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Mitteilungen der Comenius-Gesellschaft, Dezember 1893, I Jahrgang, Nr. 10

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Academic year: 2022

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A l l o T 7 A r V » ü l i Q 1 f n r >

MITTEILUNGEN

D E R

C omehius -G esellsghaft .

Erster Jahrgang-.

D e z e m b e r 1893.

LEIPZIG.

R. V O I G T L Ä N D E R ’S V E R L A G .

(IN KOMMISSION.) 1893.

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I n h a l t

d e r z e h n t e n N u m m e r 18 93 .

S e i t e

D ie öffentlichen Bibliotheken D e u t s c h la n d s ...133 Rundschau: Z ur G eschichte des T u rn u n te rric h ts. — K opcrnikus-Jubilflum . — H erm ann

Masius t- — V erband von L ehrern u n d F reunden d er F ortbildungsschule. — Lehrgang in Volks- uu d Jugendspielen. — B erichtigung ... ]U7

G esellschaft»-A ngelegenheiten: B ericht ü b er den ersten Kongrofc der C.G. Ahgohaltun in Lissa am 22. u. 23. O ktbr. 1893. — K assenbericht des S chatzm eisters bis zum 31. Dezbr. 1892. — J a h r e s b e i t r ä g e ... 140

P e r s ö n lic h e s ... ...147 Erste B eilage: E ingegangene S c h r ifte n ...151 Zweite Beilage: Übersicht über den V erlauf der Jahrhundertfeier für Comenius.

( S c h l u f s .) ... 155

D ie Mitteilungen der C- O- erscheinen monatlich (mit Ausnahme des August und September). D ie A usgabe von Doppelntimmern bleibt Vorbehalten. Der Gesamt­

umfang beträgt vorläufig etw a 10 Bogen.

D er B ezugspreis der Mitteilungen beträgt im Buchhandcl 4 M. Einzelne Nummern kosten 50 Pf. Postzeitungsliste Nr. 4223®.

B riefe und Drucksachen für die Mitteilungen sind an den Vorsitzenden der Ge­

sellschaft und verantwortlichen Leiter der M.M., Arohivrat Dr. K eller in Münster L W ., zu richten.

Jahresbeiträge (vgl. den A uszug aus den Satzungen S. 4 des Umschlags), sow ie einm alige Zuwendungen bitten wir an das

Bankhaus Molenaar & Co., Berlin C., Burgstrafee,

zu senden.

Nachdruck unserer Nachrichten und Berichte ist nur mit Quellenangabe, gröfserer B eiträge nur mit Einverständnis der Schriftleitung gestattet.

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Mitteilungen

der

Comenius-Gresellschaft.

I. Jahrgang. 1893. 6*-°— Nr. 10.

Die öffentlichen Bibliotheken Deutschlands.

Mit Recht schenkt man je tz t in D eutschland den öffentlichen Büchersamm lungen eine lebhaftere B eachtung, und es ist zu hoffen, dafs diese B eachtung bald zu einer Bewegung heran­

wächst, die eine Verbesserung unseres Bibliothekswesens zum Ziele hat. D eutschland ist das bibliothekenreichste Land, und auch an sehr grofsen, höchst w ertvollen Bibliotheken sind w ir reich, aber die Sachkenner wissen, dass w ir demnächst hinter A m erika und an ­ deren L ändern Zurückbleiben werden und sogar in einigen D ingen längst zurückgeblieben sind. Es fehlt vielen öffentlichen Büchereien bei uns das Leben m it der Gegenwart, das L eben m it dem Volke. Sie sind eine A rt Museen geworden, in denen alte Scharteken sorg­

fältig gesammelt und au f bew ahrt werden, in denen G elehrte hausen und sich in die K u ltu r vergangener Jah rh u n d erte v ertiefen; der Bildung der G egenw art dienen sie in sehr geringem Mafse. Sie sind dem Gesetze der V erknöcherung verfallen, dem leider je d e r gem einnützige U nternehm er unterw orfen ist, wenn ihm nicht immer wieder in Form von neuen A nregungen, neuen K ritiken, neuer M itarbeit frisches B lut zugeführt wird. W o ist beispielsweise ein Leben der k i r c h l i c h e n Bibliotheken zu spüren? U nseren V orfahren in früheren Jahrhu n d erten galten ihre K irchen als die

Mitteilungen der Comenius-Gesellschaft. 1893. 11

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höchsten B ildungsanstalten des V olkes; als solche mufsten sie Bibliotheken besitzen, aus denen die erw achsenen Gemeindeglieder die B elehrung schöpfen k o nn ten , die die P red ig t naturgem äfs nicht bot. W ie viel hätte aus diesen K irchenbibliotheken zum W ohl der V olksbildung und zum W ohl d er K irche werden können, und wie wenig ist daraus gew ord en! Ähnlich ist das Schicksal der meisten S t a d t b i b l i o t h e k e n . Sie w urden in einigen deutschen S tädten schon im 16. Ja h rh u n d e rt eröffnet und waren g ru n d ­ sätzlich jederm an n zugänglich, aber allm ählich gew annen die Stubengelehrten ein erseits, die B üreauk raten andererseits die O berhand und sorgten absichtlich oder unabsichtlich dafür, dafs das Volk wegblieb und die B ücher recht geschont wurden.

D ie H am burger S tadtbibliothek ist schon 1529 gegründet und ist die viertgröfste Sam m lung des Reiches gew orden , sie zählt eine halbe Million D ruck bände und 4000 H andschriften. A ber sie leiht im Ja h re keine 8000 B ände aus und n u r 12 500 Bände w erden im Lesezim m er benutzt. Gegen diese 20 000 Benutzungen weisen z. B. die B erliner V olksbibliotheken m it 110 000 B änden 339 000 B enutzungen au f, die W iener g ar m it 42 000 Bänden 235 000 Benutzungen, die B rem er m it 10 000 B änden 96 000 B e­

nutzungen. U nd die H am b urg er Stadtbibliothek ist von allen Stadtbibliotheken verm utlich noch die lebendigste. W ie hat es dazu kommen können, dafs Volksbibliotheken m it halbwohlthätigem C h ara k te r heute der A ufgabe dienen müssen, die die alten reichen S tadtbibliotheken von Rechtswegen haben? Auch die gelehrten B ibliotheken der höheren L ehranstalten erfüllen vielfach ihren n atü r­

lichen Zw eck n u r h alb ; weshalb dienen sie n u r dem Dutzend L eh rer des betreffenden Gym nasium s und nicht zugleich allen ehemaligen Schülern, die zu gelehrten Studien oder ernster L ek ­ türe L u st und Z eit h aben? W eshalb hört ü berhaupt der so innige Zusam m enhang zwischen der Schule und den Schülern so völlig au f, sobald d er S chüler die A nstalt verläfst? D ie U ni­

versitätsbibliotheken und die verschiedenen Bibliotheken gelehrter A nstalten und V ereine haben zw ar ein w irkliches, nützliches Leben, aber auch die U niversitätsbüchereien erfüllen ebenso wie die U niversitäten überhaupt ihre Aufgabe um die allgemeine B ildung nicht völlig, ehe sie nicht in den gröfseren S tädten ih rer Provinz Zweigstellen nach A rt der englischen U niversitäten haben.

B esser als W orte es können, werden die nachfolgenden

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Zahlen die Notwendigkeit einer E rneuerung des Bibliothekswesens darlegen. Das D eutsche Reich besitzt vielleicht 2000 gelehrte öffentliche oder halböffentliche Bibliotheken von erheblichem U m ­ fange. D r. P a u l S c h w e n k e giebt in seinem soeben erschienenen vortrefflichen „Adrefsbuch der deutschen B ibliotheken“ eine Statistik über 1609 derselben, die zusammen 27 091 288 D ru c k ­ bände und 240 416 H andschriften besitzen. 130 öffentliche Biblio­

theken, wobei die der U niversitäten eingeschlossen sind, haben rund 15 Millionen B ände, 530 Bibliotheken öffentlicher Schulen (nicht S chülerbibliotheken!) haben etwas über 3 Millionen Bände, 142 Bibliotheken anderer wissenschaftlicher Anstalten über 2 Millionen, 330 B ehördenbibliotheken 2x/2 Millionen, 201 K irch en­

bibliotheken IV 2 Millionen, 61 M ilitärbibliotheken (für die Offi­

ziere) 2/'3 Millionen, 128 V ereinsbibliotheken 1 Million und 87 Privat- (Familien-) B ibliotheken, meist fürstliche und gräfliche, IV 2 Millionen Bände. D ie fünf gröfsten Büchereien D eutsch­

lands sind die Hof- und Staatsbibliothek zu M ünchen m it 900 000 D ruckbänden, die königl. B ibliothek zu B erlin m it 800 000, die Universitäts- und Landesbibliothek in Strafsburg m it 601 000, die H am burger Stadtbibliothek und die G öttinger U niversitäts­

bibliothek ; es folgen darau f Leipzig, D resden, H eidelberg, München (Universitätsbibliothek) und W ürzburg. D as B ritische M useum in London und die Bibliotheque nationale in P aris überragen alle unsere Sammlungen an Grösse und leider überragen manche andere die unsrigen auch recht beträchtlich an B enutzungen. D ie M ünchner H ofbibliothek bringt es au f 130 000 Benutzungen, die B erliner Königliche au f 281 000, die Strafsburger n u r au f 20 000, die G öttinger auf 72 000 u. s. w., dagegen das Britische Museum au f 1,2 M illionen, die Londoner V olksbibliotheken auf 2,5, die Bibliotheque nationale au f 0,5, die Bibliotheques m unicipales in P aris au f 1,5 M illionen; auch m anche am erikanische Bibliotheken erreichen 2—400 000 Benutzungen.

Ein Blick a u f die E tats der Büchereien ist gleichfalls lehr­

reich. B erlin steht am höchsten m it 414 000 M ., dann folgt München m it 159 000, S trafsburg m it 122 000, Leipzig m it 87 000 u. s. w. D er durchschnittliche E tat der B ibliotheken an höheren Schulen ist 598 M ., die Bibliotheken der O berlandesgerichte kosten im D urchschnitt 1583 M. im J a h r , die der Landgerichte 526 M., die der P rovinzialregierungen in Preufsen 1500 M., die K irchenbibliotheken haben meist unter 100 M. zur Verfügung.

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Nr. 10.

Zusam men verausgaben die 1609 gelehrten Büchereien 21/*

M illionen M. im J a h r. D agegen verausgabte das B ritische Mu­

seum 7—800 000 M., die Bibliotheque nationale 660 000 M ., die N ew berry - Bibliothek in Chicago 400 000 und die V olksbiblio­

theken in Boston 670 000, in London 660 000, in Chicago 4500 00 etc.

In D eutschland bedürfen besonders die Stadtbibliotheken und die K irchenbibliotheken einer Neubelebung oder U m w andlung;

sie haben nicht wie die Königlichen und die U niversitätsbiblio­

theken d er F ö rd eru n g d er G elehrsam keit zu dienen, sondern der F ö rd eru n g d er V olksbildung, d er V ersorgung aller Gem einde­

m itglieder m it gutem Lesestoff. D ie Städte sollten sich nicht dam it begnügen, Volksschulen, Realschulen, Gym nasien und F a c h ­ schulen zu u n terh alten ; wenn sie die K unst des Lesens, den D u rst nach L ek tü re und W issen wecken und verbreiten, müssen sie, zumal da sie es auch am besten und leichtesten können, allen, die nach B elehrung und edler U nterhaltung durch B ücher verlangen, diese B ücher bequem darbieten. Im V ergleich zu den Sum m en, die für die Schulen verausgabt w erd en , sind die Be­

träg e nicht sehr erheblich, die zu r B egründung und U nterhaltung von B ibliotheken, die die natürliche F o rtsetzung der Schulen bilden, erforderlich sind. In anderen L ändern w ird ein erheb­

licher T eil dieser B eträge durch Schenkungen und Stiftungen aufgebracht. So lange diese freiwillige M itw irkung d er gebildeten Stände fehlt, ist freilich den B ehörden, die ohnedies m it Aufgaben d rin g en d e r A rt belastet sin d , kein grofser V orw urf daraus zu machen, wenn sie auch ihrerseits fü r diese Sache keine lebhaftere Teilnahm e bekunden.

(Nach dem „V olkswohl“.)

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Rundschau.

D ie Jahreszahl 1893 — so schreibt Dr. H. Lorenz in der „Zeitschrift für Turnen und Jugendspiel“ 1893 No. 5 (Leipzig, R. Voigtländers Verlag)

— w eckt die Erinnerung an drei w ichtige Etappen, die sich in der Ent­

w icklung der neuzeitlichen Leibesübungen klar abheben und durch die Namen L o c k e , B a s e d o w , G u t s M u th s gekennzeichnet sind: 1693 erschienen Lockes „Gedanken“ als der Morgenstern der körperlichen Erziehung — 1793 ging Basedows „Dessauer Philanthropin“, die W iege des Schulturnens und der Jugendspiele, zu Ende — und in demselben Jahre 1793 ward die Turnkunst in Guts Muths „Gymnastik“ für w eitere Kreise systematisch dargestellt. — Dr. Lorenz hätte auch auf Comenius hinw eisen können; immerhin ist es nicht ohne Interesse, dafs sich die G eistesverwandtschaft zw ischen L o c k e und C o m e n iu s (auf Grund deren L ockes Name in dem Arbeitsprogramm unserer G esellschaft ausdrücklich genannt ist) auch auf diesem Gebiete deutlich zeigt. Lockes W erk „Some thoughts concerning education“ (Einige Gedanken über die Erziehung) verdiente in der That bei G elegenheit des 200jährigen Jahrestags seines Erscheinens von neuem an das T ageslicht gezogen zu werden.

Kopernikus-Jubiläum. Am 24. Mai waren 350 Jahre verflossen, seit­

dem der Domherr N i k o l a u s K o p e r n i k u s zu F r a u e n b u r g sein für die W issenschaft so hochbedeutsames L eben beschlofs. So v iel W ider­

spruch das von ihm darin aufgestellte W eltsystem anfangs erfuhr, so rich­

tig haben sich die Erscheinungen an den Himmelskörpern im Laufe der Zeit erwiesen, und das Kopernikanische W eltsystem ist als das einzig wahre angenommen. N ikolaus Kopernikus war am 19. Februar 1473 zu T h o r n geboren, wo sein Vater N iklas K oppem igk als Grofshändler lebte. D ie Sorge für die Erziehung des früh vaterlosen Knaben übernahmen die Oheime m ütterlicherseits, Tilman von A llen , der 1473 Bürgermeister von Thorn war, und Lukas W atzelrode, seit 1489 B ischof von Ermeland. Den ersten Unterricht erhielt der Knabe auf der Schule seiner V aterstadt, im Herbst 1491 bezog er die U niversität Krakau, wo er sich unter L eitung des Albertus de Brudzewo der Mathematik widmete. Im Jahre 1496 ging er zum Studium der R echte nach B ologna, w o. sein Name sich noch jetzt in dem Album „Nationis Germanicae“ findet. Ein Jahr darauf er­

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Nr. 10.

h ielt er durch den Einflufs seines Oheims eine Domherrnstelle in Frauen­

burg, blieb aber noch zw ei Jahre in Bologna. Im Jahre 1500 w eilte er in R om , ging dann au f die U niversität zu Padua, um noch Medizin zu stu­

dieren, und wurde im Jahre 1503 in Ferrara zum Doktor des geistlichen R echts befördert. Dann nahm er seine medizinischen Studien in Padua w ieder auf und verliefs Italien erst 1505, reich an Lebenserfahrung, ein­

gew eiht in die gesam ten Studien des Humanismus, durch seine mathe­

matischen und astronomischen K enntnisse in w eiteren Kreisen bereits wohl- bekannt. Kopernikus ist in der Domkirche zu Frauenburg begraben. Seine dankbare V aterstadt T h om hat die hohen V erdienste, die Nikolaus Ko­

pernikus um die Astronomie und die gesam te W issenschaft sich erworben h at, dadurch gebührend gew ürdigt, dafs sie ihm im Jahre 1853 ein von T ieck entworfenes Denkmal gesetzt hat, w elches die ganze Kopernikanische W eltanschauung durch die kurze, aber treffende Inschrift ausdrückt:

„Nikolaus Kopernikus Terrae Motor, Solis Coelique Stator.“

Am 24. Mai starb zu L eipzig der Professor an der dortigen U niversi­

tät Hermann Masins, der namentlich die praktische Pädagogik pflegte. Ein besonderes V erdienst hat er um die Einbürgerung der Pädagogik unter den akademischen D isziplinen. Gemeinhin w ird-die Pädagogik nach ihrer praktischen Seite hin an den U niversitäten nicht gerade sehr gepflegt.

D afs w enigstens an einer H ochschule, in L eip zig, darin ein W andel zum besseren eintrat, ist Masius zu danken. Er war 1862 au f den neu be­

gründeten Lehrstuhl der Pädagogik an der U niversität L eipzig berufen worden. Sein erstes Bestreben war hier, durch die Einrichtung eines pädagogischen Seminars seiner L ehrthätigkeit eine breitere und zugleich festere Grundlage zu geben. D as Seminar trat 1866 ins Leben und hat für die pädagogische Schulung der Philologen in Leipzig beträcht­

liches geleistet. Zugleich auf w eitere lehrende Kreise zu w irken, fand Masius dadurch G elegenheit, dafs er 1863 in die Redaktion der „Jahr­

bücher für P ädagogik“ eintrat. Er nahm hier an der Besprechung der pädagogischen Zeit- und Streitfragen regen und hervorragenden Anteil.

D ie litterarische T hätigkeit von Masius ist zu ihrem gröfsten T eile der allgem einen V olksbildung zugute gekommen. Im einzelnen sind von Masius' W erken zu nennen: „Naturstudien“, „Deutscher W ald und Hain in B ild und W ort“, „Die T ierw elt“ und das „Geographische Lesebuch“.

In einer N ebenversam m lung der XXX. Allgemeinen deutschen Lehrer- versam mlnng zu L eipzig behandelte am 25. v. M. Schulrat P o l a c k - W orbis die Frage: „ W a s h e m m t d i e ä u f s e r e u n d in n e r e E n t w i c k ­ l u n g d e r F o r t b i l d u n g s s c h u l e n ? “ Redner hob die Mängel, an denen d ie heutigen Fortbildungsschulen kranken, hervor. D em gegenüber forderte der Redner für Knaben eine vierjährige Fortbildungsschulpflicht (14. bis 18. Lebensjahr), für Mädchen freiw illige Sonntags- und W irtschaftsschulen.

D ie Fortbildungsschulen seien einzuteilen in ländliche, gew erbliche und kaufmännische. D er Unterricht dürfe nicht in die Freizeit der Schülers, er müsse in die A rbeitszeit fallen. D ie L eitung und Beaufsichtigung müsse

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1893.

fachmännisch sein. D ie Schule müsse ausreichend mit Zuchtmitteln aus­

gestattet sein. D ie staatlichen Zuschüsse für die Fortbildungsschule seien bedeutend zu erhöhen etc. — Im Anschlufs daran fand eine Sitzung des im vorigen Jahre in Halle gegründeten V e r b a n d e s d e r L e h r e r u n d F r e u n d e d e r F o r t b i l d u n g s s c h u l e statt. D ie Satzungen des V er­

bandes wurden festgestellt. Der bisherige Vorstand des Verbandes, b e­

stehend aus den Herren Schulrat P o la c k - W o r b is , Oberlehrer B e h r - München, Direktor P a c h e -L e ip z ig , Dr. K am p - Frankfurt und Lehrer G o llin g - B e r lin , wurde wiedergewählt. Neu traten in den Vorstand ein die Herren Dr. 0 s a n n - Darmstadt, v. S c h e n c k e n d o r f - Görlitz, R i c k e r t - Berlin, Fabrikbesitzer S e h e 11 er-D ü ren und Sattlerobermeister R e p p e n - h a g e n -L e ip z ig .

In der Zeit vom 27. A ugust bis 2. September fand in Frankfurt a./M.

unter L eitung des Herrn Turninspektors Dr. W eidenbusch ein Knrsns in Volks- und Jugendspielen für Lehrer statt. An demselben beteiligten sich 29 Lehrer aus N assau, W estfalen, Luxemburg, der Schweiz u. s. w., und zwar 23 Elementarlehrer, 2 Gym nasial-, 2 Seminarlehrer und 2 Offiziere.

Der Unterricht in der Musterschule bestand in theoretischen U nter­

w eisungen und hauptsächlich im praktischen Spiel der Kursisten bei der Schule und auf dem grofsen städtischen Spielplatze „Altaracker“ an der Eschenheimer Landstrafse. Es wurden sowohl die einfachsten Ballspiele kleiner Mädchen als die englischen Spiele F ufsball, Cricket, Law n- Tennis u. s. w. behandelt. Aufserdem war den Kursisten G elegenheit g e ­ boten, sich die Spiele der Schüler der städtischen Schulen unter A ufsicht des Lehrers und diejenigen des Lehrerturnvereins und zw eier Damenturn­

vereine anzusehen. Dank der verständigen, planvollen Leitung des Herrn Turninspektors werden die Teilnehmer mit grofsen Erfahrungen in ihre Heimat zurückkehren und der schönen Sache, der von höchster Stelle B e­

deutung beigelegt w ird, da man in ihr ein Bekäm pfungsm ittel sozialer Schäden erblickt, w eitere V erbreitung verschaffen. Möge mit ihr die Zeit wiederkommen, wo die nachschulpflichtige Jugend statt in Wirtshäusern ihre Erholung bei Ball und Schlagholz suche und finde.

B e r i c h t i g u n g .

W ir hatten in den M itteilungen No. 8/9 S. 123 nach der Preufsischen Schulzeitung einen Bericht über die 20. Jahresversammlung des Rheinischen Provinzialvereins für höhere Mädchenschulen gebracht. Darin war der Inhalt der Rede des Herrn Prof. Dr. W. Foerster in Bonn kurz w ieder­

gegeben. Der genannte Herr ersucht uns, diese N otiz zu berichtigen; es würden ihm in jenem Auszug D inge in den Mund g eleg t (Veranlassung des Ministeriums, Litteratur in der Schule), die er gar nicht berührt habe. „Eine getreue W iedergabe meiner Ausführungen, schreibt Herr Prof. Foerster, findet man in aller Kürze in dem amtlichen Bericht des V ereins, der in der Zeitschi’ift ,D ie Mädchenschule1 VI (Juniheft) S. 158 vor kurzem erschienen ist.“

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Gesellschafts -Angelegenheiten.

Bericht über den ersten Kongreß der C.-G.

A bgehalten zu L issa am 22. und 23. Oktober 1893.

Der Gesamtvorstand hatte es als eine Ehrenpflicht angesehen, den ersten Kongrefs unserer G esellschaft in derjenigen Stadt abzuhalten, deren Geschichte am engsten unter allen Städten mit dem W irken des Mannes verknüpft war, nach dem sie sich nennt, und obwohl diese Stadt nicht derart im M ittelpunkte des Verkehrs la g , dafs wir hoffen konnten, aus fernen Ländern und P rovinzen einen grofsen T eil unserer M itglieder zu versam m eln, so waren w ir doch der Teilnahme der Stadt L issa und ihrer Bürger, die sich von vornherein zahlreich an unserer G esellschaft be­

teilig t hatten, gew ifs, und ebenso konnten, w ie wir annahm en, Vertreter der Nachbarprovinzen ihr Interesse für unser Unternehmen durch ihre A n­

w esenheit bethätigen. D iese Voraussetzungen sind denn auch in Erfüllung gegangen, und der Kongrefs hat unter den Eindrücken der reichen, wenn auch wehmütigen geschichtlichen E rinnerungen, die die Teilnehm er um­

gaben, einen harmonischen und erhebenden V erlauf genommen.

D er Kongrefs begann mit einer Sitzung des K o n g r e f s - A u s - s c h u s s e s am 22. Oktober, abends 6 Uhr, im Konferenzzimmer des Gym­

nasiums. Es nahmen etw a fünfzehn Herren daran teil, nämlich die H erren:

Kons.-Rat D. Borgius (P osen), D irektor Dr. Eitner (Görlitz). Oberbürger­

meister Herrmann (Lissa), Pastor Frommberger (Lissa), Archivrat Dr. K eller (Münster), Pastor K ögel (W aschke), Direktor Dr. Kunze (Lissa), Professor Dr. M arkgraf (Breslau), Professor Dr. Nesemann (Lissa), Sem .-D irektor Peiper (Koschmin), Oberlehrer Dr. Prause (Lissa), Geh. R eg.-Rat u. Prov.- Schulrat Dr. P olte (Posen), Landgerichts-Präs. W erner (Lissa), Reg.- und Schulrat Sander (Bunzlau), Direktor Slam enik (Prerau).

D er V orsitzende eröfftiete die Sitzung mit begrüfsenden W orten und einigen erläuternden Bem erkungen über den Zweck und die Bestimmung des Kongrefsausschusses. A u f den W unsch der Versammlung übernahm Herr Oberlehrer Dr. Prause die Führung des Protokolles und die V er­

lesung der §§ 5—7 der Geschäftsordnung für die Kongresse und die Haupt­

versammlungen. Sodann wurde sofort zum ersten Punkt der Tagesordnung

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1893.

geschritten, nämlich zur W ahl des K o n g r e f s p r ä s i d e n t e n und seines Stellvertreters. D er Vorsitzende schlug vor, den Herrn Kons.-Rat D. Bor- gius in Posen, den N achfolger des Comenius im Bischofsam t der Brüder- unität zum Präsidenten und den Herrn Geh. Reg.-Rat Dr. P olte in Posen zu seinem Stellvertreter zu ernennen. D ie genannten Herren erklärten sich zur Annahme bereit.

Nachdem sodann einige kleinere M itteilungen gem acht worden waren, wird die Sitzung gegen 7 Uhr abends vom Vorsitzenden geschlossen.

Am Montag, den 23. Oktober, morgens 8V2 Uhr, fand im Gymnasium die Hauptversammlung statt, die vom Vorsitzenden eröffnet und g eleitet wurde. Nach Begrüfsung der A nw esenden erfolgte zunächst die Erstattung des G e s c h ä f t s b e r i c h t s .

D ieser Bericht erstreckte sich 1) auf die G esam tthätigkeit der G esell­

schaft, besonders auf die wissenschaftlichen und gem einnützigen Veröffent­

lichungen, 2) auf den seit 1892 erfolgten Ausbau der Organisation, 3) auf den M itgliederbestand und 4) auf die finanziellen V erhältnisse der C.-G.

D ie Publikationen, die schon je tz t fast drei Bände (zwei Bände Monatshefte, einen Band Mitteilungen) von etw a fünfzig Druckbogen um fassen, haben seitens der w issenschaftlichen Kritik eine freundliche Aufnahme gefu n d en ; der Ausbau der Organisation hat w esentliche Fortschritte gemacht; die Zahl der M i t g l i e d e r , die am 1. Januar 1892 610 betrug, ist trotz des natürlichen Abgangs au f etw a 1000 gestiegen, und die R e c h n u n g e n des Jahres 1892 schliefsen trotz bedeutender einmaliger und aufserordentlicher Ausgaben mit einem Ü b e r s c h u f s ab. D er Vorsitzende schliefst den B e ­ richt mit einem hoffnungsvollen A usblick in die Zukunft; es sei eine f e s t e G r u n d l a g e gew onnen, die sich widerstandsfähig und haltbar be*

weisen werde. Um die Gesamtwirkung richtig abzuschätzen, dürfe man nicht blofs das betrachten, w as in den obigen Zahlen sich darstelle, son­

dern man müsse erwägen, dafs jede feste Organisation auch auf viele P er­

sonen eine W irkung übe, die sich ihr nicht als M itglieder anschliefsen.

Sodann erfolgte die V o r l a g e d e r J a h r e s r e c h n u n g nebst den B e­

lägen und dem K assenbericht des Bankhauses Molenaar u. Co. in Berlin.

D er Vorsitzende konnte mitteilen, dafs die Rechnungen und B eläge in Ge- mäfsheit des am 19. November 1892 gefafsten Beschlusses vom Herrn D ia­

konus Jos. Müller geprüft worden seien. D a Herr Müller keinerlei Er­

innerung oder Beanstandung für notw endig gehalten h atte, so beschlofs die Versammlung, die E n t l a s t u n g zu erteilen, die dann auch ausge­

sprochen wurde.

Es wurde dann zum dritten Punkt der Tagesordnung, der Besprechung des Arbeitsprogramms der C.-G. für 1894 geschritten. Herr Gymn.-Direktor Dr. Eitner (Görlitz) erbat dazu das W ort und erklärte, er habe mit Genug­

t u u n g die Thatsache begrüfst, dafs die Gesellschaft sich nicht nur w issen­

schaftliche Ziele gesteckt habe, sondern auch im Sinne des Comenius für die Pflege der V o l k s e r z i e h u n g wirken w olle; es sei wünschenswert, dem letzteren Punkt besondere Beachtung zu schenken, und er w olle schon jetzt die Gesellschaft einladen, sich demnächst an dem Kongrefs zu be­

teiligen, den Herr von Schenckendorf behufs Förderung der V olkserziehung nach Berlin einzuberufen beabsichtige. Der Vorsitzende erw iderte, dafs

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142 Nr. 10.

die B etonung der gem einnützigen Aufgaben der Gesellschaft ganz der M einung des Gesamtvorstandes entspreche und dafs man bestrebt sein werde, die bezüglichen Bemühungen, für die ein Organ in den „Mitteilungen der C .-G .“ geschaffen worden se i, fortzusetzen. Insbesondere w erde der Vorstand alle Bemühungen des Herrn von Schenckendorf um so lieber unterstützen, als er w isse, dafs a lles, was von Herrn v. S. ausgeht, im G eiste comenianischer Grundsätze und Gedanken begonnen und aus- geführt werde.

A ls letzter Punkt standen die erforderlichen W ahlen au f der T ages­

ordnung. Es war zunächst nach § 12 der Satzungen die W ahl zw eier Rechnungsprüfer und eines Stellvertreters vorzunehmen; die Versammlung ernannte die Herren Diakonus Jos. Müller (Herrnhut) und Prof. W . B öt­

ticher (Hagen) zu Prüfern und Herrn Schulrat A. Israel (Zschopau) zum Stellvertreter. Ferner waren die W ahlen zum Gesamtvorstand zu voll­

ziehen. D ie W a h len , die am 10. Oktober 1891 vollzogen worden waren, w aren nach den damaligen Beschlüssen lediglich v o r l ä u f i g e gew esen, und es handelte sich jetzt darum, einen endgültigen Vorstand zu ernennen. Der

§ 5 der Satzungen bestimmt in Sachen des Vorstandes Folgendes:

„Die L eitung der Gesellschaft wird durch den Gesamtvorstand wahrgenommen. D erselbe besteht aus 27 Mitgliedern und besitzt bis au f w eiteres das R echt der Zuwahl . . . . Den 27 M itgliedern stehen 27 stellvertretende M itglieder zur Seite, über deren R echte und Pflichten die Geschäftsordnung näheres bestimmt. D ie 27 M itglieder und 27 V er­

treter werden durch die Hauptversamm lung aus den Diplom mitgliedern, Patronen, Stiftern und Teilnehmern auf Grund von V o r s c h l a g s ­ l i s t e n des Verwaltungsausschusses in geheimer Abstimmung au f drei Jahre gew äh lt.“

In Sachen dieser V orschlagslisten bestimmt § 1 der Geschäftsordnung für den Vorstand, dafs sie doppelt so viel Namen enthalten müssen, als Mit­

glieder zu w ählen sind.

A u f Grund dieser Bestimmungen hatte der V erwaltungsausschufs folgende L iste aufgestellt.

An erster Stelle wurden vorgeschlagen:

O r d e n t l i c h e M i t g l i e d e r :

Dr. B e c k e r , Direktor d. theol. Seminars, Gnadenfeld. B e e g e r , Lehrer und Direktor der Comeniusstiftung, Leipzig. Dr. B o r g i u s , Ep., Kons.- Rat, Posen. Dr. B r a n d e s , Hofprediger, Bückeburg. Dr. H ö p f n e r , Geh.

Ober-Reg.-Rat u. Vortragender R at im Kultusministerium, Berlin. M. J a - b l o n s k i , Berlin. I s r a e l , Schulrat, Zschopau. Archivrat Dr. L u d w i g K e l l e r , Staatsarchivar, Münster i. W . D. Dr. K l e i n e r t , Prof. u. Ober- kons.-Rat, Berlin. W . J. L e e n d e r t z , Prediger, Amsterdam. Dr. J . L o s e r t h , Prof. an der U niv. Graz. Prof. Dr. M a r k g r a f , Stadtbibliothekar, B reslau.

D . Dr. G. L o e s c h e , k. k. ordentl. Prof., W ien. Banquier W . M o l e n a a r , Berlin. J o s . T h . M ü l l e r , Diakonus, Herrnhut. Dr. P a p p e n h e im , Prof., Berlin. Dr. O t t o P f l e i d e r e r , Prof. an der U niv. Berlin. Dr. R e i n , Prof. an der U niv. Jena. Univ.-Prof. Dr. R o g g e , Amsterdam. S a n d e r , Reg.- und Schulrat, Bunzlau. H e i n r i c h , P r i n z z u S c h ö n a i c h - C a r o - l a t h , Scblofs Am titz. Dr. S c h n e i d e r , W irkl. Geh. O b er-R eg .-R a t und

(13)

1893. 143

Vortragender Rat im Kultusm inisterium, Berlin. Dr. S c h w a l b e , R eal­

gymnasial - Direktor und Stadtverordneter, Berlin. Dr. T h . T o e c h e - M i t t l e r , Hofbuchhändler, Berlin. A. V ä v r a , Professor,Prag. Dr. W a t t e n - b a c h , Geh. R eg .-R a t u. Prof. an der U niv. Berlin. W e y d m a n n , P re­

diger, Crefeld.

S t e l l v e r t r e t e n d e M i t g l i e d e r :

Univ.-Prof. D. B a s s e r m a n n , Heidelberg. Dr. B e n r a t h , Prof. an der U niv. Königsberg. W i l h . B ö t t i c h e r , Professor, Hagen i. W . P h i l . B r a n d , Bankdirektor, Mainz. Dr. C o m b a , Prof. am theol. Seminar der W aldenser, Florenz. R ealgym nasial-Direktor Dr. C r a m e r , Mülheim a. Rh.

D. E h l e r s , Kons.-Rat, Frankfurt a. M. H. F e c h n e r , Professor, Berlin.

U niv.-P rof. Dr. H i l t y , Bern. Dr. H o h l f e l d , Prof., Dresden. Gymn.- Direktor Dr. H e u s s n e r , Kassel. Dr. Herrn, v. J ir e C e k , k. k. Mini­

sterialrat, W ien. Dr. K e f e r s t e i n , Oberlehrer a. D., Jena. Dr. K u n z e , Gym.-Direktor, Lissa (Posen). Prof. D. Dr. K v a c s a l a , Prefsburg. L a u n - h a r d t , Geh. Reg.-Rat u. Prof., Hannover. U niv.-Prof. Dr. H. S u c h i e r , H alle a. S. Prof. Dr. N e s e m a n n , L issa (Posen). A rchivrat Dr. P r ü - m e r s , Staatsarchivar, Posen. Rektor R i f s m a n n , Berlin. Pastor B. C.

R o o s e n , Hamburg. Dr. v. S a l l w ü r k , Oberschulrat, Karlsruhe. Land­

tagsabgeordneter v o n S c h en c k e n d o r f f , Görlitz. Dr. G. S c h m id , St. Petersburg. S la m g n ik , Bürgerschuldirektor, Prerau. U niv.-Prof. Dr.

v o n T h u d i c h u m , Tübingen. Dr. W ä t z o l d t , Direktor und Professor an der U niversität Berlin.

An zw eiter Stelle werden vorgesch lagen : O r d e n t l i c h e M i t g l i e d e r :

T h . A r n d t , P rediger, Berlin. R. A r o n , L ehrer, Berlin. Ober­

schulrat Dr. v. B a m b e r g , Gotha. Direktor Dr. B e g e m a n n , Rostock.

Geh. R eg .-R a t Prof. Dr. B o e h m e r t , Dresden. Konsul B e r n h . B r o n s , Emden. Univ.-Prof. Dr. J. C a r o , Breslau. Kommerzienrat M. v a n D e l d e n , Gronau. Univ.-Prof. Dr. W . D i l t h e y , Berlin. Oberkirchenrat D. D r e y e r , Meiningen. Univ.-Prof. Dr. E l s t e r , Breslau. Prediger C. H a r d e r , Elbing.

Prof. Dr. H e i n z e i m a n n , Erfurt. Univ.-Prof. Dr. H o c h e g g e r , Czerno­

witz. U niv.-P rof. Dr. K a h l , Bonn. Oberlehrer K a t s c h i n k a , W ien.

Prof. Dr. L a s s o n , Friedenau bei Berlin. U n iv .-P ro f. Dr. J. B. M e y e r , Bonn. U niv.-Prof. Dr. P. N a t o r p , Marburg a. L. Geh. Hofrat Prof. Dr.

O n c k e n , Giessen. Geh. Reg.-Rat P o l t e , Posen. U niv.-Prof. Dr. L u d w.

S t e i n , Bern. Direktor Dr. T h o r b e c k e , H eidelberg. Direktor Dr. V o f s , Christiania. D irektor Dr. Z e c h l i n , Stade. Professor Dr. Z im m e r , Her­

born. U niv.-Prof. Dr. Z o r n , Königsberg.

S t e l l v e r t r e t e n d e M i t g l i e d e r :

Rektor B a r t h o l o m a e u s , Hamm (Westf.). Professor Dr. B e h e im - S c h w a r z b a c h , Ostrau bei Filehne. J. B o e h m , Landtags-Abg. u. Sem.- Lehrer a. D ., Altdorf. Oberlehrer Dr. E. B r e n n i n g , Bremen. Senior Lic. C is a r , Klobouk b. Brünn. Gymn. - Direktor Dr. E i t n e r , Görlitz.

Oberbürgermeister E l d i t t , Elbing. Kons.-Rat Dr. F e h r , Präses des Stadt- Konsistoriums, Stockholm. R eg .-u n d Schulrat F r i e d r i c h , Münster. Ober­

lehrer H a l b e n , Hamburg. Direktor Dr. E. H a n n a k , W ien. Kreisschul- inspektor Dr. J o n a s , Berlin. Pastor K ö g e l , W aschke-Punitz. Pastor

(14)

Nr. 10.

H. G. M an n h a r d t , D anzig. Prof. Dr. M e i s t e r , Breslau. Prof. Dr. J o h . N o v iik , Prag. Sem .-Direktor P e i p e r , Koschmin (Posen). Dr. P r o s s e i , Gymn.-Rektor, Heilbronn. T h . R a y d t , Superintendent, Lingen. Gymn.- Direktor Dr. R e i n h a r d t , Frankfurt a. M. Pastor E. R o c n n e k e , Mo- gilno (Posen). Direktor A lb . R i c h t e r , L eipzig. Oberlehrer S c h u b e r t , A ugsburg. Gymn. - D irektor Dr. W a s s n e r , Ratzeburg. Direktor Dr.

W y c h g r a m , Leipzig. Graf Z i e r o t i n , Blauda (Mähren). U niv. - Prof.

Dr. v o n Z w i e d i n e c k , Graz.

D er Vorsitzende liefs die W ahlzettel verteilen und forderte die V er­

sammlung auf, sich darüber schlüssig zu machen, in w elcher Form sic die V ollziehung w ünsche; er bemerkte, dafs die W ahl durch Zuruf nur dann nach den Satzungen zulässig sei, wenn von keiner Seite Einspruch erhoben werde. Es wurde der Vorschlag gemacht, die W ahlen durch Zuruf zu vollr ziehen, und der V orsitzende fragte nunmehr an, ob darüber allseitig Ü ber­

einstim mung vorhanden sei. Nachdem diese festgcstellt w ar, ward be­

schlossen, dafs die an erster S telle vorgeschlagenen M itglieder für die nächsten drei Jahre als erw ählter Gesamtvorstand der C .-G . anzusehen seien. D ie anwesenden M itglieder erklärten sich zur Annahme der W ahl bereit.

Nachdem damit die Tagesordnung erledigt war, schlofs der Vorsitzende unter dem Ausdruck des D ankes an die Erschienenen die geschäftlichen Verhandlungen der Hauptversammlung.

An die Hauptversam m lung schlofs sich um 10 Uhr eine Sitzung des neuerwählten Vorstandes behufs Konstituierung und W ahl der ständigen Ausschüsse (§ 7 der Geschäftsordnung). D ie L eitung übernahm nach den bestehenden Bestimmungen der bisherige Vorsitzende. Nachdem die Kon­

stituierung vollzogen war, schritt man zu den W ahlen. Es wurde zu­

nächst beschlossen, den bisherigen Verwaltungsausschufs wiederzuw ählen;

er besteht demnach für die nächsten drei Jahre aus den früheren Mit­

gliedern. Von den M itgliedern des bisherigen Redaktionsausschusses hatten drei Herren ihr Amt niedergelegt; es wurde beschlossen, den übrigen fünf Herren [Herrn Schulrat Israel (Zschopau), Prediger Leendertz (Amsterdam), Prof. Dr. Loserth (Graz), Archivrat Dr. K eller (Münster) und Diakonus J. Müller (Herrnhut)] das R echt der Zuwahl einzuräumen.

Um 11 U hr folgte die F e s t s i t z u n g in der A ula des Gymnasiums, bei welcher die Festrede des Herrn P r o f e s s o r D r. N e s e m a n n über den angeblichen „Verrat des Comenius im schwedisch-polnischen K riege“ den M ittelpunkt des Interesses bildete.

E ingeleitet wurde die F eier durch den G esang einer M otette, die der Schülerchor des Gymnasiums in ansprechender Form zum Vortrag brachte.

In der darauf folgenden Begrüfsungsrede w ies der Herr Kongrefspräsident, Kons.-Rat Borgius, darauf hin, dafs er zugleich als Vertreter der U nität und N achfolger des Comenius im Bischofsamte die C om eniusgesellschaft begrüfsen könne. Man dürfe den Namen des Comenius nicht nennen, ohne sich zugleich der Brüderunität zu erinnern, für die er mit treuer H ingabe und Liebe sein L eben hindurch gearbeitet habe. Comenius habe als B ischof seiner Kirche nichts sehnlicher gew ünscht, als die Union aller Bekenntnisse, und er habe, soviel an ihm sei, hierfür nachdrücklich und thatkräftig durch

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1893.

W ort und Schrift gew irkt. Man möge, indem man die Verdienste des Co­

menius als Bahnbrecher der Erziehungslehre feiere, die anderen, ebenso wichtigen Seiten seiner T hätigkeit nicht vergessen. Mit diesem W unsch erklärte er den Kongrefs für eröffnet. H ierauf ergriff Herr Gymn.-Direktor Dr. Kunze das W ort und begriifste die Festteilnehm er an der S te lle , an der einst Comenius als L eiter der Brüderschule, und in gew issem Sinne als sein Vorgänger, gew irkt habe. Ihm dankte der Kongrefspräsident. mit dem Ausdruck des W unsches, dafs der Geist dieses grofsen Vorgängers im Lissaer Gymnasium fortleben und dafs die A nstalt noch lange blühen und gedeihen möge.

Dann sprach Herr Geheimer Regierungsrat P o l t e im Namen des Provinzial-Schulkollegium s dem Kongrefs seinen Glückwunsch aus. Co­

menius habe in seinem Erziehungswerke nichts F ertiges schaffen, sondern nur die richtigen W ege zeigen w ollen; seine Gedanken seien dann von ändern w eitergeführt worden, und die U nterrichtsverwaltung habe die A uf­

g ab e, dafür zu sorgen, dafs in seinem Sinne Lehrer und Schüler in rich­

tiger W eise erzogen werden. Möge die Gesellschaft dazu beitragen, dafs die Gedanken des Comenius immer mehr zur V erwirklichung gelangen.

Herr Konsistorialrat Borgius gab hierauf seiner Freude darüber Ausdruck, dafs die Bestrebungen der C.-G. bei der königlichen Staatsregierung so ent­

gegenkommendes Verständnis gefunden hätten, und dankte dem Provinzial- Schulkollegium für die Entsendung des Herrn Geheimen Rats Polte.

Nunmehr ergriff der Vorsitzende der G esellschaft das Wort, um den Vertretern der staatlichen w ie der kirchlichen Behörden, sow ie des K önig­

lichen Gymnasiums zu L issa für die W orte zu danken, die sie zur Be- grüfsung des Kongresses soeben gesprochen hätten; die Gesellschaft fühle sich den Männern, die für das Zustandekommen des K ongresses ihre thätige M itwirkung geliehen hätten, zu D ank verpflichtet, und er glaube im Namen aller M itglieder zu sprechen, wenn er dieser Empfindung hier öffentlich Ausdruck gebe. Nach einigen w eiteren Ansprachen und Be- grüfsungen, worunter wir besonders die des Herrn Seminardirektors Peiper in Koschmin namens des Sprachvereins erwähnen, begann Herr Professor Dr. Nesemann die Festrede über den oben genannten Gegenstand.

D ie W ahl des Themas war deshalb eine sehr glückliche, w eil der Kongrefs eine passende G elegenheit bot, um über eine der schw ierigsten und bestrittensten Fragen, die sich an die langjährige T hätigkeit des Co­

menius knüpfen, Licht zu verbreiten und öffentlich für eine historisch be­

gründete Auffassung einzutreten.

Man hat schon frühzeitig den Versuch gem acht, dem Comenius die Schuld an der Zerstörung Lissas im April 1656 seitens der Polen in die Schuhe zu schieben; wenn dieser V orwurf richtig war, so war er geeignet, seinem Charakter einen Flecken anzuheften und ihn bei den eignen Glaubensgenossen und Landsleuten in einem zw eifelhaften L icht erscheinen zu lassen. D ie sorgfältigen Untersuchungen, deren Ergebnis Herr Pro­

fessor Nesemann am 23. Oktober in seiner Rede veröffentlicht h at, haben den Ungrund jener Verdächtigung klar ergeben. W ir gehen hier auf die Beweisführung absichtlich nicht näher ein , w eil wir die Hoffnung hegen, dafs die Drucklegung der ausgezeichneten Ausführungen nicht lange auf

(16)

Nr. 10.

sich warten lassen wird. Herr Prof. Dr. Nesemann hat zu den vielen V er­

diensten, die er sich um die C .-G . bereits früher erworben h at, durch diesen Vortrag ein neues hinzugefugt; wir sind ihm zu aufrichtigem Danke verpflichtet.

Um 2 Uhr fanden sich die Teilnehm er des Kongresses im grofsen Saale des K aiserhofes zu einem Festessen zusammen. Der Herr Kongrefs- präsident brachte das Hoch auf Se. Majestät aus. Herr Oberbürgermeister Herrmann begrüfste die fremden G äste, in deren Namen Herr Archivrat K eller dankte und der Stadt L issa eine gedeihliche Entw ickelung wünschte.

Herr Generalsuperintendent H esekiel aus Posen brachte den Trinkspruch au f den Vorsitzenden der G esellschaft aus. Nachdem hierauf Herr Direktor Kunze eine A nzahl von D epeschen verlesen und Herr Seminardirektor Peiper auf den Kongrefspräsidenten, Herr Regierungsschulrat Sander-Bunzlau au f den anw esenden Landsmann und Verehrer des Comenius, Herrn Schul­

direktor Slam enik-P rerau (Mähren) g etoastet, gin g die Festversam m lung auseinander, um sich bald darauf im Stadtverordnetensaale des Rathauses zusammenzufinden, wo eine A usstellung der Schätze der Johanniskirche an U rkunden, alten Drucken und kostbarem A ltargerät veranstaltet worden war. Von der beabsichtigten B esichtigung der Stadt und der Kirchen mufste der vorgeschrittenen Zeit w egen Abstand genommen werden.

Um 8 Uhr vereinigten sich die Festgenossen noch einmal zu einem un­

gezw ungenen Zusammensein im H otel Kaiserhof.

W ir erfüllen eine angenehme Pflicht, wenn wir auch an dieser Stelle der Freude Ausdruck geben, dafs es trotz der natürlichen Schw ierigkeiten, die in der W ahl des Ortes la g en , möglich gew orden ist, den ersten Kon- grefs gerade in L issa abzuhalten. W ir können hinzufügen, dafs der freund­

liche E m pfang, der allen Gästen zu teil geworden ist, die besten Ein­

drücke zurückgelassen hat.

K assenbericht des Herrn Schatzm eisters bis znm 31. Dezember 1892.

L aut Rechnungsvorlage in der Hauptversammlung vom 1891 verblieb ein Baarbestand von

Seit dem 10. Oktober 1891 bis 31. Dezember 1892 gingen an B eiträgen ein:

bei dem Bankhause Molenaar & Co. Mk. 6697.79 bei Herrn A rchivrat Dr. Keller, Münster 818.67 Es gingen ferner ein erst im Jahre 1893 an Beiträgen für das

Jahr 1892 geltend

bei dem Bankhause Molenaar & Co. Mk. 930.50

bei Herrn A rchivrat Dr. Keller, Münster 126.25 1056.75 Insgesam t Mk. 9727.13 10. Oktober Mk. 1153.92

(17)

1893.

D ie Ausgaben betrugen laut Belägen:

a. Ausgaben zur Förderung der Jahrhundertfeier:

Kanzleikosten Mk. 688.15

Drucksachen 824.70

Postgebühren » 687.38

Schreibpapier, Um schläge 185.71

Zuschufs zu den Festausschüssen 197.85

Adrefsbücher, Adressen 83.40

R eisespesen 24.45

Preisgedichte „ 100.— Mk. 2791.64

b. Ausgaben für die Begründung und Einrichtung der G esellschaft:

K osten für die Vorversammlung am 9.

und 10. Oktober 1891 Mk. 657.80

Kanzleikosten 537.50

Postgebühren » 535.82

Monatshefte und Honorare 4508.10

M itgliedskarten 83.20

Drucksachen 327.20

Buchbinderarbeiten >? 20.85

Papier 7t 17.50

Vermischte Ausgaben >? 235.55 6923.53

Insgesam t Mk. 9715.17

Einnahme Mk. 9727.13

A usgabe ___________ „ 9715.17 B leib t Überschufs Mk. 11.96.

Zu bemerken ist, dafs ein T eil der vorstehenden A usgaben für 1892 erst im Jahre 1893 g eleistet wurde, entsprechend den erst in diesem Jahre eingegangenen Beiträgen für 1892.

D ie uns von dem Vorsitzenden der C.-G., Herrn Archivrat Dr. K eller in Münster, vorgelegten B eläge zu den A usgaben haben wir mit den Buchungen verglichen und stimmend befunden.

B e r l i n , den 10. Oktober 1893. M o l e n a a r & Co.

Persönliches.

W ir bitten, uns wichtigere N achrichten, die die persönlichen V erhältnisse unserer M itglieder und deren V eränderungen be­

treffen, mitzuteilen.

F. W. Dürpfeld f- U nsere G esellschaft hat durch den Tod F. W . Dörpfelds (gest. am 27. Oktober d. J.) einen schweren V erlust erlitten.

U nsere Mitglieder w issen , dafs Dörpfeld der C .-G . als Vorstandsm itglied angehört hat, aber w enigen ist bekannt, w ie lebhaft er seine Teilnahm e vom ersten A ugenblick an, wo ihm unsere Pläne bekannt wurden, für das Unternehmen an den T ag gelegt, und w ie sehr er der Gesellschaft, nach­

dem sie ins Leben getreten w ar, seine thätige Teilnahm e geschenkt hat.

(18)

Nr. 10.

Es entspricht daher sowohl der Bedeutung, die Dörpfeld auf dem Ge­

biet der Erziehungslehre gew onnen hat, w ie seinen Verdiensten um unsere G esellschaft, wenn w ir beabsichtigen, eingehender auf sein Leben und W irken zurückzukommen.

Hier sei nur bemerkt, dafs neben all den zahlreichen Freunden, die Dörpfeld im In- und Ausland besessen hat, auch unsere Gesellschaft trau­

ernd am Grabe des seltenen Mannes steht. Friede seiner Asche!

Alexander Kolbe f . Am 22. Mai 1893, am Pfingstm ontag, starb zu Treptow a. d. R. nach langem , mit stiller Ergebung getragenen Leiden, der Direktor des K öniglichen Bugenhagen-G ym nasium s, Prof. Lic. Dr. Kolbe.

Er gehörte unserer G esellschaft als Diplom m itglied vom Anbeginn ihrer Gründung an und war bei der konstituierenden Sitzung unter die Zahl der stellvertretenden Vorstandsm itglieder gew ählt. D iese E hrenstellung g e­

bührte ihm schon deshalb, w eil er während seines L ebensganges in hervor­

ragender W eise um die H ebung des Schulw esens bemüht gew esen war.

Am 12. D ezem ber 1841 war K. zu Greifswald geboren. Seine Schul­

bildung erhielt er im Gymnasium seiner Vaterstadt, w elches damals unter der L eitung des trefflichen H iecke stand. W ie viel A nregung er diesem verdankte, hat er selbst später bezeugt. Nach glänzender A blegung der Reifeprüfung bezog er zunächst Ostern 1854 die U niversität seiner V aterstadt, um T heologie und P h ilologie zu studieren. Dem fröhlichen Studentenleben wurde er erst in Erlangen zugeführt, wohin er sich im Herbst 1860 zur V ollendung seiner Studien begab. Seine Studien waren w esentlich theologisch unter der L eitu n g der Professoren D elitzsch und Hofmann. Nach B eendigung des Triennium s kehrte er dann nach Greifs­

w ald zurück, w o er im Frühjahr 1863 magna cum laude in der philo­

sophischen F akultät promovierte und das Zeugnis der unbedingten Lehr­

befähigung für höhere Lehranstalten sich erwarb. Am Greifswalder Gymnasium leistete er dann das pädagogische Probejahr ab und lenkte hier durch seinen geschickten R eligionsunterricht die Aufmerksamkeit des Provinzialschulrates Dr. Wehrmann au f sich, der ihn sogleich als ordent­

lichen Lehrer nach K öslin berief, um ihm den U nterricht der Prima in R eligion und D eutsch zu übertragen. Dem W ohlw ollen W ehrmanns ver­

dankte er es denn auch, dafs er bereits Michaelis 1864 als Oberlehrer nach K önigsberg i. N. berufen wurde. Von dort ging er nach zw ei Jahren in gleicher E igenschaft an das M arienstiftsgymnasium in Stettin, wo er dann bis Ostern 1882, dem Term in seiner Berufung zum Direktor des Bugenhagen- Gymnasiums, ununterbrochen w irkte. A n äufseren Ehrenbezeugungen erhielt er 1872 von der L eipziger theologischen Fakultät „einstimmig und mit be­

sonderer F reudigkeit“ die Licentiatenwürde. Im Jahre 1864 schlug er einen R u f als aufserordentlicher Professor an die U niversität Dorpat aus.

K olbe kam in jungen Jahren zu einer Stellu n g, die sonst erst B e­

jahrteren zu teil wird. Es fehlte ihm deshalb nicht an Neidern. In Stettin gesta ltete sich seine Stellung noch dadurch besonders schw ierig, dafs er der N achfolger eines g eistig so bedeutenden Mannes w ie L udw ig G iese- brecht war. A llein alle Hindernisse verstand K olbe zu überwinden. B ei seinen Schülern verstand er stets warmes Interesse für religiöse Fragen

(19)

zu wecken, und seiner A nregung hat mancher von ihnen vieles für sein späteres Leben zu verdanken gehabt.

Uber den Kreis der Schule hinaus hat Kolbe seine Ideen zu tragen gesucht, indem er vor gröfserem Publikum Vorträge mancherlei A rt hielt.

Er verschmähte es nicht, auch zu niederen Schichten, die nach Belehrung und Fortbildung bestrebt waren, herunterzusteigen, w ie er denn zu Stettin im Handwerkerverein und im evangelischen Arbeiterverein verschiedenfach Vorträge hielt. Gerade diese Kreise haben ihm später, als er bereits Stettin verlassen hatte, ein dankbares Andenken bewahrt.

K olbe rief das Evangelische Monatsblatt für deutsche Erziehung in Schule, Haus und Kirche (jetzt im 13. Jhg.) als Vereinsorgan ins Leben. In Verbindung damit h a lf er 1882 den evangelischen Schulkongrefs gründen.

D er genannten Zeitschrift hat er als Schriftleiter während der letzten Jahre ausschliefslich seine T hätigkeit gew idm et. Seine sonstige schrift­

stellerische T hätigkeit war eine ausgebreitete. Fast ausschliefslich steht das Theologische, namentlich die Frage nach der Gestaltung des Religionsunter­

richtes, im Vordergrund seiner Interessen.

W ir haben schon früher (M itteilungen 1892, S. 95) des A nteils gedacht, den Prof. Dr. Philipp Schaff an den Vorbesprechungen und Erwägungen über die Gründung unserer Gesellschaft im Jahre 1887 genommen hat, und unsere L eser w issen, dafs er der C.-G. als thätiges M itglied angehörte; er hat sich um das Bekanntwerden der C.-G. in den V ereinigten Staaten er­

hebliche Verdienste erworben. Um so mehr bedauern wir, jetzt m elden zu müssen, dafs wir auch ihn durch den Tod verloren haben; er ist zu London im Oktober d. J. gestorben. Schaff war zu Chur in der Schweiz im Jahre 1819 geboren und hatte in Tübingen, H alle und Berlin studiert. A u f die Empfehlung Neanders, Tholucks und Julius Müllers wurde er Professor am theologischen Seminar in Mercersburg, Pa.; von dort kam er im Jahre 1869 als Professor an das „Union T heological Sem inary“ in N ew york, w o er seit 1887 die Professur der Kirchengeschichte übernahm. Seine Schriften haben in Amerika und in D eutschland eine grofse V erbreitung gefunden.

Herrn Univ.-Professor Dr. Wilh. Dilthey in B erlin — D.-M. der C.-G. — ist der T itel Geheimer Regierungsrat verliehen worden.

D er Prediger an der Jerusalemskirche in Berlin und bisherige P riv a t­

dozent für die neutestamentlichen D isziplinen, D. H erm ann Freiherr von Soden — D.-M. der C .-G . — ist zum aufserordentlichen Professor ernannt worden.

Herr Regierungs- und Schulrat SchSppa in Trier ist zum N achfolger des in den Ruhestand tretenden Geheimen R eg.-R at Dr. Schneider — beide Herren sind Mitglieder der C.-G. — ernannt und nach Schlesw ig versetzt worden.

Herr Oberlehrer Dr. Wafsner in Rendsburg — D.-M. der C.-G. — ist zum Gymnasialdirektor ernannt worden und hat die Direktion des Gym­

nasiums in Ratzeburg übernommen.

Herr Prof. Dr. Kvacsala in Prefsburg, der unseren Lesern als Co­

m enius-Forscher bekannt is t, ist infolge seiner Verdienste um Comenius

Mitteilungen der Comenius-Gesellschaft. 1893. 12

(20)

Nr. 10.

von der evangelisch-theologischen Fakultät in W ien zum Doktor der T heo­

logie honoris causa ernannt worden.

Herr Oberlehrer Dr. Beheim-Schwarzbach in Filehne, dem vor kurzem die Historische G esellschaft der Provinz Posen einen Preis zuerkannt hat, hat den T itel Professor erhalten; ebenso hat Herr Oberlehrer Dr. Lenfsen in Barmen den Professortitel erhalten.

Herr Prediger Maronier, bisher Pastor der remonstrantischen Gemeinde in R otterdam , ist in den Ruhestand getreten und nach Arnheim über- gesiedelt.

Nach den bestehenden Bestimmungen sind die Jahresbeiträge bis zum 1. Juli

jedes Jahres an den Schatzmeister, Bankhaus Molenaar u. Co., Berlin C. 2 B urgstrafse, oder an die Herren Bevollm ächtigten bezw. an die geschfifts- führenden Buchhandlungen zu entrichten.

W ir bitten diejenigen M itglieder, die noch im Rückstände sind, um gefällige Einsendung der Beiträge, indem wir bemerken, dafs wir nacli

§ 14 der Geschäftsordnung berechtigt sind, die B eiträge eventuell durch Postauftrag zu erheben.

Anmeldungen neuer M itglieder bitten wir ebenfalls an das Bankhaus Molenaar u. Co. Berlin C. 2 Burgstrafse, zu richten. D ieses Haus ist auch gern bereit,

außerordentliche Geldzuwendungen.

deren die G esellschaft zur kräftigen Förderung ihrer Ziele immer noch b e­

darf, anzunehmen und Em pfangsbestätigung zu erteilen.

Der Gesamtvorstand der Gesellschaft.

Dr. K e l l e r , Vorsitzender.

(21)

Erste Beilage

zu Nr. 10 dev Mitteilungen der C.-G. 1893.

Eingegangene Schriften.

D ie bereits an anderen Stellen dieser H efte angezeigten und besprochenen Schriften sind hier nicht noch einmal aufgeführt.

D ie Schriftleitung behält sich vor, einzelne der hier genannten Schriften noch besonders zu besprechen.

B a y r e u th e r B lä tte r . Monatsschrift unter der Redaktion von Hans v. W ol- zogen, hrsg. vom A llgem einen Richard W agner-Verein. Sechzehnter Jahrgang 1893. Erstes Stück. Zweites und drittes Stück. Viertes Stück. Fünftes und sechstes Stück. Bayreuth. Im V erlag des A llg.

Rieh. W agner-Vereins. Im Buchhandel zu beziehen durch C. F. Leede in Leipzig.

Zwanzigster B e r ic h t über das Kinderspital Zürich (Eleonoren-Stiftung).

Vom 1. Januar bis 31. Dezem ber 1892. Zürich 1893.

B e r ic h t über die Erziehungsanstalt der Brüdergemeinde für Knaben (latein­

lose höhere Bürgerschule) zu G n a d e n fr ei. Von G-. Lentz, Direktor der Erziehungsanstalt für Knaben. Ostern 1892. Langenbielau, H. Krichler 1892. A u f S. 4 [des Berichts finden sich nähere Mit­

teilungen über die Comenius-Feier der A nstalt am 28. März 1892.

D er B ild u n g s -V e r e in . Hauptblatt für das freie Fortbildungsw esen in Deutschland. Zeitschrift der Gesellschaft für Verbreitung von V olks­

bildung und ihrer Verbände und Zweigvereine. Redakteur: H. Schultze.

X X H I. Jahrg. 1893.

S ü d d e u tsc h e B lä tt e r für höhere U nterrichtsanstalten mit Einschlufs der Kunstschulen und der höheren Mädchenschulen. U nter Mitwirkung hervorragender Vertreter der W issenschaft und des höheren Schul­

amts hrsg. von Karl Erbe, Prof. am Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart. 1. Jahrg. 1893.

D ie tr ic h , Rud. D ie schw eizerischen Schulen und Kurse für allgemeine, hauswirtschaftliche und berufliche Fort- oder Ausbildung des w eib ­ lichen Geschlechts nach Erhebungen in den Jahren 1891 und 1892.

Mit Anhang: G esetzliche Bestimmungen über die staatlichen A rbeits­

schulen der Kantone. Im Auftrag der Fortbildungsschulkommission 12*

(22)

Nr. 10-

der Schw eiz. Gemeinnutz. G esellschaft bearbeitet von R. D. (Separat­

abdruck aus d. Schweiz. Zeitschrift f. Gem einnützigkeit X X X I. Jahrg.

H eft 4.) Zürich 1892. (V erlag des Pestalozzianum s, Preis 50 Cent.) N e u e r E v a n g e lis c h e r G e m e in d e b o te . W ochenblatt für die Gemeinde und ihre Vertreter. Hrsg. unter M itwirkung von Kammergerichtsrat Schröder, den Predigern Dr. A rndt, B öhm -R einickendorf, Göhrke, Lic. Gräbner, Haupt u. s. w. von C. W erckshagen. X IX . Jahrg. 1893.

Berliner F r ö b e l-V e r e in (Korporation). Bericht über die Jahre 189F92.

Inhalt: I. A llgem eines. II. Kindergärtnerinnen-Seminar. III. Kinder- pflegerinnen-Schule. IV. Kindergärten. V. Kassenberichte. VI. V er­

zeichnis der M itglieder. VII. Besondere Beiträge. An der Spitze des Berliner Fröbel-V ereins steht Herr Prof. Dr. Pappenheim (S. Alexan- drinenstr. 70) — D iplom m itglied der C.-G. —, sein Stellvertreter ist Herr Kammergerichtsrat Schubert.

H e r r n h u t. W ochenblatt aus der Brüdergemeine. Schriftleitung u. Verlag:

R udolf Müller in N iesky. 26. Jahrg. 1893.

H o c h s c h u l-N a c h r ic h t e n . Monatsübersicht über das gesam te Hochschul­

w esen des ln- und Auslands. Hrsg. von Dr. Paul von Salvisberg.

Akademischer Verlag. München 1893.

Protokoll der zw eiten Generalversam mlung des deutschen H u g e n o tte n - V e r e in s vom 11. bis 13. Oktober 1892 zu Berlin. Berlin, E. S. Mittler u. Sohn. 1893.

Vierundzwanzigster Jahresbericht des H u m b o ld t-V e r e in s für Volksbildung in Breslau für das Vereinsjahr 1892/93. Inhalt: Die Idee des a ll­

gem einen Völkerfriedens von R echtsanw alt Heilberg. 2. M itteilungen über das verflossene Vereinsjahr. 3. Kassenbericht. 4. M itglieder­

verzeichnis.

K e m s ie s , Ferd. Sozialistische und ethische Erziehung im Jahre 2000.

Berlin. V erlag des Bibliographischen Büreaus 1893.

A llg e m e in e r K in d e r g ä r tn e r in n e n -V e r e in . Gegründet an Fröbels Ge­

burtstag am 21. April 1892 von Frau Baronin von Marenholtz-Bülow, D resden, Frau L uise F röb el, Hamburg, Frau Schuldirektor V ogeler geb. Seele, Charlottenburg, Frl. Minna Schellhorn, Weimar, Frl. Heer- wart, Eisenach. Bericht 1 (Juli 1892), 2 (Oktober 1892), 3 (Januar 1893), 4 (April 1893), 5 (Juli 1893), 6 (Oktober 1893).

E v a n g e lis c h e K ir c h e n z e it u n g fü r Ö ste r r e ic h . Hrsg. und redigiert von Ferdinand Schur, evang. Pfarrer in B ielitz. X. Jahrg. 1893.

Jahresbericht des Bremischen L e h r e r v e r e in s über das Vereinsjahr 1892/93.

A nhang: M itgliederverzeichnis. Bremen 1893.

X jitteraria. W issenschaftlicher Verein zu Blankenburg am Harz, gegründet am 27. Okt. 1884. Bericht über das IX . Vereinsjahr 1892/93. Blanken­

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L o r e n tz , K. D as Internat. Ein B eitrag zur Lehrerbildungsfrage. Leipzig, Karl Jacobsen. 1893. 32 S. 8°.

Niederrheinische Sprachbilder. U nter M itwirkung niederrheinischer G e­

lehrten, Forscher und Sammler in zw anglosen H eften herausgegeben von W ilh e lm M ey er-M a rk a u . 1. H eft: U nsere hochdeutsche Sprache in ihrem Duisburger A ltagsgew ande. Ein Vortrag des Herausgebers.

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(23)

M u ste r k a ta lo g für Haus-, Vereins-, Volks- und Schulbibliotheken. Hrsg.

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E v a n g e lis c h -r e fo r m ie r te B lä tte r . Ein Organ zur Förderung des inter­

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Bericht über die Ergebnisse der S o m m erp fleg e in D eutschland (Ferien­

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Über J u g e n d - u n d V o lk s s p ie le . A llgem ein unterrichtende M itteilungen des Centralausschusses zur Förderung der Jugend- und V olksspiele in Deutschland. Hrsg. in dessen A ufträge von E. v. Sckenckendorff, Mitgl. d. H. d. A., und Dr. med. F. A. Schmidt, Mitgl. d. A uschusses der deutschen Turnerschaft. Jahrg. 1892. Hannover-Linden, Manz u. L ange 1892.

--- Jahrbuch des Centralausschusses zur Förderung der Jugend- und Volksspiele in Deutschland. Hrsg. in dessen A uftrag v. E. v. Schencken­

dorff und Dr. med. F. A. Schmidt. II. Jahrg. 1893. Hannover-Linden, Manz u. Lange.

P r e u fs is c h e S c h u lz e itu n g . Organ des Lehrerverbandes und des P esta­

lozzi-V ereins, sow ie der Emeritenkasse und der Sterbekasse der Pro­

vinz Brandenburg. Red. L. W . Seyffarth. 31. Jahrg. 1893.

Comenius in Fulnek. 1622. Ein T ag aus dem L eben und Leiden des grofsen Pädagogen. In metrischem Gewände dargestellt vom D o m i- t iu s S tr a til. 1893. (Selbstverlag.)

A l l g e m e i n e d e u t s c h e T J n iv ersitä tszeitu n g . Zeitschrift für geistige Bestrebungen. Organ der deutschen Akademischen Vereinigung, Organ der Frauengruppe der deutschen Akademischen V ereinigung, Organ für Mitteilungen aus der Allgem . deutschen Studentenschaft. Heraus­

geber Sanitätsrat Dr. Konrad Küster in B erlin, SW . Tem pelhofer­

ufer 21. VII. Jahrg. 93.

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