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Theologisches Literaturblatt, 29. Juli 1932, Nr 16.

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Theologisches Literaturblatt.

Unter Mitwirkung

zahlreicher Vertreter der th eo lo g isch en W issenschaft und Praxis

herausgegeben von

Dr. theol. L u d w i g I h m e l s »»d Dr. theol. E r n s t S o m m e r l a t h

Landesbischof in Dresden. Professor in Leipzig.

Nr. 16. Leipzig, 29. Juli 1932. LI1I. Jahrgang

E rscheint vierzeh n täg ig F re ita g s. — Zu beziehen durch alle B uchhandlungen und P o stäm ter sowie vom Verlag. — In lan d -B ezu g sp reis: Rm. 1.60 m onatlich.

Bezugspreis fü r das A n alan d v ie rte ljä h rlic h : Rm. 4.50 und P o rto ; bei Z ah lu n g en in frem der W ährung is t zum T ageskurse um zu rech n en .—A n zeig en p reis: die zw ei­

g esp alten e P etitzeile 40 Goldpfennige. — B eilagen nach U ebereinkunft. — V erlag und A uslieferung: Leipzig, K önigstr. 13. P ostscheckkonto Leipzig Nr. 52873-

Prelsendanz, K arl, P apyri Graecae Magicae, Die griechischen Z auberpapyri II. (K ittel.) Möller, W ilhelm, Lic. theol., Die E in h e it und

E ch th eit der 5 Bücher Moses. (König.) Delling, G erhard, P au lu s’ Stellung zu F ra u und

Ehe. (Schultzen.)

Stelnberq, Sigfrid H., und Steinberg - v. Pape, Christine, Die Bildnisse g eistlicher und w eltlicher F ü rste n und H erren. (Hoffmann.)

Reu, Michael, D. D., The A ugsburg Confession.

(Gußmann.)

Steinhausen, Georg, Prof. Dr., Deutsche G eistes­

und K ulturgeschichte von 1870 bis zur G egenw art. (L ütgert.)

Stephan, H orst, D., G laubenslehre. Der evan­

gelische Glaube und seine W eltanschauung.

(Weber.)

Faust, A ugust, Dr. phil., Der M öglichkeitsge­

danke. (Jelke.)

Sperl, Johannes, Dr., Der Theism us als Opti­

mismus des Dennoch. (Schmidt.) Schulze, F ritz , Lic. D r., E rziehung und U nter­

rich t. (Eberhard.)

Würtenberg, Gustav, und Posselt, E rn st, Bibel­

kunde. (Kittel.)

Preisendanz, K arl, Papyri Graecae Magicae, Die grie­

chischen Zauberpapyri II. H erausgegeben und ü b e r­

se tz t u n te r M itarb eit von E rich Diehl, Sam E itrem , A dolf Jaco b y . M it 3 L ich td ru ck tafeln , Leipzig und B erlin 1931, B, G, T eu b n er. (XV u. 216 S. Lex, 8.) G eb. 20 Rm.

Die W issenschaft k a n n sich und den H e rrn H erau sg eb er beglückw ünschen, dass es ihm gelungen i9t, tro tz aller S chw ierigikeiten d er Z eit dieses Werik m it dem z w e ite n B ande zu E nde zu führen. In d e r A nzeige des e rste n B andes ist nach d rü ck lich auf die grundlegende B edeutung dieses C orpus d e r Z au b erp ap y ri hingew iesen w orden (Th.

L.-Bl. 1930), so dass lange D arlegungen jetzt n icht m ehr nötig sind. E ndlich h a t m an das ganze v e rs tre u te und te il­

w eise schw er zugängliche M a terial d er griechischen Z a u b e rte x te b e iein an d er. In d er G ru p p e ,,C hristliches"

w u rd e V ollständigkeit n icht a n g estreb t. A b e r b eim P ag a­

nism us k a n n das V o rw o rt feststellen : „Im w esen tlich en dü rfte die Sam m lung alle je tz t b e k a n n te n und zugäng­

lichen F o rm u lare und B elege an g ew an d ten Z aubers um ­ fassen .“

N achdem d e r e rste B and vor allem die grossen P a rise r und L ondoner Z au b erp ap y ri g e b ra c h t h a tte , ist d er zw eite h au p tsäch lich m it zah lreich en k le in e re n S tü c k e n angefüllt.

A n g rö sseren sind d a ru n te r: London, B rit. Mus, CXXI, L eiden J 384 und J 395, Oslo 1, D rei T afeln m it 20 au s­

g ezeich n eten P h o to s verv o llstän d ig en den B and (d aru n ter A bb, 4: D er schöne L ondoner O uroboros), W ir w e rd e n dem v e rd ie n te n H era u sg e b er seine M ühe n ich t b e sse r lohnen, als indem w ir das H ilfsm ittel d er A rb e it gründlich benützen, das e r den Theologen, R eligionsw issenschaftlern und F o lk lo risten g esch e n k t h at, K i t t e l , Tübingen,

Möller, W ilhelm , Lic. theol. (P asto r in R ack ith , Elbe), Die Einheit und Echtheit der 5 Bücher Moses. A briss ein er E inleitung in den P e n ta te u c h in A u sein an d ersetzu n g m it D. Sellins E inleitung in das A lte T estam en t, Bad Salzuflen 1931, S elb stv erlag des B ibelbundes, (VIII,

480 S. 8,) Brosch. 15 Rm., geb. 17.50 Rm,

N achdem W ilh, M öller schon eine lange R eihe von Sch riften zur B ekäm pfung d er n e u e re n P e n ta te u c h k ritik g eliefert h atte , h a t er nun jetzt den V ersuch gem acht, sie durch ein um fassendes W e rk als einen Irrtu m zu erw eisen.

P rüfen w ir nun zunächst das von ihm d ab ei ang ew an d te V erfah ren auf seine m ethodische R ichtigkeit!

G ew iss w a r es an g eb rach t, zu erst einen B lick auf die G esch ich te der P en tateu ch fo rsch u n g zu w erfen. A b er M.

tu t dies nicht, um zu zeigen, dass d ie Bezw eiflung d e r a b - s o 1 u t m osaischen A bfassung des P e n ta te u c h s b e re its im T alm ud b eg o n n en und w ie durch die J a h rh u n d e rte hin­

durch bei J u d e n und C hristen diese E rk e n n tn is sich ge­

ste ig e rt hat (vgl. z, B. m eine E inleitung in d as A. T. § 32 bis 35). Bei M. löst d er Blick auf diese G eschichte viel­

m ehr den G ed an k en aus, dass ih r V erlauf „eine A nhäufung sich ab lö sen d er A nschauungen, die ein an d er einfach aus- sch liessen “ (S. 18), d arstelle, dass die K ritik e r selbst sich gegenseitig b ekäm pfen und oft die U n sich erh eit ih rer A n ­ nahm en zugesteh en (S. 37 ff. usw.). W elche K u rzsichtigkeit zeigt sich darin! D enn es ist doch d er n atü rlich e G ang der W issenschaft, dass die V ersuche, ein schw ieriges Problem zu lösen, e in a n d er folgen, dass also z, B. an d ie In te r­

p o latio n sh y p o th ese die U rk u n d en h y p o th ese A stru cs (1753) sich an re ih te usw., dass fern er auch m anche V erm utung gew agt w ird. D urch ein solches A ufsetzen im m er hö h erer S to ck w e rk e, w ovor ich schon längst m it W o rte n C arl Siegfrieds g ew arn t habe, k a n n ab e r n ich t die S icherheit der G rundlagen e rsc h ü tte rt w erden, w enn diese n u r selbst fest sind. Zur B ean tw o rtu n g dieser w ich tig sten F rag e w ol­

len w ir uns nunm ehr hinw enden.

A uch M. h at diesem G egenstand den m ittle re n H a u p t­

teil seines B uches (S. 69— 264) gew idm et. D a h a t er eine lange R eihe von T extm om enten, die im Laufe d er J a h r ­ h u n d erte als H indernisse d er abso lu ten E inheit und m osa­

ischen H erk u n ft des P e n ta te u c h g eltend gem acht w orden sind, vor seinen L esern R evue p assieren lassen. A b er hat er diese G egengründe auch ganz n a c h ihrem G ew icht ge­

w ürdigt und h a t e r sie alle b e a c h te t?

Um h ier in dieser B esprechung nicht ins B laue hin ein ­

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zureden, muss ich w enigstens einige P ro b e n vorlegen. In d e r G ru p p e so lch er G egengründe, die auch von M. als die e rste aufgeführt w ird, den k u rz „ P o stm o sa ik a“ gen an n ten T extm om enten, ist w ie d e r das e rste die B em erkung: „und der K a n a a n ite r w ar dam als im L an d e" (Gen. 12, 6 b). Da bleib t n ach allen w ie d e rh o lte n E rw ägungen das U rteil, dass zu dem „d am als“ e in n o c h unw illkürlich hinzuzudenken ist, das n a tü rlich ste . D agegen die A uffassung, dass „d a ­ m als s c h o n " gem eint sei, ist b e re its w en ig er w a h rsch ein ­ lich, w eil im T e x te v o rh er von k e in e r a n d e ren B evölkerung des L andes P a lä stin a g e re d e t ist. E ndlich a b e r die M ei­

nung M öllers (S. 72), d ass w ed er „noch“ n och „schon“ zu dem „d am als“ hinzuzudenken sei, m u te t dem L eser des B ib eltex tes G ed an k en lo sig k eit oder S tum pfsinn zu, und das m ö chte ich nicht v e ra n tw o rte n . Folglich m eint G en, 12, 6 b: „w ährend die K a n a a n ite r d a m a l s (bei A bram s E inw anderung n ach P alästin a) n o c h im L ande w o h n ten ", und deshalb d er dortige A u fen th alt ein gefahrvoller w ar, w o ran sich G o ttes trö ste n d e E rscheinung (12, 7) trefflich anschliesst. D em nach m uss jener S a tz 12, 6 b als das e rste n a c h m osaische T e x tm o m en t a n e rk a n n t w erd en . A uch M. h at es n icht beseitig en können.

F e rn e r d e n A b sch n itt, w o rin M. den W echsel des S p r a c h g e b r a u c h s u n tersu ch t, beginnt er natu rg em äss m it dem H inw eis auf den v ersch ied en en A u sd ru ck für „ e r­

zeugen", d er in G en. 4 und 5 v e rw e n d e t ist. D enn d er G rundstam m j a 1 a d w ird in 4, 18 (dreim al); 10, 8. 13. 15. 24, 26 usw,, w äh ren d d e r K ausativstam m hölid in 5, 3. 4 usw.

— 32; fe rn e r in 6, 10; 11, 11— 27; 17, 20 usw. begegnet.

A lso in ganzen p arallelg eh en d en P a rtie n (4, 17 ff. neben 5, 3 ff. und 10, 8 ff. n eb en 11, 10 ff,) ist eine so v e rsch ied en e Z eitw ortsform gew ählt. D iesen S a c h v e rh alt h a t a b e r M, sein en L esern n ich t so fo rt vorgelegt, so dass e r ihnen G e­

leg en h eit gegeben h ä tte , sich die F rag e vorzulegen, ob eben d erselb e E rzä h ler in n e b e n e in a n d e r ste h en d en P a rtie n eine so v e rsc h ied e n e A u sd ru ck sw eise v e rw e n d e t h ä tte . V iel­

m ehr sch reib t er gleich am A nfang d er U n tersuchung m it e in er h o ch tra b en d en R edew eise, m an m üsse „die Basis v e r­

b re ite r n “ und jalad und hölid n ich t m ehr allein h e ra u s­

greifen. Zum Z w ecke d ieser „V erb reiteru n g d e r B asis"

w eist M. (S. 123) d arau f hin, dass in a n d e re n genealogischen L isten z. B. die A usd ru ck sw eise „die und d ie w a re n die Söhne vo n " (Gen. 10, 2. 3. 4. 7 usw.) v e rw e n d e t sei. A b e r k an n d ad u rch d e r eigenartige U m stand, dass in n e b e n e in ­ a n d e r steh en d e n und inhaltlich v e rw a n d te n G enealogien (4, 17 ff. n e b en 5, 3 ff.; 10, 8 ff. n e b e n 11, 10 ff,) zw ischen dem G rundstam m j a l a d und dem K au sativ stam m h ö l i d g ew echselt ist, seine B edeutung v e rlie re n ? D as k an n um so w en ig er geschehen, als d e r W echsel zw ischen j a l a d und h ö l i d nach h ö ch ster W ah rsch ein lich k eit in einem grö ssere n sp rach g esch ich tlich en Z usam m enhange steh t. Die G ew ohnheit, den G rundstam m j a l a d zugleich vom M anne und vom W eib e auszusagen, b ild ete eine P ara lle le zum doppelgeschlechtigen G eb rau c h e m ancher Nom ina, w ie z. B.

n ä ' a r , „junger B ursche", auch „junges M ädchen" b e ­ zeic h n et (Gen. 24, 14 ff., ebenfalls in jahw istischem Zusam ­ m enhänge). S p ä te r d ifferen zierte sich e rk lärlich erw eise d er S p rachgebrauch. Jed en falls ist in w eifellos s p ä te re n S chrif­

te n in bezug auf den M ann fast ausnahm slos hölid ge­

b ra u ch t. Folglich ist auch d er W echsel von j a l a d und h ö l i d in G en. 4 f, 10 f. usw. von M. n icht sein er B ew eis­

k ra ft e n tk le id e t w orden.

D urch d ie s e drei D arlegun gen m ein e ich ab er ein e rse its das v on M. a n g ew en d e te V erfahren hier sch on hinreichend

c h a ra k te ris ie rt zu haben. Zugleich ist b e re its d ad u rch a n d e re rse its dieses U rte il b e g rü n d e t w orden: D er P e n ta ­ teu ch ist n i c h t ab so lu t einheitlich und m osaisch. V iel­

m ehr b ild et er ein aus v ersch ied en en T rad itio n sströ m en , w ie sie in den israelitisch en S täm m en (besonders E phraim und Juda) sow ie im K reise d e r Z e n tra lp rie stersc h a ft zu Silo usw. sich n a tü rlic h e rw eise g e sta lte te n , zusam m en­

g e le ite te s Ü berlieferungsw erk. D iese E n tste h u n g sa rt des P e n ta te u c h b e sitz t ja auch an d e r E ntw icklung d e r ägyp­

tischen L ite ra tu r ein e v eran sch au lich en d e A nalogie. D enn von ihr b e ric h te t d e r Ä gyptologe A lfr. W iedem ann: „In Ä gypten b e w a h rte m an in treu em Sinne das, w as ein st die V orfahren geglaubt, zugleich m it allem , w as s p ä te re G e n e ­ ra tio n e n hinzugefügt h a tte n " (Die T o te n und ih re R eiche

usw., S. 8). E d. K ö n i g - Bonn.

Delling,

Gerhard,

Paulus* Stellung zu Frau und Ehe.

(B ei­

träge zur W issen sch aft vom A lte n und N eu en T e sta ­ m ent, b egründet von R udolf K ittel, h erau sgegeb en von A . A lt und G. K ittel. H eft 56; 4. F olge, 5. H eft.) S tu ttgart 1931, W , K ohlham m er. (166 S. gr. 8.) 7.50 Rm.

V erfasser hat, um d ie sch w ierig e F rage der S tellu n g Pauli zu Frau und E h e zu b ean tw orten , zu n äch st ein en Ü berblick über die W ertung vo n Frau und E h e in der U m w elt der p aulin isch en G em ein den, sow oh l im H eid en ­ tum (in P h ilosop h ie und G esellsch aft) w ie im Judentum gegeb en . A u ch w en n die dafür an geführte Begründung, dass P aulus sich d essen n icht b ew u sst g e w e se n sei, w e l­

ch es d ie verb orgen en , treib en d en K räfte se in e s W o llen s sind, für ein en so klar und scharf d en k en d en M ann w ie Paulus sicher n icht zutrifft, ist das w er tv o ll. N eb en der rab b inisch en h ä tte die a ltte sta m e n tlic h e A nschauung, auf d ie Paulus und d ie R abbinen zurü ck geh en , n ich t feh len dürfen. Schon in dem ersten A b sch n itt zeig t sich aber, dass V erfasser n icht im m er d ie B egriffe scharf genug fasst und g egen ein an d er ab gren zt. D ieser F eh ler v erstä rk t sich in dem 2. K ap itel: Pauli E h efein d sch aft. S ch on d ie Ü ber­

schrift lässt verm uten, dass er P aulus d ie m ön ch isch e A u f­

fassung v on der E h e zuschreib t. Er m uss zu gesteh en , dass sich S te lle n finden, d ie sie au ssch liessen ; sie sind für ihn B e w e ise , dass P auli A nschau u ngen von der E h e n ich t ganz au sgeglich en und k o n seq u en t sind. In d iesem U rteil ste c k t g ew iss ein K örnchen W ahrheit. M an so llte a b er einem Mann, der w ie P aulus das H eiraten od er N ich th eiraten in d ie v ö llig e F re ih eit der C hristen stellt, k ein e E h efein d ­ schaft zu schreib en . V erfasser kann das nur tun, w e il er iyxQciTEia n ich t m it S elb stb e h e rrsch u n g od er M ässi- gung im sin nlich en G enu ss ü b ersetzt, w ie es sein m üsste, son dern im m ön ch isch en Sinn als v ö llig e E nthaltung vom G e sch lech tsg en u ss a u ffasst und n icht d abei b ea ch tet, dass für P aulus (1. T h ess. 4, 7, der S te lle , von der V erfasser au s­

geht) H eiligung das G e g en te il von U n rein igk eit und u n ge­

zü gelter B eg ierd e ist. D adurch, dass er b ei d ieser S te lle , sta tt sie aus ihrem gan zen Zusam m enhang zu v ersteh en , zur D eu tu ng an d ere S te lle n heran zieh t, oh ne d iese gründ­

lich zu untersuchen, ist d ie gan ze U ntersu ch un g auf ein e falsch e B ahn gesch ob en . A u ch im w e ite r e n V erlauf der U ntersu ch un g geh en d ie v erk eh rten R esu lta te m ehrfach auf m eth o d isch e F eh ler zurück. W en n nach 1. Kor. 7, 1 die Ehen n otw en d ig sind, um H urerei zu v erm eid en , H u re­

rei a b er das G e g en te il von H eiligung ist, so lie g t n ichts näher als die Folgeru ng, dass die E hen n ach A n sich t des A p o ste ls der H eiligung d ien en (w as V erfasser für unm ög­

lich hält). Für ganz ab w egig h a lte ich u n b ew ie sen e B e ­

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hauptungen w ie diese: Die G lied er des M annes steh en beim G esch lech tsv erk eh r u .U . in christusfeindlicher Beziehung;

vom G eist k an n k ein e heiligende W irkung auf die n a tü r­

liche S p h äre ausgehen, sondern n u r entheiligende vom Fleisch auf den G eist; E he ist ein n otw endiges Übel, das auf einen M angel an S elb stzu ch t hinw eist (dabei führt P aulus geschlechtliche E n th a ltsa m k e it auf ein b eso n d eres C harism a zurück!); die E he ist B efriedigung eines u n ter- christlichen B edürfnisses; die volle K euschheit ist V erzicht des C hristen auf sexuellen V erk eh r; das Sexuelle ist Folge des Sündenfalles d er F rau ; m it Schroffheit h a t Paulus jede M öglichkeit einer tie fere n seelischen G em einschaft zw i­

schen M ann und F ra u in d er E he ab g eleh n t u, a. m. G egen all d iese B ehauptungen und die ihnen zu G runde liegende A uffassung spricht, dass Paulus den E h ele u ten den R at gibt, dass sie sich ein an d e r n ich t en tzieh en sollen, ja den ehelichen V erk eh r der G esch lec h ter als eine oqiEiXr) b ezeichnet. W er das sagt, k a n n den G esch lec h tsv erk eh r n icht als im W id ersp ru ch m it dem G e istb esitz steh en d ansehen. N ach 1. K or. 6 v e rträ g t sich nu r die U nzucht nicht m it dem D ienste G o ttes und dem G eistbesitz, nicht a b e r die Ehe. G ew iss gehören für Paulus die ehelichen B eziehungen zu den irdischen Dingen, denen gegenüber die him m lischen viel hö h er steh en ; a b e r es gilt ihnen gegen­

ü b er für den C h risten der G ru n d satz: es ist m ir alles e r­

laubt, a b e r ich lasse m ich durch nichts k n ech ten . F ü r einen M issgriff halte ich es, P aulus nach dem M ontanisten T ertu llian zu e rk lä re n . N och b ed e n k lich er ist es, A n sch au ­ ungen in die W o rte P auli einzutragen, die m it ihrem k la re n Sinn in W id ersp ru ch ste h en oder von d eutlich a u sg e­

sprochenen B egründungen (Nähe d er P arusie) zu b e h a u p ­ ten, dass sie für Paulus nicht m assgebend gew esen w ären.

D as ist d er sich erste W eg, um zu falschen R e su lta te n zu gelangen. S tä rk e r h ä tte b erü ck sic h tig t w e rd en m üssen, dass P auli K am pf den heidnischen U nzuchtssünden galt.

Die S telle, in d er die A uffassung d e r E he die tie fste ist und die innige L iebes- und L ebensgem einschaft als das ihr C h a ra k te ristisc h e ersch ein t (Eph. 5, 31 f. — V erf. b e n u tz t den E p h eserb rie f als paulinisch — ) w ird übergangen. Sonst h ä tte n icht b e s tritte n w e rd e n können, dass P aulus d er E he diese B edeutung gibt. W enn Paulus auch n ich t d am it arg u ­ m en tiert, dass die E he auf G o tte s Schöpfungsordnung ruht, so ist doch zu b each ten , dass er J e s u W o rt ü b e r die E h e­

scheidung k e n n t und darum auch von dessen B egründung gew usst h a t — ganz abg eseh en davon, dass ihm diese T a t­

sache aus dem A lte n T e sta m e n t b e k a n n t w a r (Eph. 5, 31).

F ü r die vom V erfasser angenom m ene Stellung des A postels zu E he und F ra u führt e r als E rk läru n g sg rü n d e an: die G eringschätzung d er F ra u bei den R abbinen, den E inblick in das heidnische L asterleb en , M angel an günstigen E in­

d rü ck e n von F ra u e n in sein er Jugend, seine kö rp e rlich e K o n stitu tio n und E nergie, die E rfahrung, die er b e i sich und an d e re n gem acht hat, hellenistische E hem üdigkeit, Davon h a t m a n c h e s B edeutung für die E rk läru n g d er w irk ­ lichen Stellung des A postels, seine B evorzugung des ehe- losen S tandes, vo r allem in d er k u rzen S panne vor d er P arusie, in d er d er G ed an k e an die F ortpflanzung des M enschengeschlechts n a tü rlich ganz z u rü c k tre te n m usste.

Die vom V erfasser selbst als peinlich em pfundene, völlig d er U n terlag en en tb e h re n d e U ntersuchung ü b e r P auli K o n sti­

tu tio n in sex u eller H insicht w äre bei einem A postel, der Röm, 8 und l.K o r , 9, 27 gesch rieb en hat, allerdings b esser u n terb lieb en . S ta tt d essen h ä tte s tä rk e r hervorgehoben w erd e n können, dass Paulus sich von allem w eltfrem d en

Idealism us fern h ält und au ch diesen F rag en als W irk lich ­ keitsm ensch g egenübersteht. — W enn m an auch die R esul­

ta te des V erfassers ab leh n en muss, so h a t die k o n seq u en te D urchführung einer solchen A nschauung in eingehender U ntersuchung doch den W ert, dass die F rag e e rn e u t zur D iskussion gestellt w ird und dad u rch g e k lä rt w erd en kann.

D. S c h u l t z e n , Peine.

Steinberg,

Sigfrid H., und

Stemberg-v. Pape,

C hristine,

Die Bildnisse geistlicher und weltlicher Fürsten und Herren,

I. Teil: Von d er M itte des 10. bis zum E nde des 12.

Ja h rh u n d e rts (950— 1200). M it 150 L ich td ru ck tafeln . In: V eröffentlichungen d er F o rsch u n g sin stitu te an d er U n iv ersität Leipzig. In stitu t für K u ltu r- und U n iv ersal­

geschichte, Leipzig 1931, B. G, T eubner. 2 Bände, (XX, 160 S, gr. 4,) 24 Rm.

Das obeng en an n te W e rk von Sigfrid und C hristine S tein ­ berg b ild e t den d ritte n Teil d er von W a lte r G oetz h erau s­

gegebenen Sammlung von D arstellungen zur E ntw icklungs­

geschichte des m enschlichen Bildnisses, Die B ilder der deu tsch en K aiser und Könige bis zur M itte des 12. J a h r ­ h u n d erts h a t P ercy E rn st Schram m im ersten, das S ch rei­

ber- und D edikationsbild in d er d eu tsch en B uchm alerei bis zum E nde des 11, Ja h rh u n d e rts Joachim P rochno im zw ei­

te n B ande b e h an d elt. Bei d er A usw ertung des von den V erfassern zum ersten m al in m öglichster V ollständigkeit zusam m engetragenen M aterials sind n icht k u n stg esch ich t­

liche, sondern vorw iegend geistesgeschichtliche G esich ts­

p u n k te m assgebend. So tr itt die frü h er leb h aft e rö rte rte F rag e nach d er P o rtra itä h n lic h k e it m itte la lte rlic h er Bild­

nisse als eine F rag e nach dem k ü n stle risch en U n tersch ei- dungs- und B eobachtungsverm ögen und des technischen K önnens, m ag sie bisw eilen auch aufgew orfen w erden, durchaus in den H intergrund, Es gilt vielm ehr le tztlich das m enschliche Bildnis als A u sd ru ck d er V orstellungs- und A nschauungsw elt d er geistigen K u ltu r einer Z eit zu v e r­

stehen und zu deuten.

Ungleich schw ieriger als bei den K aiser- oder S ch reib er­

b ildern w ar hier die A ufgabe; denn die geistlichen und w eltlichen F ü rste n und H e rren des 10. bis 13, Ja h rh u n d e rts v erb a n d w ed er w ie die H e rrsch er ein ,,sie alle um schlies- sendes ideelles B an d “ (VII), noch Hessen sich die D arste l­

lungen w ie bei dem S ch reib er- und D edikationsbild um ge­

m einsam e In h alte gruppieren. W ie haben nun die Vf, ihre A ufgabe, die fü rstlich en Bildnisse in die geistig -k u ltu rellen Zusam m enhänge jener Ja h rh u n d e rte einzuordnen, zu lösen v e rsu ch t? Sie h ab en ersten s den K reis der jeweilig A bge­

b ild eten und zw eiten s die B eziehungen des D arg estellten zu der Stelle, an der das Bildnis an g eb rac h t ist, u n tersu ch t.

Die B etrach tu n g u n te r dem e rste n G esich tsp u n k t zeigt, wie sich d er D a rg e ste llten k reis in den drei A b sch n itten , in die die G eschichte der Fürstenlbilder im angegebenen Z eit­

räu m e sich g lied ert — von etw a 950 bis zum In v e stitu r­

stre it, dann bis zum A usgang des zw eiten K reuzzuges und von da bis zum T ode F ried rich s I. — in c h a ra k te ristisch e r W eise v e rä n d e rt und erw e ite rt. Zur Zeit d er O tto n en sind es vornehm lich die grossen geistlichen F ü rsten , die Bi­

schöfe, Ä bte und Ä btissinnen, sind es die T räg er des o tto - nischen S ta a tsg ed a n k en s und zugleich die F ö rd e re r der otto n isch en R enaissance, u n te r den e rste n S aliern sind es dann die T rä g e r d er von Cluny au sgehenden religiösen R e­

form bew egung, von denen uns B ildnisse ü b e rliefert sind.

In d er folgenden, durch den In v e stitu rstre it ein g eleiteten P erio d e b esch rän k en sich die P o rtra its im allgem einen auf

(4)

die F ü h re r d er dem K önigtum feindlichen P arti'kulargew al- ten und auf die kirchlic'h-reform erischen K reise. D as Z eit­

a lte r F rie d ric h B arbarossas w iederum , in dem in sozialer H insicht w ie auf allen Gelbieten g eistig-künstlerischen Schaffens n eu e K räfte sich em porringen und in dem nun fast alle L andschaften am K u n stleb en teilnehm en, w e ite t sich d er K reis d er bildlich D arg e ste llte n in steigendem M asse, w äh re n d gleichzeitig die D arstellu n g sk u n st einen n eu en A ufschw ung erfäh rt.

W en n die B etrach tu n g des D a rg este llten k reises schon dessen B eziehungen zu d en staa tlich en T en d en zen oder geistigen K räften d er Zeit au fd eck t, so führt die U n te r­

suchung des V erhältnisses des A b g eb ild eten zu dem O rt seiner D arstellung zu noch tie fe re r Erfassung d ieser Zu­

sam m enhänge. G en erell lässt sich feststellen, dass die e r­

halten en P o rtra its fast ausnahm slos für k i r c h l i c h e B edürfnisse geschaffen w o rd en sind, und dass „das Bildnis im m er nur an ein er S telle an g e b rach t erscheint, an die den D arg estellten dingliche B eziehungen k n ü p fen " (XIV). D ie­

sen B eziehungen m usste für jedes e rh a lte n e oder nu r in d er Ü berlieferung e rw äh n te Bildnis, m ochte es sich um ein E r­

zeugnis d er Buch- o d er W andm alerei, d er Stein-, M etall­

o der E lfen b ein p lastik handeln, nachgegangen w erd en . M it regem E ifer und grösser Sorgfalt — oftm als auch u n te r e r­

folgreicher H eranziehung genealogischer Z usam m enhänge — ist dies geschehen. So b re ite t sich vor uns eine F ülle von E inzelfeststellungen aus, die, in w e ite re k ü n stle risch ­ g eistig -k u ltu relle Zusam m enhänge eingefügt, u n sere K e n n t­

nis von ihnen ungem ein b e re ic h e rn und b e le b e n und b e ­ sonders die B edeutung d er einzelnen d eu tsch en L andschaf­

te n und ein zeln er K u ltu rm itte lp u n k te für das m itte la lte r­

liche K unstschaffen von neuem w irk sam b eleu ch ten . — Auf E in zelh eiten d er D arstellung, die zahlreiche feine B eob­

achtungen und an reg en d e B em erkungen b ietet, k an n hier n icht n ä h e r eingegangen w erden. Es sollten nur die beiden grossen G esich tsp u n k te d er B etrach tu n g , die uns das fü rst­

liche Bildnis als w ertv o lle Q uelle d e r m itte lalterlich en K ultur- und G eistesg esch ich te zu ersch liessen verm ögen, kurz g ek e n n zeich n et und die E rgebnisse d er U ntersuchung a n g e d e u te t w erden.

Dem d arste lle n d e n Teil ist ein T afelb an d m it m ehr als 150 v ortrefflichen R e p ro d u k tio n en d er b eh a n d e lte n B ild­

nisse beigegeben. A us d er liebevollen V ertiefung in sie w ird jedem re ich e r G ew inn und hoher G enuss erw achsen.

G. E. H o f f m a n n , Kiel.

Reu,

M ichael, D. D. (Professor d er T heologie an dem W artb u rg -S e m in a r in D ubuque, Jow . N. A.),

The Augs­

burg Confession.

A collection of sources w ith an hi- storical in troduction. Ghicago, 111. 1930, W artb u rg P u ­ blishing H ouse. (XII, 258, *528 S. gr. 8.) G ebunden 5.50 Doll.

Ein Sam m elw erk von b eru fe n e r H and, so zuverlässig, eindringend und um fassend, w ie w ir ihm le id er in d e r a lte n H eim at nichts Ä hnliches an die S eite stellen können. Als k undiger V erm ittler zw ischen d er d eu tsch en und d er am eri­

kan isch en W issenschaft, d e r beide G eb iete m it d e r glei­

chen G rü n d lich k eit b eh errsch t, fasste M. R eu gegen E nde des G ed äch tn isjah res den d a n k e n sw e rte n E ntschluss, die n e u e re n und n e u e ste n E rgebnisse d er d eu tsch en A u g u stan a­

forschung m it den gesic h e rten A ngaben der ä lte re n Ü ber­

lieferung z u einem ein h eitlich en G esam tbilde zu v e ra rb e i­

te n und dieses, u n te rs tü tz t von einem k lein en K reis b e ­ fre u n d e te r K räfte, dem englischen T eil des n o rd am erik a-

nisohen P ro testan tism u s zugänglich zu m achen. D abei d a c h te e r vor allen D ingen an das h eran w ach sen d e P re ­ digergeschlecht, das, des D eutschen im m er w eniger m äch­

tig, darauf angew iesen ist, sein gesam tes theologisches W issen aus d er englischen L ite ra tu r zu schöpfen. Diese ab e r ist, sow eit sie das A ugsburgische G lau b en sb ek en n tn is b e ­ handelt, tro tz aller u n leu g b aren V orzüge im ein zeln en v e r­

a lte t. Die beid en jüngsten D arstellungen, die hier g en an n t zu w e rd e n v erdienen, v o n R ich ard und B ente, liegen b e ­ re its zw ei Ja h rz e h n te zurück. W äh ren d d ie se r Z eit h ab en a b e r deutsche F o rsch er — R eu n e n n t Th. K olde, Th. B rie- ger, H. von S chubert, J . F ick er, J. von W a lte r und m eine W en ig k eit — m it b esonderem F leisse g ea rb e ite t. Sie m ach­

te n w ertv o lle Funde, b em ü h ten sich um die H erstellung eines au th e n tisc h e n T ex tes, fassten die v ersch lu n g en en P roblem e, m it d en en die V orgeschichte w ie die eigentliche E n tsteh u n g d er A ugustana b e la s te t sind, sch ärfer an, rü c k ­ te n den K am pf m it dem röm ischen W id e rp a rt um ihr gu tes kirchliches R ech t in ein h elleres L icht und v e rsu ch ten zum T eil au ch das V erstän d n is ih rer dogm atischen und ethischen G laubensaussagen n ach K räften zu fördern. D ieses u n b e­

k a n n te L and dem englischen L eser aufznsohltessen und die B eschäftigung m it dem U rb ek en n tn is d e r lu th erisch en K irche zu gleicher Zeit auf eine feste, quellenm ässige G rundlage zu stellen, w aren darum ebenso n aheliegende als fru c h tb a re G ed anken. R eu ergriff b eide m it dem selben N ach d ru ck und b a u te so sein v erd ien stv o lles W e rk aus zw ei grossen A b teilungen attf: die geschichtliche E inleitung und die in ein le sb are s E nglisch ü b e rtra g e n e U rk u n d e n ­ sammlung.

J e n e greift viel w e ite r aus, als dies sonst üblich ist. D as e rste K ap itel sch ild ert die E n tsteh u n g d er A u g u stan a von dem R eichstag zu S p e y er 1529 bis zu ih re r öffentlichen V er­

lesung am 25. Ju n i 1530, w obei die Irrgänge d er lan d g räf­

lichen B ündnispolitik, die v e rm itte ln d e Linie des k a is e r­

lichen A usschreibens, das ro h e E ingreifen E cks und d er all­

m ähliche Z usam m enschluss e in e r ein h eitlich en G lau b en s­

gem einschaft um das w e rd e n d e B ek en n tn is m it seinen m ancherlei literarisch en , k irchlichen und p olitischen F rag en b eso n d ers h e rv o rtre te n . Im M itte lp u n k t des zw eiten K a­

pitells s te h t die K o n fu tatio n m it ih re r sch w eren G eb u rt, ihrem fragw ürdigen In h alt und ih re r endlichen V e rk ü n ­ digung im N am en des K aisers. Ihr folgen die ergebnislosen V erhandlungen im w e ite re n und en g eren A usschuss m it dem peinlichen Bild des ü b erän g stlich en M elanchthon, sein S icherm annen zu dem m utigen G egenstoss d er sächsischen A pologie und zu letzt d e r ra u h e R eichstagsabschied. Das d ritte K ap itel a b e r füllt eine b re it angelegte G eschichte des B ek en n tn isses bis zur jüngsten G eg en w art. Sie re ih t K irche an K irche, fasst zu n äch st E u ro p a von D eutschland und Ö sterreich -U n g arn bis zur T ü rk e i und G riechenland, dann A m erika, A frika, A sien, A u stra lie n ins A uge und schliesst m it einem k u rzen A usblick auf das M issionsfeld.

W ir e rh a lte n dabei lebendige E in d rü ck e von d er w e r­

ben d en , einigenden und w eg w eisen d en M acht d er K on­

fession, ih ren w ech seln d en G esch ick en im Lauf d er J a h r ­ h u n d e rte und nicht zu letzt von den m an ch erlei heissen K äm pfen, die sie zu b e ste h e n h a tte , um ih ren P la tz bis auf diesen Tag zu b e h au p ten .

Eigenes zu bieten, w a r n ic h t die S ache des V erfassers.

E r h a tte sich vielm ehr a n frem de V orlagen zu halten, ihnen die neugew onnenen, g e sic h e rte n E rk e n n tn isse zu e n t­

nehm en und m it ih rer Hilfe eine e rw e ite rte , b erich tig te und v e rtie fte D arstellung von d er E ntstehung, d e r V er-

(5)

teidigung und dem fe rn e re n S chicksal d er A ugustana zu en tw erfen . M it w e lc h e r S orgfalt und gew issen h aften T re u e e r a b e r d ieser A ufgabe g ere ch t zu w e rd e n suchte, le h rt schon ein Blick auf d en ungew öhnlichen Umfang d e r b e i­

gegebenen A nm erkungen. H ier ist k e in b e d e u te n d e res W erk zu dem B ek en n tn is seit dem J a h re 1730 übersehen, ja n ich t einm al d er b e sch eid en ste B eitrag in dieser oder jen er Z eitsch rift au sser ac h t gelassen. T rotzdem w ä re es a b e r völlig v e rk e h rt, w en n w ir nun m einen w ollten, die V eröffentlichung en tb e h re jeder p e rsö n lich en N ote. W e r vielm ehr zw ischen den Zeilen zu lesen v e rste h t, w ird im m er w ied er auf S te lle n stossen, an denen sich zeigt, dass R eu .seine E ntscheidung trifft und sich auf G ru n d seiner unge­

w öhnlichen S ach k en n tn is die F re ih e it eines eigenen U rteils w a h rt. Sein ausschliessliches V erd ien st ist a b e r doch das d ritte K a p ite l d er E inleitung m it sein er den ganzen E rdball um span n en d en Ü bersicht. H ier b e d ie n te sich R eu eines M ittels, das er schon bei sein er b e k a n n te n A rb e it ü b e r L u th ers „K leinen K atech ism u s“ an g ew an d t h a tte : der A ussendung von m ehr als h u n d e rt F rag eb o g e n an die m ass­

geb en d en B ehörden. Die eingelaufenen A n tw o rte n g ew äh r­

te n ihm die M öglichkeit, den G eltu n g sb ereich d e r A ugustana n eu ab zu ste c k e n und so eine zuverlässige S ta tistik aufzti- stellen, w ie sie noch von k e in e r zw eiten S eite v ersu c h t w o rd en ist. Die M änner d er K irche diesseits und jenseits d es O zeans sind ihm dafür zu b eso n d e rem D ank v e r­

pflichtet.

D ie zw eite A bteilung e n th ä lt einundsechzig N um m ern an kirchlichen und p olitischen Q u ellen stü ck en d er v e r­

sch ied en sten A rt, d a ru n te r G lau b en sartik el, B ekenntnisse, polem ische S chriften, In stru k tio n en , B erichte, R eich stag s­

abschiede, B riefe und ähnliches, von dem „ U n te rric h t d e r V isitato ren an die P fa rrh e rrn im K u rfü rsten tu m S a ch sen “,

1 5 2 8 , bis zu d e r „A m eric an R ecension of th e A ugsburg C onfession", 1855. E iniges :lag b e re its in englischer S p rach e vor, das m eiste dagegen m usste e rst n eu ü b e rse tz t w erden.

K eine geringe M ühe, w enn m an den a lte rtü m lich en Stil d e r Q uellen m it ih re r schw erfälligen und gew undenen A u s­

d ru ck sw eise b e d e n k t. D och h ab en sich die Ü bersetzer, sow eit w ir die D inge b e u rte ile n können, m it Erfolg bem üht, einen an n eh m b are n T e x t h erzustellen. U n te r d en ausge­

w ä h lte n S tü c k e n ra g t die vierfache F assung des d eu tsch en B ek en n tn isses vom 31. M ai, vom 15. Ju n i und vom 25. Ju n i 1530, sow ie n a c h d er E ditio p rin cep s hervor, d er le ic h te re n V ergleichung w egen in v ie r p a ra lle le n S p alten n e b e n e in a n ­ d e r g estellt. D ann m ögen das b e rü c h tig te M em orandum des pä p stlich en L eg aten L. C am pegio für K aiser K arl V.

sam t a n g e h ä n g te n . Som m ario, Innsbruck, M ai 1530, die

„V ierh u n d ert und v ier A rtik e l“ von D. Jo h a n n Eck, die

„C onfutatio pontificia", d e r e rste E n tw u rf d er „A pologie“

und die „ V a ria ta “ vom J a h re 1540 n och g en an n t w erden.

D azu von L u th e r sein „B ekenntnis vom A bendm ahl C hri­

s ti“, 1528, seine „V erm ahnung an d ie G eistlichen, v ersam ­ m elt auf dem R eichstag zu A ugsburg", 1530, und sein B rief­

w echsel m it den F ü rste n und F reu n d en in d er R eich sstad t o d er auch so w enig g e k an n te S e lten h eiten , w ie die „C on­

fessio P e n ta p o lita n a “, 1549, die „Confessio H e p ta p o lita n a “ , 1559, und die „Confessio S c ep u sian a “, 1569. K urz alles in allem , eine w a h re F u n d g ru b e für jeden, d er sich eingehen­

d er m it d e r A u g u stan a zu b eschäftigen hat.

In seinem V orw ort kündigt R eu noch e in en E rgänzungs­

band zu seinem S am m elw erke an: „N ew S tudies in the A ugsburg C onfession“. D erselbe soll drei F rag en b e h an ­ deln: e rste n s die A ugsburgische K onfession in A m erika,

zw eitens L uthers A n teil an d er K onfession und d ritte n s ihre b leibende B edeutung. Sobald diese S tu d ien vorliegen, darf das G anze eine segensreiche T a t g en an n t w erden. Sie ste h t in m itten einer k irchlichen Bew egung von grösser T ra g ­ w eite, sie bezeugend, stä rk e n d und v ertiefen d . W ir m einen das E inström en refo rm ato risch er E rlebnisse und E rk e n n t­

nisse in die angelsächsische G laubensw elt.

D. W i 1 h. G u s s m a n n , S tu ttg a rt.

Steinhausen,

G eorg, Prof. Dr.,

Deutsche Geistes- und Kul­

turgeschichte von 1870 bis zur Gegenwart.

H alle a. S.

1931, N iem eyer. (VI, 512 S. gr. 8.) 12 Rm.

D ieses Buch des b e k a n n te n K u ltu rh isto rik ers w ill eine D arstellung d er deu tsch en K u ltu r in d er m it der B egrün­

dung des R eiches beginnenden, m it dem W eltk rieg abge­

schlossenen P erio d e d er d eu tsch en G eistesgeschichte ge­

ben. Es e n tsp rich t der A rb eitsw eise des V erfassers, dass das Buch nicht nur eine G eschichte des geistigen, sondern auch des w irtsch aftlich en und sittlich en Lelbens bringt. Es h an d elt sich dabei n icht nur um eine äusserliche Zusam m en­

stellung, vielm ehr sieht d er V erfasser in d e r w irtsc h a ft­

lichen E ntw icklung den eigentlichen G rund der R ichtung, die in d ieser Z eit das G eistesleb en des d eu tsch en V olkes genom m en hat. Das T hem a fo rd e rte M ilieuschilderungen, für die d er V erfasser in W eiterverfolgung o d er V e rw e r­

tung seiner frü h eren A rb e ite n auch den B rief und die M e­

m o ire n lite ra tu r reichlich herangezogen hat. E r illu strie rt seine D arstellung n icht nu r du rch Q uellenzitate, sondern führt zum Beleg sein er A uffassungen in au sg ed eh n ten A us­

zügen auch die übrige L ite ra tu r ü b e r die b e sp ro c h e n e Zeit an. Die A uffassung d er Z eit s te h t u n te r dem E in d ru ck ihres A blaufs in d er G egenw art, M an k ö n n te sie pessim istisch nennen. B esonders le h rre ic h ist in dieser B eziehung das e rste K ap itel: Die d eu tsch e K u ltu r d er V orkriegszeit im zeitgenössischen U rteil. E ine b e a c h te n sw e rte Sam m lung k ritisc h e r und absch ätzig er U rteile ü b er die K u ltu r der d a rg e ste llte n P e rio d e gibt dem Buch von v o rn h erein seinen C h a ra k te r. Die dunkle F ärb u n g zeigt sich b eso n d ers im fünften K ap itel; E ntpersönlichung, M echanisierung, In te l­

lektualism us, R elativism us, R ationalism us sind die K enn­

zeichen d er „allgem einen G eistesh altu n g “ d ieser E poche.

„Die geistige G e sam tk u ltu r und ih re M ängel“ — so schliesst dieses K apitel. D er G rund liegt in d er im d ritte n K ap itel g esch ild erten „A usbreitung des M aterialism us". A us ihr folgt die Zunahm e „d er U n g eistig k eit“. D er V erfasser c h a ra k te ris ie rt die ganze Zeit als Ü bergangszeit, und e r d a­

tie rt diesen C h a ra k te r d e r Zeit bis in die M itte des J a h r ­ h u n d erts zurück. D en tiefsten G rund sieh t er in d er A b ­ nahm e d er schöpferischen P ersö n lich k eiten . Sie zeigt sich beso n d ers auf dem G eb iete d er L ite ra tu r, ü b e r d e re n M in­

d erw e rtig k e it eine R eihe sehr b e a c h te n sw e rte r U rteile zu­

sam m engestellt w ird. Sie Hessen sich leich t verm ehren. D a­

n e b en oder d a rü b e r ste h t nun d er A ufschw ung d er T echnik und d er ä u sseren K u ltu r oder, w ie m an sich gew öhnt h a t zu unterscheiden, d er Zivilisation. Die Stim m ung, die das Buch b e h e rrsc h t, das U rteil, das in ihm b eg rü n d et w ird, ist jetzt w eit v e rb re ite t. D as V erd ien st des V erfassers b e ste h t in der Sam m lung und O rdnung des B ew eism aterials. A b er die F rag e ist n a tü rlic h vor allen Dingen, ob d er A bstieg, d er verfolgt w ird, auch e rk lä rt ist. E r ersch ein t w ie eine A rt von V erhängnis: die schöpferischen P ersö n lich k eiten sind ausgeblieben. D araus a b e r ist doch d er N iedergang nicht e rk lä rt. A uch in d er B eurteilung d er religiösen E n t­

w icklung k o n sta tie rt d er V erfasser die zu 'b eobachtende

(6)

W endung, die er m it den p h ilosop h isch en K risen unter dem T itel: „D ie irration ale G egen ström u n g” zusam m enfasst.

W ie sich nun aber der n eu e Irrationalism us, die M ystik und die W ied erk eh r der reform atorisch en T h eo lo g ie dazu v e r ­ hält und w ie d ies scheinb are Chaos in sein er G en esis zu ver steh en ist, das is t ein e Frage, die m it der K onstatierung dieser R eak tion g eg en den R ationalism u s n icht erklärt ist.

D ie tie fste n G ründe der F eh len tw ick lu n g — und es ist doch n icht nur ein e solch e, sondern nach d es V erfassers eigen em U rteil in anderer H insicht ein A ufschw un g — , d ieser V er­

lauf b eh ält ein e rätselh afte T atsäch lich k eit, und so en tsteh t der dep rim ieren d e Eindruck, als blidbe n ich ts übrig, als auf die a u sgeb lieb en en sch öp ferisch en G eister zu w arten .

A b er ich w ill sc h liesse n m it dem A usd ru ck d es D ank es für die g e le is te te A rb eit der Sam m lung und Ordnung ein es reich en gesch ich tlich en Stoffes, der in jedem F a lle für die B eurteilu ng d ieser Zeit lehrreich und unentbehrlich ist.

L ü t g e r t , Berlin.

Stephan,

H orst, D. (o. Prof, in Leipzig),

Glaubenslehre.

Der evangelische Glaube und seine Weltanschauung.

2., völlig n e u b e a rb e ite te A uflage. G iessen 1928, A.

T öpelm ann. (XVI u. 397 S. gr. 8.) 10 Rm.

S tep h an s G laubenslehre b e d u rfte k e in e r Einführung m ehr. D arum h at sie es trag en können, dass die zw eite Auflage, die zunächst ein inzw ischen a b b eru fen er, b e k a n n ­ te r D ogm atiker anzeigen sollte, e rst nach v ier J a h re n zur B esprechung gelangt. Die v e rsp ä te te A nzeige k an n ihr b e ­ zeugen, dass sie auch noch in d e r w e ite r zug esp itzten — o d er vielleicht in d er Zuspitzung schon auf neuen A usgleich h in drängenden Lage ihren D ienst erfüllen kann.

Da das W erk im G anzen das g le ich e g eb lieb en ist, genügt zur V ergegenw ärtigu ng sein er A rt zu nächst der k en n zeich n en d e A ufriss, der zeigt, w ie der Verf. sein e n t­

sch eid en d es A n lieg e n ein er „rein ev a n g elisch en N eu ­ gestaltu n g der G la u b en sleh re“ anfasst: „D er ev a n g elisc h e G la u b e“ w ird erst als solch er b etra ch tet, dann „D ie ev a n ­ g elisc h e G laulbenserkenntnis“ (vgl. dazu W . Herrmann) und am S ch luss „D ie W eltan sch au un g d es ev a n g elisch en G lau­

bens . D ie s e A n z eig e hat auf die B eso n d erh eit der N eu ­ auflage hinzuw eisen .

R ech t b each tlich ist zunächst eine d o p p e lte B ereich e­

rung im z w eiten Teil. Einm al ist in d er „ G o tte se rk e n n tn is“

ein n e u er P a rag rap h : „Die A llein w irk lich k eit G o tte s “ (96 ff.) eingefügt. E he von d er „H eiligkeit" und der

„N ähe G o tte s “ g eh an d elt w e rd e n kann, m uss d er E indruck d er „ L e tz tw irk lic h k eit“ im G o ttesg lau b en zur G eltung kom m en, w ie er auch im Schöpfungsglauben sich bezeugt.

S ollte hier (vgl, 97) n icht auch ein A n sa tz zur b esseren W ürdigung d er „m ystischen Bew egung" liegen? E in st­

w eilen b ie te t d e r Verf. n u r die K ritik jener geschichtslosen, individualistischen, gefühligen „rein en M ystik", ü b er d e re n G egensatz zu evangelischem G lauben schlechterdings kein S tre it ist. A b e r m an k a n n in d er „m ystischen B ew egung"

eb en noch etw as a n d eres sehen, eben jenen E in d ru ck von d er L e tz tw irk lich k eit G o tte s und dam it eine Sehnsucht und eine F rage, die von ih re r W a h rh e it leben. U nd d ann w ird es zur A ufgabe zu zeigen, w ie g e rad e im evangelischen G lauben, in s e i n e r B ejahung d er „A lleinw ir'klichkeit", s e i n e r A nschauung d er „heiligen" „N ähe" G ottes, s e i n e r „Begegnung" m it dem g egenw ärtigen H errn, s e i n e r G o tte sk in d sc h aft S ehnsucht und F rag e Erfüllung finden. — W ie eine A nw endung d er n eu en B etonung d er A llein w irk lich k eit G o ttes stellt sich die zw eite E rgänzung

dar, der n eu e Paragraph über die ch ristlich e Hoffnung (227 ff.). D ie erste A u flage h atte den A n sch ein erw eck t, als falle die alte E sch atologie einfach dahin, indem sie die E sch atologie nur als A u sd ru ck der H e ilsg e w issh eit w ü r­

digte. J e tz t w erd en „die b eid en Fun ktion en " der E sch a­

to lo g ie klar u ntersch ied en , die „w eserihafte" (vgl. A lthaus'

„axiologisch e" E sch atologie!) ist b e i der G runderörterung d es G ottesglau b en s b eh and elt, „d ie der zuk ün ftigen V o ll­

endung zu gew an d te als Lehre v on der ch ristlich en H off­

n ung“ am S chluss der H eilserk en n tn is (141). Ich kann es natürlich nur b egrü ssen, dass V erf. jetzt m it N achdruck auch für die „E ndgeschichte" eintritt, gegen ü b er „der S u ggestion der a n tigesch ich tlich en Z eitström ungen" (228);

die W ürdigung der A u fersteh u n g (237) und d es G ed an k en s der A p o k a ta sta sis (232) fordern die „P arad oxie" der „End- G esch ichte" , d eu tlich er n o ch der u m fassend e H offnungs­

ged an k e d es v o lle n d ete n G o ttesreich es.

Ä usserlich n icht so h ervortreten d , in nerlich g ew iss nicht w en iger b ed eu tsam ist die hier und da sich ze ig e n d e n eu e B esinnung auf das W ort G o tte s als das W ort, „w orin G ott uns an red et, als G o t t uns an red et, d. h, uns aus unserer m en sch lichen S ich erh eit aufrüttelt, vor d ie W ir k lich k e its­

en tsch eid u ng stellt und zu J esu s als dem M ittler führt" (216 vgl. 26 f.). M ich dürikt, dass von da aus au ch ein Problem , das schon innerhalb der ersten A u flage d ie G ed an k en ­ b ew egu n g vorw ärtstrieb , n eu au fgerollt w erd en k önn te.

W ährend der A rb eit an der 1. A u flage h atte sich dem Verf.

immer schärfer das Schem a: O ffenbarung — E rlösung — n eu e Schöpfung für ein e vo llstä n d ig e D arstellun g des

„H eils" h erau sgebildet. D ie H eilserk en n tn is des ev a n g e ­ lisch en G lau b en s ist jetzt n ach dem d o p p elten G e sic h ts­

punkt: Erlösung und n eu e S chöpfung (G eist, G n ad en m ittel der H eilsgem ein d e, Hoffnung) geglied ert. D ie „Offenbarung"

kom m t im ersten T eil, beim „G lauben" u nm ittelbar zur B ehandlung, w ird ab er natürlich auch b eim „H eil“ im mer w ied er b eton t. A b er Verf. gesteh t, dass „ihre a lles b e ­ gründende und d urchstrahlende B edeutung" dam it doch n icht so zum A usd ru ck kom m e, w ie er es sach gem äss finde (VIII). Vom W ort her m uss sich d ie Erlösung zun äch st als V ersöhnung d arstellen . D ie V ersöhnung g esch ieh t durch das W ort, das G ott in Christo, in seinem K reuz spricht, d, i, in der V ersöhnungsoffenbarung, die in dem W ort als dem W ort der R echtfertigu ng gegen w ärtig w ird. So rü ck t die O ffenbarung in den M ittelpu nk t. W as sie aber b e d eu te t und in sich sc h liesst als V ersöhnungsoffenbarung, das bringt d ie A nschau u ng der erlösen d en N eu sch öpfu ng zur D ar­

stellung.

Man kann die sorgsam e N eu b earb eitu n g auch an zah l­

reich en E in zelh eiten verfolgen . D as V orw ort h eb t n och die V erm ehrung der L iteraturangaben heraus. E s h a t w oh l ein e g e w isse U n verm eid lich k eit, dass d abei ein e rse its das v ie l­

gen an n te „G espräch" der T h eo lo g ie, d. h. das, w a s un­

m ittelbar „eingreift" in d ie „V erhandlung" der th e o lo ­ gisch en „Stunde", a n d ererseits der n ä ch ste th e o lo g isc h e F reu n d esk reis d es V erf. in d en V ordergrund tritt. D ie erste E in se itig k e it w ird vom V erf. im V orw ort fa st grundsätzlich v er treten (VII). M ich dünkt, dass es auch für das „G e­

spräch" selb er ein G ew in n w äre, w en n es n ich t so v ie l S elb stb esch rän k u n g in Fragen und T eiln eh m ern übte. V o ll­

ends aber ein Lehrbuch, das sich b ew u sst m it R ech t die A u fgab e stellt, „die K on tin u ität der A r b e it” gegen ü b er der E in seitig k eit d es G esp räch s zu w ah ren ? Ich zo lle dem h eu te vor allem d an k en sw erten G e r e ch tig k eitsw illen d es V erfassers und dem ein d ru ck svollen B em ühen um A u s-

(7)

geglichenheit und w e ite und reic h e A nschauung m eine A nerkennung, w en n ich ihm für w e ite re B earbeitung den W unsch n ach m öglichstem H inausw achsen ü b er jene S ch ran k en ausspreche. Im einzelnen m öchte ich nu r noch die Hoffnung äussern, dass die in d ieser F orm jedenfalls irre fü h ren d e B em erkung ü b er das „E indringen der unio m ystica, w ohl von Jo h , A rn d h e r“ (210 a) nach den N ach­

w eisen von W eber, O, R itschl, E ie rt und E ngelland ü b er das A lte r d er A nschauung vo n d er „ G e g e n w a rt“ und dem

„E inw ohnen" C hristi rich tig g estellt w erde,

W e b e r , Bonn,

Faust,

A ugust, Dr, phil, (P riv atd o zen t an der U n iv ersität H eidelberg),

Der Möglichkeitsgedanke,

S ystem ­ geschichtliche U ntersuchungen, E rs te r Teil, A n tik e Philosophie, H eidelberg 1931, K arl W in ter, (XIV, 460 S. gr, 8,) 17.50 Rm,

N ichts als A usdruck d er E ig e n art d er e rk e n n tn is­

th e o re tisc h e n P roblem stellung in d er n e u e re n Philosophie, die an stelle der G eg en stän d e selb er die V oraussetzungen für ih re G eg en stän d lich k eit in den M itte lp u n k t der logi­

schen und ontologischen U ntersu ch u n g en tre te n lässt, ist es, dass für jede w e d er kosm isch noch auch nur ontisch b edingte S y stem atik ein b e stim m ter M öglichkeitsbegriff von w ich tig ster B edeutung w erd en musste- E ben das will unser V erfasser auf system geschichtlichem W ege v e rstä n d ­ lich m achen. D abei h a t e r zunächst zu untersu ch en , w o­

durch schon in d er v o rk a n tisch en Philosophie eine b e ­ stim m te A rt des M öglichen n ach und nach von ontologi­

schen B edeutungsbelastungen b efreit w ird. Sachlich soll das so geschehen, dass gezeigt w ird, w ie die P latonischen A n sätze d er M öglichkeitslehre vernachlässigt w erd en , wie dagegen eine bei A risto te le s w enigstens a n g e d e u te te A rt des övvarov sp ä te r zu ausschlaggebender B edeutung kom m t durch die theologisch bed in g ten S p ek u latio n en der H ochscholastik, Das ist jedenfalls d er T atb e sta n d , an den d er V erfasser denkt, w en n er in seinem V orw ort sagt:

„Das C hristentum , dem m an vielleicht jede eigentliche P ro d u k tiv itä t auf dem G eb iete re in philosophischer B e­

griffsbildung ab zu sp rech en geneigt sein k ö n n te, erw eist sich gerad ezu als b a h n b rec h en d für die neue A rt der M ög­

lich k eitssp ek u latio n , Indem die christliche R eligiosität e t­

w as N eues in die G eschichte d er M enschheit hineinbringt, h eb t sie auch die philosophische S p ek u latio n gleichsam auf ein ganz neues N iveau hinauf," D er vorliegende T eil der U ntersuchung re ic h t nu r bis Plotin, Die D arstellung der christlichen Philosophie b rin g t also e rst der noch zu e r­

w a rte n d e Teil, A uf ihn w ird (nach seinem E rscheinen seiner B edeutung e n tsp rec h en d eingegangen w erden.

J e l k e , H eidelberg,

Sperl,

Jo h an n es, Dr, (P farrer in Neuhof a, d, Zenn, Mfr.),

Der Theismus als Optimismus des Dennoch.

Eine sy ste ­ m atische A u sein an d ersetzu n g m it dem Deism us und P antheism us (Idealism us) auf h isto risch er G rundlage.

Leipzig 1930, Adolf Klein. (117 S. 8,) K art, 4 Rm, D er G ru n d g ed an k e des vorliegenden Buches, dessen S p rach e gepflegter sein dürfte, ist einfach: D er Deism us b e to n t die T ranszendenz, d e r Idealism us (Pantheism us) die Im m anenz G o ttes zu sehr. D arum nehm e d er Theism us aus b e id en die W ahrheitsm om ente, lasse G o tt als tra n sz e n d e n t u n d als D ynam is des W eltgeschehens g elten und kom m e so tro tz Übel und Sünde zu einem O ptim ism us des D ennoch, d er sich, w en n auch u n te r V orbehalten, auch auf die K ultur

b ezieh t. D ie S tärk e d es B u ch es liegt in den A usführungen über Kant, F ic h te und H egel, auch K ierkegaard, M issglückt scheint uns d agegen die A u sein an d ersetzu n g m it Luthers

„D e servo arbitrio" zu sein: M an glaubt einen k a th olisch en P olem ik er zu hören, w en n hier die Bussforderung Luthers als ein e durch „rein p rak tisch e G esich tsp u n k te h ervorge­

rufene Inkonsequenz" gegenü b er der L ehre von der A ll­

w irk sam k eit G o ttes und die B ehauptung Luthers, dass der M ensch von Haus aus G ott gegenü b er vollstän d ig blind sei, als „rh etorisch e Ü bertreib un g“ g e w e r te t wird. D ab ei h ätte der V erfasser in sein er an sich brauchbaren, aber zu w en ig a u sg ew er te ten T h ese von einem „W irkungsm onism us G o t­

tes b e i gleich zeitig em V orliegen ein es D ualism us der E x iste n z w e ise zw isch en G ott und W elt" die M öglich k eit zu einem fruchtbaren V erständnis Luthers gehabt. N och un­

glü ck licher is t die durch das gan ze Buch sich hindurch­

zieh en d e P olem ik geg en die d ia lek tisch e T h eologie: D iese w ird w eg e n ihrer B eton u ng der T ranszen d en z G o tte s als d eistisch ch arak terisiert (man d en k e sich K. Barth in der G esellsch a ft H erb erts von Cherbury!); dass G ott von den D ialek tik ern ganz im G eg en sa tz zum D eism u s der W elt unm ittelbar nahe gerückt wird, freilich als zornig rich ten ­ der, w ird ü b erseh en (Sperl v ertritt in b ezu g auf die Erb­

sü nd en leh re den S tandpunkt Julius K aftans); der Begriff e x iste n z ie ll w ird als A usd ru ck für w ille n tlich e E n tsch ei­

dungen au fgefasst usw . — A uch son st w ä ren m ancherlei B e d e n k en g elten d zu m achen. So dürften z. B, b ei der prin­

zip iellen E rörterung ü ber die G ew innung ein er G esam t- ansohauung aus der B ib el in h altlich e G esich tsp u n k te nicht feh len . K räftig u n terstü tzen m öch ten w ir jedoch die T h ese d es V erfassers, dass die R au m zeitlich k eit für uns unauflös­

bar b leib t und dass die Weilt der T atsach en w ed er natur­

w issen sch a ftlich noch id ea listisch vo ll ration alisierbar ist.

D ie se A u fstellu n gen geh ören h inein in die n eu eren E rörte­

rungen über den Begriff der K on tingenz und liefern w er t­

v o lle Begriffe für den A usb au der L ehre v on der O ffen­

barung. W . F. S c h m i d t , W echingen.

Schulze,

F ritz, Lic. Dr. (P rivatd ozen t an der U n iversität L eipzig),

Erziehung und Unterricht,

T h eorie d er B il­

dungshilfe vom ev a n g elisch en Standort aus. Langen­

salza 1932, B ey er & Löhne, (276 S, gr. 8.) 6 Rm.

S ch u lzes R eligionspäd agogik ist der O berbau der im

„T heol. Litbl." 1931, Sp. 267 f. b esp roch en en P rin zip ien ­ lehre und führt, th e o re tisch w ie p rak tisch gleich fruchtbar, von den t,Bildungs"fragen in d ie Erziehung, von d er „R e­

ligion" in das E vangelium hinein. D a b ei m ag v on D ifferen ­ zen in der S ich t und Form ulierung der uns b eid en im M ittelpu nk t d es ch ristlich en G laubens steh en d en zen tralen A k te a b g eseh en w erd en ; d ie G rundhaltung d e s V erf.s ist b ew u sst evan gelisch und sein U rteil ste ts a b gew ogen und eva n g elisch gegründet. A u sgan gsp un kt ist ihm die d en k - m ässige Besinnung auf die relig iö sen V orgänge, die E igen ­ tüm lichk eit der H altung findet er in dem G eöffn etsein gegenü b er dem G n adenw irken G ottes, und das u nterricht- liche Ziel form uliert er als „die dem h eran w ach sen d en M ensch en zu teil w erd en d e H ilfe, sein Ich zu gew in n en in dauerndem G eö ffn etsein gegen die A llw irk sa m k eit G ottes und in der S teigeru n g der F äh igk eit, die eig en e w ie die frem de S osein sb estim m th eit in ihrer E igen art im mer ganz und voll ernst zu nehm en". S tark kom m t n eb en der Pflicht der m en sch lich en P rop ädeutik d ie u nb ed ingte T ranszen ­ den z G o tte s zum A usdruck. Z w isch en d iese P ole aber fügt sich um d en S am m elpunkt der „religiösen V erzahnung", d, i.

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