• Nie Znaleziono Wyników

Die Slawen in der Habsburgermonarchie : Wege ihrer nationalen Emanzipation im 19. Jahrhundert

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Die Slawen in der Habsburgermonarchie : Wege ihrer nationalen Emanzipation im 19. Jahrhundert"

Copied!
12
0
0

Pełen tekst

(1)

Jagiellonen-Universitat, Krakau

Die Slawen in der Habsburgermonarchie - Wege ihrer nationalen Emanzipation

im 19. Jahrhundert

Ais der Slowene Jernej Kopitar, einer derVorlauferderwissenschaftlichen Slawistik, Schópfer der modernen slowenischen Sprache und Kustos der kaiserlichen Hofbib- liothek sein MemoriałPatriotischePhantasien eines Slawen abfaEte, ging er von der Voraussetzung aus,dafi die Mehrheit derBevólkerungin der Habsburgermonarchie slawische Sprachen spreche. Insofern konne Ósterreich, so Kopitar, weit mehr ais ein slawischer Staat gelten, ais RuCland. Kopitar gehórt nebenseinem Zeitgenossen, dem tschechischen SprachwissenschaftlerundHistorikerJosefDobrovski,Autor der bekanntenAdresse an Kaiser Leopold II. Uberdie Ergebenheitund Anhanglichkeit der slawischenVdlker an das Erzhaus Ósterreich von1790, zweifellos zu den Wegbereitern des „Austroslawismus". Damitliegen beide zeitlich vor den Entwiirfenvon Frantiśek Palacky, Kareł Havlićek-Borovsky oder dem Grafen Leo Thun,diein den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts formuliert wurden. In der Geschichtsschreibung der Staaten, die nach dem erstenWeltkrieg auf den Triimmernvon Ósterreich-Ungarn entstan- den sind, stóBt man oft aufdie Bezeichnung der Habsburgermonarchie ais eines

„Vólkerkerkers“. In letzter Zeit ist im Rahmen von Forschungsarbeiten, die sich mit derNationalitatenfrage inderHabsburgermonarchie sowie mitderEntwicklung von nationalenIdeeninMitteleuropa beschaftigen,darauf aufmerksam gemacht worden, dafigeradedie Donaumonarchie keineswegs ein „Vólkerkerker“ war. Im Gegenteil, sie war aucheine„Brutstatte"moderner Nationen. EslieBesicheine ganze Reihe von Griinden aufzahlen, warum die Slawen in der Habsburgermonarchie zwar nicht den bestmóglichenStaatsahen, aber dochimmerhin einen Staat, der ihrer politischen, gesellschaftlichenund kulturellenSituationentsprach. Dies gilt insbesondere fur die Tschechen, Slowaken, Slowenen und Kroaten, dereń Siedlungsgebiete vollstandig innerhalb der Landerder Monarchie der Habsburger lagen. Aber auch Polen und sogar Ukrainer und Serben, die nur ais Minderheiten in den Grenzen der Donau­

monarchielebten, fandenhier giinstigeBedingungenfur ihre gesellschaftliche und nationale Entwicklung.Der bereits genannte Frantiśek Palackyschrieb im April 1848 in seinem beriihmten Brief an das Frankfurter Paulskirchenparlament, mit dem er seine Teilnahme an den Sitzungen ablehnte, folgende Worte: „Wahrlich, existierte

(2)

der ósterreichischeKaiserstaat nichtschonlangst,man miifite im Interesse Europas, im InteressederHumanitat selbst sichbeeilen,ihn zu schaffen". Etwa 17Jahre spater, im Jahre 1865, bekraftigte er in einerArtikelserie unter dem Titel Idea statii Rakous- keho („Ósterreichs Staatsidee") noch einmalseine Anhanglichkeit an die Grundsatze des Austroslawismus.Er versaumte es aber nicht,jene Worte hinzuzufiigen, die ais Warnung vor derEinfuhrung des Dualismus gelten unddavon zeugen sollten, dafi die Slawen ihre Hingabe an Osterreich nicht ais bedingungslos betrachteten: „Wir waren vor Osterreich da, wir werden es auch nach ihm sein”. Bedenkenswert ist in diesemZusammenhang,daBdie„ósterreichischen" Slawen bis zum Ersten Weltkrieg derKonzeptiondesAustroslawismusbzw.des „Austrofóderalismus“ Palackis im we- sentlichen treu blieben.

In dem vorliegenden Beitrag, der keinen Anspruch darauf erhebt, das Thema erschópfend zu erórtern, soli versuchtwerden, die wichtigsten Pramissenund Be- dingungen darzustellen, unterdenender Prozefi der Konstituierung moderner slawi- scher Nationen im Rahmender Habsburgermonarchie verlief. Es sollen dabei auch verschiedeneKonzeptionen und Programme skizziert werden, die mitdiesem Pro- zefi in Verbindung stehen. Wenn die Formierung modernerNationen in den Blick genommenwird, beriihrt diesdas Problem desgrundsatzlichenMentalitatenwandels in derEpoche der groBen Briiche, welche die feudale Ordnung an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert erschiitterten unddie „Modernisierung“ dermitteleuropai- schen Gesellschaften einleiteten. Handelt es sich um ethnische Gruppen ohne einen bereits zuvor bestehendenstaatlichen Rahmen, hatte die Herausbildung einer mo- dernen Nation den Charaktereiner „nationalen Bewegung“im Sinne bewufiter Be- miihungen um die zentralen Grundattribute einer vollstandigentwickeltenNation.

Wennes im allgemeinenumMitteleuropa geht und im besonderenumdie Habs­

burgermonarchie, ist eingangs festzuhalten, dafi die Grundlagen fur das Aufkom- men nationsbildender Prozesse durch die theresianisch-josephinischen Reformen des dritten Viertelsdes18.Jahrhunderts geschaffen wurden. EinewichtigeAnregung boten dabei die Ideen der Aufklarung, insbesonderedieder FranzósischenRevolu- tion und der Ara Napoleons. Fur die Slawen spielten auch die historiosophischen Gedanken JohannGottfried Herderseine bedeutende Rolle, aus denen sie Kraft und Glauben an eine bessereZukunft schópften.

DenEmanzipationsprozeBslawischer Vólker in der Habsburgermonarchie, der in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts einsetzte, pflegt man ais „nationa- le Wiedergeburt" zubezeichnen. Was fur das mitteleuropaische „Modeli" der Ent- stehung moderner Vólker kennzeichnend ist und was dieses „Modeli" etwa vom franzósischen unterscheidet, ist der Faktor Sprache, der ais Ausgangspunkt und Hauptkriterium angesehen werden kann. Die Assimilierung der Adligen und der Bildungsschicht fiihrte dazu, dafi die slawischen Sprachen fast ausschliefilich von dereinfachen Bevólkerung benutzt wurden. Zur grundlegendenAufgabeder ersten

„Erwecker" avancierte damit die Kodifizierung der slawischen Sprachen, so daB sie ais ein Mittel der allgemeinen Kommunikation und ais Fundament fur die Genese nationaler Literaturen verwendetwerden konnten.

(3)

Im innerhabsburgischen Vergleich verhaltnismafiig am friihesten undmitgróE- tem Elan setztederProzefider nationalen Wiedergeburtbei den Tschechen ein, was insbesondere darauf zuriickzufuhren ist,dafi dietschechischen Gebiete wirtschaftlich fortgeschrittenwaren und die angesprochenen Umwandlungenhier dynamischervor sich gehen konnten.Die Protagonisten der nationalen Wiedergeburt unter den iib- rigen slawischenVólkernder Habsburgermonarchie machten sich die tschechischen Erfahrungen spater zunutze. Die Opposition gegeniiber den zentralistischen Refor- men Josephs II. hatte unter anderem zurFolgę, daE AristokratieundAdel im Kónig- reich Bóhmen in ihrem Bestrebendie standesiiblichen Privilegien beizubehalten eine Art Landespatriotismus zu pflegenbegannen. Der Adel identifizierte sich jedoch nur mit einem bestimmten historischen Territorium,d.h. mit Bóhmen, und nicht mit ei- ner ethnischen Gemeinschaft,d.h. mit den Tschechen, und achtete darauf, dafiseine Vorrechte nicht anderen sozialen Schichten zuteilwurden. Zugleich aber fórderten prominente Adlige wissenschaftliche Forschungen zur Sprache, Geschichte und den Brauchen der Tschechen. Aus der Woge dieser Forschungen entsprang dann eine weitere, neueForm des Patriotismus, den tschechische Historiker ais den„aufgeklar- ten“ zu bezeichnen pflegen. Er unterschied sichvom Landespatriotismus desAdels dadurch,dafi seine Vertreter, die durchweg aus den „niedrigeren"sozialen Schichten stammten,ihr Wirken ais einen Dienst an derAllgemeinheitverstanden. Unter den tschechischen Historikern dauertdie Debatte umdas „Tschechentum" des Adels in Bóhmen nach wievor an. Die Positionen sindsehrunterschiedlich, wobei sich die Diskussion im Kern aufdie Frage reduzieren laEt, inwieweit der Landespatriotismus, wie er fur die Mehrheit des Adels kennzeichnend war, dem modernen Begriff der tschechischen Nation entsprach, die alle Gesellschaftsschichten umfafit und nicht nur durch Spracheund Kultur, sondern auch durch dieGleichheit ihrerMitglieder im Rahmen der „nationalenGemeinschaft" bestimmt wird. Miroslav Hroch fiihrt aus,daE sich dieWege des Adels und der nationalen Bewegungin Bóhmen in der Zeit der Revolution von 1848/1849 nicht aufgrund dessprachlichen, sondern auf- grund des sozialen Problems trennten, das in dem kompromifilosen Festhalten an den iiberkommenen Standesprivilegienbegriindet lag.

Fast gleichzeitig mitdertschechischen nationalen Wiedergeburt setzteeinever- gleichbare Bewegungbei den Siidslawen ein, genauer gesagt bei den Slowenen und unter den innerhalb derGrenzen der Habsburgermonarchie lebenden Serben. Ahn- lich wie bei den Tschechen hatte die erste Periode der nationalen Bewegung einen sprachlich-kulturellen Charakter. Die jeweiligen Bewegungen entwickeltensich aber unter unterschiedlichen Bedingungen und hatten ihr jeweils eigenes Geprage. Im Falider Slowenenhatten zwei Tatsachen grundlegende Bedeutung: Erstens zahlten die Slowenenzu densogenannten „geschichtslosen" Vólkern, d.h. es fehlte ihnen an einer eigenen Staatstradition (dafi sich einige Autoren aufdie Existenz „Karanta- niens” im 7. und 8. Jahrhundert ais ersten slowenischen Staates berufen, kann dies nicht entkraften), und sie waren ein Bauernvolk, das iiber keine hergebrachte ge- sellschaftlicheElitę verfugte. Zweitens war der Siedlungsraum der Slowenen in der Mitte des 19. Jahrhundert auf nichtweniger ais sechs habsburgische „Kronlander"

(4)

(Krain, Karnten, Steiermark und das „Kiistenland": Górz-Gradisca, Istrien, Triest) und drei ungarische Komitate (sog. Prekmurje) sowie auf das Gebiet der ehemali- gen Republik Venedig zersplittert. Dies fuhrte dazu, daE sich die Slowenen mehr mit dem von ihnen bewohnten historischen Gebiet identifizierten, was sich iiber langere Zeit darin auBerte, dafi sie sich selbst etwaaiskranjec (von Krain), śtajerec (von Steiermark) oder korośec (von Karnten) bezeichneten. Das BewuCtsein eines

„lokalen Patriotismus” wurde zusatzlich durchdas zentralistische Wirken Josephs II.

verstarkt, welches die Bedeutung des lokalen Adels und der Stande schwachte. Ais ein Datum furden Beginn derslowenischen nationalen Wiedergeburt nimmt man dasJahr1768 an, aisMarkoPohlindas Werk Kraynska gramatikaveróffentlichte. Die Wegbereiter der Wiedergeburt, die meist dem aufgeklarten Klerus angehórten, kon- zentrierten sich aufdie Kodifizierung der slowenischen Sprache, die Ausarbeitung von Wórterbuchern, Abfassung vonLehrbiichern und schliefilichdieSammlung von Volksliedern.Wichtig war, dafidieArbeiten iiber die slowenische Sprache im Verein mit der entstehenden Nationalliteratur das Gefiihl der Zerrissenheit mildertenund das BewuBtsein um die Einheit von Sprache und Nation bei den Einwohnern der slowenischen Gebiete weckten. Anton Linhart, der Verfasserderersten Geschichte der Slowenen, hegte schon 1791 die Idee der Einheit des slowenischen Volkes ais eines TeilsdesgroBen Stammesder Slawen und hob, ahnlich wie Jernej Kopitar, den slawischen Charakter Ósterreichs hervor.

Die serbische nationale Wiedergeburt wurde durch die serbische Minderheit angeregt, die sich in einigen Migrationswellen in den siidlichen Grenzlandstrichen der Habsburgermonarchie, aber auch in Pest und Wien angesiedelt hatte und iiber Privilegien verfiigte, dieihrvon Kaiser Leopold I. verliehen worden waren undvor allemeine eingeschrankte Autonomie fur die orthodoxe Kirchegarantierten. Gera- de die orthodoxe Kirche, die die historischen Traditionen aufrechterhielt und die Denkmaler des Schrifttums und der Kultur der Serben bewahrte, wurde zu einer Keimstatte der Wiedergeburtbewegung. Die zivilisatorische Differenz zwischenden in der Habsburgermonarchie - hauptsachlich im siidlichen Grenzraum Ungarns (Śrem, Batschka, Banat) - lebenden Serben und ihren Landsleuten jenseits derSave und der Donau, d.h. aufdem Gebiet des eigentlichen, unter tiirkischer Herrschaft stehenden Serbiens, war betrachtlich. Fur einen prećanin-Serben, also einen, der

„jenseits" wohnte, „jenseits" der Save und der Donau, der nicht selten vermógend und gebildet war, galt sein Landsmann Srbjanec, der „tiirkische" Serbe, ais illiterater Bauer, beinahe ais ein „halbwilder Barbar". Vonden „ósterreichischen" Serben, die oft„Schwaben" genanntwurden, ging die Aufklarung des einfachen Volkesunddie Erfindungeiner modernen serbischen Sprache aus. Aus ihren Kreisen rekrutierten sichdieerstenBeamten in der Zeit der serbischen Aufstandeundder Errichtung des autonomen FiirstentumsSerbien. Esgeniigt hier, die zwei wichtigsten Personen zu nennen,denen diewohl gróBten Verdienste um das nationale BewuCtsein und die Schópfung einer modernen nationalen Sprache undLiteraturzuzurechnen sind: Do- sitejObradović undVuk Stefanović Karadźić.Wie Maria Dąbrowska-Partyka gezeigt hat, gelanges Karadźić, der die Sprachnorm auf der Basis eineslandlichen Dialekts

(5)

schuf, „der modernen nationalenKultur dieZiige aufzuzwingen, dieman ais «srb- janskiw bezeichnenkann*.

Ein weiteres Volk, dessen Siedlungsgebietunter die Lander der Stephanskrone fiel, warendie Slowaken. Man kann sie, ahnlich den Slowenen,ebensoaisein klas- sisches Beispiel fur sogenannte „geschichtslose** Vólker betrachten. Rund um das Problem desslowakischen nationalen BewuBtseins um die Wendevom 18. zum 19.

Jahrhundert sind nicht wenigeMiBverstandnisse aufgekommen. In allgemeinenDar- stellungen derGeschichteder Slowaken ist ein Hauptmangel darin zu sehen, daB sie imNachhineinzwischenden erstenAnsatzeneiner nationalen „Wiedergeburt**und derspateren, mit dem Namen Ljudevit Śtursverbundenen Nationalbewegung einen teleologischen Zusammenhang konstruieren undvon einer Kettevonzwingend auf- einander folgenden Ereignissensprechen. Indes unterscheidensichdieVorlaufer der Wiedergeburtbewegung und die„Śturianer** eindeutig,wassowohlihreZiele ais auch ihre Handlungstaktik anbelangt. AntonBernalok, der 1790erstmalsdieslowakische Schriftsprache kodifizierte, oder Juraj Fandly, der Griinder der Slowakischen Ge- sellschaft derWissenschaften inTrnava, sindeher ais volkskundlicheLiebhaber des

„Slowakentums" denn ais nationale Aktivistenzu charakterisieren. Die Bildung einer nationalenIdentitat derSlowaken wurde zusatzlich durch die konfessionelle Teilung erschwert. Die von Bernalok geschaffene Sprache, die sogenannte „bernolaćtina**, war fur diekatholische Mehrheit der slowakischen Bevólkerung bestimmt, wahrend sich die ein Drittel der Bevólkerung ausmachenden Protestanten immernoch des Alttschechischen, der sogenannten „biblićtina**, bedienten. DerProzeC der Formie- rung des slowakischen nationalenBewuBtseins fand unterungiinstigen Bedingun- gen statt, namlich zeitgleich mit der ungarischen nationalen Erneuerung. Ungarn, inOpposition zu den zentralistischen MaBnahmen Josephs II. verharrend undvom neuen Geist der Franzósischen Revolution inspiriert, unternahm denVersuch, das historische Ungarn des Mittelalters und der Friihen Neuzeit in einen ungarischen Nationalstaat,die multiethnische adligenatio hungarica in eine ethnisch homogene natio magyaricaumzuwandeln. In der Praxis solltediesin den nachsten Jahrzehnten einen Magyarisierungsschub auslósen.In den 20erund30er Jahren des 19.Jahrhun- derts wuchsdaraufhin eine neue Generation slowakischer „Erwecker" heran, wobei protestantische Gruppen, die umeine starkere Anbindung an die erfolgreicheNati­

onalbewegung der Tschechenbemiiht waren, die gróBte Aktivitat zeigten. Dies ist die Periode, in der die Idee des „Panslawismus** und die korrelierende Vorstellung von der „slawischen Wechselseitigkeit** zutriumphieren begannen. Zu ihren enga- gierten Verfechtern gehórten zwei gebiirtige Slowaken: Jan Kollar und Pavel Josef Safarik. Die auf der Historiosophie HerdersaufbauendeIdee des Panslawismus, die ihreAnhangerunterden Tschechen,Slowaken und spater auch unterSlowenenund Kroaten fand, sollte denSlawen ein Gefuhl der Kraft verleihenundsie mitdem Glau- ben an eine bessere Zukunft erfullen. Unter den Tschechen und Slowaken bildete sie inGestalt der sogenannten „tschechoslowakischenIdee"eineregionale Sonderform.

Der Panslawismus, deraiseinMittel zur Emanzipation aus derdeutschen und un­

garischen Dominanz dienen sollte,trugganzwesentlich dazu bei, die politische und

(6)

gesellschaftliche Passivitat der Slawen in der Habsburgermonarchie zu iiberwinden.

Ihm hing anfanglichauch Ljudevit Śtur an, der bedeutendsteVertreterderslowaki- schen „nationalen Wiedergeburt". Allmahlich entfernte er sich allerdings von den panslawistischen Vorstellungswelten und widmete sich ab den 1840er Jahren vor dem Hintergrund der zunehmendenMagyarisierung der Konstruktion der slowa- kischen Nationalideologie. Auch diesmal bildete die endgiiltige Kodifizierung der slowakischen Schriftsprache den Ausgangspunkt.

Einenbesonderen Charakter hatte dienationaleWiedergeburt der Kroaten, die inden friihen 30er Jahren des 19. Jahrhunderts einsetzte. Der ProzeC der nationalen Identitatsbildung der Kroatenwarin das breitereProgramm der „illyrischen Bewe- gung“ eingebunden, dereń ZieldieVereinigung aller Siidslawen war, dieaiseinVolk betrachtet wurden. Kennzeichnend fiir die illyrische Bewegung warihre politische StoBrichtung, die in dieser Form bei den ubrigen slawischen Nationalbewegungen nicht zu finden ist. Die illyrischeBewegung brachte den Kroaten die Kodifizierung der Schriftsprache durch Ljudovit Gaj und schufGrundlagen fiirdasProgramm ih- rernationalen Integration. Sie wurde aberweder von den Slowenen akzeptiert, die den Vorschlagablehnten, Kroatisch („Stokawisch") ais gemeinsame Sprache einzu- fiihren,undstattdessenihre eigene Literatur entwickelten, noch von den Serben,die ihre eigene Staatsvision zu entwerfen suchten.

Fast zur gleichenZeit wie bei anderen slawischen Vólkern beginnt die nationale Wiedergeburtder Ukrainer, oderbessergesagt, derRuthenen im Kronland Galizi- en und Lodomerien. Ahnlich wie bei den Serben innerhalb der Grenzen Ungarns oder den Rumanen in Siebenbiirgenstellte sichdieserProzefiin Galizienunter dem Dach derHabsburgermonarchie friiher einund traf hierauchauf bessere Bedingun- gen aisim eigentlichen ethnischen Siedlungsgebietder Ruthenen, dasbei den polni- schen Teilungendem russischen Imperium zugeschlagen worden war. Die Ruthenen gehórten ebenfalls zu den sogenannten „geschichtslosen" Vólkern, was u.a. darauf zuriickzufiihren ist, daB sich der ruthenische Adel seit dem 14. Jahrhundert kon- sequent polonisierthatte. Das Signalfur die Entstehungeines ruthenischen Natio- nalbewuCtseins gabenderpolnischeNovemberaufstandvon 1830 und seine Folgen.

Eine wichtige Rolle spielten dabei auch Anregungen seitensder Nationalbewegungen der Tschechen und der Siidslawen, sowie Kontakte in den russischen Teil der Uk­

rainę. Die polnische Propaganda nach 1831 fiihrte dazu, daC ein anderes Ergebnis ais das beabsichtigte eintrat. Anstatt die ukrainische Bewegung in die polnischen Unabhangigkeitsbestrebungen zu integrieren, kam es zur Belebung und spater zur Begriindung der Wahrnehmung,dafi dieUkrainereine eigene Nation sind.

DieRevolutionvon 1848/1849 brachten fiirdiemeisten Slawen in derHabsbur­

germonarchie den Durchbruch ihres nationalen BewuBtseins und ihrer national- politischen Programme. Diese Jahre markieren eine Zasur und sind ais die zweite Phase der slawischen nationalen Wiedergeburt anzusehen, die jetzt einen genuin politischen Charakter annahm. Bemerkenswert ist dabei jedoch, daB aus den ers- ten politischen Programmen, diedie freie Entwicklung des nationalen Lebens zum Ziel hatten,eine deutliche Akzeptanz desAustroslawismus spricht. Dieses Konzept,

(7)

das damals namentlich von Havlićek-Borovsky und Palacky formuliert wurde, trug jedoch nicht die Zuge jenes iibernationalen Austroslawismus, der schon friiher ais Ausdruck derDynastietreue verstanden und manifestiert worden war, sonderneines

„multinationalen Austroslawismus" (Jifi Koralka), der die Anerkennung von eth- nischen Gemeinschaften in nationaler und politischer Hinsicht forderte. Havlićek- -Borovsky brachte dies mit folgenden Worten zumAusdruck:„Impolitischen Sinne sind wir alle Ósterreicher, im nationalen Sinne sindwir aber keine Osterreicher".

Der Austroslawismus wurde zum Teil aus der Kritik an derIdee des Panslawismus genahrt, der sich bei der Lósung der Konflikte zwischenden einzelnen slawischen Vólkern ais unbrauchbar erwies. Tschechische Aktivisten, die sich gegen die Nivel- lierung der Unterschiede zwischen den slawischen Vólkernwandten, kamen zu dem SchluB, daC geradedie Habsburgermonarchie diebeste Garantie furihre eigenstan- dige Entwicklung bot. Der Austroslawismus schuf nach ihrer Uberzeugung einen Rahmenfur die national-politische Existenz undWohlfahrt der slawischen Vólker.

DastschechischeNationalprogramm aus dem Jahre 1848, das sichauf die „natiirli- chen“ und „historischen" Rechte berief, wurde zu einem Riickhalt und Musterfur andere slawischeVólker.

Ais dieKroaten 1848ihr politisches Programm formulierten, welches zu einem Meilenstein ihrermodernen National-und Staatsidee wurde, entschieden siesich fur den Austroslawismus im Glauben, dafi die Habsburgermonarchie in eine Fóderati- onnach dem ethnisch-sprachlichen Prinzip umgewandelt werden kónnte, inderdie historischenRechteder einzelnen Vólkermitberiicksichtigt wiirden.Die Wahl dieser Konzeptionhingdirekt mit dem Verlaufund Charakter der ungarischen Revolution zusammen. Nach der Niederschlagung des Prager Aufstands im Juni 1848 wurde Zagreb zum Zentrum des Austroslawismus und sogar Ban Josip Jelaćić gehórte zu seinen Anhangern. Kennzeichnend fur die Ideologie der kroatischen Liberalen war die VerbindungdesAustroslawismus mit dem Versuch des „Banalrats",der proviso- rischen kroatischen Regierung, die gesamte Bevólkerung national zu mobilisieren.

Auch die Slowenen stellten 1848 ihr erstes politisches Programm („Vereinigtes Slowenien*) auf, dessen Kernpunkt die Forderung nach einer Vereinigung dervon ihnen bewohntenGebietezu einem autonomenLand miteigenemLandtagwar. Da sich die Slowenen von Planen der deutschen Liberalen bedroht fiihlten, nach denen die slowenischen Gebiete indie groCdeutsche Lósung miteinbezogen werden sollten, sprachen siesich furden VerbleibinnerhalbÓsterreichsausund schlugen damit den WegdesAustroslawismusein. Das Programm des„VereinigtenSloweniens" stieC auf Hindernisse nicht nur seitens derDeutschen. Ablehnend standihm auch einTeil der Slowenengegenuber,der die historischen Traditionender bestehenden Landerver- teidigteundsichgegen weitere Teilungen ethnischen Ursprungs wandte.

Auch die Vojvodiner Serben machten in ihrem Programm, das wahrend der Nationalversammlung in Sremske Karlovci im Mai 1848 ausgearbeitet wurde, die Forderung nach Ausgliederung ihrer Gebiete aus der Stephanskrone und der Ge- wahrung nationaler und politischer Rechte geltend. Aber auch sie stellten dabei in die Reihe dertreuenYerteidigerder Habsburgerdynastie. In der Zeit der Revolution

(8)

von 1848/1849 tauchtedieIdeeder Bildung einerstaatsrechtlichenGemeinschaft der Siidslawen im Rahmen der Habsburgermonarchie auf. Enttauscht uberdie hegemo- nialeHaltung der Ungarn entschlossen sich die Kroaten und Vojvodiner Serben, die sich ais „Briider des gleichen Bluts“ verstanden, gemeinsam an der Verstarkung der gegenseitigen Beziehungen zu arbeiten. Das Ziel solch einer Zusammenarbeit war die Schópfungeines politischen Biindnisses, dem sich auch die Slowenen anschlie- Ben sollten,dasdann wiederum einejener fóderativenGemeinschaften bilden wiir- de, indiedie Habsburger Monarchie eingeteilt werden sollte.

In diesemZeitraum setzten auch dieSlowaken einenwichtigenSchritt auf dem Weg zur Formierungeiner modernenNation, indem sie ihrerstes politisches Pro- gramm „Żiadosti slovenskeho naroda” („Forderungen der slowakischen Nation“) vorlegten. Sie forderten darin zunachst Autonomie unterdem Dach des Kónigreichs Ungarn. Erst imSeptember 1848 entschlossen siesich zum Bruch mit Ungarn und entwarfenein eigenes Projekt, gemaB demihr Siedlungsgebietanein fóderalisiertes Ósterreich angegliedert werden sollte. VonetwaderJahreswende 1848/1849 ankón- nen die slowakischenFóderalisierungsprojekte nicht mehr ohne weiteresaisein Teil des tschechischen Programmsangesehen werden. SlowakischeIntellektuelle forder­ ten seit diesem Zeitpunkt, dafi ihr Land aiseine selbstandige, nach ethnischen Kri- terien abgegrenzte Einheit in die fóderal zu reorganisierendeHabsburgermonarchie einzugliedernsei.

Auch die galizischen Ruthenen erlebten wahrend des „Vólkerfruhlings“ von 1848 ihre politische Taufe. Galizien war das einzige Kronland des ósterreichischen Kai- sertums, in dem zwei slawische Vólker gegeneinander auftraten.Die Ruthenen pla- dierten - durchaus mit Unterstiitzung der ósterreichischen Biirokratie - offen fur das Konzept einer Teilung Galiziens in zwei Provinzen: in eine westliche mit der polnischen undin dieóstliche mit der ukrainischen Mehrheit.

Ein bedeutsames Ereignis, das ais Antwort aufdie groCdeutschen Visionender Frankfurter Paulskirche zubewerten ist, war die Einberufung des Slawenkongresses nach Prag vom 2. bis 12. Juni 1848. Die Prager Versammlung, die die Einheit der slawischen Weltmanifestieren sollte, dokumentierte in Wirklichkeit aberauch ihre Gegensatze und Spannungen. Wenn es nach den tschechischenGastgebern gegangen ware, hatten sich die BeratungenausschlieBlich aufdie Erórterung der „austrosla- wischen* Frage beschrankt. Auf denSitzungeniiberwogen zwar auch die austrosla- wischen Haltungen, den polnischen Vertretern gelanges jedoch einen KompromiC durchzusetzen, der darin bestand, daCdieaustroslawische Frage zu einer „allslawi- schen* Frage gemacht wurde. Zur Position der Polen istin diesem Zusammenhang zu bemerken, daB wahrend des„Vólkerfruhlings“ auch Uberlegungen an Einflufi ge- wannen,diedas Schicksal Polens starker mit der Dynastie der Habsburgerverbinden wollten. Eine Gruppe Krakauer Konservativermachtesich vor dem Hintergrund des Zusammenbruchsdes „Systems Metternich**daran,Piane der Verstandigung mitei- nem neuen Ósterreich nach neuen Regeln zu entwerfen. Die Zukunft sahen sie in einer slawischen Fóderation unter habsburgischem Zepter. Von Antoni Z. Helcel, einem Theoretikerdes polnischen Konservativismus, wurdedas Konzept eines „aus-

(9)

tro-slawischen Fóderalismus" entwickelt,welchesihm zurgeistigen Grundlage des Projekts einer ósterreichisch-slawischen Union diente. Austroslawische Ansichten vertratenauch ZdzisławZamoyski, Paweł Popiel und vor allem AgenorGołuchowski d. A., den man ais den geistigen Vater der proósterreichischen Richtung betrachten kann: 1849 wurde er Statthalter Galiziensund 1859/1860 ósterreichischer Innenmi- nister, sein Sohn Agenord.J. sollte1895-1906 k.u.k. Aufienminister werden.

Ais die Habsburgermonarchie nach 9 Jahren neoabsolutistischer Regierung im Oktoberdiplom von 1860und dann im Februarpatent von 1861 einen Verfassungs- weg einschlug, schienen bessere Zeiten fur ihre slawischen Vólker gekommen zu sein. Der anfanglicheSieg des Konzepts der fóderalistischen Staatsorganisation schuf reale Móglichkeiten dafur, dafi die slawischen Vólker- in ersterLinie natiirlichdie

„historischen” - nationale Autonomie und mehrAnteil am óffentlichen Lebender Gesamtmonarchiehatten erringen kónnen.Die rasche Riickkehr zueinerzentralisti- schen Regierungsform schwachte dieseHoffnungenab. Die Einfuhrungdes Dualis- mus durch den ósterreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867schlieBlichsahendie meisten Vertreter der nationalenBewegungen ais eine Katastrophe an, dennin der Tat bedeutete dies die Etablierung zweier Zentralismen: einesdeutschen undeines ungarischen. Ais Reaktion der Slawen - eine Ausnahme waren hier nur die Polen - auf denDualismus war ein Anstiegderpanslawistischen, beinahe prorussischen Stimmungen zu verzeichnen, die etwa in der Teilnahmean der ethnographischen Ausstellung in Moskau im Jahre 1867, die Ziige einer politischen Demonstration trug, zumAusdruck kamen.

Die tschechische Frage verschwand nach 1848 nicht mehr von der Tagesord- nung. Die maEgeblichen Kópfe der tschechischen Nationalbewegung gingen zu dieser Zeit von dem klassischen austroslawischenStandpunkt aus. Zum Fundament ihrer fóderalistischen Haltung wurdedabei neben dem traditionellenRekurs auf das

„historischeRecht“nimmer starker die Theorie der sogenannten „historisch-politi- schenIndividualitaten“, auf dereń Grundlage sie die Ausgliederung der Lander der Wenzelskrone ausder cisleithanischen Reichshalftein Form eines Ungarnahnlichen Status forderten. ImJahre 1870/1871 scheiterteder Einigungsversuch mit Wien, was denpassiven Widerstand und die Isolierung der Tschechenbis 1879 vertiefte. Die neueAktivitat nach 1879 hatte dann,nach der Ansicht OttoUrbans, den Charakter

„nicht eines Kampfes mit dem, sondern um den Staat".

Die galizischen Polen kniipften mitAusnahmeder Ultraroyalistenim Gegensatz zu denTschechen keine Hoffnungen daran, daB in Osterreich die nationale Frage gelóstwerde, und betrachteten dieHabsburgermonarchie eher ais einenvorlaufigen Zufluchtsort fur die Zeit der Unterdriickung durch dieTeilungsmachtePreuBen und RuBland. Dank einer geschickten Politik, die zwischen „dem polnischen Patriotismus und habsburgischenLoyalismus” lavierte, errangen sieeine weitgehende Autonomie, was von nicht wenigen siidslawischen Fóderalisten ais Solidaritatsbruch aufgefafit wurde.

Ein Teil der Slowenen, der keine Chance auf die Griindung einesslowenischen Staatesauf der ethnischen Basis sah, versuchte die Yereinigungsidee unterBerufung

(10)

aufdie„historischen Rechte** (z.B. im „Marburger Programm** ausdemJahre 1865) zu verwirklichen. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs, sogar in der Zeit der grófiten Bedrohung Ósterreichsin denJahren 1866-1871, verkiindeten fast allepo- litischen Programme der Slowenen abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen, dafi die slowenische und spater sogar die jugoslawische Nationalfrage im Rahmen der Habsburger Monarchie zu lósen sei.

Die Kroaten, welche ihre Politik ebenfalls auf den Fóderalismus und die „his­ torischen Rechte** stiitzten, erreichten in dem unmittelbar auf die ósterreichisch- -ungarische Vereinbarung von 1867 folgenden kroatisch-ungarischen Ausgleich von 1868eine partielle Ausgliederung aus den„Landem der ungarischen Krone“ mit be- schrankter Autonomie. Eine Reihe ihrer politischen Forderungen, u.a. derAnschlufi des bei Osterreich verbliebenen Kronlands Dalmatien („Dreieiniges Kónigreich Kroatien-Slawonien-Dalmatien**), wurde aber bis zum Fali der Monarchie nichtre- alisiert.Neben demfortschreitenden ProzeB der nationalen Integration der Kroaten und Serbenentwickelte sich unterden Siidslawenseit den 60er Jahrendes 19. Jahr­ hunderts die„jugoslawischeIdee** im engeren und weiteren Sinne.Imengeren Sinne ging es umdieBestrebungen, eine nationale und staatsrechtliche Gemeinschaft der Kroaten, Slowenen undVojvodina-Serben innerhalb des zusammengesetzten Staates derHabsburgermonarchiemitZentruminZagrebzubilden. ImweiterenSinnzielte diese Idee aufdie Griindungeines „jugoslawischen Staates** ab, wobei das perspek- tivische Modeli die Vereinigung mit Serbien vorsah, an das sich dann die iibrigen, noch untertiirkischer Herrschaft stehenden slawischenGebiete anschliefien sollten.

Die Vojvodina-Serben, unter denen dieliberaleStrómung (SvetozarMiletić) in den 1860er Jahren vorzuherrschen begann, orientierten sichin dieser Zeitimmer starker aufdas souverane serbische Fiirstentum und Kónigreichhin, das allmahlich zu ei- nem „Piemont der Siidslawen* wurde.

Die Slowaken forderten ohne Erfolgdie Ausgliederung ihres Gebietsunddie Ge- wahrung von Autonomie im Rahmen der transleithanischen Reichshalfte (ais Aus- nahme gilt hier die Richtung der sogenannten „Neuen Schule”, die aufeine engere Zusammenarbeit mit Ungarn ohne Vorbedingungen ausgerichtet war). Anstattmit den erwarteten Zugestandnissen antworteteUngarnin den 1870er Jahrenmit einer verstarkten Magyarisierung. In den 1890er Jahren, vor dem Hintergrund der zuneh- menden Differenzierung der slowakischen Nationalbewegung, tauchte verbunden mit Andrej Hlinkaeineneue Orientierung auf,diezurIdeeder tschechisch-slowaki- schenZusammenarbeit aufderGrundlagedes Katholizismusneigte.

Dieukrainische Nationalbewegung kristallisierte sich letztlich in den 90er Jahren des 19. Jahrhundertsheraus. Die Tatsache, daBeskeine Verstandigung mit den Polen gab, und daB diese wiederum einen Ausgleich mit der Dynastie erreichten,hatte zur Folgę, dafi unter den Ukrainern die Tendenz zur Annaherung an RuBland immer vorherrschender wurde. Diese Tendenz war um so gefahrlicher, aissiezum Verlust dernationalenEigenstandigkeit fiihren konnte.

Abschliefiend sei eineReflexion des zu friihverstorbenen ósterreichischen His- torikers slowenischer Abstammung Andreas Moritsch angefuhrt: Er bemerkte vor

(11)

Jahren, unter dem Eindruck des beginnenden Erweiterungsprozesses der Europa- ischen Union, daC der aufdie Habsburgermonarchie bezogene Wunsch der slawi­

schen Intellektuellenund nationalenVorkampfer ausder Zeit von vor uber hundert Jahren ingewissem Sinne jetztin Erfullunggehe, da eineUnionentsteht,dieais eine Fóderationnationaler Hoheitsgebiete gedacht ist.

Bibliographische Hinweise

J. Badurik, Hg„ Slovensko v Habsburske monarchii 1526-1918, Bratislava 2000.

E Bokes, Dokumenty k slovenskemu hnutiu v rokoch 1848-1914, Bd. 2, Bratislava 1965.

A. Cetnarowicz, Koncepcje federalistyczne wśród Słowian południowych (do roku 1914), in:

K. Ślusarek, Hg., Europa unii i federacji. Idea jedności narodów i państw od średniowiecza do czasów współczesnych, Kraków 2004.

M. Dąbrowska-Partyka, Rola Serbów węgierskich w procesie kształtowania się nowoczesnej tożsamości serbskiej, in: A. Cetnarowicz, S. Pijaj, Hg., „Węgry i dookoła Węgier...“. Naro­

dy Europy Środkowej w walce o wolność i tożsamość w XIX i XX wieku, Kraków 2005.

S. Gavrilović, Iz istorije Srba u Hrvatskoj, Slavoniji i Ugarskoj (XV-XIX vek), Beograd 1993.

M. Gleni, Bałkan 1804-1999. Nacionalizam, rat i velike sile, Beograd 2001.

I. Goldstein, Croatia: A History, London 1999.

M. Hroch, Vorkampfer der Wiedergeburtsbewegungen bei den kleinen Vólkern Europas, Prag 1968.

M. Hroch, Na prahu narodni existence. Touha a skutećnost, Praha 1990.

J. Hrycak, Historia Ukrainy: 1772-1999. Narodziny nowoczesnego narodu, Lublin 2000.

R. A. Kann, Das Nationalitatenproblem der Habsburgermonarchie. Geschichte und Ideenge- halt der nationalen Bestrebungen vom Vormarz bis zur Auflósung des Reiches im Jahre 1818, Bd. 1, Graz - Koln 1964.

J. Koci, Ćeske narodni obrozeni, Praha 1978.

J. Koralka, Ćeśi v habsburske ftiśi a v Europę 1815-1914, Praha 1996.

J. Kozik, The Ukrainian National Movement in Galicia 1815-1849, Edmonton 1986.

V. Melik, Slovenci 1848-1918, Ljubljana 2003.

A. Moritsch, Hg., Der Austroslavismus. Ein verfriihtes Konzept zur politischen Neugestal- tung Mitteleuropas, Wien - Koln - Weimar 1996.

S. Pijaj, Między polskim patriotyzmem a habsburskim lojalizmem. Polacy wobec przemian ustrojowych w monarchii habsburskiej (1866-1871), Kraków 2003.

N. Stanćić, Hrvatska nacija i nacionalizam u 19. i 20 stoljeću, Zagreb 2002.

J. Śtaif, Obezretna elita. Ćeska spolećnost mezi tradici a revoluci 1830-1851, Praha 2005.

O. Urban, Ćeska spolećnost 1848-1918, Praha 1982.

O. Urban, Kapitalismus, a ćeska spolećnost. K otazkam formovani ćeske spolećnosti v 19.

stoleti, Praha 2003.

P. Vodopivec, Od Pohlinove slovnice do samostojne drżave. Slovenska zgodovina od końca 18. stoletja do 20. stoletja, Ljubljana 2006.

F. Zwitter, O slovenskem narodnem vpraśanju, Ljubljana 1990.

(12)

Streszczenie

Słowianie w monarchii habsburskiej - drogi ich emancypacji narodowej w XIX wieku

W historiografiach państw powstałych po pierwszej wojnie światowej na gruzach Austro­

-Węgier dość często napotkać można na określenie monarchii habsburskiej jako „więzienia narodów” („Vólkerkerker”). W ostatnim czasie badacze zajmujący się zagadnieniem naro­

dowościowym w monarchii habsburskiej i rozwojem idei narodowych w Europie Środkowej zwracają uwagę, że monarchia naddunajska była o wiele bardziej miejscem „wylęgania się”

(„Brutstate”) nowoczesnych narodów aniżeli osławionym „więzieniem narodów”. Niniejszy szkic stanowi jedynie zarys problematyki posiadającej już dzisiaj obszerną literaturę. Podej­

mujemy w nim próbę przedstawienia głównych przesłanek i warunków, w jakich następował proces konstytuowania się nowoczesnych narodów słowiańskich w ramach monarchii habs­

burskiej, jak również różnych koncepcji i programów z nim związanych.

Zapoczątkowany w ostatnich dziesięcioleciach XVIII wieku proces emancypacji narodów słowiańskich w monarchii habsburskiej zwykło się określać mianem odrodzenia narodowego.

W modelu środkowoeuropejskim formowania się nowoczesnego narodu, w odróżnieniu na przykład od modelu francuskiego, punktem wyjścia i podstawowym kryterium tego procesu stał się język. Lata rewolucji 1848-1849 stanowią dla większości Słowian w monarchii habs­

burskiej prawdziwy przełom w kształtowaniu się ich świadomości narodowej i programów politycznych, wyznaczają cezurę i rozpoczynają drugi etap ich odrodzenia narodowego, no­

szącego już charakter polityczny. Charakterystyczne jest jednak to, że wysunięciu pierwszych postulatów politycznych, mających zagwarantować swobodny rozwój życia narodowego, to­

warzyszyło opowiedzenie się w sposób wyraźny za koncepcją austroslawizmu. Gdy po okre­

sie neoabsolutyzmu monarchia habsburska wkraczała w roku 1860 na drogę konstytucyjną, zdawało się, że dla narodów słowiańskich zaświtały lepsze czasy. Początkowe zwycięstwo kon­

cepcji federalistycznej reorganizacji państwa stwarzało realne szanse uzyskania przez naro­

dy słowiańskie (głównie te tak zwane historyczne) autonomii narodowej i szerszego udziału w życiu publicznym. Rychły powrót do rządów centralistycznych ostudził te nadzieje, a wpro­

wadzenie dualizmu w roku 1867 traktowane było przez większość narodów słowiańskich jako katastrofa, oznaczało bowiem w istocie ustanowienie dwóch centralizmów: niemieckiego i węgierskiego.

Cytaty

Powiązane dokumenty

ANIELA KOWALSKA, KRYSTYNA POKLEWSKA ANDRZEJ PAŁUSZEWSKI (sekretarz redakcji).. PRZEWODNICZĄCA KOMISJI HISTORII LITERATURY WYDZIAŁU

Julia Sowińska-Heim shows the contemporary public space of the city to be itself an artistic-historical archive that also refl ects the changing economic, social and

ben seyn,aUch a dacoddeses Ediasnakh Verlaufs eenes Monats der Anfang. mn wnrcklnher

Diesem Einen sollte Vollmacht gegeben sein, die Ehre des Preußischen M ilita ir s , mitten im Laufe eines, wenn auch wenig rühmlichen Sieges doch des Sieges — vor Mördern und Räubern

W ir Unterzeichnete, denen die W ah ru n g der deutschen Interessen von den deutschen und deutsch-gesinnten Bewohnern des Netzdistrikts anvertraut w orden, sind weit davon

Pisano, że cyfryzacja w komunikacji naukowej skazana jest na porażkę, ponieważ elektro- nicznych czasopism naukowych nie będzie można czytać, korzystając z toalety (wów- czas

Wir werden darnach annnehmen dürfen, dass der Gott in Siwah den Namen Ammon führte, in seinem Wesen und seinen Attributen aber auch Züge vom Chnubis entlehnt hatte, so namentlich

verstärkenden Erstkonstituenten sind nämlich mit dem Ausdruck von starken Emotionen verbunden, sodass sie bei der Prägung von fertigen Intensivausdrücken