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Der Zwist des Bischofs Johannes I. Clare von Samland mit dem Deutschorden : (1321-1322)

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6 / *foi. tr

Der Zw ist des Bischofs Johannes I.

Cläre von Samland mit dem Deutschorden.

( 1321 - 1322 )

* * IN A U G U R A L D ISSE R T A T IO N D E R HOHEN PH IL O SO PH ISC H E N FA K U L T Ä T D E R K Ö N IG ­ LICH EN U N IV E R S IT Ä T G R E IF S W A L D Z U R E R ­ LANGUNG D E R PH ILO SO PH ISC H EN DO K TO R­

W Ü R D E VO RG ELEG T VON * * * * * *

G R E I F S W A L D 1907 * * BUCHDRUCKEREI HANS ADLER

y 4 tr ‘t , . ’ O

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der hohen philosophischen F ak u ltät der Königl. U niversität Greifswald.

D ekan: Professor Dr. A u w e rs .

R eferen t: Geh. R egierun g srat Professor Dr. B e r n h e im .

Das Exam en rigorosum fand am 4. Ju li 1907 statt.

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V orb em erk u n g ... 7

Einleitung: Entstehung des Bistums Samland und Ver­ hältnis seiner ersten Bischöfe zum Deutschorden . 9 A. Beschwerden des Bischofs Johannes gegen den Orden wegen 1. Übervorteilung bei Kauf- und Tauschverträgen . . 16

2 . Entfremdung von Kirchengütern... 26

3. Entziehung verschiedener Einkünfte und Gerecht­ same ... 28

4. Austeilung von Lehen ohne Zustimmung des Dom­ kapitels ... 33

5. Einziehung des Landeswachgeldes... 38

6 . Ausübung der geistlichen J u r i s d i k t i o n ... 40

7. Bedrückung mit K rie g s s te u e rn ... 41

8 . Unvollständigkeit des B istum santeils... 43

9. Siegelentwendung und Urkundenfälschung . . . 45

B. P r o z e ß ... 52

0. V e rg le ic h ... 59

Anhang: K a r te ... 77

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0

_

(7)

Z ur O rientierung über den literarischen Stand unseres Themas sei hier auf zwei Aufsätze hingew iesen: Max P e r l b a c h behandelt in A ltpr. M onatsschrift 38 die V or­

geschichte des Bischofs Jo h an n I. Cläre von Samland und P aul R e h liefert in seiner A bhandlung über das „V erhältnis des deutschen Ordens zu den preußischen Bischöfen im 13. J a h rh u n d e rt“ (Zeitschr. d. W estpr. Gesch. Vereins 35) viel schätzbares Material, das aber auch nu r die V oizeit unseres Bischofs betrifft. U nser Them a ist m onographisch noch nicht behandelt. Aus historiographisclien Quellen ließ sich äußerst wenig entnehm en. So enthalten die Annales Canonici Sambiensis (M. G. SS. X IX , p. 696 708) zwar einige kurze Bem erkungen über das eigennützige V erfahren des Ordens gegen die samländische Kirche, berichten aber von dem eigentlichen Streite des Bistums m it den Ordens­

rittern n u r soviel, daß zur Zeit des in F ra n k fu rt 1321 ab­

gehaltenen G eneralkapitels der D om propst Johannes von Sam land die R estitution der K irchengüter fü r sein Bistum forderte. In dem Chronicon terrae Prussiae des O rdens­

chronisten P e ter von D usburg (SS. rer. Pruss. I.) w ild diesoi

Zwist gar nicht erw ähnt, und Lucas D avid fü h rt in dem

7. Buche seiner „preußischen C hronik“ (hrsg. von E rn stH en n ig ,

K önigsberg 1813, ß d . V, p. 222f.) den zwischen dem Orden

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n u r unvollständig an. D er B earbeitung unseres Them as lag als wesentliche Quelle die Edition der U rkunden des Bistums Sam land (Neues P reu ß . U rkunden buch, Ostpr. Teil, II. Abt.

Bd. II, H eft 1— 3, Leipzig 1891— 1905) zugrunde. Als V or­

lage der beigegebenen K arte diente der Atlas zu T o e p p e n s

„H istorisch-com parative Geographie von P re u ß en “ (1858), und die K arte zu G e b a u e r s „K unde Sam lands“ (Königs­

berg 1844).

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E ntstehung des B istum s Sam land und V erhältnis sein er ersten B ischöfe zum Deutschorden.

Als im A ufträge des Papstes Innocenz IY . der apostolische L egat W ilhelm von Modena die Diözesanein- teilung Preußens u nter dem 4. Ju li 1243 zu A nagni vollzog1) und durch die päpstliche Bulle vom 29. Ju li desselben Ja h re s erm ächtigt, die vier preußischen Diözesen in ihren Grenzen bestimmte und bekannt m achte* 2), gehörte das vierte nach der L andschaft Samland benannte Bistum , dessen G renzen im Süden der Pregel, im W esten die Ostsee, im Norden die Memel und im Osten das Gebiet der L ittauer bilden sollten, zu den noch nicht eroberten Ländern. Es sollte demnach künftig hin das eigentliche Samland und außerdem Teile von N adrauen und Schalauen um fassen3). Schon in den Ja h re n 1252 bis 1254, als der O rden noch keinen Fuß breit der künftigen Diözese sein nannte, begegnen uns zwei

0 Schon Papst Gregor IX. hatte 1236 dem Legaten Wilhelm, dem ehemaligen Bischof von Modena, den Auftrag erteilt, Preußen in Diözesen einzuteilen und drei verdiente Prediger mönche als Bischöfe einzusetzen, cfr. V o ig t, Codex Diplom. Pruß. I, Nr. XLVII.

2) Urkundenbuch des Bistums Samland (Neues Preuß. Urkunden­

buch, Ostpr. Teil, II Abt. Bd. II, Heft 1—3 Leipzig 1891—1905, heraus­

gegeben von W o e lk y u. M en d th ai) Nr. 1.

3) M. T o e p p e n Histor.-comparative Geographie v. Preußen,

Gotha 1858, pag. 115 f.

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Bischöfe von Sam land zu gleicher Zeit, ein D om inikaner Thetw ard und ein F ranziskaner Jo hannes von D ist. W ir finden jedoch nirgends angedeutet, daß sie in Beziehungen zu ihrem Bistum slande getreten wären. E rst der vom Papste Innocenz IV. für den bischöflichen Stuhl von Samland ausersehene Bischof von Ermland, H einrich von S trittb erg 'j, der gleichzeitig die W ürde eines W ü rzbu rger W eihbischofes bekleidet hatte, tritt uns als erster Bischof von Sam land im A nfänge des Ja h re s 1255 in P reußen entgegen. U n ter seiner R egierung kam im Ja h re 1257 die erste Gebiotstei- lung zwischen Orden und Bischof zustande, nach welcher ersterem zwei D rittel, letzterem ein D rittel der nächsten U m gebung von K önigsberg zugewiesen w aren* 2). 1258 folgte die zweite größere L andesteilung nach demselben von W ilhelm von Modena festgesetzten V erhältnis; der Bischof wählte sich von den drei G ebietsteilen, welche im G egen­

satz zu den sonst zwischen dem Orden und den preußischen Bischöfen stattgefundenen L andesteilungen getren nt von einander liegende O rtschaften und Ländereien enthielten, den m ehr gesicherten, der B u rg K önigsberg zunächst gelegenen zu seinem Besitztum , zu dem die Territorien Quedenau und L aptau gehörten3). Man könnte an nehmen, daß damit die äußeren V erhältnisse der Diözese für eine gewisse Zeit ihre R egelung gefunden hätten und nunm ehr ein gedeihliches W irken des Bischofs hätte beginnen können.

Doch wie der Orden sich nicht beeilte, den Bischofsanteil herauszugeben, so zeigte auch Bischof Heinrich wenig Lust,

1) Urkb. Bist. Saml. Nr. 43.

2) Urkb. Bist. Saml. Nr. 52 dazu vergl. T o e p p e n , 1. c. pag. 130 f.

3) Urkb. Bist. Saml. Nr. 58, T o e p p e n , pag. 133. ff.

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(las ihm übertragene Seelsorgeram t u n ter don noch immer aufrührerischen Sam ländern dauernd auszuüben. Nach kurzem A ufenthalt in P reu ß en begab sich H einrich wieder nach D eutschland, dem O rdensbruder Y olpert als Yogt von Sam land die V erw esung seines B istum s übertragend. Die nachfolgenden A ufstände der Sam länder vernichteten last gänzlich die schwachen Keime des Christentum s, denn n u r wenige der B ekehrten waren ihrem neuen Glauben treu geblieben, w ährend die M ehrzahl sich wieder unter den Schutz des Griwen ') begab, ln den folgenden Ja h re n seiner R egierung sehen wir Heinrich n u r selten in P reußen, sei es, daß die fortdauernden U nruhen iin Lande ihm keine genügende Sicherheit für einen ständigen A ufenthalt boten, fü r welchen die Einkünfte aus dem Bistum santeil bei weitem nicht ausroichten, sei es, daß die Streitigkeiten zwischen Bischof und Orden, die wiederholte V erzögerung der ge­

schlossenen V erträge seitens des Ordens H einrich derm aßen verdrossen, daß er n u r in besonders wichtigen A ngelegen­

heiten sein Bistum aufsuchte* 2). Aus denselben G ründen wird sein Nachfolger Christian von M ühlhausen, welcher 1276 den bischöflichen Stuhl bestieg, es für ratsam er gehalten haben, die meiste Zeit seines Pontifikats fern von der Diözese in seinem geliebten Thüringerlande zuzubringon. Es scheint,

1) Der Griwe oder Criwe war oberster Priester, Gesetzgeber und Richter in dem alten Göttersitze Romowe, den der heilige Wald mit dem heiligen Felde (an der Wbstküste Samlands) in sich schloß.

2) Vergl. P a u l R eh „das Verhältnis des deutschen Ordens zu

den preußischen Bischöfen im 13. Jahrhundert“ in: Zeitschrift des

Westpr. Gesch. Vereins, Heft 35, pg. 112 f. Heinrichs gewöhnlicher

Aufenthalt in Deutschland war Würzburg, später Erfurt. Vergl. Karl

Herquet, „Kristau von Mühlhausen, Bischof von Samland“ (1276 - 95)

Hallo 1874. pg. 36.

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als ob er durch die E rrich tu n g des sam ländischen Dom­

kapitels ein besonderes Interesse für sein Bistum bekundet h ä tte ; doch hierbei folgte er einmal dem ausdrücklichen W unsche des Ordens, welcher die Einverleibung der preußischen Domkapitel in den Orden anstrebte und sie in den Bistüm ern Culm, Pom esanien und Sam land wirklich durchsetzte,1) dann aber sollte wohl diese Stiftung der m ehr­

fach angefochtenen episcopalen W ürde Christians gegenüber dem vom Erzbischöfe von R iga eingesetzten Gregenbischofe, H erm ann von Cöln, welcher in W estdeutschland als Bischof von Samland E unktionen ausübto, A nerkennung verschaffen.2) Die M itglieder des neugestifteten Dom kapitels residierten aber in M ühlhausen und küm m erten sich um die A ng e­

legenheiten ihrer Diözese noch viel w eniger als ih r Bischof.

Die ihnen übertragene W ürde war so im aginär, daß bei der 1294 erfolgten K onstituierung eines wirklichen Kapitels die früheren M itglieder bei Besetzung der D om herrnstellen nicht m ehr in B etracht kamen. Die seltene Anw esenheit dei eisten Bischöfe Sarnlands in ihrem Bistum slande und die m angelhafte -Verw altung desselben durch den vom Orden abhängigen Bischofsvogt hatte den O rdensrittern die L eitung der D iözesangeschäfte in die H ände gespielt. D er Orden verfügte ungestört über den Besitz der K irche und war vor allem darauf bedacht, die Macht des Bischofs zu schwächen und sich eine dom inierende Stellung in P reußen zu schaffen. U n ter dem dritten Bischöfe von Sam land Siegfried von R einstem hat sich das V erhältnis des Ordens zum Bischöfe im wesentlichen nicht geändert. D er Bischof

*) R e h » 1- c- pg. 121, H e r q u e t, 1 . c. pg. 30 f.

2) H e r q u e t, pg. 47 .

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bleibt zw ar im Lande und trifft zur H ebung der kirchlichen V erhältnisse seines Bistum s manche A nordnungen; er tu t dieses aber stets „mit B a t und Zustim m ung“ der O rdens­

brüder. Siegfried erneuert und bestätigt nicht nu r die von seinen V orgängern H einrich und Christian m it dem Orden geschlossenen, für letzteren so vorteilhaften V erträge, sondern genehm igt auch alle zur Zeit dieser Bischöfe durch Ordensbeam te im Bistum erteilten B elehnungen, V erschrei­

bungen und B esetzungen1). D er Orden behielt hier die Oberhand und suchte durch m ancherlei B egünstigungen des Domkapitels die gegen jene B estätigungen unter den Dom ­ herren herrschende Opposition niederzuhalten* 2). U nter diesen Zeitum ständen, als die Selbständigkeit der episcopalen Gewalt im Sam lande dem stets wachsenden Einflüsse des Ordens zu erliegen drohte, starb Bischof Siegfried, und das am 13. Dezember 1310 zur Bischofswahl versam m elte Dom ­ kapitel wählte Johannes Cläre, ein langjähriges M itglied des Kapitels, zu seinem Bischof3). Ü ber das Geschlecht und Herkom m en des Neugewählten fehlen uns nähere Nach­

richten. Bei der R egeneration des samländischen Dom ­ kapitels wird ein Jo hannes de Torun Mitglied des neuen Stiftes4 * ), seit 1301 tritt er in U rkunden unter den Zeugen als Dom dechant auf und ist zur Zeit der Sedisvakanz des Bistum s D om propst des K apitels6). D er gleich nach der W ahl an den M etropoliten Friedrich von R iga abgesandte

') Urkb. Bist. Saml. Nr. 185.

2) R eh, 1. c. pg. 137.

3) Urkb. Bist. Saml. Nr. 2l4.

4) Urkb. Bist. Saml. Nr. 1C4.

r’) Vgl. P e rlb a c li, „Zur Vorgeschichte des Bischofs Johann I.

Cläre von Samland“ in: Altpr. Monatschrift 38, pg. 552. f.

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Bericht, in welchem die B estätigung des neugew ählten Oberhirten nachgesucht wurde, blieb aber unberücksichtigt;

offenbar tru g der unversöhnliche Streit, welchen der E rz­

bischof von R iga m it dem D eutschorden um die H errschaft über ganz Livland viele J a h re hindurch führte, und welcher gerade in dieser Z eit zur E ntscheidung kommen sollte, die Schuld daran. F ast zu gleicher Zeit waren in den B is­

tüm ern Pom esanien und Culm Sedisvakanzen eingetreten, und die von den K apiteln zu Bischöfen gew ählten Ludeco und E berhard w arteten ebenfalls vergeblich auf ihre Be­

stätigung durch den Erzbischof von R ig a 1). Mit ihnen reiste Johannes Cläre nach A vignon an den päpstlichen H of* 2), wohin auch Erzbischof Friedrich in seiner S treit­

sache m it dein Orden sich begeben hatte. Nach stattg e­

fundener öffentlicher V erhandlung vor dem P apste und dem Kardinalkollegium w urde der K ardinaldiakon Jacob Colonna m it der U ntersuchung der W ahlen der drei Bischöfe be­

auftragt, jedoch nach dem am 20. A pril 1314 erfolgten Tode des Papstes Clemens Y. war seine Vollmacht wieder erloschen. D er im A ugust 1316 auf den päpstlichen Stuhl erhobene Johannes X X II. bestätigte zwar den K ardinal Jacob in seinem Amte, Colonna selbst aber starb bald d ar­

auf, bevor noch die U ntersuchung abgeschlossen war. E rst am 3. Dezem ber 1319 erhielt Johannes Cläre die päpstliche B estätigung zum Bischof von Sam land3) und reiste im folgenden F rü h jah re über M arburg, Prenzlau und Colberg in sein Bistum zurück.

>) P e rlb a c h , 1. c. pg. 565.

2) Constit. Nicol. III. vom 13. Dez. 1279. Im Auszug bei P o tth a s t, R e g c s ta P o n tif . 21665.

3) Urkb. Bist. Saml. Nr. 220.

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Johannes wird uns als ein Mann von hoher G eistes­

bildung, festem Charakter, redlichem Streben fü r seinen hohen B eruf und strengem Rechts- und Pflichtgefühl ge­

schildert, welcher zugleich Um sicht und G ew andtheit in Y ollführung schw ieriger Geschäfte b ew ies1). Als Mitglied des samländischen Dom kapitels, dem er 16 J a h re lang an­

gehörte, hatte er G elegenheit gehabt, die V erhältnisse seines Bistum s genau kennen zu lernen, und daher eignete er sich m ehr als ein anderer dazu, das schwierige und v e r­

antw ortungsvolle Amt zu übernehm en. E r wandte sein A ugenm erk zunächst auf die äußeren V erhältnisse des Bis­

tums, die einer U m gestaltung und N euordnung unterw orfen werden m ußten. H ierbei m ußte er nicht nu r den politischen Absichten des Ordens entgegentreten, sondern auch alle Vorteile, welche dieser bisher aus dem B istum slande ge­

zogen hatte, als widerrechtlich erw orben anfechten. Zu diesem Zwecke verfaßte er im E inverständnis m it seinem K apitel im zweiten Ja h re seines Pontifikats eine um fassende K lageschrift, die zwar keine Angabe über Datum und A us­

stellungsort trägt, bei genauerer P rü fu n g aber und u nter B erücksichtigung der nachfolgenden Ereignisse vor dem 31. J u li 1321 zu K önigsberg verfaßt sein m u ß * 2).

1) Vgl. G e b s e r - H a g e n „Der Dom zu Königsberg“ II. pg. 65ff und K a rl E m il G e b a u e r „Kunde des Samlandes oder Geschichte und topographisch-statistisches Bild der ostpreußischen Landschaft Samland.“ Kgsbg. 1844, pg. 192.

2) Urkb. Bist. Saml. Nr. 220, dazu die Schlußbemerkung des

Herausgebers.

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A. Die Beschwerden des Bistums gegen den Orden.

I. D e r B i s c h o f k l a g t d e n D e u t s c h o r d e n a n , d ie sam - l ä n d i s c h e K i r c h e b e i v e r s c h i e d e n e n K a u f - u n d T a u s c h v e r t r ä g e n h i n t e r g a n g e n u n d g e s c h ä d i g t

z u h a b e n .

In dem zwischen Bischof H einrich und dom Hoch­

m eister A nno von Sangershausen am 1. Ja n u a r 1263 ab­

geschlossenen T au sch v ertrag e1), nach welchem der Bischof dem Orden die alte B urg K ö n ig sb erg * 2), seine Anteile (Drittel) an der B urgm ühle3) und der Mühle hei L a u th 4) nebst dem

J) Urkb. Bist. Saml. Nr. 77.

2) Bei der ersten Teilung zwischen dem Orden und Bischof, welche zunächst den „Berg“ Königsberg und seine nächste Umgebung betraf (14. April 1257), wählte Heinrich die alte Burg Königsberg,

„castrum primitus edificatum“, als das ihm zukommende Drittel, zu dem noch ein Landstrich von 6 Seilen (60 Ruthen) östlich von der Burg gehörte cfr. Urkb. Bist Saml. Nr. 52.

3) Diese lag an dem Abfluß des Schloßteiches in den Pregel.

Über die gemeinsame Benutzung der Burgmühle einigten sich Bischof Heinrich und Vicelandmeister Gerhard von Hirzberg in einem zweiten Vertrage des Jahres 1257 (Urkb. Bist Saml. Nr. 53), wonach der Ertrag in dem bekannten Verhältnis (1 : 2) geteilt werden sollte.

*) Östlich von Königsberg gelegen. Nach dem eben erwähnten zweiten Vertrage sollte beiden Teilen freigestellt sein, in dem Terri­

torium Derne oder Quedenau (ersteres westlich, letzteres nördlich von

Königsberg) je ein Allodium zu errichten. Der Orden wählte dafür

eine Stelle bei Lauth und legte gleizeitig eine Mühle an, von deren

Ertrage wieder ein Drittel dem Bischöfe zugewiesen war.

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der „minor insu la“ * 2) gegen das D orf W indesturen mit 50 H ufen Land im Culm erlande 3) überlassen hatte, erblickte Bischof Jo hannes eine Ü bervorteilung der samländischen K irch e4), welche hauptsächlich darin bestand, daß dieses Gebiet für eine Geldsumme wieder verkauft und hierbei die K irche um m ehr als den halben Preis betrogen worden sei; im übrigen besäße die sam ländische K irche über diese A bm achung kein schriftliches D okum ent, weshalb er die derselben zu leistende E ntschädigung vom Orden forderte.

D er von Jo hannes erw ähnte V erkauf von W indesturen läßt sich durch keine andere Stelle belegen, wir sind gezwungen seinem Zeugnis Glauben zu schenken und können auch vielleicht aus den W orten, m it denen er diese V eräußerung verurteilt, der Bischof habe „postposito dei tim ore“ ge­

handelt, schließen, daß es Christian von M ühlhausen gewesen ist, von dem er an einer anderen Stelle der Beschwerdo- schrift dasselbe sagt. D aß es dem Orden sehr viel daran

J) Dieses Allod befand sieb unmittelbar an der Ostgrenze des bischöflichen Drittels „super campum in Absowe“ ; von den 70 Hufen lagen 30 im Osten, 30 im Westen desselben (letztere, wie T o e p p e n , Hist. comp. Geogr. pg. 137 annimmt wahrscheinlich bei Moditten gelegen) und 10 Hufen bei Lauth. cfr. Urk. Bist. Sam. Nr. 77 Anmerkung 2.

2) Nach Urkb. Saml. Nr. 77. pg. 43 Anmerkung 3 soll es eine Pregelinsel sein zwischen den beiden Mündungsarmen des Flußes (der südliche heute nicht mehr vorhanden) und dem frischen Haff und identisch mit der bei der Teilung von 3. Mai 1258 erwähnten

„insula et transverso civitatis,“ welche in der Handfeste der Altstadt vom 28. Febr. 1286 als „inferior“ bezeichnet wird, jetzt aber nicht mehr zu unterscheiden ist

3) Turzno nördlich von Thorn. Die Zehntenforderung des Culmer Bischofs an diese Besitzung wird durch den Orden anderweitig abgelöst; cfr. Urk. Bist. Saml. Nr. 83.

4) cfr. T o e p p e n , Hist. comp. Geogr. pg. 139.

(18)

lag, den V ertrag abzuschließen, geht daraus hervor, daß derselbe einmal vom Bischöfe Anselm von E rm land als päpstlichen Legaten am 9. F eb ru ar 1263 b e stä tig t1) und dann auf Betreiben des Hochm eisters Conrad von F euch t­

wangen am 8. Septem ber 1296 vom Bischöfe Siegfried von R einstem und dem samländischen Dom kapitel nochmals er­

n euert worden is t* 2). Es lag zweifellos im Interesse des deutschen Ordens, den die Bischofsherrschaft ausm achenden G rundbesitz der K irche m öglichst zu zersplittern und von O rdensgebieten zu um schließen, um seinem Einflüße auf die V erw altungsgeschäfte des Bistum s größere G eltung zu verschaffen3). Bischof H einrich, welcher kurz vorher aus D eutschland zurückgekehrt war, wohin er sich vor dem A usbruche des großen A ufstandes begeben hatte, ging auf den Tauschvorschlag gern ein, denn das im Culmerlande gelegene W indesturen m ußte ihm einen sichereren Besitz versprechen als das noch vom A ufru hr erfüllte Gebiet um K önigsberg; außerdem durfte die A ussicht auf die vom O rden gew ährleistete U nterstü tzun g bei E rbauung einer bischöflichen B urg im Sam lande dem Bischof willkommen genug erscheinen, denn die alte W o hnburg hatte er an den Orden wieder abgetreten. Som it hatte der Orden, geschickt den günstigen A ugenblick benutzend, durch scheinbares Entgegenkom m en dem Bischöfe gegenüber n u r seinen eigenen Vorteil wahrgenom m en; er war nunm ehr alleiniger

1) Urk. Bist. Saml. Nr. 80.

2) Urk. Bist. Saml. Nr. 183. Diese Bestätigungen sollten einer Änderung der Verhältnisse bei besserer Erkenntnis Vorbeugen. Cfr.

H e b , 1. c. pg 91.

3) Diese Metode hatte der Orden bei der Teilung der vierten

preußischen Diözese vom 3. Mai. 1258 bereitsdurschgeführt. Cfr. P. R eh ,

pg. 90 f.

(19)

G ebieter der beiden B argen in K önigsberg und konnte über den anliegenden G rund und Boden frei verfügen. Stellen wir die beiderseitigen Tauschobjekte einander gegenüber, so ergibt sich nu r zu deutlich ihre U ngleichw ertigkeit; denn abgesehen von dein größeren A real des Bodens, das dem Orden nach diesem V ertrage zugefallen war, m ußten die E rträge aus dem Betriebe der Mühlen ganz bedeutend ge­

wesen s e in 1), da der Orden bei E rrich tung von Allodien an von N atur geeigneten Plätzen gleichzeitig M ühlen anzu­

legen pflegte, wie er es beispielsweise bei Lauth und Schoenewik getan h a tte 2). D er Bischof begab sich nicht n u r dieser bedeutenden Geldquelle, sondern m ußte auch bei der V erw altung des en tfern t liegenden W indesturen m it Schwierigkeiten rechnen. W ill man von der rechts­

gültigen Form des V ertrages absehen, so läßt sich nicht leugnen, daß Johannes F o rd eru ng auf E ntschädigung nicht ganz unberechtigt war, zumal da noch die K irche beim V erkauf dieses Gebietes nicht einmal den halben Preis e r­

halten hatte.

In einem anderen Falle, welcher den zwischen Bischof Christian von Samland und dem Vicelandm eister Conrad v. T hierberg zustande gekomm enen V ertrag vom 1. Ja n u a r 1277 b e trifft1), handelte es sich um einen ähnlichen A us­

tausch von G ütern zwischen dem Orden und Bischof zum Nachteil der Kirche. Das an der W estküste Samlands ge­

legene, an B ernstein reiche Gebiet von Sabenau tauschte J) Cfr. L o h m e y er „Geschichte von Ost.-u. Westpreußen pg. 170.

2) Schon die erste Culmische Handfeste vom Jahre 1233 enthält besondere beschränkende Bestimmungen über Mühlenanlagen, welche sich der Orden vorbehält.

3) Urkb. Bist. Saml. Nr. 107.

(20)

Christian gegen die thüringischer. O rdensgüter bei F rie m a r1) und die D örfer Metkeim und D rebnau2) in Samland ein.

D er Orden hatte von vorneherein die B edeutung Samlands wegen seines Reichtum s an B ernstein erkannt und behielt sich diesen bei der Eroberung des Landes vor, indem er ihn n ur mit dem Bischof nach dem bekannten Verhiiltnis te ilte 3). D a die A usbeute desselben nicht gering war und alsbald neue und bequeme V erkehrsstraßen den Handel förderten, m ußte auch die N achfrage nach dem allgemein so beliebten H andelsartikel bedeutend zugenommen und in dem Orden das stille V erlangen erweckt haben, ihn m ehr und m ehr an sich zu b rin g e n 4). D er Ordensgebietiger suchte hier auf dem W ege des Tausches m it dem Bischof seinen Zweck zu erreichen; er erkannte nur zu gu t Christians fast ausschließlich dem Thüringerlande geltendes Interesse ), und so bot er ihm für Sabenau außer den beiden samländischen D örfern die Friem arschen O rdensgüter an. Da es nicht in Christians Absicht lag, einen dauernden Sitz in dem frem den Sam lande aufzuschlagen, und ihn seine engere Heimat m ächtig anzog, so kamen ihm die E inkünfte aus den doitigen G ütern sehr gelegen und sicherten ihm für die Zeit seiner Abw esenheit von Samland eine feste R e v e n u e ß). Daß die samländische K irche keinen Nutzen aus denselben gezogen, vielm ehr Christian sie als sein Eigentum betrachtet hatte,

1) Nordwestlich von Gotha.

2) M et k e i m =S e e f e l d , südlich von Drebnau, letzteres im Kirch­

spiel Cumehnen. Cfr. Urkb Bist. Saml. Nr. 107 Anmerkung 3.

3) Bis dahin war der Bernstein freies Eigentum der Strandbe­

wohner. Ofr. Ge ba u e r , Kunde des Samlandes pg. 48.

*) P. R eh , 1. c. pg. 120.

s) Cf. H e r q u e t , 1. c. in der Vorrede pg. IV. f.

°) H e r q u e t , pg. 27.

(21)

beweist der U m stand, daß dieser sie im Ja h re 1285 an den M agister Gebhardus, den Kapellan des Landm eisters A lbert von T hüringen, wieder v e rk a u fte 1). W iew ohl die Schuld an diesem V erluste für die K irche den Bischof Christian allein trifft, so kann sich hierbei doch der Orden infolge seiner nicht ganz einw andfreien Spekulation dem Vorwurfe der M itschuld kaum entziehen. D enn tritt uns einerseits die vom Orden so beliebte Metode, den Bischofslandteil zu zersprengen, wieder deutlich entgegen, so hat anderseits der Landm eister Conrad v. T hierberg den R egierungsantritt des mit den örtlichen V erhältnissen des Samlandes völlig unbekannten Bischofs sowie dessen persönliche Interessen zu benutzen verstanden, um Vorteile daraus zu ziehen.

Man kann wohl annehm en, daß das für die Bernsteinfischerei so wichtige Territorium von Sabenau2) durch die A btretung der unbedeutenden D örfer Metkeim und D rebnau im Inneren Sam lands, das noch imm er wenig ertragfähig war, und der thüringischen O rdensgüter, die n u r speziell für Christian von B edeutung waren, für die samländische Diözese schon wegen ihrer unbequem en Lage im fernen D eutschland als nutzlos sich erweisen m ußten, nicht hinreichend entschädigt wurde. Das Fehlen der darüber ausgestellten U rkunde im sam ländischen Bischofsarchiv gibt Jo hannes ebenfalls einen G rund zur A nfechtung. D ieser Tauschvertrag w urde auf B etreiben der O rdensbrüder am 8. Septem ber 1296 von Bischof Siegfried bestätigt, wodurch sich der Orden in seinem Besitz noch m ehr sichern wollte.

J) Urkb. Bist. Saml. Nr. 141.

2) H e r q u e t , 1. c. pg. 37 meint, daß diese an den Orden ge­

kommene Meeresküste sich reicher an Bernstein erwiesen hat, als man

anfänglich angenommen hat.

(22)

Bei dem Tausche der beiden bei M edenau gelegenen K irchengüter W oyscaynis und S u rsie n is1) gegen das G ut R a x ita 2) wäre, so klagte Johannes weiter, die Kirche eben­

falls geschädigt worden, weil die beiderseitigen G üter von alters her zum Bistum santeil gehörten, weshalb jetz t der Bischof und sein Dom kapitel die Zurückgabe derselhen ver­

langten. Am 13. Ja n u ar 1300 war ferner zwischen dem Orden und dem samländischen K apitel mit Zustim m ung des Bischofs Siegfried ein Tauschvertrag zu stände gekommen, nach welchem die oben genannten G üter der K irche gegen Rachsitten und A lw eyken3) in den Besitz der O rdensbrüder übergegangen w aren 4). D er Canonicus Sam biensis5) be­

zeichnet in der nicht weiter bekannt gew ordenen Gegen­

urkunde des Landm eisters Ludw ig von Schippen Rachsitten und Aw eyken sowie W ischenen und Schorschenen als die zur K irche von alters her gehörenden G ü te r6). R achsitten und Aw eyken lagen in der Landschaft von Quedenau und gehörten somit zum A nteil des Bischofs. Z ur Zeit des Tausches befanden sie sich im freien Besitz von eingeborenen Sam ländern, in welchen sie der Orden ungeachtet des dem

1) Wisclienen im Kirchspiel Medenau und Schorschenen im Kirchspiel Wargen gelegen. In der den Tauschvertrag betreffenden Urkunde (Urkb. Bist. Saml. Nr. 194) finden wir die abweichende Schreibart Wiskane und Bursene, ferner in zwei deutschen Übersetzun­

gen der Urkunde noch eine andere: Wyskaine und Sursieine (cfr. Anmerkg. zu Urkb. Bist. Saml. Nr. 194).

2) Rachsitten gehörte zum Kirchspiel Neuhausen.

3) Aweyken im Kirchspiel Quedenau.

4) Urkb. Bist. Saml. Nr. 194.

5) SS. rer. Pruss. I. pg. 290.

6) Wischenen wird auch in der Teilungsurkunde vom 3. Mai 1258 (Urkb. Bist. Saml. Nr. 58) unter den dem Bischofsdrittel zu­

gewiesenen Orten genannt.

(23)

Bischöfe zustehenden B elehnungsrechtes eingesetzt h a tte 1).

Um nun die Besitzverhältnisse wiederherzustellen, m ußte der Orden R achsitten und Aw eyken von den damit Belehnten wieder abkaufen, wofür jen e r aber vom Orden die A b­

tretu n g von W ischenen und Schorschenen e rla n g te * 2). Ob­

wohl Johannes selbst als erster u n ter den D om herren den sonst rechtsgültig abgeschlossenen V ertrag unterzeichnet hatte, welcher nach des K apitels D afürhalten eine „per- mutatio ecclesiae procul dubio fructuosa“ war, protestierte er nunm ehr gegen diese Abm achung, indem er dieselbe B ehauptung, wie wir sie beim Canonicus Sambiensis vor­

finden, aufrechterhielt. Bezeichnend ist die Tatsache, daß der bei dem Tausche anwesende Bischof Siegfried zwei J a h re darauf sich für berechtigt hielt, über die dem Orden zugesprochenen G üter frei zu verfügen, denn am 11. Ja n u a r 1302 verm achte er der K athedrale zu K önigsberg unter anderen Besitzungen auch die G üter W ischenen und S chorschenen3).

Des weiteren verlangte Johannes den B ischofsanteil an dem W alde W o g rim 4) mit der Bernsteinfischerei, welcher gegen die seit m ehr als 50 Ja h re n im Besitz der sam-

*) Während der häufigen Abwesenheit der preußischen Bischöfe hatte der Orden öfter Belehnungen und Güterverschreibungen an Landesedle erteilt, die er für treue Dienste in der Zeit der Aufstände belohnte, wobei er auch ins bischöfliche Territorium hinübergriff.

2) Ofr. Reh, 1. c. pg. 117, Anmerkg. 2.

3) Urkb. Bist. Saml. Nr. 200.

4) Der bischöfliche Anteil an diesem Walde betrug 30 Seile (cfr. Urkb. Bist. Saml. Nr. 58). Über die Lage desselben zwischen Lochstädt und Pillau vergl. den Aufsatz von P a n z e r „Die Verbindung des frischen Haffs mit der Ostsee in geschichtlicher Zeit“ in: Altpr.

Monatsschrift Bd. XXVI, pg. 20-1 fl'., dazu im Anhang die Kartenskizze-

(24)

ländischen K irche befindliche Bischofsburg F ischh ausen1) an den Orden vertauscht war, und ebenso den halben E r­

trag der Mühle bei dieser B u rg wieder zurück, indem er die beiderseitigen G ebietsabtretungen als den von altersher der K irche zukom m enden Besitz erklärte. D er genannte T auschvertrag wurde von Bischof Siegfried und dem da­

maligen Landm eister M einhard von Q uerfurt am 25. Ok­

tober 1297 zu Schoenewik unterzeich net2). Nach diesem erhielt der Orden den zum Bistum gehörenden Teil des W aldes W ogrim als Ersatz für die A btretung des Schloß­

terrains von Schoenewik nebst den angrenzenden W äldern W ischerad 3) und R oyge sowie den W iesen am frischen H aff und dem halben E rtrag e der dortigen Mühle an den Bischof. W enn nun Johannes behauptete, die B u rg Fisch­

hausen gehörte seit vielen Jah ren der Kirche, so hat er nicht ganz unrecht; denn schon im J a h re 1264, als es sich um einen fü r den Orden wichtigen Platz zur Anlage einer B efestig u ng1) , welche die Ein- und A usfahrt der nach P reußen kommenden Schiffe sichern sollte, handelte, üb er­

ließ Bischof H einrich sein B istum sdrittel von W itla n d so rt5) u n ter B eibehaltung der Bernsteinfischerei dem Orden gegen ein gleiches Stück nebst drei H ufen Land an dem Orte,

1) Ursprünglich hieß die Burg Schoenewik, im 14. Jahrh. führt sie den Namen Bischoveshusen, aus welchem dann nach einer in Preußen beliebten Silbenausstoßung Bischhusen, weiter Vischhusen und schließlich Fischhausen entstanden ist.

2) Urkb. Bist. Saml. Nr. 187.

3) Das heutige Wischrodt bei Fischhausen.

4) Das spätere Loclistädt (gegründet 1270).

5) Mit Witlandsort wird die ganze Landzunge bezeichnet, welche von der südlichen Ecke Samlands bis zum Tief (Balge) sich hinzieht;

dieselbe war zwischen Orden und Bischof besonders im Verhältnis von

2 : 1 geteilt woi'den. Vgl. P a n z e r 1. c. pg. 267.

(25)

an welchem er seine neue W o hnburg bauen w o llte 1). D a­

nach war der G rund und Boden von Schoenewik längst bischöfliches Eigentum , und es darf wohl verw undern, wenn dieses im V ertrage von 1297 dem Bischöfe nochmals zu­

gesprochen wird. A llerdings w urde ihm hier die weitere U m gebung von Schoenewik, die angrenzenden W älder und W iesen und der Mitbesitz der Mühle eingeräum t, sodaß eine gewisse E ntschädigung fü r den W ald W ogrim geleistet wurde und man vielleicht zu G unsten dos Ordens annehm en könnte, der bischöfliche Besitz dos Schloßplatzes von Schoenewik sei in dem zweiten V ertrage nochmals aus­

drücklich bestätigt worden. Im m erhin b rac h te dieser V er­

gleich das wichtige W itla n d so rt in seiner ganzen A us­

d e h n u n g * 2) in die H ände des O rdens; damit war zugleich jed e r Einfluß des Bischofs an diesem äußerst bedeutsamen P u n kte beseitigt. W as noch die vom Bischof Johannes erw ähnte Mühle bei Schoenewik anbetrifft, so hatte sie Bischof Siegfried im E inverständnis m it dem K om tur von K önigsberg, E berhard von V irneburg, am 4. J u n i 1306 einem g ew issen H erm ann und seinen Erben zum dauernden Besitz verschrieb en 3). W ie lange nun dieser H erm ann sein B esitzrech t ausgeübt und auf welche W eise es der deutsche Orden w ieder erw orben hatte, läßt sich urkundlich nicht nachweisen, jed en falls machte Johannes seine A nsprüche auf den Mitbesitz der Mühle geltend.

1) TTrkb. Bist. Saml. Nr. 87.

2) Der Wald Wogrim bildete den nördlichen Teil von Witlandsort.

3) Urkb. Bist. Saml. Nr. 209.

(26)

II. D e r D e u t s c h o r d e n w i r d b e s c h u l d i g t , g e w i s s e G ü t e r u n d B e s i t z u n g e n d o r s a m l ä n d i s c h e n K i r c h e m i t G e w a l t u n d m i t U n r e c h t i n B e s i t z g e n o m m e n

z u h a b e n .

&o hätte, klagt Johannes, der K om tur von K önigsberg Berthold von B rühaven das samländischo Domkapitel aus dem friedlichen Besitz der G üter bei Lautlien (Lauth), G taselauke und fechadewinkel *) gewaltsam verdi än gt und einen Teil der Pregelinseln an sich gerissen. D er Bischof verlangte deshalb die H erausgabe dieser Gebiete für sich und sein Kapitel. Hinsichtlich der Besitzungen bei L a u th 2) waren schon früher zwischen dem Orden und dem Dom ­ kapitel Streitigkeiten entstanden, welche durch Bischof Siegfried und den Landm eister Conrad Sack im J a n u a r 1303 dahin entschieden waren, daß dem Dom herren die D örfer bei Lauth zurückgegeben worden sollten, das Allod dagegen, welches in dem erw ähnten Tauschvertrage von 1263 an

0 T o e p p e n (Hist. comp. Geogr. pg. 139 Anmkg.) hält die deutung von Graselauke auf Kreislaken an der Nord Westküste Samlands und die weitere Vermutung, Schadewinkel müsse der hiervorkommende Sudauerwinkel sein, für unrichtig, weil das Domkapitel hier nie be­

gütert war. Der Name Schadewinkel tritt auch anderwärts auf: so haben wir an der Weichsel gegenüber von Mewe einen Ort gleichen Namens.

Vielmehr sind die beiden Ortsnamen in dem Gebiet von Quedenau zu suchen, weil sie in der Klageschrift unmittelbar mit Lauth verbunden sind. In Übereinstimmung damit vergl. G e b a u e r „Älteste Urkunde des Samlandes“ in: Neue l ’reuß. Prov. Blätter, Bd. VIII, pg. 353.

2) Die Dörfer bei Lauth werden zu den Schenkungen gehört haben, mit welchen Bischof Christian das neugestiftete Domkapitel ausgestattet hatte.

L

(27)

den Orden gekomm en war, diesem fernerhin verbleiben so llte1). Die schiedsrichterliche E ntscheidung scheint jedoch den Absichten des Ordens nicht entsprochen zu haben, denn wie wir aus der K lageschrift hören, sind dieselben D örfer dem Kapitel wieder entrissen worden, ebenso Graselauke und Schadewinkel, welch letztere jedenfalls in der Polca* 2) Quedenau gelegen und bei der U m gestaltung des Dom­

kapitels am 7. April 1294 den Dom herren als besondere D otation zugewiesen w aren3 4 5 ). U n ter dem vom Orden in Besitz genomm enen Teile der Pregelinseln sind wahrscheinlich diejenigen zu verstehen, welche zwischen dem Orden und dem Bischof noch nicht geteilt w aren1) ; die T eilung erfolgte erst später. Eine schriftliche V ereinbarung über die vom Orden eingezogenen Besitzungen befand sich nicht in den Händen des Bischofs, was diesen um so m ehr zu seiner F o rd eru n g berechtigte.

In b etreff des heiligen F e ld e s6 * * ), welches nach der u r­

sprünglichen L andesteilung dem B istum sdrittel zugefallen war, jedoch dem Bischöfe vorenthalten wurde, hatten Bischof Johannes und der K om tur von K önigsberg, Heinrich von Y senberg, einen Vergleich geschlossen11), wonach die Ü ber­

gabe desselben endgültig erfolgen sollte. Da dieses noch

>) Urkb. Bist. Samt. Nr. 204.

2) Der wahrscheinlich preußische Ausdruck „Polca“ entspricht der sonstigen Bezeichnung „Territorium“ cfr. T o e p p e n 1. c. pg. 21.

3) Urkb. Bist. Saml. Nr. 104.

4) Cfr. Urkb. Bist. Saml. Nr. 22ß p. 139 Abs. 1.

5) Im nordwestlichen Samland zwischen Germau und Wangnicken gelegen; es umfaßte einen Teil des Kirchspiels Heil. Kreutz, cfr.

T o e p p e n , I. c. pg. 140.

6) In der bischöflichen Urkunde vom 20. Mai 1322 heißt es,

das heilige Feld wäre praeterito anno mit Zustimmung beider Parteien

geteilt; der Vergleich ist demnach in das Jahr 1321 zu setzen.

(28)

im m er nicht geschehen war, erhob nun Johannes berech­

tigten A nspruch auf das „der K irche von altersher“ zu­

stehende E igentum srecht, indem er zugleich die Ordens­

brüder auf die vom P apste angedrohte K irchenstrafe der Excommunicatio maior hinwies. W ie aus den beiden P a ­ rallelurkunden vom 20. Mai 1322 ersic h tlic h 1), w ar das heilige Feld früher noch nicht geteilt, — man hatte es jedenfalls von seiten des Ordens als terra, quae non inha- bitatur, betrachtet, deren T eilung nach dem V ertrage vom 12. März 1258 von der späteren A nregung des einen oder anderen Teiles abhängen so llte2). Es ist möglich, daß die O rdensbrüder diese K lausel zu ihrer K echtfertigung ange­

fü h rt haben, doch läßt sich nicht leugnen, daß es nicht in der A bsicht des Ordens lag, die Teilung zu beschleunigen, was schon bei der ersten L andesteilung Anlaß zu S treitig­

keiten zwischen Orden und Bischof gegeben hatte. III.

III. D e r B i s c h o f k l a g t ü b e r d i e E n t z i e h u n g v e r ­ s c h i e d e n e r , d e r K i r c h e z u s t e h e n d e r G e r e c h t s a m e

u n d E i n k ü n f t e d u r c h d e n d e u t s c h e n O r d e n . Jo hannes beschuldigt den Orden, die beim W alde P e u s3) gelegene Fischeroigerechtigkeit viele J a h re hindurch in widerrechtlicher und gew alttätiger W eise ausgeübt zu haben. Dieselbe gehöre der samländischen Kirche, weshalb Bischof und Domkapitel ihre Hechte gew ahrt wissen wollen

') Urkb. Bist. Samt. Nr. 231.

2) Urkb. Bist. Sarnl. Nr. 57.

3) Peus oder Peyse ist der südliche Vorsprung der samländischen

Halbinsel im Norden des frischen Haffs. L. W e b e r „Preußen vor 100

Jahren“ hält Pelsemoter in der Teilungsurkunde vom 3. Mai 1258 für

Peyse.

(29)

und auf Z u rückerstattung der bisherigen E rträge klagen.

Nach der großen Landesteilung von 1258 bildete der W ald Peus die südlichste Spitze des Landstreifens, welcher im großen Bogen nach Osten an zwei Stellen die W estküste Sam lands erreichte und zum Bischofsanteil gerechnet wurde.

Soweit sich nun der dem Bischöfe zugeteilte K üstenstrich erstreckte, war sowohl die Ausbeute von B ernstein als auch die N utzung der Fischerei sein gutes Recht. L etztere war in dem fischreichen frischen H aff sehr lohnend1) und w urde daher, als geordnetere V erhältnisse im bischöf­

lichen Sam land wieder eingetreten waren, vom Bischof m ehr ins Auge gefaßt. In den Zeiten der fast ständigen U nruhen hatte man wenig Muße, sich derartigen Geschäften zu widmen, und so m ag es vorgekom m en sein, daß die Leute des Ordens nicht imm er genau die G renzen ihres Fischereibezirkes innehielten und sich Ü bergriffe gegenüber den bischöflichen Gerechtsam en zu schulden kommen ließen.

D er Fischereibezirk des Bischofs stieß nämlich im W esten in der Gegend von Lochstädt und im Osten bei Marsche- nen m it dem des Ordens zusam m en; er war somit von den Ordensbezirken eingeschlossen, was leicht zu den von Bischof Johannes gekennzeichneten A usschreitungen führen mochte.

E iner Schm älerung der bischöflichen R echte hätte sich der Orden ferner dadurch schuldig gemacht, daß er seit vielen Ja h re n von den in Laukischken2) gelegenen 100 H aken den Zehnten zum Nachteil der samländischen K irche

*) A. L. E w a l d „die Eroberung Preußens durch die Deutschen“

Bd. 111 Halle 1884 pg. 8(5.

*) Östlich der Deime, im Kreise Labiau.

(30)

einzöge. Nach der E ntscheidung W ilhelm s von Modena sollten die O rdensritter in P reu ß en zwei Teile des Landes m it allen E inkünften und auch dem Zehnten erhalten; eine Zehntenabgabe, wie sie gemäß alter V ereinbarung im Culmerlande bestehen blieb, war also in den Ordensteilen des ganzen übrigen P reußens für die Bischöfe nicht be­

stimmt. Laukischken gehörte aber seit der Landesteilung von 1258 zum Ordensgebiete und so stand auch die E r­

hebung des Z ehnten dem Orden rechtlich zu. Es ist u r­

kundlich nicht bekannt, daß der Orden dieses Gebiet an den Bischof abgetreten hat, erst aus der K lageschrift des Bischofs Johannes erfahren wir, daß 100 Haken in L au­

kischken in den Besitz der samländischen K irche gelangt sein müssen, weil der Orden hier „seit vielen J a h re n “ widerrechtlich den Z ehnten eintreibe. W enn wir dem Zeugnis des Bischofs glauben wollen, so hat hier der Orden unbefugterm aßen in die Eigentum srechte des Bistum s ein­

gegriffen, weshalb Johannes mit vollem Hecht für die W ah rung seiner Interessen eintreten mußte. Ein gewisses Trachten seitens der O rdensbrüder gleich im A nfänge ihrer T ätigkeit in P reußen, ihre E inkünfte durch die Z ehnten­

erhebung zu verm ehren, läß t sich nicht verkennen. Schon 1231 hatte Bischof Christian auf den Zehnten in P reußen zu G unsten des D eutschordens verzichtet, selbst für das Culm erland w urde ihm diese Abgabe von demselben B i­

schöfe verliehen.1) In dem mit den E ingeborenen im Ja h re 1249 geschlossenen Frieden hatte sich der Orden den Z ehn­

ten ausbedungen.2) In Livland bezog er ihn gewohnheits-

*) Reh, 1. c. pg. 68 f.

2) Neues Preuß. Urkb. Polit. Abt. Bd. I., Heft I. Königsberg

1882. Nr. 218.

(31)

gem äß seit langer Zeit, ohne seiner V erpflichtung, den vierten Teil davon ad recognitionem obedientiae abzuliefern, jem als nachzukom m en.1) D aher widerspricht es durchaus nicht der politischen T aktik des Ordens, wenn dieser in dem ihm ursprünglich zugehörigen Gebiete noch weiter den Zehnten erhob, obgleich es auf einen anderen Besitzer übergegangen war.

Die gemeinsame N utznießung der Einkünfte sollte sich nach schiedsrichterlicher E ntscheidung auf alle zur Diözese Samland gehörigen Landschaften erstrecken, welche 1258 noch nicht zur Teilung gelangt waren.1 2) D er Orden wie der Bischof sollten Anteil haben an der W ald-, Fische­

rei-, W iesen- und W eidegerechtigkeit dieser Gebiete. J o ­ hannes klagte nun, der Orden hätte sämtliche Einnahm en trotz des Einspruchs des Bischofs und Dom kapitels gew alt­

sam an sich gebracht, wodurch der samländischen K irche ein Nachteil von m ehr als 3000 Mark erwachsen wäre; er verlangte daher vollen Schadenersatz für sich und sein K apitel. Nach dem Vergleich vom 1 2 . März 1258 sollten die noch nicht geteilten Ländereien gem einsam er Besitz des Ordens und Bischofs sein, bis man sie tempore com- petenti geteilt hätte. Solange dieses nicht geschehen war, glaubte der Orden diese Gebiete als sein Eigentum be­

trachten zu k ö n n e n , indem er ungeachtet des Vergleiches wohl von der A uffassung ausgehen mochte, daß, solange das eroberte Land noch nicht geteilt war, dieses ihm als dem Eroberer zunächst gehörte, zumal da es dem Bischof

1) R a t h l e f „Das Verhältnis des livländischen Ordens zu den Landesbischöfen und zur Stadt Riga im 13. und in der 1 . Hälfte des 14. Jahrhdts. pg 7.

2) Urkh. Bist. Saml. Nr. 57.

__ k.

(32)

jederzeit frei stand, eine Teilung zu veranlassen. Ü ber den U m fang der Einkünfte des Ordens aus diesen Gebieten sind wir keineswegs orientiert, es läßt sich überhaupt bei dem gänzlichen Mangel an M aterial fü r diese Zeit eine auch n u r annähernde B erechnung in Zahlen schwerlich anstellen1). W ir wissen daher auch nicht, ob die von J o ­ hannes auf 3000 Mark geschätzte Verlustsumm e für die samländische K irche B erechtigung hat, ja es läß t sich nicht einmal erweisen, seit welchem Z eitpunkte und in welchem Maße die eroberten Gebiete ertragfähig waren.

Von der gemeinsam en B enutzung der Flußläufe, welche von der O rdensburg K önigsberg ausgerechnet anderthalb Mei­

len aufw ärts und ebensoweit abwärts in den Pregel sich er­

gossen und von ihrer E inm ündung eine Meile aufw ärts in ihren G renzen bestim m t waren, wäre die samländische K irche ebenfalls durch die O rdensbrüder v erdrän gt worden.

Johannes beruft sich auf das derselben zufolge eines frü ­ heren Abkommens zuerkannte B enutzungsrecht, welches er als zurechtbestehend vom Orden anerkannt wissen wollte.

Bei der Teilung der weiteren U m gebung von K önigsberg durch Bischof H einrich und den Vicelandmeistor G erhard von H irzberg im J a h re 1258 einigte man sich unter ande­

rem auch darüber, daß die B enutzung der in der ange­

gebenen W eise begrenzten Gewässer eine gemeinsam e sein sollte, von denen jedoch die dem Bischöfe nach der Teilung von 1257 zugefallenen diesem allein verbleiben sollten2). Bei den gänzlich verw orrenen V erhältnissen in der Zeit der A ufstände, als die Bischöfe Saarlands im A uslande weilten

*) L o h m e y e r , 1. c. pg. 169.

2) Urkb. Bist. Saml. Nr. 66 bezw. 52.

(33)

und um die A usübung ihres H irtenam tes sich fast garnicht beküm m erten, die V erw altung des Bischofslandes aber be­

kanntlich in den H änden der Landm eister bezw. eines vom Orden abhängigen Bischofsvogtes sich befand,1) ist es er­

klärlich, daß der O rden in seinem Streben nach der Allein­

herrschaft in Preußen jede G elegenheit wahrgenommen hat, um seine Macht durch E rw erbung größerer R echte auf K osten seines bischöflichen Revalen höher zu stellen.

Die V erlegung des Bischofssitzes von K önigsberg nach Schoenewik hatte nicht wenig dazu beigetragen, dem Orden in der V erw altung der weiteren U m gebung von K önigs­

berg freiere H and zu lassen. E r wird daher auch kein B edenken gotragen haben, die dem Bischöfe hier zukom ­ m enden N utzungsrechte sich anzueignen und dieses um so mehr, als m an sich nicht anschickte, ihn an der A usübung derselben zu hindern.

IV. D e r D e u t s c h o r d e n s o ll L e h n s v e r s c h r e i b u n g e n im B i s t u m s g e b i e t e o h n e Z u s t i m m u n g d e s D o m ­

k a p i t e l s a u s g e s t e l l t h a b e n .

D ieser K lagepunkt betrifft die zur Zeit der langen Abw esenheit des Bischofs Christian von M ühlhausen2) vom Orden neu erteilten B elehnungen im bischöflichen T erri­

torium , w orüber eine allgemeine B estätigungsurkunde später erzw ungen wäre, zu der aber das Dom kapitel seine Zu-

’) R e h , 1. c. pg. 113 f.

a) Über die Abwesenheit der preußischen Bischöfe von ihren

Diözesen vergl. R eh, pg. 101 ff.

(34)

Stimmung nicht gegeben hätte. Schon unter Bischof Heinrich hatten die O rdensritter eigenm ächtig G üterübertragungen an die im Gebiete des Bischofs wohnenden Sam länder vor­

genommen und waren deshalb m it diesem in Streit geraten, welcher schließlich zugunsten des Ordens entschieden w u rd e 1). 1263 hatte H einrich von Thorn aus sämtliche von seinem Stellvertreter, dem Vogte des Bistum s, nach dem R ate des Ordens erteilten G üterverleihungen anerkannt und b estätig t2). Daß hierbei jedesm al dem W unsche des von der römischen K urie begünstigten O rdensgebietigers ent­

sprochen wurde, und der Bischofsvogt, aus der Zahl der O rdensbrüder gewählt, ein gefügiges W erkzeug in der Hand seines früheren V orgesetzten war, ist wohl selbstverständlich.

Auch die A ufforderung des Papstes A lexander IV . vom J a h re 1260 an die preußischen Bischöfe, sie sollten ihre Lehns­

leute und U ntertanen zu r B ekriegung der U ngläubigen und zum Bau von B urgen dem Orden zur V erfügung stellen3), war dazu angetan, das Interesse des Ordens an den Lehnsausteilungen in den Bistüm er noch m ehr zu fördern. Die häufige Abw esenheit Christians in P reu ß en 4) bot in der Folgezeit dem Orden die erw ünschte Gelegenheit, in die B istum sangelegenheiten Samlands einzugreifen. la n ­ gedenk der den O rdensbrüdern vom Bischöfe Anselm von Erm land bei seinem W eggange nach Böhmen im Ja h re

1261 ausgestellten V ersicherung, alle vom Landm eister in

>) TJrkb. Bist. Saml. Nr. 61, 62.

») Urkb. Bist. Saml. Nr. 82.

■*) Urkb. Bist. Saml. Nr. 67.

■*) Christian war von 1276 - 95 Bischof von Samland, davon ent­

fallen nur die Jalue 1277—78 und 1285 auf seinen Aufenthalt in Preußen.

L

(35)

nahm der Orden, die stillschweigende E rlaubnis Christians voraussetzend, die A nsiedelung eingeborener Samen sowie K riegsgefangener und die V erleihung von Privilegien im bi­

schöflichen Sam lande vor* 2), die uns in einer Reihe von U rkunden erhalten sind. Z unächst beurkundet und be­

stätigt der damalige V icelandm eister Conrad von Thierberg diejenigen Belehnungen, welche der Bischofsvogt A ndreas Fisch den P reußen P rey b ote3) P an d un e4) und den B rüdern W argele, Astiothe, Spandote und Y b uthe5) erteilt hatte.

Einerseits war diese B estätigung notwendig, weil der V ogt eine besondere B eurkundung nicht ausgestellt hatte und auch kein eigenes Siegel besaß6), anderseits hätte sich der Orden diese wichtige B eglaubigung kaum entgehen lassen, wollte er doch dadurch dem Bistum sverw eser gegenüber seine A utorität bekunden und gleichzeitig die B elehnten auf die schuldige Treue gegen die Landesherrschaft hinweisen und zum Danke verpflichten. Auch die vom Bischofsvogte ver­

brieften V erleihungen kamen ausdrücklich m it R at und Z u­

stim m ung der O rdensritter zu stände, worüber uns die V erschreibungsurkunde des Vogtes H einrich von Bolin vom 25. März 1291 belehrt7). W enn nun bei derartigen V ergabungen ein selbständiges H andeln des Bischofsvogtes

0 Cod. Dipl. Warmiensis Nr. 4L 2) Cfr. die Tabelle bei R eh pg. 147.

3) Urkb. Bist. Saml. Nr. 110.

4) Urkb. Bist. Saml. Nr. 111.

6) Urkb. Bist. Saml. Nr. 133.

°) Vergl. die Anmerkungen zu Urkb. Bist. Saml. Nr. 110 und 111. Erst der spätere Bischofsvogt Heinrich von Bolin bekräftigt eine Verschreibung mit eigenem Siegel. (Urkb. Bist. Saml. Nr. 161).

7) Urkb. Bist. Saml. Nr. 161.

(36)

vom 3. F eb ruar 1291 datierten U rkunde, nach welcher der K om tur von K önigsberg, Berthold von B rühaven einem ge­

wissen Ulm ann eine Mühle m it K ru g im Dorfe E ud au verleiht1), den V ogt Volrad von Liedelau nu r noch als Zeugen, ja der Landm eister M einhard von Q uerfurt glaubte schließ­

lich auf diese Form alität gänzlich verzichten zu können, als er im Ja h re 1295 eine V erschreibung von 2 Haken im Felde Stantau (im K irchspiel Quedenau) dem Sudauer Preisinge ohne M itwirkung des bischöflichen Stellvertreters anwies* 2). Selbst als nach Einsetzung des Domkapitels die V erw altung der Diözese auf den Dom propst als Bevoll­

m ächtigten des Bischofs übergegangen war, hatte der Orden in derselben W eise Belehnungen im bischöflichen Gebiete allerdings mit Zustim m ung des Propstes ausgeteilt, wie wir es aus der B estätigungsurkunde Siegfrieds vom 27. A pril 1296 erfahren3). Die uns überlieferten U rkunden bilden jedoch n u r einen B ruchteil der überhaupt erteilten, von denen der größte Teil auf den Orden zurückzuführen ist; dieses geht beispielsweise aus dem Verzeichnisse der dem Orden während der A ufstände treugcbliebenen und da­

für mit großen V orrechten und Landbesitz ausgestatteten

„alten W ithinge“ deutlich hervor4). Es ist erwiesen, daß der Orden in keinem anderen preußischen Bistum so u n ­

!) Urkb. Bist. Saml. Nr. 160.

2) Urkb. Bist. Saml. Nr. 170.

3) Urkb. Bist. Saml. Nr. 180.

4) Urkb. Bist. Saml. Nr. 192. Withinge heißen die eingeborenen Edlen, die schon zur heidnischen Zeit angesehen und mächtig waren und den vornehmsten Stand in Samland bildeten. Ofr. auch die Ta­

belle bei R eh , pg. 147.

(37)

um schränkt über Eigentum srechte des Bischofs verfügte wie gerade in Sainland1). Trotzdem hatte Bischof Siegfried ain 8. Septem ber 1296 alle durch die O rdensritter im Bis­

tum sgebiete erteilten V erschreibungen und B elehnungen anerkannt und bestätigt1 2), wozu jedoch nach dem Zeugnisse Jo h a n n es’ das Dom kapitel seine Zustim m ung nicht gegeben hätte. Dieses m ußte den für seine Diözese wohlbedachten, von strengem Rechts- und Pflichtgefühl durchgedrungenen Bischof um so m ehr zu der K lageerhebung gegen den Orden veranlassen. W enn nun die vom Domkapitel tat­

sächlich m itunterzeichnete B estätigungsurkunde der B e­

hauptung Jo h a n n es’ zu w idersprechen scheint, so können wir daraus auf die Opposition des damaligen Kapitels schließen3), in welchem sich Johannes befand und welches

1) Aus dem Bistum Ermland liegt uns nur eine einzige Ver­

schreibung durch den Landmeister vor, wofür er übrigens, wie oben erwähnt, die Erlaubnis des Bischofs besaß. In den Bistümern Culm und Pomesanien hören wir von Verleihungen des Ordens nichts. — R e h , 1. c. pg. 117 findet dafür eine Erklärung: Bei den vom Orden im bischöflichen Samland Belehnten handelte es sich häufig um Wieder­

einsetzung in den alt angestammten Besitz, wie es in einzelnen Fällen ausdrücklich gesagt wird; mithin sah sich der Orden auch ohne Be­

rechtigung gezwungen, Anordnungen zu treffen. An einer anderen Stelle (pg. 118) meint R eh, daß im Verhältnis zu einzelnen Bischöfen sich ein starkes Vorstreben für eingensüchtige Zwecke des Ordens deutlich offenbart, wobei die Bistümer geringere Einbußen in ihrem Umfang, als bedeutendere in ihrer Selbständigkeit erleiden. Und weiter (pg. 137) hören wir von R e h , daß nach Einsetzung des Kapitels der Orden seine Verwaltungspolitik im bischöfl. Samlande in rück­

sichtsloser Weise fortgeführt und zufolge seines Visitationsrechtes Gewaltmaßregeln angewandt hat, um seine Ziele zu erreichen.

2) Urkb. Bist. Saml. Nr. 185.

3) R eh, 1. c. pg. 137. Dieses Verhalten des Domkapitels wird

noch im folgenden bei dem letzten Klagepunkte der Siegelentwendung

und Urkundenfälschung ausführlicher behandelt.

(38)

bei der großen N achgiebigkeit Siegfrieds dem Orden gegen­

über wider seinen eigentlichen W illen nu r gezwungen „per vim et potentiam laicalem“ seine Einw illigung gegeben h atte1).

Indem Johannes die G ültigkeit der von seinem V orgänger beurkundeten B estätigung beanstandet, begegnet er gleich­

zeitig dem bereits weit vorgeschrittenen Einfluß des Ordens in den V erw altungsangelegenheiten seiner Diözese.

V. D e r B i s c h o f b e s c h w e r t s ic h ü b e r d ie g e w a l ts a m e E i n z i e h u n g d e s d e r K i r c h e z u k o m m e n d e n L a n d e s ­

w a c h g e ld e s d u r c h d e n d e u t s c h e n O r d e n . Die O rdensbrüder hätten das Landeswachgeld für die samländische K irche viele Ja h re hindurch für sich einge­

zogen, wodurch die K irche bedeutende V erluste erlitten hätte, welche Johannes auf etwa 70 Mark jährlich schätzte.

D a die K irchen Erm lands und Pom esaniens hierin nicht behelligt würden, m üßte es der Bischof um so m ehr als ein ungerechtes V orgehen des Ordens gegen die samländi­

sche K irche ansehen, für die er nunm ehr die Z urücker­

stattu ng der em pfangenen Gelder verlangte. Dem Bischöfe war gemäß den Bestim m ungen des päpstlichen Legaten W ilhelm von Modena vom J a h re 1243 ein D rittel des Bis­

tums zu vollem Eigentum und zwar mit denselben Hoheits­

rechten und N utzungen zugewiesen, wie sie der Orden in seinem Anteile besitzen sollte. Somit stand auch ersterem

!) Vgl. hierzu die Klageschrift im vorletzten Absatz und den

Protest vom 1. Aug. 1321 (Urkb. Bist. Saml. Nr. 228 p. 142).

(39)

das lie c h t zu, die seinen U ntertanen auferlegten L andes­

wachgelder einzutreiben1). Doch wir haben gesehen, daß die V erw altung im bischöflichen Sam land nam entlich zur Zeit der beiden ersten Bischöfe eine höchst m angelhafte war, und daß der Orden vielfach Gelegenheit fand, in die R egierungsgeschäfte des Bistum s einzugreifen. V or allen D ingen brauchte er für seine ständigen K riegszüge Geld­

mittel, die er sich auf jede mögliche W eise zu verschaffen suchte. So dürfte es nicht auffallen, wenn er auch die zur L andw ehr bestimm ten A bgaben des Bistum ssprengels für sich einzog, lag im doch die Pflicht ob, das gesamte Preußenland nach außen hin zu schützen, wobei die bischöflichen Territorien m it eingeschlossen waren. Als Johannes den bischöflichen Stuhl bestieg und auf ge­

naue D urchführung der festgesetzten Befugnisse hielt, m ußte auch gegen den vom Orden geübten M ißbrauch der B e­

schlagnahme von bischöflichen Landesw achgeldern ein­

geschritten werden. Das U nrecht des Ordens war aber nicht so groß, und der Bischof schien es bald eingesehen zu haben, denn bei der E inigung zwischen beiden wurde dieser P u n k t nicht mehr berührt, die O rdensbrüder brauch­

ten dafür keine E ntschädigung zu zahlen.

i) Damit ist wahrscheinlich das in der 2. Hälfte des 13. Jahrhts.

eingeführte Wartgeld od. Wartlohn und Schalauerkorn od. Schalwenkorn gemeint; die erste Abgabe wurde zur Bezahlung der in Dienst ge­

nommenen Kundschafter und Späher verwandt, letztere bestand in

Naturalien und diente zur Unterhaltung der am meisten gefährdeten

Burgen an der scshalauichen Grenze. Cfr. L o h m e y e r, 1. c. pg. 158f.

(40)

VI. D e r O r d e n w ir d b e z i c h t i g t , d ie g e i s t l i c h e J u r i s ­ d i k t i o n a u s g e ü b t z u h a b e n .

Jo h a n n es’ K lageschrift enthält ferner die A nschuldi­

gung, der Orden habe „mit g rößter Glefahr für das Seelen­

heil der G läubigen“ die geistliche G erichtsbarkeit sich an­

gemaßt, die n u r von einem Kirchenoberen ausgeübt werden dürfe. W ährend der Orden die m ilitärische F ü h ru n g im K riege und die Leitung der ausw ärtigen A ngelegenheiten für ganz P reuß en in seiner H and vereinigte, stand dom Bischof gewisserm aßen als E rsatz fü r diese M achtbefugnisse der K itter die geistliche Jurisdiktionsgew alt auch in Ordens­

teilen zu. Es scheint aber, als ob der Orden von A nfang an danach gestrebt hat, den Bischöfen diese Gewalt in seinem Gebiete zu entziehen; dafür liefert uns der kurze A ufenthalt des deutschen Ordens in Siebenbürgen (1211— 1225) das beste Beispiel. H ier im ß u rzen lande hatten sich die O rdensritter der G erichtsbarkeit des siebenbürgischen Bischofs zu entziehen gew ußt und beim Papste die E in ­ setzung eines A rchipresbyters, welcher in ihrem W irkungs­

kreise das geistliche G ericht verw alten sollte, durchgesetzt.

Dieser, auf den Orden angewiesen, w urde als ein A ngestellter desselben betrachtet1). Das aber der Orden die A usübung dieser Gew alt in seinem preußischen A nteil wirklich erlangt haben mochte, lag wieder an den damaligen ungeordneten V erhältnissen des Landes, die nicht einmal den Bischof für

’) lie h , 1. c. pg. 42. Ebenso T e u ts c li und F ir n h a b e r „Ur­

kundenbuch zur Geschichte Siebenbürgens.“ F o n te s rer. Austriac.

Bd. XV, Nr. 20—22, 24--27.

(41)

Orden das besondere Interesse geleitet haben, auch die K irchenpolitik seiner M achtsphäre zu unterw erfen. Ebenso hatte er die geistliche Ju risd iktion in Pom esanien für sich beansprucht, denn wir hören, daß er erst im J a h re 1294 sich entschließen konnte, dem Bischöfe alles einzuräum en, was zur geistlichen G erichtsbarkeit geh örte1). Nicht anders verhielt es sich im Culmerlande, dessen Bischof Nikolaus fast zu gleicher Zeit mit Johannes darüber klagte, daß der Orden sich in die geistliche G erichtsbarkeit der Offiziale einmischte und die Geistlichen nach Belieben absetzte* 2).

Sah sich vielleicht der Orden in den ersten Zeiten des B e­

stehens unseres Bistum s veranlaßt, die dem Bischöfe zustehenden A m tsbefugnisse nach B edarf zu verrichten, so fiel m it der N euregelung der V erhältnisse dafür jed e r G rund weg, und es dürfte Jo h a n n es’ F o rd eru n g zur W ahrung seiner geistlichen Hechte n u r gerecht und billig sein.

V II. O e r B i s c h o f b e k l a g t s i e b , d a ß d e r d e u t s c h e O r d e n d e n B i s c h o f s a n t e i l m it K r i e g s k o s te n b e d r ü c k e .

Die H eranziehung des Bistum sgebietes zur Z ahlung von K riegssteuern weist Jo hannes in seiner Beschwerde als widerrechtlich mit Entschiedenheit zurück. Nach den Bestim m ungen des päpstlichen Legaten vom J a h re 1243 erhielten nämlich die O rdensritter zwei Drittel des Landes

J) R eli, 1. e. pg. 71.

2) Urkb. Bist Oulm I, Nr. 188.

Cytaty

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