• Nie Znaleziono Wyników

Mehr als Worte : sprachwissenschaftliche Studien

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Mehr als Worte : sprachwissenschaftliche Studien"

Copied!
380
0
0

Pełen tekst

(1)
(2)
(3)

als

Worte

(4)
(5)

Mehr als

Worte

Sprachwissenschaftliche Studien

Professor Dr. habil. Czesława Schatte und Professor Dr. habil. Christoph Schatte

gewidmet

herausgegeben von Aleksandra Łyp-Bielecka

Wydawnictwo Uniwersytetu Śląskiego • Katowice 2014

(6)

Maria Wysocka Recenzenci Zenon Weigt Janusz Malak

(7)

Mag die Sprache zweifelsohne zu den größten Schätzen der Menschheit gehören, ist ihr Gebrauch bekanntlich mit vielerlei Problemen verbunden. Auch den größten Zauberern des Wortes ist es nicht immer leichtgefallen, „geschmeidig aus[zu]drück[en], was der Kopf ermißt“.1

Diese wohlbekannten Schwierigkeiten haben uns dazu be- wogen, dem vorliegenden Band den Titel „Mehr als Worte“ zu geben. Denn nicht (nur) die Worte, die hier abgedruckt wurden, machen das Wesentlichste dieses Bandes aus – das Wichtigere, das sich nur so schwer in Worte kleiden lässt, verbirgt sich näm- lich dahinter: wir hoffen durch diese Beiträge, unsere Gefühle zum Ausdruck zu bringen, die wir Ihnen, wehrte Adressaten dieses Bandes, gegenüber hegen – unsere ehrliche Sympathie als Ihre Fachkollegen, tiefste Dankbarkeit als Ihre Schüler und Studenten und größte Hochachtung als Leser Ihrer wissen- schaftlichen Abhandlungen und Beiträge.

Aleksandra Łyp-Bielecka

1 Słowacki J., 1999: Beniowski. Eine Versdichtung übersetzt und herausgegeben von H.-P. Hoelscher- Obermaier. Frankfurt am Main, S. 104.

(8)
(9)

Logische Fehler – ein Beitrag zur Grammatik des Denkens

Die antike Rhetorik hat bestimmte Vorschriften zum richtigen Kommunizieren erarbeitet. Dabei ist im Rahmen der latinitas neben den allgemein anerkannten Sprachregeln (ratio), der Verbürgtheit eines Ausdrucks im Lexikon einer Sprache (vetustas) und dem allgemeinen Sprachgebrauch (usus) auch die Rolle der Autorität einzelner Sprecher (auctoritas) zu beachten (Ottmers, 2007: 153–154). Quintilian teilte die in der Antike verbreitete Meinung, dass Fehler unterschiedlicher Art des guten Redners zwar nicht würdig sind, doch werden sie dann erlaubt, wenn sie durch Autoritäten absichtlich aus den besten Motiven und zu einem bestimmten Zweck begangen werden. Darunter werden qualitativ unterschiedliche Gründe wie moralische Ziele oder Prosodie angeführt (Kwintylian, 2002: I / 71). Diese Art Abweichungen von der sprachlichen Norm / Konvention wird im Falle der Einzelwörter Metaplasmen oder, wenn es sich um Wortgruppen handelt, gram- matische Figuren genannt.

An dieser Stelle scheint die Frage berechtigt zu sein, was als Norm in jedem dieser Bereiche gilt und ob sich Normverstöße immer als Fehler einstufen lassen.

In Bezug auf die elocutio vertritt Plett den folgenden Standpunkt: „Eine rhetori- sche Figur stellt eine defektive Spracheinheit dar […]. Die elocutio ist folglich als ein System sprachlicher Abweichungen zu definieren“ (Plett, 2000: 20). Der in diesem Zitat präsentierte Standpunkt ist deutlich normativ. Es werden dabei die pragmatischen Aspekte des Problems nicht mit einbezogen. Das bedeutet, dass jeder Verstoß gegen die grammatische Norm abgesehen davon, ob es sich hier um absichtliche oder zufällige, nicht intendierte Eingriffe in die Wort-, Phrasen- und Satzstruktur handelt, defektive Spracheinheiten entstehen lässt. Es ist hier nicht der Platz, zu erörtern, wie und ob sich absichtlich begangene Verstöße gegen die grammatische Norm als kommunikativ interessant erweisen können.

Es ist nicht meine Absicht, mich in dem vorliegenden Aufsatz mit den gramma- tischen Fehlern zu befassen. Im Fokus der Überlegungen steht hier die Auswertung der in der natürlichen Sprache produzierten Textpassagen, die nicht unbedingt

(10)

nur aus formal unterschiedlichen Gründen den Empfängern gewisse Probleme beim Verstehen, Interpretieren und Akzeptieren bestimmter Textstellen oder im extremen Fall sogar der ganzen Texte bereiten. Es werden dabei logische Fehler gemeint, die beim Dekodieren der Mitteilungen stören, den Kommunikations- prozess beeinträchtigen bzw. blockieren und sowohl das adäquate Reagieren auf Kommunikationsstimuli als auch das Erreichen der intendierten Kommunikati- onsziele in Frage stellen.

Wir als Rezipienten inferieren eine gehörte oder gelesene Äußerung, d.h. nach Ernst (2004: 235): wir ergänzen sie intuitiv oder erfahrungsmäßig durch die zum Teil subjektiv, zum Teil relativ objektiv getroffene Wahl entsprechender Kompo- nenten von unserem Sprach- und Weltwissen, womit wir versuchen, durch das Erkennen der sprachlich formulierten Mitteilung eine Hypothese hinsichtlich der Intention des Produzenten zu formulieren. Das, was sich aus diesem Prozess ergibt, determiniert unsere Reaktion auf die rezipierte Botschaft. Damit stoßen wir auf ein wesentliches interpretatorisches Problem, das darauf beruht, dass wir nicht im Stande sind, das von unserem Gegenüber Intendierte empirisch ausreichend exakt zu bestimmen. Das ist aber nicht nur ein akutes Interpretationsproblem. Das ist die potentielle Quelle der Missverständnisse im Kommunikationsprozess, die für die Interaktanten negative oder aber auch positive Folgen nach sich ziehen können.

Ein Verstoß gegen einige oder sogar gegen die meisten der Sprechaktbedingungen kann im extremen Fall zum Abbruch des Kommunikationsprozesses führen.

Der Prozess der Inferenz, der nach Bußmann als „Erschließung von Wissen aus einer gegebenen Information […], bei der Textverarbeitung: (Re-)Konstruk- tion von voraussetzbaren und ergänzbaren, im Text nicht ausgedrückten Inhalten“

(Bußmann, 2002: 302–303) definiert wird, beruht somit darauf, dass entsprech- ende Komponenten vom allgemeinen Weltwissen und / oder vom Sprachwissen unter Einsatz von zwei Prozessen: den der Implikatur und der Präsupposition aktiviert werden. Der jeweils gebrauchten sprachlichen Äußerung wird in diesem Prozess die Rolle des Auslösers zugewiesen (vgl. dazu auch Ernst, 2004: 236).

Der Prozess des Erschließens von Bedeutungen von Äußerungen als wesentli- ches interpretatorisches Problem wurde bereits in der antiken, dann aber besonders intensiv in der mittelalterlichen Rhetorik und Logik als Gegenstand der Forschun- gen im Rahmen der sog. Suppositionslehre erforscht. Die Suppositionslehre

untersucht die Referenz von Ausdrücken auf außersprachliche Gegenstände, die Ab- handlungen zu den Synkategoremata analysieren Ausdrücke, die mit den autokategore- matischen Basisausdrücken verwendet werden können, also etwa Quantoren wie „jeder“

oder „irgendeiner“, Satzkonnektoren wie „denn“ oder „außer wenn“ oder auch Satz- operatoren wie „es ist möglich, dass“ oder „ich glaube, dass“ (HWdR, 1996: III/417).

Das ist so zu verstehen, dass ihren Interessenbereich nominale Ausdrücke aus- machen.

(11)

Logische Fehler betreffen den Bereich des korrekten Denkens und Schlie- ßens. Wenn wir uns die Frage stellen, auf welche Teilbereiche des Denkens und Schließens es zutrifft, sollten wir die Komponenten des aristotelischen Organons erwähnen, aus welchen sich nach dem Stagitit das Werkzeug des Denkens zusam- mensetzt: ‚Kategorien‘, ‚Hermeneia‘, ‚1. Analytiken‘, ‚2. Analytiken‘, ‚Topik‘ und

‚Sophistische Widerlegungen‘. Das korrekte Denken und Schließen im Sinne des stoischen Logos macht das erfolgreiche und wahre Erkennen der Wirklichkeit, ihrer Gegenstände und der Relationen (zeitlichen, räumlichen und kausalen), die zwischen ihnen bestehen, möglich. So sind wir imstande, nicht nur das Bestehen bestimmter Objekte festzustellen, sondern wir können auch den Sinn und Zweck dieses Bestehens in Erwägung ziehen und die in diesem Zusammenhang formu- lierten Hypothesen verifizieren. Man muss nur über das entsprechende logische Wissen verfügen. Es setzt sich aus Regeln zusammen, nach welchen die real be- stehenden Sachverhalte, worauf die entsprechenden Begriffe referieren, die den einzelnen Sachverhalten in den natürlichen Sprachen arbiträr zugeordnet werden, sich verbal erfassen lassen. Das Analysieren der Relationen zwischen Begriffen untereinander, die auf bestimmte Sachverhalte verweisen, und ihren Referenzen sollte die Wahrheit bzw. die Plausibilität der Aussagen verifizieren helfen.

Das Argumentieren gilt als Mittel der Persuasion und wurde durch Aristoteles als Instrument der Konsenssuche, d.i. die Suche nach dem zwingend Wahren bzw. Wahrscheinlichen, begriffen1, weil „die Wahrheit der menschlichen Natur zugänglich genug ist und die Menschen auch meist mit der Wahrheit zu tun haben.

Die Treffsicherheit für das Wahrscheinliche entspringt also derselben Begabung, wie die für das Wahre“ (Aristoteles, 1959: 1,1).

Da wir uns aber beim Denken und Schließen der Sprache bedienen und diese, was wir einigermaßen gesichert vermuten können, kein zuverlässiges Instrument ist (kein anderes als dieses wurde uns zur Verfügung gestellt und deswegen sind wir auf Sprache im Sinne von parole angewiesen und müssen sowohl ihre Schwä- chen als auch ihre Stärken in Kauf nehmen), hängt die kommunikative Rolle und Korrektheit der Äußerung sicher auch vom Beachten der grammatischen Parameter ab.

Die Problematik der logischen Fehler insbesondere in der Argumentation hat Bayer in seinem beachtenswerten Buch aufgegriffen, und mit einem Zitat aus dieser Abhandlung soll anschaulich gemacht werden, was, wie ich hoffe, aus den bisherigen Überlegungen abzuleiten ist. Es scheint, als ob offene Fragen unver- gleichbar interessanter und belehrender sind als fertige, besserwisserisch formu- lierte Antworten:

1 „Wahre und erste Sätze sind solche, die nicht erst durch anderes, sondern durch sie selbst glaubhaft sind.

Denn bei den obersten Grundsätzen der Wissenschaft darf man nicht erst nach dem Warum fragen, son- dern jeder dieser Sätze muss durch sich selbst glaubhaft sein. Wahrscheinliche Sätze aber sind diejenigen, die Allen oder den Meisten oder den Weisen wahr scheinen“ (Aristoteles, 1968: l00a–b, 1,1; angeführt nach Ueding / Steinbrink, 1994: 25).

(12)

Offensichtlich funktionieren die Schlussmechanismen unseres Gehirns anders als die Regeln der Logik: Während die Logik strikt zu verhindern sucht, dass wir von wahren Prämissen zu falschen Konklusionen übergehen, hat die Evolution unser Gehirn so aus- gestattet, dass wir von unseren Erfahrungen und Wahrnehmungen möglichst schnell zu einigermaßen wahrscheinlichen Hypothesen gelangen und relativ angemessen reagieren können. Ein Lebewesen, dessen Gehirn selbst in kritischen Lagen jeweils sorgfältig und umständlich eine vermeintlich sichere Wahrheit zu erreichen suchte, wäre nicht überlebensfähig. Wenn Alltagssituationen zu bewältigen sind und erst recht wenn Gefahr droht, dann sind nicht langwierige Reflexionen und umfangreiche Argumen- tationen, sondern schnelle Entscheidungen gefragt (Bayer, 22007: 21).

In der Fachliteratur werden als logische Fehler meistens solche Abweichungen vom Normalen und Gewohnten erwähnt, die sich im kategorialen, relationalen, und argumentativen Bereich beobachten lassen und die im Wesentlichen durch die Theoretiker der ars rhetorica im Rahmen der letzten Vorbereitungsphase der Rede, der elocutio als der Theorie des rednerischen Ausdrucks, beschrieben wurden.

Für den elocutionären Bereich gibt es ein System von Kriterien, deren Aufgabe darin besteht, die Qualität der in der rhetorischen Kommunikation gebrauchten sprachlichen Mittel auf ihre Richtigkeit und Zweckdienlichkeit hin auszuwerten.

Die hier erwähnten Kriterien nennt man Tugenden des sprachlichen Ausdrucks (virtutes elocutionis) und sie machen die sprachlich agierenden Personen darauf aufmerksam, was an der Sprache selbst, an ihrem Gebrauch, an Kontexten, einschließlich der außersprachlichen, zu beachten wäre und was die Wirkung der Botschaft auch durch den Gebrauch solcher Mittel und Formen optimieren könnte, die die Rede verständlich machen und ihre Rezeption begünstigen. Dazu gehören:

– Sprachrichtigkeit (latinitas);

– Klarheit (perspicuitas);

– Angemessenheit (aptum);

– Redeschmuck (ornatus).

Unter den Parametern der wirkungsvollen Rede scheint im Kontext des vorlie- genden Beitrags das Kriterium der Sprachrichtigkeit besonders wichtig zu sein.

Dabei sollten nach Quintilian bestimmte Richtlinien beachtet werden, die die Korrektheit des sprachlichen Ausdrucks auf der Ebene des Wortes (verbum sin- gulum) und der Wortverbindungen (verba coniuncta) bestimmen.2 Es ist somit das Folgende zu beachten:

– das Sprachgesetz (ratio): Es werden hier die durch die Grammatik und die Logik bestimmten Normen des sprachlichen Ausdrucks formuliert, die sich einerseits dem Ideal der res-verba-Relation annähern und andererseits das Ge- meinte auf eine sprachlich richtige Weise zum Ausdruck bringen lassen.

2 Vgl. dazu vor allen Dingen: Kwintylian (2002: 78–102), Ueding / Steinbrink (1994: 221–222).

(13)

– die Tradition des Sprachgebrauchs (vetustas): Sie begründet die Sprachrich- tigkeit.

– der gegenwärtige Sprachgebrauch (consuetudo): Das Bestehen der Kriterien von vetustas und consuetudo erlaubt uns festzustellen, dass sich die antiken Theore- tiker der rhetorischen Kunst dessen bewusst waren, dass die Spracheinheiten nicht nur im Bereich des Lexikons einem ständigen Wandel unterliegen.

– der Sprachgebrauch der Autoritäten (auctoritas): Bekannte und anerkannte Dichter, Geschichtsschreiber, Oratoren gaben den Maßstab für den Ge- brauch von bestimmten grammatischen und stilistischen Formen vor, wobei selbst Modifizierungen des Gewohnten nicht diskutiert, sondern als durch die Person des Autors gerechtfertigte Ausdrucksformen betrachtet wurden (Ueding / Steinbrink, 1994: 221–222). Quintilian weist an mehreren Stellen des ersten Buches von Institutio oratoria darauf hin, dass das Verletzen von Regeln des korrekten Sprachgebrauchs (latinitas), selbst das Verwenden von Solözismen und Barbarismen durch berühmte Personen (licentia poetica) ge- rechtfertigt wird (Kwintylian, 2002: 58–71).

Die Grenze zwischen einem Fehler und einer rhetorischen Figur beruht nicht darauf, dass es bestimmte Mechanismen gibt, die nur das Entstehen der Fehler verantworten, weil es im ersten und im anderen Fall um die gleichen geht. Sowohl auf der Ebene des Einzelwortes als auch auf der Ebene der Wortverbindung sind es:

– die Norm verletzende Auslassung (detractio), – die Hinzufügung (adiectio),

– die Umstellung (transmutatio),

– der Austausch (immutatio) von Buchstaben, Silben, Wörtern und Phrasen (Ueding / Steinbrink, 1994: 222–224).

Sowohl Aristoteles als auch Quintilian vertreten die Meinung, dass das, was einen Fehler von einer rhetorischen Figur unterscheidet, im Bereich der Intentionalität von Sprechhandlungen zu suchen ist. Resultate von absichtlich vorgenommenen Eingriffen in die Struktur von Wörtern und Phrasen, die dazu noch durch die Autorität des Dichters oder Redners untermauert werden, werden als rhetorische Figuren betrachtet,3 was selbstverständlich als keine grenzenlose Freiheit im Um- gestalten der Textstruktur zu verstehen ist.

Als Fehler sollen somit zufällig begangene Abweichungen vom sprachlich und kommunikativ Üblichen definiert werden, die den Sinn der Äußerung verdunkeln oder sie überhaupt sinnlos machen. In der rhetorischen und logischen Fachliteratur zählt man dazu vor allen Dingen:

– F e h l e r d e r s p r a c h l i c h e n Ä u ß e r u n g: Homonymie (lexikalische Mehrdeutigkeit, Gebrauchsmehrdeutigkeit und deiktische Mehrdeutigkeit), Amphibolie (syntaktische Mehrdeutigkeit), falsche Verbindung oder Trennung (wenn syntaktische Gruppen falsch verbunden oder getrennt werden), Prosodie (falsche Verbindung oder Trennung mit der falschen Identifizierung der sup-

3 Dazu näheres u.a.: Kwintylian (2002: 71), Arystoteles (2001: 440).

(14)

rasegmentalen phonetischen od. graphischen Gegebenheiten, auch Fehler an der Äußerungsform).

– F e h l e r a u ß e r h a l b d e r s p r a c h l i c h e n Ä u ß e r u n g: akziden- tielle Fehler, absolute /relative Bewertung, Unterstellung des zu Beweisenden, Nicht-Kenntnis der Widerlegung, Nicht-Grund als Grund (vgl. HWdR, 2001:

V/ 453–465), um nur die wesentlichsten Beispiele zu nennen. Daneben können noch die Fehler beim Definieren erwähnt werden.

Fehler aller Gruppen lassen Trugschlüsse entstehen. Das bedeutet, dass die kau- salen Relationen zwischen den einzelnen Sequenzen einer Mitteilung bzw. eines Diskurses gestört werden. Trugschlüsse werden unabsichtlich, was im alltäglichen Sprachverkehr keine Seltenheit ist, oder absichtlich konstruiert, wobei es sich im letzten der hier erwähnten Fälle nicht unbedingt nur um eine Täuschungsabsicht handeln muss.

Ohne logische Fehler gäbe es z.B. viele Witze nicht, wovon die im Folgenden angeführten Belege zeugen.4 Die im Falle der natursprachlichen Kommunikation häufige Mehrdeutigkeit, die das Spiel mit Assoziationen und Interpretationen des sprachlich Ausgedrückten möglich macht und in der logischen Fachterminologie als Fehler der Homonymie (Mehrdeutigkeit der Einzelwörter) oder als Fehler der Amphibolie (Mehrdeutigkeit der Wortkomplexe) betrachtet wird, beruht auf der Verwendung von einem Wort in verschiedenen Bedeutungen. Dazu ein Beispiel:

(1) – Hast du genommen ein Bad?

– Wieso, fehlt eines?

Dieser Witz basiert auf dem semantischen Widerspruch wörtlich / übertragen, der im Falle einer phraseologischen Einheit, mit der wir es hier zu tun haben, eindeutig zugunsten von ‚übertragen‘ aufgelöst werden soll. Der gemeinte witzige Sonderef- fekt beruht in diesem Fall eben darauf, dass sich bei einem Phraseologismus, dessen Komponenten nicht im Ganzen metaphorisiert sind, eine Doppeldeutigkeit der festen Phrase anbietet und als witzig empfunden wird. Vom gleichen Mechanismus wurde im nächsten Witz Gebrauch gemacht.

(2) Umfrage neulich in einer deutschen Stadt: „Was halten Sie in Deutschland für das größere Problem: Unwissenheit oder Gleichgültigkeit?“

„Weiß ich nicht, ist mir aber auch egal!“

Die Interpretation von Witzen hängt meistens davon ab, was im pragmatischen Umfeld der Äußerung erscheint, wobei das scheinbar Selbstverständliche beim Im- plikatieren durch eine unerwartete, andere Interpretationsmöglichkeit abgelöst wird.

4 Die mit der Fußnote nicht markierten Witze stammen aus: http: //witze-ueber-witze.de / tiervvitze-21.

html [Stand: 11.06.2008], http: //witze-ueber-witze.de / witze-ll.html [Stand: 11.06.2008] und http: //www.

deutsch-lernen.com / witze_1.php [Stand: 14.09.2012].

(15)

(3) Frage: Warum trinkt der Russe Wodka, der Schotte Whisky, der Italiener Wein und der Deutsche Bier?

Antwort: Damit man die einzelnen Völker an der Fahne erkennen kann!

und

(4) Welcher Tag ist der arbeitsintensivste für einen Beamten?

Der Montag, da muss er gleich zwei Kalenderblätter abreißen.

oder

(5) Friseur: „Ihr Haar wird langsam grau!“

Kunde: „Kein Wunder bei Ihrem Arbeitstempo!“

Es lassen sich auch weitere Beispiele von Witzen anführen, die auf der Verletzung einer grammatischen, einer pragmatischen oder einer Interpretationskonvention beruhen. Es können dabei auch eristische Strategien gebraucht werden, was in diesem Fall eine neue Verwendungsart dieser Formen darstellt. Die sophistische

„Taktik der Verschiebung“ kann in der folgenden durch Quintilian angeführten Anekdote festgestellt werden:

(6) Als Augustus einem Präfekten recht ungnädig den Abschied gab, der aber fragte, – was er nur seinem Vater sagen solle; worauf der Kaiser lapidar: Sag ihm, ich hatte dir nicht gefallen (Quintilian, 1988: 739, nach Ueding [RdL], 1992: 8).

Dieser Kniff wird in der Fachliteratur als ‚der kausale Perspektiven- und Rollen- wechsel‘, bzw. als ‚Displacement‘ bezeichnet (Bartoszewicz, 2000: 66).

Selbst der Syllogismus kann scherzhaft und sophistisch gebraucht werden und in der Form eines Trugschlusses unerwartete Aspekte der Wahrheit entdecken lassen, wie etwa in der bekannten Anekdote, in welcher

(7) Diogenes von einem platonischen Dialektiker folgender Trugschluss zugemutet wurde auf den jener freilich geistesgegenwärtig antwortete. „Was bin ich“, fragte jener den Diogenes, „das bist du doch nicht?“, und der gab das zu, woraufhin wieder der andere:

„Ich aber bin ein Mensch“, welchen Satz auch Diogenes als richtig anerkennen musste, wohl schon ahnend, was als Schluss folgen sollte, nämlich: „Also bist du kein Mensch“, denn Diogenes antwortete: „Dieser Schluss ist verkehrt; wenn du ihn aber richtig machen willst, so musst du bei mir anfangen“ (Rüdiger, 1975: 89, nach Ueding [RdL], 1992: 8).

Einen prosodischen Fehler finden wir im nächsten Beispiel:

(16)

(8) Die kleine Julia darf zu Ostern das erste Mal mit in die Kirche.

Nach der Messe fragt der Vater die kleine Julia „Was hat dir am besten gefallen?“

Darauf Julia: „Dass alle »Hallo Julia« gesungen haben!!!“

Diesem Fehler liegt das für Nicht-Fachleute typische Missverstehen von bestimm- ten soziolektalen / fachsprachlichen Elementen zugrunde, die beim Rezipieren mit anderen, bekannten verwechselt werden.

Der Unterschied zwischen einem Sprachspiel und einem logischen Fehler scheint weder formaler noch substantieller Art zu sein. Davon zeugen die folgen- den Beispiele, die aus Magister- und Semesterarbeiten der Germanistikstudenten an einer polnischen Universität stammen. Es lassen sich dabei unterschiedliche Fehler feststellen: logische, semantische, grammatische, stilistische, Probleme mit der kausalen Folgerichtigkeit der einzelnen Textsequenzen und viele andere.

In den hier angeführten Beispielen wurde die genaue Schreibung dieser Belege wiedergegeben.

(9) Wie ist die gesprochene Sprache aufgebaut. Sie ist primär und dialogisch. Die Sprache wird meist im jungen Alter erlernt.

(10) Propaganda lenkt die wesentlichen Problemen ab, und beschönigt ihre richtigen Intentionen. Sie versucht, ein positives Image zu schaffen und an dem zu glauben.

(11) Die Sprichwörter haben eine große Bedeutung für die Phraseologie. Sprichwörter waren nicht so oft vertreten.

(12) Durch das Hinzufügung des Adverbs nimmer wird darauf hingewiesen, dass die Verwendung des geworbenen Produkts dem Wiederkehren der Problemen mit den Haaren verhindert. Sie bleiben für immer weg.

(13) Phraseologismen, die in der deutschen Sprache das Lexem „Rücken“ haben und in der polnischen Sprache anderen Körperteile haben.

(14) Der nächste Teil des Artikels ist die Untersuchung der Autorin.

Nicht nur ein mangelndes Sprachwissen der Studentinnen und Studenten kann hier als Ursache der dokumentierten Fehler genannt werden. Schuld sind sicher auch die Unkenntnis der Regeln des Sprachgebrauchs im soziolektalen Bereich und Probleme mit dem Wiedererkennen und Anwenden von Fachtermini. Nicht zu verschweigen ist dabei eine gewisse Eile, in welcher die Aufsätze entstanden sind, aus welchen die oben angeführten Belege stammen. Es bleibt zu hoffen, dass die in diesem Fall unabsichtlich begangenen Fehler einen okkasionellen Charakter haben und dass ihre Autoren / -innen den richtigen Weg zum korrekten Deutsch finden oder schon gefunden haben.

(17)

Literatur

Aristoteles, 1959: Rhetorik. Übersetzt von P. Gohlke. Paderborn.

Aristoteles, 1968: Topik. Übersetzt von E. Rolfes. Hamburg.

Arystoteles, 2001: Retoryka. Księgi I, II i III. Übersetzt von H. Podbielski. In: Arysto- teles: Dzieła wszystkie. Bd. 6: Polityka, Ekonomika, Retoryka, Poetyka, Inne pisma.

War szawa.

Arystoteles, 2003: Dzieła wszystkie. Bd. 1: Kategorie, Hermeneutyka, Analityki pierwsze, Analityki wtóre, Topiki, O dowodach sofistycznych. Übersetzt von K. Leśniak. Warszawa.

Bartoszewicz I., 2000: Formen der Persuasion im deutsch-polnischen politischen Dialog.

Untersuchungen zu politischen Reden zwischen 1989 und 1995. Wrocław.

Bayer K., 22007: Argument und Argumentation. Logische Grundlagen der Argumentations- analyse. Göttingen.

Bußmann H., 2002: Lexikon der Sprachwissenschaft. Stuttgart.

Ernst P., 2004: Germanistische Sprachwissenschaft. Wien.

Hinnenkamp V., 1998: Missverständnisse in Gesprächen. Eine empirische Untersuchung im Rahmen der Interpretativen Soziolinguistik. Opladen.

Jens W., Ueding G. (Hgg.), 1992–2011: Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Bde. l–10.

Tübingen [zit. als – HWdR].

Kwintylian M.F., 2002: Kształcenie mówcy. (Institutionis oratoriae libri XII). Księgi I, II, X. Übersetzt von M. Brożek. Warszawa.

Ottmers C., 2007: Rhetorik. Stuttgart–Weimar.

Plett H.F., 2000: Systematische Rhetorik. Konzepte und Analysen. München.

Quintilianus M.F.,21988: Insitutio oratoria. Die Ausbildung des Redners. Übersetzt von H. Rahn. Darmstadt.

Rüdiger H., 1975: Sokrates ist nicht Sokrates. Der Kampf mit dem gesunden Menschenver- stand. Klassische Trug- und Fangschlüsse. Zürich–München.

Ueding G. (Hg.), 1992: Aufklärung über Rhetorik. Versuche über Beredsamkeit, ihre Theorie und praktische Bewahrung. Tübingen.

Ueding G., 1992: Rhetorik des Lachens. In: Ueding G. (Hg.): Aufklärung über Rhetorik.

Versuche über Beredsamkeit, ihre Theorie und praktische Bewahrung. Tübingen, S. 3–18 [zit. als – RdL].

Ueding G., Kalivoda G. (Hg.), 2005: Rhetorik: Begriff, Geschichte, Internationalität. Tü- bingen.

Ueding G., Steinbrink B., 1994: Grundriss der Rhetorik. Geschichte – Technik – Methode.

Stuttgart.

Internetquellen

Witze auf Deutsch: http: //www.deutsch-lernen.com / witze_1.php [Stand: 14.09.2012].

Witze über Witze: http: //witze-ueber-witze.de / tierwitze-21.html [Stand: 11.06.2008].

Witze über Witze: http: //witze-ueber-witze.de / witze-l l.html [Stand: 11.06.2008].

(18)
(19)

Fachsprache(n) der Lexikographie

Nomenklatur. Ich glaube immer es ist am besten gar nicht zu reformiren.

Es erweckt Erbitterung und Neid und Verachtung, auch wird zuviel über Nahmen geschrieben, das doch eigentlich nichts ist. Das Unsinnige verliehrt sich von selbst, und das was gleichsam die Natur abstößt, wächst nicht wieder.

Georg Christoph Lichtenberg

1. Vorbemerkungen

Manchem Leser mag der Titel des vorliegenden Beitrags bekannt vorkommen.

In der Tat ist das Muster „(Die) Fachsprache der …“ schon öfter angewendet worden. So ist z.B. ein Aufsatz von Wolski (1997), in dem er übrigens auf die analogen Titel der HSK-Artikel Bezug nimmt, ähnlich betitelt: „Die Fachsprache der Metalexikographie“ (vgl. auch Link / Schaeder, 1989). Wolski antizipiert die Erwartungen der Leser, dass er „ein derartiges Formulierungsresultat nicht ohne allerlei einschränkende Zusätze“ (Wolski, 1997: 219) wird stehen lassen können und widmet den ersten Abschnitt seines Beitrags einer entsprechenden Erklärung.

In den Titel des vorliegenden Aufsatzes wurde die pluralische Endung einge- bettet, was einige Gründe hat. Fachsprachen, darunter die Fachsprache der Lexi- kographie, lassen sich in Theoriesprache, Fachumgangs- bzw. Werkstattsprache und Verteilersprache (die der Vermittlung von Fachwissen an Laien dient) einteilen (vgl. Link / Schaeder, 1989: 313 f.). Zur Verwendung des Plurals berechtigt ferner die Tatsache, dass als Fachsprache der Lexikographie auch Sprachen diverser an- derer Fachbereiche fungieren, z.B. der Linguistik oder der Typographie (vgl. das Verzeichnis in Wiegand [u.a.], 2010: LXV–LXIX). Der Plural ist schließlich dadurch zu begründen, dass es sich im Folgenden um verschiedene Einzelsprachen handelt. Im Mittelpunkt weiterer Überlegungen stehen nämlich interlinguale

(20)

Beziehungen zwischen den terminologischen Systemen und Probleme der Kodi- fizierung fachsprachlicher Lexik in mehrsprachigen Fachwörterbüchern.

2. Fachlexikographie und Fachwörterbücher

Die Entwicklung eines beliebigen Bereichs der Wissenschaft oder der Technik wird von einer parallelen Entwicklung der dazugehörigen Terminologie begleitet.

Die Termini erlauben u.a. den betreffenden Wissensausschnitt zu speichern, zu verarbeiten und zu vermitteln, sowohl in individuellem als auch in gesellschaftli- chem Ausmaß. Nicht unerwähnt bleiben sollte auch die Rolle der Terminologie in der internationalen und zwischensprachlichen Kommunikation sowie Veränderun- gen, die sich unter dem Einfluss dieser Kommunikation in den terminologischen Systemen der jeweiligen Sprachen vollziehen. Die Sprachen beeinflussen einander, infolge der Interaktionen trägt die terminologisch besser entwickelte Sprache zur Entwicklung der Terminologie in anderen Sprachen bei, was auch dazu führt, dass die terminologischen Systeme kompatibel werden (vgl. Lukszyn / Zmarzer, 2006: 70, 74).

Eine nicht zu unterschätzende Rolle in der Fachkommunikation und in der Tradierung der Terminologie spielen neben diversen Fachtexten Fachwörter bücher.

Die Fachwörterbücher sind Forschungsgegenstände und zugleich Produkte prak- tischer Betätigungsfelder der Fachlexikographie1, die nach Wiegand drei Ausprä- gungen hat: die fachliche Sprachlexikographie, die fachliche Sachlexikographie und die fachliche Allbuchlexikographie (mehr dazu in Wiegand, 1988: 776). Als Ergebnisse des erstgenannten Teils der Fachlexikographie entstehen Wörterbücher, die ausschließlich sprachliche Informationen enthalten, z.B. zwei- und mehr- sprachige Übersetzungswörterbücher. Sie liefern zielsprachliche Äquivalente der lemmatisierten Einheiten, aber keine Angaben zu dem betreffenden Ausschnitt der Realität. Fachliche Sachwörterbücher enthalten dagegen nur außersprachliche Informationen, und fachliche Allwörterbücher vereinen die Eigenschaften der beiden bereits genannten Typen. Sie beschreiben sowohl das Fachgebiet selbst als auch sprachliche Charakteristika der Termini, wie z.B. ihre Aussprache, Herkunft oder die grammatischen Eigenschaften.

3. Äquivalenz in der Terminologie

Unterschiede zwischen Kulturen und Sprachen im Hinblick auf die Kategorisie- rung innerhalb der Wissensbereiche spiegeln sich u.a. in Unterschieden zwischen

1 Zu Bezeichnungen „Fachlexikographie“ und „Terminographie“, die einerseits als Synonyme, andererseits als Bezeichnungen für disjunkte Bereiche gelten, siehe Bergenholtz (1995) und Bergenholtz / Kaufmann (1997).

(21)

den terminologischen Systemen dieser Sprachen wider, was zu Problemen in der Äquivalentzuordnung oder allgemein: in der Translation führen kann (vgl. Ber- dychowska, 2005: 125). Hinzu kommt, dass die Entwicklung vieler Fachbereiche, auch der Lexikographie, verstanden als Praxis und Theorie der Wörterbuchschrei- bung, in verschiedenen Kulturen und Sprachen nicht parallel verläuft. Nicht pa- rallel verläuft infolgedessen auch die Entwicklung der das Wissen begleitenden und es beschreibenden Terminologie. Die Detailliertheit der Beschreibung erreicht nicht in jeder Sprache das gleiche Niveau, was Einfluss auf die Anzahl und die Beschaffenheit der Termini hat. Zwischen den terminologischen Systemen zweier Sprachen lässt sich oft nur partielle Symmetrie feststellen.

Ähnlich wie in den anderen Bereichen der Lexik sind bei der Ermittlung von äquivalenten Termini einige Möglichkeiten zu beachten. Man hat es z.B. mit Parallelausdrücken mit äquivalenter Bedeutung, also mit Eins-zu-eins-Entspre- chungen zu tun. Es kann auch vorkommen, dass eine Eins-zu-Teil-Beziehung vorliegt, wenn der Parallelausdruck nicht vollkommen äquivalent ist, oder dass es keinen Parallelausdruck gibt (Eins-zu-Null-Entsprechung). In der lexikographi- schen und translatorischen Praxis ist in einer solchen Situation zu entscheiden, ob vielleicht eine Direktentlehnung des ausgangssprachlichen Terminus eine ange- messene Lösung wäre. Ferner lassen sich Viel-zu-eins-Entsprechungen und Eins- zu-viele-Entsprechungen unterscheiden (vgl. Schierholz, 2008: 71 f.; vgl. auch Pieńkos, 1993: 229; Gaszyńska-Magiera / Seretny, 2005: 141). Probleme mit der Zuordnung entstehen aber auch dann, wenn die potentiellen Äquivalente verschiedenen Status haben, d.h. in der einen Sprache als Termini fungieren, in der anderen dagegen (noch) nicht, oder wenn die Termini diachronisch, diato- pisch (wie etwa britisches vs. amerikanisches Englisch) etc. markiert sind. Einen anderen Fall stellt das Vorhandensein von nicht nur terminologischen, sondern auch begrifflichen Lücken dar.

4. Äquivalenzprobleme in der Fachlexikographie am Beispiel zweier Wörterbücher

Obwohl wir der Lexikographie „eine schier unübersehbare Zahl von Fachwör- terbüchern verdanken, […] versäumte [sie] (bisher), ihre eigene Fachsprache in einem Wörterbuch zu kodifizieren […]“, mussten vor über 20 Jahren Link und Schaeder (1989: 312) feststellen. Auf den heutigen Stand trifft diese Aussage nicht mehr zu. Neben kleineren Glossaren in Fachzeitschriften und Einführungen stehen den Benutzern einige, nicht nur auf Englisch verfasste Lexika zur Verfü- gung wie Dictionario de lexicografía práctica (de Sousa, 1995), Nordisk leksikografisk ordbok (Bergenholtz [u.a.] , 1997), Lexicography. A Dictionary of Basic Terminology (Burkhanov, 1998) und Dictionary of Lexicography (Hartmann / James, 2001).

Das größte Fachwörterbuch aus dem Bereich der Lexikographie ist zweifelsohne

(22)

das Wörterbuch zur Lexikographie und Wörterbuchforschung / Dictionary of Lexico- graphy and Dictionary Research von H.E. Wiegand [u.a.] (weiter abgekürzt als WLWF), dessen erster Band 2010 erschienen ist. Geplant sind insgesamt vier Bände.

Anhand eines kleineren, auf Polnisch verfassten Lexikons zur Lexikogra- phie, das gerade für den Druck vorbereitet wird (vgl. Bielińska, 2005) und des WLWF sollen im Folgenden ausgewählte Probleme besprochen werden, mit denen sich die Lexikographen während der Erstellung von mehrsprachigen Fachwörterbüchern bzw. Wörterbüchern mit zusätzlichen Äquivalentregistern auseinanderzusetzen haben.

Die Beschreibungssprache des erstgenannten Wörterbuchs ist Polnisch, aber das Wörterbuch enthält Indizes mit deutschen, englischen, französischen und russischen Äquivalenten der polnischen Termini. Die Auswahl der Sprachen ist durch die Leistungen der jeweiligen Lexikographie sowie durch die Bedürfnisse der anvisierten Benutzer begründet. Das WLWF dagegen enthält in jedem Ar- tikel u.a. das deutschsprachige Stichwort samt einer Definition, das Stichwort auf Englisch, eine englischsprachige Definition und eine Liste von Äquivalenten in acht Sprachen (Afrikaans, Bulgarisch, Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Spanisch, Russisch und Ungarisch). Alle Außentexte des Wörterbuchs, d.h. die Metatexte und die Systematische Einführung /Systematic Introduction (1–224) sind zweisprachig. Obwohl beide Wörterbücher denselben Fachbereich behandeln, sind die Probleme mit der Zuordnung der Äquivalente nicht identisch. Eine nicht geringe Rolle spielt dabei die Tatsache, dass die Beschreibungssprachen in den Wörterbüchern verschieden sind. Auch die genutzten Materialbasen sind z.T. anders. Unterschiede im Grad der Detailliertheit der Beschreibung und – als ihre Folge – qualitative und quantitative Unterschiede im Lemmabestand sind weitere Faktoren, die dazu beitragen, dass sich die Äquivalenzprobleme nicht pauschal behandeln lassen.

Für die im polnischsprachigen Lexikon registrierten Termini konnten in den meisten Fällen anderssprachige Volläquivalente gefunden werden. Es kommt ebenfalls vor, dass einem Terminus im Polnischen mehrere Ausdrücke in einer der Zielsprachen entsprechen, z.B. synonymische Termini (przykład użycia (wyrazu) – example of usage, illustrative example, specimen of usage), orthographische Vari- anten (encyklopedia – encyclopaedia, encyclopedia) oder morphologische Varianten (słownik obrazkowy – picture dictionary, pictorial dictionary). Dies verursacht jedoch keine besonderen Schwierigkeiten in der lexikographischen Praxis. Alle Paral- lelausdrücke werden im Lexikon berücksichtigt (vgl. Podhajecka / Bielińska, 2008: 1044).

Ein leicht zu bewältigendes Problem stellt die Behandlung von partiell äqui- valenten Termini dar, die in der Form weitgehend einander entsprechen, sich aber im Bedeutungsumfang nicht vollständig decken bzw. ihr Verständnis in der Metalexikographie verschieden ist. Als Beispiel können hier Termini słownik

(23)

pedagogiczny und pedagogical dictionary dienen. Aufgrund einer anderen lexikogra- phischen Tradition werden unter pedagogical dictionary vornehmlich (einsprachige allgemeine) Lernerwörterbücher für Fremdsprachler verstanden, während słownik pedagogiczny als Bezeichnung für diverse, d.h. allgemeine, orthographische etc., Lernerwörterbücher für Fremdsprachenlerner, aber auch für native Benutzer, z.B. Kinder und Schüler, fungiert. Solche Situationen sind jedoch selten. Die Unterschiede werden in den jeweiligen Artikeln erläutert, und in den Indizes sind sie entsprechend zu markieren.

Das größte Problem bei der Wahl und Zuordnung der Äquivalente stellen terminologische Lücken dar. Und gerade in dieser Hinsicht unterscheidet sich die Arbeit am polnischen Lexikon und am WLWF in hohem Grade.

Im polnischen Lexikon treten Lücken in der Ausgangssprache auf, also in der polnischen Terminologie. Aber auch die Listen der anderssprachigen Äquivalente sind lückenhaft. Polnisch ist zwar die Beschreibungssprache, aber die Materialba- sis, die als Quelle der zu lemmatisierenden Termini diente, umfasst Fachtexte in verschiedenen Sprachen. Wird einem deutsch- oder englischsprachigen Text ein Terminus entnommen, dann kann vorkommen, dass es im Polnischen (aber auch im Russischen oder Französischen) keinen äquivalenten Ausdruck gibt. Diese Lücken gilt es zu füllen. Besonders wichtig ist das im Falle des Polnischen, weil die polnischen Termini als Stichwörter fungieren und ohne sie der Zugriff auf die entsprechenden Artikel unmöglich wäre. Die deutsche und englische Terminologie ist reicher und detaillierter als die polnische, was eine Folge der Entwicklung der lexikographischen Praxis und der metalexikographischen Forschung ist. Dazu haben u.a. die Rolle dieser Sprachen in der interlingualen und interkulturellen Kommunikation sowie – nicht zuletzt wegen der Marktlage – die Anzahl der na- tiven und fremdsprachigen Sprecher dieser Sprachen beigetragen. Die polnischen Äquivalente der deutsch- und englischsprachigen Termini mussten also gebildet werden, damit das Lexikon die entsprechenden Artikel samt Stichwörtern ent- halten kann. Manche Bezeichnungen fungieren schon in der Fachliteratur, sind aber (noch) nicht verbreitet. Im Lexikon werden u.a. folgende Bezeichnungen als Parallelausdrücke für deutsche und englische Termini vorgeschlagen:

– megastruktura (engl. megastructure, dt. Textverbundkonstituentenstruktur) und mediostruktura (engl. mediostructure/cross-reference structure, dt. Mediostruktur/ Verweisstruktur); analog zu den bereits verbreiteten Termini makrostruktura

und mikrostruktura;

– część ramowa/teksty ramowe (engl. outer texts/outside matter, dt. Außentexte/Rah- mentexte bzw. Umspann /Umspanntexte);

– część wstępna (engl. front matter, dt. Vorspann/Vorspanntexte);

– część końcowa (engl. back matter, dt. Nachspann/Nachspanntexte);

– elementy pozahasłowe części zasadniczej (engl. middle matter, dt. Einschübe/ein- gelagerte Binnentexte);

– struktura dostępu (engl. access structure, dt. Zugriffsstruktur);

(24)

– schemat/wzór hasła (engl. specimen entry, dt. Musterartikel);

– wyraz fantomowy (engl. ghost word, dt. Geisterwort).

In Ausnahmefällen mussten nicht nur der polnische Terminus, sondern auch die anderssprachigen Termini gebildet werden, weil mehrere Sprachen dieselbe Lücke aufweisen. So fehlt z.B. eine Bezeichnung für einen speziellen Typ der Fremdwörterbücher. Die Fremdwörterbücher lassen sich nämlich in zwei Gruppen einteilen. Die erste bilden Wörterbücher, die Fremdwörter in die jeweilige Sprache integrieren und ihren Gebrauch fördern, wie z.B. das Duden Fremdwörterbuch (1990) oder das Słownik wyrazów obcych i zwrotów obcojęzycznych z almanachem von Kopaliński (1994). Das sind Fremdwörterbücher, die alle durchschnittlichen Wörterbuchbenutzer kennen und die heutzutage unter der verbreiteten Bezeich- nung Fremdwörterbuch (poln. słownik wyrazów obcych) fungieren. Eine zusätzliche, spezifischere wäre daher überflüssig. Zur zweiten Gruppe gehören Wörterbücher, die Fremdwörter durch indigene Wörter ersetzen mit dem Ziel, die jeweilige Sprache von der unerwünschten fremden Lexik zu reinigen und zugleich den Reichtum dieser Sprache zu zeigen. Hier sind z.B. Verpolnischungs- und Verdeut- schungswörterbücher zu nennen. Ein Terminus, der sich nicht auf eine konkrete Sprache, sondern auf den Typ als solchen bezieht, fehlt. Die Bezeichnung puris- tisches Wörterbuch (poln. słownik purystyczny), die hier vielleicht nahe liegt, wäre nicht adäquat, weil sich ja der Purismus nicht nur auf den Fremdwortpurismus beschränkt. Vorgeschlagen wird daher der Terminus nativisierendes Wörterbuch (poln. słownik natywizujący), der durch die Transterminologisierung gebildet wurde. Der u.a. in der Völkerkunde verwendete Terminus Nativismus (definiert als „betontes Festhalten an bestimmten Elementen der eigenen Kultur infolge ihrer Bedrohung durch eine überlegene fremde Kultur“ (DUW: 1127)) wurde auf Sprachen übertragen.

Die Bildung neuer Termini beeinflusst selbstverständlich das gesamte termino- logische System. Sie bringt mit sich auch verschiedenartige Konsequenzen für die lexikographische Praxis. Im Falle des polnischen Lexikons sind die Konsequenzen des erstgenannten Typs relativ gering. Einige terminologische Lücken werden geschlossen, was aber wegen des geringen Ausmaßes dieser terminologischen Arbeit die Beschaffenheit des gesamten Systems kaum verändert. Die lexikogra- phischen Konsequenzen betreffen vor allem das Problem des Zugriffs auf die neu gebildeten Termini und zugleich auf die dazugehörigen Einträge. Diese Termini werden entsprechend markiert, sodass der Wörterbuchbenutzer sie von den bereits in der polnischen Lexikographie etablierten unterscheiden kann. Dafür dass er sie überhaupt findet, sorgt die ausgebaute Mediostruktur – viele explizite Verweise aus den thematisch verwandten Artikeln schaffen zahlreiche Suchpfade.

Die Zuordnung der Äquivalente im WLWF bereitet den Lexikographen weit größere Schwierigkeiten. Die Ausgangssprache und leitende Beschreibungssprache des Wörterbuchs ist Deutsch, und die deutsche Terminologie bildet die Grund- lage für die Selektion der Lemmata. In den Äquivalentsprachen fehlen so viele

(25)

Termini, dass es in Bezug auf manche terminologische Teilbereiche nicht ange- messen ist, von Lücken zu sprechen. Das Vorkommen der äquivalenten Termini ist nämlich viel seltener als deren Fehlen. Viele Termini stammen von Herbert Ernst Wiegand. Es ist anhand eines Bandes schwer einzuschätzen, ob alle im WLWF lemmatisierten Termini in den Werken des genannten Autors auftreten. Nicht auszuschließen ist, dass ein Teil speziell für das Wörterbuch gebildet wurde, um ein lückenloses terminologisches System zu gestalten. Dass das im Wörterbuch dargestellte terminologische System in hohem Maße von einem Autor geprägt ist, ist keine Ausnahmesituation. Lukszyn / Zmarzer (2006: 145) unterscheiden im Hinblick auf die Materialbasis Wörterbücher, die die Terminologie einer Schule und solche, die die Terminologie eines Wissenschaftlers präsentieren. Nach Wolski können im Fall eines von einem einzelnen Wissenschaftler geprägten Systems

Inkonsistenzen bisheriger Theoriebildung in erheblichem Maße überwunden werden;

es stellt sich aber aus Beobachterperspektive (im Unterschied zu dem sonst vielbeklag- ten Begriffswirrwarr in den Geisteswissenschaften) leicht der Eindruck der Hermetik (in negativem Sinne) ein (Wolski, 1997: 225).

Für die ins WLWF aufgenommenen Einheiten konnten, wie oben erwähnt, nur selten bereits gebräuchliche terminologische Äquivalente gefunden werden. Ein kleiner Teil des terminologischen Bestandes wird in den englischen, italienischen und anderen Übersetzungen von Wiegands Arbeiten verwendet, die meisten Ter- mini jedoch nur in den deutschen Texten. Die für die zielsprachlichen Äquivalente verantwortlichen Mitarbeiter – von Nied Curcio (2010: 564) zu Recht „traduttori- creatori“ genannt – waren sich dessen bewusst, dass sie eine völlig neue „termi- nologische Wirklichkeit“ schaffen und dass es zur Zeit noch offen bleibt, ob sich die vorgeschlagene Terminologie in den jeweiligen Zielsprachen einbürgert. Im Vorwort der Mitarbeiter zur terminologischen Äquivalenz /Preface by the Co-Workers of the Terminological Equivalents (Wiegand [u.a.], 2010: XXV–XXXVI) erklären sie, dass ihr wichtigstes Ziel eine möglichst wörtliche und exakte Übersetzung war. Das Ergebnis dieser Übersetzungspraxis sind viele terminologische Neuprä- gungen, die „durch das Fehlen von Natürlichkeit bei gleichzeitiger Präzision in der Benennung gekennzeichnet sind“ (Wiegand [u.a.], 2010, XXX). Die mor- phosyntaktischen Eigenschaften der Zielsprachen haben die Festlegung eines passenden und natürlich wirkenden Äquivalents oft erschwert oder gar unmöglich gemacht. Selbst anhand eines Bandes lässt sich feststellen, dass das WLWF die lexikographische Terminologie nicht nur registriert und beschreibt, sondern auch, besonders im Hinblick auf die Äquivalentsprachen, neu bildet. Dies entspricht allerdings der Zielsetzung der Autoren. Sie erhoffen sich, dass das Wörterbuch die metalexikographische Forschung, „das Nachdenken und differenzierte Sprechen über Wörterbücher weltweit“ fördern und „sich […] langfristig auf die Praxis der Wörterbucharbeit positiv auswirken wird“ (Wiegand [u.a.], 2010: XXVI).

(26)

Wie oben gezeigt, hat die Schaffung neuer Termini Einfluss auf die Gestaltung und Funktion des Wörterbuchs. Während im polnischen Wörterbuch die lexiko- graphischen Konsequenzen relativ gering sind, lassen sich im WLWF zahlreiche gravierende Folgen einer so konzipierten äußeren Selektion sowie der Äquivalent- findung und -bildung feststellen und dies nicht nur für die deutsche Terminologie, sondern auch für die terminologischen Systeme des Englischen und acht weiterer Zielsprachen. Ins Wörterbuch wurde nämlich nicht die tatsächlich in der jeweiligen Sprache gebräuchliche Terminologie aufgenommen, sondern viele Bezeichnun- gen, die in den Fachkreisen weitgehend unbekannt sind. Neue Termini wurden manchmal auch dann gebildet, wenn es entsprechende Termini in den Zielsprachen bereits gab. Dies wird mit dem Bestreben begründet, terminologische Konsistenz und Kompatibilität mit dem deutschsprachigen System zu gewährleisten. Die- ses Vorgehen ruft Bedenken hervor, denn „Ein fester Gebrauch soll nicht ohne zwingenden Grund geändert werden“ (Felber / Budin, 1989: 62). Die Frage, ob die Anpassung der Systeme einiger Sprachen an ein bestimmtes terminologisches System, einen zwingenden Grund darstellt, ist nicht nur ein Ausgangspunkt für theoretische Überlegungen. Diesbezügliche konzeptionelle Entscheidungen haben Einfluss auf die Effizienz der Wörterbuchbenutzung. Werden etablierte Termini wegen ihrer fehlenden Kompatibilität mit dem vorgeschlagenen terminologischen System ins Wörterbuch nicht aufgenommen, dann kann das Wörterbuch als Kon- sultationswörterbuch seine Funktion nur partiell erfüllen. Die meisten Äquivalente der deutschsprachigen Termini kommen in den Fachtexten, die in den Zielspra- chen des Wörterbuchs verfasst sind, nicht vor, wurden sie doch speziell für das WLWF gebildet. Daher ist anzunehmen, dass das Wörterbuch als Hilfsmittel bei der Rezeption dieser Texte den Benutzer oft im Stich lässt. Auch in Situationen der Textproduktion in den Zielsprachen und der Übersetzung aus dem Deutschen ist das WLWF mit Vorsicht zu gebrauchen. Die mit seiner Hilfe entstandenen Texte würden Bezeichnungen enthalten, die in der jeweiligen Sprache nicht bekannt sind, was kommunikationserschwerend wirken kann. Die angedeuteten Probleme können allerdings mit der Zeit immer seltener werden, falls sich die neuen Ter- mini in diesen Sprachen verbreiten und es zu einer größeren Internationalisierung und Kompatibilität der metalexikographischen Terminologie kommt. Es bleibt zu hoffen, dass das mutige Unterfangen der Autoren und der für die Äquivalente zu- ständigen Mitarbeiter eben dazu führt. Dies würde sicherlich zu einem schnelleren Fortschritt in der lexikographischen Forschung beitragen.

Literatur

Berdychowska Z., 2005: Termin w przekładzie. In: Piotrowska M. (Hg.): Język trzeciego tysiąclecia III. Zbiór referatów z konferencji Kraków, 4–7 marca 2004. Bd. 2: Konteksty przekładowe. Kraków, S. 119–128.

(27)

Bergenholtz H., 1995: Wodurch unterscheidet sich Fachlexikographie von Terminographie?

„Lexicographica“ H. 11, S. 50–59.

Bergenholtz H., Kaufmann U., 1997: Terminography and Lexicography. A Critical Survey of Dictionaries from a Single Specialised Field. „Hermes. Journal of Linguistics“ H. 18, S. 91–125.

Bielińska M., 2005: Wörterbücher (meta)lexikographischer Termini – Vorstellung eines Pro- jekts. „Convivium“, S. 203–218.

Felber H., Budin G., 1989: Terminologie in Theorie und Praxis. Tübingen.

Gaszyńska-Magiera, M., Seretny A., 2005: Jak tłumaczyć słownik terminologiczny. In:

Piotrowska M. (Hg.): Język trzeciego tysiąclecia III. Zbiór referatów z konferencji Kraków, 4–7 marca 2004. Bd. 2: Konteksty przekładowe. Kraków, S. 137–145.

Lichtenberg G. Ch., 2005: Die Aphorismen-Bücher. Hg. v. A. Leitzmann. Frankfurt am Main.

Link E., Schaeder B., 1989: Fachsprache der Lexikographie. In: Hausmann F.J., Reich- mann O., Wiegand H.E., Zgusta L. (Hgg.): Wörterbücher – Dictionaries – Dic- tionnaires. Ein internationales Handbuch zur Lexikographie. Bd. 1. Berlin–New York, S. 312–322.

Lukszyn J., Zmarzer W., 2006: Teoretyczne podstawy terminologii. Warszawa.

Nied Curcio M., 2010: Herbert Ernst Wiegand, Michael Beißwenger, Rufus H. Gouws, Matthias Kammerer, Angelika Storrer, Werner Wolski (eds.): Wörterbuch zur Lexikographie und Wörterbuchforschung / Dictionary of Lexicography and Dictionary Research. Berlin, New York: Walter de Gruyter GmbH&Co. KG, 2010, Bd 1 / Vol. 1, pp.841, + CD-ROM.

„Studi Italiani di Linguistica Teorica e Applicata“ Jg. 39, H. 3, S. 555–566.

Podhajecka M., Bielińska M., 2008: An English-Polish Glossary of Lexicographical Terms:

A Description of the Compilation Process. In: Bernal E., DeCesaris J. (Hgg.): Procee- dings of the XIII EURALEX International Congress (Barcelona, 15–19 July 2008). „Sèrie Activitats“ Bd. 20. Barcelona, S. 1041–1049.

Pieńkos J., 1993: Przekład i tłumacz we współczesnym świecie. Aspekty lingwistyczne i pozalingwistyczne. Warszawa.

Schierholz S., 2008: Zur Übersetzung linguistischer Fachtermini. Eine Studie zu den Lem- mata in den WSK. In: Jesenšek V., Lipavic Oštir A. (Hgg.): Wörterbuch und Überset- zung. Hildesheim–Zürich–New York, S. 62–81.

Werner R., 1999: Das Problem der Äquivalenz im zwei- und mehrsprachigen Fachwörter- buch. In: Hoffmann L., Kalvenkämper H., Wiegand H.E. (Hgg.): Fachsprachen.

Languages for Special Purposes. Ein internationales Handbuch zur Fachsprachenforschung und Terminologiewissenschaft. Berlin–New York, S. 1853–1884.

Wiegand H.E., 1988: Was eigentlich ist Fachlexikographie? Mit Hinweisen zum Verhält- nis von sprachlichem und enzyklopädischem Wissen. In: Munske H.H., Polenz von P., Reichmann O., Hildebrandt R. (Hgg.): Deutscher Wortschatz. Lexikologische Studien. Ludwig Erich Schmitt zum 80. Geburtstag von seinen Marburger Schülern. Ber- lin–New York, S. 729–790.

Wolski W., 1997: Die Fachsprache der Metalexikographie. In: Konerding K.-P., Lehr A.

(Hgg.): Linguistische Theorie und lexikographische Praxis. Symposiumsvorträge. Heidelberg 1996. Tübingen, S. 219–228.

(28)

Wörterbücher

Bergenholtz H., Cantell I., Fjeld R.V., Gundersen D., Jónsson S., Svensén B., 1997: Nordisk leksikografisk ordbok. Oslo.

Burkhanov I., 1998: Lexicography. A Dictionary of Basic Terminology. Rzeszów.

Drosdowski G., Köster R., Müller W., Scholze-Stubenrecht W. (Hgg.), 1990:

Duden Fremdwörterbuch. Mannheim [u.a.].

Hartmann R.R.K., James G., 2001: Dictionary of Lexicography. London.

Kopaliński W., 1994: Słownik wyrazów obcych i zwrotów obcojęzycznych z almanachem.

Warszawa.

Kunkel-Razum, Auberle A., 2003: Duden Universalwörterbuch. Mannheim [u.a.] [zit.

als – DUW].

Sousa de J.M., 1995: Dictionario de lexicografía práctica. Barcelona.

Wiegand H.E., Beisswenger M., Gouws R.H., Kammerer M., Storrer A., Wol- ski W. unter Mitarbeit von Butina-Koller E., Costa R., Fuentes Morán M.T., Giacomini L., Hausmann F.J., Hegner M., Hessky R., Hollós Z., Petkov P., Rovere G., Schierholz S.J., Smit M. (Hgg.), 2010: Wörterbuch zur Lexikographie und Wörterbuchforschung / Dictionary of Lexicography and Dictionary Research. Bd. 1. Ber- lin–New York [zit. als – WLWF].

(29)

Grundsätzliches in der germanistischen Textlinguistik in Zitaten und Kommentaren

1. Vorbemerkung

Es gibt in jeder Disziplin Meilensteine in ihrer Entwicklung, die sie prägen und Repräsentanten, ohne deren Untersuchungen sie nicht wegzudenken ist, auch wenn in der Zeit der interdisziplinären Forschung breit angelegte empirische Ar- beiten und Forschungsgruppen eine immer größere Rolle spielen. Der vorliegende Beitrag will einige für die Textlinguistik, die seit den 60er Jahren eine rasante Entwicklung erlebt, wichtige Zitate zusammenstellen, die ihre Charakteristika deutlich machen. Ihre Wahl richtet sich nach der Wichtigkeit der in der Disziplin diskutierten Fragen. Es gibt verständlicherweise auch viele andere Positionen zu wesentlichen und dringenden Fragen der Disziplin, die als Zitate geeignet wären, die jedoch aus Platzgründen ausgeklammert bleiben mussten; jedenfalls werden die hier angeführten als repräsentativ betrachtet. An Anschlussstellen werden kleine Kommentare beigefügt, die eine Brückenfunktion übernehmen und einzelne For- mulierungen bündeln. Der Darstellung liegt ein chronologisches Prinzip zugrunde und die Entwicklung der Disziplin wird sukzessiv dargestellt, wobei verständli- cherweise nicht alle einzelnen Schritte detailliert thematisiert werden können.

2. Text, Textdefinitionen

Am Anfang der Entwicklung einer Disziplin stehen mitunter „revolutionäre“ Aus- sagen, die dem Forschungstand voraus sind und die spektakulär wirken. Zu ihnen gehören die vielzitierten Worte von Hartmann:

Es wird, wenn überhaupt gesprochen, nur in Texten gesprochen (Hartmann, 1968:

212).

(30)

Der Text, verstanden als die grundsätzliche Möglichkeit des Vorkommens von Sprache in manifestierter Erscheinungsform […] bildet das originäre sprachliche Zeichen. Dabei kann die materielle Komponente von jedem sprachmöglichen Zeichenträger gebildet werden […]. Ein allgemein erfahrbarer Tatbestand der zu kommunikativer Aktion gebrachten (verwen- deter Sprache) soll hier mit dem Wort ,Text’ gekennzeichnet werden: Sprache kommt nur als Text vor, indem funktionsgemäße und funktionsgerechte Komplexe (Zeichen- mengen) geäußert werden (Hartmann, 1971: 10 f., Hervorhebungen im Original).

Solche Auffassungen vom Text heben die sukzessive Entwicklung der Textlin- guistik nicht auf, als ihre erste Phase gilt die grammatische / strukturelle / trans- phrastische Ausrichtung, in der die Pronominalisierung als Wiederaufnahme eine prominente Position einnimmt. Die Textdefinition von Harweg gehört zweifellos zum Kanon der Disziplin:

Ein Text ist ein durch ununterbrochene pronominale Verkettung konstituiertes Nach- einander sprachlicher Einheiten (Harweg, 1968: 148).

Man hat aber schnell erkannt, dass rein grammatische Herangehensweisen an den Text um andere Aspekte ergänzt werden müssen, damit dieses komplexe Phänomen angemessen erfasst werden kann.

Dass man mit der Sprache handelt und dass Sprache im Gebrauch, also im Text und in der Kommunikation vorkommt, gehört zu den allgemeinen Rah- menerkenntnissen der linguistischen Pragmatik. Bereits in den 70er Jahren, wohl unter dem Einfluss der Sprechakttheorie, wurden pragmatisch / kommunikativ orientierte Textdefinitionen formuliert, von denen hier zwei angeführt seien.

Ein Text ist jeder geäußerte sprachliche Bestandteil eines Kommunikationsaktes in einem kommunikativen Handlungsspiel, der thematisch orientiert ist und eine er- kennbare kommunikative Funktion erfüllt, d.h. ein erkennbares Illokutionspotential realisiert (Schmidt, 1973: 150, Hervorhebung – Z.B.-H.).

Der Text muss immer als eine kommunikative Einheit, d.h. als eine thematische Einheit, die im Kommunikationsprozess eine illokutive Funktion erfüllt, betrachtet werden (Rosengren, 31980: 276).

Als immer noch einschlägig und als Matrixkarte der Textlinguistik bezeichnet Warnke (2002: 127) die Textdefinition von de Beaugrande / Dressler (1981).

Sie gilt als Bezugspunkt in jeder umfangreicheren textlinguistischen Arbeit, auch wenn die bekannten sieben Textualitätskriterien in der neueren Forschung häufig relativiert und / oder erweitert werden, oft wird auch kritisch auf sie Bezug ge- nommen.

Cytaty

Powiązane dokumenty

Najszerszym tłem , na którym wyodrębniają się środki składniowe, używane w określonych celach i sytuacjach, jest składnia języka pisanego, intelektual­ nego,

Po 1989 roku mimo trudności finansowych z uzyskiwaniem finansowania i sponsorów Wszechświat zmienił korzystnie swoją formę – zyskał kolor, znacznie podniosła się

W specyfikacji tej systemy dialogowe opisuje się za pomocą trzech rodzajów reguł: (1) re- guł dozwolonych ruchów, określających jakie akty mowy gracze mogą wy- konywać w

Accordingly, this thesis mainly looks at (i) rotor angle stability, i.e., small signal and transient stability (ii) system operation under wind uncertainty. In the first part of

While this is being done in some areas, like the Energy Performance of Buildings Regulation (EPBR), the silo-based approach (i.e., considering energy but not safety) runs the risk

An dieser Stelle sei wiederholt, dass der Status als Fachlexem oder Terminus, aber auch als Pseudoterminus im Diskurs durch die jeweilige Konstituierung der Bedeutung fest-

Makowski pisał jeszcze w 1924 r.: „Z punktu widzenia ustalenia faktu, tam, gdzie chodzi o w ykry­ cie i stw ierdzenie praw dy, zatrzym anie się na jednym z

Stan wojenny jest zespołem przedsięwzięć regulowanych przez prawo, stanowiących formę wewnętrznej reakcji na zewnętrzne zagrożenie bezpie­ czeństwa państwa