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Stahl und Eisen, Jg. 49, Heft 11

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STAHL UND EISEN

Z E I T S C H R I F T F Ü R DA S D E U T S C H E E I S E N H Ü T T E N W E S E N

Herausgegeben vom \ erein deutscher Eisenhüttenleute G eleitet von Dr.-Ing. D r. mont. E. h. O . P e t e r s e n

unter verantw ortlicher Mitarbeit von Dr. J.W. Reichert und Dr.M. Schlenker für den wirtschaftlichen Teil

H E F T 11 14. M A R Z 1 9 2 9

49

- J A H R G A N G

Mikroskopische Zusam m ensetzung und Gefüge verschieden vorbehandelter Thomasschlacken und ihre Beziehungen zur Zitronensäurelöslichkeit.

Von H. S c h n e id e r h ö h n in Freiburg L Br.

[M itteilung aus dem M ineralogischen I n s titu t der U niversität F reib u rg i. B r.]

[B ericht N r. 160 des Stahlw erksausschusses des Vereins deutscher E isenhüttenleute.]

(Aufgabenstellung. Untersuchte Proben. D ie mikroskopisch erkennbaren Gemengteile. Untersuchung des Gefüges.

Temperungsversuche. D ie N a tu r der in den untersuchten Thomasschlacken vorhandenen Gemengteile. Versuche zur Abtrennung der einzelnen Gemengteile und Berechnung ihrer Zusammensetzung. Zusammensetzung der kristallisierten

Oxyde. Zerfallserscheinungen. Weitere Forschungsaufgaben.)

D

ie seit dem Jahre 1879 in großen Mengen anfallende Thomasschlacke ist in ihrem W esen noch sehr wenig bekannt. Am unbekanntesten ist der Aufbau der Thomas- schlacke. Auf die Fragen: W elche festen Phasen („K ristall­

arten“ oder „Gem engteile“) befinden sich in dieser hetero­

genen Schlacke ? Sind überhaupt alle Gemengteile kristalli­

siert? Oder ist immer oder nach gewisser Vorbehandlung noch Glas vorhanden? war noch keine A ntwort zu geben.

Das Gefüge ist nicht bekannt und natürlich auch nicht der Einfluß der Abkühlungsgeschwindigkeit oder einer anderen Vorbehandlung auf die N atur und das Gefüge der aus­

geschiedenen Kristallarten. Man kennt auch das H aupt­

system C’a 0 -P20 5-S i0 2 noch nicht einmal im rohen Umriß.

Es kommt hinzu, daß die technischen Thomasschlacken noch wesentliche Mengen Eisen- und M anganoxydul, Magnesia und auch noch E isenoxyd und Tonerde enthalten. Sie verwickeln das System vmd erschweren den schaubildlichen Ueberblick.

Es finden sich zwar mehrere A rbeiten, zum Teil schon recht früh, welche die in Lunkerräumen der Thomasschlacke frei einragenden Kristallarten kristallographisch, optisch und chemisch behandelt haben. Es fehlt aber so gut wie immer der Hinweis, ob das nur seltene Drusenbildungen waren, oder ob diese K r is ta ll a r te n auch in der dichten Schlacke erscheinen und, wenn dies der F all ist, in welchen Mengen und Ausbildungsformen sie Vorkommen. Dies ist aber betrieblich allein w ertvoll, nicht die Beschreibung ver­

einzelter und seltener Kristallfunde in Lunkern.

Auf Anregungen des Kaiser-W ilhelm -Instituts für Eisen­

forschung und des Vereins deutscher Eisenhüttenleute wurden nun an Betriebsschlacken, deren Zusammensetzung, Vorbehandlung und Zitronensäurelösliehkeit genau bekannt war, mikroskopische Untersuchungen angestellt, über die nachfolgend berichtet werden soll1).

Die bislang unbekannten oder zum m indesten ganz unsicheren Gefügebestandteile m ußten zunächst erst einmal ihrer Natur nach festgestellt werden. D ie Schwierigkeiten der Untersuchung von D ünnschliffen infolge der äußerst feinen Verwachsung und der hohen Brechungsexponenten der Bestandteile wurden dadurch behoben, daß von allen

v) N ähere A ngaben siehe M itt. K .-W .-In st. Eisenforsch. 10

<1928) S. 213/23.

44 X I .J0

Proben A n s c h l i f f e nach dem für Erze gebräuchlichen Ver­

fahren gemacht und im Erzmikroskop bei auffallendem Licht untersucht wurden. Sie wurden zur Feststellung des Gefüges und zum Vergleich der Zusammensetzung der ein­

zelnen Proben ausschließlich verwendet.

D ü n n s c h l i f f e , die wegen der hohen Brechungs­

exponenten der Bestandteile besonders vorbehandelt waren, wurden nur benutzt, um die optischen Verhältnisse der ein­

zelnen Bestandteile festzustellen. Ferner wurden zahlreiche Pulverpräparate untersucht.

N eben dieser eigentlichen Aufgabe m ußten aber noch bei der N euheit des Gegenstandes weitere Untersuchungen gem acht werden. So wurde besonders auf Z e r f a l l s e r s c h e i ­

n u n g e n im M ik r o g e f ü g e geachtet. Es spielt ja in dem Schrifttum die Vermutung eine große Rolle, daß ein Schlak- kenbestandteil 6 CaO • P 20 5 • SiOä bei langsamer Abkühlung in ein Gemenge von 5 CaO • P20 5 • S i0 2 und CaO zerfiele.

Endlich wurden L ö s l i c h k e i t s v e r s u c h e angestellt, um gewisse Gefügebestandteile zu isolieren und dann durch Analyse ihre Zusammensetzung festzustellen.

Dagegen war nicht beabsichtigt und konnte in der kurzen, zur Verfügung stehenden Zeit und bei den großen Ver­

suchsschwierigkeiten auch nicht beabsichtigt werden, auch nur Teilschnitte aus dem System C a0-P20 5-S i0 2 physi­

kalisch-chemisch zu untersuchen.

U n t e r s u c h t e P r o b e n .

Von einem m itteldeutschen Thomaswerk wurden zur Untersuchung folgende Thomasschlackenproben zur Ver­

fügung gestellt:

A. K o n v e r t e r s c h l a c k e , o h n e K i e s e l s ä u r e z u s a t z , wie sie im Stahlwerk des betreffenden Werkes gew öhn­

lich entfällt.

B. K o n v e r t e r s c h l a c k e m i t K i e s e l s ä u r e z u s a t z , der als Sand in den Konverter gegeben wurde.

Von jeder der beiden Proben waren folgende Abkühlungs­

zustände hergestellt worden:

I. Langsam abgekühlt in einer heißen eisernen Kokille (sogenannte Tulpe).

II. Schnell in Luft abgekiihlt durc h dünnes Aufgießen der Schlacke auf ein Blech.

III. Plötzlich in Wasser abgekiihlt durch Eingießen der Schlacke in kaltes Wasser.

345

(2)

3 4 6 S t a h l u n d E i s e n . Mikroskopische Zusammensetzung und Gefüge vorbehandelter Thom assM aeken. 4 9 . J a h r g . N r . 11

Z a h len ta fel 1. C h e m i s c h e Z u s a m m e n s e t z u n g d e r u n t e r s u c h t e n T h o m a s s c h l a c k e n .

P ro b e A K o n verterscblacke

ohne Zusatz

P robe B K o nverterschlacke

m it Sandzusatz

S iO ,...% 4,00 9,45

A U O ... % 0,84 1,09

4,86 2,14

FeO ...% 14,79 10,80 M n O ... % 5,58 5,35

M g O ...% 3,70 3,74

CaO ...% 45,87 45,29 P J ) , ... % 20,06 22,10 S ... % 0,25 0,21

99,95 100,17

Probe A I .

Abbildung 1.

P olierter Anschliff, u n g eätzt.

x 250

Die Temperatur der Schlacke im Konverter betrug etwa 1520° (ohne Korrektur). Die Proben wurden in einer Menge von je etwa 2 kg m it einem Schöpflöffel entnommen.

D ie chemische Zusam­

mensetzung der Proben A und B ergibt sich aus Zahlentafel 1.

Das Roheisen enthielt beim Versuch A: 2,59 % P, 1,58 % Mn und 0,32 % Si, beim Versuch B : 2,60 % P, 1,49 % Mn und 0,29% Si.

D ie in einer Kokille langsam abgekühlten Pro­

ben A I und B I sind über faustgroße dichte, feste Stücke, von schwach an­

gedeuteter strahlig-faseri- ger Beschaffenheit.

Die schnell abgekühl­

ten, auf ein Blech ausge­

gossenen Proben A II und B II sind 4 bis 6 mm dicke, ebene Platten, auf deren Querbruch die senkrecht verlaufende Faserung un­

deutlich zu sehen ist.

Die in Wasser gegosse­

nen Proben A I I I und B I I I sind 1 bis 2 min dicke, mannigfach gekrümmte Granalien m it glänzender Oberfläche. Ein faseriges Gefüge ist nicht zu be­

merken. Einige Stücke der Probe A I I I fangen nach mehreren W ochen Stehens

in der trockenen warmen Laboratoriumsluft an, zu einem grauen Staub zu zerfallen.

Sonst sind die entsprechenden Proben A und B äußerlich ganz gleich. Alle Proben sind sehr fest und zäh und haben die schokoladebraune Farbe der gewöhnlichen Thomasschlacke.

D ie m i k r o s k o p is c h e r k e n n b a r e n G e m e n g t e ile . Im D ü n n s c h l i f f sind drei Gefügebestandteile zu er­

kennen, deren optische Eigenschaften und Erscheinungs­

formen in der ausführlichen Arbeit eingehend beschrieben werden.

G e m e n g t e i l 1 ist farblos und trüb durchsichtig, optisch anisotrop. Er spielt überall die Rolle der Grund­

masse. Er ist ganz voll von allerkleinsten Einschlüssen.

Der Gemengteil bildet größere, ganz unregelmäßig be­

grenzte, roh stenglige, einheitliche Gebilde, die ungefähr senkrecht zu den Abkühlungsflächen stehen und das strah- lige Gefüge der Schlacke hervorrufen. Er kom m t in allen untersuchten Proben vor.

Ein zweiter, ebenfalls farbloser, aber stets sehr klarer und einschlußfreier Gefügebestandteil, G e m e n g t e i l 2, ist in langen schm alen Tafeln in den ersten Gemengteil hineingewachsen. Er kristallisiert anscheinend triklin und kom m t nur in den Proben A ziemlich häufig vor, selten in der Probe B III. In den Proben B I und B II fehlt er ganz.

Die als G e m e n g t e i l 3 zusam mengefaßten Bestandteile sind nicht einheitlich. Es handelt sich um kristallisierte dunkelgefärbte, gelbe, rote bis braune hochlichtbrechende, optisch isotrope Massen, und zwar entweder isolierte rund­

liche oder oktaedrische Körner oder verästelte Gebilde.

Sie sind in allen Proben in reichlichem Maße vorhanden und rufen die schokoladebraune Farbe der Thomasschlacke hervor.

X 250 X 250

A bbildung 2.

Probe A I I . P o lierter Anschliff, ungeätzt.

Probe A I I I .

Abbildung 3.

P olierter Anschliff, ungeätzt.

A bbildung 4.

P robe B I. P o lierter Anschliff, ungeätzt.

Von weiteren Gemengteilen kom m t nur ab und zu ein Kügelchen eines Sulfids, wahrscheinlich M a n g a n s u 1 f i d, vor.

In A n s c h l i f f e n (A b i. 1 bis 6) kann man dieselben Gemengteile durch verschiedene Härte und verschiedenes Reflexionsvermögen und auch durch ihre verschiedene W iderstandsfähigkeit gegenüber A etzm itteln, vor allein gegen Zitronensäure, unterscheiden.

Das A e t z v e r h a lt e n der Gemengteile im Mikroskop gegen 2prozentige Zitronensäure bei 5 s langer Einwirkungsdauer wurde geprüft, um die Zitronensäurelöslichkeit der einzelnen Gemengteile unmittelbar sehen und vergleichen zu können.

Gemengteil 2, die langen schmalen Tafeln, wurde sehr stark angeätzt m it einer kräftigen Kornätzung. Etwas weniger kräftig, aber doch sehr deutlich, wurde ferner dabei der Gemengteil 1 angeätzt. Gar nicht angegriffen wurden durch

(3)

14. M ä r z 1 9 2 9 . M ikroskopische Zusammensetzung und Gefüge vorbehandelter Thomasschlacken. Stahl u n d E i s e n . 3 4 7

die bescliriebene Aetzung die Gemengteile 3. Sie lieben sich infolgedessen m it starkem Relief von den angeätzten Teilen ab (Abb. 7 und 8 ).

In s t ä r k e r e n S ä u r e n ist die Aetzwirkung so stark, daß die Anschliffe unbrauchbar werden. Dann werden auch die Gemengteile 3 angegriffen.

Die m ik r o c h e m is c h e P r ü f u n g der Dünnschliffe zur qualitativen Feststellung der Zusammensetzung der ein­

zelnen Gemengteile wäre von erheblichem N utzen gewesen.

Bei der außerordentlich engen Verwachsung der Gemengteile konnten hierbei aber nur solche Verfahren in Anwendung kommen, die eine genau örtlich begrenzte W irkung haben.

Von den vorhandenen Bestandteilen, deren örtliche Be­

grenzung wichtig ist, konnte nur K i e s e l s ä u r e mikro­

chemisch im Dünnschliff nachgewiesen werden. Es ging daraus hervor, daß nur der Gemengteil 1 wesentliche Ge­

halte an Kieselsäure hat.

X 250

A bbildung 5.

Probe B I I . P olierter Anschliff, u n g eätzt.

x 250

P robe B I I I

Abbildung 7. Probe B I. P o lierter Anschliff, geätzt, 5 s m it 2prozentiger k a lte r

Zitronensäurelösung.

Eine gleich gute örtlich begrenzte Reaktion auf Phosphor­

säure und Kalk gibt es leider nicht. Doch wurden an isolierten Stückchen der drei Gemengteile die üblichen mikrochemischen Phosphorsäure- und K alzium oxyd-Reak­

tionen ausgeführt. Das Ergebnis war, daß Gemengteile 1 und 2 sehr viel Phosphorsäure und K alk enthielten; Gemeng­

teil 3 enthielt Phosphorsäure nur in Spuren, die sich wohl als Verunreinigung m it anhaftenden Stückchen von Ge­

mengteil 1 oder 2 erklären, so daß augenscheinlich die Gemengteile 3 phosphorsäurefrei sind. Kalk fand sich auch in Gemengteil 3 in erheblichem Maße.

D a s G e fü g e .

Als Gefüge bezeichnet man die Gesamtheit der formalen Ausbildung der Gemengteile eines Aggregats und die räum­

liche Anordnung und Verteilung der Gemengteile innerhalb des Aggregats.

Das „Gefüge“ wird zweckmäßig in die zwei Unter­

begriffe „Struktur“ und „Textur“ aufgespalten. D ie S t r u k t u r oder das g e n e t i s c h e G e fü g e begreift in sich den Grad der Formentwicklung der kristallisierten Gemeng­

teile eines Aggregats, deren Größenmaße und die daraus folgende gegenseitige Abgrenzung. D ie T e x t u r oder das r ä u m l ic h e G e f ü g e um faßt die stereometrische Ordnung der Gemengteile, ihre räumliche Anordnung und Ver­

teilung, und ihre Raumerfüllung.

Das Gefüge der vorliegenden Proben von Thomas­

schlacke ist zunächst verschieden, je nachdem ob gewöhn­

liche (Proben A) oder gekieselte Konverterschlacke (Pro­

ben B) vorliegt, und zwar sind es vor allem Strukturunter­

schiede, welche die Proben Aund Bvoneinander unterscheiden.

D ie verschiedenen Abkühlungszustände jeder Probe zeigen

x 250 untereinander in der einen Beziehung ähnliche bis fast gleiche Strukturen, in a n ­ derer Beziehung aber unter­

scheiden sie sich wesentlich.

A uch die Texturen sind in den verschiedenen Abküh­

lungszuständen zum Teil andere, und zwar so, daß derselbe Abkühlungszu­

stand in den beiden Proben durch dieselbe Textur ge­

kennzeichnet ist.

Für die S t r u k t u r e n t ­ w i c k l u n g ist die Reihen­

folge der Ausscheidung der einzelnen Gemengteile aus dem Schmelzfluß von aus­

schlaggebender Bedeutung.

Sehr gut ist eine solche Reihenfolge in den Proben A zu erkennen. D ie älte­

sten, fast ganz eigenge- staltigen Kristalle sind die Gemengteile 3. Der Zweit­

älteste Gem engteil ist 2 . Die strukturlose, fremdge- staltige Grundmasse da­

zwischen wird von Ge­

m engteil 1 eingenommen, der nirgends m it eigenen Kristallformen auftritt. Er bildete also die zuletzt er­

starrte Restschmelze.

Diese Strukturformen kehren bei allen Abkühlungs­

zuständen wieder, wie Abb. 1 , 2 und 3 zeigen. Man kann sie als die übliche Ausscheidungsstruktur bezeichnen.

W enn zwei oder mehr Gemengteile nicht hintereinander, sondern gemeinsam auskristallisieren, d. h. bei der eutek­

tischen Kristallisation, entstehen die „ E u t e k t s t r u k - t u r e n “ . Eine solche Eutektstruktur liegt bei den Proben B vor. Hier fehlt Gemengteil 2 , während Gemengteile 3 und 1 zusammen als E utektikum auskristallisiert sind. Wie Abb. 4, 5 und 6 zeigen, bleibt diese Eutektstruktur unbe­

kümmert um die Abkühlungsgeschwindigkeit bestehen.

W enn eine große Zähigkeit der Schmelze zusam menfällt m it einer kleinen Kernzahl (Anzahl der neugebildeten Kristallkerne je Zeiteinheit) und einer geringen W achstum s­

geschwindigkeit dieser Kristallkerne, tritt leicht Unter- Abbildung 6.

P o lierter Anschliff, u ngeätzt.

x 250

A bbildung 8. P robe A I . P o lierter Anschliff, geätzt, 5 s m it 2prozentiger k a lte r

Z itronensäurelösung.

(4)

3 4 8 S t a h l u n d E i s e n . Mikroskopische Zusammensetzung und Gefüge vorbehandelter Thomasschlacken._______4 9 . J a h r g . Nr. 11.

kühlung ein, die nicht mehr aufgehoben werden kann, wenn die Abkühlungsgeschwindigkeit eine gewisse Größe erreicht.

E s erstarrt dann die ganze Schmelze oder ein Teil als G la s.

Im ersten F all ist dann die Struktur glasig, während sie bei völligem Fehlen von Glas als „ h o l o k r i s t a l l i n “ oder

„ v o l l k r i s t a l l i n “ bezeichnet wird. Eine Zwischenstufe, bei der nur eine Restschmelze glasig erstarrt, heißt „ h y p o ­ k r i s t a l l i n “ . Die vorliegenden Schlackenproben sind ganz kristallin erstarrt und Glas fehlt völlig. Auch in den augen­

blicklich abgekühlten Schlacken A I I I und B III konnte kein Glas nachgewiesen werden.

W enn im Laufe der Erstarrung früher ausgeschiedene Kristallarten in der Restschmelze unbeständig werden, zer­

fallen sie. Sie werden aufgelöst oder angefressen, und neue Kristallarten bilden sich ( „ in k o n g r u e n t e s R e a k t i o n s ­ s c h e m a “ im Sinne der physikalisch-chemischen Gleich­

gewichtslehre). In keiner der vorliegenden Proben der Thomasschlacke ist auch nur eine Andeutung solcher Reaktions- oder Resorptionsstrukturen zu bemerken. Ich möchte dies ausdrücklich hervorheben, weil die meisten Forscher, die sich seither m it der Konstitution der Thomas­

schlacke beschäftigt haben, Zerfallsvorgänge und Abspal­

tungen von freiem Kalk annehmen. Es kann als sicher an­

genommen werden, daß die vorliegenden Proben Gleich­

gewichtszustände darstellen, was auch durch die noch zu besprechenden Temperungsversuche bestätigt wurde.

Eine weitere Struktureigenheit bezieht sich auf die K o r n g r ö ß e . Ein Blick auf Abb. 1 bis 3 und 4 bis 6 zeigt, daß, wie sonst meistens, so auch in den vorliegenden Proben sich die Korngröße gesetzmäßig m it der Abküh­

lungsgeschwindigkeit verringert. Das gilt sowohl für die nacheinander erfolgten Kristallisationen der Proben A als auch die gleichzeitig eutektisch kristallisierten Proben B.

Ueber die Aenderung der Korngrößen in den einzelnen Proben gibt nachfolgende Zahlentafel 2 Aufschluß.

Z ah len ta fel 2. M i t t l e r e Q u e r s c h n i t t e ( D i c k e n m a ß e ) d e r G e m e n g t e i l e i n d e n u n t e r s u c h t e n P r o b e n .

M ittlerer Q u ersch n itt in m m

P ro b en A P ro b en B

r II I I I I n I I I

G em engteil 1 G em engteil 2 G em engteil 3

5 0,5 0,01

2 0,1 0,005

1 0,05 0,001

0,1 0,01

0,05 0,001

0,02 0,0005 Zur Kennzeichnung der T e x t u r e n muß zunächst die räumliche Anordnung und Verteilung der Gemengteile be­

trachtet werden. Wie bei den meisten Schlacken, bei denen säulig oder tafelig ausgebildete Gemengteile vorhanden sind, so sind auch hier deutlich gerichtete Texturen vor­

handen, dadurch, daß die längste Achse dieser Gemengteile auf den Abkühlungsflächen senkrecht steht. So ergibt sich in bezug auf den M ittelpunkt oder die Mittelachse des Schlackenkörpers eine roh zentrische Textur. Besonders deutlich ist dies naturgemäß bei den langsam abgekühlten Proben A I und B I zu sehen. Aus demselben Grunde sind die Proben A II und B II parallelfaserig.

Die zweite Textureigentümlichkeit bezieht sich auf die R a u m e r f ü l lu n g , ob die kristallisierten Gemengteile allein den Gesamtraum ausfüllen, oder ob mehr oder weniger große lufterfüllte Poren, Blasen, Lunker und Hohlräume sich darin finden. Aeußerlich betrachtet sieht die Thomas­

schlacke der vorliegenden Proben ganz dicht aus. Nur in der Mitte sind manchmal einige wenige erbsengroße Blasen­

hohlräume. Im Mikroskop sieht man aber, vor allem bei der Untersuchung der Anschliffe, daß alle Proben eine klein­

poröse Textur besitzen. In den Proben A III und B III kommen dazu noch zahlreiche kreuz und quer unregelmäßig verlaufende feine Risse.

T e m p e r u n g s v e r s u c h e .

Die am langsamsten abgekühlten Proben A I und B I wurden in nußgroßen Stücken längere Zeit auf hohe Tem­

peratur erhitzt und langsam abgekühlt, um die etwa vor­

handenen Ungleichgewichte im Mineralbestand und die dadurch entstehenden Gefügeänderungen festzustellen.

Mehrere Versuche gingen bis 750°, andere bis 1400° und blieben 7 h bzw. 2 h auf diesen Temperaturen m it einer An­

heizzeit von 2 h. Die Abkühlungszeit betrug 7 h bzw. 10 h.

Die Stücke waren alle fest und hart geblieben, eine Ver­

änderung war äußerlich nicht zu merken. B ei beiden Proben, A I und B I, war bei allen Temperungsversuchen der M i n e r a l b e s t a n d gleichgeblieben. In A I sind die

X 250

A bbildung 9. P robe B I . P o lierte r Anschliff, u ngeätzt. 7 h auf 75Ö 0 erh itzt.

Gemengteile 1, 2 und 3 in ihren optischen Eigenschaften innerhalb der mikroskopisch feststellbaren Grenzen gleich­

geblieben, und in B I is t dasselbe von den Gemengteilen 1 und 3 zu sagen.

Das G e f ü g e ist in B I fast gleichgeblieben, wie der Vergleich der A b i. 4 und 9 zeigt. Sowohl die Größe der Gemengteile als auch ihre kennzeichnende Eutektstruktur blieben erhalten.

Eine wesentliche Gefügeänderung ist dagegen durch das Tempern bei den Proben A I eingetreten, wie der Vergleich der A l l . 1 (unbehandelt), 10 (bei 750° 7 h lang getempert) und 11 (bei 1400° 2 h lang getem pert) zeigt. Die Textur ist geblieben, aber die Korngrößen haben sich verdreifacht bis verfünffacht. Es kom m t dies besonders auffällig bei den einzelnen Gliedern der Gemengteile 3 heraus. Die Dif­

fusionsgeschwindigkeit ist hier ungewöhnlich groß, und die Kornvergrößerung oder die „Sam m elkristallisation“ ist sehr erheblich.

Anzeichen für einen Zerfall eines Gemengteiles konnten nicht gefunden werden.

Es ist som it anzunehmen, daß die Gemengteile der beiden Proben Gleichgewichtszustände darstellen, die den Stoffkonzentrationen der beiden Proben entsprechen.

D ie N a t u r d er in d e n u n t e r s u c h t e n T h o m a s ­ s c h l a c k e n v o r h a n d e n e n G e m e n g t e i le . Wenn man die mikroskopischen Kennzeichen der Ge­

mengteile m it den Angaben im Schrifttum vergleicht, so kann man die Gemengteile 2 und 3 m it großer Wahrschein­

lichkeit festlegen.

Gemengteil 2 ist Tetrakalziumphosphat, 4 CaO • P a0 5.

Dieser Gemengteil wurde 1883 von G. H i l g e n s t o c k 3) in 2) St. u. E . 3 (1883) S. 498; 6 (1886) S. 525/31.

(5)

14. M ärz 1929. M ikroskopische Zusammensetzung und Gefüge corbehandelter Thomasschlacken. S t a h l u n d E i s e n . 3 4 9

der Thomasschlacke entdeckt und wurde 1911 von K ro ll» ) ihm zu Ehren als „H ilgenstoekit“ benannt.

In den untersuchten Proben kom m t der Hilgenstoekit nur in den nichtgekieselten Proben A vor.

Die Gemengteüe 3 sind doppelter A rt: die undurchsich­

tigen Oktaeder gehören zu der Gruppe der Magnerite bzw.

Ferrite, und die gelbbraun bis rotbraun durchsichtigen, hochlichtbrechenden optisch isotropen Körner und Oktaeder sind kristallisierte Oxyde, und zwar Mischkristalle bzw.

Gemenge von Mischkristallen aus CaO, MgO, MnO, FeO.

Alle sind regulär, kristallisieren m eist in Oktaedern und sind in Säuren löslich.

A icht ohne weiteres ist der stoffliche Aufbau des Ge­

mengteiles 1 zu erkennen. Aus der Berechnung der Analysen

X 350

A bbildung 10. P ro b e A I. P o lierte r Anschliff, u n g e ätzt. 7 h bei 750 • g etem p ert.

auf Grund der Zusamm ensetzung der beiden anderen Ge­

mengteile wird der Gem engteil 1 ein K alzium -Siliko- phosphat sein. Im Schrifttum herrscht aber über die Zu­

sammensetzung der Silikophosphate der Thomasschlacke gar keine rebereinstim m ung4).

Kroll gibt z.B. an als Silikophosphate der Thom asschlacke:

S ilikokam otit 5 CaO • P30 ä • S i0 3 Steadit 11 CaO • 3 P30 5 • S i0 3 Thomasit 6 CaO • 2 FeO • PjO* • SiO..

Eine zur Bestim m ung brauchbare mikroskopische, kristallographisch-kristalloptisehe Kennzeichnung fehlt in den seitherigen Arbeiten gänzlich.

Auf optisch-mikroskopischem W ege konnte som it wegen mangelnder Kenntnis der in Frage komm enden Verbin­

dungen von Kalk, Kieselsäure und Phosphorsäure nicht entschieden werden, welche Zusamm ensetzung der Haupt- gemengteil der vorliegenden Thomasschlackenproben hat.

V e r s u c h e z u r A b t r e n n u n g d e r e i n z e l n e n G e m e n g ­ t e i l e u n d d ie B e r e c h n u n g ih r e r Z u s a m m e n s e t z u n g . Bei dieser Sachlage blieb zur Entscheidung dieser Frage nur übrig, eine Trennung der einzelnen Gem engteile auf

J) J . Iro n Steel In st. 54 (1911) S. 126/87.

*) Auf die von den m eisten V erfassern g eb rau ch ten „K on- stitutions“ -Form eln gehe ich n ic h t ein. E s b ra u ch t wohl nicht weiter gezeigt zu w erden, d aß es ganz abw egig is t, einer hom o­

genen k ristallisierten V erbindung von d e r d ualistischen B ru tto ­ formel 5 CaO • P , 0 5 • S i0 3 die Z usam m ensetzung 3 CaO ■ P äOj + 2 CaO • S i0 2 oder 4 CaO • P 30 ä -f- CaO • SiOä zu geben.

Ebenso h a t es keinen Sinn, in dem obigen hom ogenen Siliko- phosphat dreibasische oder vierbasische P ho sp h o rsäu re zu suchen und darü b er zu sprechen, ob T rio p h o sp h at 4- O rthosilikat oder T etraphosphat -j- M etasilikat vorliegt. Solange ü b e r die den Silikophosphaten der Thom asschlacke zugrunde liegende Säure nichts N äheres bekannt ist, h a t eine K onstitu tio n sfo rm el keinen Sinn. Der derzeitige S ta n d der K en n tn isse w ird hier (wie auch in der Silikatchemie) am besten d urch die d ualistische Schreib­

weise wiedergegeben.

mechanischem oder chemischem W ege zu versuchen, um die reinen isolierten Gemengteile analysieren zu können.

E ine Trennung der feingepulverten, aber entstaubten Schlacke m ittels schwerer Lösungen mißlang.

D ie c h e m i s c h e T r e n n u n g d e r G e m e n g t e i le wurde m it verschiedenen Säuren versucht, bei verschiedenen Kon­

zentrationen und Einwirkungszeiten. A ach vielfältigen Ver­

suchen wurde ^ HCl als das geeignetste Lösungsm ittel ge- O

funden, das in der 40faehen Menge der auf 0,2 mm gepul­

verten und entstaubten Schlacke 45 sek lang angewandt wurde. Es zeigte sich im Mikroskop, daß gewisse kleine Mengen der Gemengteile 3 allerdings auch schon in Lösung gegangen waren. Sie waren oft schon in ihren allerfeinsten

X 350

A bbildung 11. P robe A I. P o lierter Anschliff, u n g eätzt. 2 h bei 1400 • getem p ert.

Verästelungen abgerundet. Auch war hierbei noch nicht die ganze Menge der anderen Gemengteile q u antitativ in Lösung gegangen, ein geringer R est war noch ungelöst.

In der Probe B war augenscheinlich die Trennung, trotz des viel größeren Verwachsungsgrades, am besten gelungen.

Weniger scharf ließ sich, wie schon im Mikroskop zu sehen war, die Trennung der Bestandteile in A durchführen. Hier waren die Lösungsgeschwindigkeiten der einzelnen Gemeng­

teile einander viel ähnlicher als in B.

D ie quantitative A nalyse der nach obigem Verfahren erhaltenen Lösungen wurde von H . G ill im chemischen Laboratorium des hiesigen M in e r a l o g is c h e n I n s t i t u t s ausgeführt5). D ie Ergebnisse zeigt Zahlentafel 3.

Z a h le n ta fe l 3. L ö s l i c h e A n t e i l e v o n T h o m a s s c h l a c k e v o n 0 ,2 5 m m K o r n g r ö ß e i n — n - S a l z s ä u r e b e i Z i m m e r -

O

t e m p e r a t u r n a c h 45 s e k l a n g e r E i n w i r k u n g .

P ro b e A I P rcfce B I

G ew icht o//O

ilo I e tn U r - G«wich.t P r o p o r a c n e n oq

I lo l e k d a r - P ro p o rtio n e n S i O j ...

P ,O s ...

CaO ...

M g O ...

F e äO j ( + A ljO j) . . 6,60 22,37 68,15 Sp.

2,72

0,1095 12,45 0.1574 28,20 1,2151 57,56

- Sp.

— 1,37

0,2065 0,1985 1,0263

zu sa m m en 99,84 99,58 —

L öslicher A n te il a n d e r

G e sam tsch lack e % 73,85 70,05

Zur Berechnung wurde von verschiedenen Annahmen aus­

gegangen, die in der ausführlichen Arbeit näher erörtert sind.

5) D er X otgem einschaft der D eutschen W issenschaft, die H e rrn Gill ein Forschungsstipendium verliehen h a t u n d welche die E rzforschungsarbeiten am F reib u rg er M ineralogischen I n s titu t u n te rs tü tz t, sage ich verbindlichsten D ank.

(6)

3 5 0 S t a h l u n d E i s e n . Mikroskopische Zusammensetzung und Gefüge vorbehandelter Thomasschlacken._______40. Ja h rg . N r. 11.

Danach ergeben sich die in Zahlentafel 4 nieder- gegebenen gelösten Gemengteile.

Z ah len ta fel 4. G e m e n g t e i l e v o n B I , d ie d u r c h S a l z s ä u r e i n -i- n - L ö s u n g g e g a n g e n s i n d .

8 ___

G em engteil 1

= S ilik o k a rn o tit = 5 CaO • P 20 5 ' S i 0 2 = 96,29 %

n , ., „ f CaO ' = 1.92 %

G em engteil 3 = j = 1,39 %

_________ 99,58 % N icht so einfache Verhältnisse wie bei B ergibt die Be­

rechnung des gelösten Anteils in A. Hier sind in dem leichter löslichen Anteil: Gemengteil 2 ( = Tetrakalziumphosphat) und Gemengteil 1 ( = Silikokarnotit 5 CaO • P20 5 • S i0 2).

Ferner muß ein erheblicher Teil kristallisierten Kalkes aus den Gemengteilen 3 ebenfalls m it in ihre Lösung gegangen sein. Bei diesen Annahmen enthält die Lösung die in Zdhlentafel 5 aufgeführten Gemengteile.

Z ah len tafel 5. G e m e n g t e i l e v o n A I , d ie d u r c h - i - n - S a l z s ä u r e i n L ö s u n g g e g a n g e n s in d .

8 G em engteil 1

= S ilik o k a rn o tit = 5 CaO • P 20 5 • S i0 2 = 52,85 % G em engteil 2 = H ilg en sto ck it = 4 CaO • P 20 5 = 17,54 %

r, . .. „ / CaO = 26,70 %

G em engteil 3 = | _ 2,72 %

_________ 99,81 % B e r e c h n u n g der G e m e n g t e ile in d en G e s a m t ­

a n a ly s e n .

Nach denselben Annahmen ergibt die Berechnung der Gemengteile der Gesamtproben folgende in Zahlentafel 6 zusammengestellten Werte.

Z ah len tafel 6. B e r e c h n e t e G e m e n g t e i l e d e r G e s a m t ­ p r o b e n ( n a c h d e n A n a l y s e n g e m ä ß Z a h l e n t a f e l 1).

N am e F o rm el P robe A P robe B

S ilik o k a rn o tit . . . H ilg en sto ck it . . . K rista llisierte O xyde, ih re V erb in d u n g en u n d M ischkristalle

M anganblende . . .

5 CaO • P 20 5 • S i 0 2 4 CaO • P 20 6 C a O ...

M g O ...

F e O ...

M n O ...

A120 3 ...

F e 20 3 ...

M nS

32,03 27,45

39,65

0,68 75,19

24,33

0,57 99,83 100,09 D ie Ergebnisse dieser Berechnungen fügen sich sehr gut in das allgemeine Bild, das die mikroskopischen und anderen Beobachtungen ergeben haben.

D ie Z u s a m m e n s e t z u n g d er k r i s t a l l i s i e r t e n O x y d e ( G e m e n g t e ile 3) in b e id e n P r o b e n .

Es muß noch kurz auf die Verschiedenheit eingegangen werden, welche die kristallisierten Oxyde in beiden Proben hinsichtlich ihrer Zusammensetzung zeigen. Aus der obigen Berechnung ergibt sich Zahlentafel 7.

Z ah len ta fel 7. Z u s a m m e n s e t z u n g d e r G e m e n g t e i l e 3 ( k r i s t a l l i s i e r t e O x y d e ) i n d e n P r o b e n A u n d B.

A uf G esam tschlacke

b erec h n et Auf 100% berechnet

A B A B

CaO . . % 10,46 1,65 26,37 6,79

MgO . . ■ % 3,70 3,74 9,32 15,40

M nO . . • % 5,02 4,89 12,65 20,12

F eO . . ■ % 14,79 10,80 37,27 44,40

F e 20 3 . • % 4,86 2,14 12,24 8,81

A l20 :t. . • % 0,84 1,09 2,15 4,48

39,67 24,31 100,00 100,00

Der außerordentlich starke U nterschied im Kalkgehalt ist sein- bemerkenswert; er ist in den A-Proben beinahe viermal höher als in den B-Proben. Dafür ist anderseits in den B-Proben der E isenoxydul-, Manganoxydul- und Magnesiagehalt w esentlich höher als in den A-Proben.

D ie Z i t r o n e n s ä u r e l ö s l i c h k e i t d e r P r o b e n in ih r e r B e z ie h u n g z u r Z u s a m m e n s e t z u n g . Nach den Angaben des die Schlackenproben liefernden Werkes hatten die Proben die in Zahlentafel 8 festgestellte Zitronensäurelöslichkeit.

Z ah len tafel 8. G e s a m t p h o s p h o r g e h a l t u n d Z i t r o n e n ­ s ä u r e l ö s l i c h k e i t d e r a n g e l i e f e r t e n S c h l a c k e n p r o b e n .

A

C harge A I A I I A I I I

G e sa m t-P .,0 5-G e h a lt . . % Z itro n en säu relö slic h e P 2Oä %

20,06 16,79

19,93 19,98 16,59 16,87

19,96 14,24 Z itro n e n säu re lö slic h k e it in % 83,7 83,3 84,4 71,4

B

C h arg e ! B I B I I B I I I G esam t-P20 5-G ehalt . . . %

Zitronensäurelösliche P 20 5 %

22,10 21,90 20,75 21,00

22,10 21,87

21,72 21,18 Zitronensäurelöslichkeit in % 93,9 95,9 98,9 97,5

Die Unterschiede zwischen den einzelnen Teilproben von A oder B sind im allgemeinen (m it Ausnahme von AIII) sehr gering, so daß also die Abkühlungsgeschwindigkeit keinen Einfluß zu haben scheint. Dagegen haben alle gekieselten Proben B eine bedeutend bessere, zum Teil nahe an 100 % heranreichende Löslichkeit als alle ungekieselten Proben A.

Zu berücksichtigen ist dabei, daß es sich bei der Bestim­

mung der Zitronensäurelöslichkeit der Thomasschlacke nicht um eine eigentliche Löslichkeitsbestim m ung handelt, bei der eine von Temperatur und Konzentration abhängige kennzeichnende Stoffkonstante festgestellt wird, sondern um die Bestim m ung der L ö s u n g s g e s c h w i n d i g k e i t , also einer von vielen, nicht nachzuprüfenden Einflüssen stark ab­

abhängigen Veränderlichen.

Ferner scheint ein sehr wichtiger Um stand bis jetzt kaum oder eigentlich nie berücksichtigt worden zu sein, das ist die L ö s l i c h k e i t s b e e i n f l u s s u n g durch andere m it in Lösung gehende Ionen. Neben den Trägern der Phosphorsäure, dem Tetrakalziumphosphat bzw. dem Kalzium-Silikophosphat, gehen gleichzeitig noch die Gemengteile 3 m it in Lösung, und deren Lösungsgeschwindigkeit und Zusammensetzung kann im stande sein, die Lösungsgeschwindigkeit der Phos»

phorträger unter Umständen ganz erheblich zu beeinflussen.

Für die Löslichkeitsbeeinflussung durch gleichzeitig in Lösung vorhandene Ionen gilt die N e r n s ts c h e Regel, daß die Löslichkeit eines Elektrolyten durch einen zweiten mit einem gemeinschaftlichen Ion herabgesetzt wird. Durch Zufügung eines Elektrolyten m it anderen Ionen wird da­

gegen im allgemeinen die Löslichkeit eines Salzes erhöht.

Die Hauptverbindung der Thomasschlacke ist zweifellos das Kalzium -Silikophosphat 5 CaO • P20 5 • S i0 2. In der Zitronen­

säure ist aber auch das unter gewissen Umständen in der Schlacke vorkommende Tetrakalziumphosphat löslich, und ebenso besitzen die kalkhaltigen Oxyde eine gewisse Löslich­

keit in Zitronensäure. Alle drei Gem engteile senden also Kalzium -Ionen in die Lösung, d. h. sie setzen sich gegen­

seitig in ihrer Löslichkeit herab. Sie werden dies um so

(7)

1 4 . M ä r z 1 9 2 9 . M ikroskopische Zusammensetzung und Gefüge vorbehandelter Thomasschlacken. S t a h l u n d E i s e n . 3 5 1

mehr tun, je größer der A nteil Tetrakalziumphosphat in der Schlacke ist und je höher der Gehalt an Kalzium oxyd in den Oxyden ist.

Bei den untersuchten Proben war nun in den Proben A Tetrakalziumphosphat, in den Proben B fehlte es. Ferner war in den Proben A der Gehalt der Gemengteile 3 an Kalziumoxyd beinahe viermal größer als in den Proben B.

Eine verschiedene Löslichkeit des Kalzium -Silikophosphats in beiden Schlacken ist deshalb eigentlich ganz selbstver­

ständlich. Nur in der Schlacke B kom m t seine reine, fast lOOprozentige Löslichkeit zur Geltung, da hier andere kalk­

haltige Stoffe fast ganz fehlen. In der Schlacke A wird dagegen die Löslichkeit sehr stark zurückgedrängt, w eil sie weitere kalkhaltige lösliche Bestandteile in größerer Menge enthält.

Ich halte diesen Grund für die Hauptursache der ver­

schiedenen Löslichkeiten verschiedener Thomasschlacken.

Wenn dieses richtig ist, muß der Höchstwert der Löslichkeit in denjenigen Schlacken erreicht sein, wo nur gerade so­

viel Kalziumoxyd vorhanden ist, wie zur Bindung von 5 CaO • P20 5 • S i0 2 hinreicht, in denen also die gesamten Gemengteile 3 nur aus Magnesia, Manganoxydul, Eisen­

oxydul usw. bestehen. Einen Hinweis, daß dies tatsächlich der Fall ist, gibt die Bemerkung von F. W. D a f e r t 6) (1918), daß sich magnesiareiche Schlacken stets viel schneller lösen als magnesiaarme.

Auch die in der Erörterung des Vortrages von D u n k e l7) mitgeteilten Versuche von S ü ll w a l d (1926) sind wohl in demselben Sinne zu deuten. D anach wurde dem Thomas­

mehl 1 bis 150% feiner gebrannter K alk beigefügt. D abei sank der Prozentgehalt löslicher Phosphorsäure von 99 % auf 0 % . Es folgte zweifellos eine völlige Zurückdrängung der Löslichkeit des Silikokarnotits durch die sehr starke Vermehrung der Kalzium -Ionen infolge des Ueberschusses des leichtlöslichen, hochdispersen, gebrannten Kalkes.

Andere Gründe für die ungleiche Lösungsfähigkeit sind aus der vorliegenden Untersuchung nicht ersichtlich ge­

worden. Insbesondere sind die durch die Abkühlungs­

geschwindigkeit bedingten Gefügeunterschiede nicht so, daß aus ihnen erheblichere Löslichkeitsunterschiede ersicht­

lich wären.

Von B. O s a n n wurde bei der Erörterung der Arbeit von Dunkel (1926) die Meinung ausgesprochen, daß in den leichtlöslichen Schlacken ein E utektikum vorläge und daß

„eutektische Lösungen die größte Zitronensäurelöslichkeit besitzen“. E in E utektikum liegt tatsächlich vor in den leichtlöslichen Proben B, wie oben gezeigt werden konnte.

Daß ein Eutektikum aber die leichteste Löslichkeit von allen Mischungsverhältnissen der Gemengteile besäße, ist weder tatsächlich erwiesen, noch theoretisch abzuleiten.

Eine Schmelzpunkterniedrigung im eutektischen Erstar­

rungsbild ist nicht gleichbedeutend m it einer Löslichkeits­

verminderung der Gemengteile.

Noch ein W ort über den sogenannten „ f r e ie n K a lk “ , der in den Thomasschlackenanalysen analytisch m it Zucker­

lösung bestim m t zu werden pflegt. Ich glaube nicht, daß diese Bestimmung irgendeinen Sinn haben kann, denn m it Zuckerlösung nachweisbar ist nur das hochdisperse,

„amorphe“ K alzium oxyd (der „gebrannte K alk“), auch Kalziumhydroxyd. Irgendein chemisches Reagens zur Unterscheidung des A nteils an K alzium oxyd, der in den Thomasschlacken an Phosphorsäure bzw. Silikophosphor-

e) T. W . D a f e r t : G ew innung un d E igenschaften der Tho- niasschlacke in D o e l t e r , H an d b u ch der M ineralchemie, Bd. I I I (Dresden: Theodor Steinkopff 1918) S. 370/82.

’) Ber. Stahlw .-Aussch. V. d. E isenh. N r. 109 (1926).

säure gebunden ist, im Gegensatz zu dem A nteil an Kalzium­

oxyd, der als kristallisiertes Oxyd rein oder als Mischkristall m it anderen Oxyden vorhanden ist, dürfte nicht m ög­

lich sein.

Z e r f a ll s e r s c h e in u n g e n d er P r o b e A III.

W ie eingangs schon erwähnt, war die Probe A III nach einigen Wochen teilw eise zu einem trockenen Staub zer­

fallen. Die mikroskopische Untersuchung zeigte das Vor­

handensein zahlreicher Karbonatkörnchen von Kalzium und Magnesium, ferner waren sowohl die hellen Gemengteile 1 und 2 als auch die braunen Oxyde, Gemengteil 3, zum Teil umrindet von Neubildungen. Sie konnten nicht näher ge­

deutet werden.

Das Auftreten der Karbonate erklärt sich aus der B il­

dung von Kalzium hydroxyd aus K alzium oxyd und nach folgender Karbonatisierung. Daß dabei eine Zerrieselung eintreten muß, is t klar. Es ist verständlich, daß gerade die in Wasser gegossene Schlacke A I I I am ehesten diesen Zerfall zeigt.

D ie Natur und Entstehungsweise der anderen N eubil­

dungen ist nicht bekannt. U m sie kennenzulernen, müssen weitere planmäßige Hydratations- und Karbonatisierungs- versuche gem acht werden.

W e it e r e F o r s c h u n g s a u f g a b e n z u r E r k e n n t n i s d e r T h o m a s s c h la c k e .

D ie oben beschriebenen Untersuchungen geben A n­

regung zu folgenden weiteren Forschungsarbeiten:

1. Die planmäßige, therm ische und mikroskopische U nter­

suchung des System s C a0-P20 5-S i0 2. Sie liefert anch die Angaben über die Gemengteile der Thomasschlacke und die Bedingungen, unter denen sie auf treten.

2. Die Rolle der als Gemengteil 3 zusam mengefaßten B e­

standteile in der K onstitution der Thomasschlacke. Es scheint nicht so, als ob Phosphate oder Silikophosphate von Magnesia, Eisenoxydul oder M anganoxydul auf- treten, falls nur genügend Kalzium oxyd zur Verfügung steht. Auch Mischkristalle zwischen Kalzium -Siliko- phosphaten und den freien Oxyden dürften fehlen, viel­

mehr scheint ein einfaches E utektschem a zu herrschen.

3. Die Beeinflussung der Zitronensäurelöslichkeit der Thomasschlacke durch die freien kristallisierten Oxyde.

Um dies sicher zu entscheiden, muß festgestellt werden, ob der Höchstwert an Zitronensäurelöslichkeit vorliegt, wenn der Gesamtkalkgehalt gerade hinreicht zur B in­

dung zu 5 CaO • P20 5 • S i0 2.

4. Das Verhalten der Thomasschlacke gegen Wasser und K ohlendioxyd. Anscheinend ist die dabei eintretende H ydratation und Karbonatisierung die Ursache zum Zerrieseln.

Z u s a m m e n f a s s u n g .

Es wurde gewöhnliche Thomasschlacke ohne und solche m it Kieselsäurezusatz untersucht, und zwar beide Proben in drei verschiedenen Abkühlungszuständen. Die mikro­

skopisch erkennbaren Gemengteile wurden festgestellt und gekennzeichnet. Das Gefüge (Struktur und Textur) der einzelnen Proben wurde beschrieben und genetisch gedeutet.

Temperungsversuche zeigten, daß kein Zerfall eintrat, und daß die vorhandenen Gemengteile als Gleichgewichtszustände aufzufassen sind, die der betreffenden Stoffkonzentration entsprechen. Nur die Korngröße der Proben ohne K iesel­

säurezusatz wurde durch das Tempern w esentlich erhöht.

U m die N atur der einzelnen Gem engteile festzustellen, wurden zweckmäßige Löslichkeitsversuche angestellt und die löslichen A nteile analysiert. In den untersuchten Proben

(8)

352 S tahl u n d Eisen. Mikroskopische Zusammensetzung und Gefüge vorbehandelter Thomasschlacken. 49. Ja h rg . N r. 11.

wurden folgende Gemengteile erm ittelt: Silikokarnotit Das seitherige Verfahren zur Erm ittlung des soge- 5 CaO ■ P20 5 • S i0 2, kristallisierte Oxyde von Kalzium, Ma- nannten „freien Kalkes“ in der Thomasschlacke liefert kerne gnesium, zw ei-und dreiwertigem Eisen und Aluminium, sowie einwandfreien Werte und ist zwec os. ine rennung es deren Verbindungen und Mischkristalle; endlich (aber nur in an die einzelnen Gemengteile ge un enen a es vonein- den Proben ohne Kieselsäurezusatz) Hilgenstockit 4 CaO-P205. ander auf chemischem Wege ist mc t m ö g ic .

Als Ursache der ungleichen Zitronensäurelöslichkeit der Es wird kurz auf die Zerfallserschemungen eingegangen, Schlacken m it und ohne Kieselsäurezusatz wird vor allem die die am raschesten abgekühlten Proben ohne Zusatz die Gegenwart von löslichen Kalkverbindungen in den zeigen. D a im Mikroskop in reichlichem Maße Karbonate nach- Proben ohne Zusatz angesehen, wodurch die Löslichkeit des gewiesen werden können, wird der Zerfall auf Hydration und Silikokarnotits zurückgedrängt wird, während die in Lösung karbonatisierung des kristallisierten Kalkes zuriic 'geführt, gehenden, ungleichartigen Ionen in den Proben m it Zusatz Zum Schluß werden einige weitere Forschungsaufgaben die Löslichkeit des Silikokarnotits erhöhen. zur Erkenntnis der Thomasschlacke angeführt.

* *

* I n der sich anschließenden E r ö r t e r u n g v urde nachfolgendes a u sg efü h rt:

Oberingenieur A. J u n g , Peine: Der Vortragende h a t den U nw ert der analytischen B estim m ung des freien K alkes hervorge­

hoben. Im praktischen B etriebe liegt die Sache anders insofern, als die Bestim m ung rech t brauchbaren A nhalt gibt, ganz besonders fü r Vergleiche.

W enn m an einen stark wechselnden Phosphorgehalt im M ischereisen h a t, der z .B . Anfang der W oche im Erzroheisen 3 % b eträg t, aber im Schrotroheisen im Laufe der Woche auf 2,2 % P sin k t, kan n m an sich natü rlich m it dem K alk ­ zuschlag ein rich ten ; die K ontrolle, ob dieser K alkzuschlag richtig gew ählt ist, ist durch die B estim m ung des freien Kalkes in der Schlacke zutreffend gegeben. E in einfacher Versuch erw eist die B rauchbarkeit fü r den B etrieb: W enn m an einer Schlackenprobe m it bekanntem G ehalt an freiem K alk eine w eitere Menge freien K alk in G estalt von CaO zusetzt, fin d et m an bei der analytischen Bestim m ung einen Zuwachs an freiem K alk, der der zugesetzten Menge entspricht.

®r.=3ng. E . H e r z o g , H am born-B ruckhausen: M it der A n­

w endung der N ernstschen Regel auf die Thomasschlacke, die uns Professor D r. Schneiderhöhn soeben gezeigt h a t, h a t er uns einen ganz neuen G esichtspunkt zu der Frage der Z itronensäurelöslich­

k eit gegeben, u nd ich glaube, der V ortragende h a t überzeugend bewiesen, daß die Anw endung dieser Regel richtig ist.

D ennoch m öchte ich bezweifeln, daß das V orhandensein von gemeinschaftlichen Ionen, im vorliegenden Falle den Kalzium- Ionen, in allen drei Gemengteilen der Thomasschlacke der alleinige G rund fü r einen U nterschied in der Zitronensäurelös­

lichkeit ist, denn es g ib t Erscheinungen im praktischen Betriebe, die darau f hindeuten, daß noch andere U rsachen vorliegen m üssen. Ic h m öchte dabei hervorheben, daß die Schlacke, die Professor Schneiderhöhn un tersu ch t h a t, nich t die eigentlich kennzeichnende Thomasschlacke ist.

Bei einem Roheisen m it 2,60 % P m uß sich eine andere Z u­

sam m ensetzung der Thomasschlacke ergeben als bei einem norm alen Thom asroheisen m it 1,7 bis 2 % P. D aher w eist auch die norm ale Thomasschlacke einen niedrigeren P hosphorsäure­

g ehalt un d einen höheren K alkgehalt auf als die P einer Schlacke.

Als norm aler K alkgehalt können 47 bis 50 % CaO un d darüber bezeichnet werden. N un k an n ich aus eigner E rfah ru n g sagen, d aß eine Schlacke m it beispielsweise 52 % K alk un d nur 18 % P hosphorsäure tro tz ihres hohen K alküberschusses im m er noch eine sehr gu te Z itronensäurelöslichkeit geben kan n un d bei V or­

handensein vo n genügend Kieselsäure auch gibt. Das d ü rfte n ich t der F all sein, wenn m an m it einem nennensw erten E influß der aus G em engteil 3 in Lösung gehenden K alzium -Ionen auf die Lösungsgeschwindigkeit des Kalzium -Silikophosphats zu rechnen h ä tte . Sodann d ü rfte der bekannte, überaus ungünstige Einfluß, den ein ganz geringer Zusatz von F lu ß sp a t oder von a p a tit­

haltigen Stoffen in den K onverter auf die Zitronensäurelöslichkeit ausübt, eine w ertvolle H andhabe sein, um noch m ehr L ich t in die ganze Sache za bringen.

W enn der V ortragende sagt, daß ein nennensw erter U n te r­

schied in der Z itronensäurelöslichkeit bei rasch un d langsam a b ­ g ekühlten Schlacken n ich t b esteht, u n d w enn er sich dabei auf die P roben B I u n d B I I m it 95,9 % bzw. 98,9 % berufen h a t, so w äre dazu zu sagen, daß in w irtschaftlicher Beziehung einem solchen U nterschied doch eine große B edeutung zukom m t.

F reilich w eist das im M ühlenbetrieb aus rasch abgekühlter Schlacke hergestellte Thom asm ehl in der Regel n ich t eine höhere, sondern m eist sogar eine niedrigere Zitronensäurelöslichkeit auf infolge d er größeren H ä rte u n d schlechteren V erm ahlbarkeit, die eine Folgeerscheinung der raschen A bkühlung ist.

3)r.»3ng. K . D a e v e s , Düsseldorf: Die B eobachtung, daß in den gekieselten Proben durch m ehrstündige A usglühung keine V eränderung von S tru k tu r un d Größe der G efügebestandteile, insbesondere des E u tektikum s, a u ftritt, w äh ren d in den unge- kieselten Proben eine starke K ornvergröberung schon nach Glühung bei 750° sta ttfa n d , scheint doch auf einen grundsätzlich verschiedenen A ufbau der beiden S chlackenarten hinzudeuten.

E ine derartige V ergröberung eines eutektischen Gefüges zeigt an , daß hier im Gegensatz zur gekieselten P robe bei höheren T em peraturen eine gewisse Löslichkeit der einzelnen S tru k tu r­

bestandteile ineinander vorhanden sein m uß. Beim echten E u te k ­ tik u m is t u n terh alb des Schm elzpunktes niem als eine Gefüge­

vergröberung zu beobachten, weil eben eine Löslichkeit nicht vorhanden ist.

D as Ergebnis der R ückstandsanalyse is t sehr unsicher.

W ir kennen eine ähnliche Entw icklung aus der Geschichte der hochlegierten Chrom- un d W olfram stähle, deren Aufbau m an zunächst durch R ückstandsanalyse au fk lären wollte.

T rotzdem oft 30 his 50 % des einen B estandteils nach dem Ge­

fügebild v orhanden w aren, kam m an zu den verschiedensten E r­

gebnissen, w eil die scheinbar sehr einfachen Gefügebestandteile selbst w ieder aus M ischkristallen ganz verschiedener Zusammen­

setzung bestanden. Diese Gesetze gelten ganz allgem ein fü r alle M ehrstoffsysteme, so daß die U ebertragung der Verhältnisse bei Stählen auf Schlacken durchaus zulässig erscheint.

Aus R ückstandsanalysen k a n n m an zum m indesten so lange keine Schlüsse auf die Zusam m ensetzung der Gefügebestandteile ziehen, als m an nich t weiß, wieweit Löslichkeit u n d Mischkristalle vorliegen.

Auch deuten die Abb. 10 un d 11 ziem lich k lar auf das Vor­

handensein eines m indest tern ä ren E u te k tik u m s hin, da der helle B estandteil w ieder aus zwei etw as verschieden gefärbten Teilen besteht.

Man w ird aus Schliffbildern u n d R ückstandsanalysen allein niem als K larh eit über den A ufbau so v erw ickelt zusamm en­

gesetzter K örper gew innen, w ie es die Thom asschlacken sind.

Zum m indesten m uß m an m it Schlußfolgerungen aus derartigen Teiluntersuchungen sehr vorsichtig sein, um sich n ich t in Gegen­

satz zu den E rfahrungen der P rax is zu b ringen, wie ® t.s(jng.

H erzog bereits fesfcstellte.

Meines E rachtens ist der einzige W eg die therm ische Analyse der Zweistoff- und Dreistoff Systeme, selbstverständlich unter­

s tü tz t durch die B eobachtung des Gefügebildes.

Professor Dr. H . S c h n e id e r h ö h n , F re ib u rg i. B r.: Was den N achteil der R ückstandsanalysen an g eh t, so habe ich das klar hervorgehoben. Es ist jedenfalls ganz sicher, daß die Ge­

m engteile in beiden Proben A un d B genau dieselben sind. Das ist aber n ich t auf G rund der R ückstan d san aly sen gefunden worden, sondern auf G rund der eingehenden m ikroskopischen U ntersuchungen. Sie w erden in den ausführlichen A rbeiten die n äheren A ngaben darüber finden.

Daß m an bei den Gemengteilen der Thm oasschlacke mit stöchiom etrischen Verbindungen rechnen m uß, is t selbstver­

ständlich. Im Stahl sind solche n ich t vorhanden. Bei der D eutung der Thomasschlacke herrschen a b er bis je tz t sehr m erkw ürdige Vorstellungen über die m olekulare Zusammen­

setzung der einzelnen K om ponenten. I n m einer ausführlichen A rbeit habe ich dies ausgeführt. W ir m üssen endlich einmal zu dem Schluß kom m en: W as sind denn fü r kristallin e Komponenten i n der Thomasschlacke ? Alle A ngaben, die ich gefunden habe, stim m en d arauf, daß der H auptgem engteil in der Thomasschlacke LaU • P2O5 • S i02 ist. Der bindende Beweis d afü r kann aber n u r durch die therm ische U ntersuchung e rb ra c h t w erden. Erst w enn diese vorhegt, w erden w ir völlige K la rh eit über das ganze

(9)

f/h/aiy/'

14. März 1929. Neuzeitliche Vorrichtungen zur Aufbereitung ttw» Eisenerzen. S t a h l u n d E i s e n . 3 5 5 Im übrigen m öchte ich noch bem erken, d a ß der U nterschied

in den T em penm gsversuchen der P ro b e n A u n d B w ohl anch noch anders zu erk lären ist, als XT.=Qraj. D aeves m eint, n n d zw ar d ü rfte hier das Gefüge die H au p tro lle spielen.

E ine E n te k ts tru k tn r, wie sie in der P ro b e A vorliegt, ist an u n d fü r sich ein sehr stabiles Gefüge, dessen K o rn ­ größe d urch Tem perung w enig w ächst. Das is t a u ch vo n anderen E u te k tik a b ek an n t. W eiterh in d ü rfte die D ynam ik der K ornvergrößerung s c h o n v o r h a n d e n e r P hasen, <L h.

also nach dem K inneschen A usdruck, die Sam m elkristalli- sation, nich t d a rin bestehen, d a ß die P h asen sich e rst ineinander lösen, d an n w ieder „en tm isch en “ u n d dann größere K ristallite als vorher bilden, sondern die schon b estehenden kleineren K r i­

stallite w andern M olekül fü r M olekül a u f d e n K o r n g r e n z e n und lagern sich in gleicher kristallographischer O rientierung an die größeren K rista llite derselben P hase an . Es fin d et also kein D urcheinanderw andem , sondern ein A neinandervorbeiw andem s ta tt. i t . 'J n g . Daeves h a t offenbar ähnliche V orgänge im Stahl im Auge, bei denen aber eine echte E n tm isc h u n g im festen Zu­

stande vorhegt. D o rt fin d et allerdings eine d urch verm ehrte oder v erm inderte Löslichkeit der einzelnen Phasen bedingte W ande­

rung innerhalb der K rista llg itte r s ta tt wie bei jed er solchen E ntm ischung. H ier h an d elt es sich ab er um eine V ergrößerung schon bestehender K rista llitk ö m e r.

Die von m ir an gew andte R ü ckstandsanalyse der Thom as­

schlacke ist insofern k aum m it der R ü ckstandsanalyse im S tah l zu vergleichen, als es sich bei beiden um ganz andere G rößenord­

nungen des zu erm itteln d en R ü ck stan d es handelt. I m Stahl sollen durch R ückstandsanalyse ein p a ar zehntel P ro zen t eines Stoffes erfa ß t w erden, bei der Thom asschlacke sind es aber 70 bis 73 % der G esam tsubstanz.

Professor W . M a t h e s i u s , B erlin: A rbeiten zur E rm ittlu n g der K om ponenten der Thom asschlacke sind seinerzeit auch von

B lo m e in m einem I n s titu t ausgeführt w orden. E s is*

hierbei einw andfrei der Nachw eis geliefert w orden, d aß die V er' bindung 5 CaO • P aOs • SiO , der T räger der Z itronensäurelöslich­

k eit der Thom asschlacke ist. E in e Schm elzung, die in dieser Zu­

sam m ensetzung hergestellt w orden w ar, kon n te beliebig rasch oder langsam abgekühlt w erden u n d e n th ie lt dann die Phosphorsäure in annähern d 100 % zitronensäurelöslicher F o rm , w äh ren d bei Schm elzungen, die diese Z usam m ensetzung n ich t h a tte n , in allen F ällen eine sta rk e V erm inderung der Z itronensäurelöslichkeit beobachtet w urde. Die Z itronensäurelöslichkeit w ar überdies bei allen Schm elzungen der le tz te n A rt bei rasch er A bkühlung erheblich geringer als bei langsam er.

'Xr-»3t'Q- K r i z , D üsseldorf-O berkassel: D er E in w and v on 2t-*§ng. Daeves, d aß die V erschiedenheit des K o m w a ch stu m s in den P roben A u n d B gegen die gleiche Z usam m ensetzung d e r G rundm asse sp ric h t, is t w ohl n ic h t ganz stich h altig . A uch bei den vo n ihm zum Vergleich angezogenen E isen-K ohlenstoff- Legierungen kann m an tro tz g 'tic h e r G rundm asse (kohlenstoff­

haltige M ischkristalle) bei den e u tek tik u m freien Proben d urch G lühen K om w -ch sru m herverrufen, bei den eu tek tik u m h aitig en dagegen sehr schwer oder gar n i tu.

E . H e r z o g : Ich m öchte den M einungsaustausch zu dem B ericht des V ortragenden nicht abschließen, ohne nochm als

auf die große B edeu tu n g d er L 'ntersuchungen vo n Professor D r. Schneiderhöhn hinzuw eisen. W ir w aren zweifellos bei unseren B em ühungen um die E rfo rsch u n g der Thom asschlacke in den le tz te n J a h re n in eine Sackgasse gekom m en, u n d da w ar es äu ß erst w ertvoll, d aß u n s der V ortragende d urch die A nw endung der m ineralogischen U n tersuchungsverfahren auf die T hom as- schlacke ganz neue G esichtspunkte g eb rach t h a t. Ganz be­

sonders begrüßen w ir es, d aß Professor D r. S chneiderhöhn u n s in Aussicht gestellt h a t, die Versuche fortzu fü h ren un d zu erw eitern.

N eu zeitlich e Vorrichtungen zur A ufbereitung von E isenerzen.

Von Direktor H e r m a n n B a r t s c h in Köln-Deutz.

(N eue Aufbereitungseinrichtungen der M aschinenbau-Anstalt Humboldt. Läutertrommel m it messerartigen Einbauten.

Waschtrommel m it Bechern. Hochleistungssetzmaschine m it Ezzenterantrieb, stufenlose Setzmaschine. Eindicker zum Klären der Schlammicässer.)

H

ochhaltige reine Eisenerze stehen uns im Inlande nur in geringer Menge zur Verfügung; die im D eutschen Keiche vorhandenen Lager m it stark sauren Erzen sind für die Verhüttung nicht ohne weiteres geeignet, da ihr Kiesel­

säuregehalt die für die Schlackenfiihnm g notw endige Menge übersteigt. D ie damit verbundenen V achteile sind zu be­

kannt, als daß die N otwendigkeit der Aufbereitung solcher Erze besonders begründet werden m üßte.

D ie einfachste Art der Anreicherung von Eisenerzen findet durch die sogenannte Läuterung statt, bei der lettige (tonige) Eisenerze, die ihrem B indem ittel entsprechend viel Kieselsäure führen, durch W aschen im Wasserbade von dieser Gangart befreit werden. D ie bisher bekannten Läuter- trommeln arbeiteten jedoch nur unvollkom m en, w eil die tonigen B estandteile unter dem E influß des Wassers und der Drehung der Trommel sich zu Knollen ballten, die größ­

tenteils unzersetzt ausgetragen wurden. Durch Einschluß und Anhaften reiner Erzstückchen stiegen einerseits die Ver­

luste, anderseits trat je nach Um fang und Güte der Klaubung eine Verunreinigung des W aschkonzentrates m it Tonknollen und damit eine erhebliche Minderung des Eisengehaltes ein.

A bbüdung 1. L än tertro m m el neuerer B a u a rt m it m esserartigem E inbau.

Einen w esentlichen Fortschritt und Erfolg erbrachte die von der M aschinenbau-Anstalt H um boldt, K öln-K alk, gebaute L ä u t e r t r o m m e l m i t I n n e n a u s r ü s t u n g (A bb.

1 ), die sich durch einfache kräftige Bauart, geringe Be­

dienung, kleinen Kraft- und Wasserverbrauch sowie geringsten Verschleiß, durch hohen W irkungsgrad bei v o llk o m m e n er Betriebssicherheit und m äßige A nlagekosten vor anderen Anlagen auszeic-hnet. D as W esen des Fortschrittes besteht

A bbildung 2. W aschtrom m el m it B echern zur N achlauf erung.

in messerartigen Einbauten am inneren TrommelmanteL die je nach der Beschaffenheit des Erzes sow ie nach der ver­

langten Anreicherung und Leistung eine langsam e und schnelle Förderung des W aschgutes gestatten: sie können ohne erhebliche Betriebsstörung und K osten in jede be­

stehende Trommel eingebaut werden. D as Läuterwasser arbeitet im Gegenstrom in dem durch die D rehung der Trommel zwischen den Messerreihen stetig um gewälzten Erzbett, dessen schmierig-klebriges B indem ittel durch die Schneidwirkung der Messer im Verein m it der Reibung des W aschgutes vollkom m en aufgelöst wird. U m zu verm eiden, daß mitgerissene feine Teilchen die am Kopfende der Trommel befindlichen Schlam msiebe zusetzen, sind in besonderer Kammer Rüektragbeeher vorgesehen, die das m itgerissene

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