75 Tahre
SchifFbautechnische Gesellschaft
Votwort
In del- heutigen schnellebigen Zeit werden in unserer Bundesrepublik frühere Werte 2unehmend infrage gestellt - das GeschichtsbewuBtsein schwindet. Das ist nicht nur fur den Augenblick bedauerlich, es kann auch für die Zukunft nachteilige Folgen haben. Die Beschaftigung mit dem Geschehen früherer Zeiten, den Zusammenhangen, den Ursachen und Wirkungen - kurz mit der Geschichte - ist notwendig; sie verhindert emseitiges doktrinares Denken und öfFnet den Bliek für eine Weiterentwicklung:'
Es gibt geschichtliche Zusammenhange, fast GesetzmaBigkeiten, deren Erkennen nicht einfach ist; sie können jedoch im Leben eine wichtige Rolle spielen bei Entscheidungen für eine Gestaltung der Zukunft.
Die Geschichte der Technik wird vergleichsweise zu der Geschichte anderer Geblete kaum beachtet. Das ist um so überraschender, als die technische Tatigkeit eme der altesten menschlichen Tatigkeiten ist - sie begann in dem Augenblick, als der denkende Mensch sich das erste Werkzeug schuf; zudem haben die technische Tatigkeit und die Arbeit des Ingenieurs im Zeitalter der industriellen Technik besonders viel für emen echten Fort-schritt der Menschheit getan. Das Leben der Menschen hangt heute und m Zukunft aber weitgehend von der Technik ab - es ist daher notwendig, sich auch mit der Technik-Geschichte zu befassen; einen kleinen Ausschnitt davon behandelt das vorhegende Buch.
Dieses Buch wurde auf BeschluB des Vorstandsrats als Festschrift zum 75. Jahrestag der STG-Gründung herausgegeben; es zeigt die Geschichte der Schiffbautechnik wahrend der letzten 75 Jahre, so weit wie möglich im Spiegel der STG-Veranstaltungen. Dabei wird die geistige Förderung wissenschaftlicher Arbeiten durch die Gesellschaft deutlich erkennbar. Die STG war stets eine Statte der Begegnung und des Gedankenaustausches aller am Schiffbau interessierten Kreise — hier wurden viele gtoBe und fruchttragende Gedanken hervorragender Manner vorgetragen und ihre Weiterentwicklung durch Austausch wissen-schaftlich begründeter Erkenntnisse und auch subjektiver Meinungen gefördert. Zahlreiche geistige Anregungen wurden gegeben und empfangen.
Bei dem Studium der Geschichte der verschiedenen Geblete der Schiffbautechnik ist es interessant zu sehen, daB viele uns auch heute noch berührende Probleme bereits fruher wissenschaftlich bearbeitet wurden - oft waren Theorien schon bekannt und auch ihre mathematische Behandlung mögHch - zu ihrer technischen Verwirklichung fehlten u.U. aber die geeigneten Werkstoffe, die Fertigungsverfahren oder die praktischen Erfahrungen, die für Einzelkonstruktionen unumganglich notwendig sind. Haufïg elite aber auch die Praxis der Theorie voraus, mit deren Hilfe dann spater die über den Emzelfall hmaus-gehenden, für eine Weiterentwicklung erforderlichen allgemeingültigen Erkenntnisse erarbeitet wurden.
Durchweg wurden früher wissenschaftliche Arbeiten vor der STG in einer Form vor-getragen die es den Fachleuten aller schiffbautechnischen Geblete gestattete, zu folgen. Der Vortragende machte sich die Mühe über die Form des Vortrags sehr gründhch nach-zudenken und befürchtete auch nicht, als unwissenschaftUch abqualifiziert zu werden, wenn er sich verstandlich ausdrückte. So konnten auch Nicht-Spezialisten oft wertvoUe Erorte-rungsbeitrage leisten - das ist gerade im Schiffbau, bei dem Zusammenspiel so zahlreicher Geblete von Bedeutung.
IV V o r w o r t
MÖRC dieses Buch eine Anregung zum Nachdenken über den Wert der
Techmlc-Geschichte geben und möge es auch anregen, frühere STG-Jahrbücher zu studieren - sie sind eine Fundgrube für Wissen und Erfahrungen auf alien Gebieten der SchifFbautechmk und vermitteln demjenigen, der sie mit MuBe studiert, zahlreiche Erkenntnisse.
Dank gebührt allen, die zum Entstehen dieser Festschrift beigetragen haben. Ich nenne hier zunachst die Mitarbeiter, die in ehrenamtlicher, IdeaUsmus und Zeit beanspruchender Tatigkeit die verschiedenen Beitrage geschrieben haben. Gedankt sei auch den vielen Einzel- und Firmenmitgliedern, die durch ihre finanzielle Hilfe die Herausgabe des Buches ermöglichten; sie haben damit ihre enge Verbundenheit mit der STG bekundet - neben der materiellen auch eine ideelle Hilfe für unsere Gesellschaft. Erwahnen möchte ich auch die Unterstützung durch die Howaldtswerke-Deutsche Werft A.G.; ihr Werk Kiel fertigte kostenlos die klischeefertigen Fotos für zahlreiche Abbildungen an. Besonders danken möchte ich auch Frau Dr. rer. nat. L. Loeser, die sich bei detredaktionellen Bearbeitung des Buches in ungewöhnUcher Weise einsetzte und mich wirksam unterstutzte. Dank ge-bührt unserer Geschaftsstelle für die Übernahme der mit dem Buch verbundenen zusatz-lichen Belastung und der Firm.a „Mercedes-Druck", die auch unsere im Springer Verlag erscheinenden Tahrbücher druckt - die Festschrift erscheint auBerhch in der gleichen guten Aufmachung, wie wir es seit 75 Jahren bei den STG-Jahrbüchern gewohnt smd; die nicht voU befriedigende Wiedergabe einiger Abbildungen hangt mit dem notwendi-gen Rückgriff auf alte Vorlanotwendi-gen zusammen.
Hamburg, JuU 1974
o. Prof. Dr.-lng. Vorsitzender der STG