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Thorner Presse 1892, Jg. X, Nro. 163

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Academic year: 2021

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Abonnementspreis

für T h o rn und Vorstädte frei inS Haus: vierteljährlich 2 Mark, monatlich 67 Pfennig pränumerando;

für au S w ärtS frei per Post: bei allen Kaiser!. Postanstalten vierteljährl. 2 Mark.

Ausgabe

täglich 6 '/, Uhr abends mit Ausschluß der Sonn- und Feiertage.

Redaktion und Expedition:

Katharinenstr. 1.

Fernsprech-Anschluß Nr. 57.

Jnsertiouspreis

für die Spaltzeile oder deren Raum 10 Pfennig. Inserate werden angenommen in der Expedition Thorn Katharinenstr. 1, Annoncen-Expedition „Jnvalidendank"

in Berlin, Haasenktein u. Vogler in Berlin und Königsberg, M . Dukes in Wien, sowie von allen anderen Annoncen-Expeditionen des I n - und AuslandeS.

Annahme der Inserate für die nächstfolgende Nummer bis 1 Uhr mittags.

Mr». M . Freitag den 15. Juli 1892 X . Äahrg.

' Amerikanische und deutsche <Feöensverstchernngs- Anstatten.

D ie Münchener „A llg . Z tg ." bezeichnet es als einen M angel, daß die Tagesprefse sich m it dem Lebensverficherungswesen so wenig befaßt, da es doch fü r das P u b liku m vom größten W erthe sein müßte, in den schwierigen Verhältnissen der Lebensversiche­

rung unterrichtet zu werden. Es ist schon vielfach beklagt worden, daß ausländische Versicherungsgesellschaften in Deutschland er­

hebliche Geschäste machen und dadurch deutsches K a p ita l ablen­

ken, während unsere eigenen Versicherungen, was die Leistungs­

fähigkeit b e trifft, zweifellos an die S eite der ausländischen gestellt werden können, was aber die S o lid itä t b e trifft, die letzteren in vielen Fällen überragen. D as obengenannte Münchener B la tt erklärt die unglaublichen Erfolge nament­

lich der amerikanischen Gesellschaften „E q u ita b le ", „N e w y o rk "

und „ M u t u a l" bei uns in Deutschland aus dem erwähnten M a n g e l einer ausgedehnteren Preßerörterung und weist auf die M itte l, m it denen die Amerikaner gearbeitet haben, folgender­

maßen h in :

M i t kolossaler ProvifionSschleuderei, m it enormem A ufw and

— m it der S pekulation auf die Gewinnsucht haben die A m e ri­

kaner gearbeitet. Durch beides ist die norm ale Entwickelung der deutschen Lebensversicherung gehemmt und in falsche Bahnen gedrängt worden. D ie „T o n tin e " * ) w ar das Werkzeug, m it dem die Amerikaner sich ihren Weg durch E uropa gebahnt haben.

D er eigentliche Zweck der Lebensversicherung, Versorgung der Angehörigen, wurde dabei vollständig Nebensache, Aussicht auf große Gewinne der Hauptbeweggrund zu Versicherung...

Sehen w ir uns d i e Q u e l l e n , aus denen der verheißene Goldregen dereinst fließen soll, näher an. D ie eigenen Rechen­

schaftsberichte der Gesellschaften geben auch dem Fachmann hierüber keine Auskunft. Ernsthafte M itth e ilu n g e n darüber find das einzige, m it dem die Amerikaner von jeher — sparsam waren. D e r amtliche Bericht des eidgenössischen Verficherungs- amtes in B e rn — derselbe erscheint seit 1888 — aber hat u n ­ barmherzig den Schleier von diesem Geheimniß gezogen. D o rt stehen in der Lokalion nach ihrer Leistungsfähigkeit unter im ganzen 30 in der Schweiz arbeitenden Gesellschaften die

„N e w yo rk" an zweitletzter, die „E q u ita b le " an allerletzter S telle, an der Spitze aber — und w ir dürfen hierauf stolz sein — stehen deutsche GegensettigkeitSgesellschaften. W ährend nämlich in jenem Bericht in der interessanten Tabelle „Leistungen und Gegenleistungen" zwei GegensettigkeitSgesellschaften ( „ S t u tt g a r t"

und „G o th a " ) m it einem Ueberschuß der Ausgaben an die V e r­

sicherten über die Einnahm en von über 3 pC t. des m ittleren Bestandes der Fonds aufgeführt sind, fig u rire n die Amerikaner m it einem M in u s , d. h. sie haben mehr von den Versicherten eingenommen, als ihnen gutgebracht, und zwar steht die

„N e w y o rk " m it M in u s 2.70 pCt., die „E q u ita b le " sogar m it M in u s 3.43 pCt. des m ittle re n Bestandes ihrer Fonds dort verzeichnet.

») (Tontine: Andere Form der Ueberschußvertheilung alS bei den deutsckien Gesellschaften; danach werden die Jahresüberschüfse der Ver­

sicherten nicht alljährlich zurückgegeben, sondern von den Gesellschaften zurückbehalten und erst nach 10, 15 oder 20 Jahren unter die alsdann noch vorhandenen Versicherten vertheilt).

D e r Jahresüberschuß betrug in Prozenten der P rä m ie n ­ einnahme aus den gewinnberechtigten Versicherungen la u t dem erwähnten Bericht bet „G o th a " 52.5 pC t., bei „ S tu t tg a r t"

30.0 pC t., bei „L e ip z ig " 29.1 pC t., bei „N e w y o rk " ? pCt., bei der Newyorker „G e rm a n ia " 9.7 pC t. und bei „E q u ita b le " 9.3 pE t. D ie kleinen Unterschiede in den Prozentsätzen bei den deutschen Gesellschaften sind in der Hauptsache auf die verschie­

dene Höhe der T arispräm ien zurückzuführen. M i t solchen Z iffe rn versprechen die Amerikaner das Vielfache von dem, was deutsche Gesellschaften in Aussicht nehmen. D ie drei amerikanischen Ge­

sellschaften berechnen heute noch ihre Prämienreserve (Deckungs­

kapital) m it einem Zinsfüße von 4 p C t.; würden dieselben wie die vorsichtigeren deutschen Gesellschaften m it 3 */, oder 3 pCt.

rechnen, so müßte bei jeder von ihnen sofort ein Fehlbetrag von mehreren M illio n e n M a rk in der B ila n z erscheinen. Den G rund zu der großen Differenz in der Leistungsfähigkeit der drei ame­

rikanischen und der deutschen Gesellschaften ergiebt ein Blick auf die Verwaltungskosten beider Theile. D ie Verwaltungskosten von „ S tu t tg a r t" , „G o th a ", „L e ip z ig " betragen 6.39, 6.43 und 8.17 pCt. der Präm ieneinnahm e, die der „E q u ita b le " und

„N e w yo rk" dagegen 22.93 und 24.73 pCt. der Prämieneinnahme.

S te llt man die Verwaltungskosten gar ins V erhältniß zur Ztnseneinnahme, so ergiebt sich, daß bei den Amerikanern die letztere zur Bestreitung ihres A ufw ands nicht einmal ausreicht.

B e i den genannten deutschen Gesellschaften betragen dagegen diese Kosten n u r 2 0 — 30 pCt. ihrer Zinseneinnahme. Je mehr man aber ausgiebt, desto weniger hat m a n ; das ist bei der Lebens­

versicherung nicht anders als überall sonst.

Aokilische TagessHau.

D e r „Schwäbische M e rk u r" erörtert die Frage der A u to r­

schaft der bekannten Aufsätze der „Norddeutschen A llg . Z e itu n g "

gegen den F ü r s t e n B t s m a r c k . D a s S tu ttg a rte r B la tt scheint die Urheberschaft an dem ersten dieser beiden A rtikel dem Reichs­

kanzler von C a p riv i persönlich zuzuweisen, der A u to r des zweiten w ird nicht näher bezeichnet. Unserer Anficht nach — so läßt Fürst Btsmarck hierzu in den „H am burger Nachrichten" bemerken

— trä g t der zweite A rtike l unverkennbar die S p u re n der S tilis tik eines früheren S taatsanw altS . Bekanntlich w ar, so bemerken hierzu B e rlin e r B lä tte r, der Staatssekretär von Marschall früher einm al S ta a ts a n w a lt. - - Z u der Frage des Empfanges beim österreichischen Kaiser schreibt die „A llg . Z tg ." übereinstimmend m it den „H am b. Nachr." und einer M itth e ilu n g der „B o ff. Z tg ." , die noch ausdrücklich hervorhebt, daß Kaiser Franz Josef zuerst seine Freude ausgesprochen habe, den von ihm sehr geschätzten Fürsten wiederzusehen, die Veröffentlichung im „Reichsanzeiger"

sei nicht vollständig: „ P r in z Reuß w a r am v. J u n i noch nicht in Besitz des vom Fürsten Btsmarck form ell an ih n gerichteten Ersuchens, als Botschafter des deutschen Reiches ihm eine Audienz beim Kaiser Franz Josef zu verm itteln. A Is dieses Schreiben dann au« Friedrichsruh in W ien einging, hat P rin z Reuß es sofort zum Gegenstand einer telegraphischen A nfrage gemacht und darauf die vielfach besprochenen Weisungen erhalten, welche Fürst Btsmarck als persönliche B eleidigung und Einmischung in seine P rivatverhältnifse betrachtet."

Am Tode vereint.

Roman von B. R i e d e l - A h r e n s .

—--- (Nachdruck verboten.) (18. Fortsetzung.)

„ V o r allem eine Frage, E dda; überlegen S ie die A n tw o rt w o h l! S o w o h l meine Ruhe wie das Glück meiner Z u ku n ft ist in Ih r e n Händen. Angesichts einer solchen Verantw ortlichkeit ist das Geringste, was ich fordern darf, die W a h rh e it!"

„ Ic h werde die W ahrheit sagen!" erwiderte sie tonlos.

„ Ic h danke Ih n e n und frage also: ist es möglich, Edda, S ie in irgend einer Weise der leider recht unangenehmen Vergangenheit Ih r e s V aters die Berechtigung einräumen, uns iu trennen?"

S ie erröthete vo r innerer S cham ; doch zugleich entfuhr

? t° r B rust ein Seufzer der Erleichterung, denn er hatte nicht

^R echte getroffen. „ N e in ! " antwortete sie m it fester S tim m e ; ''"icm ala wäre ich im S tande, diesem Schatten ein solches Recht

"M rS u m e n ; S ie find zu edel, D oktor, um die Tochter büßen tasten fü r das, wa« einst der V a te r verschuldete!"

- S ie hatte die letzten W orte in leisem T one, gesenkten v°uptes gesprochen.

§ Alle«, wa« noch, der ihm widerfahrenden Abweisung wegen, - . . Z o rn und E m pörung in O rla n d s In n e re m gährte, schwand

. Mch mjxdxr in verzeihender Liebe hin. „Ich hatte gefürchtet,"

gte er m it weichster S tim m e , „ I h r e W eigerung, die M eine L-, werden, begründe sich in dem, was der Todte verschuldete;

s, r haben jedoch erklärt, daß dieses nicht der F a ll sei, und ich wieder vo r dem Räthsel, das m ir die Ruhe meiner Nächte

i>, «D as, was uns tre n n t, besteht zur Z e it und liegt nicht in

^ergangenheitj!" bemerkte Edda.

Em 5 ^ ta n d antwortete nicht sogleich; die widersprechendsten j v psivdungen kämpften in seiner B rust, da« Bewußtsein der fast gegenüber diesem hartköpfigen Mädchen brachte ihn iu r Verzweiflung. „S a g e n S ie m ir, E d d a !" fu h r er, alle

Rücksicht außer Acht lastend, plötzlich in schneidender B itte rke it a uf, „tre n n t dieses selbe Geheimniß S ie auch von D oktor H ill- m ann, oder werden S ie den A n tra g dieses H e rrn annehmen?"

Edda blieb wie angewurzelt stehen; „O n ke l Klemens hat über ein Fam tliengeheim niß gesprochen. Da« w ar unrecht!"

stieß sie hervor. „ Ic h weiß nicht, was geschehen w ird ! Ic h b in niemandem Rechenschaft über meine Entschlüsse schuldig!

Brechen w ir diese Unterredung ab, D o k to r; sie fü h rt zu nichts.

E in m a l im Leben," fügte sie ruhiger hinzu, „vielleicht nach Jahren, werde ich Ih n e n alles sagen, und ich bin überzeugt, alsdann gerechtfertigt vor Ih n e n zu stehen!"

„O b heute oder nach vielen Jahren, gleich v ie l," äußerte O rla n d entschlossenen Tones, „ich gestehe nach dieser E rklärung dem unbestimmten L o rw a n d nicht länger das Recht zu, Dich m ir länger streitig zu machen, E d d a ! W as es auch fü r P flich ­ ten oder Verbindlichkeiten sein mögen, das Anrecht, welches ich an Dich besitze, ist das heiligste von allen, nachdem Deine Lippen selbst m ir die E rw iderung meiner Liebe gestanden haben.

D u bist fre i; die beiden Menschen, welche D ir zur Z e it am nächsten stehen, find ich und Deine M u tte r; mein G efühl sagt m ir, daß ich ih r als S o h n willkommen b in ; bedarf es eines weiteren, um unsere Wünsche zu e rfüllen? — Verblendete!

Kom m t D ir denn keine A hnung, wie sehr D u Dich an dem G ölte versündigst, der diese schöne Flam m e in Deinem Herzen entzündete? I s t es D ir klar, was D u verschmähst, indem D u mich zurückweisest, dessen Aufgabe es sein w ird . Dich zu be­

glücken? N ein, D u weißt es nicht, und darum ist es meine P flich t, fü r Dich zu handeln! Jede S tunde längeren Zögerns ist ein dem Glück geraubter Augenblick. Ic h bin entschlossen, morgen m it D einer M u tte r zu sprechen; sie w ird m ir die A u f­

klärung geben können, welche D u verweigerst."

Edda richtete sich a u f; aus ihren Augen sprühte eine düstere Flam me der Entschlossenheit. „ T h u n S ie es nicht,"

stieß sie hervor; „d ie H and, welche meine M u tte r Ih n e n bereit-

D ie A g ita tio n fü r die B e r l i n e r W e l t a u s s t e l l u n g n im m t zwar ihren unausgesetzten F ortgang, ih r endgiltiges Schick­

sal aber ist und bleibt so lange zweifelhaft, bis die verbündeten Regierungen sich zu der Frage geäußert haben werden. Und darüber mag im m erhin noch eine gewisse F rist verstreichen. I n der Zwischenzeit dürfte die öffentliche M e in u n g schwerlich aus der Zurückhaltung heraustreten, die sie in Ansehung des Projekts vom ersten Augenblicke an bekundet hat.

I m f r a n z ö s i s c h e n M i n i s t e r r a t h legte am Dienstag der Handelsmintster J u le s Röche ein Dekret zur Unterzeichnung vo r, wonach die W e l t a u s s t e l l u n g i n P a r i s am 5. M a i 1900 eröffnet und am 31. Oktober desselben Jahres geschloffen werden soll. Dem Dekret w ar eine Denkschrift beigefügt, welche u. a. hervorhebt, daß bereits nach Schluß der letzten Ausstellung (1 8 8 9 ) das J a h r 1900 fü r die nächste Ausstellung festgesetzt worden sei. — Dieser G ru n d , die P ariser W eltausstellung 1900 zu veranstalten, ließe sich ja hören, wenn es sich wirklich so ver­

hält. Auffallend bleibt es im m er, daß dieses gewichtige M om ent erst jetzt in die Oeffentltchkeit tr itt. W äre derselbe gleich ange­

fü h rt worden, zumal s. Z . auf die offizielle Anfrage des deutschen Reichskanzlers, so wären manche Unannehmlichkeeten vermieden

worden.

D ie f r a n z ö s i s c h e D e p u t t r t e n k a m m e r genehmigte einen Ergänzungskredit von 800 000 Francs fü r die Beschickung der Weltausstellung in Chicago. — I m V erlaufe der Sitzung erklärte M inisterpräsident Loubet auf eine bezügliche Anfrage, daß fü r den Gesundheitszustand im Weichbilde von P a ris alle erforderlichen hygienischen M aßregeln getroffen seien; man prüfe jetzt die Verwendung von Q uellw afler.

Jetzt, wo die e n g l i s c h e n W a h l e n sich ihrem Ende nähern, beginnt auch schon die Presse sich m it dem muthmaß- lichen Resultat zu beschäftigen. S o berechnen die „ T im e s " die voraussichtliche M a jo ritä t GladstoneS auf 32 S tim m e n , fügen aber hinzu, daß diese M ehrheit zur D urchführung von Homerule nicht ausreiche. Andererseits erwarten die „ D a ily N e w s ", daß Lord S a lis b u ry selbst die Homerulevorlage einbringen werde.

— Es find bis jetzt gewählt 220 Konservative, 38 Unionisten, 198 Gladstsneaner, 6 P a rn e llite n und 36 A n tip a rn e llite n . G lad- stone wurde in seinem alten Wahlkreise M itte l-L o th ia n m it 5845 S tim m e n gewählt. S e in Gegenkandidat Wanchope (U n io n ist) erhielt 5155 S tim m e n . Verglichen m it der W a h l im Jahre 1885 ist GladstoneS M a jo ritä t um 3948 S tim m e n zurückgegangen.

Deutsches Leich.

Berlin, 13. J u l i 1892.

— Se. M ajestät der Kaiser, der gestern Nachmittag 2 U h r in Karlsö eingetroffen ist, kehrt voraussichtlich erst in den ersten Tagen des August von seiner Nordlandreise, bezw. aus E ngland nach Potsdam zurück und w ird auch dann n u r einige Tage da­

selbst verbleiben.

— S e . M ajestät der Kaiser w ird , nach der „A llg . Reichs- Korrespondenz", behufs Theilnahm e an einer Walfischjagd vo r K arlos oder Skaaroe an Bocd des Walfischfängers Duncangrey gehen. Skaaroe liegt im T rom soe-Am t, 12 M e ile n nördlich von der S ta d t Tromsoe. B e i ungünstigem W etter soll zunächst auf der in der Nähe von Skaaroe belegenen In s e l Andammen

w illig gewähren würde, ich müßte sie auSschlagen, und mein W o rt darauf, daß ich es thun w erde!"

E r sah sie m it einem Blick an, aus dem Liebe, Schmerz, V o rw u rf und Erstaunen anklagend sprachen. „ I s t dies D e in letztes W o rt, E d d a ? " fragte er.

„M e in letztes!"

Es währte Sekunden, ehe O rla n d sich hinreichend erholt hatte. „ N u n , so höre auch das m e in e !" rie f er. „Roch ein­

m al bin ich zu D ir gekommen, — b itte n d ; ja mehr noch, ich demüthigte meinen Mannesstolz bis zum F le h e n ! — D u wiesest mich jedoch in der schroffsten Weise zurück und vernich­

tetest dadurch mein Lebensglück. D ie heiligsten Gefühle hast D u m it D einer Hartnäckigkeit in m ir verletzt und alle«, was ich groß und schön in D einer Seele gefunden, frevelnd in den S ta u b getreten. Lebe w ohl, Edda! M i r w ard nicht die sorg­

fä ltig abgewogene Weltsprache gegeben; ich kann n u r sagen, daß ich Dich unendlich geliebt habe, unendlich! Doch D u hast selbst den A lta r vernichtet, den ich D ir in meinem Herzen erbaute;

von nun an w ird es m ir gelingen. Dich zu vergessen. I n dem, was unsere Herzen verband, find w ir uns fo rta n fremd. — Lebe w o h l!"

Eddas Knie w ankten; in ihren Ohren klang e« wie fernes Meeresbrausen und vo r die Augen legte sich ein S ch le ie r;

flüchtig wie im T ra u m e sah sie noch O rla n d s blaffe« A n tlitz ; seine verstörten Züge prägten sich ih r unvergeßlich e in ; dann wurden langsam verhallende S chritte hörbar.

E in paar Fußgänger gingen vorüber und starrten sie neu­

gierig a n ; sie wollte rufen, doch kein T o n kam aus der trockenen Kehle; sie wußte n u r, daß sie ihn von dieser S tunde an fü r im m er verloren hatte.

D as S tra n d h a u s w ar in der N ähe; sie wankte der M a u e r

zu und neigte die S t ir n auf da« harte Gestein. Dieses w a r

der furchtbarste Augenblick ihres Lebens; verkannt, verlassen,

verabscheut, empfand sie n u r nvch den einen Wunsch, zu

sterben.

(2)

eine Jagd auf Rennthtere stattfinden, w orauf dann bei besserem W etter sofort zum W alfang in See gestochen w ird . F ü r diese Jagden find zusammen 4 Tage in Ausficht genommen.

— Am Freitag findet auf Schloß Kamenz in Schlesien die Großjährigketts - Erklärung Seiner königlicher Hoheit des Prinzen Friedrich Heinrich, ältesten Sohnes des Prinzen Albrecht, statt.

— D er „Staatsanzetger fü r W ürttem berg" veröffentlicht die Verlobung des Herzogs Albrecht von W ürttem berg und der Erzherzogin M argareta S ophia von Oesterreich. (D ie Thatsache der Verlobung ist bereits gestern an dieser S telle gemeldet worden).

— D e r „S ta a tsa n ze ig e r" th e ilt m it, daß der zur P rü fu n g der Hochwasserfrage eingesetzte Ausschuß auch die gewissenhafte und sorgfältige P rü fu n g von besonderen Fällen und Beschwerden sich angelegen sein lassen werde, in denen eine nach te ilig e E in ­ w irkung der bei der R e g u liru n g und K a n a lifiru n g der preußi­

schen Flüsse bisher angewandten Grundsätze auf Vermehrung der Hochwassergefahren und Ueberschwemmungsschäden behauptet und durch B eibringung der erforderlichen Unterlagen nachgewiesen werden kann.

— D r. S tu h lm a n n ist, wie man dem „ B . T g b l." aus Sansibar meldet, in Bagamoyo angekommen.

— D er langjährige oldenburgische Bundesrathsbevollmäch- tigte, W irkt. Geheimrath Selkm ann hat anläßlich seines am M o n ta g den 11. ds. stattgehabten fünfzigjährigen Dienst^^^

im oldenburgischen Staatsdienste von S ein e r Majestät dem Kaiser zugleich m it seinen Glückwünschen den Kronenorden erster Klaffe erhallen.

— A lljährlich bis M itte J u l i soll, wie verschiedentlich ge­

meldet w ird , seitens preußischer und österreichischer Kommissare eine gemeinschaftliche Begehung der Weichsel, insoweit dieselbe die Grenze zwischen der preußischen P ro vin z Schlesien und Oesterreich bildet, angeordnet werden, um die im Laufe des Jahres ausgeführten Schutzbauten m it Rücksicht auf die getroffenen B e ­ stimmungen zu kontroliren und auch den Uferanwohneru be­

züglich der von denselben beabsichtigten Ausführungen neuer Schutzbauten an O rt und S telle die erforderlichen Weisungen zu ertheilen.

— D ie fretkonservative „P o s t" erklärt sich gegen die E in ­ führung der Vermögenssteuer.

— D ie Freisinnigen haben fü r die Ersatzwahl im W a h l­

kreise Löwenberg den Chefredakteur E hlers - Breßlau als K andi­

daten aufgestellt. F ü r S agan ist der Buchhändler D r. M ü lle r in G logau der K andidat der Freisinnigen.

— D e r sozialdemokratische „V o rw ä rts " fordert zu einer möglichst vollständigen S a m m lu n g aller im Reiche bestehenden Fabriksordnungen bet der Centralstelle, welche die Redaktion des

„ V o rw ä rts " sein könnte, auf, woraus sich eine Fülle auten- tischen und unangreifbaren M a te ria ls über die Arbeitszeit, die Lohnabrechnung, die Kündigungsfristen, S tra fg e ld e r u. s. w. er­

geben w ird .

— Gegen die in voriger Woche in Halle verhafteten M i t ­ glieder des dortigen Kommunisten-Veretns, bei denen anarchisti­

sche S chriften beschlagnahmt waren, ist die Untersuchung wegen Hochverraths eingeleitet worden.

— Aus A nlaß des Gutachtens des Pros. Nöldecke - S tra ß - burg in Kleve vo r dem Schwurgericht in dem Xantener Knaben­

mordprozeß, wonach er nicht glaube, daß es im T a lm u n d Stellen gebe, nach welchen der M o rd Andersgläubiger erlaubt sei, Pros.

R o h lin g habe allerdings schon viel aus dem T a lm u d beweisen wollen, sei aber durch Pros. Delitzsch-Leipzig (einen protestan­

tisch getauften Juden) widerlegt worden, hat sich der Vorsitzende des Krefelder Reformveretns, D r. Jürgens, telegraphisch an Geheimrath R o h lin g in P ra g gewandt, w orauf folgender Bescheid e in lie f: „ D r . Jürgens, Krefeld. Delitzsch wurde durch V ikto r widerlegt bet Fritzsch-Leipzig. Talm udausgaben sind kastrirt, deuten aber den speziellen Ostermord sogar an, welchen die Geschichte bestätigt. R o h lin g ".

— I n den M onaten August v. I . bis incl. J u n i d. I . betrug die versteuerte Zuckerrübenmenge im deutschen Reiche 94 880 022 Doppelzentner (gegen 106 233 194 Doppelzentner in dem gleichen Z e itra u m 1 8 9 0 /9 1 ).

Ausland.

P aris, 13. J u li. D ie Ernennung Burdeaus zum M a rin e ­ minister ist nunmehr erfolgt und heute vom J o u rn a l O ffiziel

veröffentlicht. — D as J o u rn a l E c la ir meldet, Pasteur liege im Sterben. D ie Nachricht bedarf der Bestätigung.

P a riS , 13. J u li. Madame R aym ond, welche die Ge­

liebte ihres M annes ermordet hatte, wurde von den Geschwore­

nen freigesprochen.

Barcelona, 13. J u li. D ie A ufregung unter der kataloni- schen Bevölkerung dauert fo rt und täglich werden neue lokale Unruhen gemeldet. Gestern stürmte die Menge die B ü rg e r­

meisterei von O ros, mißhandelte den Bürgermeister und steckte das Archiv in B ra n d .

Petersburg, 13. J u li. D e r Kaiser, die Kaiserin und die kaiserliche F a m ilie find gestern Abend 5 ^ U hr im besten W o h l­

sein in Peterhof wieder eingetroffen.

K o n s ta n tin o p e l, 13. J u li. I n S t. Jean d'Acre ist kein neuer Cholerafall vorgekommen. A us T if lis eingegangene Nach­

richten beziffern die Z a h l deram 7. und 6. d. M . im Kaukasus an der Cholera Gestorbenen auf 207.

Arovinziaknachrichten.

C u lm , 13. J u li. (Polnische Versammlung). Die polnischen B lätter veröffentlichen ausführliche Berichte über die in Culm am 10. d. M ts . abgehaltene Versammlung der polnischen Industrie- und Gesangvereine Westpreußens und die bei dieser Gelegenheit gehaltenen Reden und be­

schlossenen Resolutionen. ES haben Reden gehalten: H err B . M ils k i auS Danzig „über die Rechtsverhältnisse der Jndustrievereine", Herr Schuhmachermeister Leo Nowicki „über die Bedeutung der Jndustrie­

vereine", H err Maurermeister A . Szpydowski aus Sckwetz „über die Wichtigkeit der Vereine und deren Organisation", Herr Than aus Briesen

„über 'Normalstatuten fü r die Jndustrievereine u. a." Von den Resolu­

tionen ist hervorzuheben die von M ils k i aus Danzig gestellte, nach welcher den Industrie- und anderen Vereinen sowie deren Vorständen und M itgliedern empfohlen wird, sich m it den einschlagenden gesetzlichen Bestimmungen über das Vereins- und Versammlungswesen genau be­

kannt zu machen, und da zu diesem Zwecke die Herausgabe einer diese M aterie behandelnden Schrift erforderlich erscheine, so würden dem ein­

berufenden Komitee die in dieser Hinsicht einzuschlagenden Schritte über­

lassen. Nach einer weiteren Resolution w ird den Jndustrievereinen auf­

getragen, die von einer besonderen Kommission zu entwerfenden N orm al- statuten ihren Vereinen zu Grunde zu legen. Auch wurde herorgehoben die Nothwendigkeit einer Statistik über die bestehenden Anfänge der Hausindustrie, d. i. einer Sam m lung von Nachrichten darüber, wo, in welchem Umfange und unter welchen Bedingungen diese Industrie im Lande anzutreffen sei. Eine fernere Resolution geht dahin, daß den Jndustrievereinen empfohlen wird, alle zwei Jahre eine Generalversamm­

lung abzuhalten. — Die Gründung eines besonderen O rgans für die Jndustrieangelegenheiten wurde nicht für erforderlich erachtet, dagegen aber der Wunsch ausgesprochen, daß die TageSblätter sich nach Möglichkeit auch mit den industriellen Angelegenheiten beschäftigen möchten.

Briesen, 12. J u li. (Privatschule). Auch an unserm O rte befindet sich eine höhere Prwatschule, die von den Lehrern n u r als Uebergangs- ftation benutzt wird. Die Folge davon ist, daß fast jährlich die Lehrer wechseln, gerade kein Segen für eine Schule. S e it vier Jahren ist Herr Laskowski D irig ent; durch seine Thätigkeit hat er die Schule auf eine Höhe gebracht, die sie nie vorher gehabt hat. Leider verläßt er in nächster Zeit seine Stelle, um eine solche als wissenschaftlicher H ilfs ­ lehrer an einer Staatsanstalt zu übernehmen. Die Stelle wird nun mit einem jungen Philologen besetzt werden, welcher sein Probejahr bereits

hinter sich hat. (Ges.)

):( K rojanke, 13. J u li. ( I n der letzten Kirchenrathssitzung) ist die Abschaffung des „Klingsäckels" beschlossen worden. W enn man auch vielen alten Gebräuchen den Vorzug ihrer Gediegenheit einräumen muß, so wurde doch diese altherkömmliche S itte als störend und lästig empfunden.

Der dadurch bedingte Fehlbetrag von ca. 120 M k. jährlich wird in anderer F orm gedeckt werden. Auch ein zweiter Beschluß, welcher die Grabinschriften aus unserem Kirchhofe betrifft, kann nur gebilligt werden.

Unsere Denkmäler tragen nämlich zum guten Theil Inschriften, welche nach Form , In h a lt und Rechtschreibung geradezu Absurditäten bieten.

Daher sollen in Zukunft in vorkommenden Fällen die Aufschriften dem Kirckenrathe zur Begutachtung event!. Korrektur vorgelegt werden.

M arienburg,

12. J u li. (Konservativer Verein). Gestern Abend fand im GesellschaftShause eine Versammlung des hiesigen konservativen Vereins statt. D a zu derselben auch Herr Hofprediger a. D . Stöcker, welcher vorher zu Gunsten der Berliner Stadtmission in der S t . Georgskirche gepredigt hatte, erschienen w ar, so hatten sich viele Theilr.ehmer zu dieser Versammlung eingebunden. Der Vorsitzende des konservativen Vereins, H err P fa rre r Henrici-Sckadwalde, eröffnete die Sitzung mit einem Hoch aus den Kaiser, w orauf Herr Stöcker in einer längeren Rede ein B ild der gegenwärtigen politischen Lage entwarf und hervorhob, daß die Judenfrage in das konservative Parteiprogramm ausgenommen werden müsse. Nach Schluß der Rede brachte Herr P fa rre r Henrici ein Hoch auf Herrn Stöcker aus. Letzterer dankte und bat die Versammlung, in ein Hock auf das deutsche Vaterland einzustimmen. Nach Absingung des Liedes „Deutschland Deutschland über alles" schloß der Herr Vorsitzende die Versammlung.

D a n zig , 13. J u li. (Eine unverhoffte Erbschaft). Das „ B . T ." be­

richtet von einer reichen Erbschaft, die einem in B erlin lebenden annen Danziger zugefallen sei. D er in der Seestraße zu B erlin wohnhafte Fritz B . ist der Sohn eines reichen M annes in Danzig und hat eine Menge Geschwister. E r nahm sich ein armes Mädchen zur F ra u , ohne Einw illigung der Eltern, und wurde deshalb von seinem Vater verstoßen.

M i t seiner jungen F ra u zog er nach B erlin , versuchte sich in allerlei

Stellungen und zog schließlich vor einigen Jahren nach Pankow, wo er ein kleines Kolportagegeschäft betrieb und die „Vorortzeitung" auStrug.

V o n der Last der schweren M appe, die er weit über D o rf und Land zu schleppen hatte, ist der M a n n ganz schief geworden, so daß er wie ver­

wachsen aussieht. Kürzlich erhielt er von seinem ihm früher vom Vater bestellten Pfleger, einem Justizrathe in Danzig, die Nachricht, daß sein V ater gestorben sei und an baarem Vermögen und Grundbesitz so viel hinterlassen habe, daß auf seinen Antheil laut Testament 1 2 0 00 0 M ark entfielen. Seine Geschwister hätten aber die Absicht, ihn mit 45 000 M k.

abzufinden, daraus solle er aus keinen F a ll eingehen. Sehr bald traf auch die Offerte ein, sich mit 45 000 M k. zu begnügen, weil der V ater nicht mehr ausgesetzt habe. Diese Offerte wurde natürlich abgelehnt.

Bald darauf erschien ein Verm ittler, ein Herr R . aus Pankow, der für Session der Erbschaft 100 000 M a rk bot, aber auch diese Offerte wurde abgelehnt. Jetzt ist B . bereits im Besitz des ganzen Erbes von 12 0 00 0 M ark.

M o h ru n g e n , 12. J u li. (Aus Furcht vor Strafe). Die Ehefrau des auf dem hiesigen Abbau wohnenden Arbeiters Pannewitz hatte auf dem gestrigen M arkte in P r . Holland einem Fremden 48 M a rk entwendet.

Als die Eheleute hierher zurückkehrten, wurden ihnen auf dem hiesigen Bahnhof die 48 M k. abgenommen urzd beide nach einem Verhör wieder entlassen. Heute M orgen fand man den Arbeiter Pannewitz in seiner Wohnung erhängt vor, während seine F ra u sich die Pulsadern durch­

schnitten hatte. Die F ra u lebt noch, ihr Zustand giebt jedoch wenig

Hoffnung auf Wiederherstellung. (N . W . M .)

Königsberg, 12. J u li. (Aus größter Todesgefahr) wurde der Besitzer S t. in dem Dorfe M . gerettet. E r w ar mit dem Abeggen von gestürzter Schwarzbrache beschäftigt und hatte sich dabei die Fahrleine um den Hals gehängt. In fo lg e eines Peitschenhiebes sprangen die Pferde plötzlich zu, rissen den M a n n , dem die Leine aus der Hand gefallen w ar, zu Boden und schleiften ihn nun, da er den Kopf nicht aus der Schlinge ziehen konnte, über den Acker fort. Zum Glück befand sich auf dem Felde der das Vieh des S t. hütende Hirtenknabe, der, die schreckliche Lage seines Herrn erkennend, sich sofort den Pferden entgegenwarf und sie zum Stehen brachte. A u f sein Hilferufen eilten endlich Nachbarn des S t. herbei, denen es nach vielen Bemühungen gelang, den infolge der Stran gu latio n schon vollständig Bewußtlosen ins Leben zurückzurufen.

Schneidemühl, 11. J u li. (V e ru rte ilu n g wegen Glücksspiels). D er Restaurateur M a r tin Weinberg aus D t. Krone wurde heute von der hiesigen Strafkammer wegen Duldend von Glücksspielen zu 100 M a rk Geldbuße v e r u r te ilt; dem Schmiedemeister Albert Manke aus D t. Krone wurden wegen gewerbsmäßigen Glücksspiels 4 M onate Gefängniß und 2000 M k. Geldbuße zudiktirt. Einer der Zeugen hatte allein in den letzten Jahren 6 — 7000 M k. an den Angeklagten verloren.

- l- Posen, 13. J u li. (Theuere Fleischpreise) stehen dem Posener Publikum bevor. S ie haben ihren G rund in der polizeilickerseits ange­

ordneten Sperre der regelmäßigen Viehmärkte für die S tadt Posen. Die Sperre ist am 1. J u li erfolgt, weil in den beiden Landkreisen Posen die M a u l- und Klauenseuche herrscht. S e it diesem Tage sind sämmtliche Fleischpreise um 5 — 10— 15 P f. für das Pfund gestiegen. Am heutigen Wochenmarkte kosten je ein Pfund Schweinefleisch 7 0 — 80 P f., R in d ­ fleisch 6 0 — 70 P f., Speck 8 0 — 90 P f. D as sind fast Preise, wie sie zur Zeit des Sckweine-Einsuhrverbots aus Rußland bestanden. Dem kon- sumirenden Publikum ist dieses plötzliche Emporschnellen der Fleischpreise natürlich höchst unerwünscht. Aber auch die Fleischer sind in eine sehr unangenehme Lage gebracht, besonders diejenigen, welche für das M ilit ä r oder für Anstalten liefern müssen. Eine Petition der Posener Fleischer um Aufhebung der Sperre wenigstens für Schlachtvieh ist von der königl.

Regierung abschläglich beschieden worden. Die Fleischer müssen ihren Bedarf daher vom Lande heranholen oder aus Privatställen für erheb­

liches Ausgeld entnehmen, wohin der Austrieb trotz des Verbots fort­

dauert. Daß auf diese Weise der Seuchenverbreitung vorgebeugt wäre, w ird aber wohl niemand behaupten wollen.

Posen, 13. J u li. ( I m Alter von 92 Jahren) verstarb in Posen, wie die „ P . M .-Z ." mittheilt, der pensionirte Professor B rau n , der 1831 als Kapitän die polnische Revolution mitgemacht hat und vielleicht der letzte In h a b e r des Ordens pro virtuto m ilita ri gewesen ist. Der Ver- blickene w ar eine bekannte Persönlichkeit in der ganzen Provinz._______

LoLalnachrichte».

T h o r« , 14. J u l i 1892.

— ( D i e B e r w a l t u n g d e r R e i c h s b a n k - N e b e n s t e l l e i n M a r i e n w e r d e r ) , welche bisher von der königl. Regierung?«

Hauptkasse daselbst unter ihrem Namen geführt wurde, ist vom 27. d . M . ab Organen der Reichsbank selbst übertragen. D ie nach diesem Tage verfallenden Wechsel siud daher an die Reichsbanknebenstelle zu M a rie n ­ werder zu giriren.

— Ic ( D i e Z e i t d e r K u r u n d — C o u r ) ist wiederum gekommen!

— Hinaus sind sie geflogen und fliegen sie, die bunten Ssmmervögel' um da draußen außerhalb der engen Stadtmauern lustig umherzuschwirren und zu zwitschern und zu -irre n . Ach, wie ist sie schön, die goldene Freiheit, auch sogar in der kurzen Ferienzeit! Viele gute Kuren werden da gemacht, doch auch viel — die Cour gemacht, ja, wie die bösen Zungen sagen, gehört daS m it zu manchem guten Kur-Ersolge. Jedenfalls folgt die allzeit reisefertige und geschäftige Damen-Galantcrie m it ihren wohl- gesüllten Koffern den Reisenden in ihre Bäder und Sommerfrischen nach, um überall geschwind zur Hand zu sein, wo man ihrer freilich sehr leichten, sehr gebrechlichen, und doch so zierlichen und vielbegehrten Waare etwa bedürfen sollte. Z u den vielen Requisiten, die ihr reichsortirteS Lager auszuweisen hat, gehört in erster Linie auch der Handkuß in allen seinen Variationen. Welche große Skala liegt zwischen dem Handkuß

Und doch ließ sie sich ihrer M u tte r gegenüber an diesem Abende nichts anmerken. A ls sie über die Schwelle des Hauses tra t, hatte sie ihre Selbstbeherrschung wieder gewonnen.

I m großen W ohnzimmer am runden Tisch vor der Lampe saßen F ra u von B e rn d t und ih r B ru d e r, d rr Professor F lem m ig. V o r sich hatte der alte H e rr Papiere und P läne ausgebreitet, die ihm der Baumeister Stephan Roberts gesandt, Arwed kniete a u f einem S tu h l und stellte bleierne S oldaten in Reihe und G lied.

»Ich sage D ir , S o p h ie ," begann Kleinen- Flem m ig, „die Sache macht sich anSgezetchnet, ich sehe meinen langgenährten Wunsch der V erw irklichung nahe. D e r Baumeister kommt uns m it Coulanz engegen ; er w ill das W ohnhaus der A nstalt solide und b illig herstellen. Anfangs werden w ir fü r sechs arme und zwölf bezahlende K inder Platz haben, zwischen denen selbstver­

ständlich kein Unterschied gemacht w ird . B a ld werden w ir aber, ich hoffe es bestimmt, die Anstalt vergrößern können, da D r.

H illm a n n s Namen P atienten anziehen w ird ."

„ Ic h freue mich m it D ir , K le in e n -," erwiderte F ra u von B e rn d t; „w ären w ir n u r erst über den P u n kt der H eirath hinweg. Edda spricht sich nicht aus, und ich fürchte, H illm a n n möchte sich zurückziehen, fa lls er eine abweisende A n tw o rt e rh ä lt."

„E dda soll D r. H illm a n n hetrathen, T a n te S o p h ie ," sagte Arwed, der dem Gespräche zugehört hatte, die großen glänzenden Kinderaugen auf F ra u von B e rn d t richtend. „ S ie soll heirathen, dann giebt es wieder Hochzeit wie bei T a n te S o n ia , und w ir essen dann wieder A p fe l-T o rte !"

D raußen auf dem K o rrid o r wurde in diesem M om ent die T h ü r zu Eddas Z im m e r geöffnet; bald darauf kam Edda her­

ein, um im Speisezimmer das Decken des Tisches zum Abend­

b rot zu besorgen.

„E d d a ", rie f ih r Arwed entgegen, „w enn Deine Hochzeit m it D oktor H illm a n n ist, dann bestelle S a h n -T o rte , die schmeckt doch eigentlich noch besser als A p fe l-T o rte !"

„Kleiner, dummer Schwätzer," schalt der Professor halb

lachend halb u n w illig , während F ra u von B e rn d t ihrem Neffen m it dem F inger drohte.

„M e in e Hochzeit m it D oktor H illm a n n ? " fragte Edda und fu h r m it der Hand über das Gesicht, aus dem die S p u re n , welche die soeben stattgehabte Unterredung m it O rla n d darin zurückgelassen, noch nicht ganz verwischt w a re n ; „w ie kommst D u d a ra u f? "

„T a n te Sophie und P apa haben es gesagt."

Edda schwieg; warum mußte das W o rt aus dem gedan«

kenlosen K inderm und gerade in diesem unglückseligen Augenblick fallen, da ih r Herz aus tausend schmerzlichen W unden blutete und es kaum dem Aufgebote ihres starken W ille n s gelang, sich aufrecht zu halten? M a n verhandelte also im geheimen und bestimmte über ihre Zukunft. Sich an die M u tte r wendend, sprach sie m it fester S tim m e : „N ie m a ls w ird etwas aus einer Verbindung m it m ir und D oktor H illm a n n , n ie m a ls; ich bitte dringend, mich ein- fü r allemal m it dieser Angelegenheit zu verschonen!"

Onkel KlemenS starrte das Mädchen sprachlos a n ; seine B rauen zogen sich finster zusammen, und die Zornesader schwoll auf seiner S t i r n ; aber er bezwäng sich und sagte nichts; er stützte den K opf in die Hand, und in seinen Zügen malte kch eine peinliche Enttäuschung.

F ra u von B e rn d t erblaßte; ih r w a r die auffallende E rregt­

heit in dem Wesen der Tochter nicht entgangen. „A b e r liebe E dda," sagte sie beschwichtigend, „es ist doch sonst nicht Deine A rt, die D inge so tragisch zu nehmen."

Edda v e rlo r kein W o r t ; sie nahm schweigend an der Abend­

mahlzeit theil und begab sich, nachdem diese beendigt w ar, zu S o n ia .

D ie junge F ra u saß am Tische und las in einem Werke über den N ordpol.

„L a ß mich einen Augenblick hier bei D ir in Deinem H eiligthum bleiben, wo ich nicht verfolgt werde m it dem D rängen, einen M a n n zu wählen, den ich nicht m a g ", stieß Edda

hervor und sank in einen S t u h l; sie legte die Arme auf den Tisch, der Kopf sank hinab, glühende Nöthe stieg bis in den Nacken nieder, dann erschütterte ein krampfhaftes Schluchzen den ganzen Körper.

Erstaunt und von M itle id ergriffen, tra t S o nia zu Edda;

sie umschlang sie liebkosend.

„S o n ia ! Ich leide namenlos!" brachte Edda hervor.

„K a n n ich D ir nicht helfen?" fragte die junge F ra u voll Theilnahm e. „ D u warst heute bei W ilsonS ; ist es um ih n ? "

„J a . Helfen kannst D u m ir aber nicht!"

„A lso täuschte mich meine Ahnung nicht, und Deine

M u tie r hat doch Recht!"

(3)

auS Respekt, aus Höflichkeit und zwischen dem auS Huldigung, aus N ei­

gung! Ost wirklich nichts weiter als ein Akt galanter Artigkeit, oft ein wenig, zuweilen auch - viel mehr. „Küß' die H a n d !" ru ft liebens­

würdig, aber gewohnheitsmäßig der gemüthlich- W iener und ist auf diese wohlfeile Weise der größte Verschwender an Handküssen. Eigentlich handelt er damit n u r nach berühmten M ustern. Auch die klassischen Alten liebten eS, per Distance zu küssen oder sich küssen zu lassen. Kaisern und Göttern wurde auf diese A r , gehuldigt, falls der R ang und Reich­

thum des Betreffenden keine andere Huldigung zuließen, denn dem Kaiser die Hand küssen zu dürfen, das w a r wohl bei den Römern eine Haupt- und Staats.Aktion des Hos-Ceremoniels, jedoch n u r den Großen dieser W elt gestattet, — die andern dursten n u r die eignen Hände küssen, indem sie, kniebeugend, deS kaiserlichen SewandeS S a u m an ihre Lippen drückten, und dem Rest ward n u r vergönnt, aus der Ferne Handküsse zu werfen, wie die armen Staubgeborenen es den Unsterblichen gegenüber thaten, wenn sie nicht reich und vornehm genug waren, ihnen kostbarere O pfer in F o rm werthvoller Spenden darzubringen. Auch das Handküssen der Götterstatuen gehörte m it zur ankiken, vorgeschriebenen Kuß-Etiquette, und weh' dem, der eS einmal unterließ: er galt für einen Frevler und Götterleugner. — I n welchem vorgeschrittenen Stadium im übrigen der Handkuß A lt-Rom s sich befand, beweist die Thatsache, daß er nicht n u r allgemeiner Usus w a r bei Untergebenen gegen ihre Vorgesetzten, sondern bei feierlichen Gelegenheiten auch außerdem eine O vation vorstellte. S o mußte C -to beim Niederlegen deS Oberbefehls die unzähligen Handküsse sämmtlicher Soldaten über sich ergehen lassen! — N u r davon schweigt die Geschichte, daß man ehedem den Handkuß im Dienst und alS T rib u t verwendete. Jetzt ist daS ander- geworden! S e it Damen-Galanterie ihn in Sold genommen, huldigt er anderen Gestirnen, Gottheiten und

— G öttinnen als einst.

— ( D i e z e h n B a d e g e b o t e ) seien in der jetzigen Badezeit wieder in Erinn eru ng gebracht: 1. M a n bade im Sommer täglich, ohne Rück­

sicht auf das Wetter. 2. Die beste Badezeit ist zwei Stunden vor dem Mittagessen; nüchtern oder m it vollem M agen zu baden ist schädlich.

3. M a n gehe langsam zur Badestelle. H a t man es eilig gehabt, so darf das Abkühlen n u r in den Kleidern geschehen und auch n u r so lange, bis da» H e r, ruhig schlägt. D a n n schnell ausgezogen und „Plum pS hinein". 4. D as vorherige Benetzen von Kops und Brust vereitelt den Zweck deS BadenS, nämlich Stählung (Abhärtung) der H aut gerade durch den plötzlichen Uebergang aus der wärmeren L u ft in das kältere Wasser. Dasselbe gilt von dem absatzweise» Hineingehen. 5. I m Wasser bewege man sich tüchtig. Jeder Mensch soll schwimmen lernen. 6. M a n bleibe nie so lange im Wasser, bis man ein leises Frösteln verspürt;

Nichtschwimmer 5 — 10, Schwimmer 10— 20 M in u te n . 7. Nach dem Ver- lassen des WafferS werfe man sich ein große- Laken um und nehme eine schnelle vorläufig« Teneralabtrocknung vor. D a n n reibe man sich mit einem rauhen S to ff so lange tüchtig, bis die H a u t tzch röthet und man eine angenehm- W ärm e verspürt. 8. M a n ziehe sich schnell an und mache

«inen tüchtigen Spaziergang. 9. Nach Hause gekommen, warte man noch Windest«»- 15 M in u te n , bis man sich zu Tisch setzt. 10. D e r „Bade­

schnaps" ist G ift! D ie durch den Aufenthalt im Wasser erniedrigte Körperwärme soll durch die körperliche Bewegung wieder auf die richtige Höhe gebracht und nicht durch Alkohol noch weiter herabgesetzt werden.

— ( W e r m i t Z u b e r e i t u n g v o n F i s c h e n ) zu thun hat, sollte jederzeit die äußerste Vorsicht walten lassen, denn allzu leicht kann man sich eine B lutvergiftung durch Fischgift zuziehen, wie folgendes Beispiel barthut. Die Tochter eines Beamten w ar kaum m it dem Reinigen der Mische fertig, als sie in dem Zeigefinger der linken Hand -inen steckenden schmerz fühlte, der nicht n u r schnell zunahm, sondern sich auch den an- bern Fingern und schließlich auch dem A rm mitzutheilen begann, obgleich

">cht die geringste Verletzung an den F in g e rn wahrzunehmen w ar. Als ber Schmerz immer größer wurde und Geschwulst hinzutrat, begab sich bas Mädchen schnell zum A rzt, welcher sofort eine B lutvergiftung durch Fischtzist feststellte. Erst nach langer Untersuchung entdeckte der Arzt an b-r Spitze d«S Zeigefingers eine kaum sichtbare Verletzung. Es gelang (war, die Gefahr zu beseitigen, doch erduldete daS Mädchen die empfind- iichsten Schmerzen.

— ( J o s e p h K a i n , k o m m t ! ) Eine für das Thorner Theater- l-ben hochbedeutsame Nachricht unterbreiten w ir hiermit unseren Lesern:

D e r berühmte Tragöde Joseph K a in , kommt Nach T h o r« und tritt Warzen (Freitag) in „Taleotto", am Sonnabend in den „M ennoniten"

auf. Unserem rührigen Theaterdirektor H e rrn Krummschmidt ist eS obwohl m it vielen Schwierigkeiten und O pfern gelungen, Kainz, welcher in, sächsischen Tharandt zur Sommerfrische weilt und eigen- zu einem dreimaligen Gastspiel nach Bromberg gekommen ist, zu einem Abstecher

«ach Thorn zu bewegen, w ofür er pro Abend 500 M k . erhält. Kainz ist zur Zeit einer unserer ersten Tragöden. W ohl allgemein bekannt ist die Berliner Affäre, wonach Kainz wegen Kontraktbruchs von den ' verbündeten deutschen Bühnen ausgeschlossen wurde und eine Konventional-

»rafe von, irren w ir nickt, 30 0 00 M k. bezahlte. E r wurde nach Amerika Drusen und feierte dort die höchsten Triumphe. A ls er nach Europa wückkehrte, gewann ihn L'Arronge fü r seine Bühne, indem letzterer . deshalb aus dem deutschen Bühnenverbande austrat. I n B e rlin / Kainz der allmächtige M agnet, und w ir sind überzeugt, daß Thorn

* noch nie gebotene Gelegenheit, einen der berühmtesten M im e n der k ^ ' ^ a r t zu sehen, nicht ungenützt vorüberlassen w ird . — D as Gastspiel 2 lönigl. Hofschauspielers H errn Schacht ist infolge dieser Ueberraschung

"Hoben worden.

s- ^ ( B e r u f S j u b i l ä u m ) . D e r G ärtner H e rr Kremin in Papau am Sonntag sein 25jähriges Dienstjubiläum als G ärtner der

"""« Papau.

K h -T ''

(Eilbestellung

T e l e g r a m m e n a n E m p f L n g e r i n H e i t . W i r k e n ) . Die im Interesse deS Publikums schon seit längerer

^ende Einrichtung der Vorausbezahlung der Gebühr fü r die

* och j Ung von Telegrammen an EmpfLnger in Landbezirken findet daz (x ^ b r nicht genügende Beachtung. Bei Vorausbestellung beträgt

^"^stellgeld nach Landorten, gleichviel in welcher Entfernung, n u r r i c h ^ ' Kni nun auch diejenigen Auflieferer, denen die bestehende E in - T e n y L ^ E r Vorausbezahlung des EilbestellgeldeS unbekannt ist, in den

^ ^durch entstehenden V o rth eil- zusetzen, sollen fortan seitens

^ N d o ? ^ " "b e a m te n alle diejenigen Auflieferer von Telegrammen nach welche nicht schon die Vorausbezahlung deS EilbestellgeldeS

^ d e ^ in jedem einzelnen Falle darauf aufmerksam gemacht

^ l i ^ ^ . E b e r d e n B e s i t z w e c h s e l d e r A p o t h e k e n ) hat der Keb^!!*i"ister die Regierungspräsidenten angewiesen, einen zuverlässigeren irisch ^ °ls bisher zu gewinnen und dabei zugleich auf den Unterschied

^ Kauf- und Verkaufspreis zu achten.

^ e n n s i e g ) . A u f dem am Sonntag abgehaltenen Rennen des

> ^ ite rve re in S zu Jnsterburg passirte in der Jnsterburger

* H err Lieutenant D u lon auf seiner braunen Stute

" ' als erster daS Z iel. Preis 1000 M k. Es starteten 6 Pferde-

— ( H e r r M a u r e r m e i s t e r A l b e r t i ) , welcher wegen Verdacht des L an desverrats am 4. J u n i cr. verhaftet wurde, ist heute mittags aus der Untersuchungshaft entlassen worden.

— ( G e s u n k e n ) . D er Anlandeprahm des polnischen Passagier­

dampfer-Besitzers Ciechanowski, welcher hier am Weichselufer nahe dem Bootshaus des Rudervereins vor Anker liegt, und der allnächtlich viele nach Polen zurückkehrende Flissaken beherbergt, ist gestern gesunken. M i t dem Prahm sind wenigstens keine Menschen verunglückt, aber 16 Kisten zu je 12 Schock Eier, die aus Polen angelangt waren, untergegangen.

Diese sind bereits wieder geborgen. D er Prahm ist alt und w ar sehr leck. Geschah das Unheil bei Nacht, so wären viele Flissaken ertrunken.

— Bei dieser Gelegenheit wollen w ir nicht verfehlen, die Polizeibehörde auf die Frechheit eines mit der Bergung des Prahm inhalts beschäftigten M an n es aufmerksam zu machen. D er Prahm lag nur halb im Wasser und die bergenden M ä n n e r befanden sich in voller Kleidung, während sich der eine im adamitischen Kostüm den zahlreichen Zuschauern präsen­

tste. W ir haben leider keinen Polizeibeamten gesehen, den w ir auf diese an frequenter Passage begangene öffentliche Verletzung des Schamgefühls aufmerksam machen konnten.

— ( H u n d e s p e r r e i n Au s s i c h t ) . Den Thorner Kötern droht wieder eine häßliche Zeit. I n Podgorz ist Hundesperre angeordnet worden und es ist daher nicht unwahrscheinlich, daß die Sperre auch auf Thorn ausgedehnt wird. I n den letzten Jahren haben die hiesigen Hunde meist unter der Sperre gelebt, und da soll ein ehrlicher Köter nicht toll werden?

— ( P o l i z e i b e r i c h t ) . I n polizeilichen Gewahrsam wurden 2 Personen genommen.

— ( G e f u n d e n ) wurde ein P a a r Handschuhe. Näheres im Polizei- sekretariat.

— ( V o n d e r We i c hs e l ) . D er heutige Wafserstand betrug mittags am Windepegel der königl. Wafserbauverwaltung 0,28 M eter ü b e r N u ll.

D as Wasser steigt noch. Die Wassertemperatur beträgt 17 Grad R . — Abgefahren ist der Dampfer „W ilhelm ine" m it einer Ladung S p iritu s , leeren Bierfässern, W ein, Pfefferkuchen und Stückgütern nach Königsberg.

Podgorz, 13. J u li. (Eine erfreuliche Nachricht) ist dem Bürgermeister von Podgorz vom Konsistorium zugegangen. Das Konsistorium beab­

sichtigt nämlich, zum Kirchenbau für die evangelische Gemeinde 3 0 0 0 0 M k. zu beantragen und hat gleichzeitig ersucht, die Kirche in Schleusenau bei Dromberg, die 25 000 M k. gekostet hat, zu besichtigen, ob nicht ein in deren Maßstabe erbautes Gotteshaus für die Podgorzer Verhältnisse ausreichen würde.

— ( E r l e d i g t e S t e l l e n f ü r M i l i t ä r a n w ä r t e r ) . Elbing Postamt, Briefträger, 900 M k. Gehalt und der tarifmäßige Wohnungs- geldzuschuß. Graudenz, M agistrat, zwei Schutzmänner, Mindestgehalt 900 M k. und 60 M k. Kleidergeld, steigend 4 mal von 5 zu 5 Jahren bis zum Höchstgehalte von 1200 M k. und 60 M k. Kleidergeld. Konitz (Westpreußen), Postamt, Briefträger, 900 M k. Gehalt und 108 M k.

Wohnungsgeldzuschuß. Ober-Postdirektisnsbezirk Danzig, Landbriefträger, 650 M k. Gehalt und der tarifmäßige Wohnungsgelozuschuß. Tuchel, Amtsgericht, Kanzleigehilfe, seitenweise Vergütung des gelieferten Schreib­

werks 6 bis 8 P fg . pro Seite.

M annigfaltiges.

( K n a b e n m o r d p r o z e ß i n E l e v e ) . I n der Nachmittag- sitzung am M o n ta g beantragte der Oberstaatsanwalt H am m , daß sich am nächsten Tage das Schwurgericht nach Xanten begeben solle, um das Buschhoff'sche H aus und diejenige S telle in Augen­

schein zu nehmen, von der aus M ölders und der Knabe Heister gesehen haben wollen, wie der ermordete Knabe Hegemann in das Buschhoff'sche Haus gezogen wurde. D ie Anklage sei haupt­

sächlich auf G rund der Aussage von M ölders und dem Knaben Heister erhoben, diese Aussage aber durch Bekundung des Unter­

suchungsrichters, Landgerichtsraths B rix iu s , und des Referendars Farnoux erheblich erschüttert worden. D ie Vertheidigung tra t diesem Antrage bei, und der Gerichtshof beschloß dementsprechend.

A u f Anregung des Rechtsanwalts S tapper versprach der P rä s i­

dent, die erforderlichen Sicherheitsmaßregeln zu treffen, daß Buschhoff, da derselbe nach Xanten mitgenommen werden müsse, von der Volksmenge in Xanten nicht mißhandelt werde. — Gestern fand in Xanten die Besichtigung des Buschhoff'schen Hauses und der Küpers'schen Scheune seitens des Schwurgerichts statt. M ölders und der Knabe Heister mußten genau angeben, an welcher S telle sie das Hereinziehen des Kindes gesehen hätten, und wie das Hereinziehen stattgefunden habe. Experimente, die m it K indern vorgenommen wurden, ergaben, daß das Herein­

ziehen des Kindes möglich w ar. D ie Xantener Bevölkerung ver­

h ie lt sich vollkommen ruhig. M ilitä risch e r Schutz w ar nicht heran­

gezogen worden.

( V o n h o h e m t y p o g r a p h i s c h e n I n t e r e s s e ) ist, wie die „P o s t" bemerkt, jetzt die „Freisinnige Z tg ." S ie bearbeitet nämlich den Xantener Mordprozeß typographisch m it gewöhnlicher, durchschossener und gesperrter S c h rift, um dem Leser das richtige Verständniß beizubringen. D ie betreffenden S p a lte n des B la tte s erhalten dadurch ein höchst pittoreskes A u s­

sehen. D ie Gelegenheit, durch Schönheitssinn zu glänzen, bietet sich H e rrn Richter so selten, daß man sich über diese hervorra­

gende Leistung wirklich freuen kann, wenn sich auch nicht ver­

schweigen läßt, daß diese A r t der Berichterstattung eigentlich etwas Unerhörtes ist. Entweder setzt sie voraus, daß die Leser der „F reisinnigen Z e itu n g " nicht zu lesen verstehen, oder die Z eitu n g w ill, daß sie so lesen, wie s i e w ill: eins ist so stark wie das andere. F ü r das, was der Freisinn unter F re ih e it ver­

steht, ist das Verfahren überaus charakteristisch.

( E i n b r u c h ) . A m S o n n ta g Abend find Diebe in die W ohnung des Bankdirektors Haas in B e rlin W tlhelmstraße 10, eingebrochen und haben eine Kassette m it 6000 M a rk baaren Geldes, Werthpapiere und einen B rilla n ta rm b a n d gestohlen.

D e r Gesammtverlust beträgt 30 000 M ark. D ie Diebe find noch nicht erm ittelt.

( U m f a n g r e i c h e S c h w i n d e l e i e n ) sollen die Begründer der F irm a „B e rlin -R ix d o rfe r Eisengießerei H. Graudenz, Fabrik und Reparaturwerkstatt fü r wirthschaftliche Maschinen und Ge­

rüche, Hufbeschlag und W agenbau, V erw erthung von E rfin ­ dungen im I n - und A uslande" begangen haben. V o r etwa ^ Jahren traten die Gebrüder Graudenz, der frühere G ym nasial­

lehrer D r . W a lth e r Graudenz, der zuletzt vo r Begründung des Unternehmen» obdachlos w a r, der Form er Graudenz, der frühere K n e ip w irth Herm ann Graudenz und der Rechtsanwalt F reiherr D r . von Manguschewsky, der Namen und T it e l fälschlich führen soll, zu der erwähnten großen geschäftlichen Unternehmung zu­

sammen. S ie werden jetzt beschuldigt, das von ihnen ange­

nommene P ersonal, vier Buchhalter, einen Schmiedemeister, vie r Form er, Hausdiener und eine Anzahl A rbeiter um Bürgschaften in Höhe von 500 bis 20 0 0 M a rk, sowie B e rlin e r Geschäfte um große Gußeisenvorräthe, die sie auf K re d it gegen D retm onais-

wechsel gekauft, betrogen zu haben. A u f die Anzeige des KasfirerS Neumeyer erfolgte die V erhaftung des früheren Restaurateurs und des Rechtsanwalts, während der D r. Graudenz, welcher sich noch vo r kurzem als D irektor der Fabrik glänzend verheirathet hatte, flüchtig ist. D ie „R ix d . Z tg ." erfährt, der sog. „D o k to r"

Graudenz, der in W irklichkeit ein vielfach m it Gefängniß vo r­

bestrafter Kanzlist und Winkelkonsulent sei, hätte sich in R ix d o rf in den meisten Fällen dadurch K redit zu verschaffen gewußt, daß er sich auf die Bekanntschaft m it einem „Studiengenossen", einem vo r Jahresfrist nach R ix d o rf übergesiedelten Journalisten berief, m it dem er auch in B e rlin in einer akademischen Vereinigung sein wollte. Leider sei es bisher nicht gelungen, weder des Schwindlers, noch seines B ruders und Helfershelfers habhaft zu werden. D e r „R echtsanw alt F re ih e rr von Manguschewsky" hatte in einer geharnischten Beschwerde gegen seine V erhaftung E in ­ spruch erhoben.

( D u r c h e i n e B e n z i n - E x p l o s i o n ) wurde in Worms ein Spezereiladen zerstört, wobei Frau und Kind des Besitzers lebensgefährliche Brandwunden davortrugen. Das Kind eines Nachbarn wurde bei dem Unfall getödtet.

( K a t a s t r o p h e ) . I n dem herrlichen Chamounixthale hat sich am Dienstag frü h eine Katastrophe zugetragen, die jeder Beschreibung spottet. Es löste sich, wie gestern bereits gemeldet, ein T h e il des Gletschers Bionnassay vom M o n tb la n c los und zertrümmerte beim Herabstürzen das Badeetablissement von S a in t-G e rv a is , zerstörte das naheliegende D o rf Fayet zur H älfte und tödtete eine große Anzahl Menschen. Es w ird die Z a h l der Todten auf 140 angegeben, dieselbe dürfte sich aber auf 200 erhöhen. V o n den 5 4 Angestellten des Badeetabliffem cntr sind n u r 9 gerettet, das Etablissement selbst ist fast vollständig durch den S tro m fortgerissen. D ie Leichen find entsetzlich verstümmelt, so daß viele gar nicht mehr zu rekognoSziren find. U nter den Getödteten soll sich auch der königl. D irektor der Nationalbank in Kopenhagen befinden.

( D e r A u s b r u c h d e s A e t n a ) wird immer heftiger.

Die Lavamassen find von Nicolofi nur noch fünf, von Bilpaffo sieben Kilometer entfernt. Ein prachtvoller Kastanienwald in der Nähe des letzteren Ortes ist zerstört worden. Die Bevölkerung flüchtet. Es haben sich fünf neue Krater gebildet.

( Z u r K a t a s t r o p h e i n S a t n t J o h n s ) . Aus S a in t Johns wird gemeldet: 12 000 Personen kampiren ob­

dachlos und halbverhungert in der Umgegend der Stadt. Z u ­ fuhren von Lebensrnitteln find unterwegs. Die Regierung ord­

nete die Errichtung von Zelten an. Sechs Personen find bis jetzt ertrunken, acht Erwachsene und sechs Kinder lebendig ver­

brannt. Der Gesammtschaden w ird auf 20 M illion en Pfund geschätzt.

( U n g l ü c k ) . Nach Meldungen aus P e o ria ( I llin o is ) vom 13. d. M ts . wurde Dienstag Abend gegen 10 U h r ein V e r­

gnügungsdampfer auf dem Peoriasee von einem Cyklon über­

rascht, der D am pfer schlug um , von 4 0 Passagiren desselben ertranken 18.

Telegraphische Depeschen -er „Thorner Treffe".

H a m b u r g , 14. J u li. D ie „Hamburger Nachrichten"

konstatiren, daß die Huldigungsbriefe, Telegramme und sonstigen Sendungen, welche bei Fürst Bismarck in Kissin gen eintreffen, kaum zu bewältigen sind. Dieselben nehmen unter dem Eindruck amtlicher Absage von Bismarck zu.

Keineswegs sei Fürst Bismarck erregt über die W irkung der Angriffe, er könne noch gröbere öffentliche Angriffe, Verdächtigungen und Verleumdungen vertragen. D ie „H am ­ burger Nachrichten" erklären ferner, Bismarck habe die be- kannte Veröffentlichung der „Westdeutschen Allgemeinen Z tg ."

nicht veranlaßt. Gegenüber dem E r la ß des „Reichsanzeigers"

gestehen die „Hamburger Nachrichten" nunmehr ein, daß bei BiSmarck allmählich eine W andlung seiner Ansicht über C a p riv i eingetreten sei, den er nicht mehr unter­

stützen könne.

Verantwortlich für die Redaktion: O s w a l d K n o l l in Thorn.

Telegraphischer B e rlin e r Börsenbericht.

14. J u li 13. J u li Tendenz der Fondsbörse: fest.

Russische Banknoten p. Kassa . . Wechsel auf Warschau kurz . . . Deutsche Reichsanleihe 3 V . Vo - - Preußische 4 «/o K.nsols . . . . Polnische Pfandbriefe 5 V - . - - Polnische Liquidationspfandbriefe . Westpreußische Pfandbriefe 3 '/ , */«>

Diskonto Kommandit Antheile . . Oesterreichische Kreditaktien . . . Oesterreichische B a n k n o te n . . . . W e i z e n g e l b e r : Juli-August . . .

Sept.

loko in Newyork R o g g e n : loko .

J u li . . . . Juli-August . Sept.-Oktob. . R ü b ö l : J u li

S e p t.-O k tb .. . S p i r i t u s : . . . 50er loko . 70er loko . 70er Juli-August 70er August-Sept.

2 0 1 - 1 5 2 0 1 - 0 5 100— 70 107—

6 4 - 5 0 6 2 - 9 6 - 4 0 1 8 9 - 3 0 1 6 6 - 1 0 1 7 0 - 45 1 7 1 - 50 1 7 3 - 2 5

8 6 - 7 5 1 8 7 - 1 8 8 - 70 1 7 6 - 7 0 1 7 0 - 7 0

4 9 - 7 0

3 6 - 6 0 3 5 - 3 5 - 2 0 Diskont 3 pEt., Lombardzinsfuß 3 */, PCI. resp. 4 pCt.

2 0 0 - 8 5 2 0 0 - 5 0 1 0 0 - 5 0 107—

6 4 - 4 0 6 1 - 9 0 9 6 - 3 0 1 8 8 - 8 0 1 6 6 - 6 0 1 7 0 - 4 5 1 7 0 - 7 5 1 7 2 - 5 0 8 6 - 5 0 186—

1 8 9 - 176—

1 7 0 - 5 0

4 9 - 7 0

3 6 - 1 0 3 4 - 70 3 5 - 10

K ö n i g s b e r g , 13. J u li. S p i r i t u S b e r i c h t . P ro 1 0 0 0 0 Liter pEt. ohne F aß matter. Ohne Zufuhr. Loko kontingentirt 60,00 M k. B f., nicht kontingentirt 39,00 Litt. Gd.

Getreidebericht der T h o r n e r H a n d e l s k a m m e r fü r Kreis Thorn.

Thorn den 14. J u li 1892.

W e t t e r : schwül.

(Alles pro 1000 Kilo ab Bahn verzollt.)

W e i z e n sehr ruhig, Preise fast nominell weil geringer Bedarf, 118/120 Pf d. hel l 200/202 M . , 122/124 Pfd. hell 204/207 M . , besserer theurer.

R o g g e n Kauflust sehr gering, 111/114 Pfd. 170/172 M ., besserer etwas theurer.

G e r s t e Futterw aare 120/134 M .

H a f e r inländischer 155/158, russischer 145/154 M .

F r e i t a g a m 15. J u l i . S o n n e n a u f g a n g : 3 Uhr 57 M in u te n . S o n n e n u n t e r g a n g : 8 U hr 13 M in u te n .

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