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Glückauf, Jg. 65, No. 34

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GLÜCKAUF

Berg- und Hüttenmännische Zeitschrift

Nr. 34 24. August 1929 65. Jahrg.

Die Bruchfaltentektonik des K reidedeckgebirges im nordwestlichen Teil des rheinisch-westfälischen Steinkohlenbeckens1.

V o n Dr. H. B r e d d i n , P r iv a td o z e n t an der T e c h n is c h e n H o c h s c h u le in Aachen.

H ierzu die T afel 3.

Die O berkreideschichten des rh e in isch -w estfä li­

schen Bezirks bilden im allgem einen eine u n te r ganz flachen Winkeln g leichm äßig nach N o rd e n einfallende Schichtenplatte. Infolge dessen nim m t die M ächtigkeit des Kreidedeckgebirges in dieser R ic h tu n g s tändig zu, so daß im Innern des M iinsterschen Beckens das Steinkohlengebirge e rst in T iefe n e rre ic h t wird, die dem Bergbau w ohl im m er u n z u g ä n g lic h bleiben werden.

Die Schrägstellung d er K reideschichten ist das Ergebnis tektonischer B ew e g u n g en in d er N a c h ­ kreidezeit, die zu einer H e r a u s h e b u n g des G e b irg es im Süden g efü h rt haben. W ä h r e n d die K reide­

schichten am S üdrande des M ü n ste rsc h e n K reide­

beckens nur sch räg g estellt w o rd e n sind, sind sie am Ost- und N ordostra nde, im G ebiete des E g g e g e b irg e s und des T eu to b u rg e r W a ld e s, s tä r k e r au f gebogen, vielfach sogar überkippt. Der W e s tr a n d des Beckens von Münster, über dessen A ufbau n e u e rd in g s die Arbeiten von B e n t z 2 n ä h e r u n t e rr ic h te t haben, ist größtenteils u nter T ertiä r- und Diluvialschichten v er­

borgen. Auch hier ist die T e k to n ik w esentlich leb­

hafter als am S üdrande des Beckens.

Ifi Es bedarf keiner n äh e rn B e g rü n d u n g , daß das Münstersche Kreidebecken eine tek tonische Einheit darstellt und daß die S ch rä g s te llu n g e n , A ufbiegungen und Überkippungen an seinen R än d e rn durch einen js* einheitlichen tektonischen V o rg a n g in derselben tektonischen B ew e g u n g sp h ase en tsta n d e n sind. Das Alter dieses B ew e g u n g sab sch n itts im geolo g isch e n Zeitschema läßt sich ziemlich g e n a u angeben. Die jj[- unter- und obersenonen Schichten im Inne rn des Beckens sind von der g ro ß e n E in m u ld u n g in gleicher Weise wie die w eiter nach den R ändern zu a u s ­ streichenden Turon- und C e n o m a n a b la g e ru n g e n be­

troffen worden. Die B ew e g u n g en m üssen also jü n g e r l'"'' als die O bersenonschichten sein. A nd e rseits sind sie älter als die A b lagerungen des m arinen O lig o zän s, die bei Wesel, H am born und D u is b u rg über den Rand des Kreidebeckens d is k o rd a n t überg reife n . Sie müssen auch bereits vor d er A b la g e ru n g des D aniens und Paläozäns im N ie de rrhe inge bie t e in g e tre te n sein, denn diese Schichten üb erla g ern T ria s- u n d O b e rk a rb o n -

£ schichten, die der Kernzone einer g ro ß e n laram ischen Aufsattelung an gehören. Diese d u rc h z ie h t d a s Nieder-

1 Stark e rw e ite rte u n d e rg ä n z te W ie d e r g a b e d e s a u f d e r K o h le n ta g u n g er Deutschen G eo lo g isch en G e se lls c h a ft in B o ch u m g e h a lte n e n V o rtr a g e s , O luckauf 1929, S. 833.

h ii- " ? e n , z : O b e r d a s M eso z o ik u m u n d d e n G e b ir g s b a u im p re u ß is c h - ... holländischen G re n z g e b ie t, Z . G e o l. G e s. 1926, S. 381; O r o g e n e u n d e p iro - gene B ew egungen im p re u ß is c h - h o llä n d is c h e n G r e n z g e b ie t, S itz u n g s b e r.

u e o l. Landesanst. 1927, H . 2, S. 93.

rheingebiet von S üden nach N o rd e n u n d trennt, wie Abb. 1 zeigt, d a s K reidegebiet von M ü n s te r von dem S üdhollands u n d Belgiens.

W e n n das M ünstersc he Kreidebecken als te k to n i­

sches T iefg e b iet in d er Zeit zwischen dem O be rsen o n und dem ältesten T e r tiä r e n tstan d e n ist, so m uß seine B ildung mit d e r lara m isc h en O ro g e n e s e S t i l l e s

T e r t iä r t \' ^ AH’rp/de l " ! Tr iss u Zechslein

A bb. 1. V e r b r e itu n g der Tertiär-,

O b erkreide- und Z e c h s te i n -T r ia s - S c h ic h te n im U n t e r g r ü n d e d e s N i e d e r r h e i n g e b i e t e s .

zusammenfallen, einer der b e d e u te n d s te n tektonischen B e w e g u n g sp h a se n im sa xonische n F a ltu n g s g e b ie t N o rd d e u ts c h la n d s .

Die von B a r t l i n g bearbeiteten B lätte r D o r t ­

m und, Soest, M ü n s te r und W a r e n d o r f d e r von

der P re u ß is c h e n G e o lo g isc h e n L a n d e sa n sta lt h e r a u s ­

gege benen T ie f b o h r k a r t e des n ie derrheinisch-w est-

fälischen S teinkohlenbeckens lassen die re g elm äß ig e

S c h rä g ste llu n g d e r K reideschichten k lar e rkennen.

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1158 G l ü c k a u f Nr. 34

A nders liegen die V erhältnisse im N ordw estteil

des K ohlengebietes, d er nach Südosten etwa durch die Linie H a lte rn R e c k l i n g h a u s e n - H o r s t - O s t e r f e l d - R u h ro rt b e g ren zt wird. Schon lange w ar im Schrift­

tum von einer u n re g e lm ä ß ig e n L ag e ru n g der Kreide­

schichten in dieser G e gend, von starken Verschieden­

heiten in d er H ö h e n la g e d er M ergelunterfläche die Rede, jedoch h a t L ö s c h e r als e rste r auf das Vor­

h an d e n sein einer r e g e l r e c h t e n S a t t e l - u n d M u l ­ d e n t e k t o n i k in d e r K r e i d e d e s u n t e r n L i p p e ­ g e b i e t e s h in g e w ie s e n 1. Er beobachtete bei Bottrop und im u n te rn Lippegebiet in m eh re ren Aufschlüssen ein westliches o d e r südw estliches Einfallen der Kreideschichten und schloß d arau s auf das V or­

handensein von Sätteln und M ulden in den Kreide­

schichten dieses Gebietes, die in nordwestlicher R ichtung verlaufen. Bei d er vom Verfasser 1928 a u s g e fü h rte n A ufnahm e des Blattes Bottrop fü r die geolo g isch e Spezialkarte von P reußen stellten sich Verhältnisse heraus, w elche die Schlußfolgerungen Löschers d u rc h au s bestätigten.

Die Senonschichten sind hier durch eine deutlich ausgebildete s t ra tig ra p h is c h e G renze in eine untere, etwa 10Ü m m ächtige, sandige Abteilung (B ottroper San d e) und einen a n n ä h e rn d ebenso mächtigen obern m ergeligen Abschnitt ( B o ttro p e r M ergel) gegliedert.

Die G re n ze dieser beiden Schichtfolgen hatte im Süden den norm alen, a n n ä h e rn d ostwestlichen Ver­

lauf, nördlich von B o ttro p g in g aber ihr Streichen in die N o rd sü d r ic h tu n g über, um südlich von Kirch- hellen schließlich in eine f a s t ostwestliche Richtung umzubiegen. G renze und Schichten mußten also nördlich von B o ttrop nach W esten, bei Kirchhellen so g a r nach Süden einfallen (Abb. 2). Diese Beobach­

tungen konnten nicht ande rs ged e u te t werden als durch die A nnahm e einer w eitgespannten Mulde mit um laufendem Streichen im Gebiet nordwestlich von B ottrop, auf die nach N o rd o ste n hin, bei Gladbeck und Kirchhellen, eine A u fsattelung folgte. Auch aus

Abb. 2. V e r b r e itu n g der Kreidestufen

an der T a g e s o b e r f l ä c h e in der G e g e n d von Qladbeck und B o ttro p (D ilu viu m abgedeckt).

den B ohr- und S chachtprofilen g in g unzweideutig hervor, daß das K reidedeckgebirge in dieser G egend nicht nach N orden, s o n d ern nach W esten an M ächtig­

keit zunimmt. Somit w u rd e klar, daß sich das regel-

1 V o r tr a g a u f d e r H a u p tv e r s a m m lu n g d e s N ie d e rrh e in isc h e n g e o lo ­ g is c h e n V e re in s in B ie lefeld 1928.

m äßige N o rd fa lle n d e r K reideschichten nicht bis in den S üdw estzipfel des M ü n s te rs c h e n Kreidebeckens fortse tz te, son d ern d aß h ier mit än d e rn tektonischen V erhältnissen zu rechnen war.

Zur K lärung d e r L ag erungsverhältnisse der Kreideschichten g e h t m an am besten nicht von den spärlichen A ufschlüssen d e r T agesoberfläche aus, s o n d ern benutzt die Schichtenverzeichnisse der über­

aus zahlreichen B o h ru n g e n und Schächte. Da die g u t kenntliche U n te rflä c h e des Kreidegebirges in den B ohrverzeichnissen zuve rlässig angegeben ist, kann m an ihre Lage u n te r N o rm a ln u ll in Form einer H ö h e n k u rv e n k a r te d arste lle n. Dies ist auf der Tafel 3 versucht w orden. Die D a r s t e llu n g s a r t ist dieselbe wie die auf B artlings T ie fb o h r k a rte des östlichen S teinkohlengebietes a n g e w a n d te , nämlich Höhen­

linien von 50 m Abstand. D a die durch die Abrasion des M eeres en ts ta n d e n e A uflagerungsfläche des C en o m an s ehem als a n n ä h e rn d eine Ebene gewesen sein m uß, lassen sich an ihrem heutigen Verlauf alle tektonischen V erbiegungen, A ufsattelungen und Ver­

w e rfungen ablesen, die das G e b ie t seitdem betroffen haben. E tw as beein träch tig t w ird die Genauigkeit einer solchen D a rs te llu n g n u r dadurch, daß die A u fla g cru n g sflä ch e d e r Kreide zahlreiche Uneben­

heiten aufweist. So ra g en , wie m an aus den Auf­

schlüssen d er Zechen u n te r ta g e weiß, Sandsteinlagen des P ro d u k tiv en K arbons geleg e n tlich bis 10 oder 15 m über die n o rm ale O b e rflä c h e des alten Ge­

birges hinaus. Auch u n re g e lm ä ß ig e Auswaschungen kom m en nicht selten vor, wie die von manchen Mark- scheidereien a n g e fe r tig te n >Mergelkarten« deutlich erkennen lassen. Im g anz en m uß m an dam it rechnen, daß die G re nzfläche p rim äre Höhenunterschiede bis zu 20 m aufw eist u n d die D a rstellu n g um diesen B etrag u n g e n a u ist. Kleinere Verwürfe, die nicht m ehr als 2 0 - 3 0 m V erw u rfsw eite aufweisen, lassen sich also mit H ilfe dieses V erfahrens nicht sicher feststellen.

Da sich bei d e r K o n stru k tio n s a rb e it herausstellte, daß die S tö ru n g en d er Zechstein-Trias-Schichten zu denen d er O b e rk re id e in den alleren g sten Beziehungen stehen, w u rd e versucht, auch diese in ähnlicher Weise zur D a rs tellu n g zu b ringen. W ä h r e n d die Konstruk­

tion f ü r die Kreide von d e r T iefenlage der Kreide­

un terflä ch e u n te r NN au sg e h t, die den Mächtigkeits­

w e rten d er K reideschichten u n te r N N entsprechen, ist fü r die Zechstein-Trias-Schichten die absolute M ächtigkeit als D a r s t e llu n g s g r u n d la g e genommen w o rd e n (Tafel 3 sow ie die Abb. 3 und 8).

Die beiden K o n s tru k tio n en ergänzen sich in der W eise, daß sich die eine du rc h die andere nach­

p rüfen läßt. Die au f d e r Karte

verzeichneten

S tö ru n g e n sind zum g r ö ß t e n Teil doppelt nach­

gew iesen w o rd e n , das eine Mal in der Kreide, das ande re Mal in d er T rias. D a d u rc h wird die

Sicherheit

d er K o nstruktion g an z erheblich gesteigert. Nichts­

d e sto w e n ig e r lassen die B ohrungen in vielen Ge­

bieten einen w eiten Spielraum f ü r eine etwas andere A u ffassu n g im einzelnen. Die Hauptlinien der T ektonik, die g ro ß e n H och- u n d Tiefgebiete und die V erw ürfe an den H a u p ts tö r u n g e n können jedoch kaum in w esentlich a n d e r e r W eise

d a r g e s t e l l t

werden.

Die A ngaben ü ber den Verlauf der

Störungen

beziehen sich in allen F ällen au f die

U n t e r f l ä c h e

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Abb. 3.TektonischeÜbersichtskartedes Kreidedeckgebirges im Nordwestteildes Ruhrkohlengebietes.

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1160 G l ü c k a u f Nr. 34

des Kreidem ergels. D er Ausstrich übertage ist,

nam entlich im N o rd e n , wo die Kreideschichten m ächtiger sind, je nach dem Einfallen der S törung o ft m eh re re 100 m seitlich zu suchen.

Die G ru n d la g e d er H ö h e nlinienka rte bildet ganz überw iegend eine vorzügliche Z usam m enstellung der Bohr- und S chach ta n lag ep u n k te auf M eßtischblatt­

p au se n mit den A n g a b e n ü b e r die M ergel- und Z e c h ste in u n te rflä c h e und den V erlauf d e r S tö ru n g e n , die von B erg- und V e r m e s s u n g s ­ rat B r ü c k beim O b e r b e r g a m t D o r t m u n d e n tw o r fe n und d e r G e o ­ lo g isch en L a n d e s a n s ta lt zu r V e r­

f ü g u n g g estellt w o r d e n ist. Die N a m e n d e r H o r s t e und G rä b e n s ow ie d e r S tö r u n g e n sind mit den B eze ichnungen in E in k lan g g e ­ b ra c h t w o rd e n , die Dr. K u k u k auf sein er in A rb e it befindlichen te k to n is c h e n Ü b e rsic h tsk a rte des R u h rk o h le n g e b ie te s im M a ß s ta b 1 : 7 5 000 v e rw e n d e t. Eine Reihe a n d e r e r w e rtv o lle r A n g a b en ü b e r die T iefe n lag e d e r K a r b o n o b e r ­ fläche, ü b e r den V erlauf von S tö ­ ru n g e n usw. v erd a n k e ich den B e­

am ten d e r in F r a g e k o m m en d en Zechen, im b e s o n d e rn O b e r m a r k ­ sche ide r M u r m a n n in H a m b o r n und M a r k sc h e id e r M a h r e n h o l t z in W e ste rh o lt.

D i e B r u c h f a l t e n t e k t o n i k d e r K r e i d e s c h i c h t e n .

Die H ö h e n lin ie n d a rs te llu n g d e r U nterfläche des K reidem ergels (T a fel 3) bietet ein w esentlich a n d e re s Bild als die B ä rtlingsche T i e f b o h r k a r te im Ostteil des K ohlengebietes. Flache H och- und T iefge biete, Sättel und Mulden, G rä b e n und H o rste , die von N o r d ­ w e ste n nach S ü d o ste n verlaufen, h eb e n sich deutlich ab. Noch k lare r läßt die H ö h e n sc h ic h te n ­ d a r s te llu n g (Abb. 3) die W e lle n ­ te k to n ik d e r K reideschichten e r ­ kennen. W ä h r e n d das Streichen d e r H och- und Tiefgebiete, die im folg en d e n d e r E infachheit w egen im allgem einen als Sättel und M ulden bezeichnet w e rd en , im N ordteil des G e b ie te s a u s g e ­ s p ro c h e n herzynisch ist ( W N W - O SO , die R ic h tu n g des T e u t o ­ b u r g e r W aldes), h e r r s c h t im Süden

ein m ehr n o rd n o rd w e stlic h e r Verlauf vor, der sich vollständig d e r R ichtung d er großen Q u e r ­ v erw erfungen des S te inkohlengebirges angepaßt hat.

D e r R a e s f e l d e r K r e i d e h o r s t .

D er U n te r g ru n d d er G e g e n d zwischen Lembeck und R aesfeld, D orsten und Schermbeck ist durch zahlreiche, nam entlich die Augustus- und die L o th ­ rin g e n -B o h ru n g e n , deren A nsatzpunkte über das

ganze G ebiet v e rstre u t liegen, g u t bekannt1.

Östlich

von Raesfeld fallen die Kreideschichten, wie die H ö h e n lin ien k a rten erkennen lassen, ziemlich

flach

u n d zw ar im allgem einen nach O ste n hin ein. Die M ächtigkeit u n te r N N s te ig t allm ählich von 370 m bei Raesfeld ( B o h r u n g A lfred 15) bis auf 686 m in d er B o h ru n g L o th rin g en 16 nordwestlich von

T e k to n ik d e s D e c k g e b i r g e s z w i s c h e n D o rsten und R a esfeld nö rd lich der Lippe.

Lembeck (Abb. 4). Im östlichen Teil dieser Scholle kann m an aus dem V erlauf der Höhenlinien flache W e llu n g e n h erau sles en , die annähernd ¡n herzynischer R ichtung zu verlaufen scheinen. Süd­

lich einer o stsü d ö s tlic h verla u fen d e n Linie liegt die

1 v g l. ü b e r d ie se s G e b ie t a u c h K r u s c h : B e itra g z u r Geologie des B eck en s v o n M ü n ste r m it b e s o n d e r e r B e rü c k s ic h tig u n g d e r Tiefbohrauf- sc h lü s s e n ö rd lic h d e r L ip p e im F ü rstlic h S alm -S alm schen Regalgebiet, Z.

G e o l. G e s. 1909, S. 230, s o w ie B a r t l i n g : D ie E rg e b n iss e d e r neuern Tief­

b o h ru n g e n n ö rd lic h d e r L ip p e im F ü rstlic h Salm S alm schen B e rg re g a l­

g e b ie t, G lü c k a u f 1909, S. 1173.

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¿so— d er K ieidesch ic/tfen [u n terN ü ) L - L otbringen -B o h ru n g en Zah/c/er Oberkreide -Schichten/unter NN),

*oo~~der Z ech sfein -T ria s-S ch ich ten untereZahtc/er Zechstein-Trias-Schichten

S W M a rter tfr e id e s a tte t W u t/en er tfre /d e m u /d e B a e s fe td e r tir e id e h o r s t

^ D orsten e r Trias h ö r s t tla rte r Trias graben h /u tfen er T r/a sh ö rst ß a e sfe td e r Tr/asg ra b e n

Ths. freuctenb e rg M ranHenftausinfndetn

NO

S t e i n- H o h / e n g e b i r g e ^

K re id e sc h ic h te n IBlillHll Z e c h s te in u n d T ria s

Abb. 4.

(5)

um 1 0 0 - 2 0 0 m. Da sich an d ieser Linie auch die Mächtigkeit der u n te r l a g e r n d e n Zechstein-Trias- Schichten erheblich ändert, und zw ar in e n t g e g e n ­ gesetztem Sinne wie die d er K reideschichten, kann es sich nur um eine S tö rungslinie h andeln. Sie sei, da sie an der O rtsc h aft R hade vorbeiläuft, als R h a d e r S t ö r u n g bezeichnet. Auch im O s ten muß die Scholle von Raesfeld von einer S tö r u n g b egrenzt sein, denn auch hier nim m t längs einer bestim m ten, nordnordwestlich g erichteten Linie die M ächtigkeit der Kreide stark zu (zwischen den B o h ru n g en L o th ­ ringen 11 und L othringen 9 z. B. au f 1500 m E n t ­ fernung um 246 m ). An derselb en Linie v e rrin g e rt sich die Mächtigkeit d e r Zechstein-Trias-Schichten um 200 -300 m; beide F o rm a tio n e n verh alten sich an der Störung also g e ra d e e n tg e g e n g e s e tz t. D e r­

artige M ächtigkeitsschw ankungen innerha lb bestim m ­ ter schmaler G e lä n d estreife n lassen sich au f keine andere Weise als durch S c h a u k e lb e w eg u n g e n an Störungen erklären (vgl. auch die w e iter folg en d e n Ausführungen), und d aher ist an z unehm en, daß die Scholle von Raesfeld nicht n u r im Süden, sondern auch im Osten von einer S tö ru n g b e g r e n z t wird.

Abb. 5. S ch e m a t isc h e s Profil ein er S t ö r u n g mit U m k e h r v e r w ü r f e n .

Da die Verwürfe, die die Z echstein-Trias-Schichten im Ruhrbezirk betroffen haben, a u sn a h m s lo s re g elrec h te Sprünge sind, die stets nach dem abgesu n k en en Gebirgsteil hin einfallen, ist als sicher anzunehm en, daß es sich bei den S tö ru n g e n in d e r T ria s der Raesfelder Gegend g leichfalls um S p r u n g v e r w e r f u n ­ gen handelt. Die K reideschichten sind ab e r an diesen Störungen in e n t g e g e n g e se tz te r R ich tu n g verw orfen (Abb. 4 und 5), so daß m an die g r o ß e n R a n d ­ störungen der R aesfelder Scholle f ü r die K reide­

schichten als Ü be rsch ieb u n g e n 1 a n se h en m uß ( R a e s ­ felder. Kreidehorst). Die an sich auch mögliche zweite Deutung des U m k e h r v e rw u r fe s , bei d e r man die Überschiebung in d e r T ria s als Ü berschiebung, die in der Kreide aber als S p ru n g au ffa s se n w ü rd e , steht mit den Beobachtungen über den V erschiebungssinn an den Störungen des D eck g eb irg e s, die m an in den besser aufgeschlossenen G e bie te n w e iter im Süden gemacht hat, so seh r im W id e r s p ru c h , daß sie ernst- haft nicht in F rag e k om m en kann.

fall 1, M a" Che F o rscller b e z e ic h n e n so lch e A u fsc h ie b u n g e n a n steil e in ­ art V e?i ®,° run.8s flächen a ls w id e rs in n ig e S p r ü n g e . D a a b e r d ie so ge- p rf <.en ° ersch ie b u n g e n d e s R u h rb e z irk s z w e ife llo s A u s w ir k u n g e n ein es

■t Su n^’Svor®’a n £ es s ' nt*’ Pa ®* d 'e e in fa c h e r e B e z e ic h n u n g » Ü b e rsc h ie b u n g

Südlich von d e r herzynisch streiche nden R h a d e r S tö ru n g ist die K reidem ergelunterfläche tief versenkt.

In d e r B o h ru n g A u g u stu s 14 liegt sie bei 780 m u nter NN. W ie die H öh e n lin ien k a rte e rkennen läßt, steigt sie jed o ch nach Süden bald w ied e r an und erreicht in d er G e g e n d von F o r s t h a u s F r e u d e n b e r g 450 m u n te r NN. D as la n g g estre ck te T iefgebiet der Kreide zwischen d e r R aesfelder Scholle und diesem H o c h g eb ict bei F o r s t h a u s F re u d e n b e r g (Abb. 3 u n d 4) sei W u lfe n e r K reidem ulde gen a n n t.

Diese bildet eine herzynisch streichende Ein- m uldung, die im N o rd e n durch die R h ad er S tö ru n g im Streichen b e g ren zt w ird ; sie w ä re d ah e r, g enau g enom m en, besser als eine H a lb m u ld e o d e r ein rtalb- g ra b e n zu bezeichnen. W ie sie sich nach N o rd w esten hin über E rle hinaus fortse tz t, ist unbekannt, d a aus dieser G e g e n d keine B o h ru n g e n m e h r vorliegen.

Nach O s te n hin scheint sie bereits w enig weit ö s t ­ lich von W u lfe n zu enden, ln d e r G e g e n d von L ip p ra m sd o rf und H a lte rn findet sich an Stelle des Raesfelder K re idehorstes u n d der W ulfener K re id e­

m ulde n u r noch eine au s g e d e h n te V e rflac hung des sonst re g e lm ä ß ig e n N o rd f a lle n s d e r Kreideschichten.

Mit dem V erschw inden d e r Zechstein- und Bunt- s a ndsteinschic hte n nach O sten längs d e r g ro ß e n S tö ru n g s z o n e d e r B lum e ntha ler H a u p tv e r w e r f u n g findet auch die u n ru h ig e H o rst- und G ra b en tek to n ik der K reideschichten ihr Ende.

D e r M a r l e r K r e i d e s a t t e l u n d s e i n Ü b e r g a n g in d e n M a r l e r K r e i d e h o r s t .

W ie die H ö h e n k u rv e n k a r te n e rkennen lassen, liegt die U n terfläch e des K reidedeckgebirges im Süden der G e gend um das F o r s t h a u s F r e u d e n b e r g w ied e r tiefer.

Sie sinkt von 450 m u n te r N N innerha lb eines von D o rs te n ü ber H o ls te rh a u s e n nach Schermbeck v er­

laufe nden S treifens w ieder auf 550 m u n te r NN u nd m e h r ( D o r s te n e r K re idem ulde). Zwischen die W u lfe n e r u n d die D o rs te n e r K reidem ulde schaltet sich also ein fla c h e r Sattel ein, d e r ein a u sg e sp ro c h e n herzynisches Streichen (W e s t n o r d w e s t ) erkennen läßt. Diese H e b u n g sa c h s e k a n n m an vom F o r s t h a u s F re u d e n b e rg an H a n d der B o h ru n g en ü ber H e rv e st bis in die G e g e n d von M arl u n d w e iter nach S ü d ­ osten verfolgen. Sie sei als M a r le r K reidesattel bezeichnet.

N o rd w es tlic h von D o rs te n scheint die flache A ufsa tte lu n g m it keiner S tö r u n g in B eziehung zu stehen, im b e s o n d e rn ist die Kreide an d er n o r d ö s t ­ lichen R a n d v e r w e rf u n g des D o rs te n e r (Z echstein- T ria s-) H o rs te s, d e r E w a ld -S tö ru n g , die am F o r s t h a u s F r e u d e n b e rg nördlich vorbei nach Üfte zu verläuft (Abb. 4), a nsc heinend nicht, je d e n fa lls nicht in erk en n b arem M aße v e rw o rfe n w o rd e n . Vielm ehr scheint hier die flache p o stk retaz isch e S a t t e l a u f w ö l ­ bung die g r o ß e n p rä k retaz isc h en V e rw e r fu n g e n im U n t e r g rü n d e d ia g o n a l zu überschneiden.

W e sen tlic h a n d e rs w e rd e n die V e rh ältn iss e nach

S üdoste n hin. Der bei F r e u d e n b e r g o f f e n b a r g a n z

re g elrec h t g e b a u te Sattel g e h t in einen a u s ­

g e s p ro c h e n e n S a tte lh o rs t über, d er an d en F la n k e n

d u rc h S tö ru n g e n b e g r e n z t w ird. Bereits n o rd ö stlic h

von D o rs te n bieg t d a s S treichen des g e h o b e n e n

S treifens, wie aus dem V erlauf d e r H ö h e n lin ie n d er

M e rg e lu n te rflä c h e deu tlich h e r v o r g e h t , aus d e r W est-

(6)

1162 G l ü c k a u f Nr . 34

M a rle r G e g e n d an d e r D e u te n e r S tö r u n g noch nicht zu Ende. Das H e b u n g sg e b ie t reicht hier vielmehr von d e r E w a ld -S tö ru n g bis zur B lu m e n th a ler Haupt­

v e rw e rfu n g im W e stte ile des F e ld e s der Zeche Auguste Victoria.

Die M e r g e l ü b e r s c h i e b u n g a n d e r B l u m e n ­ t h a l e r H a u p t v e r w e r f u n g ist vor J ah ren von der Zeche S c h l ä g e l u n d E i s e n aus durchfahren und im Sam m elw erk (S. 159) ein g eh e n d beschrieben w orden. Längs d e r g ro ß e n S tö rung, die mit 50-60°

nach W e ste n einfällt und an d e r die Steinkohlen- gebirgsschichten um etw a 800 m (in d e r Senkrechten

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//// _________ ______ L+- nordw est- in die N o rd w e stric h tu n g um. Die E w a l d - S t ö r u n g 1 w ird von hier ab zur B egrenzung des H e b ungsge bietes im Südw esten. Bei H ervest muß der Verwurf an dieser S tö ru n g nach den Ergebnissen der B o h ru n g en zu beiden Seiten etw a 5 0 - 7 0 m betragen.

Nach Süden scheint die V erw urfsw eite der Störung in d er Kreide allm ählich abzunehm en, so daß bereits in d er G e g e n d von P olsum bei Marl längs der Ewald- S tö ru n g kein n en n e n sw e rte r V erw urf m ehr anzutreffen sein dürfte. Da die S tö ru n g nach Osten einfällt, die K reideunterfläche aber im O sten höher liegt als im W e s te n der Störung, muß hier w ieder ein Rück- w ä rts v e rw u r f, eine Über- ^

s c h i e b u n g s b e w e g u n g , [ v o r sich g e g a n g e n sein, von gan z d e rs e lb e n Art, wie sie bereits von den S tö r u n g e n

in d er Kreide im N o rd e n ^¡i_ nerge/

d e r Lippe b e sc h rie b e n w o r ­ den ist.

Im N o r d o s t e n w ird die A u fs a tte lu n g zu n ä c h st von d e r D e u t e n e r S t ö r u n g b e g re n z t, die sich in den Z e c h s te in -T rias-Schichten auf b e d e u te n d e E n t f e r n u n ­ gen hin v erfolgen läßt. Sie zw eig t im Felde von S chlä­

gel und Eisen von d er B lu m e n th a le r H a u p ts tö ru n g ab; ihre V e rw u rf s w e ite im S te in k o h le n g e b irg e w ird h ier mit e tw a 100 m a n ­ g en o m m en . In d e r M a rle r G e g e n d b e g r e n z t sie den schm alen, auffallend weit nach Süden v o rs p rin g e n d en Trias grabens

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W estteil des Marler nach N ordosten, um sich im U nter­

g rü n d e nördlich d er Lippe über Deuten bis in die G e g en d von Erle fortzusetzen. Auf d er ganzen Strecke läßt sich ihre Lage an H a n d der Bohrergebnisse mit ziemlicher G enauigkeit festlegen. Daß die Kreide an dieser Störung verw orfen w o rd e n ist, g e h t aus den B o hrungen nicht einw andfrei h e r v o r; auch im Felde der Zeche B rassert fehlen Aufschlüsse, die in dieser Hinsicht sichere A nhaltspunkte geben könnten.

Im m erhin ist es nach den E rgebnissen der Bohrungen wahrscheinlich, daß ein solcher Verwurf stattgefunden hat. E r muß, wie es auf d er Tafel 3 und in Abb. 3 d a r ­ gestellt ist, eine H e b u n g d er Kreideschichten im Süd­

w esten d er S tö ru n g bew irkt haben. Da die S törung nun nach den Aufschlüssen, die auf der Zeche Brassert gem ac ht w o rd e n sind, mit 70° nach W esten einfällt, kann es sich auch hier w iederum nur um eine Über­

schiebun g sb e w eg u n g handeln, bei d er die Kreide­

schichten im S üdw esten d e r Störung über das Liegende steil h in aufge schoben w orden sind. Der V erschubbetrag kann nur g e r in g sein und wird 50 m kaum übersteigen.

W ie die H ö h enlinienkarte aufs deutlichste e r­

kennen läßt, sind die H o rsta u fp re s su n g e n in der

1 An d e n g ro ß e n Q u e rs tö ru n g e n d e s K a rb o n s sin d ü b e rw ie g e n d S p ru n g v e r w ü r fe v o r sich g e g a n g e n , d a h e r w e rd e n sie m it vollem R echt a u ch a ls S p r ü n g e b e z e ic h n e t. D a je d o c h im D e c k g e b irg e , d e sse n P ro b le m e d ie se A rb e it a lle in b e h a n d e lt, in z a h lre ic h e n F ällen a u ch Ü b e rsc h ie b u n g e n a u f d e n a lte n S p r u n g v e r w e rf u n g e n a u ftre te n , m u ß te n h ie r d ie V e rsc h ie ­ b u n g s lin ie n , um M iß v e r stä n d n is se zu v e rm e id e n , allg e m ein m it d em w e n ig e r tre ffe n d e n A u sd r u c k S tö ru n g en « b e z e ic h n e t w e rd e n .

Abb. 6. M e r g e l ü b e r s c h i e b u n g an der B lu m en th aler H a u p t v e r w e r f u n g im F eld e der Z e c h e G e n e r a l B lu m enthal.

g ere c h n e t) nach W e ste n ab g e su n k e n sind, haben die K reideschichten einen V e rw urf von 7 0 - 8 0 m seiger erfah re n , und zw ar ist bei dieser B ew e gung das Gebiet westlich d er S tö ru n g nach oben und das Liegende östlich d er S tö ru n g nach u nten b ew eg t worden. Die V e rsc hiebungsric htung an d er S tö r u n g hat sich also um g ek eh rt, so daß aus dem ehe m a lig e n Sprung in den K reideschichten eine Ü berschiebung geworden ist. Im F o rtstre ic h e n nach O sten setzt die Störung durch den Schacht G e n e r a l B l u m e n t h a l 1/2. Auch hier ist d er M ergel in d er gleichen W eise gestört w o rd e n wie im F elde von S chlägel und Eisen. Das in Abb. 6 w ied e rg eg e b en e P rofil lä ß t die Rückwärts­

verschiebung deutlich erkennen. Längs der mit 5 0 - 6 0 ° nach S üdw esten e infa lle nden Störung (im Riß schräg g e sc h n itte n ) sind die Karbonschichten um 7 0 0 - 8 0 0 m ab g e su n k en , die Kreideschichten da­

g eg e n um 7 0 - 8 0 m überschoben.

Die M erg elü b e rs c h ie b u n g

a n

d er Blumenthaler H a u p tv e rw e r fu n g bietet eines d e r besten Beispiele für jene eig e n a rtig e S tö r u n g s fo rm , die fü r das Kreide­

deckgebirge des nord w e stlich e n Ruhrbezirks so über­

aus bezeichnend ist, fü r die steilen

Ü b e r s c h ie b u n g e n

an den g ro ß e n Q u e r s t ö r u n g e n , die im altern Gebirge a u s g e sp ro c h e n e S p ru n g v e r w e r f u n g e n darstellen.

Südlich von M arl klingt die Hebungszone des

M a rle r Sattels a llm ählich aus. Sie m acht sich in der

G e g e n d von L ang e n b o ch u m und H e rten noch durch

eine A u sb ieg u n g d e r H ö h e n lin ien nach Norden hin

g eltend, die e rst südlich von R ecklinghausen ganz

(7)

verschwindet (Tafel 3 u n d Abb. 3). Auch die östliche Randüberschiebung des K re id e h o rs te s an d e r Blumen- thaler H au p tstö ru n g scheint nicht über die Em scher hinaus nach Süden zu reichen.

Im Fortstreichen nach N o rd w e s te n lä ß t sich der Kreideverwurf an d e r B lu m e n th a le r H a u p t ­ v erw erfu n g an H a n d d er B o h re rg e b n isse w e it e r ­ verfolgen. Es ist indessen b em erk en s w e rt, d aß n ö r d ­ lich der Lippe die K re ideübersc hiebung nicht au f d e m ­ selben Ast der S tö ru n g aufsitzt, an dem Zechstein und Trias verworfen sind, s o n d e rn einer w e iter östlich gelegenen Abzweigung d er S tö r u n g zu fo lg e n scheint.

Nördlich der W u lfe n e r M ulde, die von d er g ro ß e n Störungszone diagonal a b ge schnitte n w ird, setzt sich die Überschiebung in d e r östlichen R a n d s t ö r u n g des Raesfelder K reidehorstes w e iter fo rt, die som it ebe n­

falls dem g roßen S tö ru n g sb ü n d e l d e r B lum enthaler Hauptverwerfung zuzurechnen ist.

Nordöstlich von R e cklinghause n zw eigt sich von der Blumenthaler H a u p tv e r w e r f u n g ein ö s t l i c h e r Ast ab, der im N o rd feld e d e r Zeche G e n e ra l B lum en­

thal im S teinkohlengebirge d u rc h fa h re n w o rd e n ist und hier nach einer M itteilung von M arkscheider R i e d e l bei 55° südlichem E in fallen einen Seiger- verwurf von 8 0 - 1 0 0 m e rkennen läßt. N ach den Ergebnissen der B o h ru n g e n scheint auch an dieser Störungslinie die Kreide verschoben zu sein (vielleicht um 3 0 - 4 0 m), und zw ar in dem selben Sinne wie an der Blumenthaler H a u p ts tö r u n g . Da die V e rw erfung nach Südwesten einfällt, die Kreide aber südwestlich der Störung h e rau sg eh o b e n w o rd e n ist, w ü rd e es sich auch hier um eine O berschiebung g an z nach Art der Mergelüberschiebung an d e r B lu m e n th a le r H a u p t­

verwerfung handeln.

Östlich des g ro ß e n B lum enthaler Störungsbündels sind nur noch w enige M e r g e la b stü rz e dieser Art bekannt. Der in den Karten (T a fe l 3 u n d Abb. 3) angegebene M ergelabsturz, d e r zw ischen den Anlagen E w a l d - F o r t s e t z u n g 1 /2 /3 und E w a ld - F o r ts e tz u n g 4/5 durchstreicht und nach N o rd w e s te n w e iter auf Lippramsdorf hin verläuft, ist zw eifelhaft. Im allg e­

meinen bildet jed enfalls d e r S tö r u n g s z u g d e r B lu m e n ­ thaler H a u p tv e rw erfu n g die östliche G re n z e des

Rruchfaltengebietes d er K reideschichten.

D i e D o r s t e n e r K r e i d e m u l d e .

Die dem M arle r K reidesattel im Süden v o r ­ gelagerte D o rste n er K reidem ulde bildet, wie die Abb. 3 und 9 erkennen lassen, eine breite W a n n e, in der die Kreideschichten s e h r flach liegen. In der Gegend von Schermbeck u n d H o ls te rh a u s e n scheint es sich noch um eine gan z n o rm a l g e b a u te M ulde zu handeln, deren tiefster P u n k t in den w ohl a n n ä h ern d in der Muldenachse g eleg e n en B o h ru n g e n S cherm ­ beck (563 m u n ter N N ) , R üste 3 (5 5 0 m u n te r N N ) und Rüste (560 m u n t e r N N ) e rre ic h t wird.

Bei der Zeche B a l d u r erreich t die M uldenachse nicht mehr diese T ie fe n ; h ier ist die Steinkohlen- gebiresoberfläche u n te r dem M ergel v ie lm e h r bereits in 5 2 0 -5 4 0 m u n te r N N a n g e tr o ffe n w o rd e n . Am besten würde sich dieses A nsteigen des M u ld en ­ tiefsten nach O sten du rc h die A n n a h m e eines kleinen Verwurfes an der w estlichen R a n d s t ö r u n g des Dorstener H o rste s erk lä ren lassen. D iese r V erw urf müßte aber im G e g e n s a tz zu den b ish e r behandelten Mergelabstürzen S p r u n g c h a r a k te r besitzen, da er in demselben Sinne e r f o l g t ist wie das Absinken von

Zechstein u n d Trias. Im G ebiete der G ru b e F ü r s t L e o p o l d liegt das M uld en in n ere d e r D o r s t e n e r K reidem ulde w ie d e r tiefer ( 5 5 0 - 5 6 0 m ).

Die nördliche B eg re n zu n g d e r D o rs te n e r K reide­

m ulde b ildet von D orsten ab nach O sten die E w ald- S törung, die vom F elde Ew ald aus nach N o rd w e s te n zu v e rfo lg e n ist u n d an der, wie oben bereits d a r ­ gelegt, die K reideschichten des Marler Horstsattels über die d e r D o rs te n e r M ulde um ein g e rin g e s Stück ü berschoben w o rd e n sind. Mit dem Ausklingen dieses V e rw u rfes w estlich von M arl erreicht auch die D o rs te n e r M ulde ihr Ende.

L ö s c h e r h a t im Bett des Lippekanals südlich von G a h le n ein südliches Einfallen d e r K reide­

schichten b eo b a ch tet u n d d a r a u s au f das V o rh a n d e n ­ sein einer E in m u ld u n g d e r Kreideschichten bei G a hle n g esc h lo sse n , die er als G a h le n e r M ulde bezeichnet. Diese E in m u ld u n g k o m m t jed o ch in den B oh rerg eb n issen nicht zum Ausdruck. Es d ü rf te sich um eine S on d erm u ld e g e r in g e m A usm aßes handeln, d eren Achse etwa 2 - 3 km südlich d er H a u p ta c h s e zu suchen w äre.

D e r K i r c h h e l l e n e r K r e i d e s a t t e l .

Zwischen dem Kern d e r D o rs te n e r M ulde und der Achse des K irchhellener K reidesattels steigt die U n terfläch e des K reidem ergels auf g rö ß e re E r ­ streckung ziemlich g le ic h m ä ß ig an. Am besten p rä g t sich diese w e itaus bed e u te n d ste A ufsa tte lu n g in den K reideschichten d e r südw estlichen M ünsterschen Bucht in d e r G e g e n d von Kirchhellen aus. In den B o h ru n g en S p ringsfeld 13, 15, 16 und 17 sowie H iesfeld 9, die in d e r N ä h e d e r G e h ö fte G ro ß - W o lte rs u n d B reuckm ann in K irchhellen -H o lth au se n ange setzt sind, hat m an die U n terfläch e des M erg els bereits in einer Tiefe von etwa 200 m u n te r N N erreicht. Bereits 2 km w estlich und südw estlich ( B o h ru n g e n H iesfeld 10 und 11 in d e r Schwarzen H e id e ) ist sie w ie d e r au f 370 m u n te r N N abgesunken.

Nach N o rd w e s te n hin w ird d er Abfall des Sattels erheblich flacher.

Sehr schw ierig zu entscheiden ist die F ra g e , ob d er Sattel s üdw estlich von K irchhellen von einer S tö ru n g b e g r e n z t w ird o der nicht. Im G ebiete der oben g en a n n te n B o h ru n g e n ist dies d esha lb anzunehm en, weil im U n te r g r ü n d e des A bfalles eine bede ute nde S tö ru n g v erla ufen m uß, die K ö l n e r - B e r g w e r k s - v e r e i n - S t ö r u n g Kukuks, die w estliche R a n d s tö ru n g des K irch h ellen er Z echstein-T rias-G rabens, an d er die altm esozoisch-perm ischen Schichten ü ber 100 m abg e su n k en sind. D urch die A nnahm e einer rü c k ­ läufigen B e w e g u n g an dieser nach N o rd o s te n e in ­ fallenden S tö ru n g , die zu einer A ufsc h ieb u n g d er K reideschichten des K irchhellener K re idesattels g e ­ f ü h r t hat, ist d e r steile Abfall in d e r Kreide w e ita u s am besten zu erklären. A llerdings spre chen die B eo bac htungen, die südlich von K irchhellen ü b erta g e g em ac h t w e rd e n k o nnten, d u rc h a u s d a fü r, d a ß hier ein n o rm ale s S ü dfallen v orliegt, das nach O ste n hin in ein re g elrec h te s u m la u fe n d e s Streichen ü b erg eh t.

Aber dieses G ebiet liegt bereits östlich d er g ro ß e n S tö ru n g . D em nach ist anz u n eh m en , daß a u f dem S üdflügel des K irc h h ellen er K re id esattels r e g e l ­ rechtes Südfallen m it einer A u fschiebung verknüpft ist, w ie es das Profil in Abb. 9 darstellt.

In d e r G e g e n d von G ladbe ck g e h t d e r Sattel

in ein w eites G ebiet ganz flac h er L a g e r u n g d e r

(8)

K reideschichten über. In den M ö l l e r s c h ä c h t e n , den R h e i n b a b e n s c h ä c h t e n , den Schächten G r a f M o l t k e , A r e n b e r g - F o r t s e t z u n g , W e l h e i m und P r o s p e r 6/7 liegt die M e rg e lu n te rk a n te an nähernd in d erselben T iefe von 2 2 0 - 2 5 0 m u n te r NN. Nach W e s te n dac ht sie sich gan z allm ählich zur B ottroper Kreidem ulde hin ab. Auch nach N o rd o s te n zu ist ihr Einfallen ganz außergew öhnlich flach. In der G egend des E m sch ertales versch w in d et diese Verflachung und m acht einem re g elm äß ig en N o rd fallen Platz, so daß d e r K irchhellener Kreidesattel hier sein E n d e findet.

Ein w eites G ebiet o hne B ohrungen im N o r d ­ w esten von Kirchhellen ersch w ert die A ufklärung d e r K reidetektonik in hohem G rade. Eine re g el­

rechte W e ite rv e rf o lg u n g d er H e bungsa chse ist nicht möglich. E r s t bei G a r t r o p und H ün x e sowie im H ü n x e r W a ld e liegen w ied e r zahlreiche Bohrungen.

W e n n man die E rgebnisse d er B o h ru n g en bei H ü n x e m ite in a n d er vergleicht, e rg ib t sich, daß die Lage der M erg elu n te rfläc h e in d er N ähe des O rte s ganz a u f­

fällig hoch ist, w ä h re n d sie nach S üdosten und N o r d ­ w esten bald absinkt. So h a t man die M e rg e lu n te r­

fläche in d e r B o h ru n g d er M u tu n g H iesfeld 46 bereits in 181 m u n te r NN, in d er B ohrung Hiesfeld 56 in 251 m, in Friedrichsfeld 9 in 259 m und in H ie s­

feld 50 in 271 m u n te r N N angetroffen. Alle diese P u n k te liegen 1 - 2 km westlich und südlich von H ünxe. Nach S üdw esten scheint die M ergelunte r­

fläche s e h r bald auf 3 4 0 - 3 6 0 m u nter NN ab­

zufallen. Da diese Tiefen von B ohrungen angegeben w e rden, die un m ittelb a r westlich d er eben genannten liegen, ist anzunehm en, daß hier ein Verwurf längs einer S tö r u n g vorliegt, d e r etwa 100 m Sprungweite haben d ü rfte und in sü döstlicher Richtung verlaufen muß. Nach S üdw esten sinkt die M ergelunterfläche noch tiefe r ein, denn in den B o h ru n g en im Norden von L ohberg w ird ihre Lage mit 463, 425, 438, 488 m u n te r N N und ähnlichen Zahlen angegeben.

Die H e ra u s h e b u n g des Gebietes von H ünxe g e g e n ­ über dem Kreidetiefgebiet von L ohberg muß also 2 0 0 - 2 5 0 m und m e h r betra g en (die äußersten Zahlen lassen einen H ö h e n u n te rsch ied von m ehr als 300 m e r k en n en ).

D as K reideh eb u n g sg e b ie t scheint sich von Hünxe aus noch ziemlich w eit nach N o rd o ste n auszudehnen, denn in den B o h ru n g en bei Bühl, halb w e g s zwischen H ü n x e und G a rtro p , liegt die U nterfläche des M ergels noch in 248 m u n te r NN. Von hier nach G a r t r o p hin fä llt sie schnell ab. Sie liegt in den B o h ru n g en S p ringsfeld 25 südwestlich von Schloß G a r t r o p in 335, am S te eg erh o f ( B o h r u n g der M utung H iesfeld 62) bereits in 453 und 700 m nordöstlich des S te eg erh o fes (M u tu n g H iesfeld 61) bereits in 571 m u n te r N N ; au f d e r 3 km langen Strecke zwischen Bühl und diesem B o h rp u n k t fä llt die M erg el­

u n terflä ch e insgesam t also um etwa 320 m ab. Sehr w ahrscheinlich liegen hier S törungen vor.

D as breite H och g eb iet d e r Kreideschichten bei H ü n x e u n d Bühl scheint sich in n o rdw e stliche r R ichtung ü ber D revenack nach P e d d e n b e rg f o r t ­ zusetzen, denn auch hier w ird die M erg elu n te rlag e in ähnlich e r H ö h e n la g e an g e g eb en (W esel 4 232 m, W esel 18 285 m über N N ) . 3 km westlich von P e d d e n b e rg ist sie e r s t in 341 und 344 m Tiefe e r b o h r t w o rd e n .

M an kom m t also zu dem E rgebnis, d aß bei Hünxe eine A ufsattelung d er Kreideschichten vorliegen muß, die in nordw est-südöstlicher R ichtung verläuft. Wo ist nun die F o rtse tz u n g dieser H e b u n g sz o n e nach Südosten zu suche n? Nach den bisherigen K onstruk­

tionen d er Verw erfungen hätte man an n e h m e n sollen, daß sie dem Verlauf des »Hiinxer Triasgrabens«

folgt, von dem man annahm (T a fel 3), daß er von H ünxe im U n te r g ru n d des H ü n x e r W a ld e s über G ra fsc h a ft nach K ö n igshardt zu verliefe. Auf diesem Streifen g e rä t man jedoch in ein Gebiet, in dem die Kreideschichten recht tief liegen ( 3 4 0 - 3 6 0 m bei N ottenbohm und P eters im H ü n x e r W a ld e — 4 B oh­

rungen —, 333 m unter NN in Hiesfeld 8 bei G ra f­

schaft, 338 m u n ter N N in Hiesfeld 24 beim F o r s t ­ haus S ch läg erh ard t usw .). Sie sind zw ar im Gebiet des T ria sg ra b e n s h erausgehobe n, aber doch nur in verhältnism äßig geringem Maße. In dieser Richtung ist also die F o rtse tz u n g der A u fsa tte lu n g schwerlich zu suchen.

Die H ü n x e r Aufsattelung läßt sich vielmehr nur mit dem K irchhellener Kreidesattel verbinden, der von Kirchhellen aus, wie oben a n g e fü h rt, g e ra d e auf die G egend von H ü n x e zustreicht. Die F o rm en der A ufsattelung und das Ausm aß d e r H e b u n g stimmen in beiden Punkten so auffällig überein, daß eine andere K onstruktion d er H ebu n g sa ch se w o h l kaum in F ra g e kom m en kann. An beiden Stellen ist die flachliegende Kernzone des Sattels, auf die nach N orden ein Streifen v erh ältnism äßig steilen Ein- fallens folgt, a uffallend breit (bei H ü n x e 3 - 4 km, bei Kirchhellen gleichfalls 3 - 4 km, in d e r F o r t ­ setzung bei Gladbeck so g a r 6 - 7 km ). Die H ö h e n ­ lage d e r M e rgelunte rfläc he im S attelkern ist praktisch die gleiche ( H ü n x e 1 8 0 - 2 5 0 m, Kirchhellen 197 bis 220 m u n te r N N ) . An beiden Stellen ist fe rn e r mit einer S tö ru n g auf dem Südflügel d er A ufsattelung zu rechnen, die beide Male den C h a r a k te r einer Überschiebung auf einer alten S p ru n g v e rw e rfu n g besitzen muß, denn in jedem Falle ä n d e rt sich längs der S törungslinie die M ächtigkeit d e r Zechstein- Trias-Schichten in e n tg eg e n g es etz te r W e ise wie im Kreidemergel. Somit kann kein Zweifel bestehen, daß d er K irchhellener Kreidesattel von K irchhellen aus über H ün x e und weiter nach P e d d en b e rg fortsetzt, wie es in den dieser Arbeit beigegebenen Zeichnungen allgemein d a r g e s te llt ist.

Eine H ö h e n lin ien d a rs tellu n g d er M e r g e lu n te r­

fläche in dem b o h ru n g s a rm e n G ebiet zwischen Kirchhellen und G a r t r o p lä ß t sich nicht geben. Bei G a rtro p selbst ist eine w eitere R ückw ärtsverschiebung auf einem alten S p ru n g von d erselben A rt wie die bereits behandelten zu verm uten. Zwischen der B ohrung S pringsfeld 25 (T e r t i ä r und Kreide bis 335 m u n te r NN, T rias und Zechstein 500 m mächtig) und der B o hrung Hiesfeld 62 (T e rtiär und Kreide bis 453 m u n ter NN , T ria s und Zechstein 350 m m ächtig) nim m t die M ächtigkeit d er Kreide auf eine E n tfe rn u n g von 700 m um 118 m zu, die der Trias-Zechstein-Schichten um 150 m ab. Dieser W echsel kann n ur durch eine S tö ru n g bew irkt w erden, die zwischen den B o h rp u n k ten h indurch v e r­

läuft und die Kreide u m g e k e h r t v erw o rfe n h a t wie

Zechstein und T rias. 750 m östlich d er B ohrung

Hiesfeld 62, in d e r B o h ru n g H iesfeld 61, ist die

M erg elunterfläche erst in 571 m u n te r N N erreicht

(9)

worden; sie liegt a ls o 118 m tiefer. H ie r m uß eine weitere S törung d u rc h la u fen . An d ieser sind die K reidesch ich ten in dem selben Sinne v e rw o rfe n wie Z echstein und Trias, d enn auch die M äc htigke it dieser Schichten nim mt von W e ste n n a ch O s te n zu, und zwar um an n ä h ern d 200 m . Auch zwischen H ies­

feld 61 und den B o h ru n g en bei G a h le n ist eine Störung a n z u n e h m e n , an d er Kreide und T ria s in derselben W eise v erw o rfe n sind. In beiden Fällen dürfte e s sich um S p ru n g v e r w e rf u n g e n handeln.

D i e B o t t r o p e r K r e i d e m u l d e .

Durch den K irchhellener K reidesattel w ird die große B o ttr o p e r1 K reidem ulde als dreieckiges M u ld en geb iet vom H a u p tb e ck en d er M ünsterschen Kreide abgetrennt. Die K reideschichten dieses a u s ­ gedehnten Tiefgebietes sind du rc h eine Anzahl von Störungen in noch kleinere tek tonische Einheiten, in eine Anzahl von H o rste n u n d G rä b e n zerteilt, die in ihrem Verlauf d er R ichtung d e r g ro ß e n Q u e r Störung folgen und im N o rd e n vom K irchhellener Kreidesattel diagonal a b g e sch n itte n w e rden. Zwei bedeutende S törungen zerlegen das Becken in 3 T e il­

schollen, von denen die m ittlere am s tärk s ten e in ­ gesu n k en ist.

Die östliche Scholle w ird im W e s te n von d e r ­ selben bedeutenden S tö ru n g b eg ren zt, die den L o h ­ berger (Zechstein-Trias-) H o rs t, in dessen Bereich das Baufeld der Zeche L ohberg liegt, nach O sten a b ­ schneidet. Es h an d e lt sich um eine nach O sten ein­

fallende S törung, die w e g e n ihres V erlaufes an der Zeche Vondern vorbei als V o n d e r n - S t ö r u n g be­

zeichnet wird. An dieser S tö r u n g sind die Zechstein- Trias-Schichten um 2 5 0 - 3 0 0 m nach O sten ab­

gesunken. Die K re id eab lag e ru n g en sind lä n g s der Störung in um g ek eh rtem Sinne v e r w o r f e n ; ihre U n t e r ­ fläche liegt im Gebiete d er K irc h h ellen er H eide w e st­

lich der Störung um 7 0 - 8 0 m tiefer. W ä h r e n d die Scholle nach d er T riasz eit östlich d e r S tö r u n g g e ­ sunken ist, muß sie nach d er O b erkreidezeit, a ll e r ­ dings um einen viel g e r in g e m B etrag, w ie d e r gehoben worden sein. Bei einem östlichen Einfallen der Störung muß hier also w ied e ru m f ü r die Kreide eine Überschiebung vorliegen, eine R ü ck w ä rtsb ew eg u n g von der Art, wie sie hier bereits in einer ganzen Reihe von Fällen g e sc h ild e rt w o r d e n ist.

Die K reideüberschiebung a u f d e r Vondern- Störung scheint sich nach Süden w eit fortzusetzen.

Besonders deutlich p r ä g t sie sich in d e r G e g e n d von Essen-Frintrop und E ssen-Schönebeck in d e r v e r­

schiedenen Lage d e r M e r g e lu n te rflä c h e beiderseits der südöstlich v erla u fen d e n S tö ru n g slin ie aus. Der Mergelabsturz ist hier a u f 60 -80 m zu schätzen, aber durch den Bergbau b is h e r noch nicht u n m itte l­

bar aufgeschlossen w o rd e n . Zwischen E sse n -F ro h n - hausen und d er Zeche R o s e n b l u m e n d e l l e v e rlä u ft die Störung durch das M ühlb ach ta l. Sie k o m m t hier auch im geologischen K artenbild deutlich zum A u s­

druck, da im O sten d e r S tö r u n g das nördlichste Vorkommen von S te in k o h le n g eb irg ssch ich te n ü b e r­

tage um beinahe 2 km w e ite r nach N o rd e n reicht als westlich von ihr. Bei diesem s üdlichsten Teil des Mergelabsturzes h a n d e lt es sich w a h rsch ein lich nicht mehr um einen V e rw u rf a u f d e r V o n d e rn -S tö ru n g selbst, vielmehr scheint die M e r g e lü b e rsc h ie b u n g

1 Die B ez e ic h n u n g B o ttr o p e r K re id e m u ld e h a b e ich von L ö s c h e r übernom m en.

von d ieser au f die O s t e r f e l d e r S t ö r u n g ü b e r ­ g e g a n g e n zu sein.

F ü r die A nna hm e von S tö ru n g en im östlichen Teil der K ö n ig s h a r d te r Teilscholle d e r B o ttro p e r K reide­

mulde b esteh e n keine sichern Anhaltspunkte. W a h r ­ scheinlich ist d e r Abfall vom K irchhellener K reide­

sattel nach W e ste n , wie ja auch die B eobachtungen übertage verm uten lassen, re ch t re g e lm ä ß ig . U n ­ m ittelbar östlich d e r V o n d e rn-S törung hebt sich die M erg elu n te rfläc h e anscheinend w ieder ein w e n ig heraus, so daß sich in den H öhenlinien ein flaches, nordw estlich streichendes, sattelartig es G ebilde zu erkennen gibt, das eine flache, in d e r gleichen

Richtung streiche nde M ulde vom K irchhellener Kreidesattel tren n t. Die H e ra u s h e b u n g ist indessen so u n b e d e u te n d (e tw a 20 m ) u n d die Zahl d er Bohr- punkte so g e rin g , d aß diesen V erbiegungen nicht die B edeutung zuge m e ssen w e rd e n kann, die ihnen nach der D a rste llu n g in d er H ö h e n k u rv e n k a r te zunächst zuzukom m en scheint.

D e r L o h b e r g e r K r e i d e g r a b e n .

Das K erngebiet d er B o ttr o p e r K reidem ulde, der K reidegraben von Lohberg, w ird im O sten und W esten von g ro ß e n S tö ru n g e n begrenzt. Wie die östliche R a n d s tö ru n g ist auch d e r bedeutende Bruch, der die Scholle im W e ste n begrenzt, die L o h b e r g - C o n c o r d i a - S t ö r u n g , f ü r die K reideschichten eine Überschiebung. Die S tö r u n g ist nach einer M itteilung von O b e rm a rk sc h e id e r M u r m a n n au f d er 2. Sohle der Zeche L o h b e r g mit d e r w estlichen G ru n d s tre c k e im Flöz H d u rc h fa h re n w o rd e n . Sie w a r b e gleitet von einer etw a 25 m m ächtigen S tö ru n g sz o n e u n d fiel mit 70° nach W e ste n ein; im Liegenden d e r S tö ru n g w u rd e n die Zechsteinschichten durch eine A u fw ä rts ­ b o h ru n g erreicht. Östlich d er S tö ru n g , im Bereich des L o h b e rg e r T r ia s h o r s te s , ist kein Zechstein v o r ­ handen, die Kreide liegt hier v ielm ehr u n m itte lb a r dem S te in k o h le n g eb irg e auf. Es h a n d e lt sich also fü r die Zechsteinschichten um eine re g elrec h te S p r u n g v e r w e rf u n g , d eren Einfallen nach d e r a b ­ gesunkenen Scholle g e ric h te t ist. W ie aus den E r ­ gebnissen d e r w e iter nördlich g e leg e n en B o h ru n g en h erv o rg e h t, ist aber die Kreide w estlich d e r S tö ru n g im G e g e n s a tz zu den Zechstein-Trias-Schichten nicht a bgesunken, s o n d ern g eh o b e n w o rd e n . Auf der S tö ru n g m uß also nach d e r Kreidezeit eine rüc klä ufige B ew e g u n g ein g e tre te n sein, d u rc h w elche die K re id e­

schichten d e r w estlichen Scholle mit steilem W inkel über die des L o h b e rg e r K re id e g ra b e n s überschoben w o rd e n sind. D er V e rw urf in d e r Kreide ist zwischen den B o h ru n g en H iesfeld 10 u n d H iesfeld 5 auf etwa 100 m zu s c h ä t z e n ; er g e h ö r t d a m it zu den b e d e u te n d ­ sten M e r g elü b ersc h ie b u n g en des Gebietes. D e r V e r­

w u rf d er Zechstein-Trias-Schichten b e t r ä g t etw a 200 bis 300 m (T afel 3).

Die ü b erau s eig e n a rtig e E rs c h e in u n g , d a ß der

»L ohberger H orst« (in b ez u g a u f die Zechstein- T r i a s - S c h r h t e n ) du rc h die tek to n isch en B ew e g u n g en in d er N a chkreide zeit u m g e k e h r t zu einem von beiden Seiten steil ü b ersch o b en e n G ra b e n g e w o rd e n ist, hat bereits R e u ß 1 in einer 1911 v erfaßten P r ü f u n g s ­ arbeit k lar erkannt.

Nach den B o h ru n g e n n ö r d l i c h v o n L o h b e r g ist in n erh a lb d e r M ulde eine w e itere M e rg elü b er-

1 R e u ß : D ie S te in k o h le n fo r m a tio n u n d ih r D e c k g e b irg e a u f d e r re c h te n S e ite d e s N ie d e r rh e in s .

(10)

1166

G l ü c k a u f

Nr. 34 Schiebung zu verm uten, u n d zw ar längs einer n o r d ­

westlich verla u fen d e n Störung, die im Baufelde mit westlichem Einfallen au fg esch lo ssen w orden ist und die die T riasschichten ebenfalls betroffen hat. An dieser S tö ru n g sind die Kreideschichten — wenn die wenigen B ohrprofile, auf die sich die Konstruktion dieser S tö ru n g in d er Kreide stützt, richtig sind, w oran kaum zu zweifeln ist — w ieder einmal u m ­ g e k e h rt v e rw o rfe n wie die Zechstein-Trias-Schichten.

Von d e r B o h ru n g Hiesfeld 65 bis zu der 900 m e n t­

fernten B o h ru n g Hiesfeld 53 östlich der vermuteten S tö ru n g nim m t die M ächtigkeit d er Kreideschichten um 83 m zu, die d er Zechstein-Trias-Schichten d a ­ g eg e n um 71 m ab. Im m er w ieder trifft man auf die kennzeichnenden U m k eh rstö ru n g e n , die im Karbon und in den Zechstein-Trias-Schichten Sprünge, in der

Kreide d a g e g e n Ü berschiebungen darstellen.

Nach N o rd w e s te n hin verschm älert sich der K reidegraben m eh r und m ehr. Der Verwurf an der w estlichen R a n d s tö ru n g läß t sich aber noch in den B ohrungen län g s d er S traße W e s e l - P e d d e n b e r g (in O b rig h o f e n ) erkennen, wo die Absenkung in der Kreide noch etwa 50 m beträgt.

D e r W e s t t e i l d e r B o t t r o p e r K r e i d e m u l d e . M ehrere g ro ß e S tö ru n g en durchsetzen den w e st­

lichen Teil d er B o ttro p er Kreidemulde, in dem die B aufelder d er Zechen Friedrich T hyssen, Neumühl, W e h o fe n u n d W a lsu m liegen.

Die östliche R a n d stö ru n g dieser Scholle gegen den L o h b erg er K reidegraben verliert sich in den Kreideschichten nach Süden immer mehr. Der bei L ohberg noch so bedeutende Mergelabsturz wird die G e g en d von O b e rh au sen kaum noch erreichen.

Bereits 1 —11/2 km westlich der Lohberg-Concordia- S tö ru n g ist lä n g s d er N e u m ü h l - C o n c o r d i a - S tö ru n g ein w e iterer M erg elab stu rz anzunehmen.

E r ist im Baufelde d er Zeche N e u m ü h l besonders deutlich a u s g e p rä g t und von hier bereits von C r e m e r und M e n t z e l im S am m elw erk beschrieben worden.

M an h a t hier an einer Stelle Mergelschichten unter dem Steinkohlengebirge a n ge troffe n und nach deren D u rc h te u fu n g w ieder Steinkohlengebirgsschichten e r ­ reicht. Diese eigenartige Erscheinung ist nur durch eine Oberschiebung des G ru n d g e b irg e s über die O b e r­

kreideschichten zu erklären. Daß die Neumühl-Con- cordia-S törung, die nach O sten einfällt, zu der G ruppe d e r U m k e h rstö ru n g e n mit Kreideüberschiebung g e ­ hört, g e h t auch aus einem Vergleich der Schichten­

verzeichnisse d e r beiderseits der Störung nieder­

gebrachten Bohrungen deutlich hervor.

G leichfalls altbek a n n t ist die typische Schaukel­

v erw e rfu n g län g s der g ro ß e n S törung zwischen den Schächten 4 und 8 d er Zeche F r i e d r i c h T h y s s e n in H a m b o rn (W es ten d e-S tö ru n g ). Das in Abb. 7 w ieder­

gege b en e neuere Profil verdanke ich O berm ark­

scheider M u r m a n n . Längs der großen, mit rd. 70°

nach N o rd o ste n einfallenden W e s t e n d e r S t ö r u n g , an d er die Steinkohlengebirgsschichten um etwa 250 m nach O sten eingesunken sind, ist die Kreide um 60 m in u m g e k e h r te r R ichtung verschoben worden. An d e r ­ selben S tö ru n g ist das T e r tiä r (mitteloligozäne M eeressande und T o n e ) w ieder um einen Betrag von etwa 20 m abgesunken, so daß sich insgesam t 3 v er­

schiedene V erw ürfe an derselben Störung feststellen lassen, von denen d er vorkretazische und der nach-

oligozäne S p ru n g c h a ra k te r h aben und der post­

kretazische Ü bersch ieb u n g sch a rak te r besitzt. Der gleiche M erg elab stu rz ist im Fortstreichen der S tö ru n g auf d er Zeche W e ste n d e nachgewiesen w o r d e n 1.

An den beiden w estlichsten S törungen des Dins­

lakener T ria sg ra b e n s ist d a g e g e n die Kreide in dem­

selben Sinne v erw o rfe n wie die Zechstein-Trias- Schichten, also re g e lre c h t a b g e s u n k e n . D er Kreide- v erw u rf an d er östlichen d ieser S törungen, die das

Abb. 7. M e r g e l ü b e r s c h i e b u n g auf der Z e c h e Friedrich T h y s s e n 4^8.

Baufeld d er Zeche W e h o f e n im W e s te n begrenzt, b e trä g t nach den B o h ru n g e n (T a fe l 3) etwa 40 bis 50 m 2, an der westlichen, dem Thyssen-Hauptsprung, d er den D inslakener T ria s g r a b e n im W esten begrenzt, sind die Kreideschichten s o g a r um 70 m abgesunken.

Die M e rgelübersc hie bung an der N e u m ü h l- C o n c o r d i a - S t ö r u n g setzt sich nach Südosten bis in die G e g en d von M ülheim fort, wo sie auch an d er Versetzung d er K reideschichten im Ausstrich deutlich zu erkennen ist. Sie setzt sich westlich an d er Zeche C o n co rd ia vorbei über Styrum nach M ü l h e i m - A l t s t a d t fo r t u n d v e rw irft den Ausstrich d er C e n o m a n g rü n s a n d e zwischen Mellinghofen- Sellerbeck und dem K a sse nberg bei Broich um etwa 3 km nach Süden.

D a s G e s a m t b i l d d e r K r e i d e t e k t o n i k . Aus den zahlreichen Einzelerscheinungen,

d i e in

den beigegebenen Karten übersichtlich

z u s a m m e n ­

gestellt sind, erg ib t sich ein einheitliches

G e s a m t b i l d

d er Kreidetektonik. Die K reideschichtenplatte

ist

in zahlreiche tektonische H och- und

T i e f g e b i e t e

ge­

gliedert, die nicht im m er g a n z einheitlich

g e b a u t sind,

a be r ziemlich re g e lm ä ß ig stre ife n fö rm ig

a u f e i n a n d e r

folgen. Das Streichen d e r H och- und

T i e f g e b i e t e ist

im N o rd e n d u rc h w e g e tw a s a n d e rs als im Süden.

1 P i l z : N e u e re M e r g e la b s tü rz e im n ied errh e in isch -w estfä lisch e n Stein­

k o h le n g e b irg e , G lü c k a u f 1906, S. 502.

2 N ach n e u e r n , d e m V e rfa s s e r w ä h re n d d e r D ru c k le g u n g des Auf­

s atz e s z u g e g a n g e n e n U n te rla g e n lie g e n h ie r s ta tt e in e r einzigen mehrere S tö r u n g e n m it v e rs c h ie d e n e m E in fa lle n v o r. D a sich nich t einwandfrei e rm itte ln lä ß t, lä n g s w e lc h e r B ru c h lin ie d ie K re id e g e stö rt ist, kann nicht b e stim m t a n g e g e b e n w e rd e n , o b d a s D e c k g e b irg e v e rw o rfe n oder über- sc h o b e n w o rd e n is t.

Höhe der 6 S.

SM 9

/

Höhe d e r 3 .S

H o h e c/er 7. S.

t $

Cytaty

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