1934 Nr. 21. August1934. Als Manuskript gedruckt.
Osiland-Berichte
Reihe B: Wirtschafts-Nachrichten
Herausgegeben Inhalt:
Zumdeutsch-politischenHandelsverkehr.
DieLeinenproduktion inPolen.
DasAuslandskapital indenpolitischenAktiengesellschaften
Zum deutsch-polnischenHandelsverkehr.
ImZusammenhangmitdenseit einigenWocheninWar-schau geführtendeutschipolnischenVerhandlungen überdieFrage einer zussälzlichenAusfuihrvon liandwirtschaftlichen Produkten aus Po- lennach dem Reichebefassen sichs sowohldiepolnischen Tages- zejkimgenwiieauchdieFachzeitschrisftenindenletzten Tagensein- gehendmitdenhauptsächlichstenzurDiskussion stehenden Fragen.
Esfehlt hier-bei nichtanleisen Vorwürfemdiedenverhandeln-den cRegierungsstellengemachtwerden, wegen ein-erangeblichzunach- giebigen Haltung, »diesiederdeutschenAboridnunggegenüberan denTaglegen.
»Esistunmöglich, daBimAugenblick, wo Beschlüsse von entscheidender Bedeutung bezüglich der zukünftigen Struktur der Wirtschaftsbeziehungen Zwischen Polen und seinem wirt- schaftlich mächtigsten Nachbar gefalzt werden sollen, wo --—
notabene — dieser Partner dieGesamtheit der Bedingungen, nach denen sichzukünftig der Warenaustausch zwischen die- sen Ländern asbwickeln soll,entscheidend umgestaltet —- dali dann über Gänse oder Butter geredet wird,«schließtdas Re- gierungs·b«latt,idie,,G-a-zeta Po«ls-k-a«,ihreBetrachtungen dieses Themas
Bereits vosr längerer Zeiterschienim»Kurjer Warszaswsski«
einArtikel-,dersichmitdembisherigend-eutschs-poslnischenWaren- verskehrundsein-er möglichenweiteren Entwicklung befaßte
Darin stelltderVerfassereingangs fest:
»DieAusfuhr nach dem Deutschen Reiche im Jahre 1933
betrug wertmälzig den »6. Teil unserer Gesamtaus-fuhr. Der deutsche Absatzmarkt steht nach England an zweiter Stelle aller unserer Absatzmärkte. Dies alles geschah nach acht- iährigem Zollkrieg zwischen dem Reiche und Polen, nach zahllossen Schikanen, dieunserer Ausfuhr von deutscher Seite bereitet wurden und,was das Wichtigste ist,angesichts eines ausgesprochenen Agrarprotektionismus, sogar einer Agrar—
autarkie inDeutschland. Daraus folgt,daB der deutsche
Markt tatsächlich der für die polnische
Produktion in Frage kommende natürliche
Absatzmarkt ist.
ImJahre 1932hatten wir imUmsatz mit dem Deutschen Reiche handelsbilanzmäBig einen Passivsaldo inHöhevon rund 20000800 Zloty. DieWarenumsätze waren fast ausgeglichen
Im Jahre 1s933hatten wir einen Aktivsaldo inHöhe von 22
Millionen Zloty. Dieser Saldo stieg imJahre 1934 weiterhin an. ImMärz führten wir nach demReicheWaren imWerte von über 17Millionen Zloty aus,während dieEinfuhr von dort nur über8Millionen betrug. ImApril War das Verhältnis un- gefähr wie 13zu 8.Als Ergebnis haben wir im Verlauf
von vier Monaten (Januar bis April) im Wa-
renverkehr mit dem Reiche einen Aktiv-
saldo von 27 Millionen Zloty. Also — eine
zweifellos günstige Entwicklung.
Diese Umsatzentwicklung ist nunmehr im höchsten Mase-
gefährdet. Der Grund dafürliegtinderBeschränkung derDe- visenzuteilung imReiche für Einfuhrzwecke.«
vom Ostland-Institut
.
in Danzig
Beachtenswert istimZusammenhang-mit»demgleichen Fragen- kosmsplexeinArtikel, derinsderAugustnusmmerdes,,Pr-zegslad Gospodarczy«, dem Organ des Zentrsalverbandes derPol-nischen Industrie,erschien.DerVerfasserversuchtgleichfalls,sowie-itüber- haupt möglich-,Antwort aufdieFrage zu·geben-,wiesich»die deut- schenDevisensschwierigskeitenaufidendeutschen Außenshsandelund insbesondereausdenauszugestaltendenHandel mitPolen aus- wirikendürften-.
Die finanzielle Lagedes Reiches, soweitsiedie-sah-langs- fäjhiigikceitgegenüberdemAuslande imAugenblickundvor-aussicht- lichindernahen Zukunftbetreffe, charakterisiert derVerfasser
wie folgt: « —
,,a)Das Deutsche Reich wird lange Zeit hindurch über- haupt seinen finanziellen Verpflichtungen gegenüber dem Aus- lande nicht nachkommen, wobei dieAusnahme der Verzinsung der Dawes- und Younganleihe, dieGro-Bbr.itannien, Frankreich und derSchweiz zugesichert wurde, eben nur eine Ausnahme bleibt, diediese allgemeine Regel bestätigt;
b)Das Deutsche Reich wird keine Summen aus Anlalz sei- ner Wareneinfuhr transferieren — wiederum nur mit Aus-
nahme besonderer Fälle, wie die Einfuhr derjenigen Roh-
stoffe, die fürdas wirtschaftliche Leben Deutschlands unbe- dingt erforderlich sind und dieweder imReiche selbst her- gestellt werden können,noch,was wichtiger ist,durch andere Erzeugnisse ersetzt werden können. (Die Politik der ,,Ersatz—
erzeugnisse« istimReiche wieder dieParole desTages.)«
DieFrage,sdisesichsdesshalb hier nachderZukunft desdeut- schen Außenhandels ergibt, sei sehreinsachzubeantworten-:
»So-weites um jene ,,unersetzlichen« überseeischen Roh- stoffe geht, so werden sieweiterhin unter inländischer Kon- trolle eingeführt werden und indem Umfange, indem diese Einfuhrgestattet sein wird,auch mitDevisen bezahlt werden.
«Die restliche Einfuhr wird ausschlieBlich imVerrechnungs- wege beglichen werden« wobeisdie ungerne-ten Verreschnungs abkomsmen von denen überdenClearingverkehr zuunterscheiden sind, fürdengleiche Ein-undAusfushrihöhedieVorbedingungsei.
Indiese beiden Gruppenkönnemain,vonDeutschland ausge- sehsen, fsast alleLänder derErd-eein-ordnen. Drei Staaten gäbees nuirinEuropa,diemit deinDeutschencReich-e keinerlei Devisen- vsertrüge aibigeschsloissen hätten. Es seiendie-sGr oszbritan- nien, Polen und Litausen
Verfasser sbesprichtkurzsdieGnü-nde,dieden vertragslosen Zustandzwischen England»und demDeutschenReich-erechtfertigen, über-geht Litsauenwegen seiner völlig untergeordneten Bedeutung undwendet sichsimzweitenTeildesArtikels Polen zu.
AlsGründefüreinederartige spezifische StellungPolens zum DeutschenReicheseienzunennen:
,,1«.Polen istskeisnGläubigerland,dassich einepassive Han- delsbilanz erlauben darf undnur aufdieRegulierung derSpit- zen dieser Passivität bedacht sein mulz(wiedies Frankreich, GroBbritannien und andere Staaten mehr tun)· Polen muB —- so,wie übrigensauch dasDeutsche Reich es haben müBte -——
eine ausgesprochen aktive Handelsbilanz haben, dasnur sie Gewähr fürunsere Zahlungsfähigkeit gegenüber dem Auslande bietet. Polen kann daher nicht aufein ,,Verrechnungsabkom—
men« und eine Transferierung des Passivsaldos der Handels- bilanz mitDeutschland eingehen, wiedasdiewesteuropäischen Gläubiger Deutschlands tun. Eine derartige Lösung kommt deshalb füruns nicht inFrage.
90le
Z.Polen istkein Schuldnerland, das,wie fast alle übrigen Schuldnerländer, Devisenbeschränkungen besitzt, dieihre Zah- lungsbilanz regulieren. Deshalb istauch ein ,,Clearing l:I«
mit demDeutschen Reiche fürPolen nicht annehmbar. Esist kein Grund dafür vorhanden, daBdiedeutsch-polnische Han- delsbilanz vollkommen ausgeglichen seinmüBte,daes bekannt ist,daBDeutschland aus unsichtbaren Positionen derZahlungs- bilanz verschiedene Gewinne durch uns hat (Vermittlungsge- bühren,deutsches Kapital inPolen u.a.m.),sodaB beieiner völligen Ausgleichung derHandelsumsätze Polen dauernd eine negative Zahlungsbilanz gegenüber Deutschland hätte.
3. Diedritte Lösung, undzwar dieZuteilung von Devisen von Seiten desReiches fürdieEinfuhr aus Polen, sowie das in den -deutsch-britischen Handelsbeziehungen der Fall ist, wäre zweifellos eine Möglichkeit, wenn nur die Deutschen irgendeine Bereitschaft zuihrer Annahme bekunden würden.
Soweit man aus der Lage des Reich-es entnehmen kann, be- absichtigen die Deutschen, wie bisher, keineswegs irgend-
welche Summen als Bezahlung für Wareneinfuhr zu trans-
ferieren mitAusnahme derjenigen Stoffe, dieihnen wirtschaft- lich(Rohstoffe) oder politisch (ausdenBeziehungen zuirgend- einer GroBmacht) unbedingt notwendig sind.Unbestreitbar hat
Polen volles Recht, vom Reiche eine derartige Erledigung
seiner Angelegenheit zu verlangen. Polen ist ein Land ohne Devisenbeschränkung undgehört somit zudenjenigen, dienicht imVerhältnis eines Clearings 1:l- mitdemDeutschen Reich-e stehen können. Eskönnte sichauBerdem aufeinVerrechnungs- abkommen mit der Transferierung des Aktivsaldos einlassen,
wie das die Deutschen selbst inBezug aufFrankreich und
Beslgien üben.Werden jedoch »dieDeutschen, dieselbst gern bereit sind-,einen Transfer von denjenigen, denen gegenüber
sie einen Aktivsaldo haben, vorzunehmen, auch das Risiko
eines eigenen Transfers an diejenigen, denen gegenüber sie
noch immer ein Passivsaldo der Handelsbilanz haben, ein-
geh»en?« » .
Daraus ergedesichdie schwierige Lage,inidersich Pol-ens- Handelgegenüberdem-durchs seine Devisen-usndEinfsuihrbsestims mnngen -bessergestellten Reiche befinde.DieStellung, diePolen inansunft imHande«lsssv·erskehrgegenüber Deutschland ein-zuneh- men haben werde,lassesich des-halbunter folgendenGesichtss- Punktenssestlegen
»Was wird Polen früher oder später tun
müssen ? Die Bezahlung der Ein- und Ausfuhr nach
Deutschland muBgegenüber derUnsicherheit, obsichfürdiese Ausfuhr imReiche Gelder werden aufbringen lassen, sicher- gestellt werden. Vielmehr sogar — infolgedervölligenSicher-
heit— daBsich zu100Z dort keine Gelder fürdiese Aus-
fuhrfinden werden. Schon jetztisteseine allgemein bekannte Tatsache, daB eine ganze Reihe unserer Exportzweige nach Deutschland beiden deutschen Importeuren, denen keine ent- sprechenden Devisenmengen zuerteilt wurden, eingefrorene Forderungen haben.
Das natürliche Ergebnis muB daher eine zunehmende Vor- sicht unserer Exporteure gegen sdieFortführung einer solchen
.Ausfuhr sein, wenn nicht unter der Bedingung, daB dieBe- zahlung von vornherein sichergestellt ist.Dajedoch beider heutigen Lage eine derartige absolute Garantie zu erlangen unerhört schwierig ist,wir-d diepolnische Ausfuhr nach idem Reiche langsam abnehmen. Welches die Folgen davon sein werden, istleichtverstänsdlich Aus einem Artikel inder ,,Po-lskaGospodarcza« geht hervor, daBseit Beendigung des Zollkrieges imMärz dieses Jahres dieAusfuhr aussdemReiche nachPolen von Monat zuMonat gröBer wird und inderZeit
vom Februar bisJuni schon um rund 60Zzugenommen hat.
Wenn jetzt unsere Ausfuhr nach dem Reiche infolge derDe- v.isensunsicherheit geringer wer-den sollte, werden wir indas zweite Extrem verfallen: Ineine passive Handelsbilanz mit dem Reiche, was füruns völligunmöglich ist«
Es entsteht daher die Frage, was kann Polen
bei- seiner ganzen «Bereitschaft, die Bezah-
lung seiner Ausfuhr nach dem Reiche sicher-
Zustellen, nicht tun? Sokann es,was sicher ist,sich
nie aufeine solche Lösung des Problems einlassen, wonach der offizielle deutsch-polnische Warenverkehr auf das Ver- hältnis von 1:1gebracht würde. Mitanderen Worten, es kann sich zu keinerlei Warenclearing mit dem Deutschen Reiche verstehen. Diese Einstellung liegt inder Gesamtge- staltung unserer augenblicklichen Handelspolitik, dieum jeden Preis bestrebt sein mulZ,eine aktive Handelsbilanz als Grund- lage der Gesamtwirtschaftspolitik unseres Staates in der augenblicklichen Krisenzeit zuerhalten. Man muB darüber im
«Klaren sein,daBPolen mitkeinem Staate ein Clearingabkom—
men hat undnicht haben kann,allein deshalb, weil es keine Politik derEinschränkung imDevisenverkehr führt undsomit keine Möglichkeit besitzt, den GeldabfluB aus demLande so zuregulieren, wie dies zum Beispiel das Deutsche Reich und andere Länder tun.Deshalb muB Polen eine Politik dervoll-
kommen offenen Ausgleichung der B-ilanzsalden, wie sie im
Warenverkehr mitdeneinzelnen Ländern entstehen oder ent- stehen können«, führen·Polen könnte sich imHöchstfalle wahr-
scheinlich auf einen Ausgleich der Zahlungs-
bilanzen jsm Verhältnis zu den einzelnen
Staaten einlassen, aber nur unter derBedingung, dalZ
sich alleihre Gläubiger, das sind diejenigen Staaten, dieihm gegenüber eine aktive Kapitalbilanz haben, damit einverstan- den erklären. ImAugenblick ist daher eine Ausgleichung der Handelsumsätze nur durch Polen allein undenkbar·
Was bleibt also übrig? Entweder eine Devisenzuteilung von Seiten desReiches fürdieEinfuhr aus Polen—— was, wie bisher, keine Aussicht aufDurchführung hat,oder ...-einVer- rechnungsabkommen mit offener Devisentransferierung, wobei dertatsächliche Transfer von dereinen oderderanderen Seite von der Gestaltung der gegenseitigen Umsätze abhängen würde. Unseres Erachtens ist das dieeinzige Möglichkeit,das Problem des deutsch-polnischen Warenaustausches positiv zu lösen.
Ein solches Verrechnungsabkommen — nach dem Vorbilde derjenigen, wie sie das Deutsche Reich mit seinen andern Gläubigerländern, denen gegenüber es eine aktive Handels- bilanz hat,abgeschlossen hat,würde inder Tat den Verhält- nissen entsprechen, wie sie imAugenblick inwirtschaftlicher Hinsicht zwischen Polen unddemDeutschen Reiche bestehen.
Wenn Polen einsolches Verrechnungsabkommen fordern wird,
wird es denDeutschen unerhört schwer fallen, dies abzu-
lehnen. Polen steht, objektiv gesehen, devjssenmäBig dem Reiche gegenüber indemselben Verhältnis, wie alleübrigen Staaten, mitdenen das Reich solche Abkommen getroffen hat.
DerUnterschied istkeinformeller, sondern einrein faktischer:
es istder,daBdas Deutsche Reich gegenüber diesen Staaten aktive, Polen gegenüber eine passive Handelsbilanz lobsgleich der Passisvsasldo ständig geringer wird) hat. Mit welchen Argumenten wird dasDeutsche Reich denAbschlulz eines sol- chen Abkommens mit Polen ablehnen, wo alle objektiv for- smalenBedingungen füreinsolches Abkommen gegeben sind?«
Bei diesemStand der Dingeseiesvsoin entscheidenderBe- deutung,isnwsjerwesitdiepolitischen Vertreter lbeidenaugenblick- lichen Verhandlungen dieinWarschaugeführtwerden,aus diese
"-roichrtsigenMomente cRliicksichslneed-men Eis handle sich daher,so- weit bekannt, inerster LinieumdieFragederzusätzlichsenland- wirtschaftlichen EinsuhrausåPol-ennasch«Deutsch-band »Daüberdie Devisen-fragenicht gesprochen werde,dürfeangenommen werden, daß dies-e-be·"ziiig·-lrichder landwirtschaftlich-enProdukte impolni- schenSinne geregeltsei. Esmusseaiderdavor gewarnt werden, daßvon deutscher Seit-eeinUnterschiedgemacht werde zwischen derEinsubr ,,mik sichererViezashsludn-g«undderEinfuhr,,m-itnicht sichererBiedzsahslusng«,idievon denpsolinischenWaren denweitaus größeren Dei-l aus-macheVon größterWichtigkeitseiesdaher, daß Polen eine «100prozentiigieBezahlungall-erseine-rnachdem Reicheausgeführten Waren zugesichertbekomme,und nicht, daß nur dieAsgrarprosduksteein-eAu"s-nsahsrniestelslu.n-geinnehmen
L,Kurjer Warszaws.ki« 22. Juni 1934z ,,Gazeta Polska"
8.8.·19s34-;,,przesg1ad Gospodakczy«,Heft 1s5,1.8.19s34.l
DieLeinenproduction inPolen.
Stärker alsinanderen Staaten wird inPolenseit einig-er Zeit fürdasTragenvon LeineniwtäscheundLeinenskleidung durchum-
fangreich-eReklame geiwsorbemDurcheinen verstärkten Verbrauch hofftman, nichtnur denFlachsanbausenden Land-mitten, sondern inbesonderem Masze auchderärmlichenH-ei.msindustriezuhelfen.
DenpolnischenPre«sse-äu«fzerungennachzuurteilen, hat »diesePro- paganda zunehmendenErfolg. In Warschauwurde zusdiesem Zweckvor skiurzemeine griosszeAusstellungfür polnisschies Leinen veranstaltet Unter denrTitel»Vonnun anherrsche beiunspol- itisches Leinen-« bracht-e die»Pols«k-aZachodni-a»«vom m.6.
dieses Jahres-einen Berichtdes stellvertretenden Vorsitzendender ,,GesellschaftzUTFörderungder Volks-Heismindustrie«inKallio- wjtz, Dr. Kipta, überdieseerfolgreicheAnsstellung.
,,InWarschau kann man sowohl aufder Leinenausstellung
wie auch imStraBenbild eine gesunde Bewegung und Wen-
dung der Gesellschaft zum Leinen hin feststellen. Man sieht Leinen aufSchritt und Tritt. Jede Frau,dieaufsich hält,die denAnspruch erhebt, modern gekleidet zusein,wird Mantel, Kleid oder Hutoder gar Schirme aus Leinen tragen. Führend
inder Warschauer Mode und auffallend durch ihren guten
Geschmack ist dieGattin des Ministers Beck,diegroBe Mei- sterin inderLeineniprospaganda.«
Einen Eindruck-dasvion,was alles aus Leinen gemacht wer-den kann, angefangenvon dereinsachenSport- undK-ind«erklseidung, TischtsüchernbiszuderKleidungErwachgssenerundselbstzu« Kir- ch-enge-wsändernoder garProzessionsfahnen, hab-e dieebenstatt- gefundene großartigecWer-beschauvermittelt Durchvierstärkte Leinenproduktioin kenn-ten,besondersindenöstlichsenGebieten, zahlreiche,vor allemF rauenhiändebeschlästigtwerden.
»DasWlilna-Gebiet, Polesien und das südliche Kleinpolen, dassind dieLejsnengebjete, diediesen Trieb Polens zum Leinen hin als grolze Erleichterung inihrer schweren Lage ver- spüren.«
In diesemZusammenhang isteine Pressssensostizim,,K-urjer Gospodarc zy« beachtenswert, dievon der ansetsriebnaihme einer neuen LeinenprodusktionsstätteinPolenberichtet.Eshan- delt sichum dieLeinenssPinnereiinKriosino, deren Erzeugnisse schonlangevor demKriege berühmtwaren, unddiezuBeginn desKrieg-es still-gelegt werden msufzte ErstimJashre1924 wurde einKonsortiuimgegründet, dasamgleichenOrtesein-eneue Leinen- spiinniereimsit1500 Spindeln au·s«lba-u-t«e,dieIjedochsnichtinBe- trieb genommen werden konnte. Rachcdeim dieSpinne-rei 1-9«3.2in dieHändepolnischerBanksen übergegangenwar, habeTJZBeine Reihe von interessierten Industriellen eine Aktiengesellschaftge- gründet, dieindserFolgedieF abrik mitallenEinrichtungen er-—
worden undbereits imMärz1i9684 insBetrieb gesetzt habe.
»ZurZeitarbeiten bereits alleMaschinen undsogar inzwei Schichten. InKürze solleinevollständige Inbsetriebsetzung er- folgen, wobei diejährliche Produktion rund 6000100 kgLeinen undPackgarn betragen sollbeieiner Belegschaft von 4o040Ar- beitern. Die-Aktien »der Firma befinden sich inHänden der grölzten inländischen !Baumwollfirma, und zwar derVereinig- ten Werke von Scheibler öcGrohmann sowie der gleichfalls bekannten Textilfirma Kejlin öcReichenbaum.«
[,,Polsk«aZachodnia« vom 10. 6.14934;,,Kurjer Gospo- darczy«2s1-. 6-.1934.1
q.
Miitder Frage nach derRolle,diedas Leinen inderpol- UskschenWirtschaftsftruktur spielt,ibznv.zuspielensbefähsigtist, besaßksicheinevor kurzemvon zwei Autsoren Geinrich Aiianows siinundLudwig Bei-ger)inKraskau herausgegebeneSchrift,die inder»GUz-esk1aPsolskas«vom 1I1«8.dieses Jahres eingehendbe-
sprochenwurde. .
DiseVerfassergehenvon idenbei-densichinBezugausdie VsesdseUkUUgderLeinenprodsusktiongegenüberstehen-denAnschauun- genasu-s, wobei dieVertreter dereinen gerader »Mitreligiöser Andacht« MI· dies ProblemhieraingeheminihreineNationalfrage sehenwollen, während die anderen sie basgatelilisierenZudiesen
Ost letzteren zählenvorallemdieanderBaumwoll- undJustxeindustrie Beteiligten Diese beiden Richtungenhaben bereits 1960eine lebs- haftepusblizistische Aktion unternommen, dieschließlichzudem- swsiedieVerfasseresnennen, »Leinenkrieg« geführt hat. Aufder ein-senSeite stehedie,,G-eselslischaftzurFörderungpolnischenLei- nens«inWilna mitihren Anhängern,dieinderFolgesein,,Lei- nenkomikee« beimPräsidiumdesMinisterrates gegründet habe undderen Forderung dahingehe, dasz zwecksUnterstützungder inländischenRohsstofsfprosduktiondsieEinfuhrvon Baumwolle,Jute undanderen RohsstoffemdiedemLeinen Konkurrenz machen,mit Zoll belegtwerden solle.
Gegner dieser Tendenz»undVerteidigeridserBaumwollindustrie seivoralle-mdieIndustrie-undHaindelskammer inL6d2.
»Die geführte Diskussion zeigte jedoch einerseits, daBder Flachs eine Pflanze ist,deren verstärkter Anbau inunserer Landwirtschaft zur Bsehebung der Arbeitslosigkeit und der Krkse aufdem Lande beitragen kann, weil ,,imDurchschnitt
der Anbau und dieVerarbeitung des Flachsstrohes jeha70
Arbeitstage mehr beansprucht als beispielsweise der Anbau von Getreide,« undausserdem löstdieMöglichkeit,dieLeinen- produkte früher zu Geldzumachen, gleichzeitig »dasProblem der zeitmäBig rationelleren Verteilung der Geldeinnahmen auf demLande« SchlsieBlich bestehen auch berechtigte Aussichten, denExport derLeinenerzeugnisse insAusland zusteigern. Auf deranderen Seite haben dieGegner einer allzu überheblichen Einschätzung des Leinenproblems dieAufmerksamkeit auffol- gende vier schwtache Punkte dieser Frage gelenkt; es sind dies: a)das Fehlen technischer Einrichtungen zur Leinenver—
arsbeitung, b)dasFehlen von Qualitätsleinen inPolen, c)der allzuhohe PreisfürLeinenprodukte, d)dieVernichtungsgefahr fürdieindenbisherigen Spinnerei- undWebereieinrichtungen inPolen angelegten Kapitalien.«
DieVerfasserderbesprochen-enSchriftseienderAnsicht, daß
»dieerhsobenen Vorwürfe wohlteilweise berechtigt, sie aber trotz- dem-siüirdieEntwicklungderLeinenindustrie inPolen nichtge- fährlich seienundauchderen wirtschaftlicheBedeutungnichtver- ri-ngerten. Vielmehr sklönnediese nach Beseitigung einiger struk- tureller Mängel diespolnischenLeinenhandels— wiediefehlende StandarxdisierungundderVerkan derLeinenprodukteandieAb- satzmärskstein-primitiivernZustande— sowie nachentsprechender SchulungderF lachsasnibauer bedeutend erhöht werden. Besonders
»diefranzösischenSpinneresieninderGegendvon Lilleseien willige Abnehmer polnischen Leinens,idasiean derVer-ar«beitung25bis 50ZdesEinskausssipreisessverdienten.
Auch das Argument daßdieLeinenerzeugsnisse unverhältnis- mäßigteuer seien,treffenichtzu,danach AngabenderBank Rloslny beiMassenabsatzdiePreise sür»dieLeinenprodukite nur um15bis440Zhöher seien alsfürdiegleichartigen Baumwoll- erzeu-gnisse. Vonein-er VernichtungderinderBaumwollsspinnerei investierten Kapitalien könne einstweilenschonwegen des Um- fanges derjungenLein-eni.ndu:st-riiekein-eRede sein. Im übrigen aber bestünden selbst für dasfast unbearsbeitete Leinen aufden ausländischen Märkten guteAbsatzmöglichkeiten,»dienur mangels vorhandener exportstähigerWaren inderZeitderLeinenkonjunikk turdesJahr-es’1l96(3nichtentsprechendausgenutztwerd-enkonnten.
»DieEntwicklung des Leinansbaues untergräbt also,nach Ansicht der Verfasser, überhaupt keinen Zweig unserer Indu- strie, sondern kann imGegenteil inbedeuten-dem MaBezur Stärkung derTextilindustrie inPolen beitragen, indem siesich aufinländische Rohstosffe stützt. Der Leinanbau inPolen ist einstweilen noch indem Entwicklungsstadium das esnotwen- dig macht, ihm dieArbeitsrichtung vorzuschreiben und ihm Schutz undHilfe zugewähren. lDes-halb ist»die Unterstützung der Initiative fürdenLeinanbau imInteresse des Staates ge- boten« Beieingehen-der Ausarbeitung eines Vorschlages hier- fürbemerken dieVerfasser jedoch, daB»die Vermittlungsaktion imInteresse despolnischen Leinens nur inderForm desvor- übergehenden Protektioinismus’, sder die Entwicklung des Flachsanbaues undseiner Verarbeitung inPolen inder Zeit seiner wirtschaftlichen Gesundung schützt undpflegt,gerecht- fertigt werden kann.« DieVerfasser wenden sich gegen eine