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Ostland : Halbmonatsschrift für Ostpolitik, Jg. 17, 1936, Nr 22.

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Ofttemd

Hatbmonatsschktstfür Ostpolitik-HerausgehenBundDeutscherOsteneB.

Bei-lag Dr.Friedrich Osmeh BerlinGW61, Laukwttzftrqße2s3·Berautwokttich für die Gchrtftlettuuge Dr.OttoFrei-eh BekltnsFetedenau, Jllstraße2·Druck:Weftkreuzkauckeket G.m.b.O» Bei-lin- Uchtenmde, Weltteile-.7seErscheint monqtltch zweimal. Postbezug vierteliäbritchRU.0,90.Einzel-

nnmmer RM.0,20andRU. 0,05Posigethhk·Anzetgeupretsltfte3-J.v.W.g.-AlleBusche-isten

sindandenBundDeutscher Osten, Bei-tinW so, Moßstr.46Getan-fB 5Barbarossa0914Jznrichten

Its-.22 Berltn, den15.November 1936 il. Jahrgang

Deutsche Namen tu Boten

JnwelchesGebiet desgeistigen, politischenUndwirtschaftlichenLebens Polensman auchhineingreifenmag, überall stößtman geradeunter denführenden Schichten auf eine ununterbrochene Kette von Männern, die zwar deutsche

Namen tragen und deren Ahnenreihe auchindeutsches Volkstum

zurückreicht, die man aber trotz Namen und Abstammung ihrem

Bekenntnis nach als Polen ansprechen muß. Es kann nicht bestritten

werden, daßdas geistigeLeben Polens zum nicht geringenTeilgerade aufdenLeistungen dieserMänner mit deutschenNamen und deutscherHerkunft zurückgeht.Nur einige derbekanntestenNamen seiengenannt:

Das erste große Wörterbuchder polnischen Sprache,das dengesamten polnischen Sprachschatz enthieltunderklärte, wurde von Samuel Got tliebLindeverfaßt.

Joachim Lelewel, derdemKönigsberger GeschlechtederLoelhoeffel entstammte,

wurde zum Begründerder neuzeitlichen Geschichtsforschung Polens. Der berühmteste

polnische Nechtsgelehrtedes19.Jahrhunderts war RomualdHube,derSohneines deutschenGroßgrundbesitzersaus der Bromberger Gegend. Jn der Erforschungder polnischenBolkslieder und-bräuche hat Vinzenc Pol, deralsSohn desaus dem Ermland stammendenund inösterreichischeDienstegetretenen FiskalbeamtenPohlvon

Pollenburg in Lublin geborenwurde,bahnbrechend gewirkt. HeinrichOskar

Kolberg, dessen deutsche Familieaus demMecklenburgischenkam,wurde alsder eigentliche Schöpferder polnischenVolkskunde berühmt. Der Philosoph Jose ph Hoene, der späterdenBeinamen Wronski zulegte,errang den Rufdes größten polnischenDenkers des 19.Jahrhunderts; er war derSohn desaus Deutsch- Böhmen nach Polen eingewanderten BaumeistersAnton Hoeneundseiner FrauGertrud Gruben AlsFeinddesDeutschtumsundalsBegründereiner nationalpolnischen Philo- sophiewurde der einer deutschen FamilieentstammendeKarl Libelt aus Posen .bekannt. 'Der polnische ,,Anspruch«aufdiedeutscheKolonie Kamerun gründet sich auf dieArbeit des-ForschersSchulz,der später Szulc-Nogozinskigenannt hat. Unter denzahlreichen Trägern deutscherNamen (und deutscher Abstammung),die als Verlegerund Herausgeberum dieEntwicklungdesgeistigenLebens inPolenverdient gemacht haben,erlangtenGustav Gebethnerund Robe rtWolffinternati- onale Bedeutung. Von denvielen polnischenSchriftstellernundDichtern,dieinihren deutschen, z.T. freilich schon verunstaltetenNamen dieErinnerungan ihredeutsche Her- kunft bewahrt haben, seiengenannt Ludwi gAnrzy c,der ursprünglichAnschütz geheißen hat,Waclaw Berent,derals der bedeutendstepolnischeSchriftsteller der Gegenwart gilt,Lurjan Nydel, der sich ursprünglichNiedel geschrieben hat, Kazimie rzTetmajer,der,von deutschen Kolonistenaus derLemberger Gegend abstammend, durch seine Kunstmärchenbekannt wurde, undJosefWeyßenhof f, der einem verpolten deutschbaltischenAdelsgeschlechte entstammte. Von ihnenallen 321

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gilt mehroderwenigerdas,was Adolf Nowaczynski kürzlichinderWarschauerWochen- schrift »Prostozmostu«gesagt hat:,,Viele dieser deutschstämmigen Polen haben nachträglich aus einem gewissen Hang zur Verleugnung ihrer Abkunft falsche Angaben über ihre Vorfahren gemacht.«

Undgarvielevon ihnensindzuerbitterten FeindendesDeutschtums geworden; sie haben das Volkstum dem sie selber entstammten, mit dem tiefen Hasseder Renegaten verfolgt;sie habengedachtund gehandelt nachdenWorten des Deutschenstämmlings undpolnischenDichtersArturOppman, derineinem seiner Gedichte gesagthat:

,,AllesDeutsche ist verräterisch,allesPolnische ist heilig«,und»derjeden Tropfen deutschen Blutes inseinenAdern verfluchte«.

Was fürdieSchöpferdesmodernen polnischen Geisteslebens gilt, gilt auch fürdie Schöpfer des neuzeitlichen Kunstlebens in Polen. Auch hier reihen

dieTräger deutscherNamen zueinerununterbrochenen Kette. Umnur diegrößten

zunennen: ArturGrot tke r,der diepolnische GeschichteinseinenBildern ver-

herrlichte,war der Nachkommeeines alten deutschen,aberverpolten Geschlechtesaus Lemberg. Zuden Hauptvertretern der polnischen Schlachtenmalerei gehörteder als Nachfahr deutscher KolonistenimLubliner LandegeboreneJose fBrandt. A lbe rt Gerso n,derProfessoran derWarschauer Malschulewar, erfreute wegen seiner Gemälde, die denHaßgegen denDeutschritterorden predigten,inPolenallgemeiner Beliebtheit. Und dasseinur am Rande erwähnt derberühmtestepolnischeMaler, Jan Matejko, war der Sohneines aus Böhmen eingewanderten Tschechenund

einer Deutschennamens Johanna Karoline Noßberg

Unerschöpflich ist auchdieReiheder Träger deutscher Namen unter den Schöpfern des modernen Wirtschaftslebens im ehemals

russis chenPolen. Hundertevon Namen bedeutender PionierederindustriellenEnt- wicklung ließen nennen: inLodz Scheibler, Kretschmer, Steigert,Biedermann, Müller, Benndorf, Keilich,Welker, Gampe, Albrecht,Thiele,Kindermann, Häbler, Hüffer, Keller und Eisert;inPabianire Kindler und Ender;inZyrardow Dittrichund Hille:, inSosnowitzDietel, Schön, Schmelzer, FitznerundGamper; inRadom Wickenhagen undKarschundvieleandere mehr.

Ungezählte deutsche Menschen sindimLaufederJahrhunderte imPolentumunter- gegangen. VieleTausendevon ihnenhabenzudenen gehört,diezuführendenStellungen im geistigen,wirtschaftlichenund politischenLeben des polnischenVolkes aufrückten, diesemLebensehr oft erstdieKraftzueigenerGestaltung verliehenunddas inentschei- dendem Maße mitschaffen halfen,was man mitdemBegriffeder»PolnischenKultur«

zuumfassen gewöhnt hat« Sieselberund ihre Nachkommensind Polen geworden.

Viele von ihnen haben mit ihrer völkischen Herkunft auch ihre

ererb ten Namen verle ugnet,haben freiwilligoder auchgezwungen ihren deutschen durcheinen polnischenNamen ersetzt, haben ihren deutschenNamen derpol- nischenSchreibweise entsprechend geändertoderzuihrem deutscheneinen polnischenNamen gefügt.AlsBeispiele seiendie Namen einiger der zahlreichen deutschen Adelsgeschlechter aus Westpreußen erwähnt,die in der Zeit der polnischen Herrschaft ganz oder teilweise verpolten: aus v.Kalck- stein wurde Stolinski,aus v.Felden Zakrzewskioder Wipscinski,aus v.Canden Trzcinski,aus v.G lauchauGoluchowski,aus v.Nost iz Bonkowski,aus v.Elsen-

auElzanowski,aus v.Schleinitz Konarski,aus v. Dam erau Dombrowski,aus

v.Lechwald Powalski,aus v.Dorp usch Dorpowskiundso fort. Undum auch dennichtzuvergessen:derimKreise Stuhm begüterte GrafDonimirskientstammt,"

wiesein Wappen anzeigt,der alten deutschen Adelsfamiliev. Brauchwitsch. Es läßt sich nicht bestreiten, daß seit Jahrhunderten weit mehrdeutscheNamen verpolt als polnischeNamen verdeutschtworden Von polnischerSeite istvon jeherder NamensangleichungmehrBedeutungbeigelegtworden, alsdas aufderdeutschenSeite imallgemeinenderFallzuseinpflegte.

Aber viele der verpolten Deutschen haben auch ihrealten Namen behalten. Und so trifft man auch heute nochgerade unter den führenden Schichten Polens immer wieder auf Träger deutscher Namen. Es wäreein Leichtes, besondersaus denKreisendesgeistig, wirtschaftlichundpolitisch maßgebenden polnischen Bürgertums hundertevon Beispielenzunennen. Nur an einigesei hierer- innert: AnderSpitzedespolnischen Außenministeriumssteht OberstBeck. DerVize- 322

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landwirtschaftsminister heißtAdam Rose. Das Berkehrsministerium unterstehtdem OberstenUlrych (Ulrich).EinerseinerAmtsvorgängerhießKühn. AlsPostministerwurde OberstBoernerbekannt. ProfessorBartel leitete alsMinisterpräsident mehrfach dieGeschickedes polnischenStaates. Bei denWirtschaftsverhandlungen mit anderen Staaten wurde Polen währendder letzten Jahre häufigvon Ministerialdirektor Sieb en eichen vertreten. Der vor kurzeminderOstseeertrunkene Leiter derSee- undKolonialligawar General Orlicz-Dreszer(Drescher). DerpolnischeMariae- chef istAdmiral von Unrug aus demalten deutschen Geschlechtederer von Unruh.

Der Direktor desStatistischen Hauptamtes inWarschau heißtSturm deStrem.

Der Kommandierende General der pommerellischenDivision istNorwid-Neuge- bauer. Unter denAbteilungsleiterndesWarschauerJnnenministeriums gibteseinen Ministerialdirektor Hausner. Jn der Kattowitzer Wojewodschaftsverwaltung sitzt alsAbteilungsleitereinDr. Kaufmann.ZudenLeitern derPostsparkasseinWarschau gehörenLindeundSchmid t.ZudenführendenLeutenderOpposition zähltGeneral Haller. Der heftigsteVertreter derPolonisierungderevangelischen KircheinPolen istder Generalsuperintendent Bursche inWarschau· Sein kirchenpolitischer Gegner auf polnischerSeiteistderSenator Eve rt.DerKommandant desPolnischen Schützen- verbandes und Adjutantdes AußenministersheißtMarjanFrt) drych(Friedrich).

BarthelvonWey denthalgehörtezudenfähigstenOrganisatorenderpolnischen Militärorganisation.Der Wojewodevon Lodz heißt HaUke-Nowak ;erstammt

aus einer deutschenFamilie,diePolen schon mehrerebedeutende Männer geschenkt hat.

ZudenFührerndesamerikanischen PolentumsgehörtderChikagoerSch ätz.

Zudenbedeutendsten polnischen Schriftstellernder Gegenwartgehörenneben dem schon erwähntenWaclaw Berent auchLeopoldStaffund Ferdynand Goetel.

UnterdenzeitgenössischenMalern Polens seiJan Rosen erwähnt,von demz.B.

dieFreskender polnifchenKapelle aufdemKahlenberg stammen. Der Nektor der UniversitätKrakau heißt Szafer:, erhat früher wohl Schäfer geheißen.An der Wilnaer Kunstakademie arbeitet Georg Hoppe ,der von den Polen als einer ihrerbesten Graphiker gefeiertwird und einem mit dem Deutschritterorden nach Ostpreußen gekommenen deutschen Geschlechte entstammt·Der Nektor der Krakauer Kunstakademie ist Fry dery kPauts Unter denpolnischen Kunsthistorikern stehen Dettloff undTreter an hervorragenderStelle. Josef Feldmann inKrakau istalsGeschichtsforscherundderinBerlin lebendeA lexande rBrü cknerals pol- nischerLiterarhistoriker auchimAusland bekannt. Henrt) kGaertnerundSta-

nislaw Szoler inLublin gehörenzudenbedeutendstenVertretern derpolnischen Philologie.AlsVerfasser vielgelesenerMarineromane istderdeutschstämmigeConrad bekannt,der alsPolebekennt undseine-Bücherinenglischer Sprache schreibt.Man braucht auchnur irgendwelcheBorlesungsverzeichnisseder polnischen Universitäten undHochschulen nachzuschlagen,um zahllose deutscheNamen indenReihenderpolnischen Wissenschaftlerzufinden von dendeutschnamigenJuden abgesehen—, dieverpolte NachkommendeutscherEinwanderer sind. Man findetdaNamen wie Noth,Kremer und Berger, Hahn,Fierich; Heinrichund Nieger,Wolter, Weigt, Moldenhawer und Simm,Hubert,Wiesner,HoffmannundMayer, Szulc,Lindemann, LampeundSzperl, Vieweger, Ettinger, JantzenundSachs, Kühn, Gerstmann, FrankeundWeber, Fiedler, Fuchs,Geisler und Schätzel, Hausmann, Ebermann, Böttcherund FischerundDutzende andere mehr. Derkonservative ,,Czas,«stand langeZeitunter derLeitungdesNedakteurs Man Der nationaldemokratische,,Kurjer Poznanski« istmitderzudenBamberger Kolonisten zählendenFamilieLei t geberverbunden.

Warum das alles gesagtwird? Nichtetwa um denempfindlichenLeuten,denen es rot vor denAugenwird,wenn vom deutschen KultureinflußinPolen dieRede ist,

zunahezutreten. Sondern darum, weiles von ZeitzuZeitimmer wieder einmal

notwendigwird, festzustellen, daß die Polonisierung von Angehörigen fremden Volkstums eine durch die Jahrhunderte andauernde Erscheinung der polnischen Entwicklung ist, daßalso fürdiepolnische Seite durchaus keinAnlaß besteht,in»moralischerEntrüstung«zumachen,weil auch umgekehrt polnische MenschenindenvölkischenNandgebieteninfremdemBolkstum auf- gegangen sind.Undfernerdeshalb,weilimmer wieder einmal festgestelltwerden muß- daßder Familienname, den einer trägt, kein untrügliches Kenn-

zeichen seiner völkischen Zugehörigkeit ist. Dr.K.

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Polen hofft auf englische Hilfe

Eswäreverfehlt,wenn man die polnische Aktion-gegen Danzig alseine von derübrigen AußenpolitikPolensgetrennteUnternehmung ansehenwollte. Esgenügt der Hinweis darauf, daßder britische Außenministerder Berichterstat terdes Völkerbundsrates zurDanziger Angelegenheit ist, OberstBeckaber alspolnischer Außen- ministerinGenfdenAuftragerhaltenhat,dieDanziger Lagezu,,klären«.Esversteht sichunter diesen Umständenvon selbst, daßbeidenLondonerBesprechung en des OberstenBeck auchdieDanziger Frageeine gewisseRolle gespielt habenmuß.

Undesgehört nichtvielPhantasie dazu,um zubegreifen, daßdie gegenDanzigunddamit gegen Deutschland gerichtetenDemonstrationen,diewährendderletzten Wochen inPolen veranstaltetwurden, bestellte Arbeit gewesen sind, dazu bestimmt,

dem Londoner Auftreten des Außenministers in der Danziger

Frage den notwendigen Auftrieb zu geben. Esistanzunehmen, daßdie zügellose Gehässigkeit,mitderdiepolnische Presse diese propagandistischeArbeit durch- geführt hat,nichtganz dieErwartungen des Außenministers erfüllt hat. Es istaber sicher, daßdieKlagenund Forderungen,diediepolnische Pressegegen dieFreieStadt vorgebrachthat,grundsätzlichderLiniederoffiziellen Außenpolitik Polens entsprechen.

Eslohnt daher, dieseK lage nundForderungenzur Kenntnis zunehmen, zugleichaber auch ihreVerlogenheit zuentlarven. Der diplomatischeVertreter PolensinDanzig,Dr.Papee, hatineineran denSenat derFreienStadt gerichtetenNote unter demVorwand, daßdieinDanziglebenden Polen dadurchbenachteiligtwerden könnten,gegen die kürzlich erfolgte Neuordnung der Danziger Arbeitsvermittlung Einspruch erhoben. Dazu istzubemerken, daßes sich hierbeium eineinnerdanziger Angelegenheit handelt, indiederpolnischeVertreter ebenso wenig hineinzureden hat,wie etwa derLeiter eines DanzigerArbeitsamtes in dieArbeitsbeschaffungsmaßnahmendespolnischenStaates. Der Leiter des Verbandes derPoleninDanzig, Budzynski, hat sichbeimSenat überd ieang eblich,,mangel-

hafte Berücksichtigung« der in Danzig lebenden Polen seitens desWinterhilfswerkesbeschwert. Dazu istzusagen,daßdieDanziger Polen

von sichaus dasWinterhilfswerknichtunterstützenunddaß Budzynski seine Behauptungen durchkeineglaubhaftenBelegezustützenvermocht hat. Die ,,Gazeta Handlowa«hat das Ausscheideneines VorstandsmitgliedesderBank von Danzig dazu benutzt,umfür Polen eine ständige Vertretung in der Leitung des Notenbank- institutes der Freien Stadt zu verlangen. Das isteine Forderung,die Danzigmit Rücksicht aufdievölligeUnabhängigkeit seiner Währung gegenüberden finanziellen Hegemoniebestrebungen Polens grundsätzlichablehnen muß. Der ,,Kurjer Poranny« hatineinemseinerHetzartikelu.a.von derangeblich,,verzweifel ten Lage des polnischen Schulwesens« inDanzig gesprochen.Esgenügt darauf hinzuweisen, daßdie,,Polnische Schulmutter«inihrem letzten Berichtdierestlose schulische Erfassungderim Freistaatsgebietlebenden polnischen Volkstumszugehörigen festgestellt hatunddaß geradederDorfkrachvon Schöneberg zeigt,wiedas polnische Schulwesen bereits indiereindeutschen Bevölkerungskreiseeinzudringen versucht.Jm ,,Jlustrowany Kuryer Codzienny«istu.a. dieBehauptung aufgestelltworden, daßüber das Gebiet derFreienStadt Danzig Massen reichsdeutscher Waren zollfrei indas polnische Staatsgebiet eingeführt werden. Jn den wortreichen Aus- führungendesBlattes findet jedoch bezeichnenderweisenichtdieSpur einesBeweises für diese Behauptung, durchdiedieNotwendigkeiteinerVermehrungderZahlundeiner Verstärkung der RechtederPolnischenZollinspektoreninDanzig hat glaubhaft gemacht werden sollen. Jn demgleichenBlatt istvondem»FatastrophalenAbsinken der zahlenmäßigen Stärke« derinDanziglebenden Polenundvon der»fort- schreitenden Liquidierung der polnischen Rechte in Danzig« die Rede gewesen. Demgegenübersei aufeinen kürzlichinder»GazetaGdanska« ver-

öffentlichten Berichtüber dieTätigkeitderpolnischen Organisationen inDanzigver- wiesen,indemrühmenddie»bedeutendenResultate-«derpolnischenArbeit herausgestellt worden sind.Zueiner wüsten Hetzegegen Danzigaber hatdiepolnischePresse ihre Berichterstattungüber denSchöneberge r Dorfkrach gesteigert.DieUntersu- chungen durchdiehierzuallein zuständigenundbefähigten DanzigerStellen habener-

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geben, daß durchdieSchlägereiinSchöneberg,einem rein deutschen DorfedesDanziger Werden-,keinAngehörigerdespolnischenVolkstums inMitleidenschaftgezogen, wohl aber der Versuch,diePolonisierungsarbeitunter Anwendung ungesetzlicherMittel in deutscheBevölkerungskreisezutragen, von einigen Dorfbewohnerninallerdingsziemlich drastischer Weiseunterdrückt worden ist.

Man kannes ersparen,denüblen Ton,denbereits sprichwörtlichen»Polnis chen St i l«zucharakterisieren,indemvon oppositioneller ebensowie von regierungspartei- licherSeite inletzter Zeitwieder einmal gegen Danzig gehetztworden ist. Worauf es denPolendabeiangekommen ist, läßt unschwererkennen,zumal dieselbenVerleum- dungenund Lügen,diediepolnische Presseüber DanzigindieWelt gesetzt hat, durch diebekannten polnischenPropagandakanäle auchin einenTeilderengl is chenPresse lanriert worden sind. Die ganze Aktion ist, wie gesagt, nichts anderes gewesen, als ein Versuch, den polnischen Außenminister in Lon- don beider Vertretung der These zuunterstützen, daßzur Siche- rung der ,,wirtschaftlichen Interessen« und der ,,nationalen Belange« Polens inDanzig eine Erweiterung der vertraglichen Rechte Polens der Freien Stadt Danzig gegenüber erforderlich sei. Hierzu bedarf PolenderbritischenHilfe. Da London inletzter Zeit offenbar großenWert darauflegt,mitPolenzueinem gutenEinvernehmenzukommen,um es indenFragendereuropäischenPolitikimBedarfsfallgegen Deutschland ausspielenzu können,hält Polen, nachdemesvom Völkerbund ohnehin schonmit der»Klärung«der Danziger Angelegenheitbetrnut worden ist,denAugenblick für gekommen, seinealten Plänegegen DanzigeinStück vorwärts zutreiben. DieLage ist für Polen wirklich verlockend. Nur einesscheintman inPolenzuübersehen: daßes nämlich heuteeine absolute Unmöglichkeit ist, ohne oder gar gegen Deutschland zu irgendeiner Entscheidung in der Danziger Frage zu komme-n.

Das heißt:Wenn PolenüberDanzig sprechenwill,hates an Deutschlandzuwenden.

Dr. K.

100030hre polnisch-tschechischeFeindschaft

Das Politische Institut für Zusammenarbeit mit dem Ausland

veröffentlichteindiesemJahre indeutscherSpracheeine kleine Schrift von Waclaw

Lypacewicz unter dem Titel ,,Polnifch-tschechische Beziehungen«. Der

Verfasserbekennt sichinderEinleitungzuseinerSchriftalseinFreundundVorkämpferder AnnäherungundpolitischenZusammenarbeit derbeidenslawischen Völkergegenihren»gemein- samenGegner«.Um sobemerkenswerter ist es,daßerd a sFeh leng esch ichtl icher

Grundlagen und Voraussetzungen für eine polnisch-ts echische

Freunds ch aft feststellt. JmFolgendenseidasersteKapitelderSchrift wiedergegeben.

DiezahllosenRechtschreibungs-,Satzzeichen-und Stilfehler findinderWiedergabeausgemerzt worden;mehrerefalsche Jahres-zahlen sindrichtåggestellt worden; auseinigeFehlerundMängel der(imganzen primitiven)geschichtlichen Darsteungist indenAnmerkungenhingewiesenworden.

Lypacewiczschreibt:

Dem allgemeinvertretenen Glauben und auchden Erwartungen zum Trotz,die

man inBezug aufdieBluts- und Sprachverwandtschaft beider Völker,wie auchin Bezug aufdieihnen gemeinsamdrohenden Gefahrenund ihreInteressenhätte hegen können,waren die polnisch-tchechischen Beziehungen in der Zeit

eines tausendjährigen nachbarlichen Nebeneinanderlebens

durchausnichtid h l l is Sie waren vielmehr sogar feindlichundunfreundlich- Der polnischeChronisiGall(imAnfangdes 12.Jahrhunderts) betrachtetedie Tschechenals ,,.unfreundlichst gesinnte Feinde Polens" ,,illfestlssimj P010110k11m jklimicj«. Der tschechische GeschichtsschreiberGoll aber schrieb, daß selbst derheiligeAdalb ert (gest. 997),»dergemeinsameHeiligederTschechenundPolen«, das Wunder nicht vollbrachthätte,»indenzweiblutverwandten Völkern ...Bruder- liebezu. wecken«.

Jm 10.Jahrhundert habendie tschechischen Herrscher der Przemys- l i dend hnastieeinen TeilpolnischerLänder beiKrakau erobert1)UndBöhmenein- verleibt. Im M.Jahrhundert hat dagegenBoleslawderT-apfereinderAb- sicht,diepolnischenundtschechischenLänder zueinem Reichzuvereinen, imJahre 1003 Böhmen besetzt. Nacheinem Jahre mußteerfreilichunter dem Druck derDeutschen Pragräumen;erbehieltaber dennoch MährenunddiewestlicheSlowakei unter seinem 325

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