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Ostland : Halbmonatsschrift für Ostpolitik, Jg. 17, 1936, Nr 23.

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Ostiand

Halbmonatsschristsitt Ostpolitik-HerausgehenBundDeutscherOsteneB.

VerlagDr.Friedrich Osmer, BerlinGW61,Lankwitzsirqsse2—3·Berantrvorilich silr dieGchristleiinnq:

DI-. OttoKredeh BeriinsIriedenmhJllssrasie2·Druck:WesitreustruckereiG.m.b.h» Berlin- cschieutadhMoiikestr.7sErscheint monatiich streian PosibezugviertelsähriichZwi.0,90.Einzel-

nntnmer M. 0,20undNR0,05PosigebiihrsAnzeigenpreislisie4-3.v.W.g.·AlleBusche-isten

sindonden BundDeutscher Osten,tBeriinW so, Motzstr.46Gerne-usB 5Bart-grosse 0914J zu richten

Ar. 23 Berlin, den1.Dezember 1936 il. Jahrgang

Eiibetks deutsche Ausgabe

Lü beckundNürnbergwurden gleichsamalsZwillinge geboren· Alt-Nürnberg imJahre 1025 UndAlt-LübeckimJahre 1045. Beide Städte mußteninpolarerEr- gänzung erstehen,weil hierdie beiden Brennpunkte deutschen Geistes lagen.Denn zwischen NürnbergundLüberkspanntesichbis1600 daseliptische Kraft- und Strahlungsfeld deutschen Wesens,dergeistige Trägerdesalten Europas. Und in dieser polaren Spannung offenbartesichoon jeherdieschöpferischeZwiefalt deutschen Lebens. Beiden Städten widerfuhrdeshalb auchdas gleicheSchicksal.Lübecks und NürnbergsLebenskurven liefen parallel. Nürnbergwar im alten Reichder Brenn- und Sammelpunktaller geistigen KräfteundMächtedesoberde utsch en Raumes:

vom Rheinbis zum SchwarzenMeer. Lübeckfürdenniederdeutschen Raum:

von FlandernbisNowgorod. Jm oberdeutschenRaum wurzeltediealtedeutscheKaiser- macht;sieerkor Nürnbergzum Symbol ihrer Herrlichkeitundkulturellen Schöpfer- kraft. Jm niederdeutschen,imhansischenRaum hingegen wurzeltedie welterobernde Macht und kulturelle Kraft deutschen seefahrendenBauern- undWikingertums; sieer- wählte LüberkzumHauptder»dndeschenHanse«.Lüberkhießdas ,,Nürnbergdes

Nordens-C Der rheinische Städtebund unter Nürnbergs Führung

entstand zu gleicher Zeit wie der Bund wendischer Städte, die Urzelle der«Hause, unter Lübecks Führung. Mit Pflugund Schwert

wurde von Nürnbergaus derDonauraum, derSüdosten,wieder geöffnet;von Lübeck

aus der Nordosten.

Dietiefe Musikalität,dieVielfaltundLieblichkeitunddenganzen Reichtum deutscher Kunstund deutschen Kunstgewerbes brachte Nürnbergneben großzügiger Wirtschafts- planungindemgesamten oberdeutschenRaum undweit darüber hinauszumSchwingen und Klingen.Der oberdeutscheRaum standineinem festen Schwingungsverhältniszu Nürnberg.Jn gleicher Weisewar LübeckdieStimmgabeldesniederdeutschenRaumes.

Unter grauem HimmelundziehendenWolken,an denUferndergrauen Meere, schuf

es dieharte, herbe,in oerschlosseneund doch himmelstürmende Gemeinschaftdes Backsteingotischenund umspannteingroßzügiger Handelsplanung weit darüberhinaus dieReiche-desNordens undWestens.

So schloß sichum Nürnbergund Lüberk der erste europäischeWirtschafts- und Kulturkreislauf:vom SchwarzenMeer über Donau, Main, RheinbisWestfalenund Holland,von daüberNord- undOstsee, PeipusseeundDnjestrbiswieder ans Schwarze Meer. Jn diesenRaum hineinstießennun indreifachgegliederter Staffel Heinrichder Löwe(BayernsundNiedersachsens größter Herzog),dieHauseundderDeutsche Ritter-, orden,um den inder Völkerwanderungvon germanischen Menschen leergewordenen Raum wieder mit deutschemBlut aufzufüllen.So wurden LübeckundNürnbergEck- pfeilerderersten deutschen Ostpolitik Eingeschlossenindiesenkontinental- europäischenWirtschafts-undKulturkreislauferblühtedann diehoheKunstundKultur desersten Reiches.

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Die Geburt des neuen Deutschlandswird wieder eine neue kontinentaleuropäische Arbeits- und Kulturgemeinschaft erstehen lassen.Sie wird indergeachtetenSonde- ränität jedes Volkstu ms, inseiner staatlichen,kulturellen undwirtschaftlichen Unabhängigkeit,ihreBasisfindenund sich dadurch unterscheidenvom mittelalterlichen und vom liberalistischen Europa,inwelchbeiden es dengottgegebenen Lebenskräften jedesVolkstums nicht gestattetwar, verschiedene, ihrerEigenart gemäße Staats-, Kultur- undWirtschaftsformenzuschaffen.JnwelchemdieSouveränität dereinzelnen Volkspersönlichkeitenvergewaltigtwurde durchvon außen herangetragene,nur erdachte imperialeStaats- und universalistischeGlaubensideen, diedenVorrang beanspruchten,

—- und deren Geburtsstätteimmer dieGestadedes Mittelmeeres waren. Denn der Geistder Völker desNord- und Ostseekreises standzudiesenimperialenJdeologien desMittelmeerkreisesimmer imschärfstenGegensatz, so daßdieGeschichteEuropasseit 2000 Jahren inderHauptsacheeinKampf ist zwischender imperialistischen, universa- listischenund despotischen Geisteshaltungder Völker des Mittelmeeres und der auf nordischer, d.h.natürlicherDemokratie, auf natürlicher Verschiedenheit, beruhenden GeisteshaltungderVölker des Nordostseekreises—- ein2000jähriger Kampf zwischen HerrschaftundFührung!Denn derNorden will das Chaosvon innen bündigem durch Selbstzucht.Der Süden aber kann esnur von außen her: durch Gewaltanwendung, « durchäußere Zucht. DeshalbimNorden das totale Volkstum, im Süden aber der totale Staat.

DieGeisteshaltungdesDritten Reicheserneuert diealteBedeutungderbeiden Brenn- punkte: Nürnbergund Lüberk. Nürnbergwird wieder dieNe

präsentantin der stärksten politischen Macht des Reiches: siewurde vom Führer- zur ,,Stadt der Neichsparteitage«erhoben. Lüberk wird wieder zur Repräsen-

tantin des nordischen Gedankens: stewurde dieStadt derNeichstagungen

nordischen Geistes.Lübeckwird wieder das NürnbergdesNordens. Und damit istdie"

alte natürliche Polarität deutschen Wesens wiederhergestelltundbeiden Städten werden ihrealten Aufgabenwieder zugeteilt.Die Haup tverkehrsl inien einer neuen

kontinental-europäischenArbeits- undKulturgemeinschaft aufderGrundlage gleichberech- tigter-Zusammenarbeit und Ergänzungwerden imgroßenundganzen wieder inden Bahnenderalten hansischen Gleise verlaufen. EinVerkehrskreislauf, der allein durch diemitteleuropäischenVölker,die an diesemKreislaufbeteiligt sind, beherrschtwird

undweder vom Mittelmeer nochvom Atlantik hergestörtwerden kann, undderum-

gekehrtesauchdenan ihmbeteiligtenVölkern erlaubt, eineweitgehende Uninteressiertheit

am Mittelmeer und Atlantik zuerklären. Selbstverständlichbedeutet dieseAbwendung vom überseeischenWestenkeinen BruchmitdemWesten.Undniemals kann derZustand Europas wieder eintreten, dervor der EntdeckungAmerikas und des Seewegs nach Jndien unddemfernen Osten bestand. Aber Europawird wieder Europa. Esgelangt zur Selbstbesinnungund damit wieder zur Selbstbehauptung gegenüberdenanderen Erdteilen,indiees400 Jahre lang seine besten Kräfte verschwendeteunddie heute gegendiesesalte Europawenden.

Wenn sich heute 70 Millionen deutscher Menschen im Herzen Europas .einheitlich vom Westen zum Osten drehen, so muß nach und nach ganz Kontinentaleuropa in die gleiche Richtung drehen;obeswillodernicht. Der kultur- und wirtschaftspolitischeSinn dieser Ostwärtswendung Deutschlands findetnun darin seinen sichtbarenAusdruck,daß Deuts chlandseinen ihmunentbehrlichen, zusätzlichenLebensraum, nämlich seine n Außenhandelsraum, größtenteilsvom überseeischenWestenweg zum Osten, d.h.nachOsteuropa, hinüber verlagert. (Nur Südamerika wird hierbei eineSonderstellung einnehmen.) Dadurchwird denVölkern Süd- bisNordosteuropas inDeutschland selbstund imAustausch über Deutschlanduntereinander eingewaltiger

neuer Markt nichtnur für Wirtschafts-, sondern auch für Kulturgüter eröffnet,dereine

ungeahnteJntensivierungund Stärkungdergesamten LebenskräfteEuropas bewirken wird.

Es handelt also nichtnur um einen Ersatzsür diedeneuropäischenVölkern unwiderruflichdurchdie Strukturänderungder früheren freihändlerischen,,Weltwirt- schaft« verlorengegangenen AustauschmöglichkeitenmitdenüberseeischenVölkern, sondern zugleich auchum eine bewußte Stärkungdes EigenlebensderVölker des europäischen

Kontinents. Der europäische Bedarf mußzuerst in Europa gedeckt

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werden! Der europäische Binnenhandelmuß zuerst gestärktwerden! Alles was der Boden Europas an Erdschätzenund Anbaumöglichkeitenhergebenkann, muß zuerst mobilistertwerden, eheKontinentaleuropa seine Kaufkraft anderen Kontinenten und Großraumwirtschaften zuwendet! Nicht nur Deutschland,sondernKontinentaleuropa als GanzesistdurchdieVerschwendungund Zerstreuung seiner Kräfteinalle Welt inseiner wirtschafts-,macht-undkulturpolitischen Bilanz gegenüberderübrigenWelt Passiv geworden.Nur eineneue kraftvolle ZusammenfassungundZusammenarbeitaller europäischenKontinentalvölker aufderBasisihrervölkischen,staatlichen,kulturellen und wirtschaftlichenSouveränität kann Kontinentaleuropa wieder eine geachtete Stellung unter denneuentstandenenoderentstehenden transozeanischen Großgebilden demBriti- schenLübeckEmpire, Panamerika,demjapanisch-chinesischenBlockusw. geben.

undNürnbergalsBrückenköpfeeinessichneu überDeutschland herausbildenden europäischenWirtschafts-und Kulturkreislaufes imNordostenund Südosten erwachen damit wieder zuneuem Leben. Große Baupläne reifenimoberdeutschenRaum, inNürn- berg, München, Augsburg, Negensburg,Ulm,bereits heran. Der niederdeutscheRaum hatnun diePflicht,von sichaus widerhallendimgleichenSinn diegleiche Aufgabezu erfüllen.Lübeckhatdeshalb nichtnur dieAufgabe,wieder wirtschafts-und verkehrs- politischer Brückenkopf Deutschlands nachdemOstseeraumzuwerden, sondernmuß auchwiederum kultureller Sammelpunkt fürdengesamten niederdeutschenNaum in MusikundTheater, inMalerei, Literatur undPlastikundvor allem auchimnieder- deutschenStädtebau werden. Hierbei«·-wird zwischenLübeck und Hamburg eine ähnliche Arbeitsteilung herausbildeninbezug auf ihreAufgabenim niederdeutschenNaum undihrePflichtendemGanzengegxnübehwie siezwischen

Nürnberg und München als der ,,Stadt der eichsparteitage"und als der ,,Stadt derBewegung«bereits besteht. Die neue Geisteshaltung Deutschlandswird eben auchdendeutschenStädten wieder ihrenalten kulturellen Hochstnn zurückgeben, densieinderkapitalistisch-liberalistischen Epocheverloren hatten. «

Dadurch, daßdas neue Deutschland sein Gesichtvom Westenzum Ostenwendet, erfolgt aucheine Umlagerungdergesamten deutschen Lebenssubstanz400 Jahre lang hatte diedeutsche VolkssubstanzimWestengehäuftunddenOstenblut-undgeistes- leergemacht, so daßAsien volkhaftund geistigindieleeren Näume eindringenkonnte.

NunmehrflutetdiedeutscheLebenssubstanz langsam zurückund eine neue Wirtschafts- und Verkehrsstruktur entsteht.Heute schon sehenwir in Mitteldeutschland, inSachsen,um dieElbeund inThüringen,ein neues starkes Wirtschafts- gebiet entstehen, das dem Nheinland-Westfalens mindestens ebenbürtigwird, unddasseinen AusgleichüberdieOstseemündungderElbe,denElbe-Lübeck-Kanal,und damit über Lüberkmit demBaltikum undvor allem auchmit dem neuerstehenden Wirtschaftsgebiet Ostpreußens suchen muß. Dieser Strukturwechsel der deutschenVolks- undWirtschaftssubstanz isteinVorgang,der über Generationen erstreckenwird,unddemauchdieNeichsreformRechnungtragenwirddurch Aufrichtung

eines möglichstelastischen Verwaltungsgebildes Werner Daitz.

Deutschiand,Polen und die Ostsee

Polens PolitikindenbaltischenStaaten hatinder letzten Zeiteineoffensichtliche Belebung erfahren. Außenpol i t is chkommt derVersuch,dasGewichtdespolnischen Staatesim Ostseeraumzuverstärken,ineiner erhöhten diplomatischen TätigkeitWar- schauszum Ausdruck. Auf wisse ns chaftl ichem Gebiete werden dieBeziehungen zu denentsprechenden KreisenderLänderdesDstseeraumes durchdieArbeit desBaltischen Institutes inThornundvor allem durchdesseninenglischer SpracheerscheinendeZeit- schrift»BalticCountries« vertieft,mit deren Hilfediepolnische These wirksamindie internationale BehandlungderOstseeprobleme eingeführtunddiegegendasDeutsche Reich gerichtete polnische Positionan derOstsee psychologisch gestärktworden ist. Wirt- sch aftlich gründet diepolnische ,,Meerespolitik« aufdenHafenvon Gdingenund diepolnischenBerechtigungenim Danziger Hafen. Die polnische Handelsflotte setzte

am 1,Januar 1936 aus 63 Schiffenmit 80000 Brutto- und45000 Nettoregister-

tonnen zusammen.DerGesamtumschlag DanzigsundGdingens belief imvergangenen

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Jahre auf»12,6 Millionen Tonnen, von denen aber erst1,2 Millionen Tonnen (=9,2v. aufdiepolnischeHandelsflotteentfielen. Es kommt hinzudiemili- rif cheStärkungderpolnischenPositionan derOstsee;einauf zehnJahreberechnetes Flottenbauprogramm siehtmiteinem Kostenaufwandvon 1,5Milliarden ZlotydenBau

von 64neuen polnischenKriegsschiffenvor. Gdingen istzumWahrzeichenderwirtschaft-

lichenundpolitischen ErstarkungdespolnischenStaates geworden. Diese symbolhafte Bedeutungkam inihrervollen Stärke ineiner am 10. Februard.J.gehaltenen hoch- politischen Nundfunkrede des stellvertretenden Ministerpräsidenten Kwiatkowski,des SchöpfersundErbauers Gdingens,zumAusdruck,inderdiestaatspolitische Aufgabedes polnischenVolkes u.a.infolgendeWorte gefaßtworden ist:»Wennwirlebenunddas Werk derBefreiung Polens weiterführenwollen,müssen geschlossenedifziplinierte Reihen derbestenMenschen Polens aufdenPlantreten, dievon Generation zuGeneration die Losung weitergehen:DieVerteidigungsfähigkeitunddieFähigkeitzuschöpferischerArbeit verläuftinderRichtung nach Gdingenund zum BaltischenMeere durchdasethno- graphischpolnische Pommerellen.«Der historischeMoment, damitdenbeiden großen Nachbarn imOstenund Westen geregelte Beziehungen bestehen,wird von polnischer Seite fürdengeeignetsten Zeitpunkt füreineseewärtige Expansion nachNorden gehalten-

ss

Eine Rechtfertigungdes polnischen Geltungsbedürfnisses nach seewärtiger Macht- erweiterung gibtes weder inhistorischenGegebenheiten nochinwirtschaft- lichenNotwendigkeiten. Polnische Politiker weisen selbst darauf hin, daßdieBedeutung desMeeres imfrüherenKönigreichPolen unterschätztworden ist,wenn damals auch einzelneStaatsmänner efunden haben,die dieNotwendigkeiteinerstarken Flotteerkannt und für

biegenGedankzengeworben haben.

Polens eegeltungsbedürfnis durch die Deutsche Hause und

deren Erfolge angefacht wurde.- Lübeck, alsAusgangspunktdes Sieges-

zugesdeutschen Kaufmannseistes nachNorden undOsten,erwarb um dieBesiedlung derOstseeküstebesondereJerdiensteUnddiedemDeuts chenNi t terorde nim is. Jahrhundert gestellteAufgabekonntenur durchdieNückendeckungderdeutschenStadt Danzi ggelöstwerden. DerOrden besiegeltedenSiegdesDeutschtumsindenLändern am BaltischenMeer,undauch seineNiederringung durch Polenkonnte derOstsee ihren germanischen Charakternichtnehmen. Polens machtpolitische Plänezur Seebrachenim 16.Jahrhundert, nachlangem Kampfemit Schwedenund Dänemark,zusammen. Jm RingenmitDanzigum dieVorherrschaftan derWeichselmündungzo esgleichfallsden Kürzeren.Esmußte Danzigs Primatanerkennen. Sein damaligerVersucheinerAus-

schaltungder Hansestadtaus dem Ostseeverkehrblieb inden Anfängen steckenund

zeitigtekeinebleibende Wirkung. -

Heute istdieOstseezwar geographischundverkehrswirtschaftlicheinNebenmee r

geworden, sie besitztaber trotzdemals Zubringerstraße der großen Welt- ve rkehrszentre nnoch erheblicheBedeutung. Jm RahmendereuropäischenVer- kehrswirtschaft ist sieeinnicht wegzudenkender Faktor. Jn derFragedesWettbewerbs sinddieostbalt is chenHäfen,was ihre natürlichen Bedingungen anlangt, infolge derVereisung,derVerkehrsferneundauchderpolitischenVerschiebungderHinterlands- verhältnisse ungünstiger gestelltalsdieHäfen der mittleren und westlichen Ostsee. Kiel nimmt unter dendeutschen Ostseehäfen durch seine günstigeLageam Ausgangdes Kaiser-Wilhelm-Kanals gegenüberLübek und Flensburgeine bevorzugte Stellungein. Lü berkundauchStettin könnenalsnatürlichen Vorzug ihre verhält- nismäßigweit ins Land gezogene Lage geltend machen, dochwird beiStettin und K önigsbergdieserVorteil durchdenNachteileineskünstlichenSeekanals aufgehoben.

EinVergleichdernatürlichenLageDanzi sundGd ingensmit derjenigen ihrer Nachbarhäfen zeit,daßbeideHäfeninihrerZugezurSee keinebesonderenVorteile besitzen. Doch ist fürZanzigdieLagean derWeichsemündungeinVorteil. Allerdings ist der polnische Nationalhafen inGdingen, obwohlerkeine unmittelbare Wasserstraßen- verbindungbesitzt,25Kilometer von derWeiselmündungentfernt liegt,und dasDurch- schleppenderBinnenschiffe durchdieDanziger Bucht recht kostspieligundbeiderleichten Bauart derSchiffemitgroßen Gefahrenverbunden ist, auchimFlußverkehrmitDanzig

ineinen wirksamenWettbewerb getreten. Der BinnenwasserstraßenumschlagGdingens

hatmit 132000 Tonnen imJahre 1935 sein bisher größtesVolumen erreicht. Beide 344

Es darfals ziemlich sicher gelten, daß.

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Häfen verfügen heuteüber moderne undleistungsfähigeVerladevorrichtungen; sieüber- treffendarin Königsbergbedeutend undstehenmitStettin auf gleicher Höhe.Der tat- sächlicheUmschlag Gdingens istzwar schon größerals derjenigeDanzigs, doch istd ie

Umschlagskapazität Danzigs gegenwärtig noch etwas größer als diejenige des polnischen Hafens.

i

DerZutritt PolenszurOstsee hat fürdiereichsdeutschen Häfeninmehrfacher Hinsicht einegrundlegendeVerschiebungderWettbewerbslagemit sich gebracht. Einmal istvon denHäfen önigsbergundStettin das weitere polnische Hinterlandabgetrenntworden.

Großeund für diese Häerverkehrswirtschaftlich außerordentlichwichtige ehemals ost- deutscheGebiete sinddemGefügedespolnischen Wirtschaftskörperseinverleibt unddamit DanzigundGdingenzueteiltworden. Ueber das polnische Staatsgebiet hinauswirken dieverkehrspolitischengnaßnahmenPolens im Sinne einer Konkurrenzverschärfung zwischenDanzigundGdingen aufdereinen unddenreichsdeutschen Seehäfen aufder

anderen Seite. Doch hat die polnische Seehafenpolitik trotz aller

Ausnahmetarife, die wesentlich unter die Eigenkosten der Be- förderung liegen, keinen Neuverkehr größeren Ausmaßes zu

entwickeln vermocht, sondern im wesentlichen nur eine Um

lenkung des bisher in ostwestlicher Richtung über die Landes-

grenze gehenden Verkehrs in die Süd-No·rd-Nichtung herbei-

führen können.

Die bisherige Entwicklung des Gdingener Hafens, deram 10.Fe- bruar 1936 einJahrzehnt Stadtrechte besaß, erfolgteineinem geradezu amerikanischen Tempo. DieStadt, die1921 nocheinFischerdorfmitkaummehrals1000 Einwohnern war, zählt heute eine-Bevölkerungvon rund 85000. Der imJanuar 1936 beschlossene BebauungsplandesStadtbezirkes Groß-Gdingen siehteineBevölkerungszahlvon 250000 vor. Gdingen, dessen seewärtiger Güterumschlagerst1926 mitgeringenMengen begann, ist heutede rgrößteOst seehafen. Mit einem Warenoerkehr von 7,6Millionen Tonnen imJahre 1935 hatesalleanderen HäerdesOstseeraums überflügelt.Jm Maßeder Steigerungdesseewärtigen GüterverkehrsüberGdingen istdie Bedeu- tung Danzigs zurückgegangen, das mit 5,1Millionen Tonnen Gütern im Jahre1935 seitmehr alseinem Jahrzehnt dengeringsten Umschlagsverkehr aufzuweisen gehabt hat.

Die beiden Häer despolnischen Zollgebietes habenheutedieoptimale Höhedes Verkehrs überschritten,denihnendas polnischeWirtschaftsgebietzugebenvermag. Die Furchtvor einem Absinken ihres Verkehrs läßtdiePolenkrampfhaft nachdenletzten Möglichkeitensuchen,denTransi tver"kehrauch anderer,nichtpolnischer Wirtschafts-

ebietedurch ihrGebiet undüberihre Häfenzulenken. SieversuchenmitNachdrurkde-

feewärtigenVerkehrderTschechoslowakei, Oesterreichs, Ungarnsund Numäniens über ihre Küstezulenken. Undsie erhebendabeigegendiereichsdeutschen HäfendenVorwurf- durch ihre KonkurrenzdenAusbau unddieAusnutzung Gdingens bewußtzugefährden.

Esmuß jedoch festgestelltwerden,daß sichdieseit1933 eingetretene SteigerungdesGüter- umschlagesinKönigsbergundStettin keineswegsaus einer Steigerung des polnischen Transitsüberdiese Häfen, sondernganz einfachaus derdeutschen Wirtschaftsbelebung ableiten läßtunddaßdiepolnischen Transporte sowohlmengen- wiewertmäßig fürdie reichsdeutschen Häfenzugeringfügig sind,um inderen Verkehrspolitikeine irgendwie bedeutsameNolle zuspielen.

Das letzte Jahrzehnt hat die völlige Ausschaltung der deutsche-n Häfen der Ost- und Nordsee als Vermittler fürden polnischen UTarenverkehrzumAbschluß gebracht. Man muß sichvor allem klar darüber sein, daßdieGebiete,dieheutezumpolnischenStaat gehören,vordemKri egefast ausschließlichimAktionsradius desHandelsdergroßen deutschen HäfenderNord- und Ostsee lagen. DerKöni gsbergerHafenweitete damals sein Hinterland überdas Gebiet derProvinz Ostpreußenaus undumfaßtedarüber hinausdieGebiete desheutigen östlichenundnordöstlichenPolen. Kongreßpolenwar diebesondere Einflußsphäredes Danziger Hafens. Der Stettiner Hafen spielte fürdenErzbezugdes oberschlesischenJndustriegebietsalsEingangshafeneinebedeutende Rolle undhat auch für den späterzuPolen geschlagenenTeil Qberschlesiens zunächstnocheinewirtschaftlich 345

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