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Theologisches Literaturblatt, 15. Januar 1932, Nr 2.

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Academic year: 2022

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Theologisches Literaturblatt.

Unter Mitwirkung

z a h lre ic h e r V e rtre te r d er th e o lo g isc h e n W is se n sc h a ft und P ra x is

herausgegeben von

Dr. theol. L u d w i g I h m e l s ^ Dr. theol. E r n s t S o m m e r l a t h

Landesbischof in Dresden. Professor in Leipzig.

Nr. 2. Leipzig, 15. Januar 1932. LIII. Jahrgang

E rscheint v ierzehntägig F re ita g s. — Zu beziehen durch alle B uchhandlungen und P o stäm ter sowie vom Verlag. — In lan d -B ezu g sp reis: Rm. 1.50 m onatlich Bezugspreis fü r das A n sta n d v ie rte ljä h rlic h : Rm. 4.50 und P o rto ; bei Z ah lu n g en in frem der W ährung is t zum T ageskurse um zurechnen. —A n zeig en p reis: die zwei gespaltene P etitzeile 40 Goldpfennige. — B eilagen nach ü e b e re in k u n ft. — V erlag und A uslieferung: Leipzig, K ö n ig str. 13. Postscheckkonto Leipzig Nr. 53873

Thomson, P., Die P alästin a-L iteratur. (Hempel.) Torrey, Ch. C., Pseudo-Ezekiel and the original

prophecy. (von Bulm erincq.)

Hauck, F riedrich, D., Das Evangelium des Mar­

kus. (W ilkens.)

Monumenta Germ aniae historica, S criptores rerum G erm anicarum . T om usV I: Zsohaeck, F ritz , Die Chronik der G rafen von der Mark von Levold von N orthof. (Hoffmann.) Krarup, Alfred, Bullarium Danicum. (Jörgensen.)

Huizinga, J., Wege der K ulturgeschichte. (W ie­

gand.)

Farner, Oskar, Lic., Das Zw inglibild L uthers.

(Preuss.)

Iwan, W., Um des Glaubens w illen nach A ustra­

lien. (Nagel.)

Eberhard, Otto, Schulrat, D., Der E rziehungs­

gedanke in der W eltmission. (Gerber.) Tennmann, E ., G. Teichm üllers Philosophie des

C hristentum s. (Jelke.)

Lorch, Theodor, Die B eurteilung des Eigentum s im deutschen P rotestantism us seit 1818. (W endland.)

Steinbeck, Joh., D., Evangelische Religionspäda­

gogik fü r K irche und Schule. (Ulmer.) B eiträge zu r H essischen K irchengeschichte.

(Theobald.)

Schulz, W alter, Reichssänger. (Jonat.) Keysser, C hristian, E ine Papuagem einde. (Müller.) Neueste Theologische L ite ra tu r.

Thomsen, P., Die Palästina-Literatur. E ine in te rn a tio n a le B ibliographie in sy ste m atisc h er A nordnung mit A u ­ to re n - und S ach reg ister. 4. Band, 1915— 24, Leipzig 1927, H inrichs. (XX u, 756 S.)

Über ein W erk w ie das vo rlieg en d e kann man nicht Unmittelbar nach sein em E rsch einen ein th e o re tisch es U r­

teil ab geb en , sondern erst n ach län gerem p rak tisch en G e ­ brauch in der täglich en K lein arb eit. D enn B ibliograp hien haben nur dann ihren W ert, w en n sie den B en u tzer sicher und ohne U m w eg e zu einer w irk lich ersch öp fen d en M it­

teilung der über sein en G egen stan d vorh an denen Literatur hinführen. Ich b en u tze Th.s P alästin aliteratu r dauernd, so ­ w oh l für die K olleg- und Sem inarvoribereitung als b ei der A usarbeitun g der Z eitsch riften sch au für ZA W ., b ei der sie mir für die Ü bersicht, w a s an den zu verb u ch en d en A u fsä tzen neu ist, b e ste D ien ste le is te t. S ch w e rw ie g en d e L ü ck en habe ich bisher n icht b em erkt. V ielleich t ist es all­

zu v iel „L okalpatriotism us", w en n ich n eb en der Z eit­

schriftenschau der OLZ. die 1924 von G ressm ann b eg o n ­ n en e Z usam m enstellung „W ichtiger Z eitsch riften -A u fsätze"

verm isse, die v on A nfang an d ie P alästin ak u n d e stark b e ­ rü ck sich tigt haben; n och w ich tiger w ä r e es w ohl, die ZA W . als solch e (w ie die R ev u e biblique) unter d en „Z eit­

schriften" aufzuführen, da sie im mer w ie d e r A u fsä tze und N ach rich ten über P alästin a bringt (im B erich tszeitraum 1915: 120 ff.; 1917/18: 209 ff.; 1922: 75 ff. (Nr. 812), 313 f. (Nr.

984); 1924: 154 (Nr. 4451), 222 ff. (Nr. 4663), von g e le g e n t­

lichen k urzen B em erk u n gen G ressm anns a b geseh en . A uch G euthn ers E p hem erid es O rien tales h ätten in einer „Inter­

n ation alen B ibliographie" zw isch en den K atalogen von G sellius und Hahn & S eifarth n icht feh len sollen ; und

°b n icht der A lte O rient trotz se in e s n ich t streng p erio ­ d isch en E rsch ein en s unter „Z eitschriften" h ätte ersch ein en s°lle n , kann m an fragen. A u ch die A nordnung ist im a ll­

gem ein en sach gem äss, w en n sie auch g e leg e n tlic h ihre E ntstehung au s vergan gen en P rob lem lagen allzu d eu tlich 2eigt, z. B. der A b sch n itt II D 1 „D ie alte Zeit" m it ihren

U n terteilen : ,,a) A llg em ein es, b) B ezieh u n gen zu Ä gypten , c) A m arnazeit, d) E inw anderung der Israeliten, e) N ach ­ b a rv ö lk er“, w orauf sofort d ie „R öm isch -B yzan tin isch e Zeit" folgt. D ie gesam te L iteratur über d ie G esch ich te Is­

raels, so w e it sie anzuführen w ar, über die B ezieh u n gen zu B ab ylon ien , A ssy rien und A rab ien sind in den A b sch n itt

„ A llg e m e in es“ h in ein gep resst und m achen ihn u nü b ersich t­

lich, w ährend die B ezieh u n gen zu den H etitern unter

„N achbarvölker" aufm arschieren. D as R egister ist nicht völlig im stande, d iese zu B eginn der 90 er Jah re b ere ch ­ tigte E inteilung für jetzt brauchbar zu m ach en . D as sind K lein igk eiten , die den u ngeheuren W ert der T h om sen sch en A rb eit m it ihrem schier u nerschöp flich en M aterial nicht ernsth aft b eein träch tigen können, aber für die Zukunft b e ­ se itig t w erd en sollten . W arnen m ö ch te ich jedoch d avor, die A bt. II C w eiterh in so zu b eh and eln w ie diesm al, w o ein k la re s K riterium der A ufnahm e oder N ichtaufnahm e bei W erk en n icht ersich tlich ist, d ie sich a u c h auf die isra elitisch e R eligion oder auf sie sp e z ie ll b ezieh en . W arum z. B, S oed erb lom s „W erden d es G ottesglau bens"

fehlt, warum n eb en M orgen sterns A rb eit „On G ilgam es- E pic XI, 274— 320" (Nr. 688) A lb righ ts A u fsatz T he G od d ess of L ife and W isd om von 1920, n eb en G ressm an n, D ie Lade Jah ves, der A u fsa tz von R. H artm ann, Zelt und Lade von 1918 ü bergangen sind, w ährend w ied erum der A rtik el von R eim p ell, geg en den er sich w en d et, geb u ch t ist, ist un­

durchsichtig. U nd so H essen sich die B e isp iele m ehren.

S oll hier n icht der Eindruck d es W illkü rlich en en tsteh en , so b leib t für die Zukunft die A ufgabe, hier ein en straffen M assstab h erau szuarbeiten. Im In teresse der Ü b ersich tlich ­ k eit w ürde ich w ün sch en , dass hier der K reis d er aufzu­

n eh m end en A rb eite n eh er zu eng als zu w e it genom m en w ird, also nur so lc h e A rb eite n Eingang finden, d ie sich au s­

drücklich m it dem Einfluss der p alästin isch en Kultur, R eligion od er auch N atur auf die isr a elitisch e R eligion b e ­ fassen, J o h , H e m p e l , G öttingen,

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Torrey, Ch. C. (Professor of S em itic L anguages in Y ale U n iversity), Pseudo-Ezekiel and the original prophecy.

New H aven. Yale U n iv ersity Press. London. H um ph- sey M ilford. O xford U n iv ersity Press. MDCCCCXXX (119 S. gr. 4). G eb. 9 sh.

In d e r a ltte sta m e n tlic h e n W issenschaft w u rd e T o rrey s N am e erstm alig b e k a n n t du rch seine A bhandlung: T he com- position and historical value of E zra-N ehem iah (B eihefte zur Z eitschrift für die a ltt. W issenschaft No. 2, G iessen 1896). In d ieser A bhandlung w ird d e r N achw eis versucht, d ass die E sram em oiren u n ech t und d a h e r geschichtlich ebenso w ertlo s sind w ie die vom C hronisten e in g e a rb e ite ­ te n aram äisch en U rkunden. Eine n ä h e re B egründung b ie te t er in seinen: E zra Studies, Chicago 1910.

Zum zw eiten M al le n k te T o rre y die A u fm erk sam k eit auf sich durch seine S tudie: The Second Isaiah, a new in te rp re ta tio n , N ew Y ork 1928. H ier w ird die B ehauptung au fg estellt, dass die K ap. 34— 66 des Jesaia b u c h e s eine E in ­ heit bilden, v erfa sst von einem und dem selben D ich ter um 400 in P alästin a.

J e tz t h a t d er V erfasser den P ro p h e te n E zechiel zum G eg en stan d e in e r eingehenden U ntersuchung gem acht. | Das E rgebnis, zu dem er dabei gelangt, ist k u rz folgendes.

Das Buch E zechiel w eist 2 Schichten auf. Die ä lte re und um fangreichere Schicht ist in Ju d ä a in d er griechischen Z eit um 230 abgefasst. D ie z w eite S chicht en tsta n d w enige Ja h rz e h n te sp äter. In d er e rste n S chicht ersch ein t E zechiel als ein Z eitgenosse d e s Königs M anasse, in d er zw eiten S chicht dagegen als ein Z eitgenosse des Königs Jojakhin, m it dem er auch den A u fe n th a lt in B abylonien teilte.

Die B estreitu n g d e r E c h th eit des B uches E zechiel ist nicht neu. B ereits Zunz (Die g o ttesd ien stlich en V o rträg e d er Ju d en , B erlin 1832, S. 157 ff.) h a tte sich in diesem Sinne ausgesprochen. G efolgt sind ihm: S ein eck e (G e­

schichte des V olkes Israel, G ö ttin g en 1876. 1884, II S.

1 ff.), H. W in ck ler (A ltorient. Forsch. III, 1902, S. 135— 155), B urrow s (The lite ra ry relatio n s of E zekiel, Y ale 1925), w äh ren d H ölscher (H esekiel, d e r D ich te r und das Buch [B eihefte zur Z eitschrift für die a ltt. W iss, No. 39, 1924]) und ebenso M. H aller (RG G 2 II Sp. 484—488) n u r die U n­

heilsw eissagungen in nerhalb d er K ap. 1— 32 als ezechielisch a n e rk e n n t.

Ist dem nach die P osition T o rrey s au ch n ich t als ganz n eu anzusehen, so ist d o ch seine T h eo rie von den beiden V erfassern und d e re n D atieru n g b ish e r noch n icht in d ie ser F orm ulierung ausgesprochen w orden. M it d er N euheit der F orm ulierung hängt auch die N euheit d er B egründung zu­

sam m en. A llerdings erw eist sich d ie B egründung als w enig ü b erzeugend. Die H a u p targ u m en te sind kurz folgende.

D er S ta n d o rt des P ro p h e te n ist in Jeru salem , w äh ren d die exilische S itu atio n lediglich eine E rgänzung des H era u s­

g ebers ist (“T he e n tire ‘ex ilic ’ Situation is m erely a m a tte r of ed ito rial p atc h es"). Die S p rach e g eh ö rt w egen d er vielen A ram aism en d er sp ä te re n P erio d e d er h eb räisch en L ite ­ ra tu r an. Zu d er sp ä te n S p rach e gesellt sich d ie A bhängig­

k e it von D eu tero jesaia (der um 400 an g esetzt wird!), von Hiob und vom B uche D aniel in seiner u rsprünglichen G e­

s ta lt sowie die B erührung m it den P ro p h etien des Jo e l und den S chlusskapiteln des S ach ariab u ch es. A uch nim m t das Buch Bezug auf A le x a n d e r den G rossen, d e r u n te r d er G e sta lt des Gog eingeführt w ird. A uf die E ro b eru n g von T y ru s du rch den m akedonischen E ro b e re r b e zieh t sich K ap. 26.

In ih re r ursprünglichen G e sta lt sei die E z e ch ielp ro p h e ­

tie in das 30. J a h r des Königs M anasse verlegt. G e stü tzt w ird diese A nnahm e durch die W o rte d e r Ü berschrift im 30. J a h r (Ez. 1, 1). G egen d iese A usdeutung d er Ü ber­

schrift h a t sich m it R ech t K. B udde in seinem b e a c h te n s­

w e rte n A rtik e l: Zum Eingang des B uches E zechiel (JBL Vol. L P a rt. II, 1931, S. 20—41) gew andt.

Ü berblickt m an T o rrey s D arlegungen als ein G anzes, so k an n m an n icht umhin, sie lediglich als u n b ew iesene und u n b e w eisb are H ypothese zu c h a ra k te risiere n .

A l e x a n d e r v o n B u 1 m e r i n c q - D orpat.

Hauck, F ried rich , D., Das Evangelium des Markils.

(S ynoptiker I des T heologischen H an d k o m m en tars zum N euen T e sta m e n t m it T e x t und P a ra p h ra se , b e a rb e ite t von D. P. A lthaus u. a.) Leipzig 1931, A. D eichert.

(XIV, 202 S. gr. 8.) 7.50 Rm.

T ro tz a ller grossen, in den le tz te n J a h re n eh er noch e r­

höh ten als v erm in d e rte n U n sich erh eit in d er Lösung d er s y n o p t i s c h e n F r a g e scheint sich doch die A uf­

fassung, die Mk. die e rste S telle gibt, zu b eh au p ten . Je d en falls eröffnet auch dies neu e K o m m entar w erk zum N. T. die B ehandlung der S y n o p tik e r w ied er m it M k. N ur Q., dessen E x isten z en tsp re c h e n d v o rau sg esetzt w ird — w er in d er synoptischen F rag e a (Mk.) sagt, m uss wohl auch b (Q.) sagen — , sei m öglicherw eise dem M k. noch zeitlich vorzuordnen.

D er ü b erg e o rd n e te G esich tsp u n k t des G esa m tw e rk s heisst: „ T h e o l o g i s c h e r H a n d k o m m e n t a r “. F ügt sich die vorliegende A rb e it d ieser Zielsetzung ein?

Von einem H a n d k o m m e n t a r v erlan g t m an H and­

lichkeit. E r soll gründlich, k n a p p und ü b ersich tlich das W esentlicl^e e ra rb e iten .

D iese A ufgabe ist h ier gelöst. H. ü b e rsie h t die t h e o ­ l o g i s c h e D e b a t t e d er M k.-E xegese bis in die jüngste G eg en w art und b erü ck sich tig t im allgem einen u n te r A u s­

schaltung alles B allastes das W ichtige. — Die E i n - l e i t u n g s f r a g e n w e rd e n in ä u sse rste r G ed ru n g en h eit auf 9 S eiten v o ran g estellt, die E r g e b n i s s e am Schluss auf 1 Vi S e ite n zusam m engefasst. D azw ischen liegt d a s C o r p u s d e r A u s l e g u n g . — D ieses ist, dem A ufbau des Ev.s en tsp rech en d , ü b e r s i c h t l i c h g e g l i e d e r t . A lso d rei H au p tteile. (Ob ganz zw eckm ässig n u r g eo g ra­

phisch bestim m t: G aliläa, W anderung, Je ru sa le m ? ) H. legt die S ch n itte h in te r 6, 6 a und 10, 45; sagt a b e r selbst, dass die G renzlinien n icht ganz scharf fix ierb ar seien. — D er e rste H a u p tteil w ird in fünf G ruppen, die b eid en an d e re n nur in je zw ei gegliedert. (W arum w ird n ich t au ch bei den b eid en le tz te re n eine re ic h e re G liederung v ersu c h t? ) J e d e G ruppe erh ä lt eingangs eine ih ren b eso n d e re n G eh alt m it w enigen S ätzen zusam m enfassende Ü bersicht. D iese G r u p p e n ü b e r s i c h t e n zusam m engenom m en e r ­ geben eine knap p e, sachkundige E inführung in den p la n ­ vollen G esam tau fb au des E vangelium s. D er K om m entar b e a rb e ite t und w e rte t also nicht n u r P erik o p en , so n d ern auch den „R ah m en “. M an w ird freilich w ie d e r fragen dürfen: ob ganz au sre ic h e n d ? Da T eil II und III n icht so gut d u rch g eg lied ert sind, m üssen h ier gelegentlich (z. B. S.

88, 118, 138, 149) A usführungen, die in einen solchen G ru p p en k o p f hineingehörten, in die lau fen d e T e x tb e h a n d - lung aufgenom m en w erd en . Die A usführungen d e r G ru p p e n ­ köpfe w erd en e n tsp re c h e n d m a g erer; b e i d er le tz te n G ru p p e (S. 162) b le ib t vollends n u r die n a c k te Ü berschrift.

Sind also die grossen G rundzüge im A u fb au d e s Ev.s in den G ru p p en k ö p fen einigerm assen h e ra u sg e a rb eite t, so

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w erd en a n d ererseits die grösseren th e o lo g isc h -ex e g etisc h e n G rundfragen, d ie die th e o lo g isc h e D eb a tte b ew eg t haben, in E x k u r s i o n e n ü b ersich tlich h erau sgestellt, z. B. 6 vlög r o v d'eov, fi ß a o d e ia xov d e o v , das G leichn isp rob lem , das M essiasgeh eim n is, der M ensch en sohn , der W eissagu n gs- b e w e is u. a.

Dem G esic h tsp u n k t d e r H a n d lich k eit ist nun n icht nur im G rossen, sondern auch in d er B e h a n d l u n g d e r e i n z e l n e n P e r i k o p e n bis ins K lein ste hinein R echnung getragen. — S ehr ü b ersich tlich w e rd en zunächst U rte x t und Ü bersetzung n e b e n e in an d erg este llt. D abei ist d i e Ü b e r s e t z u n g , sow eit es zum V erstän d n is nötig und ra tsa m erschien, m it kleinen, g ek la m m e rten Z usätzen versehen. D as w irk t oft re c h t w ertv o ll als k n ap p ste, h an d ­ lichste E rläu teru n g des T ex tes, z. B. 12, 13: „U nd (die h ierarch isch en G egner) senden zu ihm einige von den (röm erfeindlichen) P h a risä e rn und den (röm erfreundlichen) H ero d ian ern , dass sie ihn d u rch ein (unbedachtes) W o rt fingen.“ H ier v eran sch au lich en die Z usätze k u rz und tr e f­

fend die Zw ickm ühle, in die die in ih rer F ein d sch aft gegen Je su s u n n atü rlich v erb u n d en e n G egner J e s u diesen b rin ­ gen. N atürlich erh ö h en au ch solche Z usätze die schon durch die Ü bersetzung gegebene G efahr d e r S in n v ersch ie­

bung d e s U rte x te s; z. B. 5, 19: „A b er er liess es ihm n icht zu, sondern sp rich t zu ihm: G ehe hin in dein H aus zu den D einen und verkündige ihnen, w ie G rosses d ir (G ott) d e r H err g etan hat, dass er sich d ein er e rb a rm t hat. (So sei du m ein Zeuge im L an d e.)“ A b e r sagt d e r T e x t w irklich, dass Je su s den M ann zum öffentlich w irk e n d e n „M issionar“

m a ch t? E n th ä lt n icht vielm ehr auch diese S telle im G runde ein, w enn auch n icht so scharfes S chw eigegebot (A blen­

kung des V erkündigungsdranges auf das H aus des G eh eil­

ten), das freilich auch hier ü b e rtre te n w ird ? — Im U r ­ t e x t selb st ist durch beso n d ere, re c h t handliche te c h ­ nische V erfah ren alles k en n tlich gem acht, w as im synop­

tischen V ergleich h erau ssp rin g t; desgleichen V orzugs­

w o rte, A llein w o rte und S tileig en tü m lich k eiten des M k.

Sogar die n e u sten F orschu n gen d er R hythm ik (v. Edels- heim -Sievers) sind bei d er griechischen T ex tan o rd n u n g — w enn auch nu r an satzw eise — b erü ck sic h tig t. A lles das d ien t d er H andlichkeit.

D er N eb en ein a n d erstellu n g von T e x t und Ü bersetzung folgt in jeder P erik o p e der w ich tig ste t e x t k r i t i s c h e A p p a r a t im P etitd ru ck , w ied eru m rech t ü b ersich tlich n icht in B u ch stab en folge, son d ern n ach H ss.-G ruppen.

D aran sc h liesst sich dann, ä u sserlich fein sauber g e ­ sch ied en , in nerlich au feinan der begrü n det, ein e d o p ­ p e l t e T e x t a u s l e g u n g : zu n äch st d ie w isse n sc h a ft- ü ch -a n a ly sieren d e, sodann die th e o lo g isc h -re k a p itu lie- rende. L etz tere hat, der Z ielsetzu ng e in e s „ th e o lo g isc h e n “ H andkom m entars en tsp rech en d , d as H au p tgew ich t. D ie V erse w erd en hier durch Zahlenrahm ung b eso n d ers k en n t­

lich gem acht, der H auptinhalt durch K en n w orte im F e t t ­ druck h ervorgeh ob en . D ie ste r e o ty p e Kürzung RG. ( = R eich G o tte s), selb st in der Ü bersetzung, ist freilich d es tech n isch en Z eitalters ein b issch en v ie l und w irk t unschön, (Reigo!)

N ach a lled em lässt sich sagen: D ie A ufgabe, einen tiH andkom m entar“ zu M k. zu schaffen, ist im gan zen rech t glü ck lich g elö st, — D ie grössere und sc h w erere Z ielsetzu ng

"’ar aber der „ th e o lo g isc h e “ H andkom m entar.

D er th eo lo g isch en L age der G egen w art en tsp rech en d ist d iesem K om m entarunternehm en g erad e ein e b e to n t t h e o ­

l o g i s c h e A u f g a b e g este llt. W ie steh t e s damit in dem vo rlieg en d en W erk ?

Die m a s s v o l l p o s i t i v e B e u r t e i l u n g und saubere, liebevolle H erau sarb eitu n g des „religiösen G e­

h a lts“ ist gew innend. D er sachlich gegebene T a tb e sta n d des T e x te s w ird nicht m it dem v erfestig ten Schem a o rth o ­ d o x er L ehrm einung erschlagen und ebensow enig v e rirrt sich d er V erfasser in das blühende K o n jek tu ren - und H ypothesenfeld des Liberalism us, Es h errsc h t eine unauf­

dringliche, w ohltuende, um sichtige Sachlichkeit. So w ird, um ein B eispiel zu geben, die . H y p e rk ritik B ultm anns (Gesch. d. synopt. T rad., noch n icht in n e u e r A uflage b e ­ nutzt) — als nicht au sreich en d se lb stk ritisc h — ü b erall in ihre G ren zen verw iesen; z. B. S. 176f.: „Bultm . b e u rte ilt die V erleugnung des P e tru s als novellistisch und legendenhaft.

D och d ü rfte die G em einde ohne geschichtliche G rundlage schw erlich dem P e tru s eine d e ra rtig e B eschäm ung an g e­

d ich tet h a b en .“ D iese E ingrenzung d er K ritik w ird a b e r bestän d ig in g ru n d sätzlich er A ufgeschlossenheit für die k ri­

tisch en E rw ägungen Bultm .s geübt, denen, w o sie irgend zw ingender sind, d urchaus G eltung eingeräum t w ird (z. B.

S. 111, 124, 139); gelegentlich noch reich lich viel. (So ist u. E. von den e tw a S. 32 g eb o ten en B egründungen auch nicht eine stichhaltig. Es k ann deshalb d o rt n ich t heissen:

„es m uss deshalb , . so n d ern es m uss deshalb d o rt heissen: „es k an n deshalb . . . “, „es k ö n n te allenfalls . . , “ .)

A n d ieser S telle stossen w ir nun allerdings auch auf die G r e n z e n d e s K o m m e n t a r s . E r hat, in sb eso n d ere in d er B erücksichtigung d e r lib e ralen F orschung, e tw as M osaikartiges; d e re n E rgebnisse ersch ein en n icht w irklich theologisch v e ra rb e ite t. Es fehlt d e r A rb e it noch in e tw a d er einheitliche in n ere theologische G rundzug. W ern les G eheim nistheorie z. B,, w ie Jü lic h e rs E rgebnis zum G leich­

nisproblem sind zu v o rb eh altlo s übernom m en, w enn sich H.

auch von erste re m S, 104 s ta rk ab setzt. Es k a n n in einem

„theologischen“ E vangelien-K om m entar — w äre es auch nu r ein H an d k o m m en tar — h e u te nicht m eh r befriedigen, w en n von d er „T heologie“ (!) d er E vangelien-,.V erfasser“

gesprochen und diese zugleich m it m odern-w issenschaft- licher S ch em atik als „ T h e o rie “, als stu re „Id e e “ b ezeich n et w ird, ohne dass d er e rn sth a fte V ersuch gem acht w o rd en w äre, diese „T heologie“ n u n auch einm al theologisch zu bew ältigen. Am E nde k ö n n te doch h in te r d er „T heologie"

d er E v ,-„V erfasser" eine gew altige W irk lich k eit stehen, w äh ren d die T heologie des A uslegers T heorie w äre! A lso

„dem Volk s o l l (!) Je su H e rrlich k eit v erb o rg en b le ib e n "

(109)? D as ist denn doch a llerh an d b e h a u p te t. W o s te h t das im T e x t? W o b leib t hier das V erständnis für den E n t­

scheidungsernst des V erkündigungsaktes, d er dem ganzen M k .-T ex t eigen i s t ? — Sollte es w irklich die „T en d en z" (?) des „S ch riftste lle rs“ (?) sein, „die Jü n g e r noch als völlig unreif d a rz u ste lle n “ — w as heisst d enn „reif" im C h ristu s­

glauben des E v a n g e liu m s? — , u n d so llte w irk lich m it d ieser e rste n „ T e n d en z“ die an d e re nicht „ rech t ausgeglichen sein, die Jü n g e r ü b er das unreife Volk zu e rh eb en " (100)? Ist w irklich das Bild 6,53ff. „sonniger, als zu den leiten d en G ed an k en ( = T heorie) des M k. stim m t“ (87)? U nd das h ä tte Mk. n ich t em pfunden? W ie k a n n m an dem Mk., w enn m an ihn so stark , w ie d ieser K om m entar es — wohl nicht m it U n rec h t — tu t, von d er V erkündigung des P e tru s abhängig sein lässt, eine so u n e rh ö rte „sch riftstellerisch e Id e e “ zu m u ten ? M uss n icht zum indest erw ogen w erden, ob nicht g erad e aus d ieser „T h e o rie “ ein G rundanliegen d er P etru sv erk ü n d ig u n g spricht, das, in lebendiger Jü n g e r­

(4)

schaft unm ittelbar an J esu s g ew on n en , a lles an d ere als T h eorie w ä r e ? M it einem W ort: d ie kurzen B em erk un gen zur S ach e etw a S. 30 od er im E xkurs S. 104 reich en d och v ie lle ic h t th eologisch n ich t ganz aus. E n tsp rech en d es gilt von der Jü lich ersch en G leich n isth eorie; en tsp rech en d es von der V orstellun g über urch ristlich e „T rad ition “ und

„ R ed a k tio n “ („ S ch riftsteller“, „treu e Sam m ler und Ü ber­

lieferer", „ B e a rb eite r“) und dergl., F ragen, d ie n och auf e in e gründliche, th eo lo g isch q u alifizierte M onographie w arten .

Um die S ache noch von einer a n d e re n S eite her an zu ­ greifen: W as ist das für eine T h e o l o g i e , die im B ereich des E vangelium s m it dem Begriff d er „ T ra g ik “ a rb e ite t (z. B. S. 6, 50, 63, 71, 73)? Die psychologisierend von der

„S pannung und Steigerung des S eele n leb e n s J e s u “ re d e t (S, 15., cf. S. 16, 29, 47, 107) und u n te r diesem G esich ts­

p u n k t an „V isionen" h era n fü h rt? Die Je su s das „stolze B ew u sstsein " zuspricht, „d e r V e rtre te r ein er n eu en E poche zu sein", dem die a lte zu „ein er ü b erw u n d en en S ach e"

w ird (S. 38, cf. auch S. 50 zu 3,32)? Die den „U rw illen G o tte s" „du rch das in n erste from m e B ew usstsein e rfa sst"

(S. 40)? Die zu 9,19 k om m entarlos D ibelius zitie rt: „hier sp rich t d er G o tt, d er n u r v o rü b erg e h en d auf d e r E rd e ist" ? Die Je su s d e n Blick auf den „ F a k to r G o tt" le n k e n lässt (123 f.)? Die am Schluss des zw eiten H a u p tteils (10,45) fe ststellt: „D as R ätsel des T odes J e s u ist dam it aufgelöst.

Sein T od ist als sinnvoll erw iesen " (128)? Die die L eid en s­

geschichte ohne theologische Hem m ung „in die R eihe der M a rty rie n b e ric h te " h in ein stellt (163)? U nd w as dergleichen m eh r ist. (Jairi T ö c h terlein : „sch w ere O hnm acht? K ram pf­

zustand, w ie er g erad e in den E ntw icklungsjahren v o r­

kom m t?"). — M an soll nun dies alles n ich t p ressen und ihm eine B edeutung geben, die es im R ahm en d er sonst w e rtv o lle n A rb e it nicht h at; sie b le ib t tro tz ihres fühl­

b a re n theologischen M angels in ih rer vorsichtig z u rü c k ­ h a lte n d e n sachlichen A rb eitsw eise, in ih re r sonst ern ste n W ürdigung des biblischen G eh alts ein seh r b each tlich es und handliches In stru m en t zum Studium des M k.-Ev.s, für das w ir d a n k b a r sind.

Lic. Dr. W i 1 k e n s - L ienen (W estf.).

Monumenta Germaniae historica. Scriptores rerum Ger- manicarum. N ova series. Tom us VI: Zschaeck, F ritz, Die Chronik der Grafen von der Mark von Levold von Northoi. B erlin 1929, W eidem ann, (XLVII, 146 S.

gr. 8.) 12 Rm.

D ie Chronik der G rafen von der M ark, d ie der L ü tti­

cher D om herr L evold von N orthof in hohem L eb en salter in den Jahren 1357 und 1358 v erfasst hat, b ie te t für die R e ic h sg esc h ic h te n ich ts E igen es. D en S ch au p latz der Er­

eign isse, über d ie sie b erich te t und für d ie sie, so w e it sie in d ie L e b e n szeit d es C hronisten fallen, ein e w e r tv o lle Q u elle ist, b ild en die T erritorien im N o rd w esten des R eich es vom M ünsterland bis nach B rabant und von G eldern bis zum E rzstift K öln. G esch rieb en ist die Chronik im G e iste d es au fb lüh en d en T erritorialism us; als „co- m itatu s de M arka ferv en s zelator" (S. 98) b ek en n t sich ihr V erfasser. D ies prägt sich b eson d ers in den b eid en , dem w eltlich en und dem geistlich en , „ F ü rsten sp ieg eln “ aus, die das W erk ein le iten und b esc h liesse n . K en n zeich n en d ist es, d ass n icht nur die an den G rafen E n gelbert III. v on der M ark, son dern auch die an sein en im Jahre 1357 zum B i­

schof v o n M ünster erw äh lten Bruder A d olf — b eid e w aren ein st Z öglinge L evold s g e w e se n — g er ic h teten R atsch läge

und ern sten Erm ahnungen fast au ssch liesslich der g e w is se n ­ h aften V erw altu ng ihrer T erritorien g elte n . A u ch für den B ischof steh en n ach L evold s A uffassun g d ie lan d esh err­

lich en P flich ten durchaus an erster S te lle ; sein er g e ist­

lich en A u fgab en w ird kaum ged ach t.

D ie A u sgab e, d eren E inleitun g über L evold s L eb en und S ch riften ausführlich h andelt, beruht unter H eranziehung aller übrigen H andschriften auf der v on L ev o ld ein st in A lte n a n ied er g ele g te n , an au tob iograp h isch en N o tizen reich en H andschrift (S. XVI ff., 99), d ie sich jetzt in der B ib lioth ek d es Earl of L e ic ester in H olkham H all befind et.

G. E. H o f f m a n n - K iel.

Krarup, A lfred, Bullarium Danicum. I. H albband. 320 S.

(G. E. C. Gad.)

D ie 6 B än de „ A c t a P o n t i f i c u m D a n i c a “, w e lc h e p ä p stlich e D ok u m en te b etreffen d D änem ark in den Jahren 1316— 1536 en thalten , w urden 1915 ab gesch lossen . S e it der Z eit hat m an a b er w e ite r von dänischer S e ite in dem va tik a n isch en A rch iv g ea rb eitet, und d ie n eu en D o ­ k um en te, d ie gefu nd en sind, w er d e n nun h erau sgegeb en , und zw ar in zw e i Sam m lungen. Zunächst so llen d ie P a ­ p iere von 1198 bis 1316 als selb stä n d ig es W erk unter dem T ite l B u l l a r i u m D a n i c u m ersch ein en , w ähren d die n eu en P ap iere von 1316— 1536 als sie b e n ter Band der A c t a P o n t i f i c u m D a n i c a h erau sgegeb en w erd en sollen .

D er erste H albband der n eu en Sam m lung B u l l a r i u m D a n i c u m ist nun ersch ien en und u m fasst 405 B riefe von den Jahren 1198 bis 1247. H erau sgeb er ist d er h ervor­

ragen d e d änische B ib lioth ek ar A l f r e d K r a r u p , der auch H au ptm itarbeiter der A c t a P o n t i f i c u m D a ­ n i c a w ar. Form at, D ruck und A u sstattu n g sind w ie die der A c t a . E inleitun g n eb st D arstellu n g d es P lan s des W erkes w erd en erst in der z w e ite n H älfte d es Bullarium s folgen. W ir halben hier nur die T e x te , d ie m it einem B rief von In nocen z III. an den E rzbischof A b sa lo n anfangen.

G eh en w ir nun d ie s e T e x te durch, w erd en z w e i T atsach en deutlich. E rsten s, d ass sie fast oh ne A u sn ah m e schon früher ged ru ck t sind, aber in den v er sc h ie d e n ste n Sam m ­ lungen in ver sc h ie d e n e n Ländern und oft n icht vollstän d ig od er n icht ganz k orrekt. E s ist d esh alb von der aller- grössten p rak tisch en B edeutu ng, säm tlich e D ok u m en te in k orrek ter Form hier gesam m elt zu haben. U nd zw e ite n s sind d iese B riefe a u sserord en tlich w ertv o ll, in erster R eih e für d a s Studium der d änischen K irch en g esch ich te (und darunter der sch lesw ig sch en ), sodann ab er auch für das Studium der K irch en verh ältn isse in N orw egen und in S ch w ed en . O hne vor dem E rsch einen der z w e ite n H älfte d es W er k e s w e ite r e s sagen zu w o llen , m öch ten w ir auf das Buch aufm erksam m achen.

A l f r e d T h . J ö r g e n s e n - K op en hagen.

Huizinga, J., Wege der Kulturgeschichte. S tu dien. Mit zw e i P orträts, M ünchen 1930, D rei M asken V erlag A .-G . (405 S. gr. 8).

Ein Buch w ie das vo rlieg en d e von J. H uizinga zu b e ­ sp rech en ist an ziehend , aber n icht leich t, w en ig sten s nicht in engem R ahm en. D enn d iese „ W eg e der K ultur­

g e s c h ic h te “ um fassen n icht w en ig er a ls ein D u tzen d ein ­ zeln er, sehr v er sc h ie d e n e r A u fsä tze. S ie w aren zu m eist in hollän dischen Z eitsch riften ersch ien en , lagen also den d eu tsch en Lesern, auf die es dem V erfasser auch ankom m t, n icht b eson d ers bequem . H uizinga h at sich durch sein en

(5)

,,H erb st des M itte la lte rs “ b e re its glänzend eingeführt. M an d u rfte d a h e r v ersic h e rt sein, w iederum von ihm nicht nur zuverlässig b e ra te n , sondern auch du rch eine anschauliche D arstellung e rfre u t zu w erd en . U nd so sind w ir ihm denn auch für diese neue Sam m lung in d eu tsch e r S p rach e von v o rn h erein d an k b ar. Ein halbes J a h rh u n d e rt liegen die grossen W irkungen Ja c o b B u rc k h ard ts b e re its h in te r uns.

W ie er uns die R enaissance gem alt hat, fängt b e re its an zu verb lassen . G ern lassen w ir uns darum A uffrischungen und E rgänzungen gefallen, w ie sie uns H uizinga im „Problem d er R en a issa n c e “ wie in „R enaissance und R ealism us“

b ie te t. B eide A u fsätze verblüffen durch den R eichtum des k u ltu rg esch ich tlich en W issens w ie du rch die neuen Lichter, die a lle ro rte n durchblitzen. E rn st stim m en im Z e italter S penglers die „A ufgaben d er K u ltu rg e sc h ic h te “ ; ab e r auch h ier em pfinden w ir es als B efriedigung, w ie uns Huizinga m it h e ite re r A bw ägung den W eg zu zeigen v e rsteh t. Li­

te ra risc h e E inzelfragen b eh an d eln in sehr feiner, vorsich­

tiger W eise „Die Figur des T odes bei D a n te “, B ern ard Shaw s H eilige“, „R o sen k ran z und G ü ld e n ste rn “, „G e d e n k ­ re d e n ü b er Hugo G ro tiu s“. In d er uns D eutschen n icht all­

zu b e k a n n te n G eschichte des burgundischen R eiches w u r­

z e l t . die „V orgeschichte des n ied erlän d isch en N atio n al­

b e w u sstsein s“. Bei den en g eren Beziehungen, w ie sie seit dem W e ltk rieg e zw ischen D eu tsch lan d und dem w irklich n e u tra l gew esenen H olland be steh en , w ird w e ite r d er A b ­ dru ck eines auf d er E rlan g er V ersam m lung D eu tsch er Philologen und S chulm änner 1925 g eh alte n en V o rtrag es ü b e r den „Einfluss D eutschlands auf die niederländische K u ltu r“ w e ite re n K reisen seh r erw ü n sch t kom m en. L iest m an doch m it S taunen, w ie sehr sich d e r zum selbständigen V olke g ew ordene H o lländer vom D eutschen noch im m er Unbillig und v erstän d n islo s b e u rte ilt fühlt. „Nein, diese H o llän d er sind k ein e D eutsche m e h r“, gibt das T hem a an für d e n ganzen Chor. Sie sind es w irklich n icht m ehr, und darin liegt ih re K raft und ihr D aseinsrecht. B ücher wie dieses w issen zu k lä re n und zu befreien. M an fliegt sie nicht durch; m an m uss sie lesen und w ied er lesen und sich ih ren R eichtum im einzelnen zu eigen m achen,

F r i e d r i c h W i e g a n d - M ünchen.

Farner, O skar, Liz. (P riv atd o zen t an d. Univ. Zürich), Das Zwinglibild Luthers. (Sammlung g em ein v e rstän d ­ licher V o rträg e 151.) T übingen 1931, J. C. B. Mohr.

(27 S. gr. 8.) 1.80 Rm.

D iese A n trittsp re d ig t des Z üricher P riv a td o z e n te n b e­

m üht sich ehrlich, L u th ers scharf ableh n en d e H altung Zwingli gegenüber nach ihren su b jek tiv en G ründen zu v erste h en , z. T. au ch zu entschuldigen. Sie w eist nach, w ie diese A blehnung ganz ü b erw iegend m it dem V orw urf d er E ite lk e it des Schw eizers b eg rü n d e t erscheint, d er sich nur durch eine neue L eh re hab e h e rv o rtu n w ollen. D abei ab e r greift diese N egation ü b e r in die sie m ildern sollende A n ­ schauung, dass Z. — unbew usst — ein W erk zeu g des T eufels gew esen sei. Sonst führt der Vf. noch an d ere freundliche U rteile L u th ers ü b er Z. an, w enn diese auch jedesm al gleich w ied er von diesem lim itie rt w erden, b eso n ­ ders rü h re n d ist die leid er im m er noch zu w enig b e k a n n te S telle aus L.s K urzem B ek en n tn is vom hl. S ak ram en t (1544) (w arum ist d iese S telle n icht nach W A. 54, sondern nach d er E rla n g er A usgabe z itie rt? ). D er k la r und um sich­

tig g esch rieb en en A bhandlung sollte d er Vf. eine gleiche über das L utherbild Zwinglis nachfolgen lassen. A llerdings Müsste d a zu auch das V erstän d n is dafür tre te n , dass es sich

bei den U n tersch ied en zw ischen L. und Z. nicht nur um

„L eh rv ersch ied en h eiten d ritte n und v ie rte n G rad es" h an ­ delt, sondern um zwei von G r u n d aus v ersch ied en e S til­

form en von R eform ation. H. P r e u s s - E rlangen.

Iwan, W. (P. in N icolstadt), Um des Glaubens willen nach Australien. Eine E pisode d eu tsc h er A usw anderung.

M it einem B ilder- und K arten-A nhang. B reslau 1931, Luth. B ücherverein, (194 S. gr. 8.) 5 Rm.

Dies Buch füllt eine L ücke in der K irchengeschichts­

schreibung des 19. Ja h rh u n d e rts aus. Zum e rste n M al w ird hier in u m fassen d erer W eise die G eschichte d er lu th e ­ rischen A usw an d eru n g en nach A u stralie n an der H and g ründlicher Q uellenstudien d arg estellt. W e r etw as davon weiss, w ie schw ierig es w ar, die dafür in B e tra c h t kom ­ m enden Q uellen aufzufinden und auszuschöpfen, w ird dem Verf, d a n k b a r sein für den F orscherfleiss. Die D a rste l­

lungsw eise ist eine bew usst historische. Die T atsach en sollen festg eh alten w erden. M it feinem T a k t ist d e r Verf.

zu rü ck h alten d im B eu rteilen von V orgängen und P e rsö n ­ lichkeiten. U rte ilt e r a b e r doch da und d o rt einmal, so sucht er m öglichste G erech tig k eit w a lte n zu lassen. Am A nfang steh en einige kurze, allgem ein gehaltene, gut ein­

führende K ap ite l ü b e r A ustralien, seine E ntdeckung, seine G eschichte, L and und L eute. E ine beso n d ers w ichtige Zu­

gabe bilden die A u sw an d ererlisten im A nhang. Das G anze stellt eine re c h t w ertv o lle A rb e it d ar, an d e r fo rta n n ie ­ m and v o rü b erg eh en darf, d er ü b e r die A nfänge d er lu th e ­ rischen K irche in A u stralien und ü b e r den A nteil, den die au sg ew an d erten d eu tsch en L u th e ra n e r d a ran haben, sich u n te rric h te n will. N a g e l - B reslau,

Eberhard, O tto, S chulrat, D,, Der Erziehungsgedanke in der Weltmission. E ine U m schau von den H öhen des Ölbergs. (M anns Pädagog. M agazin, H eft 1302.) A b ­ handlungen zur Pflege evangelischer E rziehungs- und U n terrich tsleh re, h erausgegeben von U niv.-Prof. D. Ph.

Bachm ann, E rlangen. H eft 26. L angensalza 1930, B eyer u. Söhne. (70 S.) 2 Rm.

Ein Buch E b e rh ard s ist im m er e tw as B edeutsam es.

Dies vorliegende ist von grösser B edeutung für die beid en

| P roblem e, von denen es spricht: M ission und E rziehung im allgem einen — und religiöse E rziehung in d e r W eltm ission.

Ein „A ufriss des P ro b lem stan d es in d er G e g e n w a rt“ von d er „P la ttfo rm “ d er Je ru sa le m e r W eltm issionstagung, den ein E x p e rt von seltenem A usm ass gibt. In grossen, k la re n Linien w ird die S itu atio n des Bildungshungers aller W elt gezeichnet, ein U nternehm en, bei dem ebenso die E rk e n n t­

nis von der U nzulänglichkeit der bisherigen M ethode d e r A rb eit d er M ission in den V o rdergrund tr itt w ie die T a t­

sache der gew altigen L eistungen d er V ölkerpädagogik (Dr.

Ih o m as Je sse Jo n e s u. a.), und bei dem die U nverm eidlich- k e it d er A rb eitsg em ein sch aft von M ission und K olonial­

verw altung in Schulfragen in A frik a sam t d en d arau s e n t­

steh en d en S ch w ierig k eiten ebenso d eutlich w ird w ie die N otw endigkeit d er Lösung d er S pannungen zw ischen N a­

tionalgefühl und M issionsschulen, z. B. in China. Auf diesem G rund h eb t sich d a n n die b e k a n n te S tellungnahm e d er Je ru sa le m e r K onferenz zu den schulpolitischen F ragen ab. Im zw eiten Teil d er Schrift w ird ü b er die M issions­

schule als solche gehandelt. Sie muss Q ualitätssch u le sein, muss christliche C h a rak tererz ieh u n g als Ziel haben und vo lkstum sfördernd sein. Eine ä u sserst w ertv o lle H erau s­

hebung d er G rundlinien des auf die E inzigartigkeit d e r

(6)

L ehrw eise Je su hinw eisenden E rziehungsm anifestes von Je ru sa le m schliesst die D arstellung ab. A uf w ichtige, auch sonst vom Verf. v e rtre te n e M om ente, w ie z. B. die H e ra u s­

stellung d e r B edeutung des K ultischen für die Erziehung, k an n hier n ich t n ä h e r hingew iesen w erden. Z uletzt zw ei Z itate: „Die R eligion h a t einen w esen tlich en A n teil an der E rziehung, und die E rziehung h a t einen w esen tlich en P latz in d e r R eligion" (S. 54) und „R eligion und E rziehung v e r­

h alten sich so, dass die E rziehung d e r V organg ist, du rch w elchen uns geholfen w ird, das zu w erden, w as die R e ­ ligion uns zu sein K raft und V ollm acht gibt" (S. 70).

G e r b e r - Chem nitz.

Tennmann, E., G. Teichmüllers Philosophie des Christen­

tums. T a rtu , D o rp at 1931. In K om m ission b ei M. & H.

M arcus, B reslau. (225 S. gr. 8.) 10 Rm.

A ls XXII. B and d er A c ta e t C om m entationes U niversi- ta tis T a rtu en sis (D orpatensis) legt E. T ennm ann u n sere g rö ß ere A rb e it vor, die im e rste n T eile die von dem 1832 geborenen, 1888 g e sto rb en e n D o rp a te r P hilosophen G ustav T eichm üller im J a h re 1886 g eh alten e V orlesung ü b e r Philo­

sophie des C hristentum s, im zw eiten T eile eine g ed rä n g te Ü bersicht ü b e r das S ystem T eichm üllers und im d ritte n T eile eine A u sein an d ersetzu n g d er P osition T eichm üllers m it n e u e re n R ichtungen d e r Theologie b rin g t. F ü r den T heologen liegt n a tü rlic h das H a u p tin te re sse an d e r K e n n t­

nis d er A uffassung T eichm üllers vom C hristentum . U nd so w ird m an es v erste h en , w enn ich die hierfü r m ir am w ich­

tig sten sch einenden A usführungen w ö rtlich w ied erg eb e.

„ Jesu s g lau b te fest, daß in ihm die E rfüllung gekom m en sei; er w ollte das w a h re G o tte sre ic h s t i f t e n . . . E r sam ­ m elte einen K reis von Jü n g e rn um sich, du rch w elche sein A nhang v e rm e h rt w u rd e; er e rre g te ein grö ß eres A ufsehen u n te r dem V olke und w u rd e als d er jüdischen R eligion gefährlich erk a n n t. Die J u d e n , . . b ra c h te n ihn m it Hilfe d er R öm er grausam ums Leben. A llein seine A nhänger, b e se e lt von seinem G eiste, h ielten d ie Ü berzeugung fest, daß . . . die P ersö n lich k eit, ab g eseh en von ih re r äu ß eren E rscheinung, w e ite r leibe. So e n tsta n d d e r A u fersteh u n g s­

glaube, den P aulus m it R e ch t als die G rundlage des C hristentum s b e tra c h te t, J e s u Tod, an den sich viele M y­

th en anschlossen, b e w irk te eine selbständige E ntfaltung des du rch ihn g ew ec k ten G eistes und dad u rch die A u s­

b reitu n g d er ch ristlich en R eligion durch die ganze W e lt,“

J e nachdem sich d er E inzelne zu d ieser A uffassung des C hristentum s stellt, w ird er auch u rteilen , ob d iese A uf­

fassung für das christlich-religiöse L eben b ed eutungsvoll w e rd e n k an n oder nicht. Ich selb st k ann in d ieser H insicht gew isse Zw eifel n ich t u n te rd rü c k e n . Ind essen w ä re es v e rk e h rt, von hier aus das G anze des U n tern eh m en s zu b e w e rte n . T eichm üller ist S chüler des A risto te lik e rs Ad, T ren d elen b u rg , U nd von T re n d ele n b u rg sind W irkungen ausgegangen, die d er T heologie gute D ien ste g eta n haben, sofern sie den Idaelism us ü b erw in d en und einen k räftig en R ealism us b e g rü n d e n halfen, d e r im m er d er B undesgenosse w a h ren C hristentum s g ew esen ist. Je d en falls sehe ich in d ie se r R ichtung eine M öglichkeit liegen, daß die R ep risti- n a tio n T eichm üllers, die T ennm ann im Sinne liegt, sich für die E ntw icklung christlich-religiösen L ebens fru c h tb a r erzeigt. H offentlich e rw e ist sich unserm V erfasser, d er sein B uch als einen V o rb o ten d es h u n d e rtste n J a h re sta g e s d er G e b u rt T eichm üllers au sg esan d t hat, seine A rb e it nicht als vergeblich, R o b e r t J e l k e - H eidelberg.

Lorch, T heodor, Die Beurteilung des Eigentums im deut­

schen Protestantismus seit 1848. G ü terslo h 1930, C.

B ertelsm ann. (173 S. gr. 8.) 5 Rm.

Die A rb e it h at das V erdienst, ein w ichtiges sozial­

ethisches S ond erp ro b lem durch die n eu e ste G esch ich te des d eu tsch en P ro te sta n tism u s hin d u rch verfolgt zu haben. D a­

bei ist die M a te riald arb ietu n g d a s D an k e n sw e rte ste , so die H eranziehung w eniger b e k a n n te n Stoffes aus Z eitschriften, w ie z. B. dem „ S ta a tsso z ia liste n “, und K o n g ressp ro to ­ kollen, L. b e h an d elt n a c h e in a n d er W ieh ern u n d die In n ere Mission, H uber, T odt, den S taatsso zialisten , S tö ck er, N au­

mann, den Ev.-soz. und d en K irchl.-soz. K ongress, die „of­

fizielle“ K irche, die ch ristlich -n atio n ale A rb eiterb ew eg u n g , den religiösen Sozialism us und zum Schluss die Z eit nach d er R evolution. V or d en d rei le tz te n A b sc h n itte n ste h t noch ein K ap itel ü b e r die B ehandlung des T hem as in Z eit­

schriften, B roschüren und L eh rb ü ch ern d e r E thik, das aus d e r im ganzen doch geschichtlich gem einten A ufreihung e tw as h erausfällt. D ie ü b ersic h tlich e Z usam m enstellung des M aterials le id et d a ru n te r, dass problem geschichtliche M assstäbe zur D urchdringung des Stoffes fehlen, ein M angel, d e r a b e r in allen A rb e ite n ü b e r die ch ristlich ­ soziale B ew egung im 19. und 20. J a h rh u n d e rt sich g eltend m acht. Es w ä re b esse r gew esen und h ä tte W ied erh o lu n g en v erm eid en lassen, w enn L. die „sy stem atisch e A u sw e r­

tu n g “, die seine A rb e it b esch liesst (S. 132 ff.), in die D ar­

stellung v e ra rb e ite t h ä tte . D iese A u sw ertu n g k an n n a tü r ­ lich n icht ganz ohne K ritik zu stan d e kom m en, w esw egen d e r Verf. seiner im V o rw o rt eingenom m enen H altung (er will k e in e theologische und v o lk sw irtsch aftlich e K ritik üben) doch n icht ganz tre u b le ib e n kann. Es w ä re g erad e für die sy stem atisch e A usw ertung fö rd ern d gew esen, w enn d er V erf. von v o rn h erein m it sch arfen F rag estellu n g en und k ritisc h e n G esic h tsp u n k te n sein en Stoff d u rc h g e a rb eite t h ä tte . D ann w äre freilich ein sozial- und g eistesgeschicht- licher V ergleich etw a m it d er sozialistischen, d er lib eralen und d er k o n se rv a tiv e n E igentum sauffassung n o tw endig ge­

w esen, um d er p ro te sta n tisc h e n ein sch ärferes Profil zu geben und d ie F rag e n a c h B eeinflussung hin- und h e rü b e r o d er d er religiösen U rsp rü n g lich k eit d e r le tz te re n b e a n t­

w o rte n zu können. U nd es h ä tte n fe rn e r die T h eo rien auf ih ren Z usam m enhang m it d er re a le n sozialen S itu atio n u n te rsu c h t w e rd e n m üssen. — G leichw ohl ist es für die s p ä te re E rarb eitu n g eines solchen G esam tbildes w ertv o ll, dass d e r Verf. zur U ntersch eid u n g von v ie r G ru p p e n in n e r­

halb des P ro te sta n tism u s gelangt: ein er p a ssiv -re a k tio ­ n ären, ein er k a rita tiv e n , ein er ch ristlich -so lid aristisch en und ein er religiös-sozialistischen. Bis e tw a 1900 h a t die die E igentum sreform hem m ende S tröm ung die O b erh an d ge­

h ab t, d ann a b e r h a t d e r S olidarism us (christlich-soziale B e­

w egung) m eh r Einfluss und seit 1918 schliesslich die V o r­

h errsc h a ft gew onnen. T reffend ist d e r H inw eis d arau f, dass die p a ssiv -re a k tio n ä re G ru p p e zur V erschärfung d e r so ­ zialen G eg en sätze und zur H inw endung des P ro le ta ria ts zum M aterialism us s ta rk b e ig e tra g e n h at, w ie die B e­

obachtung, w elche w ichtige R olle in d en B egründungen p ro te sta n tisc h e r E igentum sauffassung d er P ersö n lic h k e its­

begriff spielt. D ies ist ein er d e r P u n k te, wo die Beziehung zur G eistesg esch ich te d e s P ro testan tism u s im 19. J a h r ­ h u n d ert h ä tte h e rg e ste llt w e rd e n sollen. D enn e rst dann w e rd e n die G rü n d e d e r ta ste n d e n U n sich erh eit und die G ren ze n d er sozialen H altung des P ro testan tism u s im 19. J a h rh u n d e rt voll v erstän d lich . W en n die M ängel d er

(7)

A rb e it Lorchs auf dem F ehlen d er B eu rteilungsm assstäbe für das 19, Ja h rh u n d e rt ü b e rh a u p t w ie für die innere G e­

schichte d er christlich-sozialen Ideen in ihm beruhen, so w ird sich a n d e re rse its doch ohne solche m a teriald arb ie- te n d e und um e rste n Ü berblick sich m ühende S tudien ein G esam tbild nicht gew innen lassen.

H e i n z - D i e t r i c h W e n d l a n d - H eidelberg.

Steinbeck, Joh., D., Evangelische Religionspädagogik iür Kirche und Schule. 2. durchw eg neu b e a rb e ite te A uf­

lage des L ehrbuches d er k irch lich en Jugenderziehung.

Leipzig 1930, A. D eichert. (IX, 336 S. gr. 8.) G eb. 16 Rm.

W enn S tein b eck seinem W erk nicht den T itel K a te c h e ­ tik gegeben hat, so liegt darin d er W ille, in ihm ü b er den e n g eren R ahm en dessen, w as u n te r dem le tz te re n N am en zusam m engefasst ist, hinauszugreifen. D ann ab e r ergibt sich notw endig die A ufgabe, nicht n u r da und d o rt eine F ra g e hinzuzubehandeln, so n d ern eben das G anze der k irch lich en B em ühungen um die Ju g en d ins A uge zu fassen. D adurch a b e r w ird das W e rk zu einem w e ita u s­

greifenden, in dem alle einschlägigen F rag en d er G egen­

w a rt zu r B ehandlung kom m en.

In einem 1. T eil (S. 1—54) w ird uns ein A ufriss der religiösen E rziehung in K irche und Schule gegeben, der in straffe r F ührung durch das W esen tlich e d er E ntw icklung den W eg w eist. D er 2. Teil bringt dann die T h eo rie d er religiösen Jugen d erzieh u n g . Ein e rs te r A b sch n itt b e h a n ­ delt grundlegende F ragen, ein z w e ite r die M assregeln der Erziehung, ein d ritte r die V eran sta ltu n g e n d e r religiösen Ju g enderziehung. H ier kom m t Verf. nach d e n allgem einen F ra g e n auf die B ehandlung d e r H auptstoffe des R eligions­

u n te rric h ts in K irche und Schule, auf den K in d e rg o tte s­

dienst, auf die K onfirm ation und die dam it zusam m en­

hän genden A ufgaben, endlich auf die kirchliche Pflege der K.onfirmierten zu sprechen.

Das Ziel d e r ch ristlich -k irch lich en Ju genderziehung ist dem Verf. ein religiös-sittliches: E rw eckung d es G laubens und d e r Liebe als P rinzipien d er G em einschaft m it G o tt und des D ienstes am N ächsten. D as religiöse A p rio ri für allen R elig io n su n terrich t ist au sd rü ck lich festgestellt.

D adurch, dass V erf. in dem A u sd ru ck des religiösen V er­

h ältnisses G o tt gegenüber das W esen tlich e sieht, also in etw as d u rc h a u s P rak tisch em , erg ib t sich ihm ganz von selb st die A blehnung ein er L eh re vom hö ch sten G u t als A usgangspunkt. E in er h eu te n ich t selten v e rsu c h te n P sy ­ chologisierung stellt er m it N ach d ru ck die aus d er c h rist­

lichen E rfahrung gesch ö p ften E rk e n n tn isse gegenüber.

Soll die L iebe als ein P rin zip d er G em einschaft e rw e c k t w erden, so ist dam it ein er re in e n Individualisierung d er religiösen E rziehung b eg eg n et. W as Verf. b ie te t, ist wohl abgew ogen, es b e ru h t auf re ife r E rfahrung und auf au s­

g e b re ite te r K en n tn is aller einschlägigen F rag en . Das Buch ist ein F ü h rer, dem sich d er R eligionslehrer w ohl a n v e r­

tra u e n kann. F r . U 1 m e r - E rlangen.

Kurze Anzeigen.

Beiträge zur Hessischen Kirchengeschichte, herausgegeben von D. Dr. Wilhelm Diehl, D. Fritz Herrmann und Prof. D, Dr.

Eduard Edwin Becker, sämtlich in Darmstadt. IX. Band, 4. Heft. (Archiv für Hessische Geschichte und Altertums­

kunde. Neue Folge. Ergänzungsband IX, Heft 4.) Darmstadt 1930. Im Selbstverlag des Historischen Vereins für Hessen.

(S. 317—364. 8.)

Hans Meyer beginnt einen wichtigen Beitrag zum geplanten geschichtlichen Atlas für den Freistaat Hessen durch Bearbeitung

der „Diözese Worms im Mitlelalter" (S. 340—364). Für jeden Ort weiden, soweit man sehen kann mit Genauigkeit, kurz die wich­

tigsten Angaben über Patrozinium, Ersterwähnung, Patronats- und Zehntverhältnisse beigebracht. — Ein zweiter Artikel „Religions- gravamina aus der Pfarrei Heimersheim" (S. 317—322) läßt die Dauer der konfessionellen Spannung auch in den deutschen Gauen bis weit ins 18, Jahrhundert herein erkennen. Ein dritter Aufsatz („Ein Beitrag zum Verhältnis zwischen Patronat und Lehen im mittelalterlichen Recht, gezeigt an drei Urkunden über die Kirche auf dem Johannisberg bei Bad-Nauheim" von Fried­

rich Knöpp, S. 323—339) macht, um etwas zu nennen, was außer­

halb des Gesichtskreises des Verfassers lag, das Anschwellen des geistlichen Behördenorganismus gegen Ende des Mittelalters ver­

ständlich. T h e o b a l d - Nürnberg.

Schulz, Walter, Reichssänger. Schlüssel zum Deutschen Reichs­

liederbuch, Gotha 1930, P, Ott.

Verf, füllt durch seine Arbeit eine Lücke in der Hymnologie aus, insofern er zum erstenmal einen Schlüssel zum Reichslieder­

buch bringt, wenn auch nicht in der Weise Nelles in dessen Schlüssel zum Ev, Gesangbuch für Rheinland und Westfalen;

denn Verf, bringt nur die Biographien der „Reichssänger", aber keine Kritiken ihrer Lieder und deren Singweisen, Darin liegt die Stärke des Schulz'schen Buchs, aber auch seine Schwäche, Es ist dem Verf, glänzend gelungen, „die Lieder des Reichslieder­

buches hymnologisch festzulegen, bzw, etwa 200 Dichterangaben neu zu erforschen, zu ergänzen oder zu berichtigen und viele Dichterbiographien zum ersten Male zu erforschen". Auch durch die Beigabe des „überreichen, seltenen Bildmaterials" ist sein Buch ausgezeichnet. Viele werden dem Verf, Dank wissen, daß er sie „in das Antlitz der Männer und Frauen" hat schauen lassen, welche die Reichslieder gedichtet haben. Zeigt uns aber der Verf. das rechte Bild P. Gerhardt's? Man sehe da doch lieber in Petrichs Buch. Über Knak lesen wir (75): „Hier (in Berlin) mußte er durch Ehre und Schande, durch gute und böse Gerüchte hin­

durchgehen." Ja, aber warum? Nicht zum Teil durch eigene Schuld? Neumeisters Bild ist ganz mit dem Gemeinschaftspinsel gemalt (95): „In jungen Jahren war er von Francke angeregt worden, kehrte sich aber gegen das Umsichgreifen der gläubigen Bewegung (!) am Hof des Grafen Erdmann" usw, Anna Nitsch- mann erntet bei Schulz mehr Lob als auf ihrem Grabkasten auf dem Herrnhuter Friedhof, G, Tersteegen wird uns länger vor­

gestellt, Doch ist an ihm befremdend, was S, 132 kritiklos steht:

,,Gleich nach seiner Bekehrung trennte er sich von der Kirche und mied allen öffentlichen Gottesdienst“ usw. Hätte der Verf, nicht auf Hebr, 10, 25 verweisen müssen? Nelles Lebensgeschichte T.s in „G. Tersteegens Geistliche Lieder" tut bessere Dienste, besonders durch ihren Vergleich T.'s mit Luther. Ganz be­

fremdend erscheint mir das Bild Üxkülls von seiner Kindheit bis zu seinem Übertritt zu den Baptisten. Das Gebet, das die Mutter lehrt, ist nie ganz „leere Form“, und warum Austritt aus der Kirche, die auch für Ü. Segen bedeutete? Vollends wenn wir „in das Antlitz“ der welschen Reichssänger schauen, mutet uns manches fremd an. BÜß ist Puritaner, wird Baptist und durch seine Heirat (!) Presbyterianer usw. Katharina Clibborn geb. Booth soll von ihrer Mutter zu einer Erzieherin gegeben werden. „Die Dame war eine ernste (!) Christin voll treuer Fürsorge für die geistige Ausbildung ihrer Studentinnen. Die Mutter besuchte sie und sprach mit den Zöglingen, allein der Anblick ihrer modernen Kleidung (168)“ hielt sie zurück, ihre Tochter dem Einfluß der Weltlichkeit auszusetzen. Spafford geht nach Jerusalem und wartet dort auf das Kommen des Herrn. Georgiana Taylor ist die letzten zwanzig Jahre „denominationslos, besucht die Versamm­

lungen der Baptisten, der Darbysten und der Quäker" (204). Ein lutherischer Christ wird sich mit manchem Reichssänger nur schwer befreunden, O, Borchert in „Aus siebenzig Jahren" 1930, 221 ff,, redet richtig von zwei Arten der Frömmigkeit, Kirchen­

frömmigkeit und Gemeinschaftsfrömmigkeit, Kirchenlied und Ge­

meinschaftslied sind verschieden. Die Gemeinschaftsbewegung ist nicht allein deutsch-reformatorisch-pietistischer Art, auch nicht allein angelsächsich-methodistisch-Oxforder Richtung, sondern ist beides. Dazu steht lutherisches Christentum in mehr als einem Gegensatz. Deshalb ist die Kritik der Reichslieder und ihrer Singweisen unerläßlich. Wir brauchen keine inhaltsarmen, ge­

fühlsmäßigen, süßlichen Ich-Lieder mit leierhaften Melodien oder im Marschtempo— siehe auch Reichsmelodie zu „Befiehl du deine W ege“! —, sondern das ganze Evangelium enthaltende Kraft­

lieder, Wir-Lieder mit deutschen Melodien, Kritik der Reichs­

lieder und ihrer Singweisen ist eine noch zu leistende Arbeit der Hymnologie. J o n a t - Serock, pow. swiecki.

Keysser, Christian (Dr. phil. h, c,, Missionsinspektor, Neuen- dettelsau), Eine Papuagemeinde. Kassel 1929, Bärenreiter- Verlag. (249 S. 8.) 4,80 Rm.

Wunder Gottes spielen sich da vor unseren Augen ab und treuer Menschen Dienst, wo weite Stämme blutiger Menschen­

fresser in ein bis zwei knappen Jahrzehnten zu lebendigen Chri-

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