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Maria und das pilgernde Volk Gottes : theologische Begründung der Pilgerschaft Mariens in Bildern und Statuen

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Lucjan Balter

Maria und das pilgernde Volk Gottes :

theologische Begründung der

Pilgerschaft Mariens in Bildern und

Statuen

Collectanea Theologica 52/Fasciculus specialis, 89-114

1982

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52(1982) fa se, s p e c ia lis L U C JA N B AL TER SA C , W A R SZ A W A -O L T A R Z E W

M ARIA UND DAS PILGERNDE VOLK GOTTES T h eo lo g isch e B egründung d e r P ilg erschaft M arien s

in B ildern u n d S tatu en

O b w oh l die W irk lic h k e it d e r P ilg ersch aft M arien s in B ildern u n d Statuen* seit J a h re n in d e r W elt, b e so n d ers in Polen, fü r v iele C h riste n z u r relig iö se n T a tsa c h e g ew o rd en ist, m uß m a n feststellen , d a ß d iese R ealität n o ch im m er nich t g en ü g en d th eo lo g isc h b e a rb e i­ te t u n d v e rtie ft w urde.

Einige P u b lik a tio n e n b e rü h re n dieses Problem , a b e r e h e r n u r v o n d e r ä u ß e re n S e ite her: sie b e tra c h te n den U rsp ru n g , die pasto- ra le n V o rau ssetzu n g en , d e n V e rla u f v o n F e ie rn u nd die d a ra u s r e ­

su ltie re n d e n E rg eb n isse1. Es sc h ein t d a h e r a n g e b ra c h t, zu v e rs u ­ chen, ein e th eo lo g isc h e R eflexion dieses d u rc h a u s relig iö se n P h ä ­ n om ens — d e r P ilg ersch aft M arien s — an zu stellen , da sie im Leben d e r K irche des 20. J a h rh u n d e rts ein e n ich t u n b e d e u te n d e Rolle spielt. Eine d e ra rtig e th eo lo g isc h e R eflexion ist d e sh alb v o n Be­ d eu tu n g , da sie d e n e ig e n tlic h en In h a lt d iese r re lig iö se n W irk lic h ­ k e it aufzeig en will.

In d iese r A rb e it k om m en v ie r T eilg ebiete zu r A u sfü h ru n g : I. Die K irche als p ilg e rn d es V o lk G ottes; II. Die W a llfa h rte n d e r

* D as P rob lem d ie s e s B e itr a g es w u rd e in p o ln is ch e r S p ra ch e u n ter dem B eg riff „d es B e su c h e s M ariens" form u liert. D a e in e d era rtig e F orm u lieru n g in d e u ts c h e r S p rach e m is sv e r sta n d e n w e rd en k ö n n te , v e r s u c h t der V e rfa s se r, d en e ig e n tlic h e n In h alt d ie s e s P rob lem s u n ter dem B egriff .,P ilg e rs ch a ft M ariens" w ie d e rz u g e b e n , w o b e i b eto n t w e r d e n m u ss, d a ss e s h ier um d ie W ir k lic h k e it d er P ilg e r s c h a ft M arien s in B ild ern un d S ta tu en g eh t, e tw a in d em Sinn, w ie M aria n ach der V e rk ü n d ig u n g in ihrem ird isch e n L eb en zu E lisa b eth p ilg e r te u n d s ie b e su c h te (v g l. Lk 1, 26— 56).

1 V g l. M. J a b ł o n k a , N a w i e d z e n i e p a r a l i i A r c h i d i e c e z j i W a r s z a w s k i e j

p r z e z O b r a z M.B. C z ę s t o c h o w s k i e j , K r ó l o w e j P o ls k i (Der B esu ch in d e n P farreien

d er E rzd iö zese W a rsch a u du rch d as B ild d er M utter G o ttes v o n T sc h e n s to c h a u , K ö n ig in P o le n s), H om o D e i 27(1958 ) 930— 935; A . B a r d e c k i, P r o c e s ja T y s i ą c ­

l e c i a (Der U m zug d er T a u sen d ja h rfe ie r d e s C h risten tu m s), H om o D e i 28(1959)

837— 841; W . S z e t e l n i c k i , N a w i e d z e n i e o b r a z a M a t k i B o s k i e j C z ę s t o c h o w ­

s k i e j w A r c h i d i e c e z j i W r o c ł a w s k i e j (Der B esu ch d e s B ild es d er Ju n gfrau v o n

T sc h e n s to ch a u in der E rzd iö zese B resla u ), Rom a 1971; B. P y I a k, T e o l o g i c z n o -

- d u s z p a s t e r s k i e z a ł o ż e n i a p e r e g r y n a c j i o b r a z u M a t k i B o ż e j J a s n o g ó r s k i e j (T heo-

lo g isch -p a sto T a le V o r a u s se tz u n g e n der P ilg e rsch a ft d e s B ild es der M u tter G o ttes v o n T sc h e n s to c h a u ), H om o D e i 41(1972) 13— 20.

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9 0 LUCJAN BALTER SAC

p ilg e rn d e n K irche; III. G ott, d e r sein V o lk b esu ch t; IV. Die Rolle d e r M u tte r G ottes M aria in d e r p ilg e rn d en K irche.

I. Die K irche als p ilg ern d es V o lk G ottes

Das II. V a tik a n isch e K onzil h eb t d en G e d an k en vom p ilg e rn ­ d e n V olk G ottes, v o n d e r K irche „ u n terw eg s" h e rv o r u nd ste llt fest, d a ß alle M enschen, die h ie r auf E rden leben, u n te rw e g s zum him m ­ lisch en V a te rla n d sind. M ehr noch, im K on zilstex t w ird au sd rü c k lic h d a ra u f h in g ew iesen , d a ß „so lang e die K irch e h ier au f E rden in Pil­ g e rsc h a ft fern vom H e rrn leb t, w e iß sie sich in d e r F rem de, so d a ß sie su cht u n d sin n t n ach dem , w as o ben ist, w o C h ristu s zur R ech ten des V a te rs sitzt, w o das Leben d e r K irche m it C h ristu s in G ott v e rb o rg e n ist, bis sie m it ih rem B räutigam v e re in t in H e rrlich ­ k e it e rsc h e in t" (LG 6).

Es d rä n g t sich die F ra g e auf, w aru m d iese V o rste llu n g v o n der p ilg e rn d en K irch e, die „fern vom H e rrn leb t", so se h r vom K on­ zil b e to n t w u rd e. Die K irch e ist d o ch die im m er b leib en d e W irk lic h ­ keit, die in W o rt un d T at Je su s C h ristu s selb st v e rg e g e n w ä rtig t.2 „Die K irche ist ja in C h ristu s gleich sam das S ak ram en t, d as heiß t Z eichen u n d W e rk z e u g fü r die in n ig ste V ere in ig u n g m it G ott w ie für die E inheit d e r gan zen M en sch h eit" (LG 1), das b e d e u te t, sie ist a u c h das Z eichen d e r im m erw äh re n d en G eg en w art G o ttes.3

Eine k o n k re te re E rk lä ru n g dieses Problem s b rin g t eine w e ite re A n a ly se d e r K onzilstex te. Das K onzil ste llt fest, d a ß w ir C h risten, d ie w ir in d e r K irche m it C h ristu s v e rb u n d e n b leib e n u nd m it dem H eilig en G eist g ezeich n et sind, w a h rh a ft K inder G o ttes h e iß e n und es sind. „W ir sin d a b e r n o ch n ich t m it C h ristu s in H errlich k e it e rsc h ien e n , in d e r w ir G ott äh n lich sein w erd en , da w ir ihn sch au en w erd en , w ie e r ist. «Solange w ir im Leibe sind, p ilg e rn w ir fern e vom H e rrn (2 Kor 5,6)», u n d im Besitz d e r E rstling e des G eistes seufzen w ir in uns u n d w ü n sch en , m it C h ristu s zu sein" (LG 48).

D iesen G ed an k en des K onzils w e ite r au sfü h ren d , k a n n m an s a ­ gen: die K irche (d.h. das g anze V olk G ottes), die se lb st h eilig ist d u rc h die K raft d e r H eilig k eit G o ttes4, ist nich t frei v o n Sünde. Sie um faßt die S ün d er im eig en en Schoß. „Sie ist zu gleich heilig und ste ts d e r R einigung b ed ü rftig , sie g eht im m erfort d e n W eg d e r Buße un d d e r E rn eu eru n g " (LG 8). Im K onzilstex t w u rd e a u ch d e r heilige A u g u stin u s an g efü h rt: „Die K irch e s c h re ite t zw ischen d en V erfo l­ g u n g e n d er W e lt u n d d e n T rö stu n g e n G ottes au f ih rem P ilgerw eg d a h in " (LG 8). Die K irch e ist also ein V olk d e r „Pilger" (v ia t o iu m ),

* V g l. s c 7.

3 V g l. LG 1, 9, 48; GS 45. 4 V g l. LG 8, 39 ff.

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d ie die „künftige S tad t" suchen. Sie w ird g leich zeitig als d e r v e r­ läß lic h ste W eg an g eseh en , auf dem die G läu big en „d u rch die ir­ d isch en W ech selfälle h in d u rc h zu r vollk o m m en en V e re in ig u n g m it C h ristu s, n äm lich zur H eiligk eit, kom m en k ö n n e n ” (LG 50).

D iese p ilg ern d e K irche (Ecclesia peregrinans) trä g t „in ih ren S a k ram e n te n u n d E in richtu n gen , die n och zu d ieser W e ltze it g eh ö ­ ren , die G estalt d ieser W elt, die v e rg e h t, u n d zäh lt se lb st so zu der Schöpfung, die bis je tz t no ch seufzt und in W e h e n lieg t u n d die O f­ fen b aru n g d e r K inder G o ttes e rw a rte t” (LG 48). D ie K irche, die sich se lb st so v e rste h t, k o n z e n trie rt u n d w id ersp ieg elt in sich das g ru n d ­ leg en d e S treb en und S innen d er W elt u nd d e r M enschh eit. A ls sich t­ b a re V e re in ig u n g a lle r G lau b en d en und als g eistig e G em einschaft s c h re ite t sie „den W eg m it d e r ganzen M en sch h eit gem einsam und e rfä h rt das g leiche ird isch e G eschick m it d e r W e lt u n d ist g e w isse r­ m aß e n d er S a u e rte ig und die Seele d er in C h ristu s zu e rn e u e rn d e n u nd in die F am ilie G o ttes u m zu g e stalte n d e n m en sc h lic h e n G esell­ sc h aft" (GS 40). „A lles aber, w as d as V o lk G ottes in d e r Zeit se in e r P ilg ersch aft d e r M enschenfam ilie an G utem m itte ile n k an n , kom m t letztlich d ah er, d a ß die K irche das «allum fassende S ak ram en t des H eiles» ist, w elch es das G eheim nis d e r Liebe G ottes zu d en M en­ sc h e n zugleich offen b art u nd v e rw irk lic h t" (GS 45).

Säm tliche h ier a n g e fü h rte n K onzilsau ssag en in bezug auf die p ilg ern d e K irche b ild en ein e fu n d am en tale G ru n d lag e fü r ein e th e o ­ logische B etrach tu ng, die in Z usam m en h an g m it W a llfa h rtso rte n , W a llfa h rte n (P ilgerreisen), S a n k tu arien und ih re r B ed eutu ng im Le­ b en d e r K irche a n g e ste llt w e rd e n kann.

II. Die Wallfahrten der pilgernden Kirche

W en n also die „ird isch e K irche" ein e G em einschaft d e r „W an­ d e re r" ist, die zum him m lischen V a te rla n d p ilg ert, so zeig en W a ll­ fa h rte n d e r G läub ig en in e rk e n n b a re r W eise die e ig e n tlic h e N a tu r d e r K irche auf, näm lich die P ilg e rn a tu r. D enn in d en P ilg e rn w ird die K irche als p ilg e rn d es V olk G ottes offenbar. D iese G estalt d er K irche a k tu a lisie rt sich am d e u tlic h sten in d e r „ w a n d e rn d e n G e­ m einsch aft" d e r G läubigen. D ah er ste lle n die P ilg e rfa h rte n , die in diesem Sinn v e rs ta n d e n u n d a u ch in diesem Sinn o rg a n isie rt w e r­ d en , nich t n u r ein „Sym bol des ch ristlic h e n L ebens"5 d a r, so n d e rn sie sin d — um es m it d en W o rte n J e rz y A blew icz a u szu d rü c k e n — ein „Z eichen d e r K irch e "6, die zur jen se itig en Seligkeit w an d ert. So b e tra c h te t w ird jed e P ilg erfah rt v o n ih re r N a tu r h e r e in e rse its „zum

5 S. N a w r o c k i SJ, T e o l o g i a p i e l g r z y m e k (T h e o lo g ie der P ilg erfa h rten ), H o m o D ei 29(1960) 401 — 408 (hier 402 f.).

• J. A b l e w i c z , P i e l g r z y m k a j a k o z n a k ś w i ę t y (D ie P ilg e r sch a ft als h e ilig e s Z eich e n ), A teneum . K a p ła ń sk ie 83(1974) 58— 73 (h ier 73).

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9 2 ŁUCJAN BALTER SAC

Z eichen d e r G eg en w art G o ttes im M en sch en u nd a n d e re rse its zum Z eichen d er Liebe des M en sch en zu G ott, die sich in G ebet, in Buße, in H in g ab e u n d E inheit zeig t".7 D am it w ird a u c h „jed e g u t o rg a n i­ s ie rte u n d g e fü h rte W a llfa h rt zum Z eich en d e r Liebe zu G ott, d ie d u rc h die k irc h lic h e G em einschaft e rw ie se n w ird. W a llfa h rte n fin­ d en ih re n U rsp ru n g v o r allem in R eisen n a c h Rom u n d zu d e n G rab ­ s tä tte n d e r h eilig en A p o stel P e tru s u n d P a u lu s".8

Die P ilg erb ew eg u n g als solche g e h ö rt n ich t zu d e n a u ssc h lie ß ­ lich en A u sd ru ck sfo rm en d e r K irch e C hristi. P ilg e rfa h rte n sin d P h ä ­ nom ene, die im M e n sch en leb en im Laufe d e r G esch ich te im m er w ie­ d e r a u fg e tre te n sind. Sie fin den in d en v e rsc h ie d e n e n R eligio nen d e r W e lt auch b e a ch tlic h e B ed eu tu n g .9 J a h rh u n d e rte h in d u rc h p ilg e r- te n die M ensch en zu ih re n K u ltstä tte n . A u ch h e u tz u ta g e p ilg e rn die G läubig en n o ch zu ih re n H eiligtü m ern , um dam it A u sd ru c k ih re r u re ig e n e n S eh n su ch t n a c h dem S chöpfer des A lls — n ach dem le­ b en d ig en G ott — zu geben. D enn M en sch en „so llten G ott su ch en , ob sie ihn e rta s te n u n d fin d en k ö n n te n " (Apg 17,27). Sie zeig en d u rc h ihr m ü h selig es P ilg ern H in g ab e u n d Liebe zu G ott, ihrem H errn , abeir a u ch H offnung u n d V e rtra u e n .

„Die T atsach e, d a ß in d e n v ie le n R eligionen P ilg e rfa h rte n a u f­ sch einen , d rü c k t das allg em ein e B ew ußtsein des M en sch en aus, d a ß das M e n sch en leb en e in e W a n d e ru n g zu e in e r a n d e re n , b e sse re n W irk lic h k e it ist" — ste llt J e rz y A blew icz fest u n d fügt n o ch hinzu, „daß die A b schaffung v o n P ilg e rfa h rte n sich er ein em S ch w ind en des m en sch lich en G eistes u n d d e r H offnung am M en sch en leb en g leichkom m en w ü rd e ".10

Die K irche — „das allu m fassen d e H e ilssa k ra m en t" — k o n z e n ­ tr ie r t in sich alle g ru n d le g e n d e n B estreb u n g en d e r W e lt u nd d e r M enschheit. G em einsam m it d e r g e sam ten M en sch h eit s c h re ite t sie — w ie ein P ilg er — zum him m lischen V a te rlan d . Sie e rfä h rt das gleich e ird isch e G eschick. Die K irche e x istie rt ab e r in d e r W elt. Sie w irk t w ie ein S au erteig , d e r alles d u rc h d rin g t u n d w ie die Seele, d ie alles b e see lt (vgl. GS 40). D ah er d a rf sie d iese n a tü rlic h e E igen­ sch aft des M en sch en zum „W allfah ren ", zum „P ilgern" w a h rn e h ­ m en u n d v e rste h e n , do ch k ein esfalls m iß ach ten. V ielm eh r soll d ie K irche die e c h te n W e rte d e r P ilg e rfa h rte n a c h te n u n d h o c h sc h ä t­ zen. D enn d e r W eg des P ilg ers b leib t für die K irche im m er Z eichen u n d Sym bol des H eilsw eges. U nd „w ie sch on d as Isra e l dem F lei­ sch e n ach auf se in e r W ü ste n w a n d e ru n g K irche g e n a n n t w ird, so

7 Ebd., 72. » Ebd., 71— 72. * V g l. v e r s c h ie d e n e B ü ch er ü b er d ie R e lig io n e n der W e lt, z.B.: H. v o n G l a s e n a p p , R e li g i e n i e c h r z e ś c i j a ń s k i e , W a rsza w a 1966, 106, 125, 194, 204 ff., 228 f., 321 ff., 342. 10 J. A b l e w i c z , a.a.O., 73.

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w ird auch das n eu e Israel, das au f d e r Suche n ach d e r k o m m en den un d b leib en d en S tadt in d e r g e g e n w ä rtig e n W eltzeit ein h erzieh t, K irche C h risti g e n a n n t" (LG 9).

Die Isra e lite n , die sich d azu b e k a n n te n , F rem d e u n d G äste auf E rd en zu sein (vgl. H eb r 11,13; 1 P e tr 2,11), p ilg e rte n J a h rh u n d e rte h in d u rc h zu z a h lreic h e n H eilig tü m ern , b e v o r für sie d e r T em pel v o n J e ru sa le m zum Ziel ih re r W a llfa h rt w urd e. Eben d o rth in , n a c h J e ­ rusalem , m ü ß te v o n da an je d e r E rw ach sene n ach dem G esetz des M ose d reim al im J a h r p ilg e rn u n d F este feiern (vgl. Ex 23, 14— 17; 34, 18—23). T atsä c h lic h p ilg e rte n die Isra e lite n aus ganz P a lästin a und d er D iaspora zum T em pel des H errn . Die G efühle d e r p ilgern- den^ Isra e lite n w u rd e n am e in d ru c k sv o llste n in d en P salm en, d en so ­ g e n a n n te n W a llfa h rtslie d e rn , a u sg e d rü c k t (vgl. Ps 120— 134). A us d ie se n Psalm en g eht h e rv o r v o r allem „die Liebe zum G o ttesh au s, zur h eilig en Stadt, G laube, Lobpreis, F reu de, die aus d e r T eilnahm e an den g em einsam en litu rg isch e n F e ierlic h k e ite n und au s d e r V e r­ w irk lic h u n g d e r tiefen G em einschaft e rw u c h s".11.

A u ch C h ristu s h ielt sich an dieses G esetz und p ilg e rte — w ie dies die E v an g elisten b e ric h te n — n ach Je ru sa le m , z u n ä ch st m it sein en E ltern, d a n n m it se in e n J ü n g e rn .12 Dem Beispiel ih re s M ei­ ste rs und H eilan d s folgend, ü b e rn a h m au ch die K irche J e s u C hristi d ie se n B rauch, d iese P ilg ersch aft zu d en H eilig tü m ern u n d m ach te ihn zu einem u n e rse tz b a re n , u n v e rlie rb a re n Brauch.

Die P ilg e rfa h rte n h a tte n zu B eginn d e r K irche u nd h a b e n a u ch h e u te noch e in e n tiefen u nd u n sc h ä tz b a re n W e rt. Sie tra g e n dazu bei, das Leben C hristi und das se in e r K irche in d e r W e lt zu v e rw irk ­ lichen. D ie K irche h at sich m it d e r gan zen M en sch h eit d u rc h die P ilg e rfa h rte n so v e rflo c h te n un d in d e r W elt so v e rb re ite t, d a ß es u n v o rste llb a r w ä re , „alle e c h te n W e rte d e r P ilg e rfa h rte n zu d e n S tä tte n des ird isch e n Lebens C h risti o d er zu d en S tä tte n se in e r O f­ fen b a ru n g im Leben d e r H eilig en fallen zu la sse n ".13

Die K irch en g esch ich te b ew eist, d a ß m an im Laufe d e r Zeit v o r allem zu d en S tä tte n p ilg e rte , die d u rc h die ird isch e A n w e se n h e it C h risti g eh eilig t w u rd e n — die S tä tte d e r G eburt, des T odes und d e r A u fe rste h u n g C hristi. A n zw e ite r Stelle, w en n es um das Ziel v o n W a llfa h rte n g eh t, w a re n es die G räb er d e r A p o ste lfü rste n P e ­ tru s un d P aulu s in Rom. S p ä ter kam en dazu O rte, die m it dem Blut d e r M ä rty re r g ezeich n et w a re n o d er die an ein relig iö ses E reignis e rin n e rte n . Im 20. J a h rh u n d e rt g e w a n n e n M a rie n h eilig tü m e r bei den P ilg ern an P o p u la ritä t, die e rric h te t w o rd e n w a re n als E rin n eru n g

11 A . G e o r g e , P i e l g r z y m k a , in: X. L e o n - D u f o u r (H rsg.), S ł o w n i k

t e o l o g i i b i b li j n e j, P o zn a ń -W a r sza w a 1973, 662.

18 V g l. Lk 2,41 ff., J o h 2,13; 5 ,1 ; 7,14; 10,22 f.; 12,12. ** A . G e o r g e , a.a.O., 66Z

(7)

9 4 LUCJAN BALTER SAC

an d ie E rsch ein un g d e r Ju n g fra u o d er an ihr b e so n d ere s W irk e n d o rt.14

Die ä u ß e re Form und die G e staltu n g v o n P ilg e rfa h rte n h a b en sich im Laufe d e r Zeit se h r v e rä n d e rt, eb enso a u ch das g esam te P h änom en selb st, das v ield im en sio neil und k o m pliziert ersc h e in t. Es g a b b e re its g ro ß e W a llfa h rte n , die zu bestim m ten Z eiten d u rc h ­ g e fü h rt w u rd e n und H ö h ep u n k te, ab e r au ch T iefgän g e erleb ten .

W ie die E rfah ru ng jed o c h zeigte, ist jed e relig iö se P ilg erfah rt v o n ih re r N a tu r h e r e in Z eugnis des G laubens u n d d e r Liebe zu G ott. Dies ä u ß e rt sich in e in e r A tm o sp h ä re d e r A n d ach t, in einem v e rtie fte n B eten und im g ed u ld ig en E rtra g en a lle r S trap azen und U n b eq uem lich k eiten d e r P ilg erreise. Die P ilg er selb st sind a b er a u ch n u r M enschen, sch w ach e M enschen. Die W a llfa h rt gibt in v iele n F ällen A n la ß dazu, d a ß m en sch lich e Schw äch en un d F eh ler e rs t u n ­ terw e g s zum V o rsch ein kom m en und dem Pilger b e w u ß t w erden. G enau w ie im Leben d e r K irche, d e r gesch ich tlich e Ü berblick d e r p ilg e rn d en K irche läß t dies e rk e n n e n , w a n d e rn im V olk G ottes die H eiligen und S ü n d er n e b e n e in a n d e r und leb en n e b e n ein a n d er, H ei­ lig keit und Sünde e x istie re n n eb en ein an d er.

Ein T eiln eh m er an d e r W a rsc h a u e r F u ß w allfa h rt (W arschau- T sc h en sto ch au , ca. 200 km zu Fuß), die seit d rei J a h rh u n d e rte n jä h rlic h d u rch g e fü h rt w ird u n d v o n dem b e k a n n te n p o ln ischen S c h riftste ller W ła d y sła w R eym ont b e sch rieb e n w u rd e 15, ste llt fol­ g en d es fest: „Eine F u ß w allfa h rt h a t im 20. J a h rh u n d e rt ein e no ch w ic h tig e re B edeutung als in d e r V e rg a n g en h e it. V o r Ja h rz e h n te n h a t m an die R eisen g ru n d sä tz lich zu F u ß g em acht u n d eine F u ß w all­ fa h rt w a r etw as N atü rlich es. H eu tzu tag e, in d e r Zeit d e r h o c h e n t­ w ic k e lten V e rk e h rsm itte l gilt ein e m e h re re T ag e d a u e rn d e F u ß w allfa h rt w a h rlic h als D um m heit u nd Ä rg ern is. Eine so lche F u ß w allfah rt w ird g e w isse rm a ß e n zum P ro te st g egen das v e rlo re n e G leichg ew icht u n d g e g en die v e rk e h rte W e rto rd n u n g zw ischen d en P ro d u k te n des M en sch en u n d dem M en sch en selbst. Sie fo rd ert die M en sch en zur B esinnung h e ra u s. D aß die F u ß w allfa h rt ein e so l­ che R olle spielt, w ird d u rc h die T a tsa c h e b e stä tig t, d a ß viele, in Lu­ x u sa u to s v o rb eifah re n d e M en sch en — K inder des 20. J a h rh u n d e rts — ih re V e rw u n d e ru n g n ich t v e rb e rg e n k ö n n e n u n d ih re B etroffen­ h eit d ire k t ä u ß e rn ". Seine B etrach tu n g w e ite rfü h re n d , sc h re ib t d ieser T eilneh m er: „In d e r K irch e v o n h e u te h a t die G ru ppe d e r Pilger ein e g ro ß e C hance, ein e volle, e in zig artig e und n a tü rlic h e G em einschaft zu b ilden, die sich im G lauben und aus dem G lauben

14 V g l. S. B e 1 s s e 1, W a l l f a h r t e n zu u n s e r e r L ie b en Frau in L e g e n d e und

G e s c h i c h t e , F reib urg Br. 1913; Ch. C o r d o n n i e r , Le R o y a u m e d e M arie, Etu­ d e h i s t o r i q u e s u r l e s 31 p r i n c i p a u x S a n c t u a ir e s d e N o t r e - D a m e en Fran ce, Paris

1932; F. W e i s s, M a r ie n - W a lI I a h r t e n u m d e n E rd k r eis, W ie n 1970; P. M. PI e c h 1,

W a l l f a h r t s s t ä t t e n in N i e d e r ö s t e r r e i c h , St. P ö lte n 1978, 9 ff.

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h e r v e rb u n d e n w eiß. Die W a llfa h rt ist ein fach ein e S y n th e se v on v iele n F ak to ren : d e r E xerzitien u n terw e g s, des G em ein schaftsgeb etes u n d d e r K ontem plation. Sie ist eine M in iatu r des Lebens, ein e Schule des Lebens, ein T rain in g , ein e Prüfung. V or allem ist sie ab e r ein freies u n d b ereitw illig es «G ehen» des M en schen G ott e n tg eg en , das m it dem E n tg eg en g eh en G ottes zum M en sch en b elo h n t w ird ".16

D iese E rk e n n tn isse w e rd e n u n te r an d erem d u rch ein e n B ericht ein es ju n g e n S em in aristen v erifiz ie rt, d e r die E rk en n tn is se in e r Be­ ru fu n g zum P rie ste rtu m d e r T eiln ah m e an d e r W a rs c h a u e r F ußw all- fa h rt v e rd a n k t. Er w a r — w ie e r selbst sch reib t — ein ju n g e r B ursche, w ie alle se in e K am eraden . A n das P rie stertu m h a tte e r nie g ed acht. Er w o llte ein a n stä n d ig e r M ensch sein, b e d e u te n d e F u n k ­ tio n e n im G esellschaftsleb en h ab en , jem an d sein und e tw a s für die M en sch h eit tu n . In d e r M ittelsch u le schlug ihm sein R elig io n sleh rer v or, w ä h re n d d e r F erien an d e r F u ß w allfa h rt teilzu n ehm en . Er sch reib t: „M eine V e rw u n d e ru n g w a r gro ß , w eil ich nie v o n e in e r relig iö se n F u ß w allfa h rt g e h ö rt h a tte . Die e rs te n E ind rücke u nd E rleb­ nisse w a re n fü rch terlich . Ich sah ein e M enge v o n M enschen, die m it tiefem G laub en zu ih re r M u tte r gingen. So etw a s e rle b te ich n och nie. S chon dam als sp ü rte ich zum e rs te n M al, w ie m ächtig G ott ist. A ngst erg riff m ich, ab e r a u ch B ew u n d eru n g für die a n d e re n , d ie m it m ir gingen. Ich nah m an d ie se r W a llfa h rt teil, ging m it, b e g e istert vom G lau b en u n d v o n d e r A u sd a u e r d e r Pilger. D am als d a c h te ich: w iev iele M en sch en k e n n e n C h ristu s n och nicht, w ie v ie le v e rsu c h e n bei je d e r G eleien h eit, die «Sache» Je su s ins L äch erlich e zu zieh en u n d zu b ew eisen v e rsu c h e n , d a ß es ih n n ich t gibt. Es kam d ie se r u n ­ v e rg e ß lic h e Tag. Ich ging a lle in u n d d a c h te ü b e r m ein e T räu m e vom E rw ach sen sein nach . Eine Stim m e in m einem In n e re n sa g te m ir: W e n n d u g ro ß u nd b e k a n n t sein w illst u n d fü r die M en sch en etw a s tu n w illst, d a n n folge m ir nach. Es w u rd e m ir b ew u ß t, w as dies b e ­ d e u te te , d a h e r w o llte ich d e ra rtig e G ed an k en n o ch w egsch ieben. D as m ac h te m ich no ch u n ru h ig e r. Und dam als w u rd e m ir sch o n k lar, d a ß die A u g e n b lic k e d e r W a llfa h rt für m ein e Z ukunft e n tsc h e id e n d w aren . Ich frag te: W a ru m d e n n ich? Es gibt doch a n d e re ju n g e M en­ schen, die P rie s te r se in w ollen, u n d ich h ab e nie d a ra n gedacht. W a r­ um ich? Da fielen m ir die W o rte ein, die ich irg en d w o g e h ö rt h a tte : G ott sc h a u t n ie auf die P erso n . M it T rä n e n in d e n A u g en , ab e r auch m it G laub en und V e rtra u e n , sa g te ich dam als: H err, m ach e m it m ir, w as du w illst. Ich sp ü rte , d a ß h ie r die am W e rk w ar, zu d e r a u ch ich als P ilg er u n terw e g s w ar. Ih r d a n k te ich d a n n a u ch für die Er­ leu ch tu n g , für die G nade. D am als v e rs ta n d ich auch, d a ß die G nade

16 J. K o w a l c z y k , P ie s z a W a r s z a w s k a P i e l g r z y m k a (D ie W a rsch a u er

F u ssw a llfa h rt), T y g o d n ik P o w s z e c h n y 24(1970) N r. 33, 3. V g l. A. P a y g e r t , R e ­

f l e k s j e n a d d u s z p a s t e r s t w e m p i e l g r z y m k o w y m , M a teria ły P ro b lem o w e 12(1980)

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96 LU CJAN BALTER SAC

des G laubens die g rö ß te G n ad e G o ttes ist, m it d e r e in M en sch b e sch e n k t w e rd e n k an n . A u ß e rd e m , ein A u s e rw ä h lte r G o ttes zu sein, ist das n ich t e in g ro ß es G lück fü r arm selig en M enschen? N a c h ­ dem ich das alles im G ebet m it G ott b e sp ro c h e n u n d in die H än d e d e r Ju n g fra u g e le g t h a tte , k o n n te ich festste lle n , d a ß ich das Ziel m eines Lebens g efu n d en h a tte . M it F re u d e u n d D a n k b a rk eit d a rü b e r k e h rte ich d a n n n a c h H a u se zu rü ck . G ott h a tte m ir d e n W eg m eines n e u e n Lebens gezeigt, auf dem ich je tz t m ein e n T ra u m vom G ro ß ­ se in u n d B ek an n tsein v e rw irk lic h e n k a n n , auf dem W eg des D ien­ ste s im P rie ste rtu m " .17

III. G ott, d e r sein V o lk b esu ch t 1. S a n k t u a r i u m

In d e n a n g e fü h rte n A u ssa g e n d e r W a llfa h rtste iln e h m e r sp ric h t k e in e r vom S an k tu ariu m , dem e ig e n tlic h en Ziel a lle r P ilg erfah rten . M an m u ß a b e r feststellen , d aß das S an k tu ariu m im V e rla u f e in e r W a llfa h rt ein e e rs tra n g ig e R olle sp ielt, obw ohl je d e s H eiligtum e ig e n tlic h n u r e in V o rg esch m ack d e sse n ist, w o rü b e r die O ffenba­ ru n g sp rich t: „Seht, die W o h n u n g G ottes u n te r d e n M enschen! Er w ird in ih re r M itte w o h n en , u n d sie w e rd e n sein V olk sein; u n d er, G ott, w ird bei ih n en sein. Er w ird alle T rä n e n v o n ih re n A u g e n ab ­ w ischen: d e r T od w ird n ich t m eh r sein, k e in e T ra u e r, k e in e K lage, k e in e M ühsal. D enn w as frü h e r w ar, ist v e rg a n g e n " (Offb 21,3—4), d a rf es d en n o ch in d e r W irk lic h k e it d e r p ilg e rn d e n K irch e n ich t als g e rin g ein g e sc h ätz t w erd en .

Die Isra e lite n h a tte n zu r Zeit J e s u C h risti v iele G eb etsh äu ser, a b e r n u r ein H eiligtu m — d as S a n k tu ariu m G ottes, d e n T em pel in J e ru sa le m . D enn h ier h a tte J a h re v o rh e r die A rch e des Bundes ih re n P latz g efunden. Sie b e d e u te te im m er e in Z eichen des B undes m it G ott u n d se in e r G eg en w art. In diesem T em pel b ra c h te n die Isra e li­ ten , d a s g anze V olk, ih re O p ferg ab en G ott d ar. D ieses irdisch e S an k tu ariu m , w ie es im Brief an die H e b rä e r b e sc h rie b e n w u rd e, sah fo lg e n d e rm a ß en aus: „Es w u rd e n äm lich e in e rste s Zelt e rric h te t, in dem sich d e r L euchter, d e r T isch und die h e ilig e n B rote b efan ­ den; dieses Zelt w u rd e d as H eilig e g e n an n t. H in ter dem zw eiten V o r­ han g ab e r w a r ein Zelt, das so g e n a n n te A llerh e ilig ste , m it dem gol­ d e n e n R a u c h o p fera lta r u n d d e r ganz m it Gold ü b erz o g e n e n B undes­ lade; d a rin w a re n ein g o ld en e r K ru g m it dem M anna, d e r Stab A a ro n s, d er T rieb e a n g e se tzt h a tte , u nd die B undestafeln; ü b e r ih r w a re n die K erubim d e r H e rrlich k e it, die die S ü h n e p latte ü b e rs c h a t­ teten . D och es ist n ich t m öglich, d a rü b e r je tz t im e in z e ln e n zu red en .

17 D ie se r T e x t e r s c h ie n in der S e m in a r isten ze itsch rift: N a s z Prąd, O łta rzew 1977.

(10)

So also ist d as alles au fg eb au t. In das e rs te Zelt g e h e n die P rie ster d as ganze J a h r hin ein , um die h eilig en D ienste zu v e rric h te n . In das zw eite Zelt ab e r g eht n u r einm al im J a h r d e r H o h e p rie ste r allein h in ein , und zw ar m it dem Blut, das e r fü r sich u n d fü r die V e rg e ­ h e n des V olkes d a rb rin g t" (H ebr 9, 2—7).

Ein, auf d iese W e ise e rric h te te r u n d so a u s g e s ta lte te r Tem pel w a r für die Isra e lite n die g rö ß te H eiligk eit auf Erden. D enno ch h a t­ te dieses H eiligtum ein e re la tiv e u n d zeitlich e B ed eu tu n g im E rlö­ su n g sw e rk des M enschen. Die O pfer, die in diesem T em pel d a rg e ­ b ra c h t w urd en , k o n n te n w e d e r d ie V e rsö h n u n g G ottes erw irk en , noch das G ew issen des O p fe rn d e n zu r V ollk om m en heit fü h re n (vgl. H eb r 9,9). E rst C h ristu s, d e r gekom m en ist als „H o h e p rie ste r der k ü n ftig en G ü ter (...), ist e r ein für allem al in das H eiligtum ein g e­ g an gen , nich t m it dem Blut v o n B öcken u n d ju n g en S tieren, so n d e rn m it sein em eigen em Blut, u n d so h a t e r ein e ew ige E rlösu n g b e­ w irk t" (Hbr 9,11— 12). „D enn C h ristu s ist nich t in ein v o n M en schen ­ h a n d e rric h te te s H eilig tu m h in ein g eg an g en , s o n d e rn in d en H im ­ m el selb st, um jetz t fü r u n s v o r G ottes A n g esich t zu ersc h e in e n " (H ebr 9,24).

„ Jed e r P rie ste r ste h t T ag für T ag da, v e rsie h t se in e n D ienst und b ring t v iele M ale die g leic h en O pfer d ar, die doch n iem als Sünden w eg n eh m en kö n n en . D ieser a b e r h a t n u r ein einziges O pfer für die S ü n d en d a rg e b ra c h t u n d sich d a n n für im m er zu r R ech ten G ottes gesetzt; seitd em w a rte t er, bis sein e F ein de ihm als Schem el u n ter die F ü ß e g eleg t w erd en . D enn d u rc h ein einziges O pfer h a t e r die, die geh eilig t w erd en , für im m er zur V o llen d u n g g efü h rt" (Hebr 10,11— 14). „W ir h a b e n also die Z u v ersich t, B rüder, d u rc h d as Blut J e s u in das H eiligtum e in z u tre te n " (H ebr 10,19).

Im Lichte des N e u e n T estam en ts m uß h ie r festg e ste llt w erd en , d a ß das einzige a u th e n tisc h e H eiligtum „die h eilig e S tadt J e ru s a ­ lem, w ie sie v o n G ott h e r au s dem Him m el herab k am , e rfü llt v on der H errlich k e it G ottes" ist (Offb 21,10— 11). D ieses ein zige S a n k tu a ­ rium , zu dem die M en sch en aus d e r g a n zen W e lt p ilg ern , v e rg e g e n ­ w ä rtig t sich an dem O rt, an dem das einm alig e O pfer des Todes C hristi in u n b lu tig er W e ise g e fe iert w ird. In diesem Sinn w ird jede k a th o lisc h e K irche zum a u th e n tisc h e n H eiligtum ; d e n n in ihr w ird dem him m lischen V a te r d u rc h Je su s C h ristu s18 ein O pfer des Lobes d a rg e b ra ch t, u nd in ihr w o h n t w a h rh a ftig d e r d reifältig e Gott.

Die tra d itio n e lle T h eo lo g ie sp rich t v o n d rei A rte n d e r G egen­ w a rt G ottes in d e r W elt:

1) d u rch sein e A llw issen h eit, d e n n G ott k e n n t alles in v ollkom m ener W eise,

2) d u rc h sein e A llm ach t u nd H e rrsc h a ft — G ott h ä lt alles in Exi­ sten z und T ätigk eit,

18 V g l. SC 7.

(11)

9 8 LUCJAN BALTER SAC

3) d u rc h se in e A llg eg e n w art, d e n n G ott ist ü b e ra ll.19

Das II. V a tik a n isch e K onzil b e to n t h in g eg e n a u sd rü c k lic h die v ie r A rte n d e r G e g e n w a rt C h risti in d e r K irch e, b e so n d ers in d e n litu rg isc h e n H an dlu n gen:

1) C h ristu s ist g e g e n w ä rtig v o r allem in d e r V ersam m lung d e r G läubigen, d en n e r selb st v e rsp ra c h : „W o zw ei od er d rei in m einem N am en v e rsa m m e lt sind, d a b in ich m itte n u n te r ih n en " (Mt 18,20). 2) C h ristu s ist g e g e n w ä rtig in d e r P erso n d essen , d e r d e n p rie ste rli- chen D ienst v ollzieht.

3) C h ristu s ist g e g e n w ä rtig in sein em W o rt, „da e r selb st sp ric h t, w en n die h e ilig e n S ch riften in d e r K irch e g e le se n w e rd e n " (SC 7). 4) C h ristu s ist sch ließ lich g e g e n w ä rtig b e so n d ers in d en e u c h aristi- sc h en G e stalten .20

W en n m an a b e r v o n diesem G e sich tsp u n k t h e r ein S an k tu ariu m b e tra c h te t, d a n n m ü ß te n a u ß e r d e n o ben g e n a n n te n noch zw ei A r­ te n der G eg en w art h e rv o rg e h o b e n w erd en . In e rs te r Linie g e h t es zw eifellos v o r allem um die b e so n d ere H eiligk eit des O rtes, d e r d u rc h das O pfer u n d das Leben C hristi (N azareth,B ethlehem , K alv a­ rie n b e rg usw.) o d er das se in e r J ü n g e r und d as se in e r B ekenner g e ­ h eiligt w u rd e. A u fg ru n d d iese r H eiligu n g k a n n v o n einem b e so n d e ­ re n W irk e n d e r G nade G o ttes an d iesem O rt g e sp ro c h e n w erd en . D iese H eiligk eit w ird d an k d en freiw illig en O p ferg ab en d e r Pilger n och leb en dig er. Sie b rin g e n sich er ein für sie leb ensw ichtig es O pfer d a r: die M ü h sal d e r W a n d e ru n g u nd die Last des A lltag s, die V ota, die D a n k b a rk eit o d er Bitte au sd rü c k e n , T a ten d e r Buße u nd d e r E ntsagung, Z eich en d e r H in g ab e u n d W eih e und das innige G e­ bet. M an k a n n so g ar festz u ste lle n w ag en, d a ß ü b e r die B edeutung ein es S an k tu ariu m s die zw ei fo lg en d en E lem ente en tsch eid en : das u rsp rü n g lic h e O pfer, das im S an k tu ariu m fu n d am e n tie rt ist u nd dem es sein e Existenz v e rd a n k t u n d die v iele n O pfer d er P ilger, die s p ä ­ te r d a rg e b ra c h t w urd en .

V erg leich t m an die G esch ich te d e r ein z e ln e n W eltrelig io n en , so g eht d a ra u s k la r h e rv o r, d aß die M en schen fast je d e r R eligion ih re B ereitw illig k eit zeigen, w e n n es um die N o tw en d ig k eit ging, O p ferg ab en zu brin g en . Bei d en a n d e re n R elig ion en ih re r Epochen b e to n te m an die Q u a n titä t (die A nzahl) an O pfern, bei an d e re n w ied er die Q u a litä t Es feh lte a u ch n ich t an b lu tig en M en­ s c h en o p fe rn 21. Die p riv ile g ie rte n O p fe rstä tte n w a re n die T em pel, die

19 V g l. W . G r a n a t , B ó g j e d e n w T r ó j c y O s ó b , Lublin 1962, 197. 20 V g l. SC 7; P ap st P a u l V I., E n z y k lik a M y s t e r i u m i id e i, A A S 57(1965) 764; R itu a le R o m a n u m e x d e c r e t o S a c r o s a n c ti O e c u m e n i c i C o n c i li i V a t ic a n i II

i n s ta u r a tu m , a u c t o r i t a t e P auli Pp. VI. p r o m u l g a t u m : D e Sacra C o m m u n i o n e et d e c u ltu M y s t e r j i E u c h a r is tic i e x tr a M is s a m , C iv . V a tic a n a 1973, 8.

« V g l. H. v o n G l a s e n a p p , a.a.O., 28 f., 39 ff., 89 ff., 105 ff., 134 ff.,

148 ff., 335 ff., 349 ff.; S. H u b e r , P a ń s t w o I n k ó w , W a r sz a w a 1968, 147 ff.;

C. G a l l e n k a m p , M a j o w i e , W a r sz a w a 1968, 142 ff., 246 ff.; L. G r a b o w ­ s k i , W i e l k i n i e z n a n y , P ło c k 1977, 23 ff.

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H eiligtüm er. M an b e h a u p te t zum Beispiel, d a ß au s A n la ß d e r Er­ öffnung ein es n e u e n H eiligtum s in M exiko-S tadt d ie A z te k en u n g e ­ fähr 20 000 M en sch en als O pfer d a rg e b ra c h t h a tte n 22. Die M en schen w o llten d u rc h das D a rb rin g e n v o n O p fern d iese a u se rw ä h lte n K ult­ s tä tte n heiligen , um sie d a d u rc h a u ch zu e c h te n u n v e rg e ß lic h e n H eilig tü m ern zu m achen. C. C. V aillan t, d er d ieses g esch ich tlich e P h änom en b eschrieb , ste llt fest: „Die Idee des O p ferb rin g en s zum W ohl d e r M en sch h eit e rre ic h t ih re n H ö h ep u n k t im w u n d e rv o lle n Beispiel des O p ferto d es C h risti"23.

Je su s C h ristu s, d e r sein Leben für die M en sch en freiw illig h in ­ gab, v e rla n g t a u ch v o n se in e n B ek ennern, d a ß a u c h sie in V e rb u n ­ d e n h e it m it ihm „lebendige, heilige, G ott w o h lgefällige O p fergab e" (LG 10) seien , die dem him m lischen V a te r „bei d e r F e ier d e r E ucha­ ristie m it d e r D arb rin g u n g des H e rre n le ib e s" (LG 34) v o rg este llt w ird. M ehr noch, die C h riste n so llen d a d u rc h n ich t n u r „sich selb er d a rb rin g e n le rn e n " (SC 48); sie tu n dies n ich t n u r, indem sie ih re T a ten als g eistig e O p ferg ab en d u rch C h ristu s dem him m lischen V a­ te r o p fern 24, so n d e rn a u c h ih r Leben als Bew eis d e r Liebe hingeb en, w e n n sie d u rch v e rsc h ie d e n e L eb en su m stän d e d azu b e ru fe n w e rd e n oder die au g en b lick lich e S itu a tio n ein es leb en d ig en Z eugnisses b e ­ darf. D enn „das M arty riu m , d as d en J ü n g e r dem M eister in d e r freien A n n ah m e des T odes für das H eil d e r W e lt äh n lich m ach t u nd im V e rg ie ß e n des B lutes g leic h g esta lte t, w e rte t die K irche als h e r­ v o rra g e n d e s G eschenk u n d als h ö ch sten Erw eis d e r Liebe" (LG 42). Die K irch e C h risti bezeu gt im m er, d aß die E inheit d e r E rden ­ p ilg er m it d en B rüdern, die im F rie d e n C h risti e n tsc h lafe n sind, kein esw eg s aufhört; v ielm eh r, sie w ird n a c h dem b e stä n d ig e n G lau­ ben d e r K irche d u rc h die M itteilu n g d er g e istlic h en G ü ter g e stä rk t (vgl. LG 49). D aher g ed e n k t die ch ristlich e R eligion seit ihrem A n ­ fang d e re r, die im H e rrn e n tsch lafen sind. „Daß a b e r die A p o stel und M ä rty re r C h risti, die m it ihrem Blut das h ö c h ste Zeugnis des G laubens u nd d e r Liebe geg eb en h a tte n , in C h ristu s in b e so n d ere r W eise m it u ns v e rb u n d e n sind, h at die K irche im m er geglaubt, sie h at sie zugleich m it d e r selig en Ju n g fra u M aria un d d e n heilig en E ngeln m it b e so n d e re r A n d ach t v e re h rt und h a t from m ih re fü r­ b itten d e H ilfe e rb e te n " (LG 50).

Die V e re h ru n g d e r A p o stel und M ä rty re r, die seit dem A nfang des C h risten tu m s ü b e ra ll v e rb re ite t w ar, kam au s dem tiefen G lau­ ben, „daß die Seligen in n ig er m it C h ristu s v e re in t sind ", denn d a ­ d u rc h „festigen sie die g anze K irche s tä rk e r in d e r H eiligkeit, e r ­ hö h en die W ü rd e des G o ttesd ien stes, den sie auf E rd en G ott d a r­

22 V g l. T. T e n t o r i , R e li g i e M e k s y k u i Peru, in: R e lig ie ś w i a t a , W a rsza ­ w a 1957, 406; C. C. V a i l l a n t , A z t e k o w i e z M e k s y k u , W a r sz a w a 1965, 260.

25 A .a .O ., 258. 24 V g l. LG 34.

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100 LUCJAN BALTER SAC

b rin g t u nd tra g e n au f v ielfältig e W e ise zum w e ite re n A ufb au der K irche bei" (LG 49).

W e n n alles o ben g e sag te b e rü c k sich tig t w ird, k a n n n e u e rlic h v o n d e r b e re c h tig te n A n n a h m e g e sp ro c h e n w e rd e n , d a ß G ott in d e n S a n k tu a rie n g e g e n w ä rtig ist. D enn sie, die ü b e r d e n G räb ern d e r A p o ste l o d er a n d e n S tä tte n des M a rty riu m s e rb a u t w u rd en , sind das leb en d ig e Z eugnis ih re r A n w e se n h e it im V o lk G ottes, in d e r K irche. In ein em K on zilstex t w ird d iese r G ed an k e fo lg en d er­ m aß e n fo rm uliert: ,,Im L eben d e re r, die, zw ar S ch ick salsg en o ssen u n s e re r M ensch h eit, d e n n o c h v o llk o m m en er dem Bilde C hristi g le ic h g e sta lte t w e rd e n , zeigt G ott d e n M en sch en in leb en d ig er W e ise se in e G e g e n w a rt u n d sein A n tlitz" (LG 50). Eben diese „viel­ fä ltig e re und in te n siv e re " G e g e n w a rt G ottes, die an einem W a ll­ fah rtso rt e rle b t w ird , e n tsc h e id e t in g ro ß em M aß ü b e r den Sinn und ü b e r die Existenz ein es S an k tu ariu m s. Die M enschen, die zu einem b estim m ten W a llfa h rtso rt p ilg ern , tu n dies a u ch m it d e r b e g rü n d e ­ te n H offnung, d a ß sie am Ende ih re r P ilg e rfa h rt w a h rlic h G ott p e r­ sö n lich begeg n en. Sie e rw a rte n , d a ß d iese B egegnung ih r Leben üm- w a n d e ln w ird. In bezug d a ra u f h a b en au ch h e u te n o ch die P ilg erlie­ d e r ih re n tiefen Sinn, d en w ir in d e n Psalm en des A lten T estam ents finden, z.B. w ie e tw a d ieses Lied: „Ich fre u te m ich, als m an m ir sa g te : «zum H au s des H e rrn w o llen w ir pilgern». Schon ste h e n w ir in d ein e n T oren , Jeru salem ! Je ru sa le m , du s ta rk e S tad t, d ich t g e ­ b a u t u n d fest gefügt. D o rth in zieh en die Stäm m e hinauf, die Stäm m e d es H e rrn , (...) F rie d e w o h n e in d e in e n M au ern , in d ein e n H äu sern G eborg en heit. W e g e n m ein e r B rüder u n d F re u n d e w ill ich sagen: In d ir sei Friede. W e g e n des H au ses des H e rrn , u n se re s G ottes, w ill ich dir G lück e rfleh e n " (Ps 122).

O bw ohl die S a n k tu a rie n u nd die W a llfa h rte n zu d iesen h eiligen S tä tte n in fast allen R eligionen d e r W elt e x istie ren , b rin g t das C h ri­ ste n tu m n o ch etw a s N eu es in d iese W irk lich k eit. D er C h rist glaubt, d a ß an diesem W a llfa h rtso rt G ott selb st in C h ristu s d en M enschen h eim sucht. Es w e rd e n n ich t n u r d e r W ille G ottes, sein e G ebote k u n d ­ g etan , G ott selb st b e g e g n et sein em V o lk in seinem H eiligtum . D ie­ ses H erab k o m m en G ottes zu d e n M en sch en ist die v o llste O ffen­ b a ru n g G ottes. D iese O ffen b aru n g g e sch ie h t d u rc h Je su s C h ristu s u n d in Je su s C h ristu s. D enn „auf v iele M ale u nd auf v iele rle i W eise h a t G ott ein st zu d en V ä te rn g e sp ro c h e n d u rc h die P ro p h eten ; in d ie se r Endzeit ab e r h a t e r zu u ns g e sp ro c h e n d u rc h d e n Sohn" (H ebr 1,1—2).G ott, d e r V a te r h a t se in e n Sohn g e san d t, „dam it e r u n te r d e n M en sch en w o h n e und ih n en vom In n e rn G ottes K unde b rin g e " (DV 4). D urch d iese O ffen b aru n g in sein em Sohn Je su s C h ristu s „re d e t d e r u n sic h tb a re G ott aus ü b e rströ m e n d e r Liebe die M en sch en a n w ie F re u n d e u n d v e rk e h rt m it ihn en, um sie in seine G em ein sch aft e in z u lad e n u n d au fzu n ehm en " (DV 2).

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D ieser B esuch G ottes ist w a h rlic h für das p ilg e rn d e V olk die O ffenbaru ng des g ö ttlic h e n Lebens u n d des g ö ttlic h e n G eheim ­ nisses. S chon Z ach arias, „vom H eilig en Geist' e rfü llt", sp ra c h v o r d e r G eb urt C h risti in p ro p h e tisc h e n W o rte n : „G ep riesen sei d e r H err, d e r G ott Israels! D enn er h a t sein V olk b e su ch t u n d ihm E r­ lö sung gesch affen " (Lk 1,68). U nd sp ä te r, als die M en sch en die W u n d e r und Z eichen sah en , die J e su s tat, „p riesen sie G ott u nd sa g ­ ten : ein g ro ß e r P ro p h e t ist u n te r un s a u fg e tre ten ; G ott h a t sich sein es V olkes angen o m m en " (Lk 7,16).

A m e in d ru c k sv o llste n w ird d iese W irk lic h k e it des B esuches G ottes in seinem Sohn d u rc h d en E v an g elisten Jo h a n n e s au sg e ­ d rü ck t: „Und das W o rt ist F leisch g ew o rd e n u n d h a t u n te r uns g e ­ w ohnt, u n d w ir h a b e n sein e H errlich k e it g e seh e n " (Joh 1,14). Das ew ige W o rt, das u n te r u ns w o h nte, b e k rä ftig te „du rch gö ttliches Z eugnis, d a ß G ott m it u ns ist" (DV 4). „G ott h a t v ielm eh r b esch lo s­ sen, auf ein e n e u e u n d e n d g ü ltig e W eise in die G eschich te d er M enschen e in z u tre ten ; so w o llte e r F ried en und G em einschaft m it sich h e rste ile n un d b rü d e rlic h e V e rb u n d e n h e it u n te r d en M enschen, die d och S ü nd er sind, stiften . D arum sa n d te e r se in e n Sohn in u n ­ serem Fleisch, d am it e r d u rc h ihn die M en schen d e r G ew alt d e r F in ste rn is u nd S atan s e n tre iß e u n d in ihm die W e lt sich v e rsö h n e " (AG 3).

D iese w u n d e rv o lle W irk lic h k e it des B esuches u nd d e r G eg en­ w a rt G o ttes in seinem Sohn k a n n g e w isse rm a ß e n als „P ilgerfahrt G ottes" zu d e n M en sch en bezeich n et w erd en . Sie k a n n au ch als G egenstü ck zur P ilg e rfa h rt des M en sch en au fg efaß t w erd en . Die O ffenb aru ng G ottes v o llzieh t sich h ier im H erab k o m m en u n d im E rsch ein en u n te r d e n M en sch en im ein zig en u n d ew ig en H eiligtum , in dem n u r G ott m it d e n M en sch en w ohnt.

2. D e r B e s u c h G o t t e s a l s G e g e n s t ü c k z u r P i l g e r f a h r t

D er H au p tg e d an k e , d e r aus d e r A n a ly se d e r O ffen baru ng h e r­ v o rg eh t, k a n n in fo lg en d er F eststellu n g fo rm u liert w erd en : D er Be­ such G ottes in seinem Sohn ist ein G eg en stü ck zu m en sch lich en Pil­ gerfah rten . D enn bei P ilg e rfa h rte n w o llen die M en schen G ott b e­ gegnen. Sie g eh en zu ihm als letztem Ziel ih res P ilgerw eges. D urch d iesen Besuch d e r P ilger in seinem S an k tu ariu m g eht G ott selb st dem M enschen en tgeg en . Er b eg eg n et ihm p ersön lich. G ott, d e r den M ensch en b esu ch t, o rie n tie rt d en m en sch lich en Blick auf die ü b e r­ n a tü rlic h e W irk lich k eit. D urch d iesen B esuch G o ttes ist G ott, d er H e rr un d Schöpfer selb st im M en sch en aktiv. D ie P ilg erfah rt zeigt die A k tiv itä t d er p ilg e rn d en M enschen, die dam it ih re n a tü rlic h e S eh nsuch t und ih re Suche n a c h G ott zum A u sd ru c k brin gen .

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102 LUCJAN BALTER SAC

D as Endziel d e r P ilg ersch aft jed es e in zeln en M ensch en ist le tz t­ lich G ott, d e r H e rr und Schöpfer. D ieses Ziel zu e rre ic h e n , b e re ite t dem M en schen g ro ß e S ch w ierig keiten , d e n n je d e r ist d u rc h die Sün­ d e gesch w ächt. N ich t je d e r w ill sich auf d e n W eg des P ilg ern s e in ­ lasse n und die M ü hsal d e r W a n d e ru n g auf sich nehm en. N icht je ­ d e r h at so v iel K raft und M ut, den P ilger w eg d u rch zu steh en . Schon d as Buch d e r W eish eit sp ric h t v o n d en P ilgern, die auf halbem W eg aufg ab en u n d G ott n ich t e rk a n n te n . „T öricht w a re n v o n N a tu r alle M enschen, d e n e n die G o ttese rk en n tn is fehlte. Sie h a tte n die W e lt in ih re r V o llkom m enheit v o r A ugen, o hne d en w a h rh a ft S eienden e rk e n n e n zu k ön n en . Beim A n b lick d e r W e rk e e rk a n n te n sie d en M eister nicht, so n d e rn h ielte n das F eu er, den W ind, die flüchtige Luft, den K reis d e r G estirn e, die g ew altig e Flut oder die H im m els­ leu c h ten für w e lth e rrsc h e n d e G ötter. W e n n sie diese, en tzü ck t üb er ih re S chönheit, als G ö tter an sah en , d a n n h ä tte n sie a u ch e rk e n n e n sollen, w iev iel b e sse r ihr G eb ieter ist; d en n d e r U rh e b e r d er S chön­ h e it h a t sie geschaffen. U nd w en n sie ü b e r ih re M acht und ih re K raft in S ta u n en g e rie te n , d a n n h ä tte n sie a u c h e rk e n n e n sollen, w ieviel m äc h tig e r je n e r ist, d e r sie g eschaffen hat; d e n n v o n d e r G rö ß e u n d S chö n h eit d e r G eschöpfe lä ß t sich auf ih re n Schöpfer s c h lie ß en " (W eish 13,1—5).

W e n n m an also die S ch w ierig k eiten u n d H in d e rn isse b e tra c h ­ te t, die d e n M en sch en auf ih rem P ilg erw eg b e g eg n en , k ö n n te m an n a c h T hom as v o n A q u in d rei N a c h teile aufzeigen, die aus d e r T a t­ sa ch e re su ltie re n , d a ß die M en sch en ihrem eig en en S chicksal ü b e r­ la sse n w erd en :

1) n u r einig e w ü rd e n zur E rk en n tn is G ottes gelangen,

2) d iese E rk en n tn is w ü rd e se h r v iel Zeit u nd K raft k o sten, 3) die W a h rh e it w ü rd e oft m it Falschem gem ischt w erden.

D iese d rei g e n a n n te n W irk lic h k e ite n h in d e rn eben „den G ro ß ­ te il d e r M enschen, die F rü c h te d e r W issen sch aft zu sam m eln, die sich v o r allem d a rin zeigen so llten , die W a h rh e it zu erlan g en . Den e in e n ste h t die S ch w äch e ih res C h a ra k te rs im W eg..., den a n d e re n die V erp flich tu n g, ih re n R eichtum zu v erw alten ..., a n d e re n die F a u l­ heit... Zur W a h rh e it und E rk en n tn is k a n n m an n u r m it A u sd a u e r un d K raftein satz g elan g en . Es gibt jed o c h n u r w en ig e M enschen, d ie d iese n W eg d e r W a h rh e itssu c h e aus re in e r Liebe zum W issen u n d zur E rk en n tn is w ählen , die Suche n a c h W a h rh e it, die G ott je ­ d em m en sch lich en G em üt als n a tü rlic h e s B edürfnis ein gegeben

h a t" 25.

In e in e r d e ra rtig e n S itu atio n g e h t G ott selb st dem su c h en d en M en schen e n tg e g e n u n d hilft ihm m it se in e r G nade. G ott zeigt sich u n d te ilt sich m it. „D enn G ott h a t die W e lt so se h r geliebt, d a ß e r se in e n ein zig en Sohn hin gab , d am it jed e r, d e r an ih n glau bt, n ich t

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zu g ru n d e geht, so n d e rn das ew ig e Leben h a t" (Joh 3,16). Ja , G ott ste h t p e rsö n lic h auf dem P ilg erw eg m it se in e r h e lfe n d en H and. M ehr noch, G ott ste h t u n d w a rte t, e r b e g le ite t d en M en schen auf se in e r Suche, kom m t ihm m an chm al so g ar auf sein em L ebensw eg in die „Q uere", ein a n d e re s M al k e h rt e r in das H aus d e sse n ein, der k e in e n M ut m eh r h at, d en P ilg erw eg zu b e g in n e n o d er d e r ü b e r­ h a u p t nich t p ilg e rn will.

Eine g ew isse B estätig u n g d afü r u n d g leich zeitig Z eich en des W irk e n s G o ttes sind die B ek ehru n g en , die d u rch ih re v e rsc h ie d e ­ nen A u sd ru ck sfo rm en v iele ins S tau n en , in V e rw u n d e ru n g v e rs e t­ zen. B eginnen w ir bei dem A p o stel P au lu s, d er, w ie e r selb st b e ­ k e n n t, m it a lle r K raft die K irch e b ek äm p fte u n d sie v e rn ic h te n w o llte 2®, w e ite r zum h eilig en A u g u stin u s u n d zu a n d e re n K o n v e r­ titen , die b e so n d ers im 20. J a h rh u n d e rt za h lreic h a u ftre te n 27. V iele u n s e re r Z eitg eno ssen b ezeu g en , w ie G ott ih re L ebensp läne k reu zte, w ie e r sein en W illen o ffenbarte. A lle d iese Z eug n isse d e r M enschen v on h e u te festig en d e n G lauben d a ra n , d a ß d iese r w u n d e rb a re Be­ such G ottes, d e r se in e n H ö h e p u n k t im K om m en J e su C h risti e r ­ reich te, au ch in d e r G e g e n w a rt e rfa h rb a r ist u n d im M en sch en leb en im m er w ie d e r a k tu a lis ie rt w ird.

W en n m an also annim m t, d a ß d e r B esuch G o ttes e in G egen ­ stü ck zur m en sch lich en P ilg ersch aft ist, d a n n w ird sich das irdisch e S anktuarium , zu dem die P ilger w a n d e rn , in diesem A u g en blick v e rg e g e n w ä rtig e n , in dem G ott dem M en sch en b e g e g n e t o d er ihn zu e in e r B egegnung führt. D ie W o rte , die G ott J a h w e e in st zu M ose g esp ro ch en h at, als e r d as e rs te M al au f sein em L ebensw eg sta n d — „der O rt, w o du ste h st, ist h e ilig e r B oden" (Ex 3,5) — w u rd e n im Lauf d e r J a h rh u n d e rte u n e n d lic h v e rv ie lfä ltig t u n d im m er w ied er neu v e rg e g e n w ä rtig t. D enn ein O rt o d e r ein A u g en blick , in dem d er M ensch G ott ü b e rra sc h e n d u n d u n e rw a rte t b e g e g n et, w ird für d iesen M en schen zum „h eiligen B oden" — zum S anktuarium .

Es ist e rsta u n lich , w ie die B esch reib u n g en v o n B egegnunoen des M en sch en m it G ott in ih re n G ru n d zü g en so äh n lich sind, d a ß m an in je d e r v o n ih n en ein u n d d asselb e Echo find en k an n . In d en B erichten A. F ro ssa rd s28 (die m o d ern e T h eologie k o n fro n tie rt g e rn ihr W issen m it d e r E rfah ru n g u n d dem M e n sc h e n leb e n 29), d e r selbst sagte, e r fühle sich w ie in d e r V o rh a lle des H im m els, fin det sich die B egegnung des H eiligen A p o stel P au lu s m it G ott auf dem W eg n ach D am askus w ie ein Echo w ieder. P au lu s sc h re ib t: „Ich k e n n e

» V g l. G al 1, 1 3 - 1 4 .

n Es e r s c h ie n e n v ie le B ücher, d ie die R ela tio n en d er K o n v e rtiten w ie d e r ­

g e b e n , u n ter an d eren d ie fr a n z ö sisc h e S erie: L es c o n v e r t i s d u X X e s i è c l e . î8 A . F r o s s a r d , D ie u e x i s t e , j'a i Le r e n c o n t r é (S p o t k a ł e m Boga, P aris 1972).

29 V g l. L. B a 1 1 e r, P r o t e t y c z n y c h a r a k t e r te o l o g i i, A te n e u m K a p ła ń sk ie 82(1974) 52—68.

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1 0 4 LUCJAN BALTER SAC

jem an d , ein e n D iener C hristi, d e r v o r v ie rz e h n J a h re n bis in d en d ritte n H im m el e n trü c k t wurde,- ich w e iß allerd in g s nicht, ob es m it dem Leib o d er o hne d en Leib g esch ah, n u r G ott w e iß es. U nd ich w eiß, d a ß d ieser M en sch in das P a rad ie s e n trü c k t w urd e; e r h ö rte u n sa g b a re W o rte, die ein M ensch n ich t a u ssp re c h en k a n n " (2 K or

12,2—4).

Es lä ß t sich n ich t festste lle n — die B ibelw issenschaftler p räz i­ sie re n d en ch ro n o lo g isch en V e rla u f d e r E reignisse bei dem A p o stel P aulus nich t g e n a u — ob dieses Ereignis, v o n dem P aulu s sch reibt, im A u g en b lick se in e r B ek eh ru n g sta ttfa n d (vgl. A p g 26, 13— 16), od er s p ä te r gesch ah, als e r in d e r W ü ste w eilte. Es ist a b er T a t­ sache, d a ß P au lu s im m er w ie d e r v o n d iese r B egegnung sp rich t und sie als G ru n d m o tiv angibt, w a ru m e r das E vangelium verk ü n d e. P au lu s b e to n t au sd rü ck lich , das Evangelium , d as e r v e rk ü n d e t, „stam m t n ich t v o n M en sch en". Er sch reibt: „Ich h ab e es ja nich t v o n einem M en schen ü b ern o m m en o d er g e le rn t, s o n d e rn d u rch die O ffen b aru n g J e s u C h risti e m p fa n g en ” (Gal 1,12).

D iese B egegnung m it G ott bei D am askus, w ä h re n d d e re r G ott se in e n L ebensw eg k reu z te, e n tsc h ied g ru n d sä tz lich ü b e r sein sp ä ­ te re s Leben und ü b e r sein e V erk ü n d ig u n g . D er H e rr, dem P aulus b e g eg n ete, w a r für ihn w ie e in Licht, das ih n e rle u c h te te u nd ihn bei se in e r gesam ten V e rk ü n d ig u n g b eg leitete. M an k a n n h ier so g ar w ag en festzu stellen, d a ß d e r h e ilig e A p o stel P au lu s n ach se in e r Be­ k e h ru n g im Lichte des S an k tu ariu m s leb te, das e r u n terw e g s u n ­ freiw illig erw eise b e tre te n h atte.

M an k a n n a u ch e in e n V e rg le ich zw ischen dem B esuch G ottes und d en S a k ram e n te n an stellen . W as ih re W irk u n g betrifft, sind die S a k ram e n te Zeit u n d O rt d e r B egegnung des M en schen m it Gott. In jed em S ak ram en t g e h t G ott dem M en schen en tg eg en . Er w a rte t auf d en M ensch en in d iesem Z eich en d e r G nade. D urch die E inset­ zung d e r e in zeln en S a k ram e n te w o llte Je su s a u sd rü c k e n : in d iesen Z eichen (O rte o d er Zeiten) w e rd e ich auf e u ch w a rte n ; in d iesen Z eichen k ö n n t ihr m ir im m er b eg eg nen . In den K o n zilstexten w ird d iese W irk lic h k e it d e r B egegnung m it G ott in d en S a k ram e n te n a u s­ d rü ck lich b eto n t, v o r allem a b e r die G eg en w art C h risti u n te r d en M en sch en d u rc h die s a k ra m e n ta le n Zeichen: „G egen w ärtig ist C h ristu s m it sein er K raft in d e n S ak ram en ten , so d aß , w en n im m er e in e r tau ft, C h ristu s se lb e r tau ft" (SC 7).

Im H in blick auf die W irk lic h k e it des B esuches G ottes k a n n m an sag en , d a ß au ch jed e s S ak ram en t in gew issem S inne ein e in z ig arti­ ges S a n k tu ariu m ist. D enn im S ak ram en t b e g e g n et d e r M ensch dem g ü tig e n G ott u n d a u ch G ott h a t v e rsp ro c h e n , in C h ristu s, dem M itt­ ler zw isch en ihm u n d d e n M en schen , d en en , die glaub en, seih Le­ ben zu sch en k en .

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G ottes n ich t g leich g esetzt w erd en , obw ohl sich gew isse Ä h n lich ­ k e ite n aufzeigen lassen. Die s a k ra m e n ta le B egegnung m it G ott w ird in ih re r W irk u n g auf ein bestim m tes Ziel h in o rie n tie rt: jed e s Sa­ k ra m e n t bekam im A u g en b lick d e r E insetzung d u rc h C h ristu s ein bestim m tes Ziel. Im S ak ram en t w irk t au ch n ich t n u r G ott selbst. A u ch vom M ensch en w e rd e n A k tiv itä t u n d E ngag em ent v e rla n g t. Sie k ö n n e n als P ilg ersch aft zu ein em k o n k re te n O rt u nd zu e in e r b estim m ten Zeit, um d as S ak ram en t zu em pfangen, b ezeich n et w e r­ den. Es ist nicht au szu sch ließ en , d a ß G ott schon auf dem W eg zum Em pfang des S ak ram en ts tä tig ist.

Ein H eiligtum , das im B esuch G ottes die e n tsc h e id e n d e Rolle spielt, ü b e rste ig t a n B edeutung die d e r S ak ram en te, es k a n n sie a b e r n ich t ersetzen .

Im Besuch v e rw irk lic h t sich das S an k tu ariu m , d as ein Zeichen d e r „seligen" A llg eg e n w art G ottes auf E rd en ist. Im S an k tu ariu m w irk t a u c h G ott, d e r als leb en d iges W o rt k ra ftv o ll u nd sc h ärfer ist als „jed es zw eisch n eid ige S chw ert; es d rä n g t d u rc h bis zur Schei­ d u n g v o n Seele und G eist, v o n G elenk und M ark; es ric h te t ü b e r die R eg u n g en u n d G ed an k en des H e rz en s” (H ebr 4,12). D ieses g ö tt­ liche W o rt d u rc h d rin g t d e n gan zen M en sch en bis in die T iefen seines Seins.

D aher sind auch die Folgen eines B esuches G ottes, den M ensch in d e r Tiefe sein es H erzens erle b t, u n e rw a rte t tiefg reifen d. Sie ü b e r­ ste ig e n alle m en sch lich en S ehnsüchte. Sie m ach en alles neu.

W e n n also das S an k tu ariu m , das in d e r W e rto rd n u n g n u r ein Ziel je d e r W a llfa h rt ist, eine so g ro ß e Rolle im B esuch G ottes spielt, k ö n n e n die A u sw irk u n g e n dieses O rtes u nd die E reignisse, die T ag für T ag in d en m en sch lich en H erzen g esch eh en , n ie v o ra u sg e se h e n w erd en . D enn es e re ig n e t sich an diesem O rt — im S an k tu ariu m — im m er etw a s N eu es u nd U n w ied erh o lb ares. Dies b e stä tig e n a u ch die T a tsa c h e n , v o n d e n e n in d ieser A rb e it n o c h d ie R ede sein w ird.

IV. Die Rolle d e r M u tte r G ottes M aria in d e r p ilg ern d en K irche

In o bigen A u sfü h ru n g e n w a r eig e n tlic h n ich t d ire k t die R ede v o n d e r M u tter G ottes M aria. U nd e b en sie w a r d e r einzige M ensch, d e r d en B esuch G ottes au f d e r E rde vollkom m en e rle b te u n d d an ach ihr g anzes Leben g e sta lte te . Sie w a r es, die als M agd des H e rrn sich ganz d e r P erso n u n d dem W e rk ih res S ohnes h in g ab (vgl. LG 56). D ank ih re r P e rso n k o n n te C h ristu s das H aus E lisabeths b e su ­ c h en un d Z ach arias die W o rte a u ssp re c h en lassen , d a ß G ott in se i­ n e r g ro ß e n B arm herzig k eit sein V olk besu ch te. Sie w a r es auch, d ie dazu b e itru g , d aß Je su s in K ana in G alilea sein e rste s W u n d e r w irk ­ te, d as v iele M en sch en in E rsta u n e n ab e r a u ch in U n ru h e v e rse tz te . D enn d ieses e rs te Z eich en rief bei v iele n G laub en und E h rfurcht

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1 0 6 LUCJAN BALTER SAC

h e rv o r, alle w u rd e n zu tiefst erg riffen u n d g la u b te n an Je su s C h ri­ stu s und an sein e g eo ffen b arte H e rrlich k e it (vgl. J o h 2,11).

A uf Erden, w ie alle M en sch en lebend, ging „auch die selige J u n g fra u d e n P ilg erw eg des G laubens. Ih re V e re in ig u n g m it dem Sohn hielt sie in T re u e bis zum K reuz, w o sie nich t oh n e g ö ttlich e A b sich t stan d , h eftig m it ih rem E in g eb oren en litt u nd sich m it se i­ nem O pfer in m ü tterlic h e m G eist v e rb a n d , indem sie d e r D a rb rin ­ g u n g des S ch lach to pfers, das sie g e b o re n h a tte , lieb ev o ll zustim m te'' (LG 58).

In den Him m el aufgenom m en, h ö rt sie n ich t auf, w e ite r am Er­ lö su n g sw erk ih res S ohnes m itzu arb eiten . A ls H immelskön igin fäh rt M aria „d urch ih re v ielfältig e F ü rb itte fort, u ns die G aben des ew igen H eils zu erw irk e n . In ih re r m ü tte rlic h e n Liebe trä g t sie die Sorge für die B rüder ih res Sohnes, die n och au f d e r P ilg ersch aft sind und in G efah ren und B ed rän g n issen w eilen, bis sie zur selig en H eim at g e la n g e n ” (LG 62). „M arias m ü tte rlic h e A u fgabe g e g e n ü b er den M en sch en ab e r v e rd u n k e lt od er m in d ert d iese einzige M ittlersch aft C h risti in k e in e r W eise, s o n d e rn zeigt ih re W irk k ra ft" (LG 60).

W en n also die M en sch en die selige Ju n g fra u v e re h re n , w e rd e n alle d u rch sie „zu ih rem Sohn u n d seinem O pfer u nd zu r Liebe des V a te rs" (LG 65) g efüh rt. D ah er ist a u ch d e r K ult, d en sie als M u tter G o ttes u n d M u tte r d e r M en sch en e rh ä lt, k ein e M in d eru n g d e r e in ­ zig en M ittlersch aft C h risti. Im G egenteil, „die u n m itte lb a re V e r­ e in ig u n g d e r G lau b en d en m it C h ristu s w ird d a d u rc h in k e in e r W eise g e h in d e rt, s o n d e rn g e fö rd e rt" (LG 60).

Die o ben a n g e fü h rte n K o n zilstex te h a b en zw eifellos g ro ß e Be­ d e u tu n g für die th eo lo g isc h e n B etrach tu n g en , die in bezug auf die A n w e se n h e it d e r M a rie n sa n k tu a rie n im c h ristlic h e n Leben und in d e r K irche u n d a u ch in bezug auf den th eo lo g isc h e n In h alt des M a­ rie n b e su ch e s in ih re n B ildern und S ta tu e n a n g e ste llt w e rd e n kann. Es w u rd e sch o n e rw ä h n t, d a ß sich die M a rie n sa n k tu a rie n im 20. J a h rh u n d e rt g ro ß e r P o p u la ritä t e rfreu e n . Es gibt zur Zeit auf d e r ganzen W elt eine g ro ß e A n zah l v o n M arien h eilig tü m ern . Einige e x istie re n sch o n seit ta u se n d J a h re n , a n d e re seit J a h rh u n d e rte n und es gibt au ch v iele, die e rs t in u n serem J a h rh u n d e rt e n tsta n d e n sin d 30.

Die G enese d e r E n tsteh u n g d e r e in zeln en M a rie n sa n k tu arien h a t v e rsc h ie d e n a rtig e G ründe. Ein Bild o d er ein e S tatu e d e r J u n g ­ frau , die seit lan g e r Zeit v e re h rt und im Laufe d e r Zeit vom V olk als h eilig b e tra c h te t w u rd e n und v iele P ilg er anzogen, w a re n m eist d e r u rsp rü n g lic h e A n la ß zur G rü n d u n g v o n M arien h eiligtüm ern .

80 V g l. S. B e i s s e i , a.a.O., 295 ff.; C. B a u s s a n , L o u r d e s e t l e s p è l e ­

r i n a g e s d e la V i e r g e , G ren o b le 1929, 25 ff.; F. W e i s s, a.a.O., 27 /.; H. E n -

g e l m a n n , P è l e r i n s d e la S a le tte , G ren o b le 1974; P. L i p p e r t , W a l l f a h r t e n , in: W. B e i n e r t (H rsg.), M a r ia h e u t e eh r e n , F reib urg 1979, 259— 262.

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