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Ostland : Halbmonatsschrift für Ostpolitik, Jg. 17, 1936, Nr 19.

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Ostia-ed

HalbmonatsichristfürOsipolitit-HerausgehenBundDeutscherOstene.B.

BerquDr.Friedrich Osaka-, BerlinGW61, cnntwiizstraße2-3·Bermäworilichfür die Gchriftleitnnw Dr.OttoKredel, Berlin-Friedenssti,Instrqu2vDruck:WesttkeustrnckereiG.in.ti.O» Berlin- LschktmsdbWollt-fil-7·Erscheint monqtllcd zweimal. postbezngvierteljährlichNR 0,90.Ein-cis nun-merRU. 0,20 und NR0,05Postqebühr-Anzeigenpreisllstes-J.v.W.g.-AlleBusche-isten sindnndenBundDeutscher Osten, BerlinW Zo, Dienste-.46Gerne-usB 5Bnrhneossq 0910snrichten

III-.19 Berlin, den1.Oktober 1936 12.Jahrgang

Boten und der völkeebund

Polen hältmit feinerKritik am Bölkerbund nichtzurück,aber esziehtkeineFolge- rungen daraus. Eserkennt dieNeformbedürft i gkei tder Genfer Einrichtung an, aber eben jetzterst hat OberstBeck vor einer überstürztenReformderBundes- satzungengewarnt. Polen möchteeiner Stellungnahmezu dendamit verbundenen Fragen zummindestens solange nicht ausgesetztwerden, alsesselber noch nicht dahin gelangt ist, einefe stePositionindereuropäischenPolitikzubeziehen.Eskannihminseinergegen- wärtigen Lage wenigverlockend erscheinen, darüber entscheidenzu müssen,obder Völkerbund zueiner internationalen

Flattformunverbindlicher Beratungendegradiert oder zueinerJnstanzmit erweiterter uständigkeitundverstärkter Exekutivgewaltaus-.

gebautwerden soll.

Wenn Polen auchden Völkerbund unverblümt kritisiertund wenn esauchvor zweiJahren seineIRitarbeit beider Durchführungdes Genfer Minderheitenschutzes aufgesagthat,so heißtdasdoch keineswegs, daßesinihmeineunzeitgemäßeEinrichtung sieht. Wenn Polen währendderletzten Jahre auch mehrderMethodederunmittel- baren Erledigung außenpolitischerStreitfälleundderPolitikderNichtangriffspaktezu- gewandt hat, so ist ihm dochniemals derGedanke gekommen,denVölkerbund als eine für seine Außenpolitikbelanglose Institution zubetrachten. Denn wenn derVölkerbund auch nichtdazutaugt,einer demFriedendienenden AbsichtzumErfolgzuverhelfen, so it erfür Polen doch immerhin noch insofernvon Wert, alser geeigneterscheint,be-

siimmteAbsichten anderer Staaten zuunterbinden, diederTendenz derpolnischen Außenpolitiknicht entsprechen.

Es sind zunächsteinmal folende zweiFragen, diePolen besonders eng an den Völkerbund fesseln:das ZanzigerProblem und die Kolonial- angelegenheit. Es trifftzwar zu,daßdieBeziehungen zwischenDan igund Polen seit1933 durchunmittelbare VerständigungEoweit gereeltsind, daß eine

Inanspruchnahme der Genfer Jnstanzen erübrigt. sistaber Lleichtzuerkennen,daß PolendengrößtenWert darauf legt, daßderVölkerbund auch weiterhin fürdieDanziger Fragen ,,zuständig«bleibt,nichtetwa, weilzubefürchtenstände,daßdiealten fruchtlosen Prozesse wegenderHafenausnutzung,derBedarfskontingente,derWesterplatte,derEisen- bahndirektion usw.wieder aufgerolltwerden. Das istwedervon DanzierSeitegeplant, noch hat PoleneinInteressedaran. DerGrund ist vielmehrder,daß olensbeoorzugte Stellung gegenüberDanzig,dieimVersaillerDiktate skizziertworden ist,indenRahmen desVölkerbundes eingebaut ist.Polen befürchtet,daßdieRechte,dieesinDanzig besitzt, hinfälligwerden, wenn es seine Beziehungenum Völkerbund löst. Zum mindesten isteseinberuhigenderGedanke für Polen,im edarfsfalledieGenfer Jnstanzengegen dieFreieStadt inAnspruch nehmenund Meinungsverschiedenheiten,die inder Danziger Angelegenheit zwischen ihmund einem anderen Staate etwa ergeben,der Unbequemlichkeiteiner unmittelbaren Aussprache entziehenund indas undurchsichtige Milieu derGenfer Entschlußlosigkeitverlegenzukönnen. Das alles setztaber-voraus,

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daß Polen,obesnun als ,,Berechtigter«,als ,,Kläger"oder als»Beauftragter«in Erscheinungtritt,demBölkerbunde selbstalsMitglied angehört.Esistvielleicht nichtzu vielgesa«t,wenn man behauptet, daßallein schondieDanziger Angelegenheitausreichen würde,Polenauchbeinochweit schlimmeren MängelndesVölkerbundes,alssie ihm ohnehin anhaften,eintreues Mitglied dieser Jnstitution bleiben zulassen.

JstesimFalle DanzigsderWunsch,einePositionzub»ehaup ten ,welcher Polen

andenVölkerbund fesselt, so istesinderKolonialfragedieHoffnung,eineneue Position

ugewinnen. Der Gedanke einer Neuverteilung der kolonialen Roh- stof f-undSiedlun

g s geb ietehatinder internationalen Oeffentlichkeitunter demEindruck desostafrikanischen Kriegesund seiner machtpolitischenAuswirkungen so starkan Boden gewonnen, und zugleich hat für PolendieFragederUnter- bringung seines Bevölkerungsüberschusses derart verschärft, daß OberstBerkjetztdieZeit für gekommen gehaltenhat,einen ofsiziellen Vorstoßindieser Fragezuunternehmen. ErhatdasinderFormgetan,daßerinGenfdiePrüfung der Möglichkeiteiner Erweiterung des Ständigen Mandatsaus- s chus sesdesVölke rbundesangeregt hat. Eswird bestritten, daßPolendie Absicht habe,dieUebertragungeines Teiles desdemDeutschen Reiche durch Versailles entrissenen Kolonialbesitzeszufordern. Eswird darauf verwiesen, daßesPolen weniger auf eigenen Kolonialbesitzals daraufankomme,daß erstensdievon ihm gewünschte Massenauswanderung seinerJuden durchdiebritische Palästin apolitik nichtbe- einträchtigtwird unddaß ihm zweitensNiederlas sung srechteingewissenüber- seeischenGebieten eingeräumtwerden,indenen esseinen Ueberschußan Menschen mög- lichstingeschlossenernationaler Siedlung ansetzenkann. Diesen Angaben widersprechen allerdings gewisse Thesender von der amtlichunterstützten polnischenSee-« und Kolonialliga getriebenen überseeischenExpansionspropaganda·Ob esnun Polen wirklich aufKolonialbesitzoder nur auf Niederlassungsrechteankommt, injedem Falle istderVölkerbund dasForum,vor dem.,,zuständigkeitshalber«solche Forderungenvorge- brachtwerden müssen. Polen möchte, wenn essoweit ist, aufalleFälledabei sein.

Neben diesenbeiden Sonderproblemen sindes noch zweigrundsätzlicheFragen der

europäischenPolitik,diePolenan denVölkerbund fesseln. Erstens: VerschiedeneGroß- mächte habenimLaufeder letzten Jahre mehrfach versucht, durcheine unmittelbare Verständigunguntereinander, absei t svonGenf,dieeuropäischenAngelegenheiten vorwärts zutreiben. Das istz.B.imFalledesViererpaktes, derStresafront usw.

geschehen.Jnsolchen Fällen hat Polen jedesmaldas,,demokratische Prinzip«desVölker- bundes und dessenEignung, politische Projekte durch Palawer und Verschleppungzu töten,besonderszuschätzengewußt. Polen hatesindiesen Fällenimmer mit den kleinenStaatengehalten,dieinGenfzwar keineAussicht haben, ihre eigenen Pläne durchzusetzen,dieaber u.U. dort dochdieMöglichkeit haben,denGroßmächten Sand ins Getriebe zustreuen.Zweitens: Genf isteinOrt,der zukeiner bestimmten Einstellung gegenüberdiesenoderjenenStaaten verpflichtet. Dagegenwird einFern-

leiben von Genf vermutlichvon ganz Europaals Ausdruck einer ganz

bestimmten außenpolitischen Orientierung ausgelegt werden, ent- sprechenddervon derfranzösischenPressevertretenen These, daß,wer denVölkerbund verläßt,»unterdieDiktatur Deutschlands gerät«.DenVerdacht; auf Deutschlands Seite schlagenzuwollen,aber willPolenunter allen Umständenvermeiden: nicht bloß

aus taktischenGründen,sondernaus Ueberzeugung. Dr.K.

»Die Grippe wüiei in Rai-www-

Unter demTitel ,,Grypa szalejew Naprawie" erschienvor etwa zwei Jahren ein Roman despolnischen SchriftstellersJaluKure k,dervon der polnischenLite-

raturakade miepreisgekröntwurde. Jm vergangenen Jahre kam der Noman indeutscher Uebersetzung unter demTitel »Die Grippe wütet inNa-

praw ineinemBreslauer Verlage (Paul Kupfer) heraus. ErfandinDeutschland

alseinWerk,das dasElendderBauern unddieNichtungslosigkeitderJugendinPolen inkrassenFarben schildert, Beachtung. Die UebersetzungdesBuches hat Heinrich Koitz besorgt. Beieiner Vergleichungdespolnischen TextesmitderdeutschenUeber- 266

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sctzunghat sich ergeben, daß Koitz einige Absätze des Originals wegge- lassen hat,und zwar diejenigenStellen, dieüberaus gehässige Verleum- dungen und Beschimpfungen Deutschlands enthalten. Die Streichung dieserStellen bedeutet einedurchaus nichtleichgültigeVerfälschung derpol i t i-

schen Haltung des KurekschengsuchesMan mußeszummindestenals einebemerkenswerte politische Jnstinktlosigkeit bezeichnen,wenn einpolnischer Roman,der aufGrund desdeutsch-polnischenPaktesinPolen nicht preisgekrönt, sondernverboten sein müßte,inDeutschlandindeutscherUebersetzungaufden Markt gebrachtwird;und

man mußesgeradezualseinebewußte Jrrefuhrung desdeutschen Lesers ansprechen,

wenn esbeiderHerausgabederdeutschen Uebersetzungvon denbeteili ten Personen nicht einmal für notwendig erachtetwird, ingeeigneter FormdieTatsachemitzuteilen, daß bestimmte,diepolnische Abneigunggegen Deutschland charakterisierendeStellen beider Uebersetzun weggelassenworden sind. Daß dieses Verfahren auch schonbeianderen deutschenUzebersetzungenpolnischer Schriftsteller angewandtworden ist,kann nichtals Entschuldigunggelten.JmFolgenden seiendie inderdeutschen Uebersetzungweggelassenen Stellen nachgetragen, soweitesderAnstand nichtverbietet,sie wiederzugeben:

Seite 134: »Das ist sehr interessant«, sagtKorabiowski,dermit«seiner Pfeifeam Fenster sitzt,»dasist sehr interessant, daßsie diesenLubbe hingerichtet haben. Erhatte jasowiesokeinenKopf mehr. Daswar ja docheinDummkopf. Erwar dasWerkzeug, mit dessenHilEeder hitlerische Hochmut nocheinmal seineHerrschaft bewiesen hat.

Durch seinen odwurde das MaßderUngerechtigkeit diesesschuftigenVolkes voll- gcmacht. Die, diedemHakenkreuze folen, sinddieSaat desBösen. Deshalb fiel Slowarki, dennerwar sehr hochmütig.EndLubbewar einMärtyrer«.

Seite 214: ,,Angeblich ist Hitlerbeim HeiligenVater gewesen. (Es folgteingrobes

·Schimpfwort.)Siehätten ihnindenVatikan nicht reinlassen sollen.JndenVatikan können sie ihn reinlassen,aberindasHimmlische Königreichlassen sie ihn sicher nichtrein. Und übrigens,was machtman heute nichtalles um derPolitikwillen. Politik,mein Herr,

"Politik.« » a Recht,diePolitik..

Seite 252: » agut«, führteAndreas mitdemKorabiowskidieDiskussionweiter,

»aberdieDeutschenwerden inzehn Jahren dieHerren Europas sein.Wir habeneinen Paktmit ihnen,das istrichtig.Denn dieDeutschen fürchten sich jetzt nochvor dem Kriege. Sie habensich für zehn Jahre gesichertund bereiten vor. Das istein starkesVolk. Und Frankreich? Pfui! Ein verseuchterStaat. Die Syphilisfrißt Frankreich moralischundphysisch auf.« »DieDeutschen sindeinstarkes Volk, sagst du? Aber siekönnenihren Hochmut nicht lassen. DasbringtsieinsVerderben. Der Hochmut frißt sie auf. Hochmut ist schlimmeralsSyphilis. Engelwurden durchden HochmutzuTeufeln.... Deutschland,dasistdasLanddesTeufels. EinTriumph wartet ihrer noch.Sie werden Europa vollständig zerschlagen.Denk an meine Worte.

Siefallenunderheben nichtwieder. Paß aufl«

Man wird zugeben müssen, daß dieseinder deutschenAusgabedesRomans fort- gelassenenStellen trotzihrerverhältnismäßigenKürzeeinen rechtbemerkenswerten Zug des Kurekschen Buches darstellen,und daßder kulturellenZusammenarbeitzwischen DeutschlandundPolen nichtimgeringsten gedient ist,wenn deutschfeindlicheAeußerunen despolnischen Partners aus Unachtsamkeit verschwiegenoder gar bewußtvertu cht werden. Mit einem gegenseitigen Sich-kennen-lernen hateinesolche »rürksichtsvolleer- schwiegenheit«gar nichtszutun. DerdeutscheLeser hat,wenn er schonmit polnischer Literatur bekannt gemachtwerden soll,einRecht darauf,dieseLiteratur sokennen zu lernen,wiesie wirklich ist«Eswäreangebracht,wenn geeignete Maßnahmenergriffen würden,um« Entgleisungenwie im Falleder Uebersetzungdes KurekschenNomans inZukunftzuvermeiden.

AuchinderFraederUebersetzung deutscher Bücher ins Polnische könnteeinwenig ktivität der hierfür zuständig fühlenden deutschenStellen nur

nützlichsein.Denn was noch heuteals ,,deutscheLiteratur« inpolnischerUebersetzung aufdenBüchermarkt Polenskommt,das hat mit dem deutschen Geistes-

leben im allgemeinen herzlich wenig zu tun. Jmmer noch »repräsen-

tieren«aufderListedesinsPolnische übersetztenAutoren emigrie rteLiteraten wie Stefan Zweig, Richard Katz, Franz Werfel,Jakob Wassermann, LionFeuchtwanger, VirkyBaum undGina Kaus diedeutscheLiteratur. Eshat seit1983 indieser Hinsicht nochgar nichts geändert.Und es hatsichinDeutschland bisherum diese Frage auch nochniemand gekümmert. Zygmut Lempirki, derimpolnischen ,,Lite- 267

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rarischen Jahr-buch«diepolnischenUebersetzungen deutscher (beztv. deutschschreibender) Schriftsteller bespricht,drückt sehr zurückhaltendaus, wenn erdieAuswahlderüber- sctzten Bücherals,,einseitigunduninteressant« bezeichnetundvon »einemwunderlichen Chaosundeinem MangelanOrientierung-«indenKreisenderverantwortlichenpolnischen Verlegerschaft spricht,dieallem Anscheinnach nichtübereinenStab literarischundkünst- lerischgebildeterBerater verfügt.Wenn dieNichtberücksichtigungderdemneuen Deutsch- land geistesverwandtenLiteratur seitensder polnischenVerlegerindenmeistenFällen wohlauch beabsichtigt ist,daeben diegeistige Seichtheitdes breiten Lesepublikumsbei Courths-Mahler oderdie Abneigunggegen Deutschlandbeieinem jüdischenLiteraten ihre billigste Befriedigung findet, so ließees doch zweifellos erreichen, daß sich dieseroder jenerVerlegerinPolen fürdieUebersetzungundVeröffentlichungderwirklichwertvollen deutschenLiteratur interessiert·Esist jabekannt,daß umgekehrtvon amtlichen polnischen Stellen imLaufederJahre nicht unerheblicheMittel aufgewandtworden sind,um der polnischenLiteratur in Uebersetzungen Eingang beim ausländischen Publikum zu verschaffen.

Die Ueberseemdung des Memetgebietes

»Um dieüberlieferten Rechteund dieKultur derBewohner zusichern«,d.h.um denBestandderererbten deutschenKultur zugewährleisten,istimMemelstatutdieterri- toriale Autonomie desMemelgebietes festgelegtworden. Darüber, daßdieAutonomie von Litauen unausgesetztverle tworden ist, daßdietatsächlicheGewalt imMemelgebiet nichtvon denverfassungsmägigenInstanzen, sondernvom Kriegskommandanten und Gouverneur ausgeübtwird,daßLitauen Schrittfür SchrittdieNechtederNiemelländer abzubauen bestrebt istund.inderAutonomienur einUebergangsstadium sieht, istinder deutschen PressevielundauchinderausländischenPressemanchesgeschriebenworden.

Etwas anderes aber,was vielwichtiger istalsdiese rechtlicheSeitederIRemelfrage, hat bisher nur verhältnismäßig geringe Beachtung gefunden, nämlichdieTatsache, daß, Litauen mit aller Kraft daraufausgeht,demMemelgebietdurchdieFörderungeiner litauischen INassenzuwanderungeinneues- nationales Gesicht aufzuzwingen.

SchonindenStraßenderjahrhundertealtendeutschenSee-undHandelsstadtMemel macht das auffallendbemerkbar. Das alteingesessene einheimischeElement derBe- völkerungtritt gegenüberdenzugewandertenOstjudenund denlitauischenElementen immer mehrzurück. MagesdemMemelgebiet wirtschaftlich auch noch so schlecht gehen, so istesmit seinen sozialenundkulturellen Einrichtungenaus preußisch-deutscherZeit demsozialenundkulturellen Niveau Litauens doch noch«weit überlegen. Deshalb istder Zuzug von Arbeitern aus Litauen nach-der Stadt Memel ganzbe- sonders stark,unddieserwird noch durchdieverschiedensten Maßnahmenderlitauischen Behörden gefördert.· .

DieStadt Memel hattebeimEinfallderLitauer ins INemelgebietrund 31000 Ein- wohner; sie zählt jetzt48000. Litauer undJuden habenindenletzten JahreninMemel eineReihevon industri-ellenUnternehmungen,wie Zigarren-, Zigaretten-, Schokoladen- und Tuchfabriken usw. gegründet,indenen nur diebilligen litauischen Arbeitskräfte beschäftigtwerden. DasichdieHafendirektioninlitauischen Händenbe- findet, sind auch die alteingesessenen memelländischen Hafenar- beiter restlos durch Litauer ersetzt worden. Der Hafenverkehr liegtzum Teil inHändenvon litauischen halbamtlichenSpe.ditionen, dieebensodieein- heimischenArbeiter ausschaltenundnur zugezogeneLitauer beschäftigen.Um denlitau- ischenArbeitern auchdas EindringenindiemernelländischenBetriebe, insbesonderedie Schneidemühl-enwerkezuermöglichen,wird diesenWerken beiderZuteilung

von Nohholzdie Bedingung auferlegt, einen gewissen Prozentsatz litauischer Arbeiter zu beschäftigen.

So istes keinWunder, daßdiedeutsch eingestellten memelländischenArbeiter aufdie Straße, gesetztundarbeitslos werden,.während Leute,diedas Memelgebietbisdahin kaumgesehen haben,alsHerrenderLage durchMemels Straßen gehen·JmMe mel- gebiet würde es überhaupt keine

Arbeitslosencgeben,wenn dsem

starken Zung aus Litauen entsprechender inhalt geboten

werden würd-e.

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Mit derVerschlechterungderArbeitsverhältnisseimNiemelgebiet ist auchdersoziale Rückschrittengverbunden. TrotzdeminMemel vielgebautwird,istdort einstarker Wohnungs mangelvorhanden. Jn derStadt Memel haben bereits vieleLitauer, insbesondereauchAmerika-Litauer, zahlreicheGrundstü ckeerworben, sso daß ihnen ganze Straßenzüge gehören. Auch sie verdrängendas einheimischeElement derBe-

—völkerung,indem diesemdieWohnungen gekündigtund dafürLitauer hineingenommen

werden. Die aus Litauen zugezogenen Personenmieten meistens gemeinsame Woh-

nungen undkampierenindiesen (,,wohnen«kannman kaum sagen)biszul20Menschen zusammen. Daßdabei ,von der BeachtungderimMemelgebietgelten«den-hygieni- schenundsittlich enGesetzesbestimmungenkeineRedemehr seinkann,ist selbstver- ständlich.Wenn dann diememelländischeGesundheits-und Sittenpolizeigegen diese Zustände einschreitet, mischt derlitauische Kriegskommandantein,derdiesesVorgehen gegen dieungesunden Wohnverhältnisse für ,,staatsfeindlich«hält.

·

Derstarke Zuzugaus Litauen stellt auchinsfinanzieller Hinsichteineungeheure Belastung des Haushaltsplans des Memelgebiets dar. Abgesehen

von derBelastungdurchZahlungderArbeitslosenunterstützungistmit diesemZuzugeine Gefahr für die im Memelgebiet bestehende Sozialversicherung verbunden. Dieaus Litauen zuziehenden Personen-sind sehr häufigmit allerlei Krank- heitenbehaftetundnutzenimMemelgebietdieVorteilederdortigenLandesversicherungs- anstaltmitderKranken- undUnfallversicherung usw.aus. Das geschiehtzumgrößten Teilauf KostenderalteingesessenenmemelländischenArbeiterschaft,diedieSozialbeiträge seitJahrzehnten hat-leisten müssen, welchenun anteilmäßigdazuverwandt werden,die Litauer zuunterstützenAus diesemGrunde hat dieLandesversicherungsanstaltdes Memelgebiets schon sehr häufigvor demZusammenbruch gestanden,undeshat beson- derer gesetzlicherMaßnahmen bedurft,um diese KultureinrichtungüberWasserzuhalten«

Jedenfalls haben diese sogenannten SparmaßnahmenzurFolge gehabt, daßdie Lei- stungen der Sozialversicherung gegenüber den Versicherten immer

geringergeworden sind, so daß auch auf diesemGebiete von einerSicherung

»derüberlieferten NechteundKultur derBewohner«kaumnochgesprochenwerden kann.

Ganz besonders starksinddieSoziallasten der Stadt Memel angewachsen Das isterklärlich;denn nur dieallerwenigsten zuziehendenlvLitauerbringen Werte mit- Meistens handeltes um verarmte Leute,diealleinMemel ihreLebenslage verbessern

wollen« Da dieseLasten angesichtsderzurückgehenden Steuerkraft der

EinwohnerdesMemel geb iet skaum zuertragensind, hatderMemelländische Landtag seit1930 immer wieder Gesetzeverabschiedet,d iedenun nat ürl ichen Zuzug nach Memel entsprechend unterbinden sollten. Aehnliche Bestimmungen sind schon lange fürdieStadt Kauen erlassen worden. Diese Gesetze wurden aus wirtschaftlichenGründen erlassen. Sie sindaber alle d em Veto des Gouverneursverfal le n,derdienationale UeberfremdungdesMemelgebictes mitallen Mitteln zufördern bestrebt ist.

WieesderalteingesessenenArbeiterschaftldesMemelgebietes ergeht, so ergehtesauch demdortigenHandwerk. Diegutvorgebildeten deutschen Handwerkerdes Memel- gebiets werden durchdenZuzugaus Litauen ebensowie diedeutschen Lohnarbeiteraus demArbeitsprozeß ausgeschaltet. AusLitauen kommen scharenweiseLeuteins Memel- land,die als »Handwerker" bezeichnen,aber meistenteilsnichts anderes alsPfuscher- sind,diefür billigesGeldjeden Auftragannehmen,aberkeineQualitätsarbeit zuliefern imstande sind. Da diewirtschaftliche LageimMemelgebiet katastrophal ist, neigtdie Bevölkerungimallgemeinen dazu,diebilligen KräfteinAnspruchzunehmen, ohnesich klardarüberzusein, daß sie dadurcham meisten schädigt.DasmemelländischeHand- werk,insbesonderedas Bauhandwerk, wird durch Schwarzarbei terundun- gele rnteKräfte,dienachdenim·Memelgebietbestehenden Gesetzen handwerkliche Arbeiten überhaupt nichtausführen dürften, schwerges chä d i g t. DieHandwerks-

kammer desMemelgebiets hat sich dieser Schädigungdes bodenständigenHandwerks

wegenschonhäufigan dieOeffentlichkeitgewandt;auchdermemelländischeLandtag hat mitdieser wichtigen Frage schon wiederholt beschäftigt.

VondemUeberfremdungsprozeßist auchdieKaufmanns chaftdesMemelgebiets nicht unberührt geblieben. Jn Litauen istdieWirtschaft inbesonderen halbamtlichen Organisationen zentralisiert,dievom litauischenStaate unterstütztwerden, undindenen einflußreichelitauische Personen als Hauptaktionäre sitzen.Dazugehört außerder 269

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