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Archiv für Religionswissenschaft, 1930, Bd. 29, H. 1-2.

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Academic year: 2022

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ARCHIV FÜR

RELIGIONSWISSENSCHAFT

VEREINT MIT DEN

BEITRÄGEN ZUR RELIGIONSWISSENSCHAFT

DER RELIGIONSWISSENSCHAFTLICHEN GESELLSCHAFT IN STOCKHOLM

U N T E R M IT W IR K U N G VON W .C A L A N D / O. K E R N / E . L IT T M A N N

E . N O R D E N / K .T H .P R E U S S H E R A U S G E G E B E N V O N

OTTO WEINREICH u n d M. P. NILS SON

NEUNUNDZWANZIGSTER BAND

MIT 16 ABBILDUNGEN

Gedruckt mit Unterstützung

der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft in Berlin und der Religionswissenschaftlichen Gesellschaft in Stockholm

1 9 3 1

L E I P Z I G U N D B E R L I N

V E R L A G U N D D R U C K V O N B. G. T E U B N E R

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INHALTSVERZEICHNIS

ERSTE ABTEILUNG

A R C H IV F Ü R R E L IG IO N S W IS S E N S C H A F T I. ABHANDLUNGEN

Der Prophet Maleachi und der Ursprung des Pharisäerbundes. Von O s k a r H o l t z m a n n in G ießen...

Messapus. Von F r a n z A l t h e i m in Frankfurt a. M...

Aineias. Von L u d w i g M a l t e n in Breslau...

Die schreibenden Gottheiten in der etruskischen Religion. Von F. M e s s e r ­ s c h m i d t in Breslau. (Mit 9 Abbildungen auf 4 T a f e ln ) ...

Svantevit und sein Heiligtum. Von L e o W e b e r in D üsseldorf...

Die Struktur der Vorstellung des sogenannten höchsten Wesens. Von G. v a n d e r L e e u w in Groningen...

Allwissende höchste Wesen bei primitivsten Völkern. Von R a f f a e l e P e t t a z z o n i in Rom. Übersetzt von A. Pauletig in Wien . . . . 108.

Amulette und Tätowierungen in Ägypten. Von O s w a l d L a s s a l l y in Hamburg. (Mit 7 Abbildungen im Text und auf 2 T a f e ln ) ...

II. BERICHTE

Die Religionen Australiens und der Südsee 1911—1930. Von R u d o l f L e h m a n n in Leipzig ...

Volkskunde (1925—1931). Von 0 t t o W e i n r e i c h in Tübingen...

I I I. M ITTEILUNGEN UND H IN W EISE

Beiträge zur Religionsgeschichte und Volkskunde. Von H e i n r i c h L e w y in B e rlin ...

Öffentliche Anfrage zur Pemmatologie. Von F. E c k s t e i n in Freiburg i. Br.

„Die Gnade der Tränen.“ Von J o s e p h B a l o g h in B u d a p e st...

Zur Lustration des makedonischen Heeres. Von F r i t z H e l l m a n n in B e r l i n ...

Der homerische Aphroditehymnos. Von F r a n z D o r n s e i f f in Greifswald Zu Pap. Graec. Mag. III 479ff. Von A d o l f J a c o b y in Luxemburg . . . Das Gewand des Marduk. Von O t t o G l a s e r in B e r lin ...

Nachträgliches zu Svantevit. Von L e o W e b e r in Düsseldorf...

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Archiv für Geschichte der Philosophie... 208 Hethitische Sündenböcke. Von V. G e b h a r d in Eichstätt i. Bayern . 243 Die Allmutter in der Mythologie zweier südamerikanischer Indianerstämme

(Kägaba und Tumerehä). Von H e r b e r t B a l d u s in B e r l i n ...285

ZWEITE ABTEILUNG

B E IT R Ä G E Z U R R E L IG IO N S W IS S E N S C H A F T

D E R R E L IG IO N S W IS S E N S C H A F T L IC H E N G E S E L L S C H A F T ZU STOCKHOLM

Seele und Mana. Von E r n s t Ar b m a n in U p p sa la ... 29,'J

R e g i s t e r zum vollständigen B a n d ... . 395

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E R S T E A B T E I L U N G

ARCHIV FÜR RELIGIONSWISSENSCHAFT

I. ABHANDLUNGEN

DER PROPHET MALEACHI UND DER URSPRUNG DES PHARISÄERBUNDES

VON O SK A R H O L T Z M A N N IN GIESSEN I. DAS BUCH MALEACHI

Jesus kennzeichnet Matth. 11 10 = Luk. 7 27 den Täufer Johannes als den Gottesboten, der nach Mal. 3 1 einen W eg für Jahwe bahnen soll. Schon die Quelle von Matth, und Luk. hat den kurzen W ortlaut Maleachis 'siehe, ich sende meinen Boten, und er wird einen Weg vor mir bah­

nen’ durch Beziehung auf eine zweite Person verändert: fsiehe ich sende meinen Boten v o r D i r und er wird D e i n e n W eg vor D i r bahnen’.

G ott spricht zum Messias; dem soll der Täufer als Gottesbote den W eg bahnen. So ist das W ort auch Mark. 1 2 vor die Anführung Jes. 40 3 ge­

setzt worden. Aber nach dem weiteren Text Mal. 3 l wird Mer H err’

(ha’adon) in sein Heiligtum kommen, und dazu muß i h m , also G ott selbst, der W eg gebahnt sein. Damit kommt freilich auch 'd e r Bote eines den Israeliten wohlgefälligen Bundes’. Die Rückkehr des Herrn in sei­

nen je tz t verwaisten Tempel bringt die Zusicherung eines Friedensbun­

des zwischen G ott und seinem Volk. Der P rophet unterscheidet also 1. Die Vorbereitung der Ankunft des H errn durch den Boten, welcher den W eg bahnt, ein Bild aus Jes. 40 .1. 2. Das Kommen des Herrn in das verlassene Heiligtum, vgl. Ez. 11 22. 23, 43 47. 3. Das Kommen des ersehnten Friedensboten nach Nah. 2 l, Jes. 52 7. Maleachi ist also Schrift­

gelehrter; er entnimmt seine Bilder den früheren Propheten, vor allem den exilischen und nachexilischen. E r gehört einer späten Zeit an.

W en meint er aber mit dem wegbereitenden Propheten? Die Frage hat Jesus, aber auch schon Frühere beschäftigt. Mal. 3 23. 24, die zwei letzten Verse des Prophetenbuchs, nennen in deutlichster Anlehnung an 3 l den Propheten Elia als den von G ott verheißenen Boten, der vor dem Gerichtstag Väter und Söhne Israels miteinander versöhnen soll, damit nicht das Land der Bann treffe. Das junge Geschlecht geht offen-

A rchiv fü r R eligionsw issenschaft X X IX 1

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bar andere W e g e als seine V äter g egan gen sind; E lia soll ausgleichen, also w ohl die alte F röm m igkeit w ied er hersteilen. D er Bußprediger un­

ter Ahab und Isebel, den G ott im feurigen W agen zum H im m el entführt h atte, schien zur L eistu n g d ieser A ufgabe besonders g ee ig n et. Schon der Siracide hat d iese W o rte so gelesen 4 8 10.11; zur Z eit Jesu steh t die W ied erk eh r des E lia durchaus fest (Mark. 6 15, 8 28, 9 11—13, 15 35. 36);

die A nschauung w ird auch im rabbinischen Schrifttum vorau sgesetzt (vgl. V o l z , Jüd. E sch atologie 1903, S. 1 9 2 f. — M ischna: Bab meß I 8 c , II 8, III 4. 5 , Eduj. V III 7.

T rotzdem stam m t Mal. 3 23. 24 kaum von diesem Propheten. D ie Ü berschrift des Buchs 1 l d eu tet das W o rt 3 1 n ich t auf den w ieder- kehrenden E lia, sondern auf den redenden P ropheten selbst. In 3 1 fand der R ed aktor den Namen Maleachi („mein B o te “). D ie A nfangsw orte 'Drohrede, Wort Jahwes an Israel durch Maleachi’ behandeln d ieses A ppellativum m it Suffix w ie einen Eigennam en, auffallend g en u g ohne Vaternam en, Berufsnam en, H erkunftsnam en. D as findet sich nur noch bei Obadja, einer versprengten W eissagu n g g e g e n Edom v ö llig unsicherer H erkunft. D er Prophetennam e Maleachi ist nicht etw a V erkürzung von Maleach—Jah; das wäre b ei der gesch ich tlich en B ed eu tu n g dieser Zu­

sam m ensetzung (B o te = E n g el Jah w es) ein seltsam er Eigennam e. D ie L X X verstand das W ort m aleakh auch 1 l ap p ellativisch ; sie las sta tt m a lea k h i: m aleakho und ü bersetzt: 'W o rt des H errn an Israel durch s e i n e n B o te n ’ ; h in zu gefü gt ist noch: 'N ehm t es euch also zu H erzen !’

U n gereim t w äre es nicht, w enn m aleakhi 3 1 tatsächlich den P ro­

p h eten selb st m einte. Jahw e sen d et seinen B oten, w enn der P rop h et als Mund Jah w es auftritt. J e tz t erfüllt er durch seine R ed e den Beruf, einen W e g vor Jah w e zu bahnen, ihm Bahn zu brechen auf dem harten Boden verstock ter H erzen. Daß der P rop h et das wirklich so m eint, g e h t daraus hervor, daß er 2 7 auch den rechten pflichttreuen P riester einen B oten Jahw es der H eerscharen (m aleakh Jah w e Z ebaoth) nennt. D ie A ufgabe eines solchen P riesters b eschreibt er 2 4—7 in einem großen W ort: „Ihr sollt erkennen, daß ich diesen [vorher m itg eteilten ] Befehl zu euch gesandt habe, damit mein Bund mit Levi sei, spricht Jahwe der Heerscharen. Mein B und war mit ihm, das Leben und der Friede, und ich gab ihm Furchtf und er fürchtete mich, und vor meinem Namtn erbebte er. Weisung der Wahrheit war in seinem Mund, und kein Frevel wurde a u f seinen Lippen gefunden; in Frieden und Geradheit wandelte tr mit mir, und viele brachte er zurück von Schuld. Denn die Lippen eines Priesters sollen Wissen bewah­

ren, und man soll Weiswng suchen aus seinem Munde, denn ein Bote Jahwes der Heerscharen ist er“. H ier ist g esa g t, daß G ott seinen Bund m it dem priesterlichen Stamme L evi aufrecht erhalten w ill. In dieser G ottes­

gem einschaft h atten die P riester L eben und Frieden b ei scheuer Ehr­

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furcht vor dem Herrn. So gaben sie rechte W eisu n g, in R ed e und W an ­ del untadlig; in friedsam er, schlichter G ottesgem einsch aft brachten sie viele von Schuld zurück, durch ihre Erfahrung und ihr U rteil, als B oten des allm ächtigen G ottes. Som it braucht auch Mal. 3 1 nichts anderes zu sagen, als daß G ott durch einen solchen P riester sich Bahn schafft, w enn dieser P riester durch seine W eisu n g v iele von Schuld zurückholt. A n einen w iederkehrenden Elia braucht man nach 2 7 b ei 3 1 n icht zu denken, es sei denn in der übertragenen W eise, daß der je tz t auftretende G o ttes­

b ote die A ufgabe eines E lia m it dessen E ifer und Kraft übernimmt.

D ieser 2 4 —9 gesch ild erten A ufgabe echten P riestertum s steh t näm­

lich die schlim m e W irklich keit eines ganz anders gearteten P riestertum s gegenü b er. Ihm g ilt die R ede 1 6—2 9. S ie ist schon im S til rabbinischer A usein and ersetzu ng kasuistisch-dialektisch geh alten , aber inhaltlich at­

m et sie doch den G eist der P ropheten. D ie P riester bringen auf den A ltar unreines B rot ( 1 1), blinde, lahme, kranke T iere ( l 8), G eraubtes ( l 3), sta tt des g elob ten m ännlichen Tiers ein verbrauchtes w eib liches (1 14); dabei stöhnen sie über ihre A rb eit ( l 13) und klagen selbst, daß der T isch ihres Herrn unrein und seine S p eise nichts w ert sei ( l 12).

E s feh lt nur noch, daß sie die Türen (des T em pels) schließen und das A ltarfeuer n ich t m ehr auf leuchten lassen ( l 10). A ber sie nennen G ott

„Vater“ und „Herr“, ohne doch ihn w ie einen V ater zu ehren oder w ie einen H errn zu fürchten ( l 6). Mit solchen Gaben würden sie dem S ta tt­

halter (pechah: T itel Serubabels, des Führers der Zurückgekehrten von K yros bis auf Darius I. H agg. 1 1 —14, 2 2. 21, und ebenso N ehem ias unter A rtaxerxes I. N eh. 12 26) nicht unter die A u gen treten (1 8). A ber G ottes G esicht streicheln sie m it solchen G eschenken, dam it er ihnen gn äd ig sei (1 9); sie w ollen den 'großen K ö n ig ’ betrügen, dessen N am e b ei allen V ölkern gefü rch tet ist (1 14). So sind diese P riester vom W e g e des 2 4—7 gesch ild erten P riestertum s g ew ich en ; sta tt nach 2 6 v iele von Schuld zu lösen, haben sie v iele zu F all geb racht (2 8). Nun trifft sie G ottes Fluch, der ihre Segnung zum Fluch m acht (2 l —3). W ie sie G ott m ißachten, so sind sie selb st b ei allem V olk m ißachtet, w eil sie G ottes W e g e n ich t einhalten und b ei ihren W eisu n gen sich nach dem A nsehen der P erson richten (2 9).

W ie kamen diese P riester auf solche A b w ege? — S ie glauben nicht, G ott zu verachten. Sie sagen, unreine S p eise verunreinigt G ott nicht ( l 7); B lindes, Lahm es und Krankes zu opfern sei n icht schlimm ( l 8);

sie versteh en es nicht, daß G ott an ihnen keinen G efallen hat und keine Gabe von ihnen w ill ( l 10): G ott ist ihnen so groß, daß u ngehörige Gabe ihn n icht berührt. Maleachi läßt das irgen dw ie gelten . F reilich verdient Strafe, w er G ott unw ürdige Gaben bringt; aber der große G ott braucht nicht die Gabe des M enschen. Maleachi spricht das 1 11 in der W eise

l*

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aus: „Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang ist mein Name groß unter den Völkern, und an jedem Ort wird meinem Namen geräuchert, dargebracht, und zwar reine Gabe; denn groß ist meine Name unter den Völkern, spricht Jahwe der Heerscharen.“ Jahw e w ird von allen V ölkern durch reine Opfer g eeh rt. D as w eiß von den P rop heten nur Maleachi.

Daß Jah w e alle V ölker nach seinem W illen lenke, haben schon frühere P rop heten geglau b t. G ott h än gt also in kein er W e ise ab von den Opfern der P riester in Jerusalem .

U m die A rt und T ragw eite d ieses G edankens zu erfassen, beachten w ir auch die R eden Maleachis, die n ich t an die P riester g erich tet sind.

D ie erste ( 1 ‘2—ö) handelt von G ottes L ieb e und Haß: G ott lie b t Jakob und haßt dessen Bruder Esau; w en n Esau ( = Edom ) sein verw ü stetes L and w ied er auf baut, so w ird G ott es zerstören. Edom ist das Volk, dem G ott immerdar zürnt. A usdrücklich h eiß t es, daß die Israeliten an Edom s Zerstörung die Größe Jah w es auch über das G ebiet Israels hinaus feststellen w erden ( l 5). — A lso ohne N ennung einer Schuld leid et Edom dauernd unter dem Haß Jah w es; so scheint es w en ig sten s nach diesen W orten ; aber auch in seinem Haß z e ig t sich G ottes Größe.

2 17 rich tet sich g e g e n Frevler, die Jah w e m it ihren R eden ermüden, also im mer g eg e n ihn K lage führen. S ie sagen: Jeder Übeltäter ist in Jahwes Augen gut, und an ihnen hat er Gefallen. So b ezw eifeln sie G ottes G erech tigk eit, als ob G ott n icht für das G ute eintrete, und fragen: Wo ist ein Gott des Rechtes? S ie m öchten G ottes G erech tigk eit an Glück und U n glü ck der M enschen nachw eisen können. — D am it verw andt ist 3 13—15.

M aleachis G egner reden starke W o rte g e g e n G ott: man diene G ott um­

son st; E inh alten h eiligen Brauches, Bußtracht (schw arze K leidung) bringe k einen G ewinn; das Glück se i b ei A btrünnigen und Frevlern; ungefähr­

d et stelle man G o tt auf die Probe. Das sind lauter F ragen der Theo- d icee: ist G ott ein G ott des R ech tes (2 1 7 ), w en n er grundlos lieb t und haßt, w enn es den Ü b eltätern g u t g e h t und w enn G ottesd ien st und h ei­

lig e r Brauch n ichts helfen? Dazu paßt aber die V orstellun g der über­

ragenden Größe G ottes, deren L ieb e und Haß n ich t nach kleinem Men­

schenmaß b eu rteilt w erden darf und für die der M ensch viel zu klein ist, als daß er durch b essere oder schlech tere Gabe auf G o tt einw irken k ön n te ( l 6—l l ) . E benso h eiß t es 3 8: 'kann ein Mensch Gott berauben?’-, nach 3 9 versagt aus d iesen Gedanken heraus das ganze V olk G ott die gesetzlich geforderten Zehnten und H ebopfer; dem P rop heten ist es des­

halb n icht m ehr G ottesvolk (ha'am), sondern H eidenvolk (hagoj kullo).

E s b rin gt n ich t den ganzen Zehnten, denn das w äre Raub am Bedürf­

tig en und hieße G ott versuchen (ob er auch so dem B edü rftigen durch­

h elfe) (3 10). E s kann nun gew iß n ich t auffallen, daß ein von der G leich­

g ü ltig k e it G ottes g eg e n Gut und B öse überzeugtes G eschlecht, das auch

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an W irkung seiner Opfer auf G ott nicht glaubt, durch Zauberei Uner­

reichbares zu erreichen sucht und vor Ehebruch, Meineid, Lohndrückerei und H ärte gegen W itwen, Waisen und Fremde nicht zurückschrickt, da es sich vor G ott nicht fürchtet (3 5).

W ie tr itt nun der P rophet als Gottesbote (3 l) m it seiner W eisung diesen Verirrungen entgegen? E r weist auf zweierlei hin 3 6: „Ich, Jahwe, habe mich nicht gewandelt, und ihr, Kinder JaJcobs, seid nicht zu Ende'1. A lso: G ott ist unwandelbar (unveränderlich), und sein Fluch 3 9 hat Israel nicht vernichtet. Israel sucht noch Gott, der ihm fern ist, in seinem Tempel und hat Wohlgefallen an einem Bundesboten, der ihm von G ott kommen soll; es sehnt sich nach Gemeinschaft und Frieden mit G ott (3 l). Aber Gottes Kommen kann zunächst nur das Gericht bringen;

wie Feuer und Lauge muß es das Böse verzehren und den Schmutz til­

gen (3 2—4). Zuerst an den Priestern, den Söhnen Levis (2 4, 3 3), da­

mit ihre Gabe Jahwe angenehm ist wie in Urwelt und Vorzeit: Die End­

zeit soll das Paradies zurückbringen (3 4). Dann bringt auch Israel den ganzen Zehnten ins Tempelschatzhaus; G ott wird die Probe bestehen (3 io): er wird durch die Himmelsfenster überreichen Segen ausschütten und alle Schädlinge von Acker und W einberg verscheuchen, so daß alle Völker das Land Israel als das Land des Wohlgefallens Gottes preisen (3 10—12).

Aber der P rophet überzeugt nicht alles Volk. Die Aufgeklärten mei­

nen zu wissen, daß Gottesdienst nichts hilft und daß die Frevler gedeihen (3 1315). Es ist e i n e E n t s c h e i d u n g s s t u n d e f ü r I s r a e l . J e t z t s c h l i e ß e n s i c h d u r c h e i n e B e s p r e c h u n g d i e G o t t e s f ü r c h - t i g e n z u s a m m e n (jiree Jahwe). Der P rophet verkündigt ihnen, daß Jahwe das m erkte und hörte und daß vor ihm ein Gedenkbuch geschrie­

ben wurde für die Jahwe Fürchtenden und seinen Namen Achtenden (3 16).

Auf diesen Bund werden nun alle Verheißungen Gottes an Israel über­

tragen: „Sie sollen mein sein am Tag der Besitznahme (da Gott sein .Reich aufrichtet); ich will mich ihrer erbarmen, wie sich ein Mann seines Sohnes erbarmt, der ihm dienif‘ (man beachte die Einschränkung gegen Ps. 103 13).

Diesen Gesetzestreuen wird der Unterschied deutlich sichtbar werden zwischen Gerechtem und Frevler, zwischen dem, der G ott dient, und dem, der ihm nicht dient. Am Gerichtstag sollen die Abtrünnigen wie Stroh vom Feuer verzehrt werden; sie werden zur Asche, auf welche die Gottes- fürchtigen treten (das paßt noch immer irgendwie zu dem Haß Gottes gegen Edom 1 2—5). Den Gottesfürchtigen wird die Sonne der Gerech­

tigkeit aufgehen (sie werden Gottes bisher bezweifelte Gerechtigkeit sehen), und Heilung ist unter den Flügeln dieser Sonne (ihr als unge­

recht empfundenes Leiden wird ein Ende haben). Naiv wie das Bild vom Niedertreten der Frevler ist schließlich auch der Vergleich des Glückes

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der V erklärten m it dem Springen der Stallkälber (3 17—2 i). D iese R ede schließ t 3 22 sachgem äß ab m it der M ahnung, das G esetz M oses vom H oreb m it seinen einzelnen S atzun gen und R echten zu halten.

B eson dere B esp rechu n g erfordert der T eilab sch n itt 2 10—16. Er zer­

fä llt in zw ei S tücke 2 10—12. 13—16; das zw e ite ist schlech t überliefert.

D em V olk w ird eine V ersündigung vorgehalten. N ach 2 11 ist Juda treu­

los, und Greuel geschah in Israel, und zwar in Jerusalem; Juda hat näm­

lich das Heiligtum Jahwes, den J ah w etem p el in seiner M itte, entweiht, weil es die Tochter eines fremden Gottes geliebt und heimgeführt hat“. D er m erk­

w ürdige A usdruck 'die T och ter eines frem den G o tte s’ als B ezeich n un g der frem dstam m igen Frau se tz t d eutlich die alte V olksvorstellung vor­

aus, daß Jah w e der S tam m esgott Israels ist, w ie die ändern Stäm m e ihre G ötter haben z. B. K em osch in Moab und M ilkom in Amm on. A n diesen G edanken m ahnt demnach 2 10: „Haben wir nicht alle ein en Vater? hat nicht e in Gott uns geschaffen? D er eine V aterg o tt b egründet die Stam m es­

einheit. D iese ist dann als der Bund der V äter bezeichn et, als die V er­

bindung, die von den V ätern her ererbt ist. D er P rop het fragt: 'W arum sind wir treulos gegeneinander, sie zu entweihen?’ D er Bund der V äter verlan gt, daß ein Israelit nur die T och ter seines G ottes heim führe; die H eirat m it der Frem den en tw eih t das H eiligtu m Jah w es in Jerusalem . So erzählt die G enesis von der W erbu n g von Stam m eszugehörigen für Isaak, Jakob und schließlich auch Esau Gen. 24 3.4, 28 1—9. E benso for­

d ert Mal. 2 12 die Strafe Jah w es für die E he m it der T och ter eines frem­

den G ottes: 6dem Mann, der solches tut, rotte Jahwe aus von den Zelten JaTcobs wer wacht und Bescheid gibt und Gabe darbringt an Jahwe der Heer­

scharen’. E in solches Haus soll aussterben. N iem and soll darin w achen und (dem anklopfenden Frem den) B esch eid geb en ; denn ohne E n tw ei­

h ung kann aus solchem H ause Jah w e kein e Gabe dargebracht werden.

W ie der G ottesgedan ke (Jahw e der V ater Israels — ■, die T ochter eines frem den G ottes) altisraelitisch ist und m it der son st M aleachi geläufigen A nschauung von G ottes überw eltlich er Größe (1 l l ) nichts gem ein hat, so is t auch d iese Fluchform el ein Ü berrest aus der N om adenzeit, da in jed em d e r 'Z e lte Jak obs’ immer einer w achen und B esch eid geb en mußte.

Zu b eachten is t aber, daß der P rop h et n icht etw a Scheidung einer sol­

chen E h e fordert.

E s fo lg t 2 13—16 noch eine A ussage, w elche die Ehen der Gem einde b etrifft. D ie ersten zw ei V erse sind verständlich: „TJnd das mögt ihr als zweites tun: mit Tränen den Altar Jahwes bedecken, mit Weinen und Klagen, weil die Gabe nicht mehr beachtet wird und ihr Ttein Wohlgefallen entgegen­

nehmt. Da sagt ihr: Warum? Darum, daß Jahwe Zeuge war zwischen Dir und dem Weib Deiner Jugend, der Du untreu geworden bist, da sie doch Deine Genossin war und das Weib Deines B u n d e sEs w ird hier das

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W einen w egen m angelnder Erhörung am A ltar Jah w es als ein Z w eites genannt, das die A ngeredeten tun w erden. So muß man w ohl diese m angelnde Erhörung als zw eite Strafe neben dem 2 12 angedrohten A us­

sterben des H auses ansehen. Aber auf das 'W arum ’ der G estraften wird hier n icht auf die E he m it der Ausländerin hingew iesen, sondern auf die T reu losigk eit g eg e n das W eib der Jugend, an deren S te lle die A u s­

länderin scheinbar g etreten ist. Jah w e le g t Zeugnis ab zu G unsten der ersten Frau, die des Mannes G enossin w ar und das 'W eib seines B u nd es’.

D er letztere A usdruck dürfte auf den 2 10 genannten 'Bund der V äter’

zurückw eisen. D ie Frau geh örte dem selben Bunde an w ie der Mann. D ie letzten V erse dieses S tückes 2 15.16 sind rettu n gslos verstüm m elt; sie waren es schon zur Z eit der L X X . A us 2 15 wird man entnehm en, daß der eine (der nach 2 10 alle Israeliten gesch affen hat), 'K inder G o tte s’

verlangt, also Kinder rein israelitischen d. h. sein es G esch lech tes; darum so ll jed er sich hüten in seinen G elüsten und soll dem W eib seiner Jugend n icht untreu w erden. D as Ende des Schlußsatzes 2 16 w ied erholt: 'Hütet euch in eurem Gelüsten und seid nicht untreu/ ’ D er A n fan g sa g t w ohl (nach der L X X ): „wenn er hassend entläßt, so bedeckt Gewalttat sein Herz1 (lebabo für lebuscho, in L X X steh t die 2. Person). D ie Verstümmelung dieser W orte erklärt sich aus ihrem W iderspruch m it Dt. 24 l, w onach der Israelit seine Ehefrau m it einem Scheidebrief entlassen durfte, w enn er an ihr etw as Widerliches entdeckt hat. A uch Dt. 21 15—17 nennt die von der L ieblingsfrau Verdrängte 'die Gehaßte’, sch ü tzt aber nur ihren Sohn. Man w o llte die Milde des Gesetzes n icht durch die S tren ge des P rop heten verunglim pfen lassen. So w urde Mal. 2 16 verw ischt.

II. VORAUSSETZUNGEN UND ZUSAMMENHÄNGE

Jerusalem und Juda mit dem Gesamtnamen Israel bilden eine Acker­

bau und W einbau treibende Gemeinde um den Tempel Jahwes (2 ll) ; sie steht unter einem S tatth alter (pechah 1 8), dem man auch Naturalgaben bringt. In dieser Lage waren die aus der babylonischen Gefangenschaft Zurückgekehrten von der Regierung des Perserkönigs Kyros bis zur Be­

freiung durch den Hasmonäer Simon (vgl. 1. Makk. 14 28 das hebräische W ort im griechischen Text en sar am el, 0 . Holtzmann, N. T. Ztgesch.2, S. 35). — Die H eirat stammfremder Frauen, über die Mal. 2 10 klagt, kam immer wieder vor: Esra schied 458 v. Chr. viele solche Ehen;

445 v. Chr. verpflichtet sich die Gemeinde bei dem feierlichen Bundes­

schluß, keine solchen Ehen zuzulassen; aber nach 433 v. Chr. wurden in Nehemias Abwesenheit Ammoniter und Moabiter aus der Gemeinde ent­

fernt, und nach seiner Rückkehr findet Nehemia in der Gemeinde wieder Frauen aus Asdod, Ammon und Moab: diesmal flucht er, schlägt und

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rauft sich m it ihren Männern und vertreibt den Schwiegersohn des Ho- roniters Sanballat (Esr. 9, Neh. 10 31, 13 1.2. 6.23—29). Sanballat ist nach Joseph. Ant. 11 306324 der Erbauer des Samaritertempels auf Garizim;

sein Schwiegersohn Manasse war der erste Hohepriester der Samariter;

nur verlegt Josephus diese Dinge in die Zeit Alexanders d. Gr., setzt sie also um ein Jahrhundert zu spät an. Aber deutlich ist, daß Ehen mit stammfremden Frauen auch durch Esras und Nehemias Eifer nicht ver­

hindert wurden; sie sind auch nach Nehemia vorgekommen, vor allem bei einem Rückgang der Gesetzlichkeit, wie Maleachi ihn voraussetzt. — Ein furchtbarer Haß trennte zur Zeit Maleachis Juden und Edomiter.

Jahwe haßt Esau wie er Jakob seinen Bruder liebt; Edoms Berge liegen wüste; Jahwe zerstört, was die Edom iter wieder aufbauen. Edom ist das Volk, dem G ott ewig grollt Mal. 1 25. Der Haß der Juden auf Edom besteht, seit die Edom iter sich über die Zerstörung Jerusalems freuten (Ez. 35. 36 5, Ps. 137 7, Obadj. 1016); damals wollten die Edom iter das Gebiet der Israeliten besetzen (Ez. 35 io). Tatsächlich besitzen sie in der Makkabäerzeit den Süden Judas bis Hebron (l.M akk. 5 65); Johannes Hyrkan I. (135— 104 v. Chr.) eroberte den Juden die Städte Adora und Marisa, unterw arf dort die Edom iter ( = Idumäer) und zwang alle zur Beschneidung und Annahme jüdischer Sitten (Joseph, ant. 13 257.258, 15 253. 254). Aber dieser Eroberung gingen furchtbare Kämpfe voraus.

Judas Makkabäus schlägt die Edom iter zuerst in der Akrabattene — das ist nach unsern Quellen eine Toparchie n ö r d l i c h von Jerusalem (vgl. S c h ü r e r , G. J. V. 4I 271 2) — , später zwingt er mit seinem Bruder Hebron und die zugehörigen Orte nieder, schleift ihre Befestigungen und verbrennt ihre Türme (l.M akk. 5 65). Das gibt uns Anschauungsmaterial zu Mal. 1 4: 'sie werden auf bauen, und ich werde zerstören , legt aber auch den Gedanken nahe, daß diesen Kämpfen schon mancher andere, ähn­

liche vorausging. Der israelitische Bauer w ehrt sich gegen den immer wieder vordringenden räuberischen Nomaden. An friedliches Zusammen­

leben oder gar ein Verschmelzen Edoms mit Israel denkt der P rophet nicht, dem das Gebiet Edoms ein Land des Frevels und Edom selbst das Volk ist, dem Jahw e ewig grollt. Nach Neh. 13 2 las man schon zur Zeit Nehemias Dt. 23 4. 5 das Verbot der Zulassung zur Gemeinde für Ammoniter und Moabiter. Da ist Edom nicht genannt. Aber Dt. 23 8 hat Maleachi in seinem Gesetzbuch sicher noch nicht gelesen: 'Der Edo­

miter soll Dir kein Greuel sein, denn er ist Dein Bruder’. Dieses W ort weiß nichts davon, daß Jahwe Edom ewig grollt. Es muß aus der Zeit stam­

men, als die Edom iter das Judentum annahmen. E tw a in derselben Zeit wurde auch die Priesterklasse Jojarib, der die Hasmonäer zugehörten, in der Liste 1. Chron. 24 7—18 an die erste Stelle gerückt gegen Neh.

10 3—9, 12 1—7.12—21. Änderungen der heiligen Texte kamen vor (S c h ü ­

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r e r , G. J. V. I I 4, 290 45). Die Stimmung von Mal. 1 2—5 herrscht bei den Juden von 586 bis etwa 130 v. Chr.

Freilich entstand damals auch das Buch H i o b . Sein Held Hiob im Lande 'Uz ist Edomiter, ebenso dessen Freund Eliphas von Theman (Gen. 36 4. 28.11. 34, Am. 112, Jer. 49 7. 20, Klagl. 4 2l). Aber Hiob ist schon Ez. 14 14.20 neben Noah und Daniel ein Muster der Frömmigkeit, er ist also schon dem vor dem Fall Jerusalems in die Verbannung ge­

führten Propheten Ezechiel als fromme Idealgestalt bekannt. Die edo- mitischen Namen Eliphas und Theman waren, wie der Name 'Uz, wohl von Anfang an m it der Erzählung von Hiob verbunden. Immerhin ver­

meidet es der Dichter des Hiob, die Namen Edom und Esau mit Hiob in Beziehung zu setzen. 'Ein frommer Edom iter’ oder 'ein frommer Sohn Esaus’ klang in einem israelitischen Ohr gar zu merkwürdig. Aber das ist nicht alles. Jahwe ist im Buch Hiob nicht mehr bloß der G ott Israels;

das sagt uns schon die Herkunft seiner Frommen aus 'U z und Theman.

Das Hiobbuch fragt, wie sich der allmächtige G ott zum einzelnen Men­

schen und zu dessen Frömmigkeit verhält; von Jahwes Stellung zu Is­

rael ist im ganzen Buch Hiob nirgends die Rede. Auch bei Maleachi tritt die ursprüngliche Verbundenheit von Jahwe und Israel nur beim Kampf gegen Ehen mit Töchtern fremder G ötter hervor, da allerdings auch in urwüchsiger Form (2 10—16); nur hier 2 16 heißt G ott einmal 'Jahwe, der G ott Israels’, während der vierundzwanzigmal wiederkehrende A us­

druck 'Jahwe, der G ott der Heerscharen’, deutlich die Allmacht Gottes bezeichnet. Jahwe der Heerscharen spricht in seinem Zorn von den Edo- m itern: 'sie werden bauen, aber ich werde zerstören’ und bei dem An­

blick wird man sagen: ' Jahwe ist groß über das Gebiet Israels hinaus’

(1 4. 5 ); Jahwe der Heerscharen fordert als Vater Ehre und als H err Furcht für sich ( l 6); Jahwe der Heerscharen erklärt stolz und unwillig, die Priester sollten die Tempeltore schließen und das Altarfeuer löschen:

'■ich will keine Gabe von eurer Hand’ (1 io). Und das begründet er durch Hinweis auf seine Verehrung bei allen Völkern: „Denn von Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang ist mein Name groß unter den Völkern, und an jedem Ort wird meinem Namen geräuchert, dargebracht, und zwar reine Gabe: denn groß ist mein Name unter den Völkern, spricht Jahwe der Heer­

scharen*' W enn dem so ist, dann konnte auch das Buch Hiob von einem idealfrommen Mann aus dem Edomiterlande erzählen. Derselben geistigen Atmosphäre gehört die Legende vom Propheten J o n a an, der von Jahwe durchaus gegen seinen Willen zur Büßpredigt in der fernen Großstadt Ninive gezwungen wird, wobei nicht bloß ein Sturm auf dem Meer, son­

dern ein Meerungeheuer Jahwe dienen muß. Und Jahwe erläßt auf die ernste Buße der S tadt hin die ihr durch Jona angedrohte Strafe und rechtfertigt dem wieder unwilligen Bußprediger diese Milde durch Hin­

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weis auf die Unwissenheit bei der Masse der Bevölkerung. Auch hier ist Jahw e der G ott der ganzen W elt, und das Problem ist seine Gerech­

tigkeit und Gnade. — H ierher gehört auch noch die Erzählung von R u t h , die trotz Dt. 24 4. 5 als Moabitin in die Gemeinde kommt, um so die Ahnfrau König Davids zu werden. Der Hinweis auf den frommen Abkömmling dieser gesetzlich verbotenen Mischehe arbeitet sicher auf Milderung des harten Gebotes des Ausschlusses aller M oabiter hin. So steht das Buch R uth gegen Mal. 2 io—16, aber auf Grund eines Mal. 111 verwandten Gottesgedankens.

W ie die Bücher Hiob und Jona, so erfüllt das Buch Maleachi in weitem Umfang ein R i n g e n u m G o t t . Maleachi weiß ja von Gottes Liebe zu Israel ( l 2); Jahw e ist Vater und H err (1 6); er ist der Vater Israels im Unterschied von Vätern fremder Völker (2 10. l i ) ; g erettet ist auch der Gedanke von Gottes Unwandelbarkeit (3 6). Daran knüpfen sich die Forderungen und Hoffnungen des Propheten. Aber der tragende Gedanke der Religion ist je tz t die Größe des Herrn. Die Liebe zu Is­

rael ist ihm so wenig wesentlich, wie sein dauernder Groll auf Edom (2 2—ö). F ü r die Angehörigen beider Völker mag diese Zuneigung und Abneigung Gottes von höchster Bedeutung sein; aber wenn Israel und seine P riester im Gedanken an Gottes Größe und ihre Kleinheit ihre Pflichten versäumen (1 7. 8, 3 8), weil Gottesdienst, frommer Brauch und Bußübung wertlos seien (3 14.15), so trifft sie Jahwes Fluch (2 1—3, 3 9), aber G ott leidet nicht darunter (1 ll). Der Zweifel erwacht immer beim Anblick des Glückes der G ottlosen; G ott scheint kein G ott des Rechtes zu sein; man kann ihn ungestraft versuchen (2 17, 3 15); vom Leiden Frommer ist nicht die Rede, weil der P rophet das ganze Volk für ver­

flucht hält (3 9), wenn es auch noch nicht m it ihm zu Ende ist (3 6).

Es ist kein Zufall, wenn das Buch Maleachi im Kleinen ähnlich wie das Buch Hiob im Großen in Gesprächsform, im Spiel von Frage und Ant­

w ort verläuft. Die religiöse Auseinandersetzung hat Glauben und fromme S itte untergraben, und das Resultat, die blasse Vorstellung von Gottes überweltlicher Größe, gibt dem Sehnen des Frommen nicht den Halt, den der Glaube ihm geben soll.

Das Zurücktreten des Nationalen der altisraelitischen Religion ist in den politischen Verhältnissen begründet. Man lebt unter einem S ta tt­

halter (Mal. 1 8) in der Fremdherrschaft, sei es der Perser sei es der griechischen Nachfolger Alexanders d. Gr. W ie die kleinen Verhältnisse inm itten einer andersartigen Bevölkerung immer wieder zu Mischehen führen, so tr itt die streng nationale A rt des Gottes Israels zurück, weil der fremde Großkönig den Bau des Jerusalem er Tempels nicht bloß er­

laubt, sondern in jeder Weise unterstützt hat, weil regelmäßige Opfer für ihn dargebracht werden, weil das Gedankenbild der göttlichen W elt­

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regieru ng kein höheres und näheres Vorbild findet als die auch von den G riechen bew underte und später übernomm ene V erw altu ng des mäch­

tig en Perserreichs (ILChron. 36 22. 23 = Esr. 1 1 —11; Esr. 6 l —12, 7 12—26, 11 23). Da ist w ich tig, daß die Zurückgekehrten für den Verkehr m it N ich t­

juden eine d iesen unanstößige B ezeichnung ihres G ottes haben. Er ist

„ d e r G o t t d e s H i m m e l s “ (Esr. l 2, 5 11.12, 6 10, 7 23; Neh. 1 4.5, 2 *20).

D iese G ottesb ezeichn un g hatte der Parsism us für seinen einzigen Herrn des G uten und L ichten Ahuramazda, und B a u d i s s i n (K yrios H I 680) w eiß : 'Von dem eigen tlich einzigen G ott Ahuramazda, der im U nter­

schied von dem Jahw e der P rop heten und überhaupt von den G öttern des älteren Sem itism us keinen nationalen Charakter b esitzt, ist im Juden­

tum jen er Nam e „G ott des H im m els“ en tleh n t’. D er Nam e em pfahl sich aber auch deshalb, w eil im ganzen G ebiet der Syrer und Kanaanäer ein entsprechender G ott Ba'alscham em verehrt wurde, so daß tatsäch­

lich in der ganzen persischen W e lt und bis nach K arthago und Spanien diesem einen G ott R auchw erk und Opfer dargebracht wurden. Das ist die W ah rh eit von Mal. 1 11. W o man dieser G leichh eit des G ottes, den man verehrte, sich bew uß t war, da ste llte sich leich t auch der W unsch nach L ebensgem einschaft e in ; das b eg ü n stig te die G leich g ü ltig k eit g e g e n ­ über den spezifisch jüdischen O pfervorschriften und T em p elgesetzen . G eschichtliche N achrichten über diese E n tw ick lu n g haben w ir freilich erst für die le tz te vorm akkabäische Z eit. 1. Makk. 1 11 wird von A uf­

klärern nach der T h ron besteigu ng A ntiochu s IV. von Syrien erzählt:

„ Widergesetzliche traten in Israel a u f und verführten viele; sie sagten: 'wir wollen mit den Heiden ringsum uns verständigen; seit wir uns von ihnen ge­

schieden haben, traf uns viel Unglück’. Diese Bede gefiel, und einige aus dem Volke gingen frisch zum König; man gab ihnen das Recht, heidnische Bräuche zu üben. Nach heidnischer Sitte bauten sie in Jerusalem einen Sport­

platz. Und sie zogen sich eine Vorhaut, traten aus dem heiligen Bund, ge­

sellten sich zu den Heiden und waren verkauft, Böses zu tun“. A lso diese Aufklärer w e r b e n m it großem E rfolg; der A bfall g e h t hier ganz von jüdischer S eite aus. D ie B egründung durch das viele aus der jüdischen A bsonderung erw achsene U nh eil hat ihn w ohl b eg ü n stig t; aber eine in ­ nere L oslösu n g von der alten G laubensw eise und S itte g in g voraus.

S on st h ätte der G egensatz zu der H eid en w elt eher versteifen d gew irkt.

D ie Gründe der inneren L oslösun g nennt M aleachi: G ott kann man nicht verunreinigen oder berauben (1 7, 3 8); G ottesd ien st hat k einen W ert (3 14), den Frevlern g eh t es g u t (2 17, 3 15). D ieselb en Gedanken und A nklagen g eg e n G ott finden sich auch im Buch H iob. Sie haben den A bfall vor den Makkabäerkämpfen vorbereitet. Nur b ei solcher E in stel­

lu ng eines großen T eils der Juden ist es begreiflich, daß A ntiochus IV.

170 v. Chr. durch völlig es Ausrauben des Jerusalem er Tem pelsaals den

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täglichen Gottesdienst darin durchaus lahmlegte (l. Makk. 1 20—24) und nach zwei Jahren den unm ittelbaren Kampf gegen allen jüdischen Brauch und Gottesdienst auf nahm, der mit W eihe eines heidnischen Altars auf dem Brandopferaltar am 25. Kislev 168 v. Chr. seinen Höhepunkt er­

reichte (l. Makk. 1 41—64). Nach 2. Makk. 6 2 erhielt der Jerusalemer Tempel damals den Namen eines Tempels des olympischen Zeus. Aber in Jerusalem sprach man damals aramäisch und verstand noch hebräisch.

Nach Dan. 9 27, 11 31, 12 11 tra t an Stelle des täglichen Opfers haschiq- quz meschomem, schiqquz schomem (schiqquzim meschomem, schomem).

Der Text der drei Stellen ist verderbt. Aber schiqquz 'G reuel’ las man für Ba'al, weil dieser Gottesname nach Hos. 2 19 auf israelitische Lippen nicht mehr kommen durfte, vgl. 1. Kön. 11 5—7, 2. Kön. 23 13. Dann ist aber sta tt schomem: schamem (Himmel) zu lesen, statt meschomem: mi- schamem (vom Himmel). Es ist der überall gefeierte Himmelsgott Ba'al- schamem, m it dem die Juden längst selbst ihren G ott identifiziert hatten, nur daß sie den verpönten Ba^alnamen durch andere Gottesnamen zu ersetzen pflegten (deshalb auch im Aramäischen durch mare Dan. 5 23, vgl. den Ausdruck 'V ater im Himmel’ Matth. 6 9, Jom a V I I I 9, Sot. I X 15, Ab. V 20), der je tz t in Jerusalem verehrt werden sollte, je tz t freilich in der W eise der ändern Völker des Reichs. Als treibender Grund der Maßregel wurde gewiß die Einigung der Bevölkerung angegeben ( l . Makk.

1 4i). Ü ber die V erbreitung der Verehrung des Ba'alschamem vgl. B a u ­ d i s s i n (Kyrios IV 19 im R egister); sonst N e s t l e , Z. A .T. IV 248, S c h ü r e r , G. J. V. I I 4, 43 69. Der abschüssige Weg, vor dem Maleachi warnt, hat sein Volk zu schlimmem Ziele geführt.

III. MALEACHI UND DER PHARISÄERBUND

Jahwe sendet seinen Boten, um ihm selbst seinen W eg zu bahnen (3 l).

Der P rophet bekämpft die leichtfertige Rede, als ob Nachlässigkeit in Gottes Dienst keinen Schaden anrichte. G ott will geehrt und gefürchtet sein ; er straft die säumigen P riester mit seinem Fluch (1 6—2 3). Der Bund Gottes m it Levi legt den P riestern Pflichten auf: in friedlicher Gottesgemeinschaft, aber voll Gottesfurcht allem Frevel fern, sollen sie viele zur W ahrheit weisen und von Schuld zurückbringen, reich an W is­

sen und Urteil als Boten Jahwes (2 4—7). Von diesem W eg sind die jetzigen P riester abgewichen; es ist Gottes Strafe, wenn man die Un- getreuen verachtet, die auch je nach den Personen ihren Dienst erfüllen (2 8. 9). Aber der Augenschein widerspricht dem P ro p h eten : G ott liebt die Ü beltäter; den G ott des Rechtes sucht man vergebens (2 17). Da kündigt Maleachi die rasche Rückkehr Jahwes („des H errn“) in seinen je tz t verlassenen Tempel a n ; aber G ott kommt wie das Feuer des Schmelzers und wie die Lauge des W äschers und reinigt zuerst die

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Priester, daß die Gaben wie in der alten Zeit dargebracht werden. Dann k ehrt er sich überhaupt gegen die Sünden der Gemeinde. E r ist der­

selbe geblieben, und mit Israel ist es noch nicht zu Ende. W endet es sich wieder zu Gott, so wird auch G ott sich wieder ihm zuwenden (3 1—7).

Der P rophet sieht also Schuld, wo seine Gegner keine Schuld sehen;

er verkündigt ein Gericht, an das seine Gegner nicht glauben; er hofft auf eine R ettung, welche seine Gegner nicht begehren.

Die Gegner sind, vielleicht auch unter fremdem Einfluß, an W o rt­

streit gewöhnt. Sie glauben, daß durch die herrschende Lebensweise G ott nicht geschädigt werde. Sie halten dem Propheten vor: ' Beraubt denn e i n Mensch Gott?’ Der Mensch, sein Geschöpf, kann doch ihm nichts wegnehmen, aus dessen Hand alles kommt und in dessen Hand alles ist.

Aber Maleachi weist auf die Abgaben hin, die G ott in seinem Gesetz fordert: Zehnten und Hebopfer Dt. 12 6.11. Das Entscheidende ist, daß Maleachi die Gesetzesforderung heilig ist. G ott vorenthalten, was er für sich fordert, heißt ihn berauben. Das ist eine Schuld, die das ganze y 0l ] j __<jer P rophet bezeichnet es mit hagoj, wie sonst die Heiden be­

zeichnet werden — dem Fluch Gottes preisgibt. Die griechischen Juden­

gegner des Altertums warfen mehrfach den Juden Raub am Heiligen vor mit bezug auf Dt. 12 3 „Stürzt ihre Altäre um, zertrümmert ihre Mdl- steine verbrennt ihre heiligen Bäume, zerschlagt die Schnitzbilder ihrer Göt­

ter t“ auch m it einem W ortw itz, der den Namen der heiligen Stadt Hie- rosolyma m it dem W ort für Tempelraub hierosylema in Verbindung brachte (s. 0 . Holtzmann, Kommentar zu Rm. 2 22). H ier erhebt Ma­

leachi denselben Vorwurf: ' Ih r beraubt mich’. Aber er weiß, wie sich seine Gegner rechtfertigen. Sie erklären es für Raub, den Zehnten zum Tempel zu bringen, nämlich Raub an den Bedürftigen im eigenen Volk.

Auch heißt es G ott versuchen, wenn man trotz so hoher Abgaben hoffe, bestehen zu können. Scheinbar haben sie Recht. Aber Maleachi schrickt vor dieser von Gott selbst geforderten Erprobung Gottes nicht zurück.

Jahwe wird bei solcher Opferwilligkeit durch Öffnen der Himmelsfenster und durch Vernichtung der Schädlinge in Acker und W einberg alle Not heben* dann wird Israel das gepriesene Volk und sein Land das Land des göttlichen Wohlgefallens heißen (3 812).

Auch damit gewinnt der P rophet nicht das ganze Volk. E r hört harte W orte. „Gottesdienst, Brauch und Büßerkleid helfen nichts, den Frevlern geht es gut(t (3 13—15)- Aber so denken nicht alle. Je tz t tr itt eine reli­

gionsgeschichtliche hochbedeutsame Spaltung ein, die 3 16 mit kurzen W orten erzählt w ird: „Da beredeten sich die Jahive Fürchtenden, jeder mit seinem Freund, und Jahwe mcrlcte und hörte es, und geschrieben ward ein Gedenkbuch vor ihm für die Jahwe Fürchtmden und seinen Namen Achten­

den“. Also damals schlossen die Jahwe Fürchtenden (jiree Jahwe) einen

(22)

von G ott wohl beachteten Bund. Seit der persischen Eroberung ist aber schriftliche Verwaltung auch bei Gottes W eltregierung vorausgesetzt (0 . Holtzmann, N. T. Zeitgesch. 2, 366): so wird auch je tz t vor G ott ein Gedenkbuch der Jahw e Fürchtenden niedergeschrieben. Sie werden bei G ott nicht vergessen. Damit drückt der P rophet seinen Glauben an Dauerhaftigkeit und Erfolg des damals geschlossenen Bundes aus. Die W orte klingen wie eine ihm an diesem großen Tag zuteil gewordene Vision.

Die hohe Bedeutung dieses Zusammenschlusses der Jahw e-Fürchten­

den wird noch durch reiche Gottesverheißungen (3 17—2l) unterstrichen.

W enn Jahw e sein Reich einnimmt („am Tag der Besitznahme“ ; gedacht ist wohl, daß Jahwe wieder dauernd in seinem Tempel wohnt), wird sich G ott ihrer, die in besonderer W eise sein eigen sein werden, wie ein Vater des ihm dienenden Sohnes erbarmen. Nach 16, 2 10 ist G ott der V ater aller Israeliten. Aber der ihm dienende Sohn kann nach Maleachi allein auf das Erbarmen des Vaters hoffen. Die Klage über das Glück der Frevler wird dann verstummen. Die Gottesfürchtigen werden sehen, wie G ott unterscheidet, wer ihm dient und wer nicht. Alle Abtrünnigen und Frevler verzehrt das Gerichtsfeuer (die Vorstellung von dem W elt­

brand ist persischen Ursprungs) m it Stumpf und Stiel; die Gottesfürch­

tigen werden auf sie wie auf Asche treten; aber ihnen selbst geht die Sonne der G erechtigkeit auf: je tz t erkennen sie G ott als den G ott des Rechtes (vgl. 2 17), und sie finden Heilung für alle Schäden, daß sie — wie die Kälber im Stall — fröhlich springen. Also alle Verheißungen an Israel übernimmt der gesetzestreue, gottesfürchtige und zu einem Bund zusammengeschlossene Bruchteil des Volkes, das doch als Ganzes (3 9) verflucht ist.

W ann ist das geschehen und m it welchen Folgen? U nter Esra-Nehe- mia hat noch das g a n z e Volk als Gottesgemeinde feierlich einen Bund m it G ott geschlossen (Neh. 9. 10); dieser Bundesschließung gingen keine Erörterungen voraus, wie die, von denen Maleachi berichtet. Dieser Tag (24. Tischri 445 v. Chr.) ging also dem W irken Maleachis voraus, der ja nur einen Teil des Volkes gewinnt. Schon 13 Jahre vor dieser Bund­

schließung (458) hatte Esra die Ehe m it Ausländerinnen aufgelöst (Neh. 9 *2, Esr. 7 7.8, 9); trotzdem weiß Nehemia 13 1. 2. 2328 von sehr bald eintretenden Notwendigkeiten gleicher Maßregel; und die Bildung der Samaritergemeinde zusammen m it dem Eindruck häßlicher Gewalt­

ta t bei Auflösung jedes Ehebundes (Mal. 2 13—16 trotz Dt. 24 l—4) dürfte bew irkt haben, daß Maleachi zwar auf solche Mischehen den Fluch der Kinderlosigkeit herabwünscht (vgl. Lev. 20 20.2i), aber eine Schei­

dung nicht fordert. Also Maleachi w irkt später als Nehemia.

Nun begegnet uns der zu Maleachis Zeit geschlossene B u n d d e r J a h w e F ü r c h t e n d e n (jiree Jahwe) deutlich wieder in der Makka­

(23)

bäerzeit als rd i e S y n a g o g e d e r A s i d ä e r ’ und seit Johannes Hyr- kan I. als die G e n o s s e n s c h a f t d e r P h a r i s ä e r .

Nach 1. Makk. 1 27 ruft Mattathias gleich anfangs jeden in seine Nachfolge, der für das Gesetz eifert und den Bund (m it G ott) aufrecht erhält. Da schließen sich viele ihm an, die sich sogar am Sabbat wehr­

los töten lassen, um das Gesetz nicht zu übertreten. Aber das empfinden Mattathias und seine Freunde ( l 39) als verderblich; man beschließt, sich in Zukunft am Sabbat zu wehren. Bis dahin arbeitet M attathias mit frommen Juden, die aber vorher keine Organisation bildeten. J e tz t folgt 1 4 2: cDamals schloß sich ihnen der Bund (die Synagoge) der Asidäer (Chasidajja) mit starkem Heer von Israel an, jeder, der sich frei dem Gesetz hin gab'. Also die Frommen, Gesetzesfreunde, bildeten schon vorher einen starken Bund. Das dürften doch die jiree Jahwe des Maleachi sein, deren Hauptziel auch die genaue Durchführung des Gesetzes war. Der starke Bund der Asidäer muß ja einmal sich von der Masse der Juden geschie­

den haben. Daß Mattathias auch außerhalb dieses Kreises noch viele gesetzeseifrige Israeliten gefunden hat, ist im Augenblick schwersten An­

griffes auf alles jüdische fromme Herkommen nicht überraschend. Die Gegensätze hatten sich wohl seit Maleachi bis zum Ausbruch des Mak­

kabäerkampfes wieder abgeschliffen.

Im Frieden des Lysias wird die jüdische Religionsübung wieder frei­

gegeben. Demetrius I. von Syrien schickt Bakchides als Feldherrn und einen Aaroniden Alkimus als Hohenpriester nach Judäa. Das führt eine Spaltung der bisher aufständischen Juden herbei. Judas Makkabäus lehnt jede Verhandlung ab, ein Bund von Schriftgelehrten will verhandeln, die Asidäer aber sind als erste zum Frieden b e re it: *vn dem (syrischen) Heer kommt ein aaronidischer Priester; der wird uns kein Unrecht tun’. Und wirk­

lich beschwört er, ihnen und ihren Freunden kein Böses zuzufügen. Sie trauen ihm, und er tö te t ihrer sechzig auf e i n e n Tag ( l. Makk. 7 8—16).

W ie der Hohepriester Alkimus an die Priester zur Zeit Maleachis er­

innert, so bewähren sich die Asidäer als rein religiöser Bund: um poli­

tische Freiheit kämpfen sie nicht, wenn die religiöse Freiheit gesichert erscheint. Einem Hohenpriester aus dem von G ott erwählten Geschlecht unterwerfen sie sich.

Nach 2. Makk. 14 6— 10 hielt Alkimus vor seinem Zug nach Judäa eine Rede an Demetrius I., in deren Beginn er die Asidäer, die von Ju ­ das geführt wurden, als Aufständische und Unruhestifter bezeichnet. Das hat W e l l h a u s e n (Pharisäer und Sadduzäer S. 7 9 f.) für eine falsche Anschauung des Verfassers des zweiten Makkabäerbuchs erklärt, doch wohl m it Unrecht. Tatsächlich waren die Asidäer, gerade als treue Erben der Anschauung Maleachis, die H auptgegner der von Alkimus vertrete­

nen Geistesrichtung, und sie standen damals noch wie seit 1. Makk. 2 42

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