') Sieh e M itteilu n g en der C .G . 1894 S . 90.

(5)

1894. Herders Ideen über die E inrichtung des höheren etc. 131

das Gcdächtniss allein, sondern auch der Verstand und W ille, die Neigungen und Sitten der Menschen müssten von K indheit auf gebessert werden; und hiezu sei K larh eit, Ordnung der Begriffe, H erzlichkeit des Umgangs vor Allem nöthig.“

H erder hat seine Ideen über Schuleinrichtung keineswegs aus Comenius geschöpft; sie haben auch Wandlungen durchge­

m acht, die sich von dem merkwürdigen Reisejournal aus durch seine Schulreden und A ktenstücke hindurch verfolgen lassen. A ber seine Grundanschauungen über Schul-Erziehung und U nterricht lassen sich vollkommen klarlegen und verlieren durch ihre Ähn­

lichkeit m it denen eines grossen Vorgängers wahrhaftig nicht an Bedeutung.

Zunächst dürfen die „nützlichen“ K enntnisse, welche nach dem Herderschen Schulplan gelehrt werden sollen, nicht missver­

standen werden. Schon B aco hat geklagt, betont H erder, wie aus der W issenschaft nichts werden könne, wenn man in ihr nur immer das Nützliche suche. Nicht was, sondern wie es die Jugend lerne, ist das Hauptstück der Erziehung. W er, unter welchen Vorwänden es sei, der Jugend die W erke der Alten aus den Händen bringt, was er ihnen dafür auch von seinen Sächel­

chen in die Hand gebe, Encyklopädie, L ehrbuch, R eg el, Realie, er kann den Schaden m it nichts ersetzen. F reilich aber müssen die alten K lassik er ganz anders gelesen werden, als es gewöhnlich auf Schulen üblich ist. „Sobald die Erklärung eines Autors nichts als W orte und mechanischen Styl der Jugend zu lernen giebt, so opfert man der lateinischen Sprache, sie sei so schön und nützlich als sie wolle, zu viel auf. Solange man die Alten als tote Männer behandelt, die als Schulm eister schrieben, damit sie einst in den eisenharten Händen eines Schulmeisters classische Autoren würden:

so kann man sie freilich ungestört und zum L obe classisch nen­

nen . . . Classisch, dies W ort hat manchen K o p f zu einem Chaos von fremden Ausdrücken gemacht, und auf ihn die L a st einer toten Sprache wie einen M ühlstein gewälzt. — W er den Homer nur kritisch, als Pedant oder Schulmeister lieset, liest ihn gewiss schlecht und wird nicht empfinden, was er in sich hat. — Das L esen der A lten, wenn es nicht bis zum innersten K ern dringt und uns zu ihren Gesinnungen in einer ganzen Lebensweise bildet, sondern blos K ennerschaft bleibt, ist Ungeschmack: denn heraus m it der Sprache! Ists Geschm ack oder Ungeschmack, wenn alte

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132 H offm ann, Nr. 9 u. 10.

Autoren so gelesen, oder wie man sagt g e t r i e b e n werden, dass, wenn die Muse will, A lles bei ihnen hervorspringt, nur nicht der lebendige Punkt, auf den sie A lles anlegten? W ird dieser nicht m it der L eich tig keit, L u st und L iebe gefasst, die unabtrennlich vom G eschm ack sind, was nutzen den Armen, die ihr m it eurer G elehrsam keit quälet, die trefflichsten G eschm acksm uster? Auf Lebenszeit habt ihr ihnen diese verleidet. — W ozu lesen wir die Alten, als dass ihre hohe E in falt, ihre gründliche Würde, ihr ge­

setzter Gang, ihr ruhiger, w eiser, tiefer Geschm ack sowohl im Lernen, als im Handeln und L eben unser V orbild werde? M aje­

stätisch schreitet Homer einher, ruhig die Dinge anschauend und erzählend, nie aus sich selbst gejagt, nie verworren in Grundsätzen und Bildern. E infach schreitet das griechische Trauerspiel einher, abwägend Gesinnungen und Charaktere, Umstände und Glück, auf jeden M isstritt auf jeden Überschwung der W aage merkend.“

D ie W erke der G riechen und Röm er bleiben also dem G y m n a s iu m erhalten, das ist selbstverständlich; aber der p h i l o ­ l o g is c h e B etrieb ihrer Sprachen muss eingedämmt werden. „Wenn junge Zöglinge aus den A lten Phrases aufjagen, L exik on und G ram m atik plündern, und sich von lateinischen Lappen mit vieler Mühe einen H arlekinsrock zusammenflicken: so möchte man weinen.“ D er lateinische Aufsatz ist also endlich m it R ech t ge­

fallen, aber deswegen darf der grammatische U nterricht nicht ver­

nachlässigt werden. „Denn E in e Grammatik muss der M ensch lernen; sie ist Philosophie der Sprach e, und Sprache ist ja der Umfang aller menschlichen B eg riffe; man behält an ihr ein Modell für Ordnung, G enauigkeit und K larh eit der B eg riffe im K o p f für alle ändern W issenschaften. E in M ensch der im Leben keine Grammatik gelernt hat, lernt sein L eben nicht genau, wenigstens nicht sicher sprechen und schreiben.“

W enn Herder den Aufbau der höheren Schule m it den R eal­

klassen beginnt, so muss die erste f r e m d e Sprache, an welche die Schüler nach guter Befestigung in ihrer M uttersprache heran­

geführt werden, eine moderne Sprache sein, also die französische.

N icht etwa aus praktischen R ücksichten für den künftigen Beru f der Schüler kommt er zu dieser Forderung; er hat einen gewich­

tigeren Grund. „Man betrachtet die Poesie und Rednerkunst der Alten nur gar zu gern als blosse modos linguarum; ihre W issen­

schaften und G eschichte als eine Gedächtnisssache, und ihre ganze

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1894. Herders Ideen über die E inrichtung des höheren etc. 183

D enkart wird Philologie. B e i den Neueren wenigstens geniesse ich lebende Sprachen, eine lebende W e lt, Sachen die näher der A n­

wendung sind und weniger also in W ortgrübelei ausarten können/' In der T h at wird der K n abe, sobald er Latein zu lernen anfängt, aus der lebendigen W elt in die Bücherw elt eingeführt.

Sprache, der lcbenweckende Hauch der Seele, wird ihm in eine m it Schriftzeichen hantierende Yerstandesübung verwandelt. E in Q uartaner äusserte einmal ganz treuherzig: in den lateinischen Stunden denke ich nie an die alten Römer. W ie sollte er auch?

E r weiss ja von ihrer W elt nichts, er lernt also an ihrer Sprache

„W orte und nicht zugleich Sachen“. Man schaffe dem Knaben lebendige W elt, sinnliche, unerschöpfbar veränderliche Aufmerk­

sam keit, L u st und L ieb e, und keine Mühe verdriesst ihn. D er naturwissenschaftliche U nterricht in Sexta und Q uinta, der be­

kanntlich am lebhaftesten von fast allen Schülern ergriffen wird, ist ein Bew eis dafür. W ie in der Naturkunde der K nabe vor allen Dingen sehen lernen soll und durch den A nblick gefesselt wird, so müssen beim sprachlichen U nterricht „die K inder zuerst hören lernen, ehe sie sprechen, lesen oder gar schreiben. J e besser ihnen erzählt und zugesprochen wird, je reiner sie diese erste g u te F o r m in O hr und Seele fassen, desto schöner wird ihre D enkart und Sprache werden. A u f dieses Hören folgt Nach­

erzählen, freie Selbstäusserung und Wiederholung. D as Vorlesen geht vor dem eignen Lesen, das laute vor dem stillen Lesen lange vorher. J e besser hier gewählt wird, je mehr auch die Stimme und der W ohlklang des Vorlesenden ins O hr fliesst: desto mehr bildet sich das Nacherzählen, das Nachschreiben, das eigne Schrei­

ben.“ E r s t in den letzten Jahren m acht sich eine „neue Methode“

im französischen U nterricht geltend, deren Prinzip schon recht alt ist. „ Ist der K nabe einmal so weit, dass er durch das öftere lebendige Vorlesen seines Lehrers O h r bekommen hat, erst dann lass diesen Knaben schreiben lernen.“ Das ist ein Herdcrsches W ort, auf das also die neue Methode wieder zurückgreift.

Nach den methodischen Bemerkungen zu den neuesten L eh r­

plänen kann auch ein tüchtiger Lehrer in die Versuchung geraten, den Schülern das Lernen allzu leicht zu machen. E s erheben sich bereits K lagen, dass unsere Jugend allmählich in eine O berfläch­

lichkeit verfallen werde, die ganze Generationen verdirbt. D a sei

denn an ein andres Herdersches W ort erinnert, dessen W ahrheit

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134 H o ff mann, Nr. 9 u. 1 0.

niemand bestreiten wird. „D urchs L ern en , d u r c h s s c h w e r e L e r n e n üben wir uns; wir bekommen Stärke und L u st mehreres zu fassen, schwereres zu lernen; dahingegen ein Mensch, dem die W issenschaft immer ad captum gemacht, d. i. wie Honig und B rei um den Mund des kranken Säuglings geschm iert werden soll, auch nie gesund, nie stark werden wird in B egriffen und Seelenkräften.

E r wird nachher in seiner H aupt- und Brotw issenschaft, in seinem G esch äft, in seinen Lebens Verrichtungen so blöde und schwach­

herzig thun, wie er in seinem ersten Schullernen geübt wurde.“

D er U nterricht im D eutschen hat jetz t mit R ech t eine so w ichtige Stellung im Lehrplan erlangt, dass selbst die Ü ber­

setzungen aus den fremden Sprachen in seinen D ienst gestellt werden. F reilich giebt es immer Schönheiten, die durch den Schleier der Sprache m it doppelten Reizen durchscheincn; man reisse den Schleier weg, und sie zerstäuben. Dennoch „ist und bleibt (wie der neue Lehrplan ganz richtig sagt) die beste E r ­ klärung eines Schriftstellers eine gute Übersetzung ins Deutsche.

D iese systematisch geordneten schriftlichen Übersetzungen aus dem Lateinischen und Griechischen bilden den besten Prüfstein erreichter F ertig keit.“ H erder warnt davor, dass der Schüler nicht streben solle, das Original möglichst getreu nachzubilden.

E r würde die deutsche Sprache „erbärmlich ausrecken lernen, wenn er z. B . den Cicero in seine Sprache periodisch einzustoppeln ver­

suchen wollte.“ D ie beste Übersetzung „soll mit den Schriftstellern in der Ursprache wetteifern, ihren G eist, ihre Form von Gedanken und Schreibart so edel, so rein und schön auszudrücken streben»

als es die M uttersprache nur erlaubt. D ie grosse Form von G e­

danken und Sprache der Griechen und Röm er geht, wenn der deutsche Jüngling derselben nur einigermassen empfängig ist, durch diese Übersetzungen unvermerkt in ihn über.“ Bilden sic somit gleichsam eine V orstufe für den deutschen Aufsatz, so bleibt dennoch für diesen die K lu ft zu überbrücken, die zwischen der Übersetzung und eigner G edankenarbeit liegt. „W orte ohne G e­

danken lernen, sagt Herder, ist der menschlichen Seele ein schäd­

liches Opium. Und der träge M ensch ist dazu so geneigt! W orte

wird ihm leichter zu sprechen als Gedanken zu denken. E r findet

in ihnen fertig e, oft schöne Gedankenform en, sie passen in die

Rede, er kann wie m it Rechenpfennigen mit ihnen den Cours des

gemeinen Redespiels halten. V on dieser W ortschienterei muss

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1894. Herders Ideen über die E inrichtung des höheren etc. 135

sich ein denkender Jüngling früh entwöhnen; denn mit ihnen hat er nicht denken gelernt, sondern das D enken verlernt. S e i n e Gedanken k a n n mir der Lehrer nicht eingeben, eintrichtern;

m e in e Gedanken kann, will und muss er durch W orte wecken, also dass sie m e in e , nicht s e in e Gedanken sind. W orte sind blos das Instrument, dies muss ich mit eignen K räften, auf meine W eise brauchen lernen, oder ich habe nicht gelernt. W ie in allen Künsten die eigne Übung A lles, und ohne sie keine K u nst ist, so ist in W issenschaften nichts ohne e ig e n e A u f s ä t z e , in seiner eigensten Gedankenmanier, in der man sich kein einziges unver­

standenes W ort erlaubet.“

H ier stellt Herder den Lehrer des Deutschen vor eine Auf­

gabe, die seinem U nterricht allein W ert verleiht. „Ideen aus der Seele des Antwortenden hervorspinnen — darin besteht die grösseste K u n st des lehrenden Gesprächs.“ Denn nichts bewegt eine mensch­

liche S e ele, als was selbst in ihr vorgehen kann. „M it einem lebendigen aber verworrenen Bewusstsein unsrer selbst gehen wir einher wie in einem Traum e, von welchem uns nur bei Gelegen­

heit ein und ein ander Stück einfällt, abgerissen, mangelhaft, ohne Verbindung. Selbst geben wir oft nicht auf unsre Gedanken acht;

allein den Augenblick erkennen wir uns, wenn ein andrer G e­

danken vorzeigt, die unsrer Seele entwandt zu sein scheinen.“

In den übrigen Lehrfächern m acht H erder natürlich keinen Unterschied zwischen den beiderlei Anstalten. „ B e i Kindern wächst aller U nterricht aus Erfahrung und G eschichte: jene öffnet Auge und Sinn, diese O hr und Gedanken; der R e l i g i o n s u n t e r ­ r i c h t thue also beides. W as ein K ind fasst, ist T h a t s a c h e ; es lerne also im Leben den guten G ott in d e r N a t u r und in jeder L e b e n s b e z i e h u n g , die sich für sein zartes A lter öffnet, fühlen und schm ecken, dann wird G ottesfurcht von K indheit an sein Eden, wie Tugend die Ordnung seiner Gesundheit und Freude.

Glauben und Gehorsam , Liebe und Hoffnung sind die ersten Tugenden, die in ihm gew eckt werden müssen, und die lebenslang alles führen und tragen. Religion in eigentlichster Bedeutung, nach Inhalt, Zweck und V ortrage, ist der e in z ig e S c h a t z fü r a ll e K r ä f t e d e r M e n s c h h e it .“

„D ie G e s c h i c h t e ist ein Spiegel der Menschen und M enschenalter, ein L ic h t der Zeiten, eine F ack el der W ahrheit.

E ben in ihr und durch sie müssen wir bewundern lernen, was zu

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136 H offm ann, Herders Ideen über die E in ric h tu n g etc. Nr. 9 ll. 10.

bewundern, lieben lernen, was zu lieben is t; aber auch hassen, verachten, verabscheuen lernen, was abscheulich, hässlich, verächt­

lich is t; sonst werden wir veruntreuende M örder der M enschen­

geschichte.“

„Die M a t h e m a t i k ist es, die durch sinnliche Figuren nebst dem, was an ihnen bem erkt und erwiesen wird, unsre Aufmerk­

samkeit mehr als ein andres Studium auf abstrakte W ahrheiten richtet, an ihnen m ittelst der vorgezeichneten Figur festhält, auch sowohl die Hand als das Auge, noch mehr aber die betrachtende Seele zur richtigen Genauigkeit gewöhnt. Anstaunen ist der Tod der M athem atik; ihr W esen ist fxd'&rjoig, verständig lernen, be­

greifen, und ihre F ru ch t das Erhabenschönste, Maas, klare Ansicht.“

Ob und in wieweit H erder seine Idealschule am W eim arer Gymnasium hat verwirklichen können, entzieht sich unserer B e ­ urteilung. An der Schwelle unsres Jahrhunderts klagt er (in der Kalligone) „dass der Einrichtung nach unsre hohen und niedren Schulen grösstenteils noch im sechszehnten Jahrhundert sind. — L e b e n d i g e r N a t u r - U n t e r r i c h t wird und muss einst unser toter Schulunterricht werden, wohin auch jetzt schon das Bedürfnis spornt, und das allenthalben vermehrte Naturstudium, so wie jede erlangte Kunde fremder Länder in tausend W inken uns mit M acht und Güte w eiset “ M öchten wir nie vergessen, dass „die Schulen Pflanzstätten zur Bildung menschlicher Seelen sind. Zur M ensch­

heit (Humanität) und für die M enschheit sollen Herz und G eist gebildet werden.“ D iese Aufgabe hat die Schule zu lösen, „bei dem bildsamsten und wichtigsten T eile der M enschen, der Jugend.“

Die Mutterschule des Comenius.

V o n

Will. S. Monroe,

P r o f. an d er S tan fo rd U n iv ersity (C alifornion).

„Möge der L eitstern und das Steuer unserer Lehrmethode

folgende sein: E in e R egel aufzusuchen, an deren Hand die Lehrer

weniger lehren und die Schüler mehr lernen; wo die Schulen

weniger Lärm und Verwirrung, aber mehr Vergnügen und besseren

F o rtsch ritt haben; wo die Christenheit weniger von dem Alles

überschattenden Trübsinn, Zwietracht und Unordnung leiden, aber

(11)

1894. D ie Mutterschule des Comenius. 137

mehr Ordnung, L ic h t, Friede und Ruhe finden“ so schrieb der grosse Comenius vor fast dreihundert Jahren.

E s war Comenius’ Glaube, dass die Erziehung das M enschen­

geschlecht innerlich erneuern würde; deshalb müssten alle Kinder, reiche wie arm e, hohe wie niedrige, erzogen werden. , Die E r ­ ziehung müsste in der frühen Jugend beginnen und dem Laufe der Natur folgen. E r stellte darum einen Erziehungsplan auf, welcher sich von der G eburt des K indes bis zum A lter von 24 Jahren erstreckt. D ieses System nimmt 4 Schulstufen an.

1. D ie M u t t e r s c h u l e , welche die ersten 6 Jah re des kind­

lichen Lebens umfasst, und den Grundstein legt für alles, was es im späteren Leben lernen soll. E s soll einfachen Anschauungs­

u n terrich t erhalten, Steine, Pflanzen und Tiernamen und die Glieder seines Körpers kennen lernen; L ich t, Finsternis und Farben unter­

scheiden; die Geographie seiner W iege, des Zimmers, der Umgebung, der Strassen und der Feld er lernen; zu Selbstbeherrschung, R ein­

heit und Gehorsam erzogen werden und das „V ater unser“ lernen.

In dieser ersten Schule soll die M utter die Lehrerin sein.

2. D ie E r s t l i n g s s c h u l e , welche vom 6. bis zum 12. Jahre sich erstrecken soll; diese Schule befasst sich besonders mit der M uttersprache. H ier lernt das K ind „lesen, gut zu schreiben, zu rechnen, so weit das gewöhnliche Leben dies erfordert, abzumessen, gewöhnliche M elodien aus dem Gedächtnisse zu singen, den K atechis­

mus, die B ibel, eine oberflächliche K enntnis der G eschichte, beson­

ders der Schöpfung, des Sündenfalles und der Erlösung, die Anfänge der Kosmographie und einige Kenntnis von Handel und Gewerbe“.

3. D ie L a t e i n s c h u l e , welche vom 12. bis zum 18. Jah re geht, während welcher Zeit Lateinisch, G riechisch und H ebräisch gelehrt werden soll. Physik soll vor der M athematik getrieben werden, da sie sich an die Sinne wendet und daher für den An­

fänger leichter ist. E th ik , D ialektik und R hetorik sind auch in dem Lehrplan der Lateinschule eingeschlossen.

4. D ie U n i v e r s i t ä t , an welcher alle Zweige der W issen­

schaft von gelehrten Männern getrieben werden sollen.

W iew eit dieses fein ausgearbeitete Schem a verwirklicht worden ist, kann durch eine Vergleichung der Pläne des Comenius mit dem öffentlichen Schulwesen in Amerika und Deutschland ersehen werden.

Comenius schrieb seine „M utterschule“ als einen Leitfaden

für M ütter für die Ja h re des erwachenden V erstandes; aber man

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138 Monroe, Die Muttersehule des Comenius. Nr. 9 u. 10.

findet in diesem merkwürdigen alten Buche n ich t allein einen Leitfad en für M ü tter, s o n d e r n e b e n s o w o h l f ü r L e h r e r , und a l l e , d ie an d e r h o h e n u n d h e i l i g e n A u fg a b e , d e r K i n d e r ­ e r z ie h u n g , t e il n e h m e n . Comenius liebte die Kinder. Sein Glaube an die M öglichkeit, die Jugend zu nützlichen Männern und Frauen heranzubilden, war unendlich, wie der blaue Himmels­

dom. W elch ’ ein P reis der K ind er ist folgender: „W er in seinem Haus K ind er hat, die sich in Fröm m igkeit, guter S itte und W eisheit üben, hat einen G arten, in welchem himmlische Pflänzchen wachsen, blühen und gedeihen; eine W erkstatt des heiligen G eistes, in welchem er form t und vollendet jene G efässe der Gnade, jene W erkzeuge des Ruhm es, so dass ihnen, wie in lebenden Bildern G ottes, die Strahlen seiner ewigen und unendlichen K raft, W eisheit und Güte, mehr und mehr scheinen mögen. W ie unaus­

sprechlich gesegnet sind solche E ltern !“

D ie „M utterschule“ ward zwischen 162 8 und 16 3 0 geschrieben, während Comenius P astor der M ährischen K irch e und L ehrer an der Brüderschule in Polnisch - L issa war. Sie war böhmisch geschrieben und wurde in’s D eutsche übersetzt und zuerst im Jah re 1633 in L issa gedruckt. Im folgenden Ja h re erschien eine Ausgabe in Leipzig und nach zwei Jah ren eine dritte deutsche Ausgabe in Nürnberg. Später erschienen polnische, böhmische und lateinische Übersetzungen, und Josep h M üller in H errnhut erwähnt in seiner sehr sorgsamen und vollständigen Bibliographie der Schriften des Comenius (Monatshefte der C om enius-G esell­

schaft, Band I , S. 25) eine englische Ausgabe vom Jah re 1641.

H ier habe ich keine englische Übersetzung gefunden. Comenius war in England von M ilton, H artlib und anderen Autoritäten hoch geschätzt, und die Thatsache, dass seine meisten Schriften sehr früh in’s Englische übersetzt worden sind, macht die Angabe Müllers wahrscheinlich. Im Jah re 1858 gab D aniel Benham in London eine englische Übersetzung der „M utterschule“ heraus, m it einer ausführlichen und guten Lebensbeschreibung des Comenius.

Benhams Übersetzung ist schon lange vergriffen, und dieses aus­

gezeichnete B u ch ist daher für den englischen L eser unzugänglich.

U m d ie s e m B e d ü r f n i s s e e n t g e g e n z u k o m m e n , i s t e in e a m e r ik a n is c h e A u s g a b e v o n m ir v e r a n s t a l t e t w o rd en .

——

(13)

Rundschau.

In den „ B lä ttern fü r soziale P ra x is“ v erö ffen tlich t H e rr U n iv .-P rof.

D r. W . R e i n in J e n a (M itglied des G esam tvorstandes der C .G .) einen A rtik el über die U niversitäts-A u sbreitu n g (U n iv ersity -E xten sio n ) in E n g lan d und A m erika, oder, wie w ir bei A ufstellu ng des P rogram m s der C .G . rich tig er sagen zu sollen g la u b te n , über V o lk sh o ch sch u len . W ir stim m en den A us­

führungen des verehrten H errn V erfassers durchaus bei und hoffen darauf zurückkom m en zu können. H ie r wollen w ir nu r erw ähnen, dass die Com enius- G esellsch aft die erste grössere O rganisation in D eu tschlan d w ar und ist, die gleich bei ih rer G rü nd ung „ d i e E i n r i c h t u n g p l a n m ä s s i g e r u n d f e s t e r L e h r g ä n g e f ü r d ie e r w a c h s e n e J u g e n d “ au f ih r Program m geschrieben und ihre ganze V erfassu n g von vornherein im H in b lick au f dieses Z iel au f­

g ebau t h at. T h a tsä ch lich vereinigt denn auch schon heute wohl keine der für freiw illige B ild ungspflege bestehenden K örp ersch aften in D eu tschlan d soviel M itglied er d eutscher H och schu len und g eleh rter Sch u len in sich wie die C .G ., wenn auch m anche ältere G esellsch aft zahlreich ere M itglied er besitzt und über grössere M ittel verfügt. F re ilic h haben wir auch vom ersten A ugen blick an b e to n t, dass weniger als in E n g lan d und den V erein igten S ta a ten bei unseren berufsm ässigen G elehrten die N eigung b esteh t, ih r W issen und ih r K ön n en u n m ittelb ar in den D ien st der V o lk sb ild u n g zu stellen, und dass wir m it dieser Schw ierigkeit vielleich t lange Ja h r e hindu rch werden rechnen m üssen. J a , es ist anzu nehm en, dass eine G esellsch a ft, deren ge­

leh rte M itg lied er die bisher in D eu tschlan d bestehenden S itten zu d u rch ­ brochen suchen, m anchen V o ru rteilen begegnen wird, die ih r die D urchsetzung ih rer A bsichten doppelt schw ierig m acht. E in stw eilen ist es daher überhaupt schon als ein E rfo lg anzu seh en, dass sich trotz unserer au f die F örd eru n g der V o lk sb ild u n g g erich teten B estrebu ngen viele angesehene G elehrte haben b e reit finden lassen , M itglied er der C .G . zu werden. H o ffen tlich wird dies gute B eisp iel besonders au f die jün geren M itg lied er deutscher H och schu len anregend w irken. A llm äh lich stärk en sich dann wohl unsere K rä fte soweit, dass wir n ich t m ehr bloss d urch das geschriebene und g ed ru ck te, sondern auch d urch das gesprochene W o rt „planm ässige L ehrgän ge fü r die erw achsene Ju g e n d “ einrich ten können.

W en n m an den G rund satz der a llg e m e in e n V o lk ssch u le in seiner g esch ichtlichen E n tw ick lu n g v erfo lg t, so tritt die heute viel zu w enig b e­

ach tete T h atsach e d eutlich in das L ic h t , dass die grössten und heilsam sten

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140 Rundschau. Nr. 9 u. 10.

R eform ged anken n i c h t durch p o l i t i s c h e P arteien und P arteifü h rer form u liert, sondern au f dem G ru nd e r e l i g i ö s e r Ü berzeugun gen erw achsen und von r e l i g i ö s e n G em ein sch aften getrag en und d urch gekäm pft worden sind. E rfah ru n g en aus der neueren Z eit bestätig en diesen S a tz au f das m erkw ürdigste gerade in B ezu g au f die Id ee der allgem einen V o lk sschu le.

W o ist heute eine grössere p olitische P a rte i, au f deren H ü lfe sich d iejenigen stützen k ön n ten , die diesen G rund satz d u rch g efü h rt zu sehen w ünschen, und wo ist die G ew äh r, dass eine P a r t e i, die heu te aus diesem oder jenem

„p rak tisch en “ G ru nd e d afü r einzu treten v ersp rich t, n ich t vielleich t m orgen ihn fa llen lä sst? A llgem eine G ru nd sätze, die n ich t au f der gesam ten W e lt­

an sch au u n g , wie sie n u r ein festes religiöses Sy stem v erm ittelt, fu ssen , b e ­ w ähren selten dauernde K r a f t in den K äm p fen der Z e it, und es ist nich t n u r die K la rh e it und S ic h e rh e it, die jed e in sich begründete religiöse G edankenw elt vor einer led ig lich politischen P arteig em ein sch aft auszeichnet, sondern au ch an F e s t i g k e i t und S t e t i g k e i t ist jenes diesem bei weitem ü berlegen.

D e r H e rr K u ltu sm in ister D r. Bosse h a t angeord net, dass diejenigen V o rsc h u le n h ö h erer L e h ra n sta lte n , die sich d urch ihre Schu lgeldeinnahm en n ich t selb st erh alten , n ach und nach a u f z u l ö s e n sind. V o n den zur Z eit bestehenden 651 V o rsch u lk lassen erh alten sich d iejenigen der grössten S täd te m it w enigen A usnah m en aus ihren E in k ü n fte n , diejenigen der kleineren S tä d te n u r in vereinzelten F ä lle n . D ie d u rch sch n ittlich e F req u en z der V o r ­ schulklassen betru g im W in te rh a lb ja h r 1892/93 (651 K lassen m it 20 242 Sch ü lern ) 31, iir_ W in te rh a lb ja h r 1890/91 (654 K lassen m it 2 1 0 3 3 Sch ü lern ) n o ch etw as m ehr, näm lich 32. B rin g t m an aber die stark besetzten B erlin er V o rsch u len (83 K lassen m it 4 0 4 0 Sch ü lern ) in A bzug, so sin k t die F req u en z im ganzen S ta a te au f 28 S ch ü le r fü r die K la s s e , d. h. au f 40 P ro zen t der zur Z eit in den V o lk ssch u len sitzenden Z ah l. D utzend e von V orsch u lk lassen h ab en w eniger als 10 S ch ü ler und müssen infolge des M in iste ria l-E rla sse s eingehen.

D ie U m w andlung des L eib n iz-R ealg 'y m n asiu m s zu H an n o ver in eine R efo rm sch u le n ach A lto n aer Sy stem steh t nu nm ehr fest. D ie A ufford eru ng des M ag istrats an die E lte rn zur A nm eldung fü r die am 1. A pril 1895 einzurichtende R efo rm sex ta h at ein seh r erfreu lich es E rg eb n is g e h a b t, und es sch ein t, dass nunm ehr beide S e x te n als R efo rm klassen ein g erich tet werden.

W en n d am it th atsäch lich das L eib n iz - R ealg y m n asiu m zu H an n o ver als T y p u s der neuen Sch u len n a ch A lto n a er S y stem ins L eb en t r itt , so sollte der g lü ck lich e U m sta n d , au f den w ir frü h er (M .M . 1894 S. 89) im Z u ­ sam m enhänge m it L eib n iz ’ und C om enius’ Erziehu ngsgru nd sätzen hinw iesen, die E in fü h ru n g ein er kurzen und treffen d en B ezeich n u n g fü r die neuen S ch u len beschleu nigen. M an sollte die in A l t o n a (D irek to r D r. Sch lec), F r a n k f u r t a. M. (D irek to r D r. K o rte g a rn ), H a r b u r g (D irek to r D r.

S ch w a lb a ch ), H i l d e s h e i m (D irek to r D r. K a lc k h o ff), I s e r l o h n (D irek to r D r. L a n g g u th ), M a g d e b u r g (D irek to r D r. P au lsiek ) u. s. w. bestehenden und die etw a noch w eiter zu errichtend en R efo rm schu len nach dem V o r ­

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1894. Rundschau. 141

gange H annovers als L e ib n iz-R ealg ,ym n asien bezeichnen und sie dam it zusam m enfassend von den A n stalten älteren Sy stem s k la r und bestim m t unterscheiden.

D ie E rfo lg e des A lto n aer System s lassen w ünschen, dass sich das F ra n k f u r te r S y stem bald in ähn licher W eise auch ausserhalb F ra n k fu rts B a h n brechen m öge. B ei der B eu rteilu n g der neuerdings sich rasch folgenden G ründungen von L eib n iz-S ch u len d arf freilich n ich t aus dem Auge gelassen werden, dass die A u sbreitu n g des System s in grösserem U m fan g erst ein trat, nachdem H e rr D ire k to r D r. Sch ice in A lto n a bereits einige Ja h rg ä n g e A bitu rien ten entlassen h a tte. Sow eit ist H e rr D irek to r D r. R ein h ard t am städ tisch en G ym nasium zu F ra n k fu rt noch nich t. M an kann d aher keiner B ehörde verdenken, wenn sie die w eiteren F ra n k fu rte r E rg ebn isse ab w arten will. Im m erhin wollen w ir n ich t un terlassen, w iederholt d arau f hinzuweisen, dass wir auch h ier fü r das ganze System und seine D u rchsetzung die E in ­ führung einer kurzen und treffenden B enen nu ng fü r sehr w ünschenswert halten. D e r N am e „R efo rm -G y m n asiu m n ach F ra n k fu rte r Sy stem “ ist k ein g lü ck lich e r, wie denn überhaupt die B ezeichnu ng „R efo rm -S ch u le“

einen B eig esch m ack h at, der dieser E in rich tu n g leich t den E in g a n g erschw ert.

A u ch die B en en n u n g „ F ra n k fu rte r G ym nasium “ w ild , wenn erst an ver­

schiedenen O rten gleiche Schu len b esteh en , leich t zu M issverständnissen fü h ren, und doch wird sich das B ed ü rfn is nach einer bestim m ten Benennung in dem U m fan g fü h lb ar m ach en , als die A nzah l der gleichen A nstalten w ächst. W ir kom m en also au f unseren V o rsch lag zurück (M .H . der C .G . 1894 S . 8 9 ), das Sy stem nach seinem ersten w issenschaftlichen V ertreter, nach C o m e n i u s zu nennen. E s würde dazu nich t einm al einer am tlichen E in fü h ru n g des N am ens „C o m en iu s-G y m n asiu m “ b e d ü rfen ; sobald sich die F reu n d e des Sy stem s über diese B ezeichnu ng verständigen, wäre sic, w enig­

stens fü r die w issenschaftliche und pädagogische B esprechun g des System s, sich erlich durchzusetzen. In B e tr e ff der sach lichen Begründung dieses N am ens verw eisen wir au f die D arleg u n g en , die D irek to r D r. R ein h ard t u n ter dem T ite l „D ie Schu lord nung in Com enius’ U n terrich tsleh re und die F ra n k fu rte r L eh rp län e“ (M .H . der C .G . 1894 S . 16 ff.) gegeben hat.

W ir freuen u n s, die B eo b ach tu n g zu m ach en , dass unsere M itglied er an vielen O rten th ä tig sind, um die G ru ndforderungen eoinenianiseher D en k art zu vertreten und in die W irk lich k eit überzuführen. E s kom m t dabei gar n ich t d arauf a n , ob dies in bew usster A nlehnu ng und un ter B eru fu n g auf Com enius g esch ieh t; w ichtig ist nur, dass es geschieht. Am 29. Septem ber wurde die zweite allgem eine H am b u rg er L e h rer-V e rsam m lu n g in H am b u rg abgehalten, und bei dieser G elegenheit hielt H e rr Sem inar-O b erlehrer a. I).

•loh. H a lb e n , der der C .G . seit ihrer E n tsteh u n g an g eh ö rt, einen V o rtra g über das T h em a: D ie allgem eine V olksschu le. N ach F eststellu n g des B e ­ griffes der „allgem einen V o lk ssch u le“, w orunter R ed n er nich t eine Sch u l- einriclitung, in w elcher w ährend der ersten 3 S ch u lja h re alle K in d er gem einsam un terrich tet werden, sondern eine „E in h eitssch u le“ versteht, w elche die ganze Sch u lzeit um fasst und die gesam te allgem eine B ild u ng v erm ittelt, weist er

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142 Rundschau. Nr. 9 u. 10.

in au sfü h rlich er W eise n ach, dass weder psychologische, n o ch pädagogische, noch ethische G ründe vorhanden sin d , die gegen die E in fü h ru n g der a ll­

gem einen V o lk ssch u le sp rech en , sondern dass einzig und allein prak tisch e G rü nd e ihre vollständige D u rch fü h ru n g gegenw ärtig verhindern. E s sei an der Z eit, sie anzubahnen und vorzubereiten d u rch B eseitig u n g der V o rsch u len und ein h eitlich e G estaltu n g der V o lk s- und R ealsch u len . R ed n er begründet d arau f die folgenden L e itsä tz e :

1. D ie allgem eine h am burgisch e L ehrerversam m lu ng h ä lt das P rin zip der allgem einen V o lk ssch u le fü r besonders geeignet, die G rundlage ein er zeitgem ässen S ch u lerzieh u n g der heranw achsenden Ju g e n d zu bilden.

D ie V ersam m lu n g h ä lt die W eiterentw ick lu ng unseres S c h u l­

wesens au f G rund dieses P rin zip s fü r geboten.

2. D ie V ersam m lun g h ä lt es fü r unzw eckm ässig und u n g erech t, aus ö ffen tlich en M itte ln zw eierlei, n ach den V erm ögen sverhältnissen der E lte rn unterschiedene Sch u len — V o lk s- und R ealsch u len — fü r den gleichen Z w eck der allgem einen M enschenbild ung und der V o rb ereitu n g au f das bü rg erlich e L eb en in G ew erb e, In d u strie und H an d el zu begründen und zu erh alten .

D ie V ersam m lu n g e rk lärt sich d eshalb gegen jed e A rt der Stan d essch u len , insbesondere gegen die sog. V o rsch u len höherer L eh ran stalten .

3. D ie V ersam m lu n g h ä lt ü b erall da, wo eine G lied eru ng der Sch u len nach getrenn ten Ja h re sk u rse n erm ög licht werden k a n n , die ü b er­

einstim m ende O r g a n i s a t i o n d e s U n t e r r i c h t s a l l e r S c h u l ­ k l a s s e n f ü r d ie e r s t e n s e c h s S c h u l j a h r e n a c h I n h a l t , U m f a n g u n d A n o r d n u n g fü r d u rch fü h rb ar und em pfehlensw ert.

D ie H e im a t, das V a terla n d und die M u ttersp rach e sollen w ährend dieser Z eit fü r alle S ch ü le r in den M itte lp u n k t ih rer Sch u lb ild u n g g estellt w erden. D ie erste frem de Sp rach e ist in den L eh rp lan des fü n ften und sechsten Sch u ljah res aufzunehm en.

4. D ie V ersam m lu n g w ünscht, dass au f diesen gem einsam en U nterb au sow ohl die abschliessenden V o lk ssch u l- und G ew erbeklassen , wie auch säm tliche höheren Sch u len au fg ebau t werden.

5. A lle öffen tlich en S ch u lan stalten m üssen jedem K in d e ohne R ü c k ­ sich t au f die V erm ögen sverhältnisse seiner E lte rn offen stehen, sei es au f G rund der U n en tg e ltlich k eit des öffen tlich en U n terrich ts ü berh aupt oder d urch eine S k a la des S ch u lg eld e s, w elche sich n ach dem E in kom m en der E lte rn rich te t und die U n b em ittelten ganz frei lässt.

D iese L eitsä tz e w urden von d er V ersam m lu n g m it grösser M eh rh eit angenom m en. E s sind darin auch einige w esentliche P u n k te unseres P ro ­ gram m s en th alten .

T h e E d u catio n al R eview of N ew Y o r k , herausgegeben von N icholas M u rray B u t l e r , b rin g t in ihrer M ai-N u m m er einen A rtik e l von P ro fe s s o r D r . R e in in J e n a : „E d u cation al th o u g h t in G erm an y “ , dem w ir entnehm en,

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1894. Rundschau. 143

dass w ir in D eu tschlan d fast keinen eigenen L e h rstu h l fü r P äd agogik haben und unsere M ittelschu lleh rer k ein e, oder fast keine pädagogischen Stu dien m achen. R e i n kom m t zu dem S ch lü sse, dass es höch ste Z eit se i, auch an unsern U niversitäten eigene L ehrstü hle fü r P äd agogik zu errichten und unsere M ittelsch u lleh rer fü r ihren B e ru f zu erzieh en, wie das in A m erika überall der F a ll is t, wenn wir w ünschen, noch läng er an der Sp itze des H ochschulw esens zu stehen.

P rof. D r. P a u l N ato rp fü h rt in einer bei E u g en Salzer in H eilbronn erschienenen B roschü re „P estalozzis Id een über A rbeiterbild un g und soziale F ra g e “ an dem B eispiel P estalozzis den N achw eis, dass die F ra g e der V o lk s­

bildung im Zusam m enhang m it den sozialen und w irtsch aftlich en V e rh ä lt­

nissen aufgefasst w erden muss. N a t o r p fasst seine A bsicht zusam m en, indem er erk lärt, er wolle „die fast vergessenen A nsichten eines genialen M enschen ü ber F ra g e n , die auch unsere Z eit tie f bew egen, w ieder hervorziehen und daraus die L eh re schöpfen, die noch fü r uns darin lie g t“ .

A m 6. bis 13. J u l i d. J . tag te in A sh bu ry P a r k , N ew -Jersey , „T he N ation al E d u catio n al A ssociation“ . G leichzeitig tra t T he N atio n al Council of E d u ca tio u zusam m en, um den B e rich t eines frü h er niedergesetzten A u s­

schusses über die V erb esseru n g des U n terrich ts an U n iv ersitäten , M itte l­

und V o lk ssch u len , ü b er L eh rerbild u n g u. s. w. entgegenzunehm en. B ei G elegenh eit dieser V ersam m lungen h ielten die H erren P ro f. B . A . H in sd ale von der U n iv ersität von M ichigan und P ro f. N icliolas M u rray B u t le r vom Colum bia College in th e C ity of N ew -Y o rk V o rträg e, und zw ar sprach der erstere über „T h e dogm a of form al m ental discip line“ und der zweite über

„P rofessional and tech n ical instruction in th e U n iversity “ . — H e rr P ro f.

B u tle r gehört der C .G . als D iplom -M itglied an.

T h e L e l a n d S t a n f o r d J u n i o r U n i v e r s i t y a t P alo A lto , C ali­

fornia, ist eine U n iv ersität, w elche ihre E n tsteh u n g der grossen F reig eb ig k eit einzelner P ersonen zu verdanken hat. Ih re S tifte r sind die H erren L elan d Stan fo rd und J a n e L ath ro p Stan ford . D ie U n iv ersität wurde im O kt. 1891 fü r H erren und D am en eröffn et und erfreu t sich eines guten Besuchs.

D e r Z w eck der U n iv ersität ist n ach den W orten der S tifte r : „to qu alify students fo r personal successes and d irect usefulness in life “ . D e r wissen­

sch aftlich e V ertre te r der E rziehungslehre an dieser H o ch sch u le, H e rr P rof.

W i l l . S . M o n r o e , ist M ita rb eiter an unseren H e ften und D .M . der C .G . (V gl. un ten S. 156.)

B e s ta n d an K a n d id a te n des h öh eren S ch u lam ts in P re u sse n und d u rch sch n ittlich e W a rte z e it d erselb en vom T a g e d e r A n stellu n g sfällig k eit bis z u r e rs te n festen A n ste llu n g . D ie G esam tzahl der K and id aten betru g am 1. M ai 1 8 9 4 : 1 5 2 5 , gegen 1492 im V o rja h re. D e r Ü berschuss (33) er­

k lärt sich h au p tsäch lich durch nach träg lich e M eldungen älterer K an d id aten behufs A ufnahm e in die A ncien netätslisten. — D ie W artezeit b etru g an staatlich en A n stalten im J a h r e A pril 1892/93: 1. für die K and id aten in

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144 Rundschau. Nr. 9 u. 10.

R elig ion und H e b räisch 3 J a h r e 2 M o n ., 2. in alten Sp rach en 5 J . 3 M., 3. in neueren Sp rach en 4 J . , 4. in M ath em atik und P h y sik 5 J . 6 M ., 5. in D eu tsch , G esch ich te und E rd k u n d e 5 J . 8 M ., 6. in Chem ie und b e ­ schreibenden N atu rw issenschaften G J . , 7. d u rch sch n ittlich 4 J . 7 M. Im J a h r e 1888/89 w aren die Z ah len fü r 1. 2 J . G M ., fü r 2. 3 J . 9 M ., fü r 3. 2 J . 9 M ., fü r 4. 3 J . 9 M ., fü r 5. 4 J . 1 M ., für G. 3 J . 2 M ., fü r 7.

3 J . 9 M.

G e d e n k t a g e .

N o v e m b e r .

1 . Nov. 1607 Georg Phil. Harsdörffer in Nürnberg geb.

1607 Anna Maria von Schurmann in Köln geb.

8 . „ 15 7 2 Johann Sigismund, K u rf, von B rand enbu rg, in Halle geb.

8 . „ 167 4 John Milton in Bunhill bei L ond on gest.

1 0 . „ 148 3 Martin Luther zu Eisleben geb.

1 0 . „ 175 9 Friedrich Schiller zu Marbach geb.

1 4 . „ 1 7 1 6 J. G. Leibniz zu Hannover gest.

l o . ,, 1527 Johann Denck zu Basel gest.

1 5 . ,, 157 6 Johann Amos Comenius zu Amsterdam gest.

1 7 . „ 149 4 Giovanni Pico, G ra f von M irandola, geb.

1 7 . 1624 Jacob Böhme zu Görlitz gest.

2 1 . „ 1768 Schleierm acher zu Breslau geb.

2 2 . 153 6 Johann der Aeltere von Nassau-Dillenburg geb.

2 3 . „ 1875 Friedrich Albert Lange zu Marburg gest.

2 6 . „ 166 0 Daniel Ernst Jabionski zu Hochzeit bei D an zig geb.

D e z e m b e r .

1. Dez. 16 4 0 T hronbesteigun g Friedrich Wilhelms des G rossen K u rfü rsten .

-s.

1765 Ad. Heinr. Friedr. Schlichtegroll geb.

9 . 1608 John Milton geb.

1 0 . 1561 Caspar von Schwenkfeld zu Ulm gest.

1 2 . 1 7 4 0 Joh. Heinr. Jung, gen. Stilling, geb.

18 . 161 3 U e b e rtritt Johann Sigismunds von B ran d en b u rg zum ref.

Bekenntn is.

1 8 . „ 1803 J. G. Herder in Weimar gest.

1 9 . „ 1594 Gustav Adolf, K ö n ig von Schw eden, geb.

2 3 . 15655 Sebastian Castellio zu Basel gest.

2 5 . „ 1601 H erzog Ernst d. Fromme von S ach se n -G o th a geb.

3 0 . 1691 Robert Boyle in London gest.

3 1 . 1384 John Wiclif geb.

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o .f>ct jfo jyt s)ctsj(tri( i s i( ifj( iT ln .s k i.n ( i ^ t J k ij r } ( if i( is j ( ir k if j ( iJ i( is k i e

Gesellschaft» -Angelegenheiten.

D er V erw altungsausschu ss der C .G . b eab sich tig t fü r 1895 zwei

Preisaufgaben

auszuschreiben. D ie erste A rb eit soll über

D as S chu lw esen d e r böhm ischen B r ü d e r bis z u r Auflösung d er B rü d e rs ch u le in L issa

ban deln und ausser einer orientierenden E in le itu n g über die G esch ich te und die B ed eu tu n g dieser R eligion sgem ein sch aft die L ehrp län e und U n terrich ts- M ethode sowie die äussere G eschichte der vornehm sten B rüderschulen nach dem heutigen Stan d e der F o rsch u n g untersuchen.

D ie zw eite A rb eit soll eine D arstellu ng

des U n te rric h ts in d e r S itte n le h re n ach Comenius g eb en .

B eide A rb eiten sollen au f G rund selbständ iger N achforschungen in den Q uellen ihren G egenstand in allgem ein verständlicher F o rm zur D a r­

stellung bringen und in deutscher Sp rach e geschrieben sein.

Die e r s t e A rb eit soll m indestens zwei grössere D ruckbogen um fassen und den U m fan g von vier D ruckbogen n ich t w esentlich übersteigen.

D e r P r e i s b e t r ä g t 2 0 0 M a r k .

D ie z w e i t e A rb eit soll nich t m ehr als zwei m ittlere D ruckbogen um fassen und es wird als

P r e i s d e r B e t r a g v o n 1 0 0 M a r k ausgesetzt.

L etztere A rb eit ist bis zum 31. A ugust, die erstere bis zum 3 1 .D e z b r.

1895 u n ter B eifü g u n g eines m it Sin nspruch versehenen B riefu m schlags, der den N am en des V erfassers en th ält, bei der G esch äftstelle der C .G . einzureichen.

D ie preisgekrönten A rbeiten gehen in das E ig en tu m der C om enius- G esellsch aft über. S ic w erden von der G esellsch aft u n ter ihre P ublikationen aufgenom m en und herausgegeben. D ie nich t gekrönten A rbeiten können die V erfa sser selbst h erau sgeben , doch bleiben die H an d sch riften ebenfalls E ig en tu m der G esellsch aft.

D ie N am en der P reisrich ter werden wir alsbald bekan nt m achen.

M itteilu ngen der C o in e n iu s-G e sellse h iift. 1894. 11

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146

Gesellschafts-Angelegenheiten.

Nr. 9 u. 10.

D e r V erw altungs-A u sschuss d er C. G . b e ab sich tig t, vom 1. J a n u a r (ev. 1. F e b ru a r) 1 8 9 5 ab behufs U n terstü tzu n g der R ed ak tio n und der G e­

sch äftstelle die in § 14 d er G esch äftso rd nu ng fü r den V o rstan d vorgesehene S te lle des

General-Sekretärs der Comenius-Gesellschaft

zu besetzen. D as A n fang sg ehalt b e trä g t 1200 M ., doch ist vierteljäh rige P rob ezeit B edingu ng. M eldungen prom ovierter H isto rik e r oder P hilosophen sind u n ter B eifü g u n g der Zeugnisse und eines selbstgeschrieben en L eben slau fs an den Unterzeichneten V o rsitzen d en zu rich ten .

M ü n s t e r (W estf.) am 10. N ov. 1894.

Im Namen des Verw altungs-A usschusses:

A rch iv -R a t D r. K e lle r .

D ie „ M itteilu n g en d er C .G .“ werden vom 1. J a n u a r 1895 an un ter dem T ite l:

Comenius - Blätter

fü r

V olkserziehung.

Mitteilungen der Comenius-Gesellschaft.

erscheinen. E s tr itt d am it insofern eine E r w e i t e r u n g d ieser H e fte ein, als w ir b e a b sich tig en , gem äss dem P rog ram m unserer G esellsch aft der K ö r p e r p f l e g e neben der G e i s t e s p f l e g e entsprechende B each tu n g zu sch en ken . E s ist d am it in erster L in ie die P flege von Ju g en d sp ielen , T urnen und H a n d fe rtig k e it, aber auch die F ö rd eru n g aller A n stalten n a t u r g e - m ä s s e r G e s u n d h e i t s p f l e g e g em ein t, sofern es sich nich t um A nstalten der K ran k en p fleg e im ä rztlich en Sin n e han delt.

W ir haben im L a u fe des O k to b er das nachfolgende R und sch reiben an die H e rren V orsitzend en oder S c h riftfü h re r unserer k ö rp erschaftlichen M itglied er, an unsere B ev o llm äch tig ten und an einige sonstige F reu n d e u n serer S ach e versan d t:

Im N am en des U nterzeichneten V erw altungs-A u sschusses beehre ich m ich, Ih n e n die R e d n e r l i s t e d er C .G . m it dem A nheim geben zu übersenden, dieselbe in n erh alb der uns angehörigen oder befreund eten V erein e b e k an n t werden zu lassen. I c h bem erke dazu ergebenst, dass w ir unseren Z w eiggesellschaften und den M itg lied -V e rein en der C. G . g ü n s t i g e r e B e d i n g u n g e n erw irken und ihn en 10 — 20 P ro z en t der K o sten ersparen w erden, sobald S ie die V erm ittlu n g des Unterzeichneten

V o rsitzen d en nachsu chen.

G leichzeitig füge ich die freu n d lich e B itte hinzu, unser gem ein­

nütziges U n tern eh m en m it Ih re m E in flu ss und Ih rem g eschätzten R a te un terstützen zu wollen. W ir sind Ih n e n d ankbar, wenn S ie uns die

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1894. Gesellschafts-Angelegenheiten. 147

N am en einiger Ih re r F reu n d e und B ek an n ten m itteilen , an die wir von h ier aus unsere E in lad u n g senden könnten.

N achdem in verschiedenen grösseren und m ittelgrossen S täd ten ö r t l i c h e O r g a n i s a t i o n e n (C om en iu s-K rän zch en und Zw eiggesell­

sch aften ) ins L eb en g etreten sind, ist es w ahrscheinlich, dass das, was in A m s t e r d a m , H a l l e , H a g e n , B e m a c h e i d , L e n n e p u. s.w . m ög­

lich w ar, auch in m anchen anderen O rten erreich b ar ist.

D ab ei kom m t es fü r uns, wie wir ausdrücklich bem erken, zunächst keinesw egs d arauf an, rasch eine grosse Z ah l von M itgliedern zu sam m eln ; vielm ehr ist unser n äch stes A bsehen d arauf g erich tet, eine, wenn auch k lein ere, A n zah l g leichg esin nter M änner fü r unsere Sach e zu interessieren und sie zu freu n d schaftlich em Zusam m enw irken in regelm ässigen Zw ischen­

räum en zusam m enzuführen.

In B e tr e ff des einzuschlagenden W eges em pfieh lt es sich

1. zunächst au f die A bh altu ng eines V o rtra g s ü b e r die C om enius- G e se llsch a ft, ihre Z iele und bisherigen E rfo lg e hinzuw irken. G leich ­ zeitig wäre — am besten in der F o rm eines B e rich ts über diesen V o rtra g — die P resse zur B ekan n tg ebu n g unseres U ntern ehm en s zu benutzen.

2. V o rh e r und n ach h er könnten von dort oder von h ier aus D r u c k ­ s a c h e n d e r C .G . an geeignete A dressen zur V erteilu n g gelangen.

U nsere H erren B evollm äch tig ten können sich zu diesem Zw eck des B egleitsch reiben s bedienen, dass wir ihnen übersenden.

3. So bald eine A nzah l th ätig er F reu n d e au f diese W eise gew onnen ist, ist es zw eckm ässig, eine v e r t r a u l i c h e V o r b e s p r e c h u n g h erbei­

zuführen und die b e i k o m m e n d e n S a t z u n g e n v o r z u l e g e n . W en n das E rg eb n is der B esp rechu n g der sofortigen S ch affu n g einer förm lichen O rganisation n ich t gün stig sein sollte, so ist doch die W ied erholu ng der Z u sam m enkünfte ins Auge zu fassen und ein b e­

stim m ter T erm in d afü r festzusetzen. Inzw ischen erg iebt sich vielleich t die M ö g lich k eit, der guten Sach e w eitere F reu n d e zuzuführen.

E in d erartiges V orgehen wird, wenn es m it N ach d ru ck und U m sich t eing eleitct wird, sich erlich an vielen O rten zum Z iele führen.

W ir sind gern bereit, diejenigen H erren , die sich unserer S ach e in dieser W eise annehm en w ollen, in jed er A rt zu u nterstützen, auch die V e r ­ zeichnisse der an ihrem W oh norte bereits vorhandenen M itglied er ihnen zuzustellen.

Im N a m e n des V erw altu n g s-A u ssch u ss es d e r C .G . (gez.) A rch iv -R at D r. K e lle r.

In d em wir dies R und sch reiben hierm it zur allgem einen K en n tn is brin gen, bem erken wir, dass w ir die R e d n e r l i s t e au f A nfordern unseren M itglied ern kostenlos zustellen.

U nvorhergesehene U m stän d e, die an der zeitw eiligen V erh ind erun g des m it der A usfü hru ng b eau ftragten K ü n stlers liegen, m achen es der G e­

sellsch aft u n m ö g lich , das endgültige M itg lied s - D ip lo m , wie b eabsich tig t, 11*

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148 Gesellschafts-Angelegenheiten. Nr. 9 u. 10.

bereits im H e rb st dieses Ja h r e s zu versenden. W ir m üssen d aher unsere D ip lom -M itg lied er b itten , uns noch einige M onate F r is t zu gew ähren.

D e r grössere T e il unserer H e rren B e v o l l m ä c h t i g t e n , bezw. der geschäftsfü hrenden B uch han dlun gen h a t die nach § 2 der G esch äftsord nu ng bis zum 1. J u l i einzusendenden A b rech n u n g en dem H e rrn Sch atzm eister ü b erm ittelt. W ir b itten d iejenigen H e rre n , die noch im R ü ck stän d e sind, nunm ehr gü tig st die E rh eb u n g d er B eiträg e vornehm en lassen zu wollen.

N a ch § 6 der G esch äftsord nu ng haben die g eschäftsfü hrenden B u c h ­ handlungen im E in vern ehm en m it den H erren B evollm äch tig ten die V e rsen d u n g von P ro b e h e fte n im O k tober oder N ovem ber ins A uge zu fassen. In dem w ir die uns vertreten den F irm e n zugleich in ihrem eignen g esch äftlichen In teresse u n ter H inw eis au f die ihn en in § 5 zugesicherten E n tsch äd ig u n g en hierau f aufm erksam m ach en , bem erken w ir, dass die G e­

sch äftstelle der C .G . sowie die V erlag sb u ch h an d lu n g von Jo h a n n e s B red t (K om m issionär in L eip zig H . G . W a llm a n n , R ossstr. 16) zur A uslieferu ng von P rob eh eften auf A nfordern erm äch tig t sind. D ie soeben zur Ausgabe gelangten H e fte eignen sich wegen ihres verschiedene T ag esfrag en b erü h ­ renden In h a lts besonders zur V erb reitu n g . W ir b itten , die G ew innung von k örp ersch aftlich en M itglied ern (L eh ran stalten , V erein en , öffentl. B ib lio th ek en , S tad tschu ld ep u tation en u. s. w.) besonders ins A uge zu fassen.

U n sere L e se r ersehen aus den P erso n al-N ach rich ten , dass H e rr R eg .- und S c h u lra t F . S an d er einem ehrenvollen R u fe der freien und H an sestad t B rem en F o lg e leisten und die L eitu n g des gesam ten höheren und niederen Schulw esens in B rem en u n ter dem T ite l eines S c h u lra ts übernehm en wird.

D e r S e n a t der alten R eich sstad t h a t w issen sch aftlich und gem einnützig th ätige M änner — H e rr San d e r b e th ä tig t sich als solcher au ch in dem V erw altun gs-A u ssch uss der C. G ., dem er angehört — von je besonders gern in seine D ien ste gezogen und überh au p t alle freiw illigen B ild ungsbestrebun gen stets th a tk rä ftig u n terstü tzt. I n F o lg e davon blü hen diese B estrebu n g en dort seit lang er Z eit und es würde ü berflüssig sein , u n ter neuen F o rm en d afü r F reu n d e zu w erb en, wenn wir n ich t w irklich u n ter neuen A usgangs­

p u n k ten , die das Zusam m enw irken g etren n ter R ich tu n g en erleich tern , neue und selbständige W eg e suchten. D a der N am e, un ter dem w ir dies in der C .G . v ersu ch en , n ich t au f den ersten B lic k die vorschw ebenden Z iele er­

kennen lässt, so h o ffen wir nu nm eh r in B rem en an H e rrn S ch u lra t San d er einen treuen D olm etsch er unserer A bsichten zu besitzen. Sein e W irk sam k eit wird von unseren herzlichsten W ü n sch en begleitet.

H e rr R e alleh rer K . M elch ers zu B rem en, der V orsitzend e des dortigen L eh rer-V e rein s, h a t über Z i e l e u n d A u f g a b e n d e r C o m e n i u s - G e s e l l - s c h a f t daselbst im Sep tem ber d. J . einen eingehenden V o rtra g gehalten.

A usfü hrlich e B erich te darüber haben m ehrere B rem er Z eitu n g en , z. B . der B rem er C ourier N r. 255 und die B rem e r N ach rich ten N r. 254 gebracht. —

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1894. Gesellschafts-Angelegenheiten. 149

Im L esezim m er des L e h re r-V e re in s werden unsere H e fte regelm ässig zur A uflage gebracht.

Eingehendere B e rich te über die G .G ., ihre bisherigen V erö ffen tlich ­ ungen u. s. w. finden sich u. A . in der S c h l e s w i g - H o l s t e i n s c h e n S c h u l z e i t u n g (geleitet von A. S t o l l e y in K iel) N r. 40 vom 4. O ct. 1894 und in dem P ä d a g o g i s c h e n L i t t e r a t u r b e r i c h t (Z n aim , V erla g von F o u rn ie r und H ab erler) 4. Ja h r g . (1894) N r. 26.

W ir haben u n ter den P erso n al-N ach rich ten des letzten H e ftes (M. M.

1894 S . 126) bereits m itg eteilt, dass das ordentliche M itglied unseres G esam t­

vorstandes, H e rr P ro f. D r. W a etzo ld t zum P ro v in zial-Sch u lrat in M agdeburg ern ann t worden ist. N achdem die C .G . in der P rovinz Sachsen ausser in H a l l e auch in den S täd ten D e l i t z s c h , E r f u r t , E i s l e b e n , H a l b e r s t a d t , M e r s e b u r g , M ü h l h a u s e n , N o r d h a u s e n , O s c h e r s l e b e n , Q u e d l i n ­ b u r g , S a n g e r h a u s e n und W e r n i g e r o d e M itglied er erw orben h at, hoffen wir nunm ehr auch in M agd eb u rg festen F u ss fassen zu kön n en , was uns wegen der B ed eu tu ng gerade dieser S ta d t besonders erfreu lich sein würde.

D as ehem alige E rz stift M agdeburg gehört zu den deutschen G eb ieten , die von der pädagogischen T h ätig k eit des Comenius einst grossen thatsäch lich en G ew inn gezogen h ab en : die Schu lord nun g vom J a h r e 1658 beruh t durchaus a u f Comenius. A u ch ist die S ta d t seit alten Z eiten — die starke H u g enotten - G em einde sorgte schon d afü r — eine B u rg com enianischen G eistes und ein Z u flu ch tso rt fü r viele gleichgesinnte M än ner gewesen.

D as C o m en iu s-K rän zch en in C zernow itz h a tte , wie wir früher be­

rich teten (M. M. 1894 S . 98), den B egin n seiner T h ätig k eit hinausschieben m üssen, w eil die in solchen F ä lle n in Ö sterreich erforderlich e G enehm igung des K . K . M inisteriu m s trotz w iederholter A n träg e sich verzögerte. E n d lich ist nun im O ktober d. J . die B ew illigung zur E rrich tu n g erteilt worden und am 2. N ovem ber h a t die erste V ersam m lun g stattgefun den . E s wurde ein fün fgliedriger V o rstand gew ählt, der aus folgenden H erren b e steh t: U niv.- P ro f. D r. R . H o c h e g g e r , V o rsitzen d er, P ro f. M a n d y c z e w s k i (V ertreter d er V ere in s-M ittelsch u le), Stellv ertreter des V o rsitzen d en , L eh rer R . E . K a i n d l (V e rtre te r des V erein s der L eh rer und L ehrerin nen), S ch riftfü h rer, U n iv .-P ro f. D r. H e r z b e r g - F r ä n k e l und D irek to r F l a s c h (V ertreter des pädagog. V erein s F o rts ch ritt), B eiräte. D as K rän zch en wird die besonderen S a tz u n g en , die es sich im A nschluss an die N o rm a l-S a tz u n g en der C .G . gegeben h a t, dem nächst durch den D ru ck veröffentlichen.

C o m en iu s-K rän zch en in H agen i. W . N ach einer längeren R u hezeit w ährend des Som m ers begann unser K ränzchen seine T h ätig k eit w ieder m it der Sitzu n g vom 27. Sep tem ber, der ach ten seit seinem B estehen. P rofessor B ö ttich e r berich tete ü ber eine neiie U ebersetzung zw eier w ertvoller A bh and ­ lungen des Com enius, „U eb er die V ertreib u n g der T räg h e it aus den S ch u len “ und „A us den Sch u lla b y rin th en , A usgang ins F r e ie “ . E r zeigte zuerst, dass diese U ebersetzung, herausgegeben von P ro f. D r. C. T h. L io n im V erla g

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