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Theologisches Literaturblatt, 4. August 1933, Nr 16.

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Theologisches Literaturblatt

Unter Mitwirkung

z a h lre ic h e r V e rtre te r der th e o lo g is c h e n W is s e n s c h a ft und P rax is

heraasgegeben von

Dr. theol. E rn st S o m m e rla th

Professor in Leipzig.

Nr. 16. Leipzig, 4. August 1933. L1V. Jahrgang

Erscheint vierzehntägig Freitags. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter sowie vom Verlag. — Inland-Bezugspreis: Rm. 1.50 monatlich, Bezugspreis für das Ausland vierteljährlich: Rm. 4.50 und P orto; bei Zahlungen in fremder Währung ist zum Tageskurse umzureohnen. —Anzeigenpreis: die zwei- gespaltene Petitzeile 40 Goldpfennige. — Beilagen nach Uebereinkunft. — V erlag und Auslieferung: Leipzig, Königstr. 13. Postscheckkonto Leipzig Nr. 62873.

Rosmarin, Aaron, Dr., Moses im Lichte der Agada.

(Gulkowitsch.)

*u n d le , Wilhelm, Prof. Lie., Der GHaubensbegriff r h u8 ^ aulus. (Michaelis.)

nenm ke, Johannes. Philosophie als Grundwissen- schaft. (Pröhle.)

aren*. Karl, Dr., Die Rechts- und Staatsphilo­

sophie des deutschen Idealismus und ihre Gegen wart ab edeutun g. (Jelke.)

Koepp, Wilhelm, D., Die Erziehung unter dem Evangelium. (Schulze.)

Fendt. Leonhardt, D. Dr., Die Stellung der Prak­

tischen Theologie im System der Theologi­

schen Wissenschaft. (Steinbeck.)

H irsch, Emanuel, Prof. D., Das Evangelium.

(Hupfeld.)

Chrestomathia Bernardina, ex operibus S.Ber- nardi, Abbatis Claravallensis Doctoris Melli- flui collecta et ad systema quoddam theo- logiae redacta, compilatore. (Clemen.'' Dat Nie Testament in unse plattdütsche Hoder-

sprak. (Lorentzen.)

Collectanea theologica publicata societate theo- logorum Polonorum. (Rhode.)

Rosmarin, Dr. Aaron, Moses im Lichte der Agada. N ew

Y o rk 1932, The GoldJblatt Publishing Co. (157 S, gr. 8.) D ie M osem onographie von R. hat es sich zur A u f­

gabe gestellt, ein Charakterbild des Mose, w ie es die spätjüdische Literatur herausgebildet hat, zusammenzu- ste len. Das Interesse der A rb e it lieg t nicht darin, M aterial ur die Beurteilung des historischen M ose zu gewinnen, w ie dies die ‘M onographien

von V o lz (1907),

Gressmann

(1913),

Sellin (1922) bezw ecken, sondern die Tendenz der A rb e it

!st eine mehr literarische: es soll gezeigt w erden, in welchem Lichte die Tradition den M ose gesehen hat. W enn aber eine solche A rb e it mehr als erbaulichen W e rt haben w ill, kann sie ohne Berücksichtigung folgenden Tatbestandes nicht auskommen: Die Gestalt des Mose, die durch eine lange literarische Entwicklung hindurch ein Ideal der Judenheit getblieben ist, hat zugleich m itvd er jüdischen L i­

teratur und vor allem auch mit der Judenheit selbst v e r­

schiedene Phasen der Entwicklung durchlaufen. Dadurch, dass R. die Tatsache einer chronologischen Schichtung der Aussagen über M ose ausser Augen gelassen hat, beraubt er sich der M öglichkeit, den gesamten S toff heranzuziehen, da er voneinander abweichende oder einander w id er­

sprechende Aussagen ausschalten muss, Ausserdem fehlt der A rb e it iganz eine kritische Sichtung des Quellenmate- rials in bezug auf seine Echtheit und Genauigkeit, Da eine Pfosopographie der Lehrer und R edaktoren in Talmud und Midrasch noch fehlt (vgl, meine Einleitung zum Tosef- tatraktat ß eräköt, Angelos, Band 3, Helft 3/4), müssen nicht ganz sichere Aussagen vorläufig als Quellen ausscheiden.

Die A rb e it hätte w eiterhin gewonnen, wenn der Verfasser seine Quellen sowdhl auf die Herkunft ihres M aterials als auf die Technik ihrer M aterialverarbeitung hin -untersucht hätte, wenn er aufgezeigt hätte, w ie sowohl biblisches M a ­ terial, als auch internationale Legendenstoffe herangezogen

"Wurden, um die Gestalt des M ose auszuschmücken, und w ie die Tradition schliesslich alle Eigenschaften, die nur le einer biblischen Gestalt zugeschrieben wurden, auf M ose konzentrierte, physische, intellektuelle, religiöse und eth i­

sche, ja sogar menschliche Schwächen. Da der Verfasser auf alle diese kritischen Erwägungen verzichtet und seinen Stoff lediglich nach den Lebensaltern des M ose ordnet, kommt seiner A rb e it nur der W e rt einer mit grossem Fleiss zusammengestellten Materialsammlung zu, die vor allem auch durch zahlreiche — allerdings nicht erschöpfende — Literaturnachw eise H ilfsm ittel und Anregung zu w eiteren Forschungen zu bieten verm ag,

G u l k o w i t s c h , Leipzig.

Mundle, W ilhelm (Prof, Lic., Pfarrer in Duisburg-Ham-

born), Der Glaubensbegriä des Paulus. Eine U n ter­

suchung zur Dogmengeschichte des ältesten Christen?

tums. Leip zig 1932, M. Heinsius Nachfolger. (XVI, 187 S. gr. 8.) Brosch. 7.50 RM.

Dass d er Verf., der vor einer R eihe von Jahren aus dem akademischen Lehramt in ein Grossstadtpfarramt übergesiedelt ist, auch seither wissenschaftlich arbeitet und publiziert, ehrt ihn und bringt der Forschung Nutzen.

G erade das vorliegende Buch ist ein schöner Beweis da­

für, dass der K ontakt mit der Praxis des kirchlichen Lebens und dem Dienst des Pfarrers die wissenschaftliche A rb e it nur vertieft. D er V erf. ist über eigene frühere Fragestellungen hinausgewachsen (sehr interessant sind die Abgrenzungen, die er in dieser Beziehung S. 5 f., 7, 170 vornim m t); das mehr akademisch-theoretische genus docendi, das selbst seinen phänomenologischen U nter­

suchungen anhaftete, ist stark zurückgetreten, und die V orzüge seiner früheren A rb eiten treten noch k räftiger hervor. W enn er im V o rw ort glaubt, es sei nötig, ,,die K ritik er um eine gewisse M ilde ihres U rteils zu bitten “ , w eil es ihm vielleicht doch nicht ganz gelungen sei, an dem Buche die Spuren seines Entstehens in spärlichen Mussestunden zu tilgen, so muss ihm das Zeugnis ausge­

stellt werden, dass solche Spuren wirklich nicht in grösser Zahl zu finden sind. Auch ist die Literatur w e it­

gehend berücksichtigt; besonders in den zahlreichen A n ­ merkungen setzt sich der Verf. mit ihr auseinander, und

241 242

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es sind hier v ie le treffliche und scharfsinnige kritische Beobachtungen gemacht.

Eine Untersuchung zur Dogm engeschichte des ältesten Urchristentums nennt der V erf. sein Buch im U ntertitel, w e il er — mit Recht — auch die sich an Paulus zeitlich anschliessende Entwicklung stets im A u ge behält, um einerseits die Nachwirkungen der paulinischen T h eo logie zu prüfen, andererseits aus diesen Nachwirkungen auch Rückschlüsse auf d ie paulinische Th eologie zu ziehen.

Sein Ergebnis in dieser Beziehung ist, dass die spätere, von ihm sogenannte dogm engescbichtliche Entwicklung die These seines Buches bestätige.

Diese These ist in K ü rze folgende: Für den Glaubens­

begriff des Paulus sei konstitutiv die Beziehung des Glaubens zum Empfang d er Tau fe und zur Zugehörigkeit zur christlichen Gem einde; Glaube sei Bezeichnung des Eintritts in die Christusgemeinschaft, freilich dann auch des Verbleibens in ihr. Besonders scharf geht der V erf.

mit Wissmann ins Gericht, dem er vorw irft, dass er „m it naiver S elbstverständlichkeit" (S. 46, 2) „glau ben " und „an ­ nehmen der M issionspredigt" gleichgesetzt, „glauben" als nur missionstechnische V ok a b el missverstanden habe und so zu einer unmöglichen Trennung von Glaube und Chri- stusfrömmigkeit gelangt sei. Dieser K ritik (w ie überhaupt d er K ritik ) des Verf.s w ird man zustimmen müssen; w ie ­ w eit seine eigene These sich halten lässt, muss die Ein zel­

prüfung zeigen.

In einem ersten Absohnitt (S. 1— 9) w ird die Aufgabe skizziert und die Beschränkung auf eine Untersuchung nur des paulinischen Glaubensbegriffs begründet. Dazu ist zu sagen, dass, wenn nur — w ie das hier ja aber der Fall ist — die Beziehung eines solchen Themas zu den v e r­

schiedenen Vergleidhsgrössen (Spätjudentuxn, Hellenismus, vorpaulinisches Christentum) grundsätzlich anerkannt wird, es zunächst der Sache nur dienlich sein kann, wenn man sich in exegetischer A rb e it auf die Darstellung des paulinischen Tatbestandes selbst beschränkt. W as im ersten Abschnitt noch steht an Bemerkungen zur M e ­ thode, zum Problem der theologischen Exegese, ist zu kurz gehalten, als dass es dem G egner vo ll gerecht w erd en könnte, und zeigt auch die Meinung des Verf.s w ohl nur in einer gewissen polemischen Verkürzung.

A bschnitt II (S. 9— 39) untersucht „Das W esen des Glaubensaktes nach paulinischer Anschauung". Zunächst w ird der Sprachgebrauch dargestellt. Sodann w erden ein­

zelne Fragen behandelt: Glaube und W issen (Paulus mache keinen wesentlichen Unterschied), Glaube und Erkenntnis (Paulus kenne b ei beidem verschiedene G rade und Stufen, aber dem W esen nach sei d er Inhalt des Glaubens und der Gnosis nicht verschieden), Glaube und Hoffnung, Glaube und Gehorsam (das M om ent des Vertrauens sei nicht allein bestimmend, jedenfalls dürfe sowohl das M o ­ ment des Fürwahrhaltens w ie das M om ent des Gehorsams nicht aus dem paulinischen G laubensbegriff entfernt w e r­

den). — Im Abschnitt III (S. 39— 73) w ird „D e r Inhalt des paulinischen Glaubens" untersucht: Inhalt sei Jesus Chri­

stus und das durch ihn verm ittelte H eil sow ie G o tt als der V a ter Jesu Christi; nicht einige kurze kerygm atische F o r­

mulierungen, sondern der ganze U m kreis der Gedanken, den w ir als paulinische T h eologie zu bezeichnen pflegen, gehöre zum Inhalt des Glaubens; es gebe nur ein E va n ge­

lium (das paulinische Ev. sei m it dem apostolischen iden­

tisch); W o rte Jesu und Offenbarungsworte des erhöhten Christus stünden dabei nicht in W iderspruch (das Problem

„Jesus und Paulus" habe für Paulus selbst gar nicht b e ­ standen); das Ev. sei der kritische Kanon, den Paulus an alle Offenbarung, die vorhergegangene (A . T .) w ie die zu­

künftige (Pneumatiker), anlege.

Ist der Glaube für Paulus Annahme und Anerkennung des Evangeliums, so steht doch hinter diesem Evangelium als le tzte gehorsam fordernde M acht die G ottes- und Christuswirkliohkeit, so dass der Glaube als A k t des G e ­ horsams gegen das Evangelium seiner letzten Intention nach ein Gehorsamsakt gegen G ott oder Christus ist.

Dieser Frage gilt der Abschnitt IV „D er paulinische Glaube als Glaube an Jesus Christus" (S. 73— 114). W ird man auch dem V erf. darin zustimmen müssen, dass es der methodisch gew iesen e W e g ist, den Ausdruck moreveiv

eig X g io rov zum Ausgangspunkt der Untersuchung zu

machen (S. 76), so beeinflusst er den Gang dieser U n ter­

suchung doch zu U nrecht zum vornhinein dadurch, dass er für die m ong iv Xoiorco 'Irjoov voraussetzt, dass iv X o . */.

dabei im Sinne eines gen, obj, zu nehmen sei (S. 74, 1):

dass die K oin e eis und iv nicht mehr streng scheide, ist in diesem F all eine zw a r bequeme, aber darum noch nicht stichhaltige Begründung; auch im w eiteren V erlau f bleibt der V erf. der Seite des paulinischen Glaubensbegriffes gegenüber, die in d er W endung m ong iv X

q. */. zum A u s­

druck kommt, befangen und verm eidet damit eine gewisse Einseitigkeit leid er nicht.

D er Sprachgebrauch bereits der übrigen neutestament- lichen Schriften, besonders der Ap.-Gesch., ergibt dem V erf. die These: „an Jesus glauben heisst nicht nur die Botschaft des Evangeliums annehmen, sondern auch sich taufen lassen und ein G lied d er G em einde w erden oder sein" (S. 79; S. 80, 1 steht d er bem erkensw erte

S a tz :

„Es erklärt sich am leichtesten, dass sich die Tau fe als allge­

mein christlicher Brauch widerspruchslos durchsetzte, wenn schon die U rapostel auf Grund d er Offenbarung des erhöhten Christus diesen Brauch geülbt haben"), „Ohne die Überzeugung vo n d er W ahrheit der christlichen B o t­

schaft komm t es nicht zur Taufe, A b e r auf der ändern S eite ist dieses Fürwahrhalten nur dann Glaube, wenn aus ihm die Konsequenzen der Tau fe und des Anschlusses an die G em einde gezogen w erd en " (S, 81), Auch für Paulus bedeute der Glaube an Jesus Christus nichts anderes als Christsein in diesem umfassenden Sinn, Diese Behauptung sucht der V erf. durch eine Exegese der in Betracht kom ­ menden Stellen zu bew eisen: Gal. 3, 26 (der Glaube an Christus schliesse die Tau fe ein), l.K o r . 6, 11 (in der Tau fe empfange der Gläubige die Rechtfertigung), Rom. 3, 21 ff.

(die Jtageois rä>v ngoyeyovorcov äjuaQTrjjudrcov 3, 25 sei die Vergebung der Sünden vo r der Tau fe; „nur dann, wenn w ir so die Taoxis’Irjo o v

Xq i o t o v

aus d er konkreten Situation urchristlicher Missions- und Bekehrungspraxis heraus v e r­

stehen, w ird uns d er Gedankengang

v o n

Röm. 3, 21 ff.

v o ll

verständlich", S. 88), Röm. 6, 1 ff. (6,7 sei die Term in ologie der Rechtfertigung angewendet), Gal. 2, 16 (der W ortlau t lege „d ie Vermutung nahe, dass Paulus an die Taufe, das selbstverständliche Kennzeichen des Christseins, m itge­

dacht hat", S. 89), Phil. 3, 9 ff. u. a. m. G erade diese e x e ­ getischen Ausführungen, d ie doch die Hauptlast des B e­

w eises tragen müssten, beifriedigen nicht immer.

Es w ird sodann das Verhältnis von Christus- und

Gottesglauben bei Paulus untersucht: Glaube an G ott sei

für ihn nur da vorhanden, w o sich m it dem Glauben an

G o tt der Glaube an Christus verbin de; dazu S. 96, 2:

(3)

„Wissmanns Auslegung (von Röm. 4, 5) ist ein typisches Beispiel für das Verfahren mancher m oderner Ausleger, die unbekümmert um den Zusammenhang der paulinischen Aussagen dem A p o stel ihre eigenen Gedanlken unter­

schieben, A ls ob nicht der Gedanke eines Glaubens an Gott, d er vom Glaulben an Christus gelöst w äre, völlig ausserhalb des Bereiches paulinischen Denkens lä g e !" Bei dieser G elegenheit w ird auch das Problem Glaube und Werlke, Glaube und Gnade behandelt (es sei unmöglich, bei Paulus einen Gnadengedanken zu finden, der vom Glauben an Christus losgelöst w ä re). Ferner: in dem paulinischen „A lle in durch den G lauben" sei der A bsolu t­

heitsanspruch der K irche m itgesetzt (hier finden sich dann Ausführungen über den Jüdischen usw. Glaubensbegriff:

schon im Judentum sei d er Glaubensbegriff m it der Zuge­

hörigkeit zur religiösen Gemeinschaft verbunden gewesen;

jetzt sei an die S telle des G esetzes Christus getreten).

Abschnitt V „D er Glaube als Eintritt in die Christus­

gem einschaft" (S. 114— 149) sichert das bisherige Ergebnis, dass d er paulinische Begriff des Glaubens Taufem pfang und Zugehörigkeit zu Gem einde als selbstverständlich voraussetzt: alle W irkungen, d ie Paulus von der Tau fe ab­

leitet, müssen auch als F o lge des Gläubigwerdens b e ­ trachtet werden, besonders die Christusgemeinschaft und der Geistbesitz. Das Damasikuserlebnis darf nicht zu einem Einwand gegen diese These benutzt w erden: es gilt v ie l­

mehr zu erkennen, dass das, w as der A p o stel als Christus­

gemeinschaft beschreibt, „ein e dauernde, das ganze Leben beherrschende Bestim m theit" ist, „d ie bei jedem Christen vorausgesetzt w erden d a rf" (und die daher nicht nach Massgabe des

sp e zie lle n

Damaskuserlebnisses definiert w erden darf). In diesem Zusammenhang findet sich S. 117, a

s

Versehen die

B eh au p tu n g,

die Ap.-Gesch. erwähne ie Taufe des Paulus nicht ausdrücklich: 9, 18 steht, was der Verf. zu Unrecht

verm isst.

Ob (S. 118, 1)

d a s

Da- maslkuserlebnis w irklich „d ie erste und entscheidende in einer Reihe von Offenbarungen gewesen ist", ist mir doch fraglich; der Hinweis auif 2. K or. 12, 1 ff. verfängt nicht, denn dort ist ja gerade nicht von Damaskus die R ede: D a­

maskus war für Paulus etwas Singuläres m. E., nur einmal bat er „den Herrn gesehen" (1, K o r, 9, 1), und diese O ffen­

barung (Gal. 1, 16) gehört in die R eihe der Erscheinungen nach Ostern (1. Kor. 15) und nicht in die R eihe sonstiger Offenbarungen und Gesichte. A uch dass ein Hinweis darauf, dass Jesus vor Damaskus dem A p o stel erschienen Seii sich in der Ap.-'Gesch. nur m ittelbar 9, 17; 22, 14;

26, 15 finde (S. 119, 1), stimmt nicht: auch 9, 27 w ä re zu nennen und vor allem auf das maskuline fxrjdeva 9, 7 hinzu- Weisen, das nur so verstanden w erd en kann, dass die B e­

gleiter des Paulus die Stimme hörten, aber den nicht sahen, von dem die Stimme ausging, d. h. also, dass Paulus sowohl die Stimme hörte als auch den sah, der sprach.

Im übrigen w ird vom Verf. mit Recht betont, dass die Christusgemeinschaft für Paulus nicht etwa die subjelktive S eite der Fröm m igkeit sei (S. 132), sondern ein gegen­

w ärtiges ‘Heilsgeschehen, das genau so objektiv sei w ie die Heilstatsachen der Vergangenheit. Auch bedeute R ech t­

fertigung für den A p o stel nicht nur eine Änderung des U r­

teils Gottes, sondern auch den Anfang eines neuen Seins für die Getauften (S. 136), W as dann ülber den eschatolo- gischen Charakter des paulinischen Rechtfertigungs­

glaubens gesagt wird, entspricht nicht ganz der Bedeu­

tung, die der eschatologische Vorbehalt für die paulinische T h eologie 'hat, — Ein Exkurs (S. 140— 149) untersucht

„Das Sterben mit Christus in der Auslegung der G egen ­ w art", nagelt die Inkonsequenzen der verschiedenen Exe- geten lest und betont auch das Ineinander des „ju ri­

dischen" und des „m ystischen" Moments,

Abschnitt V I „D er paulinische Glaube als Christus­

gem einschaft" (S. 149— 171) behandelt, nachdem bis dahin der Glaube in seiner aoristischen Funktion als Christ­

w erden Gegenstand der Untersuchung gewesen war, das präsentische Glauben: „glau ben " und „in Christo sein "

sind „Doppelbezeichnungen" für den „Christenstand" der Christen (S, 153). H ier stehen auch Ausführungen über die innere Beziehung des Glaubens zur L ie b e (S. 160ff,; ob die L ieb e von Paulus freilich als vornehmste der charis­

matischen Gaben gem eint ist, ist mir sehr zw eifelh aft), S. 161 findet sich die bezeichnende Formulierung: die Lieb e sei „nichts anderes als die Auswirkung der m eta­

physischen Gemeinschaft, in der die Christen w ie mit Christus so auch untereinander stehen" (!). Erörterungen über den Glauben als Verhältnis der Gottesgem einschaft und über die binitarische D enkw eise des A postels schliessen ab.

Der le tz te Abschnitt V II (S. 171— 180) stellt „D ie B e­

deutung des paulinischen Glaubensbegriffs für die D og­

mengeschichte" heraus und zeigt, dass die alte Kirche nicht von Paulus abgefallen sei und dass ihre grund­

legenden Überzeugungen (Autorität, apostolische Suk­

zession, Unabgeschlossenheit der Offenbarung bei kano­

nischem Charakter des Evangeliums, Tau fe und Sünden­

vergebung, K irche) bereits keimhaft in den paulinischen Anschauungen vorhanden seien. Sodann allerdings höbt der V erf. den Abstand hervor, in dem w ir heute zu dem geschichtlichen Paulus stünden, endet aber b ei der F o r­

derung: da die Botschaft des Evangeliums in ihrem letzten Geihalt nicht zeitlich-geschichtliche, sondern ew ige B ot­

schaft sei, müsse auch heute von unserer „G leich zeitig ­ keit mit Paulus im T iefsten " geredet w erden (S, 180);

auch heute könne das Evangelium „nur geglaubt, d. h, als heteronome, w eil theonome Norm angenommen w erd en ", es stehe „im striktesten Gegensatz gegen das .autonome' Denlken des modernen M enschen" (S, 178),

Es ist kein Z w eifel (und die Ausführlichkeit dieser A n zeig e sollte das betonen), dass der Verf, eine sehr be­

achtliche Leistung vorgelegt hat. Obwohl sein Gegensatz zur sonstigen Paulusauffassung nicht gar so stark ist, w ie er den Anschein gibt, da er mit V orliebe die Meinungen anderer nur da anführt, w o er sich kritisch äussern kann, muss doch die Selbständigkeit hervorgehoben werden, die auch dieses Buch auszeichnet. Obwohl der V erf, die M arburger Tradition nicht verleugnet (und sein Buch auch Jülicher widm et), kommt er doch vielfach zu Ergebnissen, die sich auf der Linie dessen bew egen, was vonseiten konservativer Forschung betont wird. Geht er auch über das Ziel hinaus, insofern nicht an allen Stellen, die er dafür in Anspruch nimmt, eine so deutliche Beziehung zur Tau fe vorliegt, so ist doch sein Verdienst, auf den Zu­

sammenhang zwischen Glaube und Taufe energisch hin­

gewiesen zu haben, M i c h a e l i s , Bern.

Rehmke, Johannes, Philosophie als Grundwissenschaft.

Zw eite, um gearbeitete A u flage, M it Bild des V e r ­ fassers, Leipzig 1929, F e lix M einer, (650 S, gr, 8.) 27 Rm.

Nach dem am 23. D ezem ber 1930 im 83. Lebensjahr er­

folgten Hinscheiden des verehrten Verfassers ist es mir

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eine wehmütige Pflicht, die unliebsam verspätete A n zeig e des H auptlebenswerkes nachzuholen- Ich w ar bemüht, das W erk möglichst ungehindert von neuem auf mich w irken zu lassen, und bew underte w ied er die durch und durch klare, die philosophische Schulsprache tunlichst verm ei­

dende, mit feinem Humor gew ü rzte Darstellungsweise, noch mehr aber die auch in den Gesichtszügen des V e r ­ fassers ausgeprägte, streng gesammelte, von keiner noch so kühnen Konsequenz zurückscheuende Geistesenergie, die durchdringende Verstandesklarheit, die überaus nüch­

terne, handfeste Wirklichkeitsauffassung, mit welchen hier die einfachsten Grundbegriffe der Reihe nach herausge­

arbeitet und zur Bewältigung der letzten Fragen des Seins und Erkennens verw en d et w erden. Unbeschadet der dank­

baren Verehrung, w elch e ich gegenüber dem A ltm eister der grundwissenschaftlichen Philosophie in der Bespre­

chung der Rehm ke-Festschrift, Jahrgang 1929, Nummer 23 d. BL, an der Hand persönlicher Erinnerungen zum A u s­

druck brachte, muß ich jedoch gestehen, daß es mir auch diesmal nicht gelungen ist, meine gegenüber der „G rund­

wissenschaft" seit jeher gehegten Bedenken los zu werden.

Es handelt sich dabei nicht bloß um Einzelheiten, in deren Bereich das W erk , besonders auch in der K ritik abw ei­

chender Anschauungen, Vortreffliches, wohl auch U n ver­

lierbares in Fülle bietet, — vielm ehr um die allgemeine A rt, die Auffassungsweise und Richtung des Ganzen. Es sei zunächst auf die augenfällige Starrheit und Sprödigkeit hingewiesen, w elche den Grundbegriffen 'wie dem Gefüge des ganzen Systems eigen ist. M ag dem auch manches mit scheinbarem Recht entgegengehalten werden können, die F rage drängt sich mir auf: ist diese Starrheit nicht die F olge einer einseitig ü berw iegend visuell-räum lich-dinghaft- mechanisch-verstandesmäßigen Auffassungsweise, w elch e die andere S eite der W irk lich k eit doch nicht in b e frie ­ digendem M aße zur Geltung kommen läßt? D ie „fraglose K la rh eit“ , w elche hier aller Erkenntnis- und Denkarbeit als Ziel gesteckt ist, erscheint in der Grundwissenschaft als vollkom m en erreicht, denn sie triumphiert schließlich über alle Problem e, w elche allerdings zu einem guten T e il eher ausgemerzt als gelöst w erden. So kann die 2. A uflage mit dem siegesbewußten, aufrufartigen V o rw o rt hinausgehen:

„D em Unterbau a l l e r Wissenschaft, der Philosophie als Grundwissenschaft gilt dieses Buch! U m gearbeitet und mehrfach kürzer gefaßt geht es zum zw eiten M ale hinaus, um den K reis seiner Freunde immer mehr zu erw eitern und K larh eit zu bringen denen, die ihrer begehren in dieser zerfahrenen Zeit! Es muß einmal T a g werden, es muß das Träumen und ,Dichten in Philosophie* von ,zw ei W elten*, von (Transzendenz und Immanenz*, von ,Innen und Außen*, von Denken als (Tätigkeit* u. v. a. m. ein Ende nehmen! — Einzig die Tatsachen haben eben, w ie überhaupt in der Wissenschaft, so auch in der Philosophie allein das W ort!

— A ch ja, die Tatsachen! W ir denken an das feine W o rt Epiktets: Nicht die Tatsachen beunruhigen die Menschen, sondern die Meinungen über Tatsachen. Das w äre uns der philosophische Erlöser, der es verm öchte, allem Meinungs­

streit über Tatsachen ein Ende zu bereiten und uns auf den ein für allemal sicheren Boden unbedingt und allge­

mein anzuerkennender Tatsachen zu stellen! Hat es aber nicht gerade „d ie Philosophie“ zu W e g e gebracht, daß fast jedes einfache W ort, das w ir tagtäglich gebrauchen, so viele rlei Sinndeutungen erhalten hat, als es W elta n ­ schauungen gibt, — auch ein Zeichen der bis zur babyloni­

schen Verw irrung gediehenen Zerfahrenheit unserer Z e it!?

So kann auch das simple W o rt Tatsache heute nur im Rahmen einer bestimmten Weltanschauung einen bestimm­

ten Sinn erhalten. W elch e von diesen Sinnbestimmungen s o l l nun gelten? Ist darauf zu rechnen, daß es der Grundwissenschaft gelingen wird, alle M itb ew erb er und W idersacher aus dem Felde zu schlagen? Nach Tatsachen und W irklich keiten und nach sicherer Erkenntnis und Handhabung von Tatsachen und W irk lich k eiten hungert und dürstet heute freilich alles; aber so sehr dies der Fall ist, so wenig ertragen w ir heute eine Diktatur im Namen der Wissenschaft, geschweige denn in demjenigen der P h i­

losophie, nachdem w ir einen so lebhaften Eindruck b e ­ kommen haben, w ie kaum ein früheres Geschlecht, von der W andelbarkeit und R ela tivitä t aller Philosophie und aller Wissenschaft. So w ird sich auch die Grundwissen­

schaft dazu bescheiden müssen, den absoluten Ton aufzu­

geben und als eine unter anderen philosophischen M ö g­

lichkeiten zu gelten. D er starke Geist, der in ihr wirksam ist, sichert ihr auf lange hinaus einen ehrenvollen P latz als einer ausgezeichneten Schule philosophischen Denkens.

A ls solche verm ag sie gerade demjenigen, der ihre W ah r­

heitselem ente unbefangen anerkennt und doch dem Gan­

zen nicht zustimmen kann, einen sehr heilsamen Dienst zu erweisen; denn sie bringt ihm die intellektu elle Not, in der w ir uns befinden, mit besonderer Eindringlichkeit zum B e­

wußtsein. D ie in tellektuelle N o t aber ist nur ein T e il oder eine Seite der menschlichen Daseinsnot überhaupt. Für diese aber gibt es nur e i n e Lösung, nämlich d i e E r­

lösung, G ott in Christus.

D. Dr. K a r l P r ö h l e - Sopron (Oedenburg), Ungarn.

Larenz, Dr. K a rl

(Priv.-D oz. an der U niversität G ö t­

tingen), D ie Rechts- und Staatsphilosophie des deut­

schen Idealismus und ihre Gegenwartsbedeutung.

(Handbuch der Philosophie. Lieferung 38.) München u.

Berlin 1933, R. Oldenibourg. (100 S.) 4 RM .

M it der vorliegenden A rb e it hat K a rl Laren z die Dar­

stellung d er Geschichte der Staatsphilosophie, die der K ie le r Professor Günther Holstein begonnen und von der er auch neben der Darstellung der Staatsphilosophie der A n tik e und des M ittelalters die des europäischen W estens v o rg e­

legt hatte, als der T o d ihm die F e d er aus der Hand nahm, ergänzt und zu einem gewissen Abschluss gebracht. F r e i­

lich, den ganzen Plan Holsteins, auf Luther zurückzugreifen und die Staatsp'hilosophie des deutschen Idealismus und d er Rom antik mit der Entwicklung des protestantischen Staats­

gedankens zu verknüpfen, 'hat Laren z nicht durchgeführt.

Er hat sich darauf beschränkt, die Rechts- und Staats­

philosophie des deutschen Idealismus darzustellen und deren Bedeutung für d ie G egen w art herauszuarbeiten. Das hat natürlich den V orteil, dass dieses Stück dann sehr ein­

gehend dargestellt w erden konnte. Dass ©ine solche D ar­

stellung in d er G egenw art besonders erwünscht ist, brauche ich nicht zu sagen. Vorab das letzte Kapitel, das uns mit der Staatsauffassung von Männern w ie Marx, dann Stamm­

ler u. a. bekannt macht, w ird vielen w e rtv o ll sein. Den Sinn, in dem das Buch geschrieben ist, kennzeichnet sein letzter, bem erkenswerter Satz: Nicht auf einzelne Lehr- meinungen kommt es an, sondern auf den Geist: jene hohe Auffassung vom W esen und von der W ü rde des Rechtes und des Staates, die allen deutschen Idealisten gem ein­

sam ist. R o b e r t J e l k e , H eidelberg.

(5)

Koepp, Wilhelm , D. (Prof. in G reifsw ald), Die Erziehung unter dem Evangelium. Eine Grundlegung. Tübingen

1932, C. B. Mohr. (IV, 243 S. gr. 8.) 7 Rm.

Seit etwa zehn Jahren steht die pädagogische W e lt unter einer religionspädagogischen Offensive, und gerade in der letzten Zeit ha'ben die religionspädagogischen P ro ­ duktionen von den verschiedensten Seiten her sich fast überstürzt. D er neueste Beitrag des G reifsw alder S yste­

matikers zeichnet sich dadurch aus, dass er an System­

kraft die bisher hervortretenden Leistungen (z. B. Schrei­

ner und Bohne) in hohem Masse übertrifft, während sich Weithin das Fehlen praktischer erzieherischer Erfahrung hemmend geltend macht. W ie ganz anders würde der Verfasser die Frage der Verkündigung in der Christen­

tumsunterweisung (S. 240) der Schule ansehen, wenn er täglich etw a drei bis vier Unterrichtsstunden zwischen Turnen, Sprachunterricht und M athem atik hinein „ v e r ­ kündigen" sollte! D ie Untersuchung setzt mit der F est­

stellung der Erziehung als Urfunktion des Daseins ein.

Diese w ird als Existential herausgearbeitet und bis in ihre Konsequenzen verfolgt. D ie M ethode, nach der das g e ­ schieht, ist die phänomenologische (S. 3). A b e r es darf bezw eifelt werden, ob die von K o ep p beschriebene E r­

kenntnisweise rein und folgerich tig durchgeführt wird. Er klammert nicht allenthalben ein, was einzuklammern wäre, wenn die verw irklich te M ethode ohne soziologische M om ente rein phänomenologischer A r t w äre. Sonst w äre es auch nicht möglich, sie durch eine existentielle V e r ­ stehensanalyse abzulösen und zu ersetzen (S. 4). R eine Phänomenologie w ill nicht A llgem einheiten erfassen, son­

dern W esenheiten. M it der angewandten M ethode hängt es zusammen, dass der B egriff „Erziehung" so w e it an mfang gefasst wird, dass die Behauptung, Erziehung sei ein Existential des Daseins, eben nur Behauptung bleibt Und keine durchschlagende

E v id e n z

zulässt. Im

R au c h e n

und im A rb eiten (S. 2), in jedem K au fvertrag (S. 13) Existentialien des Daseins zu sehen, ist gewiss möglich, aber ob sie Erziehung einschliessen, sehr zu bezw eifeln.

Dieser w eitgefasste A llgem ein begriff „E rziehung" w ird gegenüber der Pädagogik abgegrenzt. Die Kapitel, in denen das geschieht, gehören zu den eindrucksvollsten des ganzen Buches. Es ist ausserordentlich dankenswert, die Geschichte der Pädagogik einmal von dem eingenommenen Standort aus aufgerollt zu haben. D ie aufklärerischen Ein­

flüsse w erden deutlich aufgezeigt und in ihrer Bedenklich­

keit gebrandmarkt. Freilich kommt es auch an dieser Stelle zu Meinungen, die nicht haltbar sein dürften. Der Idealismus und die auf ihm ruhende Pädagogik ist schwer verzeichnet. Es geht nicht an, ihn mit der Aufklärung in einen T o p f zu werfen. Er ist ja — und darauf w ird von den Sachkennern mit Recht immer w ied er hingewiesen — nicht nur Aufnahme der Aufklärung, sondern auch ihre Begrenzung, und was in den neuentdeckten Grenzen der Pädagogik zurückgewiesen wird, ist nicht Idealismus, son­

dern Aufklärung. Bei der Koeppschen

G e sc h ic h ts k o n s tru k ­

tion ist aber auch übersehen, dass durch die Form el der

M e n sc h e n b e g e is te ru n g

die gesamte Pädagogik nicht er­

fasst w erden kann. Denn gerade das Hingege'bensein an die Sachen und an die objektiven W e rte schränkt die Be­

geisterung für das zu erziehende Menschentum so stark ein, dass es ohne Zwang nicht mit ihm auf eine Form el ge­

bracht zu w erden vermag. Nachdem der Teufelskreis der lediglich aus der Aufklärung heraus verstandenen Päda­

gogik gezeichnet ist, w ird die Vernichtung der pädagogi­

schen Id e e am E va n g e liu m au fzu zeigen versu ch t und d ann im A n sc h lu ss an P e sta lo z zi und W ie h e r n d ie E rz ieh u n g un ter d er äydnrj entfaltet. Im A n sc h lu ss d a ra n w ir d die V e r w a n d lu n g d er E rzieh u n gsgü ter, d e r E rz ieh u n gsfo rm en (E n tm äch tigun g des F ü h rers, A u t o r it ä t

und

E rz ie h u n g )

und

d e r E rz ie h u n g sz ie le un ter d em E v a n g e liu m zu e rw e is e n un ternom m en. E in Sch lu ssk ap itel, das in b e h e rz ig e n s ­ w e r t e r W e is e die K a u sa litä t G o tte s sicher zu stellen b e ­ m üht ist, kom m t zu d er F o rd e ru n g des E rsatzes des R e li­

gionsunterrichts durch

die

Christentumsunterweisung

in d er Schule.

A ll e G e d a n k e n fü h ru n g e n des system atisch bed eu tsam en B u ch es sind in le b e n d ig e m A u s ta u s c h m it d er ein sch lägi­

gen philosophisch en, th eo lo gisc h en und p äd a go gisch en L ite ra t u r ge w o n n e n , und au ch in d ieser H insicht kom m t dem W e r k eine S o n d e rste llu n g in d e r P ro d u k tio n d er e v a n ­ gelisch en P ä d a g o g ik zu. D a s h in dert nicht, dass geg en seine

G r u n d a b sic h t d och s c h w e r w ie g e n d e B e d e n k e n an z u m el­

den sind. Ihnen g e g e n ü b e r d a rf auch d ie F r a g e z u rü c k ­ treten, ob d e r S. 66 g e w o n n e n e Z e it b e g riff fo lgerich tig in d e r g an zen A r b e i t d u rc h gefü h rt w u r d e (vgl. S.

134

„Ju gen d d er N a t io n ", „ V e rg r e is u n g d er K u lt u r " und „ d a s H in e in ­ zieh en d e r gan zen V e rg a n g e n h e it in d ie le b e n d ig e G e g e n ­ w a r t " S. 66), und die an d ere, o b m an w irk lic h „ein es Sinnes und H e r z e n s " sein kann, w e n n m an — und sei es auch aus d e r L ie b e h erau s — v e rsc h ie d e n urteilt (S.

203).

V ie lm e h r ist das die H a u p tfra g e , o b die gan ze E rz ie h u n g sle h re K o e p p s , anstatt „E rzie h u n g un ter dem E v a n g e liu m " zu treiben , nicht v ie lm e h r E rz ieh u n g vom S ta n d o rt d es P a n - agapism u s aus gibt; ob in d iesem nur E v a n g e liu m sich d a r ­ b ie te t o d e r E van ge liu m , ein g e b e tte t in eine Schicht urse tz u n g sm ä ssig -w e lta n sc h a u lic h e r A r t . W ä r e P a n a g a p is ­ mus w ir k lic h nur E v a n g e liu m und nichts als E van ge liu m , so d ü rfte es ja k e in en ev an gelisch en T h e o lo g e n gebe n , d er nicht P a n a g a p is t w ä r e . A u c h d ie D ia le k t ik e r w o lle n ja E van ge liu m , a b e r sie b rin g e n E v a n g e liu m in d ialek tisch e r R eso n an z. E b e n s o ist d er P a n a g a p ism u s W ilh e lm K o e p p s w e lta n sc h a u lic h u n te rb a u t und durchsetzt. S.

14

und S.

191

ist v o n dem volu n ta ristisch en G ru n d z u g a lle s L e b e n s und vo m vo lu n taristisch en G r u n d w e s e n des M e n sc h e n die R e d e , und d er b ib lisc h e R ea lism u s (S.

93)

s o w ie d er R e a ­ lism us des G la u b e n s (S.

157)

ist w ie je d e r R ea lism u s w e lt ­ an sch au lich 'bedingt. W e n n das E va n g e liu m in d e r W e n d e ­ zeit d er G e g e n w a r t die K ra ft des d eutschen V o lk stu m s noch nicht am E n d e sieht, so ist es w o h l w e n ig e r das E v a n ­ gelium , v o n dem das gilt, als vie lm eh r K o e p p selbst (S.

144).

D a s s e lb e lässt sich auch b e i d er B eh au p tu n g gelten d m achen, dass für die E rz ieh u n g un ter dem E v a n g e liu m d er Sinn des L e b e n s im höchsten M a s se vo lu n taristisch ist (S.

150).

M a n kön n te versu ch t sein, d e r re iz v o lle n A u fg a b e n äh erzu treten , eine W e lta n s c h a u u n g des P a n agap ism u s zu sch reiben . D a ss in ihm das E v a n g e liu m in W e lta n s c h a u u n g eingeht, muss so sein, w e il d er Xöyog ja auch heute noch odg£ w ird , a b e r fraglich ist es, o b K o e p p nicht selbst im T e u fe ls k re is d er P ä d a g o g ik stecken bleibt, w e n n er ü b e r E v a n g e liu m und E rz ieh u n g nachsinnt. D e n n er b e d ie n t sich ja sein er T erm in o lo g ie, sein er L o g ik , sein er E v id e n z ; er h an delt ja nicht aus aydntj, w e il solch es H a n d e ln allein in d e r K a u sa litä t G o tte s ruht, so n d e rn e r sch reibt ü b e r sie.

D a s P r o b le m ist, o b das E v a n g e liu m in sein er W e r t - und W e lt tr a n s z e n d e n z nicht in F r a g e gestellt w ird , w e n n seine A u t o r it ä t auf d ie w e lta n sc h a u lic h e n M o m e n te mit ü b e r ­

tragen w ird , in die es ein geb ettet ist, o d e r ob m an es nicht vie lm eh r ihm schuldig ist, in a lle r D em u t und

(6)

Schwachheit seine Pflicht innerhalb des Teu felskreises zu tun und das W irk en durch das Evangelium und aus dem Evangelium heraus, w ie K oepp das im letzten Abschnitt seines Buches so schön ausführt, allein dem zu überlassen, qui fidem efficit, ubi et quando (und vielleicht auch quomodo) visum est D eo (Augustana V ).

F r i t z J o h. S c h u l z e , Leipzig.

Fendt, Leonhardt, D. Dr., Die Stellung der Praktischen Theologie im System der Theologischen Wissenschaft.

(D er Dienst des Pfarrers. H eft 1.) Göttingen 1932, Vandenhoeck & Ruprecht. (27 S. gr. 8.) Kart. 1.30 RM . Die vorliegende, durch eine Erweiterung von Fendts Antrittsvorlesung in Berlin entstandene Schrift ist ein Seitenstück zu der in Nr. 1 des Theol. Literaturblattes vom 1. Januar 1932 von mir besprochenen Schrift von A . A ll­

wohn über „D ie Stellung der Praktischen Th eologie im System der W issenschaften“ (Giessen 1931). Sie beabsich­

tigt, der Praktischen T h eologie einen neuen und festen Platz innerhalb der theologischen Wissenschaft zu geben, da sie angeblich von ihrem alten Platz verdrängt sei.

Schritt für Schritt w ird vor den Einwänden derer zurück­

gewichen, die der Praktischen Theologie, w ie sie bisher gewesen ist, keinen selbständigen Platz mehr innerhalb der Th eologie gönnen und sie entw eder in die historische oder in die systematische T h eologie auflösen oder ganz von der Universität w egw eisen w ollen (S. 14 f.). Auch Fendt selbst fügt einen neuen Einwand gegen die bisherige Praktische T h eologie hinzu: sie empfing ihren Gegenstand und A u f­

trag nicht von der Wissenschaft (w ie die übrige Theologie), sondern von der Kirchenregierung, die es wünschte, dass die zukünftigen Geistlichen so eingeübt würden (S. 15).

Der Fehler sol'l daran gelegen haben, dass die praktischen Th eologen bisher 'als ihren Gegenstand das ,,Handeln der K irch e“ angesehen haben. Fendt tut so, als hätte die Pr.

Theol. entw eder nur das 'kirchliche Handeln einer bestimmten Kirche und Zeit b e s c h r i e b e n oder aber unter Absehen von vorliegenden kirchlichen Verhältnissen lediglich ab­

strakte, w eltfrem de, unbrauchbare Forderungen aufgestellt (S. 13). Deshalb gebühre dieser Pr. Theol. kein P latz mehr innerhalb der Theologie. A b e r Fendt kämpft gegen einen Feind, der gar nicht mehr vorhanden ist. Jene Pr. Theol.

ist w ed er in den Lehrbüchern von Pfennigsdorf und Schian noch in meinem System der Pr. Theol. vertreten.

K ein er von uns hat die K irch e als ein blosses „soziologi­

sches G eb ild e“ aufgefasst, statt sie „als W irkung des W ortes G o ttes" zu begreifen. K ein er von uns hat sich ihren Gegenstand von einer „Kirchenregierung vorschrei­

ben lassen, sondern w ir V ertreter der Pr. Theol. haben sämtlich die in der Praxis vorhandenen Form en des kirch­

lichen Lebens kritisch geprüft und Norm en für sie aufge­

stellt, und zw ar sowohl vom Standpunkt theologisch­

wissenschaftlicher Selbstbesinnung als vom Standpunkt derjenigen Überlegungen aus, die für die technisch beste Gestaltung der einzelnen kirchlichen T ä tigkeiten in Frage kommen. Anders kann es auch in Zukunft nicht geschehen, das Handeln der Kirche muss Gegenstand der Pr. Theol.

bleiben. Diese bietet dafür die aus dem W esen der K irche und aus der Erwägung der am sichersten zum Ziel führen­

den M ethoden abgeleiteten Grundsätze und Verfahrungs- weisen. Dadurch hat sie ein in sich abgeschlossenes G e ­ biet der Th eologie; denn wenn auch die Ethik vom Han­

deln der K irche reden kann und soll, so doch nur in A u f­

stellung ganz allgem einer Grundsätze für das Ganze (vgl.

mein System I § 5) und nicht etw a in einer Darstellung der Gestaltung der einzelnen Zw eige des kirchlichen Lebens.

Die Pr. Theol. bleibt dadurch auch stets in Zusammenhang mit G ottes Offenbarung, auf der alle T h eologie fusst; denn sie prüft stets, w ie G ottes offenbar gew ordener W ille im kirchlichen Handeln zur Geltung kommen und durch dieses zur Verwirklichung geführt w erden kann. Es besteht deshalb kein Grund, der Pr. Theol. einen neuen G egen ­ stand zu geben, um ihr einen Platz in der T h eologie zu sichern. Fendt glaubt ihr als Eigengebiet „das A k tu ell- W erden und A ktu ell-Sein der gesamten T h eologie in allen ihren Sätzen und T eile n “ geben zu sollen (S. 23), oder „d ie Konkretisierung der Th eologie in der K irch e“ (S. 24). A b e r hiermit ist s a c h l i c h keine neue Definition der Pr. Theol.

aufgestellt; denn die gesamte neuere Pr. Theol. ging eben von theologischen Erwägungen und dem Wunsch ihrer Konkretisierung im gegenw ärtigen kirchlichen Leben aus.

Ausserdem aber fehlt bei Fendt der notw endige Hinweis darauf, dass die Pr. Theol. nicht b l o s s mit der A n w en ­ dung der Resultate der Th eolog ie ausikommen kann, son­

dern zur Aufstellung ihrer Norm en auch noch die E rgeb­

nisse anderer Wissenschaften mit heranziehen muss, w ie der Psychologie, Pädagogik, Ästhetik, Soziologie usw.

D. S t e i n b e c k , Breslau.

Hirsch, Emanuel, P ro f.

D., Göttingen, Das Evangelium.

G ü te rslo h

1929,

B ertelsm a n n .

(247 S.)

G e b .

6.50 RM . D ie zw ölf Predigten und vier kleinen Ansprachen, die in diesem Band vereint sind, können dem aufmerksamen, besser dem andächtig-nachdenkenden Leser unendlich viel geben. Sie bieten w irklich das, was die Überschrift an­

deutet: sie führen an das E v a n g e l i u m heran, sie bringen den Menschen die frohe Botschaft nahe. A b e r sie tun es auf sehr ernster Grundlage. Evangelium spredigt ist für den Verfasser zunächst Busspredigt, Predigt, die vor ernste Entscheidungen stellt, die anspannt. V on der H ärte des Bibelw ortes w ird dem Leser nichts erspart. Seine P a ­ radoxien arbeitet er scharf heraus. W enn er vom Glauben spricht (S. 92ff.), setzt er auch die A r t unseres Unglaubens, seine Unmacht, in helles Licht. W enn er die Gleichnisse von der köstlichen P erle und dem Schatz im A c k e r aus­

legt (S. 75 ff.), arbeitet er klar auch unsere U nent­

schlossenheit und Halbheit heraus. A b e r nicht so, dass man zu sentimentaler Busse geführt wird, sondern so, dass doch die Berufung zum Glauben mit derselben K ra ft ent­

faltet wird. V o r allem ist des Verfassers Evangelium s­

predigt eben doch G n a d e n predigt. — Charakteristisch für Hirsohs A r t ist die Energie, mit der der T e x t i n u n s e r e L a g e gestellt wird. S elten findet man längere historische Partien, Sofort w ird die G leich zeitigk eit zu unserer Lage deutlich gemacht, dabei oft in sehr origi­

neller W eise, V o r allem möchte ich hier als Beispiel die Behandlung der Verklärungsgeschichte im Zusammenhang mit der Leidensweissagung (S. 142 ff,) anführen. Daran liegt es ihm, es deutlich zu machen, was für eine Bedeu­

tung es hat, wenn b e i u n s auf Stunden, in denen w ir auf der Höhe des Lebens stehen, solche folgen, die uns tief demütigen. Dabei ist das Anwendungsgebiet, auf das er den T e x t 'bezieht, im ganzen das innere Leben des E i n z e l n e n . Ein ausserordentlich reiches Bild unseres tatsächlichen inneren Lebens, unserer Ohnmacht und un­

serer Ausflüchte, unserer A rm seligk eit und V erzw eiflu n g

w ird entfaltet. Verfasser w ill den konkreten Menschen mit

dem Evangelium in Berührung bringen. A b e r nie v e r­

(7)

sandet die Predigt in Seelensohilderungen, immer ge­

schieht der G riff ins tatsächliche Leben so, dass doch die Hauptsache die Begegnung mit dem Herrn ist, in dessen Gemeinschaft sich noch ganz andere Lebenstiefen auftun.

Nie verlieren sich deshalb die Predigten in Trivia litä ten oder Sentimentalitäten. Ein unglaublicher Reichtum von originellen Gedanken -wird dargeboten, die aber nicht darin ihr Ziel haben, die G eistreich igkeit des Verfassers zur Schau zu stellen, sondern die vo r allem darauf b e­

ruhen, dass Hirsch der Eigenart der T e x te gerecht zu werden versucht und einem Bergmann gleich seine Bohr­

w erkzeuge tief in das Gestein hineinbohrt.

D ie Sprache ist gelegentlich von fast poetischer K raft.

Die Predigten über die Verklärungsgeschichte oder auch die über die Ehebrecherin (S. 180 ff.) zeigen die Fähigkeit bildhafter Anschauung in hohem Masse. G elegentlich fre i­

lich gebraucht er auch fremd anmutende W o rte : „harte reisst er uns bin und her“ {S. 145— 47), „e r frem det seine Jünger“ (S. 155), „H eisch ew o rt" (S. 155). Form al sind die Predigten meist hom ilieartig aufgebaut, d. h. sie stehen zwar unter einem fest umrissenen Thema, aber sie gehen dann in Form einer Textanalyse vor.

Man kann solche Predigten natürlich nicht nachahmen.

A b er sie sind geeignet, in die T ie fe bohrenden Menschen für ihre Hausandacht und persönliches W eiterlkommen W egw eiserdien ste zu leisten. Sie können zugleich auch praktischen Geistlichen darin helfen, den W e g aus der Predigtschablone zu w irklichkeitsgesättigter und tief- bohrender Predigt zu finden.

R, H u p f e 1 d , Heidelberg.

Kurze Anzeigen.

Chrestomathia Bernardina, ex operibus S. Bernardi, Abbatis Claravallensis Doctoris Melliflui collecta et ad systema quoddam theologiae redacta, compilatore P. Dr. Emerico Piszter S. O, Cist., Priore Monasterii ad S. Gotthardum in Hungaria. Taurini (Italia) 1932, Marietti. (VII, 391 S. gr. 8.) 18 L.

Der Herausgeber äussert im Prooemium die Befürchtung, dass durch die Herauslösung von Stücken aus den W erk en Bernhards und ihre Verteilung auf einzelne loci der theologia generalis, specialis und moralis organische Zusammenhänge zerstört sein möchten. Die Besorgnis ist aber grundlos, da nur grössere, in sich geschlossene Stücke ausgewählt sind und das „System" dem theologischen Denken Bernhards entspricht. Immerhin ist der Wunsch des Herausgebers wohl zu verstehen, dass diese zunächst für die tirones cistercienses bestimmte Chrestomathie zu weiterer Vertiefung in die W erk e des Doctor mellifluus einladen möchte.

Die Texte sind aus Migne's Patrologia Latina t. 72 und 73 ent­

nommen; es sind nur die Druckfehler ausgemerzt, und es ist eine sorgfältigere, das Verständnis erleichternde Interpunktion

eingeführt. O. C 1 e m e n Zwickau i. Sa.

Dat Nie Testament in unse plattdütsche M odersprak, von Joh.

Jessen, Pastor in Kiel, Braunschweig, Wollermann, 2,85 RM.

Die Herausgabe dieser hervorragend gut ausgestatteten platt­

deutschen Übertragung des Neuen Testamentes ist nur möglich gewesen durch Beihilfen des Landeskirchenamtes der evange­

lisch-lutherischen Landeskirche Schleswig-Holsteins und der schleswig-holsteinischen Bibelgesellschaft. Hohes L ob verdient aber auch die Übersetzung selbst. Es handelt sich nicht wie bei der ersten plattdeutschen Bibelübersetzung von Bugenhagen um einen Austausch der hochdeutschen W örter der Übersetzung Luthers gegen plattdeutsche W örter, sondern um einen auf den Urtext zurückgehenden völligen Umguß im Geist der platt­

deutschen Sprache,

Es ist wohl mehr als fraglich, ob die plattdeutsche Predigt wirklich wieder breiteren Raum auch in den niederdeutschen Gemeinden gewinnen wird. M an mag über den Verlust, den der niederdeutsche Mensch dadurch gehabt hat, dass er im Gottes­

dienst hochdeutsch hören, singen und beten musste, denken, wie man will. W a s durch Jahrhunderte aus den Händen geglitten ist, lässt sich, wenn es um eine Sprache geht, nicht w ieder zu­

rückrufen. Das Beispiel Norwegens, wo im Gegensatz zu dem aufgezwungenen Dänisch die alte Landessprache wieder lebendig wird, ist um der besonderen dortigen Verhältnisse willen für Deutschland nicht zwingend. Bei uns ist es ja nicht aus der W e lt zu schaffen, dass der Niederdeutsche, der seine Heimatsprache im Umgang spricht, jeden Vortrag, den er sonst hört, jede Z e i­

tung, die er liest, jedes W o rt aus dem Lautsprecher, nur in hoch­

deutscher Sprache hat.

So wird das plattdeutsche Neue Testament wohl bei Heimat­

tagungen und anderen besonderen Gelegenheiten als Grundlage für die Predigt genommen werden. V iel wichtiger aber wird sein Dienst sein, wenn es in der Hand derer liegt, die es l e s e n , die es für sich oder im Familienkreise auch für andere lesen.

D a wird die ursprüngliche, dinghafte und gemütvolle A rt der plattdeutschen Sprache voll zu ihrem Recht kommen. D a werden auch die, die — leider — glauben, dass die plattdeutsche Sp ra­

che sich nur für Schnurren eignet, erkennen, welche Kraft und welch tiefer Ernst in ihr liegt.

A u f eins soll noch besonders hingewiesen werden. In dem jetzt von Deutschland abgetrennten nördlichen Teil Schleswig- Holsteins predigten früher gut hundert der Gesinnung, dem Stu­

dium und der Haussprache noch ganz überwiegend deutsche P a ­ storen. So gut wie bei allen w ar es aber so, dass sie ganz e r­

heblich wirkungsvoller predigten, wenn sie die dänische, als wenn sie die deutsche Sprache brauchten. Das kam einfach d a­

her, dass sie auf dänisch nur die Sprache der Bibel und des U m ­ gangs kannten, nicht aber die Sprache philosophischer und ähn­

licher Bücher. Das heisst auf dieses Buch gesehen, w er unter den Pastoren anschaulicher predigen lernen will, der lese Jessens plattdeutsche Übersetzung des Neuen Testaments. Claus Harms hat seinerzeit schon geraten, nichts auf hochdeutsch zu sagen, was man nicht zuvor auf plattdeutsch gedacht habe. Gute Kenner unserer niederdeutschen Sprache geben der Übersetzung Jessens das beste Lob. D er innere Sinn eines W ortes wird oft über­

raschend aufgehellt, und vieles tritt einem wie neu entgegen.

Einzelne Ausdrücke werden vielleicht etwas gewagt erscheinen, aber mehr dem, der nicht in der plattdeutschen Sprache lebt, als dem, der sie selbst gerne spricht. Das Lukasevangelium ist für sich für 25 Rpf. zu kaufen. J. L o r e n t z e n , Kiel.

Collectanea theologica publicata societate theologorum Po lo ­ norum. A , XIII, F, 1 ,-3 . Law ow 1932, Uniwersytet (256 S.

gr. 8.)

In einem Aufsatz über die Billigkeit (aequitas, epieikeia) kommt der Verfasser Wyszynski zu dem Schluss, dass der neue Codex des kanonischen Rechtes in vorbildlicher W eise die A n ­ passung an die Bedürfnisse des heutigen Lebens vollziehe und dass er die Billigkeit weit mehr als früher gelten lasse. Ein A u f­

satz von Klapkowski handelt über die ersten Privilegien der b e ­ schuhten Karmeliter des Fronleichnamsklosters in Posen. Starke Unstimmigkeiten zwischen Kloster und Bischof und die vorsich­

tigen Bemerkungen, dass der moralische Zustand des Klosters seinem Vermögensstand durchaus nicht gleich kam, und dass König W ladislaus Jagiello wegen der Sittenlosigkeit dieser Mönche einen anderen Orden in das Kloster setzen wollte, lassen tief blicken.

Theophil Dlugosz gibt Beiträge zur Geschichte des Bistums Kijew, lateinischer Observanz. Dieses Bistum hat auch in p ol­

nischer Zeit gegenüber dem der unierten Griechen niemals recht hochkommen können. Fast bei jedem neuen Bischof muss der Papst gestatten, dass er bis zu vier Pfründen in anderen Diözesen weiterbehalte und dass er den theologischen Doktorgrad nicht zu haben brauche. Dieser wesentlich für die Ausbreitung des latei­

nischen Ritus gegründete Bischofsitz hat seinen Inhabern nie rechte Freude gemacht.

D er Lemberger Kirchenrechtslehrer W ladislaus Abraham wird in seiner literarischen Wirksamkeit gewürdigt, Doktor der Theo­

logie wurde er erst nach längeren Bedenklichkeiten darüber, ob man einen Laien damit auszeichnen könne.

Eingehend besprochen w ird ein für Polen wichtiges Buch von Biskupski über das neue Eherecht. Trotzdem dieser Staat so stark unter römisch-katholischem Einfluss steht, plant er jetzt doch ein Eherecht, gegen das von römisch-katholischer Seite mit allen Mitteln Sturm gelaufen wird. (Vergleiche Lic. Dr. Kammei hierüber im evangelischen Kirchenblatt für Posen, 1931.)

Frankl bietet eine gute polnische Übersetzung und Erläuterung des 42. und 43. Psalms.

(8)

Peter Stach schildert aus persönlicher Bekanntschaft die Wirksamkeit des 1930 verstorbenen Leopold Fonck, 1909 bis 1929 Rektor des neu gegründeten päpstlichen Bibelinstitutes, das er aus dem Nichts geschaffen. Seine 1908 erschienenen Beiträge zur Methodik des akademischen Studiums sind in mehrere Spra­

chen übersetzt worden. Nach seiner Rückkehr von der ersten Studienreise nach Palästina hat Fonck noch drei Jahre in München und Berlin studiert und die protestantische Bibelwissenschaft auch aus persönlicher Berührung kennen gelernt. In einem seiner Hauptwerke: Die Parabeln des Herrn exegetisch und praktisch erläutert, 1902, 808 Seiten, wendet er sich besonders gegen Jü- licher, den er als einen Führer der „Rationalisten" ansieht, die zu bekämpfen er sich als Lebenszweck gesetzt hat, und zwar auch in der katholischen Theologenwelt. In seinem 1905 er­

schienenen W erk : „Der Kampf um die W ahrheit der Heiligen Schrift" ficht er gegen die von französischen Exegeten beliebte Auslegung der für das Bibelstudium massgebenden Encyclica Leos XIII: Providentissimus deus. Gegenüber den Bestrebungen dieser, die Inspirationslehre zu erweichen, hält er an der abso­

luten W ahrheit der heiligen Schrift und dem unveränderlich starren Inspirationsbegriff fest. Doch ist dieser sein Standpunkt auch von den katholischen Rezensenten nicht geteilt worden.

A le x i Klaw ek schreibt über den Himmel als Wohnung der Seelen im N-T-lichen Zeitalter. Bei guter Kenntnis aller reli­

gionsgeschichtlichen Beziehungen und fremdartigen Einflüsse sucht er doch nachzuweisen, dass der Glaube an einen himm­

lischen Aufenthalt der Seele eine innere Evolution jüdischer G e ­ danken darstelle. Hierbei scheint der Verfasser den Unterschied zwischen dem philosophischen Unsterblichkeitsglauben und dem massiv realistischen Auferstehungsglauben nicht genügend zu würdigen.

W ilhelm Michalski bringt eine anerkennenswerte Auslegung der beiden W orte vom ewigen Frieden, Jesaja 2, 2 bis 5 und Micha 4, 1 bis 5. Er sucht nachzuweisen, dass beide Abschnitte dort als versprengte Fremdkörper erscheinen, die an den Schluss des Buches Joel gehören. Bei dem Schreiben auf einzelne B lät­

ter sei dieses Stück verschoben worden und in andere prophe­

tische Bücher geraten. D er Verfasser lässt aber unerklärt, warum es dann an zwei Stellen als versprengt auftritt.

Besprochen wird eine Monographie von Eugen Dj^browski über Christi Verklärung. D er Rezensent bemängelt nur das eine, dass der Verfasser bei dem wegen Kapitel 1, 17 ihm so wichtigen 2, Petrusbrief gar keine Gründe gegen die Authentizität dieses Briefes anerkennen will. Gründe seien schon vorhanden, aber die katholischen Exegeten verwerfen sie mit Recht.

In die kirchengeschichtliche Forschung führt uns ein Aufsatz von Jastrz^bski über G eorg Scholarius, der später als Genna- dius II. 1453 bis 1456 Patriarch von Konstantinopel war. Seine W e rk e sind erst 1928 bis 1931 in Paris herausgegeben worden.

Seine Bedeutung für die Union von Florenz, für die byzantinische Theologie und für die ganze Gedankenwelt des Ostens wird auf­

gezeigt.

Lehr-Splawinski sucht nachzuweisen, dass der von M etho­

dius in M ähren eingeführte slavische Ritus sich niemals nach dem Süden Polens verbreitet habe. Josef Uminski schildert das Leben und W irken von Thomas Treter. Dieser vertraute M it­

arbeiter des für die Gegenreformation in Polen so wichtigen Kardinals Hosius hat seinen verehrten Gönner verherrlicht in einem Theatrum Virtutum des Stanislaus Hosius. Es umfasst 100 Kupferstichblätter, die wegen der ganzen darin gezeichneten Um welt kulturhistorisch sehr wichtig sind und auch in die theo­

logische Polemik uns tiefe Blicke tun lassen, in dem sie zeigen wollen, dass die Ketzerei Auflehnung gegen die Obrigkeit mit sich führe. Dieses Theatrum ist nur noch in einem schadhaften Exemplar in Krakau vorhanden und ist eine Neuherausgabe wünschenswert.

Obertynski behandelt ein merkwürdiges Dreieinigkeitsbild im Schlosse von Lublin. Es gibt nur ein einziges ähnliches Bild in der Hospitalkirche in Bozen. Gottvater wird als Greis darge­

stellt; rechts und links wachsen aus seinem Oberleib zwei Chri­

stusähnliche Gestalten heraus, die als Gott der Sohn und Gott der heilige Geist aufzufassen sind und den Aposteln links das Brot und rechts den Kelch reichen. W ährend sonst die D rei­

einigkeit in drei Personen oder in einer Person mit drei Köpfen oder auch in einer Person mit drei Gesichtern erscheint, findet sich für die hier gewählte Darstellung sonst kein Beispiel. D er V e r ­

fasser weist nach, dass in dem Byzanz der Paläologenzeit und in dem Aufblühen Serbiens im 14. Jahrhundert eine Kunst­

renaissance erfolgt sei, der diese Darstellung entstamme. Gegen Ende des Mittelalters seien Südslaven nach Rotrussland einge­

wandert und haben ihre heimische Kunstauffassung dort ver­

breitet, Diese Balkanrenaissance sei auch nach Italien und von dort nach Tirol gekommen, bei welcher W anderung alle Spuren unterwegs allerdings zu Grunde gegangen seien.

Von den kleineren Artikeln ist besonders bemerkenswert eine sehr sachliche Rezension der Kirchengeschichte Polens von Völker, verfasst von Adam Vetulani. Unter Würdigung des pro­

testantischen Standpunktes Volkers bemängelt er an dem W e rk hauptsächlich eine fehlerhafte Darstellung der mittelalterlichen Verhältnisse. In Polen habe sich die Privilegierung der Kirche anders vollzogen als in Deutschland und Frankreich: nicht erst Immunität und dann Befreiung vom Einfluss der Staatsgewalt, sondern umgekehrt: erst rein kirchliche Besetzung der Bistümer und dann langdauernde Kämpfe um die Immunität. Andere Rezensionen behandeln kirchenrechtliche, dogmatische und prak­

tisch-theologische Veröffentlichungen, Man sieht also, dass die Zeitschrift sich müht, ihre Leser am ganzen Geistesleben der neuen Zeit rege teilnehmen zu lassen.

D. A r t h u r R h o d e , Posen.

Rechtfertigung und Heiligung. Eine biblische, theologiegeschicht­

liche und systematische Untersuchung von Prof. Dr. theol.

A dolf Köberle. Dritte, erneut revidierte Auflage. 352 S., R M 10.80, geb. R M 12.15,

Die Frage nach der rechten Beschreibung der christlichen Ethik ist heute das am heftigsten umstrittene Problem in der Theologie der Gegenwart,

„Hier begegnet uns ein Schriftgelehrter zum Himmelreich gelehrt,“ (N, S. K i r c h e n b l a t t , ) D, Chr. Ernst Luthardts Kompendium der Dogmatik. In 13ter

völlig umgearbeiteter und ergänzter Auflage. Herausgegeben von D. Dr, Robert Jelke, o, Prof, der Theologie an der U n i­

versität Heidelberg, Weihnachten 1932, Broschiert RM. 10,— , gebunden R M 11,20.

Neue Kraft für jeden Tag. I. Band: Die festliche Hälfte des Kirchenjahres. Von D. Wilh. Laible. Geb. R M 4.80.

2. Reihe des bekannten Andachts- und Erbauungsbuches

„Evangelium für jeden T ag“ .

Die A ufgabe der Apologetik. Von Dr. theol. A lfred Adam.

Brosch. R M 4.50, geb. R M 5.40,

Die Grunddogmen des Christentums. Die Versöhnung und der Versöhner. Von Prof. D, Dr, Robert Jelke. R M 5,50, geb, R M 6.50.

D er apostolische Ursprung der yier Evangelien. Mit einer kurz­

gefassten Einleitung in die neueste Geschichte der S c h a l l - a n a 1 y s e. Von D. Dr. Joh. Jeremias. R M 6,— ,

Die Religion G o e t h e s und das Evangelium. Ein theologisches W o rt zum Goethejubiläum 1932, Von Pf, Dr. W olfgang Schanze, R M 1,50 (Partiepreise!),

D. Martin Luther, Die sieben Busspsalmen. Zweite Bearbeitung 1525; in hochdeutscher W iedergabe, Von P, Lic, Przvbvlski R M 2,50.

Luthertum und soziale Frage. Von Synodalpräsident D.D r. Schöf­

fel Hamburg, und Prof. Dr. theol. Köberle, Basel. 112 S.

R M 2.— .

Dienst und Opfer. Von D. Herrn, v. Bezzel. Ein Jahrgang Epistel- predigten (A lte Perikopen). 3. Aufl. I. festliche geb. R M 6,30,

_J®?“ Ose Hälfte des Kirchenjahres geb, R M 4,95,

* S nach P o r t e n Jesu. Von D, Wilhelm Laible.

R M 1.80.

Evangelisches und katholisches Jesusbild. Von Prof. D. Dr. Joh.

Leipoldt. Steif brosch. R M 2.85.

V ° “ Je.sjlsbilde der Gegenwart. Von Prof. D. Dr. Joh. Leipoldt.

2. völlig umgearbeitete Auflage. R M 13.50; geb. R M 14.85.

us dem Inhalt: Schönheit und Stimmung / Soziales und Sozialistisches / Aus der W e lt der Ärzte / Ellen Key und er Monismus / Aus der katholischen Kirche / Dosto- n c .,ews,kl> unc* der russische Christus.

eri , lnn, ? Abendmahls. Nach L u t h e r s Gedanken über das Abendmahl 1527/1529. Von Prof. D. Ernst Sommerlath. R M 5.85.

a rament und Gegenwart. Gedanken zu L u t h e r s Katechis- mussatzen über Taufe und Abendmahl. Von Prof. D. Ernst bommerlath. R M 1.50.

Unsere Zukunftshoffnung. Zur Frage nach den letzten Dingen.

Von Prof, D. Ernst Sommerlath. R M 1.— .

Dörffling & Franke Verlag, Leipzig

Verantwortlicher Schriftleiter: Dr. theol. Ernst Sommerlath in Leipzig; Verlag von D ö rfflin g; & Franke in Leiüzitr Druck von Gustav W inter in Hermhut.

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