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Theologisches Literaturblatt, 22. November 1912, Nr 24.

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Theologisches Literaturblatt.

U n te r M itw irkung

z a h l r e i c h e r V e r t r e t e r d e r t h e o l o g i s c h e n W i s s e n s c h a f t un d P r a x i s

herausgegeben von

Dr. t h e o l . L u d w i g l h m e l s

Professor der Theologie in Leipzig.

Nr. 24. Leipzig, 22. November 1912. XXXIII. Jahrgang.

Ers&aint viarzahntSgig Freitags. — Abonnementipreif jShrlidi 10 J t . — Inaertioasgabfihr pr. gatp. Petitzeila 30 J\. — Expedition i KOnigatraasa 13.

Prinzipienfragen der Religionswissenschaft, Pletlin, D r.A ntti J ., D reiV ersuchungsgeschichten:

Z arathustra, B uddha, Christus.

Hainack, A dolf, K ritik des N euen Testam ents von einem griechischen Philosophen des 3. Jah rh u n d erts.

Bibliothek der K irchenväter. Bd. I I —V.

Grutkamp, D r. H erm a n n , Jo h . H oltm ann und sein Buch „V an waren geistlicken levene eyn körte underw ijsinge“ .

Feuerstein, Otto, Is t die katholische K irche u n ­ fehlbar ?

Mott, Dr. Jo h n R ., Die Entscheidungsstunde der W eltm ission un d wir.

Becher, D r. Erich, G ehirn un d Seele.

Flugei, 0 ., H erbarts Lehren und Leben.

Kfllpe, 0 ., Im m anuel K ant.

Opitz, H . G., Das C hristentum im Freilichte der philosophischen K ritik.

Eger, D. K arl, Evangelische Jugendlehre.

Aufhänger, Dr. Georg, Die Feuerbestattung und das in Bayern geltende öffentliche staatliche un d kirchliche R echt.

N eueste theologische Literatur. — Zeitschriften.

Z ur gefl. Notiz.

Prinzipienfragen der Religionswissenschaft.

Zweifellos dürfte es sein , dass keine alttestam entliche D is­

ziplin in ihren einzelnen T eilen so sehr der fortgesetzten D is­

kussion unterworfen ist w ie die E inleitung ins A lte Testam ent.

Aber seltener tritt der F all ein, dass diese D isziplin als G anzes ein G egenstand der Erörterung wird. D ieses interessante Schau­

spiel ist aber in diesem Jahre gleich zw eim al über die Bühne gegan gen . D enn erat hat G o r n i ll eine Schrift „ Z u r E i n ­ l e i t u n g in d a s A l t e T e s t a m e n t “ (T ü b in gen , bei Mohr, 1 2 4 S., 3 M k) geschrieben, und bald darauf hat S e l l i n eine Sobrift „ Z u r E i n l e i t u n g in d a s A l t e T e s t a m e n t “ (Leipzig, bei Quelle & M eyer, 1 0 5 S ., 2 Mk. 8 0 Pf.) folgen lassen.

D enn Cormll hat in seinem B uche die 1 9 1 0 erschienene E in­

leitung in das A lte T estam ent von S ellin , die m it B echt all­

gem ein (auch z. B . in der „Theol. Literaturzeitung“ 1 9 1 1 , Nr. 24) als eine bedeutende L eistung anerkannt worden ist, einer um fassenden K ritik unterzogen. Darauf hat nun Sellin in der erwähnten Schrift eine ebenso um fassende Antwort g e­

geben. D er Berichterstatter über diese A useinandersetzung könnte nun freilich über hundert einzelne Punkte handeln, in denen die beiden Gelehrten mehr oder w eniger voneinander ab­

w eichen. Aber die beiden Disputanten haben selbst erklärt, dass sie die zw ischen ihnen bestehenden Einzeldifferenzen zum grossen T eile aus der V erschiedenheit in gew issen allgem einen A usgangspunkten und D irektiven ableiten m üssen. Darum seien diese ans Licht gestellt und auf ihre H altbarkeit geprüft!

D enn bei der B eschreibung dieses W eg es ist am ehesten zu h offen , dass man die wahre D ifferenz der beiden Arbeiten finde, ihrem gegen seitigen Streben am m eisten gerecht werde und selbst einen B eitrag zur Förderung der E inleitungsw issen- sohaft liefere.

A ls die Hauptdifferenz, die zw ischen ihm und Sellin k laffe, w ird von Gornill (S. 1 2 2 ) diese hingestellt: er sei stets bestrebt g ew esen , Bich an der H and der authentischen allen U eber­

lieferung eine G esam tanschauung von W esen und ZuBtänden des alten Israel zu b ild en , dagegen Sellin leb e glücklich und zufrieden in dem Phantasielande der D euteronom isten und des

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Chronisten. Aber dass ein derartiger Unterschied zwischen Cornill und ihm bestehe, lehnt Sellin (S. 1 01) entschieden ab.

Er habe ja in seiner E inleitung (S. 67 u. 131) das T endenziöse, das der deuteronom istischen und der chronistischen Geschichts­

auffassung anhafte, klar betont, und mit der Tradition dieser beiden G eschichtsauffassungen stünden seine eigenen Einleitungs­

resultate oft in einem direkten W iderspruch. Mit dieser Ab­

lehnung hat Sellin vollkom m en recht. D as Verhältnis der beiden Gesam tauffassungen von den Quellen der israelitischen Geschichte ist in jenen W orten Cornilla sicher schief gezeichnet worden. Auch sind Beine W orte zu allgem ein, ja sie treffen gar nicht direkt die E inleitungsfragen. D enn auch eine vierteilige Einleitung ins A lte Testam ent, w ie ich sie selbst vorgelegt habe, betrifft in ihrem litorargeschichtlichen H auptteile nur die Frage, ob es deuteronom istische Partien im überlieferten Schrifttum Israels gibt. Aber die Frage, w iew eit in ihnen ein „Traumland“ beschrieben sei, gehört in die Prolegom ena der Geschichte Israels. Es ist aber schon methodisch das einzig R ichtige, w enn die Problem e, die von der E inleitung zu entscheiden sind, reinlich abgegrenzt werden, denn sonst kom m en die U ntersuchungen der E inleitung leicht zu kurz und gew innen etw as V ages.

Jen e Charakteristik des zw ischen Cornill und ihm bestehenden Gesam tgegenaatzes ist aber von Sellin nicht nur einfach ab­

gelehnt worden, sondern er stellt ihr m it R echt auch den Satz an die S eite, w as die „authentische alte U eberlieferung“ sei, solle ja gerade erat festgestellt werden (S. 1 02). D ies wird allerdings auch Cornill nicht leugnen. D enn auch er ist w ieder in seiner neuen D arbietung zur E inleitung in das A lle T esta­

ment bemüht, an dieser Feststellung mitzuarbeiten. Sind also beide G egner über diese A ufgabe einig, bo ist nur die Frage, auf w elchem W e g e oder durch w elche Art von Untersuchungen sie zu lösen ist.

In b ezu g darauf bem erkt Cornill nichts, aber Sellin betont (S. 102 f.), dass zur L ösung der erwähnten A ufgabe zunächst folgende G esichtspunkte anzuw enden seien: a) Vor allem seien die M aterialien zu erforschen, aus denen die Q uellenschriften aufgebaut seien, die von der Kritik des vorigen Jahrhunderts im Pentateuch und in den historischen B üohem anerkannt

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worden seien, b) E s sei zu beachten, dass nnaere alttestam ent­

liche Literatur nur ein kleiner Ausschnitt derjenigen is t, die einstm als existiert hat. c) E s gehe nicht a n , die ganze alt­

testam entliche Literatur so zu behandeln, als ob sie von jeher nur in Jerusalem (bzw. Sichern?) existiert hätte, d) Auch dürfe nicht mit Cornill bestritten werden, dass es in der prophetischen A era verschiedene jahvetreue K reise in Sichern usw . w ie in Jeru­

salem gegeb en habe, e) D er Einfluss ausländischer Kultur auf Israel seit alters sei stärker einzuschätzen und daher auch die israelitische Literatur mehr, als es von Cornill geschehe, in den Rahmen der altorientaliechen Literatur hineinzustellen.

V on diesen fünf Gesichtspunkten für die Erforschung der althebräischen Literaturgeschichte m uss der e r s t e gew iss stark betont w erden, und in b ezu g auf diesen ersten Gesichtspunkt lässt sich auch behaupten, dass er von Cornill unrichtig zu sehr im Hintergrund gelassen worden ist. D as zeig t sich schon an seiner Behandlung der in den beiden Geschichtsbüchern über Israels ältere Zeit zitierten Quellenschriften „das B uch von den K riegen Jahvet»“ (Num. 2 1 ,1 4 ) und „das B uch des Redlichen“

(Jos. 1 0 , 1 3 ; 1. Sam. 1 ,1 8 ) . D enn die E xistenz dieser ans- drücküoh zitierten Quellen ist zuerst zu besprechen und bei der Aufrollung der A nfänge des althebräischen Schrifttum s zu verw enden (vgl. m eine Gesch. der alttest. Rel. 1 9 1 2 , 2 ff.), und dazu sind dann die Materialien zu fügen, die vom elohiatisehen Pentateucherzähler, der eben jenes Quellenbuch ausdrücklich zitiert hat (Num. 2 1 , 1 4 ), als ihm vorliegende G esänge usw.

verw ertet worden sind: E x. 15, 1 ff.; 1 7 ,1 4 usw., w ie die F älle indirekter Zitierung b ei E . vor kurzem auch b ei K ittel, Gesch.

Israels I, 3 8 8 usw . zusam m engestellt w orden sind. A nstatt so zu verfahren, hat Cornill jene Quellenschriften erst ganz hinter­

her bloss unter den „besonderen Stücken“ erwähnt (Einleitung 1 9 0 8 , 72 usw.). A ber die unter b — e von Sellin aafgezählten Gesichtspunkte können nicht für ebenso richtig und w ichtig g e­

halten werden. D ie Gesichtspunkte b und c kann er ja selbst nur als M öglichkeiten hinstellen, und es ist in W irklichkeit wertlos, an die bloase M öglichkeit zu appellieren, dass die ajt- hebräische Literatur einst w eiter war und zum T eil an ver­

schiedenen Orten Palästinas g ep flegt wurde. U eberdies dass der Elohist ein ephraim itischer Erzähler war, wird ja auch von Cornill (Einl. 1 9 0 8 , 48 ) angenom m en. Sodann der oben unter d von Sellin erw ähnte G edanke, dass es in der prophetischen A era des vorexilisohen Israel jahvetreue K reise auch in Sichern usw. g eg eb en h a b e, ist allerdings richtig, denn man k en n t ja z. B . die Stelle von dem getreuen R est der sieben T ausend (1. KÖn. 1 9 ,1 8 ) . A ber ob diese jahvetreuen K reise

„verschiedenste“ w aren und w as Bie zur A ufhellung der israe­

litischen Literaturgeschichte leisten , ist nicht Bicher. In dieser B ezieh u n g scheint es mir richtiger und w ichtiger, an die w irk­

lich begründbare A nteilnahm e der Prophetenjünger an der P fle g e des hebräischen Schrifttum s zu erinnern, w ie es in m einer Geschichte usw . (1 9 1 2 , 2 8 4 ) besprochen i s t Endlich jener oben erw ähnte f ü n f t e Gesichtspunkt, dass diö hebräische Literatur nicht von den altorientalisohen Literaturen „künstlich zu isolieren“ sei, ist auch kein v öllig nener, und seine W ichtig­

k eit ist mir fraglich. D en n selbstverständlich soll z. B . die F rage, ob es in B abylonien D ichtungen g egeb en h a t, d ie mit den hebräischen Psalm en form ell und inhaltlich parallell gehen, nicht vernachlässigt w erden. Aber ob dadurch die Geschichte der alttestam entlichen Psalm en aufgehellt w ird, fot keines­

wegs klar.

A ls einen sechsten Gesichtspunkt, nach w elchem Sellin d ie

Methode zur Erforschung der „authentischen alten U eberlieferung“

gefunden haben w ill, m acht er endlich dies geltend: „Vor allem ist auch mit der m echanischen H andhabung der sprachlichen Statistik bei der D atierung der Quellen zu brechen und viel m ehr, als von Cornill gesch ieh t, zu beach ten , dass es einm al eine spezifische D ichtersprache gegeben, zum ändern auoh w ieder, dass wir im A lten T estam ent nur einen Literaturausschnitt be­

sitzen und endlich, dass auch ein für die religiöse D iktion so bedeutungsvolles W erk w ie das Deuteronom ium doch auch seine sprachliche V orgeschichte gehabt haben m uss“ (S. 1 0 3 ).

Auch in diesen W orten ist mehreres dunkel oder unsicher und w ertlos. D enn w as heisst „m echanische H andhabung der sprachlichen Statistik“ ? Statistisch genau muss doch der sprachliche Charakter eines Literaturdenkm als festgestellt werden, oder die Feststellung besitzt gar keinen W ert. Ist die sprachliche B eobachtung aber statistisch genau gem acht, w ie z. B . die Auf­

nahm e des T atbestandes über das Vorkommen von a n o k k i und a n i im D euteronom ium (m eine E inleitung 1 7 0 ), w ie soll sie dann anders als „m echanisch“ gehandhabt w erden? D ass es ferner bei den H ebräern einm al eine spezifische D ichter­

sprache g eg eb en h at, ist w ieder statistisch genau in meiner Stilistik usw . 2 7 7 — 2 8 3 vorgelegt. D och w as soll daraus für die Lösung der EinleitangBprobleme folgen ? B ei der V er­

w endung des Sprachbew eises ist sodann die Erinnerung daran, dass „wir im A lten T estam ent nur einen Literaturausschnitt be­

sitzen“, längst (Keil, Einl. 1 8 7 3 , 1 1 7 f.) in der R egel beachtet w orden, dass eine D ifferenz des Sprachgebrauches bei zw ei Literaturprodukten nur dann behauptet w erden darf, w enn in allen beiden w irklich ebenderselbe B egriff durch verschiedene Ausdrücke w iedergegeben w orden ist. Kurz, jene B em erkung über die H andhabung des Sprachgebrauches ist dunkel und fraglich, und ich kann mir nioht helfen, sondern m uss bedauern, dass betreffs des Sprachbew eises nicht auE § 36 meiner E in­

leitu n g zurückgegriffen w orden is t, w o zuerst und allein eine vollständige Theorie über die N atur und T ragw eite des Spraoh- bew eises vorgelegt w orden ist. D ies w ürde nioht nur gerecht, sondern gew iss auch sachdienlich gew esen sein, w eil ich hoffen darf, dass auch in b ezu g auf diese Partie m einer E inleitung gelten wird, w as kürzlich N orb. Peters von ihr gesa g t hat, dass

„sie noch lan ge nicht g en n g gew ürdigt w orden sei“ (T heologie u. K irche 1 9 1 2 , 5 88).

N ach alledem k ann ich nur urteilen, dass das Verdienst, die E inleitungsw issenschaft gefördert zu h a b en , nicht einem allein von den beiden Käm pfern zukom m t, sondern dass sioh beide in dasselbe teilen können und m üssen. A uf der in m einer E inleitung § 3 1 vorgezeichneten B ahn einer mir voll­

ständig erscheinenden literaturgeschichtliohen D iskussion, w onach im m er eine literarische, eine sprachliche und ein e inhaltliche B e ­ trachtung des betreffenden Literaturproduktes vorzunehm en ist, schreiten zuerst beide Forscher eine Strecke lan g gem einsam hin, aber in b ezu g auf den Sprachbew eis hält sioh Cornill näher an der nach m einen R esultaten richtigen B ahn. D a g eg en w as die Erforschung der Vorstadien des im A lten T estam ents auf­

bew ahrten Schrifttum s an lan gt, bo hat Sellin die richtigere T endenz. D a h at er, w ie auch ich in m einer G eschichte usw . 1 9 1 2 , 2 ff., eine H auptaufgabe der Forschung darin gesehen, die ältesten Materialien aufzuspüren, aus denen die im P enta­

teuch und w eiterhin vorliegenden H auptschichten zusam m en­

gearbeitet w orden sind. Insbesondere hat Sellin m it R echt auoh die L inie der A rbeiten nooh w eiter zu verfolgen gestrebt, in denen, w ie von mir in der Z. A .-T. W . 1 9 0 8 , 1 7 4 über-

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sichtlich dargestellt worden ist, neuerdings die V orstadien des sogenannten Priesterkodex im mer voller enthüllt worden sind.

D ass dieses erfolgreiche V ordringen der Einleitungsw issenschaft in die älteren Schichten der Bem ühungen Israels um die Er­

haltung seiner V olkserinnerungen auch für die richtige E rkennt­

nis der R eligionsgeschiohte dieses V olkes grundlegend ist, muss jedem von selbst einleuchten. Ed. König.

P i e t i l ä , D r. A ntti J., D r e i V e r s u o h u n g s g e s c h i e h t e n : Z a r a t h u s t r a , B u d d h a , C h r is t u s . (Sonderabdruck aus den Annales A cadem iae Scientiarum F ennicae B , I I I , 3.) H elsinki 1 9 1 0 , Suom alaisen T iedeakatem ian K ustantam a (IV, 14 2 S. gr, 8).

Mit reichlicher B enutzung der einschlägigen Literatur werden hier die V ersuchnngsgeschichten in V endidad 19, im Buddhist­

kanon und in den E vangelien erörtert. In einer Bpäten Stelle des A vesta ermahnt A ngra M ainyu, von Zarathuschtra gefährdet, ihm den M azdaglauben abzusehwören, um Glück und Herrschaft zu erlangen, wird aber durch die H aom apresse und die sonstigen O pfergeräte und die heiligen Form eln besiegt. D as ist freilich für den Ritualism us der Sasanidenreligion sehr charakteristisch, scheint aber m it dem uns in den Gathas entgegentretenden Propheten kaum irgend einen Zusam m enhang zu'haben. H öchstens m öchte ich auf die bedeutsam e A ussage deB Angra Mainyu auf­

merksam m achen, nach der Zarathuschtras Mutter die vom Sohne bekäm pften Götter augerufen hatte. In diesem Zuge könnte man m it gutem W illen einen K ern von psychologischer W ahr­

heit entdecken.

W as den B uddha betrifft, konnte der Verf. aus Prof. W indischs Untersuchung: „Mara und B uddha“ (L eipzig 1 8 9 5 ) schöpfen, dem bei w eitem w ichtigsten B eitrag zur beliebten Diskaasion über die V ersuchungsgeschichten des Buddhalebens. E s liegen hier bekanntlich mehrere bedeutsam verschiedene Formen der V ersuchung vor. Im L aufe seiner D arstellung hat der Verf.

von den w ichtigsten T yp en der Versuchungen Buddhas B eispiele angeführt. Ich verm isse aber den springenden Punkt. Ich kann hier die A nalyse der betreffenden T ex te nicht verfolgen (sondern verw eise auf m eine U ntersuchung: Frestelseberättelserna om Gotama Buddha, Zarathustra och Jesus Kristus, Stockholm 1 9 0 0 , in „R eligiösa och k yrk liga frägor:<). D ie buddhistischen Berichte können nicht auf einen einheitlichen Inhalt zurtick- geführt w erden. W as die Zeit der V ersuchung während Siddhaitas Laufbahn betrifft, besteht der w ichtigste Unterschied darin, dass die m eisten V ersionen die Versuchung vor der Er­

langung zur Buddhawürde ansetzen, aber andere Quellen, und zwar, w ie Ernst W indisch gezeigt hat, die älteste», von der V er­

suchung erst n a c h der erlösenden Einsicht in der N ach t unter dem F eigenbaum am Strande Neranjaras berichten. W as den Inhalt der Versuchung betrifft, zeigen die m eisten Erzählungen die gew öhnlichen T yp en der A sketenversuchungen. D er H eilige wird versucht sein entsagendes Leben aufzugeben. D er B öse w endet abschreckende Mittel an, aber noch viel öfter verlockende.

R eizende Frauengestalten, feine Leckerbissen und alle G enüsse des Lebens w erden dem m it seinem Körper käm pfenden A sketen vorgeführt. D erartige psychologische Erlebnisse sind dem A sketen- tum so unum gänglich, dass es wunderlich wäre, w enn sie nicht in der MönchBliteratur Indiens w ie in derjenigen der Christen­

h eit und des Islam s Vorkommen. Etw as derartiges wird in Indien vor Buddha von N atschiketas in der K athaka-U panischad erzählt. D ass B uddha besonders während seiner streng asketi­

schen Periode solches erlebt hat, ist sehr wahrscheinlich. D en Verleumdern der buddhistischen W eichlichkeit gegenüber wurde es notw endig, zu zeigen, dass Buddha es in asketischer Schroff­

heit sow eit w ie nur irgend jem and getrieben hatte. In. der Dusohkaratscharja des werdenden Buddha hat auch die buddhistische Literatur reichlich geschw elgt. A ls er die Nichtswürdigkeit des strengen Fastens einsah und N ahrung zu Bich nahm zum An- stosse der m it ihm im W alde w eilenden A sketen, das heisst un­

mittelbar vor sow ie nach der E rleuchtung, scheint die V er­

suchung durch Essen w eniger angem essen. Man m öchte dann fast sagen, dass Buddha dieser V ersuchung unterlegen sei.

Jetzt aber komm t im M ah a-para-nfobana-sutta, im B uche vom grossen T o d e , eine ganz andere Form der nach der Er­

leuchtung an Buddha heran tretenden V ersuchung v o r, w elche alle inneren Kriterien der psychologischen W ahrheit hat. Dem zum Frieden endlich G elangten trat der G edanke nahe: „Störe nicht w eiter durch U m gan g m it den Menschen und duroh Predigt der Lehre die R uhe der Seele, sondern gehe unmittelbar durch den T od in das vollkom m ene N irvana hinein.“ D er Meister empfand diesen Gedanken als eine V ersuchung. Seine dem Mara, dem Versucher, g egeb en e Antwort, oder, w ie sein Entschlnss häufiger genannt wird, sein grosses Gelübde, nicht in das N irvana ein­

zugehen, ehe sein H eilsw eg allen Menschen verkündigt werden würde (oder w ie sonst „das grosse Gelübde“ formuliert wird, es gibt über vierzig anerkannte Versionen), wurde dem Mahajana dem w eiter entw ickelten Buddhismus, e is e Art von Heilstatsaehe w elche die S eligk eit des armen, heilsbedürftigen Menschen ver-, bürgt, w enn er nur an das Gelübde fest glaubt. H ier liegt der springende Punkt des Problem s von den buddhistischen und evangelischen V ersuchungsgeschichten. D iese Erzählung hat mit den A sketenbegierden der M önche nichts zu tun. Sie ist dem Buddha ebenso eigentüm lich w ie dem Christus die ganz anders geartete V ersuchung: beliebige W under zu tun und Freiheitsheld zu w erden, w elche dem M essiasbewusstsein sich einstellen m usste. Jeder Lebensstellung und jedem Tem peram ent ist eine besondere V ersuchung angehörig. D ie M essiasversuchung aus der m eines Erachtens echten Buddhaversuchung einiger- m assen geachichtlich herzuleiten ist ebenso unm öglich, w ie es unnötig und unpsychologisch ist, zw ischen analogen A eusserungen der N o t der Asketen im Osten und im W esten einen literarischen Zusam m enhang anzunehm en.

D er Verf. des vorliegenden B uches knüpft an die Ver- suchungsgeBohichten in strengerem oder loserem Zusam m enhang viele interessante Bem erkungen über das W esen der betreffenden R eligionen an. B esonders sucht er in ihre verschiedenen A uffassungen des B ösen einzudringen. D er Inhalt des Buches würde vielleicht durch den T itel: „D ie T eufelsgestalt im Parsismus, Buddhism us und Christentum“ oder „D as W esen des B ösen nach den V ersuchungsgeschichten im Parsismus usw .“

noch näher an gegeb en werden. Zu den fruchtbaren Beobachtungen rechne ich z. B. das, w as der V erf. auf S. 1 0 7 über die über­

schw engliche U nsinnigkeit vieler Jatakaerzählungen von der Barm­

herzigkeit des B odhisattva sagt. D as stete Hinbrüten in mit­

leidigen Stim m ungen gib t ein ganz anderes Resultat als die tätige Mitarbeit an positiven Zwecken. D as wird überall v o n der G eschichte der höheren R eligionen bestätigt.

N athan Söderblom.

H a r n a c k , Adolf, K r it ik d e s N e u e n T e s t a m e n t s v o n e i n e m g r i e c h i s c h e n P h il o s o p h e n d e s 3. J a h r h u n d e r t s . (D ie in Apocritieus des Maearius M agnes enthaltene Streitschrift)

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( — T ex te und U ntersuchungen. Bd. 3 7 , 4). L eipzig 1 9 1 1 , J. C. Hinrichs (IV , 1 5 0 S. gr. 8). 5 Mk.

D er A pologet Macarius M agnes (ca. 4 1 0 ) hat in Sohalkhausser (1 9 0 7 ) einen sorgfältigen K ritiker und Darsteller gefunden (T ex ten . U nters. X X X I, 4). Harnack beschränkt sioh daher in dieser anregenden neuen Studie lediglich auf die R ekonstruktion und B esprechung des porphyrianischen W erkes, das MacariuB zitiert und w i d e r l e g t . D er grösste T eil der Studie (S. 2 0 — 9 6 ) ist dem Abdruck des gegnerischen T extes gew idm et, b ei dem sich das griechische Original und H arnacks deutsche U ebersetzung rechts und links immer gegenüberstehen. B equem er kann m an die K enntnis eines der altchristlichen apologetischen D ialoge nicht verm itteln (ü b er die Literaturform vgl. jetzt Jordans Lit.-Gesch.). Im E in gan g berichtet H arnack über die H and­

schriften, von denen drei oder vier in der N eu zeit auf un­

begreifliche W eise verloren gegan gen sind, und nennt die im Apocriticus steckende neuplatonische A rbeit die „in m ancher H insicht w i c h t i g s t e Streitschrift g eg en das Christentum aus der alten Zeit der Kirche“ (S. 4). A uf die W iedergabe des T ex tes folgt die U ntersuchung, aus der wir folgendes heraus­

heben: Harnack sieht in dem G egner keinen geringeren als P o r p h y r i u s s e l b s t (S. 1 3 7 ff.), dessen verloren g egan gen e Streitschrift wir in den T exten zu sehen h ab en , freilich nicht mehr in der originalen F orm , sondern in der eines späteren, anonym en E x z e r p t e s (S. 141 ff.). D iese gekürzte Streitschrift hat Macarius benutzt. D ie A rgum ente für diese These, m it der d ie andere, der Verf. sei vielleicht Hierooles (vgl. P R E 3 X II, 92), en d gü ltig abgelehnt ist, sind klar und übersichtlich zasam m en- gestellt. Interessant ist die „verborgene H ochschätzung“, die der K ritiker für Jesus hat (S. 1 3 6 f.). S eine Polem ik richtet sich lediglich g eg en die A postel und g eg en das N eu e T estam ent als B uch. Ala Grieche sieht er in Petrus und Paulus nur die Verfälscher der Lehre Jesu und die R epräsentanten schlechter jüdischer Eigenschaften, und H arnack betont bei der G elegen­

heit (S. 1 32) nochm als, w ie schw ach es mit dem „H ellenism us des Paulus“ bestellt se i, w enn Porphyrius ihn ganz auf seiten des Judentum s stehen sieht. D ie Scheidung zw ischen der Lehre Jesu und der A postel k lin gt ebenso modern w ie der W ut­

ausbruch I I , 1 2 : „D ie E vangelisten sind E rfinder, nicht Er­

zähler der G eschichte Jesu gew esen .“ E s folgt darauf eine Zusam m enstellung der W idersprüche in den E vangelien (S. 22 ff.).

A ls A bfassungszeit nim m t H arnack das 3. Jahrhundert, jeden­

falls die Zeit v o r K onstantin an (S. 1 08), da die Christen- verfolgungen nooh fortdauern. Für die Texterklärung, R egister usw.

hat H arnack auch im K leinen gu t gesorgt, und wir werden ihm alle d anken, dass er uns diese Streitschrift erst eigentlich er­

schlossen hat. S. 1 3 Anm . 2 lies ZKG III. Am Schluss fordert H arnack eine G esam tausgabe der W erke des Porphyrius, der zw ischen Plotin und Jamblichus, zw ischen O rigenes und E usebius ein e ehrenvolle Stelle einnehm e.

B r e s l a u . P . Eropatscheck.

B i b l i o t h e k d e r K ir c h e n v ä t e r . E ine A usw ahl patristischer W erke in deutscher U ebersetzung herausg. von 0 . Barden- hew er, T h. Scherm ann, K . W eym an:

Bd. II. D es heil. D i o n y s i u s A r e o p a g i t a angebliche Schriften über die beiden H ierarchien, aus dem Griechi­

schen übersetzt von Jos. Stiglm ayr, S. J., Professor an der Stella Matutina in Feldkirch. D es hl. G r e g o r i u s T h a u - m a t u r g u s ausgew ählte Schriften übersetzt von Prof. D r.

H . Bourier in Schäftlarn. D es hl. M e t h o d i u s v o n O l y m p u s

Gastm ahl oder die Jungfräulichkeit. A us dem Griechischen übersetzt und mit Erläuterungen versehen von D r. L. F e n d t , Subregens in D illingen. (X L III, 3 9 7 S.) Kem pten und München 1 9 1 1 , K ösel. 3 Mk., in Leinen geb. 3 . 8 0 .

Bd. III/IV . D es hl. I r e n a e u s fü n f Bücher g eg en die H äresien übersetzt von Prof. D r. E. K lebba, Religions- und Oberlehrer in N eum ark (W estpr.). D es hl. Irenaeus Schrift zum Erw eis der apostolischen V erkündigung. Aus dem Armenischen übersetzt von Prof. Dr. Sim on W eber in Frei­

burg i. B . E benda 1 9 1 2 (X X V III, 6 4 9 S. in 2 Bänden).

Geb. je 3. 5 0 .

Bd. V. G r i e c h i s c h e L i t u r g i e n übersetzt von R em igius Storf, geistl. R at in Markt Oberdorf, m it E inleitung von T h.

Schermann. D es P a l l a d i u s von H elenopolis L eben der heiligen V äter, aus dem Griechischen übersetzt von D r.

St. K rottenthaler, K urat in München. D es G e r o n t i u s Leben der hl. Melania, aus dem Griechischen übersetzt von dem selben. E benda (X V III, 4 9 8 S.). Geb. 3. 50.

R üstig schreitet die neue A usgabe der „B ibliothek der K irchenväter in deutscher U ebersetzung“, über deren ersten, einen T eil von A ugustins de civitate enthaltenden, B and ich in dieser Zeitschrift ( 1 9 1 2 , Sp. 2 5 0 f.) berichtete, vorw ärts, so dass ich heute Bohon vier neue B ände anzeigen kann, die sich säm tlich als w esentliche V erbesserungen und E rw eiterungen der U ebersetzungen der vorigen A usgabe darstellen.

Gehen w ir historisch vorw ärts, so haben w ir zunächst eine neue A usgabe der deutschen Irenaeusüberaetzung. E m st K lebba, der selbst vor einer R eihe von Jahren eine A rbeit über Irenaeus v orlegte, hat die alte H aydsche U ebersetzung der Schrift „gegen die H äresien“ von 1 8 7 2 w esentlich überholt, in ­ dem er sie zw ar ben u tzt, aber im ganzen doch mehr darauf ausgeht, in etw as freierer, aber gerade darum mehr dem Sinne entsprechender W eise zu übertragen. Ioh m öchte hier nioht die zahlreichen Stellen aufführen, an denen ich hinsichtlich der U ebersetzung anderer M einung bin als K lebba. Irenaeus' grosse antihäretisohe Schrift gehört zu den Schriften der alten Kirche, zu denen m an einm al einen eingehenden Kom m entar mit D is­

kussion über die A uffassung der einzelnen Stellen schreiben m üsste. Trotzdem ich oft anders übersetzen würde, ist K lebbas U ebersetzung eine durchaus brauchbare Leistung. Aber etw as habe ich schm erzlich verm isst, näm lich die B erücksichtigung des T ex tes der 1 9 1 0 herausgegebenen arm enischen U ebersetzung von B uch 4 /5 des grossen W erkes des Irenaeus. Sehr zu billigen ist e s, dass in der „B ibliothek“ eine deutsche U eber­

setzung des „E rw eises“ des Irenaeus A ufnahm e gefunden hat, so dass w ir die beiden vollständig erhaltenen Schriften des Irenaeus in der B ibliothek beisam m en haben und nur die Frag­

m ente anderer Schriften fehlen. Sim on W eber in Freiburg i. B . h at sich daran gem acht, eine n eue U ebersetzung der Schrift aus dem Arm enischen zu liefern und sie in neuer W eise einzuteilen, da er Karapets und Erwands U ebersetzung und H arnacks Auf­

fassung vom A ufbau des W erkes in w esentlichen P unkten nicht teilt. So sucht Sim on W eber vor allem in der E inleitung H ar­

nacks H inw eis auf die A bw esenheit deB zerem oniell H ierar­

chischen in der Schrift und m eine B em erkung (in T heol. L ite­

raturbericht 1 9 0 7 ) über den „geradezu reformatorisohen Cha­

rakter“ der E thik des E rw eises zu entkräften, und zw ar in der W eise, dass er den Charakter der Schrift als „apologetisch“ b e­

stimm t. A ber dieser Charakter lässt sich vor allem durch den E in g a n g der Schrift nicht rechtfertigen, w ie ich andererseits die B estim m ung als „katechetiche Lehrschrift“ für falsch halte. D a s

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sind hier viel zu Bubtile D istinktionen. Irenaeus w ill eben nichts anderes geben als das, w as man glaubt und glauben soll, und in diesem Rahmen findet sich nun eben nichts Hierarchisches.

D ie Schrift: des H olländers W ieten (1 9 0 9 ) über ’den „Erweis“

scheint S. W eber entgangen zu sein.

V on G regorius, dem W undertäter, bietet Bourier Ueber- setzungen der schönen und interessanten D ankrede an Origenes der expositio fidei und der epistula canomca, überall versehen mit kleinen instruktiven E inleitungen.

F endt bietet eine neue U ebersetzung des „Gastmahls“ oder

„über die Jungfräulichkeit“, jener eigentüm lichen Schrift des M e t h o d i u s v o n O l y m p u s , die platonische D ialogform zu vereinigen sucht m it christlich-asketischem Inhalte, freilich ver­

suchend, zw ei disparate Elem ente zu vereinigen. E s gen ü gte von Methodius dieses eine für sein Christentum w ie für seine antike Schulung bezeichnende W erk hier zu verdeutschen, da w ir ja andere W erke des Methodius schon in deutscher Ueber- setzung von N . Bonw etsch besitzen.

Mit besonderem N achdruck m öchte ich aber nun verw eisen a u f eine gan z n eu e, die erste deutsche U ebersetzung der so­

genannten Historia lausiaca deB Palladius von Helenopolis, hier veröffentlicht unter dem T itel: „Leben der heiligen V äter“

und übersetzt von St. K rottenthaler. W ir haben ja jetzt die vorzügliche A usgabe des ursprünglichen griechischen T extes dieses W erk es, die der Benediktiner B utler (Cambridge 1 8 9 8 bis 1 9 0 4 ) in zw ei B änden herausgab; u e lie g t der neuen Ueber- setzung zugrunde. W er einm al einen B lick tun w ill in die religiöse, geistige und kulturelle W elt des altkirchlichen Mönch­

tum s, der greife zu diesem W erk e, das ja zw eifellos zu den interessantesten Stücken der altkirchlichen Literatur gehört und auch für die G eschichte der H eiligen legen d e von der grössten B edeutung ist. Ebenso dankensw ert ist es, dass derselbe Ueber- setzer K rottenthaler eine U ebersetzung des L ebens der hl. Me- lania b ietet, ein W erk , das er einem gew issen G e r o n t iu s , einem Z eitgenossen des Palladius, zusohreibt. Krottenthaler übersetzt im w esentlichen auf Grund des griechischen T extes, ohne sioh w eiter auf die Streitfrage nach dem O riginale ein­

zulassen. D as „L eben der hl. M elania“ ist nun im G egensatz zu jenen kürzeren Skizzen des Palladius ein ausgeführtes H eiligenleben mit sehr stark erbaulicher T endenz und vielen Zügen asketischer U eberspanntheit, aber kirchenhistorisoh nioht w eniger interessant als die M önchsgeschichte des Palladius.

In eine ganz andere W elt, in die W elt der neuplatonisohen M ystik, führt uns hinein die U ebersetzung des D ionysius Areo- pagita. W ir erhalten zw ar nioht eine vollständige U ebersetzung aller vier A bhandlungen und der zehn B riefe, aber während d ie vorige A usgabe der B ibliothek nur die „kirchliche Hierarchie“

brachte, bekom m en w ir jetzt auch eine U ebersetzung der „himm­

lischen Hierarchie“ , so dass man für das ganze W erk im m er noch zurückgreifen m uss auf die U ebersetzung von Engelhardt (Sulzbach 1 8 2 3 ), die noch im mer eine sehr tüch tige L eistung darstellt. Aber der neue U ebersetzer S tiglm ayr, der sich ja durch verschiedene A rbeiten längst als K enner dieser Schriften erw iesen hat, b ietet einen sehr sorgfältig behandelten und le s­

baren T e x t, Übrigens auch eine knappe, allseitig g u t orien­

tierende E inleitung.

Endlich w erden in einem Sam m elbande zusammengefasBt d ie ältesten und w ichtigsten L i t u r g i e n der griechischen K irche;

Sohermann hat die einzelnen Stücke bevorw ortet, R. Storf hat d ie U ebersetzung geliefert. N eu ist in diesem B ande vor allem das Euohologium des Serapion von T h m u is, das zur Zeit der

ersten A uflage der „Bibliothek“ noch nicht ediert war. E s w erden hier nebeneinandergestellt: Syrische (achtes Buch der apostolischen K onstitutionen; die griechische Jakobusliturgie), ägyptische (Euohologium Serapions, griechische Markuslitnrgie) und klem asiatisch-byzantinische Liturgien (sog. Chrysostomus- und Basiliusliturgie und die „Messe der vorgeheiligten Elem ente“).

Fassen wir alles zusammen, so verstärkt sioh der Eindruck, dass die neue A usgabe der „B ibliothek der K irchenväter“ eine w esentlich verbesserte und für den w issenschaftlichen Gebrauch w esentlich brauchbarere Gestalt aufw eisen wird als die vorige A usgabe. So kann man dem U nternehm en nur ein gleiches gutes Vorwärtsschreiten auf dem beschrittenen W eg e w ünschen.

E r l a n g e n . Hermann Jordan.

G r u t k a m p , Dr. Herm ann, J o h . H o l t m a n n u n d s e i n B u c h

„ V a n w a r e n g e i s t l i c k e n le v e n e e y n k ö r t e u n d e r - w i j s i n g e “ . B orna-L eipzig 1 9 1 2 (45 S. 8).

D er zw ar nicht unbekannten Persönlichkeit des Joh. H olt­

m ann hat der Verf. seine eingehenden Studien gew idm et. Aus den uns vorliegenden und von ihm S. 3 aufgeführten Quellen hat er festgestellt, dass Holtm ann in A haus geboren und nach dem Vorbilde seiner Verwandten, vielleicht seiner Brüder, sioh hat bestim m en lassen, in das K loster der Brüder vom gem ein­

sam en L eben zu Münster einzutreten. Er muss hum anistische Studien in hervorragendem Masse dam als getrieben haben, da eine U rkunde (das Memorienbuch des H auses) von ihm sagt:

„vir graece et latine doctissimus.“ Sonst lässt sich über die Zeit seiner Geburt und seines Eintritts in diese Gem einschaft nichts aussagen. A us Kerssenbroioks „G eschichte des Münster- schen Aufruhrs“ vom Jahre 1 5 6 4 — 1 5 7 3 , herausgegeben von D r. H. D etm er, Münster 1 9 0 0 , erfahren w ir, dass er 1 5 2 6 Rektor des Bruderhauses gew esen ist und als solcher die G reuelzeiten des Münstersohen Aufruhrs unter den W ieder­

täufern und ihre A ngriffe auf das Kloster und dessen Plünderung, w ie besonders die V ernichtung ihrer Bibliothek, erlebt hat.

A us derselben Quelle erfahren w ir nooh, dass er im Jahre 1 5 3 3 b ei einer auf dem R athause veranstalteten D is­

putation g eg en die W iedertäufer, besonders g eg en Bernhard Rothmann, ebenso w ie der H um anist H erm ann v . d. B usche am 7. und 8. A ugust die K indertaufe kurz und sachlich verteidigt h at; und dass er in dem selben Jahre am 2 8 . N ovem ber ein Gutachten über den versöhnenden Reform ationsvorschlag von Fabricius und W esterm ann ab gegeb en hat. W o er in den Quellen erwähnt is t, wird überall sein e Fröm m igkeit und Ge­

lehrsam keit hervorgehoben; sonst erfahren w ir nur nooh, dass er von den Schw estern des Klosters Marienthal zu N iesink 1 5 3 9 zum R ektor und B eichtvater gew ählt wurde, und dass er diesen R uf wahrscheinlich w egen seiner geschw ächten Gesund­

heit angenom m en hatte. N ur ein Jahr hat er diesem mit der Seelsorge betrauten A m te vorstehen können. Schon am 1. D e ­ zem ber 1 5 4 0 starb er naoh schwerem Leiden.

Besonders beachtensw ert ist seine in dieser Z eit, w ie der V erf. naohzuw eisen sucht, verfasste Schrift: „Van waren geist- lioken leven e ey n körte underw ijsinge.“ N achdem der V erf.

über die beiden nooh vorhandenen H andschriften, w elche ihm zu G ebote gestanden, R echenschaft g e g e b e n , bestim m t er den Z w eck derselben dahin, dass sie von ihm in der Zeit seines seelsorgerlichen Am tes im Schw esternhause auf A nregung der dem Kloster von 1 5 0 0 — 1 5 4 1 als Mater vorstehenden Elis.

v . D rolshagen geschrieben w urde; Bie w ill from m e, un­

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befriedigte S eelen in ihrem H eilsstande fördern. N ach kurzer E inleitung behandelt H oltm ann den G lauben, die drei Artikel, d ie Gebote, das Vaterunser, und spricht dann von den Sakra­

m enten. D er Verf. analysiert die Schrift sehr eingehend und hebt besonders charakteristische Stellen, w elche den Standpunkt ihres U rhebers kennzeichnen, hervor. Zum Schluss bespricht er noch besonders den kirchlichen Standpunkt H oltm anns, w obei er nicht unterlässt, hervorzuheben, dass er von der kirohlioh-reformatorischen B ew eg u n g nioht unberührt geblieben ist. E s zeigt Bich dies namentlich an der B etonung des G laubens gegenüber den vorgeschriebenen guten W erk en , an der Stellung zu den Sakram enten, nam entlich seiner Erwartung, dass dem nächst das Abendm ahl nach der E insetzung unter beiderlei Gestalt w ieder eingeführt werden wird.

D er Verf. hat in dankensw erter W eise die ihm zu Gebote stehenden Quellen w ie diese interessante Schrift untersucht. E s w äre zu w ünschen, dass er seine Studien auf diesem Gebiete fortsetzt und dass es ihm gefallen m ö g e, diese Schrift voll­

ständig herauszugeben und zu bearbeiten. D ie von ihm mit- geteilten Proben gen ü gen doch nioht, die F rage zu lösen, w ie w eit H oltm ann von seinem grossen V orgänger im A m te Joh.

V egh e beeinflusst ist. E bensow enig die andere noch w ichtigere Frage, w ie w eit er sioh von den reform atorischen Schriften der Zeit, nam entlich Luthers, für seine A uffassungen hat bestim m en lassen. H oltm ann steht auf dem B oden der praktischen Mystik.

D er Glaube und die A utorität der H eiligen Schrift tritt der W erkgerechtigkeit und den traditionell kirchlichen Einrichtungen g egenüber. E r gehörte zu denen, w elche Bich nicht für die Reformation erklärten; er hat vielm ehr auf die B esserung der kirchlichen Verhältnisse gew artet und als Seelsorger auf V er­

innerlichung nnd V ertiefung deB Glaubenslebens eingew irkt.

Von Interesse w ürde es sein, seine Erklärung der G ebote nnd d es V aterunser m it denen Luthers im kleinen und grossen K atechism us zu vergleichen. W as H oltm ann z. B . nach S. 31 über das dritte Gebot, die H eiligu n g des F eiertages sagt, er­

innert sehr an Luthers E rklärung im grossen K atechism us.

B o s to c k . L. Schulze.

F e u e r s t e i n , Otto (ehem aliger katholischer G eistlicher), I s t d ie k a t h o l is o h e K ir c h e u n f e h lb a r ? Lorch (W ürttem­

berg) 1 9 1 2 , K arl Rohm (1 6 4 S. gr. 8). 1. 5 0 .

D er Verf. obigen Schriftchens hatte duroh sein im vorigen Jahre erschienenes, bereits gew ürdigtes Büchlein, in welchem schon scharfe T ön e gegen die römische Kirche angeschlagen waren, sein Verbleiben in seinem A m te unm öglich gem acht. Seine neueste Arbeit ist eine völlige L ossagung von der „katholischen K irche“. W ie er selbst b e­

k ennt (S. 1 2 2 ), „ist durchs Lesen der H l. Schrift noch keiner katholisch geworden, w ohl aber sind schon manchem K atholiken d ie A ugen w eit aufgegan gen , w ie z. B . dem V erfasser“. Er beruft sich fortwährend auf die B ib el und auf die Kirchenväter, deren gründliche K enntnis er w ohl seiner Vorbildung zum Priesteram t verdankt. D och hat er sich auoh m it neueren Schriften bekannt gem acht und scheint besonders von Hoensbroech ge­

lernt zu haben. Für E vangelische kann diese D arlegung eines Mannes, der längere Z eit im D ienste der römischen K irche tätig w ar, der Glauben nnd Sitte des katholischen V olkes w ie die Lehren und B ew eisgründe ihrer T heologen k en n t, von N utzen sein. A uf eine W irkung auf die K atholiken selbst scheint der Verf. nicht zu rechnen, denn er gesteht (S. 1): „M an m ag gegen die römisch katholische K irche sagen und schreiben, w as m an w ill, und es nooh so sehr aus dem W orte G ottes, dem

Glauben der ersten christlichen Jahrhunderte, der Vernunft und der Geschichte begründen; alle denkbaren Ein wände prallen ab an der U eberzeugung: die Kirche kann nicht unrecht haben, denn sie ist unfehlbar.“ Leider hat er, vielleicht in dem B e ­ streben, recht volkstümlich zu schreiben, w as ihm auch wirklich gelungen is t, sich noch selber den Z ugang zu den H erzen des katholischen V olkes verriegelt durch die Schärfe, m it welcher er über die röm ische Kirche, ihre L eitung und ihre Einrichtungen aburteilt. So tragen einige Abschnitte die Ueberschrift: „D er verruchte H unger nach Gold; D ie W ölfin; D as Papsttum und die L ü g eu. In seiner V erwerfung der Sakramente m eint er (S. 4 8 ): „Materielles kann nichts G eistiges m itteilen, höchstens A lkoholl(geist”. w Treffend dagegen ist die B em erkung zu Gal. 2, 11 (S. 108): „W ehe dem römischen Bischof, der ob h eut­

zutage w agen würde, ((Seine H eiligk eit” also anzufahren.“ In seinem letzten Abschnitt „D ie Auferstehung der T o ten “ fordert er das „katholische V o lk “ auf: „W age e s, dem W orte Gottes zu glauben! W age e s, D einem an Gottes W ort gebundenen Gew issen zu folgen! W age es, m ündig zu se in !“ Er ladet ein zum Eintritt in die wahre K irche aller gläubigen Christen, „die m it keiner der bestehenden K irchengem einschaften voll zusam men­

fä llt“, und scheint, w ie schon sein früheres Schriftchen verriet, für eine der Sekten w erben zu wollen.

W o l t e r i t z (Kreis Delitzsch). D r. C. Fey.

M o tt , Dr. John R., D ie E n t s c h e i d u n g s s t u n d e d e r W e l t ­ m i s s i o n u n d w ir . Autorisierte U ebersetzung aus dem Englischen. Mit 8 Bildern. Zweite, revidierte Aufl. B asel 1 9 1 2 , Missionsbuchh. (2 2 4 S. 8). 2 . 4 0 .

E s ist sehr zu begrüssen, dass die deutsche U ebersetzung dieses zeitgemäsBen, epochem achenden Buches schon in zw eiter,

„nicht unw esentlich erweiterter und verbesserter A uflage“ er­

scheint. W egen der hohen praktischen B edeutung desselben müssen wir wünschen, dass j e d e r g e b i l d e t e M it a r b e i t e r am Missionswerke daheim und drauBsen d a v o n K e n n t n i s n e h m e . W ir w ollen deshalb im Interesse derer, die dies Buch noch nicht k ennen, auf den Hauptinhalt desselben kurz hin w eisen. W as die Edinburger K onferenz in den von ihr veröffentlichten Gut­

achten der Missionare aus aller W elt und in ihren ausführlichen V erhandlungen darüber herausgearbeitet hat als das Gesamtbild der gegenw ärtigen L age der Mission und ihrer A ufgaben für die unmittelbare Z ukunft, das bietet uns der als Leiter jener K on­

ferenz und ihres FortbeBtands-(Kontinuation-)Komitees hierfür in besonderem Masse qualifizierte Verf. in kurzer, m arkiger Zu­

sam m enfassung. W ie von einer hohen W arte aus lässt er uns d ie gegenw ärtige W eltlage in ihrem Verhältnis zur Mission über­

blicken: die W eltöffnung, das Erwachen der Völker, die immer engeren Berührungen zw ischen dem christlichen W esten und dem nichtchristlichen Osten und die daraus sich ergebenden Vorteile und Gefahren. D am it verbindet er erhebende Ausblicke auf die jetzt sioh bietende einzigartige M issionsgelegenheit, die m an ansehen m üsse als einen die Gewissen verpflichtenden Gottesruf zu einer allgem einen V orw ärtsbewegung der m issio­

nierenden Kirche, zu einem entschiedenen Hinstreben nach dem E ndziel der M ission, der Christianisierung der gesam ten nicht­

christlichen Völker w eit. A lles ist so anfeuernd und gew issen- schärfend geschrieben, dass es klingt w ie der Kriegsruf eines zum K am pf ausziehenden Feldherrn, ja manches w ie die Mahn- worte eines Propheten.

H at man ein Verständnis für den innersten Kern und den

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tüchtigen. Darum zeigt der V erf. nach dem einleitenden Kap. Nicht nur in grundlegenden Gedanken, die z. heute noch Geltung haben, und in w eitsich tiger Schau

Marschall, Gerhard, Die „Gottlosen“ des ersten Psalm

tum und Mittelalter, Mittelalter und Neuzeit haben nur typolo- gische, nicht periodische Bedeutung. Auf der Verkennung dieses Sachverhalts beruhen nach H.

Binnen kurzem soll noch ein dritter, abschließender hinzukommen. Und während der erste sich mit Spitta und seiner Auffassung- vom Joh. Aber er bleibt nicht etwa

A dolf H arnack maoht durch diese kleine Schrift einm al w ieder darauf aufm erksam, dass die F rage nach dem Gebrauch heiliger Schriften innerhalb der

gabe einzelner Dinge ist sorgfältig gefeilt worden entsprechend dem gegenwärtigen Stande unserer wissenschaftlichen Kenntnis. Die neue Arbeit ist diesmal besonders

mögen wir uns doch eine Anschauung nicht anzueignen, nach der nur kirchenamtliche und kirchenregimentliche Gebundenheit (and diese anscheinend unzweifelhaft!) die

Eine theologische Neuorientierung im Anschluss, ich will nicht sagen: an das Katholische in Luthers Glanbenshaltung, wohl aber an das, was dieBe seine katholische