des
Kopernikaiiska
WToruniu
Königlichen
Gymnasiums zu Cöslin,
enthaltend
die Schulnachrichten
über
das Schuljahr vonOstern 1891 bis Ostern
1892von
I>r.
Gustav
Sorof.Direktor.
Voran geht
eineAbhandlung des Oberlehrers Dr.
Franz Hochdanz: Bemerkungen
zur Topographie desalten Rom.
--- ---
Cöslin
1892.
Gedruckt bei C. G. H
e nd
e ss.
1892.
Progr.-No. 130.alten
Rom.Nicht
ohneGrund
hat man demGymnasium den Vorwurfzu
grosser Betonung des Gramma
tischen undStilistischen im Unterricht der klassischen
Sprachengemacht;
die Geschichteder
Pädagogik hat, und nicht nur bei uns,
manchesUnnatürliche
zu verzeichnen. Wiees aber zu geschehen
pflegt, dassein lange
empfundenerNotstand einen
Ausbruchder
Klage erst dannher
beiführt, wenn er
selbst
ganz odergrösstenteils
beseitigt ist,so
istes
auch dem Gymnasiumer
gangen , das
inseiner jetzigen
Gestaltung vielfach denTadel
hinnehmen mussfür das
, was viel
leicht frühervon
ihmgesündigt
wordenist.
Und nichtvon
ihmallein
,sondern von
allenInsti
tutionen
der Nation
mehroder weniger.
Denn wenn sichhier
und da noch eine Reminiscenzan
diealten Zeiten
finden sollte,so ist
dies nur einRest einer
gleichmässigenhistorischen Entwick
lung unseres Volkes
auf
allenGebieten.
Vonder Zeit, wo
dieSchriften
desAltertums selbst auf
dem naturwissenschaftlichenGebiete
die einzige Quelle des Wissensunter Verzicht der
eignenNa
turbeobachtung waren, durch die armen
verkehrsschwierigen Jahrhunderte hindurch, wo ein
deut
scher Gelehrter in Byzanzan fragen konnte,
obes
noch eine StadtAthena
in Griechenland gebe, bisauf unsere Zeit,
inder
wohl nochhier
und da Lessings Schrift über dieGränzen der
Malerei undPoesie
ohne ein Bildder berühmten
Gruppe,an
dieLessing
anknüpftoder der
darinberühr
ten
Kunstwerke gelesen wird
oderin der vielleicht
mancher seinen Kopf über dieKatharsis
des Aristoteles abquält,der
nieselbst über seines
eigenen KopfesZustand beim
Anhöreneiner
Tra
gödie nachgedacht, jader
vielleichtselbst
noch nichteinevernünftig dargestellte Tragödie
gesehen hat, in diesem ganzenVerlaufe
isteingleichmässiger auf der
sich ändernden Weltanschauungbegrün
deter
Vorgang zu verfolgen,der
wieer von einzelnen
auch früher schondurchbrochen wurde,
so heute trotz freiererVerhältnisse
doch immer noch Rückfälle gestattet, die demwachsamen
Augeder Mitwelt
nicht entgehen. Ander
Beseitigungdieser
Übelstände muss, obgleich jetzt dieGefahr
einerÜbertreibung
des Realismus undder Concessionen
anden
modernen Geistviel grösser ist
als dieder
entgegengesetztenRichtung,
ein Jeder anseiner Stelle arbeiten
undjede Betätigung ist
zubegrüssen,
dieunserer Altertumswissenschaft
inder Schule
zu neuemkräftigen
Lebenver
hilft, damit
noch gerettetwerde, was
gerettetwerden
kann und inErfüllung
geheder
Wunsch:
„dass das Verständnis der Klassiker nach der sachlichen Seite
eineFörderungerfahre
und soder geschichtlichen
Erfassung desAltertums
dierechten
Diensteleiste.
“ Unsere Nation.steht
jetztunter
denersten
inder praktischen Beteiligung
an den Ausgrabungender Monumente
des Alter
tums, in ihrer Erklärung istsie
beiweitem
die erste. DieseResultate
sinddem
Schülernäher
zubringen
; diealten Gestalten,
die ihm bei derLektüre
begegnen, müssen alsverwachsen
mit demGrund
undBoden erscheinen ;
undaus
diesem Gedanken sind auchdiese
Zeilenzur
Topogra
1
2
phie Roms zu
verstehen.
Nichtohne
Erfahrung sind sie geschrieben:aus
dem Livius und Sallustführt das
Gymnasium dieSchüler
zumCicero,
von ihm zumHoraz
undTacitus
; wie ersich
siehtso
um undum, dreht
es ihmfast
den Kopfherum. Hunderte vonGestalten ziehen
anihm vorüberohne
eine klare Vorstellung vonihrem
Verhältnis zueinander
und zum Ganzen in ihm zuhinter
lassen.
Unddoch giebt
es Mittelzur
Herstellungder Verbindung;
da ist inerster Linie
diealte
Geschichte, die als Centralisierungder Klassikerlektüre
geradezu als einPalladium des Gymnasiumsangesehen
werden mussund
manchmal wohlauch
nochangesehen wird. Viel
wenigergeschieht
inder
Topographie; und dochist gerade
sieein
grosses Hilfsmittel zum Verständnisder Persön
lichkeiten, wenn
man
diesenbei der
Darstellung gleichsam einenfesten
Bodenunter
die Füsse giebt.Man besteige im Geiste
dieHöhe von
S. Pietro in montorio, dieStelle
wo inder
ältesten Zeit Romsdas zur Deckung
des rechten Tiberufers errichteteFort gestanden haben
mag,rechts
siehtman
dievon
hellenStädtchen
strahlenden Albanerhöhen, denMittelpunkt des alten
Latiner-bundes,
die Wiegeder
sagenhaftenGründungsgeschichte
Roms;zur
Linken dieHöhen
des Vati kans
und das hochragendeGrabmal
desHadrian,
vor uns diegewaltige
moderne mit antikenColossen
durchsetzteStadt,
zuFüssen den Palatin, den Sitzder
ältestenStadt,
im Hintergründe nach Osten diescharfen
Conturen desSabinergebirgs mit
seinenErinnerungen
anHoraz
und Mäcen.Wer wollte wohl
nicht gern hieroben mit
seinen Schülern stehen und Römische Geschichte vortragen.Wollte
mandiese
Stätten durchwandernoder
auch nurvon oben
überblicken ohne alle Kenntnis ihrer Geschichte,so
würde manden Eindruck haben
wievon
einem gewaltigenTongemälde,
das dieLeiden
und Freudeneines
menschlichenHerzens
anunserem
Ohr vorüberführt,dessen
Inhaltaber auf
eine besiminteBeziehung nicht gebracht
werden kann, wenn der
Componist unsnicht
durchirgend welche
Andeutungen das Verständniserleichtert. Man fühlt,
dass dabestimmte
Kämpfe und Gefühlemusikalisch fest gebannt
sind,aber der Meister lässt
uns überdas Einzelne,
wemes
gehört, inwelcher
Zeites sich
entwickelt, imUngewissen.
Weit bessersind wir beiunse
rer
architektonischen Symphoniedaran.
Die Notizender
Schriftsteller,Inschriften,
Combinationen,mittelalterliche,
zueiner Zeit wo
dieRuinen
noch fastintakt waren abgefasste
Reiseberichte deuten uns mit wenigen Ausnahmen die Gebäude und Reste,so
dasssie
uns nicht nur eineIllustration zur
Geschichte geben, sondernselbst ein Teil des
Römischen Reichs ingrossartiger
Klarheit und Charakterisierungein
bedeutendesGebiet von ihm
geradezu vor Augen stellen und ebensovielder
Geschichtean
dieHand geben, wiediese
zu ihrerAufklärung
beiträgt. Die Architekturgeht aus
demtiefsten Innern
desZeitgeistes
hervor undunterscheidet
sich hierin von den anderen Künsten, die beileichterem
Schaffendem
subjektiven Bedürfnis desEinzelnen viel mehr
Raum geben.Bauen kann eine Zeit nicht anders als ihr
Geist
sietreibt, so wenig sich der
Vogel ein anderes Nestschafft,
als ihndas
Bedürfnis undseine
Artnötigt.
So sehen wir Grösseder Gedanken, Ritterlichkeit,
Sorgefür
die Nachwelt, Macht,Reichtum,
Hohlheit,Armseligkeit,
Kunstsinn,Bar
barei,
banausisches
Wesen und Vergnügungssucht einzelnoder
gepaartunter einander durch
dieBaukunst
zumAusdruck gebracht.
Diese Zeilen
sollen
also ein Scherflein dazu beitragen, einige Punkteder alten Geschichte,
so weit siemit
den lateinischen Schulschriftstellernin Berührung steht,
in Gemeinschaftmit
denDenkmälern des alten Rom
zuerläutern.
Vollständigkeit ist natürlich beidem Raume der zur Verfügung
stehtausgeschlossen; es
sollen Bemerkungen sein, je nachdem sie die grössereUnbekannt
heil des
Gegenstandesneben der
Wichtigkeitoder
die eignen Gedanken demVerfasser
an dieHand
gaben.Die
ältesten
Italiker.Man
sollte denken, je weiter zurück dieGeschichte liegt,
jeeinfacher
dieVerhältnisse des
Volkes sind, dem wir unsereBetrachtung
widmen,desto
wenigerkönnte Bezug genommen werden auf
Monumente und desto weniger böte sichGelegenheit
zu topographischen Notizen. Dem ist jedoch heute nichtmehr
so.Allerdings konnte
noch vor wenigen Jahrzehnten ein grosser Gelehr
ter inseiner
Römischen Geschichte sagen : „DieGeschichtschreibung entnimmt
immer noch ihre Darstellungder
Urzeit vorwiegend, stattdem reichen
Schachtder Sprachen, vielmehr dem
gröss tenteils
taubenGestein der
Überliefrung.“ DerDurchforschung der
Sprachen sollenihre Resultate
nichtgeschmälert werden;aber
nochviel mehr
geeignetLicht in
die bisher dunkeln Regionender
Urgeschichte zubringen sind
dieDurchwühlungen der
Erde, besondersder
Gräber. So habenes
die Untersuchungen, die man an denPfahlbauten besonders
inder Emilia in der
Poebene ange
stellt hat, höchst wahrscheinlichgemacht,
dassdiese
Resteden Italikern angehören,
dieauf
ihrer Wanderschaft in Obcritalien rasteten, ehe sie nach dem Südenaufbrachen. Sie
wohnten in Hüt ten,
die sie zum Schutze gegen die Uebei schwemmungendieser
Gegendauf Pfahlbauten
inzu
sammenhängenden
Dörfern
errichteten. DieFunde
lassenauf
den Gebrauchder Bronze
schliessen, währenddas Eisen noch fehlt; Ackerbau ist
schon in höheremGrade
vorhanden,sogar der Bau des
Flachses nachzuweisen,nicht der
des Weins.Thongefässe
undBearbeitung
vonKnochen
undHorn
charakterisierendas Handwerk.
(Vergi. Helbig, dieItaliker in der
Poebene.)Vergleicht
manunsere Vorfahren,
wie sieTacitus in der
Germania schildert, mit diesen Ita
likernder Pfahlbauten
beiihrem
ersten Auftreten imFrühdunkel der
Geschichte,so springt
bei alleraus der
gemeinschaftlichenAbstammung
zu erklärendenÄhnlichkeit der Sitten doch
eingrosser Unterschied
sofort in die Augen:
Die Germanen, diezwei Jahrtausende auf
eine Dauer versprechendepolitische
Einigungwarten mussten
,wohnten damals
in einzelnen Gehöften, nullásGermanorum
populis urbeshabitar!
satis notuniest,
nepáti
quideminter
se junciassedes.
Coluntdiscret! ac
diversi, ut fons,
utcampus,
ut nemus piacúit.Vicos locant non
in nostrummorem
conexis et cohaerentibus aedificiis.Germ. 16.
Die Vorfahren des Volkes,das
während des gan
zenVerlaufs
seinerGeschichte mehr
alsirgend eines das
Individuum zuGunsten des
Ganzen be schränkt,
wohnten schondamals
in geschlossenen, einen Sinnfür Gemeinschaftlichkeit verratenden Dörfern, so dass,
ehe nurvon eigentlicher
Geschichte die Rede ist,aus
demBauwesen auf
die dauernde Charaktereigentümlichkeit geschlossen werden kann.Zustände auf
den
Hügeln am Tiber.Die Cultur dieser
Italiker
kann bis zu ihrem Einzugeauf
dieStätte,
vonwo aus ein
Stamm von ihnen die Welt erobern sollte, nichtbedeutende
Fortschrittegemacht
haben; dieswird mit
1*
4
ziemlicher
Sicherheit aus
deinUmstande erschlossen,
dass dieForm
ihrerWohnstätte auf den Hügeln
am Tiberanfangs im
grossen Ganzendieselbe, welche
sie inder
Poebenewar,
geblieben ist: Dierunde
mit Schilfoder
Stroh gedeckte Hütte. Die casa Eoinuliwird
nochlange
inder
selben Form
auf
dem Nordwestendedes Palatin
erhalten und den gläubigenReisenden
gezeigt.Ovid
berichtet
uns Fast.VI,
261, auchder
Vestatempel sei früher stattmit
Erzmit Stroh
ge deckt
und inseiner
Wandungaus
Schilf gewesen.Nach
alle dem kann dieÜbereinstimmung des
griechischen und latinischen Wohnhausesder
historischen Zeitnicht auf
diegemeinschaftlich
verlebte sogenannte gräko-italischePeriode, sondern nurauf Übertragung durch
die unteritalischen Griechenzurückgeführt werden.
Der
Palatínus.
Der Palatin ist die Stätte
der
ersten Niederlassung; an ihmhaften
dieältesten Culte,
dieältesten
Heiligtümer sindauf
ihmlange
erhaltengewesen
undwurden
den Besuchern gezeigt:Die
Hütte
des Romulus,der
Feigenbaum,an dem
dieKleinen
inder
Mulde strandeten,das Lu- perkal,
eine Höhle inder
dieWölfin
sie säugte. Anseiner Nordwestecke
befindet sich nochein Zeuge
ausjener Zeit, ein
ungefährfünfzig Fuss
langer Zugder
ältestenSubstruktion der
urbs quadrata. MitEhrfurcht betrachtet der Geschichtskundige diese ältesten
Baureste desalten Rom, welche
die Jahrtausendemit
ihrem Wechselder Ereignisse
verschont haben. Biszur
grösstenStärke von
zehnFuss sich anlehnend
an denabgeschrofften
Anhang des Palatinbestehen
sie ausdrei
bis vierFusslangen
an dem Bergeselbst gebrochenen
Blöcken,abwechselnd
nach dem Läu
fer- undBindersystem.
Denken wir uns also den ganzenHügel
in seinem Umfange von fast zweiKilometern von dieser Substruktion
umgeben, dazu einigesehr
einfacheTempel, dazwischen
undunterhalb auf den
siebenHügeln
Cermalus, Velia, Fagutal,Oppins,
Cispius, Carinen undSubura
dieärmlichen Hütten der Bewohner, so haben
wir ein Bild von dem ältesten Zustandeder
Rö
mischen Ansiedlung,für das
Volkebenso charakteristisch
durch die Grösse undMachtder
Befestigung wie dieEinfachheit der sonstigen
Anlagen.Die
sieben Berge;
derWall
des Servius Tullius.Die
Ansiedlung erweitert
sich undder Wall
des Servius Tullius umspannt eine zweite Stadt
gründung,
die zum Palatin undQuirinal hinzueroberten
Bergedes
Capitols und Aventins,auf dem
rechtenFlussufer das
Janikulum,wobei
kurz bemerkt werdensoll,
dass injener
alten Zeitvon
den sieben inden
meistenGeschichtswerken
aufgezählten Bergen(Palatin,
Capitol, Quirinal,Viminal,
Esquilin und Cälius) nochnicht
dieRede
ist unddiese überhaupt auf
eineantike Quelle nicht
zurückgeführt werden
können; auch diespäteren Stadtbeschreibungen lassen den.Quirinal
und Vi
minal aus,ziehen dagegen vom
rechten Ufer den Vatiken unddas Janikulum
hinzu. Auchvon
diesem Walle sind noch bedeutendeReste an
verschiedenen Stellenerhalten. In der Vigna
Tor- Ioniaauf
demAventinsteht
noch ein vor ungefähr zwanzig Jahrenaufgedecktes Mauerstück von
100
FussLänge, 40 Fuss Höhe
undgegen
16Fuss
Dicke; dieConstruktion ist im
Ganzen die
selbe,
wie beider
Substruktionder
urbsquadrata,
oblonge Tufblöckewechseln
inregelmässigen
Lagen
nach demLäufer-
undBindersystem
ab.Diese zahlreichen Beste
lassenmit geringen Aus
nahmen den Lauf
des Walles feststellen,
wieer auf
jedem Plane vonBoni gesehen
werdenkann.
Uns
interessiert
die Frage, wasverhalf der kleinen
Stadt des Palatin, einer unter vielen gleichen des LandesLatium, zu der
Machtfülle, die sich durch dieGrösse
undSchönheit nicht
weniger alsdurch
denUmfang
dieses Wallesoffenbait,
sodass sie zuerst ihre Umgebung,
später Italien,zuletzt
die Welt sich untertau machen konnte. Boms Lage ist eine durchaus ungünstige; die Campagna,sozusagen
dieBasis der Stadt,
mitihrer höchst mässigen
Fruchtbarkeitumfasst
eineFläche
vonetwas
mehr als dreissigQuadratmeilen;
die Malaria mochte wohl beider
kräftigenConstitution der alten Latiner
weniger verhängnisvollwirken
als zuunserer Zeit, wo
in manchenDörfern kaum
ein gesundesIndividuum
zuerblicken ist,
mussaber trotzdem
als hemmendfür
die Stadtentwicklung in Anrechnunggebracht werden; Wasser
zum Trinkenist selten
und musstespäter
bei demwachsenden
Bedürfnis seit demdritten Jahrhundert
vor unserer Zeitrechnung mitungeheuren
Kostenweit
hergeleitet werden, währendder
Tiberandererseits, der uxorius amnis,
solange
wir Nachrichten haben, die Niederungender
Stadtbesonders
dasMarsfeld überschwemmt, so dass auch
in Eoin ursprünglich die Lebendendürsteten
und dieToten
schwammen;aus
diesemGrunde
sind ferner die zwischen den Hügelngelegenen Täler versumpft
und nurdurch gross
artige Entwässerungsanlagen
war
die Verbindung herzustellen;wird
uns dochberichtet,
diezwischen Palatin
und Capitolgelegene
Niederung,das
Velabrum, habe seinen Namen vondem
Verkehrauf Kähnen,
wieihn das häufig dort
stehende Wasser nötig gemacht hätte. Dass trotzdieser ungünstigen Bedingungen Boni
sichzu einer hervorragenden politischen Stellung
erhobenhat, erklärt
sichMommsen
daraus,dass der
BömischeGau,
währender landeinwärts
in dieengsten Schranken gewiesen
gewesen seidurch
die in unmittelbarerNähe sitzenden Bivalen,
sichgegen das
Meer hinseit
denältesten
Zeiten ungehindert an beidenUfern
des Tibererstreckt habe, ohne
dass zwischenBorn
undder Küste
irgend eineals
alterGaumittelpunkt
hervortretendeOrtschaft
begegne, dass alsomiteinem
Worte durchden
unbeschränkten Besitz des Tiberausflusses, des an demhafenarmen
Strande notwendigenAnkerplatzes der Seefahrer, Born das
natürliche EmporiumLatiums gewesen
sei. So scharfsinnig entworfen undgenau
durchgeführtdiese
Hy
potheseist, so
erklärt sie doch nur dieEntstehung
einergrösseren
Stadt wie andere auch sind,einer Weltstadt kann der Handel, der in Born Hauptsache
nie gewesenist, auf
dem doch nurun
bedeutenden Tiber
dieGrundlage
nie geben, viel wenigerder Herrscherin der Welt.
Will man durchausfür
die Grösse BomsGründe aus
der Lage und Bodenbeschaffenheit desOrts
suchen, und es ist jaseit
einer gewissen Zeit Modesachegeworden
in solchenSachen
zu machen,so
muss manmeinem
Gefühle nach andere Dinge berücksichtigen. Born war, dieBeherrschung der
Tiber
mündung zugegeben,
dochkeineswegs auf das
Seewesen,sondern durch seine Binnenlage
in emi
nenterWeise auf den Ackerbau
angewiesen,der
ihm eine kräftigenicht
entnervte Bevölkerungfür den
Fussdienst imKriege schuf
und erhielt.Wie aber
dem einzelnen Manne,so bringt
auch dem ganzen Volke dieNot Energie
undKraft
und in den Kämpfensich
zustählen
hattegerade
Boni ander
Grenzezwischen
Etrurien und Latiumgelegen
diebeste Gelegenheit. Born
hatdie
Not
gross gezogen. Aber auch dies reichtzur
Erklärung des inder Geschichte
einzigdastehen
den und einzig dauernden Erfolges
nicht
aus. Man kommt eben nicht darüber hinweg : DerGottder Geschichte
führtseine Gedanken
auch ohne die uns armen Menschen geläufigenlogischen
Be
dingungenaus
undder
von ihm ausströmende Hauch undder Mut
und die Ausdauerin der
Brustder Männer
,ja oft
nur eines einzigen Geschlechtesim
Volkesind
ihmöfter
die Träger seiner Ideen gewesen alsWasserstrassen
und dieFruchtbarkeit
des Geländes.Rom
hatden Wall des
ServiusTullius
nicht lange alsBefestigung benutzt;
wohlerzählt
Livius (VI;32,
VII;20, XXV;
7) von einigenspäteren
Herstellungen nach demGallischen Brande;
aber
es
istgerade
ein Zeichender
mächtigen Erstarkung und desSelbstbewusstseins, dass bei der
bedeutenden Erweiterungder
Stadt nach dem erwähnten Unfälleder
Wallkeineswegs auf
die neuen Streckenausgedehnt, sondern
wie manaus
Dionys.IV,
13 ersiehteinfach
vonGebäu
den besetzt und
allmählich grösstenteils
jenach
Bedürfnis vernichtetwurde;
wie es umgekehrt ein Ausdruckder
militärischenSchwäche
war, dass man amEnde
des dritten Jahrhundertsnach
Ohr. den sogenannten munisAurelianus
in einem Umfangevon zwölf
Milien gegen dieInvasionen der nordischen
Barbaren errichten zu müssen glaubte. DieseMauer
hat mitder
Geschichte desalten Rom,
soweit siedas
Gymnasiumangeht, keine Berührung
und würdedeshalb von
mir auch nichterwähnt
werden,wenn nicht ihre Einzeichnung
in diefür
den Unterrichtauf
Schulen be stimmten
Atlanten, in die sieeinfach
nicht gehört,mannigfache
Irrtümer hervorgerufenhätte.
Die
grosse
Zeitder
Republik und dieersten Jahrhunderte der
Kaiserzeit hat man sich Rom als unbefestigt vorzustellen und die Reste desWalles
des Servius Tullius dienten nurdazu
umdas Weichbild der
Stadt anzudeuten, wieja
bekanntlichGräber
nur ausserhalb diesesangelegt
werdendurften,
dieaber natürlich
häufig nochinnerhalb des
murusAurelianus liegen.
Die
Entwässrung der Niederungen und
das Forumals
Mittelpunkt desReichs.
Die
notwendige
Folgeder
Vereinigungder Hügel war
dieEntwässrungder zwischen
liegendenNiederungen.
Denndas Tal
des späteren Circusmaximus
, desVelabrums
und des ForumRo- manum war damals mit
Wasserbedeckt
undso nett das
Geschichtchenvom
Raubder Sabinerinnen im
circus maximus dargestelltist,
(Liv. I ; 9) ebenso gewissist
es, dasses einen
circus maximusvoi
der wahrscheinlich durch Tarquinius
hergestellten Entwässrungnicht
hat geben können.So
hat auch dem Forumerst der gewaltige
Canal denBoden frei gemacht, der
inder Zeit des älteren Tarquinius
begonnen und vondem letzten Tarquinius vollendet
bis heute seinen Dienstals
Haupt ader fast der
sämmtlichen Entwässrungskanäleder Hügel
versieht, die cloaca maxima.Seinem grossen
Zwecke entsprechend, die zwischen denverschiedenen
Gemeindender
neugegründeten Stadt liegendenHindernisse
zubeseitigen und
Raum zu schaffenfür
den neuengemeinschaftlichen
Marktmit
dem neuenRathause
des heranwachsenden Staates, zieht sich diesesAVer
к indreifach gesprengten
Bögen ineiner
Wölbungshöhevon zwölf Fuss
bis zum Tiber, und wenn etwasim Stande ist, das durch Parteiwut
und Hass gegen den königlichen Namen undübertriebenen Frei
heitsdrang
entstellte
Bild des letzten RömischenKönigs uns in einemgünstigeren Lichte erscheinen
zulassen, so
istes
dieser Bau, dessen Zweck und Ausführung uns zu gleicherBewundrung
hinreissen
muss.Hatte diese Stätte
bisjetzt unter
denWassern
geschlummert, um sich zu dem Berufezu
sammelnder
ihrer wartete,der Mittelpunkt
zu werdenjenes
Reichs,das
nun unwiderstehlich stieg unddann
nachdemes selbst
dieCultur der alten Völker
in sichaufgenommen
hatte,der
unter
worfenenWelt
seinen Stempel aufdrückte? Das RömischeForum
istdiejenige historische
Stätte,welche dem geschichtskundigen Betrachter
unter allen diemeiste
Veranlassunggiebt
dieGe
danken rückwärts
schweifen
zulassen zur
Verknüpfungder Gegenwart mit
ihren erstenGründen
und mankann
kühnbehaupten
esgiebt auch jetzt noch,
nachdem diehochbedeutsamen
Gebäudedieses Ortes selbst
längst in Trümmergesunken
sind und mancherStaat
vongleich hoher Cultur
und Macht wie diealtrömische
selbsterstanden ist, trotzdem
Niemand,der
sichin seineninneren und äusseren
Culturbedingungen,ja
in seinem ganzen Schicksalenicht auf das engste
mit ihr in Verbindung fühlenmüsste. Hier stand
diean
denNamen des TullusHostilius angeknüpfte
Curie, bisin
dieletzten Zeiten der
Republikder
Sitzder
Gedankenjenes wunderbaren
Staatsorganismus;von
hier
gingen die Ideenaus
die vonden
siegreichen Legionen inden Ländern der bekannten
Welt ausgeführt unddahin
verpflanzt wurden, die Edikteder
jedesmaligenPrätoren,
dieauf dem
Forum den Commissionen präsidierten, fandenhier
ihrenAusdruck
und wurdenzur
Quelle des jenigen
Rechts, das entwederdirekt
aufgenommenwurde
oder alsMuster für
Gesetzessprache undFassung das
Recht allerNationen
beeinflusste; hierauf
dem Comitiumhörte
man dieReden
eines Cäsar, eines Cicero, Musterder
Form und ein geeigneter Lernstofffür unsere nach
dem Höchsten strebenden Jugend;hier
erstand dieIdee der Kaiserkrone,
diemit ihren Institutionen
vonden
deutschen Königenerneuert wurde.
Hierher strömten unsereVäter
teils in feindlichenInvasionen
teilsfriedlich
um RömischeDienste
zu suchen,staunten
diePracht
und Festigkeit derGebäude
undStrassen
und dieKunst der
Geräte an undbrachten
dieFertigkeiten
'mitnach der Heimat,
wo sienach
jenenMustern ihre eigenen Burgen, Schlösser, Kirchen
und Landstrassenmit
allemwas
darin unddaran war anlegten.
Nun sinkt Rom inTrümmer;
tiefeSchuttmassen
be decken seine Mauern;
aber auch in seinemGrabe wirkt
es weiter: zum zweitenmale erklingtder
Hammer,nicht
um Neues zubauen, sondern
umdas
Alte herauszuwühlenaus
dem freigebigen Schoosseder
Vergangenheit und ausder
Nachahmungder
unendlichen Marmorbilder und architek tonischen
Gebilde tritt eineErneuerung
desAltertums hervor,
die bis zu den kleinstenDingen
herab inselbständiger
Wiedergabe dieHellenisch-Römischen
Formenin
denentlegensten
Ländernzur
Geltungbringt, so dass
von nun anim
Grossen wieim
Kleinen die Formder
Antike dastäg
liche Leben beherrscht. Wieder wird Rom
die hoheKunstschule,
dieihre Fülle der Herrlich
keiten
den nordischen Schülern vor Augenstellt; auf der
Höheder rupes
Tarpeja,auf dem
deutschen Grunde desnach
demForum herniederschauenden palazzo
Caffarellibauten deutsche
Gelehrte
unter demProtektorat
desGelehrten auf
dem Thronedas archäologische Institut
und,welche
Verschlingung des Schicksals,der
Bruder desersten
Protektors,der erste
deutsche Kaiser überweistdieses
an das neuerstandene Kaiserreich und bringtso
infriedlichem
Schaffen zu grossemRuhme
desdeutschen
Namensauf
demGebiete der Gelehrsamkeit,
diesen Römischen Namen wieder in Verbindung mitder
Stätte,auf der er für
alleZukunft
als Bezeichnungder
höchsten Macht
vollkommenheit einst erfundenwar,
Doch
ehees soweit kam,
musste dieses anfangsso wüste Tal
eine langeEntwicklung
durch
machen. Wirhaben zunächst inKürze
den Zustand Romswährend der letzten
Königszeitzu
entwerfen.Als ein
Ausdruck der Grösse der
neugeeinten Stadtwird
von dem letzten Königeder
Tempeldes
Jupiter optimus maximusauf
dem Südwestendedes
Capitols vollendet, (Liv. I;53) während die
Burg im engeren Sinnedas
Nordende einnimmt. Über die Lage dieser beiden Gebäude ist lange zwischen den deutschen unditaliänischen
Gelehrtengestritten
worden.Neuerdings
jedoch hatdurch
einezeitweilige
Bioslegungder
Substruktionendes
Jupitertempels bei einem Umbau des Mar- stalls unseresBotschafterpalastes
dieAnsicht der
Deutschenihre Bestätigung
gefunden.Man hatte längst aus klassischen
Stellen dieLage
erschlossen. DenSchüler wird hier
hauptsächlich dieStelle
ausder
dritten Catilinarischen Rede interessieren. Ciceroerzählt im 8.
und9.
cap., dieHaruspices hätten verordnet,
eingrösseres
Standbild desJupiter auf
dem Capitolanzufertigen, auf einem erhöhten
Punkt aufzustellen und es im Gegensatz zuseiner früheren Richtung
nach Ostenzu
wenden;wenn dieses Standbild, das
die Richtervom
Forumaus sehen
könnten, den Sonnenaufgang unddas
Forummit der
Curieerblicke, so würden
die heimlichen Anschläge gegen den Bestand des Reichs so ansLicht
gezogenwerden,
dass sie vom Senate unddem
Römischen Volke erblicktwerden könnten.
DerRedner
sieht in dem Umstande, dass mangerade
indem
Augenblicke,wo
diegefangenen Catilinarier
in den Concordientempelgeführt
wurden,
die neue Statue desJupiter
vor seinem Tempelerrichtete, das
Waltender
Götter.Ein Blick auf den
Plandes
Capitolsmit dem Forum
zeigt, dass eine Statue, diezugleich
denSonnenaufgang, die
Curie unddas Forum sieht,
nichtauf
demnordöstlichen Ende
des Capitols stehen kann;weshalb
nur diesüdwestliche
Kuppefür
denJupiter tempel
übrigbleibt.
EineStelle aus der
nat.hist, des
Plinius berichtet,man
habe vomAlbaner Berge aus,
von dem Tempel desJupiter Latiaris dieses
kolossale Standbilddes Jupiter auf dem Capitol gesehen;
dieskonnte
nurder Fall
sein,wenn es sich auf der
südwestlichenHöhe
befand; denn dienordwestliche wird für
dieSpitze
des AlbanerBerges durch Erhebungen der
Stadtselbst unsichtbar
gemacht. Die Erscheinung des Tempelswar
trotzseiner bedeutenden
Grösse einesehr
ärmliche und einfache;das Götterbild selbst, das Werk
einesEtruskers, war aus
Thon und seinGesicht
pflegte mit Mennigbestrichen
zu werden;der Leib war mit einer
gestickten Tunika undToga
bekleidet.Damals
wurde der Circus
maximus hergerichtet, wasaber nichts
weiterheissen
will,als
dassan
den vonNatur sich an allen Seiten desTales
bietenden Höheneinigermassen durch
Kunst nach
geholfenwurde. Unter
Ancus schon entstand (nachLiv.
I,33) der
ponssublicius,
interessantweniger
weilzwei
bekannte Ereignisse an ihn geknüpftwerden,
dieRettung
Roms gegen die Etruskerdurch
HoratiusCodes,
(Liv. II,10)
und die Fluchtdes C.
Gracchus, als vielmehr weilaus der
Gründung unter Ankus schonfür diese frühe
Zeitdas
Bedürfniseiner Verbindung
mitdem rechten
Tiberuferhervorgeht.
Niemandwird
wohl noch die Tat desHoratius Codes
alshistorisches Faktum ansehen. Dazu
sind dieUnwahrscheinlichkeiten der
Geschichteselbst
zugross.
Es scheintder ganzen
Sache nichtsweiter
zu Grunde zu liegen alsein
Versuch die ander Brücke
haftendenreligiösen
Bestimmungen,besonders
die, dass zu ihrem Bau nur Holzver
wendet
werdendurfte,
historisch zu erklären. Wenn SchweglerRecht
hat, dassder
ganzeKrieg
des
Porsena
nichtsweiter
istals
einer von den vielenvon Livius (V, 33) berichteten Zügen der
Etrusker nach dem Süden, vielleicht sogar identisch ist mit dem
bei Dionys. VII,3
erzähltenKriegszuge
gegenKumä, so
können dieEtrusker meines
Erachtens nicht westlich von Rom denDurchbruch
durchdas
RömischeGebiet gemacht haben,
sondern nach Überschreitung des Tiber ander Stelle, wo später der pons
Mulviusgebaut wurde, im
Ostender
Stadt. Eine Andeutung hieran enthält wohl Liv.II, 11, wo
ein Überfalleiner
etruskischen Proviantabteilungdurch
die Römer zwischenporta
Collina und Naevi a, alsoauf der
östlichenSeite der
Stadt erzähltwird.
Wir überschlagen einelange Zeit
als wenig
geeignet unserThema
zu beleuchten;
dieSignatur
dieserPeriodeist Einfachheit
undauf das
Praktische gerichteterSinn
auch in denBauten ;
die nurzerstreuten
Notizenüber
unsernGegenstand
undder
Mangel an baulichen Resten lässt uns wenig mehrurteilen,
als dass dieserZustand
bis ins zweiteJahrhundert gedauert
hat. Die Berührung mit fremden Ländern,
vor allemmit Griechenland, dem mit
allem Raffinementder ästhetischen
Genüsse ausgestatteten Siegerdes
Siegersruft
geistige Bedürfnissehervor und ändert allmählich
diealten Sitten
gänzlich.Anfänge
einer neuen
Weltanschauung.Nichts zeigt deutlicher
dieses Ringenzweier Weltanschauungen
alsdas
Grab einesedlen
Geschlechtes. Verliess mandurch
die porta Capena diealte
Stadt und wanderteauf der
Appia vianach Süden, so
hatte man zu beiden Seitengewaltige
Grabmonumente,von
denenweiter
unten bei Gelegenheitder
Miloniana des Cicero dieRede
seinsoll.
Die meisten sind jetzt modernen Häusern gewichen oderbefinden
sichunter
denSchuttmassen, einesaber
ist in seinen unterirdischen Gängenwohlerhalten
und fesseltunser Auge trotz
desunansehnlichen
Einganges durch dieIn
schrift: ingresso
al sepolcro dei Scipioni. BeiFackelschein
betritt man die ehrwürdigeStätte.
Der
antike Eingang
ist in denTuffelsen selbst
eingehauen;wenige Reste von
Stuck zeugenvon der Einfachheit der
Ausstattung. DieGräber
selbst befinden sichzum
Teil in Gängen, die in den Tut' gebrochen sind, zum Teil in gewölbtenaus Backsteinen
gebauten Kammern.Dort stand,
jetzt imVatikan das für
uns älteste datierbare Römische Denkmal,der
Sarkophag des Cornelius L. ScipioBarbatus, der Consul war 298
v. Ohr. Die in die vordereWand desselben eingehauene metrische
Inschrift setzt uns darüberäusser
Zweifel:Cornelius Lucius
Scipio Barbatus Gnaivod
patreprognatos fortis
virsapiensqne quoins
forma virtute! parisienafuit
—consol
censoraedilis
queifuit
apud vos —Taurasia
Cisauna Samniscepit
—subicit
omneLovcana
obsidesqueabdoveit.
Sein Solin, Consul
259
v. Chr. hat folgende Inschrift:
Hone oino
ploirume consentientR .
. . . Duonorum optumo fuise viroLuciom Scipione filios
Barbati
Consol censor aedilis hicfuet
a.
..
Несcepit
Corsica Aleriaqueurbe Dedet
tempestatebusaide
mereto.2
Die Archaismen Gnaivod
für Gnaeo,
quoinsfür
cujus, duonorumfür
bonorum und diefast
durchgehende Auslassungdes
mim
Accusations bedürfen wohlkaum der Erklärung;
dieletzte
Zeilebedeutet:
er weihte denTempestates
einen Tempel. Derberühmte Scipio Afrikanus selbst
scheint nach einer Nachricht des Livius38,
53auf
seinemLandgute
zu Liternum beigesetzt zu sein;vitám Literni
egit sine desideriourbis,
morientemrure
eo ipso locosepelir! se jussisse
feruntmonumentumque
ibiaedificari, ne
funus sibi in ingratapatria fieret. Freilich
sagtLivius selbst wenige Capitel
weiter38,
56non
deanno quo mortuus sit, non
ubi niortuus aut elatussit
(convenit.)Poetisch und geradezu
rührend
ist die Inschriftauf
seinenSohn:
Quei
ápice insigne Dialis fiaminisgesistei Mors perfecit
tuaut essent
omniaBrevia honos fama
virtusqueGloria
atque ingenium quibussei In
longa licuiset tibeutier vita
Facile facteis superasses gloriam Majorum quare lubens te ingrémiu
Scipiorecipit terra Publi
Prognatum Publi
Corneli.Ähnlich
mögen
die neniae gewesen sein und die andern Heldenlieder, die Cicero schon nichtmehr
kannte und derenErhaltung er oft
wünscht (Tuse. 1; 2,3. IV;
2,3.
Brut.19, 75) utinam
exstarent illa carmina, quaemultis saeculis ante suam
aetatemin
epulis essecantata a
singulis convivís declarorum virorum
laudibus in Originibusscriptum
reliquitCato.
In
der ernsten Römerwelt
dieserFamiliengruft
begegnet uns nun einGedanke so
unrömischmodern,
fastsentimental,
dassman
sich in dieFürstengruft
vonWeimar versetzt
glaubt:mitten unter
denHelden
desSchwertes
schlummertder
Dichter Ennius, unter
denstolzen Fürsten
undWelteroberern der arme
Schlucker,der
(Cic. Catomaj. 5, 14)
„zwei Lasten diefür
die schwersten gelten Armut und Alter soertrug,
dasses
ihm fast Vergnügen zumachen schien.
“Ja
er wird indieser
erlauchtenGesellschaft mit einer
Marmorstatue bedacht.
Nun ist zwar eine Statueund ein
Sarkophag des Enniusin
dem Grabe nicht gefunden worden, aber
seinBegräbnis
daselbstist
bezeugtvon
Hieronymus unddass seine
Marmorstatuedarin
gestanden hatvon
Cicero inder
Rede pro Archia poeta9,
22 undvon
Livius38, 56. Besser
als schriftliche Nachrichten also sprichtdieses
stumme Grabfür
dieerwachende
Liebezur
Poesie und geistigeBedürfnisse
dieser Zeit.Aber vor
der
Handwar
dieErscheinung
nurvereinzelt
undes ging
dieserProzess,
wie das bei den Römernzu
erwartenwar, nicht so
schnell vor sich, dass er einebaldige
Verändrungder
Physiognomieder
Stadtmit sich gebracht
hätte.Dekoration der Innenräume
ist kaum anzu
nehmen;
denn nochsind
die Scipionengräber nur rotgemalt,
während Etrurien schon seitJahr
hunderten künstlerisch ausgemalte Gräber
hat undauf der
Burgvon Tiry
ns schon inder Heroen-
zeitFresken
entstehen.Im
Gegensatzzu
diesemoffnen
Bekennen einesBruches mit der
alten Weltanschauungglaubte
noch einvolles Jahrhundert nach
desEnnius
Tode Cicero in denVerrinen
den guten
Geschworenen gegenüber, wenn auch
ironisch, sichdagegen verwahren
zu müssen, alsob er
inder
Kunstgeschichtebewandert wäre;
in Verr. IV;2, 4 un աո
Cupidinis marmoreum Praxiteli; nimirum didici etiain, dum inistum inquiro,
artificum nomina.IV, 94
tametsinon
tarn multumin istis rebus intellego quam
multa vidi; undII, 83, wo
er dieSammelleidenschaft des
Sthenius den Richterngegenüber
dadurch entschuldigt,dass er
sieaus dem
Wunschehervorge
gangen hinstellt den
vornehmen RömischenBesuchern zu gefallen.
Anfänge des Luxus.
Wohl war auf dem Forum
durch Wegschaffungder
Fleischerbuden schonfrüh der Anfang damit gemacht worden
dembäurischen
Antlitzder Hauptstadt
einen etwas städtischen Anstrich zu verleihen,ein
neuerCirkus
wurdeauf
demMarsfelde
vonFalmi
nius errichtet; dieerste
steinerne Brückeim
Jahre 179 begonnen ; Catobaut
nebender
Curienach griechischem Muster
die erste Basilika,durch
die imVerein
mit anderen nachfolgendenallmählich
dieunregelmässige Anlage des Forums
zueinem
ringsumdurchgeführten
monumentalenBau umgewandelt
werdensollte, aber
noch im Jahre 182 konnte die Kriegsparteiam
Hofe desPhilipp
dieStadt
undihre
Häupter lächerlich machen: ibi cum alii mores etinstituía
eorum, alii specimen ipsiusurbis
non- dum exornataenoque
publicisñeque privatis
locis, alii singulos principuméluderont
(Liv.40, 5), so
dasses im
Interesseder Eroberer
selbst liegenmusste, der
Stadt die anderen befehlenwollte,
auchein
diesen imponierendesAussehen
zuverschaffen. In dieser Zeit, für unsere
Begriffewunderbar spät,
fängt man an Rommit
polygonen Basaltsteinen zu pflastern; während
bis dahinTravertin
undZiegeln das
Material auch zu denMonumentalbauten
gebildet hatten,wird
jetztder
ersteMarmortempel
vonQ.
Metellus Macédoniensgebaut
,aber auch
dieser, man sieht wie schwer die Römer die Verschwendung lernen,wahrscheinlich aus geraubten
Säulen und Steinen; dazu
kommt eine Menge anderer Neuerungen, die ein steigendes Bedürfnis nach Würde und Be
quemlichkeit zeigen,
wie sieLivius XLI; 27 aufzählt.
Sowuchs
die Stadt zuder mächtigen
Ausdehnungheran,
dieam Ende der Republik spriiehwörtlich war
undentsprechend wuchs
auch die Prachtentfaltung undder Luxus der
Einzelnen.Mamurra, der
praefectusfabrum
Cäsars warder
erste,der
sein Privathaus mitMarmorinkrustation
versah. An Carrarawar aber
noch nichtzu
denken, das erstunter Augustus
inseiner
Bedeutungerkannt wird ;
ebensowenig
an dieedlen bunten Marmorarten,
die als Inkrustationender
kaiserlichen Prachtbautennoch
heute in grossen Massen sich in Rom finden und damals höchstens als fertige,gestohlene
Baustücke nach Rom kamen.Im
Jahre 78v.
Ohr. ahmte man bei den von Catuluszur
Einweihung desneuerbauten Kapitolinischen
Tempelsgegebenen
Spielen zumerstenmale
inRom
die weichlicheSitte der
Griechen Companions nach,das
Theatermit einem Zeltdache
zum Schutzegegen
die Sonnenstrahlen zuüberziehen
und derselbe Catulus liess die ehernenDachziegeln des
Tempels selbstvergolden, ein Vorbild das von
nun anhäufig Nachahmung
fand. DerPalatin, ursprünglich
die Burg undStätte der ältesten Nationalheiligtümer war
längstvon
Privathäusern bedeckt,anfangs
des Patriciats,
inder letzten
Zeitder Republik
wiees
scheint hauptsächlichvon
denender vornehmen
Nobili tat.Ciceros
Wohnhaus
lag wahrscheinlichan der
Nordwestecke inder
Näheseines
TodfeindesClodius.
2*
Nach der
Verbannung Ciceros im Jahre58
hatte bekanntlichClodius
diesesHaus
zerstört und einen Teilfür
sichankaufen lassen,
einenandern aber,
um die Restituierung unmöglich zu machen,zu
einem Tempelder
Libertas geweiht. Zurückgerufenbekam
Cicero denersten
Teil leicht zurück; über
diepars
consécrala mussten diePontifices
entscheiden. DieEntscheidung
fielgünstig für
Cicero aus,wobei
ihm noch eine Entschädigungvon zwei Millionen
durch denSenat
beschlossenwurde
under baute
seinen Palastwieder
auf. Vielleichtverlohnt es,
umeinen Ein
blick in
seine
Stimmung zu gewinnen, einStück aus einer
in demauf
die Zurückberufung folgen
den Jahre gehaltenenRede
zulesen
: deharusp.resp.
XV,33.
tu (Clodius) meamdomum religiosam facere
potuisti? ecquamente ?
quam amiseras: qua
manu?qua
disturbaras:qua
voce?qua
incendi jusseras:quid
habetmea
domas religioși,nisi
quodimpuri
et sacrilegi parietem tangit?itaque, ne
quis meorum imprudensintrospicere
possittuam domum
acte sacra
ilia tuafaci
entern videro,toliam altius
tectum: non utego
te despiciam,sed
netu adspicias
urbem earn,quam
delerevolais ti.
Anwachsen der Stadt.
Für
die Zunahmeder
Stadt und ihrerBevölkrung
ist ein bedeutender Beweis dieVermeh
rung
der Geschäfte
undDokumente
und die dadurch veranlasste Erbauungeines
eignen Tabula-riurns, nach unseren
Begriffeneines Staatsarchivs, im
Jahre81 v. Ohr.
durchden
schon mehrfacherwähnten Lutatius
Catulus. Bisdahin
waren dietabulae in einigen
Tempeln niedergelegtworden ; vorzüglich hatte der
inder Nähe der
Gerichtsstättegelegene
Saturn tempel alsaerarium
publicum, als Staatsschutzhaus undzugleich
als Archivfür
dieSenats-
und Volksbeschlüsse,officielle
und privateDokumente gedient, undaus Tac.
ann.III, 51
ersieht man, dasser auch
nochin der Kai
serzeit in
beschränktemGebrauch war. Man wird sich
erinnern, dassdieser
Tempel eswar, auf
dem Pompejus währendder Gerichtsverhandlung gegen
Milo von Bewaffneten umgeben Platzge
nommen
hatte. (Ps. Asconiusin
Mil.27.)
Er musste also inder
Näheder
eigentlichenGerichts
stätte stehen
und von ihmaus
dieRedner des Forums gehört
werden.Ein
Restist erhalten
inder malerischen,
allerdings nureiner
Restaurationder späteren
Kaiserzeitentstammenden Ruine der
sogenannten acht Säulen. Solche Tempelarchive konnten unmöglich mehr densehr vermehr
ten
Geschäften genügen
undso wird nach
dem Brande,der während
desKrieges zwischen Marius
und Sullaeinen
Teildes
Capitols in Asche legte,auf der
Stelle,
diezwischen den
beidenHöhen
des genanntenBerges liegt,
demsogenannten intermontium,
eingemeinschaftliches Staatsarchivvon
Catulus gebaut worden
sein. Liest man also von tabulaepublicae
,welche an
unzähligenStellen
der Schulschriftsteller erwähnt
werden, icherinnere
nur an die nationalökonomischinteressante
Stelle
bei Cic. Cat.II; 8, 18, so
hat man sich als Aufbewahrungsort derselben und allerähnlichen
Dingedas
grosse Gebäudevorzustellen, das
jetzt noch dienordwestliche Seite
des Forums ab
schliesst undauf
dessen grossartigeraus zwei Arkadenreihen
bestehenderFaçade
Michel Angelo den modernen Senatorenpalastmit
dem schlanken Uhrenturme erbaute.Von
den unzähligen glän
zenden Tempelndieser
Periodebeispielsweise
nur einen. Am nordöstlichen Fusse dieser Façade sieht man einen unscheinbaren Trümmerhaufen;
bei genauerem Suchenentdeckt
man jedoch ein
zelne Baustücke vonwunderbarer Schönheit,
die dem Stil nachwahrscheinlich
von einer Restau
ration
des
Tempelsunter Tiberius
hers tammen ; essind
dieReste des Tempelsder
Concordia; hierwar es bekanntlich, wo
Cicero am 3. Dec. die inRom
zurückgebliebenenCatilinarier
vordem
inaller
Eile versammelten Senateverhörte, durch
Vorzeigen ihrer eignen Unterschriftüberführte
und vondessen Treppenwange
erdann
die Vorgänge währendder Sitzung
dem inder Nacht
zu sammengeströmten
Volke inder sogenannten dritten
Catilinariamitteilte.
DiesesAbhalten des
Senats in anderennicht eigentlich
zu diesem Zwecke errichteten Gebäuden führt unszur
Curia Hostilia und ihrenSchicksalen
zurück. Der ehrwürdigeBau
des TullusHostilius war so
viel man weiss ohneUnterbrechung
in Gebrauchgewesen
undhatte
„derVersammlung
von Königen“ als
bescheidenerRaum
gedient, bisihn
Sulla,der
Wiederherstellerdes
altenSenatseinflusses
nieder
reissen und durch einen neuen ersetzen liess. Das Schicksal diesesHauses ist ein Abbild der Zeit. Nur wenige
Jahrzehnte hattees gestanden,
als dieselbenFlammen, durch
dieder
Römische Pöbelden Leichnam
des Clodius vernichtete,auch
ihm ein schnellesEnde
bereiteten.Ps. Ascon,
inMil. 7 vulgus imperitum
corpusClodii
nudumас lutatum, sicut
in lecto erat positura,սէ vul
nera
vider! possent,
in forumdetulit
etin rostris
posait,populas
duce Sex. Clodiosoriba
corpusP. Clodii in
cariara intalitcremavitque subselliis
ettribunalibus et
raensis et codicibuslibr arior uni, quo
igné et ipsa quoquecuria
flagravit etitem Porcia
basilica, quae erat eijuncta,
ambusta est.Kaum hatte sie Sulla
Faustus
als Nachfolgerseines
Vaters wieder aufgebaut, als Cäsar,der Has
ser
desSullanischeu
Namens und Vernichterder Auktorität
desSenats
siewieder
niederriss,um
siemit
seinen neuenRostra
weitersüdlich wieder aufbauen
zulassen.
Fügen wirsogleich hin
zu, dass
auch
dieErbauung des
schönenTheaters durch Cäsar, welches
späterdurch Augustus
vollendet
undnach
Marcellusbenannt
wurde undheute noch
eineder
schönstenRuinen
Romsbildet, dass
ferner die Septa inihrer
gewaltigenAnlage
und die sich darananschliessende
villapublica
auch nuraus der
Rivalität gegen Pompejus,der auf
demMarsfelde
seinTheater,
bekannt
lich das erste
steinerne erbauthatte,
hervorgegangen war,so
sehen wir hier ein neues Motiv beider
Gestaltungdes architektonischen Charakters
Roms auftreten,nicht minder kräftig
wirkendzur
Erweiterung und Verschönerung als die oben dargestellten, denndas
Marcellustheaterz.
B.ist
im Cinquecento das
Vorbildfür das
wunderschöne seit dengrossen
Meisternder Renaissancezeit
allgemein angenommene Motivder durch
Halbsäulenunterbrochenen Arkadenreihe, aber
in sei
nem innersten der reinsten
Subjektivitätentspringenden
Wesenweit
unsittlicher und wiegesagt
ein echtes Zeichender
Zeit. Den römischenGrundsatz,
dass die ungeheure Stadt, inwelcher der
Reichtum die Quelle einer ins unglaublichegesteigerten
Vergnügungssuchtwurde,
doch kein stehen
des steinernes Theater
haben sollte, diesenGrundsatz
durchbrachder
Ehrgeiz, dieSucht
nachVolksgunst
und dieEifersucht der
Gewalthaber, unddas
Gebäude, dasdurch den
strengen Sinndes
römischen Volkesfür
die Beratungender ehrwürdigsten Behörde
einhalbes Jahrtausend lang
an derselben Stellegelassen worden war,
musste dem Hasse des neuenDiktators gegen
diejenigeInstitution
weichen, dieer vernichten
musste, um sich anseine Stelle
setzen zu können.Er
selbst wurde bekanntlichin der
Curia des Pompejusauf
demMarsfelde
ermordet; denndort fanden
die Senatssitzungenmeistenteils
statt, bisauf
demalten Forum
die JulischenGebäude
fertiggestellt
wurden.Gesamtbild
der
Stadtzur Zeit
des ersten Principais.So hatte
der
Zunahmeder
Bevölkrung undder Bedeutung
desStaates entsprechend
auch dieStadt selbsttheils
durchNeubauten, teils durchRestaurationen ein anderes
Antlitz bekommen.Es
istoben ein
vonLivius mitgeteiltes Gespräch
amHofe Philipps
erwähnt worden;hundert Jahre später konnte
Cicero inder Rede
gegenVerres
von Rom alseiner höchst
schönen undmit
Kunst werken erfüllten Stadt
sprechen undPlinius
berichtet, zur
Zeit von Cäsars Tod habe die Stadt be
reits überhundert
Paläste gehabt.Über ihre Ausschmückung
sind die Redengegen Verres
voll;die Sammelwut
war
durchausnicht auf
Verresbeschränkt.
Nochnicht war beim
Beginnder
KaiserzeitRom
bis zum Culminaționspunkte vorgeschritten,
nochnicht konnte
Augustus sagen,dass
er die Stadtaus
Ziegelnerbaut
gefunden undaus
Marmor hinterlassenhabe, der
durch denNeronischen
Brand hervorgerufeneUmbau war
noch nicht dem Wachstum undder Schönheit
der Stadt zu Gutegekommen
, ebensowenig hatten die grossenBauliebhaber auf dem Throne,
Trajan undHadrian ihre
Prachtbautenerrichtet, aber
trotzdemwar Rom
schondamals
eine ungeheureStadt,
dieim
grossen Ganzen äusserlich die spätereAusdehnung haben
mochte, derenRaum
aber noch nicht so dichtbewohnt
war.Hätten wir nicht
Zeugnisse, wirkönnten es aus
denRuinen
ersehen, wieweite
Länderstrecken sie auserhalbder
Aurelianischen Mauer noch bedeckte, nach dem sie Dörfer
undStädte
genau wieunsere modernen
Grossstädteverschlungen
hatte. Soist sicherlich der
ponsMulvius
,der
vier Miliennördlich vom
Tore denTiber überbrückt,
wiejetzt
durcheinen
Stadtteilmit der
eigentlichen Stadt verbunden gewesen und dieRuinen,
die zu beidenSeiten der
Strasse bis weit hinaus indas
Feld zu sehen sind, beweisen, dassdiese Vorstadt nicht
nur aus einerStrassenreihe bestanden
hat; ebensoweit nach Süden vorder Mauer liegt der
Circusdes Maxentius, der
unmöglich im freien Feldeangelegt
seinkann.
Sowar
Rom ein Häusermeer,das
von keinemPunkte gänzlich
übersehenwerden konnte,
dessen Gränzen,
obgleich sie offiziellbestimmt waren,
doch demEindrücke
nach anzugeben Niemand im Stande war,weil
noch über die Vorstädtehinaus
die grossartigen Gartenanlagen und Villender
Granden den Horizontder Stadt verdeckten.
Die
Einwohnerzahl
Roms im Umfange des Principáisist
vielfach Gegenstandgelehrter
Unter
suchung gewesen. DasResultat der
verschiedenenMethoden,
von denen natürlich beider
Be
schaffenheitder
Belegstellen keine Ansprüche daraufmachen
kann auch nur etwasannähernd
Sicheres erzielt
zuhaben, schwankt
zwischen800000
und1
% Millionen.Mir scheint
auchdieser
Maximalsatznoch
zu niedrig. Die meistenGelehrtengehen aus von
den 320000 Getreideempfängern, dieCäsar
imJahre 47 undAugustus im
Jahre4
v. Ohr.berücksichtigten,
rechnendazu
nach Ana
logie
unsererGrossstädte
undunter
Berücksichtigung desUmstandes, dass
in Rom die Bedienungmeistens aus
männlichen Sklavenbestand,
eineetwas geringere Summe
von Frauen, also265 000,
dazu
17 000vom Ritter-
undSenatorenstande,
13000 Soldaten (zur
Zeit desAugustus)
undum
nur eine Zahl zu nennen60000
Fremde,so
kommt manauf
dieSumme von
675000;als
Resultatwird
dannder Satz ausgesprochen : „die oben
gewonneneZahl
als annäherndrichtig vorausgesetzt,
lässt sich(nach Hinzurechnung von
Kindern und Sklaven)mit
Wahrscheinlichkeit nursagen, dass
dieVolkszahl
Roms im Jahre 4v,
dir. eineMillion
überschritten habenwird.
“Dagegen
lässtsich Verschiedenes einwenden.
Erstens ist
die Zahlder
320000Getreideempfänger mit der von
den erwachsenen Bürgernnoch nicht ohne weiteres
zuidentificieren. Keine Stelle nötigt
unsan
zunehmen,
washöchst unwahrscheinlich ist, dass
Jeder aus dem Bürgerstande von dem immerhin demütigenden Benefizder Getreidespenden Gebrauch gemacht habe. Auch
dieTatsache,
dassCäsar später
die 320000auf 150000 reduzierte mit der
Bestimmung, dass Bewerberjedesmal
nur durchdas Logs
in diedurch
Tod freigewordenen Stellen einrückten,beweist
dochnur
,dass dem
wirk lichen
Bedürfnisdurch diese von Cäsar
angesetzte Zahl entsprochenwurde und dass so gut
wie dieübrigen
170000 jetztgezwungen diese Wohltat
einbüssten, ebenso frühersicher
einegrosse
Anzahl freiwillig daraufVerzicht
geleistethaben
wird,so dass
also dieListe der Getreide
empfänger auch von der
MassregelCäsars
keineswegs mitder der
Erwachsenen identisch zu sein braucht.Im
allgemeinen betrachtetwäre es
auch einehöchst wunderbare
Erscheinung, wenn eine Grossstadt, inder
seiteiner langen Reihe von Jahren keine
direkte Störungder
Einwohnerschaft vorgekommenwar, bei der aber umgekehrt
alleVoraussetzungen
zumWachstum alsvorhanden
an
genommenwerden
müssen, inihrer
Einwohnerzahl sichnicht eminent
gehoben haben sollte. Wirwissen, dass
die Ehen und Kinder in den Senatoren- und Ritterkreisenaus bekannten Gründen
in einererschreckenden
Weise abnehmen und durchGesetze erzwungen werden sollten;
wir wissenaber
nichtsdavon,
dassdieselbeErscheinung
beimProletariat der Stadt
oderüberhaupt
nurbei
dennledern Ständen
zu bemerken gewesen ist; wasaller Erfahrung widerspräche,
da ja dieGefahr,
die durch dieJulischen Gesetze gebannt werden sollte
, eine Gefahr die zu verschiedenen malen inder Geschichte
aufgetretenist, gerade
in demPrevalieren des
Proletariats gegenüber denstaatserhaltenden Elementen der Bevölkrung
bestand.Eine stets
fliessende Quellefür seine
Frequenzhatte
Romin der
Freilassungder
Sklaven.Seit drei Jahrhunderten
suchten die Demokraten dieGrundbesitzer
undruhigen
Leute durchEinreihung der Freigelassenen
in dietribus rusticae
zumajorisieren. An
die in demselben Sinneentworfenen
Pläne des Clodiusknüpft
Cicero inder
Miloniana die weitgehendstenBefürchtungen.
Die
Söhne der
Freigelassenen nun wurden schon von selbst ingenui; die Summeder Freigelassenen, welche
dieganze Abstimmung
des Römischen Volkes durch Dislocierungzu verschieben drohte, waren
also nur die eines einzigen Menschenalters, da dieSöhne
oftunmittelbarin
die tribusrustica
des Patrons ihresVaters ein
traten; die durch Freilassungen entstandenenLücken
inder
Sklaven
schaft wurden natürlich sofort durch neueSklaven
ausgefüllt. Allediese Erwägungen
werden uns bestimmeneinen ganz
bedeutenden Zufluss zuder
Einwohnerzahl Romsanzuerkennen
,von
dem unseremodernen Städte
nichts wissen.Zu niedrig
scheint mirauch
meist die Zahlder
Sklavenangesetzt
zu werden. Von denvielen bekannten
Stellen,aus
denen die ungeheureZahl von
Sklavender
reichenRömer hervor
geht,
scheiden
diejenigenfür
unsern Zweck aus, in denenvon
denausserhalb der
Stadt liegenden Plantagen die Rede ist;aber so viel
geht doch z. B.aus Hor.
sat.I; 3,
12hervor,
dass zehn Sklaven einbescheidenes Auftreten
eineskleinen
Mannes voraussetzenlassen
undI;
6, 107 sind diefünf
Träger nicht die sämtlichenSklaven
desPrätors Tillius, sondern
machen nur die Er
bärmlichkeit des hohen
Beamten
lächerlich,der auf
die Reise nurfünf
Sklaven zumTragen
mit
nimmt. Vielstolzer
trittder bankerotte
Milo auf;um auf
demNachbarstädtchen Lanuvium einen Flamen zu ernennen, nimmt er,wie Askonius
erzählt,einen
grossen Zug Sklavenmit
und die Ge folgschaft seiner
Frau bestandaus Musikern
undeiner grossen Schaar
von Mägden.Sklaven mussten
durchArbeit ihren Herrn
noch etwaseinbringen. (Juvenal. IX;
64—66. 142—
146.) Solche Dingeentziehen
sichder Kenntnis, sind aber sicherlich
häufig vorgekommen undgerade dieses
mühevolleGeschlecht der
Gehülfenkleiner
Leute beider
Handarbeit,nicht
die behäbigengut genährten, oft verzogenen
Haussklaven werdenes gewesen
sein, vor denenRom nach Tac. ann.
IV,