Theologisches Literaturblatt.
Unter Mitwirkung
zahlreicher Vertreter der th eo lo g isch en W issen sch aft und Praxis
herausgegeben von
Dr. theol. L u d w i g I h m e l s
^Dr. theol. E r n s t S o m m e r l a t h
Landesbischof in Dresden. Professor in Leipzig,
Nr. 14. Leipzig, 1. Juli 1932. LI II. Jahrgang
E rsch ein t Tierzehntägig F re ita g s. — Zu beziehen durch alle B uchhandlungen und P o stäm ter sowie vom Verlag. — In lan d -B ezu g sp reis: Rm. 1.50 m onatlich.
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Altheim, F ra n z, Römische Religionsgeschichte.
I .: D ie ä lteste Schicht. I I . : Von der G rün
dung des k apitolinischen Tempels bis zum Aufkommen der A lleinherrschaft. (Haas.) Staerk, W illy, D. D r., V orsehung und V ergeltung, zu r F ra g e nach der sittlichenW eltordnune.
(Hänel.)
Thackeray, H enry S t. John, A Lexikon to Jo sephus. (K ittel.)
Bussmann, D. W ilhelm , Synoptische Studien.
(Jerem ias.)
Bis, Richard, Das katholische Europa. (Theobald.) Lee, Umphrey, Ph. Dr., The H istorical Back
grounds of E arly Methodist E nthusiasm . (Fleisch.)
Ruck, Erw in, Dr., K irchenrecht. (Oeschey.) Erich, Oswald, A., Die D arstellung des Teufels
in der c h ristlich en K unst. (Strasser.)
K atholizism us, Der römische, und das E v an gelium . (Haack.)
Dacquö, E dgar, Vom Sinn der E rk en n tn is, eine B ergw anderung. (Köberle.)
Bartmann, B ernhard, Dr., G rundriss der Dog
m atik . (Priegel.) Neueste theologische L ite ra tu r.
Altheim, F ra n z (P riv atd o zen t an d er Univ. F ra n k fu rt a. M.), Römische Religionsgeschichte. I.: Die älteste Schicht (Sammlung G ö sch en 1035). Berlin, Leipzig
1931, W a lte r de G ru y te r & Co. (114 S. kl. 8.) G eb.
1.80 Rm. — II.: Von der Gründung des kapitolinischen Tempels bis zum Aufkommen der Alleinherrschaft (Sammlung G öschen 1052). E b en d a 1932. (154 S.) G eb. 1.80 Rm,
In d e r ,.Sam m lung G öschen", d e ren Z w eck und Ziel sein will, u n ser heutiges W issen in kurzen, k laren , allg e
m e in v erstän d lich en E in zeld arstellu n g en d arzu b ieten , sind, will mich dünken, die beid en B ändchen „R öm ische R e ligionsgeschichte“, die F ra n z A ltheim als die N um m ern 1035 und 1052 (I,: D ie ä lte ste Schicht, II,: V on d er G rü n dung des kap ito lin isch en T em pels b is zum A ufkom m en d e r A llein h errsch aft) geliefert hat, fehl am P latze, E s w erd en sicher d er K äufer n icht w enige sein, die, auch w enn ihnen gu te A llgem einbildung eignet, beim L esen zu ihrem V er
drossen sein finden w erden, dass sich ein vieles von ihnen n i c h t v e rste h e n lässt. R atlos w erden, um als E xem pel n u r eins zu nennen, viele vor „N undinalbuchstaben A — H “ (S. 27) steh en , L atein m uss auf d er Schule geh ab t haben, w er, w ie d e r nu r ein B eispiel, v e rste h e n soll: „ U n ter den dies fasti w e rd e n die com itiales (C) ausgeschieden, die in e rs te r Linie d er A usübung des m ag istratisch en ius agendi cum populo dienten. D an eb en h ab en w ir die dies in te r- cisi (EN = *endotercisi), bei denen n icht A nfang und Ende, sondern n u r die T ag esm itte dem profanen V erk e h r frei
gegeben ist," A uch gut G riechisch m uss können, w e r an die L e k tü re d er ein lad en d en B ändchen sich m acht. G e- n iessb ar sind sie re c h t eigentlich ü b e rh a u p t n u r dem k lassischen Philologen. N ur e r au ch k ann sich das m an ch erlei bloss H y p o th etisch e gefallen lassen, das d er H err V erfasser einm ischt, w ie w ied eru m nu r er re c h t in der Lage sein w ird, zu erk en n e n und d a n k b ar zu w ürdigen, dass A ltheim , da und d o rt auf eigene voraüfgegangene P u b li
k a tio n e n („G riechische G ö tte r im a lte n R om " und „T e rra m ater") zurückgreifend, den n e u e ste n S ta n d d er Forschung vorführt.
Die einschlägigen grundlegenden W e rk e sind b e k a n n t
lich die von M om m sen und dessen N achfolger W issow a.
B eider A rb e ite n liegt zeitlich v o r d en au ssero rd en tlich ergiebigen italien isch en A usgrabungen, beso n d ers auf dem Boden E tru rien s, sow ie auch vor den neuerdings gem ach
ten, seh r b ed eu tsam en F o rtsc h ritte n in E rforschung der altitalisch en S p rach en und ih rer D enkm äler, die die F rü h geschichte Italiens, insb eso n d ere der E tru sk er, n icht wenig au fg elich tet haben. E ben sie sind, w ie schon F rie d rich P fister in sein er Skizze in dem von C arl Clem en h e r
ausgegebenen Sam m elband „Die R eligionen der E rd e "
(1927) ein gleiches zu tun nicht u n terlassen hat, von A lt
heim genutzt. A u sw irk en m usste sich das vor allem dahin, dass, im G egensatz zu d er von W issow a in seinem W erk :
„R eligion und K ultus d er R ö m e r“ (2, Aufl,, 1912) geflissent
lich vorgenom m enen, kün stlich en B eschränkung auf das a lte Rom und seine b eso n d eren V erhältnisse, d er Blick auf die R eligionsentw icklung des g esam ten a lte n Italien ü b e r
hau p t g e rich tet w ard. N icht re c h t zu v e rsteh en ist daher, w arum d er V erfasser seiner D arstellung nicht lieb er den a d ä q u a te re n T itel „A ltitalisch e R eligionsgeschichte“ ge
geben hat, H a n s H a a s , Leipzig,
Staerk, W illy, D, Dr, (Professor in Jen a), Vorsehung und Vergeltung, zur Frage nach der sittlichen Weltordnung (Furche-S tudien, e rste V eröffentlichung). B erlin 1931, F u rche-V erlag. (125 S, gr, 8,) 4 Rm.
D er T itel „V orsehung und V erg eltu n g “ w eist auf das speziellere Problem , w ie die als V ergeltung w irk e n d e V or
sehung m it dem Leid des From m en und dem G lück des G o ttlo sen auszugleichen ist. A b er d er G esich tsk reis d e r A usführungen ist w e ite r und um spannt die ganze Not, die m it dem V erh ältn is von V orsehung und Übel gegeben ist.
A uch die B eziehung d er V orsehung zum U rsprung der Sünde und zur m enschlichen F re ih e it w ird fest im A uge b eh alten . — D es N äh eren h a n d e lt es sich um eine id een geschichtliche U ntersuchung. V ornehm lich ist dabei d er Blick auf das A lte T estam en t g erich tet, dessen einschlägi
gen A uffassungen nach ih ren m annigfaltigen V erästelungen
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auf das sorgsam ste n ach gegan gen wird. D och w ird das überhöht m it ein er S ch au auf J esu S tellu n g zum L eid en w ie auf die G e d a n k en w elt des gan zen N eu en T estam en ts.
U nd hieran sc h liesst sich ein lich tv o ller und ertragreicher D urchblick durch die M einungen der K irch en väter, der S ch olastik , der R eform ation, der n ach reform atorisch en T h eo lo g ie und P h ilosop h ie bis in die G egen w art.
Es ist n e u te sta m e n tlic h und re fo rm ato risc h gedacht, w enn e rk a n n t w ird, dass der G laube an den in C hristus offenbaren G o tt d er L eidensfrage den scharfen S tach el nim m t. A b er es d ü rfte davor zu w arn en sein, eine e n t
sp rech en d e E insicht in d er H iobdichtung zu suchen und die an h alten d e G o ttesg em ein sch aft des D ulders als A u sd ru ck ein er schliesslichen A bsage an das R ech t seines G rübelns zu d euten. W ohl le h rt auch die H iobdichtung den V erzicht.
A b e r sie g rü n d e t ihn auf die unerm essliche W eish eit G o tte s {28; 37; 38— 41). U nd sonderlich lässt sie ihn n u r als le tz te N otw en d ig k eit gelten. Sie b e k e n n t sich zuvor m it dem F e sth a lte n Hiobs an sein e r F röm m igkeit gem äss d er a lten V olkserzählung zur Idee des B ew ährungsleidens, m it dem A usbruch d e r ungestüm en E m pörung Hiobs gem äss den E lih u red en zur Idee des L äuterungsleidens. — Ä hnlich v e rk ü rz t ist die A uffassung des N euen T e stam en ts gesehen, so richtig die B edeutung des einen fund am en talen U m schw ung bringenden, in d er W illenseinheit des Sohnes m it dem V a te r w ie in d e r R ech tfertig u n g des G läubigen g egebenen F rie d e n s h e ra u sg estellt w ird. F ü r die B o tsch aft J e s u k ö nnen die V oraussetzungen o d er A b sich ten von M ark.
2, 5; Luk. 13, 3. 5; Joh. 9, 3 nicht ü b e rse h en w erd en . U nd für die B otschaft d er A p o stel k ö n n e n d ie k o n k re te re n A u s
sagen n icht ohne w eite re s als R esiduen d er V ergangenheit zur S eite g e rü c k t w erden. — D em gem äss w ird von d e r dogm a- tisch en B esin n u n g zu fo rd ern sein, dass sie n ich t bei dem V e r
w eis auf das z e n tra le A nliegen H alt m acht. G eg en ü b er einer re in m etap h y sisch en S p ek u latio n ist es in d e r G eg en w a rt ihr grosses V erd ien st, hierauf en tsch e id en d en N achdruck gelegt zu haben. D och k an n sie nicht von d e r U nruhe e n t
la ste t w erden, w eiterz u frag en , hierin vom philosophischen M ühen zu lernen, n am en tlich a b e r d er v orbildlichen U n b e fangenheit A lte n und N euen T e sta m e n ts zu folgen.
S ta e rk s Studie ist eine h o ch erfreu lich e E rscheinung auf dem G eb iet d er a ltte sta m e n tlic h en F orschung. Sie g ehört zu den n ich t allzuvielen, die an d e n K e rn dringen und die religiöse V orstellung zum G eg en stan d d e r theologischen U ntersuchung m achen. D abei ist sie sich d er religions
geschichtlichen G e g eb en h e iten des A lte n T e stam en ts m it voller S e lb stv e rstä n d lic h k e it bew usst und löst deshalb ihre A ufgabe in der W eise, dass sie den ganzen R eichtum d er v e rsc h ie d e n artig e n E ntfaltung, zu d er die Id ee gelangt ist, v o rfü h rt. D ass sie h ierm it n icht schliesst, so n d ern ntin zu den H öhen des N euen T e stam en ts auf steigt, k a n n n icht leb h aft genug a n e rk a n n t w erd en . Sie trä g t so dem grossen G esetz R echnung, dass d er tie fe re Sinn des W e rd e n d e n im L icht d er V ollendung begriffen und die O ffenbarung des A lte n T e stam en ts von d er O ffenbarung in C hristus e rh e llt w e rd e n will. D er theologiegeschichtliche A briss v e rm itte lt in den F eh le rn und R ich tig k eiten , die e r sam m elt, b e d e u t
sam e A nregungen, w ie die A u sw ertu n g des O ffenbarungs
gutes zu geschehen hat. In allem ist die S traffheit d e r aus den V oraussetzungen sich folgerichtig erg eb en d en B e u rte i
lung gebü h ren d h ervorzuheben, die k en n tn isre ich e B e h e rr
schung d er w e itv e rzw eig ten M ate rie zu rühm en, die s ta rk e G eg e n w a rtsn ah e d e r B ehandlung aufrichtig zu begrüssen.
H ä n e 1 - M ü n ster i. W .
Thackeray, H en ry St. John, A Lexikon to Josephus.
(Publioations of the A le x a n d e r K o h u rt M em orial F o u n dation.) P a rt I. L ib rairie O rien taliste. P aris 1930, P aul G eu th n er. (IX, 80 S. fol.) 60 fr.
S eit J a h re n ist d er M angel ein er Jo sep h u s-K o n k o rd an z ein sch w e rer M angel f'ür alle A rb eiten , die sich inhaltlich o d e r sprachlich m it dem jüdischen H isto rik e r oder seiner U m w elt beschäftigen. Die L ücke k a m um so m ehr zum B ew usstsein, seitdem du rch L eisegangs P h ilo-Index für den an d e re n w ich tig en jüdischen S c h riftste lle r des 1. J a h r h u n d erts dieses H ilfsm ittel geschaffen w ar. A dolf S c h ia tte r b e sitz t ein handschriftliches Jo sep h u s-L ex ik o n , das er sich im Laufe d er Ja h rz e h n te angelegt hat. Es ist a b e r nie zur V eröffentlichung gekom m en. Im m erhin geben seine E v an g elien k o m m en tare d er le tz te n J a h re viel M a te ria l daraus, das b e so n d ers du rch die R eg ister w ichtige D ienste tu t.
A b e r alles dies lä sst uns nu r die B edeutung em pfinden, die ein w irk lich au sg efü h rter und g e d ru c k te r Jo sep h u s-In d ex h ä tte . D er w ird uns nun in T h a c k e ra y 's W e rk geschenkt, d essen E rsch e in en er selbst zw ar noch in einem V orw ort v o rb ereiten , a b e r trag isch erw eise nicht m ehr erleb en d urfte.
D as L exikon e n th ä lt ausser einigen ganz gew öhnlichen W o rte n alle Jo sep h u sv o k ab eln . Die m eisten sind voll
ständig in allen B elegstellen n o tie rt, n u r bei b eso n d ers häufigen ist das n ich t durchgeführt. Von beso n d erem In te re sse ist, dass T h a c k e ra y d u rch das W ö rte rb u c h g e
w isse B eobachtungen am S til des Jo sep h u s b eleg en kann.
E r glaubt, am W o rtg e b ra u ch zeigen zu können, w ie J o s e phus in den v ersch ied en en T eilen sein er W e rk e v e r
schiedene G ehilfen g eh ab t habe. D ass er sich solcher b e d ien t hat, w issen w ir ja aus c. Ap. I, 50. Im le tz te n Teil d er A n tiq u itä te n (19, 276 ff. und 20) und d er V ita scheint nach M einung T h a c k e ra y ’s am u n m itte lb a rste n des J o s e phus eigener S til vorzuliegen. H ier zeige sich „a cru d er s ty le “ als sonst, b eso n d ers e tw a im G eg en satz zum „ J ü d i
schen K rieg". In A nt. 17— 19, 275 schreibe jem and, d er seinen Stil an T hucydides geb ild et h ab e; in A n t. 15— 16 ein an d e re r, d er die griechischen D ichter, b eso n d ers S ophokles, kenne. A nt. 6 sei du rch den G e b rau ch des H endiadyoin au sgezeichnet. A lle diese A b sch n itte h ab en zah lreich e W o rte, die jedesm al nu r in dem b e treffen d en A b sch n itt Vorkommen. Sie h a t T h a c k e ra y durchw eg angemerkt, so dass an d er H and seines L exikons seine T h esen n a c h g ep rü ft w e rd e n können.
M öge dem H e rau sg eb er und d er v erd ien stv o llen A le x a n d e r K o h u t M em orial F o u n d atio n v erg ö n n t sein, das W e rk zu glücklichem E nde zu bringen.
K i t t e l , Tübingen.
Bussmann, D. W ilhelm , Synoptische Studien. D ritte s H eft:
Zu den S onderquellen. H alle (Saale) 1931, B uchhand
lung des W aisenhauses. (211 S. gr. 8.) 14 Rm.
Das 1. H eft d e r sy n o p tisch en S tu d ien Bussm anns h a tte sich die R e k o n stru k tio n des U r-M ark u s (G), das 2. H eft (vgl. d i e s e Z eitschrift, 52. Jah rg an g 1931, Sp. 66— 68) die R e k o n stru k tio n zw eier L ogienquellen (R und T) zur A u f
gabe gem acht; das vorliegende 3. H eft sucht die Q uellen der synoptischen S o n d erü b erlieferu n g w ied erh erzu stellen .
1. „Die S o n d erü b erlieferu n g des «zweiten E vangelium s“
(S, 7— 50). Die A b w eichungen des M k. von Mth- und Lk, führen B ussm ann zu d er H ypothese, dass dem M k.-E van
gelium zw ei Q uellenschriften zugrunde liegen, näm lich a) U r-M k, (G), e rw e ite rt um das M k, und Mth- gegenüber
Lk. gem einsam e M ate rial (B), und b) eine zw eite Q uelle, ,,die auch eine Sam m lung w ie G o d er G + B w a r“ (S. 49), also eine A rt S ch w esterü b erlieferu n g zu d er H au p tq u elle;
ihr entnahm M k. sein S ondergut. Bis ins k lein ste w ird zu en tsch e id en gesucht, w ie sich d er M'k.-Stoff auf G, B und die S o n d erq u elle v e rte ile : z.B. w ird in dem V erse Mk. 10,46 die erste N ennung von Je ric h o auf G, die zw eite N ennung von Je ric h o auf B, die N ennung d er Jü n g e r und die W o rte ixavog, BaQTi/jLdXog auf die S o n d erq u elle zurückgeführt, w äh ren d ö NaCagtjvog im folgenden V erse en tw e d e r auf die S onderquelle o d er auf die re d a k tio n e lle T ä tig k e it des (zwei
te n E v an g elisten zurück zu fü h ren sei (S. 33).
2. ,,Die galiläische Sonderüberlie'ferung d er beid en e rste n E v an g elisten “ (S. 51— 88). D as M k. und M th. gegen
ü b e r Lk. gem einsam e S ondergut w ird auf eine schriftliche (S. 62) Q uelle B zurückgeführt, die S. 72— 81 re k o n stru ie rt w ird. D iese Q uelle w a r ,,wohl k ein ganzes Evangelium , son
d ern eine Sam m lung vo n galiläischen G eschichten, A u s
sp rü ch en J e s u und b eso n d e re n N ach rich ten aus d er L ei
d en sg esch ich te“ (S, 88). Ein aus G aliläa stam m en d er Be
a rb e ite r verschm olz diese Q uelle B m it dem U r-M k. (G), und in d ieser Form (G und B) fanden M'k. und M th. den Stoff vor.
3. „D ie S o n d erü b erlieferu n g des L u k a s“ (S. 89— 144).
N ach A usscheidung des aus dem U r-M k. (G) und den b eid en L ogienquellen (R und T) stam m enden M aterials so
w ie d e r re d a k tio n e lle n Z usätze des E v angelisten re k o n s tru ie rt B ussm ann auf S. 110— 129 einen U r-Lk. (S); es h andelt sich um ,,ein ganzes E vangelium “ (S. 129). D ieser U r-Lk.
geht sein erseits zurü ck a) auf w ah rsch ein lich in C aesarea e n tsta n d e n e Stoffsam m lungen, b) auf ,,eine johanneische Ü berlieferung o d er eine im v ie rte n Evangelium zugrunde liegende Q u elle“ (S. 144).
4. „Die S o n d erü b erlieferu n g des M a tth ä u s“ (S. 145 bis 176). N ach A usscheidung d er aus G, B und den beiden L ogienquellen (R und T) stam m en d en M ateria ls sow ie der re d a k tio n e lle n Z usätze des E v an g elisten w ird die S o n d er
quelle M, die das M th.-S ondergut en th ielt, auf S. 155 bis 170 re k o n stru ie rt.
So erg eb en sich n icht w eniger als zehn schriftliche Q uellen (S. 179 f.), die den S y n o p tik e rn zugrunde liegen:
G (Ur-M k.), R (erste R edenquelle), B (galiläische S o n d er
überlieferung), T (2. R edenquelle), S (L k.-S onderquelle), E (M k,-Sonderquelle), M (M th.-Sonderquelle), die Lk. v o r
liegende johanneische Ü berlieferung, die V orgeschichte des M th. und die V orgeschichte des Lk.
G eg en ü b er d e r in ih re r G esch lo ssen h eit eindrucksvollen K o n stru k tio n , die d er Vf. auf grund sorgfältiger K lein arb eit en tw irft, erh eb e n sich — von E in zelh eiten sei ab gesehen — zw ei g rundsätzliche B edenken: 1, D as V orhandensein einer schriftlichen Ü berlieferung des E vangelienstoffes vo r 60 n, Chr. ist n icht nach w eisb ar. 2. L iterarlkritische S tudien zu den S y n o p tik ern e n tb e h re n d er G rundlage ohne den U n te rb a u e n tsp re c h e n d er S tu d ien an d er zeitg esch ich t
lichen L ite ra tu r, in sb eso n d ere an dem synoptischen P ro blem d e r ta n n a itisch e n L ite ra tu r: W elches ist das V e rh ä lt
nis von M isna, T o sä p h ta und B a ra ito t? A n diesem einzig
artig e n V erg leich sm aterial v ersag t d er V ersuch, m öglichst w eitg eh en d auf schriftliche Q uellen zurückzugreifen, voll
ständig. J o a c h i m J e r e m i a s , G reifsw ald.
Bie, R ichard, Das katholische Europa. Leipzig 1931, V oigt
länder. (340 S. gr. 8.) G eb. 9.50 Rm.
D er V erfasser v e rm e rk t im „V o rsp ru ch “, dass e r k a th o
lischer H erk u n ft sei und in k ath o lisch er Um gebung lebe.
D ass er h eu te noch k ath o lisch sei, w ird nach dem Inhalt des B uches niem and annehm en. E r will die F rag e b e a n t
w o rten , ob eine V erbindung von N ationalism us und K a th o lizism us m öglich ist. Zu diesem B ehufe ä u ssert e r bald in grö sserer, bald in g erin g erer A usführlichkeit G ed an k en ü b er die T hem en: K reuz und K irche, P ap st und K aiser, U m w ertung d er G otik, R eform ation und G egenreform ation, N ationalism us und K atholizism us. J e d e r L eser w ird zu g e
stehen, dass er, der schon ein geschichtsphilosophisches und ein an tim arx istisch es W e rk h at ersch ein en lassen, m it den einschlägigen P roblem en, m ögen sie nun politisch, historisch, philosophisch, theologisch, k u n sth isto risch sein, wohl v e rtra u t ist. G erad ezu sta u n e n sw e rt ist, w as er gegenw ärtig h a t und h eran zu h o len w eiss, angefangen von d er M ythologie und V orgeschichte bis zu den D enkw ürdig
k e ite n des F ü rste n Bülow. F reilich w ä re w eniger m ehr ge
w esen. Die vielen B ezugnahm en ersch w eren die L ek tü re.
D em L eser en tsch w in d et nicht selten d er F aden. Vieles, w as e r bringt, ist richtig, anregend, sdhön. V ieles ab e r m öchte dem kühlen V erstan d einseitig, bedenklich, ü b e r
trieb en , v e rk e h rt erscheinen, ja von vielem m öchte m an sich d ire k t abw enden. H ier ist beso n d ers ged ach t an seine C h a ra k te ristik des A postels Paulus, zu der anscheinend N ietzsche P a te g estan d en ist. Die G rundlage des ganzen W e rk e s sind die A usführungen ü b er C hristus, „D er richtig v e rstan d en e, u n v erfälsch te und u n v erseh rte, dabei voll
kom m en n e u artig e G ed an k e des H eilands b e ste h t d a rin ,“
so sagt er, „dass d er G o tte s s ta a t die W ie d erg eb u rt einer verjüngten, g esieb ten und e rlö ste n W elt, die G em einschaft d er A u serlesen en ist, die hier auf E rd en beginnt und drüben fo rtg e se tz t w ird ,“ „C hristus ist ein g eb o ren er H errenm ensch, ein g eb o ren er A d e lsc h a ra k te r m it einem au ssero rd en tlich feinen und unbestechlichen G efühl für R ang und H altu n g .“ M atth, 13, 12 „ist das eigentlich e n t
h üllende und e n tla rv e n d e Z itat des Evangelium s, in dem sich Je su s m it sein er L ehre am k ü h n sten v o rw a g t“. „N ach dem unw ied erb rin g lich en V erlust d er M enschheit aus dem ursprünglich g ed ach ten Z ustand im P a ra d ie s gibt es für G o tt kein an d eres V erh ältn is zur M enschheit als das der A uslese. U n ter d er M asse d er Zufälligen w erd en einige ausgezeichnet, um durch den A del ihres V erdienstes, um du rch den A u ftrag d er G eschichte die N atu r au s ihrem eigenen Z w iespalt, aus ih re r eigenen M issgeburt zu b e freien, m it d er ursprünglichen Id ee und dem g ep lan ten E benbilde G o tte s zu v e rs ö h n e n ... Die K irche m u te t uns zu, den T od des H eilands am K reuz als einen F re ib rie f und als ein Lösegeld für die S ünden d er W elt zu b e tra c h te n , die durch dieses O pfer en tsü h n t und getilgt sind. Das ist die U m kehr d er a risto k ra tisc h e n H eilandslehre in eine d em o k ratisch e D id ak tu r, in eine L a ie n d ik ta tu r gegen den h öheren Typus des geschichtlichen M enschen.“ Das einige sein er G ed an k en ü b er C hristi P erso n und W erk . Es ge
nügt, sie anzuführen. D er V erfasser w en d et sich gegen die vielen „biographischen E rk lä re r und R om anziers von h e u te “, und doch übernim m t e r d ie G ed an k en eines d e r
selben, iü h rt sie w e ite r und trä g t sie in d er R üstung eines R eligionsphilosophen vor. Die F rage, die er sich g estellt hat, b e a n tw o rte t e r m it ja, einm al im Blick auf die grosse A nzahl n a tio n a le r K atholiken, sodann im Blick auf den U ntergang des L iberalism us m it sein er Ü berschätzung des G eistes und d er K ultur, vor allem a b e r im Blick auf seine C hristusdarstellung, D er w ahre, ursprüngliche echte C hri
stus könne den jungen M enschen, für die die R egister des
S tan d esam ts belanglos gew orden seien, zur re c h te n E n t
scheidung verhelfen. D er B e u rteiler m uss sagen: Ob d er gläubige K atholik n atio n al sein kann, das ist ü b e rh a u p t k ein e F rage, das zeigt die G eschichte. D er u ltram o n tan e k an n freilich nie natio n al sein. D er evangelische C hrist will natio n al sein, w eil er in seinem Volk und V a te rla n d G ü te r e rb lick t, die ihm G o tt v erlieh en hat, G üter, die nicht nur für seinen ä u ssere n M enschen, so n d ern au ch für seinen G lauben von grossem W e rt sind (vgl. L uthers A u s
legung zum e rste n A rtik e l und zur v ie rte n B itte). D ass das G em eingut des ganzen d eu tsch en V olkes w erde, darauf sollten alle h in arb eiten , die dazu beru fen sind und sich dazu b eru fen fühlen. A b e r auf dem W eg, d er in diesem B uche eingesohlagen ist, m acht m an k e in en C hristen, er sei evangelisch o d er katholisch, n atio n al; so nim m t m an ihm auch den G lauben an C hristus.
T h e o b a l d , N ürnberg.
Lee, U m phrey, Ph. Dr., The Historical Backgrounds of Early Methodist Enthusiasm (Studies in H istory, E co
nom ics and P ublic Law, ed ited b y th e F a c u lty of po- litical Science of C olum bia U niversity. No. 339). N ew Y ork 1931, C olum bia U n iv ersity Press. (176 S. gr. 8.) 3 $.
D er Verf. w ill die G e sch ich te des Begriffes „E n th u sias
m us“ u n tersu ch en bis zum Beginn des M ethodism us, w eil e r d a v o n neues L icht für die A nfänge d ieser B ew egung erhofft, und zw ar b e sc h rä n k t er sich auf „E nth u siasm u s“
im S inne d er V orstellung von u n m itte lb a re r g ö ttlich er L ei
tung und B elehrung, „E n th u siasm u s“ im Sinne m y stisch er V ereinigung m it G o tt b leib t u n b erü ck sich tig t. Ein m ehr v o rb e re ite n d e r A b sc h n itt verfolgt den Begriff vom G rie chentum und A lte n T e stam en t ausgehend im N euen T e s ta m ent und in 'der K irch en g esch ich te b is zum A usgang d er R eform ation. D er H a u p tte il zeichnet die E ntw icklung in E ngland von da ab bis zum B eginn des 18. Ja h rh u n d e rts, indem die v ersch ied en en „ E n th u sia ste n “ selbst bis zu den nach E ngland geflü ch teten C ev e n n en p ro p h eten k u rz v o r
geführt w erd e n , und die theologische K o n tro v erse, d er K am pf d er Philosophie und das Bild des „E nthusiasm us" in der öffentlichen M einung d er Zeit gesch ild ert w erd en . Ging es den o rth o d o x en T heologen um Bibel und K irche, w äh ren d die R a tio n alisten einfach alles Irra tio n a le leu g n e te n und die V erteid ig er des E nthusiasm us m it den S ch w ierig k eiten d er P ra x is (K ontrolle d e r „Im pulse“ und O rganisation) zu tu n h a tte n , d e n P hilosophen um n a tü r
liche E rk läru n g und A nalyse des B ew usstseins d er E n th u siasten , so hielt die öffentliche M einung den E n th u sias
mus für eine A rt W ahnsinn, d a ch te dabei an p o litisch e und soziale B ew egungen d er u n te re n S tän d e und a n die k a th o lische G efahr und n a n n te endlich, je ru h e b e d ü rftig e r die Z eit um 1700 w urde, alles A uffallende, beso n d ers im R e ligiösen, „E nth u siasm u s“. Von hieraus fällt in d er T a t auf den dem b eginnenden M ethodism us gegenüber so heftig erh o b en en V orw urf des „E nthusiasm us" w ie auf die schnelle V erb reitu n g des M ethodism us ein neues Licht.
Seine A skese, sein Missionseiifer, seine A rt >zu p red ig en und zu singen, die konvulsivischen E rscheinungen, seine L aien p re d ig er u, dergl., ab e r auch seine L eh re von d er B e k e h rung, H eilsgew issheit, G eislesleitu n g u. ä. b o ten ebenso den en th u sia stisch en N eigungen gew isser K reise w ie den V or
w ürfen d er G egner die A nknüpfu n g sp u n k te. A uch d a rin w ird m an dem Verf. zustim m en, dass W esley selbst, ä u sse rst n ü c h te rn und verständig, b e i aller gleichsam th e o
re tisc h e n A n erk en n u n g eines gew issen E nthusiasm us, doch den fak tisch en E nthusiasm us sein er A n h än g er durch sch ärfste O rganisation und A ufsicht so zügelte, dass e r fast nur in d er E rfahrung d er B ekehrung und H eilsgew issheit sich äu ssern 'konnte, und dass darum d er M ethodism us gleichsam den A bschluss des englischen E nthusiasm us ge
b ild et hat. H ierfür w ä re vielleicht eine k u rze D arlegung der T rennung Wesileys von d e n „B rü d ern " von B edeutung gew esen. A uch sonst verm isst m an ein w enig die th e o logische V ertiefung. G ew iss so llte nu r eine B egriffs
g eschichte gegeben w erden, a b e r es h an d elt sich doch eben um einen theologischen Begriff. So b leib t doch alles etw as zu sehr auf ein er E bene, e c h te r evangelischer G laube und
„E n th u siasm u s“, w as sich ganz b eso n d ers bei d er B eh an d lung d er „H eilsgew issheit" und des „G eisteszeugnisses"
(S. 133 f.) au sw irk t. F l e i s c h , H annover.
Ruck, Erw in, Dr. (Geh. J u s tiz ra t, o. ö. P ro fesso r an der U n iv e rsitä t Basel), Kirchenrecht. (E nzyklopädie d er R ech ts- und S taatsw issen sch aft XXIX, 2. A uflage.) B erlin 1931, Ju liu s S pringer. (VI, 88 S. 8.) 4.80 Rm.
W enn eine D arstellung des K irch en rech ts, die sich zu
e rst an S tu d ie re n d e w e n d et, h eu tzu tag e nach fünf J a h re n n eu aufgelegt w e rd e n muss, so m uss doch etw as an ihr sein. U nd das ist nicht n u r die K ürze, so n d ern d er G ehalt.
N achdem m eines W issens die e rste A uflage hier n icht besp ro ch en w u rd e, darf d er B erich t ü b e r die zw eite das b e k a n n te : Sie ist auch gut, und: Sie ist auf das L aufende g eb rach t, ü b ersch reiten . Es h a n d elt sich w irklich um eine m e iste rh a fte D arstellung, die nu r m öglich ist auf G rund vo llster B eherrschung des Stoffes. M an sta u n t zunächst ü b er den k n ap p en U m fang von 5V2 Bogen, a b e r doch v e r
m isst m an nichts W esen tlich es: K unst d er A usw ahl, K unst d e r G estaltung. D ass m an solch einem V o rtrag g erne län g er folgen w ürde, ist k lar. A b e r w ir dürfen d a n k b a r sein, dass die w enigen Schollen, w elche die m oderne juristische E n zy k lo p äd ie dem K irch en rech t zu b eb au en ü b e rlässt, zu solchem F ru c h te rtra g au sg en ü tzt w urden. So h a t in sb eso n d ere d er S tu d ieren d e n eb en d er V orlesung, w elch e v ielleich t B egriffliches und G eschichtliches b re ite r ausführt, ein w issen sch aftlich selbständiges und gediegenes H ilfsm ittel, das ihn dem E lend d er P au k k o m p ilatio n en ü b erh eb t. A b e r auch d e r „erw a c h sen e " J u ris t und T h e o loge w ird sich d a n k b a r ein er solchen Zusam m enschau freuen. R u d o l f O e s c h e y , Leipzig.
Erich, O sw ald, A., Die Darstellung des Teufels in der christlichen Kunst. (K unstw issenschaftliche Studien, B and VIII.) B erlin W 8. 1931, D eu tsch er K unstverlag.
(120 S. gr. 8.) 15 Rm.
„E ine B ildgeschichte des Teufels, die dem heutigen S ta n d e d er W issenschaft en tsp re c h e n d d eren E rgebnisse au sw e rte t, gibt es n icht", so der V erfasser im V o rw o rt seiner in te re ssa n te n und du rch reich e K enntnis d er illu
m in ierten H an d sch riften au sg ezeich n eten Studie. D abei h a t sich d e r V erfasser zum G ru n d satz gem acht, „lediglich nach eigener A nschauung zu a rb e ite n ". Bei d er F ü lle des M aterials e rfo rd e rt ein solcher G ru n d satz eingehende V o rarb eiten . U nd d er V erfasser ist sich bew usst, dass seine „B ildgeschichte" nach vielen S e ite n hin ein er E r
gänzung bedarf. H ier ist jedoch ein g u ter A ufriss gegeben, an den sich anzuschliessen lohnend sein w ird. In dem ein
le iten d en K a p ite l sp rich t E rich ü b e r die ikonographische S o nderstellung des Teufels. Z unächst begegnen w ir einer
festen, ehrw ürdigen, ikonographischen T ra d itio n d er christ- liohen Kirche- E rst im frühen M itte la lte r w e ich t diese s ta rre F orm u n te r dem Einfluss vö lk isch er K räfte, und es e n tste h e n die vielen U ngestalten, die K ünstle u n te r dem Begriff „an th ro p o m o rp h isch er" D arstellu n g des S a ta n s zu
sam m enfasst. Die V orbilder für die D arstellung des T eufels h a t d e r christlichen K u n st nach E rich B yzanz und vor allem die röm ische K unst geliefert, eine E ntw icklung, die um so m ehr g e fö rd ert w urde, als d ie K irche b e re its im 5. J a h r h u n d e rt die G ö tte r und H alb g ö tte r d er A n tik e für D äm onen e rk lä rte . So kom m t es, dass der T eufel in den v e rsc h ie
d e n sten G e sta lte n au ftritt. Die G estaltu n g w ird noch v a riie rt durch die n atio n al bestim m te P h a n ta sie d er ein
zelnen K ünstler. „E rst das M itte lä lte r h a t den T eufel im engeren Sinne, so w ie w ir ihn noch h e u te v e rsteh en , ge
schaffen.“ M it diesem S atze schliesst sich d er V erfasser den U rteilen d er Idrchlichen K u n stg esch ich tler an. D er V erfasser h a n d e lt nun in zw ei grossen A b sch n itten zu erst von den inhaltlich b ed in g ten T ypen (A nastasis, b e sie g te r Feind, zorniger S atan — W eltg erich t, M enschenfresser, S a ta n m it dem S ünder auf dem Schoss — V ersuchungen, schöner Jüngling, B ettler, falscher M önch — Luzifers F all und S atan s S tu rz — T eufelsaustreibung, E idolontypus). Im Zusam m enhang m it der le tz tg e n a n n te n D arstellung w ü rd e die F rag e zu erw ägen sein, ob sich h ie r n icht anim istische V orstellungen in die D arstellung der christlichen K unst eingeschlichen haben. G erad e die allgem eine V erb reitu n g solcher eig enartigen A uffassung, w ie sie sich in dem E ido
lontypus w id ersp ieg elt, scheint m ir diese F rag e n a h e zulegen. Es folgen w e ite r u n te r dem e rste n A b sch n itt die in haltlich bed in g ten T ypen: V ersuchung des hl. A ntonius, p h a n ta stisc h e r T ypus, schönes W eib und D arstellungen des biblischen Teufels, die zu keinem T ypus geführt haben.
D er z w eite grosse A b sch n itt gibt eine Ü bersicht ü b er den zeitlich b ed in gten Typus: K arolin gisch -otton isch er T yp us- T eufel seit dem 12. J a h rh u n d e rt. — Italien isc h er und fra n zösischer T eufel des 14. und 15. Ja h rh . — Das hohe M itte l
alte r. — D er fratzen h aft-sc h red k en d e , kom isch-hässliche T eufel. — H ö llen staa t und Hölle, — D ie F a rb e n des T eufels (rote T eufel selten, „ein rein es G elb ist m ir als S ata n sfa rb e n icht 'b ek an n t“, ro tb ra u n eine b ev o rzu g te T eufelsfarbe, schliesslich schw arz als die F a rb e d er U n te r
irdischen). M it ein er zusam m enfassenden Ü berschau, d eren le tz te S eite n ic h t m ehr die c h r i s t l i c h e D arstellung b e h an d e lt, sondern den Blick sogar bis zu den Sim plizissi- m usdarstellungen schw eifen lässt, schliesst die m it 419 A nm erk u n g en v e rse h e n e gründliche S tudie.
E r n s t S t r a s s e r , H ildesheim .
Katholizismus, Der römische, und das Evangelium. R eden g e h alten auf d er Tagung ch ristlic h er A k ad em ik er F re u d e n sta d t 1930 von H erm ann W olfgang B eyer- G reifsw ald, K arl F ezer-T übingen, E m anuel H irsch- G öttingen, H anns R ückert-L eipzig. S tu ttg a rt 1931, C alw er V ereinsbuchhandlung. (175 S.) K art. 4 Rm.
Es ist d a n k b a r zu begrüßen, d aß d iese „R e d e n “ du rch ihre V ereinigung zu einem gut a u sg e sta tte te n Buch einem w e ite re n L eserk reis zugänglich gem acht sind. Sie 'bilden so einen sehr w e rtv o lle n B eitrag nicht bloß zur sym bo
lisch-polem ischen L ite ra tu r, sondern auch zur sy ste m a ti
schen Theologie. D aß eine e rn e u te w issenschaftliche A u s
ein an d ersetzu n g d e r evangelischen K irche m it dem röm i
schen K atholizism us notw endig und ak tu e ll ist, b ra u c h t nicht e rst b eso n d ers h erv o rg eh o b en zu w erden, un d d aß sie
hier bei den zen tra le n T hem en des K irchenbegriffs, des G laubensbegriffs und d e r V orstellung vom re c h te n G o tte s
d ien st ein setzt, w ird von niem andem bem ängelt w erden, der w eiß, daß sie für die B eurteilung d er K o n fessio n su n ter
schiede k o n stitu tiv sind. In die B ehandlung d erselb en haben sich die U n iv ersitätsp ro fesso ren B eyer, H irsch und R ü c k e rt g eteilt, die „planm äßig“ alle drei das k irch en g e
schichtliche F ach v e rtre te n . D er T übinger P ro fesso r d er p ra k tisc h e n T heologie F e z e r h a t die Tagung durch eine P red ig t ü b e r M atth. 6, 10 (S. 6— 11) ein g eleitet, die m ehr den C h a ra k te r ein er „ A n sp rach e" als ein er P red ig t träg t, d er D ek an V öhringer ein k u rzes „ G e le itw o rt“ für die B uchausgabe geschrieben.
D er e rste flüssig geschriebene und k la r disp o n ierte A ufsatz von B e y e r (S. 14—60) b e h a n d e lt sein T hem a:
„ D i e K i r c h e d e s E v a n g e l i u m s u n d d i e L o s l ö s u n g d e s K a t h o l i z i s m u s v o n i h r “ w esen tlich biblisch-theologisch und historisch und schil
dert, w ie aus d er aposto lisch en U rk irch e auf dem W ege einer geschichtlichen F eh len tw ick lu n g im Lauf d er Z eit die hierarc h isch e R e ch tsk irch e des P ap sttu m s gew orden ist.
B esonders ausführlich w ird die e rs te re b erü ck sich tig t. Ihre W u r z e l n sind J e s u P red ig t vom R eich G o ttes, das M essiasb ek en n tn is d es P e tru s und d ie O ster- und Pfingst- w irk lic h k e it (S, 14— 28). Ihr W e s e n ist von ihrem In
halt, n icht von ih re r F orm h er zu begreifen. Sie ist ihrem W esen nach G em einde d er G laubensgew ißheit, d er L eb en s
gew ißheit, d er R echtfertigungsgew ißheit, d er S endungsge
w ißheit, G em einde d er G laubenden, L ebenden, G e re c h t
fertig ten , G esen d eten , d er A rb e ite n d e n und L iebenden, Die d arau s sich erg eb en d en F o r m e n d e s G e m e i n d e l e b e n s sind V erkündigung, G em einschaftsgestaltung, D ienst (S. 28— 33). Ih re r e l i g i ö s e N o t ist d e r W id e r
sp ru ch zw ischen ihrem W esen und ih re r E rscheinung, d er en tste h t, w eil sie auf d ieser E rd e le b t und ihre G lieder sündige M enschen sind, und d er bei allem R ed e n und D enken ü b e r die K irche zu b ejah en ist. So sind K irche und R eich G o tte s z w ar n ich t zu tre n n e n , a b e r n icht gleich
zusetzen, und die K irche ist re sp e c tu quodam unsichtbar.
D urch L u th er ist sich die evangelische K irche d a rü b e r klar gew orden, daß die d re i G esta lten , in d en en die K irche e r
scheint: als g e o rd n e te r D ienst am W o rt m it K irchenleitung, P fa rre rn und G em ein d ev ertretu n g en , als in freiw illiger S elb stau slese sich um die A m tsv erw altu n g sch aren d e G e m einde und als die gro ß e S char d er in die K irche hin ein g e b o ren en m ere vocati, die nicht identisch sind m it der K irche als Leib C hristi (S. 33—43). — Die L o s l ö s u n g d e s K a t h o l i z i s m u s von d e r K irche des Evangelium s in d e r U rzeit b eg in n t, w ie B. gut und richtig ausführt, n icht e tw a an einem p e rip h erisch en P u n k t, so n d ern g erad e in dem en tsch eid en d en M ittelp u n k t, in d er K a t h o l i s i e - r u n g d e r S ü n d e n v e r g e b u n g du rch die B uß
p rax is d e r a lte n K irche und ihre A nknüpfung an den T au f
a k t und die ä u ß e re n A k te d es B ußverfahrens, beso n d ers an die Exhom ologese. D araus folgt dann die K atholisierung des Sündenbegriffs, des G ottesbegriffs, des A m tsbegriffs, des A bendm ahls und des S akram entsbegriffs, d es G la u b e n s
begriffs, des K irchen- und R eichsgottesbegriffs. D ie K irche w ird R e ch tsk irch e und trifft als das sich tb are R eich G o ttes auf E rd en u n feh lb are L eh rentscheidungen, d e n en sich jederm ann zu u n te rw e rfe n hat. So h a t m an im röm ischen K atholizism us „d en K irch en g ed an k en vom G lauben abge
löst und dam it das T iefste und W a h rste aus ihm h e ra u s
gebrochen". D ieser kritisch-polem ische Teil (S. 44—60) ist
L.
b e trä c h tlic h k ü rz e r ausgefallen als d er p o sitiv e. Bei w e se n t
lich er Zustim m ung h ä tte ich doch zu den A usführungen ü b e r T aufe und S ündenvergebung (S. 44—48) und auch ü b er d e n A p o sto la t (S. 52 f.) einige F rag eze ich en zu m achen.
W e itau s am b e d e u te n d ste n ist d e r V o rtrag von E m a - n u e l H i r s c h ü b e r das T hem a: „D er G laube n ach e v a n gelischer und rö m isch -k a th o lisch er A n sch au u n g “. D er Verf.
h a t ihn n a ch sein er eigenen V orbem erkung (S. 62) n a c h träg lich zu ein er ganzen V orlesungsreihe erw e ite rt, so daß er m it se in e n 80 S e ite n (61— 141) die H älfte des Buches einnim m t. Die scharfsinnige, im m anente K ritik, die h ier an dem rö m isch -k ath o lisch en Begriff des G laubens in V er
bindung m it d e r A nschauung von d er G nade g eü b t w ird, ist v ern ich ten d . Die p o sitiv e E ntw icklung d er ev angeli
schen A nschauung vom G lauben zeugt n ich t n u r von der a n e rk a n n te n W issen sch aftlich k eit und dem b o h ren d en S charfsinn des Verf.s, sondern, w as m eh r ist, von tiefer und re ife r ch ristlich er E rfahrung, w ie sie b eso n d ers in dem A b sch n itt ü b e r H eilsgew ißheit und A nfechtung (S. 131 bis 141) h e rv o rtritt. W enn er S. 112 den G lauben „schul- m äßig", w ie e r sagt, d e fin ie rt als „die in d er S e lb stersch lie
ßung G o tte s als d er leb en d ig en W a h rh eit m ir g esch en k te F reih eit, G o tt in d e r H ingabe an ih n zu erk en n en , in dem G ehorsam u n te r ihm a n z u b e te n “, so ist diese D efinition für den N ichttheologen zu sch w er v erstän d lich , und e r w ird das fiduciale H au p tm o m en t des G laubens n icht d e u tlich genug aus ihr h erau sh ö ren . Die refo rm ie rt gesetzliche T heologie (man ist le id e r versucht, „M o d eth eo lo g ie“ zu sagen) K a r l B a r t h s w ird stillschw eigend ab g eleh n t (vgl. S. 117), d e r gesunden M ystik ih r R ech t g e w ah rt (S. 126). D as U rteil ü b er die D ogm atik d er o rth o d o x e n Zeit (S. 100) ist m ir zu scharf und w ird einem C h e m n i t z und J o h a n n G e r h a r d m. E. n icht g erech t. Ih r S tu dium h a t m ir die g rö ß ten D ien ste g ele istet, und d e r v e r
sto rb e n e große E rlan g e r S y ste m a tik e r F. H. R, v o n F r a n k sagte einst zu mir, je d er lu th erisch e D o gm atiker m üsse du rch ihre Schule hindurchgegangen sein. Sie für om nibus num eris a b so lu ta e rk lä re n und sich m it ihr völlig id en tifizieren w ird au ß er den M issouriern h eu te kein noch so o rth o d o x e r L u th eran er. M ehrfach w ird K ie rk e g a a rd zi
tie rt. D ieser arm e, sch w er erb lich b e la s te te D äne ,,mit m a n isch -d ep ressiv er A n lag e“ (vgl. Dr. m ed. Schou, Irre n a rz t und P riv a td o z e n t in K openhagen, R eligion und k ra n k haftes S eelenleben. D eutsche Ü bersetzung: S chw erin i. M.
1925. S. 43) e rle b t in unserm „sozial“ g e ric h te te n „ Z e italter d e r K irc h e “ tro tz seines e x tre m ste n Individualism us und sein er G eg n ersch aft gegen die K irche eine m erk w ü rd ig e R en aissan ce. — D er V erf. h a t S, 62 seinen geh altv o llen A us
führungen eine „ In h a ltsü b e rsic h t“ vo rau sg esch ick t. Sie sei, um L ust zum Studium zu m achen, h ier w ied erg eg eb en : N ach k u rz e r B esprechung des freilich w enig ,,G e m e i n - s a m e n " zw ischen Rom und uns folgt „ d i e r ö m i s c h e L e h r e v o m G l a u b e n “ in d en U n te rte ile n : 1. Die grundlegende Begriffsbestim m ung, 2. D as V erh ältn is des G laubens zum n a tü rlic h e n W ah rh eitsb ew u ß tsein , 3. Die B eziehungen des G laubens zu r helfenden und zur zuständ- lichen G nade, 4. D er G ru n d w id ersp ru ch und das G ru n d g eb rech en des röm ischen G laubensbegriffs. S odann w ird
„ d i e e v a n g e l i s c h e A n s c h a u u n g v o m G l a u b e n “ dargelegt in den U n te ra b sc h n itte n : 1. G o tte s W a h r
h e it und die R ech tfertig u n g sw ah rh eit, 2. D as E m pfangen d er W a h rh e it G o ttes im G lauben, 3. D er G laube an das Evangelium in seiner E inheit m it d er Buße, 4. H eilsgew iß
h e it und A nfechtung.
D er d ritte V o rtrag von R. ü b er „ M e s s e u n d A b e n d m a h l “ (S. 144— 175) ist in v ieler Beziehung eine feinsin
nige A rb e it in gefälliger F orm und liest sich w esen tlich le ic h te r als die eb en b esp ro ch en e V orlesung von H irsch.
T ro tzd em h a t sie m ich n ich t voll b efriedigt und ihre H al
tung teilw eisen W id ersp ru ch bei m ir erreg t. Die in den d rei A b sch n itten : „von d er W andlung des B rotes und W eines in Leib und B lut C h risti“, „von dem M eß
opfer, d. h. d e r D arbringung dieses L eibes und B lutes C hristi als eines Sühnopfers vor G o tt durch d en P rie ste r „ u n d “ von d er E u ch aristie d. h. dem G enuß dieses L eibes und B lutes C hristi als eines S ak ra m e n ts seiten s d e r G em ein d e“ (S. 149— 165), vorliegende D arstellung d e r rö m isch -k ath o lisch en M esse und d er in ihr zum A u s
d ru ck kom m enden religiösen A nschauungen zeugt zw ar von sy m p ath isch er Einfühlung in k ath o lisch es D enken, trä g t a b e r einen s ta rk id ealisieren d en C h a ra k te r. M aß
gebend sind für sie w eniger die Ä uß eru n g en d e r röm ischen Sym bole o d er e tw a des N orm aldogm atikers P e rro n e g e
w esen als die „S in n d eu tu n g “ h eu tig er d e u t s c h e r k a th o lisch er T heologen und d e r „liturgischen B ew egung" in d er K irche Roms, und von d er d eu tsch en k ath o lisch en U ni
v e rsitä tsth e o lo g ie ist m an seit M öhler gew ohnt, daß sie die m assiven Begriffe des religiösen M aterialism us Rom s subli
m iert und sp iritu alisiert. So kom m t einem bei d er L e k tü re unw illkürlich d er G edanke, L u th er und M elan ch th o n m öch
te n sich doch w ohl ein er u n g erec h ten Ü bertreibung schul
dig gem acht haben, w en n d er e rs te re a rt. Sm alc. II, 2, § 1 die röm ische M esse m axim a e t h o rre n d a abom inatio und p ra e om nibus aliis pontificiis idololatriis sum m a e t specio- sissim a n e n n t und sagt: cauda is ta d raco n is p e p e rit m ultipli- ces abom inationes et id o lo latrias (ebenda § 11), und w enn d er le tz te re in d er A pologie a rt. XXIV (XII) § 91 m eint,
„alle from m en christlichen L eu te m üßten für A ngst und Leide B lut w einen, w en n sie den M ißbrauch d er M esse re c h t b e d ä c h te n ". U nd w as soll m an von d er b erü h m ten 80. F rag e des H eid elb erg er K atechism us sagen, die einst zu ein er A n klage des K u rfü rsten von d er Pfalz v o r K aiser und R eich führte! — Die im II. A b sch n itt n u r 7 S eiten (165— 172) um fassende K r i t i k w ird im w e sen tlich en von allgem ein theologischen P rin zip ien aus geübt, ohne sich auf E in zelh eiten und auf die in d er rö m isch en L ehre liegenden W id e rsp rü ch e und lo gisch-m etaphysischen S ch w ierig k eiten b eso n d ers d er W andlungslehre einzulassen, Verf. sagt zum Schluß: „So k ö n n en w ir u n sere ganze K ritik an d er L ehre von d er W andlung, M eßopfer und E u ch aristie in den S atz zusam m enfassen: D as m achen w ir ihr zum V orw urf, d aß sie, obw ohl es sich um die E rin n eru n g an das G o lg ath a
opfer und an das le tz te M ahl des H e rrn h andelt, den n o ch n ich t eine theologia crucis (sc. im Sinne L uthers) is t“, son
d e rn eine th eo lo g ia glo riae (sc. ecclesiae catholicae). D as ist gut und richtig. M an vergleiche die Ä ußerungen des T rid en tin u m s ü b e r d as F ro n leich n am sfest und sein en splen- dor und die ta n ta u n iv ersae ecclesiae laetitia! A b e r au ch g enügend? M üßte sie n ich t auch die p rin zip iellen l i t u r g i s c h e n G esic h tsp u n k te hinsichtlich des W esens eines re c h te n G o t t e s d i e n s t e s b e rü c k sich tig en ? Es liegt d och auf d er H and, d a ß d er n u r v o r und f ü r die G e
m einde ab g eh alten e, lediglich sakrifizielle, pro g ressiv auf die B eeinflussung G o tte s g e ric h te te M eß g o ttesd ien st, d essen G ü ltig k eit von unzähligen n o tw endigen Z erem onien, von dem Vollzug d u rc h eine richtig g ew eih te P e rso n in einer bestim m ten heiligen K leidung, an einem b estim m ten heili
gen O rt, in e in e r b estim m ten Z eit (bis M ittag) abhängt,
w ied er in die oroi%eia rov xoöfiov (Gal. 4, 3. 9; Kol. 2, 8, 20) h e rab g esu n k en und k ein G o tte sd ie n st iv jtvevjuari xai älrj^Eia (Joh. 4, 23) ist. G erad e in dem M eß g o ttes
d ie n st p rä g t sich d er S ynkretism us d e r röm ischen K irche aus, und w ir k ö n n en an ihm das E indringen p a g an istisch er (num en p ra e se n s in einer von M enschen h e rg e ste llte n und g ew eih ten Sache, M agie und M ysterienw esen) und judaisti- sch er ( O pfer, P rie s te r als „sacerdos, in te rp re s ac m ed iato r D ei et hom inum “) A nschauungen in die K irch en leh re b e o b a ch ten . U nd w enn h eu te auch n icht m ehr w ie zur R efo r
m ationszeit allein im A llerheiligen S tift zu W itte n b e rg 9901 M essen mit einem V erb rau ch von 35 000 Pfund W achs jährlich g e h alten w e rd e n — L u th e r n e n n t es darum dom us illa om nium sanctorum , immo dom us om nium diabolorum — so b e ste h e n doch noch im m er die S eelen m essen für die V ersto rb e n e n und die V otivm essen für alle m öglichen Z w ecke. Ü ber solche M ißbräuche h ä tte m an gern von dem feinsinnigen V erf. ein k ritisch e s W o rt gehört. — Zum Schluß stellt er (S. 173— 175), a b e r b esch eid en u n te r allem V orbehalt, 6 T h esen auf als „einen ganz k u rz e n H inw eis, in w elch er R ichtung etw a eine evangelische L ehre vom A bendm ahl gesucht w e rd e n m ü ß te “. Sie erin n ern an die A b en d m ah lsleh re seines g eistvollen V orgängers K a h n i s (Luth. D ogm atik, Ausg. in 3 B änden, Bd. III, S. 495 ff.).
E ine A u sein an d ersetzu n g m it ihnen ist hier n icht möglich.
— A lles in allem k an n ich m eine eingangs ausgesprochene A ufforderung zu r L e k tü re des v o rliegenden B uches nur w iederholen. D. theol. H a a c k - S chw erin i. M.
Dacque E dgar, Vom Sinn der Erkenntnis, eine Bergwan
derung. M ünchen und B erlin 1931, R. O ldenbourg. (196 S eiten gr. 8.) G eb. 5.50 Rm,
In den B ildern ein er B ergw anderung, die aus dem T al durch S ch lu ch ten und W aldgebirge ü b e r d en G ra t bis nah an den G ipfel m it 'der w e ite n F e rn sic h t führt und d ann w ie
d e r durch to b en d e n S turm zu rü ck ü b e r die W ald k ap elle h in u n ter ins Tal, b esc h re ib t D acque in g ro ssartig en S chau
ungen den gew altigen H öhen- und T iefenw eg d er m ensch
lichen E rk e n n tn is. W ie alles, w as aus seiner F e d e r kom m t, so ist auch 'dieses Buch erfüllt von ein er w undersam en, rein en , tie fb e rü h re n d en A n d a ch t und E h rfu rch t vor dem m enschlichen D asein und sein er le tz te n V e ran tw o rtu n g vor G o tt. Es gibt v e rsc h ied e n e A rte n von E rk e n n tn is und jede b rin g t eine a n d ers geform te th e o re tisc h e und p ra k tis c h sittlich e D eutung und L ebensw irkung hervor. D a ist die re in verstan d esm ässig e B etrac h tu n g des L ebens und der N atur, sie fü h rt zu dem gew altigen tech n isch en K önnen d er G eg en w art, ethisch a b e r erzeugt und b eg ü n stig t sie an ein er unheim lichen W eise den G eist des M aterialism us.
E ine ganz an d e re A rt d es F o rsch en s und E rk en n e n s ist die m agische W e ltb e tra c h tu n g . G eg en ü b er d er positivistischen S ich erh eit und O berflächlichkeit u n serer T age nim m t D acque diese M öglichkeit des N atu rein w irk e n s vollkom m en ern st. Die T a tsa c h e n d e s A berg lau b en s bekom m en von d a h er eine vollauf genügende naturp h ilo so p h isch e E rklärung.
G leichzeitig a b e r w ird diese A rt von N atu rm äch tig k e it d e u tlich e n tla rv t als U nglaube, als M angel an V e rtra u e n geg en ü b er d er lebendigen W eish eit G ottes. A uch ein
„ab erg läu b isch es G eb e t k ann F rü c h te tra g e n und W ünsche erfüllen und ist doch schlim m ste G o ttlosigkeit, denn auch m it dem N am en G o ttes k a n n m an Z auberei tre ib en ". Eine d ritte E rk e n n tn isa rt ist die idealistische B e trach tu n g sw eise d er W elt, w o alles gegenständliche Sein in re in e G e d a n k e n form en und B eziehungen aufgelöst w ird. Auf dem m o ra
lischen G eb iet führt diese H altung zur höchst vollkom m enen Selbstbespiegelung des G eistes, w ie sie sich bei Spinoza, G oethe und H egel fiindet, w o m it dem Ich d es M enschen ein nahezu g ö ttlich er K ultus g e trie b e n w ird. Die w a h re E rk en n tn is von G o tt und M ensch, von N atu r und S ittlic h k e it b eg in n t fü r D acque da, w o die F u rc h t des H errn d er W eisheit A nfang ist, w o d er M ensch dem ütig v erlan g t nach einer O ffenbarung G o ttes im G eist, die in d er für die W e lt so ärg erlich en T o rh e it des K reuzes zu finden ist. D as vorliegende Buch ist ein unbedingt e rn st zu n eh m ender, w ertv o lle r B eitrag zu dem V ersuch einer christlich en Gnosis, in dem Sinn v erstan d en , w ie sie die P au lu sb riefe k e n n en und fo rd ern im G egensatz zur W e lt
w eish eit d er G riech en w ie zu d er m agisch-gnostischen W e ltb e tra ch tu n g d er K olosser, D as L u th ertu m im 19, J a h r h u n d e rt w a r fru c h tb a re r in d e r Lösung d ieser A ufgabe als die T heologie der G egenw art, Die n eu este A rb e it D acques b e d e u te t eine e rn ste V eran tw o rtu n g und A ufforderung an uns, dieses G eb iet der christlich en E rk en n tn is n icht länger u n b e a c h te t und u n b e a rb e ite t b e iseite liegen zu lassen,
K ö b e r l e , Basel.
Bartmann, B ernhard, Dr. (Prof. d. Theol. in P ad erb o rn ), Grundriss der Dogmatik. 2., n e u b e a rb e ite te A uflage.
F reib u rg i. Br., 1931, H e rd e r & Co. (261 S. gr. 8.) G eb.
6.40 Rm,
D ie B esprechung eines G rundrisses d e r röm ischen Dog
m a tik k a n n an d ieser S telle n a tü rlic h n ich t als A u sein a n d ersetzu n g ü b e r die L eh re gem eint sein, so n d ern n u r den G rundriss als G rundriss im A uge haben. D er h ier v o r
liegende will nach dem V o rw o rt n ich t nu r T heologie
stu d iere n d en dienen, so n d ern auch d er geb ild eten L aien w elt ein sich erer F ü h re r in allen dogm atischen F ra g e n sein, will dam it ein W erk zeu g d e r „k ath o lisch en A k tio n " w erden.
Im A ufbau d e r L eh re g eh t Verf, die b e k a n n te n B ahnen (Lehre von G o tt, von d er Schöpfung, Erlösung, Heiligung, von den S a k ra m e n te n und E schatologie), Die L eh re von d er K irche w ird w ie die von O ffenbarung und G lau b en als P rolegom enon gegeben. Die p rä g n a n t fo rm u lierten L e h r
sätze sind dem dogm atischen L ehrbuch des V erf.s e n t
nom m en. Ihnen folgen k u rze und k la re E rläu teru n g en , die durch A ussagen d er H. Schrift, d er röm ischen K irche oder ih re r L e h re r g e stü tz t w erden, u n te r d en en natü rlich A ugustin b eso n d ers häufig zu W o rte kom m t. E ine b e a c h te n sw e rte B ereicherung d er dogm atischen L eh rd ar- stellung bringt zu den einzelnen L eh rp u n k ten eine u n ter dem K en n w o rt „ L e b e n sw e rte “ gegebene A nw eisung, w ie das Dogma „ins L eben zu ü b e rs e tz e n “ sei. D en L aien zu L iebe sind die dogm atischen F ach a u sd rü c k e nach M öglich
k e it v erd eu tsc h t. Im ganzen ist d er G rundriss nach Form und Inhalt w ohl geeignet, seinen Z w eck zu erfüllen. Zu schneller O rien tieru n g k ö n n te e r auch w ohl von ev an g e
lischen G eistlichen in d er D iaspora b e n u tzt w erden.
In d e r Polem ik b e sc h rä n k t sich der V erl, auf das N ötigste. Sie ist im m er durchaus sachlich gehalten, w enn auch in der S ach e nicht im m er zutreffend; z .B . heisst es S 10: ,,. . . dass P e tru s in Rom seinen B ischofssitz h a tte — P ro te sta n te n b e s tre ite n das h eu te n icht m e h r.“ D as G egen
teil ist d er F all: es w ird auf d er ganzen Linie b e stritte n , cf. z. >B. R G G 2. W ann 'haben „ d ie “ P ro te s ta n te n die L aien b eich te dem S ak ram en t g leichgesetzt (S. 214)? Dem röm ischen ex o p ere o p e ra to s te h t auf lu th erisch er Seite nicht d a s le e re Z eichen gegenüber (S. 164), sondern der G laube, der die re a le H eilsgabe ergreift; u .a .m . E rfreu -