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Recht muß Recht bleiben : eine kritische Studie zur Polenfrage in Preußen / [von Oto].

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JC6070 ;

Keötjt muß

Keötjt bleiben

l

eine Rrif 1 frtic Studie zur

Polenfrage ln Preußen

Oto.

„Den fdjlinnnftcn Gewalten

Zum Croß uns erbalten“ .

Preis 40 Pfennig.

tttiintöen

1907.

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(3)

Kefltjt m uß

Kerbt bleiben!

eine feritifdtje Studie zur

Polenfrane in Preußen

non

Oto.

„Den fcblitnmften gemalten

Zntn Croß uns erbalten“.

m ü n ö ic n

1907.

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/ t ö t o y o

-x h

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„3m XTationalitätenfantpf ixirf man nicht vor fdjarfeit maßregeln 3uviicf(djrecfcn. W ir bürfen uns nicht bange machen [affen, wenn ber eine ober ber anbere in alljugroßer (Sewiffentjaftigfcit fa g t: bas ift gegen bie Derfaffuttg. <£s ift unfere Pflicht, bie atlcrfchärfften Hlittel anjuwenbeit, um bie polen ju r Umfclir unb 31ml Hitfchlufi an uns 311 swingen." v. H i c b e m a n u = S c e b e i m .

„Pie „^ranffurter L eitung" fjat füglich ironifcf; gefagt, ob beit polen Hecht ober Unrecht gefdjelre, fei wohl iiebcitfache. 3 a, bas ift auch iiebcitfache." 3 uft*3c<,t W a g n e r , öerlitt.

I.

m

as Öen anftänbigen Ulenfdjen von einem geborenen Verbrecher unterfdjeibet, ift nicht bie furcht vor bem i5u<htfyaufe — kenn biefe Ijat ber Verbrecher in einem gemiffen ©rabe aud? — ,

fonbern ber Vefitj einer portion von Sedjtsgefüht. IVcr firf? alfo mit bem völligen Ulangel an Uedftsgefühl briiftet, aljut offenbar gar nidit, ivie verächtlich er fich in ben Uugen aller anftänbigen Ulenfdjen mad)t.

Uicfer ©ebanfe muhte bei bent Stefcr ber lieben vom biesjährigen (Dftmarfentage in Vrombcrg auftommen, beren £eitfäf$e tvir oben an» geführt haben. U )as münfehen eigentlich bie fjerten von ben polen ? IVas foll „bie Umfehr unb ber MnfchlufP an tjerrn von (Eiebemann bebeuten? IVahrfchcinlidj bodj nur, baß bie polcit erflären follen: von hcuic ab ftnb mir feine polen mehr, fonbern nur Veutfdje, mir verachten auf unfere nationale Sonberejiftenj unb insbefonbere auf ben ferneren ©ebraudj unferer Spradje.

Uuf einen berartigen „Uttfdjluh" biirftcn nicht nur £jcrr von lEiebemann, fonbern and) feine Ururenfcl vergeblich m ärten! <£s ift eben — ivie ein franjöfifdjcr bjumorift flagt — fel?r fdnver, einen anberen 31t Überreben, baff er fidj guillotinieren laffe!

U lan fagt, ber Ulangel an Hedjtsgefühl beruhe immer auf einem franfhaften Ulangel ber phantafic. Vas mit biefem Ulangel behaftete 3nbivibuum fei unfähig, fid? in bie Sage bes ©egners bmein3ubenfen, beshatb and) unfähig 311m Verftänbnis bes oberften ©runbfatjes bes <£hriftentums: „IVas bu nidjt ivillft, bah man bir tu ’ ufm.

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— 4 —

langen? <5U 3fyrer (£tjre wollen w ir annehmen, baß Sie öiefe ,frage

verneinen würben. Denn nur verachten fann man einen Wenfdjen,

ber aus materiellen Nücffidjten — unb nur foldje fönnteu Ijier in fra g e fommen — , feine N ationalität im Stieße läßt, insbefonbere, wenn biefe bebrängt

ift.-W om it werben nun ber polenhaß, ber fid) audj auf beu ©ft» ntarfentagen breit tnad)t, unb bie aus ihm entfpringeitben projefte motiviert ?

,. N ie p o l e n h a b e n i b r S d j i c f f a l w ofyl v e r b i e n t ; f ie h a b e n e s u i d j t v e r f t a n b e n , ify re n S t a a t 311 e r h a l t e n . 21 n b e r i n n e r e n K n a r d j i e fe i b i e f e r 31t © r u i t b e g e g a n g e n .

D as beutfdje P ublifum ahnt in feiner großen W elkheit nidjt, wie viel p l j a r i f ä e r t u m in biefettt Vorwurfe ftecft. 2lllerbings haben in p olen um bie W itte bes f8. ^3at?rl?unöerts anardjifdje ^uftäube geljerrfdjt. Diel beffer fatj cs aber bamals in bem größten (Teil von

Neutfdjlanb audj nid)t aus. Kußerbent würbe bas polnifdje Staats»

wefen gerabc 31t ber g e it 3erftört, als bas polnifdje P o lt ben Unfaß

madjte, georbuete (guftänbe ljerbci3ufütjren. D aß iljm mit biefcm

2lnfaße ernft w ar, beweift bie 3wifdjeit friebrid; beut (Stoßen unb

K atharina II. von Uußlanb gefdjloffenc Konvention vom I??3 ,

laut weldjer P r e u ß e n u n b N u ß l a i t b f id j g c g e n f c i t i g v e r» p f l i d j t e t e n , je b c V e r f a f f u n g s ä i t b e r u n g in p o l e n — alfo mit anberen W orten je b e ( E i n f ü h r u n g g e o r b n e t e r < g u ftä n b e — 311 verfjinbetn.

Uls bas V erhältnis 3wifdjen preußen unb Nußlanb nadj bem (Tobe f riebridj bes ©roßen (1786) fidj verfdjledjterte, nahmen bie pol» itifdjen P atrioten ben (Bebauten einer Staatsreform wieber auf. Um hierbei gegen bie 3'dervention Nußlanbs gefdjüßt 3U fein, führten fie in bem Staatsvertrage vom 29. W ät’3 1790 ein Sdjuß» unb (Trtiß» bitnbnis 3wifdjen ber Nepublif polen unb preußen herbei, laut welchem ber König von preußen für ben Jfall eines Krieges mit Hußlanb 40 OOO W ann fjilfstruppcn 3U ftcllen verfpradj.

Nunmehr risficrten bie polnifdjen P atrioten troß bes W iberfprudjs Nußlanbs, aber unter ausbrücflidjer Billigung bes Berliner (Eabiuets, eine Kenberung ber Verfaffung. Diefes W ert — bie fog. Konftitution vom 3 . U lai f 79 f, weldje bie erblidje W onatdjie unb fonftige ver» nünftige Reformen einführte — mißlang, weil Uußlanb ber Hepublif polen ben Krieg erflärte, preußen aber alsbalb für Nußlanb P artei

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Hefultat w ar bie 3weite Heilung Polens (1793), bei weldjer preußen bie heutige proviit3 pofeit erwarb.

P a |) beut polnifchcn Volfsftamnte öie $ äljigfeit ju r Staatsbilbung unb ju r Leitung eines S taates nicht abgeht, fyat bodj bic mufterljafte, rein polnifdje Verwaltung bes fogeit. Kongrcjtpolcns in ben 3 a hren

1815— (830 bemiefen.

2. „P i c

p

o l e n f o n b e r n f i dj g e f el 1 fdj a f 11 i dj v ö l l i g v o n b e n P c u t f d j e n a b , fie j e i g e n a u f S d j r i t t u n b ( T r it t e i n e n f a n a t i f d j e n Ejafj g e g e n b a s P e u t f d j t u n t . "

(Es ift lebiglidj bas böfe (Semiffen bes l^afatism us, wcldjes fidj fagt, bafj bie heutigen .guftättbe mit jiviitgenber £ogif bas (Befühl bes £)affes bei ber polnifdjen Bevölferung ertveefen müffen. IV as fieljt benn ber polnifdje Staatsbürger in feiner 31t preufjen geljörenben Q cintat? Sein N adjbar erhält von ber Knficbeluitgsfomntiffion auf Moften ber (Sefamtljcit ber Steuerjafyler, alfo audj ber polnifdjen Be» völferung, I?atb umfonft (Brunb unb iSobeit — b 1 o fj tv e il e r f e i n p o l e i ft; ihm felbft tvirb verboten, ein IVoljnljaus 311 bauen ober audj nur fein IVofjnljaus 311 erweitern — , blofi tv e il er e in p o l e ift; bie Sdjule, ja fogar ber Religionsunterricht, werben ba^u benutzt, bic polnifdjen Kinbcr iljrer Sprache unb ihrer N ationalität 311 entfremben; felbft ber polnifdje Privatunterricht wirb unter Rnbroljung fdjwerer

(Bclbftrafcn verboten! Pabci hat man nodj ben traurigen B lu t von

bent bebrängten Peutfdjtunt 311 fprcdjcu! P a s finb <3uftänbc, bie ben allcrmeiftcn Pcutfdjen unbefannt finb, ja unglaublich erfcheinen, wcldjc aber a u f b ie P a n e r bas (Befühl bes tjaffcs erweefen müffen.

Vorläufig jebodj verljinbert bic fpridjwörtlidje (Butmütigfcit bes polnifdjen Volfes eine Verbreitung unb Verallgemeinerung eines foldjen (Befithls — w as alle Peutfchcn beftätigen bürften, welche mit ben

polen in Berührung gefommen finb. P ie Statiftif bet Strafgerichte

beweift ja audj, bafj in ben fogeit. polnifdjen proviit3eu (Bemalttätig» feiten aus Ritlafi ber nationalen (Segenfähe eine äufterft feltene (Er» fdjeinung finb unb fidj audj in biefen feltenen .fällen auf unbcbcutenbc Sdjtägereien befdjränft tjaben.

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potnifdje Sprache. Seitdem man aber in ben polnifdjen proninjen

3 w a n g s w e ife bie beutfdje Spradje in bem ganzen amtlidjen Perfetjr eingefüljrt t?at, fcitbem es ben Beamten verübelt wirb, wenn fie polnifdj fpredjen, — ift es f ü r bie P o l e n ein © e b o t bcs n a t i o n a l e n S elbft» e r l j a l t u n g s t r i e b e s b a r a u f 311 b e fte lje n , b aß in iljr e r f jc im a t p o ln ifd ? g e fp ro d je n w ir b , w o bie b e u tfd je S p r a d j e n id jt er» jtv u n g e n w e rb e n f a n n .

(Erfte Porausfeßung eines jeben gcfellfdjaftlidjen Pcrfcljrs ift, bie völlige ©leidjbercdjtigung. Badjbem bie polen gemerft fjaben, bafi es barauf abgcfcbcn ift, bie polnifdje Spradje innerhalb ber preußifdjen ©ren3f’lädje allmäljlidj vetfdjwinben 311 laffen, finb fie cs fidj felbft fdjulbig, barauf 311 brängcn, baß unter P urdjfütjrung bes ©runbfaßes ber ©leidjberedjtigung in iljrem gefetlfdjaftlidjen Perfeljr minbeftens ebenfoviel polnifdj ivie beutfdj gefprodjen tvirb.

P a nun bie meiften in bcn polnifdjen provin3en anfäffigcn Peutfdjen teils bie polnifdje Spradje nidjt beljerrfdjen, teils fte nidjt verfielen wollen, fo ergeben fid? bie Konfequet^en von felbft.

Picfes Streben nadj ©leidjberedjtigung bat aber mit einem ©efüßt bes bjaffes gegen bas Peutfdjtum nidjts 311 tßun. Stcljt bodj 3. B . in bem Kampfe, welchen bie Siebenbürger Sadjfen gegen bie Blagyari» fierungsnerfudje ber ungarifdjen Regierung fiibren, fowoljl bie gefamte polnifdje preffc als and; bie öffentlidje Bieinung burdjweg auf Seiten ber Sadjfen!

Sobalb übrigens bie polen irgenbwo fidj nidjt abfdjließen unbPeutfdje in ihre ©efellfdjaft 3ietjen, fo beißt es fofort: fie wollen p o lo n if ie r e n . Unb immer wieber 3itiert man bie vielen P olen mit beutfdjen Barnen

unb bie Bambcrger aus ber Umgebung von pofen. Bei näßerer Be»

ftdjtigung ftellt cs ftdj inbeffen Ijeraus, baß bie 'fog. polonifierung eine Segenbe ift, weldje bisher von ben polen nidjt tviberlegt würbe, weil iljnen entweber bie nötige 3 nformation feljlte, ober vielleidjt audj weil biefe £e$enbe iljrer nationalen (Eigenliebe fdjmeidjelte, inbem iljrem P olfstum eine befonbere Un3ießungsfraft 3ugefdjrieben würbe.

Ullerbings tragen viele unter ben polen rein beutfdje Barnen. 3 » ben allermeiften fä lle n ftellt es fidj aber Ijeraus, baf) bie Blutter, tjäufig audj fdjon bie ©roßmutter unb Urgroßmutter rein polnifdjer

Ubftainmung war. 3 n liefen polen mit beutfdjen Barnen ift alfo

minbeftens bie liälfte, Ejäuftg fogar

sj4

ober 7|8 rein polnifdjen Blutes. P ies trifft insbefonbere audj bei ben fog. Sam bergern aus ber

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formte man glauben, baß a l l e Nürnberger ftdj für polen galten. Pies ift aber gar uid?t waßr. Nocß ßcutc befennt fteß eine große Jlnjabl ber Nürnberger Familien jur beutfeßen N ationalität unb fprießt in ißrent Paufc ausfdjließliß beutfdj, wie fuß ber Verfaffer perfönlicß überzeugt ßat.

Nei benjenigen Bambergern, welcße fieß ju r polnifßeit Nationa* lität befennen, ftcllt es fieß faft immer ßeraus, baß bie Nliitter rein polnifcßer Nbftannnung waren.

(2s ift bies genau bicfelbe <2rfcßeinung wie in ber ganzen übrigen W elt, nämlicß, baß Kinber aus nationalen Nltfcßeßen faft immer ber N ationalität ber Niutter folgen, weil biefe naturgem äß einen größeren (Einfluß auf bas (Semüt ber Kinber ßat als ber Vater.

3nbeffen ßaben bie polen auf (Srunb ber <2rfaßrung bes täglicßen £ebens fcftgeftellt, baß — Nlles jufammengeredfnet — ißre N ationalität bureß Nlifdjeßen nationale Verdufte erleibet, baß alfo Nlifcßeßen, — folange bie ifyiftenj ber polnifcßen N ationalität gefäßrbet ift — ißren £anbsleuten nießt ju empfehlen ftnb. Deswegen faitn fotnit ber ®ft= marfenverein rußig fdjlafen!

3 . „ D i e p o l e n le b e n in e in e m K r i e g s j u f t a n b e m it bem p r e u ß i f e ß e t t S t a a t e “. Diefer V orw urf berußt auf einer Verwedjs» lung bes S taates mit ber ßerrfdjenbett P artei im S taate. NUerbings ftnb bie polen ber Nnfidjt, baß ber S ta at nidjt Sclbftjwccf ift unb baß besßalb nießt bas Volf bes Staates wegen, fonbern ber S ta a t bes Volles wegen ba ift — unb jw ar bes ganzen Volles wegen, wclcßes bie Staatsgemeinfdjaft austnadjt. (Seftüßt auf N rt. d ber preußifdjen Verfaffungsurfunbe, naeß welcßem alle B ürger gleieße Neeßte ßaben follen, verlangen bie polen vom Staate gleicße Neeßte aueß in Be3ug auf ißre N ationalität. S i e b e ft r e i t e n b e s ß a l b b ie B e f u g n i s b e s S t a a t e s , in w e lc ß e m m e ß r e r e N a t i o n a l i t ä t e n ju f a m m e n » w o ß n e n , f ü r b ie e in e o b e r g e g e n b ie a n b e r e N a t i o n a l i t ä t P a r t e i 3 u n e ß m e n o b e r g a r S t a a t s nt i 11 e l , a l f 0 b a s V e r = m ö g e n b e s g a n 3 e n V o l l e s , 3u r B e f ä m p f u n g b e r e in e n N a t i o n a l i t ä t 311 ge b r a u eßen. W a s fic beläntpfen, ift aber nießt ber S taat, fonbern bie parteißerrfeßaft im Staate.

d- „ D ie p o l e n w o l l e n fieß v o m p r e u ß if e ß e t t S t a a t e l o s r e i ß e n . " Nuf biefen V orw urf wollen wir näßer eingeßen, ba er immer unb immer wieberfeßrt.

Zweifellos ift es bas 3 ^ 1 eines 3ivilifierten Volles einen

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— fjat bann audi bas polnifdjc P ort bie verlorene Selbftänbig»

feit ivieber ju erringen gefudjt. IP er wollte bies verübeln? H ur

Peradjtung verbiente ein P ort, weldjes nidjt bie lebte p a tro n e ju r

«Erhaltung feiner Setbftänbigfeit verbräunte! Kein (geringerer als

Bisniarcf l?at in feiner lleidjstagsrebc vom f8. Illä rj J867 biefen Ilnftrengungen ber p’olnifdjen N ation vom menfdjlidjen Stanbpunfte volle Ilnerfennung gejollt.

Seit bem 3afyre 1863 haben jebodj bie polen in ifjrer ©efamt» Ijeit ciugefeljen, baß bie Bilbung eines felbftänbigen S taates iljnen befinitiv unmöglich geworben ift, ba ifjte geograpljifdje £age unb iljre geringen Kräfte biefe XTTöglid?feit ausfdjlie^en. Sic Ijaben efjvlidjen I l n f d j l u f j <m bie Staaten, benen fie einverleibt worben, g c f u d j t , in b e r P o r a u s f e t j u n g , b a ß b ie f e S t a a t e n if jn e n b ie (£r i f t e n 3 u n b ( E n t w i c f e l u n g i f j r e r I l a t i o n a l i t ä t n i d j t v e r w e h r e n w ü r b e n. 3 U liefern lEntfdjluffe beftärfte fie bas Beifpiel anberer Pölfer, wcldje bewiefen fjaben, baß b a s < g u f a m m e n f a l l e n b e r f t a a t l i d j e n © r e n j e n m i t b e n n a t i o n a l e n b u r d j a u s f e in e « L e b e n s f r a g e f ü r b ie I l a t i o n ift. (Es fei fjier nur bas Beifpiel ber Peutfdjöfterreidjer unb ber Peutfdjfdjweijer, enblidj ber Belgier er» tväljnt.

Hngefidjts ber feinbfeligen fjaltung, weldjc bie in ber preußtfdjen Regierung maßgebenben perfonen unb Kreife bem Beftreben ber polen, unter allen Umftänben iljre Ilationalität ju erhalten, von Ilnfang an entgegcnbradjtcn, — einer Haltung, weldje offenbar bei einem Heil ber preußifdj»polnifdjen Bevölferung audj ben entfprcdjenben IPiberljall Ijat finben miiffen, — ift es nidjt leidjt, be^üglicfj bes preußifdjen Seils bes polnifdjen Portes ben Hadjweis ber (Edjtbeit biefer Senbcwjen ju führen. 3 nM fcn muß öodj bie füljle (Erwägung fagen, baß bie vor» gcblidje Stosreißung vom preußifdjen Staate für bie polen niemals Selbftjwecf fein fann ober fein fonnte, baß fie vielmehr nur als ITlittel ju r © rünbung eines felbftänbigen polnifdjen S taates bienen follte.

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3nbeffett betreifen gerabe bie Vorgänge ber leisten 3al}te bic gleichen Henbenjen bei beit bent ruffifdjen Hcidje angetjorenben polen. Ifaben bod) in biefeit für bas ruffifdje Heid} bebenfliehen feiten fetbft bie in nationaler Vepefyung rabifalften polnifdjen (Elemente eine £os= reif?u,tg vom ruffifdfen Seiche weit von ftd} getviefen, obwohl bie Vehanblung ber polnifdieit Vevölferung burd} bic ruffifdje Vureaufratie bis in bie jüngfte <geit gerabeju menfd}enttnwiirbig war.

P a man nun vernünftiger IVeife nidjt annehmen fann, baf? midi nur einer von ben preuf?ifd}en polen fich mit bem ©ebanfen trage, bie polnifdfen Provinzen von bem preufjifdjett Staate 31t bem <5 tue de l o s j u r e i ß e n , um a u s b ie fe it p r o v i n j e n a lle in einen felbft» f tä n b ig e it S t a a t 31t b i 1 b e n , fo ift ber gegen bie polen immer tvicbcrholtc Vorwurf ber Shficht ber £osrcif?ung nidjts weiter als eine Verlegenfyeitspfyrafe.

S l l c r b i t t g s fiitb bic p rc ttf? ifd ]c n p o l e n e n tf d jlo f f e n , b is 311m let?ten 211 e in 3 tt g c ben K a m p f um i h r e n a t i o n a l e (E rifteit3 i n n e r h a l b bes p r c u f jif d jc it S t a a t e s aus3ufed}tcn. 3 l? r le tz te s «gicl ift a b e r n i d it bie £ o s r c i f ? u n g vo m S t a a t e , f o n b e r n bie n a t i o n a l e © l e i d j b e r e d j t i g u n g b es p o ln ifd fe n V o l f s f t a m m e s m it bent b e u t f ^ e t i i n n e r h a l b ber e tljn o » g r a p h i f d j e n © r c it3 c n bes e rfte re n . Picfcs giel ift eigentlich felbft» verftänblid?; bettit ein Voll, welches leben will, wirb fich in feiner Ifcimat niemals mit ber Stellung einer bloß gebulbetcn Nationalität 3ttfrieben geben.

Sichtig ift ja, baf? int ,V'allc ber Vertvirflidjung biefes Programms re ic h te t werben muf? auf bie ^iftion, baf? ber preuf?ifdic Staat an feinen ©ren3marfen ein beutfdjer Natiouatftaat ift. über biefe feit {87 f aufgetauchte $ iftion ift eben eine innere Unwahrheit unb wirb immer eine foldje bleiben. IVi'trbc bie Huerfennung bes polnifd?en Programms tvirflidi ein Ungliicf für ben Staat bebeuten? W ir glauben cs nicht. Penn gerabc barin ift eine Sdjwädjung bes Staates 3U fliehen, wenn in feiner politif auf ©ruitb von ^iftionen giele verfolgt werben, welche mit 3wingenber £ogif einen erheblichen Teil feiner Sürger babin führen miiffen, baf? fte bas 3 utcreffc «m Seftchen unb ©ebenen bes Staates verlieren. Pie gegen biefett Stanbpunft 3itierten Worte vom „hiftorifchen Seruf" bes preuf?ifd)cn Staates fiitb nichts als leere Worte, auf welche man n iu ta tis m u ta n d is mit ©octhe=^auft erwibern fann:

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— 10 —

Uuf berfelben Stufe fleht bas W ort „von ber broljcnben <ger» reißung ber Staatseinheit". P e r S t a a t ift ein fjifto rifc fy e s <8e = b ilb c ; er muff alfo in feiner inneren politif m it ben R a t t e r e n r e dj n c n , m ic f i e f i n b , u n b n i cb t m it f o l g e n , m i e f i e fe in f e i l t e n . P arin liegt fein maljrer fyiftorifdjer Peruf! So 3. P . mirb niemanb beftreiten, baß cs für jeben Staat ein Porteil ift, menn er in fonfeffioncller 23ejicl/ung einljeitlidi jufamntengefeßt ift. Unb bodi mürbe man jeben für einen Harren erflären, menn er — bcutjutage — in einem Staate, meldjer »erfdjiebene Konfeffionen beherbergt, ben ernft» lidjen Pcrfudj machen mollte, im 3 ’dereße ber Staatseinheit burdj äußere Machtmittel bic (Einheitlidjfeit ber ttonfeffton h<*beijufithren.

Wer bic Staatseinheit nur in ber allgemeinen Uniformierung ficht, mer bic — burdj Spradjpcrfdjiebcnljciteu allerdings gefäljrbctc Pequemlidjfcit ber Pureaufratie mit bem Staatsintereffe inbentifijiert, mirb unferen Stanbpunft unbegreiflich finben.

W as inbeffen bas Wefen ber Staatseinheit in Wirflidjfeit aus» macht, ift in erftcr Stinie nidjt bie (Bleichheit ber Hbftammung unb (Bleichheit ber Hoitfeffion ober ber Sprache, fonbern, mic bas Peifpiel ber Sdjmei3 3cigt, bas innere (Befühl ber gufanimengeljörigfeit. Unb biefes mieberum mirb gefdjaffen burdi bie U e b e r j e u g u n g , b a ß j e b e m P ü r g e r » o m S t a a t e a l l e s b a s j c u i g e g e b o te n m irb , m a s er v e r n ü n f t i g e r m e i f e » e r l a n g e n f a n n , baß alfo ber Staat insbefonbere alles »ermcibet, mas »om menfdjlidjcn Stanbpunfte als ein Unrecht feinen Pürgcrn gegenüber betrachtet merben muß. „(Ein fluger ,f ürft — fagt fdjon HIacdjia»elli (del principe cap. 9) — muß auf Mittel beiden, 311 bemirfen, baß feine Untertanen feine fjert» fefjaft beftänbig unb 311 allen feiten unb unter allen Umftänben bebürfen — bann meiden fte ißm treu bleiben". »Afin qu’on aime la patrie, il faut que la patrie meme soit aimable«, fagte <Sui30t.

Pie prcußifdje polenpolitif, meldje biefen (Srunbfäßen entgegen» ßanbelt, ift audj besljalb ein Jfeljler, meil fie bie g i c l e , meldje fie fidj gefteeft b<d, n i e m a l s e rr e ic h e n fann.

Hach ber Hebe »om 28. J a n u a r 1886, in meldjer Pismarcf bie Pilbung ber Unfiebelungsfommiffton befürwortete, beftanb ber ^meef ber im 3aßre f885 begonnenen polenfeinbltdjen Politif in erfter £inie barin, bie ah 1 b e r P o l e n im p r e u ß i f d je n S t a a t e 311 »er» r i n g e r n . Patnit mar offenbar nur bie Hbfidjt gemeint, bie .gafjl berjenigeit 31t »erminbern, meldje fidj als polen fühlen.

(13)

u

Unftebelungsfommiffion binnen 20 fah re n (1886— 1906) ißrcr £ätig= feit in ben fogcn. polnifdjen p r o m te n eine Verfdjiebung bes gableiv »erfyältniffes bcr Dcutfdien 31m polnifdien Bevölferung uni — fagc uub fdjrcibc — eins pro taufcnb 311 (Sunften ber erfteren bewirft. Uber felbft bicfcr willige (Erfolg bes fogcn. „Kulturwerfs" ift nur ein fdjeiw barer. Denn in bcrfclbcn <§eit bat nodi bie preußifdic Regierung bie 2lnjal)l ber Beamten in benfclbcn proninjen uni mehrere Haufenbe vermehrt. Wenn biefe neuen Beamten, unter bcnen fidj fein einjiger pole befinbct, famt ihren Familien bei bcr Statiftif bcriicffid)tigt werben, fo fdjrumpft bcr (Erfolg ber Unftebelungsfommiffion in nidjts 3ufantmen.

3 n bcrfclbcn <geit l?at fid? aber aufjerbem bie Xlnjal)! bcrjenigeii perfonen, welche fid? jur polnifdien Nationalität b e f e n n c n , im ganjen Staat ntcbr als verboppelt. Dies bewcifeit bie Neidistags-- waljlen. Bei ben IDabfen bes ^aljres J 88* — alfo ein 3 aljr vor Seginn ber fdiarfen polenpolitif —, finb für polnifdje Kanbibatcn bei jcbr intenfiver Agitation abgegeben worben runb

2O3COO

S tim m en , bei ben IDafylen bes '(abres

J907

bagegen

153 722

S tim m e n . Nach ber Bevölferungsftatiftif betrug bcr <5 u w achs b c r B e v ö l f e r u n g in bcrfclbcn ^ eit ca.

26°|0,

wäbrcnb fidi bie g u n a l i m c b e r pol» n ife ß e n S t im m e n a u f ca. J2+ °|0 bejiffert.

Ullein auf bas Konto ber preußifdien polenpolitif ift ber <5uwad}s bcr polnifdjeii Stimmen um ca. 200 000 311 fetten. pfydjologtfcfy ift biefe (Erfdieinung bamit 311 crflärcn, baß bie öffentliche Uleinung fofort auf Uegierungsmaßregelit reagiert, bie fte für ein Unrecht l?ält. Sie rüttelt in foldien fällen auch bicjenigeit auf, bie fid? bis bahin ben politifdjen Vorgängen gegenüber gleichgültig verhielten.

Unftatt nun aus biefen Nefultaten eine vernünftige Sichre 311 3ief?en, gibt ber t)Kl£.=Verein bie Parole au s: 217acht g e h t v o r Ne dp.

Die fjerren vergeffen, baß es nodi febr sweifelhaft ift, ob bie Ulacht bes Staates in nationalen fragen wirflidj fo befonbers groft ift. Die (Entwicfelung bcr IVelt fdieint ben Schluß susulaffcn, als ob heut3utage eine (Einwirfung bes Staates in nationalen fragen ebenfo wie in religiöfen über bie ©reifen ber Staatsgewalt hinausreiche.

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3m m et w irb btes eine befdjränfte UnjaQl von 3nöivibuen fein, welche bas ©efamthilö in nationaler Sejieljung nicht anbern fann.

Die 3 llu fio n , bafj man ctiva buvdj bic Sduilc bie polnifdje Sevölferung w irb germanifteren fönnen, biirfte burdj bie Dorgänge bes letjten ^afyres jerftört fein.

Pasfelbe £os ivirb bie neuerbings aufgetauchte 3bee Ijaben, burdf bie Cätigfeit ber llnftcbclungsfommiffion ben „lofalen (gufammenhang bes polentum s" 31t jerteißen. Sei ben immer befferen Derfebtsmitteln fpiclen bodj (Entfernungen von einigen llle ilc n fü r bett perfonenverfefjr mafyrljaftig feine Solle.

3cbcr Schlag, jebe tüunbe, welche bisher von Staatstvcgen bem polcntum verfetjt worben ift, ift jebnfad? aufgewogen worben burch beffen „m orglifdje (Eroberungen". ITCan vergleiche bodj nur bie heutige polnifdje Deoölfetung in bejug auf ,flcif}, Sparfamfeit unb wirtfdjaft« lidje Scgfamfeit m it berjenigen vor 30 3 a^ rcH • *)

Don 3ntereffe ift, was Profeffor ffans Delbrücf in ber „Oefter» rcid)ifd)en Hurtbfdfau" neuerbings über biefe (j’ rage fchreibt:

„ID ic unfruchtbar ber llationalitätenfam pf überhaupt ift, erfennt man am beften an ben (Erfahrungen, bic w ir in preufjen bamit gemacht haben. D or einunbpvanjig 3 a^ rcn nalun ,fiirft Sism arcf m it ber ganjen (Energie feines (Effaraftcrs ben K am pf gegen bas polcntum in ben preujjifchen © ftprovinjen auf. Miau fennt bic lliefenfraft bes prcußifdjcn Staates, bic jentralifierte, bisjiplinicrtc, einheitliche Dermal» tung; ber fanbtag, bic öffentliche Sleinung ftanb faft gefdjloffen b a h n te t; bie polen bilben eine fleiue XUinorität, fie haben fein gefdjloffenes ©ebiet, fonbern wohnen allenthalben m it Deutfchen fta rf gemifebt. (Ein ^onbs von <*50 M illio n e n IT tarf ift bireft fü r bie (Erwerbung polnifdjen ©runb» befiljes unb Befiebelung m it Deutfdjcn vom fanbtag bewilligt unb ver»

*) Setnbarb (Das polnifcfjä (gomeiitwcfen (907) glaubt in biefer Heber» jettgung ber polcit eilten gewijfett llebermut ju ftttbett. Dies ift ein Jrrtu m . Die polen ftnb firf? barübet Har, baß fie bei bem ewigen Kriege nichts 31t gewinnen haben; fie fpielert bie Partie, wie ber Sdjadjfpieler fagt, nidjt auf (gewinn, fonbern auf Henris. Sie wiffen fe(,r wohl, baß fte ben preuffifdjen S taat niemals 3 w in g e n fönnen, ihnen bie igleichberecljttgung 3tt3ugeftehen, aber fie rechnen barauf, bafj ber S taat bas im e i g e n e n jntereffe tun wirb, wenn ber p la n ber Vernichtung ihrer N ationalität fiel? als unausführbar erweift.

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-ausgabt worben. Kus anberen .fonbs werben ebenfalls nod) wenigftens 50 Klillioneti K lart für bie <§wecfe ber Kcfämpfung bes polentum s

aufgewaubt worben fein. (Sefeßgebuitg, Kegierung, ©erießte, Herwab

tung, polijei, p ro v in j, Kreis, Sd)ule, alles ßat einßeitlid) jufammen« gewirft. K lan follte meinen, ein foldjes Kufgebot fei unwiberfteßlid); weldje K lusfulatur, was für Knodjen, Seßnen unb Heroen ßat biefes Preußen, wo es jufdjlagen will, unb cs ßat — nießts erreicht, fdjledjter» bings gar nidits. 3 in ©egenteil, bas polentunt bat in biefen jw anjig f a ß te n erßeblid) gewonnen, es ßat fid) ivirtfdjaftlid) unb tnoralifd) geftärft, unb bie gattjen (Dbcrfdileficr, bie gute preußen waren, aber polnifd) fpretßen, nidjt weniger als eine Klillion, fittb 31t ben anberen polen übergegangen unb ißnett beigetreten. W er biefe (Erfaßrung reeßt wägt, muß ju bem Sdjluffe fomnten, baß ber Kationalitätsgebanfc in unferer <3eit v o n e i n e r f d ) l e d ) t ß i n u n j e r b re d ) lie ß e n K r a f t ift. (Es ift eine H a t U r g e w a l t , gegen bie bas ßöcßfte Kufgebot von politifdjer ©ewalt u i d j t s v e r m a g . Der Kampf ift alfo jwedlos, unb ein Triebe, felbft unter anfeßeinenb feßr ungünftigen öebingungen, fönnte ßingenomtnen werben, ba alle Kebingungen, wie man fie au<ß faffe, oßnmädjtig fein werben gegen bie H atur, fo oßnmädjtig wie ber preußifdje S ta a t gegen bie polen."

K lan barf eben nidjt vergeffen, baß bie materiellen Kladjtmittcl, über weldje ber S ta a t allein verfügt, in bem Seben unb in ber (Ent= wicfelung ber Hölter jw ar eine gewiffe Kode fpiclett mögen, aber bureß* aus nidjt bie Ijauptfadje fittb. W a s bie K a t i o n jufammenfdjmiebet, w as bem Holfstum Knßättger jufiißrt, ift bie Uebcrjeugung von bem eigenen Keditc unb bas (Scfiißl, baß biefes Kedjt verleßt unb getreten würbe.

Denn bie polnifcße Hevölfcrung ift fid) bodj bariiber flar, baß bie gegen fie ausgebaeßten Kusnaßmegefcße feßott eine Knwenbung bes ©ruttbfaßes „K ladjt geßt vor Kedjt" bebcuten unb einen Krttcß ber Hcrfaffung unb jw ar nidjt nur ber preußifeßen, fonbern aud) ber

bcutfdjen entßalteu. Der Kedjtsfcßuß, insbefonberc ber Sdjuß bes

Seßwädierett gegen ben Stärferen bilbet bodj bie tvaßre ©runblage bes mobernen Staates, ja, bie einjige (Örunblage feiner (Epiftenjberetß« tigung. Kus biefetn p rittjip folgt eben ber in allen mobernen Staaten bureßgefüßrte Saß, baß alle Staatsbürger glcieße Kcdjte ßaben.

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Urt. 3 ber Berfaffungsurfunbe bes Beutfdien Hcidis: „Jfür ganj Beutfh= lanö heftest ein gemeinfames 3nöugent mit 6er IBirfung, baft 6er Ungehörige eines feben Bunbesfta ates in jebem anöeren Bunbesftaate als ^nlänber 31t befyan6eln unb bemgemäft 3um fe fte n I B o h n f it} , 311m ©ewerbebetriebe, 311 öffentlichen Uemtcrn, J u r ( E r w e r b u n g v o n © r u n b f tü c f en, 3ur <£r» langung 6es Staatsbürgerrechts unb 311m ©enuffe aller fon= ftigen bürgerlichen Uchte unter benfetben Borausfeijuitgen wie 6er (Einheimifdje jugelaffen, .and? in Betreff 6er Hecht*5 Verfolgung unö bes Hcdjtsfdiuües bemfelben gleich 3U behatv öetn fei.

Hein Bcutfdjer barf in 6er Uusiibung öiefer Befugnis 6 u r di öie © b r i g f e i t f e i n e r t f e i m a t ober burd} öic ©brigfeit eines anöeren Bunbesftaates b c f di r ä n f t w e rb e n.

Die Hronjuriften bes f)afatisntus wollen beweifen, baff ber Urt. 5 nur bas B ehältnis ber Bürger 31t anöeren Bunbesftaaten, nicht aber 3U bem eigenen betreffe. Ber Bonfens liegt auf ber Ifanb: ber preufjifcbe pole foll 3war bicfelbcn Hechte hnben, wie ber baverifdje ober miirttcnv bergifhe Beutfdic, aber burhaus nidjt bicfelbcn wie ber preufjifdie Bcutfdie!

Bcibe ©efehesbeftimmungen haben öen alleinigen §wecf für alle Staatsbürger bie H e dj t s g l e i h h c i t 311 fdjaffen. Solange biefc Be= ftiminungen beftehen, ift jeber Berfuh von Staatswegen 3wei Klaffen von Bürgern 311 fdjaffen, ein

(17)

Vr>

II.

ilidjt allein bie einigen Kegeln bes 21aturred)ts, nidjt allein bie allgemeinen ©ruttbfäße 6er üerfaffungsurfunben finb es, auf bie fid? öic polen ftiißen fönnen, fonbern aucfy p o f i t i v e D o r f dj r i f t c n 6 e r 22 e i d) s g e f e 1$ c , w e l dj c n a d? 21 r t. 2 6 c r D e r f a f f u n g s u r f u n 6 c b e s P e u t f d j e n 2 2 e i d j s 6 u r dj b i c © c f c ß g e b u n g 6 e r 23 u n 6 c s -- ft a a l e n n i d j t » e r l e ß t w e r b e n b ü r f e n .

Per § f bes Peutfdjen .freijügigfeitsgefefses fagt:

„3e6er 23unbesangeßörige bat bas 22cdit innerhalb bes 23unbes» gebiets

f. a n jebcm (O rte fid? a u f j u h a l t e n o 6 e r n ie b e r« 3u l a f f e n , wo er eine eigene W ohnung' ober ein Unter» fommcn ftd? 311 vcrfcbaffen im ftanbc ift,

2. a n je 6 em (O rt © r u n 6 c ig e n t u m a l l e r 21 r t 3u er» w e r b e n ...

3 » 6 er A u s ü b u n g b i e f e r S e f u g n i f f e 6 a r f 6c r 23 u n b e s a n g e h ö r i g e , foivcit nidjt bas ,frei3Ügigfcitsgefeß felbft 21usnal)inen 3uläßt, w e b e r b u r d j 6 i e © b r i g f e i t f e i n e r b j e i m a t , n 0 dj 6 u rd) 6 ic ( 0 b r i g f e i t 6 cs O r t e s , in inc 1 d?cm er fid) a u f h a lt e n u n b nie 6 er ( a f f e n w i l l , g c b i u b c r t 0 6 e r b u rd i lä f tig c 2 3 c 6 in g u itg e n b e f d j r ä n f t w e rb e n .

2Uit 6cm 3ivciten 2lbfaße feilte offenbar ein 22iegcl »orgefdjobcn werben gegen etwaige 23eftrebungen 6er 23un6esftaaten, bie aus 6cm 22eidjsinbigenat entfpringenben 22edjte auf freien (Eigentumserwerb ober freie 22ieberlaffuitg illuforifd? 311 machen.

Per S i n n biefes 3weiten 2lbfaßes fann alfo für feben, 6er Pcutfdj nerftefjt, nur 6er fein, baß alle lanbesgefetjlidjen Dorfdjriften ober 2lnorbnungen u n 3 u l ä f f i g finb, wetdfe b e n ^ w e d Ifa b e n , eiit3elne Keidjsangefyörige ober ein3clne Klaffen von Keidjsangeljörigen baran 3 u 1) i n 6 e r n ,

f. 6 a ß fie fid? a n b e ftim m te n O r t e n n ieb e r l a f f e n ,

2. b a ß fie in b e ftim m te n © e g e n b e n (E ig e n tu m er» w e r b e n ,

ober welche aud? nur ben ^ w e d ß a b e n , 22eidfsange(jörigen bies (Xlieberlaffung ober (Eigentumserwerb) 3 u e r f d f w e r e n .

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16

burd) (gebrauch bet poüjeigewalt feinen p o ln ifd je n S ta a ts a n « g e h ö rig e n bcn (E ig e n tu m se rw e rb ober bie H ie b e rla ffu n g 311 e r f c b tr e te n , e in e ü e r l c t j u n g b c s H eicfy sg efeijes b a rf te llc n !

Hun wirb vielleicht ^cmanb einwenben, bafi bet <5 tue cf ber lanbcsgcfeijlidjcn Beftimmung leicht verbecft werben fönne. hierauf fei erwibert, b aji e t w a s (E h rlich f e i t u n b I P a f y r f j a f t i g f e i t b e i b e r © c f c t j g c b u u g s a r b e i t v o r a u s g e f e t j t w e r b e n muff. (Es würbe audj einen eigentümlichen iüiberfprud) enthalten, wenn ber moberne Staat, ber im Strafgefct) ben jfjmecf ber (Eat, bie Ubfidjt, bem ©efet^e juwiberjuhanbeln, voranftellt, ja fdjon bas Bewujjtfein, bafs bas ©efeü verleid werbe, als dolus eventualis, für ftrafwürbig erflärt, — ficb felbft über alle Uiicffidfteu in biefer Bcsichnng hinwegfet^en wollte.

Sdjon von bem p r e u jjif d ) e n U n f i e b e l u n g s g e f e tj v o m fO. J lu g u f t 1 9 0 3 , welches bcfanntlich ben ausgefprodjenen g w e e f hat, bie polnifdje Bevölferung an bem (Erbauen von IDohnhäufern (§§ f3, f3 a unb f3b), unb baburd) am nieberlaffen 3U hindern weldjes alfo offenbar gegen bas ^rei3i'tgigfeitsgefeh verftöfjt unb beshalb r e d i t s u n g ü l t i g ift, fagt Bummler (perfönlidje Jlnfiebclungs« befchränfungen Berlin 1906):

„(Es liegt ein agere in fraudem legis vor, weil feine ernft« gemeinte Dinglichfeit, fonbern nur eine foldie 311m Scheine, verbi gratia, in ifragc fommt. Ullerbings ift nidft jebe Um« gchung bcs ©efcl^es nichtig. (Es f o m m t v i e l m e h r b a r a u f a n , ob e i n e © e f e tj e s b e ft i tn m u n g a u s b r ü c f li d ) o b e r i n h a l t l i c h il? re U m g e b u n g b i n ö e r t . Hun aber ver» bietet ber § 1 bes Deutfdten (j’rei3Ügigfeitsgefchcs mit flaren tüorten bie lanbcsgefcülidjc Unterminierung ber Uicbcrlaffungs« freiheit." . . .*)

*) ITCerfroürbigerroeife ift bei ber S eratung bes preufjifdje« 2lnftebelungs» gefejjes vom 3at}re 1904 &cr 2 lb f. 2 bes § l bes freijügigfeitsgefefces von feiner Seite geftreift worben. 3 uft *3Tn’ nifter Sdjönftebt fagte in ber Sitzung bes 2lbge= orbnetentjaufes vom 2 7 .3 u n i 1906’: „D er Scbwerpunft liegt eben barin, ob Derjenige, ber ficb an einem © r t nieberlaffen w ill, nun in ber E at nach bett gegebenen Vor« fd irifte n im S t a n b e ift, fid? bort eine W ohnung 3U verfdjaffen. Es gibt fein (J3efet5 unb feine Perfaffungsbeftimmung, bie ber Staatsregierung bie Verpflichtung auferlegte, b a fiir Sorge ju tragen, baß überall, wo 3cmattb fid> nieberlaffen w ill, il)m biefe ülöglicbfeit* geboten w irb . . . 2luch idj habe fdjon bei ber erften tefun g barauf bingewief eit, baff nationalgefinnten, bcutfdvpatriotifdj gefilmten polen (?) burdj biefes ©efetj feine Schwierigfeiten erwachfen werben. . . . "

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1?

2111c obigen 21usführungen treffen auch diejenigen ©efetjesvorfdjläge des (Dftmarfenvcrcins, welche dabin gelten, die polnifdje Bevölferung auf Umwegen an (Erwerb non ©rundeigentum 311 Rindern oder fie von Staatswegen von itjrer erworbenen Scholle 31t vertreiben.

III.

Seit ungefähr einem j^afyre juchen die 22ed)tsgelebrtcn des ©ft» marfenvereins für einen (Sefe^esentwurf für preufsen Propaganda 311 machen, durch welchen in den fogen. bedrohten provin3cn d ie P e r » Ä u ß e r u n g v o n © r u n d e i g e n t u m von ftaatlicber ©enehmigung abhängig gemad^t werden oder der Staatsregierung ein IPiderfprudjs» recht gegen ©rundftücfsveräufserungen gegeben werden foll.

P ie Perteidiger diefes projeftes (v. Perwitj, IPegner, Kohl, Sonn» tag) berufen ftd? faft ausfdjliefjlidj auf den 21rt. f j 9 des «Einfiiljrungs» gefefses 311m Bürgerlichen ©cfetjbud) (fortan 3itiert mit <£.=©. 3.B . O3.«B.), in wcld]em es l?ci^t:

„Unberührt bleiben die tandesgefetjlidjen Porfchriften, welche die Peräuficrung eines ©rundftücfs bcfdjränfen."

und auf den p ta n o f’fd^en Kommentar 311m Bürgerlichen ©efehbuch, welcfje jede 2lrt von Befdjränfungen und a u s i r g e n d w e lc h e m © r u n d e für 3uläffig erflärt.

'indeffeu rührt diefe Ueujjerung des p la n o f’fdjcn Kommentars nicht etwa von dem 2?cdüslcbrcr p la n o f felbft hcr, fondern von p lan o fs Xllitarbeiter, dem ©berregieruugsrat Un3uer, wie (ich p la n o f felbft in der Porrede verwahrt.

Brunner (Porfdiläge 3ur (Oftmärfifdjcn Bodcnpolitif (907) erörtert 3war die Bedeuten, welche aus dem ^rei3Ügigfeitsgefeh gegen das p ro jeft hergeleitet werden fönneu. (Er behauptet aber, daß das ,frei3Ügigfeits» gefetg im § f durchaus nicht die 2lbfidit gehabt Ijabe, jedem Bundes» angehörigen das Hecht auf ©runderwerb 311 gewährleiften. Penn es beiße doch im 21 b f a ü 3 desfelbeu P aragraphen f noch befonders:

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18

laffuitg, bet ©ewerbebetrieb ober ber (Erwerb von ©runbeigen» tum verweigert werben."

Picfer Abfatj, fagt B ru n n er, w äre iiberflüffig, wenn fdjon nadj Abfatj i besfelben P a ra g ra p h e n jebent Buubesangehörigen bas Accbt

311111 © runberw erb batte gewährleiftct werben muffen.

Stcibcr w irft J>ie (Entftebungsgefdjtditc bes tfrei3Ügigfeitsgefchcs biefe fdiöne A u sfü h ru n g über ben R aufen. P ie ^Materialien bes ©efches ergaben, bafi bic ö r u n n e r ’fdjc Anftdjt fdjon bei ber B eratfjung bes (frci3Ügigfeitsgefebcs als ein b c n f b a r c s 211 i fs v e r ft ä n b n i s b e s © e f e h e s in Betracht ge3ogen worben ift unb 3war gerabe vom V ertreter bes B u n b esrats. P e r p rä fib e n t bes S u n b esfan jleram ts Pelbrücf fagte nämlich in ber A eichstagsfthung vom 2 f . (Dftobcr 1867 (Sten. B e ric h te s . 533):

Piefes A linea (alfo Abf. 3) 3ie^t a u s ben Vorberfät^en einige Aonfequensen, aber n u r e in ig e.. . . E in fotebes V erfahren halte id? fü r ein ©efelj, welches von ben aUerverfdjiebenften Befjörben praftifch a,i3uwenbcn fein wirb, fü r im boben © rabc bebenflid). E s führt, wenn m an a u s b e f t i m m t e n a l l g e m e i n e n , a n fich f l a r e n S ä h e n n u r e in 3 e ln e A o n f e q u e n 3 e n 3ieljt g a r 311 leidit bahiu, bafj bei ber A uslegung gefagt w irb: ja, hier liegt ein ^ a ll vor, ber ftreng genommen unter ben erften S a h fällt, aber unter ben britten fällt er gewifi nicht unb bcstjalb ift es bod: zweifelhaft, ob er auch unter ben erften fällt. Sebiglid) au s biefem © runbe habe id? bie Ablehnung bes A linea 3 311 empfehlen.

P ie A lehrheit bes Aeichstages befürchtete ein foldjes Alijjver» ftänbnis nidjt unb nahm ben jetzigen britten Abfatj bes P a ra g ra p h e n f an.

£)err B ru n n e r hat alfo nichts weiter bewiefen, als bafs Pclbriicf m it feiner ,furd)t vor A usbeutungen Aecht hatte.

So fontint beim and; I70H3 (int p reu fi. V erw altu n g sb latt S . 6$5 ff.) — ber eitrige von ben Verteibigern bes p ro je fte s, beffen A usführungen juriftifdjen IV ert haben — 311 bem Schluffe, baj? bie B ru n n c r’fd^c Pc* buftion verfehlt fei, baf? alfo nach bem , f r e i 3 ü g i g f e i t s g e f e h e jebem Acicbsaitgehörigen bas Aedjt, a n j e b e m O r t e © r u n b e i g e n t u in aller A rt 311 e r w e r b e n , u n b e f d j r ä n f t 3 u f t e h t .

^nbeffen ftellt I70II3 bie inerfwiirbige B eh au p tu n g auf, baf? biefe Beftim m ung burdi ben oben erw ähnten A rt. I I'J (£.=©. 3. 8 . © .= 8. aufgehoben fei. (Er fü h rt a u s :

(21)

19

ober beut (E.=©. bie Kufgebung ergibt. Zweifellos fei anju= ucßmen, baß, wenn basfelbe befonbere Keidjsverßältnis in einem älteren Keicßsgcfeße unb jugleid) im 8 . ©.=8. ober im <£.=©. geregelt ift, bas Keicßsgefeß infoweit außer Kraft trete, als es mit ber bureß bas 8 . ©.=8. erfolgten Kegelung nidit vereinbart ift. Kiefer (fall fei hier gegeben.. . . D ie jK a g e , in w ie w e it l a n b c s g c f e ß l i d) b irc E t o b e r i n b i r c f t lE r w c r b s b e » f e ß r ä n t u n g e u e i n g e f ü ß r t w e r b e n fö n ite n ift im <£.=©. 3. 8 . © .» 8 . cvfcßcpfcnb g e re g e lt."

„(Entßält alfo ein älteres Keidjsgefeß 8eftimmuugcn, burd? wckßc biefc 8cfuguis ber Stanbesgefeßgcbung in weiterem Ilm» fang eingefeßräuft ift, als nadi bem (£.=©. 3. 8 . © .»8. ober gar völlig unterfagt ift, fo treten biefc 8eftiminungen infoweit außer Kraft, als fie ben Porfdiriftcn bes (£.=©. miberfpmßcn."

„Demgemäß tonne unzweifelhaft ber tf.=Z.-©. infoweit feine Kenberung finben, als naeß Krt. 8? nie (Erwerb feitens ber ZTCitglieber religiöfer (Drbcn von ftaatlidjer ©eneßmigung ab» ßängig gemaeßt werben barf, aueß wenn bic Klitglieber Keicßs» angeßörige finb.. . .

„(Sbenfowenig fönne es einem 5 weifet unterliegen, baß lanbesgefeßließe tErwcrbsbcfeßräntungcn auf © ruub anberer allgemeiner Porbeßalte (3. 8 . an ^ibeifommißgegenftänben, Heutcugüteru, 8ergwerfseigentum u. f. w.) nidjt etwa besßalb für uii3uläfßg 311 eraeßten finb, weil fie mit § f ^f.»Z-=©- nidjt im (Eintlang fteßen".

„Kenieutfprecßenb tonne aber aiuß bic .guläffigfeit von i£r= werbsbefeßränfungen, bic fid? lebiglid) als eine notwenbige, w e n n a n d , v i e l l e i c h t g e r a b c b c a b f i d i t i g t e < fo lg c ber bureß Krt. f( 9 b. (£.=©. ausbrüefließ 3ugelaffenen Per» äußerungsbefdjräntungen barftellen, nießt auf ©ruub bes .»5.»©. in .frage geftcllt werben. (?) Knbernfalls würbe bie 8cftim= mung ber Krt. U 9 1, ba jeber Perfügungsbefeßränfung auf feiten bes anbern (Teiles eine (Erwerbsbefeßränfung gegenüber» fteßt, bureß bas ^.»Z-5©. völlig illuforifeß werben."

(22)

20

Penn trenn es im Urt. l l ß b c s ( E i n f ü ß t u n g s g e f e ß e s 3um B ü r g e r l i c h e n © e f e ß b u c ß I^eifjt:

„Unberührt bleiben bie laitbesgefeßlid)cn Vorfcßriften, weldjc bie Veräußerung eines ©runbftücfs befcßränfen,"

fo heißt bies bod) nicßts anberes, als baß b ie bisherigen B e f u g » n iffe ber Sfattb e s g e f e ß g e b u u g j u r t D r b u u n g b iefe r U la te r ie b u rc ß b a s 23i i r g e r I i d ? e © e f e ß b u c ß n ie ß t b e r ü h r t w e r b e n . (Es ift aber bamit nod) nießt gejagt, baß b ie B e f u g n i f f e b e r S f a n b e s g e f e ß g e b u n g a n b e r n b i s h e r i g e n U e ic ß s g e f e ß e n g e g e n ü b e r h a b e n e r w e i t e r t w e r b e n fo lle n .

P ie geheimnisvolle Unbcutung von fjolß, b a ß b e r ( E ß a r a f t e r ber V c r ä u ß c r u n g s b e f c ß r ä n f u itg a ls ( E r w e r b s b c f d j r ä n f u n g b e i bem < § u fta n b e f o m m e n b e s (£.=©. 3. 8 . © . = 8 . b e a b fic ß tig t w a r, berechtigt 311 ber .frage, wo unb von wem biefe Ubficßt offenbart worben ift. Penn wer bie (£ntfteßungsgefd)id)te bes 8 . © .»8. unb bas (£.=©. 3. 8 . ©.=8. fennt, wirb bod) 3ugeben miiffen, baß bamals jeber Verfließ, bie nad) bem lfrei3Ügigfeitsgefeß bem S taatsbürger 3ufteßenben Uedjte teilweife 3U rauben, be3w. auf ©nabe unb Uttgnabe ber Buttbes» ftaaten 311 überliefern, von ber erbrüefenben Uleßrßeit bes Ueicßstags 3urücfgemiefen worben wäre. Uls eitrige Veranlaffung 311 bem genannten p aragrapßen würbe vielmehr bamals bas Sanbesfulturintereffe, insbe» fonbere bie al^ugroße ^erfplitterung von XValbbeftänben jitiert.

Pie Ulotive 311m <£.»©. 3. 8 . ©.=8. erklärten ßcß— bei Urt. 66 — jeßt m (S. 192) g e g e n bie Uufttaßme bes Vorbehalts von (Eigen» tumsbefeßränfungen im Sinne bes jeßigett Urt. 119 Xlr. I mit ber Begrüttbung, baß ein folcßer Vorbehalt ber £anbesgefeßgebung nießt verweßren würbe, bas (Eigentum in ber £)anb bes gegenwärtigen (Eigen» tiimers unveräußerlich 311 maeßen, wenn bas als angemeffen craditet werben follte. l)olß argumentiert nun: wenn ber Urtifcl p ß 1 troß» bem nadjträgließ auf Untrag bes B uubesrats angenommen worben ift, fo ift and) bie Schlußfolgerung af3eptiert worben. Piefe Beweisführung

ift burdjaus verfehlt. 3 n^ern ber Bunbesrat bem Ueicßstage einen

(23)

21

trauen ju den verbündeten Regierungen, daß ein m ißbrauch mit der Peftintm ung nießt getrieben werden wird. Puvcß die Rnnaßme des R rt. U 9 P r . | ift alfo die lE a t f a c ß e , b a ß d i e f e r R r t i f e l in f e i n e r ä u ß e r f t e n K o n f e q u e n j ju e i n e r R b f u r b i t ä t f i i ß r e n f a n n , nießt aus der iVclt gefeßafft worden. P ie (Entfteßungsgefcßicßte des ©efeßes beredjtigt aber am allerwenigften ju der Rnnaßme, daß diefe R b f u r d i t ä t g e lte n d e s R ecßt fei.

P a s COberlandesgcridjt 311 Hamburg, auf deffen A utorität fidi l?olß beruft, gibt 311, daß der R rt. U 9 f 31t widerfinnigen Konfequert3en, nämlicß 3ur Rlöglidjfeit der Unterfagung der Veräußerung füßre. „Ullein die (Erwägung, daß die Standesgcfcßgcbung eine verftändige fein werde, bridft diefem Pcdcnfen die Spiße ab." (Pcfcßluß vom 7. J a n u a r 19°3, " tfanfcatifdje ©erießtsseitung" S . fO9 ff.) P a s © cridjt leßnt alfo die widerfinnigen Konfcqucn3cn gleichfalls ab.

Uucß alle Peifpicle, welcße Polß fonft noeß bei feinen Uns» füßrungen ßeraniießt, beweifen abfolut nießts.

gunäcßft die Pe3ugnaßme auf den (Eigentumserwerb der Plit-- gtieder rcligiöfer O rd en , weil U rt. 87 (£.=©. 3. P . © .»P. d i e f e

p e r f o t t e n . a u s d r ü e f l i e ß a l s fo lc ß e e r w ä ß n t , w elcß e im ( E i g e n t u m s e r w e r b b e f c ß r ä n f t f i n d .

l)icr ßebt ein R e i c ß s g e f e ß (nämlicß das <£.»©. 3. P . ® .»P.) die diefen perfonen naeß dem tfrei3Ügigfeitsgefeß 3ufteßcndc R e c ß t s = g l e id iß e i t ausdrücflidj auf.

(Ebenfo verfeßlt ift die (Epemplißfation auf die fonftigen der taudesgefeßgebung vorbcßaltenen Veräußerungsbcfcßräitfungen. Penn alle diefe Pefcßränfungen (alfo betreffend ^ideifonunißgegenftände, Rentengüter, Pergwerfseigentum) find rein d i n g l i c h e r P a tu r, ßc find getroffen oßne Riicffidjt auf die p e r f o n des Veräußerers oder des (Erwerbers; fic verfolgen nießt den <§wecF, irgend eine p erfo n oder eine Klaffe von perfonen an dem (Erwerb von ©rundeigentum 311 ßindern. Rite diefe Pcftimmungcn ßaben mit dem lVrei3Ügigfcits= gefeß nießts 311 tun, da fie die in diefem ©efeß traft des Pundes» (Rcidis») 3 n^’3<nats garantierte R e i c ß s g l e i c ß ß e i t d e r P i i r g e r nießt aufßeben.

(24)

22

IV.

(Ein stvcitcv Dorfchtag des ©ftmarfenvereins verlangt — nichts mehr und nidjts weniger — die gcfcljlidic Verleihung des (Enteignungs* rechts an die Anjiedelungsfommiffion.

„<3war find wir — fügen die lierren von der bf.A.QZ. Ijinju — der Anficht, daß fdjon uad) dem begehenden (Befeü die Verleihung diefes Hechts juläfftg wäre." Piefe Anficht beruht auf einer rührenden Unfenntnis des ©efetjes vom 2 f. April f886, welches doch diefeit tferren in erfter ütinic befannt fein folltc. Der § f des (Bcfctses tautet: „Per Staatsregierung wird ein jfonds von fOO Atillionen jur Verfügung geftetlt, um jur Stärfung des deutfdjen (Elements gegen potonificrendc Begebungen durd, Anfiedelung deutfdier Bauern und Arbeiter

f. (B ru n d ftü c fe f ä u f l i d j 311 e r w e r b e n ,

2. foweit erforderlich, die . . . Itoftcn der erftmaligen (Ein* ridjtung ic. 311 beftreiten."

Bei der Beratung diefes (Bcfctses tjat man immer wieder den ausfdiließlicb defenfwen (Efyarafter der neuen Schöpfung betont. Pie Bcdcnfen, wetdje gegen den ITlijjbraudj von Staatsmitteln, alfo des gemeinfdjaftlidjen (Eigentums aller Staatsbürger 3ur Befämpfuug und Verdrängung eines QZeils der Bi'trgerfdiaft erhoben wurden, beantwortete man mit dem tfinweis darauf, daß den polen fein Unrecht gefd?ät?e, weil ja die Anftedelungsfomntiffton niemanden 3ivingen folle, fein Befitstum au fie 31t verfaufen.

ITlit derfelbcn Begründung wurden Büßende von polnifdjen Acdaftcuren ins ©efängnis gefteeft, deren Leitungen von der „ P e r* d r ä n g u n g " d e r p o l e n durd} die Anfiedeluugsfommiffion fpradjen. Pie (Berichte fanden darin eine V e r ä d jt li d jm a c h u n g von S t a a t s * e i n r i d j t u n g e n a u f (Br u n d v o n e n t f t e l l t c n QZatfaeben (§ j3f des Strafgcfeßbudjs).

lladj § 1 des jeßt geltenden (Enteignungsgefeßes vom U - ^ u n i 187*1 ift die (Enteignung nur 3iitäffig für ein Unternehmen (des öffentlichen Wohles), d e ffe n A u s f ü h r u n g d e r A u s ü b u n g d e s (Ent* e i g n u n g s r e c h t s b e d a r f .

(25)

25

(Enteignung 311 ©unften ber Knftebelnngsfommiffton Me D e r b r ä n g u n g bet bisherigen 23cfiüer fein foll.

(Eventuell verlangen bie Hechtsgelehrten bes (Dftmarfenuereins ein neues befonberes (Entcignungsgcfeü 311 ©unften ber Zlnfiebelungs» lonuniffton. Die guläffigfeit eines folcben prcufjifdtcn ©efetjes ftütjen fie auf 2lrt. 109 <£.=©. 3. 23. ©.=23.:

„Unberührt bleiben bie lanbesgefetilidjen Dorfdjriftcn über bie im ö f f e n t li c h e n 3 n t r e f f e crfolgenbe <Ent3tehung einer Sache."

(Eine prä3tftcrung, tvas inan unter „öffentlichem 3 ’äereffe" l,er= fteben foll, enthält bas (£.=©. 3. 23. ©.=23. nicht. Dies liegt teils baran, baß biefes ©efetj bcfanntlidi in einem befonbers befchleunigten (Tempo verabfehiebet worben ift, teils an ber Schwierigfeit ber Definition. Diefe Scbwierigfeit erfannte man fdjon bei ber 23eratung bes preufjifdjen (Enteignungsgefehes vom p . 3 un* 1871; deshalb mürbe bie <Ent= fdjeibung über bie ^uläffigfeit ber »Enteignung im (Sin3elfalle bem König übertragen, iveil man in ber föniglidjen (Entfärbung mit ,fug unb Hcdjt b ie u n b e b i n g t e f t e u n b g r ö f je © a r a n t i e f ü r bie u n p a r t e i i f c h e u n b g e re d e te M n tv e n b u n g bes © e f e ije s falj."

Dgl. bie Kommentare von (Eger, Dalofa, Sevbcl 311 § 2

bes (Entcignungsgefehes.

Ulan vergleiche nun bie biefe XTlaterie betreffenben 23eftimmungcn bes preufufdjen Hechts.

§ 71 ber (Einleitung 3um 2lllgemeinen Canbredjt:

„i£iu3clnc 2^cdjtc unb Vorteile ber 2Uitgliebcr bes Staates miiffen beit Hechten unb pflichten 311t 2 3 c f ö r b e r u n g bes gerne in fdj a f t l i djen I D o b lc s nadjftehen."

2lrt. 9 ber preufufdjen Derfaffungsurfuitbe:

„Das (Eigentum ift unvevletjlidj. (£s fann nur a u s © r ü n b e n b e s ö f f e n t l i c h e n X D ohles gegen vorher» geljcnbe (Entfchäbigung nadj 2Haffgabe bes ©cfeücs entjogen ober befdjräitft werben."

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2^

Jtlfo woljlgemerft, bas neuere preujjifdjc Uedjt erflärt als Doraus» fetzung 6er (Enteignung bas 3ntereffe bes ö f f e n t l i c h e n ID o b l c s , bas Sanbredjt nodj flarer bie Beförderung bes g e i n e i n f d j a f t l i c h e n ID o lj l c s. Unzertrennlich ift mit allen biefen Begriffen bie Dorftcllung verbunben, bafi bas enteignenbe Unternehmen felbft Hiemanbem zu

£eibe fein folle.

„U nd)'bei ber (Enteignung — fagt Stranz in ber „Deutfdjen 3uriftenzcitung" — barf bie tfrag e bes Hechts unb Unrechts nidjt beifeite gefdjoben werben. D as (Eigentum ift unverlet?» lieh- freilich, wenn bas öffentliche lDoljl, salus publica, es bringenb erforbert, ftnb Musnahmen zuläfftg, wie fdjon im Mllg. ttanbredjt (§§ 7<$, 75 ff.) anerfannter (Öruiibfatj. B u r biirfen fidj bie Musnahmen nidjt als feinblidje (Taten gegen beftinunte einzelne Dolfsf reife richten."

XDir mödjten noch hinzufügen, bafj bie fogen. Staatsraifon, in U ? a l jr I j e i t b a s 3 n t e r c f f e b e r im S t a a t e h c r r f ^ c n ^ en P a r t e i , etwas burdjaus verfdjiebenes ift vom ö f f e n t l i c h e n 3 Ute r» e ffe ober bem 3 n t e r e f f e b e s ö f f e n t l i c h e n X D o b is. 'letzteres ift, wie bas Mllgemeine Sranbredjt treffenb befiniert, ibentifdj mit bem ge» m c i n f d j a f t l i d j e n ID o lj l (— ID o b l a l l e r B ü r g e r ) .

Den Unterfdjieb zwifdjen beiben Begriffen ficht man am beften an folgenbetn Beifpicl. XDenn in einer fonfefftonell=gemifdjten Stabt» gemeinbe bie fonfeffionelle Ulcbrljcit ftäbtifdjc XTlittel bazu verwenbeu wollte, um i h r e f onf effionellen ^weefe zu förbern, fo würbe jeberrnaun ein foldjcs Dergeljen für eine Ucbcrtretung bes ficbenten ©ebots be» trachten — obwohl nach formellem Mcdjt bie M ajo rität zu entfdjeibcn Ijat, w as als 3 ntereffe ber Stabtgemeinbc zu betrachten ift.

(27)

2 5

Dev Vorfchlag bes ©ftmarfenuereins ftettt aber nod) in einer anderen Vejiehung bie (Sruttbfähe über bie (Enteignung, mie fie mol}! in ber galten 3i»itifterten Wett (Bettung traben bürften, gerabeju auf ben Kopf.

Dev <3mecf einer jeben (Enteignung unb 3ugleidj einjiger (Brunb berfetben fann hoch nur ber fein, bafj ein Unternehmen bes öffentlichen Wohles ein frentbes (Svunbftücf in 23efttj nehme unb in 23efift be» h a t t e . y*r cs lvac e’n ’n kein pvcufufdjcn 22edjt anerfaunter ©runb« fatj, bafs ber (Enteignete nachträglich einen Knfprud) auf Wiber» ertangung feines Befifstums habe, fobatb bas öffentliche Unternehmen beffen nicht bebürfe.

hier ift aber alleiniger <5mccf ber (Enteignung ber, bah ker fünftige 2Infiebler, alfo eine ihrer ^nöivtbualität nach noch gar nicht befannte Perfon, bas (Brunbftiicf befttje. (Es folt eben ein feber bas (Brunbftiicf befttjen tonnen, nur nicht ber bisherige Vefitjer ober­ em anberer pole; mit anberen Worten ift hier bie V e r t r e i b u n g b e s ( E ig e n tü m e r s n o n f e i n e r S chotte g e ra b e ju Selbftjm ecf!

(Enblidj mürbe bie norgefdjtagene gmangsenteignung — mie fdjoit Summier (perfönlidje Knftebetungsbefdjränfungen 1906 S. 5 p nachgemiefen hat — kern oberften (Brunbfatje bes Deutfchen (frei» jügigfeitsgefetjes gerabeju ins (Sefidjt fd)Iagcn.

W ir haben oben (Kapitel II) bargetan, bafi nad) § f biefes (Befetjes beit 23unbcsftaatcn unterfagt ift, bie Hiebertaffung ober ben (Errncrb non (Brunbeigentum feitens einjetner Staatsbürger ju ner« hinbern ober ju erfdjmercn. Wenn nun bie Snhänger ber gmangs» enteignuug ber Wahrheit bie (Ehre geben motten, fo müffen fie ju» geben, bah ber eigentliche <3mecf ber (Enteignung nur ber fein folt: b ie b i s h e r am O r t e X. a n f ä f f i g e n p o l e n n o n i h r e r S d, o 11 c u n b ih r e m W o h n f i tj a u f b ie D a u e r ju n e r b r ä n g e n .

D a s ift bod? m e h r a l s e in e V c r h i n b e r u n g bes (Eigen» t u m s e r m e r b e s o b e r b e r H i e b e r l a f f u n g !

Von cinjelnen 3 uriftcn merbcu Stimmen taut, tnclchc 3tnar 31t»

geben, bah ein (Befelj, mie bas projeftierte, gegen 2trt. 2 ber Seichs»

(28)

26

p tin jip ber ©ewiffenlofigfeit in bie ©efeßgebung hineinbringen. (Es ift alfo unbcnfbar, baß bie ntaßgebenben Krcifc fidi ißr anfchließen feilten.

U lan vergegenwärtige fidj nun noch bie wirtfdjaftlidjen folgen

eines folgen (Enteignungsgefeßes! j n ben von biefem ©efeß fyeim»

gcfudjten provinjen wirb bodi fein vernünftiger Ulenfeh meßt cs wagen, fein ©clb 31t Sobenmeliorationen ober S auten 311 verwenben, ba er ja risfiert, morgen von Ijaus unb bjof vertrieben 31t werben. U lan wenbe bagegen nießt ein, baß ja eine (Entfcßäbigung ge3aßlt werben w irb ; beim feßon nad; bem heutigen (Eitteignungsgefeß hat ber (Enteignete nur Unfprucß auf (Erfaß b c s W e r t e s b e s © r u n b » ftiie fs, b a g e g e n n i d j t b e r e in 3 e ln e it U l c l i o r a t i o n e l l . Sie Wertfeftftellung ßängt aber von ben meßt ober ininber vagen ©utaeßten ber Sacßverftänbigen ab. (Ein Uififo bleibt bann atfo bie Kapitals» aitlage 311c Ulclioration bcs ©runbftiicfs immer!

Schließlich follten bie Ulitglicber ber gefeßgebenben ^aftoren es ftd) hoppelt unb breifad} überlegen, eße fie an bem ©runbpfeiler ber mobernen ©efellfcßaftsorbnung, ber Unverleßlidifeit bcs (Eigentums,

rütteln laffen. Denn wenn man ben ©runbfaß einführen follte, baß

ber S taat bereditigt ift, bem A fein (Eigentum 311 ent3ießen unb es bem B 3U geben, weldier ben Ulacßtßabern beffer gefällt, — fo bleibt als Streitobjeft gegenüber ber Sosialbemofratie tatfäcßlicß nidit viel meßr als ber M ilitarism us übrig.

Hodie mihi, cras tibi 1

V.

Die heutige preußifeße polenpolitif ift barauf bafiert, baß preußen als beutfeßer llationalftaat berechtigt fei, innerhalb feiner ©ren3fdjaft anberen Xlationalitäten bie (£piften3berecßtigung absufpreeben. Wie fteßt es nun mit biefem Uedit?

(29)

27

I?alb 6er © renjen bes Peutfdjen Reicßcs junt Scßaben bes Peutfeßtums ausfeßlagett würbe.

P a s fpejtelle Redit bes preußifeßen Staates, beit bcutfcßen national» ftaat 311 fpielen unb bie (Epfte^beredjtigung 6er nationalen M inoritäten 3« leugnen, wirb jebocß ßergeleitet aus 6ent „Redjt 6er (Eroberung, bas, folange bie W elt ein Völferredit fcnnt, ©eltung gehabt ßat." (Sdjic» mann). Selbft wenn man biefcit brutalen S aß gelten laffen wollte, fo fann bodi nur 6er Stanbpunft 6es (Eroberers felbft, nidit bcrjenige feiner (Epigonen ntaßgebenb fein. R u n finb von beit provinjen, in welcßcn bie polnifdjc Revölferung autocßton ift, Sdilcfien unb Weftpreußen von .friebridj 6cm ©roßen erobert worben, 6cm bcfanntlid? 6as Peutfcßtum beftenfalls gleidjgiltig war.

Pie propin.3 pofen befißt bagegen 6er preußifdje S ta a t nidjt auf © runb bes Redjts 6er (Eroberung, fonbern auf © ruub internationaler Perträge, insbefonbere auf © runb 6er W iener Kongreßafte unb bcs 3ur Rusfüßruug 6er Kongreßafte 3wifdjen Rußlaub, Preußen unb ©efter» reidj gefdiloffeuen Vertrages vom 3.— q. M a i f8 f5 . 3 n Ilrt. 3 bicfes Vertrages, weldjer in 6er preußifeßen ©cfeßfannnlung abgebrucft ift, ßeißt es:

„Pen polen, weldjc Untertanen 6er ßoßen fontraßierenben Heile finb, follcn (Einricßtungen, weldjc bie (Erßaltung ißrer R atio n alität fidjern, itadj 6 c n f o r m e n ( b ü r g e r lie ß e n ) p o l i t i f e ß e n P a f e i n s 3u t e i l w e r b e n , bie jebe ber Ale» gierungen benen fie angeßören, ißnen 3U3ugefteßen für angemeffen eraeßten wirb."

P er fjafatism us flammert fidj nun an bie leßten W orte, inbem er bebu3icrt, baß biefe Verpfließtung bes preußifeßen S taates unperbinblicß fei, weil fie Rlles bem (Ermeffen ber Regierung überlaffe. P ies ift eine offenbare Verbreßung, ba ber Radjfaß nur bie f o r m e n b e s p o l i = t i f d j e n P a f e i n s , n i d j t a b e r b i e f c s P a f e in f e lb f t o b e r b ie ( E r ß a l t u n g b e r R a t i o n a l i t ä t b e t r i f f t .

Rußerbem ift bas (Ermeffen — bcs a rb itriu m b o n i viri — wie jeber 3 u rift im erften Scmefter lernen muß, etwas Ruberes als bloße

W illfür. „Soll bie Rcftinmumg nadj billigem (Ermeffen erfolgen —

(30)

28

„W ir fennen innerhalb ber preußifdjen ©renspfäble feine anbete N ationalität als die Peutfcße" fagte im 3 a hrc (902 bet ZKiniftec v. Kßeinbaben im Nbgeorbnetenhaufe.

P a ß jenes Kbfommeu naeß Nbficßt bet Kontrahenten bie l?ter beigelegte (binbenbe) Bebeutung haben follte, beweift bet Kufruf bes Kaifers Kleranber I. von Kußlanb vom (8./30. Kpril (8 (5 an bie B ew ...bes Qerjogtums W atfcßau:

„ P a nun einmal bas allgemeine ^riebensbebiirfnis eine Per» einigung (amtlicher polen unter einem Sjepter nicht geftattete, fo habe idj boeß fräftig bafür geforgt, bas ungliicflidjc £oos biefet (Trennung möglicßft 311 linbern unb b eit p o l e n ü b er» a l l b ie K e cß t e e i n e r e i g e n e n N a t i o n a l i t ä t 3u f i e h e rn ."

3 n Kusfüßrung jenes S taatsvertrages cs in bent Kufruf

^riebrieß Wilhelm III. an bie (Einwohner bes © roßße^ogtum s pofen vom 15. K lai (8 (5 (©efeßfantmlung S. <(?):

„ 3 ß r merbet meiner NTonarcßie einverleibt, o h n e (E u re N a t i o n a l i t ä t v e r l e u g n e n 3U b ü r f e n ."

„Kucß 3 h r habt ein V a t c r l a n b unb m i t iß m einen Beweis meiner Kcßtung für (Eure Knßänglicßfeit an basfelbc e r h a l t e n . "

((Es folgt bie Verheißung ber Kcßtung ber Spradjc in Kircße, Kmt unb Sdjule).

P a s Wefentlidje finb hierbei nicht, wie gewöhnlich argumentiert ivirb, bie Verheißungen bes Königs, fonbent bie in ber ©efeßfammlung fonftatierte ( T a tf a c ß e , baß bie pofen bei ißrern (Eintritt in ben preu» ßifdjen Staatsverbanb ißre N ationalität behalten unb nid)t unter eine ^rembßerrfchaft fommen.

P er oben 3itierte S taatsvertrag vom 3/^. K lai (8 ( 5 bilbet ben einigen Kedjtstitcl für bie pteußifeße Nlonarcßie 311m Befjße ber heutigen

provin3 pofen. Pureß biefen S taatsvertrag unb bie (Erflärung bes

Königs aus ber vorfonftitutioncllen^eit ift bie (Eriften3 unb bie <£jiften3» bereeßtigung ber polnifcßen N ationalität innerhalb ber preußifeßen (Bremen recßtlicß unb gefeßtieß feftgelegt worben.

(31)

29

„Die ift nun belohnt worben burdj bic Porgänge von unb 18^8. Demgegenüber nodj 311 behaupten, bafj bic polnifdje 22ation einen Knfprudi aus ben proflam ationcn Verleiten Fönnte, welche ber König im 'iabre f8 f5 erlaffen hat, bas ift wirf lieh etwas viel verlangt."

(Hebe bcs (Srafen £imburg=Stvrum im preufj. Kbgeorbnetcm häufe vom fO. | 2 . l 9 0 f . )

Dicfclbe fabenfdjcinige Krgumentation wiebcrljolt fidj m e h lig e XTCale. Sic 3eugt in erfter Sinie von einer rüfyrenben Unfenntnis ber (Sefdjidjte. Pefanntlidj l?at fidj 3ur3eit ber polnifdjen Revolution vom 3<il?rc f 830/31, welche ausfdjlicfjlidj gegen Rußlanb gerichtet war, auch nidjt eine tjanb unter ben polen gegen bic preufjifdje Regierung erhoben! tErotjbcm folgte im 3 a^?rc l 832 >m pofen’fdjcn bic IPirtfdjaft eines Jlottwell, weldjcr als ©berpräftbent ber p ro v iiß pofen nidjt nur 2lmt unb Schule völlig germanifierte, fonbern auch gatß offen barauf aus» ging, bie polnifdje Pevölferung materiell 311 ruinieren.

(Es ift gait3 flar, baff biefe IPirtfdjaft in ber Pevölferung viel <§ünbftoff fammeln mufjte, welcher in ben putfdjen ber ^aljve W 6 unb 18^8 3iir (Erplofion fam, obwohl bie Regierung im 3al;rc f8^2 3um CLeil bie ^lottwell’fdjc p o litif neriaffen hatte.

Die im übrigen burdj bie allgemeine europäifdje Revolutions» atmofptjäre entfdjutbbaren Porfälle ber 3 ahi'c W<5'48 fönnen aber nidjt 311m Porw anb bienen, ber gefamten polnifdjen Pevölferung iljrc nationalen Redete 311 ent3ieljen, 3umal bie genannten 3 nfurrc^*oncn b u r d j a u s n i d j t a l l g e m e i n e waren. Das letztere l?at Pism arcf in feiner Rebe v o m (8 . 211 ä r 3 f 8 6 ? ausbriicflidj bc3cugt:

(32)

30

m a n wirb hiergegen einwenben, bafi auch in anberen £änbern nach ähnlichen putfehen von Öen Regierungen Repreffalien geübt würben, unter öenen die Rnfdjulöigcn ebenfo litten ivie die Schulbigen. Das ift mobl möglich, aber jedenfalls öarf ju foldjen Repreffalien n u r b i e j e n i g e R e g i e r u n g g r e i f e n , g e g e n w elche e in R u f ft a n ö g e r i e t e t w a r , nid?t aber die Regierungen öer fpäteren (Benerationen. Der tfall öer Sehanölung öer polen in preufjen ftebt eben beifpiellos öa.

Denn die Regierung, weldje auf öas 18^8 folgte, fpradj ant 2. (Dftober (8^9 (II. Kammer) öurdi Öen RTunö öes RTinifters öes (Jnnern von manteuffel:

„Die Rationalität aber will öie prcußifdic Regierung Öen polnifdfen Untertanen in feiner IVcife entjiehen."

U?ic fic es in öiefer Rejiefyung meint, öas ergibt öcr Paragraph, welcher in öem (von preufien, Saufen unö Hannover) eingebradjten (Entwurf öer Reidjsvcrfaffung aufgenommen ift. (Er lau tet:

„Den nicht öeutfdj rcöenöen üolfsftämmen öes Reiches ift iljre volfstiimlidje (EntwicFelung gew ährleist, namentlich öie (Sleidjberedjtigung ihrer Sprache, fotveit öeren (Sebiete reidjen, in öem Kirchenwefen, öem ilnterridjt, öer inneren Verwaltung unö öer Rechtspflege."

„Diefes foll gemährt werben, wirb gewährt werben, ein mehrcres nicht". U)as in aller U?elt hai’cn öie Polen f e i t 1819 getan, woraus öie preufiifdje Regierung öas Recht herleiten fönnte, öiefes Verfprechen nicht ju halten?

Run ift noch enölid) eingewenöet worben (fo vom Kultusminifter v. Stuöt in öer Sitjung öes Rbgeorönetenhaufes vom fO. Dejetnber (90f) öurdj öie preujjifche Verfaffungsurfunöe feien alle nationalen Sonöer» redete öer polen aufgehoben, beim öcr Rntrag (Dfterrath, welcher eine öer obigen analoge Seftimmung jum Schuh öer nationalen minori» täten in öiefer Verfaffungsurfunöe aufgenommen wiffen wollte, fei abgelehnt worben.

3nöeffen ergeben geraöe öie Verhaitölungen über Öen Rntrag (Dfterrath öie IVcrtlofigfeit öiefes Rrguments. (Es fagte nämlich öer Serid}ter)tatter Keller — öer einige Rcöner gegen Öen Rntrag — am 18. D e jc m b c r (8 ^ 9 (in öer II. Kammer):

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Piefe ^rage liegt uns nicfyt vor unb biefe ,frage ift and; in ber Kommiffion nid?t 3um ©egenftanbe einer Pisfuffion gemadjt ivorbcn. Per Bericht erfennt ausbrücflid} an, baff bicfer Sdjuts, biefe Sorge, biefe Schonung aUerbings in ber pflidjt bes Staates liege.

Wenn ber prcufufcfje Staat bisljer jene feine pflidjt fdjlcdjt er« füllte, bann ift eine foldje XJeftimmung nottvenbig; wenn er fie aber überall fo erfüllte, bafj er vor (Sott unb XTlenfdjen bavon Ucdjenfdjaft ablegen faitn, bann ift bies nidjt nottvenbig. llnb bies letztere I?at bie Uommiffion angenommen."

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