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Glückauf, Jg. 77, No. 11

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(1)

Kozienice Tomaszów,

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G LU CK AU F

Berg- und Huttenmannische Zeitschrift

77. Jah rg an g 15. M arz 1941 Heft 11

D er Eisenerzbergbau in Mittelpolen.

Aiteres Aiiuvium

Von Bergassessor Dr.-Ing. H ubertus R o l s h o v e n , z. Z. bei der Wehrmacht.

Kambrium

liiufern nach Norden und N ordw esten vorgelagerten Hóhen- ziige, die sicii von Opoczno im N ordw esten iiber Końskie, Starachowice und Ostrow iec bis Ćmielów im Siidosten hin- ziehen. Innerhalb dieses Gebiets liegen die wichtigeren Betriebsanlagen in den Bezirken Staporków -C hlew iska im Westen, Tychow -Starachow ice in der Mitte und Cmielow- Ostrow iec im O sten (Abb. 1).

O bere Wołga Kreide Abiagerungen

O berer Miffierer Obere Mittiere Untere Devon

J u ra Trias

ł f ______Toneisensteingruben i t Brauneisenerzgruben 0 5 10 U 3 0 25 h m

h Hochofen

Abb. 1. Die Eisencrzgruben M ittelpolens (1940). (Nach polnischeu Unterlagen.) Aligemeines.

Das mittelpolnische Eisenerzgebiet umfaBt die den H eiligkreuzbergen (G ory-Sw ietokrzyski1) und ihren Aus-

1 Die H eilig k reu zb erg e w erden im d eutschen Schrifttum ineist ais Lysa-Oora« bezeielm et. D em gegeniiber w ird nach p oinischer Bezeiclmung nur d e r zw ischen Z ag n sn sk (siidiich Suchedniów ) im W esten und Słupia- N ow a im O sten liegende Teil d e r H eilig k reu zb erg e Lysa-O ora genannt.

(2)

170 G I u c k a u f 77.Ja h rg an g , H eft 11

D er Eisenerzbergbau des genannten Gebiets hat eine jahrhundertelangc Entwicklung durchgemacht, die ihren H óhepunkt in der zweiten Halfte des vergangenen Jahr- hunderts erreichte. Damals w aren in Mittelpolen mehrere hundert Frischfeuerófen in Betrieb, die im wesentlichen aus den nordóstlich der H eiligkreuzberge gelegenen Vor- komraen mit Eisenerzen versorgt wurden. Aus dieser Zeit stam m t die Bezeichnung des Reviers ais »Altpolnisches lndustrie-Reyier« im Gegensatz zu dem nach dem Welt- kriegc entwickelten »Neupolnischen Zentralrevier« im San- Weichsel-Dreieck.

Mit dem Aufbau einer neuzeitlichen Eisen- und Stalil- industrie kam der gróBere Teil der mittelpolnischcn Gruben zum Erliegen. An die Stelle der heimischen Eisenerze traten hochwertige Auslandserze, die lange Zeit die wichtigste Erzgrundlage fiir die Hochofen in Starachowice und Ostrowiec gebildet haben. Diese Entwicklung w urde auch durch die Bildung der Republik Polen und die damit cin- setzenden Autarkiebestrebungen des poinischen Staates kaum beeinfluBt. Im Jahre 1938 machte der Anteil der inittel- polnischen Eisenerze bei einer F órderung von rd. 80000 t w enig mehr ais 20o/o des G esam tbedarfs der mittel- polnischen Hutten aus. Diese W erke hatten so lange kein Interesse an der V erhuttung heimischer Erze, ais hoch­

w ertige Auslandserze in geniigender Menge und billiger zur Verfugung standen und der Staat weder durch mittel- bare noch durch unmittclbare Unterstiitzung die Gewinnung heimischer Erze forderte, deren Gestehungskosten infolge der ungunstigen Lagcrstattenverhaltnisse wesentlich iiber den fiir Auslandserze aufzuwendenden Kosten lagen. Im Zusam menhang hiermit sei schon hier darauf hingewiesen, daB die unzuliinglichen V erkehrsverh;iltnisse in Polen eine Intensivierung der F órderung wesentlich erschweren. Ein groBer Teil der Erze konnte bisher nur mit Pferde- fuhrwerken von den Gruben zu den Hochófen gebracht werden. Nur wenige G ruben waren mit Lastkraftwagen zu erreichen oder durch Feldbahnen an die Hochofenwerke angeschlossen.

j * I» I1

150 Schutt

820 gelóer Sandstein

180 Schieferton 60 Sandstein 100 Schieferton 200 Sandstein 180 Schieferton

400 Sandstein

HO Ton

1l0 Tone/senste/nf/dz (Heine fr/maditiffk J5c/n) 120 Schieferton 300 Sandstein

250 Schieferton

1350 Sandstein

Abb. 2. Schachtprofil einer Toneisensteingrube.

Geologische Verhaltnisse.

Die Eisenerzvorkommen des mittelpolnischen Bezirks sind gebunden an devonische, triassische, jurassische und kretazeische Schichten, die in mehr oder weniger einheit- licher Folgę von den H eiligkreuzbergen im Siidwesten bis zum Flachland des W eichselbogens im Nordosten auftreten.

Bergwirtschaftliche Bedeutung haben bisher in der Haupt- sache die Ton- und Brauneisensteine des Keupers und die Brauneisenerze des Jura erlangt.

D ie T o n - u n d B r a u n e i s e n s t e i n e d e s K e u p e r s . Diese Erze treten in verschiedenen H orizonten in der Hauptsache ais tonige Siderite auf, die den Sandsteinen und Tonschichten des oberen Keupers ais diinne Flóze ein- gelagert sind (Abb. 2). Die M achtigkeit der erzfiihrenden Tone schwankt zwischen 1,40 uud 2 m. Den Tonen sind 5 bis 0 diinne Eisensteinflóze bzw. -linsen vou 0,05 bis 0,15 in M achtigkeit zwischengeschaltet (Abb. 3). Die reine Erzmachtigkeit wechselt von wenigen Zcntim etern bis zu 0,35 — 0,40 m. Das hangende Flóz liegt in einer Teufe von 5 bis 30 m. Das liegende Flóz ist bisher bis zu einer Teufe von 100 m nachgewiesen. Die Lagerung ist flach, zum Teil sóhlig.

Hangender Tan

i i i ł i 111111 * 111

i i i i i i i i i i i ijV , 60

15 25

11 i!

Liegender Ton

Abb. 3. Schematisches Profil des liegenden Toneisensteinflózes im oberen Keuper.

Das Erz wird seiner Ausbildung entsprechend unter- schieden in einen hellgrau gefiirbten Toneisenstein — Perl- erz —, der in den hangenden Partien auftritt, und einen sekundar schwach um gebildeten, rótlich gefiirbten T on­

eisenstein — Kirscherz —. Vereinzelt tritt auch O cker auf, dessen Entstehung auf verstarkte sekundare Umbildung des Siderits zuriickzufiihren sein diirfte. Die chemische Zu- sammensetzung des Erzes ist aus der folgenden Zusammen- stellung ersichtlich.

Z a h l e n t a f e l I.

Zusanimensetzung eines mittelpolnischen Toneisensteins (Grube Staragora) nach Kuźniar und O zieblow ski1.

% Als Os . . . 10,4 Ca O . . . 2,0 Mg O . . . 1,03 G liihverlust 25

% Fe . . . . 32,4 Mn . . . . 0,74

P 0,08

S

Si 0 8 . . . 14,0

‘ K u ź n i a r und O z i e b l o w s k i : E rzb e rg b a u in Polen. Z. oberschl.

berg- u. hultenm ann. V er. 68 (1929) S. 460, 514, 570, 626.

Im nórdlicheu Teil des Chlewiska-Bezirks treten im oberen Keuper Brauneisenerze auf, die geologisch den Toneisensteinen entsprechen und sekundar aus diesen ent- standen sind. Die M achtigkeit betragt 0,25'bis 0,40 m. Das Einfallen ist ebenso wie bei den Toneisensteinen flach. Die Erze liegen in einer Teufe von 5 bis 35 ni.

Z a h l e n t a f e l 2. Zusanim ensetzung der Brauneisenerze des oberen Keupers (Durchschnittsanalyse).

0/0 Fe . . 3 2 -3 7 Si 0 2 . 2 0 - 2 5 A 1 ,0 3 . 1 3 -1 5 Mn O 0 ,1 5 - 0,2

P . . S . . H .O

% 0,1 0,02 4 - 6

Die V orrate an Eisenerzen des Keupers bis zu einer leufe von 60 m haben Kuźniar und O zieblow ski1 zu

a. a. O.

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15. M arz 1941 G 1 ii c k a u f 171

00 Mili. t errechnet. Dabei ist angenom m en, dali der Erz- inhalt im D urchschnitt 0,5 t/m 2 O berflache betragt. Diese Berechriungen beruhen zum groBen Teil auf Schatzungen;

die bisherigen Aufschliisse reichen nicht aus, um ein sicheres Bild iiber die Ausbildung der Lagerstatte in dem mehr ais 400 k m 2 grofien G ebiet zu geben.

D ie T o n e i s e n e r z e d e s J u r a .

Unter den Eisenerzlagerstatten des Jura spielen die Brauneisencrze des Tychow er Zuges die H auptrolle. Sie treten im G ebiet zwischen Mirzec (siidlich W ierzbica) im N ordwesten und Ćmielów im Siidosten auf und bciBen an verschicdenen Stellen zutage aus. Die Erze liegen in mehr oder w eniger verfestigten eisenhaltigen Sanden und biiden zum Teil nester- und linsenfórm ige Kórper, zum Teil dtinne Schalen oder Krusten in den Sandsteinen. Diese treten ais Bankę. von 2 bis 10 in M achtigkeit und dariiber auf, dic im allgem einen schwach nach N ordosten einfallen. Die Schichten gehóren dem D ogger an, der in seinen liegenden H orizonten auch Toneisensteine fiihrt, die geologisch den Tschenstochauer Toneisensteinen entsprechen. Ober die Ztisammenhange der mittelpolnischen Eisenerze mit den Tschenstochauer Erzen liegen bisher keine naheren An- gaben vor. Eine Kliirung dieser F rage w are von Tief- bohrungen im G ebiet zwischen Tschenstoęhau-W ielun und Mittelpolen zu erwarten.

Die Ausbildung der Brauneisenerze ist unregelmaBig.

Nach den bisherigen U ntersuchungen treten neben reichen Eisenerznestern geringeren AusmaBes groBe Partien weit- gehender V ertaubung auf, in denen der Eisengehalt erheb- lich unter der Bauw iirdigkeitsgrenze liegt und an Stelle der Erzkórper ein eisenschiissiger Sandstein m it 10 bis 15i>/o Fe ausgebildet ist. Ober die Zusam m ensetzung des Erzes gibt folgende D urchschnittsanalyse Auskunft.

Z a h l e n t a f e l 3. Zusam m ensetzung eines mittelpolnischen D ogger-Brauneisenerzes.

% %

Fe . Mn P .

38 0,2 0,01

S . . Si O-

0,1 30

Fe . . Mn . p,o5

. 56,9 . 0,07 . 3,32

Eine Sonderstellung unter den mittelpolnischen Eisen- erzen nimmt auch das gangartige V orkom men von Rudki bei Słupia N ow a (G rube Staszyc) ein, wo Spateisenstein und H am atit im H angenden der bekannten Schwefelkies-

lagerstatte auftreten. Der Spateisenstein (35 — 45°/oFe) ist ais m etasomatisches U m w andlungsprodukt devonischer Dolomite anzusehen, die im Hangenden, zum Teil auch im Liegenden des G angkórpers in grofier M achtigkeit an- Stehen. Der H am atit (bis zu 55o/0 Fe) tritt in mulm iger Beschaffenheit in eisenschiissigen T onen auf, die im Hangenden des Schwefelkieslagers in unregelmaBiger M achtigkeit vorkommen. Die G esam tvorrate w erden von polnischen Geologen (friiheres Geologisches Staatsinstitut in W arschau) mit mindestens 300000 t Erz angegeben.

Betriebsverhaltnisse.

Auf Grund der ungiinstigen geologischen Verhiiltnisse (geringe M achtigkeit, unregelmaBige Lagerung) haben sich im m ittelpolnischen E isenerzbergbau keine gróBeren G rubenbetriebe entwickeln kónnen. Die F órderung stam m t vielmehr aus einer gróBeren Zahl von Klein- und Kleinst- betrieben, dereń monatliche Durchschnittsleistung 1000 bis 2000 t betragt. Die gróBte, zur Zeit im Ausbau befindlichc Anlage, die zu polnischer Zeit auf eine F órderung von 10000 t/M o n at ausgelegt war, hat bisher nur rd. 40001 monatlich crreichen kónnen.

Von der G esam tfórderung w erden rd. 250/0 aus den fiir den polnischen Eisenerzbergbau charakteristischen Duckelbetrieben, rd. 45o/o aus T iefbaubetrieben und rd.

30 0/0 aus T agebaubetrieben gewonnen.

G e w in n u n g . Duckelbau.

Die in geringer Teufe liegenden Toneisensteinflóze des Keupers und die geringm achtigen Brauneisenerze des Jura werden in sehr primitiver W eise im Duckelbetrieb aus- gebeutet. »Duckeln« sind kleine Schachte (1,5 x lm ) von 10 bis hóchstens 25 m Teufe, die von H and niedergebracht werden. D er Ausbau besteht in Schrotzim m erung. Die Fórderung erfolgt beim Abteufen ebenso wie beim spateren Abbau mit Hilfe kleiner Holzkiibel (0,1 m3 Inhalt), die mit Handwinden zutage gezogen werden (Abb. 4).

V orratsangaben iiber die jurassischen Brauneisenerze lassen sich infolge der sehr unregelmiiBigen V erbreitung heute noch nicht machen, da bisher nur w enig AufschluB- arbeiten ausgefiihrt w orden sind.

D ie i i b r i g e n E i s e n e r z v o r k o m m e n M i t t e l p o l e n s . Im G ebiet von Koryziska, einem O rte 30 km westlich von Radom, tritt in der G rube Bozy Dar ein Brauneisenerz- Vorkommen auf, das friiher den D oggererzen der Tychow er Zone gleichgestellt worden ist. Nach neueren Unter- suchungen ist es jedoch wahrscheinlich, daB die Lagerstatte geologisch jiingeren Schichten angehórt. Von verschiedenen Geologen wird das Vorkom men ais eine tertiare Rasen- eisenerzbildung angesehen. Das Erz tritt in einem wannen- fórmig ausgebildeten Lager auf, w obei die Breite der W annę 100 bis 200 m betragt. Ober die Langenerstreckung liegen keine ausreichenden Angaben vor. Die Erzmachtig- keit betragt in der W annenm itte 3 —5 m, w ahrend sie nach den Randern zu schnell abnimmt. Das Liegende des Erz- kórpers wird von flachliegenden Doggerschichten ge- bildet. D er Eisengehalt des Erzes schw ankt zwischen 35 und 50°/o bei einem P hosphorgehalt von 1 bis 2o/o. Aus- gelesene Stucke haben folgende Zusam m ensetzung auf- gewiesen:

0/0

Abb. 4. D uckelschachtbetrieb.

G rube Helena bei Chlewiska.

Die Duckelschaclite w erden in Abstanden von 30 bis 50 m im Einfallen und 30 bis 40 m im Streichen angesetzt (Abb. 5 und 6). N ach Erreichen der Lagerstatte w erden Ver- bindungsstrecken im Flóz von etwa 1,5 m2 Q uerschnitt zwischen den Schachten im Streichen und Einfallen vor- getrieben, die mit einfachen polnischen Tiirstócken aus- gebaut w erden. Von den Verbindungsstrecken werden Abbaustrecken von 15 bis 20 m Lange und 1 bis 1,50 m Breite in der M achtigkeit des Flózes aufgefahren. Von diesen Strecken wird das Flóz im Ruckbau zu den Schachten hin hereingew onnen in Abbaustreifen von 1,20 bis 1,60 m Breite, die streichend verhauen w erden.

Die H ereingew innung des Erzes, das in m ilder oder gebracher Beschaffenheit ansteht, geschieht fast ausschlieB- lich mit der Keilhaue. Das hereingew onnene Erz wird durch mehrfaches Umschaufeln von H and bis zu den Ver- bindungsstrecken gebracht und hier in die Schachtkiibei

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172 G l i i c k a u f 77. Jah rg an g , H eft 11

geladen. Die Kubel werden aui Rundhólzern bis zum Schacht geschoben und von Hand hochgewunden.

Zum Versatz dienen die Berge, die bei der Gewinnung ausgehaften und in den Alten Mann geworfen werden.

Das unm ittelbare Hangende besteht aus plastischen bis festen Tonen, die sich durchbiegen und auf den Versatz legen. Die bei der Gewinnung anfallenden Berge reichen zum Versafz des abgebauten Feldes aus. In den meisten Fallen ist das Verhaltnis von Erz zu Bergen so ungiinstig (bis zu 2 0 :8 0 ), daB ein erheblicher Teil der Berge auf Halde gekippt werden muB.

Abb. 5. Reihenanordnung von Duckelschachten.

G rube Helena bei Chlewiska.

Abb. 6. Schema eines Duckelbetriebes.

Infolge der gunstigen Beschaffenheit des H angenden geniigt im Abbau ein einfacher Ausbau mit Stempel und Anpfahl, der in manchen Fallen w iedergewonnen werden kann, so daB eine gleichmaBige A bsenkung des Hangenden erreicht w'ird.

Die Obertageanlagen sind bei den Duckelbetrieben sehr primitiv. Das Erz wird aus den Schachtkiibeln auf Halde gekippt und von dort in Feldbahnwagen (4 —6 t Inhalt) ge­

laden oder mit Pferdefuhrw erken zur nachsten Feldbahn- station gebracht. Maschinelle Einrichtungen fehlen ganzlich.

Die W asserhaltung im Duckelbau inacht geringe Schwierigkeiten. Lediglich im Friihjahr und im H erbst sind Sickerwasser zu heben, die in einem iiber den Tonen liegenden wasserfiihrenden Sandstein auftreten. Sie werden in dem an der tiefsten Stelle des Abbaufeldes nieder- /ubringenden W asserschacht gesammelt, aus dem sie mit Handkiibeln von Zeit zu Zeit gezogen w erden. Zur Bewetterung der Gruben reicht der naturliche W etterzug aus.

Die Anwendungsm óglichkeit des Duckeibaues ist an verschiedene im folgenden erorterte V oraussetzungen ge- kniipft. Er kann iłberall da angew endet w erden, wo Erz von milder bis gebracher Beschaffenheit aus flach- gelagerten Flózen in geringer Teufe hereinzugew innen ist.

Die Teufe ist begrenzt durch die Leistungsfahigkeit der Schachte. Bis zu 25 m laBt sich ohne Schwierigkeiten eine Tagesleistung von 5 bis 10 t je Schacht erzielen. Dar- iiber hinaus sinkt die Leistung erfahrungsgem aB so stark ab, daB maschineller Schachtbetrieb erforderlich wird. In dichtbesiedelten Gebieten laBt sich der D uckelbau infolge des geringen Abstandes der Schachte nicht anwenden.

Dasselbe gilt fiir Gebiete mit landwirtschaftlich guten Boden, da durch die Bildung der Bergehalden in der Um- gebung der Schachtchen der E rtragsw ert der Boden stark gem indert wird.

Die Vorteile des Duckeibaues sind darin zu sehen, daB Obertageanlagen auBer Schachtwinden und Gleis- oder StraBenanschlufi kaum benótigt w erden. Infolge­

dessen kann der Betrieb ohne nennensw'erte Investitionen gefuhrt werden. Die Ausrichtungsarbeiten sind gering, da lediglich die 10—25 m tiefen Schachte in mildem Gebirge (Tone und gebniche Sandsteine) niedergebracht zu wrerden brauchen.

Alle ubrigen Arbeiten dienen bereits der Erzgewinnung.

Daher ist eine Ausweitung der Betriebe in Zeiten erhóhten Erzbedarfs ohne gróBere Schwierigkeiten technischer Art móglich.

Ein Nachteil des Duckeibaues ist die geringe Leistung je Mann und Schicht, die bei rd. 0,3 t liegt und auf den hohen Anteil unproduktiver Schichten zuruckzUfiihren ist.

Bei einer Belegung mit hóchstens 15 Mann je Duckel kónnen nur 4 Mann vor O rt arbeiten, w ahrend die ubrigen bei der Fórderung und bei U bertagcarbeiten eingesetzt sind. Fiir die G estehungskosten hat friiher die geringe Leistung eine untergeordnete Rolle gespielt, da die Arbeits- lóhne niedrig w aren. D em gegeniiber wiirde eine Mechani­

sierung solcher Betriebe erhebliche Schwierigkeiten mit sich bringen, da die Erzvorrate je m2 O berflache gering sind (0,3—1,0 t/n i2) und som it maschinelle Anlagen iibertage haufig um gesetzt werden muBten. Die Lebens­

dauer eines Duckelschachtes betragt nur wenige Monate.

Ein w eiterer H inderungsgrund fiir eine Mechanisierung liegt darin, daB die M ehrzahl der Gruben in w enig er- schlossenen Gebieten liegt, so daB die Zufiihrung von Energie von vom herein eine hohe Belastung der Ge­

stehungskosten mit sich bringen wiirde.

Tiefbau.

Bei Teufen von m ehr ais 25 bis 30 m ist ein wirt- schaftlicher Betrieb nur im Tiefbau mit maschinellen Schachtfórdereinrichtungen móglich (Abb. 7).

Die zur Zeit in Betrieb befindlichen Tiefbaugruben bauen in Teufen von 30 bis 60 m. Die Ausrichtung erfolgt durch Schachte von 4 bis 6 m2 Q uerschnitt, die in Ab-

Abb. 7. F órderschacht und O bertageanlagen einer Toneisensteingrube.

G rube W iktoria bei Chlewiska.

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15. Marz 1941 O I u ck a u f 173

standen von 300 bis 1000 in bis auf das Erzlager nieder- gebracht w erden. Die Schachte w erden durch streichende Hauptstrecken von 1,80 bis 2 m - Q uerschnitt, die im Flóz aufgefahrcn sind, m iteinander verbunden. Von den Hauptstrecken w erden Fórderstrecken im Einfallen des Flózes bis zur F eldesgrenze aufgefahren. Die Abbau- strecken w erden von den einfallenden Strecken im Streichen des Lagers vorgetricben. D er Abstand der Abbaustrecken richtet sich nach der Art des Abbauverfahrens.

Abb. 8. Schachtabteufen mit Pferdegópel auf einer Toneisensteingrube. G rube Stanisław bei Stąporków .

Bisher w urde uberali eine Abart des Pfeilerruckbaues angewandt. D er Abstand der Abbaustrecken betragt dabei 20 — 30 m. Von den A bbaustrecken w erden an der Grenze des Baufeldes Pfeilerstreckeu in einer Lange von 10 bis 15 m schwebend bzw. einfallend vorgetrieben. Von der Feldesgrenze aus w erden dic F elder in einer Breite von 2 - 4 m abgebaut. Die H ereingew innung erfolgt im allgemeinen von H and; SchieBarbeit wird nur in geringem Umfang angewandt. Ais V ersatzgut dienen wie beim Duckelbau die anfallenden T onbergc, die im Abbau aus- geklaubt w erden. D er A usbau besteht aus Stempeln mit Anpfahl, die zum Teil w ieder hereingew onnen werden kónnen. Die Fórderung erfolgt durch F órderw agen (0,4 bis 0,6 m3 Inhalt), die vor O rt gebracht w erden. Neuerdings wird auf einigen G ruben an Stelle des Pfeilerruckbaues Strebbau angew andt. Die Aus- und V orrichttm g wird ahnlich wie beim Pfeilerriickbau durchgefiihrt, mit dem Unterschied, daB der Abstand der A bbaustrecken w esent­

lich vergróBert wird (60 80 m). Die Lange der einzelnen Streben betragt dem entsprechend 60 — 80 m. Die Feldes- breite belauft sich auf 1,20-1,80 m. D er tagliche Abbau- fortschritt liegt je nach der Starkę der Belegung bei 0,50 bis 1 m. Die A bbaufórderung erfolgt auch hier durch Fórderw agen, dic im Kreislauf von der oberen A bbau­

strecke am AbbaustoB entlang zur unteren Abbaustrecke laufen.

Die bisherigen Erfahrungen mit dem Strebbau sind recht giinstig. Gegeniiber einer G esam tleistung von rd.

0,3 t je Mann und Schicht beim Pfeilerriickbau betragen die bisher erzielten Leistungen bei Anwendung des S treb­

baues 0,4 -0,5 t je Mann und Schicht. Die Leistungs- steigerung ist hauptsachlich dadurch erreicht worden, daB infolge der Betriebszusam m enfassung die Oberwachung des Betriebes erleichtert und die einzelnen Betriebs- vorgangc, im besonderen die F órderung, vereinfacht werden.

Die W asserhaltung maclit infolge der geringen W asser- zufliissc keine Schwierigkeiten. Zur B ew etterung reicht auf den nieisten G ruben der natiirliche W etterzug aus.

Wie bei den iibrigen mittelpolnischen G ruben ist auch fiir die Schachtbetriebe der auBerordentlich geringe Ein­

satz von maschinellen Hilfsmitteln sowohl im U ntertage- wie auch im U bertagebetrieb kennzeichnend. In einem Falle w ird die Schachtfórderung (35 m Teufe) noch heute mit Hilfe eines Pferdegópels betrieben (Abb. 8). Diese

geringe M echanisierung ist zum Teil darauf zuriick- zufuhren, daB infolge der niedrigen Flózm achtigkeit bzw.

der geringen Erzvorr;ite je m2 O berflache die Lebensdauer der Schachte sehr kurz ist (1 — 4 Jahre), so daB sich gróBerc Investitionen fiir ortsfeste maschinelle Einrichtungcn nicht lohnen kónnen. Hinzu kommt, daB bei den niedrigen Lóhnen zu polnischer Zeit (H auer-D urchschnittslohn: 4 bis 5 Zl/Schicht) kein Anreiz zur Leistungssteigerung durch

Einsatz maschineller Hilfsmittel gegeben war.

Tagebau.

Die Brauneisenerze des Jura treten stellenw eise in so geringer Teufe auf, daB sie im T agebau gewonnen w erden kónnen.

T agebau w ird bei D eckgebirgsm achtigkeit bis zu hóchstens 8 m angew andt, wobei dic Lagerm achtigkeit 1 - 4 ni betragt. Fiir die Entwicklung leistungsfahiger Betriebe w irkt sich die unregelmaBigc Ausbildung des Erzlagers nachtcilig aus. Die A bbaufronten, die im Ein­

fallen des Lagers (0 —5°) verlaufen, kónnen deshalb nur kurz sein (50—100 m). Das Deckgebirge, das aus lockeren Sanden besteht, wird zum Teil von Hand, zum Teil im B aggerbetrieb in ein bis zwei Strossen abgeraum t. Die Erzgewinnung erfolgt von Hand. SchieBarbeit wird nur selten angew andt, da das Bohren infolge der ungleich- maBigen Beschaffenheit des Erzes und der hiiufigen W echsellagerung von Erz- und Sandschichten erhebliche Schwierigkeiten maclit.

Abb. 9. V erw ahrloster T agebaubetrieb auf Brauneiseńerz.

G rube Bozy Dar westlich von Radom.

Das H aufw erk wird am AbbaustoB abgesiebt und in F órderw agen verladen, die auf Breinsbergen zur Verladc- rampe gezogen werden. Hier wird das Erz auf Kleinbahn- wagen von 5 bis 10 t Inhalt utngeladen.

Die T agebaue w aren zu polnischer Zeit nur mit primi- tivsten maschinellen Hilfsmitteln ausgestattet. Die Fórde- rung der Erze erfolgte zum Teil auf Brem sbergen, die mit Pferdegópeln betrieben wurden. Die Leistungsfahigkeit

Abb. 10. T agebaubetrieb auf Brauneisenerz.

Abraum gewinnung mit Baggerbetrieb.

G rube Mikołaj bei Tychów.

(6)

174 O l u c k a u f 77. Jah rg an g , H eft 11

dieser Anlagen w ar entsprechend gering. Die inonatlichc Fórderung betrug 500 bis hóchstens 2000 t (Abb. 9). In letzter Zeit ist durch Einsatz von Baggern im Abrauin- betrieb und durch Mechanisierung der Schriigfórderung auf einigen Anlagen eine F órdersteigerung auf 3000 bis 5000 t/M onat erzielt worden (Abb. 10).

Ein Nachteil des Tagebaues liegt in der starken Ab- hangigkeit von den W'itterungsverh;iltnissen, die dazu fuhren, dal) bei den meist strengen W intern in den Monaten Dezember bis iMar/ der Betrieb ganz eingestellt w erden muB.

A u f b e r e i t u n g u n d R ó s tu n g .

Eine Aufbereitung der Brauneisenerze wird bisher nicht durchgefiihrt. Die Erze werden vor O rt durch Absieben auf einfachen Handsieben von den anfallenden Sanden befreit und komnien so zur Verladung, wie sie aus der Grube gefórdert werden. Die Toneisenerze w erden, wie erwahnt, vor O rt ausgeklaubt und von den beibrechenden Tonen, die ais Versatzmaterial dienen, befreit. Das Verhaltnis E rz: Ton betragt rd. 1 :6 bis 1 :4 . Obertage werden die Erze nachgeklaubt und mit Schcidehammern von etwa noch anhaftendem Ton gercinigt. Die Erze haben nach dem Ausklauben und Scheiden rd. 29- 32o/o Fc.

Zum Austreiben des Gehaltes an Kohlensaure und W asser bzw. zur Anreicherung des Eisens werden die Roh- erze kalzinicrt (»geróstet«). Ais Róstófen dienen rundc, in M auerung ausgefiihrtc Schachtófen von 5 bis 8 m Hóhe, dereń Rauminhalt 20 — 40 m3 betragt. Dic taglichc Durch- satzleistung betragt 20 — 30 t Rósterz.

Abb. 11. Róstanlage fiir Toneisenerze in Mittelpolen.

3 Ofen.

Abb. U zeigt eine neuzeitliche Róstanlage, die aus 3 mit Eisenummantelung ausgefiihrten Schachtófen besteht.

Die Beschickung erfolgt mechanisch, wahrend der Austrag von Hand ausgefiihrt w erden muB (Abb. 12). Die theo- rctische Leistung der Anlage wird mit 10000 t Roheisenerz je Monat angegeben, entsprechend einer Leistung von 130 bis 150 t je Ofen und Tag. Diese D urchsatzm enge lafit sich jedoch nur bei kiinstlicher W indzufuhr erreichen. Die Normalleistung betragt 80 t/T a g . Durch das Kalzinieren wird der Eisengehalt von 29 bis 32% im Roherz auf 35 bis 40°,’o erhóht. Dem entspricht ein G ew ichtsverlust von 25 bis 30o/o.

W irtschaftliche Bedeutung.

Die mittelpolnischen Eisenerze sind auf G rund ihrer benachbarten Lage zu den H iittenw erken in Starachowice und Ostrowiec fiir diese eine Rohstoffgrundlage, dereń Bedeutung besonders dann hervortritt, wenn die Zufuhr auslandischcr Erze eingeschrankt oder ganz eingestellt werden muli. Der mittclpolnischc Eiscnerzbergbau ist in der Lage, den Bedarf der órtlichen Hiitten zu decken.

Dariiber hinaus kann er in gewissem Ausmafi zur Mit- belieferung der oberschlesischen H iittenw erke heran- gezogen werden.

Abb. 12. Austrag eines Róstofens.

Z u s a m ni en f a s s u n g .

Die geschichtlichc Entwicklung des mittelpolnischen Eisenerzbergbaues wird geschildert. Anschlieficnd werden die Lagerstattenverhaltnisse beschricben. Von den zahl- reichen Vorkominen in devonischen, triassischen, jurassi- schen und kretazeischen Schichten haben in erster Linie die Vorkommen des oberen Keupers, daneben auch die Juraerze bergw irtschaftliche Bedeutung. Bei den Keupererzen handelt es sich um geringm achtige Erzflóze oder -linsen, die in der Hauptsache Toneisensteine mit 28 bis 32 ob Fe, daneben auch órtlich Brauneisenerze mit 33 bis 37o/o Fe fuhren. Die Toneisensteine sind Siderite, die durch erhebliche Tonbeim engungen verunreinigt sind.

Die Juraerze treten in eisenschussigen Sanden ais sehr unregelmafiige N ester und Linsen auf. Ihr Eisengehalt schwankt von 30 bis 50°/o, im Durchschnitt betragt er 35 —40 o/o.

Die Toneisensteine werden bisher nur bis zu einer grofiten Teufe von 70 m abgebaut. Neben primitiven Kleinstbetrieben (bis zu 25 m Teufe) stehen einige Tief- baugruben in F órderung. Die Brauneisenerze w erden haupt­

sachlich im T agebau gewonnen. A ufbereitungsanlagen bestehen nicht. Die Brauneisenerze w erden vor O rt abgesiebt, die Toneisensteine von H and ausgeklaubt. Zur Anreichcrung des Eisens von 28 bis 32o/0 auf 35 bis 40 o-, werden die Toneisensteine in Schachtófen geróstet.

Die wirtschaftliche Bedeutung der mittelpolnischen Eisenerze liegt in erster Linie darin, dafi sie eine aus- reichende Erzbasis fiir die órtlichen Hochófen bilden.

(7)

15. MSrz 1941

G l u c k a u f

175

Die Begriffe »einheitliche selbstandige A bbauhandlung-

sowie »alter und neuer Bergbau« bei V erjahrung des Bergschadenanspruchs.

Von B ergrat Bernhard K a m p e r s , Essen.

Der Begriff der »einheitlichen selbstandigen Betriebs- handlung« im Bergbau kann bei V erjahrungsfragen des Bergschadenanspruchs aus dem G runde von ausschlag- gebender Bedeutung sein, weil hierdurch die sEinheit des Schadens« bedingt ist. M ehrere, zeitlich nacheinander an einem Grundstiick auftretende Bergschaden bilden rechtlich dann eine »Schadenseinheit«, wenn sie auf d i e s e l b e selb­

standige betriebliche Einzelhandlung zuriickgehen. Der Lauf der dreijahrigen V erj;ihrungsfrist gemaB § 151 des Allgemeinen Berggesetzes setzt in einem solchen Falle aber zu dem Zeitpunkt ein, in dem bereits der e r s t e Schaden entsteht oder zur Kenntnis des Grundeigentiim ers gelangt;

siimtliche n a c h f o l g e n d e n Schaden gchóren alsdann zur

»Schadenscinheit« und mussen infolgedessen — ais »vor- aussehbare« Schaden — innerhalb dieser Frist m it geltend gem acht w erden.

Soweit sich die »einheitliche selbstandige Betriebs- handlung<( im Bergbau auf den unm ittelbaren F ló zab b au 1, wie dies meist der Fali sein wird, mit seinen schiidigenden Senkungs-, Zerrungs- und Pressungserscheinungen an der Erdoberflache bezieht, kann man alsdann auch von einer

»einheitlichen selbstandigen A b b au h a n d lu n g « oder noch kiirzer von einer »selbstandigen Abbaueinheit« sprechen.

Wenn man den Begriff der »selbstandigen Abbau- einheit« von bergtechnischen G esichtspunkten zu u n i- grenzen sucht, so ist, wie w eiter unten gezeigt w ird, in Ubereinstimmung mit der Rechtsprechung davon aus- zugehen, daB er nur auf den Abbau eines b e s t i m m t en F ió z e s— also nicht auf den gemeinsamen Abbau m e h r e r e r Flóze — zutreffen kann; ferner diirfte eine solche Abbau- handlung aber auch dadurch gekennzeichnet sein, daB sie zeitlich und raumlich zusam m enhangen muB. Denn ais einheitliche selbstandige A bbauhandlung kann man ver- niinftigerwcise unmóglich einen Abbau bezeichnen, der

— wenn auch im gleichen Flóz — zeitlich oder raumlich voneinander getrennt um geht, d .s. Falle, in denen der Abbau in diesem Flóz eine gewisse Zeit ruht bzw. erst nach einer gewissen Zeit w iederaufgenom m en wird oder an ganz verschiedenen, raumlich weit voneinander getrennten Stellen stattfindet. Man gelangt daher zu dem Ergebnis, daB unter einer einheitlichen selbstandigen Abbauhandlung der »zeitlich und raumlich zusam m enhangende Abbau in einem ganz bestiminten raumlichen Abschnitt eines be- stimmten Flózes« zu yerstehen ist. Ein solcher raumlicher Flózabschnitt ist aber w ieder klar und eindeutig durch bergtechnische Begriffe um grenzt, die jedem Bergmann gelaufig sind: Im Einfallen, d. i. nach der Teufe zu, ist es die Sohlen- oder Teilsohlenbildung, im Streichen, d. i.

in der H orizontalen, sind es die sogenannten Feldes- oder Abbaugrenzen. Zw ischen diesen raumlichen Begrenzungs- linien bew egt sich heute jeder cinzelne Pfeiler- oder Strebbau, wie er im ganzen rheinisch-westfalischen Bergbau iiblich ist. Man kann daher folgerichtig den einzelnen Pfeiler- oder Strebbau ais eine einheitliche selbstandige Abbauhandlung oder kurz ais selbstandige Abbaueinheit bezeichnen. Denn auch d er ganze G rubenbetrieb ist auf die einzelnen Pfeiler- oder Strebbaue abgestim m t; die Belegschafts- und Fórderlisten w erden nach ihnen gefiihrt, und fiir jeden dieser Abbaue ist eine besondere Aufsichts- person (O rtsaltester) angestellt. F rag t man einen Bergmann, wo er in der G rube beschiiftigt sei, so wird er z. B. ant- w orten: »Im Strebbau 1 des Fiózes a der 2. Abteilung der 3. Sohle der Zeche A«, oder am Schichtende fragt der Betriebsfiihrer seinen Steiger: »Wieviel W agen hat der Strebbau 1 des Flozes a der 2. Abteilung der 3. Sohle heute

1 Im G egensatz zu ein e r a n d eren B etrieb sb an d lu n g im B erg b au , wie z. B. dem A bteufen eines Schacbtes.

gefórdert?« Auch hierin kom m t offensichtlich die Selb- standigkeit jedes einzelnen Abbaues zum Ausdruck.

Man kann hier mit einem gewissen Recht entgegen- halten, daB es sich bei einem Pfeiler- oder Strebbau um die kleinste selbstandige Abbaueinheit des Gesamtabbaues handelt, die sich wieder, wie das obige Beispiel andeutet, in eine gróBcre selbstandige A bbaueinheit einfiigt, derart, daB der Strebbau 1 ais kleinste selbstandige Abbaueinheit

— gew issermaBen ais Zelle — zusammen mit anderen Strebbauen in die 2. Abteilung — ais gróBere selbstandige A bbaueinheit — und diese wiederum zusammen mit anderen Abbauabteilungen in die 3. Sohle — ais noch gróBere selbstandige Abbaueinheit — verschachtelt ist.

Folgerichtig wiirde alsdann der G esam tabbau der Zeche A gegebenenfalls mit mehreren Sohlen die letzte und gróBte

»selbstandigc Abbaueinheit« darstellen, die alle anderen umfaBt.

In der Rechtsprechung, im besonderen in den Reichs- gerichtsentscheidungen, w ird die B egriffsbestim m ung der einheitlichen selbstandigen A bbauhandlung meist nicht bis ins cinzelne durchgefiihrt, weil, wie noch spater dargelegt, eine erschópfende U m grenzung dieses Begriffes praktisch nur in den seltensten Fallen notw endig ist. Dieser Umstand hat offenbar nicht unw esentlich dazu beigetragen, daB hier- iiber in Fachkreisen oft starkę gegensatzliche Auffassungen herrschen, die wiederum zu den verschiedensten Ab- grenzungen dieses Begriffes gefuhrt haben. D agegen w erden die Begriffe »alter« und »neuer« Bergbau oder Abbau in der Rechtsprechung eindeutig dahin um grenzt, daB es sich bei altem Abbau oder Bergbau um einen Abbau handelt, der in seinen Anspruchen zur Zeit der Schadensentstehung bereits v erja h rt ist, wahrend neuer Abbau in seinen Anspruchen zu dieser Zeit noch anhalt, also noch nicht verjahrt ist. Zur Verdeutlichung dieser Begriffsbestimm ungen sei an Hand der Abb. 1 folgendes Beispiel angefiihrt.

Abb. 1. E rster Schaden 1928, zweiter Schaden 1. H albjahr 1934 (v erjah rt), d ritte r Schaden 1935 (nicht yerjahrt).

An einem Haus (/J - zu begutachtender Tages- gegenstand) ist im Jahre 1928 ein Bergschaden entstanden.

E r ist offenbar auf den Abbau des Fiózes a aus dem Jahre 1925 zuriickzufiihren, dessen E inw irkungsdauer in A nbetradit der geringen Teufe des Abbaues mit Sicherheit auf langere Zeit geschatzt w erden kann. D er Grundeigen- tum er muBte also gemaB § 151 des Allgemeinen Berg­

gesetzes den Schaden, der im Jahre 1928 entstanden und auch zu seiner Kenntnis gelangt sein soli, spatestens im Jahre' 1931 gerichtlich geltend tnachen und gleichzeitig

(8)

alle gegebenenfalls noch weiterhin aus diesem Abbau ein- tretenden Schaden. UnterlaBt er dies, so tritt fiir spatere Schaden n a c h dem Jalire 1931 Vcrjahrung ein, d. h. der Abbau des Jahres 1925 ist nunmehr — namlich voin Jalire 1932 an — fiir diesen Grundeigentiimer in seinen Anspriichen verj;lhrter »alter« Abbau, obwohl er darum in seinen Auswirkungen noch langst nicht erloschen zu sein braucht. Es ist auch sehr gut móglich, dafi der Abbau des Flózes a aus dem Jahre 1925 sich in seinen Aus­

w irkungen in der Folgezeit mit solchen aus xneuem« nicht verjahrtem Bergbau tiberschneidet oder sich ihnen liicken- los anschliefit. Folgt z. B. ein w eiterer Bergschaden an dem obigen Grundstiick im e r s t e n H albjahr 1934, so ist ohne w eiteres ersichtlich, daB dieser Schaden ebenfalls auf den verjahrten »alten« Abbau des Flózes a zuriick- gefiihrt werden mufi, da der »neuc« nicht verjahrte Abbau des Flózes b erst in der z w e ite n Halfte des Jahres 1934 begonnen hat. Die Auswirkungen des »alten« Abbaues kónnen sieli alsdann liickenlos an die Einwirkungen des

»neuen« Abbaues, die infolge d e r w e it gróBeren Teufe dem Abbau vielleicht auf dem FuBe folgen, anschliefien oder sich teilweise noch mit ihnen uberschneiden. Entsteht somit an dem fraglichen Grundstiick im Jahre 1935 ein w eiterer Bergschaden, so k a n n dieser Schaden teilweise noch auf dem verjahrten »alten« Bergbau des Flózes u des Jahres 1925 zuruckzufuhren sein; in der H auptsache wird aber jetzt der »neue« Bergbau des Jahres 1934 des Flózes b ais Schadensursache in Frage kommen. Auf die rechtlichen Verhaltnisse in einem solchen Falle wird spater noch ein- gegangen.

Ober die V erjahrung des Bergschiidenanspruchs hat neuerdings O berlandesgerichtsrat U n t e r h i n n i n g h o f e n einen Aufsatz veróffentlicht', worin er zunachst hervor- liebt, daB sich der g e s a m t e , aus d e r s e l b e n Schadens­

ursache entspringende Schaden ais eine Einheit darstellt, also auch alle Folgezustande umfaBt, die nach erstm aliger Erkenntnis ais móglich vorauszusehen sind. Bei solchen s p a t e r e n Schaden, so lieiBt es an einer anderen Stelle dieses Aufsatzes, sei daher stets getiau auf die I d e n t i t a t des schadigenden Ereignisses zu achten; der Schaden namlich, »der aus einer neuen Betriebshandlung entsteht.

wird von der V erjahrung, die in Ansehung des Schadens aus einer friiheren, s e i es a u c h g l e i c h a r t i g e n l i i u f t , nicht mnerfalit-«. Damit erweise sich, so fiihrt Unter- hinninghofen fort, wie auch das Reichsgericht an gleicher Stelle ausfiihre, die scharfe Unterseheidung zwischen v o r - a u s s e h b a r e n k i i n f t i g e n S c h a d e n s w i r k u n g e n e i n e r v e r g a n g e n e i i a b g e s c h l o s s e n e n u n d f iir s ic h zu b e - t r a c h t e n d e n V e r u r s a c h u n g u n d n e u e n s e l b ­ s t a n d i g e n u n d d a h e r g e s o n d e r t zu b e u r t e i l e n d e n S c h a d e n s z u f u g u n g e n ais notwendig. H ier kónnen sich, wie Unterhinninghofen w eiter ausfiihrt, in der Praxis unter Umstanden Schwierigkeiten ergeben, »weil die Frage, ob ein bestimniter Schaden ais Folgę alten (verjahrten) oder neuen (unverjahrten) Bergbaues anzusehen ist, vielfach nur durch Bergsaclwerstandige beantw ortet werden kann«.

Die Identitat der Abbauhandlung ais Voraussetzung fiir die Einheit des Schadens kennzeichnet Unterhinning- hofen an einer anderen Stelle seines Aufsatzes wie fo lg t:

>Es ist selbstverstandlich, sei aber vorsorglich hervor- gehoben, dafi nur solclie Folgeerscheinungen von der ein­

mal erlangten Erkenntnis vom Dasein eines Bergschadens erfaBt werden, die ais Auswirkungen d e s s e l b e n B erg­

baues anzusprechen sind. Jeder Schaden, der sich ais Folgę f o r t s c h r e i t e n d e n o d e r n e u e n Bergbaues darstellt, setzt, wenn er erkennbar wird. eine neue V erjahrungsfrist in Umlauf.cc

Der G edankengang der vorstehenden Ausfiihrungen ist klar und eindeutig. Unterhinninghofen unterscheidet entsprechend der angefiihrten Reichsgerichtsentscheidung zwischen einer v e r g a n g e n e n a b g e s c h l o s s e n e n und daher fiir sich zu betrachtenden, in ih r e n A n s p r iic h e n

1 Gliickauf 76 (1940) S. 145.

5 So RO. in Jur. W sch r.6 7 (1938) S. 1043.

v e r j a h r t e n a l t e n und einer besonders zu beurteilenden, in ih r e n A n s p r iic h e n u n v e r j a h r t e n n e u e n o d e r f o r t s c h r e i t e n d e n s e l b s t a n d i g e n A b b a u h a n d l u n g und fiigt hinzu, daB es gegebenenfalls Aufgabe des Berg- sachverstandigen sei, zu entscheiden, auf w e le h e dieser beiden Abbauhandlungen der Schaden zuriickgefuhrt werden miisse.

W eiterhin sei hier in Ergan/.ung des Aufsatzes von Unterhinninghofen betont - was in ihm anscheinend ais selbstverstandlich vorausgesetzt w ird —, dali immer n u r d e r b e r e i t s s t a t t g e f u n d e n e Bergbau — vom Zeit- punkt der Schadensentstehung bzw. Schadenskenntnis aus gesehen —, n i c h t a b e r z u k i i n f t i g e r ais Ursache von

»voraussehbaren« Schaden iiberhaupt in Frage kommen kann. Falls also ein Bergschaden w a h r e n d , d. h. im L a u f e einer selbstandigen noch nicht abgeschlossenen Abbau- handhmg aus dieser entsteht, so kónnen zur Zeit der Schadensentstehung nicht etwa auch jene Schaden ais

»voraussehbar« in die V erjahrungsfrist einbezogen w erden, die erst durch den zukunftigen w eiteren Abbau dieser Abbaueinheit entstehen; vielmehr setzt jeder spatere Schaden, der auf den z u k u n f t i g e n Teil dieser sich fort- setzenden Abbauhandlung zuriickgefuhrt w erden muB, auch eine neue V erjahrungsfrist in Lauf. Dieses besagt offen- kundig die Reichsgerichtsentscheidung vom 21. April 19201, in der es lieiBt: »Eine V erletzung des m ateriellen Reclits wiirde allerdings vorliegen, wenn der Berufungsrichter seiner Entscheidung die Rechtsansicht zugrunde gelegt hatte, daB auch derjenige Schaden, der infolge des nach dem Monat September 1910 (der Zeit der Schadens­

e n t s t e h u n g bzw . - k e n n t n i s ) fortgesetzten Bergbaues entstanden ist, verjahrt sei, weil der gesam te A bbau unter dem H ause der Klagerin ais ein einmaliger schadigender Akt zu betrachten w are und deshalb die V erjahrung schon zu dem Zeitpunkte begonnen hatte, ais nur iiberhaupt Berg­

schaden aus diesem Bergbau entstanden w aren u n d d ie E n t s t e h u n g w e i t e r e r S c h a d e n a u s d e r F o r t - s e t z u n g d e s B e r g b a u e s s ic h v o r a u s s e h e n lieB e.

E in e s o l e h e A u f f a s s u n g w iir d e d e r R e c h t s p r e c h u n g d e s R e i c h s g e r i c h t s k e i n e n f a l l s g e r e c h t w e rd e n .;:

Die in dieser Reichsgerichtsentscheidung ebenfalls an- geschnittene Frage, ob man den Abbau iiberhaupt ais einen einmaligęn schadigenden Akt oder ais fortgesetztes schadi- gendes Handeln betrachten will, soli hier, da es sich um eine rein juristische Frage handelt, nicht w eiter erórtert werden. Dagegen diirfte die weiterhin in dieser Reichs­

gerichtsentscheidung begriirulete Feststellung hier von aller- gróBter Bedeutung sein, daB der Um stand, dafi ein spaterer Bergbaubetrieb auf ein infolge Bergbaues bereits im schad- haften Zustande befindliches Haus trifft und dadurch weitere Beschadigungen des Hauses entstehen, nicht aus- schlielit, daB d e r s p a t e r e B e r g b a u b e t r i e b a i s U r s a c h e d e r w e i t e r e n B e s c h a d i g u n g e n im R e c h t s s i n n e (adaquate V erursachung) angesehen wird.

In weiteren Reichsgerichtsentscheidungen vom 5. Fe- bruar 1936 und 5. N ovem ber 1939 wird, wie bereits an- fanglich bem erkt, der Abbau eines b e s t i m m t e n Flózes ais »einheitliche selbstandige Abbauhandlung« b ezeichnet In der Entscheidung yom 5. F ebruar 1936 heifit es wórt- lich: »Bei kórperlichen Einwirkungen bestim m t sich die Einheitlichkeit eines Schadens nach der e i n z e l n e n Be- triebshandlung (z. B. ciem Abbati eines b e s t i m m t e n Flózes), auf die die Schadensfolgen zuruckzufuhren sin d /

In vielen anderen Reichsgerichtsentscheidungen, wie auch in dem angefiihrten Aufsatz von Unterhinninghofen, heiBt es nur, daB die Schaden auf d e n s e l b e n oder g le ic h e n Bergbau oder d i e s e l b e E i n z e l h a n d l u n g zu- riickzufiihren seien, dam it die Einheitlichkeit des Schadens gewahrleistet sei. Was aber unter »deniselben« und

■gleichen« Bergbau oder unter »derselben Einzelhandlung:

yerstanden sein soli, wird nicht gesagt. Es kann jedoch nicht dem geringsten Zweifel unterliegen, daB das Reichs­

gericht wie auch alle nachgeordneten G erichte immer nur

1 Z. Bergr. 61 (1920) S. 43S.

(9)

selbstandige T e i l e eines Bergw erkes ais selbstandige Abbaueinheiten angesehen haben oder ansehen wollcn, wobei zu beriicksichtigen ist, daB entsprechend den an- fSnglichen Ausfiihrungen iiber die V erschachtelung der Abbaueinheiten eines G rubenbetriebes fraglos der einzelne Streb- oder Pfeilerbau ais kleinste selbstfindige Abbau- einheit gęw ertet w erden inuB. Im iibrigen fiihren die nach­

folgenden praktischen U ntersuchungen dahin, daB in den meisten Fallen bei Beurteilung einer V erjahrung von er- neuten Bergschadenanspriichen auf G rund des Begriffes der Schadenseinheit w eniger die Feststellung und Ab- grenzung der seinheitlichen selbstandigen Abbauhandlung«

ais vielmehr des Z e i t r a u m e s , in dem die schadigenden Einzelbaue die vorangegangenen ersten Schaden veran- laBten, und die Erkennung der aus ihnen raumlich und zeitlich hervorgcrufene» Bewregungen eine Rolle spielen.

Nach dem heutigen Stande der Bergschadenforschung, im besonderen auf G rund der im letzten Jahrzehnt standig verbesserten Senkungsberechnungen, ist es heute móglich, die Abscnkungen und Auswirkungen jedes einzelnen Ab­

baues auf die Erdoberflache genauestens zu erfassen und dam it dic stattgefundenen bzw. die dem nachst statt- findenden bergbaulichen Begrenzungen raumlich und zeitlich w iederzugeben bzw. in ihrem Ablauf voraus- zubestimmen. M arkscheider K e i n h o r s t 1 beurteilt die Zuverlassigkeit des S enkungsberechnungsverfahrens wie folgt: »Der G rad der G enauigkeit von S enkungsberech­

nungen, wonach oft gefragt wird, erhellt am besten aus der Tatsache, dafi bei allen Nachprufungen der Unter- schied zwischen beobachteter und berechneter Senkung in keinem Falle m ehr ais 5 o/o betragen hat. Fiir die Giite des V erfahrens spricht ferner, daB verschiedentlich durch Senkungsberechnungen Nivellem entsfehler nachgewiesen w erden konnten.«

W enn tpan bei der Beurteilung einer etwaigen Ver- jahrung spiiterer erneuter Schaden von der Entscheidung des Reichsgerichts voin 21. April 1920 ausgeht, wonach nur diejenigen Schaden ais »voraussehbar« gegebenenfalls ver- jah rt sind, die auf den Abbau v o r d e r e r s t e n S c h a d e n s - e n t s t e h u n g zuriickzufiihren sind, so ergibt sich in diesem Falle fiir den Bergsachverstandigen die Frage, wie w ar der Stand des Abbaues zur Zeit der ersten Schadensentstehung, oder ist der spatere Schaden auf denselben z e i t l i c h e n Abbau wie der erste Schaden zuruckzufuhren? Man er- sieht bereits hieraus, daB es bei diesen U ntersuchungen in erster Linie auf die Z e i t ankom m t, in der der zuerst schadigende Bergbau um gegangen ist, w eniger dagegen auf eine A bgrenzung der einheitlichen selbstandigen Ab- bauhandlung. Wie die nachstehend aufgefiihrten fiinf p rak ­ tischen Beispiele zeigen, spielt aber hierbei auch der so- genanntc Zcitfaktor, nam entlich die Zeit des Einsatzes der Hauptabbauw irkting, eine ausschlaggebende Rolle.

P

gestellt, w o b e i s ic h d e r Z e i t f a k t o r f u r a l l e F ló z e a is d e r s e l b e h e r a u s g e s t e l l t h a t. Der im Jahre 1929 entstandene erneute, nicht mit geltend g em achte1 Schaden ist im vorliegenden Falle verjahrt, da zwischen ihm und dem ersten Schaden ein Zeitraum von m ehr ais 3 Jahren liegt. Der zweite Schaden kann auch aus dem G runde nur aus den alten verjahrten Abbauen 1924/25 herriihren, weil im G esam teinw irkungsbereich n a c h dieser Zeit w eiterer Bergbau nicht gefiihrt wrorden ist, es sich also offensichtlich um eine abgeschlossene Betriebshandlung handelt. Fest- stellungen iiber die Z erlegung dieser Abbaue in »einhcit- liche selbstandige Abbauhandlungen« eriibrigen sich, da sic hier fiir dic Beurteilung keine Rolle spielen.

■P

Abb. 3. E rster Schaden 1925, zw eiter Schaden 1929 (nicht verjahrt, da infolge des schweren Sandsteins der Abbau aus Flóz c im Jahre 1925 noch nicht wirksam w ar).

F a l i 2 (Abb. 3). Der erste Bergschaden ist im Jahre 1925 entstanden, und zwar nur aus den Ab­

bauen 1924/25 der Flóze a und b. Die Einwirkungs- dauer fiir den im Jahre 1925 gefiihrten Abbau des Flozes c ist zwar ebenfalls auf 5 Jahre festgestellt, die U ntersuchungen fiir dieses Flóz haben aber er­

geben, daB die Einw irkungen hier im G egensatz zu den Flózen a und b — infolge schwerer, iiberliegender Sandsteinschichten ein Jahr spater, also erst im Jahre 1926, eingesetzt haben, so dafi sie d e n e r s t e n S c h a d e n im J a h r e 1925 n o c h n i c h t v e r u r s a c h e n k o n n t e n . Dci spatere erneute Schaden im Jahre 1929 ist som it n ic h t verjahrt, da fiir ihn noch der Abbau des Flozes c ais »neuer«

Abbau ursachlich bzw. mitursachlich ist (gegebenenfalls adaquate Schadensursache). Die U nterteilung der Abbaue nach b e s t i m i n t e i i Flózen »als einheitliche selbstandige Abbauhandlungen« wird hier also erforderlich.

F a l i 3 (Abb. 4). Auch hier soli der erste Schaden im Jahre 1925 aus den Abbauen 1924/25 der ge- nannten 3 Flóze eingetreten sein, fiir die ebenfalls

P

Abb. 2. E rster Schaden 1925, zweiter Schaden 1929 (v erjahrt).

F a l i 1 (Abb. 2). Der erste Bergschaden an einem Tagesgegenstand ist im Jahre 1925 entstanden, und zwar aus den 1924/25 betriebenen Abbauen der Flóze a, b und c.

Ais Einw irkungsdauer ist eine solche von 5 Jahren fest-

1 K e i n h o r s t , H .: B etrachtungen zu r B eresch ad en frag e, O liickauf70 (1934) S. 149.

1927 7526 1925 r

m f 7927 1926 _ , I92b

1927 1926 192S

FI.C

im

Abb. 4. E rster Schaden 1925, zw eiter Schaden 1929 (nicht verjahrt).

D ies gilt auch fiir alle nachfolgenden FiUle.

(10)

178 G 1 fi c k a u f 77.Jah rg ang , H eft 11

eine funfjahrige Einw irkungsdauer zugrunde gelegt wird.

Der Zeitfaktor soli fiir alle Flóze gleich sein, der Bergbau w ird aber in allen Flózen in den Jahren 1026/27 w eitergefiihrt. Der zweite Schaden im Jahre 1929 ist sowohl auf die »altcn« verjahrten Abbaue der Jahre 1924/25 ais auch auf die »neuen« nicht ver- jahrten Abbaue 1926/27 zuriickzufiihren und daher n ic h t verjahrt (unter Umstanden adiiquate Schadensursache).

Eine U nterteilung nach »einheitlichen selbstandigen Ab- bauhandlungent; eriibrigt sich auch in diesem Falle, d e r im r h e i n i s c h - w e s t f a I i s c h e n I ń d u s t r i e g e b i e t v o r- h e r r s c h e n d i i r f t e .

P

Abh. 5. Erster Schaden 1925, zweiter Schaden 1934 (nicht verjahrt).

F a li 4 (Abb. 5). Der erste Schaden im Jahre 1925 entsteht aus einem in geringer Teufe umgegangenen Abbau des Flózcs a im Jahre 1923, dessen Einw irkungsdauer auf 12 Jahre festgestellt ist, der zweite Schaden im Jahre 1934. Der letztgenannte ist h a u p t s a c h l i c h auf einen in gróBerer Teufe umgegangenen Abbau des Flozes b aus dem Jahre 1934 zuriickzufiihren. V erjahrung des zweiten Schadens ist nicht eingetreten (gegebenenfalls adaquate Schadensverursachung). Eine Trennung der beiden Flóze nach einheitlichen selbstandigen Betriebshandlungen diirfte hier am Platze sein (vgl. Abb. 1).

P

Abb. 6. E rster Schaden 1925, zw eiter Schaden 1929 (nicht verjahrt, da Strebbau 2 mit Vollversatz im O egensatz zu Strebbau 1 mit Bruchbau im Jahre 1925 infolge Ver- zógerung der Senkung noch nicht wirksam sein konnte).

F a li 5 (Abb. 6). Der erste Schaden aus dem Abbau des Flozes a im Jahre 1925 ist ebenfalls im Jahre 1925 entstanden. Der zweite Schaden im Jahre 1929 ist jedoch aus dem G runde hier nicht verjahrt, weil der Strebbau 1 mit Bruchbau - • vielleicht noch mit AnschieBen der Hąngendschiehten, um einen schnelle- ren Bruch herbeizufiihren —, der Strebbau 2 dagegen mit Vollversatz betrieben worden ist, wodurch bei ihm eine Verzógerung der Einwirkungen um 1 Jahr ein­

getreten ist. Der Strebbau 2 konnte daher im Jahre 1925 noch nicht wirksam sein, ist also im Jahre 1929 noch

»neuer« unverjahrter, der .Strebbau 1 dagegen alter ver- jahrter Abbau (unter Umstanden adaquate Schadens­

ursache). Die T rennung n a c h S t r e b b a u e n ais jeweilig

»einheitliche selbstandige Abbauhandlung« ist hier also notwendig.

Aus den vorstehenden Ausfiihrungeti ist ersichtlich, daB fur den Bergsachvcrst;indigen heute nicht .mehr die geringsten Schwierigkeiten bestehen, selbst die ver- wickelsten Falle auf G rund der ublichen Senkungs- berechnungen fiir jeden einzelnen A bbau1 zu entwirren und dem Richter klar und eindeutig zur Entscheidung vorzulegen. Auch die E rm ittlung des Anteils von »altem«

und »neuem« Bergbau — bei O berschneidung der jeweiligen Einwirkungen — in besonderen Einzelfiillen bietet fiir ihn keine Schwierigkeiten mehr. D er haufigste Fali von e r- n e u t e n Bergschadensanspriichen diirfte, wie erw ahnt, der Fali 3 sein, in dem eine grófiere Anzahl von sich standig fortsetzenden Abbauen der verschiedensten Flóze auf mehreren Sohlen auf einen T agesgegenstand einw irkt und immer w ieder neue Schaden hervorruft. Fiir die Be- urteilung dieses Falles diirfte unzweifelhaft das Urteil des Reichsgerichts vom >21. April 1920 ausschlaggebend sein, wonach der Umstand, daB ein spaterer Bergbaubetrieb auf ein infolge Bergbaues bereits in schadhaftem Zustand befindliches Haus trifft und dadurch w eitere Beschadi- gungen des Hauses entstehen, nicht ausschliefit, daB der spatere B ergbaubetrieb ais Ursache der w eiteren Be- schadigungen im Rechtssinne (ad;iquate Schadensursache) angesehen wird.

Z u s a m m e n f a s s u n g .

Der Begriff der »einheitlichen selbstandigen Betriebs- handlung« im Bergbau, die, soweit der um nittelbare Flóz- abbau mit seinen schadigenden Bewegungsvorgangen an der Erdoberflache in Frage kommt, auch ais »einheitliche selbstandige Abbauhandlung« oder kurz ais sselbstandige Abbaueinheit« bezeichnct werden kann, spielt bei Ver- jahrungsfragen des Bergschadenanspruchs dann eine RoHe, wenn es sich um die Feststęllurig der »Schadenseinheit«

liandelt. Alle Schaden auch die noch nicht ein- getretenen , die aus dieser Schadenseinheit, d .h . aus derselben selbstandigen betrieblichen Einzelhandlung her- vorgehen, unterliegen gemafi § 151 des Allgemeinen Berg- gesetzes der dreijahrigen V erjahrungsfrist, deren Lauf mit dem Zeitpunkt beginnt, in dem bereits d er erste Schaden entsteht bzw. zur Kenntnis des G rundeigentiim ers gelangt.

Der G rundeigentum er mufi daher innerhalb dieser Zeit auch alle jene Schaden mit geltend machen, die aus dieser Schadenseinheit zwar noch nicht eingetreten sind, aber demnachst voraussichtlich noch eintreten werden (voraus- sehbare Schaden).

Bei der Um grenzung der »selbstandigen Abbaueinheit«

von bergtechnischen G esichtspunkten aus gelangt man zu dem Ergebnis, dafi unter diesem Begriff der zeitlich und raumlich zusammenhangende Abbau in einem ganz be- stimmten raumlichen Abschnitt eines bestimmten Flozes zu verstehen ist, der im Einfallen durch die Sohlen- oder Teilsohlcnbildung, im Streichen durch die Feldes- oder Abbaugrenzen um grenzt w ird. Da sich innerhalb dieser Umgrenzung jecler einzelne Pfeiler- oder Strebbau, wie er im rheinisch-westfalischen Bergbau iiblich ist, bewegt, kann daher folgerichtig jed er einzelne Pfeiler- oder S treb­

bau ais selbstandige Abbaueinheit bezeichnet w erden. Hier- bei ist allerdings zu beriicksichtigen, daB es sich bei einem Pfeiler- oder Strebbau gewissermaBen um die k l e i n s t e selbstandige Abbaueinheit des Gesamtabbaues handelt, die wieder in grófiere selbstandige Abbaueinheiten, wie Abbau- abteilung bzw. Sohlenbildung, verschachtelt ist.

Ferner w ird dargelegt, dafi unter dem B egriff »alter«

Bergbau rechtlich ein Bergbau zu verstehen ist, der in

1 Die F estsełzung d e r A bbaue fur die einzelnen Jahre, d ie sich, da die einzelnen S trebbaue m eist n u r 1 Jah r d a u ern , mit diesen m eist m ehr o d er w eniger decken, g eschieht nach den auf den Z uleg u n g srissen ein- jretragenen_ A bgrenzungslinien.

(11)

15. M arz 1941

G l u c k a u f

179

seinen Anspruchen zur Zeit der Schadensentsteliung be­

reits verjalirt ist, w ahrend »neuer« Bergbau in seinen Anspruchen zu dieser Zeit noch anhalt, also noch nicht Ycrjahrt ist.

W eiterhin w ird kurz auf einen Aufsatz von Unter- hinninghofen1 eingegangen und anschliefiend darauf hin- gewiesen, dafi gemafi der Reichsgerichtsentscheidung voni 21. April 1920* immer nur der bereits stattgefundene Bergbau — vom Zeitpunkt der Schadensentsteliung bzw.

Schadenskenntnis aus betrachtet —, nicht aber ziikunftiger als Ursache »voraussehbarer« Schaden uberhaupt in Frage kommen kann. Nach derselben Reichsgerichtsentscheidung schliefit fern er der Umstand, daB ein spaterer Berg- baubetrieb auf ein infolge Bcrgbaues bereits im schad- liaften Zustand befindliches Haus trifft, nicht aus, dafi der spatere Bcrgbaubetrieb ais Ursache der weiteren Beschridigungen im Rechtssinne (adaquate V erursachung) ąngesehen wird.

Alsdann wird dargelegt, dafi nach m ehreren Rcichs- gerichtsentscheidungen zwar nur der Abbau eines b e-

‘Ja. a. O.

U M S C

K o h l e n o x y d b e s t i m m u n g m i t Jo d p e n to x y d in B r a n d g a s e n .

Unter der vorstehenden Uberschrift haben W i n t e r und B r a u k m a n n 1 eine A rbeitsvorschrift fiir dic Kohlenoxyd- bestim m ung in Brandgasen m itgeteilt. Die Veróffent- lichung soli dazu dienen, U nklarheiten und Unsicherheiten zu bcscitigen. Leider sind einige Angaben so gehalten, daB sie Anlafi zu neuen U nklarheiten bieten kónnen. Auf die wichtigsten Punkte sci daher im folgenden ein­

gegangen.

Ais Spiilgas dient Luft. K a t t w i n k e l - hat bereits vor kurzem darauf hingewiesen, daB eine Reinigung d er Spiil- luft in K okereilaboratorien, in denen das Bestimmungs- vęrfahren am meisten angew endet wird, unbedingt not­

wendig ist. K attwinkel verw endet K upferoxyd in einem durch einen Róhrcnofen geheizten NCT.,-Rohr. Haufig benutzt man auch Platinasbest oder einen Platinstern, die auf Rotglut erhitzt werden. Eine w eitere M óglichkeit, die heute bereits in einzelnen Laboratorien A nwendung findet, besteht darin, daB man Sauerstoff aus cincr Stahlflaschc ais Spiilgas benutzt. H ierbei eriibrigt sich die Reinigung nach einem der vorher genannten Verfahren.

Des weiteren heiBt es, dafi die mit Jodpentoxyd gefiilltc Ente sich in einem Ólbad befindet, »das bei der Analyse auf 196° C erhitzt w ird, da bei dieser T em peratur sicher alle Jodsaure in Anhydrid iiberfuhrt ist«. Diese An- gabe weicht sehr stark von den bisher gcw ohnten Tem pe- raturverhaltnissen ab. B ekannt3 und notw endig ist, vor Durchfiihrung cincr Analyse die Ente zur restlosen Obcr- fiihrung der Jodsaure in Anhydrid langere Zeit auf 195 bis 190° C zu erhitzen, die eigentliche Analyse wird aber nur bei 125-130° C durchgefiihrt. Es liegt auch kein O rund dafiir vor, die Analyse bei einer derart hohen T em peratur vorzunehmcn, da die Reaktion zwisehen Kohlenoxyd und

!odpcntoxyd bereits unterhalb 100° C quantitativ v erla u ft4.

Eine zu liohe T em peratur ist sogar von grofiem Nachtcil, wenn es sich um hochprozcntigc P roben handelt, also Proben, die aus den Brandfeldern oder hinter dem Brand- damm gezogen sind. Bei diesen Proben ist immer mit der Anwesenheit von W asserstoff zu rechnen. H ierauf hat kurzlich noch F. M a y e r 5 hingewiesen. Nun reagiert aber W asserstoff mit Jodpentoxyd bei Tem peraturen oberhalb 130° C 1. Es ist also richtiger, solche Gase, bei denen mit der Anwesenheit von W asserstoff zu rechnen ist, bei Tem peraturen von nur 120° C oder noch tiefer zu ver- brennen.

1 Oliickauf 76 (1940) S. 575.

5 Oliickauf 77 (1941) S. 22.

8 B u n t e und S c h n e i d e r : Zum O ask u rs. M iinchen 1929. S. 196;

M i i l l e r - N e u g l u c k , O M ckauf 75 (1939) S. 341.

4 B u n t e un d S c h n e i d e r a .a .O . 5 O liickauf 76 (1940) S. 53.

s t i m m t e n Flózes ais selbstandige Abbaueinheit bezeichnet werden kann und das Reichsgericht sowie alle nacli- geordneten Gerichte immer nur selbstandige T e i l e eines Bergwerks ais selbstandige Abbaueinheiten ąngesehen haben oder ansehen wollen, dafi anderseits aber die gericht- liclien Entscheidungen nicht besagen, was unter »dem- selben« oder »gleichen« Bergbau oder sderselben Einzel- handlung« — wie es meist in den Entscheidungen heifit verstanden sein soli.

An H and von praktischen Beispielen wird schlieBlich gezeigt, daB in den meisten Fallen bei Beurteilung einer V erjahrung von erneuten Bergschadenanspriichen weniger die F eststellung und A bgrenzung der selbstandigen Abbau­

einheit, ais vielmehr des Zeitraumes, in dem die schadigen- den Einzelbauc die ersten Schaden veranlafitcn, und die Erkennung der aus ihnen raumlich und zeitlich hervor- gerufenen Bewrcgungen eine Rolle spielen und dafi fiir den Bergsachverstandigen heute nicht mehr die geringsten Schwierigkeiten bestehen, selbst die verwickelsten Falle auf G rund d er iiblichen Senkungsberechnungen fiir jeden einzelnen Abbau zu entw irren und dem Richter klar und eindeutig zur Entscheidung vorzulegen.

H A U

Die G asprobe wird in die Vorrichtung durch Einleiten von W asser in das G asproberohr gedriickt. Besser diirftc man hier eine gesattigte Kochsalzlósung v erw enden'.

Bedenklich erscheint es, Gase mit einem hohen G ehalt an Kohlenoxyd mit W asser in Beruhrung zu bringen, da solehe Gase im allgemeinen auch einen hóheren Kohlendioxyd- gehalt aufweisen.

U m stritten ist die Frage, ob das ausgeschiedene Jod in Jodkalilósung aufgefangen wrerden soli, wie es Bunte und Schneider angeben und auch von M iiller-N eugluck’

iibernommen w orden ist, o d e ro b man eine bekannte Menge N atrium thiosulfatlósung vorlegt und den OberschuB mit Jodlósung zuriicktitriert. Nach den eigenen Erfahrungen hat sich das erste Verfahren durchaus bew ahrt und bietet sogar noch den Vorteil, dafi tnan das Vorhandensein von Kohlenoxyd sofort zu erkennen verm ag, dafi sich der End- punkt der Reaktion wesentlich schneller feststellen lafit und dafi auch Spuren, die durch T itration nicht m ehr ein- wrandfrei bestimm t werden kónnen, noch qualitativ zu beobachten sind. Der Zeitgewinn durch das schnellere Er- kennen des Vorhandenseins und dem entsprechend auch der Abwesenheit von Kohlenoxyd kann recht betrachtlich und fiir ein Betriebslaboratoriuin von grofier Bedeutung werden, da es beim Ausbrechen eines G rubenbrandes mit einer groBen Anzahl von P roben rechnen mul). Diese Proben sind nicht alle kohlenoxydhaltig, da aus Griinden der Sicherlieit auch in dem Brande benachbarten Abteilungen Proben genom m en w erden. W enn die U ntersuchung der kohlenoxvdfreien Proben schneller durchgefiihrt w erden kann, so liegt hierm ohne Zweifel ein groBer VorteiI.

Zum SchluB sei noch auf die Angabe hingewiesen, dafi die Reduktion des Jods durch N atrium thiosulfat nur in saurer Lósung g latt verlauft. Im G egensatz hierzu stehen allerdings die Angaben von T re a d w re l l 2 sowie von B e ri und L u n g e 3. Trcadw ell benutzt die gleiche Reaktion zur T iterstellung von N atrium thiosulfatlósung, w obei aber in einer vollkommen neutraien Lósung zu arbeiten ist. Auch Beri und Lunge weisen nicht darauf hin, daR man hier eine saure Jodlósung anwenden muB.

Dr. W. B r ó s s e , Bochum.

Zu den vorstehenden Ausfiihrungen von Dr. B r ó s s e bem erken w ir folgendes: Kurz nach der D rucklegung unseres Aufsatzes stellten wir in den Brandgasen einer Zeche des Ruhrgebietes die Anwesenheit kleiner Mengen von W asserstoff fest, der bislang nur sehr seiten in den hier untersuchten Brandgasen nachgewiesen w orden war.

W ir haben daraufhin iiber die Einw irkung von W asserstoff auf Jodpentoxyd bei Tem peraturen oberhalb 130° Unter- suchungen eingeleitet, nach dereń AbschluB auf alle hier crórterten Fragen noch einmal eingegangen w erden soli.

Dr. H. W i n t e r und Dr. B. B r a u k m a n n , Bochum.

1 o iiic k a u f 75 (1939) S. 337.

2 T r e a d w e l l : K urzes Lehrbuch d e r analytischen C hem ie, Bd. 2.

L eipzig 1923. S. 552.

* B e r l - L u n g e : C hem isch-techniscbe U n tersuchungsm etboden, B d .I.

Berlin 1931. S. 365.

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