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Ostland : Halbmonatsschrift für Ostpolitik, Jg. 17, 1936, Nr 16.

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Ofrland

Halbmonarsfchrisifår Osipolitik-HerausgehenBundDeutscherOsteneB.

BerlnqDr.Friedrich Den-ter, BerlinOW61, cankrvihstrste2·3·Verwendet-flieh für die Ochtiiileiinnst Dr.Otto Kredeh Berlin-FriedeonJllstrnfie2·Druck:WesttrenssOwckerei G-II.I.O» Beflis- LschkmtsdhWeithin-.7· Erscheint monarlich zweian posibezng vierteljährlichM o,90.Einzel«

nur-kniet- JWL0,20undRU.0,05postgebiihr·AnseigenpreisllsieZ·J.v.W.g.·AlleIINAM

findondenBundDeutscher Osten, BerlinW so,Monstr.46CFernrufB 5quisrossc0910slt ficht-II

Nr. 16 Berlin, den15.August 1936 U.Jahrgang

»Wind der Boten in Ermessen-«

Seit 1923 besitzendiebeimReichverbliebenen polnischen Volkssplitterim»Bundder PoleninDeutschland« ihre zentrale Organisation,mitderdiemeistenanderen polnischen Organisationen,dieWirtschafts-, Jugend-, Schul-undsonstigenVereiniguugen,inmehroder wenigerengerTuchfühlungstehen. Dochkannvon einervölligen,reibungslosen Geschlossen- heit innerhalbdespolnischenLagers seit Jahren keine Redemehr sein,wenn sichder Polenbundbisher auch trotzmehrfacher Absplitterungsversuche unzufriedener Elemente als die maßgebende Organisationzubehaupten vermochthat. Seine Leitung hatesmehrfach verstanden, durch gewisse persönlicheZugeständnissediejeweiligen

Anführerder Opponenten zumSchweigenzubringen. Dochhatman imallgemeinen denEindruck,daßdiehauptamtlich inderBerliner Zentraledes Bundes beschäftigten Leute,wieKaczmarek, Openkowski usw.,auchindenReihen ihrer Anhängernichtbeson- dersbeliebt sind. Einesichvor einigen JahrenimKreiseStu hm organisatorischent- faltende Oppositiongegendie Berliner Zentrale istimSand verlaufen. Auchdieoppo- sitionelle Gruppe, die imJahre 1932 unter denBerliner Polen aufgetan undalsGegenorgangegendenpolenbündlerischen,,Dziennik Berlinski«den»GlosPolski zBerlina« herausgegeben hat,hatsich nicht richtig durchzusetzenvermocht. Jmermländi- schen Polensplitter istesimallgemeinen ruhig geblieben.UndinderGrenzmarkPosen- WestpreußenhatdereinflußreichePfarrer Dr.Domanski,dervor einigenMonaten von derLeitungdesdortigenLandesverbandes desPolenbundeszurückgetretenist,dieRuhe impolnischen Lager aufrechtzuerhalten verstanden.

«

Größeren Schwierigkeiten dagegen begegnetderPolenbund schonseit längererZeit beidenpolnischen VolkssplitterninRheinland-West falenundinWestober- schlesien.JmRuhrgebiet stehtdieOppositionunter FührungdesProbstesINacko-

wiak, der im»Verband für gegenseitige Hilfe« eineauf strengkirch-

licherGrundlage stehende Vereinigungleitet,die in ihremMonatsblatt ,,Dzwon«

(»Glorke«)eine mitunter recht scharfe Klingegegen dieBerliner Zentralhäuptlingeund deren örtliche Statthalter führt. Unangenehmeralsdiese westliche Oppositionistden Leitern desPolenbundesdie,,separatistische«Bewegungim Bereichihres schlesischen Landesverbandes. Schon seit1933 hat sichdort einewachsendeUnzufriedenheitmit der Berliner Zentralebemerkbar gemacht. Jm Nove mber1935 istesdann zur ,,Re- volte« gekommen. Damals hat ineiner Generalversammlung des Landes- verbandes I,dievon einigen hundert Delegierten beschicktwar, dieMehrzahlder Ver- sammeltengegen das,,landfremde Bürokratenregime"derKarzmarekundGenossenaus- gesprochenundeine neue Landesverbandsleitung gewählt.VonderZentraledesPolen- bundes ist jedochweder dieRechtmäßigkeitdieser Versammlung nochdieGültigkeitder Vorstandswahl anerkannt worden. Die Folgedavon istgewesen,daßdieFührerder Opposition daran gegangen sind,einKonkurrenzunternehmengegen denPolenbundauf dieBeine zustellen.

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AmZ.März1936 wurde dieneue polnischeOrganisationindasOppelnerVereins- register eingetragen. Sienennt ,,Zwiazek Polakowna SlaskuT.e.«(,,Bundder PoleninSchlesiene.V.").JnderSatzungwird alsZweck diesesBandes bezeichnet»die Erlangung völkischerRechte fürdiepolnische BevölkerungunddieWahrung ihrerInter- essen aufallen Gebieten desGemeinschaftslebens,sowiedieWahrung derbesonderen Rechteder Bundesmitglieder«.Mitglied desBundes können alle PolenundPolinnen werden,diemindestens18Jahrealt,,,völkischunbemakelt« unddeutscheStaatsangehörige sind. Der SitzdesBundes istOppeln. Sein Geltungsbereich erstreckt sichüberdie ProvinzenOber- undNiederschlesien.Der Vorstand setzt zusammenaus Johann Wawrz.1)n,ekinVogtsdorf,derbisvor einiger Zeit GastwirtinGroß-Strehlitzwar, demLandwirt KarlBienus sa inGroß-DöbernundViktor Gorzol ka inOppeln.

Seit dernMärzd.J.«entfaltet derBund inganz Westoberschlesienein elebhafte Werbeaktion , durchdieer nichtnur demPolenbund seine Mitgliederabzujagen, sondern auch bisher noch nichtvon polnischen Organisationen erfaßte Personenunter den EinflußderpolnischenVolkstumsarbeit zubringen versucht. Vor allem istder Bund daraufbedacht,diepolnischeJugendinseineReihenzuziehen,was ihmdadurcher- leichtertwird,daß sein Hauptagitator, Viktor Gorzolka,biszuseinervor einiger Zeit erfolgtenAbsetzung durchdiePolenbundzentralederVorsitzendedesVerbandes derpolnisch- katholischen JugendinWestoberschlesienwar. -

Die Parolen, unter denendieWerbearbeit durchgeführtwird, lassen sich kurz folgendermaßenzusammenfassen:Der Polenbundhabe,so heißtes, mit den ört-"

lichen Verhältnissen nicht hinreichend vertraute Funktionäre, diezumeistaus Westfalen stammen,zuLeiternder oberschlesischenPolenbewegung«bek stimmt.Erarbeitezu bürokratis ch.Erlassediezur-Mitführung geeignete örtliche Jugend nicht hochkommen. Erseiin der Erfassung der nationalen Zwischenschicht nicht aktiv genug. Vonden über1000 Gemeinden West- oberschlesiens sei durchdieArbeit desPolenbundeskaum dieHälfte erfaßt.Diepolnische Volkstumsarbeit inOberschlesienkönnenichtvon Berlin, sondernnur von deninden örtlichensVerhältnissenaufgewachsenen Polen selbst geführtwerden,undmitderFührung müßten mehr,alsesimPolenbundederFall sei,diejugendlichen Kräftebetraut werden.

Gegenden Polenbundwird der Vorwurf einer vers chwende ris chen Gel d-

wirtschaft erhoben;diehohen GehälterundbeträchtlichenAufwandsentschädigungen, diedessen Funktionärekassieren,werden unter dieLupegenommen. Jn einem eigenen kleinen Blatt,dem,,Slowo Slaski«,werden dieZieledesBundes vertreten-, eshat,ähn- lichwieder,,Dzwon«inWestfalen,die imPolenbundlager herrschenden Mißstände»unter dieLeutezubringen«.

Es handelt beim Bund der Polenin Schlesien alsoum eine Organisation, diediepolnischeVolkstumsarbeit inOberschlesien,aber auchimübrigen Schlesien (?), unabhängigvon einerweitentferntenBerliner Bürokratie,intensiverundwirksamer durch- führenwill.SeinEhrgeiz ist wenigereinegroß aufgemachte Organisation,alseine inten- sive Kleinarbeit. Der Bund rühmtsich,inverschiedenenOrten, indenender PolenbundalldieJahre hindurch nicht Fußzufassen vermochte,bereits Erfolge erzielt zuhaben,undinanderen Orten,wiez.B.inGrochowitz,wo derPolenbundnur 5Mit- glieder aufweisenkonnte, binnen kurzemeine um das Vielfache stärkere Gruppe auf- gerichtetzuhaben. Bei seiner Gründung scheintdieUeberlegung mitgespieltzuhaben, daßeszweckmäßigsei,einedem,,DeutschenVolksbund« inOstoberschlesien entsprechende polnische Teilgebietsorganisation auf reichsdeutscherSeitezuhaben. BeiderGemischten Kommission für Oberschlesien istderBund bereits alsOrganisationzurVertretung polni- scher Minderheitsinteressenangemeldetworden.

Der zunächstinMitleidenschaftgezogene Teil istder Polenbund. Erhatder offenbar erfolgreichenArbeit desKonkurrenzbundes durcheine teilweise Berücksichtigung dervon diesemaufgestellten Forderungenentgegenzutreten versucht. Am8.Märzd.J.

wurde der bisherige, unhaltbar gewordene Vorstand des Lan-

desverbandes Ides Polenbundes beseitigt. AnseinerStelle wurde auf

einer inOppelnabgehaltenenTagungdesLandesverbandes, an derauchPfarrerDr. Do-

mansk i aus Buschdorf,derGeneralsekretärJan Kar

zmarek undandere Würden- trägerdesPolenbundes teilnahmen,einneuer Vorstand gewählt: Vorsitzender istder68iäh- rigeLandwirt FranzMt) sliwiecaus SprentsrhützimKreise Groß-Strehlitz;seinVer- treter istderdurch verschiedene fragwürdige politische Affärenbekannt gewordeneArkadius 218

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Bozekaus MarkowitzimKreise Ratibor; undzumGeschäftsführerwurde derbisher inderBerliner Zentale beschäftigteStefanMurekbestellt,deraus Frei-Kadlubim Kreise Rosenberg stammt. Der Polenbund hat-also aus derLeitung seines schlestschen Landesverbandes die nich-toberschlesischenLeuteentferntund istderForderung, daß diejüngeren Kräfte mehrzur führendenMitarbeit herangezogenwerden müßten, durch die-Berufung desMurek,«derinder polnischen Akademikerschafteine führendeRolle spielt,entgegengekommen.

Welchederbeiden GruppendengrößerenErfolg habenwird,läßt schwer sagen.

Wieaber dieser Wettstreitderbeideneinander befehdendenGruppenauch ausgehen möge, injedem Falle istdamit zurechnen, daß dieserStreit zueiner Belebungderpolnischen Arbeit inWestoberschlesien führenwird. Denn beialler Gegensätzlichkeitsind die beiden Gruppen einiginderHoffnung, daßesgelingenwerde,Oberschlesien »polnischzu machen«,undauch einigindemWillen,zurErreichung dieses ZieleskeinMittel zuscheuen.

Der Kampf,derzwischendenbeiden Lagern herrscht, darfdieAufmerksamkeit nichtvon dieser wichtigeren Tatsacheablenken.

Scholeogozinski in Kamerun

Jm ZusammenhangmitdempolnischenVerlangen nachKolonien wird inderpolni- schenPropaganda häufigder Name despolnischenForschungsreisenden Scholz-Rogo- zinski erwähnt.Man macht mehroderweniger deutliche Anspielungen auf seine Reisen inWestafrika,dieernach1882 ausführteundaufdenen erauchdas Kamerungebirge besuchte.Seine TätigkeitinWestafrikawird alsdieGrundlageeiner künftigenpolnischen KolonisationinKamerun bezeichnet,undaufGrund seiner dortigen .Tätigkeitwerden AnsprücheausdiedeutscheKolonie erhoben. JndiesemZusammenhang sei daraufhin- gewiesen, daßdieitalienischeKolonialzeitung »AzioneColoniale« nachpolnischenAn- gaben ihren Lesernmitteilte, daßRogozinskidieinKamerun erworbenen Landrechtean das DeutscheReichabgetretenhat,mitderEinschränkung,daßdiebetreffendenGebiete

an Polen fallen sollten, falls dieses seine politischeSouveränität erlangenwürde(!?).Es erscheintdahergeboten, mitdempolnischen Reisendenundseinerwissenschaftlichen undpolitischen TätigkeitinWestafrika näherzubefassen.

Rogozinskientstammt einer deutschen Fabrikantenfamilie mit dem Namen Schol z,dieursprünglichinWarschau, späterinKalisch,lebte. Seine IRutter war eine PolinmitNamen Nogozinski. Scholz besuchte nach AbsolvierungdesGymnasiums dierusstscheMarineakademie undwurde russischerMarineoffizier. Nacheinerlängeren Seereise faßteerdenEntschluß,eineForschungsreisedurchdas damals wenigbekannte Westafrika auszuführen. Scholz,derinzwischen seinem Familiennamen denpolnischen Namen Rogozinski angefügt hatte,unter dem er späterbekannt wurde, versuchtein seiner HeimatdurcheinenAufruf Unterstützungseiner Reiseplänezu erhalten,dieer als einpolnisches Unternehmen ausgebenwollte. Jm Jahre 1883 landete erinBegleitung zweier polnischerLandsleute inderUmgebungdesKamerunberges. Nach seinen eigenen Reiseberichten,dieinverschiedenen geographischen Zeitschriften erschienen,erwies er alsmutigerundfähigerMann. Nach Angabenvon deutschenReisendenwar er,solange nichtvon PolitikdieRedewar, persönlichliebenswürdigundhochgebildet.

Aus demwissenschaftlichen Reisenden,derals einer derbestenKenner desKamerun- berglandesundseiner Bewohner geltenkonnte,wurde ziemlich plötzlichein politi- scher Abenteurer mit scharfer deutschseindlicher Einstellung.

Die Gründe für diesen Umschwung sindnichtvöllig ersichtlich,wenn auchpersönliche Differenzenntit dort ansässigen Deutscheneine Rolle gespielt habenmögen. Diese deutschfeindliche Haltung trieb ihn in das Lager der Engländer, die gleichzeitigmit denAbgesandtendes Deutschen Reicheseinen stillen,aber erbitterten Kampfum dieOberhoheitdesGebietes ringsum dieBiafra-Bai unddenKamerun-Berg führten.Rogozinski hatteeine Schlüsselstellunginne dadurch, daßer dieenglischeBe- sitzungMondole inderAmbas-Buchtund das gegenüberliegendeGebiet von Bota am

KamerunbergdurchVerträge mit äup tlin

gen inseinenBesitz gebracht hatte. Nach Angabenvon Dr.Buchnerwaren seine Rechte nicht schlechteralsdieder 219

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deutschen Kaufleute. Rogozinfki hatte,alservon demVordringendes deutschenEin- flussesKenntnis bekam,zurSicherungderihmbereits gehörendenGebiete Prälimi-

narverträge mit den englischen Behörden geschlossenundgleichzeitig denenglischenVertreter veranlaßt, ihmeinenglischesKriegsschiffzurVerfügungzu stellen,mitdessen Hilfeer ringsum denKamerumBergdieeng l ischeFlagge hißte.

WährenderzeitweisealsPrivatmann diedeutschenJnteressen störte,trat erzuanderen Zeiteninenglis chem Auftrag aufundwurde mitamtlichen Befugnissen ausgestattet Selbstalsschondiedeutschen KriegsschiffezurFestigungdesdeutschenEinflussesinder Biafra-Bucht stationiertwaren, kam es durchdas Auftreten Scholz-Rogozinskiszu mehrerenZusammenstößenzwischen deutschenundenglischen Expeditionen. Scholztrat sogareinmal inamtlichemAuftrage reisenden deutschen Zöllnern bewaffnet,aberzu Un- rechtdieenglische Flagge führend, gegenüber,ohnedaßesallerdingszueinem kriege- rifchenZusammenstoßkam. Während in dem diplomatischen Brief- wechsel zwifchen England und Deutschland über die Besitz- verhältnisse in Kamerun beiderseitiges Entgegenkommen und Achtung der bestehenden Ver träge zugesichert wurden,,

konnte der Privatmann Rogozinski, der von der englischen

Regierung desavouirt wurde, die deutschen Jnteressen hin- dern. Dieser unhaltbare Zustand veranlaßteden deutschen ReichskanzlerBismarrk zueinem heftigen AngriffgegenRogozinfki (nnddieenglischeRegierung),indemdie Sachlage und ihre Hintergrundedargestelltwurden. Jm Laufeder folgendenVer-«

handlungen ließ dann die englische Regierung, die Rogozinski bei ihrem Versuch, den deutschen Bestrebungen entgegenzu-.

treten, gern benutzt hatte, ihn endgültig fallen. Um dieHoheitsrechte des Deutschen Reichesund Englandsgenau abzugrenzen,wurde dann imJahre 1885 durch Vereinbarung zwischen GrafHerbertBismarck und LordGranville dieGrenze festgesetzt. Danach verzichtetedas Deutsche Reich aufdieErwerbungimMahingebiet im-heutigen Nigerienund erhieltdafürdieenglische Anerkennung füralle Gebiete zwischendemRiodelReiunddemKamerunbergmitAusnahmeeinerenglifchenNieder- lassungVirtoria, einer Baptistenniederlassung,dieimJahre 1886 gegen Forcadosim Nigergebiet eingetauschtwurde. Durch dieseinternationalen Abmachungenwurden auch die von Rogozinski erworbenen und unter englische Ober- hoheit gestellten Gebiete eindeutig der deutschen Oberhoheit

unterstel lt unddamit Teiledesdeutschen SchutzgebietesKamerun. Dr.E.Mai.

DasWirtschafisabkommen mit Liiauen

Jndemam 7.Märzd.J.denSignatarstaaten desLorarnopaktes überreichtenMemo- randum hatdieReichsregierung ihre BereitwilligkeitzumAusdruck gebracht, auchdas«

deutsch-litauische Verhältniszunormalisieren. Jm Sinne dieser Erklärung habendann bald darauf die fehr schwieriggestaltenden Wirtschaftsverhandlungen mit diesem Staate begonnen. Die Verhandlungen habennacheiner längeren Unterbrechungam 5.Augustd.J. zum Abschluß eines Warenabkommens und eines Grenzverkehrsabkommens geführt.Wenn auchderimMemorandum vom 7.MärzinAussicht gestellte NichtangriffspaktmitLitauen noch nicht zustande gekommen unddieAbsichtdesAbschlusseseinerVereinbarungüberdieBefriedungderöffentlichen Meinungsbildungübereinevorbereitende Fühlungnahmebishernoch nichthinausgelangt ist, fokann das Zustandekommen dieses umfangreichen wirtschaftlichen Vertragswerkes docheinen wichtigen Schritt aufdemWegezu einerBereinigungderJahrehindurchdurch diestatutwidrige Memelpolitik derKauener Regierung gestörten Beziehungen Deutsch- lands zuseinem nordöstlichenNachbarn bedeuten. Obderwirtschaftlichen Annäherung aucheine politischeNormalisierung folgenkann,das hängt ausschließlichdavon ab,ob dielitauische Regierungdieautonomen RechtedesMemelgebietes (nichtnur demBuch- staben, sondern auchdemGeistedesStatutes gemäß)zu achtengewillt ist.

Die Grundlagedes neuen Warenabkommens bildet der deutfch-litauifche Handels- und Schiffahrtsvertrag vom 30. Oktober 1928, indem diebeiderseitige Meistbegünstigung festgelegt ist. Durchdas neue Abkommen 220

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vom Augustwerden dieimLaufederJahreaus politischen,aber auch wirtschaftlichen undfinanziellenGründen geschaffenen BehinderungendesWarenverkehrs durcheineReihe

von Sonderregelungen, soweit irgend möglich,beseitigt. Aehnlichwiederdeutsch-polnische Handelsvertragvom Herbstvergangenen Jahres siehtauchdas deutsch-litauischeAb- kommen dieEinsetzungvon Reg ierung sauss chüs sen vor, deren Aufgabees ist,inständigerunmittelbarer FühlungnahmealleFragenzubehandeln,diemitderDurch- führungdesAbkommens,dergleichzeitigunterzeichnetenNebenabkommen unddesHan- delsvertragesvon 1928 zusammenhängen.

Jn demAbkommen sind fürdieaus Litauen nachDeutschlandundumgekehrt einzu- führendenWaren bestimmte wertmäßig festgelegte Kontingente ver- einbart worden. Deuts chlandwird aus Litauen vor allem folgendeWaren beziehen:

lebende Schweine,Butter, Holz, Hülsenfrüchte, LeinsaatundSämereien, Flachs, Felle undHäute,Eier,Gänse, Vieh, Käse usw. Umgekehrtwird Li tauen aus Deutschland

vor allem einführen:Brennmaterialien, ZementundBaumaterialien, Salz,Seife, Tex- tilien,Papierwaren, Bücher usw., Eisen, Stahl, Maschinen,Aparateu. a.m. Dem

Abkommen istder Grundsatz eines Wertverhältnisses von 1:1zu-

grunde gelegt.Wenn dasfüreinebestimmte Warengattung festgesetzteKontingent nicht ausgeschöpftwerden kann,kann derRestbetrag aufandere Warengattungen übertragen werden. Wenn hierüberkeineEinigung erzieltwerden kann,wenn alsoeinerdervertrag- schließendenTeilemitseiner vorgesehenen EinfuhrimRückstandbleibt,istderandere Teil berechtigt,dievon ihmzugesagtenKontingente entsprechendzukürzen. EingehendeBe- stimmungen sindineinemProtokollundverschiedenenNebenabkommen fürdenAnkauf der Viehzuchtprodukte in Litauen und ihre Unterbringung

aufdem deuts chenMarkt getroffenworden. Dabei sind möglichst auchdie Belange der memelländischen Landwirtschaft berücksichtigtworden.

-

Jneinem besonderen Verrechnungs ab kommen werden dieZahlungsbedin- gungen imdeutsch-litauischen Warenverkehr eingehend geregelt.DieVerrechnung erfolgt in Deutschland ausschließlich durchdie Deutsche Verrechnungskassse, in

Litauen nur durchdie Lietuvos Bankas Die Liquidierung der alten

Ware ns chul den istsichergestelltunddamit gleichzeitigeinFondsgeschaffenwor- den,derdiezuerwartenden Anlaufss chwieri g kei tendesAbkommens zuüber-

winden bestimmt ist. Diese Schwierigkeiten ergeben daraus, daßdievon Litauen zu

liefernden landwirtschaftlichenErzeugnisse fast durchwegbar bezahltwerden müssen, währendfürdievon Deutschland auszuführenden Produktemit Rücksicht aufdiebe- schränkteZahlungsfähigkeitderlitauischen Abnehmer gewisseKred i tfristen einzu- halten seinwerden. Diehierdurch entstehende Spannewird dadurchüberbrückt,daßd ie

in Litauen eingefrorenen deutschen Forderungen zur Verfügung

gestelltwerden. Nacheinem bestimmten Schlüsselwerden gleichzeitig auchdievielge- ringeren litauischen Forderungen,dieinDeutschland eingefroren sind, flüssig gemacht.

Wenn das Abkommen bewährt, istmit einer erheblichenSteigerung desdeutsch- litauischen Warenverkehrs imVergleichzum Vorjahrzurechnen. Zwar bestehtkeine Aussicht, daß Deutschland seine frühere beherrschende StellungimAußenhandelLitauens

wiedergewinnt· Doch entsprechen immerhin die im Abkommen vom

5. August vereinbarten Kontingente, diekeineHöchstgrenzedarstellen sollen,etwa dem Umfangdesim Jahre1934 getätigten deutsch-litauischen Warenverkehrs Jm Jahre 1935 hattederdeutsch-litauischeHandeleinen geradezuun- wahrscheinlichen Tiefstand erreicht,derpraktisch fasteinervölligen EinstellungdesWirt- schaftsverkehrs zwischendenbeiden benachbarten Staaten gleichkam.Jm vergangenen Jahre sindaus Litauen nachDeutschlandWaren imWerte von nur 2,6Mill. ÆMØ eingeführtworden; imJahre 1934 belief diedeutscheEinfuhraus Litauen nochauf 15,1 Mill. Mal-,imJahre 1929 dagegen auf68,9 Mill. Malt Diedeutsche Ausfuhr nachLitauen betrug im Jahre 1935 nur 6,7 Mill. Mal-Z,im Jahre 1934 noch 14,7 Mill. Mai-,dagegenimJahre 1929 56,0Mill. XVI-L

Jm deutsch-litauischen Handelsverkehr hat in früheren Jahren der Kleine Grenzv erkehr infolgedererheblichenPreisspanne, dievor allem beidenlandwirt- schaftlichen Produkten diesseitsundjenseits der«Grenze bestand,einebeträchtlicheRolle gespielt. Unter demEindruck derunhaltbaren VerhältnisseimMemelgebietund mit Rücksichtauf Unzuträglichkeiten,die aus demKleinen Grenzverkehr fürdielandwirt- schaftliche Marktordnung inDeutschland ergaben, ist dieser VerkehrimLaufederZeit

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