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Stahl und Eisen, Jg. 49, Heft 10

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STAHL UND EISEN

Z E I T S C H R I F T F Ü R DA S D E U T S C H E E I S E N H Ü T T E N W E S E N

H erau sgegeb en vom V erein deutscher E isen h ü tten ieu te G e le ite t v o n D r.-Ing. D r. m ont. E. h. O . P e t e r s e n

unter verantwortlicher Mitarbeit von Dr. J.W . Reichert und Dr.M. Schlenker für den wirtschaftlichen Teil

H E F T io 7 - M Ä R Z 1 9 2 9 4 9 - J A H R G A N G

25 Jahre Stahlwerks-Verband.

D

er 29. Februar 1904 verdient in den Zeittafeln der Eisen schaffenden Industrie besondere Erwähnung: er ist der Geburtstag des deutschen Stahlwerks-Verbandes, der mithin jetzt auf ein 25jähriges Bestehen zurückblicken kann.

Die Tatsache der Gründung des Stahlwerks-Verbandes ist nicht deshalb so bemerkenswert, als ob es sich hier etwa um den ersten Zusammenschluß innerhalb der Schwerindustrie handele, vielmehr hat man in der deutschen Eisen erzeugen­

den Industrie schon frühzeitig den N utzen gemeinsamen Vorgehens zur Regelung von Erzeugung und Verbrauch erkannt. Das beweist die Geschichte der Roheisensyndikate, die bis in die 40er Jahre des verflossenen Jahrhunderts zu­

rückreicht, oder der Um stand, daß bereits 1862 ein W eiß­

blechkontor in Köln bestanden hat und seit Ende der 1870er Jahre eine Reihe von Verbänden für Schienen, Schwellen, Laschen, Unterlagsplatten, für Halbzeug und Träger, für Feinbleche und W alzdraht gegründet worden ist, allerdings mit meist nur kurzer Lebensdauer. Hervorgehoben seien als unmittelbare Vorgänger des Stahlwerks-Verbandes ins­

besondere die beiden Halbzeugverbände vom 1. Januar 1899 und 1. Januar 1901 m it dem Sitze in Düsseldorf sowie der Rheinisch-Westfälische Träger- bzw. Formeisenverband, in Düsseldorf, der sich um die gleiche Zeit m it dem bereits in den 1880er Jahren geschlossenen süddeutschen Träger­

verband in Saarbrücken zu einem deutschen Trägerverband mit dem Sitze in Wiesbaden vereinigte. Aber alle diese Verbände erfaßten einm al nicht das gesam te deutsche Zoll­

gebiet und traten zudem vielfach, w ie der Halbzeug- und der Trägerverband, nur als A genten der Stahlwerke und nicht etwa als Selbstkäufer auf. D ie Bedeutung des Stahlwerks- Verbandes liegt demgegenüber darin, daß es sich um den er ste n g r o ß e n g e s a m t d e u t s c h e n V e r b a n d handelt — er umfaßte schon kurz nach seiner Gründung 88,5 % der deutschen Rohstahlerzeugung — und daß erst m it ihm das bereits von anderen Verbänden angewandte Verfahren des An-und Verkaufs der Erzeugnisse einen wirklich erwähnens­

werten Umfang erlangte.

Die deutsche Eisenindustrie befand sich zur Zeit der Bildung des Stahlwerks-Verbandes in einer kräftigen A uf­

wärtsbewegung. Eine Gefahr drohte ihr nur insofern, als es immer schwerer wurde, die ständig zunehmende Erzeu­

gung auf dem Inlandsmarkte unterzubringen. Im Jahre 1903 betrag die Flußstahlerzeugung bereits rd. 9 Mill. t, für 1904 konnte man m it dem gleichen Ergebnis rechnen, und das bedeutete, daß zur Unterbringung dieser gewaltigen Mengen der Auslandsmarkt in starkem Maße herangezogen werden mußte. Machte sich schon aus diesem Grunde ein engeres Zusammengehen der deutschen Stahlwerke nötig, um einen allzu verlustbringenden W ettbewerb zu verhüten, so war ein verständnisvolles gemeinsames Wirken aber auch

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deshalb erwünscht, w eil die Neuregelung der auswärtigen Handelsbeziehungen bevorstand. Dazu kam, daß sich die damaligen Führer der deutschen Schwerindustrie durch die angebliche A bsicht der Vereinigten Staaten von Amerika bedroht fühlten, ihre Erzeugnisse zu besonders niedrigen Preisen auf den W eltm arkt zu werfen, eine Befürchtung, die sich allerdings später als übertrieben herausstellte. Jeden­

falls haben Erwägungen wie die vorgenannten in den ver­

antwortlichen Leitern der Werke den W unsch nach geschlos­

senem, festem Auftreten nam entlich dem Auslande gegen­

über wach werden lassen, und Männer wie A d o lf K ir d o r f und C arl L u e g haben durch tatkräftiges, zielbewußtes Vorgehen diesen W unsch in die Tat um zusetzen gew ußt.

Zwar schwebte diesen beiden Vorkämpfern des Zusammen­

schlußgedankens ursprünglich ein größeres Ziel vor, nämlich die Erfassung des gesam ten Rohstahls und seines gem ein­

samen Verkaufs, aber auch das von ihnen Erreichte ist höchsten Lobes wert und ist damals m it R echt als ein Ereignis von größter wirtschaftlicher Bedeutung angesehen worden. Geschaffen wurden gleichzeitig zwei Gebilde:

1. ein V e r k a u f s v e r b a n d fü r d ie s o g e n a n n t e n A - P r o d u k t e (H albzeug, Eisenbahnoberbaustoffe, Formeisen), der gleichzeitig die sogenannten B-Produkte (Stabeisen, Walzdraht, Grobbleche, Röhren, rollendes Eisenbahnzeug, Schmiedestücke, Stahlgußstücke, Stahlwalzen) kontin­

gentierte, und 2. die A k t ie n g e s e lls c h a f t S t a h lw e r k s - V e r b a n d a ls T r ä g e r in d ie s e r V e r b ä n d e . Der Vertrag zwischen der A ktiengesellschaft Stahlwerks-Verband und den Mitgliedern des Verbandes für A- und B-Produkte sowie der Mitglieder untereinander wurde am 30. März 1904 auf die Dauer von etw a drei Jahren unterzeichnet. Den Vorsitz im Stahl werks-Verbände übernahm A d o lf K i r d o r f , während L o u is R ö c h lin g stellvertretender Vorsitzender wurde;

die Geschäfte leitete an erster Stelle C arl O h ly , den aber nach kurzer Zeit Anfang September 1904 E u g e n S c h a l t e n ­ b r a n d ablöste.

Der äußere Entwicklungsgang des Stahl werks-Verbandes bis auf den heutigen Tag sei noch m it einigen knappen Strichen gezeichnet, wobei wir gleichzeitig auf die vom Ver­

bände herausgegebene Festschrift aufmerksam m achen1).

Als seine H auptaufgabe hat es der Stahlwerks-Verband von Beginn seines Bestehens an betrachtet, die Preise im Inlande m öglichst beständig zu halten, für eine gleichm äßige B e­

schäftigung seiner Mitglieder zu sorgen und auf dem Aus­

landsm ärkte durch Verständigung m it den W ettbewerbs- ländtern und Bildung gemeinsamer Verkaufsorganisationen geordnetere Verhältnisse zu schaffen.

D ie strenge Verfolgung dieser Grundsätze hatte zur F olge, daß sich die T ätigkeit des Verbandes im In- und Auslande

1) 25 J a h re Stahlw erks-V erband 1904— 1929.

3 Li

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314 S tahl u n d Eisen. 25 Jahre Stahlwerks- Verband. 49. Ja h rg . N r. 10.

günstig auswirkte und auch Meinungsverschiedenheiten unter den Mitgliedern kaum auftauchten. Natürlich hatte der Verband nicht alle Wünsche zu befriedigen vermocht, aber daß die Mitglieder m it seiner Wirksamkeit im großen und ganzen zufrieden waren, beweist der Umstand seiner am 30. April 1907 erfolgten V e r lä n g e r u n g um weitere fünf Jahre bis zum 30. Juni 1912. Der Dank für diese Verlänge­

rung gebührt in erster Reihe Louis Röchling, der seit 1906 an Stelle Adolf Kirdorfs zum Vorsitzenden gewählt worden war, und der sich m it ganz besonderem Eifer für den ferneren engen Zusammenhalt der Stahlwerke eingesetzt hatte. Eine Syndizierung der B-Produkte vermochte allerdings auch er nicht zu erreichen; hier blieb es vielmehr bei der bisherigen Form der Kontingentierung, da die Mehrzahl der Werke vor einer vollständigen Bindung doch zurückschreckte. Ja, bei den Verhandlungen im Jahre 1912 zur abermaligen Ver­

längerung des Verbandes machte sich angesichts der gün­

stigen wirtschaftlichen Entwicklung ein derartig lebhafter Widerstand gegen jede weitere Ausdehnung des Verbands­

wesens geltend, daß man sogar die bisherige Kontingentie­

rung der B-Produkte aufgeben und sich einzig und allein auf die Syndizierung der A-Produkte beschränken mußte, obwohl man sich durchaus darüber klar war, hiermit einen deutlichen Schritt nach rückwärts getan zu haben. In der neuen Form wurde der Verband dann wiederum um fünf Jahre verlängert. An die Stelle von Eugen Schaltenbrand trat im September 1913 C arl G e r w in , der bereits Ende 1912 die Leitung der Abteilung Formeisen übernommen hatte.

D ie Tätigkeit des Stahlwerks-Verbandes wurde für die nächsten Jahre vollständig durch die Bedürfnisse des Krieges vorgeschrieben. Aus dem gewaltigen, ihm hiermit zuwach­

senden Aufgabenkreise sei nur die im Einvernehmen m it der Reichsregierung erfolgte Gründung eines S t a b - , B a n d - u n d U n iv e r s a l e is e n - A u s f u h r - V e r b a n d e s und die B il­

dung eines S t a b e i s e n - I n la n d - V e r b a n d e s erwähnt;

Direktor Gerwin war außerdem Vertrauensmann der Re­

gierung bei der Zentralstelle für Ausfuhrbewilligung.

Der unglückliche Ausgang des Krieges bedeutete dann auch für den A-Produkte-Verband das Ende. Seit seinem Ablauf im Jahre 1917 war er zunächst noch einige Male, zu­

letzt zwangsweise auf Anordnung der Regierung, verlängert worden; aber durch das Ausscheiden der lothringisch­

luxemburgischen, der saarländischen und oberschlesischen Werke sowie die Besetzung weiter Teile deutschen Landes war er praktisch schon erledigt, und m it der Errichtung des Eisenwirtschaftsbundes im April 1920 wurde er endgültig zu Grabe getragen.

Den Vorsitz im Stahlwerks-Verband hatte inzwischen an Stelle des zwangläufig m it dem Ausscheiden der Saarwerke zurückgetretenen Louis Röchling P a u l R e u sc h übernommen. Seinem geschickten Vorgehen ist es zu verdanken, daß nicht auch der Stahlwerks-Verband der Auflösung anheimfiel, vielmehr durch die Gründung einer E is e n b a h n - B e d a r f s - G e m e in s c h a f t zum Teil sogar neue Aufgaben zugewiesen erhielt, die ihm zusammen m it den unverändert aufrechterhaltenen beiden A btei­

lungen für Verkehrswesen und Statistik ein Durchhalten erm öglichten, bis er m it der Wiederaufrichtung der Ver­

kaufsverbände wieder zu voller Tätigkeit erwachte.

Zunächst allerdings war die Inflationszeit mit ihrer w irt­

schaftlichen Scheinblüte dem Verbandsgedanken durchaus unhold. An seiner S tatt wurde aber ein schon im Kriege auf­

getauchter Gedanke verw irklicht, die Vertreter der Eisen schaffenden und Eisen verbrauchenden Industrien zu ge­

meinsamen Besprechungen zu vereinigen. Der im April 1919 von einer Reihe von Verbänden gegründete und m it dem

Stahlwerks-Verband durch Personalunion in der Geschäfts­

führung verbundene D e u t s c h e S t a h l b u n d bezweckte neben ändern Aufgaben insbesondere die Zusammenfassung und Zusammenarbeit aller beteiligten wirtschaftlichen Kreise und hat unter dem Vorsitz von E r n s t P o e n s g e n in gemeinsamen Beratungen m it Verbrauch und Handel gute D ienste geleistet. Besonders nützlich erwies er sich für die Eisen schaffende Industrie während der Tagungen des bereits erwähnten Eisenwirtschaftsbundes.

Auf die Zeit scheinbarer wirtschaftlicher Hochkonjunktur war inzwischen, veranlaßt durch den Ruhreinbruch 1923, ein schwerer Rückschlag erfolgt, der die deutsche Eisen­

industrie an den Rand des Abgrundes brachte. In diesen Tagen größter N ot wurde die Erkenntnis wieder Allgemein­

gut, daß nur gemeinsames H andeln der Werke Rettung zu bringen vermöchte. In aufopfernder A rbeit gelang es F r itz T h y s s e n und anderen führenden Männern der Eisenwirt­

schaft, in verhältnism äßig kurzer Zeit etw a 94 % der ge­

sam tdeutschen Rohstahlerzeugung in der R o h s t a h l­

g e m e i n s c h a f t zu vereinigen m it dem Zweck, die Erzeu­

gung den Bedürfnissen des Marktes anzupassen. Im Oktober 1924 konnte das neue Gebilde dem Stahlwerks-Verbände angegliedert werden. Sein Vorsitzender wurde sein eigent­

licher Begründer Fritz Thyssen, der auch gleichzeitig den Vorsitz im Stahlwerks-Verband übernahm, nachdem Paul Reusch wegen Arbeitsüberlastung von diesem Posten zurückgetreten war. Stellvertretender Vorsitzender wurde E r n s t P o e n s g e n . U nm ittelbar nach der Er­

richtung der R ohstahlgem einschaft wurde dann an die Neugründung des A-Produkte-Verbandes, des Stabeisen- Verbandes, des Grobblech-Verbandes und der Bandeisen- Vereinigung herangegangen, die alle bis zum Sommer des Jahres 1925 ihre Tätigkeit im Rahm en des Stahlwerks- Verbandes wieder aufnehmen konnten.

D am it hat der Stahl werks-Verband seine Stellung un­

m ittelbar vor dem Kriege innerhalb der deutschen Eisen­

industrie wieder eingenommen. Uebrig bleiben nur noch einige Worte über seine Betätigung in den letzten Jahren.

Erwähnt zu werden verdient hier in erster Linie das von der Rohstahlgemeinschaft m it der weiterverarbeitenden Indu­

strie im Frühjahr 1925 abgeschlossene A v i-A b k o m m e n , das der W eiterverarbeitung das W alzzeug für Ausfuhrzwecke zu Weltmarktpreisen überläßt und ihr dadurch den Wett­

bewerb auf den Auslandsmärkten ermöglicht. Zur Förde­

rung des Eisen- und Stahlabsatzes ist ferner im Jahre 1927 eine B e r a t u n g s s t e l l e fü r S t a h l v e r w e r t u n g gegründet worden, und schließlich hat sich der Stahlwerks-Verband maßgebend an den Verhandlungen der im Herbst 1926 ins Leben gerufenen I n t e r n a t i o n a l e n R o h s t a h l g e m e in ­ s c h a f t b eteiligt, die für den W eltm arkt die Rohstahl­

erzeugung in ähnlicher Weise regelt, wie dies die Rohstahl­

gem einschaft für Deutschland tut.

* *

*

Nur in gedrängter Kürze sind hier einige wichtige An­

gaben aus der bisherigen Geschichte des Stahl werks-Ver­

bandes zusammengetragen worden, aber sie dürften immer­

hin genügen, eine Vorstellung von seiner Bedeutung für die deutsche Eisen schaffende Industrie zu geben.

Es erübrigt sich, an dieser Stelle Betrachtungen im ein­

zelnen darüber anzustellen, ob der Stahl werks-Verband alle auf ihn gesetzten Hoffnungen erfüllt, was er geleistet und wo er etwa versagt hat. Jedenfalls kann man von ihm be­

haupten, ohne Widerspruch befürchten zu müssen, daß es ihm im Verein m it dem R heinisch-W estfälischen Kohlen­

syndikat und dem Roheisenverband gelungen ist, die Ent­

wicklung der deutschen Eisenindustrie in geregelte Bahnen

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7. März 1929. Wag erechł- Schmiedemaschinen. S tah l un d Eisen. 315 zu lenken. Die ihm bei seiner Gründung zugedachten Auf­

gaben hat er alles in allem zu erfüllen gewußt. Er hat die Erzeugung an Rohstahl und die Aufnahm efähigkeit des deutschen Inlandsmarktes in das rechte Verhältnis zuein­

ander gebracht; er hat gute Beziehungen zu den eisen­

industriellen Wettbewerbsländern hergestellt und gleich­

zeitig die deutschen Stahlwerke zur Gewinnung der Auslands­

märkte geschlossen hinter sich gesam m elt; er hat für m ög­

lichst gleichmäßige Inlandspreise gesorgt, die den Werken eine Berechnung auf lange Sicht erm öglichten, und hat durch vorsichtige Preispolitik Schwankungen der Marktlage auszugleichen versucht. Er hat auf diese W eise den Werken eine stetige Beschäftigung zu m eist ausreichenden Preisen gesichert und sowohl sie als auch den H andel und Ver­

brauch vor großen Verlusten bewahrt, w ie sie vor seiner Zeit, wo der Eisenmarkt nur zu oft Tum m elplatz der Speku­

lationswut war, nicht selten sich ereigneten. D ie Abnehmer des Stahlwerks-Verbandes haben sich denn auch schnell in die veränderte Lage zu finden gew ußt und eingesehen, daß nicht einseitige M achtpolitik für das neue Gebilde m aß­

gebend war, sondern die Belange der A llgem einheit ihm sein Handeln vorschrieben.

Für die Tätigkeit des Verbandes während der Kriegszeit ist kein Wort des Lobes zu hoch. Obwohl er in seiner B e­

wegungsfreiheit durch die staatlichen Zwangsmaßnahmen stark beengt war, hat er doch für die Befriedigung des ge­

waltigen Bedarfs an Stahlerzeugnissen aller Art Vorbild­

liches geleistet. Natürlich hat er in diesen Jahren seine eigentlichen Aufgaben in starkem Maße zurückstellen müssen, und das gleiche g ilt für die verbandslose Zeit der Geldentwertung. Aber als die W irtschaft infolge von Geld­

entwertung und Ruhrbesetzung aufs schwerste darniederlag, war er gleich wieder zur Stelle und nahm m it frischem Mute seine alten Pläne wieder auf. Abermals bewies er, daß die Förderung allgemeiner W irtschaftsbelange ihm nicht weniger wichtig erschien als der W iederaufbau der Eisen schaffenden Industrie. D as zeigt m it aller D eutlichkeit das Avi- Abkommen nicht weniger als die B eteiligung an der Inter­

nationalen Rohstahlgemeinschaft. Der Abschluß beider Verträge erforderte nicht unerhebliche Opfer von der Schwerindustrie. U m der weiterverarbeitenden Industrie, deren schwierige Lage nur zu sehr in die Erscheinung trat, namentlich in ihrem W ettbewerb m it dem Auslande zu helfen, wurden ihr W eltmarktpreise bew illigt und das,

obwohl die Inlandspreise schon sehr gedrückt und infolge der wiederholten Lohnerhöhungen und der gew altigen Steuer- und Soziallasten sowie der Industriebelastung aus dem D awes-Plan und der Steigerung der Bahnfrachten v iel­

fach verlustbringend waren. D ie demgegenüber geschehene geringe einm alige Heraufsetzung der Inlandspreise ver­

mochte aber einen Ausgleich um so weniger zu bringen, als die Gesamterlöse infolge des scharfen W ettbewerbs der Länder m it entwerteter Frankenwährung m indestens sehr gedrückt waren. U nd bei der Internationalen R ohstahl­

gem einschaft fand man sich m it einem der deutschen Leistungsfähigkeit nicht entsprechenden A nteil ab in der Hoffnung, auf dem W eltm ärkte zu erträglicheren Zuständen zu kommen, vor allen D ingen bessere Preise zu erzielen und dadurch den Inlandsmarkt vor Preiserhöhungen zu be­

wahren, die sich auf die Dauer sonst nicht vermeiden ließen.

Durch die gesam te Tätigkeit des Stahlwerks-Verbandes zieht sich wie ein roter Faden der Gedanke, daß die eigene Industrie nur gedeihen kann, wenn es der Gesam twirt­

schaft gut geht. In diesem Sinne hat der Verband stets seine A rbeit aufgefaßt, und er darf billigerweise verlangen, daß ihm für sein H andeln wenigstens der gute W ille unter­

stellt wird, auch wo man vielleicht die Zweckmäßigkeit seiner Maßnahmen hier und da bezweifeln sollte. D iese Zweifel lassen sich m eist auf eine in Deutschland bei Re­

gierung und Volk übliche K artellfeindschaft zurückführen, die weniger auf Sachkenntnis beruht, als m it Schlagwörtern arbeitet wie M onopolwirtschaft und Dividendenm ache, was zum m indesten beim Stahlwerks-Verband nicht zutrifft. Wie anders pflegt die A llgem einheit dagegen die Tätigkeit der Gewerkschaften zu beurteilen, die sich im Augenblick wenigstens auf dem Arbeitsmarkt ein Monopol anmaßen.

E in gleiches W ohlwollen könnte m it Recht den Verbänden gegenüber erwartet werden und würde zw eifellos zur Minde­

rung der w irtschaftspolitischen Gegensätze beitragen.

D ie Vertragsdauer der innerhalb des Stahlwerks-Ver­

bandes bestehenden Verkaufsverbände läuft im kommenden Jahre ab. Ueber ihre Verlängerung M utmaßungen anzu­

stellen, ist hier nicht der Platz. Bisher konnte sich die deutsche Schwerindustrie jedenfalls des Bewußtseins er­

freuen, in schweren w ie guten Zeiten zusam m engehalten zu haben entsprechend ihrer Losung:

„Wo w i to hoop hew stahn, H a t uns noch nüms w at dahn.“

W agerecht-Schmiedemaschinen.

Von SipU Q ttg. H. F e y in Düsseldorf.

(Verwendungsgebiet der Schmiedemaschinen und ihre Vorteile bei der Herstellung von Schmiedeteilen. Allgemeine Be­

schreibung des Schmiedevorganges un d der Uebertragung der Bewegung der Kurbelwelle a u f H aupt- und linken Klem m- scblitten. Beschreibung von M aschinen verschiedener Hersteller.)

V

iele Schmiedeteile wurden früher und werden teilw eise auch jetzt noch um ständlich von Hand oder im Ge­

senk oder aber m it großem W erkstoff Verlust auf span­

abnehmenden Werkzeugmaschinen angefertigt; dazu ge­

hörten z. B. Bund- und Sechskantm uttern, Schrauben­

köpfe, Bundachsen, Bundrohre, K niestücke, Flanschen und Muffen an Rohren, Teile für W agen, wie Pufferstangen, Kupplungsbügel, Flanschen, Gabeln usw ., ferner Teile für landwirtschaftliche Maschinen, Kraftwagen, Fahrräder usw. (Abb. 1 ) .

Alle diese und noch viele andere Teile lassen sich aber heute m it wesentlicher H erabsetzung der Gestehungskosten in großen Mengen auf W agerecht-Schm iedem aschinen her- steilen ; diese Maschinen haben eine große Leistungsfähigkeit und eignen sich für die M engenanfertigung schon durch

ihre Bauweise, die das Arbeiten von der Stange und die Formgebung durch Stauchen erm öglicht, ohne daß ein nennenswerter Stoffverlust entsteht. D ie Matrizen oder Klemmbacken sind oft von einfachster G estalt; sie können m eist doppelseitig, in einigen Fällen sogar auf vier Seiten verwendet und leicht ausgewechselt werden. D ie Maschinen arbeiten daher auch in solchen Betrieben m it guter W irtschaftlichkeit, in denen zwar keine ausgesproche­

nen großen Mengen, jedoch gleichartige Schmiedestücke in größerer A nzahl Vorkommen. Auch is t m eistens bei sorgfältigem Schließen der Klemmbacken eine N acharbeit an den gefertigten Stücken nicht erforderlich, w eil der Grat recht gering wird. W erkstücke, die wegen ihrer verw ickelten G estalt früher in Stahl- oder Temperguß hergestellt wurden, schm iedet man heute m it Vorliebe auf der Schmiedemaschine;

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316 Stahl u nd Eisen. Wag er echt-Schmiedemaschinen. 49. Ja h rg . Nr. 10.

A bbildung 2. Auf der Schmiedemaschine hergestellte R inge u nd Kugeln.

A u s d em V ollen g e d re h t.

A u s g ew ö h n lich e m R u n d e ise n au f d e r W a g e rech t-S c h m ie d em a sch in c o h n e je d e n A b fa ll a n g e s ta u c b t in e in e m A rb e itsg a n g u n d ein e r H itze.

Abbildung 3. D urchschnitte vo n Bolzen verschiedener H e r­

stellungsart, den Verlauf der W erkstoffasern zeigend.

H c r g e s te llt a u s S e c h s k a n t­

eisen d u r c h A u sre ck en u n d A u ssch m ied e n .

Abbildung 1. Arbeitsbeispiele von Schm iedestücken.

ebenso wird die Maschine bei der Verarbeitung legierter Stähle vielfach verwendet. Auch die Herstellung gelochter Körper, wie von Kugellager- und Stellringen, Muttern, Motor­

radnaben usw., gestaltet sich sehr einfach, indem an einer Stange eine entsprechende Verdickung angestaucht und diese dann in einem zweiten Vorgang „abgelocht“ , d. h.

Werkstoffasern auf geätzten Schnittflächen der Stücke zeigen; eine Zerstörung der Faser findet demnach nicht statt (A bi. 3 und 4) . Je nach der zulässigen Temperatur und den zu stauchenden W erkstoff längen können mehrere Arbeitsstücke in e in e r H itze fertiggestellt werden, so z. B. Ringe bis zu vier oder fünf Stück. Auch lassen sich größere Kugeln für schwere Kugellager auf der Maschine von der Stange herstellen.

die Stange durch die Verdickung nach hinten hinaus­

geschoben wird (Abb. 2) ; dieses Verfahren gestattet sogar einen Rückgewinn des Lochwerkstoffes.

D ie Bedienung der Maschine ist so einfach, daß unge­

lernte Arbeiter hierzu verwendet werden können. Bei sach­

verständiger und zielbewußter Ausnutzung lassen sich m it der Maschine gegenüber anderen Herstellungsarten Erspar­

nisse bis 70 % erreichen.

Durch das Stauchen werden die Eigenschaften des Werk­

stoffes günstig beeinflußt, da der Werkstoff vorzüglich

durchgearbeitet wird, wie der Verlauf und das Gefüge der Abbildung 4. K urbel h alb aufgeschnitten; die g eätzte Schnitt­

fläche läß t den V erlauf der F asern erkennen.

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7. März 1929. IV agerecht-Schmiedemaschinen. Stahl u n d Eisen. 317 Besonders schwierig herzustellende Teile, wie etwa Feder­

bunde ( A ll. 5) m it angestauchten Zapfen, lassen sich ein­

wandfrei anfertigen.

Durch sachverständige Anordnung der Anlage, vor allem durch zweckmäßige Aufstellung der Wärmöfen kann die

Abbildung 5. Auf der Schm iedemaschine erzeugter E ederbund m it angestauchtem Z apfen; daneben der Ausgangswerkstoff.

Wirtschaftlichkeit der Maschine beträchtlich gesteigert werden. Dabei ist darauf zu achten, daß die Oefen genug liefern, damit der Schmied nicht auf das Warmwerden der Stangen zu warten braucht. Leichte, auf Kugellagern laufende Hebezeuge zum bequemen und schnellen Zufuhren der Stange zur Maschine und wieder zurück in den Ofen sind gleichfalls von größter W ichtigkeit.

Die Maschine arbeitet bei der am häufigsten ausgeübten Tätigkeit, dem Stauchen, folgenderm aßen: Das Schmiedegut als Rund-, Vierkant- oder Mehrkanteisen oder m it sonstigem Querschnitt wird entsprechend gewärmt und zwischen die geöffneten Matrizen oder Klemmbacken gebracht, worauf der Arbeitsvorgang durch B etätigung des Fußhebels einge­

leitet wird. Zunächst schließen sich die Klemmbacken, um das Arbeitsstück festzuhalten. E in entsprechend geformter Stempel staucht sodann das E isen in die Klemmbackenform hinein und geht unm ittelbar nach Beendigung des Stauch- vorganges in seine Ausgangsstellung zurück; die Klemm­

backen öffnen sich und geben das Schm iedestück frei. Da sich jeder Werkstoff nur um ein begrenztes Vielfaches seines Durchmessers einwandfrei stauchen läßt, so darf die an­

zustauchende Länge nicht über einen gewissen Erfahrungs­

wert hinaus gewählt werden, sonst fa ltet sich das Stauch- gut und wird unbrauchbar. Der Arbeitshub der Maschine ist deshalb so zu wählen, daß er die äußerste noch ausnutz­

bare Stauchlänge ermöglicht.

Mit der zunehmenden Verbreitung der Schmiede­

maschinen in neuzeitlichen Betrieben vergrößerte sich auch das Bedürfnis nach ihrer L eistungsfähigkeit; während früher der übliche weiche Flußstahl von etwa 30 bis 40 k g/m m2 Festigkeit verarbeitet wurde, ist im Laufe der Zeit die F estig­

keit des Schmiedegutes bis auf 10 0 , sogar 120 kg/m m 2 gestiegen.

Die Maschine ist am erikanischen Ursprunges, und be­

sonders die Bauart der A jax M anufacturing Co., Cleveland, Ohio, bildete das Vorbild, nach dem in den Grundzügen die meisten in D eutschland üblichen Maschinen ausgeführt wurden. Sie stellt eine wagerecht arbeitende Kurbelpresse dar, die zwei oder auch drei bew egliche A rbeitsschlitten hat.

Der Haupt- oder Stauchschlitten wird von der Kurbelwelle aus über eine Kurbelstange angetrieben, während der linke Klemmschlitten meistens durch Hebelübersetzung vom Stauchschlitten aus senkrecht zu diesem und gleichzeitig m it ihm bewegt wird; der andere oder rechte K lem m schlitten steht gewöhnlich fest. D ie K lem m schlitten tragen die eigentlichen Klemmbacken, in die die einzelnen Kaliber eingearbeitet werden. Der Stauchschlitten ist bei den meisten Maschinenarten so hochgehalten, daß er gleichzeitig zwei bis vier Stauchwerkzeuge oder Stem pel tragen kann,

die übereinander angeordnet und in wagerechter und senk­

rechter R ichtung verstellbar sind (A bi. 6) ; es können des­

halb mehrere Vorgänge, w ie z. B. Vorstauchen, F ertig­

schm ieden, Lochen usw., in e in e r H itze dadurch ausgeführt werden, daß mehrere in den W erkzeughaltern der Stauch- und K lem m schlitten befestigte Werkzeuge unm ittelbar nach­

einander benutzt werden. Der Stauchschlitten kann durch eine D rehkeil- oder Klauenkupplung, Pendelschubstange oder durch E inklinken eines Einfallhebels, der das aus- oder einschaltbare Verbindungsglied zwischen Stauchschlitten und Kurbelstange bildet, nach Niederdrücken eines F u ß ­ hebels vom Arbeitsstand aus eingerückt und durch Los- lassen des Fußhebels selb sttätig wieder ausgerückt werden, so daß nach jedem Hub säm tliche Schlitten in der rück­

w ärtigen Stellung stehen bleiben. H ierbei wird der Stauch­

schlitten durch die Kurbelstange so lange zurückgezogen, bis die Verbindung zwischen ihm und der Stange durch A us­

schalten des Einfallhebels oder der Pendelschubstange ge­

löst oder durch Lösen der D rehkeil- oder Klauenkupplung die Kurbelwelle stillgesetzt wird. E ine vom Stauchschlitten b etätigte oder sonstwie vorgesehene Anschlagvorrichtung ermöglicht eine genaue E instellung des Schmiedegutes.

D ie auftretenden außerordentlich hohen Kräfte machen eine reichliche Bemessung aller Teile nötig. D as B ett, das die großen Preßdrücke in sich aufzunehmen hat, is t be­

sonders kräftig gebaut, aus hochwertigem Maschinenguß m it Stahlzusatz oder Stahlguß hergestellt, wobei großer W ert auf günstige Verteilung des Stoffes zu legen ist, und oft noch durch Längs- oder auch Quer-Stahlanker gegen Federung und Ueberlastung geschützt.

A bbildung 6. K lem m backe fü r drei A rbeitsvorgänge.

D ie Maschine wird von einem Elektrom otor oder einer Transmission aus durch eine als Schwungrad ausgebildete Scheibe angetrieben, wobei die im Schwungrad aufge­

speicherte lebendige Kraft zum Stauchen des Schm iede­

stückes verw endet wird; über ein einfaches oder doppeltes Vorgelege wird die Bewegung von dieser auf die aus hoch­

wertigem Stahl hergestellte Kurbelwelle und von hier durch die Kurbelstange auf den Stauchschlitten übertragen. Dieser trägt den Stempelhalter m it den Stauch Werkzeugen, auch wird meistens von ihm die Klemmbackenbewegung ab­

geleitet.

Oft haben die Maschinen auch eine Schere m it A nschlag­

vorrichtung, um das Schm iedegut auf bestim m te Längen schneiden zu können; diese Schere kann nach E inbau en t­

sprechender Matrizen auch zu kleineren Schmiede- und Biegearbeiten dienen. Ebenso werden die Maschinen oft m it einem leichten Drehkran zum E in - und Ausführen der Werkzeuge versehen.

Der Kraftverbrauch der Maschinen beträgt je nach der Größe 8 bis 50 P S, der Stauchdruck 50 bis 1500 t und mehr und die U m drehungszahl der Kurbelwelle 80 bis 30 je min, wobei die höheren Umdrehungszahlen für die kleineren Maschinen gelten.

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318 S tahl u n d Eisen. Wagerecht- Schmiedemaschinen. 49. Ja h rg . N r. 10.

Die Uebertragung der Bewegung von der Kurbelweile auf den H auptschlitten und von diesem auf die Klemm­

backen ist von der größten W ichtigkeit für die Maschine und erfordert ganz besondere Sorgfalt für ihre unbedingte Betriebssicherheit. In diesem Zusammenhänge möge die Beschreibung einiger Maschinen folgen.

B ei der O r i g in a l- D e f r ie s - W a g e r e c h t - S c h m ie d e - m a s c h in e (Abb. 7 ,8 u n d 9 ), die vonderFirm a Schiess-Defries, A.-G., Düsseldorf, gebaut wird, hat bei deren Erstausführung die Maschine der Ajax Manufacturing Co., die damals noch

den Klemmbacken gehalten wird. B ei den größeren Ma­

schinen m it längeren Klemmbacken stützen diese sich gegen gleichlaufend nebeneinander angeordnete Kniehebelpaare ab. Außerdem er­

geben die dreifach hintereinander ge­

schalteten Kniehe­

bel ein sehr ruhiges und geräuschloses Schließen der Bak-

Abbildung 7. Schiess-Defries-W agerecht-Schmiedemascbiue m it beweglicher rechter K lemm backe un d Zwillingsantrieb. M uster SM 5% .

A bbildung 8.

A nordnung des D reipunkt-S ystem s.

a, b und c = Sicherheitsbolzen, d, e und f = Drehpunkte.

m it einem Zweipunktsystem zum Schließen der beiden Klemmbacken ausgerüstet war, als Vorbild gedient. Beide Firmen bauen heute nach regem Austausch von Erfahrungen im Schmiedemaschinenbetrieb das Dreipunktsystem ( Abb. 8, 11 und 12) oder, deutlicher ausgedrückt, ein Klemmbacken-

A bbildung 9. A nordnung des Zerreißbolzens in der Pleuelstange der W agerecht-Scbm iedem aschine.

a = Kurbelzapfen; b = Triebzapfen; c = drehbarer Teil;

d = drehbarer Teil; e = gemeinsamer Zapfen; f = Bolzen.

Bewegungssystem, bei dem d r e i Paar Kniehebel hinter­

einander geschaltet sind, so daß eine sehr große Kraftüber­

tragung erreicht wird. D ie Geschwindigkeit der Backen­

bewegung verringert sich kurz vor ihrem Ende sehr beträcht­

lich, die Klemmkraft wächst dementsprechend ganz be­

deutend, so daß das Schmiedegut fest und sicher zwischen

ken. Die Gelenkhebel sind aus Stahlguß oder auch Schmie­

destahl, die Gelenkbolzen aus Chromnickelstahl. Die Naben der H ebel sind außen nochmals in Bronzeschalen gelagert und fangen so den großen D ruck ab; die Bolzen werden entlastet, und so wird jedes Durchbiegen und Nach­

geben unterbunden.

D ie Maschine is t m it drei Sicherungen versehen, und zwar is t eine in das eben erwähnte Klemmbackenkniehebel- System als Zerreißbolzen c in Abb. 8, eine zw eite als Abscher­

stift b in Abb. 8 in dem A ntrieb beim Schwungrad zum Schutze der Zahnräder und eine dritte a in Abb. 8 und 10 in die knickbare Pleuelstange eingebaut. D ie letzte Siche­

rung tritt dann in W irkung, wenn der größtzulässige Stauch- druck überschritten wird. In diesem Augenblick bleibt der Stauchschlitten stehen, die Pleuelstange knickt durch, weil der Zerreißbolzen abreißt; der A ntrieb sam t Kurbelwelle machen dagegen ihren W eg ruhig weiter. Durch die Größe des Querschnittes des Zerreißbolzens läßt sich der gewollte Höchststauchdruck genau bestimmen.

D ie Maschine wird ausgeführt sowohl m it feststehender als auch m it einer von Hand beweglichen rechten Klemm­

backe. D ie letzte Anordnung kom m t dann in Frage, wenn

Pleuelstange in gewöhnlichem Zustande. Pleuelstange m it zerrissenem Bolzen.

Abbildung 10. Pleuelstange.

(7)

7. M ärz 1929. Wagerecht-Schmiedemaschinen. S t a h l u n d E i s e n . 3 1 9

m it Hohlstempel gestaucht, d. h. wenn z. B. an ein A rbeits­

stück ein Bund angestaucht w ird, dessen vorderes Ende länser ist als die Größe des Hubes, das A rbeitsstück m it dem angestauchten Bund also nur axial aus der, Maschine herausgezogen werden kann, oder wenn überhaupt aus­

nahmsweise große Bunde hergestellt werden, die größer sind

B ei den von der M a s c h i n e n f a b r ik H a s e n c l e v e r , A .-G ., D ü s s e l d o r f , gebauten Universal-W agerecht- Schmiedemaschinen, Muster B 5 S (A bb. 13 und 1 4 ), wird die Bewegung des linken beweglichen K lem m schlittens vom H auptschlitten aus durch ein patentiertes Zweipunkt-Hebel­

system (Abb. 15) übertragen, das von dem alten A jax- Zweipunktsystem grundsätzlich abweicht und im Vergleich

zum D reipunkt-H ebel­

system eine geringere A nzahl von H ebeln und Bolzen, also eine be­

sondere Einfachheit, und daraus folgernde kleine Reibungsverluste sowie geringe Ab­

nutzung ergibt. D ie rechte Klemmbacke ist durch ein Kniegelenk beweglich angeordnet, kann aber bei Herstel­

lung einfacher Arbeits­

ais die Oeffnung zwischen den Klemmbacken. D ie rechte Klemmbacke kann sehr leicht m it einem Knie­

hebelpaar in Verbindung m it einem Handhebel und einer Räderübersetzung geöffnet werden.

Die Kurbelwelle wird durch ein großes, fest auf­

gekeiltes Stirnrad, bei den größeren Maschinen m it noch höherem Druck durch doppel­

seitige Stimräderpaare an- getrieben, so daß die Kurbel­

welle von beiden Seiten aus in Drehung versetzt und ge­

ringer belastet wird. Das Kupplungselement zwischen Pleuelstange und Stauch- schlitten ist bei dieser Ma­

schine ein Einfallhebel aus sehr hartem Stahl, der durch einen «Euß tritthebel beim Stande des Arbeiters betätigt wird. Die Maschine wird durch den Eallhebel fast stoßfrei eingeschaltet, w eil er sich in dem Augenblick zwischen

Abbildung 13. U niversal-W agerecht-Schm iedem aschine m it beweglicher rech ter Backe, M uster BSSO , der M aschinenfabrik H asenclever, A -Ci

Z u a : S c h ü tz t g eg e n ü b e rm ä ß ig e n K le m m d r u c k v o r S c h lu ß d e r K le m m b a c k e n .

Z u b : S c h ü tz t B e tt, W e lle, Z a h n r ä d e r u sw . g eg e n g e fä h rlic h e B e a n s p r u c h u n g e n d u r c h ü b e rm ä ß ig e n S ta u c h d r u c k ; k a n n ih r e m W esen n a c h n u r ü b e r e in e n b e g re n z te n T e il d e s H u b e s , n ic h t a b e r in d e r N ä h e d es T o tp u n k te s w irk e n .

Z u c : W ir k t g eg e n ü b e rm ä ß ig e n K le m m d r u c k n a c h S c h lu ß d e r K le m m b a c k e n .

Z u d : S c h ü tz t g le ich e T e ile w ie S ic h e ru n g b ; w ir k t a b e r a u c h in T o t p u n k tn ä h e u n d im T o t­

p u n k t s e lb s t.

Pleuelstange und Stauchschlitten einlegt, wenn die Kurbel sich in ihrer hinteren Totlage befindet. D ie Masse der Kurbelwelle und der Pleuelstange bleibt dauernd in Be­

wegung, braucht also nicht jedesm al bei einem Arbeitsgang von neuem beschleunigt zu werden. Nur der Stauchschlitten mit dem Hebelsystem und dem linken Klemmbacken­

schlitten wird aus- und eingerückt.

Der außerordentlich kräftige Maschinenkörper wird gewöhnlich aus Sondergußeisen, aber auf W unsch auch aus Stahlguß hergestellt. Starke schm iedeisem e Anker in der Längs- und Querrichtung überbrücken die Führungsaus­

schnitte im Gestell, nehm en dem Gestell die Biegungs­

beanspruchung, wandeln sie in Zugbeanspruchung um und beseitigen, da sie unter Spannung eingezogen sind, die Aus­

dehnungen im Körper fast vollständig.

Abbildung 14. U niversal-W agerecht-Schm iedem aschine für 1000 t D ruck, m it bew eglicher re ch ter K lem m backe, Muster B SSO , der M aschinenfabrik H asenclever, A - G .

(8)

320 Stahl u n d Eisen. 1 Vagerecht-Schmiedemaschine.n. 49. Ja h rg . K r. 10.

stücke, die keine große Klemmbackenöffnung erfordern, festgestellt werden.

D ie Maschine ist ebenso wie die vorbeschriebene im all­

gemeinen nach dem bekannten Ajax-System gebaut. Sie

hat zum Schutz des Maschinenbettes, der Kurbelwelle und der Getriebeteile insgesamt vier Bruchsicherungen, nämlich außer dem Abscherbolzen im Zahnrad und Klemmbacken­

hebelsystem eine Knickstange sowie eine Brechtopfsicherung.

D ie in Abb. 16 dargestellte Knickstange arbeitet vollkommen

bewegte Backe vorgesehen is t und die ihrer Natur nach nur v o r Schluß der Klemmbacken wirken kann. D ie größeren Maschinen werden auch durch doppelseitige Stirnräder­

paare angetrieben.

Eine neue H o c h l e i s t u n g s - W a g e r e c h t - S c h m i e d e m a s c h i n e , Muster W S derselben Herstellerin, zeigt w esentliche Abweichungen von den üblichen Bauarten. Der Klemmschlitten wird unabhängig von der H auptschlittenbewe­

gung durch eine besondere auf der Haupt­

w elle angeordnete Kurbel ( Abb. 17) , und zwar durch das E inpunkt-H ebelsystem betätigt, bei dem sich zwischen Kurbel und Klemmschlitten nur ein einziger fester Drehpunkt befindet. Die beiden Klem m schlitten werden nicht, wie bis­

her, in einfachen Bolzen, sondern in hohen Doppelscharnieren gehalten, die aus hochwerti­

gem Stahl geschm iedet sind. Sie bewirken eine äußerst zuverlässige Abstützung der Klemmbacken und gestatten zusammen m it dem kräftigen Einpunkt-Hebel­

system eine Klemmkraft zu übertragen, die genau so groß wie der Stauchdruck ist. D ie Abstützungen in zwei Punkten und die beträchtliche Höhe der Scharniere verhindern zu- A bbildung 15. Zweipunkt-Hebelsystem .

Abbildung 16. Sicherheitsdruckstange zur Verhinderung von Ueberbeansprucbungen in der Stauchrichtung (rechts K nick­

stange ausgerückt bei Ueberlastung).

A bbildung 17. Hochleistungs-Schm iedemaschine, M uster W S, der M aschinenfabrik Hasenclever, A.-G., m it B e tätigung des K lem m schlittens durch

besondere K urbel.

selbsttätig, d. h. sie rückt aus, wenn eine Ueberbean- verlässig ein Ecken der Klemmbacken, selbst bei exzentrisch spruchung eintritt, und wird unmittelbar anschließend durch wirkenden, größten Backendrücken. D as Schmiedegut kann die zurückgehende Kurbel wieder in ihre ursprüngliche infolge der hohen Klemmkraft vollkom m en sicher gefaßt Stellung gebracht. Das Auswechseln eines Brechbolzens ist werden, so daß ein Rutschen ausgeschlossen ist.

also nicht erforderlich. Der Druck, den die Druckstange überträgt, läßt sich be­

rechnen und durch die Feder einstellen.

D ie vierte Sicherung der Maschine, der bereits erwähnte Breclitopf, ist im Maschinenbett hinter dem von Hand bewegten Klemmbackenschlitten an­

gebracht. Gegen den Brechtopf legt sich das Ende eines Winkelhebels, der m it dem rechten Backenschlitten ver­

bunden ist. Geht der Klemmdruck, den der Schlitten erfährt, über ein be­

stim m tes Maß hinaus, so wird der Brech­

topf eingedrückt. D a die Brechtopfsiche­

rung von dem rechten Klemmbacken­

schlitten aus betätigt wird, so wirkt sie n a c h Schluß der Klemmbacken.

Sie stellt also eine Ergänzung dar zu der Scherbolzensicherung, die im

H ebelsystem für die linke maschinell Abbildung 18. Universal-Wagerecht-Schmiedemaschine, B auartEum uco-Schneider.

(9)

7. März 1929. TF agerecht-Schmiedemaschinen. S tahl un d Eisen. 321 Die Maschine ist m it einer Drehkeilkupplung aus­

gerüstet, die wegen des vorgesehenen Stoßpuffers weich ein- und ausklinkt. Sie hat, während der Fallhebel nur ein­

mal während einer Kurbelumdrehung eingeschaltet werden kann, mehrere Einrückmöglichkeiten und dient zur Ueber-

Abbildung 19. U niversal-W agerecht- Schmiedemaschine, B a u a rt E um uco-Sehneider.

tragung der Bewegung vom großen Zahnrad auf die Kurbel­

welle. Beim Leerlauf stehen also außer Ritzelwelle und Zahnrad alle Teile der Maschine still, wodurch der Kraft­

verbrauch und der Verschleiß herabgemindert werden.

Ebenso wie bei dem Muster B S S sind vier Drucksicherungen angeordnet, von denen zwei den jew eiligen Reibungsver-

Abbildung 20. U niversal-W agerecht-Schiniedem aschine, B a u art Eum uco-Schneider.

hältnissen entsprechend einstellbar sind, wodurch ihre Zuverlässigkeit wesentlich erhöht wird. Der Hauptschlitten ist hängend angeordnet und dadurch gegen Zunder ge­

schützt. D ie Führungsplatten der beiden Klemmschlitten sind gegen Eindringen des Sinters abgedeckt.

Die U n iv e r s a l - W ä g e r e c h t - S c h m i e de - m a sch in e, B a u a r t E u m u c o - S c h n e i d e r ( Abb. 18, 19 und 20) , w eist gegenüber den vorstehend beschriebenen Maschinen einige Unterschiede auf.

Ausgehend von der Erkenntnis, daß Durch­

biegungen des M aschinenbettes sowohl in der Längs- als auch Klemmbackenrichtung schäd­

lich für die Genauigkeit der erzeugten Schmiede­

stücke sind, ist die Bauart so gew ählt worden, daß für solche F älle ein aus Sondergußeisen hergestelltes B ett genommen wird. Gußeisen hat bekanntlich eine geringe Dehnung. Die verhältnismäßig kleine Sicherheit gegen Bruch wird nun durch kräftige nahezu in der neutralen Faser gelegene Stahlschrumpf­

anker ausgeglichen, die für sich schon den Gesamtdruck aufnehmen können und außer­

dem dem eigentlichen Maschinenbett eine negative Vor­

spannung erteilen, so daß bei Vollbelastung der Maschine die Beanspruchungen im B ett nahezu verschw inden; daraus ergeben sich dann die kleinstm öglichen Atmungen der Ma­

schine. Unabhängig hiervon werden für bestim m te Zwecke, wo es auf die so w eitgehende Herabm inde­

rung der Atmungserscheinungen nicht so sehr ankommt, die B etten auch in Stahl­

guß ausgeführt.

Der Stauchschlitten hat obenliegende Führungen zum Schutz der Gleitbahnen gegen Zunder, die nachstellbar sind, um eine genaue Führung zu erreichen. D er Stauchschlitten wird von einer aus hoch­

w ertigem W erkstoff hergestellten Kurbel­

w elle durch eine Pendelschubstange an­

getrieben. D iese w ird vom Standort des Arbeiters durch einen F u ß tritt vollkommen geräuschlos und stoßfrei ein- und ausgerückt, da im Augenblick des E in- und Ausrückens die relativen Geschwindigkeiten der zu kuppelnden Teile tatsächlich N ull sind. D ie Kurbelwelle selbst wird wiederum durch ein Doppelzahnradpaar angetrieben, um so die D rehm om ente auf die Kurbel welle von beiden Seiten wirken zu lassen, wodurch sie geringer beansprucht wird.

Besonderer W ert is t bei den Maschinen darauf gelegt worden, daß die oberen Anker, also nicht die im B ett warm eingezogenen, nur auf solche Stellen beschränkt werden, die keinesfalls die Bedienung der Maschine, das E in- und Ausbringen des Werkstückes w ie auch das Auswechseln der Gesenke behindern.

D ie Klemmbacken schließen und öffnen sich durch ein Dreipunkt-Hebelsystem m it vollkommen entlasteten Gelenk­

bolzen, die aus hochwertigem Chromnickelstahl hergestellt sind, so daß keine Scher- und Biegebeanspruchungen in diese gelangen, sondern reine Druckbeanspruchungen.

Grundsätzlich werden die Klemmbacken stets von zwei Kniegelenken unterstützt, um einseitig an den Klemmbacken wirkende Oeffnungskräfte richtig aufzunehmen. D abei sind die Klemmbackendrücke gleich den eigentlichen Staucli- drücken, um nicht nur eine genaue Klemmwirkung des zu stauchenden Werkstoffes zu erreichen, sondern vor allen Dingen auch eine äußerst kleine Atmung. D ie Maschine ist m it einer besonderen von dem übrigen Satz der Maschine unabhängigen Einrichtung versehen, um die rechte Klemm­

backe bequem und rasch öffnen und schließen zu können, was aber bei Handbetrieb eine unnötige Zeitversäumnis und Ermüdung des Arbeiters hervorrufen würde.

Abbildung 21. Sack-H ochleistungs-Schm iedem aschine vo n der Seite gesehen.

X .,

(10)

322 S tahl u n d Eisen. Wagerecht-Schmiedemaschinen. 49. Ja h rg . N r. 10.

E in kleiner Drehkran für das Ein- und Ausbringen der Klemmbacken ist zur Unterstützung des Schmiedegutes an der Maschine vorgesehen; desgleichen eine Schere, um ge­

stauchte Stücke abschneiden zu können.

eine kräftige für den rauhen Betrieb geeignete Klauen­

kupplung auf der Kurbel welle durch einen Fußhebel unter Verm ittlung einer Kurvenscheibe m it R olle eingeschaltet (Abb. 22) ; hierbei wird der Druck von der Kurbelwelle durch eine kräftige im Schlitten in einer Druckpfanne gelagerte

Abbildung 22. Sack-Hochleistungs-Schmiedemaschine von oben gesehen; Deckel und^D eckelplatte abgenommen.

A bbildung 23. Stauch- u nd linker K lem m schlitten der Sack- Schm iedemaschine in Preßstellung.

Sicherheitsdruckstange übertragen, und dieDrehpunktbolzen dienen nur zum Rückzug des Schlittens. Der linke Klemm­

schlitten erhält seine Bewegung durch einen m it dem Haupt­

schlitten in Verbindung stehenden Kurvenschlitten zwang­

läufig ohneAtmung während des Stauchens ( Abb.2 3 ), während der rechte Klemmschlitten von Hand geschlossen und geöffnet, aber durch Keile nach Bedarf auch festgestellt werden kann.

Durch verschiedene selbsttätig wirkende Sicherheitsvor­

richtungen ist die Maschine gegen Ueberbeanspruchung und D ie Knickpleuelstange, der Reißbolzen aus hochwertigem

Werkstoff in dem Klemmbackenhebelsystem, Scherbolzen im Schwungrad usw. sorgen für eine ausreichende Sicherheit der gesamten Maschine.

D ie von der M a s c h in e n fa b r ik S a ck , G. m. b. H., D ü s s e l d o r f - R a t h , gebauten neuen H o c h l e is t u n g s - S a c k - S c h m ie d e m a s c h in e n (Abb. 21) werden unm ittel­

bar von einem Elektromotor durch feinverzahnte Räder angetrieben. Der Ma­

schinenständer ist aus Stahlguß hergestellt und so widerstandsfähig gestaltet, daß Zug­

anker nicht nötig sind, wodurch die Werk­

zeuge für das Aus­

wechseln recht zugäng­

lich werden. Sämtliche Lager sind durch einen Räderkasten m it dem Maschinenständer starr verbunden. Alle be­

weglichen Teile sind vollkommen eingekap­

selt, und die Schlitten­

führungen können durch Zunder nicht er­

reicht] werden. Um die Kurbelwelle zu be- . ; , c . , . -* . , wegen und damit auch A bbildung 24. Sicherheitsdruck- , Tt , ,

stange in A rbeits- un d ausge- den Hauptschlitten VOr- knickter Stellung. wärts zu treiben, wird

Abbildung 25. W agerechte Hochleistungs-Sehiniedemaschine nach P a te n t Jo h n m it seitlicher Schere der Werkzeue-

m aschinenfabrik m . b. H. W agner & Co.

(11)

7. M ärz 1929. WagencAt-SckmiedemaxAine*. S ta h l u n d Eisen. 323 Bruch geschützt. So ist z. B. die neuartige Druckstange

des Hauptschlittens als Knickstange ausgebildet, die sich bei einem bestimmten einstellbaren Druck verkürzen k a n n (A bb. 2 4 ). Ferner ist in dem H ebelsystem der Klemm­

vorrichtung für den linken Klem m sehlitten in der Klemm- richtung vor Backenschluß eine selbsttätig wirkende patentierte Sicherheitsvorrichtung angebracht, die gestattet, daß nur ein Teil des Hebelsystem s die ihm durch den

Kurvenschlitten erteilte Bewegung ausführt und der andere Teil m it dem linken Klemmsehlitten in Kuhe bleibt, wenn sich ein Fremdkörper zwischen den Klemmbacken befindet. Aach Backenschluß kann diese Vorrichtung nicht mehr weiter wirken, w eil die Kniehebel in Totpunktlage stehen; es ist deshalb eine besondere ebenfalls patentierte Vorrichtung vorgesehen, die den rechten Klem m sehlitten bei Ueber- schreitung des zulässigen Klemmdruckes ausweichen läßt.

Rückschlagsieherung ( Abb. 27) zum Einschalten der Kurbelwelle und som it zum Vorwärtsbewegen des Stauch- sehlittens ermöglicht es, die Maschine in jedem beliebigen Zeitpunkt in Gang zu setzen und sie bei etw aigem F est­

fahren m it einigen Handgriffen zu lösen. Durch eine be­

sondere Ausrücksicherung kann eine unbeabsichtigte Hub­

wiederholung vermieden werden. A uch diese Maschine ist m it einer Reihe von größtenteils patentierten Sicherheits­

vorrichtungen versehen, und zwar an der Einrückung durch eine Blockierung, im Getriebe durch einen Abscherbolzen, an der Pleuelstange, die als selbsttätige Knickstange ausgebildetist. durch einen Zerreißbolzen, am D rei­

punkt-G elenksystem durch einen in die H ebel eingeschalteten Zer­

reißbolzen, an der Klemmbacke durch einen Zerreißbolzen und schließlich noch an der Dreh­

keilkupplung.

DerW agner-Schmiedemaschine neuester Bauart. System John, liegt das Bestreben zugrunde, die Federung in der Maschine auf das geringste Maß zu bringen, um so die Gratbildung zu vermeiden und die Güte der Er­

zeugnisse zu steigern. Hierzu ist das Gestell der Maschine, das entweder aus bestem Sondergußeisen m it Stahlzusatz oder aus Stahlguß hergestellt wird, besonders kurz und gedrungen gehalten. Außerdem können starke Zuganker in Längs- und Querrichtung angebracht werden, ohne das Einführen der Werkstücke und das Ausbauen der W erkzeuse zu be-

&fr/7/V dc/rcfr d/eJfas/yrjrre. ScftrvW’abre/r S/e ¿ferrTmda&enscfi/iiftsrT- fin s fe tfv fö d e r c k rv fr /ferZ /’Ze/77/rfä7c#enscfT .y& T fZ T rt/T g.

Ptsrta/fffsrfp

JTatfrtsc/rMsnfy).Sm-y. ¿eiregrtoe

recfre .V e /r—ia & e rwffiaerdgnöatzerr.

A bbildung 26. W agereoht-H ocbleistungs-Scbm iedem ascliine nacb P a te n t J o h n der W erk zeu g m asch in en fab rit m . b. H . W agner 4 Co.

A bbildung 27. D rehkeilkupplung, P a te n t Jo h n , m it Rückschlagsicherung.

Schließlich ist noch ein leicht auswechselbarer Scherbolzen in das zum großen Zahnrad gehörige R itzel eingebaut, der auf dem Wege der Kurbel von der hinteren Totpunktlage bis 25° vor der vorderen Totpunktlage abgeschert werden kann. Die Maschine wird selbsttätig durch eine Zentral­

schmiervorrichtung geschmiert.

Bei der w a g e r e c h t e n H o c h l e i s t u n g s - S c h m i e d e - m a s c h in e n a c h P a t e n t J o h n d e r W e r k z e u g ­ m a s c h in e n f a b r ik m. b. H. W a g n e r & Co., D o r t m u n d ( Abb. 25), wird das Dreipunkt- Gelenksystem m it zwischen­

geschalteten Sicherheitsbrechbolzen zum Schließen der linken Klemmbacke benutzt, während die rechte entweder feststehend oder m it günstiger U ebersetzim g leicht von Hand beweglich angeordnet wird. D ie Stauchwerkzeuge können durch einen K eil genau eingestellt werden ( Abb. 26).

Die \ erwendung der Drehkeilkupplung. Patent John, m it

hindern. D er Stauchschlitten erhält durch eine zum P atent angemeldete Sonderausführung in G estalt eines Verlängerungsstückes unterhalb der Kurbelwelle eine außer­

gewöhnlich lange Führung, ohne die Baulänge der Maschine zu vergrößern (A b b .2 6). Zur Verkleinerung der Kippmomente ist die Druckpfanne im Stauchschlitten hochgelegt. Auch bei den die Klemmbacken tragenden Schlitten is t durch eine gleichfalls zum Patent angemeldete Sonderbauart die Führungslänge etwa verdoppelt worden ( Abb. 2 6 ), ohne die seitliche Baulänge und dadurch die Federung der Maschine zu vergrößern. Bei säm tlichen Schlitten sind die Führungen hochgelegt, um diese vor Zunder zu schützen: die Führungs­

bahnen der Schlitten gleiten auf Leisten. Der Klemmbacken­

druck kann in gleicher Größe w ie der Stauchdruck ausgeübt werden. Hierdurch wird eine Gratbildung nach M öglichkeit verm ieden; außerdem werden die K anten der W erkzeuge

(12)

324 S tahl un d Eisen. Minetteerz-Stückung und ihr E in flu ß a u f die Verhüttungsvorgänge. 49. Ja h rg . N r. 10.

vor vorzeitigem Verschleiß bewahrt. Der Klemmbacken- schließdruck wird auf den Maschinenkörper durch Hebel m it hohen Druckpfannen übertragen; bei beweglicher rechter Klemmbacke wird zur Ersparung eines Gelenkes ein kräftiger Exzenterbolzen angewandt (zum Patent ange­

meldet). Diese Maßnahmen bezwecken, möglichst genaue Schmiedestücke in großer Zahl zu erzeugen.

Z u s a m m e n f a s s u n g .

Das Verwendungsgebiet der Schmiedemaschinen für die verschiedensten Arbeiten wird erörtert, ihre Vorteile in wirtschaftlicher Beziehung dargelegt. D ie Arbeitsweise der Maschinen und ihre allgem eine Bauart sowie daran an­

schließend die einzelnen Ausführungen der verschiedenen Maschinenfabriken werden beschrieben.

Minetteerz-Stückung und ihr Einfluß auf die Verhüttungsvorgänge.

Von Oberingenieur ®ipI.=Qng.

[M itteilung a u s d e m H o c h o fe n a u ssc h u ß

D

ie im Hochofenbetrieb m it der Aufgabe eines gleich­

mäßigen Möllers verbundenen Vorteile sind zur Genüge bekannt; umfangreiche Arbeiten liegen darüber vor2).

Darüber aber, ob auch Minette vor der Aufgabe in den Hoch­

ofen auf einheitliche Stückgröße gebrochen werden sollte, gingen die Meinungen der Fachleute auseinander. Als be­

sonders geeignet zur Klärung dieser Frage erwiesen sich die saarländischen Verhältnisse, weil hier bei nahezu gleich­

bleibendem Koks nur Minette verhüttet wird, und deshalb mußten sich bei Ausführung von Großversuchen hier am sichersten Werte finden und verwerten lassen, wenn e in e Betriebsbedingung bewußt geändert wurde.

Unterstützt durch die wertvolle Mitarbeit von Dr. G.

B e r g , Professor an der Geologischen Landesanstalt, Berlin, forschte man auf der Halbergerhütte zunächst nach den U r s a c h e n d e s fü r d ie S t ü c k u n g d er M in e t t e so w ic h t i g e n „ Z e r s p r in g e n s “3). D ie Minetten bestehen aus silikatischen und hydroxydischen Eisenoolithen; bei der kalkigen Minette liegen die Oolithkörner in einer Grund­

masse von fein kristallinem Kalk, bei der kieseligen Minette in gelblichgrünem kolloidem Eisensilikat. Die H ydroxyd­

teilchen liegen dabei in kleinen rundlichen Einschlüssen innerhalb des Kalkgerippes, und s ie sind es, die Wasser aufgenommen haben und in erster Linie das Zerspringen veranlassen. Infolge der Temperatursteigerung wird im Hochofen bei einem frisch gegichteten Minettestück in der äußeren Zone das eingeschlossene Wasser schnell verdampft.

Die tiefer liegenden Eisenoxydhydratteilchen bilden eben­

falls Dampf, der aber nicht schnell genug entweichen kann, der Druck steigt immer höher, und schließlich springt das Stück.

Dieser Vorgang spielt sich häufiger bei den Kalkminetten ab, deren Zusammenhalt nur gering ist. Bei den Kieselminetten frittet o ft— wie beim Brennen von silikathaltigen Kalken — das Erzstück zusammen, Kanäle werden frei, und das Stück wandert fast unverändert bis in die Rast oder Gestellzone.

In einem m it Gas beheizten Schachtgebläseofen wurden im Laboratorium zunächst eine große Anzahl von Minette­

arten von 0 bis 10 0 0 ° erhitzt und ihre chemischen und physikalischen Veränderungen dabei geprüft. Es zeigte sich, daß bei der zerspringenden Minette das Hydratwasser und auch die Kohlensäure fast unverändert im Erzstück waren in dem Augenblicke, in dem das Stück auseinander flog, m ithin für diesen Vorgang nur das nicht gebundene Wasser in Frage kam. Trocknet man derartige Minettearten längere Zeit bei 1 1 0 °, so zerspringen sic nicht mehr und ver­

halten sich im Ofen genau wie die „feuerbeständige“ Minette.

Dr. Berg erklärt diese Eigentüm lichkeit damit, daß es sich hier nicht um Hydratwasser im eigentlichen chemischen Sinne, sondern um sogenanntes Intussuszeptionswasser

’) Auszug aus Ber. Hochofenaussch. V. d. Eisenh. N r. 98. ■— D er B ericht is t im vollen W o rtlau t erschienen im A rch. Eisen- hüttenw es. 2 (1928/29) S. 461/72 (Gr. A: N r. 43).

2) Vgl. St. u. E. 48 (1928) S. 433/5.

3) E s sei hier auch verwiesen auf die frühere A rbeit von G.

B e rg : U eber die S tru k tu r und E ntsteh u n g der L othringer M inette­

erze. I n : Z. D. Geol. Ges. 73 (1921) S. 113/35.

E w a ld B e r t r a m in Brebach.

des Vereins deutscher E isen h ü tten leu te 1).]

(Quellungswasser) der sehr zahlreich in den Minetten auf­

tretenden Gele handelt.

Bei der Ausführung von zahlreichen S c h m e lz v e r ­ s u c h e n in e ig e n s d a z u g e b a u t e n k le i n e n V er­

s u c h s h o c h ö f e n u n d a n s c h l ie ß e n d e n G r o ß v e r s u c h e n an Betriebshochöfen wurde festgestellt, daß m it der Ver­

hüttung eines auf Faustgröße vorzerkleinerten Minette­

möllers eine Verbesserung des Hochofenganges unmittelbar Hand in Hand geht. D as erzeugte Roheisen ist physikalisch und chemisch besser, vor allem gleichmäßiger ; die Zusammen­

setzung der Gichtgase w eist auf eine kleine Erhöhung der indirekten Reduktion hin, der Koksverbrauch sinkt. Nur e in Uebelstand tritt sofort in Erscheinung, die Vermehrung des Staubanfalls, die zwar beim Brechen nur der feuerbe­

ständigen M inette nicht so groß ist. W egen der erhöhten Stauberzeugung haben jedoch die m eisten Hochofenwerke im M inettebezirk die zuerst eingeführte weitgehende Zer­

kleinerung wieder abgeschafft oder den Staubanfall durch Inbetriebnahme von Notformen herabzudrücken gesucht.

D ie Beseitigung des gesteigerten Staubentfalles durch die Inbetriebnahme von Notformen hat jedoch große Schatten­

seiten. Dadurch, daß m an mehr Formen in Betrieb hält, muß man m it häufigeren Störungen rechnen, man braucht mehr Wasser zur Kühlung und schafft eine zweite Ver­

brennungszone. Der Koksverbrauch je t Roheisen muß auf alle Fälle höher werden, und außerdem wird die Frisch­

wirkung stören. Bei der Erzeugung von Gießerei-Roheisen muß man z. B. ohne weiteres 8 bis 10 % Koks mehr setzen, wenn man nach der Inbetriebnahme der Notformen dieselbe Eisensorte erblasen und beibehalten w ill wie vorher.

Maßgebend für die Frage, ob man M inette vor der Ver­

hüttung stückig m acht oder nicht, is t die w ir t s c h a f t l ic h e S e it e . Sie hängt w esentlich von dem jeweiligen Kokspreise ab ; wenn z. B. eine Koksersparnis von 3 % beim Großver­

such wie in Brebach erm ittelt wird, darf man für die Zer­

kleinerung bei einem Aufwand von 20 J tJ l für Koks je t Roheisen nur 0,60 fRJl auswerfen. D ie H öhe der Koks­

ersparnis wird m it dem A nteil der feuerbeständigen Minette am Möller steigen. D ie Erfahrungen über den Staubentfall lassen es geraten erscheinen, neben der Zerkleinerung der Minetten auch gleichzeitig alles Feingut aus dem Möller zu entfernen, das bei dem heutigen Begichtungsverfahren oft zu Störungen Anlaß gibt. D as Feinerz wird am besten ge­

sintert, denn daß die Agglomerate auch im Minettegebiet den Hochofengang nur günstig beeinflussen müssen, das zeigen die von H. B io m e2) m itgeteilten Betriebszahlen aus Ilsede und besonders auch die neuesten Erfahrungen der R öchling’schen Eisen- und Stahlwerke, die ihrem Möller bis zu 30 % Agglomérat zusetzen. Auf alle Fälle müssen die Erfolge im verbesserten Ofengang so groß sein, daß die nicht unerheblichen Mehrkosten für Zerkleinerung und Stückig- machung gedeckt sind. Ist dieses der F a ll, dann ist der Weg l'reigegeben, auf dem man in den vorhandenen Ofeneinheiten auch im M inettegebiet trotz des schlechten Erzausbringens größere Tagesleistungen erzielen kann.

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An dieses kurze Rollgangstück schließt sich auf jeder Seite dann der eigentliche Walzrollgang an, der in bekannter Weise leicht kegelige Sclimiedestahlrollcn hat, die

die neben K ohlenstoff noch andere Legierungsbestandteile enthalten. Des weiteren g ilt auch die Mathewssche Angabe nicht für alle Sonderstähle, da bei dem

flächentemperatur des Walzgutes verlangt, die sich, wie aus den Versuchen hervorging, durch schärfere Beheizung im Ziehherd stark steigern läßt, so nimmt man

mal versenkt oder teilw eise übermauert. Schließlich müssen auch die Kettenräder m it reichlichen Zahnzwischenräumen versehen sein, dam it die im Ofen sich dehnende

Im Jahre 1931 haben sich bekanntlich der Verein deutscher Eisenhüttenleute, der Verein deutscher Ingenieure, die Deutsche Gesellschaft für Metallkunde und der Verein

Der Ansicht von Herrn Herzog kann ich nicht beistimmen, daß nämlich bei dem Unterschied im Abbrand nur der Erzeinsatz gerechnet werden darf. Es handelt sieb doch

riumsversuche und stellen das Ergebnis ganz außer Zweifel, so daß die für die Praxis wertvolle Tatsache der erhöhten W itterungsbeständigkeit gekupferten Stahles

schnitt zugelassen wird. Die in diesem Frühjahr getroffene Regelung über die Berücksichtigung des Verlustvortrages kann den berechtigten Ansprüchen der W irtschaft