• Nie Znaleziono Wyników

Mittheilungen aus der historischen Litteratur, 26. Jg. 1898, H. 2.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Share "Mittheilungen aus der historischen Litteratur, 26. Jg. 1898, H. 2."

Copied!
136
0
0

Pełen tekst

(1)

Mitteilungen

aus der

h i s t o r i s c h e n L i t t e r a t u r

herausgegeben von der

Historischen Gesellschaft in Berlin

und in deren A ufträge redigiert

von

Dr. F e r d i n a n d H i r s c h .

XXVI, Jahrgang, 2. Heft.

I n ll *1 1 t ! Seite

Philologisch-historische Beiträge Curt Wachsmuth zum 60. Geburtstage überreicht (H eyd en reich )... ... ... 129 S c h o e m a n n , Griechische Altertlimer. 4. Aufl. I (W inckler)...130 Y o r k v. W a r t e n b u r g , Kurze Uebersicht der Feldzüge Alexanders des Grossen (Wiehr) 141 C o n r a t (Cohn), Die Christenverfolgungen im römischen Reiche vom Standpunkte des Juristen

(S ie b e r t)... ... 144 Monumenta Germaniae historica. — Scriptorum rerum merovingicarum Tomus III (Hirsch) 146 Monumenta Germaniae historica. — Legum sectio II. ('apitularia regum l'rancorum (Hirsch) 149 D a h n , Die Könige der Germanen. VIII, 1 (H a h n )...154 T l n>.<!»■ | » n,lri litoJUmjnogc wiagajacza^.wJolsce w doble Piagtowskiej (Kaindl) . . . . 155

P l e k o s l n e K l , I n. II (Kaindl) . ...158

K a i n d l , Beiträge zur Eiteren ungarischen Geschichte (Ilwof) . . . , 160 v. U s l a r - G l e i c h e n , Das Kloster Reinhausen bei Göttingen (Hej'denreich) . . . . 161

D a v i d s o h n , Geschichte von Florenz. I \

Forschungen zur älteren Geschichte von Florenz ( (®Pan6en° erff) • • • 162 D o m e i e r , Die Päpste als Richter über die deutschen Könige von der Mitte des 11. bis

zum Ausgang des lo . Jahrhunderts (A ltm a n n )... ... . 170 L u d w ig , Untersuchungen über die Reise- und Marschgeschwindigkeit im 12. und 13.

Jahrhundert (W ersche)...1 7 1

S i e v e r s , Die politischen Beziehungen Kaiser Ludwigs des Baiern zu Frankreich in den Jahren 1314—1337 (A ltm a n n )... 173 Repertorium Germanieum. I ( A lt m a n n ) ... 173 l’r i e b a t s c h , Politische Korrespondenz des Kurfürsten Albrecht Achilles. II (Altmann) 177 B e l l e r o d e , Beiträge zu Schlesiens Rechtsgeschichte (S ie g e l) ... 178 L a n g e r , Materialien zur Geschichtsforschung im Adlergebirge. I (S ie g e l)...180 A lt m a n n , Ansgewählte Urkunden zur Brandenburgisch-Preussischen Verfassungs- und

Verwaltnngsgeschichte ( H i r s c h ) ... 180 H u c k , Dogmenhistorischer Beitrag zur Geschichte der Waldenser (Lüschhom) . . . . 182 K e l l e r , Grundfragen der Reformationsgeschichte (L üschhom )...184

Die Anfänge der Reformation und die Ketzerschulen (S ch m idt)...185 Fortsetzung auf der zweiten Seite des Umschlages.

Berlin 1898.

R. G a e r t n e r s V e r l a g s b u c h h a n d l u n g

H e r m a n n H e y fe ld e r .

Beilage: Sitzungsberichte der historischen Gesellschaft zu Berlin. 1898. Nr. 2.

(2)

Die „historische Gesellschaft in B erlin “ liefert durch die „M itteilungen aus der historischen L itteratur“ ausführliche Berichterstattungen über die neuesten historischen W erke mit möglichster Bezugnahme auf den bisherigen Stand der betreffenden Forschungen. Sie glaubt, da der Einzelne nicht alles au f dem Gebiete der Geschichte Erscheinende durch­

sehen, geschweige denn durcharbeiten kann, den Lehrern und Freunden der Geschichte einen D ienst zu leisten, wenn sie dieselben durch objektiv gehaltene Inhaltsangaben in den Stand setzt, zu beurteilen, ob für ihren Studienkreis die eingehende Beschäftigung mit einem W erke nötig sei oder nicht.

Kritiken werden die „ M i t t e i l u n g e n “ in der R egel fern halten, w eil weder die auf das allgemeine Ganze gerichtete subjektive Meinungs­

äusserung, noch das polemische Eingehen auf Einzelheiten den hier beabsichtigten Nutzen zu schaffen verm ögen, überdies eine richtige W ürdigung gerade der bedeutendsten historischen Arbeiten oft erst nach länger fortgesetzten Forschungen auf demselben Felde möglich ist.

D ie historische Gesellschaft wendet sich demnach an die Freunde und zunächst an die Lehrer der Geschichte mit der B itte, das Unter­

nehmen durch ihre Gunst zu fördern; sie ersucht insbesondere die Herren, welche dasselbe durch ihre Mitarbeit unterstützen wollen, sich mit dem Redacteur in Verbindung zu setzen.

Zusendungen für die Redaction werden postfrei unter der Adresse des Herrn Professor D r. Ferdinand Hirsch in B erlin, NO., Friedensstrasse 11, oder durch Vermittelung des Verlegers erbeten.

P r o s p e k t .

V ierteljährlich ersch eint ein H eft von 8 B ogen. P reis des Jahrganges 8 Mark.

Seite T h o m a s , Markgraf Kasimir von Brandenburg im Bauernkriege (S ie g e l) ... 187 V o r b e r g , Die Einführung der Reformation in Rostock (v. G rüner)... 18!) H a u p t , Beiträge zur ReformationsgeRchichte der Reichsstadt Worms (Barge) . . . . 191 S t e f f e n , Zur Politik Albrechts von Mainz in den Jahren 1632 bis 1545 (Barge) . . . 192 G o s s a r t , Notes pour servir U l’histoire du R&gnc de Charles-Quint (Barge) . . . . 194 A n k e l , Graf Philipp Ludwig II. und die Grlindung von Neu-Hanau (Falckenheiner) . 195 S c h o 11 m ü l l e r , Die Organisation der Zentralverwaltung inKleye-Mark vor der brauden-

burgischen Besitzergreifung im Jahre 1609 ( R e d l i c h ) ... 196 B o u r g e o i s , Ludwig XIV. der Sonnenkönig oder das grosse Jahrhundert Frankreichs

(Hirsch) . ...200 M iis e b e c k , Die Feldziige des Grossen Kurfürsten in Ponnnem 1675—1U77 (Wehrmann) ‘201 L e G l a y , Les origines historiques de l’alliance franco-russe ( B l o c h ) ...203 B ro sch !, Geschichte von England. IX (Koedderitz) ... ... 204 y. R u v i i l e , William Pitt (Chatham) und Graf Bute (Mollwo) . .

K o c h , Beiträge zur Geschichte der politischen Ideen und d e r R eg ieru n g sp rax is. II(H inlze) ‘207 J a n s e n - S a m w e r , Schleswig-Holsteins Befreiung (B lo c h )... ^... 209 v. D i e b i t s c h , Die Königlich H a n n o v e r s c h e Armee auf ihrem letzten W affengange Im

Juni 1866 ( F o s s ) ...

V a r n h a g e n , Werder gegen Bourbaki ( F o s s ) ... ... 2l<«

Z er n in , Das Leben des Königlich Preussischen Generals der Infanterie August von Goeben. I. II (Brecher)...

I l w o f , Die Grafen von Attems Freiherren von Helligenkreuz in ihrem Wirken in und für Steiermark ( H i r s c h ) ...<...223 Viertcljahrssehrift für Wappen-, Siegel- und Familienkunde. XXIV (v. Gruner) . . . ‘225 Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. N. F. X (M artens,)... -'-*7 Mitteilungen vom Freiberger Altertumsverein. XXXIII (H eyden reich)... 23o Der Geschichtsfreund. L. LI ( F o s s ) ...

Freiburger Geschichtsbliitter. III ( F o s s ) ... ...

Kwartalnik historyczny. Organ tovvarzystwa historveznego. X (K a in d l)... -•>•>

Jahrbuch des Bukowiner Landes-Museums. 1—IV ( K a i n d l ) ... 2J"

K a i n d l , Geschichte der Bukowina. III ( I lw o f ) ...239 K r o n e s , Bericht Uber die Ergebnisse einer archivalischen Reise im Herbste 18961 m wof) ‘241 Z w i e d i n e c k , Das gräfl.Lambergsche Familienarchiv zu Schloss Feistritz b. Ilz. I. /

Niederlausitzcr Mitteilungen. III, 3. — 8. IV, 1.—8. (K ro llick )...24-1 Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln. XXVII (F ischer)... • • • -18 Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Geschichte. XXM.

( H o l t z e ) ... . . . . 250 V o l z , W i l h e l m d e r G r o s s e , D e u t s c h e r K a i s e r u n d K ö n i g v o n P r e u s s e n ( K o e d d e r i t z ) . 2-'3 T h r o n s t , M o n u m e n t a p a l a e o g r a p h i c a ( H i r s c h ) ... - 54

(3)

N o. 2. 1 8 9 8 .

[R . G a e rtn e rs Y e rla g , H . H e y fe ld e r, B e r lin S W .]

Sitzungs - Berichte

der historischen Gesellschaft zu Berlin.

271. Sitzung vom 10. Januar 1898. Nachdem der Vorsitzende, Herr Professor H ir s c h , die Versammlung begrüsst und eine Uebersicht über die Thätigkeit der Gesellschaft während des verflossenen Jahres gegeben hatte, hielt ebenderselbe an Stelle des durch Krankheit am Erscheinen verhinderten Herrn Geheimen Regierungsrat Dr. Foss einen Vortrag über: D ie B e ­ z i e h u n g e n d e s G r o s s e n K u r f ü r s te n zu E n g la n d w ä h r e n d d er J a h r e 1674— 1679, hauptsächlich auf Grund der Akten der beiden Ge­

sandtschaften des jüngeren Freiherrn Otto v. Schwerin dorthin 1674 und 1675— 1678, welche bisher nur teilw eise und mangelhaft durch v. Orlich veröffentlicht worden sind. Er zeigte, dass die erste Gesandtschaft, welche derselbe im Aufträge des Kurfürsten 1674, bevor dieser sich der gegen Frankreich gebildeten Koalition anschloss, unternahm, in der Hauptsache den Zweck verfolgte, die innere Lage in England und die voraussichtliche Haltung dieser Macht in dem Kriege zwischen Frankreich und dessen Gegnern zu erkunden, und dass Schwerin sich davon überzeugte, dass innere Unruhen und eine baldige Berufung des Parlamentes ebensowenig zu er­

warten seien wie eine Beteiligung Englands an dem Kriege. Das zweite Mal, 1675, schickte der Kurfürst Schwerin nach England, um von König Karl II. H ülfe g e g en die in sein Land eingefallenen Schweden zu erbitten.

Obwohl diese verweigert wurde, liess er denselben doch bis Ende 1678 dort, und der Vortragende zeigte, wie Schwerin daselbst drei Aufgaben zu er­

füllen gehabt hat, Berichterstattung über die Vorgänge in England selbst und über die Haltung dieses Staates den kriegführenden Mächten gegenüber, ferner Vereitelung der Versuche, welche von dort aus wiederholentlich ge­

macht wurden, trotz der äusserlich eingehaltenen Neutralität Schweden unter der Hand zu unterstützen, und Ausrichtung besonderer Aufträge, welche ihm von dem Kuriürsten erteilt wurden, darunter auch einer Aufforderung, welche dieser Ende Juni 1678 an den englischen König richtete, die An­

knüpfung von Sonderverhandlungen zwischen ihm und Ludwig XIV. zu ver­

mitteln, worauf derselbe sich aber nicht einliess. Der Vortragende berührte zum Schluss kurz die Thätigkeit Spanheims, dem der Kurfürst, nachdem Schwerin Ende 1678 abberufen worden war, die Besorgung seiner Geschäfte in England übertrug, bis zum Abschluss des Friedens im Juni 1679.

An der folgenden Diskussion beteiligten sich die Herren K rün e r , G ir g e n s o h n , A r n h e im , S c h m id t und W e r s c h e .

272. Sitzung vom 7. Februar 1898. Nachdem der Kassenführer Herr Professor Dr. B e r n e r über den Stand der Kasse Bericht erstattet hatte und ihm Entlastung erteilt war, sprach Herr Dr. A r n h e im über den E i n f a l l d er S c h w e d e n in d ie M ark B r a n d e n b u r g (1675) und s e in e V o r ­ g e s c h i c h t e . Nach einer kurzen Würdigung der in den letzten Jahren von deutscher wie von schwedischer Seite veröffentlichten Abhandlungen zur Geschichte des schwedisch-brandenburgischen Krieges 1675/79 gab der Vor­

tragende, teilw eise auf Grund neuerer Untersuchungen des schwedischen H isto rik « . Nils Wimarson, eine kritische Darstellung der Begebenheiten, weiche Anfang 1675 den Einmarsch der Schweden in die Marken herbei­

führten. Den Ausgangspunkt der Betrachtung bildete das schwedisch­

(4)

2

französische Bündnis vom 14. April 1672, welches nach französischer Auf­

fassung den Grossen Kurfürsten während des Angriffe Ludwigs XIY. auf die holländische Republik im Schach zu halten bezweckte, während die Mehr­

heit des Stockholmer Senats, vor allem der Reichskanzler Delagardie, den Vertrag einzig als ein Mittel zur Linderung der finanziellen Not Schwedens ansah und eine kriegerische Verwicklung auf deutschem Boden, namentlich mit Brandenburg, unter allen Umständen vermieden zu sehen wünschte.

Die Versuche des nach Stockholm neuentsandten Botschafters Feuquieres, Schweden für ein bewaffnetes Einschreiten in Deutschland zu erwärmen, waren zunächst vergeblich. Erst als Feuquieres eine Subsidienerhöhung versprach, wofern Schweden seinen vertragsmässigen Verpflichtungen nach- kommen würde, verpflichtete sich Schweden Ende April 1674 zur Vermehrung seiner Streitmacht in Deutschland auf 22000 Mann, wogegen die französi­

schen Subsidien auf 900000 Reichsthaler erhöht werden sollten. Der un­

glaubliche Leichtsinn Delagardie’s bei seinen Verhandlungen mit Feuquieres

— demselben wurde eine bindende schriftliche Erklärung betreffend den Termin, die Form und die Voraussetzung der Subsidienzahlungen überhaupt nicht abgefordert — sollte sich schon binnen kurzem rächen. Feuquieres, welcher klar durchschaute, dass es der schwedischen Regierung nicht sowohl um eine beschleunigte Vornahme der Kriegsrüstungen und Truppentransporte, als vielmehr darum zu thun war, mit Hülfe der französischen Subsidien die schwedische Armee längere Zeit auf eigenem Boden unterhalten und in ­ zwischen den W eg zu einem allgemeinen europäischen Frieden ebnen zu können, verweigerte nämlich seit Ende Juni weitere Subsidienvorschüsse, bevor nicht alle Mannschaften in Pommern gelandet wären. Da der Geld­

mangel eine Fortsetzung der schwedischen Rüstungen ohne französische Sub­

sidien so gut wie unmöglich machte, wurde die Lage in Stockholm eine höchst bedenkliche. Es kam zu scharfen Konflikten zwischen dem Reichs­

kanzler und dem Botschafter, bei denen Feuquieres Sieger blieb. Nach langem Sträuben musste sich der Reichskanzler auf Gnade und Ungnade fügen, um die schwedische Armee vor einem anders sicheren Hungertode zu erretten. Am 30. September 1674 erging an K. G. W rangel die Ordre, sechs Wochen nach seiner Landung auf pommerschem Boden mit Branden­

burg nach der „raison de guerre“ zu verfahren. Kurz vor dem Tage der Entscheidung scheute aber der Reichskanzler doch vor der mit dem Aus­

bruch des Krieges mit Brandenburg verbundenen schweren Verantwortung zurück. Um nun einen geeigneten Vorwand zum Aufschub der Feindselig­

keiten gegen Brandenburg zu erhalten, wusste er im Stockholmer Reichs­

rat die Annahme des Beschlusses zu erwirken, dass Schweden seine Armee in Pommern zunächst dazu verwenden solle, dem dänischen Könige eine Neutralitätserklärung abzunötigen. Seit dem 3. November 1674 erhielt W rangel zahlreiche Erlasse, die ihn von den veränderten politischen Dis­

positionen seiner Regierung in Kenntnis setzten. In einem derselben (24. Nov.) wurde er sogar angewiesen, unter dem Vorwande eines blossen Durch­

marsches seine Truppen bis auf weiteres im Mecklenburgischen einzuquartieren.

Nur widerwillig gehorchte der kriegerisch gesinnte Reichsfeldherr allen diesen Befehlen. Ein unglückliches Missverständnis verschaffte ihm bald darauf den ersehnten Vorwand zum Einmarsch in die Marken. Nach Em­

pfang des königlichen Erlasses vom 3. November hatte er (24. Nov.) nach Stockholm gemeldet, dass ein Aufschub der kriegerischen Aktion nicht mehr möglich sei, weshalb er etwa Mitte Dezember in Brandenburg einrücken werde. Infolge dessen musste die schwedische Regierung selbstredend glauben, der Bruch sei bereits erfolgt, und schrieb ihm (5. Dez.): Es bliebe nichts andres übrig, als die Aktion gegen den Kurfürsten fortzusetzen, da dieselbe ja leider bereits vor sich gegangen sei. Natürlich konnte W rangel nicht darüber im Zweifel sein, dass sich diese Worte auf eine irrtümliche Voraussetzung gründeten. Ausserdem hatte er seit Abgang seines Schreibens vom 24. November wiederholentlich Erlasse erhalten, die ihm einen Auf­

schub des Einmarsches in Brandenburg und die Einquartierung der Armee in Mecklenburg anbefahlen und denen er durch Anknüpfung von Unterhand­

(5)

3

lungen mit den Mecklenburgischen Herzögen bereits teilweise nachgekommen war. Trotzdem legte er jetzt den garnicht misszuverstehenden Inhalt der Ordre vom 5. Dezember absichtlich falsch aus und überschritt am 3. Januar 1675 mit etwa 13000 Mann die Grenze. Er hat also eigenm ächtig, dem ausdrücklichen Befehl seiner Regierung zuwider, die Invasion vollzogen.

An der Debatte beteiligten sich namentlich die Herren B a i l l e u , B e r n e r , H ir s c h und J ä h n s.

273. Sitzung vom 7. März 1898. Herr Professor Dr. B o h n hielt einen Vortrag über: D ie E r g e b n is s e d e r M o o r b r ü c k e n f o r s c h u n g . Er besprach vornehmlich die neuesten, 1897 erschienenen Arbeiten von Prejawa, Conwentz und Knoke (s. die Anzeige derselben in dem nächsten Hefte der BM itteilungen“)und zeigte, dass durch die beiden ersteren die früher herrschende Anschauung, an welcher auch Knoke festhält, dass alle im nordwestlichen Deutschland gefundenen Moorbrücken oder Bohlwege römischen Ursprungs seien, widerlegt sei, dass dieselben vielmehr als eine autocbthone Erfindung der Germanen zu gelten hätten. Er bezeichnete ferner die W ege, welche die weitere Bohlwegforschung einzuschlagen habe, und stellte als Haupt­

forderungen hin: Sorgfältige Aufnahme aller vorhandenen Bohlwegreste, erneute kritische Sichtung aller auf und bei denselben gemachten Einzelfunde und genaue Untersuchung aller wirklich oder angeblich vor- und früh­

geschichtlichen Befestigungsanlagen, namentlich soweit sie die Zugänge zu den Bohlwegen beherrschen.

An der folgenden Diskussion beteiligten sich die Herren E r h a r d t, S c h m id t und H ir sc h .

(6)
(7)

Philologisch-historische Beiträge etc. 1 2 9

42.

Philologisch - historische Beiträge Curt Wachsmuth zum 60. Ge­

burtstage überreicht. 8°. 218 S. Leipzig, B. G. Teubner, 1897. M. 8.— .

Zu den historischen B eiträgen dieser Sammlung gehört gleich die erste Abhandlung Seite 1—2 0 , in d er C o n r a d C i c h o r i u s auf G rund eigener eingehender Studien in Bukarest, Rassowa und Adamklissi die Reliefs des grossen von Tocilesco freigelegten römischen Siegesdenkmals von Adamklissi in d er D obrudscha e rö rte rt. Der rohe S ti l, die Uniformverschieden­

heiten von den D arstellungen der Trajanssäule und die ab ­ weichende D arstellung d er B arbaren lassen die Ansetzung des Denkmals in die Zeit T rajan s, die in d er vornehmen P ubli­

kation Tocilescos, Benndorfs und Niemanns vorgetragen ist, als zweifelhaft erscheinen. Auch Furtw änglers Hypothese, dass das Denkmal den Sieg des M. Licinius Crassus vom J a h re 29 v. Chr. ü b er die germanischen B astarner darstelle, ist hinfällig.

Cicliorius geht aus von einer B etrachtung d er späteren Schick­

sale des Denkmals und d er zu ihm gehörenden Stadt, die eben­

falls von Tocilesco ausgegraben ist. Diese S ta d t wurde ze rstö rt und wieder aufgebaut. Mit dem W iederaufbau der S ta d t ist nun nach Cichorius auch eine W iederherstellung des Denkmals erfolgt. W ir w ürden darnach in den uns erhaltenen Reliefs eine D arstellung von Trajans dakischen Kriegen aus der Zeit Con- stantins zu erkennen h a b e n , die als E rsatz für die zerstö rte ursprüngliche dienen sollte. In den drei barbarischen Völker­

schaften, welche die Reliefs erkennen lassen, sieht Cichorius die von Constantin besiegten germanischen Gothen, die thrakischen K arpor und Sarm aten, Wenn diese Hypothese richtig is t, so würden wir dam it ein Kunstwerk gewonnen haben aus einer Z ß it, aus d er uns n u r wenige um fangreichere Skulpturen e r­

h alten sind. Diese Reliefs würden dann gleich wichtig für die Kunstgeschichte wie für die M ilitäraltertüm er jener späteren Zeit sein. -— Der Aufsatz von W a l t e r R ü g e „Strassen im öst­

lichen K appadokien“ S. 21 — 32 sucht auf Grund d er Reste einer grossen R öm erstrasse m it M eilensteinen, die in den achtziger Ja h re n im Thale des Göksün-su und dem somit von Norden kommenden Nebenfluss Tölbüzen - su von C lay ton , S te rre t, Ram say und H ogarth gefunden w orden, das Strassennetz des östlichen Kappadokiens zu rekonstruieren. Das wichtigste E r­

gebnis dieser Abhandlung ist, dass die H auptstrasse Caesarea Com ana—Melitene den Bimboa-Dagh nördlich, nicht südlich um­

gangen hat. Von Süden h er vereinigte sich dann bei P tandasis dam it die S tra s s e , an der Cocusus lag. — F ü r die Geschichte K appa­

dokiens in persischer Zeit fliessen unsere Quellen sehr spärlich.

Es muss uns daher willkommen se in , dass Photius in seiner Excerptensam m lung uns aus dem 31. Buche desD iodor ein Ver-

Mitteil ungen a. d. histor. Litteratur. XXVI. 9

(8)

zeichnis der kappadokischen Könige von der ältesten Zeit bis in den Anfang des 2. Ja h rh u n d e rts v. Chr. erhalten h at. Die Abhandlung von A d o l f B u c h h o l z „Die Liste der kappadokischen Könige bei D iodor“ S. 127— 136 stellt nun f e s t, was wir von dem ersten Teil jen er Königsliste historisch verwerten können.

— Die A bhandlung von E n g e l b e r t D r e s u p „U eber den S taatsschreiber von A then“ S. 137— 344 geht aus von Aristoteles n o l. ’A&rjvaiwv c. 54 und behandelt das In stitu t des S taats­

schreibers von Athen, teilweise in B erichtigung von Lipsius’ Be­

arbeitung von Schömanns griech. A ltertüm ern I. 4. Aufl. 1896 S. 404. W ir haben keinen G rund mehr, die von Aristoteles ge­

kannten drei S chreiber für das 5. Ja h rh u n d e rt v. Chr. zu leugnen. Ih r e Befugnisse ändern sich im Laufe der Zeiten, ab er e rst gegen Ende des 4. Ja h rh u n d e rts m it d er Einsetzung des avayqafpevg und sp äter des yQa/ii/LiaTevg w v dr^iov an Stelle des yQajLi(.tatevg zrjg ßovlijg w ird die alte Ordnung durchbrochen. — Die A bhandlung von R o l a n d K o e h l e r ‘Hellanicea’ S. 173—

185 un tersu ch t den Mythus von des Theseus F a h rt nach K re ta und von des Theseus Raub d er Helena nebst den sich an ­ schliessenden Ereignissen d a ra u f h in , wie sie im einzelnen bei H ellanikos, diesem Eckstein für die Geschichte der T radition hellenischer Sagen, erscheinen. Einen vollständig besonderen Be­

ric h t gab Hellanikos über die W iedergewinnung der Helena durch ihre B rü d e r; er w ar es fern er, der das damalige A lter d er Helena und des Theseus in Zahlen fe stle g te , und hierin ist er massgebend geblieben für die ganze Folgezeit: er h a t Iphi- genia als T ochter der Helena und des Theseus aus d er attischen Lokalsage bereits gekannt und in die S agendarstellung auf­

genom men; den Zug der Tyndariden nach T roja h a t er eigens mit W iedergewinnung der A ethra m otiviert und er w ar so vielleicht der erste, d er auch in diesem P unkte versucht hat, inneren Zu­

sam m enhang in die sagengeschichtlichen Ereignisse — auch ver­

schiedener Kreise — zu bringen. — Die übrigen Abhandlungen dieser vorzüglich ausgestatteten Sammlung sind philologischen Inhaltes. U eber die Einzelheiten säm tlicher B eiträge o rientiert ein gutes S achregister und ein genaues Stellenverzeichnis, in dem ausser den genannten A utoren von H istorikern auch A m an , H ero dot, Nepos, P lu ta rc h , P ro k o p , Thukydides und Xenophon aufgezählt werden.

M a r b u r g . E d u a r d H e y d e n r e i c h . 1 3 0 Schoemann, Griechische Altertümer. I. 4. Aufl.

43.

Schoemann, G. F., Griechische Altertümer. V ierte Auflage neu b earb eitet von J . H. L i p s i u s . E rste r Band. Das Staatswesen.

VIII und 600 S. (mit R egister von Dr. Carl Scherling). Berlin, W eidm annsche B uchhandlung, 1897. M. 12.— .

Schoem ann wollte ursprünglich solchen wissenschaftlich ge­

bildeten Lesern n ü tzen , d ie , ohne selbst ein spezielles Studium

(9)

auf die Erforschung des A ltertum s gerichtet zu h a b e n , doch das Bedürfnis fühlen, sich m it dem Geist und Wesen desselben bekannt zu machen. D urch klare D arstellung und Unbefangenheit d er Auffassung gewann sich sein Handbuch im mer w eitere Kreise und w ar besonders den Studierenden w illkom m en, für die es viele G enerationen hindurch oft die G rundlage ih re r antiquarischen Studien blieb. Wenn ab er auch d er Verf. von vielen Einzelnheiten absah, deren Kenntnis für den nicht philo­

logischen Leser entbehrlich w a r , so fühlte er sich doch ge­

drungen , überall aus den Quellen oder aus neuern Schriften, besonders über Punkte, die noch nicht ins Reine g eb racht waren, Nachweise oder Belege zu liefern. So entstan d unverm erkt ein gelehrtes G ep räg e, welches der eigentlichen Absicht fremd war.

Der B earbeiter der v i e r t e n Auflage h a t den G rundton d er Schoemannschen D arstellung, welcher vielen lieb geworden war, nicht verwischt und sich im wesentlichen auf Nachbesserungen und Ergänzungen beschränkt.

In dem halben Jah rh u n d ert, seitdem die erste Auflage an das Licht des Tages getreten is t, haben die A ltertum swissen­

schaften in vielfacher Hinsicht eine vollständige Umwandlung erfahren, so dass manches je tz t als irrtüm lich oder verfehlt e r­

scheint , was wir damals für die höchste Stufe der E rkenntnis h ie lte n , als wir staunend zu den Füssen von G. H erm ann und Boeckh oder ih re r Schüler sassen. In d er neuen Ausgabe sind überall sowohl die Ausgrabungen und Neuentdeckungen der letzten Dezennien als auch die Folgerungen aus den Ergebnissen der allgemeinen Sprachstudien verw ertet worden. Nach dem sechzehnten Bogen e rlitt der D ruck wegen am tlicher V er­

hinderung des H erausgebers einige U nterbrechung und wurde dann erst in sechs Ja h re n zu Ende geführt. Dies b rach te den V o rte il, dass für die zweite Hälfte des W erks noch die Gesetz­

tafeln von Gortyn auf K reta und die Schrift des A ristoteles über den S ta at der A thener benutzt werden konnten. Im deutschen Texte ist die alte O rthographie beibehalten, wie man schon aus dem Titel s ie h t; die Schreibung der Namen ist der griechischen Form m öglichst angeähnelt.

Zunächst einige W orte ü ber die grundlegenden Gedanken der Einleitung. Schoemann h a tte eine Abhängigkeit des Griechentum s von orientalischen Einflüssen m it Entschiedenheit in Abrede gestellt.

Der B earbeiter des W erks weist aber n a c h , dass in ä ltester Zeit das griechische Leben in hohem G rade u n ter dem Einflüsse der orientalischen K ultur gestanden h a t; dies bew iesen, wenn m an die mykenischen Bauwerke für griechische nicht ansehen wolle, zahlreiche G räberfunde am Dipylon. Besonders pflegte Schoemann dagegen zu eifern, dass die griechische Mythologie nichts anderes sein solle, als die entstellte F ra tz e eines an der ägyptischen W eisheit ausgebildeten System s; dieses System e r­

weise sich bei kritischer Prüfung als ein modernes P rodukt übel 9*

Schoemann, Griechische Altertümer. I. 4. Aufl. 131

(10)

132 Schoemann, Griechische Altertümer. I. 4. Aufl.

angew andter G elehrsam keit im Dienste einer vorgefassten Meinung. D er H erausgeber zeig t, d ass, abgesehen von einzelnen Mythologemen, die den Griechen aus dem Orient zu­

gekommen sein mögen, später, nachdem Aegypten den Griechen zugänglicher und b ek annter geworden war, manches Orientalische in die griechische Religion eingeführt und von den sogenannten O rphikern m it den einheimischen Vorstellungen am algam iert worden ist. E r verweist au f den Aglaophamos von Lobeck und giebt die Hilfsm ittel a n , verm ittelst deren wir die noch nicht gek lärte F rag e w eiter prüfen können.

Den Einfluss der Phönizier sieht der H erausgeber nicht in Einzelheiten und A eusserlichkeiten, wie Schoemann. In den sagenhaften Kolonisten K adm os, Danaos und Kekrops sieht er die V e rtre te r d er Kenntnisse und Erfindungen, die, in grösser Zahl und von grösser Bedeutung für die K u ltu r, den Griechen aus dem O rient zugekommen sind. Aus Inschriften und Abbildungen au f u ra lte n Denkm älern ergebe sich überdies eine so grosse Ge­

m einsam keit d er ursprünglichen Anschauungen bei den ältesten V ölkern, dass an eine Isolierung der antiken W elt nicht m ehr gedacht werden könne.

D er A bschnitt „U eber das homerische G riechenland“ ist im wesentlichen unverändert geblieben. Es h a t mich gewundert, dass des Reisenden Schliemann niemals Erw ähnung geschieht:

mag m an auch seinen wissenschaftlichen U ntersuchungen miss­

trauen, so waren doch ohne Zweifel seine Entdeckungen für die K enntnis der hom erischen A ltertüm er von der grössten W ichtig­

keit. Man erkennt je d o c h , dass der H erausgeber sonst die einschlagenden wissenschaftlichen B erichte und Hilfsm ittel be­

nutzt hat. Demnach konnte er ü b er Kleidung, K am pf und Be­

waffnung manches Neue beib rin g en ; er e rk lä rt ab er Vieles für ungewiss und w arnt d a v o r, der P hantasie zu frei die Zügel schiessen zu lassen. Selbständig giebt er eine genauere Schilderung des H errscherhauses, die je tz t möglich geworden ist, gestü tzt auf die Entdeckungen bei A usgrabung des P alastes von Tiryns.

Nicht viel m ehr ist an d er Auseinandersetzung „U eber den spartanischen S ta a t“ geändert worden. L ykurg wird als h isto ri­

sche Persönlichkeit a n e rk a n n t, ab e r der Kreis seiner gesetz­

geberischen T hätigkeit enger gezogen. Es steht fe st, dass auf d er einen Seite nicht wenige d er h arte n Züge dorischer Sitte, die sp äter den übrigen Griechen an den S partiaten so sehr auf­

fielen , erst in viel sp äterer Zeit prinzipiell festgestellt oder w iederhergestellt worden sind und dass auf der ändern Seite keineswegs alle öffentlichen Einrichtungen der späteren sp artiati- schen Verfassung schon auf Lykurg zurückgeführt werden dürfen.

Dass d er Gesetzegeber im Zusammenhange m it der Phylen- und O beneinteilung, üb er welche nichts Bestimmtes zu erm itteln ist.

die durchschnittliche Gleichheit des Landbesitzes u n ter den

(11)

Schoemann, Griechische Altertümer. I. 4. Aufl. 133 S p a rtia te n , und wohl g ar u n te r den Perioiken, eingeführt habe, was Schoemann für glaublich h ie lt, ist von dem H erausgeber schon dadurch abgelehnt, dass er die ganze Stelle weggelassen hat.

Konsequent wird durchgeführt, dass Lykurgs A grargesetzgebung n u r eine Fixierung der G rundsätze sei, die sogleich bei d er dorischen Einw anderung aufgestellt waren.

Die Erw ägungen des H erausgebers über das Eisengeld der S partaner sind sehr zu beachten. Die Perioiken w aren durch die D ürftigkeit ihres Landbesitzes gezw ungen, Handwerke und Handel zu treiben, was sich m it d er Stellung ih re r spartanischen H erren nicht vertrug und diesen sogar u n tersagt war. Jene konnten ab er bei ih re r sich im mer m ehr entw ickelnden Gewerb- thätigkeit und dem zunehmenden V erkehr m it dem Auslande m it den unb rauchbar gem achten Eisenstäben oder -Fladen, die einzeln das Gewicht eines aiginetischen Pfundes, ab er n u r den W ert eines Obolos (M. 0,18) h a tte n , unmöglich auskommen.

Es mussten dah er die ausländischen Gold- und Silbermünzen bei ihnen Eingang finden, in denen sie auch wohl den S p artiaten die Abgaben entrichteten. Man übersah es leich t, dass sich Gold in den Händen der Perioiken aufhäufte, wenn die echten S partiaten m it den W aaren des Auslandes auch von dem ver­

führerischen Reize frem der Sitte ferngehalten wurden. Seit a lte r Zeit w ar das in den Gruben des Taygetos gewonnene Eisen der offizielle W ertm esser, soweit sich nicht der Binnenhandel auf reinen Tauschhandel beschränkte. Dieser Gebrauch w ar so alt, dass man das Eisengeld auf ein lykurgisches Gesetz zurückführte.

Ueber den Z w ang, der gegen Perioiken und H eloten an ­ gewendet sein soll, äussert sich d er H erausgeber vorsichtiger.

Es lasst sich die grösste W achsam keit von seiten d er Spartiaten, die immer sehr in der M inderzahl w aren , wohl erklären.

Einzelne h a rte M assregeln, die sicher beglaubigt sind, würden uns noch unnatürlicher erscheinen, wenn wir nicht wüssten, mit welcher unmenschlichen G rausam keit die Engländer bei U n ter­

drückung des Aufstandes in H indostan (1857— 58) gew ütet haben.

Schwerlich zu glauben is t, dass die Jugend nach einem lykurgischen Gesetz durch zu spärliche N ahrung zum Stehlen genötigt sei, was Schoemann annimmt. Ebenso ist das Aussetzen der schwächlichen Kinder auf Geheiss der Aeltesten d er Phyle vielleicht für die älteste Zeit giltig, aber m it der Zeit gem ildert oder in W egfall gekommen. Es gab gewiss immer viele Leute, die den Ansprüchen der dycoyij körperlich nicht zu entsprechen vermochten, und aus diesen bildeten sich, nach der wohl richtigen Ansicht des Herausgebers, zum Teil die vnof-ieioves. Vor allem h ielt man es nicht für r a ts a m , den künftigen Thronfolger d er ganzen Strenge dieser Zucht zu unterw erfen.

Ein Glücksfall für den H erausgeber w ar der F und wichtiger Steinurkunden auf K re ta , besonders des Zwölftafelgesetzes von

(12)

1 3 4 Schoemann, Griechische Altertümer. I. 4. Aufl.

G o rty n , zu einer Zeit, wo er sie gerade noch benutzen konnte.

Bei d er Gemeinsamkeit d er Einrichtungen in den kretischen S ta aten können wir ann eh m en , dass das für Gortyn Bestimm te auch in den ändern Kommunen der Insel gegolten habe. Die Gesetze betreffen fast alle das E rb re c h t und im allgemeinen das V erm ögensrecht. Als bem erkensw ert sei Folgendes hervor­

gehoben. Ohne wesentlichen U nterschied werden landbauende und H aussklaven m it den Namen dovkog und olxsvg bezeichnet.

Eine durchgreifende Verschiedenheit d er R echtsstellung beider Klassen nachzuweisen ist m issglückt; au f beide erstreck t sich die B efugnis, rechtsgiltige Ehen zu schliessen und M obiliar­

vermögen zu e rw e rb e n ; sogar Eide vor G ericht dürfen sie leisten, die als Beweismittel gelten. — U n ter den auf den Gesetztafeln erw ähnten dcperaiQoi, welche als eine m inder b erechtigte Klasse von F reien erscheinen, sind alle N ichtbürger zu verstehen. Die herrschende B ürgerschaft zerfiel in Geschlechtsphylen, und die E rb to c h te r w ar verbunden in Erm angelung m ännlicher Ver­

w andten zunächst einen Angehörigen ih rer Phyle zu ehelichen.

Als U nterabteilungen der Stämme werden axaqToi (Geschlechter) erw ähnt. Den Zusamm enhang der stcciqccicu m it den Pbylen kennt man n ic h t; ab er ein Gesetz von Gortyn verordnet, dass bei Adoptionen der A doptierende seiner H etärie ein O pfertier und einen K rug Wein zu spenden habe. Diese h a tte also ein Interesse an dem A kte; jedoch zu seiner R echtsgültigkeit war n u r B ekanntm achung vom Sprechstein des M arktes vor ver­

sam m elter B ürgerschaft erforderlich. — An der Spitze d er V er­

w altung stan d als oberste M agistratur ein Kollegium von zehn Männern, x6g/aoi oder xöofxioi genannt, als oberste Zivil- und M ilitärbehörde. Sie w aren A nführer des Heeres im Kriege, V or­

sitzende des R ats und d er Volksversammlungen und h a tte n auch wohl die Leitung d er G erichte. Ein M itglied des Kollegiums w ar m it d er Aufsicht üb er die Frem den b e tra u t und hiess darum l-eviog xoöftog. Den Kosmen zur Seite stand als U rkundsperson ein nväficov, der spätere ygaia^aTEvg. Die Rechtsprechung lag in den Händen von Einzelrichtern m it geschiedenen Kompetenzen, die, soweit d er R ichter nicht durch das Gesetz angewiesen war, auf G rund von Zeugenaussagen oder P arteieneid sein U rteil ab ­ zugeben, nach freiem Ermessen, ab e r u n ter jedesm aliger Ableistung eines Eides ihre Entscheidung trafen. — Bei der körperlichen Ausbildung der Jugend scheinen die Uebungen in den Rennbahnen (ÖQüf-iOL) einen vorzüglichen P latz eingenommen zu h a b e n ; des­

halb w urden die Mündigen dgopslg genannt, w ährend sie vorher d n6ÖQ0f.i0i hiessen. Gleich nach dem A u stritt aus den Agelen, der bei E in tritt der Geschlechtsreife erfolgte, gebot das Gesetz den Jünglingen, sich zu v erh eiraten ; wer Anspruch auf die Hand einer E rb to c h te r hat, muss sie jetzt bei V erlust seines A nrechts ehelichen; er ist auch zur Vornahme von Adoptionen berechtigt.

— H atten die zu verheiratenden T öchter keine B rüder, so w aren

(13)

Schoemann, Griechische Altertümer. I. 4. Aufl. 1 3 5 sie E rb tö ch ter (tkxtqmcoxoi), auf deren H and den V aterb rü d ern , beziehentlich deren Söhnen, ein Anspruch zustand.

Aus dem A ltertum überkomm en besassen wir bisher des A ristoteles Schrift noXuim ä, in ach t B ü ch ern , und F ragm en te aus einem verlorenen um fangreichen W erke: T toknslai. D er grosse Staatsphilosoph wollte in der D arstellung von 158 Ver­

fassungen teils griechischer, teils b arb arisch e r S taaten und S tädte Beispiele und Beweise für die vorstehende theoretische D a r­

stellung bieten. ^ D er A bschnitt über den S ta at der A thener (TZolirsLa ’A&rjvaiwv) ist vor etw a zehn J a h re n u n te r aus Aegypten herübergekom m enen und in dem britischen Museum zu London autbew ahrten P apyrusrollen entdeckt und zuerst von J . G. Kenyon veröffentlicht worden. Es ist nachgewiesen, dass die Schrift zwischen 329/28 und 325/24 geschrieben und vor dem letzteren Ja h re veröffentlicht worden is t, dass sie sich auf die A tthiden und E phoros gründet und dass sie den Zweck verfolgt, im Gegen­

satz zu d er antim acedonischen P artei, welche auf die erste Ge­

legenheit zum Losschlagen w artete, die gegenwärtigen geordneten Zustände in Athen zu schildern und zu zeigen, dass sich dabei frei und glücklich leben lasse.

Aus d er aufgefundenen Schrift konnte d er B earbeiter der griech. A. m anche Zusätze m achen oder Aenderungen vornehmen, ab er er ist im allgemeinen der Ansicht des konstruierenden Philosophen n u r dann gefolgt, wenn sie durch andere Gewährs­

m änner bestätigt wird. So h a t er z. B. die N achricht, E phialtes habe, von Themistokles getäuscht und angefeuert, die R echte des Areopags beschränkt, für einen Irrtu m gehalten, d a gegen die hohe B ehörde m Kövwvos cIqxovtos vorgegangen wurde, Konon ab er 462/i Archon war, und Themistokles viel früh er in die V erbannung gegangen sein soll. Da ab er nach den Erm ittelungen von A. B auer Themistokles erst im Sommer 460 nach Persien kam, so kann er sehr gut' u n te r dem A rchontate des Konon sich in Athen aufgehalten haben und Mitglied des Areopags gewesen sein. D adurch gewinnt die anekdotenhafte E rzählung des Aris­

toteles an G laubw ürdigkeit, dass Themistokles des Medismos angeklagt, H interlist angewendet habe, um E phialtes zu gemein­

samem Vorgehen gegen den alten A delsrat zu vermögen. Die gewöhnliche Ansicht, dass Perikies den Areopag g estü rz t habe, begegnet vielen Bedenken. Die Stelle in der P olitik des A ristoteles (II, 9, 3), die dafür zu sprechen scheint, ist verderbt, und schon aus stilistischen Gründen, ganz abgesehen vom Sinne, verdient die V ariante QE/iUGToxföjs, s ta tt nsQ ixlfjs den Vorzug.

Ganz verfehlt ist es, wenn A ristoteles eine besondere Periode nach den P erserkriegen annimmt, in welcher d er Areopag wieder die unbeschränkte Gewalt in Athen gehabt habe. In W irklich­

keit w ar die M achtbefugnis des Areopags n u r eine vorüber­

gehende ; es handelte sich bei der Notlage des S taates um ausserordentliche finanzielle Massnahmen, für welche besondere

(14)

1 3 6 Schoemann, Griechische Altertümer. I. 4. Aufl.

V ollm acht erte ilt wurde. Bei dem Einrücken der P erser musste, wie Themistokles seit zehn Jah ren vorhergesehen h atte, die F lotte, wie eine retten d e Arche, die B ürgerschaft aufnehmen. Volks­

versammlungen konnten je tz t nicht abgehalten werden, deshalb wurde der Areopag m it Vollmacht bekleidet, um die Räumung des Landes, sowie die Verpflegung und Einschiffung des Volkes zu leiten.

U eber die Einsetzung der A rchonten gibt A ristoteles bisher unbekaunte N achrichten, welche h ier je tz t wenigstens teilweise als richtig anerk an n t werden. Mit ganz besonderer Sorgfalt ist dann hier in d er neuen Aullage d er gr. Alt. die Gesetzgebung des D rakon b ehandelt worden, besonders in ihrem V erhältnisse zu d er des Solon. Manches, was früher dem letzteren zugerechnet wurde, erweist sich als viel ä lte r und n u r von ihm benutzt.

Folgenderm assen wird uns h ier die Drakontische Verfassung in ihren Grundzügen vorgeführt:

I. D a s n o t l e i d e n d e V o l k erlangte nicht unm ittelbar eine E rleichterung seiner L age; das oligarchische Herkommen wurde fixiert, ab er nicht beseitigt. Seit der Einsetzung der e i n J a h r am tierenden neun Archonten (681/80) w etteiferten alle E upatriden um Erlangung der obersten M ag istratu r; der bevor­

re ch tete Adelsstand h a tte kein Interesse m ehr, die Gewalt der M achthaber zu beschränken und Bedrückungen G eringerer zu verhindern. Die Schranke der &eo[.toL des D rakon wurde mit W iderstreben angenommen, um lü r den Augenblick unerträgliche Zustände zu beseitigen. Nach A ristoteles ( ü . II, 2. IV, 5) w ar das A ckerland in den Händen W eniger. Die • L an dg üter waren zw ar unveräusserlich, ab er die B esitzer waren faktisch in den Händen d er reichen Adligen, da sie dem G läubiger ein Sechstel des E rtra g e s abliefern mussten. Aus den Eigentüm ern w aren Zinsbauern gew orden, die ihre P a c h t oft nicht zahlen k o n n te n ; ab e r auch N a c h b a rn , die den selbständigen Betrieb aufrecht erh alten wollten, gerieten leicht in Geldverlegenheit und konnten dann ihren V erbindlichkeiten nicht nachkommen. Beide Klassen der Landbew ohner mussten, wenn sie m it ihren Zahlungen im Rückstände blieben, nach dem bestehenden Schuldrecht die V erpflichtung in Fesseln abarbeiten oder wurden g ar ins Ausland als Sklaven verkauft (c. II, 2. 3 ; XII, 4. v. 8 — 15). Diese Zu­

stände blieben bis S o lo n ; durch D rakon erhielten die w ider­

rechtlich G ekränkten wenigstens das R e c h t, beim R ate der A reopagiten eine Anklage anzubringen, u n ter Angabe des Gesetzes, welches, verletzt worden sei (IV, 4. 5. S. 340).

II. D i e E i n s c h r ä n k u n g d e r A d e l s h e r r s c h a f t e r­

folgte n u r insofern, als m ehr B ürgern Teil an der Staatsver­

w altung gegeben wurde, ohne den Oligarchen das Geringste zu nehmen. Von den drei Ständen, die von dem volksfreundlichen Theseus h e rrü h ren sollten, den E upatriden, Agroikoi oder Geomoroi

(15)

Schoemann, Griechische Altertümer. I. 4. Aufl. 137 und Demiurgoi, bildeten die ersten eine geschlossene Adelskaste.

Zu den vier G entiltribus (cpvlai), die von Aristoteles auf Jon zurückgeführt werden (c. X L I , 2 ), gehörten die angeblich autochthonen und einige eingew anderte Adelsgeschlechter. Be­

kanntlich zerfiel jede Phyle in drei P h ra trie n und jede von diesen in dreissig G eschlechter, Familien, die nicht alle stamm verwandt- lich verbunden waren, ab er den Kultus eines m ythischen Stam m ­ vaters gemein hatten. Die Landleute uud Gewerbetreibenden waren bis auf D rakon ohne politische B edeutung; dieser gew ährte allen denen das volle B ürgerrecht, die sich eine W affenrüstung beschaffen konnten. Da gelegentlich der Vermögensklassen ge­

dacht w ird , so ist es sehr w ahrscheinlich, dass D rakon die m ilitärischen Leistungen in der A rt bestim m t habe, dass ^svyitrjs der in Reihe und Glied kämpfende Hoplit, inTtsvg der zu Ross dienende W ohlhabende, tzevT^yoaio/nedi/uvos der reiche Gross­

grundbesitzer ist, welcher zu kostspieligen Leiturgieen herangezogen wird. Ausserdem h a t Knoke (in den Grenzboten 1891, 4 3 - 4 4 ) wahrscheinlich gemacht, dass die Pentekosiomedimnen ursprüng­

lich n ur eine U nterabteilung der m n elg waren und ircnslg 'TCEVTtjxoGio^iedi/.ivoL hiessen. Es begreift sich auch, weshalb die Theten bei dieser Gelegenheit von Aristoteles nicht erw ähnt w erden; dies ist das vom Heerdienst befreite niedere Volk, das n u r im Notfall oder als Leichtbewaffnete und Schiffsvolk ver­

wendet wird. Aus diesen m ilitärischen Bezeichnungen wurden bei Solon Namen von Steuerklassen, die sich nach dem steuer­

baren Besitze abstuften. Deshalb h a t Aristoteles für seine Zeit recht, wenn er die Meinung verwirft, dass zur zweiten Klasse die gehörten, welche ein S treitross zu halten im stande waren, seinerseits aber sich für die Bestimmung nach dem B odenerträge entscheidet (c. VII, 4. S. 346 2)- W ährend Solon seiner Einteilung der B ürgerschaft in vier Vermögensklassen den E rtra g aus dem Landbesitz zu Grunde legte, knüpfte Drakon den Z u tritt zu den höheren Aemtern an ein verschieden abgestuftes Mass von schuldenfreiem Grundbesitz.

III. D i e B e h ö r d e n u n d B e a m t e n , welche schon vor D rakon bestanden haben, liess er fortbestehen, ab er die Leitung d er öffentlichen Angelegenheiten, die Rechtspflege, die P riester- tüm er und alles, was sonst von am tlicher Verwaltung vorhanden war, fiel lediglich den E upatriden zu. D urch Aristoteles erfahren wir, dass schon D rakon einen R at (fiovlrj) von 401 Mitgliedern ein setzte; diesen entsprechen später die 400 R atsherren des Solon.

Zugleich werden P rytanen erwähnt, die, wie es scheint, mit den abgetretenen S trategen und H ipparchen fü r ihre Nachfolger haften, deren jed er ihnen dafür einen Bürgen von gleichem Census zu stellen h at. P rytanen sind hier die Vorsitzenden des R ats. F ü r die Versäumung einer R atssitzung oder Volksver­

sammlung wurde eine Busse auferlegt, dem Pentakosiomedimnen drei Drachmen, dem Hippeus zwei, dem Zeugiten eine Drachme,

(16)

An dieser Stelle finden wir sogar die Volksversammlung erw ähnt, deren Befugnisse u n ter dem oligarchischen Regimente gewiss sehr gering waren. Eine ähnliche Verfügung findet sich in der in manchen Stücken sehr ähnlichen Verfassung von 410, eine Strafe von einer Drachm e täglich fü r die säumigen Buleuten. Die z w e i t e Patsversam m lung, die auf dem Areshügel tagte, i) ävoj ßovkrj, gewöhnlich Areopag genannt, setzte sich aus den abgehen­

den A rchonten zusammen und w ar das Bollwerk der A ristokratie, d a die W ahl der A rchonten dQiGrivdrjv xa l n lovxivd ^v erfolgte.

D er Areopag wurde auf Lebenszeit gewählt. D rakon gab ihm die Stellung, dass er die Erfüllung der Gesetze zu überwachen und auf die gesetzmässige V erw altung der Beamten zu halten, ausserdem ab er Klagen der vor G ericht G ekränkten anzunehmen h atte, in dieser Stellung liess ihn Solon. Seiner W irksam keit bei M ordprozessen wird von A ristoteles weder bei D rakons noch bei Solons Verfassung gedacht und wir müssen annehmen, dass das, was e r a^s bestehende S itte über die Ephetengerichtshöfe berichtet, nach seiner Ansicht auch fü r die frühere Zeit Geltung h atte. Das Gesetz des D rakon ueqI cpovov ist erhalten, da es durch einen Volksbeschluss vom J a h re 409/8 in Stein verewigt w urde (C. J. A. I, 61. 13. S. 511 i ) . Die Bezeichnung ßo vb ' verblieb dem Areopag auch noch in den spätesten Zeiten, als sein verm inderter W irkungskreis nicht m ehr dazu passte.

Wie die strengen Gesetze gegen Mord und Totschlag durch die bei Kylons V ertreibung vorgekommenen Greuel m ittelb ar ver­

anlasst sein mögen, so hing die Einsetzung der N aukraren mit der Entwickelung des attischen Seewesens zusammen, als die Kämpfe m it M egara um den Besitz der Insel Salamis ebenso wie das Aufblühen b en ach b arter Seeplätze den A thenern das Be­

dürfnis einer Kriegsflotte fü hlbar machten. Jede Phyle zerfiel zu diesem Zwecke in zwölf räum lich zusammenhängende Bezirke (vavxQccQiai), alle vier also in achtundvierzig. Vier dieser U n ter­

bezirke standen in einem engeren Verbände u n te r einander, und wurden, weil sie den d ritten Teil einer Phyle ausm achten, T rittyen genannt. N aukrariai heissen diese Bezirke von der ihnen auf­

erlegten Verpflichtung, je e i n Kriegsschiff auszurüsten, ausserdem stellten dieselben je zwei Reiter, also im ganzen sechsundneunzig.

Zu den Kosten h a tte n die Reicheren nach Massgabe ihres V er­

mögens b eizu trag en , aus welchen dann die 48 V orstände (vavxQaQoi) gew ählt wurden. Diese bildeten ein Kollegium m it P rytanen an ih re r Spitze, und w ährend die übrigen N aukraren zum Teil ausserhalb d er S tadt auf ihren G ütern lebten, blieben die P rytanen perm anent in Athen, h a tte n d o rt ih r Versam m lungs­

haus, das Pytaneion, und besorgten die laufenden Angelegenheiten.

Ih r Geschäftskreis umfasste das Finanzwesen, besonders die E r­

hebung von Steuern und die B estreitung d er Staatsausgaben.

Doch waren ihre Machtbefugnisse um die Zeit Drakons noch sehr wenig abgegrenzt.

1 3 8 Schoemann, Griechische Altertümer I. 4. Aufl.

(17)

Schoemann, Griechische Altertümer. I. 4. Aufl. 13 9 Ausser den erw ähnten Beam ten sind die neun A rchonten und die Schatzm eister zu nennen. Die A rchonten haben bis auf Solon aller W ahrscheinlichkeit nach m it den 51 Epheten den S ta a ts ra t (Areopag) gebildet, der als solcher, wie die spartanische Gerusia, zugleich an den althergebrachten S tätten die K rim inal­

rechtspflege ausübte. Die K olakreten, welche ih r hohes A lter in der Form des Namens zur Schau trugen, w aren eine den N aukraren untergeordnete Finanzbehörde.

IV. D i e W a h l o r d n u n g ist, wenn wir die vom H. vor­

genommene Feststellung des Textes annehmen, von D rakon be­

deutend geändert oder vielleicht zum ersten Male angeordnet worden. Die geringeren A em ter und die Mitgliedschaft im R ate wurde, um den thatsächlichen Z u tritt allen B erechtigten (tolg 07iXa nagexo/uivois) zu gewährleisten, u n ter diese, soweit sie das dreissigste L ebensjahr erreicht hatten, in der Weise verlost, dass niem and zum zweiten Male zugelassen wurde, bevor nicht alle anderen zu einer Stelle im R ate oder einer Behörde berufen worden waren. F ü r R at und Aem ter bestand ein gemeinsamer Turnus. Dagegen wurde für die wichtigeren Aem ter die W ahl beibehalten und die W ählbarkeit an ein Minimalmass hypotheken­

freien Grundbesitzes gebunden, für die S trategen und H ipparchen h u n d ert Minen (7500 Mk.), für die neun A rchonten und die Schatzm eister das Doppelte. F ü r die beiden ersteren Aem ter wurde ausserdem d er Besitz von mindestens zehnjährigen Kindern aus rechtsgültiger^Ehe und die Beschaffung besonderer Bürgschaft gefordert.

In der gegebenen D arstellung befrem det am meisten die Hinaufrückung der Losungen in so frühe Z eit; auch Schoemann setzte noch die W ahlen durch das Los frühestens in die Zeit des Kleisthenes. Denn man habe in dieser E inrichtung eine demo­

kratische Massregel zu erblicken, um R ivalitäten und W ahlum ­ trieben zuvorzukommen, besonders aber um jede Bevorrechtung des einen Teiles der B ürger vor dem ändern durch G eburt, Reichtum und andere Vorzüge auszuschliessen und der M ehrzahl der Geringen aufzuhelfen. Der R at der 401 — m an wusste bisher n u r von dem solonischen der 400 — wird in einen w under­

baren Zusam menhang gebracht m it den kleineren Aemtern. Man muss annehmen, dass der neugebildete Volksausschuss noch keine grosse Geltung erlangt h a tte und dass d er alte eupatridische Areopag aus Eifersucht, um ihn zu drücken, jedem vollgültigen B ürger den Z u tritt frei erhalten w o llte; deshalb kam en alle zur Verlosung heran und so leicht niem and zweimal in demselben Turnus. Die M itglieder (ßovXsvmi) wurden durchs Los, und zw ar m it Bohnen ernannt, welche W a h la rt bereits durch Drakon eingeführt worden war. Wenn wirklich die Besitzer der Waffen­

rüstung den Zeugiten entsprechen, so wurden schon zu jener Zeit die R atsherren aus den ersten drei Vermögensklassen gew ählt;

jede Phyle stellte die gleiche Zahl von Mitgliedern.

Cytaty

Powiązane dokumenty

Dazu kommt noch, dass gerade die letzte Arbeit, in der die Kölner Verfassungsverhältnisse zur Römerzeit untersucht sind, die auch in dieser Zeitschrift (Bd. 58

nichts war in dieser Hinsicht geschehen, was auf Rüstungen zu einem Eroberungskriege schliessen liesse. Erst die drohenden Anzeichen für einen Krieg bestimmten den

daraus erschliessen, dass die Geburtszeit des Hippokrates (geb. aus den Archiven von Kos genau festgestellt werden konnte. — In Rom gaben die Censuslisten Auskunft

Für die Recesse lieferte diesmal Köln die meisten Nummern:.. Im Ganzen enthält der neue Band 740 Nummern, von denen bei weitem die Mehrzahl noch nicht

druck gelangen. Balzer untersucht die Frage, ob die Annahme richtig sei, dass die ursprünglichen Ansiedelungen in Polen Einzelsiedelungen waren, wie Piekosinski und

Jedenfalls erkennt man auch aus dieser D arstellung wieder Karls grossartige Schöpferkraft und seine umfassende Fürsorge für Grösstcs, w ie Kleinstes heraus, und

brach und besonders ein Teil des A d els, sei es aus Schwäche, sei es aus Eigennutz, der Sache des Landes untreu wurde. Aber den antireform atorischen

über nicht A ngehörigen erhielten. D iese Thatsache geht gerade aus vielen P artieen der besprochenen Gewerbegeschichte hervor, ohne dass sie doch von Krumbholtz