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Thorner Presse 1892, Jg. X, Nro. 123

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Thorner P rrssr.

Abonnewentspreis

sür T h o r n und Borstädte frei ins H a u s : vierteljährlich 2 M a r k , monatlich 67 Pfennig p ränum erando;

>ur a u s w ä r t s frei per Post: bei allen Kaiser!. Postanstalten vierteljährl. 2 M ark .

Au s g a b e

täg lic h 6 '/ , U hr abends m it Ausschluß der S o n n - und Feiertage.

Re dakt i on und Ex pe di t i on:

Katharinenstr. 1.

Ferrrsprech-Auschluß Nr. 57.

Zusertionspreis

für die Spaltzeile oder deren R aum 10 Pfennig. In s e rate werden angenommen in der Expedition Thorn Katharinenstr. 1, Annoncen-Expedition „Jnvalidendank"

in B e rlin , Haasenstein u. Vogler in B e rlin und Königsberg, M . Dukes in W ien, sowie von allen anderen Annoncen-Expeditionen des I n - und Auslandes.

Annahme der Inserate fü r die nächstfolgende Num m er bis 1 U h r mittags.

8'« 133. Sonnabend den 28. M ai 1892. L Zahrg.

F ü r den M o n a t J u n i kostet die „ W a r n e r Fresse" m it dem illustrirten S o n n ta g s ö la tt

^ '. M e n n ig . Bestellungen nehmen an sämmtliche Kaiser!. Postämter, die Landbriesträger und w ir selbst.

Expedition der „Thorner Presse"

T h o r « , Äatharinenstraße 1.

' D er „S eg e n " der Abzahlungsgeschäfte.

^ I n B e rlin wurde vor - kurzem wieder einm al vo r dem Schöffengericht gegen ein Abzahlungsgeschäft verhandelt; nicht M G rund der Berfallklausel oder sonst eines Vertragspunktes,

°"dern wegen B etrugs w ar die Anzeige erfolgt. D e r B etrug

^8 förmlich auf der H a n d : E in „Reisender" überredete die srau eines Ttschlergesellen zum Kaufe einer goldenen U hr fü r

" s P re is von 50 M a rk ; der Abzahlungshändler empfahl dieses Kleinod ausdrücklich als „eine gute goldene U h r " ; die A n-

«Mung wurde geleistet, die Ratenzahlungen erfolgten drei

^ h r e la n g : da stellte sich heraus, daß nach und nach der gol- ge Schimmer schwand, bis er endlich ganz verloren w ar. D e r

^"geklagte rechtfertigte sich, indem er sich auf die Großhand­

e ls berief, die die U h r aus Chaux de fonds im p o rtirt hatte,

^ u f der betreffenden Lieferungsnote standen die W orte „ o r das"

(geringes G o ld ) und diese Bezeichnung, so erklärte der G roß-

??eöler, sei durchaus korrekt; denn ein Feingehalt an G old sei tatsächlich vorhanden. W ie groß dieser Feingehalt aber gewesen lein muß, ergiebt sich aus dem Umstände, daß der Abzahlungs- tandler diese „goldene" U h r von dem Großkausmann f ü r z w a n z i g M a r k erstanden hatte; wie hoch der Fabrikpreis w ar,

It m dem Berichte, der uns vo rlie g t, leider nicht gesagt. D e r Angeklagte, der der Tischlergesellenfrau fünfzig M a rk fü r diese u h r angerechnet und nichts von geringem Golde gesagt hatte, M lä rte den Preisunterschied m it der „A ufm achung" folgender

^echnung: dem Reisenden an P rovision 5 M a rk ; demselben fü r 5 Einzelraten 4 M a rk 50 P f. ; fü r Abziehen der U hr

M a rk ; die zweijährige G a rantie, während der er gesprungene

"setze u. s. w., und das „große R isiko" im Abzahlungs- A lc h lft sei ebenfalls einzurechnen, so daß sein Verdienst eben höchstens als ein angemessener zu bezeichnen sei. D e r Ange­

nagte wurde f r e i g e s p r o c h e n ; die U hr w ar eine „goldene".

Und die Angabe, daß sie eine „gute goldene" gewesen sei, hätte lch ebenso gut auf die Beschaffenheit des Werks als auf die des Gehäuses beziehen können. Den Verkaufspreis erachtete der Gerichtshof als einen nicht ungebührlich hohen; die Spesen, da»

langwierige Inkasso, das große Risiko des Verkäufers machen den P re is erklärlich; schließlich erwähnte noch der Vorsitzende des Schöffengerichts, es vergehe in B e rlin kein T a g , wo nicht die Abzahlungsgeschäfte selbst als die Betrogenen vor Gericht erscheinen. — Und trotzdem vermehrt sich diese, wie die obige Darstellung zeigt, ungemein gefährliche Geschäftspraxis! I s t es denn thatsächlich ein gesunder Zustand, wenn „Reisende" die Frauen von Handwerksgesellen zu »«nöthigen Käufen überreden?

T rä g t es denn zur S tärkung des Rechtsbewußtseins bei, wenn ein Gerichtshof in einer Sache, wie in der obigen, bei allen M erkmalen des B etrugs den Angeklagten freizusprechen gezwun­

gen ist? D ie Abzahlungsgeschäfte bilden einen ungeheuren

Eine gute F a r t ie .

Roman von L. H a i d h e i m .

— --- (Nachdruck verboten.) (7. Fortsetzung.)

M a r ia saß schweigend daneben, es fie l O nno Hooglander unangenehm auf, daß seine Schwester übersehen zu werden ' «M eine arme M a ria muß unter Ih re m gütigen Schutz

» * aufleben, sie braucht Z e rstre u u n g !" sagte er zu der astn T ante. Und sich an seine Schwester wendend, fragte e r:

hoffentlich m it T o ile tte n versehen, sonst soll ich D ir u T a n te L ä titia sagen, sie würde fü r das Nöthige sorgen!"

. "H im m e l, T ante L ä titia ? N u n das ist jedenfalls eine Ei-k! " " " h ö r t e G roßm uth, da kann man also zu der Gunst der gleich g ra tu lirc n !" rie f E lm a in neuem sichtlich unan- KNehmsten Erstaunen.

sch, G rä fin biß sich auf die Lippen. S ie schien fast er- t ^ "o n dieser M itth e ilu n g . „S a g e n S ie L ä titia unseren

^ g e fü h lte n Dank fü r ihre gütige Absicht, lieber O n n o , von könn""* M a r ia indeß in keinem Falle Gebrauch machen

"en, da mein M a n n es übernommen hat, fü r sie zu sorgen."

sink vom vorigen W in te r noch T o ile tte im Ueber- als s . . ^ f M a ria tief erröthend dazwischen. D ie G rä fin that, k)ffi,> b ße es nicht und wandte sich wieder an den jungen

..Uei b,*' indem sie sich auf ihre W orte zu besinnen schien.

Kreia sind w ir der M e in u n g , M a ria s E in t r itt in unseren vorläufig noch nicht stattfinden zulassen!"

"Z>er wieso? W a ru m , G rä fin T a n te ? "

^talen ra es fü r passend halten, daß man zuvor a ll' diese gen k ^ ° ^ c h i e über ihre Familienangelegenheiten zum Schwei­

ß e n lasse, lieber O n n o !»

E h rlo s Hooglander w a r w üthend; aber er sah sich ..Testat, gegenüber der F ra u , von welcher M a ria jetzt abhing.

!sogte S ie m ir, M a ria eine S tunde spazieren zu fü h re n ? "

Krebsschaden im Lande; es ist hohe Z e it, daß energisch dagegen vorgegangen und daß namentlich das A n b i e t e n v o n W a a r e n im A uftrage von Abzahlungs-„H äusern" unter S tra fe gestellt werde.

A o litisH e Tagesschau.

Nachdem der B e s u c h d e r K ö n i g i n n e n d e r N i e d e r ­ l a n d e a m d e u t s c h e n K a i s e r h o f e um einige Tage hinaus­

geschoben worden ist, verlängert auch der Kaiser seinen Jagd­

aufenthalt in Pröckelwitz, woselbst ihm in den ersten Tagen das W etter wenig hold w ar, um einen T a g , er w ird erst am L9.

d. M ts . frü h in Potsdam zurückerwartet. D ie A nkunft der niederländischen Herrschaften erfolgt am 30. d. M ts ., ihre A n ­ wesenheit in B e rlin und in Potsdam w ird drei Tage währen.

D e r B e s u c h d e s Z a r e n a m B e r l i n e r H o f e w ird nunmehr nach A b la u f der Festlichkeiten zur goldenen Hochzeit des däni­

schen Königspaares in Aussicht gestellt. Ob überhaupt etwas daraus w ird , dafür w ird schwerlich jemand eine G arantie über­

nehmen wollen.

D e u t s c h - r u s s i s c h e H ö f l i c h k e i t s a u s t a u s c h e gehören in neuerer Z e it nicht eben zu den alltäglichen Vorkommnissen.

Um so bemerkenswerther erscheint eine Petersburger B lä tte rm e l­

dung, wonach das russische Wyborg'sche Regiment, dessen Chef bekanntlich der Kaiser W ilh e lm ist, und das B e rlin e r Kaiser Alexander-Regiment Geschenke m it einander ausgetauscht haben.

D as Kaiser-Alexander-Regiment hat dem Wyborg'schen Regiment eine künstlerisch ausgeführte Bronzebüste des deutschen Kaisers übersandt, w o ra u f die russischen Offiziere als Gegengabe ein P o r tr a it des Zaren dem B e rlin e r Regiments zugehen ließen.

A us M a ila n d läßt sich die „K ö ln . Z tg ." m elden: Dem hie­

sigen „C a rrie re " zufolge verlautet in römischen Hofkreisen, K a i s e r W i l h e l m habe dem i t a l i e n i s c h e n K ö n i g s p a a r e zugesagt, zusammen m it der K aiserin der s i l b e r n e n H o c h z e i t desselben im nächsten Jahre in R o m beizuwohnen. N u n , das ist jedenfalls eine weitaussehende Ankündigung, die in die W e lt zu setzen freilich garkeinen so überaus scharfen politischen Seher­

blick erfordert.

D ie p r e u ß i s c h e R e g i e r u n g hat den lebhaften Wunsch, daß der L a n d t a g seine A r b e i t e n noch vor P f i n g s t e n zum Abschluß bringe. Ebenso wünscht sie aber auch, daß sämmtliche V orlagen, über welche die Berathungen noch nicht abgeschlossen sind, erledigt werden. Ob sich beides vereinigen lassen w ird , ist sehr fraglich, und es ist daher w ohl möglich, daß die Herren LandeSvertreter noch nach dem Feste auf einige Tage zusammen­

kommen müssen. Schwierigkeiten macht die Erledigung der T e rtiä r­

bahnvorlage.

D ie F r a g e d e r F e u e r b e s t a t t u n g wurde am M ittwoch in der Petitionskommisston des Abgeordnetenhauses verhandelt.

S eitens der Regierungsvertreter wurden ernste Bedenken dawider geltend gemacht, insbesondere soweit der T ra n s p o rt von an an­

steckenden Krankheiten gestorbenen Personen zur Leichenver- brennungsstätte und das Interesse der K rim in a lju stiz in Frage kommt. D ie Behauptung der Petenten, daß Kirchhöfe zur V e r­

breitung von Infektionskrankheiten beitragen, sei h in fä llig . Es sei kein F a ll festgestellt worden, wo dies thatsächlich geschehen sei.

E in eigentlich hygienisches Interesse, die Feuerbestattung einzu-

^S te ^ m ir, M a ria eine S tunde spazieren um fortzukommen, indem er den Wunsch o«

leine Schwester heute zu sehen, erwähnte.

D ie G rä fin lächelte huldreiche Zustim m ung.

M a r ia schnellte ganz erleichtert empor. D a fie l ih r Blick auf Helo, die keiner beobachtete, und in den Augen derselben lag ein heißes Verlangen, mitgehen zu dürfen. D as arme K in d blieb so vie l allein, wenn die M u tte r und E lm a sich ihrer Geselligkeit oder den Anforderungen des Tages Hingaben.

M a ria s B itte , Helo mitgehen zu lassen, wurde von der T a n te huldreich bew illigt. S ie legte in alles, auch wenn sie selbst Gefälligkeiten annahm, ein W ohlw ollen, als sei sie die S penderin einer Gnade; — im Grunde waren sie und E lm a im m er froh, von Helo und M a ria befreit zu sein, heute zu­

m a l, wo L ora Rockwitz und die Allegorie bei der Prinzeß sie sehr verdrossen. O nno trieb m it frohem Blick die Schwester und Cousine zur E ile und es dauerte n u r M in u te n , da stan­

den schon beide in ihren hübschen Wimerkostümen bereit.

S ie gingen in den P ark, dessen m it R e if bedeckte Bäume in dem hellen Sonnenschein einen entzückenden Anblick boten.

D ie jungen Mädchen sprachen davon, wie sie sich auf das Schlittschuhlaufen freuten, und O nno sah m it stillem V e rgnü­

gen in Helos liebliches A ntlitz, in welchem er heute zum ersten M a le ihm ganz überraschende Entdeckungen machte. E r hatte den lang aufgeschossenen, blassen Backfisch nie fü r hübsch ge­

halten, nicht einm al gedacht, daß Helo es fü r die Z u ku n ft zu werden verspreche. Und nun plötzlich blühte das Mädchen wie ein R öslein im Schnee, ein B ild , woran ih r weißer F ilzh u t m it der langen weißen Feder und das weiße Pelzwerk, welches ! sie tru g , ihn mahnte. Z uw eilen neckte er sie durch Widerspruch.

D a n n richteten sich ihre großen, sanften und heute so strahlen­

den Augen auf ihn und sie antwortete frisch und treffend und stets mädchenhaft. „H e lo , seit wann hast D u Dich so verändert?"

fragte er ganz verwundert.

„V e rä n d e rt? " fragte sie erstaunt zurück. Vielleicht sah sie ein K om plim ent in seinem lächelnden Blick. S ie erröthete, wandte ih r Gesicht weg und erwiderte dann, als fiele ih r die E rklärung e in : „ S e it M a ria da is t! S ie behandelt mich

führen, könne man daher nicht anerkennen. W olle man sie zu­

geben, so müsse eine gerichtliche Obduktion v o r der V erbrennung gefordert werden, welche auf alle möglichen V ergiftungsarien Rücksicht zu nehmen habe und die also auf die größten Schwie­

rigkeiten stoßen würde. E in bloßer Leichenbefund, auch durch einen Sachverständigen, reiche nicht aus, um Verbrecher vor V e r­

giftungen zurückzuschrecken. D ie Kommission beschloß Uebergang zur Tagesordnung.

S e r b i e n hat den bestehenden H a n d e l s v e r t r a g m i t D e u t s c h l a n d g e k ü n d i g t . D ie Verhandlungen über einen neuen V e rtra g beginnen in kurzem.

U nter denjenigen Ländern, wo der d e u t s c h e H a n d e l Aussicht hat, seine S te llu n g nicht n u r zu behaupten, sondern voraussichtlich noch bedeutend zu erweitern, steht Südam erika in allererster L in ie . B e i der E in fu h r nach den Laplatastaaten n im m t Deutschland m it 6 3 04 88S D o ll. nach E ngland, F rank­

reich und B elgien die vierte, bei der A u sfu h r m it 1 1 4 3 4 328 D o ll. nach Frankreich, England und Belgien ebenfalls die vierte S te lle ein. Es darf aber nicht vergessen werden, daß die am t­

liche S ta tistik alles, was von oder nach Deutschland über B e l­

gien geht, als belgischen Handel bezeichnet. I n Buenoü Ayres spielt der deutsche Kaufmannstand eine größere R olle denn je.

S o w o h l in der E in fu h r als in der A u sfu h r stehen die deutschen F irm e n weitaus in erster Linie.

Ueber die A nkunft und den A ufe n th a lt des d e u t s c h e n K r e u z e r - G e s c h w a d e r s i n D a r - e S - S a l a a m w ird der

„N a t.-Z tg ." geschrieben: M i t großer S p a nnung sah man nament­

lich in D a r-e s-S a la a m der A nkunft des Geschwaders entgegen, da ein S chiff von der Größe wie die „L e ip z ig " bisher noch nicht in diesem Hafen gewesen w ar, und die Kapitäne der Reichspost­

dampfer sich gern hierauf berufen, wenn sie vor der sogenannten engen E in fa h rt, das heißt sechs M e ile n in See liegen bleiben.

G roß w ar daher die Freude, als n u n doch alle Kriegsschiffe:

„L e ip z ig ", „S o p h ie " , „A le x a n d rin e ", „S chw albe" und „M ö w e "

im Hafen lagen und der S a lu t fü r den G ouverneur über das schöne weite Hafenbecken rollte. Noch die doppelte Anzahl von Schiffen hätte im Hafen Platz gehabt, aber trotzdem bot dieser ein B ild lebhaften und bewegten Lebens, nicht m inder die S ta d t, diese namentlich in den Nachmittagsstunden, wenn die zahlreich beurlaubten M arinesoldaten die reich m it Flaggen und Palm en- blättern geschmückten S traß en, Restaurants und Läden füllten.

U nter den Deckoffizieren und Unteroffizieren waren noch einzelne, welche vor drei Jahren in D ar-es-S alaam gewesen waren und nun ihrem S ta u n e n über die m it dem O rte vorgegangene V e r­

änderung Ausdruck gaben. Nach neuntägigem A u fe n th a lt dampf­

ten die Schiffe nach Sansibar ab. W ie das Geschwader in der Bevölkerung einen bleibenden Eindruck von der Macht Deutsch­

lands auch zu Wasser zurückgelassen hat, so w ird es auch das Gute gebracht haben, daß die Sage von der überaus schwierigen E in fa h rt in den Hafen von D ar-eS -S alaam nunm ehr gründlich widerlegt ist.

I n U n g a r n spitzt sich der K a m p f z w i s c h e n S t a a t u n d K i r c h e im m er mehr zu. V om Abg. J ra n y ist eine Re­

solution eingebracht worden, welche die freie R eligion-Ü bung und die Gleichberechtigung der Konfessionen b e trifft. D e r K lu b der liberalen P a rte i hat unter Zustim m ung des K ultusm inisters be- nicht wie ein K in d ; das thun die andern alle, und es machte mich so dumm und linkisch."

„ J a , das w ird es s e in !" antwortete er ruhig. E r hätte um nichts in der W e lt die Unschuld und Harmlosigkeit ihre«

Wesens stören mögen.

D ie Menschen, welche ihnen begegneten, blickten den beiden schönen jungen Damen nach; sie selbst bemerkten es kaum, aber O nno sah eS und e« machte ihn stolz.

M a ria w a r weitaus die schönere; sie ging wie eine K önigin daher in dem schwarzen Sammetanzug m it kostbarem Zobel besetzt, der ein vorjähriges Geschenk ihres V aters war. Heule dachte sie an ihre schlimme Lage; auch sie w a r glücklich, daß ih r dunkler T e in t sich zum ersten M a le seit langer Z e it belebte und eine W ärm e annahm, die überraschte.

I n den vorderen P a rtie n des Parks begegneten ihnen allzu viele Bekannte; sie aber w ollten unter sich bleiben und schlugen auf Helos R ath einen Weg ein, der, wie sie sagte, meist einsam blieb.

S o w ar es auch. Längere L e it begegnete ihnen niemand, dann kam ein altes Ehepaar daher gegangen, Leute in beschei­

denen, aber ziemlich sauberen K le id e rn ; M a r ia sah den alten H e rrn flüchtig forschend an. W a r das nicht ein bekanntes Gesicht?

Ehe sie indeß ihren B ru d e r fragen konnte, der eben m it Helo stritt, stieß der alte H e rr dicht hinter ihnen einen Schreckensruf aus. Nach ihm zurücksehend, gewahrten sie, wie er m it Anstrengung sich bemühte, seine bewußtlose F ra u , die vo r einer M in u te noch so vergnügt zu plaudern schien, vo r dem Hinsinken zu bewahren.

Ohne sich zu besinnen waren die drei jungen Leute neben dem sie kläglich um H ilfe bittenden alten Herrn.

„M e in G o tt, mein G o tt! S ie sprach eben noch m it m i r ! M in n a ! F ra u ! liebe M in n a , w ir find so w eit von H aus, w ir find gewiß zu w eit gegangen!" jammerte er, indem er vergeblich die F ra u zu erm untern suchte.

(2)

schloffen, d a f ü r zu s tim m e n , doch b e h ä lt sich d ie R e g ie ru n g die I n i t i a t i v e f ü r E in b r in g u n g eines bezüglichen Gesetzes, sow ie den Z e itp u n k t d e r E in b r in g u n g v o r.

D a s n e u e i t a l i e n i s c h e K a b i n e t h a t sich a m M ittw o c h dem P a r la m e n t m it e in e r E r k lä r u n g v o rg e s te llt, d e ren W o r t la u t noch n ic h t v o r lie g t. E s h e iß t a b e r, die E r k lä r u n g w ü rd e den E n ts c h lu ß d e r R e g ie ru n g bekunden, die F rie d e n s p o litik durch T r e u e a n den B ü n d n is s e n u n d herzliche B e z ie h u n g e n zu den be­

fre u n d e te n M ä c h te n fortzusetzen. B e tr e ffs d e r M ilit ä r f r a g e h ä lt d ie R e g ie ru n g a n d e r g e g e n w ä rtig e n A u s g a b e v o n 2 3 0 M illio n e n im o rd e n tlic h e n E t a t u n d v o n 1 6 M illio n e n im a u ß e ro rd e n tlic h e n E t a t fest. D ie E in f ü h r u n g d e r k le in k a lib rig e n G e w e h re s o ll stufenw eise m it e in e r jä h rlic h e n A u s g a b e v o n 6 M illio n e n L ir e e rfo lg e n . D a s G le ich g e w ich t des E ta t« so ll durch E rsp a rn isse h e rb e ig e fü h rt w e rd e n , d ie durch V e r w a ltu n g s r e fo r m v e ra n la ß t w e rd e n sollen.

M in is te r p r ä s id e n t L o u b e t b e g l e i t e t C a r n o t n a c h N a n c y , anscheinend u m d as G e rü c h t zu w id e rle g e n , daß d ie P rä fid e n te n re is e ohne Z u s tim m u n g des K a b tn e ts e rfo lg e . D ie

„ L a n t e r n e " b ric h t, w ie d e r „ V o f f . Z t g . " be rich te t w ir d , in e in e m u n g e m e in d ro llig e n k r i e g e r i s c h e n A u f s a t z g e g e n D e u t s c h ­ l a n d a u « , d e r d ie s niedergehende R eich m it S c h w e r t u n d F e u e r b e d ro h t, w e n n es noch e in W o r t gegen die N a n c y fe ie r sage.

G le ic h s a m z u r E rg ä n z u n g f o lg t diesem A r t ik e l e in z w e ite r A u f ­ satz, in w elchem d a rü b e r g e ja m m e rt w ir d , daß die n e u e n G e s c h ü t z p a t r o n e n n i c h t s t a u g e n , d a s i e n i c h t l o s - g r h e n , so daß d ie französische A r t ille r ie thatsächlich ohne M u ­ n it io n dastehe. D a s „n ie d e rg e h e n d e " R eich ka n n also e in s tw e ile n noch r u h ig sein.

A u « A th e n w ir d geschrieben: A u f den n e u g e w ä h lte n P r e ­ m i e r m i n i s t e r T r t k u p i s setzt G r i e c h e n l a n d die a lle r ­ g rö ß te n H o ffn u n g e n . E s ist in d e r T h a t e in große« G lü c k , daß D e ly a n n is b e i d e r d ie s jä h rig e n W a h l u n te r la g . T r t k u p is g e n ie ß t das V e r tr a u e n d e r in te llig e n te n B e v ö lk e ru n g G rie c h e n la n d s sowie d e r M ä c h te . T ro tz d e m w ir d e r n ic h t a lle d ie kü h n e n E r w a r tu n g e n , d ie m a n v o n ih m hegt, re c h tfe rtig e n k ö n n e n , w e n n m a n bedenkt, daß G rie c h e n la n d 3 6 0 0 0 0 0 0 0 F rc s . S c h u ld e n h a t b e i e in e r B e v ö lk e ru n g v o n 2 0 0 0 0 0 0 . J e d e n fa lls ist T r ik u p is aber d er geeigneteste M a n n , u m das v e rfa h re n e S ta a ts s c h iff w ie d e r in den ric h tig e n K u r s zu b rin g e n u n d m a n k a n n G rie c h e n la n d zu seiner W a h l n u r G lü c k w ünschen.

I n den V e r e i n i g t e n S t a a t e n v o n A m e r i k a ist m a n m it den V o r b e re itu n g e n z u r P r ä s i d e n t s c h a s t s w a h l beschäf­

t ig t . D ie D e m o k ra te n stellen C le v e la n d a u f, w ä h re n d d ie R e - p u b lik a n e r zwischen H a r r is o n u n d B la in e entscheiden w e rde n .

Deutsches Hleich.

B e r l in . 2 5 . M a i 1 8 9 2 .

— I h r e M a je s tä t die K a is e r in e m p fin g heute den Besuch des E rb g ro ß h e rz o g s u n d d e r E rb g ro ß h e rz o g in v o n B a d e n .

— D a s preußische S t a a ts m tn is te r iu m h ie lt heute eine S itz u n g a b , a n d e r auch G r a f C a p r iv i th e iln a h m .

D e m B u n d e s r a th , d e r heute S itz u n g h ie lt , ist e in G e ­ se tze n tw u rf ü b e r die E in f ü h r u n g e in e r e in h e itlic h e n Z e itb e s tim m u n g zugegangen.

— D ie B u d g e tk o m m is s io n des A b g e o rd n e te n h a u s e s schlägt dem H a u se die G e n e h m ig u n g der N a c h tra g s fo rd e ru n g v o n 2 8 6 5 0 0 M k . a ls 1. R a te f ü r d ie W a s s e rv e rs o rg u n g des w estlichen ober- schlefischen J n d u s trie b e z irk s v o r.

— D ie B ö rs e n e n q u e te k o m m is s io n h a t sich gestern b is zu m 1 3 . J u n i v e rta g t. A u f W u n sch eines M it g lie d e s e rk lä rte sich d ie K o m m is s io n b e re it, v o n K o r p o r a tio n e n , V e re in e n u n d auch v o n E in z e lp e rs o n e n , denen besonders charakteristische E r fa h ru n g e n ü b e r w a h rg e n o m m e n e erhebliche M tß s tä n d e a u f dem G e b ie te des Börsenw esenS z u r S e it e stehen, s o w o h l thatsächliche M it t h e i l u n ­ gen w ie V o rsch lä g e zu praktischen V e rbesserungen entgegen­

zu n e hm e n . Nach dem W ie d e rz u s a m m e n tr itt d e r K o m m is s io n sollen u . a. auch S a c h v e rs tä n d ig e a u s den K re is e n d e r Presse v e r ­ n o m m e n w e rd e n . E in B e d ü r fn iß zu A e n d e ru n g e n des F ra g e ­ bogen« haben die b is h e rig e n V e rn e h m u n g e n n ic h t ergeben.

— D r . K a r l P e te rs h a t in fo lg e se in e r letzten F ie b e r­

e rk ra n k u n g eine E rh o lu n g s re is e nach S ü d a f r ik a a n g e tre te n u n d ist in K a p s ta d t e in g e tro ffe n .

— D ie „ P o s t " g ie b t eine D a r s te llu n g des F a lle s Lück, durch welche vielfache durch die Presse gegangene E n ts te llu n g e n b e ric h tig t w e rd e n . D a n a ch ist der P o s te n n ic h t durch ein e n M a n n geneckt, s o n d ern durch deren d re i th ä tlic h b e le id ig t u n d durch e in e n A n g r if f g e fä h rlic h b e d ro h t w o rd e n . E in e r d e r A n g r e ife r

D ie beiden jungen Mädchen thaten ih r Bestes, aber es w a r w enig, was sie vermochten, und zweifellos w ar die todt- bleiche F ra u sehr krank, wenn nicht gar sterbend.

„O n n o , — wenn D u einen Wagen holtest!" sagte M a r ia sehr erschrocken.

D e r junge O ffizie r w ar bereit und eilte fo rt, begleitet von den DankeSworten des alten, tieferschütterten M annes.

Inzwischen hatte die alte Dame einige M a le leise geseufzt;

dann kam sie halb und halb wieder zu dem Bewußtsein und ih r M a n n suchte sie m it den zärtlichsten B itte n zur W ieder­

gewinnung ihrer K räfte zu überreden.

Es w a r ein rührender Anblick, den die beiden alten Leute boten; das Erste, was die F ra u that, als ihre Gedanken sich etwas klärten, w a r, daß sie zärtlich des M annes Hand küßte und leise bat : „A rm e r H einrich! Vergieb m ir n u r ! "

Ach, der Gatte wußte nichts von Z o rn , sondern wiederholte n u r im m er ju b e ln d : „E s w a r n u r eine Ohnmacht, liebe F ra u , n u r eine O hnm acht!"

Inzwischen kam von der S ta d t her ein eleganter S pazier­

gänger, der, Helo erkennend, erstaunt und lebhaft zu der T ru p p e tra t.

„M e in e gnädigste Komtesse, ist etwas geschehen? E in U n fa ll? K ann ich helfen? B itte verfügen S ie über mich."

Helo klärte ihn auf. M a r ia erinnerte sich, daß sie diesen H e rrn am Abend ihrer A nkunft im S a lo n ih re r T a n te gesehen.

„D ie Dame wurde ohnmächtig, mein V etter holt einen W agen, H e rr von L o rn o w ."

„ S ie find ganz erschöpft, lassen S ie mich Ih n e n h e lfe n !"

wandte sich der H e rr resolut an den Gatten der Kranken und nahm ihm , dem die K rä fte in der T h a t versagten und der jetzt blasser aussah als seine F ra u , dieselbe aus den Armen.

„W ie gut S ie find, H e rr von L o rn o w !" rie f Helo m it warmem Blick. D a n n stellte fie M a ria , die eben die Hutbänder

fü h rte e in gezogenes M esser. E s sei d a ra n e r in n e r t, daß d e r d e r noch sehr schwachen u n d schw indelnden a lte n D a m e w ie d e r M esserheld B r a n d t fich im F e b r u a r a ls A n f ü h r e r bei den sog.

A rb e its lo s e n s tra fb a r gemacht h a t, daß e r fich fe rn e r wegen eines 1 4 T a g e z u v o r begangenen T o d ts c h la g e s noch zu v e r a n t­

w o r te n h a tte. D e r v e rw u n d e te T r a e b e r ist n ic h t a ls h a rm lo s e r S p a z ie rg ä n g e r durch Z u f a l l u n d sch u ld lo s v e rw u n d e t w o r d e n ; e r ist v ie lm e h r d e r H a u p ts c h u ld ig e . O h n e seinen A n r e iz w ä re d e r b lu tig e A u s g a n g v ie lle ic h t v e rm ie d e n w o rd e n . D ie E r ­ n e n n u n g des G re n a d ie rs Lück zu m G e fre ite n ist erst a m 9 . M a i , also f ü n f W ochen nach dem V o r f a ll, nach v ö llig e r K lä r u n g des T h a tb e s ta n d e s dadurch e r fo lg t, daß S e . M a je s tä t d e r K a is e r den Lück a ls „ G e f r e it e r L ü c k " v o r d ie F r o n t r ie f. I n M ilitä r k r e is e n herrscht ü b rig e n s die A n s c h a u u n g , daß d e r P o s te n es n u r d er A u t o r it ä t seiner S c h u ß w a ffe zu danken h a tte , daß die g e fä h r­

lich e n B u rsch e n v o n ih m a b lie ß e n . N u r das u n h e im lic h e G eräusch des L a d e n s tr ie b die A n g r e ife r i n d ie F lu c h t u n d re tte te dem G r e n a d ie r Lück d a s eigene Leben.

— D ie A h lw a rd t's c h e B ro s c h ü re I . „ J u d e n f lin t e n " w u rd e heute f r ü h a u f G r u n d des A b s c h n itte s „ w ie d e r S t a a t b e tro g e n w u r d e " beschlagnahm t.

P osen. 2 5 . M a i . „ D z ie n n ik P o z n a n s k i" m e ld e t, daß a u f V o rs c h la g des E rzb isch o fs S ta b le w s k i d e r P r ä l a t D o rs z e w S k i- P o s e n u n d D o m h e r r K ra u s -G n e s e n zu päpstlichen P r o to n o ta r e n , d e r P r o p s t v o n J a z d z e w s k t-S c h ro d a u n d der D e k a n A lf r e d v o n P o n in s k i-K o s c ie le c zu H a u p t p r ä la t e n ; d e r R e ic h s ia g s a b g c o rd n e te u n d L a n d ta g s a b g e o rd n e te v. C e g ie ls k t u n d d e r R e ic h s ta g s a b g e o rd - nete v . K o m ie ro w s k i zu G e h e im e n päpstlichen K a m m e rh e rre n v o m P a p s te e r n a n n t w o rd e n fin d . D e r R e ic h s ta g s a b g e o rd n e te v o n K o s c ie ls k i e rh ie lt das G ro ß k re u z a m B a n d e des G e o rg iu s o rd e n s .

O b e r-G lo g a u , 2 5 . M a i . S e . M a je s tä t d e r K a is e r t r i f f t nach e in e r M e ld u n g des „O berschlefischen A n z e ig e rs " z u r Hochzeit des F ü rs te n R a d o lin m it d e r R e ic h s g rä fin J o h a n n a O p p e r s d o rf F r e ita g N a c h m itta g 6 U h r h ie r e in . A m S o n n a b e n d u m 1 1 U h r v o r m itta g s w ir d F ü rs tb is c h o f D r . K o p p d ie T r a u u n g v o llz ie h e n .

0 C h e m n it z , 2 5 . M a i . D ie g rö ß te a n tise m itisch e V e r ­ s a m m lu n g , die unsere S t a d t je m a ls gesehen h a t, fa n d gestern h ie r im E ly f iu m statt. D e r groß e H a u p ts a a l u n d säm m tliche N e b e n säle w a r e n ü b e r f ü llt , trotzdem d ra u ß e n das herrlichste M a iw e t t e r lockte u n d a u ß e rd e m durch e in z ie m lich hohes E i n ­ t r it ts g e ld d e r M a ffe n h e im s u c h u n g durch S k a n d a lm a c h e r v o n P r o ­ fession v o rg e b e u g t w a r . U n te r den 1 5 0 0 — 2 0 0 0 B e suchern a u s a lle n S t ä n d e n b e fa n d e n fich auch e tw a 2 0 0 S o z ia ld e m o k ra te n u n te r F ü h r u n g des R e ich sta g sa b g . H o ffm a n n . — D e r R eichs- ta g s a b g e o rd n e te v . L ie b e rm a n n , den w i r h ie r a ls den S c h ö p fe r u n s e re r deutschsozialen B e w e g u n g v e re h re n , sprach ü b e r das T h e m a : „ D i e a n tise m itisch e B e w e g u n g eine E h re f ü r das deutsche V o lk " u n d r iß in seinem d re is tü n d ig e n V o r tr a g e die V e rs a m m ­ lu n g zu den stürm ischsten B e ifa lls k u n d g e b u n g e n f o r t . B e s o n d e rs w a rm e Z u s tim m u n g fa n d e n seine, a n d ie be ka nn te n „ J u d e n ­ f lin t e n " a n k n ü p fe n d e n p a trio tis c h e n A u s fü h ru n g e n . D a n k der V o r ­ sorge unseres K a is e rs h ä tte n w i r f ü r die ganze K rie g s s tä rk e die v o rz ü g lic h s te n G e w e h re a u s S t a a ts fa b r ik e n in den D e p o ts , u n d die A n m u s t e r u n g s ä m m tlic h e r J u d e n f lin t e n w ü rd e d ie S c h la g - fe rtig k e it unseres H eeres n ic h t im g e rin g ste n b e e in trä c h tig e n . D a s A u s la n d m öge es fich gesagt sein lassen: W e n n d e r K a is e r u n s r u f t , fin d w i r a lle s a m m t b e re it, d ie h e ilig e n G re n z e n des V a t e r ­ la n d e s zu v e rth e id ig e n . — S c h lie ß lic h sei es doch n ic h t die W a ffe , so n d ern w ie F ich te sagt, „ D i e K r a f t des G e m ü th e s " , die den S ie g e r r in g t. Nach S c h lu ß des V o rtra g e S s p ra n g die V e rs a m m ­ lu n g ohne A u ffo r d e r u n g des V o rsitze n de n a u f u n d brach in la n g ­ a n h a lte n d e H e ilr u f e a u s . D ie S o z ia ld e m o k ra te n verzichteten gescheuter W e ise a u f E n tg e g n u n g e n . D e r A b g . H o ffm a n n e r­

w id e rte den ih n dazu d rä n g e n d e n P a rte ig e n o s s e n : „ I c h w erde den T e u f e l th u n u n d m ich b la m ir e n " . U n te r den fe ie rlic h e n K lä n g e n des L ie d e s „ D e u ts c h la n d ü b e r a lle s " tr e n n te fich die V e r s a m m lu n g , d ie w ie d e r m ä c h tig z u r S t ä r k u n g d e r deutsch­

sozialen B e w e g u n g in u n se re m , b is h e r durch e in e n S o z ia ld e m o k ra ­ te n im R e ich sta g e v e rtre te n e n W a h lk re is e b e ig e tra g e n h a t.

C e lle , 2 5 . M a i . D e r h e u tig e S c h lu ß ta g des 6 0 0 jä h r ig e n J u b ilä u m s d e r S t a d t ist in g lä n z e n d e r W e ise v e rla u fe n . A n d er fe ie rlic h e n R a th s fitz u n g n a h m e n zahlreiche E hrengäste th e il. O b e r- p rä s id e n t D r . v . B e n n ig s e n machte dem O b e rb ü rg e rm e is te r H a tte n - d o rff die M it t h e ilu n g , daß S e . M a je s tä t d e r K a is e r ih n zum G e h . R e g ie ru n g s r a th e rn a n n t habe. D e r h e u tig e Festzug g in g ebenso g lä n z e n d v o n s ta tte n , w ie das gestrige F estsp ie l. D ie S t a d t ist v o n F re m d e n ü b e r fü llt.

zuknöpfte, und Lornow einander vor. Beide erinnerten sich jener flüchtigen Begegnung.

Verbeugen konnte fich Lornow nicht, die alte F ra u hing schwer in seinen Arm en, aber er sagte sofort, daß er auf die nähere Bekanntschaft von Baronesse Hooglander durch F rä u le in von Goldberg vorbereitet sei und fich glücklich schätze, durch diese Begegnung den Damen beistehen zu können.

M a ria sah, daß der alte H e rr bei dem Namen Hooglander lebhaft aufblickte.

S ie h a tte sich v o r h in d u n k e l seines Gesichtes e r in n e r t, jetzt w u ß te sie plö tzlich , w e r e r w a r , ih re u n d seine A u g e n begegne­

te n sich. „ H e r r M a n t in k . S in d S ie es w ir k lic h ? " r ie f fie überrascht.

„A c h , u n d fin d S ie d as k le in e , g n ä d ig e F r ä u le in ? " E in b e w u n d e rn d e r B lic k des a lte n M a n n e s sagte ih r , daß e r fie sehr schön fin d e . S ie w u rd e g lü h e n d r o th u n d w a g te d ie A u g e n n ic h t aufzuschlagen.

E r s ta u n t sahen der Legationsassessor v o n L o r n o w u n d H e lo a u f diese E rk e n n un g ssze n e , welche M a r ia d a n n , sich zu sam m en n e h m e n d , e rk lä rte , in d e m fie dem a lte n M a n n e die H a n d gab.

„ H e r r M a n t in k stand i n P a p a s D ie n s te n , u n d ich sp ie lte a ls k le in e s M ä d c h e n bei ih m in d e r S c h re ib s tu b e ! E r zeichnete m i r so schöne B i l d e r ! "

„ A c h , m e in G o t t , ja , g n ä d ig e B aronesse h a tte n so v ie le F re u d e a n m e in e n M ä n n c h e n u n d H ä u s e r n ! D a s w a r d a m a ls , a ls d e r H e r r B a r o n noch in E h rs te in w o h n t e n ! " E s k la n g w ie e in schmerzliches B e d a u e rn a u« des a lte n M a n n e s M u n d .

S eine F ra u hatte trotz ih re r Schwäche m it mühsam folgen­

den Blicken die Reden der beiden verstanden; jetzt kam die Ohnmachtsanwandlung oder Beklemmung wieder zurück, fie schlug m it den Arm en um fich, der A lte hatte n u r noch Augen fü r fie, ein Glück, daß jetzt die von O nno geholte Droschke in raschem Trabe herankam. (Fortsetzung fo lg t.)

Ausland.

P a r is , 2 5 . M a i . D a s J o u r n a l „ L a P a i x " ve rsiche rt, der P r ä s id e n t C a r n o t w e rd e in N a n c y W o r t e sprechen, welche die­

je n ig e n , d ie B e u n r u h ig u n g zu v e rb re ite n suchten, in V e r w ir r u n g b rin g e n u n d die g e g e n w ä rtig e n B e fü rc h tu n g e n zerstreuen w ü rd e n . C a r n o t w ü rd e die R eise nach N a n c y sicher n ic h t u n te rn e h m e n , w e n n die d o rtig e n Feste e tw a s a n d ere s w ä re n , a ls eine im p o s a n te K u n d g e b u n g zu E h re n d e r S t u d ie n u n d des g e istigen F o rts c h ritte s , d a s h e iß t des F rie d e n s .

Brüssel» 2 5 . M a i . D e r deutsche T u r n v e r e in in B r ü f f e l e rh ie lt v o n dem V o rsitze n de n des belgischen T u r n e r b u n d e s , dem d e r V e r e in a ls gleichberechtigtes M it g l ie d a n g e h ö rt, die fö rm lic h e M it t h e ilu n g , d e r deutsche V e r e in habe keine E in la d u n g zum T u r n fe s t in N a n c y e rh a lte n , m a n w e rde b e g re ife n , w a r u m . E in s t­

w e ile n sei dessen T h e iln a h m e a n e in e m französischen T u rn fe s t n ic h t g e statte t, u n d es sei selbst n ic h t a n z u ra th e n , daß einzelne T u r n e r a n dem Fest in N a n ly th e iln ä h m e n . D e r belgische T u r n e r v e r b a n d , der u n te r dem P r o te k to r a t des K ö n ig s steht, w ird im ü b rig e n a n dem Feste in N a n c y th e tln e h m e n . D e r deutsche T u r n v e r e in w ir d selbstverständlich zu dem V o r f a ll S te llu n g ne h m e n .

Kopenhagen, 2 5 . M a i . H e u te V o r m it t a g 1 1 U h r e m p fin g d e r K ö n ig zahlreiche D e p u ta tio n e n , welche ih re H u ld ig u n g e n und G lückw ünsche a n lä ß lic h d e r g o ld e n e n H ochzeit des K ö n ig s p a a re s d a rb ra c h te n . U n te r den D e p u ta tio n e n b e fan d e n sich solche vo n beiden K a m m e r n des R e ic h s ta g e s , sow ie v o n G e m e in d e n , S t a d t ­ v e ro rd n e te n v e rs a m m lu n g e n , V e r e in e n u n d I n s t it u t i o n e n a u s dem ganzen L a n d e . D ie s e lb e n ü b e rre ic h te n w e rth v o lle G a b e n und S t if t u n g e n , d a ru n te r e in L e g a t zu m A n d e n k e n a n d ie g o l­

dene H ochzeit, die M i t t e l f ü r e in N a tio n a ld e n k m a l, den G a la ­ w a g e n d e r H a n d w e rk e r u n d e in e n v o n 8 0 0 0 0 S c h u lk in d e rn da rg e b rach te n g o ld e n e n K ra n z . U m 1 U h r w ir d d e r K ö n ig den P r in z e n A lb e r t v o n S c h le s w ig -H o ls te in -G lü c k s b u rg , w elcher die G lückw ünsche S r . M a je s tä t des K a is e rs W ilh e lm ü b e rb r in g t, so w ie den E rzh e rzo g F rie d ric h a ls V e r tr e te r des K a is e rs von O esterreich e m p fa n g e n .

Kogenhagen, 2 5 . M a i . U n te r den F estgaben, welche dem K ö n ig u n d d e r K ö n ig in d a rg e b ra ch t w u r d e n , b e fin d e t fich ein v o n dem deutschen K a is e r gespendeter p ra c h tv o lle r K ro n le u c h te r u n d eine m a r m o rn e E n g e ls s ta tu e v o m P r in z e n v o n W aleS . D e r russische O b e rh o fm a rs c h a ll G r a f G olenistschew - K u tu s o w spendete e in B r o t , a n welchem e in p ra c h tv o ll ge a rb e ite te s g o l­

denes S a lz fa ß ang eb ra ch t ist. D ie D e p u ta tio n des th ü rin g is c h e n U la n e n re g im e n ts N r . 6 ü b e rre ich te e in G e m ä ld e , welches das R e g im e n t zu P fe rd e d a rs te llt. V o m B is c h o f M ü l le r in B e rth e ls - d o r f bet H e r r n h u t ist eine Adresse e in g e la u fe n u n d H o fk a p e ll­

m eister Lassen a u s W e im a r schickte e ig e n h ä n d ig geschriebene L ie d e rk o m p o fitio n e n .______________________________________________

Nrovinziaknachrichte«.

G raudenz. 25. M a i. (Bon einem traurigen Geschick) ist ein Avan- cirter der Artillerie in Gruppe betroffen worden. D e r Aermste wurde plötzlich von der Wahnvorstellung befangen, er sei Generalmajor, und man brachte ihn zunächst in das hiesige Lazareth und dann, da er an­

scheinend an Gehirnerweichung leidet und unheilbar wahnsinnig ist, n a«

der Irre n a n sta lt in Schwetz.

B e re u t, 24. M a i. (Plünderer) unter dem Deckmantel des Anarchismus sind, wie der „Pielgrzym " meldet, auch schon in Westpreußen thätig- Kürzlich erschienen auf dem Psarrzehöfte zu Niedamowo drei verdächtige Kerle, welche Unterstützung erbaten und erhielten. D a ihnen die Gabe zu klein w ar, drangen sie aus den P fa rre r ein und stießen Drohungen aus, wurden indessen von einigen handfesten Arbeitern verjagt.

A u s L itta u e n , 25. M a i. (Eigenartige Verfolgung. Kreuzotterbiß).

E in F ra u , welche dieser Tagen von dem Besitzer B . zu Ußpiaunen zwei Ferkel kaufte, gerietst durch dieselben aus dem Heimwege in eine mißliche Lage. Nachdem sie sich m it den Ferkeln im Sack bereits eine gute Strecke entfernt hatte, sah sie sich plötzlich von dem Mutlerschwein, das ma»

mittlerweile aus dem Stalle gelassen, verfolgt. Von demselben eingeholt, gelang es der F ra u n u r dadurch dem wüthenden Thiere zu entkommen, daß sie den Sack m it den Ferkeln abwarf und die Flucht ergriff. Die S a u aber befreite unterdessen die Ferkel und trollte mit ihnen gemüth­

lich von bannen. — Beim Suchen von Waldmeister wurde gestern der Sohn des Arbeiters B . zu Jatschen von einer Kreuzotter gebissen. Da man ärztliche Hilf« nicht gleich in Anspruch nahm, ging der ganze Körper in Geschwulst über, so daß aus Erhaltung des Lebens wenig Hoffnung ist-

(Kön. Allg. Ztg.) B rom berg, 25. M a i. (Erste gastgewerbliche Ausstellung). Die Pforten der gaftgcwerblichen Ausstellung, zu welcher die Anmeldungen so zahl­

reich eingegangen sind, daß aus M angel an Raum mehrere Anmeldungen abgelehnt werden mußten, haben sich heute geöffnet. Aufs reichhaltigste mit Fahnen, Fähnchen und Emblemen ausgeschmückt, bietet das Leues«»

Etablissement in seinen verschiedenen Abtheilungen ein farbenprächtiges B ild und kaum weiß der Besucher, durch die Reichhaltigkeit und Ge­

diegenheit der ausgestellten Gegenstände überrascht, wohin er zuerst seine Schritte lenken soll. Die Ausstellung hat kür die weitesten Kreise u»d nicht blos für den engeren Gastwirthsstand Interesse. Um 1 l Uhr fand der Eröffnungs-Festakt statt. Die Vertreter der königlichen und städtischen Behörden, der geschästsführende Ausschuß, Preisrichter und Ausstellet, sowie die geladenen Gäste versammelten sich im Hinteren Theile des Gartens, um dort die Begrüßungsansprache durch den Bürgermeist»

W ilde entgegenzunehmen. Wohl kein anderes Gewerbe, führte Redn»

aus, stände in so enger Beziehung m it dem Orte, wo es seinen Sitz hn-- als das Gastwirthsgewerbe. Der Fremdenverkehr in Bromberg, der >n früheren Jahren sich auf jährlich 2 0 0 0 0 Personen belaufen habe, in d » Zeit des Niederganges aber, in den achtziger Jahren, auf 13 000 ge­

sunken w ar, hebe sich jetzt wieder bedeutend, und ein neuer Abschnitt der Blüte und dem Aufschwünge der S tadt breche an. A us erM , Zeichen des letzteren begrüße er diese Ausstellung. Unter den Au»

ftellern ist u. a. die F irm a G . Hirschfeld-T H o r n m it Eierliqueur vertreten- (Bromb. T g d l-t,, S ch n e id e m ü h l, 24. M a i. (Bezirkstag). Gestern fand hier der -v zirkstag des Bromberger Verbandes der Barbier-, Friseur- und Perrilck«' macher-Jnnung statt. Z u dem Verbände gehören die In n u n g e n Bromberg, T h o r n , Schneidemühl, Graudenz und Gnesen, vertre>

waren jedoch n u r die In n u n g e n der drei erstgenannten Städte.

Delegirten faßten den Beschluß, sich der Petition des deutschen BerbaNv en Gellattuna der S o n n tag s a rv -.

der Barbiere an den Bundesrath wegen Gestaltung der Sonntagsarv « bis 2 Uhr nachmittags anzuschließen. A ls Vertreter zu dem M itte 3 ^ in Kassel stattfindenden Kongreß der deutschen Jnnungsverbände wv- H e rr Köseling-Bromberg gewählt. Der nächstjährige Bezirkstag s»u

H o r n abgehalten werden.

— ( F ü r M i l i t ä r a n w ä r t e r ) . W enn in einigen Oberlandesgerichtsbezirken in früheren Zeiten A nw ärter zum bereitungsdienste bei den Gerichten ohne alle Rücksicht auf das rwry ^ dene Bedürfniß zugelassen wurden, so sind diese Verhältnisse jetzt das vom Justizminister verfügte, mit großer Strenge durchgeführte der Annahme neuer A n w ärter in steter Besserung begriffen. 2 " ^ Kammergerichtsbezirk ist kein unbesoldeter Aktuar mehr vorhandeN- Bezirk Naum burg nur noch 14, in den Bezirken Kassel, Köln und H ^ ist M an g el vorhanden, welcher die Heranziehung von Aktuaren anderen Bezirken nöthig gemacht hat. E s besteht die Absicht, die p deS Vorbereitungsdienstes solange aufrecht zu erhalten, bis die u § zähligen Aktuar« ganz oder doch größtentheils verschwunden sind-

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