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Historische Monatsblätter für die Provinz Posen, Jg. 13, 1912, Nr 11.

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HISTORISCHE MONATSBLÄTTER

für die Provinz Posen 0 8 - 8-

iahrgang XIII Posen, Novem ber 19 12 j Nr. 1 1

® ‘ c k e r i c h W ., G e le g e n h e itsg e d ic h te a u s d em F re u n d e sk reis d es C o m en iu s S. 161. — L ü d t k e F., B e iträg e au s dem V atikanischen A rch iv z u r G eschichte d e s B lu tp ro z e sse s d e r P o s e n e r Ju d e n im Ja h re 1736. (S ch lu ss des A rtik e ls in d e r v o rig en N um m er). S. 169. — L iterarische M it­

teilu n g en . S. 171. — N ach rich ten . S. 174. — B e k an n tm ach u n g . S. 176.

Gelegenheitsgedichte

aus dem Freundeskreis des Comenius.

V on

W . Bickerich.

D

ass Comenius eine dichterische Ader gehabt hat, ist bekannt aus seiner Psalmenübersetzung, einer seiner Erstlings­

arbeiten, die Kvacala1) einen Schatz der böhmischen Literatur nennt. Poetische Gestaltungskraft zeigt uns auch seine Erbauungsschrift „Labyrinth der Welt und Paradies des Herzens.“

Weniger bekannt ist, dass er sich auch in der lateinischen Sprache als Dichter versucht hat und zwar in der Gelegenheitsdichtung, wie sie die Sitte der Zeit von den Gelehrten forderte. Bisher ist meines Wissens noch nicht viel von solchen Dichtungen des grossen Pädagogen ans Licht gekommen, nämlich ausser zwei kleineren Jugendarbeiten, die er in der Herborner Studienzeit den Disputationen zweier Freunde auf den Weg gegeben hat2), zwei Trauergedichte, das eine vom Mai 1639 auf den Tod des jungen Schlichting3), das in sinnreicher Weise Schule und Leben ver­

gleicht, das andere vom Juni 1647 auf das schnelle Scheiden des Bürgermeisters Johann Koy in Elbing4), der die Berufung

1) Jo h a n n A m os C om enius S. 49.

2) A b g e d ru ck t in K vacala, K o rresp o n d en ce K o m enskeho II. S. 176.

3) Mitgeteilt von Kvacala in den Monatsheften der Comenius-Gesell- schaft 1903 S. 37.

4) Ebendort 1896 S. 230 m itg e te ilt von Neubaur.

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des Comenius an das dortige Gymnasium veranlasst hatte. Bei Durchsicht der reichen Sammlungen von Lissaer Leichenpredigten und Gelegenheitsgedichten, wie sie die Breslauer, zum teil auch die Danziger Stadtbibliothek verwahrt, habe ich zwei Hefte ge­

funden, die Beiträge des Comenius enthalten und Einblick geben in seine Lissaer Umgebung und in das geistige Leben der Stadt zu jener Zeit, und darum im Folgenden besprochen werden sollen.

i. D ie Gedichte zur Hochzeit des Arztes Martini.

Am 15. Februar 1650 fand in Lissa eine grössere Hochzeit statt. Der aus Danzig1) stammende Arzt Heinrich Martini hei­

ratete die Witwe eines angesehenen Lissaer Ratsherrn Martin Lindenowski, Margarethe, geb. Ostin. Bei diesem Anlass haben nach damaliger Sitte die Freunde des Hochzeitspaares sich ver­

einigt und ihre Glückwünsche in gebundener Rede, zumeist in lateinischer Sprache, dargebracht. Ausser einigen Fremden, die wir nicht kennen, sind es anscheinend zumeist Lehrer und Schüler des Lissaer Gymnasiums gewesen, das den geistigen Mittelpunkt der Stadt bildete, und zwar aus beiden K onfessionen, wie die Namen Daniel Wanck und Samuel Hentschel zeigen, von denen jener der lutherische Prorektor des Gymnasiums, dieser damals noch Schüler war und später Diakonus der luthe­

rischen Gemeinde in Lissa und Generalsenior der lutherischen Kirche von Grosspolen geworden ist (f 5. Febr. 1690). Darunter finden wir nun auch Comenius und seinen Schwiegersohn Petrus Figulus, und zwar steht Comenius wohl als der Angesehenste an erster Stelle, noch vor dem Lissaer Ratsherrn Henrici, der einst sein Vorgänger im Rektorat des Gymnasiums gewesen war, und dem gleichfalls nicht mehr jugendlichen Abraham Pauli, ehemaligen Pastor von Gaffron in Niederschlesien, der an­

scheinend schon seit den dreissiger Jahren2) als Exulant in Lissa lebte und der Vater jenes Christian Pauli war, der später reformierter polnischer Prediger in Danzig (1658— 1671), dann Oberhof- prediger in Brieg geworden und als Prediger der reformierten Gemeinde in Altona gestorben ist. Aber auch inhaltlich steht der Beitrag des grossen Pädagogen an erster Stelle. Nicht bloss,

x) D o rt ist er am 4. M ärz 1615 geb o ren . E h e e r nach Lissa kam , w a r e r als H o fm eiste r ju n g e r E d e lleu te un d z u g le ich als P ro fe sso r am G y m n asiu m in K iejd an y tä tig g ew esen , d as dem F ü rs te n C h risto p h Ra- dziw ill sein e E n ts te h u n g v erd an k te. V g l. M o n u m en tu m p e ren n e h o n o ris sacru m . . . . H enrici M artini. . . . (B rieg 1675) in d e r B re slau e r S ta d t­

b ib lio th ek .

2) S chon 1635 fin d et sich ein B eitrag vo n ih m u n te r d en G ra ­ tu la tio n s g ed ich te n zu H enricis H ochzeit. — Ü b er C h ristian P a u li vgl.

S ch n aase, D ie B ö h m isch en B rü d e r in P o len u n d die R eform ierten in D a n z ig S. 146 u n d Lucä, D er C h ro n ist F rie d rich L ucä, F ra n k fu rt a. M. 1854 S. 172.

162

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dass einzelne der nachfolgenden Gedichte, namentlich der deutsch­

sprachigen, ziemlich plumpe Scherze enthalten über die Namen der Eheleute, „die Margarethenluft“, den „kühlen Ostwind“, Scherze, die bis an die Grenze des Würdigen g e h e n ; auch die ändern bleiben merklich hinter dem gedankenvollen eigenartigen Glückwunsch des Comenius zurück. Was uns aus ihnen ent­

gegenklingt, ist mehr humanistische als christliche Stimmung, wie sie auch die alten griechischen Götternamen vielfach ver­

wenden. Es war die Art der Neulateiner jener Zeit, mit der Sprache des Vergil und Horaz auch ihre Anschauungen wieder aufzunehmen. Bei aller Gewandtheit in der Sprache der Alten wahrt Comenius hingegen seinen christlichen Standpunkt durchaus, und ohne in einen für die Dichtung unangebrachten Predigtton zu verfallen, betrachtet er die Ehe im Licht der gott­

gesetzten Lebensaufgabe als eine Ausrüstung, um anderen helfen, sie trösten und erfreuen zu können. Auch hier verleugnet sich der Pädagoge nicht, indem er in zwei prägnanten Zeilen die Notwendigkeit der Selbsterziehung vor Inangriffnahme einer Er­

ziehung anderer betont: „Es ist etwas, andere belehrt zu haben, mehr aber, zuvor sich selbst belehrt zu haben, damit du nicht, für andere weise, dich selbst betörst“. — Diese Höhe erreicht das Gedicht seines Schwiegersohnes nicht, doch birgt auch dieses würdige ernste Gedanken.

Der Arzt Martini, dem diese Sammlung dargebracht wurde, blieb in Lissa bis zur Zerstörung des Jahres 1656. In der Geschichte dieser Schreckenstage wird er uns als der genannt, der im Schlosshofe von Tschirnau das dort von den aus der brennenden Stadt aufsteigenden Rauchwolken hergewehte Blatt einer böhmischen Bibel mit der bedeutsamen Stelle „Mit welcherlei Mass ihr messet, wird euch gemessen werden“ gelesen und er­

klärt hat1). Er flüchtete weiter nach Liegnitz und zog von dort noch einmal auf die Hochschule und zwar nach Heidelberg, um dort den Doktorhut zu erlangen. Hernach wurde er Leibmedikus es Herzogs Christian II. von Liegnitz und Brieg und stand bei diesem in hoher Gunst. Wie uns Friedrich Lucä2), der schle­

sische Chronist, erzählt, nutzte „der Pole, der, weil er nach Polenart fein häufig das Latein herausschüttete, sich einbildete, er müsse darum alles wissen,“ die fürstliche Gunst dazu aus, den alten Lucä, des Chronisten Vater, aus dem Rektorat des Brieger Gymnasiums zu verdrängen und seinen eigenen Schwieger­

sohn, den späteren Berliner Hofprediger Anton Brunsenius, an dessen Stelle zu setzen. Nach Lucäs Tagebuch spielte dabei auch ein Töchterlein Martinis, das den Namen der Mutter trug,

x) C om enius, E xcidium L esnae ed. N ese m an n S. 18.

2) Lucä, D e r C h ro n ist F riedrich L ucä S. 6— 7.

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eine Rolle; sie soll dem jungen Lucä vergeblich nachgestellt haben, weshalb ihr Vater ihm wenig günstig war. Ihre Mutter muss ziemlich früh gestorben sein, denn am 11. Dezember 1668 schloss ihr Vater eine zweite Ehe mit Anna Christina E rb e1), der Tochter des ehemaligen Königlich polnischen Leibarztes Johannes Erbe. Martini starb am 30. Januar 1675. Ausser Freunden und Verwandten haben auch die Lehrer und Schüler des Brieger Gymnasiums, dessen Scholarch er war, ihm eine Reihe von Trauergedichten2) gewidmet. Übrigens muss er auch als Arzt und Verfasser medizinischer Schriften nicht ohne Bedeutung gewesen sein. Wenigstens hat Henning Witte3) ihn in sein Verzeichnis hervorragender Schriftsteller des 17. Jahrhunderts aufgenommen.

2. Die Gedichte auf den Tod des Bürgermeisters Philipp Held.

Es war wie ein Verhängnis für Lissa, dass die Stadt kurz vor und mitten unter den Unruhen des schwedisch-polnischen Krieges ihre tüchtigsten Männer, die erprobten Führer verlor.

So kam es, dass sie im Augenblick der höchsten Gefahr führer­

los war und ihre Bürgerschaft kopflos die Wälle preisgab, die sehr gut hätten verteidigt werden können. Erst (am 28. Juli 1649) starb Samuel Specht, der Sekretär des Grafen Leszczynski, dann die beiden Ratsherren Martin Lindenowski und Simeon Daniel von Semanin und schliesslich etwa ein Jahr vor Lissas Zer­

störung, am 9. März 1655, der B ü r g e r m e is te r Philipp Held, hoch­

verdient um den Aufbau der Stadt und die Organisation ihres Gemeinwesens, neben Semanin die eigentliche Seele des Magistrats.

Anlässlich dieses Todesfalls schlossen sich nach damaliger Sitte die Freunde und Verehrer des H e im g e g a n g e n e n zusammen, um in Gedichten sein Andenken zu feiern und den Angehörigen ihr Mitgefühl auszusprechen4).

x) E ine S a m m lu n g v o n G ed ich ten a u ch z u d ieser H o ch zeit ist in d e r B reslau er S ta d tb ib lio th e k v o rh a n d e n .

2) A u sser d e r o b e n g e n a n n ten S a m m lu n g „M onum entum p e re n n e “ , die in E streich e rs B ib lio g ra p h ie n ic h t v e rze ic h n et ist, g ib t es noch e in e zw eite „S tatu a h o n o ris n u n q u a m in te rm o ritu ris m eritis viri H enrici M artini . . . d ica ta a G y m n a sii B rig en sis discipulis p rim o rib u s“, G e d ic h te v o n 51 S ch ü lern e n th a lte n d , d azu m eh re re E inzelgedichte.

3) D iarium B io g rap h icu m , G e d an i 1688 u n ter d em T o d e s d atu m M artin is (10. F e b ru a r 1675, nach d em Julianischen K a len d e r g e rec h n et).

W itte n e n n t als S chriften M a rtin is: „A natom ia u rin ae G a len o -S p ag y ric a “ u n d „A rs p ro n u n c ia n d i ex u rin is tarn ratio n alis quam m e c h an ic a.“

4) D ie S am m lu n g fü h rt d e n T ite l: „ T h re n o d ia e su p e r fu n e re lu c- tu o sissim o viri n o b ilis a m p lissim i p ru d e n tiss im i etc. D om ini P h ilip p i H eldii S en. C onsulis ap u d L esn e n ses in m ajore P o lo n ia . . . . fau to ru m am icorum et M usarum L esn en siu m . L e s n a e , L iteris W ig a n d i F u n c c ii“ (v o r-

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Den Reigen eröffnen mit ziemlich farblosen, allgemein ge­

haltenen lateinischen Versuchen zwei polnische Magnatensöhne, wohl Schüler des Lissaer Gymnasiums, denen wegen der hohen Stellung ihrer Väter der Vortritt selbst vor ihren Lehrern ein­

geräumt wurde, nämlich „Boguslaus de Potok Potocki, Succa- Tnerarides Halicensis“, also ein Sohn des Unterkämmerers von ftalicz Johann Theodosius Potocki, aus seiner Ehe mit der stand­

haft evangelischen Anna Leszczynska1), der Tochter des katholisch gewordenen Grafen Wenzel von Lissa auf Goluchow, und „Gedeon Alexander de Chalec Chalecki Maresaleides Lycens.“ Dann folgen die Geistlichen, zunächst die beiden Senioren der Unität Comenius und Martin Gertich, der sich hier, so bescheiden er gelegentlich von seinem wissenschaftlichen Können redet, als ganz tüchtigen Lateiner zeigt, ferner die drei Pastoren der lutherischen Gemeinde in Lissa, deren Kirchenältester Held ge­

wesen war, Albert Günzel, Michael Steltzner und — nach Einschub eines „Trost-Sonnetlein“ von M. Abr. Hoffmann — Simon Weiss.

Letzterer rühmt den verewigten Bürgermeister als Baumeister der Stadt und sagt, Lissa anredend:

„Du hast zu deinem Bau Unkosten nicht gesparet.

Der Wall ist aufgeführt, man siehet hier und dort Viel schöne Tore stehn, man bauet immer fort.“

Ihre Reihe schliesst „Johann Gottfried Holfeld, gewesener Pfarrer zum Briegk, itzo E. C.2) “

Nun folgen die Lehrer des Gymnasiums. An der Spitze der seit 1648 emeritierte Rektor Sebastian Macer. Er wirft zu­

nächst einen Rückblick auf die schweren Verluste der letzten Zeit:

„Praecessere viri multa virtute decori,

S pechtius ille decus ju ris le g u m q u e sacerdos, L in d en o w sk y tui p rim us collega senatus, Nuper item Simeon Daniel Semanina vetusti Vir moris vir et pariter candoris aviti,

M ulta quidem p assu s patriam cum lin q u e ret urbem Et s e q u e re tu r iter, quo se pia fata tra h e b a n t,“

und b ek lag t w eiterhin die krieg erisch en Unruhen d er Zeit und die V erw ilderung d er Sitten. An ihn schliessen sich an sein Nachfolger im R ektorat A. S. Hartmann, der luth. Prorektor Daniel

h a n d en in d e r Stadtbibliothek B reslau). — D ie L eich e n p re d ig t auf P h ilip p H eld, die g leich falls im D ru ck ersch ien en ist, h a t in d e r Z eitschrift d e r H istorischen G esellsch aft für d ie Pr. P o s e n J a h rg . 19 S. 66 eine B e­

s p re c h u n g g efu n d en .

!) Das E p itap h iu m ih res G ra b d en k m a ls in d e r M a rien k irch e in T h o rn a b g e d ru c k t in Z ern eck es T h o rn isch er C h ro n ik a S. 331.

2) d. h. E xul C h risti. E r w ar w o h l ein B ru d e r d e s 1652 v e rsto r­

b en en P a sto rs d e r K reuzkirche in Lissa J o h a n n H olfeld.

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16G

Wanck und der Konrektor Johannes Felinus mit einem deutschen und einem lateinischen Gedicht. Hier sind eingeschoben drei deutsche Gedichte von auswärtigen Lehrern und Geistlichen des Augsburger Bekenntnisses. Ephraim Heermann, „der Glogauischen Schulen gewesener Conrektor“, Johannes Heermanns jüngster Sohn, gibt in längerer sprachgewandter Ausführung ein Bild von Heids Charakter und Wirken, der aus der Öde ein Eden gemacht habe. Wenn er dabei sagt:

„Der Vater des Gebietes, Dein Auge, werthe Stadt, ist trauriges Gemütes, Trägt Leid um diesen Mann, wie David Leide trug, Als auf den Jonathan des Todes Lanze schlug;

Er klagt: Wo ist mein Held, wo ist er, mein Getreuer, Dem ich das Schiff vertraut, den ich gesetzt zur S teuer. . so ist mit diesem Leidtragenden jedenfalls der Statthalter Schlichting gemeint.

Nach Samuel Specht von Glogau, wohl dem Sohn des Lissaer Stadtschreibers, nennt Valentin Arnhold, vermutlich der Pastor dieses Namens in Gross-Tschirnau, Held „den ersten, der in unser Haselstadt sein Eigentum sich aufgerichtet h at“, sodass er wohl als der Führer der Guhrauer Exulanten anzusehen ist:

„Was nach ihm kommen ist, das folgte seiner Weise, Setzt hier das Ziel und End’ der jammervollen Reise.

So ward die Stadt bebaut mit manchem schönen Hauss, Wo man zuvor im Sumpf Gestreupicht1) zog herauss“.

Auch rühmt Arnhold das Geschlecht der Held als einen Stamm von hohem Namen, den der Kaiser mit Ehr’ umschildet2) habe, und der in Posen und Polen viel Ruhm habe, und bittet den Grafen von L issa:

„Nimm deine Stadt in acht! Das Haupt ist schon gestorben, Das mit viel treuem Dienst die Blüte hat erworben.

Es werden wieder hier nur H a s e ls ta u d e n stehn, Wo nicht ein solcher Held von dir herein wird gehn.“

Die Reihe der Lehrer wird abgeschlossen durch Paul Cyrillus, den Kantor des Lissaer Gymnasiums und Schwager des Comenius, der, selbst so unglücklich verheiratet, die Trauer der Witwe besingt, Joachim Eschenhagen, der mir unbekannt ist, aber ver­

mutlich lutherischer Kantor war, und Matthias Sculterus, den

x) H ier m ac h t A rn h o ld die B e m e rk u n g : Lesna d icitu r a corylis, q u o d v astu m co ryletum fuerit, ubi n u n c ea u r b s .“

2) N ach e in er am R an d e b efin d lich en A n m e rk u n g h a t K aiser R udolf im J a h r e 1589 „d er H e ld S c h ild vo n n eu em g e g e b e n “. N ach d en A n d e u tu n g e n d e s G e d ich ts sc h e in t d a s W ap p e n einen P feil e n th a lte n zu h ab en .

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Collega des Gymnasiums. Nun kommen noch einige Gedichte von titellosen Namen, die vermutlich alle, wie es bei dem letzten ausdrücklich angegeben ist (Gymn. Lesn. stud.), Schüler des Lissaer Gymnasiums bezeichnen, nämlich: Caspar Henschel, Leonhard Pfeffer, Adam Johannes de Sienna Potworowski Nobil.

^ 0sn., Carolus Szkreta Szotnowsky de Zaworzyc, Nob. Boruss., Christian Wanke und Esaias Gosky.

Das kurze Gedicht des Ccmenius zeigt eine schwer- mütige Stimmung. Derselbe Mann, der auf Drabiks Weissagungen gestützt an die Zerstörung der Stadt nicht glauben wollte, erblickt

*er in dem Verlust des „Mehrers der Stadt“ ein Vorzeichen nahenden Untergangs, weist auf das Beispiel Deutschlands hin, dass seiner ersten Führer beraubt und erfüllt sei von „Werk­

zeugen des göttlichen Zornes“, und ermahnt „das gute Lissa“

zu inbrünstigem Gebet um Ersatz für die in Held „gestürzte Säule“. Die Ausführung dieses letzteren Bildes zeigt Anklänge an das 8 Jahre früher verfasste Trauergedicht auf den Bürger­

meister von Elbing.

Beilagen.

Zu 1.

Die Sammlung führt den Titel:

V o ta gam ica solenni nu p tiali nobilissim i excellentissim ique D .H en ric i M artini D an tisk an i, m edici, h o n e stissim a eq u e m a tro n ae M a rg are th ae L in d e n o w iae G e n te O stin iae ab ob itu h o noratissim i viri D. M artini L indenow ii R eipubl. L esn en sis civis senatorii etc. relictae v id u ae faustis celebratae om in ib u s A n n o S alv ato ris, M. De. L. D ie 15. Febr. consecrata ab am icis et m u sis L esn en sib u s. L en ae, ty p is D an ielis V etteri.

D ie G e d ich te tra g e n fo lg en d e U n te rs c h rifte n :

J- A. C. A b ra h a m P au li. L evinus d ’H oije alias B rin k n er M ajor.

M ichael H en ricu s, cons. Lesn. — H. — S e b a stia n u s F rie d ericu s G asto. Sebast.

M acer G ym n. Lesn. R. D a n iel W anckius G ym n. L esn . P ro r.-Jo h . A bd o n G ym n. L e s n . C ollega. P e tr u s F ig u lu s V. D. M. — S. G. D. — Jo h a n n e s M olitor. U ld ericu s A d o lp h u s M alovec d e M alovic. G e o rg u s D u b e liu s S iles.

o ig ism u n d u s K lugius. M elchior B e rte rm an n u s. Jo h a n n e s B rausek.

am uel H en tsch eliu s L esn en sis. C h ristia n u s A d o lp h u s L esn ä-P o l. P e tr u s N ig rin u s 8 a co m o n t- Siles. G ym n. Lesn. A lum nus. C h ristia n u s V lad.

D e r B eitrag d es C o m en iu s la u te t:

M edice, cura Te ipsum . n t - SUk ae*erni res es^ m o d era m in e R egis, ü t ia q u a e to le re t p ro rsu s a g a tq u e nihil.

h aec la ta est reru m u t sit m u tu u s usus, Officiumque ut opem provocet alterius.

O m n e tarnen q u o d a g it, ju ssit S apientia Coeli U t v irtu te su a se p riu s afficiat.

(N am nisi q u o d g ra v e sit, levi d en se g ra v are n e q u ib it.

E t nisi q u id caleat, calfacere h a u d poterit.) E st aliq u id d o eu isse alios, p lu s,se p riu s ipsum ,

U t sap ien s aliis n e tib i desipias.

(8)

168

A rtis o p u s fu e rit m edica a rte lev are freq u e n tes, V e ru m o p u s e st m o rb is se re le v are prius.

S olari e st p ieta s v id u a s o rb o sq u e m isellos, A st p riu s a se o p u s e st p e llere tristitiam . E rg o pie, p ie S p o n se, facis, sa p ien s sap ien ter,

D um tib i d u m q u e aliis g a u d ia m ultiplicas.

P e lle re n am te n ta s d e se rta e ta e d ia v itae A v id u a a tq u e o rb is co rd e sim u lq u e tu o . S it felix q u o d ag is! P ro v o b is v o ta piorum

E xcip iat Clemens o p lacida au re D eus!

A d d o m eum . Y e stra s an im aru m castu s a m a to r Ip se an im a s casto ju n g a t a m o re D eus.

V ivite tu rtu re a m con co rd es, vivite, v ita m ! E t sit, q u o d tu rb e t g a u d ia v e stra, n i h i l !

Sic a n im itu s v o v et sinceri sin c eru s am ici am icus

J. A. C.

D as G e d ich t d e s S c h w ie g erso h n e s d es C o m en iu s h a t fo lg en d en W o r tla u t:

U x o r h o n e sta D ei d o n u m e st, th alo m o q u e re cep ta J u n u m e ris c u m u la t g a u d ia laeta m odis.

F elices ig itu r te r e t a m p liu s esse p u tem u s, F o e d e re q u o s socio m u tu u s u rg e t am or.

C rim en a m o r P h o e b e s, P a rid is se n ten tia crim en C o n tin e t; a casto c ed a t u tru m q u e th o ro . Q u i s e d e t a e th e re a d o m in ato r in arce c o len d u s,

L e g itim a s sa c ro p raecip ito re faces.

Ipse d e d it p rim u s th alam i co nsortia ju ra , A uxiliatricem ju ssit h a b ere viru m . S c ilic et e costa, D om ino m an d a n te, virili

C u raru m est dulcis, facta v ira g o , q uies.

H an e sibi ju n x it hom o, ju n cta m re tin e b a t a m an d o , S ive d ies v ig eat, seu g ra v is u m b ra foret.

N u n c q u o q u e prim aev i re m a n en t exem pla p aren tis, Q u a e d o cu m e n ta d e d it n o s ju v a t u sq u e sequi.

E rg o , pie cupidi celeb rare ju g alia sacra, C eu d ecet, in sta u ra n t fem ina v irq u e th o ro s.

S ic q u ia T ute facis, re c te facis, o p tim e S ponse, N ec m in u s et re cte Tu q u o q u e S p o n s a facis:

Q u a e v id u as n o ctes so ciaeq u e silen tia flam m ae E t lep id o s q u ieq u id s u s tu lit a n te jocos, P e rta e sa a p p ro p e ra s so litos re n o v are lepores,

Q u ip p e p a te t v id u ae nu lla fu isse salus.

S p o n se sapis m edicam m edico sibi jü n g e re doctus, N am m ed icu s m edicam sa ep e rep o scit opem . R ite sa p is v id u am q u a n d o a rd es, q u a e sim ul ap ta est

U tq u e v iru m faciat, T e, faciatq u e partem . M u tu a felices g e m in a te in fo ed era p alm as

N ec sit A m y c la eis tarn pia d e x tra diis.

S ic S oles rosei v o b is n o c te sq u e seren ae A c placid i c u rra n t et sin e n u b e dies.

C o e p ta b o n u s S u p e ru m p rin ce p s b e n e v e stra se c u n d et, V os sin a t o p ta ta la e titia q u e frui.

V ivite felices concordia v iv ite s e c la : D ilig e S p o n s e tu am , d ilig e S ponsa tu u m .

H isce so lem n itati n u p tiali a p p la u d it

P e tru s F ig u lu s. V. D. M.

(9)

Zu 2.

D as G e d ich t d es C o m en iu s la u te t:

C ertu m e st: q u a n d o g ra v e s n u ta n tq u e ru u n tq u e colum nae, P ro x im a su n t jam jam ru itu rae d e su p e r aed is

O m ina: sic q u o tie s p o p u lo s vel reg n a v e l u rb es S te rn e re v u lt, q u o tie s rig id u s exposcere p o e n as N u m in is ira p a rat, tu n e q u ae m a g e firm a fuere F ulcra, ru u n t fo rtesq u e viri g e n io q u e p o te n te s Pro x im a v e n tu ra e su n t h aec p raesag ia labis.

O rep erire v iru m , qui sit rerum a rb ite r aeq u u s, T em p o ris est fausti! tale s q u o q u e fu n e re m ergi O m in is infausti est. D ocet hoc G erm ania to ta P ra e sid ib u s sp o liata su is vel ta lib u s aucta,

Queis mailet caruisse, dedit quos ira Jehovae:

H inc p o p u lu s p a tr io s 1) com plet m ale q u a e s tu b u s 2) auras.

Tu, b o n a L esn a, p reces e t v o ta ad sid era funde, U t su p p le re vices lap sae d e tu r u sq u e colum nae, Q u a e p o p u li te n e a t g ra n d i v irtu te salutem ,

A m p lificato re suo o rb ae u rb i c o n d o len s ap p o su it J . A. C om enius F. B. S .

Beiträge aus dem Vatikanischen Archiv zur Geschichte des Blutprozesses der Posener Juden im Jahre 1736.

V on F. Lüdtke.

(S chluss d es A rtik els in d e r v o rig en N um m er).

Es sei ihm, so berichtet der Nuntius, der Prozess, der die jüdische Gemeinde Posens in Erregung hält und beim Grod- gericht der Stadt anhängig gemacht ist, wohl bekannt. Gleich nachdem die Schuld an der Ermordung des Christenkindes den Juden zugeschoben worden sei, seien Deputierte der Gemeinde nach Dresden gekommen, um sich an den König zu wenden.

Die Deputierten seien auch an ihn herangetreten, damit er zu Gunsten ihrer Gemeinde mit dem Vizekanzler der Krone und dem Bischof von Posen, die beide zur Zeit am Hofe waren, ver­

handele. Er habe das auch in einer seinem Amte entsprechenden Weise getan. Er habe zugegeben, dass die Angelegenheit gründlich erforscht und die wirklichen Täter ausgekundschaftet werden müssen, ohne dass man deswegen gegen die ganze Gemeinde feindlich aufzutreten brauche, wie man es ihr angedroht habe, und wie es ja auch zum Teil schon geschehen sei. Ehe man nicht Beweise habe, um die ganze Gemeinde als mitschuldig dieses möglicherweise von einem oder mehreren Juden verübten Verbrechens zu überführen, dürfe man auch nicht die Gesamtheit

*) E n tw ed er v e rd ru c k t fü r „ p atria s“ (auras) oder n ach Analogie des g leich lau ten ­ den g riech isch en W ortes als A djectivum zw eier E n d ungen behandelt.

®) = questubus.

(10)

170

für die Schuld weniger bestrafen, selbst wenn diese wenigen Mit­

glieder der Gemeinde seien. Aber seine (Paoluccis) Bemühungen seien gänzlich fruchtlos geblieben. Der Bischof habe an den prozessführenden Grodrichter geschrieben, er solle ein Urteil verkünden, das der Ungeheuerlichkeit des Verbrechens entspreche*

und dasselbe habe der Vizekanzler getan. Nur eins sei erreicht worden, dass man den Juden mehr Zeit liess, ihre Verteidigung vorzubereiten, und dass weitere Verhaftungen, die jene befürchteten, aufgeschoben wurden. — Die Deputierten seien jeden Tag bei ihm (dem Nuntius) gewesen, nun aber abgereist. Sein Urteil gehe dahin, man müsse den bezw. die Schuldigen verurteilen oder gegen die Angeklagten gewichtigere Schuldbeweise herbei­

schaffen. . . .

Der Meinung des Nuntius muss jeder rechtlich Denkende sich anschliessen; man musste entweder die wirklichen, wenn auch unbekannten Schuldigen in contumaciam verurteilen und die angeklagten Gemeindemitglieder freilassen, oder man musste gegen diese einen Beweis ihrer Mitschuld erbringen. Ein Drittes gibt es nach allgemeinem Rechtsempfinden nicht.

Wie wir aber aus der Haltung der Posener Bürgerschaft, des Posener Magistrats, des Posener Grodgerichts und endlich auch des Posener Bischofs sehen, herrschte in der Stadt eine starke Erbitterung gegen die Juden, und so mussten diese nur allzusehr fürchten, dass es zu keinem objektiven Urteil gegen die Gemeinde kommen v/ürde. Bezeichnend ist es auch, dass die Bitte der Judenschaft, die Verhafteten wenigstens für die Tage des Osterfestes freizugeben, abgelehnt wurde, trotzdem die gesamte Gemeinde die Bürgschaft für jene übernahm1).

Deshalb ist es verständlich, dass die Posener Juden danach strebten, den Prozess an einem anderen Gericht als dem heimi­

schen führen zu können, und dass sie deshalb an das König­

liche Tribunal appellierten. In Warschau ging dann endlich auch der Prozess zu Ende, nachdem eine auswärtige, vielleicht die Wiener Gemeinde einen bedeutenden Anwalt gewonnen hatte.

Diesem und wohl nicht zum wenigsten auch den reichlich ver­

teilten Geldgeschenken ist es zu danken, dass nach langer Ver­

schleppung schliesslich im Jahre 1740 das Urteil gefällt wurde.

Die Gemeinde wurde von der Mitschuld an dem Knabenmorde freigesprochen unter der Bedingung, dass die sieben Inhaftierten ihre Unschuld beschworen, und dass einige Adlige sich diesem Eid anschlossen. Das geschah, und so konnten nach der lang­

jährigen Haft die Gefangenen die Freiheit Wiedersehen, während jene Frau, die angeblich das Kind verkauft hatte, zu einer Kerker­

strafe verurteilt wurde.

*) B rief au s P o s en vom 20. A pril 1737.

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Der furchtbare Eindruck, den der Prozess und besonders der Justizmord an dem Prediger und dem Syndikus auf alle jüdischen Gemeinden des Landes gemacht hat, wird wohl da­

durch am besten gekennzeichnet, dass heute noch bei Toten- eiern der Synagogen unserer Provinz in einem Seelengedächtnis-

£ebete jener beiden Männer gedacht wird1).

Literarische Mitteilungen.

p . Fritz R e u t e r s „ o l l e r K a p t e i h n “ a u s d e r F e s t u n g s t i d . A j*1. L e b e n s b i l d v o n A l f r e d S c h u l t z e - M e s e r i t z . M i t e i n e r i l d u n g d e s „ o l l e n K a p t e i h n “ n a c h e i n e m b i s F r i t z R e u t e r

A q u a r e l l . D r e s d e n u n d L e i p z i g b e i R i c h a r d L i n k e . 19U - 80. 375 S.

Der Sohn A lfre d führt uns in dem genannten Buche in das weitere Leben des durch Reuter so bekannt gewordenen

>>ollen Kapteihn“ ein. Wie jenem, so traf auch ihn das unselige Todesurteil, und mit Reuter verbrachte er sieben Jahre Festungs­

haft zur Strafe für die jugendlich überschäumende Begeisterung, mit der die beiden sich der Hoffnung auf ein geeinigtes Deutsches Reich hingaben, wie es erst das spätere Geschlecht auf dem Schlachtfelde erkämpfen sollte.

Das Buch ist in liebevoller Verehrung seinem Vater, der sich als Rechtsanwalt in Meseritz niedergelassen hatte, und seiner Mutter zum Gedächtnis geschrieben.

Die 5000 Einwohner zählende Stadt Meseritz war damals vom Weltverkehr so gut wie abgeschlossen. Ihre Gebräuche und Sitten waren einfach, und doch lebten die Bewohner dank ihrer Anspruchslosigkeit heiter und vergnügt.

Tüchtige, strenge Zucht hat eine Reihe bedeutender Männer aus diesem Orte hervorgehen lassen.

Neben vielen örtlichen und kulturgeschichtlichen Schilderungen bringt uns Schultze-Meseritz auch einige Angaben über das am Markt gelegene Haus des Kaufmanns Volmer2). Dieses von Joh. Jacob Volmer in den Jahren 1798 und 1799 erbaute Haus ist dadurch besonders bekannt geworden, dass es Napoleon in seinen Mauern beherbergte. Hierbei ist dem Verfasser freilich ein kleiner Jrrtum untergelaufen. Napoleon ist nicht, wie Seite 3&

des Buches angegeben ist, im Jahre 1812 in Meseritz gewesen, sondern am 26. November 1806 auf seinem Zuge nach Warschau.

*) V g l. J . H erzb erg G e sc h ich te d e r J u d e n in B rom berg. 1903.

S eite 99.

2) D a s G e b äu d e is t in B esc h reib u n g u n d Z eich n u n g in d e r

•,D en k m alp fleg e“ J a h rg . 1905 S eite 124 v eröffentlicht.

(12)

172

Eine in dem Hausflur angebrachte Tafel gibt über dieses Ereignis nähere Auskunft.

Das Gebäude mit seiner hohen Freitreppe bildet noch heute eine Zierde der Stadt. Später erwarb es der Kaufmann Gessner, von dem es durch Vermächtnis auf die Stadt Meseritz über­

gegangen ist.

In begeisterter Sprache schildert Schultze seine Lehr- und Erziehungsjahre auf dem mit einer Pflegeschule (Alumnat) ver­

bundenen Gymnasium zu Züllichau. Diesem Abschnitt wird gewiss mancher Schulmann seine Aufmerksamkeit zuwenden.

Bei dieser Gelegenheit erfahren wir, dass Minna Herzlieb, eine Tante der Frau des „ollen Kapteihn“, in Züllichau lebte, bis sie im Jahre 1865 in der Irrenanstalt zu Görlitz in völliger Um­

nachtung im 76. Lebensjahre starb. Jedoch tritt der Verfasser m it aller Entschiedenheit der vielfach verbreiteten Ansicht ent­

gegen, dass Goethe in seinen Wahlverwandtschaften sie für die Gestalt der Ottilie zum Vorbilde genommen habe.

Durchdrungen von dem hohen Pflichtgefühl, das Vaterland zu verteidigen, eilte der noch nicht zwanzigjährige Jüngling zu den Waffen. Die Abgangsprüfung wurde in kurzem erledigt.

Kasch erfolgte die militärische Ausbildung und schon zur Zeit der Schlacht bei Sedan konnte sich unser Held dem zu­

gehörigen Truppenteile anschliessen und an den grossen Begeben­

heiten des Krieges mitwirken. Mit seinem V. Corps nahm er an der Einschliessung von Paris teil. Als er aber in der Schlacht bei Mont Valerien durch zwei Schüsse verwundet worden war, fand sein Kriegsdienst ein schnelles Ende. Geschmückt mit dem eisernen Kreuze kehrte er bald in die Heimat zurück.

Nach einigen vergnügten Leutnantsjahren musste er jedoch seiner angegriffenen Gesundheit wegen den Abschied nehmen.

Ein grösserer Erfolg auf seinem fernem Lebenswege wäre dem jungen Krieger und begeisterten Vaterlandsfreunde zu gönnen gewesen. So aber hat sein Geschick mit dem des Vaters manches Übereinstimmende.

Allgemein und besonders der Jugend ist das Buch zu empfehlen. Diese wird in den Gestalten des ollen Kapteihns und seines Sohnes Männer finden, welche ihr als Vorbilder dienen können.

Eine beschränktere Anwendung entbehrlicher Fremdworte würde dem Buche vorteilhaft gewesen sein. C. Wilcke.

K l e s s e A. , Z e r k o w , P o l n i s c h e S c h w e i z u n d W a r t h e ­ w a l d . Mi t A n sich ten u n d Ü b e rsich tsk arte. T rän k n er, Jaro tsch in . o. J.

Der vorliegende Führer enthält eine kurze Beschreibung des. Städtchens Zerkow mit seinem Schloss und Park sowie der für Wanderungen sehr geeigneten Umgebung Zerkows, welche

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den etwas gar zu stolzen Namen „Polnische Schweiz“ führt"

richtiger wäre dann schon, wenn es absolut eine Schweiz sein muss> „Zerkower Schweiz“ . Der Verfasser, Lehrer in Zerkow,, kennt die von ihm so treffend geschilderte Gegend aus eigenster Anschauung seit vielen Jahren, man kann sich daher auf seine Angaben wohl immer unbedingt verlassen. Sehr sympathisch berührt der warme Ton, in welchem hier von einem „Eingeborenen“

die landschaftlichen Reize seiner engeren Heimat gepriesen werden, Und zwar fast immer in den Grenzen, die uns nun ein- mal die bescheidene Entwicklung der landschaftlichen Reize in unserem Posener Lande auferlegen. Hübsch und recht charakte- Hstisch sind die beigefügten Abbildungen; das Übersichtskärtchen wird für eine ungefähre Orientierung gute Dienste leisten. So’

darf denn das Büchlein zu möglichst reicher Benutzung allerseits- empfohlen werden. Zugleich möchte ich hier dem Wunsche Ausdruck geben, dass ähnliche Führer auch für andere Orte unserer Provinz, ich denke da etwa an Kolmar, Birnbaum, Zirke, Schneidemühl u. a., geschrieben werden mögen. H. Schütze.

V e r o r d n u n g e n b e t r e f f e n d d a s Y o l k s s c h u l w e s e n d e s R e g i e r u n g s b e z i r k s B r o m b e r g . A u s a m t l i c h e n Q u e l l e n z u ­ s a m m e n g e s t e l l t v o n D r . J u l i u s W a s c h o w , G e h e i m e n R e ­ g i e r u n g s - u n d S c h u l r a t . Z w e i t e , n e u b e a r b e i t e t e A u f l a g e . F e r d i n a n d H i r t - B r e s l a u 1910.

Als diese Sammlung von Verordnungen, sorgfältig aus­

gewählt aus der Zahl der von der Bromberger Regierung teils direkt an die Schulleiter und Schulaufsichtsbeamten erlassenen,, teils im Amtlichen Schulblatt für die Provinz Posen veröffentlichten Verfügungen, aus dem Amtsblatt und dem Zentralblatt für die gesamte Unterrichtsverwaltung des preussischen Staates, im Jahre 1896 zum ersten Male erschien, wurde sie mit Freude begrüsst, beseitigte sie doch einen längst empfundenen Mangel.

Dass sie neben Bromberger Regierungsverfügungen auch mini­

sterielle Verordnungen und gesetzliche Bestimmungen von be­

sonderer Wichtigkeit enthielt, erhöhte ihren Wert bedeutend.

Mannigfache Abänderungen, Aufhebungen alter und Erlass neuer Verfügungen machten nach einigen Jahren die Herausgabe eines Ergänzungsbandes notwendig, dem noch ein zweiter folgte^

Vergrösserte sich so der Umfang des Werkes, so litt zugleich seine Übersichtlichkeit. Diesem Übelstande hilft die Neuauflage ab.

Sie unterscheidet sich zu ihrem Vorteil von der ersten. Alle drei Bände sind in einem handlichen Buch vereinigt, dessen Seitenzahl trotz der Masse der in ihm enthaltenen Verordnungen auf 586 beschränkt ist, was nur durch eine genaue Sichtung, durch Weglassen des minder Wichtigen erreicht werden konnte.

Die klare Gliederung der ganzen Sammlung vor allem, sowie

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zwei Inhaltsverzeichnisse — ein chronologisches und ein Sach­

register — sichern dem unentbehrlichen Nachschlagewerk in den Kreisen der Lehrer und Leiter von Volksschulen und Seminaren, wie der Schulaufsichtsbeamten im Regierungsbezirk Bromberg die alten Freunde und gewinnen ihm gewiss eine Menge neuer.

W. H ä m p e l .

Nachrichten.

1. Z u r G e s c h i c h t e d e r s ü d p r e u s s i s c h e n G r a t i a l - g ü t e r 1). Die aus den infolge der polnischen Insurrektion von 1794 eingezogenen starosteilichen und geistlichen Gütern in Südpreussen gebildeten Domänen wurden bekanntlich bei der unter Friedrich Wilhelm II. eingerissenen Günstlingswirtschaft grossenteils zu Spottpreisen verschleudert oder gar als sogen.

Gratialgüter verschenkt. Die neuen Besitzer betrachteten ihre Erwerbungen zumeist nur als Spekulationsobjekte, die sie auf das schnellste mit möglichst grossem Gewinn an den ersten besten Käufer unbekümmert um dessen Nationalität wieder los­

zuschlagen versuchten. Um diesem Unwesen zu steuern, wurde die Posener Regierung (d. h. Oberlandesgericht) am 19. Mai 1800 angewiesen, auf Grund der Reskripte des Staatsministeriums vom 19. Dezember 179 6a) und des Staatsrats vom 24. Februar 18003) in die Hypothekenbücher der betreffenden Besitzungen ein Verbot einzutragen, wonach die aus den in Südpreussen eingezogenen starosteilichen und kirchlichen Gütern gebildeten und an Privat­

personen verschenkten Herrschaften niemals an Landeseingeborene des ehemaligen Polens veräussert werden dürften.

Gestützt auf dieses Intabulat verweigerte das Oberlandes­

gericht z u Bromberg die B e r ic h t ig u n g des Besitztitels auf den Namen des Gutspächters von Bojanowski, als der Rittmeister a. D. von Schwichow-Margoninsdorf (Kr. Chodziesen) die von Friedrich Wilhelm II. dem Hauptmann von Schwichow am 25. Januar 1797 geschenkten früher starosteilichen Güter Las- kowo, Mi^dzychöd und OSno (Kr. Wongrowitz) 1842 an ihn

!) N ach d en A k ten R. 89 C X X IV S chlesien-P osen N r. 46 u. R. 77.

90. 5 im G eh. S ta a tsa rc h iv zu B erlin.

2) R abe, S a m m lu n g P re u ss is c h e r G esetze u n d V e ro rd n u n g en etc.

B d. III S. 644 an die K am m er in W arschau. D e r V erk au f w u rd e n u r an ein en B e sitzfäh ig en a u s d e n a lte n P ro v in zen o d e r sich d a zu qu alifizieren ­ d e n F re m d en g e sta tte t, „da W ir d ies z u r B esc h le u n ig u n g e in er b esse ren L a n d e s k u ltu r fü r n ö tig h a lte n .“

3) R abe a. a. O . Bd. VI S. 44 f. R u n d erlass an alle sü d p re u ssi­

sc h e n R eg ieru n g en . D er E rla s s v o n 1796 w u rd e n e u e re r V orfälle w eg en d ah in dek lariert, d a ss die d a rin a u sg esp ro ch en e B e sc h rän k u n g au ch für alle fo lg en d en B esitzer gilt.

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verkauft hatte. Auf eine Immediatbeschwerde Schwichows setzten der Justizminister von Mühler und der Minister des Inneren Graf Arnim dem Könige aber auseinander, dass die erwähnte Beschränkung durch die Gesetze des Herzogtums Warschau, ins­

besondere durch das transitorische Gesetz vom 10 . Oktober 1809 aufgehoben war, das ausdrücklich disponierte: „Alle Gesetze, Reskripte und Verordnungen der vorigen Regierung, die politische Gegenstände haben und der gegenwärtigen Ordnung der Dinge zuwider sind, werden hiermit annulliert. . . . Dergleichen sind die Verordnung, welche den Eingebohrenen Gratial-Güter, die von der vorigen Regierung an preussische Individuen verschenkt worden, zu kaufen verbietet. . . 1). Da nun das Patent vom 4. April 1818 wegen Wiederherstellung des Hypothekenwesens in der Provinz P osen2) nur die Eintragungen im Auge hatte, die sich auf Privatrechte, nicht auch die, welche sich lediglich auf politische Rechte bezogen, waren die Minister der Anschauung, dass die in Herzoglich Warschauer Zeit beseitigten Reskripte von 1796 und 1800 durch die Wiedereinführung der preussischen Gesetzgebung nicht wiederhergestellt seien. Ihrem Antrag gemäss ordnete Friedrich Wilhelm IV. deshalb an, dass alle auf Grund der südpreussischen Bestimmungen eingetragenen Vermerke von Amtswegen gelöscht würden, also auch im vorliegenden Fall der Schwichowschen Beschwerde stattzugeben s e i3).

Damit fiel eine Schranke, die einen Teil des Grossgrund­

besitzes dauernd dem Deutschtum unserer Provinz erhalten sollte.

M. L a u b e r t.

2. D e r M ü n z f u n d v o n K a i s e r s fei de. Vor kurzem wurde auf der Domäne Kaisersfelde (Kr. Mogilno) ein Münzfund g e­

hoben, der dem Anfänge des 18. Jahrhunderts entstammt, und der besonders seiner Zusammensetzung wegen interessant ist.

Der Fund umfaisst eine Zeit von ungefähr 80 Jahren. Das älteste Stück stammt aus dem Jahre 1617, das jüngste aus dem Jahre 1695. Es ist also wahrscheinlich, dass die Münzen während des nordischen Krieges vergraben worden sind.

Die Stücke sind fast durchweg stark abgegriffen und zeigen die Spuren langen Gebrauches. Besonders ist das bei den kleineren und kleinsten Werten der Fall.

Die Hauptmasse des Fundes bilden polnische Prägungen von Johann Kasimir (1648— 1668) und Johann III. Sobieski (1674— 1696). Ausser einigen Gulden und Tympfen finden sich

x) L aube, G e se tz sa m m lu n g d e s v o rm a lig e n H e rzo g tu m s W arsc h au B d. II S. 56.

2) G e se tz-S a m m lu n g S. 20 ff.

3) Im m ed iatb eric h t d e r b e id e n M inister v. 20. D ez. 1842; K ab in etts­

o rd re d a rau f v. 19. Ja n . 1843.

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meist Sechsgröscher, die sich auf die Münzstätten Krakau, Lem­

berg, Fraustadt und Bromberg verteilen.

Dann ist Brandenburg mit einem Achtzehngröscher und einigen Sechsgröschern des grossen Kurfürsten vertreten, die sämtlich der Königsberger Münzstätte entstammen.

Neben zwei vereinzelten reichsdeutschen Dreikreuzerstücken von Kaiser Leopold I. (1658— 1705) und einem Sechskreuzer­

stück von Bethlen Gabor von Ungarn (1620— 1622), einem- numismatisch wertvolleren Stücke, gehören die übrigen Prägungen • den Spanischen Niederlanden und den Vereinigten belgischen Provinzen an. Die niederländischen Münzen bildeten damals ein beliebtes Zahlungsmittel, und sie blieben lange, auch im Osten,, im Verkehr. Die höchsten Nennwerte des Fundes sind drei niederländische Taler, einer von Utrecht und zwei von West­

friesland. — Endlich fanden sich noch 281 polnische und lithauische Kupfersolidi von Johann Kasimir, die sämtlich sehr stark abgenützt sind und wohl auch mehr als die Silbermünzen durch ungünstige Bodenverhältnisse gelitten haben.

Der Fund ist durch Kauf in den Besitz der ,,Historischen Gesellschaft für den Netzedistrikt‘‘ zu Bromberg gekommen.

E. S t r o e d i c k e .

---

Historische Abteilung der Deutschen Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft.

H is to r is c h e G e s e lls c h a ft fü r die P r o v in z P o s e n .

D i e n s t a g , d e n 12. N o v e m b er 1912, a b e n d s 8Y2 U h r im A u d ito riu m II d e r K gl. A k a d em ie

M o n atssitzu n g-

T a g e s o r d n u n g : H err R e g ie ru n g sb a u m e ister Dr. W i s p l e r : Ü b e r d ie S tu c k b ild e r an d e n G e w ö lb en d e s P o s e n e r R ath au ses. (M it L ich tb ild ern .)

D er Z u tritt ist au ch d en D am en d e r M itg lied er g e stattet.

N ach d e r S itzu n g fin d e t ein g e se llig es B eisam m en sein im T h o m a sb rä u , B erlinerstr. 10, statt.

Redaktion: Dr. A. Warschauer, Danzig. — Verlag der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen zu Posen und der Historischen Gesellschaft für den Netze-Distrikt zu

bromberg. — Druck der Hofbuchdruckerei W. Decker & Co., Posen.

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