Soeben ist erschienen:
EIN POLITISCHES AUFKLÄRUNGSIERK
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ÜBER RUSSLAND ! = 1 HUGO GANZÜOR DER KATASTROPHE
EINBLICK INS ZARENREICH
Skizzen und Interviews aus den russischen Hauptstädten
Mit U m schlagszeichnung von Jak o b Nußbaum
P re is: Geheftet M k . 3 .— Gebunden M k . 4 . —
V e r la g der L ite ra r isc h e n A n sta lt R ütten & L o e n in g , F ran k fu rt a .M .
D
ieses interessante Aufklärungswerk stammt aus der Feder des bekannten politischen Publizisten D r. H u g o G a n z , der in den Monaten Januar, Febru ar, März dieses Jahres sich in den r u s s i s c h e n H a u p ts tä d te n aufhielt und dank ausgezeichneter V erbindungen einen tiefen Einblick in die Verhältnisse und Zustände des Zarenreichs tun konnte.
Interviews mit den hervorragendsten Per
sönlichkeiten Rußlands, w ovon ein Teil bereits in der deutschen Tagespresse erschienen, haben das größte Aufsehen erregt, um so mehr, als sie in ihren rückhalts
losen Darlegungen mit den Enthüllungen des Königs
berger Prozesses übereinstimmten und diesen zu präludieren schienen. Daß der M inister des Innern,
Plehwe, trotz der 8 0 0 0 0 0 Rubel, die für seine per
sönliche Bew achung ausgegeben w urden, der G eg en wehr der von ihm aufs blutigste verfolgten russischen Intelligenz auf die Dauer nicht werde entgehen können, war in einem am 18. Juli d. J. in einem Berliner Blatte erschienenen Artikel über P le h w e von Dr. Ganz bereits v o i n e r g e s a g t . Es ist unverkennbar, daß die Ä ußer
ungen der deutschen Presse, die durch die Erm ordung Plehw es und den K önigsberger Prozeß hervorgerufen wurden, s ta r k b e e in f lu ß t sind von den in deutschen Tageszeitungen bereits erschienenen Ganzschen Artikeln.
So erhält das W erk „ V o r d e r K a t a s t r o p h e “ e in e b e t r ä c h t l i c h e z e i t g e s c h i c h t l i c h e B e d e u tu n g .
D ie feuilletonistischen Schilderungen der russischen Hauptstädte W arschau, Petersburg, Moskau, sow ie der Bericht über einen Besuch bei dem Grafen Leo Tolstoi auf seinem G ute Jasnaja P oljana bilden aber auch für den eine reizvolle Lektüre, den die poli
tischen Untersuchungen und Erörterungen w eniger interessieren.
Inhalt des Buches:
V o rw o rt
D as Land der R ätsel W arsch au
P etersb u rg D ie Z aren fam ilie E in V o lk sh au s D ie ru ssisch e K am o rra D er Fall S ä n g e r E in e B eerd ig u n g D er T sch in o w n ik D ie ru ssischen Finanzen P leh w e
E lias R jep in D ie Ju d en n o t Z u r Ju d en frag e
R u ssisch e R echtszu ständ e D ie Freu den der ru ssisch en
A dvokatur (K isch en ew ) Ö ffen tlich e M ein u n g und P re sse
M oskau
D ie ru ssisch e Stu d en ten sch aft Sektierer und So zialisten
G esp räch m it einem K on servativen B ei L eo T o lsto i
Aus dem Vorwort des Verfassers:
Niemand weiß besser als der Verfasser, daß es un
m öglich ist, in so kurzer Zeit (3 Monate) fremdartige V erhältnisse, wie es die russischen für uns sind, w irk
lich kennen zu lernen. Trotzdem schien es ihm zweck
mäßig, seine W ahrnehm ungen mitzuteilen, und zwar aus folgenden Gründen. Ü ber russische V orgänge werden wir im Auslande selten oder nie von vorurteilslosen und unabhängigen Männern unterrichtet. D ie ansässigen Korrespondenten auswärtiger Journale haben Rücksichten auf die Sicherheit ihrer Existenz zu nehmen, die unter
irdischen Mitarbeiter der revolutionären Journale aber verfolgen mit ihrer Berichterstattung ganz bestim m te revolutionäre Zwecke. U n s, die wir nicht russische Politik m achen, sondern uns nur über die russischen Zustände informieren w ollen, ist weder mit offiziöser noch mit revolutionärer Tendenzm acherei gedient. W ie aber können wir uns annähernd wahrheitsgemäße Auf
klärungen verschaffen? Die m oderne Journalistik hat die Form der Enquete gezeitigt, die am ehesten geeignet ist, im raschen, journalistischen Dienst die subjektive Unzulänglichkeit des Berichterstatters zu korrigieren. Der Forschende bedarf nur geeigneter Verbindungen und vollster Aufrichtigkeit, um verwendbares Material für die Bildung eines Urteils zu beschaffen. An guten V er
bindungen hat es dem Autor nicht gefehlt, seiner jo u r
nalistischen Loyalität braucht er sich nach einem halben M enschenalter politischen Dienstes auf recht exponiertem Posten nicht erst zu berühmen. So darf er mit der
gebührenden Bescheidenheit die Resultate seiner Studien im m erhin einem weiteren Kreise vorlegen, um so mehr, als er sich in den meisten Fällen darauf beschränkte, die Äußerungen seiner zumeist sehr hochstehenden Gew ährs
m änner wiederzugeben, die über den V erdacht einer ab
sichtlichen Irreführung erhaben sind. W enn sich die Katastrophe des russischen Staates nun noch näher zeigt, als die meisten der rücksichtslosen Beurteiler hofften oder befürchteten, so tragen die ganz unerwarteten E r
folge der japanischen W affen daran die S c h u ld .--- D er Autor durfte nicht einen einzigen seiner G ew ährs
m änner nennen, ja er mußte sich direkt bem ühen, sie unkenntlich zu machen. D er Leser wird diesen M iß
stand vielleicht am ehesten entschuldigen. Er trägt nur dazu b ei, das System im größten Reiche Europas zu charakterisieren. D ie russischen Reaktionäre haben für die Knebelung ihrer öffentlichen M einung und die un
umschränkte Herrschaft ihrer Polizei nur eine Erklärung:
das russische V olk sei noch zu unselbständig, um die V orm undschaft entbehren zu könn en, und einmal irre
geführt, so bestialisch, daß es humaner sei, die „Auf
klärer“ auszurotten, als sie gewähren zu lassen. Der unbefangene Leser wird nach der Lektüre m einer Mit
teilungen in der Lage sein, diese russische Humanität zu würdigen.
Unterzeichneter bestellt bei der Buchhandlung
ex. GANZ, Vor der Katastrophe
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Ex. do
Geheftet Mk. 3 G ebunden Mk. 4 ,
Ort, Wohnung und Datum N am e:
Druck von Oscar Brandstetter in Leipzig.