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Glückauf, Jg. 61, No. 24

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GLÜCKAUF

Berg- und H ü t t e n m ä n n i s c h e Zeitschrift

13. Juni 1925 61. Jahrg.

der Grube Stahlberg bei Müsen.

a c k , Weisweiler (Rhld.).

Nr. 24

Die Gänge und das Ganggebiet

Von Bergassessor W. H Lage und Bereclitsamsverhältnisse.

Die Eigentümlichkeit der Lagerungsverhältnisse und das hohe Alter des Bergbaus hat den Müsener Stahlberg zu der bekanntesten Grube des- Sieger­

landes gemacht. Sein Eisenstein hatte ehedem wegen seiner Reinheit und seines hohen Mangangehaltes bei der Großartigkeit der alten Lagerstätte, des Stahlberger Stockes, einen weit verbreiteten Ruf. Zu dem Stahlberg gehört seit alten Zeiten die Schwaben- grübe, die um die Mitte des vorigen Jahrhunderts noch als die bedeutendste Schwefelerzgrube des Siegerlandes gerühmt wurde und heute ebenfalls wertvollen Eisenstein liefert. Dazu gehören ferner die Wildermänner Gänge, deren Erzreichtum der Stahlberger Verwaltung über die schwierige Zeit des Versagens sow ohl des alten Stockes als auch der Schwabengrube h in w eggeh olfen und die W ieder­

erschließung der verlorenen G änge ermöglicht hat.

Die Grube Stahlberg samt Beilehn liegt unmittel­

bar westlich des Dorfes Müsen im nördlichen Siegerlande am östlichen Abhange der Martinshardt (s. Abb. 1).

Die westlich vom Stahlberger Felde gelegenen, schon vollständig abgebauten Wildermänner Gänge gehören bis zur Stahlberger Erbstollen-Sohle (8 4 m) der Gewerkschaft Wildermann und von dieser Sohle nach der T eu fe der Grube Stahlberg. Diese T eilung ergab sich nach' langjährigen Streitigkeiten, die zwischen den beiden Gewerkschaften w egen der Ab­

gaben aus den Erbstollengerechtigkeiten der der G e ­ werkschaft Stahlberg gehörenden Stollen auf der 84- und der 144-m-Sohle (Prinz-W ilhelm -Flügelort und K ronprinz-Friedrich-W ilhelm -E rbstollen) ent­

standen waren.

Oberflächenbeschaffenheit,

Die Martinshardt ist die südlichste von vier Haupt- gebirgskuppen, die einen Gebirgszug bilden und das Bergrevier Müsen von Süden nach Norden durch­

ziehen. In bergmännischer Hinsicht ist die Martins­

hardt die wichtigste dieser Kuppen. Zahlreiche Schwefelerz- und Eisensteingänge sind darin erschürft und gebaut worden. Westlich liegt, bergmännisch von geringer Bedeutung, der Kindelsberg, in dem die Blei- und Fahlerze der Grube Silberart gebaut worden sind. Nördlich der Martinshardt schließt sich der Altenberg an, der die sich auf große Längen erstreckenden Zink- und Bleierzgänge der Grube

Abb. 1. Übersichtskarte der Um gebung von Müsen.

Maßstab 1 :60000.

Altenberg birgt, und weiter nördlich der Hohewald mit den Erzgängen der Gruben Victoria und Heinrichs­

segen.

Der H öh en zu g überragt die ihn im Osten, Süden und W esten umschließenden Täler um durchschnitt­

lich 300 m. Der Abfall von der Kuppe der Martins­

hardt (6 1 6 m ) in das Müsener Tal ist ziemlich steil,

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Die Grube Stahlberg- liegt an diesem H an g etwa 90 m über dem Dorfe Müsen.

Die Oberflächenform wird gekennzeichnet durch kurze, sich unregelm äßig verzweigende Seitentäler und flache, bewaldete Gebirgsrücken. Die Höhenzüge folgen den im Gebirge anstehenden harten Grau­

wacken- und Quarzitbänken und g eg en Verwitterung sehr widerstandsfähigen Schieferbänken, während die umlagernden w eichem Tonschiefer mit Bänken flas- riger Sandschiefer bei den Auswaschungen der Täler den zerstörenden Wirkungen der Atmosphärilien zum Opfer gefallen und in verstärktem Maße w e g g e ­ schwemmt worden sind.

Allgemeine geologische Lage des Ganggebietes.

Das Siegerland ist g eo lo g isch seit Jahren ein sehr umstrittenes Gebiet. B o r n h a r d t und D e n c k m a n n haben in langjähriger Tätigkeit die Grundlage für die Erkenntnis der geo lo g isch en Verhältnisse des Siegerlandes geschaffen. Anschließend an das Ergeb­

nis dieser zum Teil klassisch zu nennenden Arbeiten haben nach H e n k e 1 die neuern Forschungen ergeben, daß die von Denckmann angenommene Stratigraphie und Tektonik heute nicht mehr zu halten sind. An die Stelle der von diesem nach rein petrographischen Gesichtspunkten getroffenen Einteilung der Siegener Schichten in die bekannten sechs Horizonte mit zahl­

reichen Unterabteilungen hat Henke eine Dreiteilung nach leitenden Fossilien gesetzt: 3. obere Crassi- costaschichten, 2. Primaevusschichten, 1. untere Crassicostaschichten.

Auch das von Denckmann ausschließlich ver­

tretene tektonische System der Graben- und Staffel­

brüche ist durch den Nachweis weit verfolgbarer Faltung des Gebirges grundsätzlich abgelehnt worden.

Vor allem die Notwendigkeit der bekannten Voraus­

setzungen Denckmanns zur Deutung der Lagerungs­

verhältnisse im Norden des Siegerlandes, nach denen das unterste Unterdevon nach Norden überschoben worden ist, wird sow ohl von Henke als auch ■ von B r e d d i n 3 lebhaft bestritten und damit Denckmanns Stratigraphie des nördlichen Siegerlandes einschließ­

lich des Müsener Gebirges, das von ihm in das tiefste Unterdevon eingegliedert worden ist, allg e­

mein in Zweifel gezogen.

Dieser langgestreckte Höhenrücken westlich von Müsen mit den Kuppen der Martinshardt und des Kindelberges besteht vorwiegend aus Gesteinen des Roteii Gebirges, unter dem man eine gew altige Schichtenfolge von roten Schiefem , hellgefärbten, zum Teil quarzitischen Sandsteinen mit eingelagerten w enig mächtigen Bänken dunkel gefärbter Schiefer versteht. Im Süden werden diese Schichten nach Denckmann' von deii ältesten Gliedern der Siegener Schichten in ungestörter F o lg e überlagert, während auf der Ostseite der Martinshardt nunmehr durch den Bergbau festgestellt worden ist, daß Siegener Schichten an großen gangführenden Verwerfungen tief abge-

1 H e n k e : B ei trä ge zu r G e o l o g i e d e s S ie g e r lä n d e r S p a te is en ste in b e zir k s , Glü ckauf 1922, S. S61.

‘ B r e d d i n : O b e r D en ck m a n n s » S ieg e rlä n d er H a u p t ü b er sc h ieb u n g « , Zen tra lbl. f. M in . u sw . 1922, S. 115.

sunken und neben das Rote Gebirge gelangt sind.

Im Westen, im Krombacher Tal, nimmt Denckmann einen ähnlichen Abbruch der dort anstehenden Siegener Schichten an, so daß das Rote Gebirge als Horst aus den Siegener Schichten hervorragen muß. W e s t­

lich und östlich treten die roten Schiefer nicht wieder auf. Nur im Dornenbruch bei Silberg, etwa ö 1/? km nordöstlich, erscheinen nach Denckmann dieselben Schichten wieder.

D enckmann1 betont wiederholt, daß der petro- graphische Charakter der östlich von der Martins­

hardt auftretenden Sedimente v ö llig demjenigen der r e g e l m ä ß i g e n t w i c k e l t e n Siegener Schichten ent­

spreche. Hierzu gehörten unter anderm das bank­

artige Auftreten von Grauwacken und die große Verbreitung flasriger Grauwackenschiefer. Schlecht erhaltene Versteinerungen, die auf die Brachiopoden- gattung Spirifer primaevus hindeuteten, habe er nebst ändern nicht bestimmbaren Resten auf der W e s t­

seite des Kindelsberges östlich von Krombach g e ­ funden. Reichere Fauna sei wiederholt östlich von Kreuztal am Leyberge angetroffen worden, wie im übrigen die in der U m gebung von Kreuztal au fge­

schlossenen Gesteine durchaus den Siegener Schichten des Müsener Gebietes entsprächen. Die jüngsten Forschungen im Siegerlande haben diese Ansicht bisher nicht widerlegt, und es dürfte daher kein Zweifel bestehen, daß die südlich, östlich und w e st­

lich vorn Roten Gebirge anstehenden dunkeln und flasrigen Schiefer Siegener Schichten sind.

Nach Norden, etwa 2 - 3 km jenseits des Hohen W aldes, verliert sich das Rote Gebirge und wird durch Schichten ersetzt, die Denckmann für älter als seine Gedinnestufe von Müsen hält. Dieser von ihm im Jahre 1905 geäußerten Ansicht wird heute von F u c h s - zugestimmt, der sich hierbei auf die von Denckmann aufgefundene Versefauna bei Silberg beruft, nachdem er in einem Vergleich des sauer­

ländischen Faziesgebietes mit der belgischen Nord- und Südfazies festgestellt hat, daß die wichtigsten Vertreter der Versefauna in naher Beziehung zu solchen der Gedinnefauna stehen9. Die Deutung der roten Schichten von Müsen als tiefstes Unterdevon bestehe demnach zu Recht, und die unterlagernden Schichten seien gleichaltrig mit den Verseschichten.

Die entgegengesetzte Auffassung vertritt Breddin, indem er, von den Profilen der untern Sieg, der A gger und des Rheintales ausgehend, die G esteine des Müsener Gebirges dem obern Unterdevon, also der

Koblenzstufe, zurechnet.

Gegenüber diesen sich widersprechenden Dar­

legungen ist zu betonen, daß es noch an jeglichen Sonderaufnahmen im Müsener Gebirge selbst mangelt, die bei den schwierigen tektonischen Verhältnissen

1 D e n c k m a n n : D er M ü sen er H o r st, ein e stratig raph is ch -tek to n is ch e Studie zur B eurteilung d e s Stu ff es am S ta h lb e rg er S to ck , 1905, H a n d sc h r ift im B e­

s it z e d er G r u b e.

1 F u c h s : B eiträge zu r Stratig raphie und T ek to n ik d e s R hein is chen S c h ie f e r g e b ir g e s , Jahrb . G c o l. L a n d e sa n s t. 1922, S. 338.

s F u c h s : O b e r d ie B ez ie h u n g e n d e s s a uerlä n d is ch en F a z ie s g e b ie t e s zur b e lg isc h e n N o rd - und S ü d fa zies und ih re B ed eu t u n g für d a s A lter d er V e r s e ­ sch ic h te n , Jahrb. G e o l. L an desan st. 1921, S. S39.

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13. Juni 1925 G l ü c k a u f 727

für unumgänglich notwendig zu erachten sind. Vor allem fehlt der Zusammenhang zwischen der aus dem nördlichen Gebiet abgeleiteten stratigraphischen Stellung der Martinshardt und den im eigentlichen Siegerland im G ange befindlichen Forschungen. So teilt Fuchs mit, daß auch Q u i r i n g auf Grund seiner Kenntnis der Siegener Schichten geneigt sei, den Müsener Schichten ein jüngeres Alter zuzuschreiben.

Das Ziel der nachstehenden Darlegungen ist, durch Kleinarbeit in einem eng begrenzten Gebiet am O sthang der Martinshardt zur Klärung der tek­

tonischen und stratigraphischen Verhältnisse des Müsener Gebirges beizutragen.

Stratigraphie des Ganggebietes.

Denckmann hat auf Grund seiner Forschungen das Rote Gebirge von Müsen als »Gedinnestufe« an­

gesprochen, dessen vorherrschendes Kennzeichen im Stahlberger Ganggebiet aus einer W e c h se lfo lg e von roten, an den Gängen entfärbten Tonschiefern mit mehr oder weniger mächtigen Grauwacken- und Quarzitbänken besteht. Dazwischen sind geringe Lagen von grauschwarzen Schiefern aufgeschlossen.

Die auftretenden mächtigen Folgen von schwarzen Schiefern und Grauwacken rechnet er sämtlich zu den Siegener Schichten.

Diese stratigraphische Einteilung zwang Denck­

mann zu den verwickeltsten tektonischen Deutungen, die sich für den Bergbau schließlich als unbrauchbar erwiesen. Das Ergebnis meiner tektonischen Unter­

suchungen ist die nachstehende dreigliedrige Schichteneinteilung, deren Berechtigung weitere Auf­

schlüsse seit dem Jahre 1920 bestätigt haben:

1. S c h w a r z e S c h i e f e r und Grauwackensand­

steine, die ursprünglich das Rote Gebirge überlagert haben und durch Einbruch daneben gelangt sind.

2. Das R o t e G e b i r g e mit eingelagerten Grau­

wacken- und Quarzitbänken und schwarzen Schiefer­

packen.

3. Dem Roten Gebirge untergelagerte d u n k l e S c h i e f e r und Grauwacken.

Zu 1. Die eingebrochenen schwarzen Schichten setzen sich aus einem vorherrschend flasrigen, dick- schiefrigen Sandschiefer und vereinzelten Bänken eines dunkeln, teils plattigen, teils dickbankigen Grau­

wackensandsteins zusammen. Die Sandschiefer zeichnen sich durch außerordentlich splittrigen Bruch aus und sind an der schwarzblauen Färbung und den unregel­

mäßig eingelagerten Sandlinsen kenntlich. Grau­

wackensandstein ist in frühem Jahren in der N ähe der Grube als Gestellstein gebrochen worden. Zwischen diesen Gesteinen treten auch dünnblättrige T o n ­ schiefer in zahlreichen Lagen auf. Eine ungestörte A uflagerung dieser Schichten auf das Rote Gebirge ist, wie erwähnt, im Süden der Martinshardt von Denckmann festgestellt worden.

Zu 2. Tief rotgefärbte Tonschiefer des Roten Gebirges bilden die kennzeichnenden G esteine dieses Horizontes im G anggebiet. Es handelt sich um ein feinkörniges, dichtes Gestein mit wechselndem Sand­

gehalt, das in festen Bänken oft mit kaum merklicher

Schieferung und Schichtenstreifung und als dünn- plattiger, weicher Tonschiefer mit ausgeprägter Druck­

schieferung auftritt. ln' der Nähe der G änge ist es zu einem hellfarbigen, grünlich-weißen Gestein ent­

färbt, das in alten Abhandlungen bezeichnenderweise

»Speckstein« genannt wird, ln frühem Jahren glaubte man nämlich, in den roten Schichtcn den sogenannten Fuchs und einen hellen Tonschiefer unterscheiden zu müssen. Es ist das Verdienst Denckmanns, er­

kannt zu haben, daß es sich um dasselbe Gestein handelt. Die Entfärbung reicht von den Gangmassen viele Meter in das feste Gestein hinein, und ihre Erklärung dürfte für den Lagerstättenforscher von großer Bedeutung sein, eine Aufgabe, die jedoch über den Rahmen dieser Darlegungen hinausgeht. In der dichten, festen Schiefermasse kann man Glimmer­

blättchen und Quarzkörnchen mehr oder weniger zahlreich erkennen. Der rote Sandstein läßt Quarz und Glimmer in einem tonigen Bindemittel ein g e­

lagert erscheinen.

Unter den f e s te m Gesteinen herrschen helle, quar- zitische und glimmerreiche Sandsteinbänke vor, die den Schiefermassen vereinzelt, aber meistens in un­

gestörter, mächtiger F o lg e eingelagert sind. Selten sind Tonschiefer untergeordnet zwischengelagert und dann gewöhnlich entfärbt und zerdrückt. An diesen Bänken lassen sich zuverlässig Faltungen des G e ­ birges erkennen. Die Grundmasse dieser Gesteine besteht aus groben Quarzkörnern, die durch ein Quarzbindemittel verkittet sind. Eingelagert in diese Grundmasse finden sich Glimmerblättchen, die bei einigen Vorkommen nach einer Ebene gerichtet er­

scheinen und daraus auf einen recht kräftigen, örtlich begrenzten Druck schließen lassen. Unter der Lupe kann man auch vereinzelte win zige Kieskörner er­

kennen.

Die in diese G esteine eingelagerten dunkeln T o n ­ schiefer haben eine grauschwarze Färbung. Sie sind meist durch Druck geschiefert, dabei zäh und biegsam und lassen in der dunkeln Grundmasse vereinzelte Glimmerschüppchen, Quarzkörnchen und winzige

Kieskristalle erkennen.

Zu 3. Die nach meiner A uffassung dem Roten Gebirge untergelagerten dunkeln Schichten bestehen aus kurzklüftigen, splittrigen Schiefern, einem mild- flasrigen Sandschiefer und aus festen, dunkeln Grau­

wacken. Die Färbung ist mehr schwarzgrau, im übrigen gleichen sie stark den unter 1 beschriebenen dunkeln Schichten.

B a u m a n n 1 hat in diesen Schichten Versteine­

rungen gefunden, die seinerzeit als Mocliomorpha praecedens Beush. und Sphenotus solenifom iis be­

stimmt worden sind und in der G eologischen Landes­

anstalt aufbewahrt werden. Weitere Versteinerungs­

funde sind bisher im Müsener Gebirge nicht gemacht worden. Modiomorpha praecedens wird von W. E.

S c h m i d t 2 in den Siegener Schichten genannt. Im

1 B a u m a n n : Ü b e r d ie G e o l o g i e d e r W ilderraänner G ä n g e , 1990, im A rch iv d e r P r . G e o l . L an desan st.

2 S c h m i d t : D ie Fauna d e r S ie g e n e r S ch ic h ten d e s S ie g e r la n d e s , w e s e n t ­ lich n ach d e n A u fs a m m lu n g en in d e n S o m m e r n 1905 u nd 1906, Jahrb. G e o L L a n de sa n st. 1907, S. 429.

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übrigen stimmt, wie erwähnt, der petrographische Charakter dieser Gesteine mit dem der Siegener Schichten durchaus überein, was Denckmann veran­

laßt hat, sie ohne Bedenken als zu diesen gehörig anzusprechen.

In der Verwitterungszone der Tagesoberfläche wird die Unterscheidung der Gesteine der dunkeln Schichten und des Roten Gebirges dadurch erleichtert, daß die rot gefärbten, dichten Tonschiefer und Sand­

schiefer unverändert sind und vor allem nicht ihre Farbe durch den Einfluß der Atmosphärilien ver­

loren haben, während die schwarzen Schiefer und Grauwacken zu einem braungelben, brüchigen Gestein verwittert sind. Der entfärbte dichte Tonschiefer des Roten Gebirges ist übertage ebenfalls sehr wider­

standsfähig und an seinem dichten G efüge und muscheligen Bruch kenntlich. Im übrigen sind die praktischen Kennzeichen der Gesteine so grundlegend verschieden, daß bei einiger Kenntnis eine makrosko­

pische Bestimmung stets einwandfrei möglich ist.

Allgemeine Beschreibung der Gänge.

Die ersten der sehr spärlichen geschichtlichen Nachrichten über den Stahlberg sind in zwei Ur­

kunden aus den Jahren 1313 und 153S enthalten.

Die Schwabengrube scheint seit ihrem ersten Auf­

schluß ein Beilehn des Stahlberges gew esen zu sein, da die ältesten Nachrichten nach N ö g g e r a t h 1 nichts über die Selbständigkeit dieser Grube melden. Der Abbau der Schwefelerze ist meistens so ergiebig g e ­ wesen, daß die gesamten Unkosten des Stahlbergs damit gedeckt werden konnten. In deii sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts richtete man den heute noch in Betrieb befindlichen alten »Ma­

schinenschacht« für beide Gruben ein (s. Abb. 2).

Etwa zehn Jahre später verlor man sow ohl den alten Stock als auch die Gangmittel der Schwabengrube nach der Teufe. Umfangreiche Aufschlußarbeiten blieben ohne Erfolg. In dieser schwierigen Zeit ging man zum Abbau der untern Hälfte der Wildermänner Gänge über. Erst 1905 g e l a n g . e s , die Fortsetzung des alten Stahlbergs, den Neuen Stahlberg zu finden, als der Abbau auf den sich ebenfalls nach der Teufe ausspitzenden Wildermänner Gängen schon seinem Ende entgegenging. 1906 glücktc es dann endlich, die Fortsetzung der Schwabengrube wiederzufinden, so daß heute die Lebensfähigkeit der Grube auf diesen neugefundenen Gangmitteln 'beruht. Zwischen dem Neuen Stahlberg und der Schwabengrube hat man in den letzten Jahren auf den untern Sohlen noch ein geringeres Mittel, das »Zwischenmittel«, angefahren.

Während des Krieges wurde der neue Schacht zwischen der Schwabengrube und dem Neuen Stahl­

berg abgeteuft, der heute mit seinen neuzeitlichen Tagesanlagen einer der am besten eingerichteten Schächte des Siegerlandes ist. Der Abbau geht zurzeit über der 500-in-Sohle um, während die 550-m-Sohle in Kürze fertig aus- und vorgerichtet sein wird.

Der alte Stock hatte ein Hauptstreichen in h. 10 und bei steil östlichem Einfallen eine reine Mächtig-

1 N ö g g e r a t h : D ie O r u b e S ta h lb e rg b ei M ü s e n , Z B. H . S. W e s . 1865, S . 65.

keit von 2 0 - 3 0 m. Am Südostende wurde er durch eine in h. 1 — 3 streichende mit 4 5 - 6 0 ° nach Südosten einfallende, die Schichten spitzwinklig durchsetzende Kluft, den Stuff, in voller, reiner Mächtigkeit glatt abgeschnitten. Am ändern Ende nach Nordwesten teilte er sich in eine Anzahl von Trümern, die sich nach mäßiger Erstreckung in dunkeln Tonschiefern verdrückten und ausspitzten.

Da sich das Einfallen der den Stock am nörd­

lichen Ende begrenzenden Schiefer nach der Teufe hin sehr schnell verflachte, wurde auch der Stock in überraschend schneller W eise kürzer, bis er schließlich unterhalb der 144-m-Sohle am Stuff endigte. Schon auf dieser Sohle zeigt das überlieferte Kartenbild nur noch schmale Trümer, während der G ang auf der 84-m-Sohle in der berühmten Mächtigkeit gebaut worden war. So kam das Ende sehr überraschend.

Jahrelange Versuche, den Stock wieder auszu­

richten, sind ergebnislos verlaufen. Auf Grund der Untersuchungsarbeiten von B o r n h a r d t 1 und D e n c k ­ m a n n g ela n g es im Jahre 1905, auf der 304-m-Sohle etwa 150 m im Norden des alten Stockes im Hangenden des Stuffes ein gleichartiges Mittel aufzu­

finden, das als Fortsetzung des alten Stockes anzu­

sehen ist. Denckmann hat allerdings diese Ansicht nicht geteilt.

Der Neue Stahlberg fällt in den obern Teufen bei wechselnder Mächtigkeit von 3 - 1 2 m mit 6 0 - 7 0 ° nach Osten ein und wird bis zur 344-m-Sohle im Norden durch den querschlägig streichenden Stuff glatt abgeschnitten, jm Süden verliert er sich in einem breiten Störungsgebiet.

Dieses Verhalten des G anges ändert sich nach der Teufe hin. Im Norden begrenzt ihn hier nicht der Stuff, sondern er keilt vor diesem aus und wird im Süden bei ungefähr gleicher Mächtigkeit von 15 m durch eine 3 - 4 m breite Störungszone glatt abge­

schnitten. Der G a n g fällt von der 400-m-Sohle ab nicht mehr nach Südosten ein, sondern steht v o ll­

ständig seiger. Sein Streichen verläuft bei einer Baulänge von 5 0 - 7 0 m von der 450-m-Sohle ab in h. 10, während es in den obern Teufen mehr in h. 11 liegt.

Etwa 120 m im Hangenden des Stuffs streichen südlich vom Stahlberger G a n g in h. 11 die G an g­

mittel der Schwabengrube. Nach früherer A u f­

fassu n g lagen in den obern Teufen drei Gänge vor: 1. der Carolinengang, 2. der Wilhelm inen- ga n g und 3. der H ein rich -W ilh elm -G a n g . Der Carolinengang setzt allein als bauwürdiges Mittel in die Teufe fort.. B o r n h a r d t 2 hat auf Grund eines Profils der Schwabengrube und durch Untersuchung an Ort und Stelle festgestellt, daß der W ilhelm inen- ga n g eine jüngere Kluft ist, die den Carolinengang nach der T eufe und nach Norden verworfen hat.

Das verworfene Stück ist der Heinrich-W ilhelm- Gang. Diese A uffassung stimmt auch mit dem im Be­

sitze der Grube befindlichen Bericht von B l u m über­

1 U b e r d ie G a n g v er liä ltn iss e d e s S ie g e r la n d e s und s e in e r U m g e b u n g , B d. 1, S. 146/52.

• B o r n h a r d t : a. a. O . Bd. 1, S. 96 und 161; B d . 2, T af el 2, S. 113.

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13. Juni 1925 G l ü c k a u f 729

Abb. 2. Gangbild der O rube Stahlberg bei Müsen. Maßstab 1 :6000.

ein. Ebenso spricht N ö g g e r a t h vom Wilhelminen- gang als einer »tauben Lettenkluft«, an der sowohl der Carolinengang, als auch der Heinrich-Wilhelm- Gang abstießen. Der Heinrich-Wilhelm-Gang verlor sich in etwa 2 0 0 m Teufe gänzlich. Der Carolinen- Gang ist heute in einer Länge von 180 m mit 3 — 4 m Mächtigkeit bis zur 550-m-Sohle bauwürdig aufgeschlossen. Das Einfallen beträgt anfangs 6 0 ° und ist in größerer Teufe steil nach Osten gerichtet.

Zwischen dem Neuen Stahlberg und dem Caro­

linengang, etwa 30 m östlich vom Südende des Neuen Stahlbergs, wurde auf der 500-m-Sohle ein Eisensteinmittel, das erwähnte Zwischenmittel, ange­

fahren, das jetzt in einer streichenden Länge von etwa 40 m bei 1 - 2 m Mächtigkeit abgebaut wird.

Etwa 6 0 0 m im Liegenden der Schwabengrube und südwestlich vom alten Stock streichen in h. 2 — 3 die drei Wildermänner Gänge. Die Gangmittel wurden nach B a u m a n n in 180 — 200 m strei­

chender Länge von der Tagesoberfläche bis in die Teufe der Stahlberger 304-m-Sohle abgebaut, wo sie sich an einem Deckel verloren. Die Gänge fallen im Gegensatz zu den Stahlberger Gangmitteln steil nach Westen ein und sind von dem Stahlberger Maschinenschacht aus auf der 84-, 144- und 304-m- Sohle aufgeschlossen worden. Die Strecke auf der 144-m-Sohle, der Kronprinz - Friedrich - Wilhelm - Stollen, ist noch von dem Preußischen Bergamt in Siegen im Jahre 1826 von Ernsdorf, also vom Süd­

hang der Martinshardt aus zur Erschließung der untern Teufen des Stahlberges angesetzt worden.

Der Stollen ist heute noch befahrbar und enthält die wichtigsten Aufschlüsse für die Geologie der Martinshardt.

Die Tektonik des Ganggebietes.

D i e b i s h e r i g e D a r s t e l l u n g u n d A u f f a s s u n g . Um die Klarstellung der Tektonik des Stahlberger Ganggebietes haben sich B o r n h a r d t und besonders D e n c k m a n n erfolgreich bemüht. Ersterer hat im Jahre 1904 den Anstoß dazu gegeben, das vom Stuff verworfene Stück des alten Stockes im Norden zu suchen, und hat ferner erkannt, daß die in den obern Teufen auftretenden drei Schwabengruber »Gänge«

nicht eine natürliche Verzweigung darstellen, sondern daß das östliche Gangstück ein durch die W ilhelm inen- kluft verworfener Teil des Carolinenganges ist.

Denckmann hat im Jahre 1904 die Untersuchung des Stuffes fortgesetzt. Das praktische Ergebnis war der Aufschluß des Neuen Stahlbergs im Jahre 1905 in einer Strecke, die man auf der 304-m -Sohle am Stuff entlang nach Norden aufgefahren hatte (s. Abb. 2).

Das wesentliche Ergebnis seiner Untersuchungen im G anggebiet hat Denckmann in mehreren Schriften n ied ergelegt1. Er vertritt hier die Ansicht, daß der alte Stock nur auf seinem südöstlichen Teil Verwerfer zwischen Gedinnien und Siegener Schichten sei, wie man es beim Neuen Stahlberg auf allen Sohlen und

1 D e n c k m a n n : Z ur G e o l o g i e d e s M u s e n e r H o r s t e s , Z . G e o l. G e s.

M o n a tsb e r. 1906, S. 9 3 ; 1910, S. 724. N e u e B eo b a ch tu n g e n ü b e r d ie tekto*

irisch e N a tur d e r S ie g e n e r S p a t e is e n st e in g ä n g e , T e i l II, S. 124 u nd 146,

im Verlauf seiner ganzen Länge feststellen könne (s. Abb. 3). Dieser Gesteinwechsel sei aber nicht identisch mit dem Neuen Stahlberg (in Abb. 3 »Erst­

ling II«), sondern die Fortsetzung des Stockes müsse erheblich weiter nördlich von dem Neuen Stahlberg gesucht werden (in Abb. 3 Stock II). Als Fortsetzung des Neuen Stahlbergs (Erstling II) glaubt Denckmann im Liegenden der Stuffverwerfung einen G estein­

w echsel südlich des alten Stockes ansprechen zu müssen (Erstling I), und den am Stock festgestellten G esteinwechsel erklärt er als ein in der Streichrich­

tung der G änge des Stahlberger Gebietes auftretendes Vorkommen eines horstartigen Gedinnienkeiles, dessen Nordwestflanke durch den alten Stahlberger Stock in südöstlichem Verlaufe begrenzt werde.

Über die Beziehungen des Neuen Stahlbergs zum Carolinengang führt er aus, daß die in mehreren Trümern auftretenden Schwabengruber G änge als Ost-

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verflachen Verwerfer des Neuen Stahlbergs seien.

Ferner sei festgestellt, daß die Ostverflächertrümer der Schwabengrube bis zum Stuff nach Norden reichten, in dessen Hangendem sie, zugleich Verwerfer des Neuen Stahlbergs, schon auf der 500-m-Sohle bau­

würdige Spateisensteintrü­

mer zeigten. Hiermit ist offenbar das Zwischenmittel gemeint. Nach dem ge­

zeichneten Bilde setzt der Carolinengang in dunkeln Schichten auf und wird nördlich durch eine dem Abb. 3. Geologisches Kartenbild Stuff parallel streichende des Stahlberger Stockes nach Störung verworfen, die wohl Denckmann. Maßstab 1:15000. a|s die bekannte Wilhel-

minenkluft anzusehen ist.

Denckmann kommt zu dem Schluß, daß das geo lo g isch e Bild der Orube Stahlberg in dem Ab­

bruchsgebiete der Siegener Schichten vom Müsener Horst nach Osten eine besondere, eigenartige Ent­

wicklungsstufe darstelle: Das am Hangenden der Stuffverwerfung abgesunkene Gebiet zeige sich nicht als e i n f a c h e r A b b r u c h , sondern als E i n b r u c h , nicht als S t a f f e l s c h o l l e , sondern als G r a b e n b r u c h .

Dieses von Denckmann gezeichnete Bild, das auch in einer Tageskartierung Ausdruck gefunden hat, erregte infolge seiner tektonischen Eigenart in berg­

männischen wie in geologischen Kreisen berechtigtes Aufsehen. Die Ausrichtungsarbeiten aber, die auf Grund dieser Darlegungen in sehr a u sged eh n terW eise unternommen worden sind, haben, wie schon erwähnt, die Richtigkeit dieser von Denckmann vertretenen Ansicht über die Tektonik nicht bestätigt, so daß eine erneute Prüfung der Verhältnisse im Stahlberger G anggebiet schon aus rein bergmännischen Gesichts­

punkten notwendig war. Eine derartige Nachprüfung konnte naturgemäß nur unter sorgfältigster Beobach­

tung der alten und neuen A ufschlüsse und durch Kar­

tierung sämtlicher Strecken aller Sohlen zu einem Er­

gebnis führen. Das ganze Grubengebäude wurde da­

her begangen und geologisch aufgenommen.

Die Untersuchungen im Müsener G ebirge werden durch die stets mögliche eindeutige Unterscheidung der Gesteine des'Roten Gebirges von denen der dunkeln Siegener Schichten erleichtert, zumal, da Gangspalten und Verwerfungen, die Rotes Gebirge und Schwarze Schiefer voneinander trennen, die grundlegenden tek­

tonischen Linien bilden. Die oft sehr mächtige F o lg e von starken Grauwacken und Quarzitbänken erm ög­

licht ferner eine zuverlässige Bestimmung von Sätteln und Mulden.

Die Kartierung ist übertage schwieriger als unter­

tage, da einmal große T eile der alten Pingen des alten Stockes mit Bergen bedeckt sind und anderseits der seit etwa 700 Jahren dort um gehende Bergbau

den O sthang der Martinshardt stark zerwühlt hat und daher nur einwandfreie Aufschlüsse im anstehenden Gestein praktischen Wert haben. Zudem fällt der H ang nach Osten, wie erwähnt, teilweise ziemlich steil ab, so daß man überall auf Geröllstücke von Quarzit, Grauwacke und G angm asse stößt, deren Herkunft unbekannt ist.

D i e A u f s c h l ü s s e u n t e r t a g e .

D er alte Stahlberger Stock und die W ildermänner Gänge.

Am alten Stock ist die Frage zu klären, ob sein Liegendes, die Westseite, aus Gesteinen des Roten Gebirges und sein H angendes aus dunkeln Schiefern und Grauwacken besteht, oder ob er, wie D e n c k ­ m a n n annimt, ganz in diesem, von ihm als Siegener Schichten bestimmten Schiefer-Grauwacken-Horizont verläuft mit einem horstartigen Keil des Roten G e ­ birges an der Südostseite. Zum gen au em Verständ­

nis der durch die tektonische Deutung Denckmanns etwas schwierig gewordenen Verhältnisse b ed a rf’ es noch einiger klärender Ausführungen über die Eigen­

art des alten Stockes bezüglich seiner Erstreckung im Streichen, nach der Mächtigkeit und nach der Teufe.

Der Stock hat, wie aus altern Grubenbildern und dem über den Gegenstand vorhandenen Schrifttum hervorgeht, in den obern Teufen bis etwa zu der Sohle des Stahlberger Erbstollens ein in der Fallrichtung meist gleichbleibendes Verhalten gezeigt.

Der G ang setzte in diesem Bereich im Liegenden des sogenannten Stuffs, der erwähnten südöstlich ein­

fallenden Kluft, mit wechselnder Mächtigkeit von 16 - 24 m als derber Spateisenstein mit sehr geringen Quarzschnüren auf und g in g in h. 10 zu Felde. Auf eine Länge von 100 m behielt er seine große Mäch­

tigkeit, die bis zu 30 m anstieg; dann teilte er sich in drei Trümer: das liegende Trum, das Mitteltrum und das hangende Trum, von denen jedes für sich in einer Mächtigkeit von 6—10 m weiter zu Felde setzte, sich wieder verschiedentlich teilte und sich nach einer bau­

würdigen Länge von rd. 120 m, vom Stock ab g e ­ rechnet, derart auf einem »blauen«, diinnplattigen und.

»dachschieferähnlichen« Tonschiefer verdrückte, daß es in seiner weitern Erstreckung nur mehr als »Quarz­

ader oder tauber Besteg« zu verfolgen war. Der Stock und das liegende Trum fielen gleichm äßig nach Osten ein, die hangenden Trümer dagegen, wie Blum be­

richtet, nach Westen.

Scharf abgesetzte Salbänder waren nur selten vorhanden; der G a n g zeigte, wie die alten Beschrei­

bungen mitteilen, eine solche Verwachsung mit dem Nebengestein, daß die G angm asse mehrere Meter ins Liegende und vor allem ins H angende zu ver­

fo lg en war. Die Einschublinie der Erzführung auf den verschiedenen Trümern wurde nach N ö g g e - r a t h durch die Kreuzlinie der Gangebenen mit der Einfallebene der Schichten des »dachschieferähnlichen Schiefers« gebildet. In gleicher Richtung schob der G an g am Stuff ein, da dieser sow ohl im Streichen als auch im Fallen nur w en ig von dem hier südöst-

(7)

13. Juni 1925 G l ü c k a u f 731

liehen Einfallen der Gebirgsschichten abwich. Sein Einfallen änderte sich jedoch nach der Teufe auf 80° und wurde damit erheblich steiler als das der ständig flacher werdenden nördlichen Einschublinie auf den erwähnten Schiefern, so daß der G ang unterhalb der 144-m-Sohlc als solcher verschwunden war.

Der Stuff, von dem heute noch vereinzelte Auf­

schlüsse zu sehen sind, kennzeichnet sich als eine mehrere Meter mächtige, mit Letten ausgefüllte Kluft und wird von B lu m folgendermaßen beschrieben:

»Der Stuff ist ein Komplex mehrerer Lettenklüfte, die, in Zahl und Mächtigkeit verschieden, sich bald näher zu einem mächtigen Lettengange mit deut­

lichen Salbändern zusammenscharen, bald sich aber zertrümern und in einzelnen Klüften die Schichten durchziehen in einer Breite von 5 — 7 und mehr Lachtern«. Das Nebengestein des alten Stockes kann man auf der Südwestseite, also im Liegenden der Lagerstätte, in Augenschein nehmen. Von den drei hier auf der 84-, 144- und 304-m-Sohle zu den Wildermänner Gängen führenden Strecken ist heute nur noch der bereits erwähnte Erndorfer Stollen be­

fahrbar. Sehr wichtig sind daher auch die von B a u - m a n n aufgenommenen Kartierungen dieser Sohlen und sonstiger Örter im Bereich der Wildermänner Gänge.

Das Ergebnis meiner Kartierung des Ensdorfer Stollens führt zu folgendem Gesamtbild: Der Stollen durchfährt die Schichten spitzwinklig zum allg e­

meinen Streichen. Das Hauptstreichen liegt in h.

2 — 4. Das Einfallen ist im Osten nach Südosten, im W esten nach Nordwesten gerichtet. Im äußersten W esten und Osten der Strecke tritt je eine mächtige F olge von starken Grauwackenbänken mit en tg eg en ­ gesetztem Einfallen auf, nach innen folgen auf beiden Seiten gestörte Tonschieferlagen des Roten G e­

birges, und in der Mitte lagern dunkle Schichten, die zu einem klar erkenntlichen Sattel aufgefaltet sind. Die auftretenden Störungen g ro ß em und g e ­ ringem geo lo g isch en Alters streichen etwa in h.

10—12 und haben das Gebirge nach W esten und Osten horstartig von den dunkeln Schichten im Sattelkern abgebrochen, wie aus dem Einfallen der Störungen und den nach der Teufe gerichteten U m ­ biegungen der liegenden Schichten einwandfrei zu schließen ist. Der Wechsel im Süden der Strecke, w o Denckmann den Erstling I suchte, erklärt sich aus der Verwerfung des Stuffs (s. die Abb. 5 und 6).

Die Kartierung der 84-m-Sohle durch Baumann ergibt fast dasselbe Bild. Über den dunkeln Schiefern der 144-m-Sohle liegen ebenfalls dunkle Schiefer in der 84-m-Sohle. Das Einfallen ist im Osten vom Schacht ab südlich bis südöstlich, im W esten nach Wildermann westlich bis nordwestlich.

Die auf der 144-m-Sohle beobachteten Störungen sind auf der 84-m-Sohle ebenfalls aufgezeichnet und in der Abhandlung besonders erwähnt.

Oberhalb der 84-m-Sohle werden die schwarzen Schiefer vom Roten Gebirge überlagert, wie aus meiner Tageskartierung, die in diesem Punkte mit

der Darstellung Denckmanns übereinstimmt, und den Aufzeichnungen Baumanns hervorgeht.

In dem Gebiete zwischen dem alten Stock und den Wildermänner Gängen sind also zwei wichtige geologisch e Erscheinungen festzustellen: 1. Das G e ­ birge ist zu einem Sattel aufgefaltet, dessen Achse etwa in h. 3 auf den Stock hin streicht. Den Sattel­

kern bilden grauschwarze Schiefer und Grauwacken, während an den Flügeln Rotes Gebirge auf zum Teil G angm asse führenden Klüften abgesunken ist.

2. Der Sattelkern wird über der 84-m-Sohle vom Roten Gebirge überlagert.

Die bisher unerwähnt gebliebene 304-m-Sohle steht nach Baumann vom Stuff ab bis an die W ilder­

männer G änge heran ganz in dunkeln Schiefern.

Als Erklärung hierfür dürfte nach obigen F est­

stellungen dienen, daß sich die schwarzen Schiefer im Sattelkern in dieser T eufe erheblich ausgedehnt haben. Auf dieselbe W eise erklärt sich dann auch das plötzliche Ausspitzen des alten Stockes. Es handelt sich hier um dieselben Schiefer, auf denen seine nördliche Einschublinie verlief, und die mit südöstlichem Einfallen schon unterhalb der 144-m- Sohle bis an den Stuff heranreichten und damit den G ang verschwinden ließen.

Baumann bestimmt unter Anlehnung an die strati­

graphische Einteilung Denckmanns die schwarzen Schiefer im Sattelkern als S i e g e n e r S c h i c h t e n . Um jedoch die Überlagerung des Roten Gebirges, das er als Gedinnien anspricht, zu erklären, läßt er diese dunkeln Schichten grabenartig einbrechen und sie dann durch die an den Wildermänner Gängen fest- gestellten Überschiebungen vom Roten Gebirge über­

deckt werden. Nach seiner Anschauung sollten sich die an der Überschiebungskluft in der T eufe der 304-m-Sohle verlorengegangenen drei G änge unter dieser Sohle weit im W esten im Roten Gebirge wiederfinden.

Die Betriebsführung machte sich diese A uffassung zu eigen, teufte einen 120 m tiefen Blindschacht von der 304-m-Sohle ab und suchte auf verschie­

denen Sohlen die Fortsetzung der G änge unter der angeblich nach Osten gerichteten Überschiebung westlich im Roten Gebirge. Die Arbeiten hatten jedoch nach Mitteilungen des frühem Betriebsführers V o l k e 1 keinen Erfolg. Das Rote Gebirge führte keine Gänge mehr, wohl aber wurden in den dunkeln Schiefern in der Fortsetzung der angeblich verlorenen Gänge drei schmale, unbauwürdige Gangmittel an­

gefahren.

Schon aus dieser Tatsache ist die F olgerung zu ziehen, daß die Überschiebung nicht die Bedeutung hat, die Baumann ihr zuspricht, so n st hätten sich die Gänge, w enigstens Spuren von ihnen, im Roten Gebirge wiederfinden lassen müssen. Im besondern wird seine Darlegung dadurch vollständig unhaltbar, daß er sein querschlägig erscheinendes Profil gleich ­ laufend zum Hauptstreichen der Schichten und auch zum Streichen der rote und dunkle Schiefer trennen­

den Gangkluft im Liegenden der Gänge g e le g l hat.

Erst auf diese W eise wird das Bild der riesigen

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Überschiebung in östlicher Richtung überhaupt m ö g ­ lich. Ferner sei darauf hingewiesen, daß bei einem Grabenbruch an den Störungen Schichtumbiegungen in entgegengesetztem Sinne wie festgestellt auf- treten müßten, und daß auch die Mitte der dunkeln Schiefer keine so gut erhaltene flache Sattelbildung aufweisen könnte.

B o r n h a r d t 1 hat festgestellt, daß die blende­

reichen Gänge der Grube Wildermann von zwei großen, weithin verfolgbaren Deckeln verworfen w o r ­ den sind, deren erster dicht unter der 84-m-Sohle und deren zweiter in der 304-m-Sohle aufsetzte. Beide Deckel haben nach den von S c h n ie iß er mitgeteilten Profilen und nach den Mitteilungen B o r n h a r d t s eine Überschiebung nach N o r d e n verursacht. Beide Überschiebungsklüfte zeigten Erzführung, und zwar müssen nach den Feststellungen Bornhardts nicht nur vor, sondern auch während der Bildung der Deckel Minerallösungen zugeströmt sein, die in dem Kluftbesteg Blende in feiner Verteilung weitreichend abgesetzt haben.

Demnach ist die Entstehung der beiden um­

strittenen Überschiebungen in die Zeit des Eindringens der Schwefelerzlösungen zu legen. Ihr in jeder H in­

sicht gleichm äßiges Verhalten schließt die Annahme aus, daß bei n ö r d l i c h e r Überschiebungsrichtung gerade an dem untern Deckel das Rote Gebirge weit nach O s t e n über die dunkeln Schichten über­

schoben worden sei, zumal, da auch durch eine der­

artige B ew egung das ganze Gebirge und die Gänge viel mehr in Mitleidenschaft gezo g en worden wären.

Beiden Klüften ist offensichtlich nur eine sehr viel geringere Bedeutung beizumessen.

~ Die rote und dunkle

* rSchiefertrennende Gang­

kluft im Liegenden der Gänge streicht ausweis­

lich der Aufnahmen B a u m a n n s in und unterhalb der 304-m- Sohle in h. 11 — 12 spitz­

winklig zu den Gängen.

Diese müssen also in nörd­

licher Erstreckung in die dunkeln Schiefer eintreten. Diese Erkenntnis er­

klärt im Zusammenhang mit der oben festgestellten Überschiebungsrichtung die Merkwürdigkeit, daß man die Gänge von der 304-m-Sohle ab nicht mehr im Roten Gebirge angetroffen hat. Da der über der 304-m-Sohle anstehende Gebirgskörper nach Norden verschoben worden ist, fand man die G änge hier im Roten Gebirge, während man sie unter der Über­

schiebung plötzlich innerhalb der dunkeln Schiefer, allerdings vertaubt, antraf (s. Abb. 4).

. Das Ausspitzen der Gänge in den unterlagernden dunkeln Schichten ist in gleicher W eise wie das Endigen des alten Stockes in denselben Schichten zu erklären. Die Beschaffenheit der Gesteine des Roten Gebirges begünstigte, wie später noch er­

1 B o r n h a r d t , a. a. O . B d. 1, S . 101 ; Bd. 2 , S. 15.

klärt wird, die Gangbildung, während in den Schiefern der dunkeln Schichten ein Niederschlag aus den Ganglösungen in g e r i n g e m Maße erfolgte.

Zudem handelte es sich um Gangmittel von ver­

hältnismäßig geringer reiner Mächtigkeit, deren Un­

bauwürdigkeit bei einem Gesteinwechsel sehr schnell eintreten konnte. Tatsächlich hat man ja auch die geringen Mittel in den dunkeln Schichten weit nach der T eufe verfolgt, aber nicht als abbauwürdig befunden.

Die von B a ü m a n n vertretene Annahme des Ein­

bruchs der schwarzen Schiefer mit nachträglicher Überschiebung des ursprünglich unterlagernden Roten Gebirges ist nach den vorstehenden A us­

führungen nicht mehr zu halten. An ihre Stelle tritt, nach dem Befund der Verwerfungen zu urteilen und nach Feststellung einer deutlichen Aufsattlung des Gebirges zwischen Stahlberg und Wildermann, die Auffassung, daß die im Sattelkern anstehenden dunkeln Schichten primär dem Roten Gebirge untergelagert und die Sattelflügel an alten Gang- kliiften und jüngern Verwerfungen (Stuff) sta ffel­

förm ig abgesunken sind.

Abb. 5. Übersichtsdarstellung des Oanggebietes in H öhe der 144-m-Sohle.

Die dunkeln Schichten sind auch neuerdings in der 400-m-Sohle im Hangenden des Stuffs, etwa 300 m südwestlich des Schwabengruber Ganges, an­

gefahren und hier bisher in 30 m Mächtigkeit durch­

örtert worden. Der größte Teil der Strecke war leider schon verbaut und daher eine Beobachtung der trennenden Kluft und des Verhaltens der Schichten an ihr nicht mehr möglich. Der Aufschluß .fü g t sich jedoch in das in Abb. 5 w iedergegebene Bild ein.

Auch hier von einem Einbruch dieser Schichten zu sprechen, ließe sich nicht vertreten, da sie vom Roten Gebirge ohne die geringste Andeutung einer Überschiebung überlagert werden, die sich ja auch an den nahen Stahlberger Gängen verfolgen lassen müßte.

L

Abb. 4. Die Überschiebung der__

W ild erniä nnerO änge unterhalb der 304-m-Sohle.

(9)

13. Juni 1925 G l ü c k a u f 733

Für den alten Stock ergibt sich aus dieser Ent­

wicklung folgen d es: Sein Nebengestein im Südwesten ist kein horstartiger Keil des Roten Gebirges in dunkeln Schichten, der nach der Annahme Denck- inanns ursprünglich von Rotem Gebirge überlagert wurde, sondern die ganze Schichtenfolge im Liegen­

den des G anges erklärt sich als Rotes Gebirge und ein diesem u n t e r g e l a g e r t e r Horizont von schwarzen Schiefern und Grauwacken. Über die Gesteinart im Hangenden des G anges besteht kein Zweifel. Hier sind von der Tagesoberfläche bis zur 304-m-Sohle stets dunkel gefärbte, vorwiegend flasrige Schichten festgestellt worden, deren Streichen sich durchschnitt­

lich in derselben Richtung bewegt wie das der Schichten im Ernsdorfer Stollen, und die an der Gangkluft steil nach Nordosten in die Teufe gerisSen worden sind. Demnach stellt der Stahlberger Stock die g e b i r g s s c h e i d e n d e K l u f t zwischen dem Roten Gebirge im Südwesten und eingebrochenen dunkeln Schiefern im Nordosten dar.

Abb. 6. Übersichtsprofil zwischen dem Stahlberg- und dem Wildermann-Vorkommen.

Dieses Ergebnis, das der durch die 144-m-Sohle gelegte Grundriß und das dazugehörige Profil (s. die Abb. 5 und 6) veranschaulichen, läßt sich zw ang­

los mit der A uffassung verknüpfen, die aus allen alten Beschreibungen mehr oder weniger deutlich hervorgeht. In einem Bericht von S o m m e r aus dem Jahre^ 1858, der sich im Besitz der Grube befindet, wird zum Beispiel klar gesagt, daß längs des ganzen G anges ein Gesteinwechsel zu beobachten sei, der sich durch steiles Absinken des hangenden Gebirgs- teiles gebildet haben müsse.

Der Neue Stahlberg.

Diese Gesteinscheide zwischen dem Roten G e ­ birge und den dunkeln Schichten im Liegenden des Stuffes setzt sich im Hangenden dieser Verwerfung an der Gangkluft des Neuen Stahlberges fort, wie einwandfrei auf allen Sohlen bis zu der jetzt er­

reichten T eufe von 550 m festgestellt worden ist.

Das Schichtenstreichen4 liegt zwischen den Stunden 3 und 6. Der N eu e Stahlberg ist somit die F o r t ­

s e t z u n g d e s a l t e n S t o c k e s ; eine jüngere Ver­

werfung, der Stuff, hat den Gang, der in der trennen­

den Kluft zwischen dunkeln und roten Schichten aufsetzt, durchschnitten und den in seinem H angen­

den liegenden Teil etwa 150 in nach Norden ver­

worfen. Nach der Teufe beträgt der Verwurf auf Grund des Vergleiches der Mächtigkeit der G ang­

stücke am Stuff auf der 84- und der 344-m-Sohle etwa 300 m.

Die den Neuen Stahlberg im Süden scharf ab­

schneidende Störungszone, die auf der 500-m-Sohle besonders leicht zu erkennen ist, verläuft in derselben Richtung wie der Stuff und verwirft ebenso wie dieser nach Norden, da das Rote Gebirge von Süden vor den G ang geschoben worden ist. Das auf der 500-m -Sohle hinter dieser Verwerfung in der Fort­

setzung des G anges aufsetzende schmale Mittel steht ganz im Roten Gebirge und ist daher keinesfalls die Fortsetzung des G anges (vgl. die Abb. 2 und 5).

W ichtig ist, daß der G a n g unterhalb der 400-m- Sohle im Norden nicht mehr am Stuff abschneidet, sondern sich von der Verwerfungskluft freimacht, die seiner Fortsetzung, dem Alten Stock, zum Ver­

hängnis geworden ist. Die Gangkluft selbst, die man auf der 500-m-Sohle bis zum Stuff nach Norden verfolgt hat, enthält nur w e n i g . Gangmasse. Auf der 550-tn-Sohle kann man gut beobachten, wie sich der G ang nach Norden schließlich zu einem 10 cm mächtigen Mittel ausspitzt, das im Liegenden von entfärbten Tonschiefern des Roten Gebirges, im Han­

genden von sehr verdrückten schwarzen. Schiefern begrenzt wird. Diese Tatsache ist als besonderes Kennzeichen der Gangkluft festzuhalten, in der sich ein G an g von fast 30 m reiner Mächtigkeit aus­

bilden konnte.

Der Carolinengang und das Zwischenmittel.

Das Verhalten des C arolinenganges ist oben be­

reits dargelegt worden. Meine eingehenden Kartie­

rungen sämtlicher Strecken haben ergeben, daß der G ang von der T agesoberfläche bis zur untersten Sohle im Roten Gebirge steht. Die Schichten streichen bei geringer Faltung, wie auch in allen Strecken des Neuen Stahlbergs, allgemein in h. 3 - 6 und fallen vorwiegend nach Südosten ein.

Der G ang verlängert sich nach der Teufe immer weiter nach Süden. Diese Erscheinung ist nicht allein mit dem südlichen Einschieben zu erklären, sondern es ist auch anzunehmen, daß sich die den G ang spitz schneidende und nach Norden ver­

werfende W ilhelm inenkluft mit gleichgerichtetem, aber flacherm Einfallen als der G ang nach Süden hin immer weiter von diesem entfernt, und daß auf diese W eise das oben verworfene Stück nach der T eufe wieder an seinen alten Platz zurückgelangt.

Tatsächlich hat sich auch ein G a n g mit den Kenn­

zeichen des Heinrich-Wilhelm -Ganges trotz zahl­

reicher Bemühungen auf verschiedenen Sohlen nicht wiedergefunden, w as die dargelegte A uffassung be­

stätigt.

(10)

Die Wilhelm inenkluft hat demnach nicht die Be­

deutung, die Denckmann ihr auf seiner Gangkarte gibt. Sie verwirft den in ihrem Hangenden .liegenden Gebirgsteil nach der Teufe und nach Norden und kommt daher als grabenbildendes Gegenstück des Stuffes nicht in Betracht. Sie ist auch keine gebirgs- scheidende Kluft wie der Stuff nördlich vom alten Stock, sondern sie verwirft nur Schichten des Roten Gebirges, wie auf der 84-, 144- und 224-m-Sohle ein­

wandfrei festzustellen ist.

Der Carolinengang ist also eine in derselben Streichrichtung w ie die Stahlberger Gangmittel (h. 10 — 11) verlaufende, aber vollständig im Roten Gebirge aufsetzende Gangkluft, die in den obern Teufen durch eine jüngere Kluft nach Norden ver­

worfen wird.

Das Zwischenmittel stellt ein Gangstück dar, das dem Carolinengang in jeder Beziehung gleich ist.

Das Streichen, Einfallen und innere Gangverhalten stimmen überein. Das Nebengestein bilden eben­

falls entfärbte Tonschiefer mit Grauwackenbänken;

es setzt südlich der Störungszone, die den Neuen Stahlberg im Süden abschneidet, an.

D a s E r g e b n i s d e r A u f s c h l ü s s e u n t e r t a g e . Zusammenfassend läßt sich über die A ufschlüsse untertage sagen, daß sie die oben gekennzeichnete Darlegung der Tektonik des G anggebietes von Denckmann in keinem Punkte bestätigen, sie viel­

mehr zu folgendem Bilde berichtigen. 1. Der alte Stahlberger Stock und der Neue Stahlberg setzen in derselben mächtigen Gangspalte auf, an der dunkle, flasrige Schichten fast senkrecht und tief in das Rote Gebirge eingebrochen sind. 2. Der Caro­

linengang und das Zwischenmittel stehen im Roten Gebirge, und zwar in Nebenspalten, die mit der Haupt­

bruchspalte gleich streichen und einfallen. 3. Diese zusammengehörige Spaltengruppe wird durch quer- schlägig streichende jüngere Verwerfungen von Westen nach Osten, mit dem Stuff beginnend, s t a f f e l f ö r m i g zerrissen unter ständiger seitlicher Verschiebung der einzelnen Gebirgsteile nach Norden.

Von W esten nach Osten gesehen, liegen also in jeder. Staffel stets aus höhern Horizonten stam­

mende Gebirgskörper und Gangmittel vor (s. Abb. 7).

Im übrigen zeigt der Befund der G angm asse in den befahrbaren untern Sohlen, daß das Stahlberger Gebiet zur Zeit der Gangbildung häufigen, aber g e ­ ringen tektonischen Bewegungen ausgesetzt gew esen ist. So ist der Eisenstein teils im Ruhezustand der Klüfte, teils unter häufigen G ebirgsbew egungen zur Ausscheidung gelangt, wobei sich die bekannten Strukturarten Bornhardts gebildet haben. Dem Quarz hat sich ebenfalls durch das Aufreißen der G an g­

massen ein W e g in den vorhandenen Spateisenstein geöffnet. Die Gangspalten sind aber durch diese Bewegungen w en ig oder gar nicht verworfen worden.

Stärkere Wirkungen weisen dagegen die Gebirgs- störungen auf, die das Empordringen der Schw efel­

erzlösungen veranlaßt haben. Hier finden sich an den Wildermänner Gängen die beträchtlichen Über-

Abb. 7. Perspektivische Darstellung der Tektonik im Stahlberger Oanggebiet.

Schiebungen, deren Alter Bornhardt einwandfrei be­

stimmt hat. An den Stahlberger Gängen sind Ver­

schiebungen von derartiger Bedeutung nicht zu be­

obachten. Die hier auftretenden Deckel und G e ­ schiebe zeigen nur ganz geringe Verwürfe.

Die ausschlaggebenden tektonischen Bewegungen im Stahlberger G anggebiet bleiben demnach der große, bisher bis zu einer Teufe von 550 m verfolgte Schichteinbruch selbst, als dessen Begleiterscheinung sich zahlreiche gleichlaufende Spalten im Roten G e ­ birge gebildet haben, und der staffelförmige Ver- wurf dieser Spalten an jüngern Sprüngen.

D a s E r g e b n i s d e r K a r t i e r u n g ü b e r t a g e . Das vorstehend von dem G anggebiet gezeichnete Bild wird durch die geologisch en A ufschlüsse an der Tagesoberfläche bestätigt (s. Abb. S). Die hier vor­

handenen Schwierigkeiten sind bereits erwähnt w or­

den. Ausdrücklich muß bemerkt werden, daß der heute erkennbare Verlauf der Pingen des alten Stockes durchaus irreführt, da der Teil, in dem der eigentliche G ang gestanden hat und gebaut worden ist, zugeschüttet ist, während im nördlichsten Teil, wie J u n g berichtet, Versatzberge gew onnen worden sind. Denckmann hat bei seinen Tagesaufnahmen den Stock in diese pingenartigen Erdaufschlüsse g e ­ zeichnet und ist anscheinend auf diese W eise zu der A uffassung gelangt, daß der alte G ang vorwiegend in dunkeln Schichten aufsetzen müsse. Tatsächlich hat aber der eigentliche Stock südlich von diesen Aufschlüssen nach dem alten Schacht hin gelegen.

Der in die Übersichtskarte eingetragene Grundriß der 84-m-Sohle bestätigt diese Auffassung.

Die Gesteinscheide am Stock läßt sich aus den erwähnten Gründen übertage nicht so scharf er­

kennen wie untertage. Einwandfrei kann man j e ­ doch in alten Stollen und auf ausgewaschenen W egen feststellen, daß auch übertage im Liegenden des Stockes Rotes Gebirge ansteht, während das han­

gende Gebirge, in das der Stock seine zahlreichen Trümer entsandt hat, aus dunkeln Schiefern besteht, in denen .die zurzeit noch begehbaren Pingen liegen.

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