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Der Bauingenieur : Zeitschrift für das gesamte Bauwesen, Jg. 18, Heft 17/18

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1 97

DER BAUINGENIEUR

18. Jahrgang 30. April 1937 H eft 17/18

D I E S T U R M F L U T S G H Ä D E N A N D E R O S T F R I E S I S C H E N K Ü S T E IM H E R B S T U N D W I N T E R 1936.

Von Oberregierungs- und -baurat E i lm a n n , Aurich.

Die schweren und lang anhaltenden Stürme im H erbst und Winter 1936 aus siidwest- bis nordwestlichen Richtungen haben die Fluten der Nordsee wiederholt zu außerordentlicher Höhe an die Küste getrieben. Den höchsten Stand erreichten die Sturmfluten am Pegel Norderney am 18. Oktober 1936 m it 2,44 m, am 27. Ok­

tober m it 2,04 m und am 1. Dezember m it 2,45 m über M itteltide­

hochwasser. Zum Vergleich sei erwähnt, daß als höchstes Hoch­

wasser am Pegel N o r d e r n e y der W asserstand am 13. März 1906 m it 2,95 m über Mitteltidehochwasser verzeichnet wird.

N icht nur die Höhe der Sturm fluten, sondern besonders auch die fast ohne Unterbrechung vom Oktober bis Dezember anhaltende K ette von Stürmen, die häufig zu orkanartiger Stärke anwuchsen, haben an der Küste viele Schäden an den Uferschutz werken, den Dünen und Deichen verursacht. Nachdem die ersten Sturmfluten die den Inseln vorgelagerten Sandriffe erniedrigt hatten, war bei den folgenden Angriffen des Meeres der Schutz dieser Sande be­

reits geringer geworden und die Wirkung der Brandung auf die Küste um so stärker.

Über den Umfang der an der ostfriesischen Küste entstandenen Sturm flutschäden soll in folgendem ein fiberblick gegeben werden:

zerstört worden, und die Dünen sind dort erheblich zurückgegangen.

Abb. 1 stellt die tiefe Ausspülung hinter dem Böschungskegel am Südende der Strandmauer auf B o r k ü m dar. Abb. 2 zeigt den Dünenabbruch am Ende der Südwestmauer im W esten der Insel W a n g e r o o g . Hinter dem Ostende der Strandschutzmauer auf N o r d e r n e y hat ein besonders starker Dünenabbruch stattge­

funden. Auf einer Länge von 750 m sind die hohen Dünen um etwa 30 m zurückgegangen.

1. Die ungeschützten Dünen.

Bei anhaltenden Stürmen aus westlichen bis nördlichen R ich­

tungen werden im allgemeinen die ungeschützten Dünen und der Strand bei allen Inseln sehr in Mitleidenschaft gezogen. Die Bran­

dungswellen wühlen den Sand auf, und die Längsströmungen führen ihn fort. Wenn auch nicht jeder Dünenabbruch ein dauernder Ver­

lust ist, so sind doch noch manche Dünenstrecken vorhanden, die sich auch im Laufe einer längeren Reihe von Jahren nicht wieder voll ergänzen, sondern allmählich immer weiter zurückweichen.

Auch bei den zahlreichen Sturm fluten im Herbst 1936 sind an den ostfriesischen Inseln erhebliche Dünenabbriiche entstanden.

Abb. 1. Hinterspültes Südende der Strandmauer auf Borkum.

Auf B o r k u m , N o r d e r n e y , B a i t r u m und W a n g e r o o g e sind hinter den Endpunkten der Strandmauern die Helmpflanzungen, die bei günstigen Winden den Flugsand fan­

gen und diese stets gefährdeten Stellen sichern sollen, vollkommen

Abb. 2. Hinterspültes Uferschutzwerk auf Wangerooge.

Bei diesem Abbruch zeigte sich, in w ie schnellem Wechsel an manchen Stellen der Abbruch und die Wiederansandung der Dünen erfolgte; etwa 15 m hinter dem bisherigen Fuß der Dünen spülten die Fluten ein aus dem Kriege stammendes Drahtverhau frei und zeigten damit, daß es sich nicht, wie zuerst angenommen wurde, um den Verlust alter Dünen handelt.

Ähnlich wie auf N o r d e r n e y hat sich der Dünenverlust auf B a i t r u m gestaltet. Die zerstörte Randdünenstrecke, die auch unmittelbar östlich der Dünenschutzmauer beginnt, ist hier nur kürzer entsprechend der günstigeren Lage der schützenden und sandzuführenden Riffe. Der Abbruch beträgt aber bis zu 50 m Tiefe.

Auf dem AI e m m e r t h at der Südweststrand besonders stark gelitten. Auf 700 m Länge sind die Dünen in einer Tiefe von 50 m vernichtet. Dabei sind 3 Lücken in dem schmalen Dünengürtel von zusammen 180 111 Länge gerissen, die zu Durchflutungen von der West- nach der O stseite der Insel geführt haben.

Eine erhebliche Schwächung haben auch die Dünen am Nord­

weststrand von J u i s t erfahren, die Kulturland der Domäne Bill schützen. In den letzten Jahrzehnten hatte hier die Sandzufuhr von dem großen nordwestlich gelegenen Juister R iff ausgereicht, 11m die Dünen trotz vielfacher Angriffe der Brandung zu kräftigen.

Jetzt muß durch eine verstärkte Dünenpflege verhindert werden, daß die Fluten in die nach der Domäne Bill offen liegenden Dünen­

täler eindringen können.

D ie in den Jahren 1913/20 zur Sicherung des Dorfes J u i s t gebaute Strandmauer von 1400 m Länge m it einem System von 4 Buhnen liegt auch heute noch unter Sand. Hier hat die Sand­

zufuhr seit vielen Jahren einen breiten und hohen Strand geschaf­

fen, der selbst durch diese ungewöhnlichen Sturmflutangriffe des letzten Herbstes nicht nennenswert verändert worden ist.

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198

Durch besonders starken Dünenabbruch ist die Insel L a n g e- o o g betroffen worden. Dort sind 5500 m Steilkanten entstanden.

D ie hohen Dünenkuppen am Badestrande m itsam t der Strandhalle, einem Badeschuppen und den schönen, befestigten Dünenwegen sind ein Raub der Fluten geworden.

D ie künstlichen, von der Wasserbauverwaltung auf J u i s t und L a n g e o o g mit Buschzäunen gezogenen Dünendämme haben sich sehr gu t gehalten, weil die Böschungen sich in den letz­

ten Jahren gut flach ausgebildet hatten und bereits gut mit Helm bewachsen waren. Nur bei dem jungen Dünendamm vor dem Mu­

schelfelde auf B o r k u m sind steile Abbruchkanten entstanden.

2. Buhnen.

Für die älteren Buhnen auf den ostfriesischen Inseln, die z.. T- schon vor 80 Jahren entstanden sind, insbesondere auf B o r k u m, bedeuten alle Sturmfluten zur Zeit eine erhebliche Gefahr, weil in­

zwischen der Strand tiefer geworden ist, und weil ihre Bauweise der jetzigen Beanspruchung nicht mehr genügt.

DER BAUINGENIEUR 18 (1937) H E F T 17/18.

begonnenen Sicherungsarbeiten hatten keinen Erfolg. In den De- zcmberfluten wurde der Anschlußkörper vollständig zerstört.

Abb. 4 zeigt'die Baustelle für den vor der Sturmflut begonne­

nen Neubau einer Stahlbuhne in der Brandung. Das Baugerüst und das Rammgerät wurden zerstört.

Die Buhnen auf N o r d e r n e y , B a i t r u m und S p i e ­ k e r o o g , die noch gut unterhalten werden konnten, haben keine Schäden erlitten, die über das gewöhnliche Maß eines Winters hinausgehen. Die seitliche Einfassung der Buhnen durch dicht- schlicßende eiserne Spundwände hat größere Schäden verhindert.

Sämtliche bisher gebauten neuen Buhnen aus Stahl S p u n d ­

wänden haben alle Sturmfluten gut überstanden. Sie haben nicht die geringsten Schäden erlitten.

3. Strandschutzmauern.

Die Strandschutzmauer auf B o r k u m hat bereits in früheren Jahren bei starken Sturmfluten Einbrüche und Hinterspülungen erlitten. Sie ist ursprünglich bei einer hohen Strandlage wohl aus- E I L M A N N , D I E S T U R M F L U T S C H A D E N A N D E R O S T E R I E S I S C H E N K Ü S T E .

Abb. 3. Instandsetzungsarbeiten an einer Buhnenwurzel auf Borkum.

Diese älteren Buhnen bestehen aus Steinpflaster auf Faschinen- und Schotterunterbettung zwischen Holzpfählen. Infolge der Strandabnahme ragen die Buhnen jetzt hoch aus dem Strande her­

vor. D ie Pfähle bieten nicht mehr genügend H alt, und die Unter- bettung und das Pilaster werden leicht zerstört.

Abb. 5. Strandvertiefung vor der Mauer auf Borkum.

reichend gewesen. Nachdem sich aber der Strand vor dem Fuß der Mauer erheblich vertieft hat, wird sie bei hohen Sturmfluten von so starken Brechern getroffen, daß die verhältnismäßig dünne Schale

Auf Borkum haben in den Herbstfluten alle am Weststrande gelegenen Buhnen der älteren Bauweise mehr oder minder große Beschädigungen erlitten. Das Pflaster ist herausgeschlagen, die Basaltblöcke liegen wild durcheinander, und an einigen Stellen sind die hoch über den abgespülten Strand herausragenden Buhnen­

körper ganz durchbrochen. Auf einigen Buhnen sind über 100 m*

Basaltpflaster zerstört. Bei der auf Abb. 3 dargestellten Buhne war in den Oktoberfluten die Ziegelsteinverblendung des massiven Anseh hi ßkörpers weggeschlagen. Die zwischen den Sturmfluten

diese starken Brandungsschläge nicht aufnehmen kann. Die B e­

anspruchung ist besonders ungünstig, wenn sich hinter der Mauer durch Sackung oder Ausspülen des Bodens Hohlräume gebildet habeii. Die Abb. 5 und 6 zeigen, wie trotz nachträglicher H erstel­

lung einer breiten Basaltvorlage und Vorrämmung von Pfahlwän­

den und eisernen Spundwänden bei Sturmfluten immer neue Strandvertiefungen die Standsicherheit ungünstig beeinflussen.

Der letzte größere Einbruch der Mauer war im Februar 1935 an der am meisten bedrohten Nordwest-Ecke der Insel entstanden.

Abb. 4. Baustelle einer eisernen Buhne in der Brandung auf Borkum. Abb. 6. Ausgespülte Rinne vor der Mauervorlage auf Borkum.

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D E R B A U IN G E N IE U R

30. A P R I L 1937. E I L M A N N , D I E S T U R M F L U T S C H A D E N A N D E R O S T F R I E S I S C H E N R Ü S T E 1 9 9

obere Plattform + 8,36 P 1m~*^,+8L36 - unterePlattformlOJSObreit 4

ßetonptatten 1,50- 1fi0-10 / j

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täletonmiMaueftrümmn. :^W-

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—WO -2,50-

'.orsseoProfiU 1, 00lg-

Hier hat der Strand ¡11 den letzten Jahren besonders niedrig ge­

legen. Der 1935 entstandene Einbruch war etw a 90 in lang. Die Abb. 7 und 8 lassen die Form der Mauer und auch ihre schwache Bauw eise erkennen. Bei Beseitigung dieses Schadens hat die Mauer­

schale eine größere Stärke und eine günstigere S-Fofm in Anleh­

nung an die „Norderncycr“ Form erhalten, die durch die größere Abrundung im oberen T eil die auflaufende W elle sanfter auslaufen läßt. Gleichzeitig hat die Plattform eine größere Breite von 6 m

liegt die untere Plattform m it 4,60 m über Mitteltidehochwasser noch zu tief. Die auf die obere Plattform geschleuderten W asser­

massen haben die kleine Abschlußmauer, deren Oberkante 7,84111 über M itteltidehochwasser liegt, noch zerstört. Große Wasser- mengen wurden nicht nur als Spritzwasser, sondern in geschlosse­

nen Massen über die Abschlußmauer bis in das dahinter liegende Düncntal geschleudert und sammelten sich dort zu einem Sec an.

Während sich im übrigen die neue Mauerstrecke gut gehalten

Abb. 8. Einbrüche in der Strandmaucr auf Borkum 1935. Abb. 11. Eingeschlagene Strandmauer auf Norderney.

hat sich aber gezeigt, daß die sehr hohen Brecher, die gegen die Mauer anrennen, ohne auf eine zurücklaufende Welle zu treffen, unbeeinflußt durch die Krümmungen der Mauer mit großer Stoßkraft noch auf die untere Plattform laufen, auf die obere Plattform hinaufschlagen und dort noch Zerstörungen anrichten.

Die Abschwächung der Wellenkämme der kleineren und m itt­

leren Brecher an der oberen Rundung der Mauer findet bei sehr hohen anstürmenden W ellen nicht in solchem Maße statt, daß dadurch die Stoßkraft genügend geschwächt wird. Dafür

standen in der ersten Flut zwei Einbruchstellen von je 40 111 Länge, die in den folgenden Fluten trotz ausgeführter Sicherungsarbeiten zu einer Lücke von 156 m vergrößert wurden. Abb. 9 zeigt, wie die dünne Mauerschale in einzelne Blöcke zerschlagen ist. Der untere Teil der Mauer ist erhalten geblieben. Der wiederherzustel­

lende obere Teil wird sich der Form des neuen Bauteiles von 1935 anpassen. Zur Erhöhung der Festigkeit soll der neue obere Teil sta tt in Schalenform ganz m assiv hergestellt werden. Um die Stoßkraft der auf die untere Plattform schlagenden Wellen besser Abb. 7. Zerstörte Strandmauer auf Borkum 1936. Abb. 9. Zerstörte Strandmaucr auf Borkum.

st a tt 3 m erhalten, um hierdurch den Stoß der auflaufenden Wellen gegen die kleine hintere Abschlußm auerzu schw ä­

chen.

D iese so in verbesser­

ter W eise hergestellte Mauerstreckc hat sich bei den Sturm fluten im Herbst 1936 in der außer­

ordentlich starken Bran­

dung gut gehalten. Es

altes Profit

—Einbruchsstelle Abb. 10. Dünenschutz werk auf Borkum. Ausbau der Einbruchstelle.

hat, ist im unm ittel­

baren Anschluß daran bei der Sturm flut am 18. Oktober 1936 ein neuer Einbruch er­

folgt.

Anscheinend hat die Stoßkraft der Wel­

len die untere P latt­

form, die wahrschein­

lich hohl gelegen hat, zerschlagen. So ent-

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NUnkerrerb/endung

1 ,0 0

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'Spundnvnd tioesch Oa

Abb. 14. Wiederherstellung der Strandmauer auf Norderney.

der G aststätte „R oter Teppich“ ) und eine etwa 15 111 breite am Nordweststrand v o rd er Kaiserstraße (Abb. 11).

Der Querschnitt des Werkes, der Umfang des Einbruches vor dem Roten Teppich und die Art der Wiederherstellung sind aus der Zeichnung Abb. 12 und den Lichtbildern Abb. 13 und 14 zu ersehen.

Die Ursache des Einbruches ist darin zu suchen, daß im Laufe der Jahre durch das Pflaster der Vorlage, das hier aus 80 Jahre altem Kohlensandsteinpflaster mit stark verwitterten Fugen be­

steht, der feine Dünensand herausgespült worden ist, und die S-förmig gekrümmte Schale zum Teil hohl gelegen hat. Der Fugen-

Abb. 16. Zerstörtes Mauerwerk bei den Badehallen auf Norderney.

Mitteltidehochwasser. Die obere Abschlußwand ist auf längere Strecken stark beschädigt, und wo Gebäude an das Werk gren­

zen, sind diese arg mitgenommen worden. Abb. 16 zeigt die eingedrückte Wand der Badehallen am Nordstrand. Die einge­

drückte Mauer ist 1 Stein stark. Sie liegt m it der Oberkante 6,80 nr über Mitteltidehochwasser und ist von der M ittelhochwasserlinie 19,10 m entfernt.

Ein weiterer Schaden auf N o r <1 e r 11 e y ist an der östlichen Strecke der Dünenschutzmaucr, der ehem. sog. Marinemauer en t­

standen. Diese Mauer ist eine Schwergewichtsmauer m it nahezu 2 0 0 F J L M A N N , D U S T U R M E L U T S C H A D E N A N D E R O S T F R I E S I S C H E N K Ü S T E .

abzubremsen und die obere Böschung zu entlasten, soll die untere Plattform noch breiter als bei der Strecke von 1935, nämlich in einer Breite von 10,50 m hergcstellt werden (Abb. 10).

Außer dieser großen Einbruchstelle sind an der Strandmauer auf Borkum noch viele kleinere Schäden entstanden, die haupt­

sächlich durch Abplatzen der Klinkerverblendung verursacht sind.

In N o r d e r n e y hat das Dünenschutzwerk, das rd. 80 Jahre allen Sturmfluten gegenüber besser standgehalten hatte als die Borkumer Mauer, zwei Einbruchsstellen erhalten, und zwar eine etwa 20 111 breite wenig südlich von der W estspitze der Insel (bei

mörtel des Werksteinmauerwerks ist zweifellos tief verwittert, und beim Ausbessern kann die Fugenausfüllung nicht tief genug er­

folgen. In diesem Zustand hat die sonst bewährte Bauart den w ie­

derholten Angriffen nicht mehr standgehalten. Das Werksteinmauer­

werk ist eingestürzt. Die Brandung hat dann den Sand unter der Plattform herausgespült und diese zum Einsturz gebracht. Die Ausspülung hat sich in das dahinter liegende Dünengelände aus­

gedehnt.

Bei der Wiederherstellung ist der ganze ausgespülte Raum unter der S-förmigen Schale ausbetoniert worden. Zum Schutz gegen weitere Unterspülung hat der Fuß des Werkes eine eiserne Spundwand von 6 m Länge erhalten.

Da die Plattform des Werkes im Mittel nur 3,5 111 über .Mitteltidehoch­

wasser liegt, laufen auch bei dieser Mauer­

form die höheren Fluten noch mit großen Wassermasscn über die Plattform und richten an der Abschlußmauer und dem dahinter liegenden Gelände noch erheb­

liche Zerstörungen an. Abb. 15 gibt solche Schäden wieder. Das dort dar- die Höhen sind aufNN bezogen

Kchtesandsfeinpflasfer,

+ 1 '

Basadsäu/enpffas/er^\pM Tkldjti$> v -

Sfrandbök

«-XV.MTn.if_ Abb. 12. Dünenschutzwerk auf

Norderney.

Abb. 13. Zerstörung der Strandmauer auf Norderney.

Abb. 15. Verwüstungen hinter der Xorderneyer Strandmauer.

5,70 m über MllW.

gestellte, durch aufschlagende Wassermengen arg verwüstete Ge­

lände vor den Xorderneyer Tennisplätzen liegt 5,70 m über

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Abb. iS. Zerstörtes Basalt-Abschlußbaüwerk am Ostende der Mauer auf Norderney.

DEÄ S ÜR E I I M A N K , D I E S T U R M E L X J T S C H A D E N A N D E R O S T E R I E S I S C H E N K Ü S T E . 201

Abb. 19. Versackte Plattform hinter der Marinemauer auf Norderney.

An dieser Stelle und in dem anschließenden Dünental hatte sich das Wasser bis zur Mauerkrone angesammelt {Abb. 22). Das bei E b b e' versickernde Wasser hat aber keine Unterspülung der Mauer hervorgerufen, deren Grundsockel vorne und hinten durch

Auf der Strecke der Mauer, wo eine Vorlage vor dem Fuße fehlt, war schon bei der ersten Sturm flut der Strand so niedrig ge­

worden, daß eine 4 111 lange eiserne Spundwand, die zur Sicherung der Mauer gerammt war, m it ihrem Kopf nach dem Strande zu aus- wich (Abb. 20). Die Folge war eine Unterspülung der Mauer an dieser Strecke in einem Umfang, wie es in der Zeichnung Abb. 17 dargestellt ist. Die Hohlräume sind zunächst m it Beton ausgefüllt worden, um die Versackung der Mauer zu verhindern. Ein von 2 Dchnungsfugen begrenzter Bctonblock hat sich aber erheblich gesetzt und w eist starke Risse auf. Die Mauer muß durch durch­

greifende Maßnahmen gesichert werden. Ein allgemeiner Wert kommt den hier gemachten Beobachtungen nicht zu, da der Zu­

stand der Mauer vor den Sturmfluten ungewöhnlich war.

Wertvoller sind die Erfahrungen, die auf Grund der Sturm­

flutschäden auf B a i t r u m gesam m elt werden konnten. Bei dem dort im Jahre 1926 nach der „Norderneyer Form" gebauten Strandschutzwerk, dessen Plattform auf 4 m über Mitteltidehoch- wasser (also V, m höher als bei Norderney) liegt, sind die Schäden an der Abschlußmauer und den dahinter liegenden Dünen geringer als auf Norderney. Auch die Schwergewichtsmauer nach dem Juister Profil hat standgehalten (Abb. 21), wenn auch die P latt­

senkrechter Vorderwand (Abb. 17). Sie ist im Kriege w eit vorge­

schoben errichtet worden. Bei der Wahl der Gründungstiefe hat man die zu erwartende Abnahme des Strandes nicht ausreichend geschätzt. Der übliche Schutz des Mauerfußes fehlte auf längerer Strecke. Im Laufe der Zeit war der Fuß der östlich anschließenden Randdünen durch Sturm flutverluste zurückgegangen. Zur Siche­

rung der Mauer war ein Abschluß aus einer Böschung von Basalt­

pflaster auf Schotter hergestcllt worden. Die schweren Sturmfluten des letzten Herbstes haben diese Böschung hinterspült und zum

form, die wahrscheinlich hohl gelegen hat, stark beschädigt ist. An einer Stelle ist die Plattform bei der Dezemberflut völlig cinge- stürzt, nachdem anscheinend hier die Abschlußwand hinterspült war.

die Höhen sind auf NN bezogen

Abb. 17. Marinemauer auf Norderney— Querschnitt.

Einsturz gebracht (Abb. 18). Bei der Dezemberflut wurde der Ab­

schluß völlig zerstört und die Marinemauer selbst hinterspült.

Abb. 19 zeigt die Beschädigung und Versackung der nur 2 m breiten Plattform .

Abb. 20. Ausgewichene eiserne Spundwand vor der Marinemauer auf Norderney.

je eine hölzerne Spundwand von 3 m Länge eingefaßt ist. Die nahezu horizontale Vorlage aus 30 cm hohem Basaltsäulenpflaster auf 50 cm Schotter hat den starken Angriffen der gegen die lot­

die Hähenongaben sindaufMMI'bezogen

Abb. 21. Küstenschutzmauer auf Baitrum.

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2 0 2 E I L M A N N , D I E S ' l ' U R M F L U T S C H A D E N A N D E R O S T F R I E S I S C H E N K O S T E , DICK B A U IN G E N IE U R 18 (1937) H E F T 17 /18 .

rechte Wand anprallenden Wellen standgehalten. Der südwestliche Strand von B a i t r u m wird durch ein Pfahlschutzwcrk geschützt.

Es hat sich hier wieder gezeigt, daß bei Sturmfluten die W asser­

massen durch die Pfahllücken so erheblich hindurchschlagen, daß sie in den dahinter liegenden Dünen und Hellern erhebliche Schä­

den an Wegen, Dämmen und dgl. anrichten.

den Sturmfluten am 27. Oktober und 1. Dezember 1936 erheblich erweitert. Eine Durchbruchsstelle zeigt die Abb. 25.

Auch der Süddeich auf J u i s t hat bei den Sturm fluten am 16., 27., 28. Oktober und 1. Dezember 1936 stark gelitten. Die ganze männliche Inselbevölkerung mußte zum Schutze des Deiches und zur Verhinderung des Durchbruchs eingesetzt werden.

Abb. 22. Zerstörte Plattform und Abschlußmauer auf Baitrum. In den Dünen das über die Strandmauer geschlagene Wasser.

M S X _ + 5 g

*3,15

eiserneSpundwand HHoescfi OaiOm. la.

fipha/teingußdedee dieHohen sind auf HNbezogen abgängiges Pfahlschuhwerk

v+Wßß/AI/

ßaiksand I / ''eiserne Spundwand qmßusch ßoesch Oav, 8,0nlg.

Abb. 23. Geplanter Umbau des Pfahlwerks auf Spiekeroog.

Aus dieser Erfahrung heraus wurde im letzten Jahre das ab­

gängige Pfahlschutzwerk am W eststrande von S p i e k e r o o g nicht w iederhergestellt, sondern umgebaut. W ie die Zeichnung (Abb. 23) zeigt, wurde hinter dem Sockel des alten Pfahlschutzwerkes eine tiefgreifende eiserne Spundwand gerammt, die m it Dünensand hinterfüllt wurde. Der Zwischenraum zwischen dem Unterbau des alten Werkes und der eisernen Wand wurde durch Basaltpflaster auf Schotter ausgefüllt. Die eiserne Spundwand war auf 500111 Länge, soweit das alte Pfahlwerk frei lag, gerammt, und die H inter­

füllung war in der Ausführung begriffen, als die Sturm flut vom 18. Oktober die anschließenden Dünen durchbrach und die R est- strecke des alten Ffahlwerks, die bisher noch tief unter Sand ge­

legen hatte, freispülte (Abb. 24). Das Wässer riß eine große Lücke in die Dünen und hinterspülte das im Umbau begriffene Werk.

Hierzu kam die Wirkung des Überschlagwassers. Die folgenden Sturmfluten vergrößerten die Zerstörung und rissen die Hinter­

füllung mit dem schon fertiggestelltcn Teil der Plattform fort.

Abb. 24. Das Ende der neuen eisernen Spundwand, die abgespülte Düne und das dadurch freigewordene alte Pfahlwerk auf Spiekeroog.

Der Deich besteht nur aus Dünensand m it einer leichten Gras­

narbe, welche bei starkem Sonnenbrand häufig gänzlich verbrennt.

Bei den genannten Sturm fluten wurden an zahlreichen Stellen die Soden losgerissen und Löcher in den Deich geschlagen. Durch Sicherungsarbeiten m it Sandsäcken konnte aber ein Durchbruch verhindert werden.

An den alten Deichen des F e s t l a n d e s sind keine erheb­

lichen Schäden entstanden.

Die in Ausführung begriffenen umfangreichen Deichbauarbeiten i m L e d a - J ü m m e - Gebiet und an der Em s haben durch diese hohen und schnell aufeinanderfolgenden Fluten aber naturgemäß sehr gelitten.

Nach jahrelangen Untersuchungen und Verhandlungen war

Zur Sicherung der Baustelle ist die Schließung der 200 m langen Reststrecke durch eine eiserne Wand in Angriff genommen.

Da Ixi i der hinterspülten Baustreckc die eiserne Spundwand als Hauptbestandteil des Bauwerks unbeschädigt geblieben ist, kann nach Schließung der Lücke der Bau im Schutze dieser Spundwand ohne weitere Sturmflutgefahr fertiggestellt werden.

4. Deiche.

Auf der Insel B o r k u m hat der etwa 3 km lange Sommer­

deich gleich nach seiner Fertigstellung durch die Sturmflut am 18. Oktober 1936 stark gelitten.

Die Fluten griffen den frischen Deich m it starken Brechern unaufhörlich an und überströmten schließlich die auf 1,6 m über .\Iitteltidehochwasser liegende Deichkappe. Nach Augenzeugen­

berichten erfolgte die Überströmung m it rasender Geschwindig­

keit, wobei eine Gischtwand von 1 o m Höhe erzeugt wurde. Diesem Angriff war der Deich auf den noch frischen Strecken nicht ge­

wachsen. Er brach an zwei Stellen in einer Länge von je 50 m und etwa 5,5 m Tiefe durch. Die Durchbruchsstellen wurden durch die ein- und ausströmenden Wassermassen, insbesondere bei

Abb. 25. Durchbruchstelle im Sommerdeich auf Borkum.

endlich die Aufhöhung der niedrigen und mangelhaften Sommer- dciche im L e d a - J ü m m e - Gebiet auf Winterdcichhöho be­

schlossen worden, um die bisher unvollkommen benutzbare, rd.

15000 ha große Niederung von den jährlichen Überflutungen frei­

zuhalten, für die Versorgung der Bevölkerung m it Lebensmitteln besser auszunutzen und besiedelbar zu machen.

Mit den Arbeiten zur Aufhöhung der Deiche war im Sommer 1936 auf einer Strecke von 20 km begonnen worden. Die Bau­

arbeiten waren als eine günstige Gelegenheit zur Unterbringung von Arbeitslosen noch in vollem Gange, als die Fluten der Nordsee durch die Ems und Leda so erheblich zurückstauten, daß S tö­

rungen und Schäden unvermeidlich waren.

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D U R B A U IN G E N IE U R

30. A P R I L 1937- AGA TZ, L A N D V E R L U S T U N D L A N D G E W I N N A N D L R W E S T K Ü S T E S C H L E S W . - H O L S T , 203 Am 18. Oktober wurde der im Ausbau befindliche Deich an

der Lcda auf einer Strecke von rd. 2,2 km Länge zwischen W ilts­

hausen und Stintrick überströmt, so daß Überschwemmungen des Binnenlandes und größere Schäden an der unfertigen Baustrecke aufgetreten sind. Der frischangesetzte Boden für die Verbreite­

rung und Aufhöhung des Deiches hat dem Angriff des überströmen­

den Wassers nicht standgehalten. Dabei sind auch Auskolkungen des stehengebliebencn alten Deiches vorgekommen, jedoch keine tiefergehenden Durchbrüche oder Grundbrüche.

Die Sturm flut am 18. Oktober trat am Sonntag ein. Auf den Baustellen standen daher nicht genügend Arbeiter für die Deichs- verteidigung zur Verfügung. Zur Hilfeleistung mußten Feuer­

wehren aus der Umgebung, technische N othilfe aus Leer und der Arbeitsdienst herangezogen werden. Durch die schnelle Aus­

führung von Sicherungsarbeiten wurde erreicht, daß bei den nächsten Sturmfluten, die wieder bis zur Kappe der beschädigten Strecke aufliefen, der D eich gehalten werden konnte.

Ebenso w ie an der L e d a waren auch an der E m s um fang­

reiche Deicharbeiten in der Ausführung begriffen, für die die Sturm fluten eine große Gefahr bedeuteten.

Auf der Strecke von Lcerort bis Emden is t die planmäßige Höhe der W interdeiche nicht mehr vorhanden. Dazu kommt die Befürchtung, daß durch die Regulierungsarbeiten, die in der unteren Em s für die Schiffahrt vorgenommen sind, künftig die bisherigen höchsten W asserstände noch erhöht werden können. Die Deiche werden daher auf beiden Ufern der Em s, auf 50 km Länge im Durchschnitt um etwa 1 m aufgehöht.

Durch das Auflaufen der Sturmfluten sind an denjenigen Aus­

baustrecken, wo der Deich nach außen verstärkt werden mußte, und noch nicht wieder durch eine feste Grasnarbe geschützt war, Schäden entstanden. Auf einer Strecke von 3200 m sind Zer­

störungen an der neuen Außendeichböschung entstanden und Bodenmassen des neu angesetzten Deichfußes ausgewaschen und fortgespült worden. Bei den Instandsetzungs -und Sicherungs­

arbeiten ist die frische Bcsodung in einer Breite von 4 m vom Deichfuß aufwärts m it Maschendraht überdeckt worden, der m it Drahtkrampen befestigt wurde. Diese Sicherungen haben sich bei der Sturm flut am 1. Dezember bewährt.

5. Landgewinnungsarbeiten.

Auch bei den Landgewinnungsarbeiten sind infolge der tiefen und ungeschützten Lage der Baustellen einige Schäden entstanden.

ln der L e y b u c h t bei N e ß m e r s i e l und bei der Insel L a n g e o o g sind leichte Baustoffe, wie Stackpfähle, Busch, Stroh ballen und Karrdielen abgetrieben.

Am N o r d e r Außentief wurde ein im Bau befindlicher Leitdamm auf 300 m Länge fast ganz zerstört.

Auch auf der H a u e r n c r H o b g c , bei Neßmersiel und vor dem Schwerinsgroden haben Dämme und Schiengen gelitten.

6. Schiffahrtsanlagen.

Erheblichen Angriffen durch die Sturmfluten waren auch die beiden Häfen N o r d e r n e y und N o r d d e i c h ausgesetzt. Die Ladeufer wurden hoch überflutet, und die im Hafen liegenden Fahrzeuge waren zeitweise stark gefährdet. Größere Schäden sind aber nicht entstanden. Schlimmer ist cs der hölzernen Lande­

brücke der Gemeinde Langeoog, die auf der W attseite der Insel liegt, ergangen. Sie wurde bis auf den neueren, kräftiger ge­

bauten Brückenkopf nahezu völlig zerstört, so daß sie durch einen Neubau ersetzt werden muß.

7. Kosten.

Zur Beseitigung der vorstehend aufgeführten Sturmflutschäden sind nach überschläglichen Berechnungen auf den einzelnen Inseln und am Festlande folgende Beträge aufzuwenden:

B o r k u m ...550000 RM Norderney . . . . 550000 ,, L a n g e o o g ... 95000 ,, B a i t r u m ... 60000 ,,

J u i s t 53000 ,,

M e m m e r t... 5000 ,, F e s t l a n d ... 127000 ,,

Im ganzen ist also der Schaden, den die Sturmfluten an dör ostfriesischen Küste angerichtet haben, zu fast iJfjM ill.R M zu bewerten.

Tn diesen Kosten sind noch nicht berücksichtigt, die Aufwen­

dungen, die für neue Ergänzungsbauten infolge der Sturmfluten voraussichtlich noch erforderlich werden. Die Höhe der Summe ist aber wesentlich beeinflußt durch Maßnahmen, die eine Ver­

besserung der bestehenden Uferschutzanlagen gegenüber dem bisherigen Zustande bedeuten.

Wenn es auch künftig nicht möglich sein wird, bei derartigen gewaltigen Naturereignissen Beschädigungen der von Menschen­

händen erbauten Werke zu vermeiden, so wird aber der stets in schwerem Abwehrkampf m it der See liegende Wasserbauingenieur auch aus diesen Sturmfluten seine Erfahrungen ziehen, um seine Schutzwerke immer sicherer zu gestalten.

L A N D V E R L U S T U N D L A N D G E W I N N A N D E R W E S T K Ü S T E S C H L E S W I G - H O L S T E I N S .

Von o. Prof. Dri-Ing. A gatz, Über Landverlustc und Landgewinnung ist von nicht sachkun­

diger Seite aus in den letzten 5 Jahren viel geschrieben und ge­

redet worden. Nirgends aber wirken sich oberflächlich gebildete Urteile und Entschlüsse verheerender aus als gerade auf diesem Gebiet, wo der Ingenieur sich im stärksten Kampf m it den Natur­

gewalten befindet. Wir werden später noch sehen, daß es sehr leicht ist, auf Grund einer im Buchhandel erhältlichen Karte m it H ilfe eines R otstiftes Land, das bislang noch das Meer innehat, zu gewannen. Zwischen dieser Tätigkeit und der rauhen W irklichkeit klafft aber ein gewaltiger Unterschied. Land kann nur durch kon­

zentrierten Einsatz aller Kräfte von Fachleuten gewonnen werden, um Rückschläge, die gegebenenfalls das ganze Werk gefährden, sow eit wie m öglich auszuschalten.

Wenn ich auch im Gegensatz zu manchen Geologen auf dem Standpunkt stehe, daß der ältere geologische Aufbau unserer K üste für die Landgewinnung weniger maßgebend ist, so müssen

1 Nach einem Vortrag im Februar 1937 auf Veranlassung des Außeninstitutes und der Gesellschaft von Freunden der Technischen Hochschule Berlin.

Technische Hochschule Berlin b

wir uns trotzdem m it ihm beschäftigen, im besonderen Maße aber m it der jüngsten geologischen Bildung der obersten Erdschicht, die noch in dauerndem Umbau begriffen ist.

Wenn ich mich nun in den nachstehenden Ausführungen auf die W e s t k ü s t e S c h 1 e s w i g - H o 1 s t c i n s beschränke, so deshalb, weil hier zur Zeit die weitaus größten Möglichkeiten be­

stehen, in verhältnismäßig kurzer Frist neues Land für uns aus dem Meere zu gewinnen.

Der Geologe Dr. H e c k hat sich in dankenswerter W eise be­

sonders eingehend m it der geologischen Vorgeschichte Schleswig- H olsteins befaßt. Aus seinen Schriften (Küstensenkung und Erd­

geschichte Nordfrieslands, Art und Auswirkung quartärer westperi­

baltischer Tektonik, Die nordfriesische neuzeitliche Küstensenkung als Folge diluvialer Tektonik u. a. m.) entnehmen wir, daß im Altertum der Erdgeschichte, zur Devonzeit, die über 300 Mill. Jahre zurückliegt, das heutige Schleswig-Holstein auf einem riesigen nördlichen Festland ruhte.

In den der ältesten Erdgeschichte folgenden Zeiten ist das Gebiet Schleswig-Holsteins gewaltigen Veränderungen unterwor-

(8)

204

AGA TZ, L A N D V E R L U S T U N D L A N D G E W I N N A N D E R W E S T K Ü S T E S C H L E S W . - H O L S T . D E K B A U IN G E N IE U R iS (1937) H E F T 17/18..

fcn gewesen. Soweit auf Gruml sehr lückenhafter Untersuchungen festgestellt werden konnte, lag es im Tertiär teilw eise im Kreide­

meer, im Ausgang des Tertiärs, vor 650000 Jahren, teilweise wieder so hoch, daß sich nur ein kleiner flacher Rest des Meeres, der Ur- nordsee in der Gegend von Sylt und Südtondern halten konnte.

Die darauffolgenden Eiszeiten — man rechnet m it drei — haben die geologische Oberfläche wieder zerrissen und neu geformt. Es scheint, daß zwischen der ersten und zweiten Eiszeit die Geeste­

gebiete von Sylt und Amrum noch zu einer großen Insel vereint gewesen sind und auch die Halbinsel Eiderstedt in Erhebung be­

griffen war.

Vor etwa 20000 Jahren ist das letzte Eis in Schleswig-Hol­

stein aufgetaut. Das ganze Land lag weit bis in die Nordsee hinein hoch und war teilweise von Mooren überwuchert. Heute finden wir diese Torfe in bis zu 40 m Tiefe im westlichen Nordseebecken, weil vor rd. 8000 Jahren infolge einer allgemeinen Senkung das Meer erneut einbrach. Es ist seitdem in den Gebieten gewichen, die sich in Ruhe oder in Hebung befunden haben bzw. befinden.

Umstritten bleibt heute noch, ob das jetzige Halliggebiet zwischen Eiderstedt und Sylt Senkungsgebiet ist oder nicht. Die in der alten Eiszeit in den englischen Kanal geschwemmten Schmclz- wasserSande werden seit der letzten Öffnung des Kanals etwa 5—6000 v. Chr. dauernd gegen Nordosten verfrachtet.

Abb. 1. Verlauf der Meeressohle zwischen Helgoland und Eiderstedt.

Wie die Abb. 1 zeigt, w eist die Höhenlage der heutigen Mee­

ressohle in der Linie Helgoland—Halbinsel Eiderstedt durch ihre 1314 m Tiefenlinie auf eine frühere landfeste Verbindung beider Gebiete hin. Da in dem W att vor St. Peter an der Südwestspitze von Eiderstedt rote und grüngraue Sandsteine gefunden wurden, die dieselbe Zusammensetzung wie in Helgoland haben, ist zu schließen, daß an dieser Stelle einmal ein zweites Helgoland jahr­

tausendelang aus den Nordseefluten herausgeragt hat.

Fassen wir die geologischen Untersuchungen zusammen, so haben wir uns bei der Veränderung unserer Küste m it drei Haupt- crscheinungen zu b eschäftigen :

1. m it der Hebung und Senkung der Küste und des Meeres­

bodens,

2. m it dem E intritt der Gezeitenströmung durch den Kanal in die Nordsee,

3. m it der Sandverfrachtung.

Geologen und Wasserbauingenieure sind über die Senkung der Küste noch verschiedener Ansicht. Während einige Geologen meist von einer Senkung wesentlicher Teile von Ost- und Nordfries­

land sprechen, glauben einige Wasserbauer, daß mehr eine ständige Erhöhung des mittleren Meeresspiegels durch ein immer stärkeren Eindringen der Gezeitenwellen bzw. verstärkten Windeinfluß ein­

getreten ist. Beide Vorgänge haben unsere Küsten in früheren Jahrhunderten in große Gefahr gebracht, heute müssen wir unsere Ingenieurbauwerke darauf abstellen.

Was die S e n k u n g anbelangt, so hat hier der verdienstvolle Rektor Dr. S c h ü t t e für Ostfriesland die Landsenkung in der Jade-Weser-Bucht, wie Abb. 2 zeigt, durch Bohrungen fest­

gelegt und hat drei Hebungen und vier Senkungen gefunden.

Die Skizze zeigt deutlich, wie im Laufe der zweiten Senkung der

Wasserdurchbruch durch den englischen Kanal erfolgt, wie da­

durch ein neuer Flutstrom in die Nordsee eingedrungen ist und wie im Laufe dieser Hebungen und Senkungen die Nordsee trockenfiel bzw. das Land wieder in sich aufnahm. Die dreimal erhöhten Wür­

fen bei W ilhelmshaven geben ebenfalls Kenntnis von der Senkung der Küste, deren Maß auf 10— 34 cm im Jahrhundert geschätzt wird. Während bislang Nordfriesland und das Halliggebiet nicht in die Senkung hineinbezogen wurden, glaubt man heute, auch für sie ein gleiches Maß annehmen zu können. Um diese strittigen, aber für den Schutz unserer Küste wichtigen Erkenntnisse zu er­

halten, sind nunmehr von dem Reichsamt für Landesaufnahme Feinnivellements bis an unsere Küste gelegt, die uns wohl im Ver­

lauf von spätestens zehn Jahren Auskunft über den Stand der Dinge geben werden. Fest liegt, daß der Nordteil der Halbinsel Jütland, also das heutige Dänemark, seit der Litorina-Zeit dau­

ernd in H e b u n g , und zwar nach Norden zu bis zu 13 m be­

griffen ist (Abb. 3).

Die Untersuchungen des Reg.-Baurats Dr. L i i d e r s , W il­

helmshaven, zeigen, daß wir in der neuesten Zeit, also von der Mitte des vorigen Jahrhunderts an gerechnet, an den verschiedensten Pegeln der Nordsee ein Ansteigen der Tidehochwasserstände fest­

stellen können. Sehr anschaulich geht das aus den Pcgelablesungen in Wilhelmshaven hervor (Abb. 4).

Abb. 2. Die Landsenkung in der Jadc-Weser-Bucht dargestellt durch die Höhenlage des mittleren Hochwassers. (Nach II. Schütte.)

Eine zweite sehr wichtige Erkenntnis ist die, daß die Häufigkeit der Sturmfluten anscheinend wellenförmig in einer Periode von 30 oder 60 Jahren verläuft (Abb. 5). Die Abb. 6 zeigt sehr schön, wie die Anzahl und Höhe der Sturmfluten m it der Landsenkung ver-

Abb. 3. Ausmaß der Landhebung in Jütland seit der Litorina-Senkung (Hebungsbetrag in Metern nach Achsel Jessen).

koppelt werden kann. Trägt man den ermittelten Wasseranstieg bzw. die Landsenkung von 14 cm in 60 Jahren auf, dann bleibt trotzdem noch eine Zunahme der Sturmfluten von 50% der un-

(9)

D E R B A U IN G E N IE U R

30. A P R I L 1937. AGA TZ, L A N D V E R L U S T U N D L.i N DGEU' f N X A N D E R W E S T K Ü S T E S C H L E S W . - H O L S T . 205 abhängig davon erm ittelten Zahl von 4,2 bestehen. Es handelt

sich bei diesen Fragen wohl mehr um meteorologische Wirkungen, denn iast der Gesamtbetrag des Ansteigens der Tidehochwasser­

stände ist durch im Laufe der Zeit zugenommenen Windstau ver­

ursacht. Der Anstieg des mittleren Tidehochwassers wird für W il­

helmshaven auf 14,8 cm in 60 Jahren berechnet. Demnach haben scheinbar die Stürme aus südwestlicher bis westlicher Richtung zugenommen. Ob die Kurve noch weiter steigen wird, ist ebenso unbekannt, wie ob die Intervalle 30 oder 60 Jahre betragen. Hier werden uns erst die folgenden Jahrzehnte und weitere eingehende

•Untersuchungen genauere Auskunft geben können.

Am 26. Dezember 838 erfolgten die Erweiterung des Ärmel­

kanals und große Landverluste in Finnland und Holland.

Die Julianenflut am 17. Februar 1164 hatte den Einbruch der Jade und die ersten Landverlustc in der Zuidcr-Scc zur Folge.

Die Luziaflut am 14. Dezember 1287 ließ einen großen Teil der Deiche in Holland brechen, genau so wie die Clemensflut am 23. November 1334. Diese Flut war die Folge eines Sturmes, der vom Kanal bis S y lt herrschte. Sie höhlte die Jade weiter aus und verursachte erhebliche Landverluste nicht nur in Ost-, sondern auch in Nordfriesland.

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Abb. 5. Häufigkeit der Sturmfluten in der Jade (von 1S75— 1934).

I § I I I i I S I § 8

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Abb. 4. Die Wasserstandsbewegungen am Pegel in Wilhelmshaven seit 1854.

Der E intritt der F lu t durch den englischen Kanal brachte eine völlige Änderung der Gezeitenströmung in der Nordsee m it sich.

Er h atte wegen der anderen Sand Verfrachtung eine Veränderung der Küste zur Folge, die sich sowohl auf Ost- wie auf Nordfriesland ausdehnt. Wie stark die Gezeiten, die Sand wanderung und die Sturm­

fluten die Gestalt der Küste beeinflussen, mag das Beispiel der Insel W a n g e r o o g zeigen (Abb. 7), wo die Änderung in den letzten rd. 150 Jahren aufgetragen und zu sehen ist, wie das Wandern der Riffe und Unterwasserdünen von Westen nach Osten sich laufend fortsetzt. Die ganzen ostfriesischen Inseln weisen ein treppenför­

miges, in sich gestaffeltes Verhalten auf. Sie sind auf ihrer w est­

lichen Seite im Abbruch und auf der O stseite in der Anlandung be­

griffen. Wir wissen aus Einzeluntersuchungen, daß der Sand von Westen nach Osten verfrachtet wird und auch durch die Mün­

dungen von Em s und Weser quer hindurchwandert. Ob er von hier aus weiter durch die Elbe nach Norden zieht, ist umstritten.

Neben dieser dauernden Veränderung durch Gezeiten und Küstenströmung, durch Wellen und Sandwanderung trägt auch der W i n d zum Ab- und Auftrag der Sandküstc bei. Durch ihn wird weniger die Küste selbst als der Kulturboden gefährdet.

Während aber die letztgenannten die Küste nur langsam verändern, brausen die Sturmfluten m it mächtiger Gewalt über die Küste und das Land hinweg. Die großen Sturmfluten in der Nordsee haben schwere Folgen nach sich gezogen.

Abb. 6. Anzahl und Höhe der Sturmfluten in der Jade bei Wilhelms­

haven seit 1875. Gestrichelte Linie: Wasserstand für die Sturmflut- benennung o h n e Berücksichtigung der ,,Küstensenkung“. Getreppte Linie: Wasserstand für die Sturmflutbenennung b e i Berücksichtigung

der „Küstensenkung“.

Die Marcellusflut am 16. Januar 1362, die sog. Mannstränke, hatte in Nordfricsland die Ausdeichung von 50 Dörfern, darunter Rungholt, und in Ostfriesland die Entstehung des Dollarts zur Folge.

Am ir . Oktober 1634 (Verluste: 17000 ha Marsch, 6400 Men­

schen, 50000 Stück Vieh, 1000 Höfe) erfolgte durch eine Flut mit einem Windstau von etwa 4 m der Untergang der großen Insel Alt- nordstrand.

Wie in dem ersten Jahrtausend unserer Geschichte die Küste Nordfricslands in W irklichkeit ausgesehen hat, wissen wir nicht genau. Verschiedene Forscher haben darüber gearbeitet. So nimm t Dr. D e 1 f f s , Husum, an, daß das ganze W attenmeer von Sylt her ursprünglich bis nach der Halbinsel Eiderstedt durch eine Nehrung von der Nordsee getrennt war, und daß diese nördlich Eiderstedts dann infolge einer Sturmflut durchbrochen worden ist.

Wir wissen ferner, daß die Eider nicht immer ihren jetzigen Ver­

lauf, sondern früher ihre Mündung mehr nördlich im Westen von Husum gehabt hat.

Die rekonstruierten K a r t e n aus dem 13. und 17. Jahrhun­

dert zeigen (Abb. 8 u. 9), daß das heutige Wattenmeer begrenzt durch die Insel Sylt, Amrum und die V restspitze von Eiderstedt Land gewesen ist, das allerdings von breiten Strömen durchflossen

(10)

2 0 6 A G A T Z , L A N D V E R L U S T U N D L A N D G E W I N X A N DUR W E S T K Ü S T E S C H L E S W . - H O L S T . D E R B A U IN G E N IE U R 18 (1937) H E F T 17/18.

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Kämpen Tondem/

Ramtum

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St. Johannes

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Husum

wurde. Wenn es auch bis zu Beginn des 17. Jahrhunderts unter Verlusten zu leiden hatte, und zwar besonders durch die Sturmflut von 1362, so war doch noch ein erheblicher Bestand an Kulturerde

gefundenen alten Kulturspuren von alten Brunnen, Torfstichen und Ackerfurchen (Abb. n ) .

Nach den Untersuchungen des verstorbenen Oberbaurat Iv r e y * handelt es sich bei diesen für die heutige Landgewinnung wichtigen Gebieten unserer Nordseeküste südlich der Insel Rönr bis zur Elbertiündungsinsel Trischen um eine Fläche von rd. 300 000 ha. Von diesen sind rd. 200— 250 000 ha fruchtbare Marsch über mittlerem Hochwasser, 200000 ha Schlickflächen und Sünde zwischen mittlerem Hochwasser und mittlerem Niedrig- wasser und rd. 100000 ha unter mittlerem Niedrigwasser, wobei die Grenzen dieser einzelnen Gebiete nicht scharf zu ziehen sind.

in den

Abb. 9. Die nordfriesischen Inseln 1638— 1G48.

Für die L a n d g e w i 11 n u n g in erster Linie sind zu unter- Abb. S. Kordfriesland um 1240 suchen die rd. 200 000 ha W attflächen und Sande, wobei natur­

gemäß nur diejenigen für die Landgewinnung lohnend sind, die vorhanden, der dann durch die Sturmflut von 1634 auch die Insel ^ lr die Ernährung des \o lk e s zu Ackerbau und Viehzucht ver- Altnordstrand zerriß und unser heutiges Wattenmeer an Stelle des wendet werden können, also die Schlickwattflächen m it mehr oder alten Kulturlandes entstehen ließ (Abb. 10). Daß wir uns hier nicht 2 p as Wattenmeer an der schleswig-holsteinischen Westküste, auf falschen Wegen befinden, zeigen die im heutigen W attengebiet Zbl. Bauverw. 39 (1919).

C 'ü » U * a <V VF • N i l d r l y w m t r G renze Oy U t t W tU tu r m V0» D i n t n f l i t t t i n / / tV • i t r G * tn $ 4 D e r L e u c fitto tm ro n 18 iS

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1

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Abb. 7. Vcrglcichspläne von der Lage der Insel Wangeroog Jahren 1667, 1793, 1869 und 1928.

(11)

D E R B A U IN G E N IE U R

30. A P R I L 1937. AGA TZ, L A N D V E R L U S T U N D L A N D G E W I N N A N D E R W E S T K Ü S T E SCH L E S W . - H O L S T . 2 07 weniger starkem Sandgehalt, die nur den weitaus kleineren Teil

ausmachen und auch erst künstlich durch die Landgewinnungs­

arbeiten deichrcii gem acht werden müssen. Was von diesen F lä­

chen lohnend ist, haben die angesetzten Voruntersuchungen auf­

zudecken.

besonders in der Neuzeit zu immer weiterer Vervollkommnung ge­

langt ist.

Wir unterscheiden heute Q u e r w e r k e und L ä n g s - w c r k e. Die Querwerke, die Buhnen, dienen in erster Linie dazu, den wandernden Sand vor der Küste zu dämmen und die Kiisten-

Abb. 11. Brunnenreste im Watt nördlich der Hallig Habel 1935.

Abb. 10. Die nordfriesischen Inseln 1643 und 1878.

Seit dem 12. Jahrhundert, wo die großen Landverluste ein­

gesetzt haben, hat der Bewohner Nordfrieslands immer wieder den Kampf aufgenommen, um dem Meer Land abzuringen und zunächst durch Deiche gegen die Fluten zu schützen. Diese Bau­

werke stellen den Küstenschutz dar, der im Laufe der Jahrhunderte,

Strömung von den Längswerken m öglichst fernzuhalten. Diese Buhnen haben ebenfalls eine E ntwicklung von der einfachsten Ausführung bis zu den neuzeitlichen breiten Querschnitten aus Stahl und Steinen durchgemacht, die Längen bis zu über 1000 m und besonders in unseren Strömen Höhen bis zu 20 m aufweisen.

Die Größe der Bauwerke bleibt dem menschlichen Auge verborgen.

Es ist, wie ich es immer sage, die Tragik des Wasserbauers, daß er 10FuB

T~"

Abb. 13. Querschnitt eines alten Seedeiches (erbaut 1612)

1 : 75°-

(12)

2 0 8 AG A T Z , L A N D V E R L U S T U S D LA N D G E W I X X A X D E R W E S T K Ü S T E S C H L E S W . - H O L S T . D K R B A U IN G E N IE U R iS (1937) H E F T 17/18.

seine Bauwerke nicht, sichtbar gestalten kann wie der Architekt und konstruktive Ingenieur, sondern seine Bauwerke im Schöße seiner Gegner Erde und Wasser errichten muß.

Man unterscheidet bei den Längswerken an der Marschküste Deiche und an der Sandküste Uferdeckwerke der verschiedensten Formen nebst den Sanddünen, die durch Anpflanzung von Strand­

hafer und Strandgerste festeren H alt bekommen.

Während die Deiche bis ins 17. Jahrhundert hinein noch sog. S t a c k d e ic h e waren, d. h. verhältnismäßig schmale Dämme, die nach der Wasserseite senkrecht begrenzt waren, wie die Abb. 12 und 13 zeigen, ist man in der neueren Zeit auf die gestrichelte widerstandsfähigere Form übergegangen. Daß man früher die schmalen Deiche baute, liegt m it daran, daß die Kosten

sowieso schon sehr hoch waren und von den einzelnen Koog-Gemeinden getragen werden mußten. Die alten Deiche sackten im Laufe der Jahrzehnte, genau so wie es unsere Deiche heute noch tun, zusammen und bedurften von Zeit zu Zeit einer laufenden Erhöhung und außerdem einer d a u e r n d e n I n s t a n d h a l - 111 n g. Unsere Altvordern versäumten diese wichtigste Maßnahme. Auf diese Unterlassung sind wohl in erster Linie die großen Einbrüche bei den Sturmfluten und die Landvcrluste zurückzuführen. Wenn heute von geolo gischcr Seite aus behauptet wird, daß die bis zu 30 cm betragenden Landsenkungen im Jahrhundert die Schuld gehabt haben, so kann ich dem auf Grund der Erkennt­

nisse beim Wasserbau und Scebau nicht folgen. Die Untersuchungen haben eindeutig ergeben, daß letzten Endes einzig und allein die mangelhafte Ausführung und Unterhaltung der Seedeiche die Ursache für diese K ata­

strophen gewesen ist.

Die Höhe der Deiche muß so beschaffen sein, daß die Scharstrecke, d. i. die dem Anprall der Wogen am schärfsten ausgesetzte Deichstrecke, so hoch geführt wird, daß auch die höchsten Sturmflutwellen über die Deichkrone nicht hinwegspülen können (Abb. 14). Die Deichkrone liegt mindestens 2 y> m über höchstem Hoch­

wasser. über diese Deiche hinweg bzw. zum Teil durch die Krone müssen Straßen und durch die Deiche E n t­

wässerungssiele und Hafenkanäle hindurchgeführt wer­

den. Sie werden mit besonderer Sorgfalt gesichert.

Schon seit Jahrhunderten sind immer wieder neue K ö g e dem Meer abgerungen worden. Sic wurden aber immer nur von einzelnen Bauernschaften gewonnen.

Erst Mitte des vorigen Jahrhunderts fingen die Schles­

wig-Holsteiner an, system atische Landgewinnung in größerem Stil zu betreiben. Das wurde dann von der preußischen Regierung nach Übernahme Nordfrieslands fortgesetzt. Daß wir in den vergangenen 30— 60 Jahren nicht mehr Land gewonnen haben, und die Mittel hier­

für nur tropfenweise bereitgestellt wurden, lag wohl in erster Linie daran, daß wir auf Neuland bei der w elt­

wirtschaftlichen Lage der Vorkriegszeit und bei unseren ausge­

dehnten Kolonien keinen großen W ert legten. Die Nachkriegs zeit hat hier Wandel geschaffen. Die preußische Regierung hat immer wieder Beträge zur Verfügung gestellt, aber sie genügten doch nicht, die Arbeiten überall laufend voranzubringen. Es ist eine Eigenschaft der Landgewinnung, daß die Beträge zum Teil unnütz ausgegeben sind, wenn die Arbeiten eines vergangenen Etatjahres nicht laufend weitergeführt werden.

Erst seit 1933 wurden dank der Förderung des Reichsernäh­

rungsministers D a r r e , des Ministerpräsidenten G ö r in g und des ReichswirtSchaftsministers und Reichsbankpräsidenten S c h a ch t Mittel in einem Ausmaße zur Verfügung gestellt, daß. unter der tatkräftigen Führung des Oberpräsidenten L o h s e v on Schles­

wig-Holstein ein konzentrischer Angriff zur Wiedergewinnung verlorenen Landes stattfinden konnte. Die Arbeiten werden von bewährten Wasserbauingenieuren in Schleswig-Holstein geleitet und ihnen ein Ausschuß zur Seite gestellt, der aus den verschieden­

sten Fachleuten wie Geologen, Wasserbauingenieuren, Wasserwirt­

schaftlern, Biologen und Landwirten zusammengesetzt ist. Es wurde eine Bestandsaufnahme des Küstengebietes im großen ge­

macht und ein Zehnjahresplan für die Landgewinnung aüfgestellt, für den ein Betrag von rd.'. 100 Mill. RM in Ansatz gebracht ist.

In zehn Jahresraten werden die Mittel zur Verfügung gestellt Die Arbeiten sollen von der Festland- und auch von der Inselseite aus begonnen werden (Abb. 15). Es war vorteilhaft, daß man sich hierbei auf die früheren Ansätze und Erfahrungen der preußischen Regierung stützen konnte.

Als Vorbedingung für das Gelingen des Zehnjaliresplanes mußten und müssen auch weiterhin laufend Voruntersuchungen vorgenommen werden, die feststellen:

1. Den Umfang, in dem sich unsere Küste verändert hat, und die Ursachen der Veränderungen;

2. den Einfluß der Gezeiten- und Küstenströmungen auf die Küste und deren Veränderung;

3. den Einfluß der Sandwanderung auf die Küste und deren Veränderung;

4. den Einfluß der Winde auf die Strömung;

3. die Veränderlichkeit der Höhe der Gezeiten wellen;

6. die Größe der Landsenkung;

7. die Herkunft des Schlickes;

8. den Umfang und die Höhenlage der W atlfläclien und deren Veränderung;

y. die Zusammensetzung dieser W attflächen in ihren ober­

sten Bodenschichten und ihre Veränderung;

10. die Förderung der Landgewinnungsarbeiten durch künst­

liche Nachhilfe.

Auf diesem Gebiet haben in mühevoller Kleinarbeit Geologen, Biologen und Ingenieure Hand in Hand zusammengearbeitet und

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