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Theologisches Literaturblatt, 14. Dezember 1906, Nr 50.

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Academic year: 2022

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Theologisches Literaturblatt.

Unter Mitwirkung

z a h l r e i c h e r V e r t r e t e r k i r c h l i c h e r W i s s e n s c h a f t u n d P r a x i s

herausgegeben von

D r. theol. H ölsch er

in Verbindung mit

Konsistorialrat Prof. D. K lo s t e r m a n n in Kiel, Konsistorialrat Prof. D. H a u s s le it e r in Greifswald, Prof. D. W a lt h e r in Rostock, Prof. D. Ih m e ls in Leipzig, Prof. D. A lt h a u s in Göttingen.

Nr. 50. Leipzig, 14. Dezember 1906. »XXVII. Jahrgang.

Erscheint jeden Freitag. — Abonnementspreis jährlich 10 Ji. — Insertionsgebühr pr. gesp. Petitzeile 30 — Expedition: Königsstrassc 13.

Meyer, Lic. theol. Konrad, Der Zeugniszweck des Evangelisten Johannes.

Meyer, D. Arnold, Das ,,Leben nach dem Evan­

gelium Jesu“ .

Bauschen. Girh., Die wichtigeren neuen Funde aus dem Gebiet der ältesten Kirchengeschii hte.

Burmeister, Ernst, Luther eine Säule der Auto- torität.

Bezner, Ludwig, Unser evangelisches Kirchen­

wesen.

Geschichte eines Muhammedaners, der Christ wurde.

Maler, Missionar Martin, Die Aufgaben eines Missionars in China.

Schnitze, Missionar O ., Lebensbilder aus der chinesischen Mission.

Zeitschriften. — Entgegnung. — Erwiderung.

Personalien.

Um ungesäumte Erneuerung des Abonnements ersucht die Verlagshandlung.

M e y e r , Lic. theol. Konrad, D e r Zeugniszweck des E v a n ­ gelisten J o h a n n es. Nach seinen eigenen Angaben dar­

gestellt. Gütersloh 1906, Bertelsmann (IV, 110 S. gr. 8).

2 Mk., geb. 2,8o Mk.

Im Gegensätze zu der üblichen Erörterung des johanneischen Problems durch eine Vergleichung des vierten Evangeliums mit den Synoptikern oder eine Untersuchung seines Lehrgehaltes, hält es der Verf. für geboten, vor allem nach dem Zwecke des Evangeliums zu fragen, wie er sich aus dem Buche selbst er­

gibt. Hierin berührt er Bich mit Baldensperger und Wrede, deren Auffassung des vierten Evangeliums durchaus von der Annahme einer apologetischen und polemischen T endenz g e ­ tragen ist. Was im Evangelium selbst von derartigen B e­

ziehungen zu beobachten ist, steht in einer gewissen Spannung mit der eigenen Zweckangabe des Evangelisten 20, 30 f., und eben hier setzt Meyer ein. — Zunächst behandelt er das Zeugenbewusstsein des Evangelisten, und geht dabei mit Recht von den sich von den Erzählungs* und Redekomplexen ab*

hebenden „speziell johanneischen Stücken“ (ausser dem Prologe besonders 1 9 ,3 5 — 37; 20, 3 0 f.) ans Hier bekundet sich die Absicht des Evangelisten, auf Grund eigener Anschauung des Lebens und Sterbens Jesu Zeugnis von der Person des Herrn sowohl hinsichtlich ihrer menschlichen als ihrer göttlichen Seite abzulegen, um dadurch bei den Lesern Glauben zu wirken. Mit gutem Grunde legt er hier Gewicht auf die Ein­

heit des Autors von Jobannesevangelium und ersten Johannes­

brief, was für die folgende Untersuchung von Belang ist.

Nur behauptet er unrichtigerweise, die Verwandtschaft zwischen Brief und Evangelium lasse sich bloss aus dem Sondergute des Evangelisten erhärten, während sie tatsächlich ganz ebenso zwischen dem Redestoffe des Evangeliums und dem Briefe be­

steht; vgl. z. B. Joh. 13, 34 mit 1 Joh. 2, 7. 8; Joh. 14, 16 mit 1 Joh. 2, 1 (vgl. auch die von Meyer selbst S. 32 an­

geführte Analogie). Ob man das Ixeivo; 1, 18 und besonders 19, 35 mit Meyer auf den erhöhten Christus bezieht oder nicht, ist im Zusammenhange nicht von entscheidender Be­

deutung. Es fragt sich nun, wie der vom Evangelisten so deutlich ausgesprochene Zeugniszweck sich zu den unverkenn­

baren apologetischen und polemischen Tendenzen des Buches verhalte. Meyer konstatiert sowohl im Evangelium als im Briefe eine zwiefache Spitze, nämlich eine solche gegen das ungläubige Judentum, dem gegenüber bewiesen werden soll, dass Jesus der Messias

Bei

(im Briefe 1 Job. 2, 22; 5, 4 f ), wie auch eine solche gegen Doketismus (Joh. 1, 14; 19, 33 f.;

20, 1 — 13), im Briefe speziell gegen Kerinths Anschauung (1 Joh. 4, 2; 5, 6 ), wobei die Identität des Menschen Jesus

mit dem himmlischen Christus dargetan wird. Die Polemik gegen die eine und gegen die andere Richtung Bind stets ver­

bunden, doch so, dass im Evangelium die Antithese gegen das Judentum vorherrscht, diejenige gegen den Doketismus nur m itschwingt, im Briefe gerade umgekehrt. Aus diesem doppelten Interesse erklären sich nach dem Verf. die Aus*

führungen in Joh. 6, 51 ff.; 19, 33 ff.; 20, 1 ff. Selbst die Aeusserungen über den Täufer sollen von hier aus ihre Auf- hellung erfahren, insofern die ungläubigen Juden im Gegen*

satze zu den Christen den Täufer gegen Jesus ausspielen, und auch die Kerinthianer dem Täufer eine gewisse Priorität

gegen ü b er

Jesus zuschreiben

oder doch die

Taufe des Herrn ungebührlich betonen mochten. Hier hat sich der Verf. durch den W unsch, eine polemische Beziehung auf Johannesjünger auszuschalten, zu recht gew agten Behauptungen verleiten lassen, denn eine antichristliche Berufung auf den Täufer von seiten der Juden ist doch kaum denkbar, vgl. Joh. 10, 41, und noch weniger konnten Doketen den Täufer höher schätzen als Jesus, wenn sie nicht aufhören wollten, Christen zu sein»

Vollends, was Meyer von geschichtlichen Spuren eines Zu­

sammenhangs zwischen Judentum und Doketismus aufzuzeigen sucht, ist gänzlich abzulehnen. Justin, c. Tryph. 8, handelt sicher nicht von Juden

C h r i s t e n ,

sondern von Juden, und die Verbindung judaistischer und doketischer Elemente bei den Irrlehrern der Ignatiusbriefe beweist doch weder, dass der Doketismus auf judenchristlichem Boden entstanden sein muss, noch, dass das ungläubige Judentum und der Doketismus durch ein- und dieselben Argumente widerlegt werden konnten.

Mochten beide in dem Anstosse an Jesu Leiden überein- stimmen, so gingen sie in ihren Grundtendenzen doch völlig^

auseinander, nnd das machte sich auch im einzelnen geltend.

Man denke nur daran, wie eine Auferstehung zu leiblichem Leben dem Judentum um so anziehender, dem Doketismus um so verabscheuungswürdiger Vorkommen musste, je materieller sie aufgefasst wurde. Dass Johannes zw ei so heterogene Grössen jeweilen gemeinsam soll bestritten haben, bleibt eine sehr befremdliche Annahme und fordert zur Revision der Hypothese auf. — Bilden die polemischen Beziehungen für den Evangelisten den Anlass, sein Zeugnis abzulegen, so ist weiter zu erwägen, in welcher W eise dieses Zeugnis im Evan­

gelium durchgeführt wird. Der Verf. geht hier sehr sorg­

fältig allen in Betracht kommenden Fragen nach. In einer Auseinandersetzung mit Wendt bespricht er das Verhältnis von aTjjiEiov und sp^ov, wobei er schliesslich zu dem Ergebnisse gelangt, dass Wort und Zeichen die zusammengehörigen Mittel des Zeugnisses Jesu sind. Den Inhalt desselben bildet die Be­

593 594

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kundung seiner Messianität nnd einzigartigen Gottesgemein- scbaft. D ies ist auch der Hanptgegenstand des Zeugnisses des T äafers, der Schrift nnd des Geistes im vierten Evangelium, w ie schliesslich des Evangelisten selbst, der durch die Dar­

stellung der Entwickelung von Glauben und Unglauben zur richtigen Stellungnahme gegenüber der Person Jesu auffordert.

D ie schönen Ausführungen des Verf.s sind durch die letzten Bemerkungen höchstens angedeutet; man muss sie selbst nach- lesen, nm sich ihren Inhalt anzueignen. — Schliesslich unter­

w irft der Verf. behufs genauer Zweckbestimmung des Evan­

geliums noch dessen Leserkreis einer Untersuchung. Es können weder Juden noch Heiden sein, die erst für den Glauben zu gewinnen sind, denn das Gericht über die Juden erscheint be­

reits abgeschlossen, und die Einwürfe, mit denen sich das Buch auseinandersetzt, sind nicht griechischer, sondern jüdischer Herkunft. Das Evangelium ist vielmehr auf Heidenchristen be­

rechnet, die im Glauben gestärkt werden sollen. Sein ein­

heitlicher Charakter bleibt nur gew ahrt, wenn man gemäss 20, 30 f. die Förderung der Christen im Glauben an Jesus als den Christus und den Sohn Gottes als Zweck des Evangeliums anerkennt und die Polemik gegen Judentum und Doketismus nur als untergeordnete Nebenzwecke und als spezielle ge­

schichtliche Veranlassung ansieht. Kap. 21 fällt aus diesem Rahmen heraus und ist jedenfalls ein späterer Zusatz, gleich­

viel ob von der Hand des Evangelisten oder eines anderen Autors.

Der Ref. hat sich bemüht, in vorliegender Skizze die nicht immer mit voller Schärfe hervortretenden Grundlinien der Arbeit m öglichst deutlich zu zeichnen. Sind ihre Resultate nicht durchweg unanfechtbar, so hat sie doch das Verdienst, den eigentlichen Hauptzweck des Evangeliums bestimmt ins Licht gestellt und damit sozusagen einen neutralen Boden für die Erörterung der johanneischen Frage gewonnen zu haben.

W as damit für diese selbst erreicht ist, deutet der Verf.

S. 102 mit den Worten an: „W eil der Evangelist an Christen schrieb, konnte er ein gut Stück Kenntnis der Geschichte Jesu bei ihnen voraussetzen und vieles weglassen. W eil er ihre Ueberzeugung festigen wollte, dasB Jesus trotz allem der Christus und Sohn Gottes sei, rückte er das diesem Zwecke Dienende in den Vordergrund. W eil dieser ihr Glaube an- gefochten war, musste er an geeigneten Stellen die davon be­

troffenen Punkte schützen und die ihn stützenden Momente hervorheben. W eil ihr Glaube zum Teile auch erschüttert w ar, suchte er durch wiederholte Geltendmachung seiner Autorität das Vertrauen zu seiner Darstellung und Auffassung zu stärken“. W eitere Konsequenzen zu ziehen, hat der Verf.

absichtlich unterlassen. In der T at wäre es schon ein grösser Gewinn, wenn seine wohlbegründete Hauptthese allgemeine

Zustimmung fände. E. Riggenbach.

M e y er , D. Arnold (Professor der Theologie in Zürich), D a s

„ L e b e n n a c h d em E v a n g e liu m J e s u “ . (Sammlung gemeinverständlicher Vorträge nnd Schriften aus dem Gebiete der Theologie nnd Religionsgeschichte. 44.) Tübingen 1905, Mohr (Paul Siebeck) (44 S. gr. 8). 75 Pf.

Als Mittelpunkt des Evangeliums Jesu bezeichnet Verf. die Botschaft: Nahe herbeigekommen ist die Herrschaft Gottes, die Zeit, wo Gott sein Regiment zur Geltung bringt und Recht schafft. Kehrt um, und glaubt dieser frohen Mär! Zu diesem Evangelium gehört nicht — das wird mit Nachdruck hervorgehoben — , „dass man zur Person Jesu eine bestimmte Stellung einnehme“ (S. 19). Die Messiasfrage soll für Jesus selbst bis zum Schlüsse seines Wirkens ein Problem gewesen sein (vgl. S. 5 n. 20); und der Gedanke an den le id e n d e n Messias oder das sühnende Leiden des Christus ist der Ge­

meindetheologie entsprungen (vgl. S. 6).

Wenn nun jene Botschaft den g a n z e n Inhalt des Evan­

geliums ausmacht, da könnte man fragen, ob darin irgend etwas Neues enthalten ist, ob Jesus die Propheten des alten Bundes oder Johannes den Täufer irgendwie überrage. Ein schwerwiegendes Bedenken für den, der die Person Jesu ans dem Evangelium streicht! Meyer sucht dasselbe dadurch zu zerstreuen, dass er auf die Forderungen Jesu hinweist. In

dem Inhalt und der Art der Verkündigung dieser ethischen Forderungen sieht Meyer das Neue nnd Grosse des Evan­

geliums Jesu. „Dies ist das Herz- und Welterneuernde in der Predigt Jesu, . . . . dass er ihnen (den Leuten) einen neuen W eg , d en W eg w eist, wie sie bei Gott selig werden können“ (S. 9). Jesus hat mit allem Nachdruck auf „die innerliche Erfüllung“ hingewiesen, hat alle seine Forderungen nnter das Gebot der Liebe gestellt, und hat sie alle „religiös orientiert“. „Ein Leben vor Gott in Gemeinschaft mit Gott ist der eigentliche Kern des Lebens nach dem Evangelium Jesu“ (S. 15). W ir müssen bekennen, dass wir in dem allen nicht soviel Neues, Herz- und Welterneuerndes entdecken können.

Dazu kommt noch ein anderes. Wenn man Jesu Forde­

rungen im einzelnen betrachtet, so scheinen sie gar nicht auf göttlichen, ewigen Höhen zu stehen. Sie sind alle unter den Gesichtspunkt der Nähe des Gottesreiches gestellt (vgl. S. 18) und erklären sich andererseits „aus der- Lage des geringen Volkes zu jener Zeit“ (S. 18). „Da drängen sich von selbst die beiden Fragen auf: Ist dies Evangelium nicht beschränkte Armeleuteidee, darum kulturlos, kulturfeindlich, weltflüchtig, oder mindestens unpraktisch, allzn n aiv, schwärmerisch, fanatisch?“

Meyer beantwortet beide Fragen im zweiten Teile seines Vortrages verneinend. Er versucht die Hoheit der Forde­

rungen Jesu dadurch zu erweisen, dass er Jesu W eise und Worte in unsere Weltanschauung übersetzt, dadurch, dass er das, was jener hochgespannten Enderwartung entspricht, aus­

scheidet nnd sich an das h ält, was für alle Zeiten g ilt (vgl.

S. 24 u. 25). W as die Weltfremdheit und Kulturfeindschaft des Evangeliums betrifft, so sucht Meyer die Schätzung der Erdengüter durch Jesum als die rechte zu erweisen.

In diesem zweiten Teile des Vortrages findet sich manches treffende Wort. Aber auf das Ganze gesehen müssen wir doch sagen: Wenn nun Jesus doch mit dieser Predigt völlig Fiasko vor den Menschen erlitten h at, und wenn er selbst zusammenbrach, sich freilich in den Zusammenbruch ergab, aber ohne das „Warum“ zu wissen (vgl. S. 23), so bleibt es ein unlösbares R ätsel, dass Jesu Sache nicht nntergegangen, sondern siegreich aus dem Grabe auferstanden ist (vgl. S. 24).

Die ethischen Forderungen geben wenigstens nicht des Rätsels Lösung. Die liegt unseres Erachtens allein in dem Bekenntnis des Thomas: Mein Herr und mein Gott!

S c h w e r in . H. Walter.

H ä u s c h e n , Gerh. (Dr. phil. et theol., a. o. Professor der Theologie an der Universität Bonn), D ie w ic h t ig e r e n n e u e n F u n d e a u s d em G e b ie t d e r ä lte s t e n K ir c h e n ­ g e s c h ic h te . Bonn 1905, P. Haunstein (66 S. 8). 8 0 Pf.

Der Verf. liefert eine Uebersetzung von folgenden Stücken:

1. Didache, 2. Bruchstück aus dem Petrusevangelium, 3. die sieben zu Oxyrhynchus gefundenen Herrenworte, 4. das Mar­

tyrium des Karpus, Papylus und der Agathonike, 5. die Akten der scilitanischen Märtyrer, 6. die Grabschrift des Abercius, 7. das Opferattest des Aurelius Diogenes vom 26. Juni 250, 8. die Steintafel von Arykanda mit dem an Maximinus Daza gerichteten Gesuche nm Ausrottung des Christentums und mit der Antwort deB Kaisers, 9. die Bestimmungen über Liebes- mahl und Abendmahl aus der ägyptischen Kirchenordnung.

D ie Uebersetzung ist fliessend; jedem Stück geht eine Ein­

leitung voraus. Einzelne schwierigere Stellen werden in An­

merkungen erläutert. Das Büchlein ist für weitere Kreise bestimmt und kann interessierten Laien empfohlen werden.

Der Verf. irrt jedoch, wenn er m eint, die erste deutsche Uebersetzung des Martyriums des Karpus, Papylus und der Agathonike geliefert zu haben. Eine solche ist schon vorher von Ernst Klein (Aus der Schatzkammer heiliger Väter, Heft 9, Berlin, Verlag der vaterl. Verlags- u. K unstanstalt) veranstaltet

worden. Walter.

B u r m e is te r , Ernst (Pastor em. Dr. phil.), L u th e r e in e

S ä u le d er A u to r itä t, in seinem persönlichen Vorbilde

und durch die R eform ationslehre vom Gesetz historisch

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begründet und psychologisch erörtert. Stettin 1905, JohB. Barmeister (VI, 184 S. gr. 8). 2 .4 0 .

Der im Anfang dieses Jahres verstorbene Verf. hat als 7 8 jähriger Emeritus diese Arbeit erscheinen lassen, die in den

■ersten 25 Seiten einen bereits 1892 gedruckten Vortrag und in dem II. Hanptteil die 1863 (!) der Universität Jena als Doktorarbeit vorgelegte Abhandlung über die Reformations- lehre vom Gesetz enthält. In den zwischen diesen beiden Stücken liegenden 95 Seiten wird der in jenem Vortrage auf­

g estellte Grundsatz, dass wahre Autorität wohl innerlich bindet, aber nach aussen hin in einem selbstgewollten Gehor­

sam frei macht, weiter durchgeführt. Während der Vortrag Luthers Verhalten gegenüber der Autorität seines Vaters zum Gegenstand hatte, zeigt der Verf. in den daran sich an­

schliessenden Kapiteln, die weitere Lebensführung Luthers ver­

folgend, wie der Reformator in den verschiedensten Konflikten m it der Macht der Autorität gegenüber seinem geistlichen Vater S taupitz, dem Papst und Konzilien, dem Kaiser und Reich, r entgegen dem Bildersturm und Bauernaufruhr“ allein von d e r Autorität sich geleitet wusste, zu der er sich in dem W eckruf an den christlichen Adel deutscher Nation von 1520 bekannte: „Darum lasset uns aufwachen, lieben Deutschen, nnd Gott mehr fürchten, denn die Menschen!“ — So wertvoll der grundlegende Gedanke ist, dass es der nicht hoch genug anzuschlagende Erwerb der Reformation Luthers sei, die prin­

zipielle Verschiedenheit von Menschenknechtschaft und gött­

licher Autorität klar dargelegt zu haben, so bleibt doch die Ausführung beträchtlich hinter den Erwartungen zurück, zumal tla der Verf. zu oft in den Ton des populären Vortrages, bis­

weilen auch der erbaulichen Predigt verfällt und nach eigenem Geständnis vor allem vermeiden w ill, „spezifisch theologisch“

zu werden. So begegnen wir neben recht beachtenswerten Gedankenspänen auch mehr oder weniger subjektivistischen Betrachtungen über Kindererziehung (S. 13 — 15), P ietät (S. 22 bis 24), Katechismuspredigten (S. 87), Charakterbildung (S. 27 ff.), das Gebet des Gläubigen (S. 75), die Verbindlichkeit logischer Schlussfolgerungen (S. 3 9 — 4 4 ), sozialpolitisierende Pastoren (S. 98), Mystik (S. 69 f.), Berechtigung der Revolution (S. 1 0 8 ff.) u. a. m. Dazu bereitet der Stil mit seiner eigenartigen Aus- -drueksweise nnd den wunderlichsten Satzkonstruktionen und auch mannigfache Druckfehler bisweilen rechtes Missbehagen.

E s berührt auch sonderbar, dass den Leser ständig als ein­

ziger Kronzeuge für weltgeschichtliche Daten Ranke und für das Leben Luthers „sein Biograph“ Köstlin begleitet. — Vom -wissenschaftlichen Standpunkte kann die Abhandlung nicht be­

sonders hoch eingeschätzt werden; ihr W ert liegt vor allem darin, dass sie der schrankenlosen Autoritätslosigkeit unserer Zeit in dem persönlichen Vorbilde Luthers einen Spiegel vor­

h ält, der zeig t, wie unter energischer Zurückweisung aller angemassten oder missbrauchten Autorität in ihre gebührenden Grenzen die wahre Beugung unter Gott, „die erste und letzte A utorität“ (Vorwort S. V), nicht „knechtet, sondern befreiend

w irk t“ (S. 6). ________ Lic. Galley.

Bezner, Ludwig

(ev. Pfarrer),

Unser evangelisches Kirchenwesen. Kurze Darstellung der Entstehung, Verfassung und Ordnung der evan­

gelischen Kirche. Mit 12 Abbildungen. (Illustrierte Bibliothek der Rechts- und Staatskunde. Bd. 23.) Stuttgart, Ernst Heinrich Moritz (127 S. 12). Geb. 1.50.

Das inhallreiche, in klarer, gemeinverständlicher Sprache ge­

schriebene Büchlein zerfällt in drei Abschnitte: 1. Von der Ent­

stehung der evangelischen Kirche; 2. Von den einzelnen evangelischen Kirchen, ihrer besonderen Ausgestaltung und Verfassung; 3. Von der Kirchengemeinde, ihrem Gottesdienste und kirchlichen Leben. — Der Abries der Reformationsgeschichte im ersten Teile ist durchaus zweck­

entsprechend gehalten; sehr kümmerlich und oberflächlich aber ist der vorausgeechickte Paragraph über Entstehung und Wesen der Kirche überhaupt. Christi Person und Werk als Basis der Kirche musste hier, wenn auch in grösater Knappheit, ganz anders gewürdigt werden, um ein tieferes Verständnis der Notwendigkeit und des Wesens der Reformation vorzubereiten. Was Verf. von dem Wesen der Kirche

«agt, leidet an Btarker Verschwommenheit; vgl. z. B. die Definition S . 10: Kirche = Gemeinschaft der Heiligen = die Gemeinde der mit dem heiligen Gott in Verbindung stehenden und durch ihn geheiligten Menschen. Sätze wie: „Abweichungen von der kirchlich festgesetzten

Lehre haben in der evangelischen Kirche ihr gutes Recht“ (S. 35), oder: „Auch ein Diener der evangelischen Kirche, ein Pfarrer, wenn er von der kirchlich festgesetzten Lehre in manchen Punkten abweicht, darf den Anspruch erheben, dass die Frage, wie weit sich der Dienst in der Kirche mit einer freien Stellung zur Kirchenlehre vereinigen lässt, nicht einfach und ausschliesslich als eine Frage des Rechtes, son­

dern in erster Linie als G e w is s e n s s a c h e des Einzelnen behandelt werde“ (8. 37), sollten in einer Bibliothek der R e c h ts - und Staals- kunde nicht in solcher Allgemeinheit mit so apodiktischer Sicherheit vorgetragen werden. Solange noch die Verpflichtung auf Schrift und Bekenntnis besteht, kann man höchstens von einer D u ld u n g , nimmer­

mehr aber von einem R e c h te der Irrlehre in der Kirche reden. Oder schwebt Bremen dem Verf. als Ideal vor?

Dass derselbe die Trennung zwischen der lutherischen und der reformierten Kirche nur Luthers „wohlgemeinter, aber sicherlich auf einer Verkennung Zwinglis beruhender Hartnäckigkeit“ zur Last legt, nimmt uns bei der durchaus unionisierenden Tendenz des Büchleins nicht weiter wunder.

Abschnitt 2 und 3 bringen ungefähr alles das, was ein gebildeter Laie, namentlich wenn er Kirchen

Vorsteher

ist, über die kirchliche Verfassung, das gottesdienstliche Leben, sowie über Rechte und Pflichten des Pfarrers und der Gemeinde wissen muss,

D r e s d e n . _________ Karl Amelung.

Geschichte eines Muhammedaners, der Christ wurde. (Die Geschichte des Johannes Awetaranian.) Von ihm selbst erzählt. Mit 6 Illu­

strationen. Gross-Lichterfelde-West 1905, Deutsche Orient-Mission, E. V. (136 S. gr. 8). Geb. 2,25 Mk.

Der im Dienste der deutschen Orientmission stehende Pastor Awe­

taranian erzählt seine wechselvolle Lebensgeschichte. Ein junger, nach­

denklicher, ideal gerichteter Mohammedaner kommt als Moliah durch die Lektüre des Neuen Testaments zum Glauben an Christum, sucht Anschluss bei den Armeniern, findet nach seiner Taufe Anstellung durch den schwedischen Missionsbund, der ihn nach Kaschgar in Ost- turkestan sendet, wo er mehrere Jahre wirkt, seinen Diener Lazarus tauft, das Neue Testament ins Kaschgarische übersetzt, zeitweilig Reise­

begleiter des (in wenig günstigem Lichte erscheinenden) Dr. Sven Hedin wird, sich sodann vom schwedischen Missionsbunde wieder trennt, in Tiflis mit W. Faber bekannt wird und einige Zeit mit ihm in Verbindung steht, um endlich, nachdem dem Drucke seiner Bibel­

übersetzung immer neue Schwierigkeiten in den Weg treten, bei der Deutschen Orient-Mission zu landen, in deren Dienst er, mit Helene v. Osterroth verheiratet, seit 1900, erst in Varna und nun in Schumiah, arbeitet. D ie Erzählung, in welcher die Person des Schreibers stark in den Vordergrund tritt, wird nicht nur solche interessieren, welche die Deutsche Orient-Mission und ihre Arbeitskräfte kennen lernen wollen, da Bie interessante Einblicke in die mohammedanische und orientalische Welt gewährt und zum Verständnis des Islam und seiner Sekten, be­

sonders der merkwürdigen Jologhli, wertvolle Beiträge bietet.

F r a n k fu r t a. M. Palmer.

Maier, Missionar Martin, Die Aufgaben eines Missionars in China.

Referat, gehalten an der IX . christlichen Studentenkonferenz in Aarau 16.—18. März 1905. Basel 1906, Missionsbuchhandlung (57 S. 8).

Der Vortrag behandelt 1. die im Selbstgefühl, der religiösen Gleichgültigkeit und dem wachsenden Einfluss Japans in China be­

stehenden Schwierigkeiten, 2. die im Fehlen des religiösen Fanatis­

mus, der Not und dem Elend und in dem geistigen Erwachen Chinas bestehenden, für den Missionar günstigen Umstände, um sodann 3. die Aufgaben des Missionars zu charakterisieren, wobei Predigt, ärztliche H ilfe, Schul- und literarische Tätigkeit besprochen, mit sehr guten Beispielen veranschaulicht, und manches Goldkorn missionarischer Weis­

heit eingestreut ist, und schliesst mit einer Erörterung des Missions­

erfolgs.

F r a n k fu r t a. M. _________ Palmer.

Schultze, Missionar O., Lebensbilder aus der chinesischen Mission.

Mit vielen Bildern, meist nach Originalzeichnungen des Verfassers.

Basel 1905, Missionsbuchhandlung (144 S. 8). 1,80 Mk.

Das Büchlein enthält zehn schlichte Lebensbilder chinesischer Heiden­

christen, welche nicht nur in die Anschauungen, Sitten und Unsitten der Chinesen, wie z. B. das Opiumrauchen, das Bettler- und Räuber­

unwesen, sondern auch in die wunderbaren Wege Gottes mit einzelnen Seelen einen Einblick gewähren, und so für den, der sie zu benutzen versteht, manchen Stoff für Missionsvorträge und -Ansprachen bieten.

Der Feder eines erprobten Missionars entstammend machen die Schilderungen durchaus den Eindruck geschichtlicher Treue und Zu­

verlässigkeit.

F r a n k fu r t a. M. Palmer.

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Zeitschriften.

Geschichts'blätter, Deutsche. 7. Bd., 1905/06: F. R o th , Zur neueren reforixiationsgeechicbtlichen Literatur Süd- und Mitteldeutschlands.

H . W e r n e r , Die sog. Reformation des Kaisers Sigmund und ver­

wandte Reformsnhriften.

Jahresbericht des hist. Vereins für Mittelfranken 53, 1906: S c h o r n ­ baum , Zur zweiten branden hurgischen Kirchenvisitation 1536.

S c h o r n b a u m , Ein Ansbacher Kircheninventarium aus dem 17. Jahr­

hundert.

Journal, International, of ethics. Vol. 17, No. 1, Okt. 1906: W. R.

S o r le y , Ethical aspects of economics I. Fr. H a r r i s o n , PositiviBts and Dr. Coit. J. A. H o b s o n , The ethics of internatioDalism. D.

S. M u z z e y , Medieval morals. F. T. C a r lto n , Humanitarianism.

M. M a c m illa n , Bacon’s moral teaching. Ira W. H o w e r t h , War and social eeonomy. W. E. L is h m a n , Reflections on Kidd’s „prin- ciples of western civilization“. J. T a k a k u s u , The

Bocial

and ethical value of th“ family

ByBtem

in Japan.

Merkur, Deutscher. 37. Jahrg., Nr. 22: Die altkatholische Gemeinde Konstanz 1. Eine neue Urkunde über Jesus. (Brief des Lentulus bei den Lazaristen )

Mitteilungen der Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schul- geschichte. 16. Jahrg., 4. Heft: H. L o r e n z , Die Lehrmittel und Handarbeiten des Basedowschen Philanthropins nebet 12 Tafeln mit Abbildungen der wicht gsten in Dessau noch heute vorhandenen Reste.

Monatsschrift für die kirchliche Praxis. 6. Jahrg., 10. Heft: Notizen.

H e n n in g , Soll’s der Pfarrer der Gemeinde recht machen? F.

N ie b e r g a ll , Der Pfahl im Fleiech. O. B a u m g a r te n , Vorschlag einer freien Textfolge für das Kirchenjahr 1906/07. S c h e t t le r , Die Vorbereitung der Helfer und Helferinnen für den Kindergottes­

dienst. Fr. M ö r c h e n , Zur psychiatrischen Betrachtung des über­

lieferten Christusbildes. Kirchliche Chronik.

Quartalschrift, Römische, für christliche Altertumskunde und für Kirchengeschichte. 20. Jahrg., 3. Hefi: H. G r is a r , D ie angebliche Christusreliquie im mittelalterlichen Lateran (Praeputium domini).

A. B a u m sta r k , Palästinensia. Ein vorläufiger Bericht. H. K.

S c h ä fe r , Zur Kritik mittelalterlicher kirchlicher Zustände. V.

S c h w e it z e r , Kardinal Bartolomeo Guidiccioni (1469 — 1549). H.

K. S c h ä fe r , Deutsche in Avignon und ihre Wohnungen zur Zeit

JobaD ns

X X II. (1316 bis 1334); Zur älteren Geschichte der Loretaner W al I fahrtskirche.

Quartalschrift, Theologische.

88

. Jahrg., 4. Heft: R o h r , Zur Einheit­

lichkeit der Apokalypse. F u n k , Das Indukenzedikt des Papstes Kalistus. V e t t e r , Die armenische Paulusapokalypse. S ä g m ü lle r , Zur Tätigkeit und Stellung der Kardinäle bis Papst Bomfaz V III.

Studien, Theologische. Jg. 24, Afl. 4: C. F. M. D e e le m a n , Adversus aleatores 1. G. V a lle n g a , De voldoening I. F . C. D a u b a n t o n , E^n CaMjn-monument III

Zeitschrift für Philosophie und Pädagogik. 14. Jahrg., l.H e ft: P.

Z i l l i g , Grundfragen zum Lehrplan tur die Volksschule. P. T h ir y , Zur Frage der praktischen Verwertung der Schulferien I.

Entgegnung.

In Nr. 45 d. Bl. hat Herr Prof. Grützmacher meinen Vortrag wider die moderne positive Theologie einer Kritik unterzogen. Da dieselbe mir nicht geeignet erscheint, die herrschende Verwirrung im Urteil über die moderne positive Theologie zu klären, stelle ich dagegen folgende Tatsachen fest:

1. Herr Prof. Grützmacher ist auf meine Hauptbedenken überhaupt nicht eingegangen. Ich bitte die interessierten Leser, in meinem Vor­

trage nachzublättern, was ich gegen die programmatische Zuspitzung des Wortes modern daselbst (S. 16 f.) gesagt habe; ferner gegen seinen intellektualistischen und deshalb quantitativen Begriff von Offenbarungs­

entwickelung (S. 32 f. Anm.); endlich und hauptsächlich, was ich S. 33f.

ausgeführt, dass der absolute Charakter des rechtfertigenden Glaubens verloren geht, wenn die Offenbarungsentwickelung keinen absoluten Abschluss in Jesus hat. Auch die Erwiderung auf S. 36 Anm. bezüglich der Unterscheidung von „Beziehung“ und „Inhalt“, die natürlich von grösster Wichtigkeit ist, hat er übergangen.

2. Was aber Herr Prof. Grützmacher positiv gegen mich ausführt, trifft mich 1. zum Teil nicht, sofern ich niemals behauptet habe, dass die Vergebung der Sünden o h n e E in s c h lu s s der E r n e u e r u n g den Kern des Evangeliums ausmacht. Für mich ist letztere analytisch in ersterer eingeschlossen (S. 35). Das tadle ich ja gerade als unreforma- torisch an ihm, dass er die Sündenvergebung rein negativ auffasst und in der Erneuerung eine Synthese erblickt zu ihr. Ich erblicke darin einen Einfluss der modernen Ethisierung der Religion. 2. Wo er aber mich wirklich trifft, da findet er mich mit Redewendungen ab, wie die von „ungesalzenen scholastischen Distinktionen“, „selbstverständlichen Binsenwahrheiten“ u. dgl.

Dagegen nun konstatiere ich, dass Grützmacher diese „selbstver­

ständlichen Binsenwahrheiten“ — sc. von der relativen Identität des Alten und Neuen Testaments — nirgends erwähnt und ausschliesslich die Seite des Fortschritts im neuen im Auge hat. Bei mir aber ent­

steht erst durch Hervorziehung beider Gesichtspunkte das P r o b le m , welches bei Grützmacher gar nicht existiert.

Zweitens: Meine Lösung der Sache ist die a lt k ir c h lic h e (Irenäus, Augustin), ferner auch Luiher’sche (vgl. Luthers Epistelpredigt E. V II,

S. 25—28). Nach dieser Auffassung ist Christus selbst das Identische beider Testamente als Gegenstand des Glaubens; und das Neue im Neuen Testament besteht in der „Erscheinung“ Christi. Grützmacher nun nennt diese Auffassung eine „ungesalzene scholastische Distinktion“ 1!

Drittens: Der erkenntnistheoretische Gegensatz zwischen uns wird allerdings nicht durch „Argumente und Autoritäten in Hülle und Fülle“

entschieden, sondern durch selbständige Arbeit! Und wenn mein Gegner aus meinem Schweigen auf seinen Einwand (E. K.-Z. 1906, Nr. 26) schliesst, „dass ich dagegen nichts zu erwidern gewusst habe“, so irrt er. Aus Stellen wie Röm. 11-, 36

(sk; 9-sov rct Ttavxa)

folgt nämlich in­

sofern noch lange nicht die Konstituierung einer Theologie und Heils­

geschichte der „Zwecke“, weil der höchste Zweck hier zugleich imma­

nenter Daseinsgrund ist, der g a r k e in A n a lo g o n s o n s t ig e r Z w e c k ­ v o r s t e llu n g e n verträgt. Indes kann d ie s e r Gegensatz hier nicht weiter ausgefochten werden.

G r e ifsw a ld . Lic. Dunkmann.

Erwiderung.

I. Herr Pastor Lic. Dunkmann wünscht eine Ergänzung meiner Kritik seines Vortrages.

a) Auf S. 16 ff. ist festgestellt, dass der Begriff modern an einer

„tatsächlichen Unbestimmtheit“ leidet. Lic. Dunkmann, der allerdings auf S. 38 dann selbst feststellen zu können glaubt , was modern ist, nämlich der naturwissenschaftliche Positivismus, leitet daraus die Un­

verwendbarkeit dieses Begriffes ab, d. h. die Aufgabe seiner näheren Bestimmbarkeit, über deren Lösung ich mich gegen D. Schmidt ge- äussert habe (cf. Theol. Lit.-Bl. Nr. 44).

b) Den Vorwurf eines intellektualistischen und quantitativen Offen­

barungsbegriffes in dem Sinne, dass für mich im Laufe der Offenbarungs­

entwickelung auch der Erkenntnisstoff gerechnet wird, akzeptiere ich, da ich nach dieser Richtung von „modern liberalen Vorurteilen“ nicht angekränkelt bin.

c) Lic. Dunkmann hat recht, dass der absolute Charakter des Christentums verloren geht, „wenn die Offenbarungsentwickelung in Jesus keinen absoluten Abschluss hat“. Die hier vorliegende Differenz besteht aber nicht darin, dass der eine von uns diesen Abschluss leugnet, der andere sie bejaht, sondern dass für mich der Abschluss in dem Jesus liegt, der sich als der Erhöhte im Geiste voll und ab­

schliessend in Johannes und Paulus offenbart; wo für Dunkmann die Erscheinung Jesu schliesst, die uns ja überhaupt nur in der aposto­

lischen Ueberlieferung zugänglich ist, saat er nicht.

d) Herrn Pastor Lic. Dunkmanns Unterschied von „Inhalt und Be­

ziehung“ S. 36 bleibt allerdings für mich eine scholastische Definition, und ich beuge mich daher unter s^in dort gefälltes Urteil, dass bei mir

„alles durchein aD d ergeht“.

II. Aus dem zweiten Teile der Erklärung entnehme ich, dass zwar unsere theologischen Formeln different bleiben, dagegen in allen ent­

scheidenden Punkten nunmehr ein sachliches Einverständnis erzielt ist.

Für uns beide ist Kern des Evangeliums Sündenvergebung mit Ein­

schluss der Erneuerung, besteht zwischen Altem und Neuem Testament

„relative Identität und Fortschritt“ , ist das Neue die „Erscheinung Christi“, deren Inhalt und Umfang allerdings nach dem unter I c Dar­

gelegten von uns verschieden bestimmt wird. Auch dem stimme ich zu, dass der hier nicht ausfechtbare erkenntnistheoretische Gegensatz nur durch „selbstäodige Arbeit“ erledigt werden kann. Dass aber diese Arbeit im Ansch uss an Autoritäten und Argumente der auf diesem Gebiete in erster Linie zuständigen Philosophie sich zu vollziehen hat, und dasB diese dann ausdrücklich zu nennen sind, wenn einem „be­

neidenswerten und naiven Optimismus“ in der Lösung philosophischer Fragen (cf. Dunkmann S. 30) vorgeworfen wird, wird auch Herr Pastor Lic. Dunkmann nicht „unselbständig“ finden.

H. H. Grützmacher.

Personalien.

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