Eine volksthümliche Nnterhaltung
über die
Beschränkung -es freien Versammlungsrechtes.
frei» l Sgr.
Brennecke. Na nu hört doch aberscht Allens
uff!
Pieseke.
j Zugleich.)
W ie sodenn?
Neumann.
Br e n n ecke. I h r weest noch
nich?
I h r weeßt nochnich,
das unsre Freiheet siebtenjehen soll? Och
nich übel. Ja dieSache
isrichtig. Vorjesteru
hat derKühlewetter zu de
National-Versammlung
erklärt das der Kram nicht so mehrjehn könne,
das es anderscht mit diePollizeimaßrcgeln
werden müsse. D ieVolksversammlungen
sollen nich mehrjehalten
werden ohne Anmelden undohne Erloobniß. D ie
Uffzüge
unVersammlungen
ufföffentlicher Straße dito, ja jlobe sogar
dasSpazierenjehen
nach Feierabend unter den Lindenwird nächstens woll
janz
verboten werden.Neu m ann. Bist du
dumm?
Wie können se denn dieVollversammlungen verbieten?
die hat
ja
derKönig
erlobt ungelobt.
Piesecke. Ick dachte doch
och,
daß . . .Brennecke. W att
erlobt,
wattjetobt.
Wenn die Ministerjloben,
das ihnen dasV oll an den
Kragen will,
dann lassen seGesetz
raus, un damit Punktum.Ob
die nu mit denKöniglichen
W illen übereenstimmen duhn odernich,
dasiS janz
wirschekohl! dadran kehren die sichnich,
denn se sindja verant
wortlich.
Neu m ann. Eben weil se verantwortlich
sind, darfen
sie's nich.Brennecke.
So! Gotte doch,
watt bist dn noch dumm! Watt verstehst du dennegentlich
unterverantwortlich?
Neumann. Nu das se . . . das se verantwortlich sind.
Bren n ecke. Du nennst sich
verantworten,
oderuff
deutschgesagt:
sich verdeffe
n- direnduhn? O daruff
können seprächtig loofen.
Piesecke.
Gewiß!
Mansagt:
ichfühle
mich nich veranlaßtdaruff
zuantworten,
ich bin verantlicher M inister un denn is die Wurschtgefingert.
—Brennecke.
Na,
wenn se ihn mal nichfingern
oderfingeriren,
und zwaruff
eeneunverantwortliche M anier.
Reumann. Kömmt
noch;
derAnfang
is schönstensgemacht;
Wenn man erschst eenkleenes
Steneken
aus ne Ma ue r raußeriS,
dannfallen
ochgroße
raus. —Br e n n ecke.
Globst
dudenn,
daß das Volk sich dieVolksversammlungen
nehmenlaßen
wird? Globst
du . . ;Neumann. Ich
glob
zuerscht anGott
demVater, Allmächtige Schöpfer
Himmelsund der
Erde,
aberscht dadranglob
ich dochnich,
das der M inisterKühle
wetter das
Gesetz
vonwegen
dieUffhebung
derNational-Versammlung
durch
bringt.
Piesecke. Meenst du
nich?
Neumann.
Na,
denn wenn dasGesetz durchginge,
denn würdet wohl Krawallgeben. Globst du,
daß das Volk sich de Nachtmütze von der Reaction über dieOhren
ziehenläßt?
Jo nich! dagiebt
ett watt.B re n n ecke. Meine
Meenung is,
das Ministerium bricht sich mit dieseGeschichte
selber den Hals.Piesecke. Ich kann die
Courage
manja
r nichbejeifen.
.B re n necke.
O
, watt dieCourage anbelangt,
da hat dies Ministerium mehr wie dasvorige';
un das is doch ochzerfallen.
Neu mann. Ett is Alles
eitel, sagt Salomo.
Pieseke. Wenn't nu watt
giebt;
ick meene, wenn desGesetz
in deNational-Ver
sammlung
wirklichdurchsinge,
un des Voll nich dadermitzufrieden wäre,
da mißte ett doch eene neue Revelutionjeben?
Brennecke. W ird woll nich
nöthig sind;
denn des Ministerium hatt schonst in de letzteSitzung
an denDienstag gesagt, daß,
wenn desGesetz
nichdurchginge,
da dankten se ab.
Ne u m a n n. Ick wollte se hätten schonst
abgedankt,
da wäregloobe ick,
dieganze Schweinerei
vor dieDage gar
nichvorgekommen.
Piesecke. Denn haben wir
ja
aberscht keen Ministerium nich.Neu mann.
Kriegen
wir zehne vor Eens Widder.Br e n n e cke. Ministersch werden
jetzt
dutzendweiseverkooft.
Piesecke. Des wäre
gut,
wenn desginge,
da hätten wir unsre schonstlängst
looßwerden
können;
aberscht des is manst eben der Deibel,
eskosft
seKeener;
'
S
'isfressende
Waare.Neu mann.
Koofen
werden se sie sichschonst,
davor ia mirgar
nichbange.
Piesecke. Kinder watt wird denn aberscht die
Berjerwehr
dazusagen?
Ne u m a n n. Ick
jloobe
die läßt sich des Jesetz ooch nichjefallen, denn,
da hörteja
vor die der
janze Spaß
unter de Lindenuff;
da könnten seja
nich mehrKrieg spielen
ungegen unschuldige
Leitedummöhrig
sind.Bren ne cke. Des is och wahr. An die
Bergerwehr
habeick,
hol's der Deibel nichgedacht.
Piesecke. Alleweile berathen se
ja
woll des neie Jesetz in deSinge-Academie?
Bre n n ecke. Freilich! aberscht wenn ett
durchgeht
...(Er
macht einedro
hende
Gebärde.)
Neu mann. Des kann ick mir nich
denken,
des wäre zu dumm!Brennecke. Wäre de erste un de letzte Dummheit nich.
Neumann.
Apropos! Sage
malBrennecke,
wie war't denn draußenuff
deOranien
burger Chaussee? Se
habenja
wollGestern gegen
Abend dieMaschinen
bauer
entwaffnen wollen?
Piesecke. W
irklich?
Neumann.
Ohne Spaß.
Brennecke. Ja der Witz sott och nich schlecht
jewesen
sind.Piesecke. Also
entwaffnet?
Brennecke. Dähmel! Wer red't denn von
Entwaffnen?
Wie kannst Du dir wohldenken,
das die Maschinenbauer sichentwaffnen
laaßen. M it delange
Nasesind die
Constäpler
Widderabgezogen.
Neumann. Wenn se die erscht böse
machen,
denn is't och reene Alle! Vor dieha
ben se noch
Reschpeckt!
Brennecke. Wenn wir die nich
hätten,
da hätte des Ministerium och schonstDei
bel mit's Voll
gespielt.
Neu mann. Woll! Woll! Na die laaßen sich des
Gesetz
ooch nichgefallen.
Piesecke. Denn is
ja
aberscht der Betteldanz schonfertig?!
Brennecke. Nu
freilich
is erfertig.
Heite kann't leichte watt setzen.|
Piesecke. Jesetzt hatt'ettja
alle Abende schonst was.S
oll't denn noch mehrsetzen?
Bre n n ecke. Ick
sage
manst bloß: Wenn se deVolksversammlung verbiete,
die Auf
züge verbieten,
dasSpatzierjehen
Abends unter de Lindenverbieten,
da isdes Ministerium
futsch.
!-