A C T A U N I V E R S I T A T I S L O D Z I E N S I S
FOLIA IURIDICA 39, 1988
Peter Cramer'
SANKTTONSRECHTLICHE M A SSN AH M EN ZUR
AUFRECHTERHALTUNG DER STRASSENVERKEHRSSICHERHEIT IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
In e in er h o ch tech n isierten G esellschaft w ie der u n sere n kom m t der rech tlic hen Bew ältigung des S traß en v erk eh rs e in e herauisragende Bed eu tun g zu. Um Bed ie em in en te B eBedeutung Bedes Phänom ens zu k en nzeich -nen, seien zu nächst einig e Z ah len g enan nt. In der B undesrep ublik D eu t-schland 'besitzen m ehr a ls 30 M illion en E inw ohner e in e F ahrerlau bn is, d ie zum F ü h ren ein es P erso nen k raftw ag en s b erech tig t; d a s sind m ehr als 60% der W oh n be vö lke ru ng ü ber 18 Jah re . Hinzu kom m en die F ü h -rersc h ein e fü r Lastwagen, Om nibusse, M otorräd er u nd K leinm o torräder. G eg enw ärtig sind m ehr als 33 M illionen K raftfahrzeu ge zugelassen, die jäh rlich ein e G esam tfah rleistun g v o n ca. 341 M illiarden km erb rin gen , wobei die Fah rleistun g der A u sländ er noch n ich t 'berück sichtigt ist. Jed es Ja h r nimm t der B estand an K raftfah rzeu g en zu; auf je 1000 Ein-w oh n er kom m en in zEin-w ischen Ein-w eit m eh r als 400 m o to risierte Fahrzeuq e. Diese stü rm ische Entw icklung der M otorisierun g in der B undes-rep u blik D eu tschlan d n ach dem 2. W eltkrieg , die auf der p o sitiv en Seite d er Bilanz zum b e d eu te n d sten in d ustriellen F ak to r g ew o rden ist — fast jed er 3. A rb eitsp latz h äng t m ittelb ar oder u nm ittelbar m it diesem Indu- striezw eiq zusamm en, h at auf der an d eren Seite in e in e r ersch reck en d h o hen O pfer q uo te zu Buche gesch lagen, Z w ar h a t d ie q erad ezu ex p lo -sive Zunahm e des Kfz-B estandes in d en letz ten 20 Ja h ren nicht auch ein e eb enso lch e Entwicklung d es U nfallg eschehens zur Folqe qehab't; das Unfallri'siko h a t sich in sbeso nd ere in den letzten Jah ren vielm eh r v e rrin g ert. M ehr A utos b ed eu ten also d u rch au s n icht auch m eh r Unfälle o^er Tote. Doch es e reig n en sich auf u n se re n S traß en im m erhin no ch iäh rlich über 1,5 M illionen Straß en v erk eh rsun fä lle, bei denen jew eils
* Peter C r a m e r , Dr. iur., Professor für Strafrecht, Strafprozessrecht, V erkehrs-und O rdnim gsw idrigkeitenrecht an der Ju'stus-Liebig-Universität G iessen.
fast ein e h alb e M illion M en schen v e rle tzt u n d T au sen de ge tö tet w erd en (1982 w a ren es über 11 000 T o te u. 467 000 V erletzte), von den u n g e -h e u re n Sac-hsc-häden u n d w irtsc-h aftlic-h en Einbußen, d ie diese Unfälle bei den vielen B eteiligten sowie den Haftpflicht-, K ranken-, Unfall- und So zialversicherun gen in M illiardenh öhe (1986 rd . 43 M illiarden DM) v eru rsach en , u nd v o n d en g ro ß en B elastun gen v o n Polizei u nd Ju stiz ganz zu schw eigen. Diese Z ahlen m achen d ie en o rm e B edeutung d ieses M assenp hänom ens deu tlich u n d zeigen, daß zur H ebung d er V e rk e h rs-sich erh eit k e in einziges auch n ur als an n äh ern d ersch ein en de s Hilfs-m ittel u n g en utzt b leib en darf. N eb en d en tech nisch en V erb esse ru n g en (Straß en bau, akitive umd p assive Sicherh eit im Fahrzeugbau) kom m t n ach w ie v o r au ch dem Straf- un d B uß geld rech t die A ufgabe zu, zur M inim ieru ng der O p ferquo te des V erk e h rs ein e n en tsch e id e n d en
Bei-tra g zu leisten.
I. GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN FÜR EIN VERKEHRSSTRAFRECHT1
V or k n a p p h u n d e rt Ja h re n h a t Franz vo n Liszt in seinem M a ib u ra er Program m 2 zum e rsten m al in d e r n e u e re n d eutsch en Strafrechtsq eschi- chte m it N ach d ru ck d arau f hing ew iesen , daß die Strafe in ihrem d am a-ligen v o n d e r V erg eltun g sid ee, g ep räg ten V erstän dn is un d in sbeso nd ere in G estalt ihres dam aligen V ollzuges alles an d ere als q ee k m et oew esen sei, den D elinq uen ten zu einem g eo rd n eten Leben in d e r Zukunft an z u -halten . V o n Franz vo n Liszt stam m t au ch d ie Bem erkung, daß m anch er R ückfall u n terb lieb en w äre, h ätte m an d a ra u f v erzich tet, d en T äter w e gen sein er e rste n T at e in er F reih eitsstra fe auszusetzen , w eil die V e r-h ältn isse in den Strafvollzugsanstallten der dam aliqen Zeit e r-h e r dazu g eeig n et w aren , v erd erb lich e als förd erlich e Eimiflüsse auf den Strafge- fann en en auszuüben. Das M arb u rg er Program m , in dem Fran z v on Liszt u n te r den Stich w o rten „B esserung der B e s s e r n nos f äh igen ", „Schutz der
G esellschaft v or dem U n v erb esserlichen " e in sipeziailpräventives In stru -m en tariu-m fo rderte, h a t län gst G eschich te ge-m acht. W ir h ab en -m it u n serem Strafgesetzbu ch in der ab 1. Jan u ar 1975 g e lte n d en Fassu ng e in Straf u nd M aßregelsysteim in d er Hand, das als ein es der m od ern
-1 D ie nachfolgen den A usführungen geh en zurück auf einen Vortrag, den der V erfasser 1975 vo r dem Plenum des D eutschen V erkehrsgerichtstages geha lten hat. Seine V orsc hläge sind in den folgend en Jahren ln allen zuständigen Gremien disk u-tiert w orden. Ein T eil der A nregungen ist inzw ischen Gesetz gew orden.
* V gl. Eb. S c h m i d t , Einführung in die G esch ichte de r deuts chen Straf- rec hts pflege, 3. A ufl., S. 357 ff.
ste n in d er W elt 'bezeichnet w e rd e n darf. U n ter B erü cksich tig ung d er frü h eren Reform en b rin g t es m it d er E insch ränk ung der k urzfristig en Freiheitsstrafe, der Strafaussetzun g zur B ew ährung m it dien zah lreichen M ög lich keiten zur E rteilung v o n A uflag en u nd W eisun gen, der A u ssetz-un g des Strafrestes, d er V erw arn ssetz-un g m it Strafvorbeha'lt, der M öglich-k e it von Strafe albzusehen u n d d en M aß regeln d er B esserung u nd’ Siche-ru n g e in M aßnahm esystem , d as dem R ichter g e sta ttet, jedem A n ge-k la g te n iim R ahm en sein er Schuld d urch e in „m aß g esch n eide rtes'' U rteil g e rec h t zu w erden. Das vo n Lisztsche Ziel ein er V erlag erun g dès Straf- zw eckes au f g en eral- u nd sp ezialp räv en tiv e Ziele ist h eu te nicht n u r allgem ein an erk ann t, so n dern au ch in der Gesetzg ebung ve rw irk lic h t ■worden.
Die N otw end ig keit, sich m it der Frag e ause in an d erzu setzen , ob das k lassisch e Sam ktionensystem im V e rk eh rsb ereich u n te r p r äv e n tiv e n G e-sich tsp u n k ten sinnvoil ist, w ird — w ie ich g lau b e — deutlicher, w enn tman sich v o r A ugen führt, für w elch e T äter g ru p p en d as speziadpräven- tiv e In stru m entarium u n se res Strafrechts en tw ic k elt wurde. Ganz e in -d eutig stehlt hier -d e r T äter -der allg em ein en K rim in alität im V o r-d er-grun d, wiie e r u n s in G estalt des Diebes, B etrügers, R äubers, E rpressers usw. e n tg eg e n tritt u n d m it dem m an im Laufe e in e r lan g en G eschichte Erfahrung en gesam m elt hat. Dies ließ e sich an v iele n Beispielen dem o n-strieren. Dagegen ist es seh r firaglich, ob das a n d er allg em einen Krim i-n alitä t ei-n tw ic k elte Sai-n k tio i-n srech t ii-n ai-n d erei-n B ereichei-n sozialschädli-ch en V erh alten s au sreisozialschädli-ch e n d e R eaktionsm öglisozialschädli-chk eiten bietet. So ste llt sich in diesem Zusam m enhang etw a die Frage, ob m it den g e g en w ärti-g e n stra frech tlich en und strafp rozessualen M itteln e in au s reich en der U m w eltsch utz g a ra n tie rt u n d d m ch g ese tz t w erd en kann. A uch fü r w e ite Bereiche d er W irtschaftsk rim inalität, die eb en falls n u r b ed ing t in das Bild d e r k lassisch en K rim inalität p aß t, w ird m an sich die F r a ae v o rlegen müssen, ob neu e W eg e zur V erh in d eru n g v o n W irtsc h a ftsstrafta -te n u nd -ord n un gsw idrig kei-ten b esch rit-ten w e rd e n so ll-ten; dies gillt fü r d ie T atb estan d s seite eb e n so wiie fü r die R echtsfolgenseite.
Besonders deutlich ab er w ird die Frag e n ach ein e r Reform im Be-re ic h des V erk ehrsBe-rec hts, in dem die M asse d er V erk e h rsv e rstö ß e vom Bild der allglmeinen K rim in alität sich b eso n d ers deutlich abhebt. Dies zeicjt sich sch o n darin, d aß im V erk eh rsb ereich d as Fah rlässig k eitsd elik t ü b erw iegt — jeeitsd enfalls w en n m an auf eitsdie E rfolgstatb estäneitsde ab -ste llt — w äh rend der K ern b ereich des Strafrechts auf v o rsätzliche T a-te n ziuneschmita-ten ist. V erk e h rsd elik a-te im w eia-tesa-ten Sinne u n d Delika-te d e r alkrem einen K rim in alität sind w en igsten s teilw eise völlig and ers stru k tu riert, w esh alb w ir u ns m it d e r Frag e au se in and örsetzen m üssen, w elche M öglichkeiten ein er Beeinflussung des V e rk eh rsv e r h aItems u ns
das h eutig e San ktio n ensy stem bietet, d.h. oh wir m it Strafen, Geldbußen, Fa hrv erb o t u n d Fah rerlau bn isen tzieh un g die M öglichkeiten erschöp ft h a -ben, d ie zu e in e r V erbesseru ng d er Verkehirsdiszipliin b eitrag en können. Daß es sich lohnt, dieser Frag e nachzug ehen, zeigt schon die T atsache, daß die O pferqu ote des V erk eh rs bei w eitem a lles in d en Schatten stellt, was d urch die allgem ein e K rim in alität an sozialem Schaden an g e rich -tet wird. Diese Frag e ste llt sich trotz d er rela tiv g ün stig en U nfallen t-wicklung au c h h eu te m it b eso n d erer Dringlichkeit, weil nu nm ehr n ach den letzten statistisch en M eld ung en fesitsitebt, d aß die U nfallzahlen nach ih rer re la tiv g ü nstig en E ntw icklung w äh ren d d er E nerg iek rise m it der dam it v erb u n d e n en G eschw ind igk eitsb egrenzung in ih rer rückläufig en T enden z retard iere n . Aus d iesen G rün d en ist es ang eb racht, n eu zu ü b erden ken , w elche g en eral- u nd sp ezialpräv en tiven W irk u ng en von u n serem Sank tion en system auf den V erk eh rsteiln eh m er ausg eh en und w elche n eu en M aß n ah m en g eg eb en enfalls zu eineir V erb esseru n g der V erh ältnisse au f u n seren S traß en b eitrag e n können.
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Das der G ener a 1 or ä v e n t ion zu aru n d e lieo en d e psy cholog ische Denk- m odell3 a e h t vom Bild ein es T äters aus, d er üb er die K onsequenzen seines V e rh alten s refle k tie rt u nd dabei die d ro h en d e Strafe, d as zu e rw a rte n d e EntdeckunosTisiko, die M öalich keit e in e r sozialen Diskrim i-n ieru i-n g u i-nd soi-n stiere w e ite re F ak to re i-n ii-n R echi-nui-no stellt, also ab w äat zwischen den V o rteilen u n d N achteilen , d ie sich aus der Talt für ihn ero eb e n können . Als logisch es p riu s setzt die G en e ralp räv en tio n — n eb e n v iele n an d e re n F ak to re n — dam it ab e r zw eierlei vo raus. Einm al das B ew ußtsein, sich so o der an d ers en tsc h eid en zu k ön n en 4. Im G run de p a ß t dieses Denkm odell d esw eaen u nein g esch rä n k t n u r auf V o rsatzd e- likte, bei denen d er T ä ter w enig sten s m it der M ö alich keit rech net, sein V e rh alte n kö nn e v e rb ö ten sein5. In ein em ein g e sch rän k ten Sinne nilt dieses M odell allerding s au ch bei der b ew u ß te n Fahrläissiakeit, bei d er d er T ä ter w en ig sten s üb er die M öalich keit d e r T atb estan d sv erw irk li-ch un g reflek tiert, d a n n aber d arau f v e rtrau t, es w e rd e sli-chon nili-chts p a
s-* Daß an der Brauchbarkeit d ie ses D enkm odells oft g ezw e ife lt wurde, soll hier nicht verkannt w erden.
* Statt aller J e s c h e c k , Str afrecht, A llg. T eil, 3. A ufl. 1978, S. 53, W e l z e l , Das d euts ch e Strafrecht, 11, Aufl. 1969, S. 242: B a u m a n n , DAR 1966, 311 Г3161.
8 D ies w a r auch unter deT G eltung des alten StGB die Präm isse der V orsatz- theorle fvgl. statt aller S c h ö n k e - S c h r ö d e r , StGB, 17. A ufl. 1974, Ç 59 Rdnr
sieren®. Es p a ß t au ch auf die Leichtfertigkeit, N ach lässig k eit oder g ar R ück sich tslosigkeit geg en ü b er ein e r Sorgfaltspflicht, die dem T äter b e k an n t ist7. Ü b erträg t m an diese Ü b erleg ung en auf die V erk eh rsd elin -quenz, so 'bleibt für e in e Generaliprävention im herköm m lichen V e r-ständ nis ein Anwendungsibereich, der bisher do ch wohl üb ersc hätzt w u rd e 8. Dies e rg ib t sich au s folgenden Ü berlegung en:
Z unächst soll allerding s — und zwar m it allem N achd ru ck — fest- g e ste llt w erd en, d aß e s auch im Bereich d es V erk e h rsrech ts T atb e-stan d sg ru pp en gibt, bei denen ein e San ktion m otivierend w irken kann . Dies gilt z.B. für d ie T atb estän de, d eren V erb o t d a ra u f g e rich te t ist, sich ü b e rh a u p t n icht oder n icht an das Steu er ein es bestim m ten Fahrzeu gs zu setzen, also beim F ah ren o h n e Fü h rersch ein oder in an getrun k ene m Zustand, bei der B enutzung ein es n ich t zu gelassen en, v erste u e rte n oder v e rsich e rte n Fahrzeugs. H ier b leibt schließlich nu r d ie Strafe als g eeig -n etes M ittel zur A b schrecku-n g des po te-ntielle-n T äters. Ei-ne m otivato- risch e W irk u n g kom m t d e r Sanktion aber auch in dem B ereich der a b strak te n Gefährdungstaitibestände zu, in d e n en d er Noirmbefehl so stark form alisiert ist, d aß dem K raftfahrer k e in E ntsch eidu ngssp ielraum für sein V e rh alten m ehr v erb leib t. Die E inhaltung v o n G esch w ind ig keitsbe-g renzunkeitsbe-g en, H altev erb oten , die B eachtunkeitsbe-g der V erkeh rszeich en . Licht-zeichen, po lizeilichen W eisu n g en usw. k an n g ru n dsätzlich durch Sank-tio n e n b eeinfluß t w erden. Dies k an n schlecht erd inns n ich t in Frao e rre- stellt werden. D aneben gibt es V erh alten sw eisen , die d u rch R ü cksichts-losigkeit, V eran tw o rtun gslo sigk eit, A g gressivität usw. b eeinfluß t sind. A uch in diesem Bereich erg eb e n sich ke in e U n terschiede zu der jeweils g leich g ela gerten Problem atik im B ereich d er allo m einen K rim inalität.
Ob ein F ah rer sich tatsächlich d urch die Norm m otivieren läßt, also z.B. ein e G eschiw indiokeitsbeorenzun n einh ält, hämot allerd ing s auch davo n ab, w ie w eit ihm die Norm als Verkehrs v ernü n ftig ersch e in t o d Qr w elchem En td eckun gsrisik o e r ausg esetzt ist. G erade in diesem Bereich k ö nn te die Sanktion eine viel g rö ß ere W irk u n a erzielen, w en n das E nt-d ecku n gsrisik o nt-d urch ein e v erb e sserte polizeiliche Ü berw achun g v e r-g rö ß ert w ürde. Eine v erstärk te V erkehrsaufiklärunr-g un d V erk eh
rserzie-6 Zur bew ußten F ahrlässigkeit v gl. statt aller S c h ö n k e - S c h r ö d e r 22. Aufl. 1985, § 15 RN 193 f., 201. Der G eneralprävention kommt in diesem Bereich de-sw eg e n nur ein e eingeschränkte Bedeutung zu, w eil der Täter bei seinen Ü berie- gupg en zu dem Ergebnis kommt, durch V orsicht den Erfolg verm eiden zu können; dann aber fehlt ihm auch das B ew ußtsein der aktuellen M öglichkeit, den Tatbestand zu verw irklichen, w esh alb die Strafdrohung nicht in gleichem Maße abschreckend wirkt w ie bei den V orsatzdelikten.
7 C r a m e r , DAR 1974, 319, S t r a t e n w e r t h , Str alrecht AT. 1971, S. 298, 8 Vgl. auch J a c o b i , DAR 1960, 305 (306).
hiumg k an n d a rü b er hin au s dazu b eitrag en, die Einsicht des V e rk eh rste il-neh m ers in die N o tw end igk eit bestim m ter R egeln zu v ertiefen . Dem „Kli-m aw echsel i„Kli-m V erk ehr" sollte b eso n dere B eachtung g esch enk t w erden, weil d ie Effizienz ein er Norm in hohem M aße vom Grad ihrer In ter n a -lisatio n im B ew ußtsein des ein zelnen u nd der A llg em einh eit abhängt.
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N eb en dem soeb en g e n an n ten Bereich strik te r Norm en, in denen die G en eralpräv en tio n sich w ie im ü brigen Sank tio nsrecht en tfalten kann, g ibt es allerdin gs ein e V ielzahl v o n V e rk eh rsv o rsch riften — u n d h ierzu geh ören g era d e die w ich tig sten — die dem K raftfahrer ein en B eur-teilun g sspielrau m einräu m en, innerh alb d essen e r sein e Entscheid ung auf der G run dlag e seines b ish erigen B rfahm n gsw issens treffen muß. Dies g ilt z.B. für das Gelbot, n u r so schnell zu fahren, d a ß d as Fahrzeu g jed erzeit b e h e rrsc h t w erd en kann , für d as 'Ü berholverbot (bei u n k la rer V erk e h rslag e o der das Gebot, auf ein e n V o rran g zu verzich ten , w enn d ie V erk eh rslag e dies erfo rd ert. H ier zeigen schon die M erkm ale „erfo rd erlich" ord er „v erk eh rsg erech t", rdaß rdem F ah rer nicht ex a k t v o rg e -sch rieb en w ird, w a s zu tu n o de r zu u n terla sse n ist. In diesem B ereich b ra u ch t ein K raftfahrer, der Objektiv v e rk eh rsw id rig fährt, sich k ein es-w eg s d e s W id ersp ru ch s seines k o n k rete n V erh alten s zu r Norm oder oar der damit v erb u n d en en G efahren b ew u ß t g ew o rd en zu sein. W enn das E rfah run gsw issen n ich t au sreich t, die k o n k rete Situation zu m eistern, k e n n t auch der G utwillig e die R isiken nicht, die e r für sich und an d ere ein geht. Er k a n n in diesem E rfa hrun gsb ereich durch e in e Sanktion höch-sten s zu dem m o tiv iert w erden, w as e r sulbjektiv zu leihöch-sten verm ag, m an gels au sreiche nd en Leistung sv erm ögens aber n ich t zu -dem, w as o b jek tiv e rfo rd erlich ist. Der Normibefehl ist folglich w irkun gslos, weil e r die Schallm auer des m o tivato risch E rreich baren nich t zu durchlbre- c hen v erm ag.
Zur V erde utlichu n g ein ig e Beispiele. Ist etw a in e in er k o n k reten V erk e h rssitu atio n u n te r B erücksichtigu ng der Straßen fü brun a, des S tra-ß en zu standes, der Sichtverhältn isse usw. ein e G eschw in digkeit von 60 k m /h o erad e noch ungefährlich, so b rau c h t ein K raftfahrer, d °r infol-g e m an infol-geln der B rfahrunq sch neller fährt, d urchaus nich t auf den G e-d a n k en zu kom men, e r kö nne sich risk a n t v erh alten ; e r g lau bt v ie l-m ehr — u nd zw ar au faru nd sein er b ish erig en Erfah run g — sich so zu verhallten, w ie d ie StVO es o erad e für d iese Situation v orschreibt. Die F eh lbeu rteilu n a als solche ist ihm n ic h t vo rw erfb ar, w enn e r su b jek tiv zur rieh tio en E rkenntn is nich t d urch dring en ko nnte. Dieses Phänom en zeigt sich in sbeson dere auch bei ein ig en b eso nd ers g efäh rlichen
Fehl-V erhaltensw eisen iim Fehl-V erk eh r, wie bei A u ffahnm fällen, falschem Ü b er-holen, Abkom men v o n d er Fah rb ahn usw. Auffahru nfälle beispielsw eise e n tste h e n n ich t bloß, w en n ein K raftfah rer bei ho hen G esch w in dig
kei-ten bis auf w en ige M eter auf sein en V orderm an n auffährt, etw a in der Absicht, ihn zu nötigen, die Ü berho lspu r freizum achen. In d ieser Si-tu ation ist sich selb stverstän dlich jederm ann der G efährlichkeit seines V erh alten s b ew u ßt. In der ü berw ieg end en Zahl d e r Fälle kom m t es aber n ich t d esh alb zu Anffalbrumfällen, w eil d e r n o tw en dige A bstand zum V o rderm an n in so ex trem er W eise u n ter schritten , so n d ern weil d er — bei w eitem m ehr als ein ig e M eter b e tra g en d e — n ach der Ver- k e h rsla g e aber u nab d in g b ar no tw end ig e Sich erh eitsabstan d nicht e in g e -h a lte n wird. Leilder darf n ic-h t d av on ausgegan g en w erden, d aß je d e r-m an n e x a k t w eiß, w ie dieser A bstand auszusehen bat. Der N orr-m selbst k an n d er ein zeln e in d iesem Fall k ein e k o n k rete A n leitu ng entnehm en. Die S traß en v erk e h rso rd n u n g sagt, der A bstand zu einem v o rau sfah re n -d e n F ah rzeu g „m üsse in -der Regel so g ro ß sein, -d aß auch -dann h inter ihm g eh alten w erd en kann , w en n es plötzlich geb rem st w ird". N ach d iese r V orsch rift m ü ß te d er K raftfahrer also zu nächst entscheiden , ob e in R egelfall v orliegt. Er m üß te d a n n aus dem B rem sv erzög erung sw ert sein es Fah rzeu gs un d sein er R eaktio nszeit u n ter B erücksich tig ung der Bremsamsiprechizeit den Albstaind b erech nen . Dies w ird e r n ich t tun, weil e r dazu schlech terd in gs n ich t in der Lage ist. Statt dessen w ird ein F ahrer, sofern e r sich nich t b ew u ß t risk an t v erh ält, sich auf sein e in di-v id u elle Erfahrung stützen, d.h. den A b stand wählen, d er in sein er b ish rig en F ah rp rax is au sg ereich t hat, um sich er d urch den V erk eh r zu g e-langen. Ist dieser su b jek tiv erfa h re n e A bstan d zu g erin q u n d kom m t e s zu einem Unfall, so ist der Betreffende — w enn e r ü b erlebt — um ein e Erfah run g reicher un d w ird in Zukunft m öglicherw eise ein en g rö -ß e re n A b stand ein halten . W ie schwierig es ist, Aibstsnde abzuschätzen, w eiß jeder, der sich in d er täglichen Praxis mit V e rk eb rsrec h t b e schäftigt. So ist etw a vo n Z eugen kaum jem als ein e zuverlässige A n -g ab e über die Distanz zw eier Fah rzeu -g e zu erw arte n . Diese so au ß e ro r-den tlich w ichtige, aber auch erle rn b a re Fäh igk eit w ird dem K raftfahrer im G run de vom niem andem h inreich end b eigebracht, w esh alb e r im Erg e-bnis auf seine eigenen, m öglicherw eise au ß er orden tlich lück en h aften E rfahrun g en angew iesen ist. Gleiche Ü b erleg un gen lassen sich auch für das Beispiel des Ü berho lens v o r e in e r K upne amstellen. Tn guam titativer H in sicht ist d er ty p isc h e Fall nicht der ein es b°łwu№, rn'sV anten fÜber-holm anövers, sondern die Situation, in der sich d e r K raftfahrer in der Strecke, die e r zum Ü berho len b rau ch t, v ersch ätzt u nd d e sw eg en su b-jek tiv davo n ausgebt, daß e r den Ü b erho lv org an g rech tzeitig v o r dem m öglichen A u ftau chen v o n G egen verkeh r wende ab sch ließ en können,
W ie schw ierig e s ist, d ie für ein en g efah rlo sen Ü berhol'vargang b en ö-tig te W eg stre ck e zu berech nen, ist b ek annt. Ein V erkehrsriichter nim mt ziu jede r V erhandlung , in d er ein d era rtig e r Fall ansteh t, ein e T abelle mit, aus d er sich an han d d er g efah re nen G eschwin d igkeitódifferen z un d so nstig en F ak to ren d ie Ü b erh o lstreck e ablesen läßt. Ein A u to fah rer b e sitzt im allgem einen k e in e solche Talbelle un d w enn e r sie besäße, k ö n n te e r sie in der k o n k rete n Situatio n nich t gebrauch en . Auch h ier w ird allso der K raftfahrer sich n u r au f sein e E rfahrun g en stü tzen können.
Diese Béisipiele lie ß e n sich v erm ehren . Sie zeigen insgesam t, d aß vo n ein e r B e ein flu ß b arke it des V e rk e h rsv e rh a lten s diurch San k tio nen in G estalt der Strafe und G eldb uß e kau m die R ed e sein k an n , w enn dem K raftfahrer das n o tw en dig e E rfah ru ng sw issen , die n o tw en d ig e Fa h rp rax is u n d ein au sreich en d es fah rerisch es L eistu n asverm ö ^en fehlen. Daß diese Feststellu n gen nicht g rau e T h eorie sind, zeiqit die Sta-tistik. Auf de n g en a n n te n U m ständ en b e ru h t näm lich v o r allem das h ohe A nfän gerrisik o bei allen V erk eh rsv oro än aen, d e re n B eherrschun g ein h oh es M aß an Verkehirserfahrunci erfo rd ern , d ie b ei A n fäng ern eben n ich t zu e rw a rte n ist. So sind F ü h rersch ein an fän g er im e rste n Ja h r am U n fallgesch eh en m it folgen den Prozen tzah len beteilig t:
Abkom men vo n d er F ah rbah n 20°/n
N ic h tein h alten des R ech tsfahrn eb ots 13% A uffah ren au f den V o rde rm an n 11%
Ü b erh o lu nfälle 10%
A bb ieg efehler 9%
Erst n ach d rei Jah re n Fa h rp ra x is sin k en diese ho h en A nteile sp ü r-b a r und erreic h e n e rs t n ach ein in en w e ite r en das n o rm ale Maß.
In dem h ie r r e n a n n te n B ereich ist d u rch die V erh än o u ng e in er Sanktio n ab er au ch k e in e s-pezialmräventive W irk u n o zu erreich en . Schon d e r Begriff d er Sp ezialp räv en tio n in seiner k lassisch en Bedeu- tun o ist h ie r v erfehlt, denn es g e h t n ich t um den A bbau v o n Dissoziali- tä t d u rch e in e R eso zialisieru n g des T äters. D arau s erg eb en sich fol-gen de K onsegu enzen:
a) Eine sin n vo lle Z ielsetzun g d er S an k tion k ö n n te im V e r k e h rsb e -reich n u r d a rin b estehen , das L eistu n osv erm ö aen des B etro ffenen zu v e rb e ssern , seine W issens- un d V e rh alten slü c k en abzu bauen, ihm d ie n o tw e n d ia en F ertin k e iten zu v erm itteln usw. Dieses Ziel e in e r Beein- flu ssu na des V erk e h rs Verhaltens ist d u rch e in e S trafe o d er G eld bu ße n ich t e rr eic h b ar. W e r k e in e au sreich en d en E rfahrun o en besitzt, w ird n ich t d ad u rch k lüg er, d aß e r zur K asse g eb eten o de r g ar sein er F re i-h e it b era u b t w ird. Die Strafe v erm ag e in M an k o an fai-h rerisci-h em
Kön-n eKön-n uKön-nd W isseKön-n Kön-n ich t auszugleicheKön-n. Die V erhäKön-n gu Kön-n g e iKön-n e r S aKön-n k tioKön-n wird d ah er in dem B ereich u nw irk sam bleiben, in dem e in e su b je k tiv e Ü b erfo rd eru ng des F a h re rs zu e in e r Feh lleistun g im V erk e h r g efü h rt hat, mag d iese Ü b erforderu ng auf m an geln dem W issen , feh len d er o de r n ich t au sreich en d er Erfah run g o d er eine m M ang el a n tech n isch er Be-h errscBe-h u n g des FaBe-h rzeug s beru Be-hen . Ein V erg leicBe-h au s dem B ereicBe-h des A rb e itsrech ts möge d ies v e rd eu tlich en . N iem an d w ü rd e h ier auf d ie Id ee kom m en, e in e n A rb eitn ehm er, der m angels E rfah ru n g bei d er Be-dienun g e in e r k om p lizierten M asch in e v e rsa g t h at, d ad u rc h zu e in e r L eistun g sv erbe sseru ng zu b rin gen, d aß e r ihm e in e im A rb e itsv e rtra g e tw a v e re in b ar te V er trag sstr afe au ferlegt; ab g ese h en v o n d er Frage, ob d ies ü b erh a u p t zulässig w äre. Ist d er B etreffen de in d er Lage, d ie M aschine b e h e rrsch e n zu lern en , so w ird e r nachgeschiult w erd en; g eh en ihm die erfo rd e rlich e n Fäh ig k eiten ab, so k a n n e r v e rn ü n ftig e rw eise n ich t an seinem b ish erig en A rb eitsp la tz rw eite rb esc h ä ftig t rw e r -den. Eine B estrafung mit dem Ziel e in e r L eistu n g sv erb esseru n g w ü rd e jed em V o rg esetz ten g erad ez u g ro tesk ersch ein en . W aru m n u n im V er -hältn is e in e r jed e rm a n n zugäng lich en k om p lizierten M aschin e — und dies ist d as A uto — e tw as a n d ere s g e lte n soll, ist k au m ein zu seh en .
b) A ber nich t n u r Strafe und G eldbuße, so n d ern au c h d ie speziellen v e rk e h rsre ch tlich e n M aß nahm en w ie die F ah rerlau b n isen tz ieh u n g und das F a h rv erb o t m üssen k ritisc h ü b erd a ch t w erden , ob gleich k e in Z w eifel b esteh en sollte, d a ß g erad e v o n ih nen in dem m o tiv ato risc h e rr e ic h -b are n B ereich e in e sta rk e B eeinflussung des V e rk e h rsv erh alte n s a u s-geht. V or allem d ie F ah rerlau b n isen tzieh u n g ist w e it m ehr g e fü rch tet als e in e zu e rw a rte n d e Strafe. H ier v ersc h ie b t sich die K ritik d ah er au f e in e an d e re Ebene.
B edenk lich ist n ach d er in d er B und esrepu blik g elten d en R egelung, d aß die F ah rerla u b n is auch d o rt en tzo g en w e rd e n k ann , w o Belange der V e rk eh rssich erh eit n ich t im V o rd e rg ru n d steh en . So k an n etw a bei ein em D iebstahl m ittels ein es Fahrzeug s, e in e r Entführun g, N o t-zu cht im K raftw ag en usw., die k ein esw eg s e in e V erlett-zu ng d er sp ezi-fisch dem K raftfahrer ob lieg end en Pflichten b e in h a lten m üssen, die F ahrerlau b n isen tzieh u n g au sg esp ro ch en w erd en . Dies e n tw e r te t die F ah rerlau b n isen tzieh u n g als spezifisch v erk e h rsre c h tlic h e M aßnahm e und m acht sie als In stru m en t zu r A u frec h te rh altu n g der V e rk e h rs-sich erh eit u nglau bw ürdig . B edenklich ist in diesem Z usam m enh an g v o r allem die A n w end ung d er M aß nah m e bei C h arak term än g eln, d ie n ich t v e rk e h rsre le v a n t sind. N och b ed en k licher als dies ist jedoch, d a ß selb st bei v e rk e h rsre le v a n te n C h arakterm äng eln , e tw a e in e r ü b e rste ig e rte n A g gressiv ität, in d e r P rax is n u r v o n e in e r zeitlich b e g re n z te n F a h r e r-laub nisen tziehu ng G eb rau ch g em acht w ird. H ier w ä r e ein e endgültig©
E ntziehung d e r F a h re rlau b n is die allein rich tig e M aßnah m e, w eil es so g u t w ie au sg esch lo ssen ist, d aß e in T äter in n erh alb e in e r g ew issen F rist sein en C h a rak ter än dert. Schließlich zeigt sich e in w e ite re r N ac h -teil der d erzeitig en R eg elung darin, d a ß d er R ichter n ich t zu e in e r d ie g esam te P ersönlich keit um fassen den ch arak tero lo gisch en Ü berprü fun g des T äters b e rec h tig t ist, d a d as S tra fv e rfa h re n auf die B eurteilu n g so lcher Eignungsm ängel b esch rä n k t ist, die sich aus d e r T at, d ie den G eg enstand des V erfa hren s bildet, e rg e b en . Dem R ichter b ie te t sich also nu r e in T eilau ssch n itt des Persönlichkeitisbildes, w as zu r K o nsequenz hat, d aß e r ein e ab sch ließ en d e B eurteilu ng d er F ah rtau g lic h -k eit in v ie len Fällen g a r n icht feststellen -k an n. De lege le ien d a sollte d ies dazu füh ren, d aß die E ntzieh ung d er F ah rerlau b n is w ie frü he r d en V erw altu ng sbeh ö rd en ü b e rtra g e n w ird, d e re n K o m p etenzen w eiter reich en als die des R ichters, die ab er v e rp flich te t w erd e n m ü ßten , auf rich terlich e A no rd nun g e in E n tzieh un g sverfahren einzuleiten .
c) Die Z urü ckfüh ru ng d e r F ah rerlau b n ise n tzieh u n g auf e in e e ch te Sicheru n gsm aß n ah m e setzt a n d e re rse its v o rau s, daß d er A nw e nd u n g sb ereic h d es F ah rv ersb o ts e r w e ite r t w ird, das d an n die F u n k tio n zu e r füllen hat, die je tz t v o n d e r zeitlich b eg ren zte n F ah rer lau b n ise n tz ie -h ung e rfü llt w ird. Die B eg renzung v o n 1 bis 3 M o n a te n i'st im O r-d nu ng sw ir-d rig ke iten rech t r-du rchau s am Platze, im strafrech tlich en Be-re ic h jedo ch v erfeh lt. Die H öchstg Be-ren ze des F ah rv erb o ts m üß te im S trafrech t erh eblich h eraufg esetzt w erden, um als w irksam e M aßn ahm e g eg en den e in g esetzt w erd en zu kö nn en , d er d u rch sein V er h a lte n Risiken des V erk e h rs b e w u ß t h erau fb esch w ö rt. A u ch m uß d ie V erh ä n gu ng des F ah rv erb o ts auf Fälle b e sch rän k t bleiben, in d en en e in e g r o -be oder b eh arrlich e V erletzu ng d er V e rk eh rsp flich ten v o rlie g t. A -ber d iese F rag en sollen h ier jed enfalls n ich t w eite rv erfo lg t w e rd en , da sie stärk er auf k o n stru k tiv e n als auf k rim in a lp o litisch en Ü b erleg un g en b eru hen .
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Die b ish e rig en A usfü h ru n gen so llten v erd eu tlich en , aa ß e in m o d er-n e er-n E rk eer-n er-n ter-n isseer-n g e re ch t w erd eer-n d es S aer-nk tioer-n eer-n system u er-n te r dem G esich tspu n kt ein er Beeinflussung des V e rk e h rsv e rh a lte n s stä rk er d iffe ren zieren m uß als das Straf-, B ußgeld- u n d M aß reg elsy stem des g e lten d en w estd eu tsch en Rechts. Die N otw en d ig k eit e in e r stärk e ren D ifferenzierun g e rg ib t sich, um dies n o c h ein m al zu sam m en fassen d d arzu stellen, d a ra u s, d a ß m it San k tio n en a llein das V e rk e h rsv e rh a lte n d e s ein zeln en n ich t in d e r n otw end igen W eise, so nd ern n u r in T
die Zielsetzung jedes Sanktionsrechits zu r ückzukom m en, solche M aß -n ah m e-n aufzufi-njde-n,' die g ee ig -n e t si-nd, dem K raftfah rer e i-n e Hilfe zu i V erb esseru n g sein er F ah rleistu n g zu g eb en und d en jen ig en aus dem V erk eh r au szu sch ließen , d er e in so groß es, n ich t a u sg leich b ares M an -ko an L eistu n gsfähigk eit aufw eist, d aß e r als e in e stän dige G efahr für
a n d e re b ezeich n et w e rd e n muß.
Die D ifferenzierun g d es M aßn ahm esystem s m uß d ab ei d ie V e rsch ie-d e n a rtig k e it ie-d er F ak to re n b erüc ksich tig en , ie-die fü r e in e g efah rlo se V e r-k eh rsteiln ah m e V o rau ssetz un g sind. Ich w ü rd e h ier d re i Grupipen b il-den, n äm lich e rste n s d ie k o n stitu tio n ellen F ak to ren wie d ie physisch e, p sy ch isch e o der c h a ra k te rlich e Eignung des F ah rers, zw eiten s d isp o si-tio nelle F akto ren , w ie b eisp ielsw eise d ie v o rü b erg eh e n d e F a h ru n sic h e r-h eit infolge A lk or-ho lm ißb raucr-hs, A rzn eim ittelm iß b rau cr-h s, E rm ü dung o d er e in e r v o rü b erg e h en d en E rk ran k u ng u n d d ritte n s d ie Lern- u n d E rleb nisfak to ren , zu d en en d as Risiko- und V e ra n tw o rtu n g sb ew u ß tse in eb en so g eh ö ren w ie die R eg elk en ntnis, d ie m an u elle B eherrschu n g un d das E rfah ru n g sw issen zu r B ew ältigung d er im V e rk eh r a u ftrete n d en S ch w ierig keiten. Lassen Sie m ich dies v erd eutlich en .
F ahlen bei einem K raftfah rer z.B. d ie u n a b d in g b a ren k o n stitu tio n e l-len F ak toren , so ist sein F ah rv erh a lte n p ra k tisc h n ic h t b eein flu ßb ar, w e sh alb je d e e rz ieh erisch e M aßn ahm e ih re n Sinn v e rlie rt. Bei ihm kom m t n ur der en dg ü ltig e Entzug des F ü hrersch ein s in B etracht. W er k ö rp erlich e M ängel aufw eist, d ie n ich t d u rch H ilfsm ittel o d er g rö ß ere So rgfalt k o m p en sie rt w erd e n können, dem d arf e in e F ah rerlau b n is n ich t e rte ilt und m uß e in e e r te ilte F ah rerlau b n is w ie d er en tzo g en w e r -den. Bei e in e r n u r v o rü b e rg eh e n d e n F ah ru n sich e rh e it, w ie b eisp ie ls-w eise A lk oh olg en u ß oder Ermüdung, ist e in e B estrafung oder V erhän gun g e in e r G eldb uße d a g eg en d u rch au s am Platze. Sinnvoll ist die V erh än gun g e in e r Sanktio n allerd in g s n ur, w enn d er T äter über d ie v o n seinem Z ustan d au sg eh e n d en G efahren au sre ich en d au fg e k lärt ist. Beim A lkoh ol am Steu er ist d ies d er Fall, ibeim A rzneim ittelm ißlbrauch h in g egen schon fraglich u nd b ei E rk ra n k -u ng sz-uständ en der v e rsch ie d en sten A rt m eh r als zw eifelhaft. A nstelle
oder n e b en e in e r Sank tion k ö n n te h ier e in A u fkläru ng sku rs für das k ün ftige V erh a lten effek tiv er sein als die Ibloße V erhäng ung v o n Strafen u n d G eldbußen. A u ch im B ereich d e r E rlern- u n d E rleb nis-fak to re n v e rsag t d as h eu tig e S ank tion ensy stem auf v ielen Gebieten.
M angelndes R isiko b ew uß tsein , R egelu n ken n tn is o de r m ang eln d e F a h r-p rax is k ön nen mit Strafen u n d G eld bu ß en n ich t au sg eg lich en w erd en . Zw ar k a n n n ich t b estritten w e rd en , d aß e in sa n k tio n ie rb a re r S ach v er-h alt v orliegt, w enn sicer-h jem an d in d e n V e rk eer-h r begibt, o er-h n e d ie R e-g eln d er StVO a u sreich en d zu b e h errsch e n . D urch die A u ferlee-gu n e-g
e in e s G eldop fers w ird aber d ie m an g eln de R eg elu nk en n tnis n ich t a u s-geglichen. D aher stellt sich die Frage, ob e s z.B. n ich t w irk sa m er ist, den B etroffenen zu zwingen, sich auf sein e K osten n ac h sch u len zu lassen. Die finanzielle B elastung, die dem e in ze ln e n für e in F e h lv er-h a lte n im V erk eer-hr au ferle g t w ird, ist so sicer-h er b e sser angelegt, als w enn der B etroffene gezw un g en w ird, ein e n G eld b etrag zu zahlen , der in öffentlichen K assen v ersch w ind et.
G eht m an v o n d en h ier g e n an n ten F a k to re n aus, so erg eb e n sich folgende Einfluß m öglichkeiten auf den K raftfahrer zur V erbesserun g
sein er Leistungsfähigkeit.
a) N otw end ig ist zunächst ein e v e rstä rk te ärztlich e K o n tro lle und B eratun g des K raftfah rers, um k o n stitu tio n elle M ängel festzustellen, sofern dies möglich ist, au szu g le ich en od er g eg eben en falls d ie n o tw en -digen K on sequenzen zu ziehen. Dabei ist jed o c h zu bed en k en , daß nicht je d er k örp erlich e M angel zur V ersag un g d er F a h rerlau b n is fü h ren muß. N o tw en dig ist jedoch, d a ß M ängel ü b e rh au p t festg e ste llt un d dem K raftfah rer oder F ü h re rsch ein b e w e rb er b ew u ß t g em acht w erd en , dam it e r sich auf sie e in ste lle n k an n . Selbst M ängel, die, w ie be ispielsw e ise das fehlend e räum liche Sehen o d e r Hören, n ich t d u rch H ilfsm ittel a u sg esg lich en w erd e n kö nnen, brau c h en nich t zu r V ersasgu n sg d e r F a h rer lau bnis zu führen. Die E rfah ru ng zeigt näm lich, d aß d e r k ö rp erlic h b e -h in d e rte K raftfa-h rer g ru n d sätz lic-h k ein g rö ß eres R isiko d arstellt, als der völlig gesu nd e, sofern e r in der Lage ist, d u rch b eso n d e re V orsich t u nd Um sicht sein G eb rechen zu k om p en sieren. Dies k a n n e r jed o ch nu r, w enn ihm etw aig e M ängel b e k a n n t w erd en . Kom m t es zu ein em F eh lv erh alten im V erk ehr, bei dem n ic h t au sz u sch ließ e n ist, d aß es d u rc h k örp erlich e od er g eistig e M ängel v e ra n la ß t sein kö nn te, so ist au ch bei F ü h re rsch ein in h ab e rn — u n d h ier in sb eso n d ere b e i ä lteren K raftfah rern — ein ärztlich es T e stv e rfah ren an geb rach t. In diesem Fall ist näm lich das V e rtrau e n in die F ah rtau g lic h k e it so w eit e rsch ü tte rt, daß es äh nlich w ie bei d er F ah r erlau b n iserteilu n g u n v eran tw o rtlic h w äre, dem V erk eh rsa uffällig en o h n e G esun d h eitsp rü fun g u n d Seh test die Fah rerlau b n is zu belassen. Z war g ibt es bis jetz t noch k ein e v e r -läß lich en Z ah len d arü b er, zu w elch em P ro z en tsazt k ö rp erlich e o der g eistig e M ängel zum U n fallg escheh en b eitrag e n . Eine n ich t u n erhe blich e Schw ierig keit b esteh t allerding s darin, so lch e Fe h lv erh a lte n sw eisen au fzuzeigen, die d u rch k ö rp erlic h e od er g eistig e E ignungsm än gel v e ru r -sach t sein können. H ier m uß em p irisch es M a teria l e r s t g ew o nn en w erden . G erad e u n ter dem G esich tspun kt, d aß au f diesem G eb iet n eu e E rfahrun g en g esam m elt w erd e n m üssen, so llte d e r K reis d er für ein e ärztlic h e B efragung in B etracht ko m m en d en B ezu gstaten n ic h t zu en g gezog en w erden . Eine A n ord n un g d ieser M aß nah m e ist d a h e r — jed en
falls für ein e g ew isse A n lau fzeit — an stelle od er n eb en e in e r G eld -b uß e schon dann ind iziert, w en n e in Unfall o der e in so nstiges F ah l-v e rh alte n m ö glich erw eise auf k ö rp erlic h e oder g e istig e E ign ungsm än-g el zu rück zu fü h ren ist. Lieän-gen zw in än-gend e A n h a ltsp u n k te d afü r v or, d aß ein F ah rer u n ge eig n et ist, so m üssen G ericht u n d V erw altu n g sb eh ö den, d ie sich m it d er V erfolgu ng o d er A hn d un g e in es V e rk e h rsv e r-stoß es befassen, in der Lage sein, die Einleitung ein es E ntziehun gs-v e rfah ren s anzu ord n en . H ier k a n n n ich t en tsch eid e n d sein, ob e s sich um e in einm alig es o d er w ied erh o ltes V e rsag en im S tra ß en v e rk e h r hand elt. Es w äre u n ter dem G esich tspu n kt der V e rk eh rssic h erh eit u n -v e ra n tw o rtlich , w en n bei ein em V e rsag e n im V erk eh r, das d en Schluß auf kö rperlich e oder g eistig e M ängel n aheleg t, m it ein em E in schreiten ab g ew arte t w ü rde, bis e in w eiterer, m ög licherw eise fo lg en sch w ererer V ersto ß vo rliegt.
b) N otw en dig ist ein e v erb e sse rte V erk e h rse rz ieh u n g und V e rk e h rsaufklärun g. Diese Fo rd eru ng erfo lg t in der Erkenntn is, daß ein d u rch
-g reifen d er Erfol-g aller A nstre n -g u n -g en zu r V erh ü tu n -g v on Unfällen davo n ab hängig jst, daß es geling t, d as F a h r v er h a lte n des M enschen zu b eeinflussen. Dabei soll d ie V erk e h rsa u fk läru n g zu n äch st das Ziel verfolgen, die in n ere E instellun g aller V erk eh rsteiln eh m er so zu b e e in -flussen, d a ß sie sich au s e ig e n e r Ein sicht und V e ran tw o rtu n g zu ein em v e rk e h rsa n g ep aß ten V e rh alte n v e ra n laß t sehen. W elch e em in e n te Be-deu tu ng d ieser V erk eh rserzieh u n g zukom mt, lie g t au f d er Hand. Erst ein dem tech nisch en E ntw ick lu ng sstand des V erk e h rs u nd sein en G e-fah ren an g ep aß tes B ew ußtsein u n d ein e d arau s resu ltiere n d e Be-w uß tseinslage, bei der das u n abd in gb are Gebot zur g egen seitigen
R ücksichtnahm e zu r Selb stv erstän d lich k eit w ird , fü h rt näm lich zu der n otw en d ig en K o nkord anz zw isch en sozialen und rec h tlich en N orm en, w elche die e rs te und w ichtigste V o rau ssetzu n g für ein F u n k tio n iere n des S an k tio n srech ts d arste llt9.
Bei e in e r allg em einen Aufk läru ng, g e w isserm a ß en nach dem G ieß-k an n en p rinzip , darf es jedo ch nicht v erbleiben . A us dem Um stand näm lich, d aß F ü h rersc h ein n eu lin g e in den e rste n drei bis v ie r Ja h re n n ach dem Erw erb der Fah rerlau b nis einem un v erh ältn ism äßig ho hen Unfallrisiko ausgesetzt sind, läß t sich der Schluß ziehen, daß" sich an den Erw erb der Fah rerlau b n is ein lang jäh rig er Lernp rozeß an sch ließ t. Um d iesen L ernp ro zeß abzuk ürzen , sind w e itere M aß n ah m en n o tw en -dig, w eil au ch bei e in e r In te n siv ie ru n g des F a h rsch u lu n te rric h ts in Richtung auf die G efah ren leh re n ich t zu e rw a rte n ist, d a ß d er u n ter den h eu tig en G eg eb en h eiten e tw a v ier J a h r e d a u e rn d e Pro zeß d er
Erfahru ngssam m lun g so sta rk g erafft w erd e n k ann , daß e r m it der Beendigung der Fah rsch u lausb ildu n g abg esch lossen ist. Dazu ist der Erw erb e in e r den Sic h erh e itserfo rd ern issen voll e n tsp re ch e n d e n F ah r-p rax is ein fach zu ko m r-pliziert. Hinzu kom m t, d aß die in der A u sbildu ng d er F ahrsch u le g esam m elten E rfah ru ng en u n ter an d e re n p sy ch o lo -g isch en V o rau ssetzu n -g en -g ew o nn en w e rd e n als die der sp äteren F ah r-praxis. Im F ah ru n terrich t steh t d er F ah rsc hü ler u n ter der O b h ut eines F ah rle h rers, d er jed e rzeit e in g reifen k a n n un d dem dam it — au ch aus d er Sicht des Schülers — die letzte V eran tw o rtu n g für die im V erke hr zu treffend e En tscheidun g zukomm t. N ach A bschluß d er Fah rsch u le h at e r jed och alle no tw en digen E ntscheid un gen selbst zu treffen. Dies kan n e in e rseits dazu führen, daß sich das Gefühl feh len der G eb org en -h eit ein stellt, aus dem u n ter U m ständen bei den ersten selbständ igen F ah rv ersu c h en ein e e rh eb lich e V eru n sich e ru n g des K raftfah rers un d dam it ein e Erhöhung des Risikos resu ltiert. D ieser e rste n P h ase d er U n sich erh eit k a n n dan n aber, w en n ein e g ew isse Zeit alles g u t g e g a n -gen ist, das trü g erisc h e Gefühl fol-gen, die G efahren des V e rk eh rs a u s-reich en d zu b eh errsch en ; ein e S itu ation also, in d er d as su b jek tiv e L eistungsgefühl das o b jek tiv e Leistu ng sverm ögen bei w eitem ü bersteigt.
Beide Ph asen d er Entwicklung sin d g leic h erm aß en gefährlich, w eil U n sich erh eit eb enso das U nfallrisik o erh ö h t w ie falsche Selb stsich er-heit. Aus diesen Um ständen, die hier aus R aum gründen nur v erk ü rz t
w ied erg eg eb en w erd en kö nnen, sp rich t alles dafür, als n eu e M aß -nahm e e in e th eo retisch e w ie p rak tisc h e N achsch ulu ng bei solchen V e rk eh rsv erstö ß e n v o rzu sehen , d u rch die für die V e rk eh rssic h erh e it w e sen tlich e W issens- und V e rh alten slü ck en sich tb ar w erd en . Dabei so llte m an sich an dem W o rt „N achsch ulun g" nicht stören. N ach sch u -lung in dem h ier v e rsta n d en en Sinne h eiß t ja nich t W ied erh o lu n g des bisher schon v e rm itte lten U nterrich tssto ffes, obwohl es au ch n atü rlich solche Fälle ge b en kan n, in ih rem rich tig en V erstän d nis ist die N ac h -schulung v ielm eh r ein e die F ah rp rax is b eg leiten d e W eiterb ild u n g . Dies e rg ib t sich aus der Ü berlegung, d a ß die eine P erso n p räg en den u nd ihr w e iteres V erh a lten am stärk ste n b eein flu ssen den E rfahru ng en — im p o sitiven w ie im n eg ativ en Sinne — stets d iejen igen sind, die sie selbst g em ach t hat. Dies g ilt für den V erk eh r eb enso w ie fü r an d ere L eb ensbereiche. Frem d es E rfah ru ng sw issen w ird d a h e r um so e h e r ak zeptiert, je stä rk er die Einsicht an Boden g ew inn t, in Situation en g e ra te n zu können, in d en en der R at des a n d e re n nü tzlich ist. W er sich selbst im V erk eh r sch on in e in e r risk an te n Situ ation g ese h en hat, in d er e r frem des E rfah ru n gsw issen zu seinem u nd a n d e re r N u tzen h ätte änw en dep können, w ird im allg em einen au ch b ere it sein, sich dieses W issen in g e eig n eter Form v e rm itteln zu lassen. A ber selbst
w enn diese Ein sicht noch nich t v o rh an d e n ist, so ist die v ielle ich t als Zw ang em p fu ndene N ach schu lu n g im m er noch bei w eitem b esser, als die bloße A uferleg un g ein es Geld opfers in G estalt d er G eldb uße oder G eldstrafe, d u rch da s sch le chterdin g s nichts an W issen o der Erfahrung v erm ittelt w erd en kan n. Jeden falls ist das Geld, das der einz eln e für e in e n V e rk eh rsv e rsto ß au fzu b rin g en hat, b esser angeleg t, w en n es sein er N achsch ulung dient, als w en n es dem Fisku s zufließt.
V o rzusehen ist n ach m einem D afü rhalten also die Möglichkeit, sowohl ein e th eo retisc h e wie ein e p rak tisch e N achsch u lu ng an z u o rd -nen. Dies erg ib t sich daraus, d a ß die in einem Fe h lv erh alten im V erk eh r sich tb ar g ew o rden en M ängel gan z un tersch ied lich er N atu r sein können. Sind W issen slü cken festzu stellen , so eig n et sich zu d eren A usgleich eh er ein th eo re tisch er V e rk e h rsu n terrich t; b e ru h t das F eh lv erh a lte n auf e in e r feh len d en tech n isch en od er m anu ellen B eherrsch ung des Fahrzeugs, so kom m t aus n ah elieg end en G rün den n ur ein p rak tisch er V e rk eh rsu n terric h t in Betracht. Es m uß allerding s auch v o rg eseh en w erden, d aß sowohl ein th e -o retische r wie ein p rak tisch er U n terrich t an g e-o rd n et w erd en kann. Endgültige V orsch läge dafür, w ie oft ein e N achsch ulung anrje- o rd n et w erd en kann , bis sch ärfere M aß nahm en g eg en d en B etroffenen ang ezeigt sind, lassen sich im g eg en w ä rtig en Stadium n och n ich t m achen. Eine A u ssage d arü b er ist e rs t möglich, w en n m it dem In stitu t der N achsch u lu ng au sreich e n d e E rfahrung en gesam m elt sind. U nzw eck-m äßig d ürfte es allerd in g s sein, die A n o rd nu ng e in e r N a chsch u lu ng ad infinitum zu w iederho len . Die E rfahrun g in a n d e re n A usbildung szw ei- qen lehrt, daß ein bestim m ter A nteil einfach nich t in d e r Lage ist, das Klassenziel zu erreich e n . W er k ein e au sreich e n d e Fäh igk eit fü r d ie T eilnah m e am K raftv e rk e h r zu e rw erb en in d e r Lage ist, dem m uß der Fü h rersche in en d g ü ltig en tz o g en w erden , da fah ru n sic h e re P e rso -nen d ieser A rt ein e stän dige G efahr fü r die A llg em ein h eit da rstellen .
c) Ein V erk eh rsrech t, das d ie Sich erh eit auf u n sere n S tra ß en in den V o rd e rg ru n d rü ck t, h a t nicht b lo ß d afü r Sorge zu trag en , d a ß der län gere Zeit in A n spruch nehm ende L ernp rozeß abg ek ü rzt w ird so n-d ern muß auch n-darum b em üh t sein n-d aß n-das w äh ren n-d n-d e r A npassungs- zeit vo n einem K raftfahrer au sgeh en d e erh ö h te Anfäncrerrisiko tun -lich st v erm in d ert wird. Aus d en U n tersu chu ng en der V ersich eru n g s-v erb ände, d ie letztlich d en Schaden zu bezah len haben in sbeson dere aber aus dem d ort festg estellten ho hen A nteil der Fü hrerscheinan fän - g er am A bkom m en v on d er Fahrb ah n, an Uiberholunfallen, Unfällen beim Sp urenw ech sel und Auffahrunfällen, erg ib t sich überdies, d aß ein erh eb lich er Teil der vom Fü h rerscheinn eu ling au sg eh en d en G e-fahren darin besteh t, d aß e r bei der W a h l se in er G eschw ind ig k eit
seine eig en en Fäh ig k eiten ü berschätzt. Diese E rke nn tnisse leg en es nahe, den K raftfa h re rn für ein e bestim m te Zeit n ach dem E rw erb des Fü h rersch ein s ein e G eschw in d ig keitsbeg renzu ng au fzuerleg en . Freilich m uß d iese so g ew äh lt sein, d aß sie d en ü brige n V erk eh rsflu ß mö-g lich st w enimö-g b eh in dert. Für e in e G esch w ind imö-g k eitsb emö-g ren zun mö-g sp ric ht w eiterh in , d aß die F ähigk eit zu r B eherrschu n g m an u elle r V org änge um so e h e r zu e rle rn e n ist, je lan g sam er d er V o rg ang abläu ft, den es zu b eh errsch en gilt. W ie bei jed er k om p lizierten techn isch en B etäti-gung, so tau ch en auch beim F ah ran fän g er Schw ierig keiten in d er Be-h errscBe-h un g k ö rp erlicBe-h er Be w egungs Vorgänge auf, die sicBe-h e rs t im Laufe d er Zeit u n d dem M aße v e rr in g ern , in dem der B etreffende R outine in der Erled igun g der ihm ob ligend en V e rrich tu n g e n erw irb t. Die Be-h errscBe-hu n g ein es K raftfaBe-hrzeug s setzt d arü b e r Be-h in au s ein e g escBe-h ärfte R eaktio n sb ere itsch aft v o ra u s10. Es k an n k ein Zweifel bestehen , d aß die zur B eh errsch un g eines F ah rzeug s n o tw end ig e R outine und Sou-v e rän itä t bei g erin g ere n G eschw in d ig keiten sch n eller un d z u Sou-v erläs-siger e rw o rb e n w erd en k an n als bei h oh en G esch w indigk eiten. So lan-ge die zur A npassun g an den V erk eh r n o tw en d ig en Fäh ig k eiten noch nich t voll au sg ebild et sind, stellt d er F ü h re rsch ein n eu lin g e in e erhö h te G efahr für sich und a n d ere dar, die w irk sam n u r d u rch ein e G esch w in-d ig k eitsb eg ren zu ng g e b an n t w erin-d en kann.
Die k ritisc h e n B etrachtun gen zum b este h en d en San k tio n srech t h a -ben gezeig t, d aß mit d en h erk öm m lichen M itteln e in e w esen tlich e, d.h. die O pferqu o te des V erk eh rs sp ü rb ar h e rab setze n d e V erb esseru n g d er V e rk eh rsv erh ältn isse nicht zu e rre ic h e n ist. Dies ist im ü brig en ein e E rkenntnis, die sich d u rch g esetzt un d auf v ielen T eilg eb ieten e in e kau m noch ü b ersc h au b are Zahl von V erb esseru n g sv o rsc h lä g en auf d en Plan g e ru fen hat, die d as Problem d er S ic herh eit im S tra ß en v e rk e h r u n ter d en v e rsc h ied e n sten A sp ek ten aufgreifen, w obei alle rd in g s fah rzeu g -technische, m edizinische, psych olog ische und so n stig e V o rschläg e d u rch au s v o r rechts- und im e n g e ren Sinne k rim in alp o litischen V o sch lägen ran gieren . Es geht, um dies mit an d eren W o rte n sc h la g w o r-tartig auszu d rü cken , um den F akto r „M ensch" im S traß e n v e rk eh r, d e r in en tsche id en d em M aße das V erk eh rsg esch eh en und dam it au ch d ie O p ferqu ote des V erk eh rs bestimm t. A n sa tzp u nk te für e in e Reform, die w ie ich g lau b e v o rdrin glich g ew o rd en ist, sind die Schaffung ein es speziell auf die V e rk eh rssich e rh eit zu g esch n ittenen k rim in alpo litisch en
10 BGH VRS 9, 266 — VOR § 3 StV O Nr. 13 (einäugiger Fahrer); ebenso BGH VRS 6, 294; OLG Karlsruhe VRS 2, 106; OLG Köln VersR 1966, 530 (Übermüdung), LG Bamberg VersR Î962, 814 (A nzeichen einer B ew ußtseinsstörung); vgl. auch LG G ießen N JW 1954, C12 (H euschnupfen).
In stru m entariu m s, m it Hilfe dessen das V e rk e h rsv e rh a lten des e in z el-nen b eein fluß t w erd e n kann.
II. GRUNDZÜGE DES GELTENDEN
VERKEHRSSTRAF- UND BUSSGELDRECHTS IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
T h eo rie und Praxis e rle b en in ein em G em einw esen n ich t im m er jen e K onkordanz, die n otw end ig ist, um e in bestim m tes soziales P r o blem in o ptim aler W eise zu lösen. Es ist hier n ich t d er O rt, d ie G rü n de für dieses Phänom en aufzuzeigen. N eb en dem M an g el a n fin an -ziellen M itteln, der ü b erall — m ehr oder w en ig er — sp ü rb a r ist, sind e s in den w estlich en D em o kratien v o r allem die v ielfältig en In tere sse n gegensätze, die ein en D u rchbru ch zu ein em d en tatsäch lic h e n G eg eben -h eiten an g em essenen R ec-htszustand v e r-h in d e rn od er verzög ern . Als Beispiel sei h ier die in der B u nd esrepu blik se it Ja h r e n g e fü h rte Disku s-sion um ein e G esch w in digk eitsb egrenzu ng g en a n n t, die n ich t blo ß u n ter dem G esich tspu nk t des U m w eltschutzes od er d er E n erg ieein sp a-rung, so nd ern vo r allem au s v e rk eh rssich e rh eitsp o litisch e n G rü n den w ün sch e n sw e rt wäre. Eine der w ich tig sten V o raussetzu n gen für die S ic herh eit auf den Sc h n ellstraß en ist ein h om o gen er V erk eh rsflu ß , w obei es u n ter diesem G esichtsp un kt p rinzipiell g leich g ültig ist, w ie hoch die D u rch sch n ittsg esch w in d ig keit liegt. Gleichw ohl h a t die u n ter dem Sch lag w o rt „Freie F ah rt für freie B ü rg er” g efü h rte K am pagne bislang jed e R egierung d a ra n g eh in d ert, sich d u rc h d ie Einführu ng e in e r B egrenzung d er H ö chstgesch w indig keit dem w esteu ro p äisc h en Stan d ard an zup assen .
Diese k rtitisc h e n B em erkungen dü rfen jed o ch n ich t den Eindruck erw eck en , als w ü rd e in d er B und esrepu blik D eutschlan d n ichts u n te r-nom men, um die V erhältnisse auf den S traßen zu v e rb e sse rn und die
O p ferq uote des V erk eh rs zu v e rrin g e rn . Seit den 50er Ja h re n ist e in e stattlic h e Zahl v on G esetzen e rla ssen w ord en , die n ich t b lo ß e in e V e r-sch ärfu ng der b ish erig en V orr-schriften gebrach t, son dern auch neue W ege b esch ritten haben, um der V erk eh rsd elin q u en z sac h g erech t zu b eg eg nen. Die k lassisch en T a tb estän d e d er fahrlässigen Tötung u nd fahrlässig en K örperv erletzun g , die es sch on gab, als V erk eh rsu nfälle noch g a r nich t b ek a n n t w aren , sind v o r allem d u rc h k o n k re te u nd a b -stra k te G efäh rdu n g statb estän d e e rg ä n z t w o rd en. Das Strafrech t, e rs t rech t ab er das O rd n u n g sw id rig k e ite n rec h t, w a r te t also n ich t ab, bis ein Schaden ein g etreten ist, so n d e rn g reift schon im Vorfeld der
e i g e n tlic h e n Schädigung du rch die Norm ierun g von Gefähr'dungs- taHbeständen ein, um besonders gefährliche oder häufig vorkom m ende V erstöße zu erfassen .
Dies sei an der K on stru k tio n des § 315 с StGB11 erläu tert. Diese N orm ist e in e d er K ern v o rsch riften d es V erk eh rsstra frech ts. Sie ist ab er au ß e ro rd en tlich ko m pliziert und in ein er dem Laien kau m zu -g än -glich en Sprach e form uliert. In d en letzten Ja h rz e h n te n ist sie m ehfach e rw e ite rt w orden. Von ihrem A u ssag egeh alt her e n th ä lt die V o r-sch rift des § 315 с StGB zwei v err-sch ied e n e Tatbestän d e. Z unächst soll b estraft w erden, w er im alk o h o lisierten oder son st n ic h t fah rsic h eren Zustan d (Drogen, Überm üdung) ein Fahrzeu g fü h rt u nd dabei ein en M enschen od er b ed eu ten d e Sach w e rte gefährdet; insow eit ist § 315 с StGB also ein e Q ualifik ation von § 316 StGB, der schon die fo lg en lose T ru n ke nh eitsfah rt mit ein em BAK alb 1,3%o u n ter Strafe ste llt12. D ane-ben en th ä lt § 315 с StGB ein en völlig selbständ igen T atb estan d, d er grob v erk eh rsw id rig e un d rü ck sich tslo se V erk eh rsv e rstö ß e erfaß t, sofern es zu e in e r Gefahr komm t. W er d iesen T a tb estan d liest, w ird zun ächst fragen , w aru m n u r das „falsche Ü b erho len ”, ,,zu sch n e lle
11 (1) W er im Straßenverkehr 1. ein Fahrzeug führt, obw ohl er
a) in folge des G enusses alkoholicher Getränke oder anderer berauschender Mit-tel oder
b) infolge geistiger oder körperlicher M ängel nicht in der Lage ist, ein Fahrzeug sicher zu führen, oder
2. grob verkehrsw idrig und rücksichtlos a) die Vorfahrt nicht beachtet,
b) falsch überholt oder sonst bei U b erh olvorgängen falsch fährt, c) an Fußgängerüberw egen falsch fährt,
d) an unübersichtlichen Stellen, an Straßenkreuzungen, Straßeneinm ündung oder B ahnübergängen zu sch nell fährt,
e) an unübersichtlichen Stellen nicht die rechte Seite der Fahrbahn einhält, f) auf A utobahnen oder Kraftfahrstraßen w endet, rückw ärts oder en tgegen der Fahrtrichtung fährt oder dies versuch t oder,
g) haltende oder lieg eng eblieben e Fahrzeuge nicht auf ausreichende Entfernung kenntlich macht, obw ohl das zur Sicherung des Verkehrs erforderlich ist, und da-durch Leib oder Leben eines anderen oder fremde Sachen vo n bedeutendem W ert gefährdet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) In den Fallen des A bsatzes 1 Nr. 1 ist der V ersuch strafbar.
(3) W er in den Fällen des A bsatzes 1 1. die Gefahr fahrlässig verursacht oder
2. fahrlässig handelt und die Gefahr fahrlässig verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zw ei Jahren oder mit G eldstrafe bestraft.
Fah ren" usw., nicht ab er eb en so gefäh rlich e V erh alten sw eisen e rf aß t w erden, w ie z.B. die B enutzung ein es O m n ibu sses mit d efek ten Brem -sen. Der G ru nd lieg t darin, daß in die V orsch rift des § 315 с StGB n ur solche V erstö ße aufg enom m en w erden , die n ach sta tistisch e n E r-fah ru n g sw erten b eso nd ers häufig sin d o d er zu b eso n d ers sch w eren Unfällen führen. Die statistisch e Erfah run g ist d er G rund dafür, d aß d er K atalog d er V o rsch rift imm er w iede r e r w e ite r t w u rde. Die zw eite f ra g e , die sich stellt, b etrifft die M erkm ale „grob v e rk e h rsw id rig und rü ck sich tslo s”. Diese E rfordernisse sind d esw egen in d en T a tb estan d aufgenom m en, weil krim in elles U nrecht nu r v e rw irk lic h t ist, w en n ein e d er Z u w iderh an dlung en , die selb stv erstän d lich a llesam t e in e O rd n u n g sw id rigk eit d arstellen , in b eso nd ers d rastisch er W eise g eg en d ie O rd -nung auf den S traß en v erstö ß t. Nu r grob e R ü cksichtslosig keiten sollen k rim ina lisiert w erd en , im ü brig en b leib t es bei d e r A hn dun g w eg en ein e r O rd nu n gsw idrig keit. Eine w eite re Einschränk ung brin g t das Er-fo rdernis d er „k o n k reten G efah r”. An sich w ä re e s g e rec h tfertig t, jed e grobe R ücksichtslo sig keit im V erk eh r zu strafen . B esonders gefäh rlich sind ab er R ü ck sich tslo sigk eiten in gefäh rlic hen Situ ationen. Um diese E inschränk ung zu g a ran tie ren , b esch rän k t d er S traftatb estan d sich auf V erh alten sw eisen , die tatsäch lich zu e in e r G efahr g efü h rt haben, ob -wohl dam it w e niger Fälle e rfa ß t w erden , als n ach den k o n str u k tiv en Ü b erlegu ng en eig en tlic h e rfa ß t w erd en könn ten . Ob es näm lich in e in e r g efährlich en Situ ation tatsäch lich zu e in e r G efahr kom mt, k a n n vom Zufall abhängen. M it diesen E rläu teru n g en d er G ru n dtend enzen , die in der V o rschrift zum A u sdruck kom men, soll es sein B ew enden haben. Daß die V o rschrift zah lreich e w e ite re Problem e birgt, zeigt je d e r Blick in ein e n Kom m entar.
Eine eb en so b em erk en sw erte Tendenz ist die sog. E ntkrim inalisie- run g des V erk eh rsrech ts, die 1970 in der U m w andlung der bish erigen V e rk eh rsü b ertretu n g e n in O rd n u n gsw id rigk eiten ih ren d eu tlich sten A u sdruck fand. Fü r diese O rd n u ng sw id rigk eiten ist kenn zeichn en d , d aß die hier v erh ä n g te n Sank tio nen fü r den B etroffenen nich t mit ein em rec h tseth isch en U n w ertu rteil v erb u n d en sind. Obwohl die G eld-b u ß e eeld-b en so wie die G eldstrafe in ein em fin an ziellen O pfer eld-besteht, soll sie doch — theo retisch ! — n ur als D enkzettel, als A bm ahn ung dienen, um den V erk eh rssü n d er k ünftig zu ein em o rd n un g sg em äß en V erhalten zu v eran lassen . Pro zessu al b esteh en erh eb lich e U ntersch ied e zwischen Straftaten und O rdn u n gsw id rig ke iten . W äh ren d d iese vo n den V erw altun g sb eh ö rd en g ea h n d e t w erd en , w ob ei e s dem B etroffe-n eetroffe-n freisteht, ob e r die G erichte aetroffe-nrufeetroffe-n will, erfo lg t bei Strafta teetroffe-n eietroffe-n
rich terlich er Strafbefehl oder es kom mt g a r zu e in e r A n k lag e m it d e r sich d ara n an sch ließ e n d en H au ptv erh an d lu n g .
Zur O rien tieru n g üb er den g eg en w ä rtig en N o rm bestand sei auf die w ich tig sten S traftaten und O rdn u n gsw idrig ke iten hingew iesen, w obei aus R au m g rün den n ur e in Ü berblick möglich ist.
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Den ein g en tlich en K ern des V e rk eh rsstra fre ch ts b ilden d as u n e r -lau bte t'n tfern en vom Unfallort, sog. Unfallflucht (§ 142 StGB), der un befu gte G eb rauch ein es F ah rzeug s (§ 248 b StGB), g efäh rliche Ein-griffe in den S traß en v e rk eh r (§ 315 b StGB), d ie G efährd ung des S traß e n v e rk eh rs (§ 315 с StGB) und die T ru n k en h eit im S tra ß e n v erk e h r (§3 16 StGB). Dazu kom m en die allgem ein en T atbeständ e, w ie die fah r-lässige K ö rp erverletzu ng (§ 230 StGB) und fahrr-lässige Tötung (§ 222 StGB), die vo r allem im V erk eh rsrech t ein e b ed eu ten d e Rolle spielen, obwohl sie nicht zu den eig e n tlich en V e rk eh rsd elik ten zählen. Gleiches g ilt für die T atb estän d e des V ollrausche (§ 323 a StGB), d er u n te rla sse -nen H ilfeleistu ng (§ 323 с StGB) sow ie d er N ötigung (§ 240 StGB). K ri-m inalpo litisch spielt § 142 StGB e in e b ed eu ten d e Rolle (1985: 41 067 V e ru rteilte); Schutzzw eck dieser N orm sind d ie p riv a trec h tlic h e n In te -ressen. Von g leich er Bedeutung sind § 315 с StGB (1985: 30 369 V e ru r-teilte) u nd § 316 StGB (1985: 106 084 V eru rr-teilte).
2
Eine Aufzählung d er O rd n u n g sw id rig k eiten ist n ich t möglich. Die StVO reg elt in allen Einzelheiten die V e rh alten sv o rsc h riften für d en fließ en d en u n d ru h en d en V erk ehr. Je d e r V ersto ß g eg en e in e solche V erh alten sn o rm k an n als O rd n u n gsw idrig keit g ea h n d et w erd en . Die StVO ist ein e R ech tsv ero rd nu ng , die vom B un desm inister für V erk ehr mit Zustim m ung des B un desrats e rla ssen w u rd e und g e än d ert w erd en k an n. Es b ed arf also k ein e s förm lichen G esetzes, um sie d en sich ä n d ern den Bedürfnissen des V erk eh rs anzupassen. Ih re N orm en e n tsp r e -chen w eitg eh en d dem Abkom men, d as die W irtschaftskom m ission für Europa der V ereinten N atio nen (ECE) e r a rb e ite t h a tte u nd auf der W ie -ner W eltko nferenz am 8.11.1968 besch lossen wurde. Beim E rlaß der StVO w u rd e eing e h en d e rö rtert, ob d iese V ero rd n un g in ihrem A ufbau sy s-tem atisch R egelun gen für die v ersc h ied en e n V erk eh rsg ru p p en (Kraftfahrer, R ad (Kraftfahrer, Fußg än ger) b rin g en oder die N o rm en an die u n te r -schied lich en V erk eh rsv o rg än g e (Geschw indigkeit, A bstand, Ü berholen, A bbiegen usw.) an k n ü p fen sollte, die d ann für alle V erk e h rsg ru p p en gelten. Die R egierung h a t sich sy stem atisch fü r e in e M ischform e n -tschieden , die in e rste r Linie an den V erk eh rsv o rg an g ank nüpft,