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Thorner Presse 1902, Jg. XX, Nr. 302 + 1. Beilage, 2. Beilage

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- V - W »

Bezugspreis:

Ausgabe:

täglich a b e n d s m it Ausnahme der S o n n - und Festtage.

Schriftleitsus n«d Seschiistrstelk:

Katharinensttajze 1.

Aerusprech-Anschlutz Nr. 57.

AüzeigeupreiS:

die Petitspalt-ette oder deren Nannt 1d P f-, fü r lokale G e M ftS . nnd Prlvat-AnLeigen W P f. — Anzeigen werden angenommen in der Geschäftsstelle T h o rn , K a t h a r in a straße 1, den BermlttelnngSsteNen „Jnvalidendank", B e rlin , Haasenstein u. Vogler^

B e rlin >lnd Königsberg, sowie von allen anderen Änzeigen-BermittelungSstellen de- J n - und AllSlandeS.

Annahme der Anzeigen f lir die nächste Ausgabe der Zeitung bis 2 U hr nachmittags.

N L ZOL. Donnerstag den 25. Dezember 1902.

Friede aus Erden.

Fast zwei Jahrtausende sind vergangen, seitdem die Z e it erfüllet wurde, seit über der bethlemitischett Hütte der S te rn erstrahlte, der den H irten den Weg wies. Es w a r eine W interszeit über die Menschheit gekommen.

Die Lehren der Philosophen hatte» den Volksglaube» zersetzt, haltlos und unsicher tastete man einher zwischen den alten G öttern, die der Phantasie nichts mehr boten, und einer Zweifelsncht, die spottend und lachend das W alten höherer Mächte leugnete, um den Lebensgenuß zur G ottheit zu machen.

Die K n ltu r w a r überfeinert, aber neben den wenigen, die ihre Gaben genossen, standen die unzähligen Scharen der Enterbten, der Z ölln e r nnd Fischer, der gequälten Sklaven.

Eine tiefe Sehnsucht erfüllte das Menschen«

geschlecht, die Sehnsucht nach etwas anderem, neuem, nach jenem Himmel, deu kein Genuß der Erde bot. D a brachte Jesus Christus das Evangelium der Liebe, das Weihnachts­

fest der Menschheit, und iu den wilden Kam pfeslärm der alten W e lt drang die Kunde: Friede auf Erden!

Auch hente fühlen sich M änner berufen, eine neue Heilsbotschaft zu künden. Die Sozialdemokraten vergleichen ih r Werk m it dem des DnlderS von Nazareth. Wie Jesus Christus den Enterbten das H eil verkündete, so meinen die Sozialdemokraten Kämpfer zu sein gegen die Ungerechtigkeit einer künstlichen Eutwickelnng der Gesellschaft. E in Vergleich zwischen dem Christenthum und der S ozial- demokratie zeigt jedoch, daß es keinen größeren Gegensatz giebt als den zwischen Christi Lehren nnd denen der Sozialdemo­

kraten.

Christus w a r e rfü llt von unendlicher Liebe. Selbstlos zog er dahin auf seinem dornigen Wege, eine »ene, edle Sittlichkeit lehrend. N u r W orte des Erbarmens, des Trostes nnd der Hoffnung flösse» von seine»

Lippen. W eil er durchdrungen w a r von der W ahrheit des ewigen Gesetzes, daß das Ge­

schick verschieden ist wie der Charakter und die Veranlagung, daß eine Gleichheit »n«

möglich ist »nter Ungleichen, so wies er die Enterbten — vertrauend auf die Liebe Gottes des V aters — auf das Jenseits nnd die Verlorenen und Verkommenen auf den Ausgleich eines künftige» Daseins. I n diesem Sinne sprach Christus das W o rt:

Komtesse Rnscha.

Ein Zeitroman von O. E ls t e r .

--- (Nachdruck verdaten.)

(5. Fortsetzung.)

E in eigenthümlicher Blick in den Augen des Freiherr» machte den Grafen aufmerksam.

„E s ist wider mein HauSrecht", entgegnete er zögernd.

„D ie Flüchtlinge sind in Sicherheit — außerhalb deS Parkes — * flüsterte ihm der alte F re ih e rr rasch in polnischer Sprache zu.

D er G ra f fuhr auf. Ein freudiger Schein blitzte in seinen Augen auf.

» I h r W o rt, Baron . . . .-

„S ie haben es, lieber G ra f.-

D er G ra f e rg riff die Hand deS alten Freundes seiner Fam ilie und drückte sie herzlich.

»Nun w ohl*, sagte er dann in deutscher Sprache, »weil I h r V ater es fü r gut findet

— durchsuchen S ie den Park, H err Lent-

«ant . . . . w ir aber. Freunde, wolle» uns unser Fest auch durch diesen Zwischenfall nicht stören lassen. W ir leben in halben Kriegszeite», da muß man auf solche Unter­

brechungen gefaßt sein. Wünschen Sie, H err Leutnant, daß ich S ie begleite?"

»Ich danke, H e rr G ra f . . . .-

„N n»,so thun S ie,w as Ih n e n befohlen ist.- E r wandte sich ab und begann m it andere»

Herren in lebhafter Weise zu plaudern.

Ferdinand w ollte den S a a l verlassen. E r kam sich selbst wie ein Verbannter vor, er wagte nicht, sich »mznfchauen, aus Furcht, dem Blick der dunklen Augen Rnscha» zn be«

segnen. A ls er jedoch die T h ü r erreicht hatte — die Gesellschaft machte ihm m it einer

t

»M ein Reich ist nicht von dieser W e lt!"

Die Sozialdemokraten stehen uicht auf einem solche» sittlichen Grunde. Sie verweisen ihre Angehörige» auf diese W e lt; lm guten Essen und Trinken sehen sie den Zweck des Lebens.

Christus sprach: »Gebet dem Kaiser, was des Kaisers is t!" Die Sozialdemokraten rühmen sich, Revolutionäre nnd Republikaner zu sein, und wenn brave P a trio te n dem Kaiser ei» Hoch ausbringen, schließe» sich die Sozialdemokraten davon aus. S ie geben also dem Kaiser nicht, was ihm gebührt.

Das Christenthum le h rt: »Du sollst nicht begehren deines Nächste» W e ib !- Die Sozial«

demokraten predige» die freie Liebe, die die Ehe, die F am ilie nnd den S ta a t aus den Kopf stelle» würde.

Wo solche Lehren nnd Grundsätze befolgt werden, da kann naturgemäß kein Segen sprießen. Oder glaubt irgend wer, daß eine verhetzende, niederreißende, nirgends auf­

bauende P a rte i wie die Sozialdemokratie nach der Verbreitung des grimmigsten Un­

friedens über den Erdkreis der Menschheit jemals den Frieden bringe» könne? N u r m it Revolntro» nnd B lu t, nur auf den Trüm m ern der heutigen Gesellschafts- und S ta a tso rd ­ nung, d. h. nach der Vernichtung unserer gesummten K u ltu r könnte sich der Znkunsts- staat der Sozialdemokratie aufbaue». Und was dann? Einige Gewaltmenschen würden sich zu Herrschern emporschwingen, die übrige Menschheit aber würde in kümmerlicher, trostloser Knechtschaft schmachten und in Hnnger, N oth und Elend verkommen.

Die, die sich der Sozialdemokratie ergeben haben, mögen an den Weihnachtstagen ein­

mal ernst m it sich zu Rath« gehen und sich die Frage vorlegen, wer ihnen besseres bietet:

Die Sozialdemokratie, die ihnen in hohlen Redensarten Unzufriedenheit, Haß, Neid und wilde Begehrlichkeit predigt, oder die christ­

liche» Weihnachtsglocken, die ihnen zurufen:

»Fürchtet G ott, ehret den König, habet die B rüder lie b !- Sie werden — des sind w ir sicher — zn der Ueberzeugung kommen, daß die Glockeniöne das wahre Glück der Menschen künden, daß der Friede auf Erden begründet ist in dem Vertrauen auf G ott und in dem Glauben an die frohe Botschaft.___________

Politische Laaesschau

V e rtre te r deutscher S t a d t v e r w a l t n u ­ ll e n, welche noch O k t r o i S besitzen, haben gewissen Schen Platz — da fühlte <.r eine kleine zitternde Hand auf seinem A rm . Rnscha stand neben ihm. AnS geisterhaft bleichem Gesicht sprühten ihm ihre dunklen Augen zornig entgegen.

»Das werde ich Ih n e n nie verzeihen — - stieß sie hervor.

»Komtesse Rnscha — ich folg« nnr dem B efehl! — Ich kann nicht anders . . .

^ »So gehe» S i e ! — Werde» S ie znm Schergen einer grausame» T y ra n n e i! E r ­ niedrigen S ie sich zu Polizeidiensten — ich habe S ie hochgeachtet — ich habe S ie geliebt."

„Rnscha?!"

»Gehen Sie — jetzt verachte ich Sie . .- E r wollte ihre Hand ergreifen, doch sie stieß seine Hand fo rt.

»Ich w ill Sie nicht wiedersehen — nie­

mals — niemals. — -

Das B lu t stieg ihm stürmisch in die S tirn . Der S tolz empörte sich in ihm nnd unter«

drückte den Schmerz, den ihm ihre harten W orte verursachte».

»Ich werde der gnädigen Komtesse auch keine Gelegenheit mehr gebe», mich wieder­

zusehen. Ich habe die Ehre . . . ."

E r verbeugte sich höflich, dann entfernte er sich festen Schrittes, das Haupt stolz er«

hoben. E in schöner T raum , den er diese Z eit hindurch geträumt, w a r vorüber, die herbe»

W orte Nnschas hatten ihn zur Wirklichkeit erweckt.

Draußen befahl er seinen Dragonern die verschiedenen Wege nnd das kleine Schlößchen im P ark zn durchsuchen. E r selbst blieb an der Eingangspforte stehen.

Nach einiger Z e it kehrten die Dragoner

an den Bundesrath eine Eingabe gerichtet, w o rin sie um eine Entschädigung von Reichs- wegen fü r die erheblichen Aufwendungen bitten, die ihnen durch die Pensionirung der zahlreichen, am 1. A p r il 1910 außer Funktion tretenden Steuerbeamten erwachsen.

Ueber d i e R e i c h S t a g s s t i c h w a h l im Wahlkreise Liegnitz« G oldberg-Haynau liegt nunmehr das amtliche Wahlergebniß vor.

Danach ist Justizrath P okl-G leiw itz (freis.

Volkspt.) m it 11001 Stim m en von 17 491 abgegebenen Stim m e» gewählt worden. Stadt«

verordneter BruhnS-BreSlau (Sozd.) erhielt 6400 Stim m e».

Das B e r l i n e r G e w e r b e g e h t z u r ü c k . I n der »Statist. K o rr." w ird her­

vorgehoben, daß die Abnahme der Gewerbe- steuerpflichtigen der untersten Klassen in B e rlin verhältnißmäßlg sehr bedeutend sei.

Die »Statist. K o rr.- fü h rt diese Abnahme nicht sowohl auf Abgabe der untersten Klasse au die höheren Klaffen als vielmehr zweifel­

los auf die erdrückende Konkurrenz der Groß­

betriebe nnd nicht znm mindesten der Groß- warenhäuser zurück.

P r o f e s s o r M o m m s e n schneidet m it seinem jüngsten Debüt als P o litike r ebenso schlecht ab wie bei den früheren Ber- suche». I m Jahre 1884 w a r Mommsen fü r die Verlängerung des SozialistengesetzeS, heut« t r i t t er geradezu fü r eine Förderung der Sozialdemokratie ein! M a n kaun daher ein U rtheil des »Berl. Bolksbl.-» des da­

maligen Organ» der Sozialdemokratie, über den P o litik e r Mommsen auch hente noch fü r zutreffend erklären. Da» sozialdemokratische B la tt hob im Jahre 1684 die Verdienste des Gelehrten Mommsen hervor, um m it folgen­

den Sätzen zu schließen: „Leute wie Mommsen sollten lieber gar keine P o litik treiben. D er Ruhm des großen Gelehrten leidet denn doch gar sehr nuter dem schwankende» P olitiker.

Der Kammerdiener Napoleon» I . zeigte in seinen M em oiren alle die kleinen Schwäche»

des SchlachtenmeisterS. Und der P o litik e r Mommsen enthüllt die Schwachen deS Menschen MommsenS, die mau dem Gelehrten Mommsen uicht ansieht.-

I n G e n s wurde in der Nacht zum Dienstag um 1 Uhr bei dem hölzernen M o - nnm eutalportal der Kathedrale S t. Peter eine Bombe geworfen» durch welche das Schloß des P o rta ls zerstört nnd zahlreiche Fenster­

zurück und meldeten ihm, daß sie nichts V er­

dächtiges im P ark gefunden hätten. Erleich­

tert athmete Ferdinand auf und trabte nach dem Fährhanse zurück, wo er de» Rittmeister iu sehr übler Laune antraf. Die M eldung Ferdinands verbesserte seine Lanne gerade nicht; die ganze Nacht sandte er P atrouillen am Ufer des FlttffeS entlang — es ward nichts entdeckt, als ein altes Boot, welches m it zertrümmertem Kiel unterhalb des Parkes im Ufersande steckte.

D ritte s Kapitel.

Am folgende» Tage, um die M ittags«

stunde, fuhr der hohe, gelbe Jagdwagen des alten Grafen Gorka, der die beiden edlen ungarischen Jncker selbst lenkte, znm größten Erstaunen der Hoflenle auf den Hof von Waikow »nd hielt vor der breiten Freitreppe, welche die F ront des langgestreckten, weißen Herrenhauses von Walkow schmückte.

D er Gras w arf dem hinter ihm sitzenden Kutscher die Zügel zu, sprang m it jugend­

licher Leichtigkeit zur Erde nnd eilte die Treppe hinauf, dem ans dem Hanse treten­

den Freiherr« entgegen.

Die Herren schülteltcn sich in herzlichster Weise die Hände, dann führte H err von Schombnrg den Grafen in das Hans.

Die Hoflente und die Dienerschaft zer­

brachen sich den Kops über die Bedeutung dieses Besuches. S e it einem Jahre w a r der Gras nicht auf Walkow gewesen, nnr zu der großen Treibjagd im Herbst w a r er ge­

kommen. Und heute die herzliche Begrüßung der beiden H erren! DaS hatte gewiß etwa«

zn bedeuten.

»Ich bin gekommen, «m Ih n e n »n danken,

scheiden an der Kathedrale nnd au benach­

barten Häusern zertrümmert wurden. An dem O rte der T h a t fand man Stücke eines Dochtes, Nägel und Fetzen deS italienischen B lattes » I I Secolo- von» 1. Dezember. — Nach weiterer M eldung w a r die explodirte Bombe ungefähr 2 M eter über dem Boden, wahrscheinlich an einem Nagel befestigt.

M a n vermuthet, daß sie ungeschickt ange­

bracht w a r und so statt nach dem In n e r»

der Kathedrale nach dem Vorplatz loSging;

sonst hätte die Explosion an der Kathedrale großen Schaden verursucht, da die Ladung der Bombe eine starke gewesen sein m uß;

denn ans große Entfernung wurden in allen benachbarten Strnßen die Fensterscheibe»

zertrümmert und in allen Häusern wurde ein heftiger Stoß verspürt. Die Bombe w a r m it Metallstücken gefüllt.

Der am Dienstag in P a r i s abgehaltene M inisterrath bestimmte, daß die obersten KriegSräthe des Heeres und der F lotte An­

sang J a n u a r unter dem Vorsitz deS P räsi­

denten Loubet zusammentreten sollen. — D er Vizeadm iral Gervais ist, w eil er die A lte rs ­ grenze erreicht hat, in die zweite Abtheilung der GeneralstabskadreS der M a rin e verseht Morde:». D er Vizeadm iral F o u rie r ist a ls Nachfolger G ervais' znm Oberbefehlshaber der M a rin e auSersehen.

Der r u s s i s c h e M in iste r de» Ans»

w ältigen G ra f Lambsdorff ist am Dienstag in Pest eingetroffen und w ird am M ittw o ry die Reise nach Sofia fortsetzen. Die B e l­

grader B lä tte r veröffentlichen eine» A u fru f eines Komitees der Belgrader Bürgerschaft znm feierlichen Empfang des Grafen Lambs­

dorff.

Aus T a n g e r w ird gemeldet, daß ein blutiges Treffen zwischen den Truppen des S u lta n s und den aufständischen Stämmen stattgefunden hat. Erstere seien vollständig geschlagen; die Aufständischen solle» 40 Leichnahmen die Köpfe abgeschlagen und die « vor dem Zelte des Prätendenten aufgepflanzt haben. Der S u lta n übergab dem Gouver­

neur von S rfra den Oberbefehl über die Trappen. Aus dem Süden sind Verstärkn», gen eingetroffen, nm bei der Wiedererobernng von Tazza mitzuwirken. — D er S u lta n de- stimmte einen englische» O ffizier znr A u s­

bildung seiner Truppen.

lieber B a ro n -, sagte der G raf hastig, „S z a r- zinski hat m ir alles erzählt — wo ist mein Sohn? — -

»Pst, H err G raf — die Wände könnten Ohren haben-, entgegnete lächelnd H e rr von Schombnrg. »Was ich that, geschah anS alter Frenndschast fü r Ih r e Fam ilie . . . . aber I h r Sohn befindet sich uicht hier — darf sich nicht hier befinden!-

»Wie soll ich S ie verstehen?-

»Bitte, lassen Sie nns i» mein Zim m er treten. D o rt hört nnZ niemand . . bitte, hker.- A ls die beiden Herren sich einander gegen­

über saßen — der G ra f i» heftiger E rre ­ gung. H err von Schombnrg ruhig und ge­

lassen — da legte dieser die Hand auf den A rm des Grafen nnd sprach:

»Seien Sie unbesorgt — Ih re m Sohne geht eS den Verhältnissen angcmesseu gut — Sie wissen, daß er verwundet ist?"

Ja —"

»Nn», die Wunde w ird heilen. Einst- Weilen liegt er allerdings in einem ziemlich heftigen Wnndsieder."

»Ich werde ihn m it w ir nehmen . . . .*

»Unmöglich, H err G ra f! Erstens ist I h r Sohn nicht transportfähig nnd zweitens g ilt er als der Neffe meines alten Inspektor»

Janicki, in dessen Wohnung er auch verpflegt w ird . . . ."

» A b e r . . ! ."

„Hören Sie mich ruhig an, H err G raf.

Sie wissen, daß mein alter Inspektor Pole von N a tio n a litä t ist, aber ein guter Preuße geworden ist. E r stammt aus Warschau; in seiner Jngeud ließ er sich auch iu revolutio­

näre Umtriebe ein und mntzte flüchte« . S e it-

(2)

Aus Söul w ird vom Sonnabend ge­

meldet: D as k o r e a n i s c h e Kabinet ist wiederhergestellt. Auf russisches Verlangen ist Y i wieder ,un, Chef der Schatulle ernannt, wogegen die japanische Regierung E in ­ wendungen erhebt. B is die Lage wieder ruhiger w ird, ist Y ! heute auf einem russischen Kanonenboot nach P o rt A rth u r abgefahren.

Deutsches Mich.

B e r lin . S3. Dezember 1902.

— Seine M ajestät der Kaiser empfing heute M itta g in Gegenwart deS S ta a ts ­ sekretär des Aenßern Freiherr,, v. Richthofen den ,ie>,ernannten chilenische» Gesandten Pinto.

— Ausländische Geschenke für den Kaiser trafen dieser Tage im Neue» P a la is ein.

König Eduard von England schenkte einen Eberkopf, einen Plumpudding und »och ein englisches Nationalgericht. D er Kaiser hat seinerseits dem englischen Oheim auch einen Eberkopf und außerdem eine Anzahl neuer Photographien m it eigenhändiger Widmung gesendet. Von, S u ltan kam eine große, prächtig verzierte Kiste m it allerhand orien­

talische» Süßigkeiten. Außerdem enthielt diese Kiste mehrere Geschenke siir die kaiser­

liche Fam ilie.

— P rin z und Prinzessin Rupprecht sowie P rin z Georg von Bayern sind M ontag Abend mit dem Brenner-Schnellzug von München nach Genua abgereist, wo sie sich zu einer mehrmonatigen Reise nach In d ie n einschiffen werden.

— D er „Reichsauz.* veröffentlicht die Verleihung des Rothen Adlerordens zweiter Klasse mit Eichenlaub an den preußischen Gesandten in Oldenburg Grafen Henckel von Donnersmark; des Rothen Adlerordens dritter Klasse a» den Vizepräsidenten des Norddeutsche» Lloyd, Achelis, und ferner die Erhebung des Generalleutnants z. D . Uhde in Grunewald bei B erlin in den ÄdelSstand.

— D er „Reichsanz.* veröffentlicht die Abberufung des bisherigen deutschen Gesandten am niederländischen Hofe Grafen von Ponr- talös behufs anderweiter dienstlicher V e r­

wendung.

— D e r ehemalige Gouverneur von Nen- Gninea, von Bennigseu, hat an Bord des Reichspostdampfers „Großer Kurfürst* die Reise nach Deutsch-Südwestafrika angetreten zur Uebernahme seiner neuen Stellung als Direktor der dentsch-südwestafrikanischeu Kolo- nialgesellschaft. D e r Aufenthalt in Afrika ist vorläufig auf sieben M onate berechnet und w ird sich hauptsächlich aus E rh eb u n g en über die Möglichkeit der Besiedelung des der Gesellschaft gehörenden Landes mit deutschen Banernsöhnen und jungen Buren erstrecken.

— D er Chef deS ZlvilkabinetL W irk!.

Geheimer R ath D r . v. Lucauus ist, wie die

»Kölnische Zeitung* aus B erlin erfährt, an Lungenentzündung erkrankt.

— D as preußische Staatsministerium hielt heute unter Vorsitz des Grafen Bülow eine Sitzung ab.

D er bisherige Bürgermeister der S ta d t Wilster, Georg Zülch, ist als besoldeter Beigeordneter (zweiter Bürgermeister) der S ta d t Allenstei» für die gesetzliche Amtsdauer von zwölf Jahren, und der besoldete Beige­

ordnete (zweite Bürgermeister) der Stadt B rieg, Otto N ib a, auf eine fernere Amts- daner von zwölf Jahren bestätigt.

— Während der Feiertage w ird in B er­

lin der 7. polnisch-sozialistische P arteitag

den, hat er sich m it einer Deutschen ver- heirathet nnd ist ein guter Preuße gewor­

den. Aber sein Herz hängt „och an Polen

— w ir können uns auf ihn verlassen. J a , er empfängt sogar ab und zu Nachrichten aus Pole» — ich gestehe es offen, daß er es w ar, -welcher mich davon unterrichtete, daß eine sEchaar zersprengter Polen anf Schloß Gorka

«ufnahm e finden sollte . . . .*

»Also ei» V e rrä th e r!*

„B itte, lieber G ra f — außer ihm und m ir

»wußte niemand davon. Ich beschloß, ein wach­

sames Auge zn haben. Ich wollte S ie, H err M ras , nicht ins Verderben rennen lassen, des­

h alb ging ich zn Ih re m Feste, deshalb führte

ich die Flüchtlinge h ie rh e r. . . .*

„W as ich Ih n en nie vergessen werde!*

„Genug — die übrigen Flüchtlinge habe

ich m it Geld versehen und weiter expedirt

— möge» sie jetzt selbst sehen, wie sie sich durchschlagen. I h r Sohn konnte nicht fort, er w ar verwundet und muß das Bett hüten.

Z n Ih n e n durste er nicht, das wäre aufge­

fallen — da ließ ich ihn dann in der Woh­

nung meines alten Inspektors, als dessen Neffe er gilt. Auf der Jagd hat er sich ver­

lebt, so heißt es den Leuten und dem A rzt gegenüber. Wenn die Leute auch ein Ge­

heimniß ahnen, so sprechen sie nicht darüber, wer hätte nicht m it solch einem armen Zungen M itle id ? E r ist wahrhaftig zu jung für eine preußische Kugel oder für die Berg­

werke von S ib irie n !*

(Fortsetzung folgt.)

abgehalten, anf dem es sich entscheiden soll, ob eine Verständigung der deutschen und polnischen Sozialisten und auf welcher G rund­

lage möglich ist.

— Bon einer neuen antisemitischen P a r ­ tei w ird berichtet. D ie neue Bereinigung nennt sich »Bund für „uS* und w ill nach dem 1. Jan u ar in Magdeburg inS Leben treten.

Kattowitz, 22. Dezember. I n dem B alle- streu,schen Wahlkreise fand eine vom polni­

schen Nationalverei» einberufene, von 900 Personen besuchte Volksversammlung statt.

Gegen das Zentrum und die oberschlesische Geistlichkeit wurden die schwersten Vorw ürfe erhoben. Eine geharnischte Erklärung gegen den „K atolik*, der znm Zentrum zu halten erklärt hat, wurde angenommen.

Zur Wicht der sächsischen Kronprinzessin.

D a s Aufsehen, das dir Flucht der K rön - prinzeistu von Sachsen überall erregt, steigert sich

„och durch die Ncbennmftände des F alles, wie sie jetzt bekannt werde». D a s Eheleben des kron- priuzlichen P a a re s hatte eine S tö ru n g dadurch e rlitte » , daß die 33jährige Kronprinzessin, eine Tochter des in S alzb urg residirendcn frühere»

Großherzogs v. Toskana Ferdinand IV . aus dessen zweiter Ehe m it Prinzessin Alice v. Bourbon»

P a rm a , in Beziehungen zu dem 24 jährigen fran- zöisischeu Sprachlehrer ih rer Kinder Professor G iro » getreten w a r. S ie hatte, während sie im Som m er m it ihrem G em ahl in P a r is w eilte, die Bekanntschaft des auffallend schönen, junge»

M an n es gemacht und ihn in ihre Dienste gezogen.

A m 2. Dezember wurde dieser Sprachlehrer plötz­

lich aus dem Dienste der krouprinzlichen F a m ilie entlassen, und dieser Entlassung folgte die Flucht der Kronprinzessin in Begleitung ihres ältesten B rnd ers. Erzherzogs Leopold Ferdinand. I n Genf trafen die Kronprinzessin »nd der Professor G iro » zusammen. D o r t weilen sie noch.

A m 7. Dezember w a r der Kronprinz, der bekannt­

lich eine» J a g d n n fa ll erlitten , aus S alzb urg nach Dresden zurückgekehrt. A m 9. Dezember verließ ihn seine G em ahlin und fuhr »ach S alzb urg. D ie Kronprinzessin überreichte hier am 10. Dezember

»och dem P r im a r a r z t D r . M inu ich . welcher dem Kronprinzen »ach seinem Jag d n n fa ll am 20. N o ­ vember ärztliche Silke geleistet hatte, eine sächsische Ordensauszeichnung. I n der Nacht vom 11. znm 12. Dezember erfolgte die Flucht.

D ie eigentliche Grundursache des Zerwürfnisses scheint in der völligen Verschiedenheit der Charak­

tere des krouprinzlichen P a a re s zu liegen. S o w ird dem „ B e rl. Lok.-Auz.* von vermuthlich unterrichteter S eite m itgetheilt: „Wenn auch ein so schwerwiegender Entschluß, w ie ihn die künftige Königin von Sachsen »„»m ehr zu r Durchführung gebracht hat. auch diejenigen überrasche» mußte, die den S ta n d der Dinge von langher kennen, so w a r es doch sicher, daß das V erh ä ltn iß zwischen dem Kronprinzen und seiner G em ahlin, w ie es sich i» den letzten M o n a te » gestaltet hat. anf eine tragische Wendung schließen ließ. D e r K eim z»

diesen gewichtigen Differenzen liegt w eit zurück.

D ie eigensten G ru n d lin ien beider Charaktere hätten niemals danernd die gleiche Richtn,,g halten können. D ie Ansichten über die Schuld, w ie sie dem einen oder dem anderen T h e il beizumessen ist. gehen so w eit auseinander, daß man schwer urtheilen oder vernrtheilen kann. W enn der offiziöse Bericht sagt. der Entschluß der K ro n ­ prinzessin sei unter dem E in flu ß einer seelischen Depression erfolgt, so ist das richtig; aber es w äre falsch, zu denke», daß es sich um eine plötzlich eingetretene Depression handelt, sonst w ären wohl die Versuche geglückt, die Kronprinzessin znr Rück­

gängigmachung ihres Entschlusses S„ bewegen.

E s ist wenig Aussicht vorhanden, die fatale A n ­ gelegenheit noch einm al einzurenken.* Und aus.

München w ird demselben B la tte gemeldet: „ I n Sofkreisen w a r längst bekannt, daß die junge und sehr temperamentvolle Fürstin sich n u r schwer in die strenge E tiqu ette des religiösen Dresdener Hofes finden konnte und daß dies aus das V e r­

hältniß zu ihrem G atten allmählich seinen E in ­ fluß üben mußte. E s gab zn erregten Szenen A nlaß, als die damalige Prinzessin Friedrich August den Wunsch aussprach. das Radfahren zn erlernen und der König A lb e rt, namentlich aber die Königin C a ro la hiergegen ei» entschiedenes Veto einlegten. Trotz dieses Einspruches sah man die Prinzessin bald darauf in chikeu Kostümen die S tra ß e n Dresdens dnrchradeln. nnd z w ar in Gesellschaft ihres amerikanische», Zahnarztes, welcher schließlich ihrem Drängen nachgegeben hatte, sie diese verpönte Kunst zu lehre». A n diesen vielleicht harmlosen, aber sicher unüber­

legten Streich knüpften sich viele Kom m entare nnd Klatschgerüchte, welche dem Ansehen der Prinzessin jedenfalls nicht förderlich sein konnten *

Gerüchtweise w ird der „Boff. Ztg * auch von einer am sächsischen Hofe erst fü r den M o n a t M a i erwarteten Niederkunft der Kronprinzessin berichtet, die aber schon jetzt, vielleicht vor der Z e it eingetreten fein schien. Nach dem „ B r r l. Lok.-Anz.* dagegen ist die Nieder­

kunft der Kronprinzessin in etwa fünf M o n a ten zn erw arten.

Bon dem Charakter der Kronprinzessin w ird im „ B e rl. B ö rs .-K o u r* ein eingehendes B ild ent­

worfen. dem folgende Züge entnommen seien: D ie in der Enge eines bescheidene» fürstlichen H aus­

h alts, fernab von jedem größere« Hofe in S a lz ­ burg aufgewachsene Prinzessin konnte sich nur schwer an die strengeren Form en des Dresdener Hoflebens gewöhne», nnd man fand ih r Benehme»

nicht im m er ganz entsprechend der W ürde einer künftigen K önigin; so zum Beispiel, wenn sie an großer Hostafel, umgeben vom großen Hofstaat, das G la s erhob und ihrem königlichen Onkel ei»

„ P ro s it!* zurief, oder wenn sie ans der Sofloge im T heater nach allen S eiten hin den ih r bekannte»

Persönlichkeiten zunickte oder auch über die Logen- brüstn,>a hinweg die Hand entgegenstreckte. Und

»och größeres Aussehen erregte es. a ls einm al die Leute in Dresden sich erzählten, sie haben die liebenswürdige Prinzessin anf der S tra ß e radeln sehen. E in m a l, an einem Stiftungsfeste des öster­

reichisch-ungarische» H ilfsvereinS . tanzte sie wacker in der Reihe und machte mich den K o tillo n m it.

A lle derartige», im G runde genommen recht harm ­ losen E xzentrizitäten der lebhaften Prinzessin w urde» ih r von selten des Hofes sehr Übel ge­

nommen. mehr w ohl noch von ihrem Schwieger-

Vater, de

Hausarrest, welcher der Prinzessin auferlegt sein sollte. W ährend der 11 J a h re , die sie in m itte n des sächsischen Volkes lebte, h at sie sich die Shmpathieen der Bevölkernng in seltenem M a ß e erworben.

D em Süßeren Anschein „ach w a r die Ehe m it dem Kronprinzen Friedrich August stets eine glückliche, obwohl der sehr fro m m erzogene P r in z — kein militärischer Erzieher. H e rr von O ör. ging später in ein Kloster — keineswegs das lebhafte Tempe­

ram ent seiner G em ahlin hat. Auch der K ronprinz von Sachsen ist beliebt beim Sachse,Wolke. E r w a r stets ei» M a n n . der gern in froher Zecher Kreise saß und dabei ebenfalls gern die Schranken höfischer Konvention fallen ließ.

D a s W olffiche B u reau b ringt zwei Telegram m e ans G enf. das eine la u te t: D ie Polizeibehörde erklärt, daß die Kronprinzessin von Sachsen sich nicht in G enf befinde. M a n ve rn im m t dagegen, daß sie seit 10 Tagen unter dem N am en eines F rä u le in v. Oben m it ihrem B ru d er, dem E rz . herzog Josef Ferdinand, der unter dem Nom en B n ria n o in das Hotelregister eingetragen ist nnd m it dem B rüffelcr Professor G ir o ,, im Hotel

„A »gleterre* w e ilt, m it der muthmaßliche» Absicht, die Weihnachtsfeiertage über dort zn bleibe». S ie leben ganz zurückgezogen und richteten an das Hotelpersonal die B itte , ihre N am en nicht zu nennen. — D a s andere T eleg ram m la u te t: E rz - herzog Josef Ferdinand tra f gestern aus W ien hier ein nnd hatte eine lange Unterredung m it seinen Geschwistern, der Kronprinzessin von Sachsen und dem Erzherzog Leopold Ferdinand, und reiste am selbe» Abend wieder ab.

I n W ien w nndert man sich nicht, daß der E rz ­ herzog Leopold Ferdinand entgegen der H altu n g seiner F a m ilie die P a r te i seiner Schwester er­

griffe» nnd sie anf der kompromittircnde» Reise begleitet hat. um ih r feinen Schutz angedeiheu zn lassen. E r ist als höchst exzentrisch bekannt und konnte seinerzeit, als er den T hronfolger auf seiner W eltreise begleiten sollte, sich m it diesem so weuig vertrage», daß er unterwegs ausgeschifft wurde nnd F ran z Ferdinand die Reise allein fortsetzte.

Auch im Dienste hat Erzherzog Leopold schon Unannehmlichkeiten gehabt. Gegenwärtig ist er Oberst im 81. Jnsanterieregim ent.

D ie „W iener Allgemeine Z eitun g * w ill wissen, daß der ältere B ru d er der Kronprinzessin von Sachse». Erzherzog Leopold Ferdinand, sich in Be- gleitung einer bürgerlichen Dam e. welche er schon im vorigen J a h re zu ehelichen gedachte, nach der Schweiz begebe» habe nnd ans dem Kaiserhanse ausgetreten sei. D e r Erzherzog werde nunmehr de», N am en Leopold W ö lflin g führen. E ine B e­

stätigung der Nachricht fehlt.

V o m Dienstag w ird aus Dresden gemeldet:

Heute ist der Hofstaat der Kronprinzessin aufgelöst worden. D ie hiesigen T h e ater bleiben heute ge­

schloffen. D ie Briefschaften der Kronprinzessin sind jetzt beschlagnahmt worden. ^

D ie „D resd. Nachr." schreiben: M a n vermag de» J n h a 't der M eld un g kaum zn fassen, das sächsische V o lk steht m it seinem KönigShanse vor einem unlösbaren Räthsel. Um die ganze Unge­

heuerlichkeit des V erhalten s der Prinzessin zu er- messen, w ird man daran erinnern müssen, w as sie hier aufgegeben h at: einen G em ahl, der von ganzem Herzen «nd ganzer Seele an ih r hing — er ist jetzt «an» gebrochen — fünf entzückende Kinder, drei P rin zen «nd zwei P rinzessinnen, dir zu jeder Stunde, namentlich aber nm die W e ih ­ nachtszeit. das »uermeßliche Glück jeder M u tte r ausmachen müßten, einen weitere» K reis V e r­

w andter. an dessen Spitze «in siebzigjähriges F a ­ milienoberhaupt steht, dessen Leitstern im Leben n u r die trenest- Pflichterfüllung in seinem Berufe und das herzlichste und innigste Zusammenleben m it seinen Kindern und Enkelkinder» sind. die Anwartschaft anf die Krone des Landes, dessen V olk ihr vom ersten Tage ihre Anwesenheit aus innerster Zniieignng zujauchzte und in ,h r die T rä g e rin der Zukun ft seines Herrscherhauses der- ehrte. Kaum ist ein Menschenschicksal denkbar, welches von G o tt und der Vorsehung begnadeter w a r. als das dieser Fürstin, und so steht denn der logisch denkende Mensch vor einer „»seligen B e rirrn n g . die schließlich fast M itle id m it der l l r - heberiu all dieses Wehes erwecken muß.

Ausland.

London, 23. Dezember. D e r Erzbischof von Canterbury ist heute gestorben.

jur Verhaftung der Humberts.

Die Schriftstücke, welche sich auf die Aus- eferung der Fan,nie Hnmbert beziehe», erde» in M a d rid am Mittwoch eintreffen.

Zenige Stunden dürften für die Ausliefernngs-

»rmalitäten genügen. — F ra u Hnmbert litte m it einen, Berichterstatter eine Unter- idung, in welcher sie die Beschuldigung, eine eriebene Abenteurerin zu sein, zurückwies. (?) sie werde, wenn sie erst in P a ris einge- offen fei, Enthüllungen machen, die allge-

>eineS Erstaunen hervorrufen würden. F ra u mindert weigert sich m it Entschiedenheit, gend einen Pariser Berichterstatter zu ein­

sangen. — D ie Pariser „Liberlö* verzeichnet

»s Gerücht, daß der Generalproknrator lulot die Absicht geäußert habe, selbst die

»klage gegen die HumbertS zn vertreten, lnlot w ar von nationalistischen B lättern lcnndschastlicher Beziehungen zn den Humberts erdächtigt.

Aus M a d rid wird gemeldet, der frän ­ kische Geschäftsträger habe F ra u Hnmbert n Gefängnisse besucht und erklärt, daß ihre Tochter Eva das Gefängniß verlassen und in

„er französischen Pension in M a d rid unter«

ebracht werden könne. Fräulein Hnmbert abe jedoch erklärt, sie ziehe eS vor, bei jrer M u tte r im Gefängniß zu bleiben. Auf rsnchen des französischen Geschäftsträgers abe der Gefängnißdirektor nunmehr be- hlossen, Journalisten keinerlei Unterredungen ,it der Fam ilie Hnmbert zu gestatten. D er wuverneur von M a d rid erklärte einem Be»

ichterstatter gegenüber, daß nach seiner^ A»,.

L t das bei der "

nahmteZGeld thatsächlich dar gesaM,;,te V e r mögen der Flüchtlinge bilde.

P arain e, der verhaftete V e rw a lter der Fam ilie Hnm bert, ist der Mitschuld an den von der Fam ilie Huuibert-Danrignac verübten Betrügereien und des VertranenSmißbrauchS in der Angelegenheit der fallirten V e r­

sicherungsgesellschaft „Rente viagsre* äuge»

klagt. Paraine erhebt gegen die Beschul­

digungen heftig Einspruch und erklärt, er sei ein Diener der Fam ilie Hnm bert gewesen und habe gethan, was ihm befohlen sei.

Seitdem der V e rw a lter in H a ft ist, weigert er sich, irgend welche Nahrung zn sich zu nehmen, und erklärte einem Berichterstatter, er wolle lieber sterbe».

D er Schreiber des anonymen BriefeS an den französischen Botschafter in M a d rid , der die Verhaftung der Hnmberts herbeigeführt hat, ist, einen, bestimmt auftretenden Gerücht zufolge, ein M ieth er des von den Hnmberts bewohnten Hauses. E r w ar durch das Be­

nehmen der Fam ilie stutzig gemacht worden nnd gewann, nachdem er die Photographien gesehen hatte, die Gewißheit, daß die Fremden die Humberts seien.

Der Venezuela-Konflikt.

Die Frage des Schiedsgerichts ist end- giltig noch nicht erledigt. Nach einer M i t ­ theilung der „Tim es* von» M on tag ist «»

noch unbekannt, ob Präsident Roosevelt ein­

willigen werde, als Schiedsrichter zu fun- giren; von verschiedenen Seiten werde ein beträchtlicher Druck auf ihn ausgeübt, um ihn zn bewegen, das A m t abzulehnen; all­

gemein sei man besorgt, daß die Annahme ernste Verlegenheiten heraufbeschwören könn«.

Es verlautet, der Vorschlag, Roosevelt das SchiedSrichteramt anzubieten, sei von Kaiser W ilhelm persönlich ausgegangen.

Z n r Handhabung derBlockade meldet Reuters Bureau ans Caracas von, M o n ta g : Unter den fremden Im porteuren in Caracas und La G nayra entstand große Erregung infolge eines Befehls des italienischen Kriegsschiffes „G io­

vanni B a n ia n ', welcher dem amerikanischen Dam pfer „Caracas* die E in fah rt in La G nayra untersagte, da der Dam pfer erst am 16.

Dezember von Newyork abgegangen sei.

Dieser Befehl steht mit dem Befehl deS englischen Kriegsschiffes „Tribune* in W id er­

spruch, welcher den englischen Konsul davon in Kenntniß gesetzt hatte, daß die „CaracaS*

einlaufen dürfe. D a sich die Blockade als nachtheilig für den amerikanischen Handel er­

weist, haben 15 Jmporthäuser ihre Aufträge für die Vereinigten Staaten eingestellt. M a n glaubt, daß der V o rrath von Lebensmitteln in Caracas nicht für mehr als 14 Tage aus­

reichen werde. Anf Ersuchen des Kapitäns deS amerikanischen Kanonenbootes „ M a rie tta * und der amerikanische» Gesandtschaft erhielt später der Dam pfer „Caracas* die E rlau b ­ niß, Dienstag in den Hafen von La Gnayra einzulaufen.

Ueber Blockademaßnahme» englischer «nd italienischer Kriegsschiffe w ird anS La G nayra gemeldet: D ie Kriegsschiffe „Trib u n e* „nd Giovanni Bansan* haben die Schooner

„Castor* nnd „ M a r ia Luisa* nnd die Schaluppen „Carm en*, „Josesita* und „Cor- nelia* welche Stückgut geladen hatten, auf­

gebracht.

D ie für das beschlagnahmte venezolanische Kriegsfahrzeng „Restanrador* bestimmte deutsche Besatzung hat an Bord des Dampfers ,S ib ir ia * am Dienstag M itta g in Hamburg die Ausreise angetreten.

D as einzige von den venezolanischen Kriegsschiffen übrig gebliebene Fahrzeug

„ M ira n d a * liegt nach einer Laffan-M eldnng bei M aracaibo. D as deutsche Kanoneuboot

„Panther* sperrt den Hafen. D er in Beschlag genommene „Restanrador* w ird unter deut­

scher Flagge und Besatzung als Depeschen- boot benutzt. Die Engländer unterhalten m it den Deutschen ein „„gemein kamerad­

schaftliches Einvernehmen, zerstörten auch ein auf der W e rft liegendes venezolanisches Kriegsfahrzeng durch Axthiebe. — D as R en.

tersche Bureau meldet: D as venezolanische Kanonenboot „ M ira n d a * befindet sich jetzt im südlichen Theile der Lagune von M aracaibo außerhalb des Bereichs der Schiffe der ver­

bündeten Mächte. D er „Falke* versuchte zwar ohne Lotsen über die bei M aracaibo befindliche B arre zu gelangen, mußte aber wegen der damit verbundene» Gefahr von seine», Unternehmen abstehen nnd kreuzt jetzt vor der Lagune.

Eine Depesche anS P o rt os S p ain meldet, daß das englische Kriegsschiff „Fantom e- von der Sandbank im Orinoko in der Nähe von BarrancaS anf die eS gerathen w a r, ab­

geschleppt worden ist, sich aber noch inner- halb der B arre befindet. M a n hofft, daß das Schiff über die B arre gebracht werden w ird .

W ie die „Agenzia S te fa n i* offiziös mel- det, ist der italienische Gesandte in Veneznel»

de R iv a abberufen und zur Verfügung der

— D er Kreuze»

Fam ilie Hnmbert beschlag- M inisterium » gestellt worden.

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