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Theologisches Literaturblatt, 20. November 1931, Nr 24.

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Academic year: 2022

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z a h l r e i c h e r V e r t r e t e r d e r t h e o l o g i s c h e n W i s s e n s c h a f t u n d P r a x i s

herausgegeben von

Dr. theol. L u d w i g I h m e l s und Dr. theol. E r n s t S o m m e r l a t h

Landesbischof in Dresden. Professor in Leipzig.

Nr. 24. Leipzig, 20. November 1931. L1I. Jahrgang

Erscheint vierzehntägig Freitags. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter sowie vom Verlag. — Inland-Bezugspreis: Rm. 1.60 monatlich Bezugspreis für das Ausland vierteljährlich: Rm 4.50 und Porto; bei Zahlungen in fremder Währung ist zum Tageskurse umzurechnen. — A nzeigenpreis: die zwei gespaltene Petitzeile 40 Goldpfennige. — Rai lagen nach Uebereinkunft. — Verlag und Auslieferung: Leipzig, Königstr. 13. Postscheckkonto Leipzig Nr. 52878

Reusch, R., Der Islam in O stafrika. (Simon.) Rahlfs, Alfred, Septuaginta. (Nestle.)

Marschall, Gerhard, Die „Gottlosen“ des ersten Psalm enbuches. (Eichrodt.)

Michaelis, Wilhelm, Lic., P astoralbriefe und Ge- fangenschaftsb) iefe. (Preisker.)

Nisters, Bernhard, Kaplan, Die Christologie des hl. F ulgentius von Ruspe. i^Grützmacher.) Jah rb u ch fü r B randenburgische K irchenge­

schichte. (Theobald.)

Graf, W ilhelm, Doktor Christoph Scheurl von Nürnberg. (Gußmann.)

Helm, K arl, D., Glaube und Denken. (Jelke.)

Ernst, Pastor, Dr., Die W eltanschauung und ih re Problem atik. (Schmidt.)

Duhm, Hans, D., Der Weg des modernen Menschen zu Gott. (Haack.)

Brückner, Paul, Dennoch bleibe ich stets an dir.

(Priegel.)

Neueste theologische L ite ra tu r.

R eusch, R. (D. theol., M issionar in O stafrika), D er Islam in O stafrika, m it b e so n d e re r B erücksichtigung d er m oham m edanischen G eheim -O rden. Leipzig 1931, A.

Klein. (XII, 360 S. gr. 8.) 8 Rm., geb. 10 Rm.

D ie s e N eu ersch ein u n g geh ört z w e ife llo s zu d en b ed eu ­ ten d sten A rb eite n der le tz te n Jahre über den Islam.

Schon der eigen artige W erd egan g im L eb en d es V erf. gibt dem W er k e ein e n b eso n d e re n W ert. D. R eusch, zur Zeit M issionar in O stafrik a im D ien ste d er L eip ziger M ission, im K aukasus geb oren, k en n t den Islam von Ju gen d auf aus eigen er A nschauung, m ach te unter B ulm erincq in D orpat w ähren d se in e s T h eologiestu d iu m s auch ein geh en d e orien- ta listisc h e S tu d ien , w ar sie b e n Jahre lang als M issionar in O stafrika und hat w ähren d d ieser Z eit in b estän d iger naher Berührung mit M oham m edanern gestan d en ; er k on n te — m it gu ten S p rach k en n tn issen a u sg erü stet — auf a u sg e­

d eh n ten R eisen bis n ach Khartum n icht nur w e ite r e F or­

schungen m achen, sondern auch eu rop äisch e Q u ellen, d ie Jm G eh eim b esitz der en glisch en R egieru ng sind, ein seh en . S ein e glän zen d e B eherrsch un g d es, A rab isch en erm öglich te es ihm, in arab ischer V erk leid u n g z. B. an d en D zikr- Ü bungen teilzu nehm en , d ie son st k ein eu rop äisch es A u ge u ngestraft sieh t. E ine M enge von arab ischer und afrik a­

n ischer, nur dort an Ort und S te lle zu gän glich er L iteratur hat er ein se h e n k önnen. A uß erdem aber ü b ersteig t der In­

halt d es B u ch es den R ahm en d es T ite ls w eith in , d en n der V erfasser stü tzt se in e ostafrik an isch en B eob ach tu n gen auf sehr ein g eh en d e gründliche S tu dien der b ed eu te n d ste n F ach geleh rten . E s sind also a lle B ü rgsch aften g eg e b e n für ein e zu v er lä ssig e und ein g e h e n d e D arstellu n g d es afrik ani­

schen Islam s der G egen w art. U nd in d er T at gibt das W erk uns ein e gerad ezu ü b erw ä ltig en d e F ü lle w e r tv o llste r E insich ten in d ie V erh ältn isse d es ostafrik an isch en Islam s,

^ a s M aterial ist z. T. v öllig neu; v on gerad ezu u n sch ätz­

barem W er te sind die M itteilu n gen über d ie H e ilig e n v e r­

ehrung und d ie m y stisch en Orden. D en n hier ist u nsere K enntnis n o ch rech t lü ck en haft, und ein e Ergänzung für eur° p ä isc h e F orsch er u ngem ein sch w ierig. Nun sind aber

d ie 50 Orden, d eren V orh and en sein der V erf. festste lle n k onn te, nach sein en D arlegun gen u n zw eifelh aft das w ich ­ tig ste re lig iö se E lem en t im afrik anisch en Islam. In ihren H änden lieg t d ie re lig iö se L eitung d es V olk es, auch d ie p o litisch e H errschaft. M it ihrer glän zen d en O rganisation er se tz en sie den M angel an jeder hierarchisch en O rganisa­

tion, die b ei dem Islam so auffallend ist. Es w ird uns aus den D arlegun gen d es V erf. durchaus verständ lich, w arum gerade in O stafrika d as O rd en sw esen solch ein en Eingang fand. H ier leb t das a lte orgiastisch e, h eid n isch e K u ltw esen in arabischer Form w ied er auf. M it sein er Verm utung, d ie ihm aus m oham m edan ischen K reisen b estä tig t w urde und für die er B e le g e bringt, daß mit d iesen religiösen Ü bungen auch U nzucht verb u n d en ist, dürfte der Verf. auf richtiger Spur sein. A u ch sch am an istisch e E inflüsse m ach en sich b e ­ bem erkbar, w en n z. B. der W ü ste n g e ist D schin aus den E k statik ern red et (S, 155). B lu tige D zikr k en nen w ir — von den b ek an n ten P arallelen sch iitisch er G ebräuche am M oharrem fest ab g eseh en — auch b e i den A issau a in M a­

rokko, d ie uns A ltb a u er in ,,K reuz und quer durch M arok­

ko" (Stuttgart 1925) an sch aulich b esch rieb en hat. D ie an ­ gefü hrte V erm utung von C. A . W illes, daß d ie M ystik der Sufi auf das E in h eitsb ek en n tn is zurückgeführt w erd en m üsse, ist w o h l kaum haltbar. T aw h id ist im o rth od oxen S inn e zu n äch st ein e L ehre v on der E inh eit G o tte s im S inn e d es B e k e n n tn isses. D ie M ystik er geb rau ch en das W ort freilich auch, aber in ganz anderem Sinne. S ie v er ste c k e n hinter d iesem u nanfechtbar o rth od oxen Begriff ihre h e te - ro d o x e L ehre v on d er E inh eit von G ott und M ensch und A ll. D ie se p a n th e istisc h e M ystik k o n n te sich nur im W iderspruch, n ich t in A nlehnung an das B ek en n tn is d urch setzen. U n ter den v ie le n b em er k e n sw er ten M it­

teilu n gen m öch te ich nur die ein e h erausheben, daß D.

R eu sch auf Grund sein er p ersön lich en B esp rech u n gen mit führenden M oham m edanern m it der M öglich k eit rechnet, daß, K önig F uad v on Ä g y p ten ein e s T ages zum K alifen aus­

gerufen w er d e n k önn te. A n W id erspruch feh lt es freilich nicht. — A n d ieser w e r tv o lle n A rb eit w ird d er K enner d es

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Islam s nicht V örübergehen dürfen, und jed er im O sten A frik as a rb e ite n d e M issionar h a t einfach die u n erläßliche Pflicht, dieses W e rk eingehend zu studieren.

S i m o n - B ethel.

R ahlis, A lfred, S e p tu a g in ta S o cietatis S cientiarum G ot- tingensis a u c to rita te edidit. X: Psalm i cum odis.

1. H älfte (Bogen 1— 11). G ö ttin g en 1931, V andenhoeck

& R u p re ch t. (176 S. 8.) 15.40 Rm. (S ubskriptionspreis 11 Rm.),

Ü ber dem E rsch ein en ein e r n e u en d eu tsch en S e p tu a ­ g inta-A usgabe w a lte te b ish er k ein g ü n stig er S tern : L agarde gab nu r einen T eil h erau s; d e r große P lan m eines V aters w urde durch seinen T od 1913 v e re ite lt; n u r d e r von ihm v o rb e re ite te griech isch -h eb räisch e Je re m ia k o n n te au s dem N achlaß erscheinen, w obei J . D ahse den A p p a ra t zur S ep ­ tu ag in ta b eso rg te (S tu ttg a rt 1924). Inzw ischen h a tte A.

Rahlfs, w ie er im V o rw o rt b e ric h te t, 1918 m it d e r S tu tt­

g a rte r B ib elan stalt die H erau sg ab e eines n u r griechischen A lten T e stam e n ts v e ra b re d e t, b e i w elchem das ganze zur V erfügung steh en d e M a te ria l d u rc h g e a rb eite t w e rd e n sollte; 1922 erschien als Proibe das B üchlein R uth, 1926 als 1. T eil die G enesis (in d ieser Z eitschrift von K itte l 1927 Sp. 147 f. b e sp ro ch en ). A b e r es zeigte sich, daß d ieser auf großem A b satz und billigem P reis au fg eb au te P lan auch n icht d u rchzuführen w a r und den R ahm en d er A ufgaben d er B ib elan stalt ü b erstieg ; deshalb v e rz ic h te te sie auf eine F o rtfü h ru n g in d ieser Form und nahm s ta tt d essen eine ebenfalls von R ahlfs zu b e a rb e ite n d e H an dausgabe m it V er­

gleichung d er d re i w ich tig sten H an d sch riften in A ussicht (deren 1. Teil, G eschichtliche B ücher, im D ru ck g rö ß te n ­ teils fertig ist). A b e r die große A usgabe, w elche das reich e M a te ria l des G ö ttin g er S ep tu ag in ta-U n tern eh m en s v e ra r­

b e itet, sollte doch auch erscheinen, und so übern ah m en V an d en h o eck und R u p re c h t d ie Sache. In ihrem V erlag ist jetzt als e rste L ieferung d e s n eu en G esam tw erk s die e rste H älfte d e r P salm en ersch ien en (Prolegom ena und Ps. 1 bis 58); d er Schluß soll dem nächst folgen; dann sollen M a k k a ­ b ä e r un d P ro p h e te n und w e ite re L eh rb ü ch er folgen, w eil diese T eile in d er großen C am bridger S e p tu ag in ta in a b ­ se h b a re r Zeit n ic h t zu e rw a rte n sind. D as ganze W e rk soll e tw a 250 Bogen um fassen; d er P reis ist für den Bogen in d e r am 1. N ovem ber d. J. schließenden S u b sk rip tio n auf 1 Rm. fe stg esetz t. Die P salm en alle in w e rd e n also auf 23 Rm. kom m en, w ä h ren d die im Um fang e tw a halb so große S tu ttg a rte r G enesis 3.50 Rm. k o ste t. D as ist freilich ein g ro ß er U nterschied, a b e r d er P reis is t erk lärlich , w eil n u r w enige sich diese große A usgabe w e rd en anschaffen k ö n ­ nen, und a n d e re rse its erträg lich , w eil er sich auf lange Z eit v e rte ilt (es ist m it 20 J a h re n gerechnet).

Es ist nun allerdings au c h ein schönes W e rk ; die T y p en sind etw as k rä ftig e r als die d e r G enesis; im übrigen ist der Umfang dessen, w as g eb o te n w ird, etw a d e rse lb e . Z u erst b e sp re ch en die P rolegom ena, w ie dort, die T ex tzeu g en , ihre G ruppierung und V erw ertu n g . N ur w a re n b e i d er G enesis, wo V atican u s und S inaiticus fast ganz fehlen, zu­

e rst O rigenes und L ukian n e b st k lein eren G ru p p en b e ­ spro ch en und d ann e rst die U nzialen aufgeführt w orden, w elch e sich diesen n icht einreihen. In den P salm en sind zu e rst „die drei a lte n T e x tfo rm e n “ u n tersch ied en : die u n teräg y p tisch e (in e rste r Linie B, S = Sinaiticus, bohai- rische Ü bersetzung), die o b eräg y p tisch e (U, 2013, Sahide) und die ab en d län d isch e (R und die L atein er); d ann e rst w e rd e n die sp ä te re n , O rigenes, L ukian und die w e ite re n ,

zu ihnen gehörigen Zeugen, besp ro ch en . A uch d ie in der G enesis n ich t b erü c k sic h tig te n V ä te rz ita te sind je tz t in b eg ren ztem Um fang beigezogen. D aß A quila, Sym m achus und T h eo d o tio n fehlen, m ag m an b ed a u e rn ; doch g ehören sie schließlich ja m ehr in d e n A p p a ra t d er B iblia H eb raica als in eine S ep tu g in taau sg ab e, d e re n Umfang doch auch G ren zen g esetzt sind.

Von b eso n d erem In te re sse sind n a tü rlic h d ie G ru n d ­ sätze für die T e x th erstellu n g (S. 71 f.): 1. W en n die drei a lte n T ex tfo rm en Zusam m engehen, ist ih re L e s a rt in d e r R egel aufgenom m en; 2. w enn sie au sein an d erg eh en , so ist in d er R egel diejenige L e sa rt bevorzugt, die m it dem H e­

bräisch en geht (das k ö n n te z u e rst ü b errasch en , w ird ab e r dam it b eg rü n d et, daß die a lte n Zeugen seh r oft gegen die jüngeren m it dem H eb räisch en übereinstim m en); 3. w enn die a lte n T ex tfo rm e n vom H eb räisch en abw eichen, die jüngeren m it ihm gehen, so ist den a lte n zu folgen; 4. in zw eifelhaften F ällen schließt sich R ahlfs a n V atican u s und Sinaiticus an; wo diese a b e r allein steh en , w e rd e n sie h in te r den ü b rig en zurü c k g estellt. (Das ist eine en tsch ied en e A b ­ k e h r von W e stc o tt-H o rts und T ischendorfs A rt im N euen T estam ent.)

D arau s erg e b en sich n u n n a tü rlic h eine R eihe von A b ­ w eichungen v o n S w etes A b d ru c k des V aticanus; ich zähle 27 A bw eichungen im T e x t von Ps. 1— 10; in fast d er H älfte d ieser F älle stan d B allein, in den m eisten ä n d e rn ist er n u r von w enigen a n d e re n Z eugen b eg leitet.

D och gibt es au ch (begründete) A usnahm en von diesen Regeln; ein hübsches B eispiel, in den P rolegom ena S. 45 f.

besp ro ch en , ist Ps. 4, 5: D ie ganze griechische Ü berlieferung und fast alle Ü bersetzungen h ab en ä Äsyere ; n u r d er A lt- latein.er von St. G erm ain und C y p rian halben d icite e n t­

sp rech en d dem h eb räisch en Im p erativ . D a n u n ein E in ­ dringen des R elativum s im G riechischen (ein B uchstabei) le ic h te r e rk lärlich ist als sein V erschw inden im H e b rä i­

schen und L ateinischen, sieht R ahlfs den Im p erativ Aeyete (also ohne ä ) auch als ursprüngliche S e p tu a g in ta le sa rt an.

D as zeigt auch, daß Rahlfs nicht blind einigen Zeugen oder Z eugengruppen folgt, so n d ern sein U rteil von F all zu F all w ohlerw ogen trifft. Im A p p a ra t gibt e r d ann d en G rund für solche E ntscheidung bzw . v e rw eist auf die E rö rte ru n g in den Prolegom ena. A uch in d er E inteilung in Stichen (häufig auch in d er In te rp u n k tio n ) w eich t e r m anchm al von S w ete ab, ebenfalls m it B egründung im A p p a ra t. O ft gibt e r dann im A p p a ra t noch w e ite re L ite ra tu r zu d e n b e tr.

L e sa rte n an, fe rn e r K o n jek tu ren u. a. m.

D er A p p a ra t is t sehr ü b ersich tlich g ed ru ck t. F reilich stellen die v ielen Sigla (vollends m it den ibeigefügten hoch- g e stellten Z eichen und B uchstaben) eine große A ufgabe für das G ed äch tn is dar. Es w ä re deshalb erw ü n sch t gew esen, w enn die w ich tig sten A b k ü rzu n g en von S. 6 f. auf einem L esezeichen w ie d erh o lt w ären, das hoffentlich d er 2. L ie­

ferung beiliegt. (In d e r Z usam m enstellung S. 6 u n ten fehlt das Z eichen O , das S. 59 v orkom m t und S. 60 e rk lä rt ist.

D as ist a b e r au ch d e r einzige M angel, den ich in dem offen­

b a r ä u ß e rst p ü n k tlic h g e d ru c k te n W e rk fand.) Zur Ü ber­

sich tlich k eit h ä tte es au ch gedient, w en n d ie einzelnen Sigla und Z eichen da, w o sie in den P rolegom ena e rk lä rt sind, am ä u ß e re n R an d nochm als ibeigesetzt w ären .

M öge es dem H e rau sg eb er v erg ö n n t sein, n icht bloß den P sa lte r bald zu vollenden, so n d ern auch das ganze W erk, und dam it sein L eb en sw erk , zum A bschluß zu bringen, d essen B edeutung die A u sfü h rlich k eit d ieser B esprechung re c h tfe rtig en w ird. E r w . N e s t l e - Ul m a. D.

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M arschall, G e rh a rd (Lic. theol.), D ie „ G o ttlo se n “ d es er sten P salm en b u ch es, M ü n ster i. W . 1929, H elios­

verlag (126 S. gr. 8.) 6 Rm.

Die U ntersuchung des Vf. gilt vor allem dem N achw eis, daß die häufige E rw ähnung d er G o ttlo sen im P sa lte r nicht durch schem atische V erallgem einerung eines einzigen G e­

sich tsp u n k te s zu e rk lä re n ist, so n d ern eine B erü ck sich ti­

gung d e r tatsä c h lic h e n geschichtlichen V erh ältn isse der n achexilischen jüdischen G em einde und ih re r an K onflikts­

stoff b eso n d ers reich en Lage v erlangt, w ie sie durch A u s­

nützung d er A n gaben in Hiob, P ro v e rb ie n und den sp ä te re n p ro p h etisch en S chriften sich d eu tlich m achen läßt. E rst so t r itt d er G eg en satz d er F rom m en zu den G o ttlo sen als ein in m annigfachen F a rb e n sch illern d er h ervor, sei es, daß es sich um äu ß ere F ein d e des V olkes o d er d e r G em einde, sei es, daß es sich um B e d rü ck er d er A rm en, p ersönliche F ein d e eines Einzelnen, A n k läg er und V erleu m d er U n­

schuldiger o d er from m e V erd äch tig er eines K ra n k e n h a n ­ delt. D araus erg ib t sich a b e r auch zugleich, d aß n ich t nur die Z urückführung jen er G eg en sätze auf die S tre itig k e ite n geschlossener G ru p p en o d er P a rte ie n religiösen C h a ra k te rs falsch ist, so n d ern daß es sich auch bei den „F ro m m en “ um eine je n ach den U m ständen w ech seln d e G rö ß e handelt, die n icht einfach m it den A rm en o d er den A ngehörigen eines p ietistisch en K on v en tik els id en tifiziert w e rd e n darf. So w ird die v e rb re ite te A nsicht, daß es sich b e i den des P sa lte rs um die religiöse Selbstbezeichnung ein er G ruppe von F rom m en handle, also gleichsam ein spezifisch jüdisches Fröm m igkeitsideal, ern stlic h in F ra g e g e stellt und darauf red u z iert, daß die „E len d en “, d. h. a b e r irgendw ie re a l lei­

denden ein b eso n d e res A n re c h t auf die Hilfe des ge rech te n R ichters zu h ab en glauben, d essen Zorn zw ar n ich t durch den R eichtum , wohl a b e r du rch den H ochm ut d er R eichen

h e r a u s g e f o r d e r t w e r d e n muß. Die K lärung, die d e r Vf. d a ­ m it für eine w i c h t i g e F r a g e d e r P salm en ex eg ese e ra rb e ite t, ist d an k e n sw e rt und w ä re wohl noch fru c h tb a re r, w enn n eb en d er W iderlegung, die etw as zu s ta rk in d er N egation ste c k e n b leib t und b e re c h tig te A nliegen d er G egner ü b e r­

sieht, d er H erstellung eines n eu en G esam tb ild es des jü­

dischen G em eindebew ußtseins m eh r A u fm erk sam k e it ge­

sch en k t w o rd en w äre. Es w ü rd en d ann auch m anche jetzt z u rü ck b leib en d e W id ersp rü ch e, z, B. bezüglich des engen Zusam m enschlusses und d e r A bsonderung d er From m en, die dennoch k ein e K o n v en tik el bilden sollen, s tä rk e r b e ­ rü ck sich tig t w erd en , und d er H inw eis auf die Z eit des H ellenism us m it sein er w ach sen d en P arteib ild u n g erh ielte die n otw endige V orbereitung, F reilich m üßte d ann die B e­

schränkung auf das e rste Psalm buch, die sow ieso n icht ein­

le u ch ten d b e g rü n d e t ist, ein er um fassenden B ehandlung aller in B e tra c h t kom m enden P salm en w eichen; ü b e r ein­

gehende K enntnis d er Problem stellung und d e r einschlä­

gigen L ite ra tu r, a b e r a u c h ein selbständiges k ritisch es U r­

teil verfü g t d er Vf. ja. E i c h r o d t - Basel.

M ich aelis, W ilhelm , Lic. (Prof. a. d. U niv. Bern), P astoral- b riefe und G efan gen sch aftsb riefe. Zur E ch th eitsfrage der P astoralb riefe. (Ntl. F orschungen, h erau sgegeb en von D. O tto Schm itz, erste R eih e, P aulusstu dien, 6.

H eft.) G ü tersloh 1930, B ertelsm an n. 6.30 Rm,

M. w ill in der v o rg e le g te n S tu d ie die E ch th eit der P a- storalb riefe m it der T h ese ihrer A b fassu ng in der G e­

fangenschaft d es A p o ste ls in E p hesu s b e w e ise n . Er geht 2u dem Z w eck d en b ek a n n ten fünf w ich tig sten E in w än d en

gegen die paulinische H erk u n ft n ach und b e h an d elt die P roblem e d er G em eindeorganisation, d er F röm m igkeit, d e r Irrleh ren , d er Sprache, d er S ituationen. Je d e m A b sch n itt geht eine m ethodische K larstellung voraus, die ebenso w ichtig w ie richtig ist; d iesen ein leiten d en B em erkungen k ann ich n u r zustim m en. M an w ird nicht leugnen können, daß M, sich eingehend d er M ühe u n terzieh t, die P a ­ sto ralb riefe aus d er angenom m enen Lage v e rstä n d lic h zu m achen; und n u r aus solcher S itu atio n ist eine paulinische H erk u n ft ü b e rh a u p t m öglich zu erw ägen. W en n m an am E nde die S chrift doch n ich t ganz b efriedigt w eglegt, so liegt das zum eist e b e n an d er P ro b lem atik , die w ohl ü b e r­

h a u p t schw erlich zu einer sich ern E ntscheidung kom m en läßt.

Im einzelnen b leiben doch eine R eihe D iskussions­

p u n k te ; nu r einige w ill ich hier an d eu te n : A uch w enn m an die vom Verf. richtig g ek en n zeich n ete an d e re Lage (S. 37 f,) b erü ck sich tig t, so w ird m an doch einw enden m üssen, daß M,, um die technischen F u n k tio n ä re d er P ast, als pau- linisch zu re tte n , m, M. n. zuviel N ich t-C h arism atik er in der M ehrzahl d er paulm ischen G em einden annim m t. B e­

w eisen k an n er das auch nicht, sondern sch reib t (S. 30)

„das w ird . . . d er F all gew esen se in “. Von da aus kom m t nicht scharf genug d er U n tersch ied d er p neum atisch o r­

g an isierten e rste n G em einden zu den in d e n K irch en ­ ordnungen d er P ast. v e rfa ß te n G em einden h erau s; M.

kom m t hier le ic h ter ü b e r die v o rh an d en en S ch w ierig k eiten hinweg, als es m öglich ist, w enn m an den e rste n G em ein­

den n ich t so viel „ F u n k tio n ä re “ zuschreibt, w ie V erf. tut.

Und w ü rd e n in den P ast. die einzelnen B edingungen für A m tsübernahm e so ausführlich b esch rieb en sein, w enn die in F rag e kom m enden P erso n en n ich t im U n tersch ied zu den a n e rk a n n te n paulinischen G em einden von M en­

schen b e a u ftra g t w ü rd e n ? H ier h a t M. die Schw ierig­

k e ite n nicht b ehoben, sondern sie sich durch seine hypo­

th etisch e K o n stru k tio n von d e n N ich t-C h arism atik ern als B eam ten d er apostolischen G em einden zu leich t gem acht.

— W e ite re erh eb lich e F rag ezeich en b leiben bei dem, w as er ü b er die Fröm m igkeit und die Term inologie sagt. Um nu r eins anzuführen: W ie ü b e rh a u p t d er Begriff „W a h r­

h e it“ im N. T. e in g eh en d ster U ntersuchung bedarf, so ist in den P ast. seine ganz eigene F ärb u n g viel sch ärfer herau szu arb eiten , als M. es tu t. D abei w ird sich a b e r auch die E ig en art des G ebrauchs in P ast. zeigen. D am it hängt zusam m en, daß P ast. von „gesunder L eh re" re d e n und ih ren eigenen O ffenbarungsbegriff haben. Das alles m it Paulus in E inklang zu bringen, ist n icht m it so allgem einen B em erkungen getan, w ie es M. stellen w eise tu t; die S eiten 79 ff. h ab en m ich da am w en ig sten z u friedengestellt. H ier, z, B, b eso n d ers beim O ffenbarungsbegriff, ist w e it m ehr die N ähe zu Philo zu b each ten , als es gew öhnlich geschieht und auch M, tu t.

A uch w en n M, nicht überzeugt, so zw ingt er doch zu e rn sth a fte ste r A usein an d ersetzu n g , und m an k a n n n u r w ünschen, daß seine S chrift die so sta rk h y p o th etisch e D e b a tte ü b er die P ast. w e ite rh in anregt,

H e r b e r t P r e i s k e r - B reslau,

N isters, B ernhard, K aplan in V orst, D ie C h ristologie d es hl. F u lgen tiu s v on R usp e. M ünster 1930, A schendorff.

(115 S. gr. 8.) 5.80 Rm, M ünsterische B eiträg e zur Theologie von D ie k am p -S tap p er, H eft 16.

Eine gründliche, auf eingehender K enntnis d er K irchen­

v ä te r und d e r L ite ra tu r ruhende, dogm engeschichtliche

(4)

375 376

U ntersuchung ü b er die C hristologie des F ulgentius von R uspe legt N. vor. In d er E inleitung s te llt er u n te r B e­

richtigung d er C hronologie des L ebens des Fulgentius (467—532) kurz das zusam m en, w as w ir davon w issen, und zeigt den A nlaß d er für die christologischen L ehranschau- ungen des F ulgentius w ich tig sten S chrift ep. 17 auf. D a­

n e b en sind ep. 14 an F e rra n d u s und die S chrift de fide für dieses L eh rstü ck von b eso n d erem W ert. Die L eh re des afrik an isch en K irc h e n v a te rs w ird d ann in drei K a p iteln ü b er die G o tth e it des E rlösers, ü b e r die M enschheit C hristi und ü b e r die H y p o statisch e U nion b eh an d elt. D a F ulgen­

tius in sein er C hristologie die theologische S p ek u latio n nicht w e ite rfü h rte , sondern n u r die w a h re L eh re gegen die E ntstellung d e r H ä re tik e r v e rte id ig te, v erm eid e t er A u sein an d ersetzu n g en ü b er die christologischen Z e itp ro ­ blem e des O rien ts und geht auch philosophischen E rö rte ­ rungen aus dem W ege. E r schließt sich eng an die V äter, vor allem A ugustin und Leo, an. Das U rteil N.s, daß er das übernom m ene G ed an k en g u t durchaus selbständig v e r­

a rb e ite t habe, verm ag ich m ir g erad e auf G rund seiner in stru k tiv e n D arlegungen n u r m it s ta rk e r E inschränkung zu eigen zu m achen. Die A b hängigkeit von den ä lte re n K irch en v ätern , vo r allem von A ugustin, ist doch so groß, daß von selb stän d ig er V erarb eitu n g n ich t viel ülbrig bleibt.

Dies muß auch N. zugeben, w enn e r am Schluß des e rste n A b sch n ittes sch re ib t: W ie u n se r K irc h e n v a te r in seiner Polem ik keine n eu e n A rg u m en te b rach te, so n d ern die B e­

w eise sein er V orgänger w ied erh o lte, so b erief e r sich gern auf das Zeugnis d er T radition. V on E in zelh eiten heb e ich hervor, daß F ulgentius eine K enose in dem Sinne, d aß d er Sohn G o tte s die G o tth e it ablegte, n icht k en n t, daß e r eine com m unicatio idiom atum leh rt, die von d er d er A n ti- o ch e n er n ich t sehr v ersch ied en ist, daß seine A usführungen ü b er W illen und W irk en C hristi bew eisen, daß die P ro ­ blem e, die d er s p ä te re M onotheletism us aufw arf, für ihn noch nicht ex istieren , daß er die L ehre von der u n b efleck ­ te n Em pfängnis d er Ju n g frau M aria w ie A ugustin n icht k en n t. D as einzige O riginelle ist seine Stellungnahm e zur C hristologie d er sk y th isch en M önche un d zur th eopaschi- tisch en Form el. So d a n k e n sw e rt die treffliche A rb e it von N. ist, so ist sie, auf die R e su lta te gesehen, für die G e­

schichte des Dogmas n icht sehr lohnend.

G G r ü t z m a c h e r - M ünster i. W .

Jahrbuch für B rand en bu rgisch e K irch en gesch ich te. H e r­

ausgegeben im A u fträg e d es V ereins für B ra n d e n b u r­

gische K irchengeschichte von Lic. W a lte r W endland, P fa rre r in Berlin. 25. Jah rg a n g . B erlin 1930, M artin W arn eck . (240 S. gr. 8.)

D ieses Jah rb u c h , das nun ein V ie rte lja h rh u n d ert lang zur A ufhellung d er K irch en g esch ich te B randenburgs b e i­

träg t, h a t durch die A rb e ite n des H erau sg eb ers und durch die K arl A n e rs v o r allem B edeutung für das Z e ita lte r d er O rthodoxie, des Pietism us und des R ationalism us. N icht m inder groß ist seine B edeutung für die R eform ationszeit;

die zah lreich en A rtik e l N ikolaus M üllers sind unvergessen.

E in alp h ab etisch es und ein sy stem atisch es In h altsv erzeich ­ nis ü b e r die 25 Jah rg än g e an d e r S pitze dieses B andes e r ­ m öglicht rasch e O rientierung. In die z u erst g en an n te Z eit­

p e rio d e gehören auch m e h rere A u fsätze dieses Bandes, näm lich: 1. Dr. theol. H erm ann P rieb e, P fa rre r in B eriin- G runew ald, „E ine bisher u n b e k a n n te H andschrift von P aul G e rh a rd t" (S. 145— 155), 2, Dr, E lisab eth F isc h e r-K rü c k e ­

berg, „Zur G e sch ic h te der reform ierten G esangb ücher des B erliner K antors Joh ann Crüger" (S. 156— 180). D ie Paul G erhardt-H andschrift en thält L itu rgisch es. T rotz d e s n icht b eson d ers w e r tv o llen S toffes ist ihr A b d ru ck b ei dem M an­

gel h and sch riftlicher A u fzeich n u n gen in P rosa au s G er­

hardts F ed er b egrü ß en sw ert. D ie U ntersu ch un g über Crü­

ger, d er d ie V erfasserin an an d eren O rten z w e i vo ra n ­ g esch ick t hat und ein e n ach folgen la ssen w ill, b ie te t m ehr als der T ite l b esagt, näm lich ein e D arstellun g der k irch en ­ m usikalisch en B estreb u n gen der b ran denb urgisch en K ur­

fürsten d es 16. und 17. Jahrhunderts, vor allem Fried rich W ilh elm s. Z w eifeln kann man, ob von m ehr als einem reform ierten G esangb uch Crügers gesp ro ch en w er d e n kann.

(S. 165 Z eile 8 von u nten muß d och w oh l „ s e in e “ g e le se n w erd en . — S. 170 Z eile 23 v on ob en „pulvero"!), 3. d ie S tu d ie d es Pfarrers zu W erb en a. E., R. Rudloff, „A nd reas From m s Ü bertritt zur k a th o lisch en K irche" (S. 181— 192), die zw ar F o n ta n es B erich t über d esse n 1668 erfo lg te K on ­ v er sio n in v ie le m ergänzt, aber ihr d och n ich t ganz auf d en Grund se h e n läßt, 4. D. Dr. T h eod or W o tsch k e-P ra ta u ,

„D er m ärk isch e F reu n d esk reis B recklings" (Forts. S. 193 b is 226) m it B riefen S p en ers, F ran ck es. R efo rm a tio n sg e­

sch ich tlich es bringen zw e i A bbildungen: Prof. D. Dr. O tto Clem en, „E ine F lu gsch rift von W olf gang vo n K etw ig ? "

(S, 139— 144) und Dr. R udolf L ehm an n -S en ften b erg, „D ie R eform ation in d er N ied erlau sitz" (S. 83— 117). E rsterer ist gen eig t anzunehm en, daß ein e 1532 v o n „W olfgang Canz- ler" g esch rie b e n e F lu gsch rift von dem im T ite l gen an nten B randenburger K an zler herrühre. D ieser s e i n ich t lu th e ­ risch, auch k ein A nh änger d er k a th o lisch en K irch e g e ­ w ese n , sondern habe zur a ltev a n g elisch en G em ein d e g e ­ hört. D ie F lu gsch rift se i ein e s der w e n ig en Ü b erb leib sel d er aus d iesem K reise en tsta n d e n e n L iteratur. B e k a n n t­

lich ist es ein e S treitfrage, ob m an von einer a lte v a n g e ­ lisch en G em ein d e red en darf. Lehm ann bringt v ie le s , b e ­ son ders für das k irch lich e L eb en vor der R eform ation.

V on den auf das M ittela lte r sich b ezieh en d e n S tü ck en se ie n als für w e ite r e K reise w ich tig hier genannt: Dr. A lfred P eter, Berlin, „D ie S ch u tzh eiligen im Barnim und T eltow "

(S. 14—42) und R ec h tsa n w a lt Dr. Burkhard v. Bonin in P otsdam , „ S ek elm eh d e" (S. 118— 121). E rsterer bringt ein e sta tistisch e A ufzäh lu ng der K irch en patrone, der A lta r­

h eilig en und -leh en , d o ch n icht oh ne ein ig e k lein e F eh ler.

L e tz tere r sie h t in dem R ec h tsw o rt S ek elm eh d e = S ich el- m et, S ich elb ier, vom Pfarrer an die B au ern b eim A usb ringen d es Z ehn ten zu zahlen, ein en Ü berrest aus der er sten g er­

m anisch en Zeit, der vor der S laven h errsch aft, und m eint, daß die Z ehn tlieferu ng als so lch e ein g le ich es A lter habe, daß sie ein g ew oh n h eitsm äß iges R ech t d es h eid n isch en K ul­

tus in g ew issen m ärk isch en L anden g e w e se n sei. F reilich w id ersp rich t das aller Ü berlieferung. Zur A ufhellu ng der F rage m üß te zu erst u n tersucht w erd en , in w e lc h e n T eilen D eu tsch lan d s äh n lich e L eistu n gen der G eistlich en für Z ehn tarb eiten b estan d en . V on allg em ein ster B ed eu tu n g ist en d lich der B eitrag O tto F isch ers, Pfarrers in B erlin -N eu ­ kölln, „M ärkisch e P farrergesch lech ter" (S. 122— 138), der se in e im 21. Band g eg e b e n e Ü bersicht stark er w e ite r t w ie ­ der vorlegt. D ie Zahl der m in d esten s 4 G en era tio n en von Pfarrern ste lle n d e n F am ilien erhöht sich auf 202, d ie der anderen auf 257. E s w er d e n sogar ein ige F am ilien au fge­

w iesen , aus d en en 7 od er 8 P farrergen eration en en tsp ro s­

sen sind. T h e o b a l d - Nürnberg.

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R enaissance. Hrsg. v. W a lte r G oetz. Bd. 43. M it einer Tafel. Leipzig und B erlin 1931, B. G. T e u b n er. (II, 160 S. gr. 8.) 8 Rm.

Die A rb e it von W . G raf ü b e r C hristoph Scheurl, R a ts ­ k o n su le n ten d er S ta d t N ürnberg, b e d e u te t einen e n tsch ie­

den e n F o rts c h ritt gegenüber den b isherigen D arstellungen.

U nd doch k a n n sie n ich t abschließend g en an n t w erden.

D enn so sorgfältig G raf das g e d ru c k te M ateria l ausschöpft, so ach tlo s geht er, allerdings zu einem g uten T eil w id er seinen W illen, an d en re ich en Q uellen sch ätzen d e r N ürn­

b e rg e r A rchive und B ib lio th ek en v o rü b er. C hristoph S cheurl ist k ein e a n sp rech e n d e E rscheinung. Sein sch w an ­ k en d es V erh ältn is zu L u th er und L u th ers Sache, das ihm so oft zum V orw urf gem acht w ird, lä ß t sich am E nde noch begreifen. D enn G raf ste llt m it vollem R ech t die V or­

frage: zäh lte S cheurl ü b e rh a u p t einm al zu den ü b erzeu g ten A n h än g ern d e r lu th erisc h en B ew egung? und glaubt dies auf G ru n d se in er eingehenden U n tersu ch u n g en schlechtw eg v ern ein en zu m üssen. T ro tz aller w a rm e n V erehrung, die er schon als h e rv o rrag en d es M itglied d e r S tau p itzg en o ssen ­ schaft und d a n n noch v e rsc h ied en e J a h re s p ä te r dem R e ­ fo rm ato r und seinen S ch riften en tg eg en b rach te, w a r und blieb er d och sein L eben lang ein tre u e r Sohn d e r röm i­

schen K irche, dem n ic h ts fe rn e r lag, als m it d er päp stlich en L eh rg ew alt o d er d e r p rie ste rlic h e n H eilsverm ittlung zu b rech en . H ieran h in d e rte ihn n ich t bloß die Ü berlieferung sein er Fam ilie m it ih re r a u sg esp ro ch en en K irchlichkeit, die sie schon dem z a rte n K n ab en einzuflößen v e rstan d , oder die vielen B ande d e r F re u n d sch a ft und V e rw an d tsch aft, die ihn m it ehrw ü rd ig en V e r tre te rn des a lte n G laubens v e r­

knüpften, so n d ern n am e n tlich auch d er k o n se rv a tiv e Sinn des reic h sstä d tisc h e n P a triz ie rs, d e r sich s te ts auf die S eite d e r h ö ch ste n ird isch en A u to ritä te n , d e s K aisers und des P ap stes, schlug, und n ich t zu letzt die ta te n lo se F rie ­ den sseh n su ch t des g e leh rte n H um anisten, d e r allem än g st­

lich aus dem W ege ging, w as ih n von au ß en o d er innen in K am pf und U nruhe zu stü rz e n d rohte.

S eh en w ir a b e r auch von d ieser einen F rag e ab, so haften seinem C h a ra k te rb ild e doch n o ch m an ch erlei peinliche Züge an, von d en en einzelne g era d ezu a b sto ß e n d w irken.

Ein so e rn s te r u n d from m er M ann, w ie L azarus S pengler, sch alt ih n einen „ eitlen N a rre n “ und m ein te, „wo D o k to r S cheurlein den M und au ftu t, d a lügt e r “. D as w a r ohne Zweifel zu h a rt g eu rte ilt und doch s te c k t in d en W o rte n ein b itte re r K ern, w ie schon das allgem eine M iß trau en b e ­ w eist, das ih n m it d er Z eit um gab. Ehrgeizig, ruhm redig und w ichtigtuerisch, litt er an d er zw eifelh aften Sucht, jederm ann gefällig zu sein, u n d n ic h t m inder an d e r än d ern , auch bei Dingen, d ie ih n p ersönlich gar n ich t b e rü h rte n , die H and im S piel zu haben. D ad u rch w u rd e e r zu S c h rit­

te n v e rle ite t, die h a rt an d ie G ren ze d e s sittlich E rla u b te n stre ifte n und zugleich in Z usam m enstöße m it G leichgesinn­

te n h in ein trieb en , aus denen e r n icht im m er m it fleck en ­ losem Schilde hervorging. Von den stän d ig en H u m an isten ­ untugenden, d er P h ra se n h a ftig k e it, den lite ra risc h e n Ü ber­

treibungen, dem B ildungsstolz, dem w eichlichen F re u n d ­ schaftskult, gar nicht zu red en . G raf d e n k t n icht daran, diese S c h a tte n se ite n in S cheurls C h a ra k te r zu leugnen. U nd doch w e rd e n w ir den E in d ru ck n ich t los, daß sein Bild um

einige G rad e zu licht gem alt ist. E r entschuldigt m anches, n icht zu en tschuldigen ist, und m öchte an d e re s p sycho­

logisch b e g re ife n , w as ru n d w eg v e ru rte ilt w erd en muß. Im

R ahm en des gew ählten T hem as hinausgreift. W e r sich darum m it den Z uständen an d er ku rfü rstlich en U n iv ersität zu W itten b erg am A nfang des sechzehnten Ja h rh u n d e rts, m it d er N ü rn b e rg er R eform ation oder m it d er G eschichte des d eu tsch en H um anism us b esch äftig t, k ann ihr m anchen w e rtv o lle n Fingerzeig entnehm en.

D. W i 1 h. G u ß m a n n , S tu ttg a rt.

Heim, K arl, D. (Prof. in Tübingen), Glaube und Denken.

Philosophische G rundlegung einer christlichen L eb en s­

anschauung. B erlin 1931, F urche-V erlag. (441 S.) B rosch. 10 Rm., L einen 12 Rm., H alb led er 16 Rm.

Von d e r b ea b sic h tig te n m ehrbändigen D arstellung „D er evangelische G laube und das D enken d er G eg en w art.

G rundzüge einer christlichen L ebensanschauung" liegt m it unserm Buch d er e rste B and vor. Die A rb e it ist ged ach t als eine philosophische G rundlage einer christlichen L e ­ bensanschauung, in w elch er d er E rtra g d e r heutigen th e o ­ logischen und philosophischen A rb e it zu einem G esam t­

bild zusam m engefaßt ist. D as Buch will uns ü b e r die F rag e n ach d en k e n lehren, v o r die uns die W irk lich k eit u n serer m enschlichen Lage jeden A ugenblick stellt.

Heim geh t aus von w irk lich allgem einster philosophi­

sch er Erw ägung. D as S eiende ist nicht bloß in E lem ente zerlegbar, die k o o rd in ab el sind. Es „ s te h t“ in D im en­

sionen, die n icht m itein an d er k o o rd in ab el sind. Die d re i R aum dim ensionen, die uns anschaulich sind, sind n u r ein ganz b e sc h rä n k te r A u ssch n itt d e r „H insichten", n ach denen das S eiende bestim m t w erd en muß, w enn w ir die F rag e w irklich b e a n tw o rte n w ollen, w as es ist. D er p rim äre A usgangspunkt u n se re r E rfassung d er W irk lic h k e it ist n ich t d er Vollzug d e r U n tersch eid u n g sak te, die w ir d u rc h Sehen, H ören und T a ste n vollziehen, denn diese einfachen U n tersch eid u n g en kom m en e rst in nerhalb von U n te rsc h e i­

dungssphären zu stan d e; sie se tzen das V orhandensein d er D im ensionen im m er schon voraus. D er p rim äre A usgangs­

p u n k t d er E rfassung d er W irk lic h k e it ist das D asein eines S chem as von D im ensionen, in d as w ir u n sere W e lte in ­ d rü ck e eintragen. Um diese D im ensionen, um die ein­

zelnen, in sich geschlossenen, a b e r doch au ch w ied er ü b e r sich h inausw eisenden H insichten, n ach denen jedes S eiende bestim m t w e rd e n muß, w enn die F rage, w as es ist, w irklich b e a n tw o rte t w e rd e n soll, geht es in unserm B uche re c h t eigentlich. D ie Beziehung, die zw ischen diesen D im ensio­

nen b e ste h t, b ezeich n et Heim als „dim ensionale Spaltung".

D iese w ird uns bei den R aum dim ensionen u n m itte lb a r a n ­ schaulich; a b e r an diesem A nsch au lich w erd en hängt n icht ihr D asein; sie spielt au c h bei den unanschaulichen B e­

ziehungen, vor allem b e i d e r B eziehung zw ischen Zeit und E w igkeit, eine große R olle. W ie sich in n erh alb d e r G egen­

standsw elt, w ie sie uns g eg en ü b ersteh t, v ersch ied en e Di­

m ensionen a b sp a lte te n , so sp a lte t sich von d ieser G egen­

stan d sw e lt als G anzem d e r B ereich d es N ichtg eg en stän d ­ lichen ab. In n erh alb d ieser R egion des N ich tg eg en stän d ­ lichen sp a lte t sich d a n n als neue D im ension die des Du ab. D am it tre te n g eg en ü b er Ich-E s-V erhältnis und Ich-D u- Beziehung. U nd nun ist das E n tscheidende, d aß d er k lare E inblick in die S tru k tu r d ieser beid en V erh ältn isse n o t­

w endig das B ew ußtsein um die M öglichkeit a n d erer Setzungen e n tste h e n läßt. W ir leiden u n te r dem Dasein, in das w ir d u rc h d as Ich-E s-V erhältnis und die Du-Be- ziehung h in ein g estellt sind. A b e r gerad e dam it, d aß dieses

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Leiden ü b er uns kom m t, ist uns das T o r zu ein er ganz n eu en D im ension d es S eins aufgeschlossen w orden, das w ir aus eigener K raft n icht h ä tte n aufstoßen können. U nd diese D im ension geht uns re a lite r auf, w en n nun u nsere A k tiv itä t und d e r an ihr erfah ren e W id erstan d n icht als Zufall, sondern als N otw endigkeit em pfunden w ird. Das Du, das uns aus d e r V erzw eiflung u n se re r D u-B eziehung befreit, ist G ott. E r k an n nie auf die E bene d er O b jek tiv i­

tä t p ro jiziert w erd en . G o tt ist d er Einzige, auf den das W o rt „Ich “ im u ngebrochenen V ollsinne an g ew an d t w e r­

d e n kann, d er von sich sagen k ann: Ich bin, d er ich bin.

M it alledem k a n n n a tü rlich nur a n g e d e u te t sein, in w elch er R ichtung d er H eim 'sche V ersuch läuft. W e r ihn w irklich v e rste h e n will, w ird u n ser B uch selbst stu d ieren m üssen. Im m erhin d ü rfte d eu tlich sein, daß das E n tsch ei­

dende das S ystem d er D im ensionen ist. M ir selbst scheint alles auf das V erhältnis, in dem die v ersch ied en en D im en­

sionen zu ein an d er stehen, anzukom m en. W ie w ir b e re its sagten, n e n n t Heim die Beziehung, in d er die n eu au ftre- te n d e D im ension zur frü h ere n ste h t, die dim ensionale S p al­

tung. U nd diese b e ste h t darin, d aß ein und d e rse lb e Inhalt, d er v o rh er n u r in e in er D im ension stand, plötzlich in zw ei D im ensionen ste h t. D abei m eint es Heim ganz gew iß n ich t so, daß w ir erk e n n en d in die neu e R egion eindringen und e rk en n e n d uns ih re r bem ächtigen. N ur auf die U n te rsc h e i­

dungsverhältnisse, n ich t auf die W irk lic h k e it selbst ric h te t sich u n ser E rk en n en . Die W irk lic h k e it lä ß t sich im m er nur h andelnd und leid en d au sd rü ck en . Das ist das für Heim u naufgebbare e x iste n tie lle M om ent sein er T heologie. U nd d am it b ringt Heim voll und ganz d as zur G eltung, auf w as es d er Theologie von h e u te so vornehm lich ankom m t. A ber, so frage ich mich, w ird n ich t dem E rk e n n e n dam it, daß es sich auf die U n tersch eid u n g sv erh ältn isse und nicht auf die W irk lich k eit selb st ric h te n soll, im G runde ein viel größere R olle zugeschoben, als es sie spielen w ü rd e, w enn es sich auf die W irk lich k eit, d. h. auf d ie W irk lich k eit als solche, zu ric h te n h ä tte . Das E rk e n n e n stellt doch eb en B eziehungen her. D iese sind gew iß als solche re in form aler N atur. A b er sie p räju d izieren doch die h ö h eren D im ensionen. Das Schem a d e r O ffenbarung w ird k o n stru ie rt; es ist da, bev o r d e r M ensch die O ffenbarung selb st e rle b t h at. D ie O ffen­

barung w ird gewiß n ich t vor d er O ffenbarung als w irklich aufgew iesen. A b e r ihr Schem a, ihre D enkm öglichkeit w ird aufzuzeigen versucht. G ew iß b leib t d e r O ffenbarung die A ufgabe, die so e rre ic h te F orm m it In h alt zu füllen. A b er w ird ihr nicht G ew alt an g etan , w enn m an ih r d as Schem a, in dem sie zu ersch ein en hat, v o rsc h re ib t? M e iste rt hier n ich t die Philosophie d ie T heologie? D rängt sich h ier n icht dieV ernunft, die doch dem w irk lich G eg eb en en — und das m uß und soll doch d ie O ffenbarung sein — gegenüber im m er n u r eine form ale und eine m a te ria le A rb e it zu leisten hat, u n e rla u b t v o r? G e h t hier d er W eg des O ffen­

b aru n g sv erstän d n isses, d er doch im m er ein W eg von oben n ach unten, ein v o n dem T a tsäch lich en d er O ffenbarung ausgehender, sein muß, in falscher, a n th ro p o z e n trisc h er R ichtung von u n te n n ac h o b en ?

M it diesem zen tra le n B ed en k en hängen alle ä n d e rn B e­

d enken, die ich gegen den H eim ’schen V ersuch habe, zu­

sam m en. W er vom D en k en ausgeht, muß seine B e­

m ühung so oft e rn e u e rn w ie das D enken, d. h. hier die m a te ria le n P rinzipien des D enkens sich än d ern . J e d e neu a u ftre te n d e Philosophie muß e n tw e d e r abgew iesen oder ein g eb au t w erd en . Nun ist es offenkundig, daß H eim in d ie se r H insicht E rstau n lich es g e leistet hat. U nd es ist ge­

wiß n icht so, w ie m ir ein K ritik e r Heim s sagte, daß d e r ewige W andel H eim s in d er p o sitiv en D urchführung seiner G ru n d th ese eine p ersönliche U n sich erh eit in d ieser seiner G rundanschauung v e rra te ; w ohl a b e r is t’s so, daß die N o t­

w en d ig k eit dieses fo rtw ä h re n d e n W andels die G ru n d th ese selb st als e tw as U nsicheres ersch ein en läßt. G ew iß m uß d er T heologe sich im m er m it dem N eu esten a u se in a n d e r­

setzen und ein S tillstan d d ieser A rb e it w ä re R ü ck stan d . A b e r m uß diese W e ite ra rb e it im m er in d er H eim ’schen R ichtung v e rlau fen ? W ie w ürde es d a n n sein, w en n sich nun k ein Heim finden w ü rd e, dem es gelänge, m it Hilfe des N eu esten die Denkm ögliichkeit d er O ffenbarung zu zei­

gen! M üßte d ann die T heologie n ich t ein p ack en ? G anz gew iß m üßte sie es; a b e r sie m üßte es nicht, w eil die W irk ­ lich k e it es fo rd ern w ü rd e, sondern w eil die A ufgabe, die m an d er T heologie g estellt h ä tte , u n g e re c h tfertig t schw ie­

rig, w enn n ich t g erad ezu ganz u n d u rch fü h rb ar w äre. W as Heim e rre ic h en will, läß t sich eb en n ich t erreich en . Die ganze M ühe ist vergebens. Die T heologie k an n n ich t m ehr tun, als daß sie die O ffenbarung in ih re r T a tsäch lich k eit v o ra u sse tz t und diese irra tio n a le T atsä c h lic h k eit in das G anze des m enschlichen B ew ußtseins ein zu o rd n en v e r­

sucht, sow eit es eben geht. D iese m eine A nsicht ist durch H eims Buch n icht e rsc h ü tte rt, sondern g erad ezu n eu ge­

s tä rk t. Im E inzelnen k an n m an aus dem m it glänzendem S charfsinn und h e rv o rra g e n d er D arstellu n g sk u n st g esch rie­

b en en Buch viel lern en . J e 1 k e - H eidelberg.

Ernst, P asto r, Dr., D ie W eltan sch au u n g und ihre P ro b le­

m atik . Ein p hänom enologischer V ersu ch zur W e lt­

anschauungskunde. G ü terslo h 1930, B ertelsm ann, (199 S. gr. 8.) G eb, 8.50 Rm.

E ine fertig e W eltan sch au u n g b e ste h t im G ru n d e aus ein er einzigen E ntscheidung, die alles übrige involviert. In d er E ntw icklung und in d e r re fle k tie ren d e n V erg eg en w är­

tigung lä ß t sich a b e r diese E ntscheidung in U n te re n tsc h e i­

dungen zerlegen, S uchen w ir die A n g elp u n k te d e r p e rsö n ­ lichen S tellungnahm e in dem B uch von Dr. E rn st (der V er-

| fasser ist L e ite r d e r philosophischen A bteilung am F o r­

schungsheim für W eltan sch au u n g sk u n d e in W itten b erg ), so finden w ir sie etw a in folgendem : 1. Die W elt läß t sich in d e n k e n d e r E rforschung w irk lich erk e n n e n (gegen die U n ­ e rk e n n b a rk e it des D inges an sich und gegen d en S en su a­

lismus). 2. D ie T a tsa c h e d er Irra tio n a litä t d es K o n k re te n w ird gleichzeitig m it d er V ern ü n ftig k eit d e r W irk lich k eit im G anzen b e h a u p te t (gegen d en Irratio n alism u s d er D ia­

le k tik e r und gegen die „V ern u n fto ffen b aru n g “ d er R a tio n a ­ liste n und Idealisten), 3. W irk lich e Sinnsetzung ist desh alb n ur m öglich als W ille zur E rfüllung d er S chöpfungsordnung (Theism us). 4. Bei d er S in n erk en n tn is w ird m it klopfendem H erzen gefragt (ex isten tielles D enken). 5. D ie Begriffe

„ S in n “ u n d „G eltu n g " d ürfen n ich t zu ein er E rw eichung des W irk lich k eits- und W ah rh eitsb eg riffes führen. — W ir ste h e n n ich t an, diese G rundbegriffe als du rch au s einleuch­

te n d zu e rk lä re n , au ch den ersten , d e r allen K an tsch ü lern b eso n d ers anstößig sein dürfte. In d er D urchführung kom m t freilich d er E n tsc h e id u n g sc h a rak te r d er einzelnen T h esen w enig zur G eltung, w as d en P olem iken n ich t im m er zum V orteil g ereich t. Im übrigen b e ste h t a b e r d er W e rt unseres Buches n ich t zum w en ig sten g erad e in d er m u sterh aft k la re n A u sein an d ersetzu n g m it a n d e rsg e a rtete m W e lta n ­ schauungsdenken. Dem U n te rz e ic h n ete n ist keine ähnlich gu te E ntfaltung des zum W eltan sch au u n g sp ro b lem v o r­

h an d en en Stoffes b e k a n n t. U nd w enn au ch d er H erau s­

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arbeitung d es n ach A n sich t d es V erfassers n ich t eb en großen U n ter sch ie d e s zw isch en W eltb ild (Anordnungs- und Z u ordnungsverhältnisse in der G esam tw irk lich k eit) und W eltan sch au un g (Erlassung d es in der G esam tw irk lich k eit w a lten d e n S inn es) ein fast allzu groß er Raum g ew id m et ist, so ist das Buch doch ein Zeugnis von ein er u ngew öh nlich großen F äh igk eit, die stru k tu rellen Zusam m enhänge im W eltan sch au u n gsd en k en au fzuzeigen, so daß es ein gründ­

lich es Studium verd ien t.

W i l h e l m F. S c h m i d t - W ech in gen ,

Duhm, H ans, D. (a. o. P ro fesso r d er Theologie in G ö t­

tingen), D er W eg d es m odern en M en sch en zu G ott.

M ünchen 1931, E rn st R eich ard t. (198 S. gr. 8.) 4.50 Rm.

D as B uch ist d er theologischen F a k u ltä t in B ern „in D a n k b a rk e it für die V erleihung d er theologischen D o k to r­

w ü rd e “ gew idm et. Es ist ein m it

radikaler

S c h riftk ritik und religionsgeschichtlichen E rö rte ru n g e n m o d ern au s­

sta ffie rte r R ev e n a n t aus d e r v o rk an tisc h en P erio d e des ratio n alism u s vulgaris. D er V erf. se tz t und sagt im V or­

w o rt voraus, daß „eine an sp ru ch sv o lle theologische R ich­

tung

unserer

T a g e “ ihm k ein e günstige A ufnahm e ge­

w ä h re n w ird. Zu den en tsch ied en A b leh n en d en g ehört R eferen t, sow ohl als Theologe w ie v o r allem als ein­

fach er evangelischer C hrist. Duhm ist seines W issens re fo rm ie rte r K onfession. So w ird e r schon aus seinem Ju g e n d u n te rric h t die b erü h m te erste F rag e des H eidel­

b e rg e r K atechism us: „W as ist dein

einiger

T ro st im L eben und im S te r b e n ? “ k ennen. G egen diesen

„einigen

T ro s t” eines L u th er und H u n d e rtta u se n d e r gläu­

biger C hristen

richtet

d er Verf. „ tro tz S tirn ru n zeln und

Verdikt

d er T e m p e lw ä c h te r“ (S. 163) den H auptangriff seiner zersetzen d en , von jedem H auch religiöser W ärm e v erlasse n en K ritik. E r w eiß einen ä n d ern T ro st als Paulus, Jo h an n es, L uther, Calvin. E r trö s te t den M enschen d a ­ mit, daß G o tt „k ein gräm licher P e d a n t“ und „nicht so hum orlos ist, w ie viele in ih re r Ä ng stlich k eit und S teif­

b einigkeit m ein en “ (S. 180), sondern „ein g roßer und w irk ­ licher H err, v o r dem ein M ensch auch dann noch w ird b e ­ steh e n können, w e n n e r n i c h t e i n m a l a n i h n g l a u b t “ (S. 156). So ist näm lich d er G o tt Jesu , frei­

lich nicht d er G o tt des C hristentum s. D as C hristentum ist eine Schöpfung des Paulus. „D as Ereignis von D am askus b e d e u te t zw eifellos seine G e b u rtsstu n d e “ (S. 98). W ie ist P aulus zu seiner für uns n ich t m ehr m aßgebenden L ehre (D. sagt „T heologie“ o d e r „P h ilo so p h ie“) „vom e rste n und zw eiten A dam , von d er E rbsünde, von d er R olle des G e­

setzes, von d er V orherbestim m ung d er A u serw äh lten und V erw orfenen, von d er P rä e x iste n z des G o ttessohnes, von dem S ü h n e c h a ra k te r des T odes J e s u “ (die A uferstehung w ird n ich t erw ähnt) gekom m en? E r h a t sie „selbständig und aus eigenen M itteln geschaffen“, und z w ar vo n „d er Gewißheit aus: d er M ann, d er am K reuze starb , leb t. E in­

ziger In h alt sein er T heologie ist die D eutung d ieser T a t­

sache auf den S ü hnetod des G o ttesso h n es zur Erlösung d er W elt. D er W eg zu G o tt ist d er G laube a n diese Erlösung.

D er W eg des C h risten tu m s zu G o tt geht auf P aulus zu­

rück. Ist d er W eg des P aulus und des C hristentum s auch der W eg J e s u “ (S. 105 bzw . 116)? Nein! „ Jesu s selbst b a t von alledem nichts gew ußt. E r k e n n t k ein en Sünden-

^11 und k ein e E rb sü n d e . . . E r w eiß nichts von e in er völ­

ligen U nfähigkeit des M enschen zum G u ten und sein er Geneigtheit zu allem B ösen und darum n ich ts von seiner

Verwerfung

und ra d ik a le n H offnungslosigkeit und darum

n ich ts v on der N o tw e n d ig k e it sein es eig en en S ü h n e­

todes" (S. 129). „ Jesu s kom m t gar n ich t auf den G e­

danken, daß G ott zu erst versöh n t w erd en m üsse, um gnädig sein zu können. G ott i s t gnädig. W eil er gnädig und gütig ist, darum w ill er jetzt sein R eich auf die M en sch en erd e kom m en lassen" (S. 132). „S ein G ott ist ein w u n d ervoll großzügiges W esen . Er steh t über d en D in g en “ (S. 133). „D en en tsch eid en d en A u ssch lag wird allein das P o sitiv e geb en : daß der M ensch g ew illt ist, aus guter G esinnung heraus gut und ehrenhaft zu handeln. Er wird es gew iß n icht im m er fertig bringen. S ein H andeln wird ste ts hinter seinem W o lle n Zurückbleiben, das V o ll­

k om m en e w ird er nie erreichen. D as w eiß G ott se lb e r am b esten , der den M en sch en als M en sch en erschaffen hat und n ich t als G ott. Darum ab er hilft er dem ehrlichen W illen nach und freut sich über jeden M ensch en , der en t­

sch lossen den Irrweg verläß t und n ach sein er führenden Hand g re ift“ (S. 134). D as ist n ach dem Verf. d ie R eligion Jesu, zu d eren G u nsten das C hristentum d es Paulus auf­

zu geb en ist. D as ist der W eg zu G ott für den m odernen M ensch en , der dank „d es m odern en W eltb ild es" den W eg des C hristentum s zu geh en n icht m ehr g ew illt und im stand e ist. D ie K ritik über d iese W eg w eisu n g steh t Luk. 6, 39.

D, theol. H a a c k - S ch w erin i. M.

Brückner, P aul (P farrer a n d er ev.-luth, G em einde in E lberfeld), D en n och b le ib e ich s te ts an dir. Ein J a h r ­ gang P red ig ten , zum eist ü b e r frei gew äh lte T e x te und T hem a-R eihen. E lberfeld, B uchhandlung des E rziehungs- V ereins. (456 S. gr. 8.) 6.— Rm.

Es sind k ein e m od ern en P re d ig te n w e d e r nach ihrem G ew and noch nach ih rer G ed an k en w elt, w e d e r nach ihrem hom iletischen A ufbau noch n ach ih re r T heologie, w eniger Z eit- als E w ig k eitsp red ig ten , d enn sie sind g etrag en und du rch w eh t von dem G eist d er E w igkeit, den d er Verf.

im m er w ied er aus dem T e x te zu schöpfen v e rste h t, selbst da, wo alles m enschliche D enken und Em pfinden m it G e­

w a lt von d er Z eit in A n sp ru ch genom m en w ird, w ie etw a in den T agen des K om m unistenaufstandes. N ü ch tern er lu th e risc h e r G laube, heiße L iebe zu C hristus und seiner G em einde, M issionseifer und frohes W a rte n auf den H errn d u rch strö m en sie, alles in k la re r G ed ankenführung und m ed ler S p rache, M an k an n es v ersteh en , daß die G em einde sie schriftlich zu b esitzen w ü nschte. Die T hem ata, die in d er 1. H älfte des K irchenjahrs die H e ilsta te n G o tte s b e ­ handeln oder sich eng a n sie anschm iegen, sind le ich t be- hältlich und nehm en den H ö rer vielfach u n m ittelb ar in A nspruch. In d er 2. H älfte b e h an d eln sie v ielfach b re n ­ n en d e eth isch e F rag en , z. B. D er C hrist und d er Beruf, D er C hrist und das Eigentum , . . . und d er S ta a t, W issenschaft, K unst, L eibesleben, E he und E rziehung, k irch lich e F rag en im b eso n d eren Sinne, z. B. K irche und B ek en n tn is (hier ist es m ir freilich rätse lh a ft, w ie lu th e risc h e r und H eid el­

b e rg er K atechism us als schriftgem äß in einem A tem ge­

n a n n t w erd en können).

Das G anze ist gutes, k räftig es B rot für das christliche H aus und für hungrige Seelen.

Lic. P r i e g e 1 - B reslau.

Neueste theologische Literatur.

U nter M itw irkung der Redaktion

zusam m engestellt von O berbibliothekar Dr. Runge in Göttingen.

B i b l i s c h e E in l e i t u n g s w i s s e n s c h a f t . B a r n i k o l , E r n s t , D . D r ., P r o f ., P e r s o n e n - P r o b l e m e d e r A p o s t e l g e s c h i c h t e , J o h a n n e s M a r ­ k u s , S ila s u n d T it u s . U n t e r s u c h u n g e n z u r S t r u k t u r d e r A p o s t e l -

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