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Geschichte der Herrschaft Falkenberg in Oberschlesien

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Academic year: 2022

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(1)

GESCHICHTE

DER HERRSCHAFT FALKENBERG IN OBERSCHLESIEN

H E R A U S G E G E B E N VON HANS G R A F P R A SC H M A

M I T A C H T L I C H T D R U C K T A F E L N U N D

M E H R E R E N T E X T A B B I L D U N G E N

F A L K E N B E R G O S. / 19 2 9

(2)

5 1

K L I S C H E E U N D D R U C K V O N W ILH . G O T T L . K O R N / B R E S L A U

(3)

Landeshaus Ratibor

(4)

VORWORT

Das hiesige Schloiiarchiv galt früher als wertlos; es sei, so wurde behauptet, alles wertvolle Aktenmaterial bei einem Brande vernichtet. Trotzdem beschloß ich bald nach dem Tode meines Vaters das Vorhandene ordnen und registrieren zu lassen. Die Arbeit übernahm Dr. Leonhard Müller aus Breslau. Erfreulicherweise fand sich die herrschende Meinung nicht bestätigt. Außer mehreren inte - essanten Urkunden fand sich reichliches und weit zurückgehendes Aktenmaterial über alle d

sehaft betreffenden Angelegenheiten. Herr Geheimrat Wutke, Direktor des Staatsarchivs in Bres au, und der leider verstorbene Dr. Jungnitz, Direktor und Gründer des Diozesanarchivs und -museum , bestärkten mich nach Durchsicht des Katalogs in der Meinung, daß der Inhalt des Archivs m Verbin u mit sonst noch vorhandenen Nachrichten genügendes Material böte, um eine zusammenhängende Ge­

schichte der Herrschaft zu schreiben. M it Freuden nahm ich diesen Plan auf. Von beiden Herren wurde mir übereinstimmend Herr Prof. Dr. Wendt, Direktor d ^ r e s la u e r Stadtarchivs, Ä denemg bezeichnet, der eine solche Darstellung am besten geben k g n e . “ plan Prof Wendt dazu im Jahre 19 14 bereit und ging im S o m m £ l9l5 an ^ A r b e i t . E r entwarf den Pia I l m d t e das vorhandene Material nnd arbeitete die A b ^ t t e I, * m d III bis zum Jahre 1650

aus. Nach Beendigung des Weltkrieges traten leider ändert dienstliche Anforderung«, an ihn t a r n , so daß seine Zeit es nicht mehr erlaubte, auch die weiteren Abschnitte selbst darzusteUen. Wohl aber blieb er weiter um die Fortführung der Arbeit auf der von ihm geschaffenen Grundlage bemüht und stand mir in jeder Beziehung mit Rat und Tat zur Seite. Nach mehreren Fehlschlagen gelang es, . errn Oberstudienrat Dr. Klawitterfür die Fortführung der Herrschaftsgeschichte zu gewinnen^ Er uberna zuerst die Zierotinsche Zeit ( . 6 5 0 - 7 7 9 ) , dann auch die neueste, Praschmasche Zeit. Namentlich für diesen letzteren Abschnitt konnte er auf Grund des vorhandenen reichlichen wenn auch mehrfa lückenhaften Materials eine erfreulich ausführliche und ergebnisreiche Darstellung schaffen, so da die «esamte H errschaftsgeschichte schließlich einen größeren U m fan g gewann, als ursprünglich g l ° I Z war Die K^rchengesehichte von Falkenberg hatte Herr Erzpriester S.einhauf sehr ein­

gehend dargestellt. Da es nicht möglich war, sie in diesem Umfange der H eirschaftsgeschichte ei ­ zufügen, wurde sie von Dr. K law itter, im Einverständnis mit Herrn Erzpriester Steinhauf, entsprechend verkürzt Die Baugeschichte des Schlosses stammt aus der Fed er des H errn Landesbaurats un vinzialkonservators Dr. Burgemeister. Für Ausstattung und Druck fand ich in Herrn D r- H ‘n “ >

Direktor des Schloßmuseums

in

B r e s l a u , bewährteundfreundlichste Beratung. DiedemWerkbeigeget^ieii K arten sind von H errn Verm essungsrat H ellm ich gezeichnet, die Zeichnungen und Vignetten von H er Kunstzeichner R asel. Ihnen allen sei an dieser Stelle ein besonderer D ank gesagt.

Ich habe geglaubt, trotz der unsicheren Zukun ft, die die U m w älzungen der letzten Jah re dem größeren Besitz in politischer und w irtschaftlicher Beziehung bieten, das W erk zu E n d e fuhren und er Öffentlichkeit übergeben zu sollen. Schon eine flüchtige D urchsicht des dem W erke angefugten Sach­

registers w ird zeigen, was die eingehende, a u f den ursprünglichsten Q uellen beruhende Betrachtung

(5)

Landesgeschichte und Landeskunde im besonderen zu bieten vermag. Es konnte in der Tat eine Fülle von Problemen aus der historischen Entwicklung der Land-, Forst- und Teichwirtschaft, der landwirt­

schaftlichen Industrie und der ländlichen Verfassung im einzelnen genau nachgeprüft und in den großen geschichtlichen Zusammenhang gestellt werden. Hierin liegt der besondere Eigenwert der Arbeit, zu der die bisherige schlesische Geschichtsliteratur kein Gegenstück aufweist. Es sind letzten Endes politische, kulturelle und wirtschaftliche Probleme, die uns auch heute noch lebhaft beschäftigen, und alle, die in der Geschichte die größte Lehrmeisterin sehen, werden manchen Fingerzeig für die Lösung dieser Fragen finden.

Schloß Falkenberg O S. am T a g e, als vor 15 0 Jahren m ein U rgroßvater als erster meines N am ens in den Besitz der H errschaft trat, am 5. Jan u ar 1929.

Hans Graf Praschma

Siegel des Herzogs Boleslaus I. von Oppeln-Falkenberg nach einem Wachsabdruck vom Jahre 1318.

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(7)

m ü n z e n , M A SSE U N D G E W IC H T E

Partsch

Schl. A . F . S t. A . B . T riest

Urbar (m it Jahreszahl)

Weitzel

Ziekursch, Agrargeschichte

Zim m erm ann i R eichstaler (Rt.) i T a le r (T lr.) schles.

i G ulden (Fl.)

i M orgen (schles.) zu 300 1 M orgen (preuß.)

1 M alter 1 Zentner 1 Rinken Eiche

Bd. : r voik von ioseph

■ “ b* “ Schl0fiarchiv

= Topographisches Handbuch von 0berschlesien von Fe].x ^ ^

« Ä M - ; r r 5JF: x _Ratibor 151 b; urb- 1577/80 ebenda , 55 g; Urb„ 1 » c ä Urbar

G“ -

4 ™ fa“ HUnd' rt ^ SChl£SiSCh“ A S ™ g “ chichte, a. A u f-

% T lr . = 6o K reu zer (K r.) = z 40 H eller (H l 1 Quadratruten = 2,19369 preuß. M orgen

= 25,532 ar.

= 12 Scheffel zu je 4 Viertel zu je 4 M etzen.

5 /2 Stein = 132 Bresl. Pfund.

= 248 Stäbe, der Stab 5 Fuß 4 Zoll lang

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INHALTSVERZEICHNIS

E R S T E R A B S C H N IT T : D a s F a lk e n b e r g e r L a n d u n t e r d en P la s t e n , v o n P t o f. Dr. W e n d t 1. Bevölkerung, Begrenzung, Landesnatur...

2. Besiedlung bis ...

3. Das Teilfürstentum Falkenberg...

4. Die Verwaltung des Fürstentum s...

5. Die herzoglichen Kammergüter...

6. Der A d e l ...

7. Besiedlung seit ...

8. Die Stadt Falkenberg ...

9. Die Landbevölkerung ...

ZW EITER A B SC H N ITT: Die Entstehung der H errschaft F a l k e n b e r g , von Prof. Dr. Wendt 1. Falkenberg unter den Hohenzollern und der Königin Isabella...

2. Die Logau als Pfandinhaber der Kammergüter...

3. Die Stadt Falkenberg als Pfandinhaberin...

4. Kaspar Pückler als Pfandinhaber...

5. Der Erbkauf von ...

D R ITTER A B SC H N IT T : Die H errschaft Falkenberg unter den P ü c k l e r , Prom nitz, Poser von Prof. Dr. W endt

Seite

I 5 10 13 15 19 2 1 25 3i

35 38 42 45 5i

1 . Die Pückler und die Promnitz als Besitzer ... .... ... 53 2. Die Ergebnisse der Pücklerschen und Promnitzschen B e s itz z e it ...•

3. Die Posersche Pacht und der Streit um die H errschaft... ^ 4. Der Sieg der E rb berech tigten ...

V IE R T E R A B S C H N IT T : D ie Z e it d e r Z ie r o t in s i65o - i779, von Oberstudienrat D r. K la w it t e r 1. Die Besitzer. Äußere Geschichte der H e r r s c h a f t ...

2. G ü te r b e s ta n d ...

3. Das goldene B u c h ...

4. Verwaltung und Gerichtsbarkeit . 5. Die L an d w irtsch aft...

6. Die V ieh zu ch t...

7. Die T e ic h w ir t s c h a ft ...

8. Brau- und Branntweinurbar . . . 9. Mühlen und sonstige Nutzungen 10. Forst und Jagd ...

1 1 . Gesamteinnahmen und -ausgaben 12 . Die Stadt F a l k e n b e r g ...

13 . Die ländlichen Untertanen . . .

67 75 78 81 84 9i 98 10 1 104 105 1 1 2 1 1 5 123

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F Ü N F T E R A B S C H N I T T : F a lk e n b e r g im B e s it z e d e r G r a fe n P ra s c h m a 1 7 7 9 b is z u r G e g e n w a r t, von Oberstudienrat D r. K la w i t t e r

1 . Johann K arl G ra f Praschma 1779— 1822. Falkenberg mit Tillowitz vereint 2. Falkenberg seit der Trennung von T i l l o w i t z ...

a) Die Besitzer. Friedrich I. 18 22— 1860, Friedrich II. 1860— 1909, Hans seit 1909 b) Das Werden der modernen H e rrsc h a ft...

c) Die V e r w a ltu n g ...

d) Acker- und W ie sen b au ...

e) Die V ieh z u ch t...

f) Forst und J a g d ...

g) Teichwirtschaft...

h) Landwirtschaftliche Nebengewerbe...

i) Die Stadt Falkenberg seit 1 7 7 9 ...

k) Die Verkehrsentwicklung...

1) Die Gegenwart (seit 1909) ...

S E C H S T E R A B S C H N I T T : B a u g e s c h ic h t e des S c h lo s s e s F a lk e n b e r g , von Landesbaurat, Provinzialkonservator Dr. B u rg e m e iste r...

S IE B E N T E R A B S C H N IT T : F a lk e n b e r g e r K ir c h e n g e s c h ic h t e , von Oberstudienrat Dr. K l a ­ w itt e r und Erzpriester S t e i n h a u f ...

Inventar des Schlosses Falkenberg 1 6 1 8 ...

Quellennachweise...

Sachregister...

...

V E R Z E IC H N IS D E R L IC H T D R U C K T A F E L N

I. Grabmal des Herzogs Boleslaus I. und seines Bruders Bolko II.

II. Epitaph des Balthasar und der Polyxena von Pückler.

I I I . Johann K arl G raf Praschma. Pastellbild.

IV — V II. Schloß Falkenberg in vier Ansichten.

V I I I . Hans G ra f Praschma. Ölgemälde von Münzer.

135 177 177 189 208 2 11

222

229 24I 249 255 266 268

279

291 297 308 323

(10)

DAS FALKENBERGER LAND UNTER DEN PI ASTEN

i. Bevölkerung Begrenzung Landesnatur

Das

G ebiet um die Steinau, die der G latzer N eiße unw eit ihrer Einm ündung in die Oder rechts zufließt, das Falkenberger L an d , büdet ein eigenartiges G renz- und Ü bergangsgebiet zwischen den beiden großen natürlichen Abschnitten unserer H eim atsprovinz: zwischen dem im M ittelalter allein als Schlesien bezeichneten G ebiet, das, östlich von dem Stober und der G latzer N eiße begrenzt, außer dem heutigen N ieder- und M ittelschlesien auch die alten Bistum slande N eisse-G rottkau um faßte, und dem ursprünglich als Oppelner L an d bezeichneten G ebiete, das seit E nde des M ittelalters O ber­

schlesien genannt w ir d 1). D as Falkenberger L an d w ar seit Beginn unserer geschichtlichen K enntnis eine Verwaltungseinheit, aber seine G renzen und Zugehörigkeit haben gewechselt. A ls sich das piastische Herzogsgeschlecht Schlesiens in viele Zw eige spaltete, w urde das Falkenberger L an d ein W eichbild oder K reis des oberschlesischen Fürstentum s O ppeln, zeitweilig sogar das Stam m land einer eigenen Herzogslinie, aus deren K am m ergütern die heutige H errschaft Falkenberg entstanden ist. D ie älteste G estalt des W eichbildes Falkenberg, wie w ir sie nach den frühesten Angaben über die kirchliche Einteilung und anderen Quellen ungefähr verm uten können, ist im 14 . Jahrhundert, als ein besonderes Teilfürstentum Falkenberg bestand, m ehrfach verändert w orden, und diese G estalt hat das W eichbild etwa vom 1 5 . Jahrhundert bis 17 4 2 , also in der Z eit, in der die H errschaft Falkenberg entstand, im wesentlichen beibehalten. In dieser spätmittelalterlichen G estalt, die w ir dem folgenden Ü berblick über die Piastenzeit zugrundelegen wollen, reichte das W eichbild im N orden nur bis G roß Sarne, Groß M angersdorf, der Teichreihe zwischen H erzog- und Sangowteich, bis Brande und Schedliske.

Im W esten wurde es zwischen G roß Sarne und Pilkendorf, wie der heutige K re is, von der N eiße begrenzt, reichte aber weiter südlich nur bis Jakobsdorf, K leuschnitz, W iersbel, N ü ß d o rf und M auschw itz. D a ­ gegen schloß es an seiner Südwestspitze noch einen heute zum K reise N eustadt gehörigen, fast drei­

eckigen Landstrich m it Steinau-Städtel und - D o r f in sich2).

A ls Friedrich der G roße im H erbst 17 4 1 zeitweilig beabsichtigte, sich m it M ittel- und N ieder­

schlesien zu begnügen und Oberschlesien den Sachsen zu überlassen, w urde als G renze seines Anteils zunächst die N eiße bestim m t. D a jedoch der K ö n ig hinterher a u f den Holzreichtum Oberschlesiens aufmerksam w urde, verlangte er noch eine sogenannte „ L is ie r e “ , einen Landstreifen von einer M eile Breite östlich der N eiß e, und wies seine Grenzkom m issare an, die M eile recht reichlich zu messen, damit man m öglichst viel von den oberschlesischen W äldern bekom me. D ie bezüglichen Verhandlungen wurden zwar dadurch gegenstandslos, daß im Breslauer Frieden der größte T e il von Oberschlesien an Preußen fiel; aber sie wirkten insofern nach, als bei der N euordnung der V erw altung 17 4 2 die preußi­

schen Behörden den aus einem T e ile der „L is ie re “ gebildeten neuen Falkenberger K re is hinsichtlich seiner Steuerverfassung nicht zu Oberschlesien, sondern zu N ieder- und M ittelschlesien schlugen.

D em 174 2 gebildeten K reise hatte man zwar den N ordostteil des heutigen K reises zwischen N eiße und Oder bereits zugeschlagen. D agegen hatte man, nicht nur Steinau dem K reise N eustadt, sondern auch den Ostrand des alten Falkenberger Landes mit Schedliske, G roditz, Baum garten, W eiderw itz,

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Seifersdorf, Schiedlow , T illo w itz, E llgu th -T illo w itz, Sabine, E llguth-Friedland, H am m er, Floste, W oistrasch, Polnisch Jam ke, Piechotzütz, Puschine und Plieschnitz dem O ppelner K reise zugeteilt.

A lle drei großen H errschaften des K re ise s: Falkenberg, das damals auch die T illow itzer G ü ter mit umfaßte, Schedlau und Friedland, gehörten jetzt zugleich dem Oppelner K reise an. E rst 1 8 1 7 , als der Falkenberger K reis seine jetzige Gestalt erhielt, wurde dies M ißverhältnis beseitigt. A uch gehörte Falkenberg von da an w ieder ganz zu O berschlesien, dem sogar die westlich anstoßenden K reise Neiße und G rottkau, die früher nie zu Oberschlesien gehört hatten, einverleibt wurden3).

Dieselbe Stellung als G renzgebiet Oberschlesiens wie bezüglich seiner Verw altungszugehörig­

keit nim m t das Falkenberger L an d auch hinsichtlich der sozialen Verhältnisse, des Volkstum s und des Bekenntnisses seiner Bevölkerung ein. Oberschlesien ist das H auptgebiet des Großgrundbesitzes.

V on seiner Bodenfläche, wie sie bis zur Losreiß ung Ostoberschlesiens bestand, umfaßten die G u ts­

bezirke 57 % , gegen 46 % im R eg.-B ez. Liegnitz, 4 9 % im R eg.-B ez. Breslau. V on diesen 5 7 % waren 45 % in den Händen von 54 Herrschaftsbesitzern, deren jeder m ehr als 2000 ha inne hatte, und 26 % waren gar unter den Fiskus (mit 83 000 ha) und 6 Privatbesitzer von 2 1 000 bis 4 1 000 ha verteilt4).

A uch das Falkenberger L an d hat seit Jahrhunderten einen beträchtlichen Großgrundbesitz. D er heutige K reis zählt 5 H errschaften von 2000— 8000 ha, 4 andere von 1200 — 2000 ha. Also insofern gleicht die Besitzverteilung und die soziale L ag e der Bevölkerung derjenigen Oberschlesiens. A ber die m itunter erscheinende K ehrseite eines vorherrschenden G roßgrundbesitzes: bäuerliche Zw ergw irtschaft, Ä rm lich­

keit und V erw ahrlosung der Landbevölkerung, ist im Falkenberger Lan d e nicht zu bemerken. A ller­

dings geht die Zerstückelung des ländlichen K leinbesitzes ziem lich w eit. N ach Angaben des Jahres 18 58 hatten 2 1 0 1 ländliche Besitzungen im Falkenberger K reise eine Durchschnittsgröße von 34,4 M orgen gegen 8 1,9 im N achbarkreise Grottkau. T riests Topographisches H andbuch von Oberschlesien be­

zeichnet 18 5 5 bäuerliche Besitzungen von über 50 M orgen als selten5). Trotzdem besitzen w ir fü r das Falkenberger L an d keine solchen trostlosen Schilderungen bitteren Elends und krasser U nkultur, wie sie zahlreiche Schriften aus dem E nd e des 18 . und dem Anfang des 19 . Jahrhunderts fü r andere T eile Oberschlesiens bieten. V ielm ehr heißt es in Zim m erm anns „B eyträgen zur Beschreibung von Schlesien“ , 17 8 3 , ausdrücklich: „ D ie Sitten des gem einen M annes sind nicht so roh wie im Oppelnschen“ , und T rie st berichtet von den W ohnungsverhältnissen: „ D ie Beschaffenheit der ländlichen W ohnungen ist eine erträgliche. In den meisten D örfern findet m an m assive, freundliche G ebäude, und nur hier und da ist die alte Bauart m it hölzernen Um fassungsw änden und Strohdächern noch anzutreffen“ 6.)

Was das Volkstum der Bevölkerung betrifft, stand das Falkenberger Land einst dem überwiegend polnischen Oberschlesien näher; heute herrscht, wie in den Nachbarkreisen Neisse und Grottkau, deutsche Sprache und Art vor, so daß das Falkenberger Land 1919 in das oberschlesische Abstimmungs­

gebiet nicht mit einbezogen wurde. Wie wir noch sehen werden, hat die während des 13 . und 14 . Jahr­

hunderts in Schlesien sich vollziehende Ausbreitung deutschen Volkstums und deutscher Kulturformen sich auch im Falkenberger Lande ausgewirkt, wenn auch verhältnismäßig spät und nicht restlos. Das :5- Jahrhundert brachte dann, wie in ganz Oberschlesien, ein Wiedervordringen des Slawentums, so daß beim Aussterben der Piasten auch das Falkenberger Land als vorwiegend slawisch erscheint. Aber seitdem wirkten die Landesverwaltung und der Großgrundbesitz, wenn auch nicht immer bewußt und durchaus in friedlicher Weise, so doch tatsächlich zugunsten des in Stadt und Land von neuem er­

starkenden Deutschtums. Wie die deutsche Bevölkerung noch im 16. Jahrhundert wieder anwuchs, wird im folgenden Abschnitte dieser Schrift gezeigt werden. Zimmermann berichtet 17 8 3 : „Die mehresten Einwohner reden deutsch, wenige polnisch; die letzteren aber verstehen die deutsche

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Sprache“ . Triest beziffert für 1861 die Zahl der polnisch redenden Kreisbewohner auf 4355 von 3 9 1

5

2>

also i i j l %. Partschs Landeskunde verzeichnet für 1890 nur 9,68 % polnisch sprechende Einwohner.

Allerdings glaubte Partsch später (1903), ein Wiedervorrücken des im Süden des Kreises vom Neustädter Kreise her gegen den Oberlauf der Steinau vordringenden polnischen Sprachgebiets feststellen zu müssen7).

Dieselben Mächte, die im zweiten und letzten Drittel des 16. Jahrhunderts das Deutschtum förderten, begünstigten auch das evangelische Bekenntnis, so daß das Falkenberger Land im Anfang des 17. Jahrhunderts überwiegend evangelisch gewesen sein muß. Die im Dreißigjährigen Kriege einsetzende Gegenreformation brachte allerdings einen Rückschlag; aber sie trug hier keinen besonders gewaltsamen Charakter. Es blieb immerhin noch ein Stamm evangelischer Bewohner, den die in preußischer Zeit wiedererlangte Bekenntnisfreiheit verstärken half. Die Zahl der Evangelischen wird für 1861 auf 11 551 = 29,2 % , für 1910 auf fast zwei Fünftel angegeben. Also hält das Falkenberger Land auch durch seine nach dem Bekenntnisse gemischte Bevölkerung die Mitte zwischen den meisten fast ganz katholischen Teilen Oberschlesiens und dem übrigen Schlesien8).

Die Eigenart des Falkenberger Landes als Grenz- und Übergangsgebiet, die wir bezüglich seiner Verwaltung, der sozialen Lage, des Volkstums und des Bekenntnisses seiner Bevölkerung be­

obachten konnten, ist nichts zufällig Gewordenes, sondern beruht größtenteils auf natürlichen Be­

dingungen, auf der Oberflächengestalt, der Bodenmischung, der Ertragsfähigkeit des Landes. Nieder- und Mittelschlesien sind, abgesehen von den Gebirgs- und einzelnen Heidegegenden, überwiegend, besonders in den Flußniederungen, fruchtbar und dicht bevölkert. Hier ist infolge der günstigen Be­

dingungen für Ackerbau und Viehzucht die Entwaldung, die Urbarmachung des Landes verhältnis­

mäßig früh weitgehend durchgeführt worden. Hier wurde in der Neuzeit der auf starke Viehhaltung gestützte „intensive“ Landwirtschaftsbetrieb herrschend. Hier ist der Zuckerrübenbau heimisch;

neben Kartoffeln, Hafer und Roggen liefern auch Gerste und Weizen gute Erträge. Oberschlesien dagegen — abgesehen von dem andersartigen Südwesten, den Kreisen Neisse, Grottkau, Neustadt, Leobschütz, Ratibor, zum Teil auch Cosel — ist meist weniger fruchtbar. Trotz aller Fortschritte der Landwirtschaft ist heute noch stellenweise nur der Kartofffel- und Haferbau lohnend. Noch heute umfaßt es weite Waldgebiete, die, soweit nicht Bodenschätze unter der Oberfläche ruhen, irgend dichterer Siedelung widerstreben und nur durch den Großgrundbesitz einigermaßen genutzt werden können.

In dieser Hinsicht gehören nun die Kreise Neisse und Grottkau noch ganz zu Mittelschlesien. Dagegen ist das Falkenberger Land ein Übergangsgebiet, das auf kleinem Raum — stellenweise, wie auf einer Höhe südlich von Rautke, sogar mit einem Blicke übersehbar — drei Stufen der Bodenbeschaffenheit und der Landeskultur in sich schließt.

Der in der Neißeniederung gelegene Westteil des Falkenberger Landes gleicht ganz den west­

lichen Nachbarkreisen, wie ja auch die Gräflich Schaffgotschsche Herrschaft Koppitz sich auf beiden Neißeufern ausgebreitet hat. Seine Ackerflächen, die auf „mildem, humosem Lehm auch Weizen und Zuckerrüben tragen, und seine schönen Wiesen erscheinen, schreibt Partsch, „wie verheißungs­

volle Vorboten der mittelschlesischen Ebene, auf die der Blick vom Höhenrande hinausschweift ins alte Bischofsland“ . An Ertragsfähigkeit der Landwirtschaft stand, trotz mancher Schädigungen durch Hochwasser der Neiße, dieser Westteil der Mitte und dem Osten von jeher weit voran9).

Der Mittelteil des Falkenberger Landes, das leichtgewellte Hügelland zwischen Neisse und Steinau und das Steinautal selbst, einschließlich der Teichgegend bei Mangersdorf und Geppersdorf, zeigt im einzelnen wechselnde, im ganzen aber wesentlich ungünstigere Bodenbeschaffenheit. N eben kleineren Strecken sandigen Lehms überwiegt, nach Triest, „ein weicher, lehmiger, zum Teil kiesiger 1*

(13)

und sandiger Höhenboden, der in seiner ursprünglichen Beschaffenheit nicht sehr ertragreich w ar, doch großer V erbesserung fäh ig ist“ . In früheren Zeiten m angelhafterer Bodenkultur täuschte tat­

sächlich der infolge seines undurchlässigen U ntergrundes vielfach nasse und kalte Acker nur zu oft die H offnung des Bebauers. Beim G etreidebau stand bis in die N euzeit hinein der verhältnismäßig anspruchslose H afer im V ordergründe. D ie W iesen w aren im H ügellande knapp, an der Steinau zwar reichlich vertreten, doch m ehrfach so sum pfig, daß sie ursprünglich z. B . bei der Stadt Falkenberg den m enschlichen Siedelungen als Schutz dienten. M enge und Beschaffenheit des Heues reichte daher eher fü r Schafzucht als fü r die anspruchsvollere Rindviehzucht aus10). E in weiteres Ergebnis der U ndurch­

lässigkeit des Bodens, die früher noch w eit reichlichere Ausstattung der Landschaft m it Teichen er­

m öglichte zwar von alters her eine blühende, wirtschaftlich wertvolle Fischzucht. A b er w ir hören schon frü h K lagen über die den E rfo lg der Züchtung schmälernde m oorige Beschaffenheit des U n ter­

grundes m ancher T eich e und die in ihrer N atur liegende N eigung zur Verlandung.

D er fü r die Landw irtschaft im m erhin vielfach schwierige Boden bewirkte, daß die Entw aldung ein gewisses M aß nicht überschritt. A ußer den heute noch bei Graase, G uhrau, R oß dorf, Jatzd o rf und K leuschnitz vorhandenen größeren W aldbeständen wies der M ittelteil des Falkenberger Landes namentlich noch den großen W iersbeler F orst auf, der aber in den letzten 5— 6 Jahrzehnten größten­

teils dem Truppenübungsplätze L am sd o rf hat weichen m üssen. 17 3 4 lagen von den damals a u f 8966 ha berechneten Forsten der H errschaft Falken berg-Tillow itz in dem M ittelteile 2226 ha = 24,8 % , im Ostteile, dem eigentlichen W aldlande 6740 ha = 75,2 % . W as die Zusam mensetzung des W aldes betraf, zählte:

der M ittelteil 792 ha = 35 ,5 % Laubholz, 14 34 ha = 64,5 % N adelholz, der Ostteil 2 18 ha = 3 ,2 % 6522 ha = 96,8 % u ).

Also selbst in dem M ittelteile, der schöne alte Eichenbestände aufzuweisen hatte, überwog doch der N adelw ald bei weitem .

A llerdings hat in neuerer Z eit der Boden des M ittelteiles das erwähnte U rteil T riests auch in seinem zweiten, günstigeren T e ile bewährt. D ank den inzwischen durch Entw ässerung und reich­

lichere D üngung erzielten V erbesserungen der Ä cker und W iesen gilt jetzt nach fachmännischem U rteil der A cker als „ in normalen Jahren dankbar und ertragreich“ . D ie entsäuerten W iesen an der Steinau erm öglichen eine starke Viehhaltung. H at sich auch die Z ah l der T eich e verringert, so bietet doch im m er noch die in den H errschaften Falkenberg, T illo w itz, Friedland, Jak o b sd o rf betriebene Fischzucht bei zweckmäßigem V erfahren gute Aussichten. A b er neben den m ateriellen Erträgen hat man jetzt auch die ideellen W erte, den Stim m ungsgehalt der Falkenberger Teichlandschaft schätzen gelernt.

E in so w arm herziger N aturfreund und trefflicher N aturkundiger wie K u rt Floericke rühm t in schwung­

vollen W orten ihren „w ehm ütigen Z auber m elancholischer Poesie“ , ihre ernsten landschaftlichen Schön­

heiten, die m an in dem oft verlästerten Oberschlesien kaum suchen w ürde. Außerdem rühm t er die Falkenberger Teichgegend als ein „D o rad o der V ogelw elt“ , das manche seltene Spielarten beherbergt und an dessen größtem W asserspiegel, dem Sangowteiche, bis vor wenigen Jahren eine nur von der berühm ten K un itzer M öwenkolonie übertroffene M en ge von Lachm öw en brütete12). In den Forsten erfreuen sich unsere alten heimischen Laubholzbestände, namentlich die königliche Eiche, sorglicher Pflege. A ber auch m anche Seltenheiten aus der frem dländischen Baum w elt haben sich gut eingebürgert.

D em nach verzeichnet Schubes hochverdienstliches W aldbuch von Schlesien manches Schöne und M erk ­ w ürdige aus dem M ittelteile des Falkenberger L a n d e s: D ie Pücklereiche bei Schedlau, die Rieseneichen

#

(14)

des von den Besitzern der H errschaft Falken berg bei

p. 1 cc hei Graase im Falkenberger Schloßpark eine Silberlmde von 5 /s (leider wurde 9 r ^ e T ^ ; eine R ü s t e r n 4 V, M eter

= ä =

R oeau Adelig D om brow ka, ein zusammenhängendes W aidgebiet von 230 qkm , m A

5i= ä st r j a a s s a ; s

- " «

R eh - und D am w ild ; vereinzelt, w enn anch längst nicht m ehr gehegt, zetgt steh noch das ^ Id s c h w e n n

s - a E Ä S S “ = ~

ü b erw iegen d em menschenarmes, landw irtschaftlich wenig ergiebiges, landschaftlich eintöniges W ald gebiet, eine im strengen und harten W ortsinne echt oberschlesische Landschaft ).

2. Besiedlung bis 1305

D ie heutige Beschaffenheit des Ostteds des Falkenberger Lan d es kom m t dem Zustaude: am nächsten den w ir fü r vorgeschichtliche und ^ f r ü h e s t e n gesehichdicheu Zeiten von dem .G e b t « 1 d e S t e L v o r a u s s e L m üssen. D as Falkenberger L an d w ar zweifellos „rspru n gh eh ern T e d der i S k « . * G renzschutz dienenden, stellenweise durch V erhaue noch - w e g s a m e r g -

rhten W aldgürtels der bis ins 1 3 . Jahrhundert hinein das eigentliche Schlesien von dem Oppeln S T Ä » A bhange des Eulengebirges in der N äh e von Schdnw alde an a u f dem rechten U fer der N eiße, dann a n f dem Unken U fe r des Stöbers bis in d.e G egend von * am sl“

Pitschen hinzog D aß dieser urwüchsige G renzw ald nur ganz vereinzelt von G renzw achtern Ja g , F is d im i, H ftten und Zeidlern bewohnt, überwiegend aber eine menschenleere E m ode w a r - ) , kann

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man schon daraus schließen, daß in den von ihm eingenommenen Landstrichen vor- und frühgeschicht- hche Fu n de selten sind. So ist auch die Fundchronik des Falkenberger Landes in seiner spätmittel- alterhchen Begrenzung nicht sehr reichhaltig. Sie um faßt einzelne Steinzeitfunde aus Brande, Falken­

berg, Plieschnitz, G roß Sarne, Sabine und Seifersdorf, zwei Steinbeile, Feuersteinm esser und eine germ anische U rn e aus Psychod, ein germ anisches G räberfeld bei Friedland, eine im Schloßgarten von Schedlau gefundene röm ische Silberm ünze aus der Z eit K aiser H adrians, endlich Angaben, die aber noch der P rüfung bedürfen, über einen R undw all nordöstlich von G rod itz, einen zweiten bei G rüben und eine Schwedenschanze bei Psychod, das heute im K reise N eustadt liegt, aber im M ittelalter zu den Falkenberger K am m ergütern gehörte»). A n jene früheste V orzeit, als in den das ganze Falken­

berger L an d bedeckenden U rw ald m eist nur W indbruch und W aldbrand, aber nur selten die A x t des H olzfällers Lu cken legte, und als in ihm die W aldtiere, w ie die heute noch a u f dem Truppenübungs­

plätze L am sd o rf verbreiteten Zieselm äuse, ungestört ih r W esen trieben, erinnern einige O rtsnam en:

Sarne kommt vielleicht von altslawisch Zarn = H itze, Brand, K leuschnitz (14 4 7 Clucznil) von kluce - R odung, M auschw itz (um 13 0 5 : M yssow itz) von m ysz, die M au s, Pilkend orf von pilch, die Bilch- oder H aselm aus. D en Erklärern des N am ens Falkenberg m ag wohl der N achweis des Berges einige Schwierigkeiten m achen; aber dem edlen Falken w ird es unter den W asservögeln der T eich - und M o o r­

landschaft nicht an Jagdgelegenheit gefehlt haben18).

D er alte G renzw ald w urde erst dann nachdrücklich gelichtet, als überhaupt in den meisten T eilen Schlesiens eine überw iegend deutschem K ultureinflusse zu verdankende großartige Siede- lungstatigkeit den W ald lichtete, die m enschlichen W ohnsitze bedeutend verm ehrte, Ackerbau und Viehzucht von küm m erlichen Anfängen zu vollkomm eneren Betriebsform en weiterbildete und neue städtische N iederlassungen als Stätten des Gew erbefleißes, als Brennpunkte des Verkehrs und des geistigen Leben s entstehen ließ. D iese deutsche Besiedlung setzte in M ittel- und N iederschlesien schon m it Beginn des 13 . Jahrhunderts ein ; im Oppelner L an d e, dem heutigen O berschlesien, begann sie hauptsächlich gegen E n d e des 13 . Jahrhunderts, teilweise auch erst im 14 . Jahrhundert.

W elche Ortschaften des Falkenberger L an d es19) schon im 1 3 . Jahrhundert a u f dem Boden der alten „P reseca“ teils ganz neu entstanden, teils aus dürftigen, slawischen Jä g e r- oder Hirtensiedlungen erwachsen sind, entnehmen w ir teils vereinzelten urkundlichen N achrichten, teils dem um 13 0 5 ent­

standenen R egistrum W yasdense“ , dem T e ile des sogenannten „ L ib e r fundationis episcopatus V ratis- laviensis“ 20), der die dem Bistum ganz zugehörigen oder doch zins- und zehntpflichtigen Ortschaften in O berschlesien verzeichnet. D och ist zu beachten, daß unser ältester urkundlicher Q uellenstoff gerade fü r Oberschlesien höchst spärlich ist, und daß der L ib e r fundationis nicht alle damals bestehenden Orte verzeichnet, sondern nur die, an die das Bistum Ansprüche hatte. Also wenn auch ein Ort w eder in Em zelurkunden des 13 . Jahrhunderts noch im L ib e r fundationis erwähnt w ird, so ist damit nicht bewiesen, daß er um 13 0 5 noch nicht vorhanden war.

D ie älteste urkundliche Erw ähnung einer O rtschaft des Falkenberger Landes betrifft seinen H auptort, allerdings noch nicht die deutsche Stadt Falken berg selbst, sondern ihren V orläufer, das an ihrer Stelle gelegene slawische D o r f N em odlin oder N em odlim . 12 2 4 stellte H erzog K asim ir von Oppeln in seinem D o rfe N em odlin („in N em odlina villa nostra)“ eine U rkunde fü r „ d ie Brü der des Hospitals zu Jeru salem “ aus. D ie zweite Erw ähnung von N em odlin und einer K irch e daselbst ist unsicher. D ie angebliche U rkunde des H erzogs K asim ir von O ppeln von 12 2 8 , durch die er einem G rafen Clemens das D o r f N em odlim m it dem Patronat über die dortige K irch e abtritt, hat W . Schulte fü r eine Fälschung erklärt. A b er die Schenkung ist, w ie die neuste D arstellung durch E . M ichael annimmt, doch wohl

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erfolgt. Denn nach einer anscheinend echten Urkunde vnn .2 3 8 befindet sich Nemodlin unter-den Besitzungen, mit denen Graf Clemens das Kloster Staniontek bei Krakau ausstattet; 1260 fallt es an den Herzug zurück“ ). Den frühesten Hinweis auf eine deutsche Stadt Falkenberg letet uns 1

genannte „Tabula proscriptorum provincie Nizensis“ , vorausgesetzt daß die Zettangaben ihrestazten Herausgebers August Müller zutreffen, für das Jahr 1283 in der Erwähnung eines „Heinzo de Vatten-

" u T d i c e b a l cognomine Songibel“ . Die Erwähnung des Pfarrers Eccehard von Valkenberch 1290 bezeugt die Pfarrkirche der neuen Stadt, deren Name Falkenberg allmählich das alte Nemod verdrängte In der Urkunde von 1294, in der ein Kastellan (Burggraf) Sygehard von Nemodlin erwähnt, Ilso das Vorhandensein einet Burg oder eines Schlosses des Herzogs bezeugt wird, erscheint noch der alte Name. Im Liber fundationis stehen beide Namen; ,.Nemodlim alias Falkenberg . Aber bald daran winde der deutsche N a^ e alleinherrschend«). Die Ortssage erzählt, Falkenberg sei schon zur Zeit des großen Mongoleneinfalls, .2 4 1, eine durch Mauern, Türme und ein festes Schloß geschützte Stadt gewesen. Wilde Mongolenhorden hatten die Stadt bedroht, seien aber durch die Erscheinung der Hei­

ligen Ursula und ihrer II 000 Jungfrauen erschreckt und zum Abzug bewogen worden. An die fromme Sage erinnerte noch lange ein Freskobdd der Heiligen „auf der äußeren Ostseite des starken gewölbten Schwibbogens am Oppelner Tore“ “ ). Aber den Urkunden zufolge smd Stadt und Schloß erst na

1241 entstanden. ~

Von den beiden anderen städtischen Niederlassungen, die allerdings nicht von Anfang a , sondern erst seit dem späten Mittelalter zum Weichbilde Falkenberg gehört haben: Steinau undl Fned- land, wird Steinau zuerst 1226, und zwar schon alsKirchort, erwähnt. 1236 wurde „Stynava , das be­

reits Marktrecht besaß, dem Breslauer Bistum geschenkt. 1243 bestätigte Herzog Mesko von Oppeln dem Breslauer Bischofden Markt zu Steinau und erlaubte ihm die Einsetzung eines Vogts in der Stadt, 1260 bestätigte Herzog Wladislaw von Oppeln dem Breslauer Bischofden Besitz von Steinau „mit Mar t- und Stadtrecht“ . Aber das Bistum muß seine Besitzrechte an Steinau bald wieder aufgegeben haben.

Nach dem Liber fundationis hat der Bischof nur noch Zehntansprüche an Steinau, und im 15. und 16.

Tahrhundert erscheint der Ort unter den herzoglichen Kammergütern24).

Ob Friedland schon im 13. Jahrhundert gegründet ist, erscheint fraglich. Das Verzeichnis der schlesischen Kunstdenkmäler erklärt die Entstehung der dortigen Kirche im 13. Jahrhundert für mög­

lich«). Aber urkundliche Zeugnisse für das Vorhandensein der Kirche und des Ortes besitzen wir erst

aus dem 14. Jahrhundert. ,

Unter den mehr oder minder sicheren urkundlichen Erwähnungen von Dörfern des Falkenberger Landes im 13. Jahrhundert ist die älteste eine Urkunde von 1260, nach der „Twariscow“ und andere Dörfer die früher dem Breslauer Bistum geschenkt worden waren, vom Oppelner Herzoge zuruc - genommen wurden. Frühere Erklärer haben die Urkunde auf Tworkau oder Tworog bezogen; aber die Namensform berechtigt doch wohl, sie auf das gleich zu erwähnende Twaroschow zu beziehen. Der Zweitälteste Beleg, eine Urkunde über die Scholtisei in Brande, ist vom 8. Dezember 1272 datiert. Die für diese frühe Zeit sehr entwickelten Formen deutschen Rechts, wie sie die nur in einer deutschen Übersetzung des 16. Jahrhunderts erhaltene Urkunde aufweist, haben allerdings Zweifel geweckt, o nicht die frühe Datierung irrtümlich und die Urkunde erst ins 14. Jahrhundert zu setzen ist Die Ent­

stehung des deutschen Dorfes Kirchberg im 13. Jahrhundert wird bezeugt durch die Erwähnung des Neisser Schöffen Heynmannus de Kirchperch 1286. Daß Kirchberg neben seinem deutschen Namen auch den alten slawischen Namen Tlustorumb noch weiter führte, zeigt die Erwähnung des Pfarrers Thomas von Tlustorumb, 129626).

(17)

G roß er, als diese spärlichen Einzelnachrichten erwarten ließen, ist die Z ah l der Ortschaften des Falkenberger L an des, die der L ib e r fundationis als um das Ja h r 13 0 5 vorhanden bezeugt. Wenn wir dem Steinaulau f folgen, finden w ir die Südspitze des Landes ziem lich gu t vertreten durch Steinau (Stynavia), Schnellendorf (Predros sive Snellindorph), Puschine, an dessen Stelle sogar 2 Orte - Püssina und Pussm ca aufgeführt werden, Polnisch Jam ke (Jam ka), K orp itz (Curopasch), M auschw itz (M ysso- witz), N u ß d o rf (Nessebaudowitz). D ann folgen in größeren A bständen: Guschw itz (Grosticz utrumque, also w ieder eine D oppelsiedlung), Ja k o b sd o rf (Jacobi villa) und S eifersd o rf (Sybothicz), d arauf dicht um Falkenberg gedrängt: W eiderwitz (Vidrovitz), L ip p en (Lypn o), Ja tz d o rf (Jazowitz), Sprin gsd orf (Prinzcowitz), Scheppanowitz (Stephani villa) und W eschelle (W essele), endlich im nördlichen T eich ­ gebiete M an g ersd o rf (M agnussowitz) und G ep p ersd o rf (Rensivogowitz)27).

Verhältnism äßig groß ist die Z ahl der im L ib e r fundationis aufgeführten Orte, die nach der Reihenfolge ihrer A nfuhrung im Falkenberger Lan d e gelegen haben müssen, die w ir aber gar nicht oder wenigstens nicht m it voller Sicherheit m it heutigen O rtschaften gleichzusetzen verm ögen. M eist w ird es sich dabei um verunglückte, eingegangene Siedelungen handeln, die entweder später ganz ver­

schwunden, zu „W üstungen“ geworden oder m it anderen Ortschaften verschmolzen worden sind. E s können allerdings auch bestehende Orte ihren N am en so vollständig geändert haben, daß sie heute nicht m ehr zu erkennen sind. Solche eingegangene oder nicht sicher bestim m bare Orte sind zunächst die beiden unweit M an g ersd o rf und G ep p ersd o rf gelegenen: Sedlicz A ndree B elu und Sedlicz Brusco- msse. Letzteres konnte m öglicherweise m it Schedlau gleichzusetzen sein ; aber sicher bezeugt ist Sched- lau erst seit I4°4, und im 1 5 . Jahrhundert trägt es, neben dem jetzigen N am en (14 39 Siedlaw , 14 59 Sedlaw icz), häufig (140 4 , 14 39 , i 447, 1478) den N am en E llguth, Eigott. N ich t weit davon, aber vielleicht schon jenseits der L in ie G roß Sarne-M angersd orf, die im späteren M ittelalter das W eichbild begrenzte, werden die im L ib e r fundationis zwischen W eschelle und H ilb ersd o rf angeführten Orte M esno und Pm nossowitz zu suchen sein. D aß sie 13 9 7 noch zum W eichbild Falkenberg gehört haben, ergibt das spater zu erwähnende N am ensverzeichnis des damaligen Falkenberger Adels. Endlich scheinen m ehrere solcher, wahrscheinlich später verlassener Siedlungen in dem Schiedlow -Tillow itzer W aldgebiete ge­

legen zu haben, näm lich die Orte N evola, V aly, „ap u d Nestogonem “ , Tw aroschow polonicum und Tw aroschow theutom cum 28). D as letztere, neben einer gleichnam igen polnischen Siedlung begründete D o r f D eutsch T w aroschow hatte den stattlichen U m fan g von 48 H ufen, von denen allerdings viele wust (deserti) w aren. D er später auch T w ariscaw , Tw aroskow genannte O rt gehörte 13 0 7 wahrscheinlich dem E rbvogte Johannes von N eiße, einem sehr begüterten, angesehenen, fü r kirchliche Zw ecke frei­

gebigen M anne, der 12 8 4 — 1 3 1 8 häufig in U rkunden erscheint. Im 15 . und 16 . Jahrhundert w ar T w a ­ roskow, zusammen m it dem ihm w ahrscheinlich benachbarten E llgu th -T illo w itz, im Besitz der Fam ilie Stosch. 15 9 7 w ird es zuletzt erw ähnt29).

D ie durch die vielen unbestim m baren Orte belegte, später noch öfter zu erwähnende Erschei­

nung, daß im Falkenberger Lan d e verhältnism äßig häufig Ansiedlungen w ieder eingegangen und zu W üstungen geworden sind, rührt daher, daß,nach Partsch, in dem „v o n T e ic h en , Süm pfen,M ooren durch­

wirkten W aidgebiete w eder m ineralische Schätze noch Striche hervorragender Fruchtbarkeit die W urzeln der W ohnplätze kräftigten“ . D aß deshalb die m ittelalterliche Siedlung hier „ n u r m it schwachen Posten, man m ochte sagen, tropfenweise“ einzudringen verm ochte, sieht man schon an folgendem : N u r wo m enschliche Siedlungen verhältnism äßig selten waren, konnte „ d e r farblose, jeder Individualität ent­

behrende N am e Siedlec, Siedliska = Ansiedlung“ als Ortsbezeichnung genügen. D er L ib e r funda­

tionis verzeichnet, w ie erwähnt, zwei nur durch die N am en der Besitzer unterschiedene Orte Sedlicz,

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und heute noch stammen drei Namen von Orten unweit Falkenberg: Schedlau, Schedliske, Schiedlow aus dieser Wurzel. Auch der ebenfalls wenig bezeichnende Ortsname Ellguth (Lgota), der gewissen von slawischen Unternehmern auf Waldgebiet angelegten Freigütern öfter gegeben wurde, kommt, wie überhaupt im Fürstentum Oppeln, auch im Falkenberger Lande häufig vor. Neben dem heute noch vorhandenen Ellguth-Steinau, Ellguth-Friedland und Ellguth-Tillowitz hieß, wie erwähnt, auch Schedlau früher Ellguth30).

Welche von den um 1305 nachweisbaren Orten im Falkenberger Lande damals schon von eut- schen besiedelt oder doch wenigstens zu deutschem Rechte ausgesetzt waren, können wir, da förmliche Aussetzungsurkunden nicht vorliegen, nur aus einzelnen Merkmalen erschließen. Allerdings gestatten selbst die wesentlichen Merkmale deutscher Ansetzung und Besiedlung: deutsche Ortsnamen, das Vorkommen des deutschen Feldmaßes, der Hufe, und der bei den Deutschen üblichen Arten der Ent­

richtung des Zehnten an die Geistlichkeit, nicht immer zwingende Schlüsse. Orte mit slawischen Namen können trotzdem deutsche Rechts- und Wirtschaftsformen und deutsche Bevölkerung haben; denn mancher alte slawische Flur- oder Waldname wurde später von den deutschen Siedlern zur Bezeichnung ihrer Niederlassung verwendet. Andrerseits braucht nicht jeder Ort, der Merkmale deutscher Rechts­

und Wirtschaftsverfassung trägt, deswegen völlig von Deutschen besiedelt worden zu sein, vielmehr konnte die Bevölkerung m ehr oder m inder slawisch bleiben31).

Deutsche Namen tragen im Liber fundationis: Falkenberg (allerdings neben dem slawischen Nemodlin), Steinau und Schnellendorf (neben Predros); auch die lateinischem Namen für Scheppano- witz (Stephani villa) und Jakobsdorf (Jacobi villa) sind doch wohl Übersetzungen der deutschen Namen.

Ferner kennzeichnet sich das schon erwähnte Deutsch Twaroschow als deutsche Gründung. Hufen werden erwähnt bei Weschelle, Korpitz und Schnellendorf, ferner bei den unbestimmbaren Orten Deutsch Twaroschow, den beiden Sedlicz und Mesno. Wahrscheinlich bestand aber die Hufeneinteilung auch für alle die gleich zu erwähnenden Orte, die den sogenannten Malterzehnten zahlten3-).

Die Art der Zehntzahlung an die Kirche wurde dadurch zu einem Kennzeichen deutscher oder polnischer Besiedlung, daß „die älteste im polnischen Lande gebräuchliche Form des Zehntens von den Felderträgen, der volle Garbenzehnt, also der zehnte Teil des wirklichen Ernteertrages“ , der von den Berechtigten oder deren Beauftragten auf dem Felde selbst eingesammelt wurde und deshalb auch Feldzehnt hieß, den deutschen Einwanderern als zu drückend erschien. Deshalb erlangten sie zunächst die Vergünstigung, daß der Zehnt ein für allemal auf ein bestimmtes Maß ausgedroschenen Getreides festgesetzt wurde. So entstand der Körner- oder Malterzehnt, so genannt, weil in der Regel von der Hufe ein Malter in mehreren Getreidearten als Zehnt gefordert wurde. Später wurde erreicht, daß an die Stelle des Malterzehnten ein nach der Hufenzahl bestimmter Geldbetrag, also ein Geldzehnt, „als die dem Unabhängigkeitsgefühl der deutschen Kolonisten am wenigsten zu nahe tretende Form der Abgabe“ eintreten konnte.33) In den dem Bistum zehntpflichtigen Orten des Falkenberger Landes finden wir um 1305 alle drei Arten der Zehntleistung, aber ungleich stark vertreten. Von 24 Orten, bei denen die Art der Zehntzahlung überhaupt angegeben ist — bei Nüßdorf, Jamke und dem unbestimmten Pninossowitz fehlt die Angabe — , zahlten den altpolnischen Garben- oder Feldzehnten (decima in campis, decima more polonico) 10, den Malterzehnten 8, den Geldzehnten 6. Den polnischen Garben­

zehnten zahlten: Steinau (trotz seiner Aussetzung zu deutschem Recht), Guschwitz, Jakobsdorf, Jatz- dorf, Springsdorf, Mangersdorf und die unbestimmbaren Orte Polnisch Twaroschow, Nevola, „apud Nestogonem“ und Valy, Nevola, obwohl es eine ganz junge Siedlung war, denn die Freijahre, die man bei Neugründungen den Siedlern zu gewähren pflegte, waren noch nicht abgelaufen. Der Malterzehnt,

(19)

der ,e n a c h der Beschaffenheit des zinspflichtigen G utes in „V ierk o rn “ (W eizen, R oggen, H afer, G erstel oder in D reikorn (W eizen, Roggen, H afer), stellenweise auch nnr in Roggen nnd H afer oder in H a fe!

L Z n “ « I Werdeni T 15“ ’ WUlde V0" S e ife s d o [f> L ep p ersd o rf, W eiderwitz, Scheppanowitz, L ip p en M auschw itz nnd Puschine in V ierkom und nur von K orp itz in D reikom erlegt, ein Über­

raschend günstiges Zeugnis fü r den Stand des damaligen G etreidebaues. N u r zu Geldzehnten ver­

pflichtet waren D eutsch T w aroschow , W eschelle und Schnellendorf, wo je % M ark , die beiden Sedlicz und M esno, wo je 7« M ark von der H u fe gezahlt w urde34).

. A us « n e r zusammenfassenden Betrachtung der Angaben der Quellen, namentlich des L ib e r un atioms, über das Falkenberger L an d gewinnen w ir den Eindruck, daß dort die deutsche Besiedlung um 13 0 5 noch ganz im Flusse w ar. N eben einigen zweifellos deutschen Orten finden w ir eine M ehrzahl die nur einzelne Kennzeichen deutscher Besiedlung tragen oder von ih r noch völlig unberührt erscheinen’

W ie w ir noch sehen w erden, läßt sich fü r manche um 13 0 5 noch polnische Orte später die Deutsch- w erdung nachweisen. F ern er tauchen manche 13 0 5 noch gar nicht erwähnten Orte im späteren 14 . ja erst im 15 . oder 16 . Jahrhun dert auf, was allerdings, wie schon erwähnt, oft eher an der Lü cken -

a tig eit unsrer Quellen oder an einem Nam enswechsel als an einer tatsächlich so späten Entstehung der Orte hegen w ird. D aß das G ebiet um die Steinau im Anfang des 14 . Jahrhunderts doch schon etwas rker besiedelt w ar, als die Quellen verraten, dafür könnte m an vielleicht eine g e w ic h tig Tatsache an uhren. kaum ein Jahrzehnt nach den Aufzeichnungen des L ib e r fundationis w urde das Falkenberger L an d das Stam m land, sein H auptort der H errschersitz einer eigenen plastischen Herzogslinie.

3. Das Teilfürstentum Falkenberg

A ls * * * & von Thronkäm pfen im polnischen H errscherhause der Piasten unter den Söhnen des H erzogs W kd islau s I I . ( f 115 9 ) der G ru n d zur staatlichen T renn u ng Schlesiens von Polen gelegt w urde, schlug die Entw icklung beider L än d er entgegengesetzte W ege ein. Polen rang sich unter w ei- eren E rb - und Thronkam pfen allm ählich zu staatlicher Einheit durch und stand gegen E nd e des M ittel­

alters m ächtiger und geschlossener da als je vorher und nachher. D agegen die schlesischen Piasten zer- sp itterten durch endlose Erbteilungen ihre M ach t derartig, daß sie, zur Selbständigkeit zu schwach, sich im 14 Jahrhundert unter böhmische Lehnshoheit begeben mußten. D e r ältere Sohn W ladislaus’ I I Boleslaw I ., w urde Stam m vater der nieder- und m ittelschlesischen H erzogslinien Liegnitz-Brieg,

c w eidm tz-Jauer-M unsterberg, Breslau und G logau-Sagan-O els. V on dem jüngeren Sohne M esko stammen die oberschlesischen L in ien . Sein 12 8 1 verstorbener Enkel W ladislaus hatte vier Söhne von denen M esko die L im e Teschen-A uschw itz, Casim ir I I . die L in ie Beuthen-C osel, Boleslaus I. die L im e O ppelm Prem islaw die L in ie R atibor begründete.

N ach dem T o d e Boleslau s’ I. von Oppeln (14 . M a i 1 3 1 3 ) zerfiel sein L an d in drei weitere T eilfurstentüm er. Sein ältester Sohn Boleslaus I. (s .T a fe ll) erhielt Falkenberg, der m ittlere Sohn B o lk o II Oppeln und der jüngste, A lb ert, G roß -Streh litz. D am it w ar Falkenberg der Sitz einer eigenen H erzogs-

m ie geworden. In einer U rkunde vom 27. M ärz 1 3 1 4 über die Besitzungen der Leu buser Propstei K asim ir m O berglogau w ird zum ersten M ale „illu stris d u x Falkinbergensis“ als Lan desh err erwähnt D as angehangte Siegel des H erzogs gibt in der U m sch rift: S (igillum) B o l (eslai) D u cis Nem odlinensis dem neuen Fürstentum allerdings noch die alte slawische Bezeichnung. A b er schon das nächste uns erhabene H erzogssiegel, an einer U rkunde vom 5. Jan u ar 1 3 1 8 , trägt die U m sch rift: S (igillum) B o l

3 (D ei GraÜa) D u cis V alkinbergensis35) . D as Ländchen Boleslaus’ I . um faßte ursprünglich

(20)

nur die Weichbilder Falkenberg, Oberglogau und Zülz, seit 1337 auch noch das Weichbild Neustadt36).

Der Umfang des Falkenberger Landes oder Weichbilds ist schon ungefähr umschrieben17). Die Weich­

bilder Oberglogau, Neustadt und Zülz umfaßten den heutigen Kreis Neustadt und die Nordspitze des Kreises Leobschütz mit Gläsen, Schönau, Berndau und Kasimir.

Durch Zersplitterung in so kleine Teilfürstentümer wurde Schlesien noch mehr als sonst von fremden Einflüssen abhängig. Besonders Oberschlesien, zwischen Böhmen, Mähren und Polen ein­

gekeilt, war bald freundlichen, bald feindlichen Berührungen mit den Nachbarstaaten ausgesetzt. Als die schlesischen Piasten, wie schon berührt, sich mehr oder minder freiwillig unter den Schutz der Krone Böhmen stellten, waren Boleslaus I. von Falkenberg und Kasimir von Teschen die ersten schle­

sischen Fürsten, die am 18. Februar 1327 zu Troppau den Luxemburger König Johann von Böhmen als Lehnsherrn anerkannten. Auch später blieben die Falkenberger Herzöge mit Johann und seinem Sohne Kaiser Karl IV. in naher Verbindung. Als 1329— 31 andere schlesische Herzoge sich König Johann unterwarfen, erscheint Boleslaus I. von Falkenberg teüs als Unterhändler über die Bedingungen der Unterwerfung, teils als Zeuge bei den Huldigungsakten38). Ob der Herzog Boleslaus von Falkenberg, der, nach den Zeugenlisten der Kaiserurkunden, 1355— 60 fast ständig am Hofe Karls IV. weilte, der im April 1355 bei der Kaiserkrönung Karls in Rom, im Januar 1356 beim Erlaß der Goldnen Bulle auf dem Nürnberger Reichstage zugegen war, Boleslaus I. oder sein gleichnamiger Sohn war, ist aus den Urkunden nicht zu entscheiden. Aber wahrscheinlich handelt es sich meist um Boleslaus den Jüngeren, da dieser damals kaiserlicher Hofrichter war, also schon von Amts wegen am Hofe sein mußte39).

Seinen Diensten am Hofe Karls IV . hatte es jedenfalls Boleslaus d. J. zu danken, daß er Elisabeth, die Tochter König Karl Roberts von Ungarn, als Gattin gewann. Sein Bruder Heinrich heiratete Katharina, die Tochter Markgraf Johanns von Mähren, eine Nichte Karls IV .40). Diese nahen Beziehungen der Falkenberger Herzoge zu den Luxemburgern, unter denen das Deutschtum in Böhmen seine herr­

schende Stellung noch befestigte, trugen jedenfalls dazu bei, daß — wie Oberschlesien während des 14. Jahrhunderts im allgemeinen — so auch die Falkenberger Herzoge und ihr Land immer deutscher wurden und sich den polnischen Nachbarn entfremdeten.

Die Polen hatten die Unterwerfung der ihrem Königshause entsprossenen schlesischen Herzoge unter die Krone Böhmen als Treubruch, als Abfall empfunden und möglichst zu hindern gesucht. Aller­

dings hatte der König von Polen 1335 und 1339 in aller Form auf Schlesien verzichtet. Aber trotz­

dem kam es später öfter vor, daß die Polen in schlesische Dinge sich einmischten und daß schlesische Fürsten dem Vorschub leisteten. Auch Boleslaus I. von Falkenberg hatte einmal den Bischof von Bres­

lau in einer Streitsache vor den König von Polen geladen, eine Verletzung seiner Lehnspflicht gegen Böhmen, für die er in einer Urkunde vom 29. Dezember 1358 Abbitte leisten mußte41).

Nach dem zwischen 1362— 65 erfolgten, genauer nicht zu bestimmenden Ableben Boleslaus’ I.

fiel das Falkenberger Land an dessen Söhne, die aber alle drei kinderlos starben, Boleslaus d. J. 1367, Wenzel 1369 und Heinrich 1382. Die nächsten Erben der mit Heinrich ausgestorbenen Falkenberger Linie waren die Nachkommen BolkosII. von Oppeln, die schon vorher den Anteil Alberts von Groß- Strehlitz geerbt hatten: Herzog Ladislaus von Oppeln und seine vier Neffen, Johannes, der spatere Bischof von Kujawien, Bolko IV., Heinrich und Bernhard. Ladislaus von Oppeln, einer der interessan­

testen unter den vielen mittelalterlichen Teilfürsten Schlesiens, hat als gewandter Staatsmann, un­

erschöpflich in politischen Entwürfen, von hochfliegendem Ehrgeiz beseelt, zeitweilig zwischen den Großmächten des Ostens, Böhmen, Polen und Ungarn eine über die Bedeutung seines Ländchens weit hinausreichende Vermittlerrolle gespielt. So vermittelte er die Heirat des späteren Kaisers Sigismund

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