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Theologisches Literaturblatt, 29. Januar 1932, Nr 3.

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Theologisches Literaturblatt

Unter Mitwirkung

z a h lre ic h e r V e rtre te r der th e o lo g isc h e n W is se n sc h a ft un d P rax is

herausgegeben von

Dr. theol. L u d w i g I h m e l s ™ d Dr. theol. E r n s t S o m m e r l a t h

Landesblschof in Dresden. Profesior in Leipzig.

Nr. 3. Leipzig, 29. Januar 1932. LIII. Jahrgang

B rschelnt vierzeh n täg ig F re ita g s. — Zu beziehen duroh alle B uchhandlangen and P o stäm ter sow ie vom Verlag. — In lan d -B ezu g sp reis: Rm. 1.60 m onatlich Bezugspreis fü r das A u sla n d v ie rte ljä h rlic h : Rm. 4.50 und P o rto ; bei Z ah lu n g en in frem der W ährung is t zum T ageskurse um znreohnen. —A nzeigenpreis: die zw ei g esp alten e P etitz e ile 40 G oldpfennige. — B eilagen nach U ebereinkunft. — V erlag und A uslieferung: Leipzig, K ö n ig str. 13. P ostscheckkonto Leipzig Nr. 68878

Till, W alter, Koptische D ialektgram m atik. (Lei- poldt.)

Schomerus, Hilko W iarda, Prof. D. theol., Buddha und C hristus. (Richter.)

Steiger, Robert, Dr. theol., Die D ialektik der paulinischen E xistenz. (Weber.)

L u th er-Jahrbuch 1931. (Preuss.)

Frank, W alter, D r., Hofprediger Adolf Stöcker und die christlichsoziale Bew egung. (Lüt- gert.)

Sohultze, Victor, D. Dr., A ltchristliche Städte und L andschaften. (Becker.)

Dessolr, Uax, Vom Jenseits der Seele. (Peters.) Tlllus, A rthur, D., N atur und Gott. (Schmidt-

Japing.)

Gogarten, F riedrich, W ider die Ä chtung der A u to rität. (Lilje.)

Hegels säm tliche W erke. (Jelke.)

KreBel, Dr. Hans, D. Philipp Bachmann, der P red ig er und der L itu rg . (Ulmer.) Keller. M artin, D r.phil., E th ik als W issenschaft.

(Jelke.)

Messer, August, Dr., E inführung in die Psycho­

logie und die Psychologischen Richtungen der G egenw art. (Jelke.)

Kagawa, Toyohiko, Auflehnung und Opfer, L e­

benskam pf eines m odernen Ja p an ers.

(Forell.)

von der Reoke, E lisa, Mein Journal. (Schröder.) Rieder, E arl, Dr., Gottes G nadenruf und die A nt­

w ort der Menschenseele. (RUling.) Z eitschriften.

Till, W a lter, Koptische Dialektgrammatik m it L ese­

stü c k e n und W ö rterb u ch . M ünchen 1931, Beck. (XIV, 91, 48* S. 8.) G eb. 8.50 Rm.

Es ist erstaunlich, w as auf den w enigen S eiten dieses B uches zusam m engedrängt ist. Es sind tatsä ch lich alle k optischen M u n d arten eingehend b erü ck sich tig t. Ich w eiss zw ar nicht, ob das für d e n U n te rric h t bequem ist: hier w ürde ich die einfachere D arstellung Steindorffs vorziehen und v o r allem dem A u to d id a k te n em pfehlen. A b e r als N achschlagew erk ist Tills A rb e it au ssero rd en tlich sc h ä t­

zensw ert.

In der C h resto m ath ie finden sich vor allem S tücke, „die in m öglichst vielen D ialek ten v o rh an d en sin d “. Ein v e r­

stän d lich er G rundsatz. Ich w erfe nu r die F rag e auf: w ird auf diese W eise n icht das Ü bersetzungskoptisch gegenüber dem gesprochenen K optisch zu sehr b eg ü n stig t? E tw as von S ch en u te und von den sp ä te n L iedern sähe ich an d er S telle gern. L e i p o 1 d t , G rosspösna bei Leipzig.

Schomerus, H ilko W iarda, Prof. D. theol., Buddha und Christus. Ein V ergleich zw eier grösser W eltreligionen.

H alle (Saale) 1931, B uchhandlung des W aisenhauses.

(IV, 91 S. gr. 8.) 3.50 Rm.

D er U n te rtite l ist nicht ganz zutreffend, denn die A us­

führungen b e sch rän k en sich n u r auf die b e id e n R eligions­

stifter; sie h ä tte n a n d e rs angelegt und durch g efü h rt w erd en m üssen, w enn die b e id en R eligionen in ihrem gesam ten geschichtlichen Um fange h ä tte n verglichen w erd e n sollen.

A b er n a tü rlic h ist d e r V ergleich d er beid en R eligions­

stifte r die H auptsache. E r w ird in v ier A b sch n itte n d u rc h ­ geführt: Die P ersö n lich k eiten , die W eltanschauung, das E r­

lösungsziel und d e r Erlösungsw eg. Im e rste n A b sch n itt w ird u n sere verlässliche K unde von B uddhas L eben auf­

fallend gering eingeschätzt, geringer als m ir d er T a tb e sta n d zu fo rd ern scheint und als au c h in d e n sp ä te re n A b ­ sc h n itten v o rau sg esetzt w ird. In d en a n d e re n d rei A b ­ sch n itten ist es sym pathisch, dass d e r V erfasser sich den W eg n ich t vom C hristentum v o rsch reib en lässt, sondern dem

buddhistischen H eilsw eg folgt; die D arstellung bekom m t d ad u rch einen objek tiv eren , sachlicheren C h a ra k te r. Eine grosse Hilfe ist es auch, dass d er V erfassr ein e grosse A nzahl gut au sg ew äh lter b u d d h istisch er T e x te in den b esten zugänglichen Ü bersetzungen gibt. Die A usführungen w erd en im allgem einen ü berzeugend w irken, beso n d ers auch, w as ü b er den n eg ativ en C h a ra k te r d e r b u d d h isti­

schen „L iebe" (gegen Pischel) und ü b er d ie u nfassbare U n­

bestim m th eit des N irvana gesagt ist. B e d a u e rt habe ich, dass d er V erfasser in diesem Zusam m enhang n icht auf die viel e rö rte rte F rag e der gegenseitigen A b hängigkeit b u d ­ dhistischer und n eu te sta m e n tlic h er G eschichte eingegangen ist; ich m eine, das g eh ö rte in diesen R ahm en. Die in ru ­ higer, oft g erad ezu ü b erleg en er S achlichkeit geschriebene B roschüre w ünschte man in den H änden v ieler m oderner B uddhaschw ärm er. Sie w ird a b e r au ch nachdenklichen C hristen zur B esinnung auf die E ig en art und d en R eich­

tum ihres G laubens helfen.

J. R i c h t e r - B erlin-Steglitz.

Steiger, R o b ert, Dr. theol., Die Dialektik der paalimschen Existenz. Ein m orphologischer V ersuch. . (U n ter­

suchungen zum N. T., herausgeg. von H. W indisch, H eft 20.) Leipzig 1931, J. C. H inrichs. (VIII, 220 S.

gr. 8.) 12.60 Rm.

Dies kluge und intuitionsfreudige B uch ist A. S chw eitzer gew idm et, „dem D eu ter und F o lg er des A p o stels", „m einem väterlich en F re u n d und L andsm ann". Ihm d a n k t es vor allem den k o n stru k tiv e n G e d an k en für den A ufbau des paulinischen D enkens, die Idee, d e n Begriff d er „Zw ischen- zu stän d lich k eit zw ischen d e r v erg eh en d en a lte n und der körnenden n eu en W e lt" (204, 38, 87 f.), d .i . d er „christo- lo g isc h e n /W e ltsitu a tio n " (34). A b er diese Idee w ird v e r­

a rb e ite t — d e r n eu en w issenschaftlichen Lage, dem „neu­

a rtig e n " F tfrschungsw illen" gem äss — u n te r dem L eit­

g ed an k en d e r „in n eren F orm ", d ie an d er ganzen p aulini­

schen E x isten z aufzuw eisen ist (14 vgl. 204). Es ist die Form , „die eigentüm liche S tru k tu r", die „G esetzm ässig­

33 34

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k e it“, die g e stalten d e ,.K raft“ d er „d ialek tisch en E x i­

ste n z “ (14, 17). Die B ekehrung ist d er E in b ru ch d e r D ia­

le k tik in die E xistenz; von d er F röm m igkeit her, w o sie die „ e x isten tielle L e h re “ von jenem „d ialek tisch en W e lt­

gesch eh e n “ (40), jenem von C hristus her die G laubenden erg reifen d en und „sym m orph“ an g e sta lte n d e n „L eb en s­

p ro z e ss“ (193) ergibt, d u rch d rin g t und form t sie die „p au ­ linische P ersö n lich k eit in ihrem zw ischen K raft und S chw achheit flu k tu iere n d en S elbstgefühl“, ab e r auch die

„paulinische P o litik “, die rü c k w ä rts nach Jeru salem , v o r­

w ä rts n ach Rom g ew andt ist, S elb stän d ig k eit und Z usam ­ m enhang, „U n terw e rfu n g “ und „E m pörung“ gegenüber den Je ru sa le m e rn ein t (114 ff.), und selb stv erstän d lich auch das paulinische D enken ü b e r „Sein und S inn“, „ G o tt und W e lt“ (R echtfertigungslehre, G eschichtsphilosophie 155 ff.,

194 ff.).

Die D urchführung des F o rm g esetzes am G anzen der E xistenz, die die W a h rh e it in dem B em ühen d er D eissm ann- G en e ra tio n um das V erstän d n is d er L ehre aus dem L eben in n e u e r W eise aufnim m t, b ie te t viel A nregendes. D er M eister S ch w eitzer m uss das U rteil hören (41), dass er vor allem in d er Z urückführung des Paulinism us auf „V or­

stellu n g en “ altm odisch bleibe. A b e r m it gutem G rund b leib t doch die „ e x isten tielle L e h re “ im M ittelp u n k t. M an k an n nur vielleicht sagen, dass das „F orm gesetz" hier die Lösung d er en tsch eid en d en A ufgabe n icht sonderlich ge­

fö rd e rt hat. Es ist v erstän d lich , dass das In te re sse vor allem h a fte t an d er d ialek tisch en S pannung von M ystik und E schatologie, Sein und Sollen, Q uietism us und A ktivism us, die sich eben in d e r ganzen L eben sg estaltu n g a u sw irk t.

S icher darf m an nicht sagen, dass die w ichtige F rage, w ie diese D ialek tik L ebensgesetz w ird, d. i. w ie die E in b e­

ziehung des M enschen in den „christologisch-soteriologi- schen P ara lle lism u s“ (42) d er „sym m orphen M y stik “ (46) sich vollziehe, n icht d ie A u fm erk sam k eit des V erfassers, seine F re u d e am eigenen S ehen und — F o rm u lieren auf sich gezogen habe. A b e r w enn m an sieht, w ie er für die

„B egründung des Seins in C h ristu s“, für die „M ystik des E in sta n d e s“ ü b er den G lauben, auch ü b er den G eist, der vielm ehr die „V ollendungsm ystik“ als „ p n eu m a tisch e“, im U n tersc h ied vo n d er „ so m atisch en “ „K reuzesm ystiik“, k e n n ­ zeich n et (51), einfach zurückgehen muss auf die T aufe, das S a k ra m e n t (50 f., 85), und w ie er die A k tiv itä t, das Sollen, dam it das persö n lich e E rg reifen w esen tlich von d e r E sc h a­

tologie, d e r V ergegenw ärtigung des T ages des H errn a b ­ le ite t (54 ff.), so d arf m an sagen, dass dam it a lte religions­

geschichtliche E rk läru n g n icht ü b erb o ten ist. Bei einem S chüler von A. S ch w eitzer ist es im m erhin auffallend, wie für ihn die F rag estellu n g v o r allem zu sein scheint, das U m schlagen d er M ystik in E schatologie zu v e rste h e n (51 f., 192,202), Die en tsch eid en d e S ch w eitzersch e F ragestellung:

W ie ist von d er E schatologie h er die M ystik zu v e r­

steh en ?, w ird jedenfalls n ich t w eiterg efü h rt, Verf. m acht zw ar auch den originellen V ersuch, die E k sta se als „V or­

w egnahm e d er p n eu m a tisch e n E x iste n z “ aus d er E sc h a to ­ logie zu e rk lä re n (68 ff,), a b e r d er E k sta se tr itt g era d e die

„ E n sta se “ d er „so m atisch en “ „M y stik " als K o rre k tiv g egen­

üb er, Die A ufgabe und zugleich die U nausgeglichenheit der B ehandlung k ann m an in d er D oppelheit b e o b a c h te n , dass n e b e n dem G egensatz: q u ietistisch e M ystik und a k tiv isti- sche E schatologie (88, 204) gelegentlich d er a n d e re ste h t:

re tro s p e k tiv e k o n tem p lativ e som atische und v o rw ä rts­

stü rm en d e ak tiv istisch e eschatologische M ystik (64 vgl, 68

„A rb eitsm y stik "!), M ir ist kein Zweifel, dass die e x iste n ti­

elle B edeutung der E schatologie für die .M y stik n u r m it d er W ürdigung des G laubens, d, i, des W o rtes, voll zur G eltung g eb rac h t w o rd en kann. D as W o rt sp ielt auch in dieser D arstellung w ieder k ein e en tsch eid en d e Rolle. So ist es auch n ich t verw underlich, dass die R e c h tfe rti­

gungsbotschaft w ie d e r n u r nach gutem „religionsgeschicht­

lich en “ V orbild als K am pfeslehre (166), als in a d ä q u a te r (171) „V ersuch d er R ationalisierung der a ra tio n a le n E x i­

stenz durch logische B ew eisführung“ (157) zu stehen kom m t. Das e rla u b t eine H erausstellung d e r „g eschicht­

lichen" Schau des M enschenlebens, zu d er sie leitet, ab er n icht eine W ürdigung des „ W o rte s“, des E vangelium s als G o ttesm ach t zur E rre ttu n g , das sie in sich trä g t. In den L ösungen w ird das A u sein an d erg eh en bleiben- A b er auch w er an d e re W ege d e r Lösung gehen muss, k an n d a n k b a r sein für die A nregung, die die lebendige V eranschaulichung d er A ufgabe g erad e da b ie te t, wo er sein erseits V ersagen d er Lösung feststellen muss, W e b e r - Bonn.

L u th e r-Ja h rb u c h 1931. Ja h rb u c h d er L u th er-G esellsch aft.

H erausgegeben von H a u p tp a sto r D. th, K nolle, H am ­ burg- Jah rg an g XIII. M ünchen 1931, Chr. K aiser.

(VIII, 178 S. gr. 4.) 6.50 Rm.

I n h a l t : 1. P, A l t h a u s , G o ttes G o tth e it als Sinn d er R ech tfertig u n g sleh re L u th ers (1— 28). A, führt ein­

drucksvoll aus, w ie nach L u th er G o tt n icht e rst den W eg d er G esetzeserfüllung und des L ohnes gew ählt habe und dann erst, als sich das als unm öglich erw ies, den d er G nade einschlug, sondern von A nfang an ist d er G nadenw eg G o ttes W eg gew esen, denn so allein w ird die volle G o tte s­

m a jestät g ew ahrt. W en n G o tt ganz aus sich h erau s den G o ttlo sen re c h tfe rtig t, so ist das „d er erh a b e n ste S o n d e r­

fall d er Schöpfung aus dem N ich ts“ . J e d e r L eistungs­

g ed an k e des M enschen dagegen ist ein A b b ru ch an G o ttes S chöpferehre, d, h, an sein er vollen, ganz e rn st genom m e­

nen G o tth eit, D iese stren g th e o zen trisch e F assung von L,s R ech tfertig u n g sleh re bringt es m it sich, dass e r die V e r­

sicherung des H eiles n ich t als A ngebot, so n d ern n u r als G eb o t fassen kann: er sieh t C hristus und das E vangelium in d er Form des e rste n G ebotes, — 2, O, R e i c h e r t , D er D eudsch P sa lte r D, L u th ers zu W itten b erg 1531— 1931 (S, 29— 68), R, verfolgt die A rb e it L.s am P sa lte r bis 1531, um dann ein anschauliches Bild von d er gem einsam en R evision (Ja n u a r bis M ärz 1531) zu geben, die zu der klassischen F orm des d eu tsch e n P sa lte rs führte. Es w ird an G egen ü b erstellu n g en gezeigt, w ie aus d er R evision (Protokoll von G. R örer) L.s Schrift „U rsachen d es D olm et- sch en s“ und die endgültige Fassung d es P sa lte rs h e ra u s­

w uchs. — 3. G. B e b e r m e y e r , S tan d und A ufgaben d er sp rachgeschichtlichen L utherforschung (S. 69— 82). Zu den A ufgaben re c h n e t B. eine E rfassung d e r S p rach w elt, in d er L, le b te und aus d er er g e sta lte te , w ie M ystik, ü b e rlie fe rte Predigtform , ä lte re d eu tsch e Bibel usw., w ofür er Z usam ­ m e n arb eit von G erm an isten und T heologen m it vollem R ech t als das Ideal fo rd ert. B, m ach t dabei die erfreu lich e M itteilung, dass er ein L u th e rw ö rte rb u ch in A rb e it h at;

m öchte es re c h t bald erscheinen! — 4, H i l d b u r g G e i s t , A rbeit- Die E ntscheidung eines W o rtw e rte s d u rch L u th er (S. 83— 113), E ine m inutiöse D arlegung des B edeutungsw andels in dem W o rte A rb eit. Bei L. h a t es ein erseits noch den u rsprünglichen Sinn: „L ast und M ü h e“, b eso n d ers in d er Zusam m enfassung „M ühe und A rb e it“.

Doch übernim m t e r auch den se it d er R itte rz e it üblich ge­

w o rd en en hö h eren Sinn von „L eistung“. D ieser B edeu-

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tungsw andel geht zusam m en m it d er w ach sen d en E hrung des B erufes seit dem 13. J a h rh u n d e rt, die L. zur H öhe führt m it d er W irkung, dass die B edeutung von A rb e it als B erufsleistung du rch ihn einfach die h errsch e n d e w ird.

— 5. E. V o g e l s a n g , L u th ers T o rg au er P re d ig t von Je su C hristo vom J a h re 1532 (S. 114— 130), V. zeigt, w ie g erad e die christologische B eso n d erh eit d er T o rg au er P redigt, um d eretw illen die K orikordienform el diese P red ig t zitiert, e rst durch die B earb eitu n g hinein­

gekom m en ist. — 6, R. G e r b e r , Die d eu tsch e Passion von L u th er bis B ach (S. 131— 152), In d er R eform a­

tio n szeit begegnen uns zw ei A rte n von Passionsm usik:

die C horal- und die M o tetten p assio n , J e n e ist F o rtsetzu n g d er stren g gregorianischen A lta rw eise, die sich a b e r zur Zeit L u th ers im m er m ehr in m elism atischem Ü berm ass au s­

schw elgte, L u th er w ar dagegen. Seine d eu tsch e M esse ist m öglichst einfach, dam it das W o r t zur vollen G eltung kom m e. Die M o tetten p assio n , eine Schöpfung d er N ied er­

län d er zu A usgang d es M ittelalters, ist eine kunstvolle m ehrstim m ige B earbeitung des P assio n stex tes, Die p ro te ­ stan tisch e h ält sich, im U n tersch ied zur katholischen, nicht an einen gregorianischen P assionston, sie tr itt viel freier, individueller auf. Um 1600 erlischt sie. J e tz t w erd en die T e x te einzelnen Stim m en zu g eteilt (natürlich au sser bei den „tu rb ae"). D abei a b e r zeigt d er p ro te sta n tisc h e Indi­

vidualism us gegenüber den durch die V orschriften des T ri- dentinum eng g eh alten en k ath o lisch en P assionen einen viel g rö sseren Spielraum d er m usikalischen P h an tasie, D er B arock m it seinem D rang nach A usdruck, die p ietistisch e E rlebnisfröm m igkeit führt zur N achbarschaft d er O per.

Bloss Bach, der die b i b l i s c h e n T e x te w ied er auf- nimmt, s ta tt d er m adrigalischen P a rap h rasen , b e w a h rt bei all seiner u n e rh ö rte n schöpferischen P h an tasie die o b jek ­ tiv e R uhe des B ib e lw o rtes und des G em eindegesanges, — S ehr w illkom m en ist die ausführliche L uther-B ibliographie 1928/29 von H, S e e s e m a n n (S, 153— 167), D as P e r ­ sonen-, O rts- und S a ch reg ister (S. 168— 178) fertig te W, H u n z i n g e r an, H, P r e u s s - E rlangen,

Frank, W alter, Dr., Hofprediger Adolf Stöcker und die christlichsoziale Bewegung. M it 4 L ichtbeilagen, B er­

lin 1928*), R eim ar H obbing, (450 S. gr, 8,) 10 Rm.

N ach der B iograp hie von D ietrich von O ertzen und der von M ax Braun, b eid e nahe Freun de S tö ck ers, d ie aus in tim ster p ersön lich er B ek an n tsch aft und aus in nerer G e­

m ein sch aft g esch rieb en haben, die aber d och b e id e das sch riftlich e Q u ellen m aterial n ich t durchforscht haben, er­

halten w ir jetzt ein e S töck erb iograp h ie, v on einem w isse n ­ schaftlich g esch u lten H istoriker g esch rieb en auf Grund p lanm ässiger und u m fassender Q u ellen stu d ien m it aller T ech n ik der m od ern en G esch ichtsforschu ng, d ie erste w irk lich w isse n sc h a ftlic h e S töck erb iograp h ie, die sich eb en ­ bürtig den m odern en B iograp hien n eu erer P o litik er, w ie w ir sie nach und nach b ek om m en , an die S e ite stellt. D ie W en d e der Z eiten zeig t sich schon in der T atsach e, dass

?ine so lc h e B iograp hie v on S tö c k e r ersch ein en kann, und sie zeig t sich n och d eu tlich er in dem U rteil d es B u ch es und in d em Zeitbild, das es aufrollt. Insofern m uss m an das E rsch einen d es B u ch es m it G enugtuung und F reu d e b e- grüssen. E s ist m it In teresse und m it V erstän d nis für sein en H elden g esch rieb en , m it G e rech tig k eit und doch m it K ritik.

Erst n ach d ieser W en d e der Z eiten w ar ein so lc h e s Buch tnög,lich. D em U rteil, das der V erfasser über O ertzen s B io ­

*) Infolge der Versetzung des Referenten nach Berlin verspätet.

graphie fällt, w ird m an im ganzen nu r zustim m en können, ebenso dem U rteil ü b er die B iographie M ax B rauns. M it R ech t sagt d e r V erfasser im V orw ort, dass e rst seit dem J a h re 1918 „die B ahn für eine w issenschaftliche U n te r­

suchung frei gew orden sei" (S. 8), M an e rfä h rt desw egen aus d er gründlichen D urchforschung des A k te n m a te ria ls und d er P resse viel N eues, N icht alles M aterial, d a s dem V erfasser zur V erfügung stand, h a t e r v e rw e rte n dürfen.

D er A b d ru ck eines S chreibens des P rin zen W ilhelm aus dem J a h re 1885 ist dem V erfasser „von den zuständigen V e rtre te rn des ehem aligen K aiserlichen H auses n icht ge­

s ta tte t w orden". E benso h a t „d er Ev. O b e rk irc h e n rat es für richtig gehalten, von dem G u tach ten ü b er die P ro b e ­ p re d ig t S tö ck ers im Dom n u r die A nführung des Schluss­

satzes zu g e sta tte n ". Im ganzen ab e r h at d er V erfasser das ihm zugängliche M aterial frei v e rw e rte n können, und bei d er O b jek tiv ität, m it d er er seinem Stoff geg en ü b ersteh t, erh a lte n w ir nun eine sehr w ertv o lle B ereicherung u n serer K enntnis d er Z eitgeschichte, Es b ra u c h t k au m erw äh n t zu w erden, dass die aus der P a rte ile id e n sc h aft stam m ende V erzeichnung S tö ck ers für den V erfasser nicht m eh r in F rag e kom m t. E h er sind die U rteile ü b er die höfischen k irch lich en G egner S tö ck ers scharf und gelegentlich auch angefochten. F orm ell ist das B uch eine h istorische B io­

graphie, die sich auf das geschichtlich B edeutsam e b e ­ sch rän k t, alles n u r P ersönliche sikizziert, alles rein A n e k ­ dotische v erm eid et, gründlich in d er po litisch en D arstel- lung, grosszügig in allem, w as n icht geschichtliche B edeu­

tung h at. D am it ist d er Vorzug und zugleich die S ch ran k e des Buches b ezeichnet, S tö c k e r w ird m it B ew usstsein und A bsicht n u r als P o litik e r d arg estellt, auf eine D arstellung und W ürdigung seiner k irchlichen T ä tig k e it v e rz ic h te t d er V erfasser ausdrücklich. So sehr er sich bem üht, seinen H elden zu v ersteh en , so unm öglich ist es nun ab er, S tö ck ers christlichsoziale T ä tig k e it von seiner k irchlichen A rb e it zu tren n en . D enn die M otive sein er politischen W irk sam k eit sind d urchaus kirchlich, S tö c k e r w a r g erad e als Sozial­

p o litik e r ganz und gar ein Jü n g er W icherns. D er V erfasser b e rü h rt diese Z usam m enhänge auch, a b e r voll v ersta n d e n sind sie nicht. D er völlige feste Zusam m enhang zw ischen d er seelso rg erlich en und d er p o litischen T ä tig k e it S töckers, der, m ag m an ihn b eu rteilen , w ie m an will, der eigentliche K ern seines L ebens ist, kom m t nicht zur G eltung. Es ist auch n icht möglich, gerad e für die politische W irk sam k eit S tö ck ers seine P red ig t und seine synodale T ä tig k e it zu übergehen. Bei allem V erstän d n is für S tö c k e r h a t d e r V er­

fasser aus lite ra risc h e n Q uellen und aus den persönlichen Inform ationen, die er sich geholt hat, doch auch die tiefsten persönlichen M otive S tö ck ers n icht im m er richtig v e rs ta n ­ den, H arn ack und H a rd en (S. 11), bei d en en e r sich R a t geholt hat, w aren in diesem F alle n icht die k o m p eten ten B erate r.

Die treffen d sten U rteile ü b e r S tö ck e r und au ch die tiefste und g e re c h te ste K ritik findet m an bei denjenigen seiner F reu n d e, die seiner P o litik k ritisc h geg en ü b er­

standen, z. B. bei seinem F reu n d e C rem er und seinem Schw ager K ähler, a b g e d ru ck t in d er B iographie C rem ers von seinem Sohne (B ertelsm ann 1912, S. 196 ff.). T ro tz des ern ste n B em ühens, S tö c k e r gerech t zu w erden, h a t doch d er V erfasser bei d er B eantw ortung d er F rag e: w arum S tö ck er sein H ofpredigeram t n icht frü h e r aufgegeben hat, um sich eine freie politische T ä tig k eit zu sichern, in einer W eise b e a n tw o rte t, die ihn im tie fste n G runde völlig v e r­

kennt, „Er, d er ho ch b eg ab te Sohn des V olkes, schw ärm te

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für die höfische G esellschaft, fühlte sich g e e h rt durch das V e rtra u e n ho h er und h ö c h ster K reise, lie b te es, im G e­

sp räch seine B eziehungen zu ihnen d u rcbblicken zu la s s e n ... E r w a r doch innerlich von d ie se r höfischen G e­

sellschaft gefangen genom m en w o rd en " (S. 259 f.). H ellm ut von G erlach, d e r hier g en an n t w ird, ist d e r letzte , d er die F äh ig k e it hat, S tö c k e r zu v e rste h e n ; d e r le tz te , d e sse n U r­

teil B eachtung v e rd ien t. W er, w ie d er R eferen t, S tö c k e r p ersö n lich g e k a n n t und ü b e r die Lage gesprochen hat, d er k an n es n u r b ed au ern , dass ein so völlig v erfeh ltes U rteil in dies Buch, das sonst so w ertv o ll für das V erständnis S tö c k e rs ist, h in ein g eraten ist. Die H altung S tö c k e rs ergab sich daraus, dass er w usste: im G egensatz gegen den Sum m us episcopus lä sst sich eine Politik, die das Volk in d er K irche und b e i d er H ohenzollerschen M onarchie e r­

h alten will, n icht m achen. E r selb st w a r ein en ergischer G egner des lan d e sh errlic h en K irchenregim ents und er w u rd e es im m er m eh r und schärfer, a b e r e r w usste, dass seine T rennung vom H ofp red ig eram t eine sch w ere G efäh r­

dung seines k irchlichen Zieles w a r und in diesem U rteil h a t e r leid er R ech t b eh alten . Das M issverständnis hängt m it d er S ch ran k e dieses w e rtv o llen B uches zusam m en, m it dem V erzicht auf eine D arstellung d er k irchlichen T ätig ­ k e it S tö ck ers. D arum ist dieses Buch u n te r d e n bisherigen B iographien S tö ck e rs die w ertv o llste, a b e r d ie a b ­ schliessende S tö c k erb io g rap h ie ist es noch nicht.

L ü t g e r t - Berlin.

Schultze, V ictor, D. Dr, (Professor in G reifsw ald), Alt­

christliche Städte und Landschaften. III. A ntiocheia.

M it 95 A bbildungen. G ü terslo h 1930, C. B ertelsm ann (XIV, 378 gr. 8). G eb. 20 Rm.

D er 80. G e b u rtsta g des allseits h o c h v e re h rten G reifs- w ald er K irch en h isto rik ers und A rchäologen (13, D ezem ber 1931) h at e rn e u t A nlass gegeben, des reich en L eb en s­

w e rk e s und d er vielseitigen und fru c h tb a re n literarisch en T ä tig k e it des jugendfrischen Ju b ila rs in D a n k b a rk e it zu g edenken.

In d e r sta ttlic h e n R eihe von P u b lik atio n en im Z eitraum eines halben Säkulum s nim m t die S erie „A ltch ristlich e S tä d te und L an d sch aften " einen b eso n d ers b ed eu tsam en P la tz ein. A uf den e rste n Band K o n sta n tin o p el 1913 folg­

ten die beiden K leinasienbände 1922 und 26 und nunm ehr d er B and ü b e r das syrische A ntiochien,

Die h erv o rrag en d e B edeutung d er m acht- und p ra c h t- re ic h e n M etropole, d ie ser griechischen B ollw erksinsel im syrischen M eer, sow ie das reich e Q u ellen m aterial rech t- fertig en die in diesem U m fange erstm alige B ehandlung in einem so stattlic h e n S on d erb an d e, dem die V orzüge der vorangeg an g en en B ände in gleicher W eise eignen.

G ibt d er A blauf d er geschichtlichen E reignisse dem B uche den R ahm en, und sind die A n fan g sk ap itel und der S chlussteil den histo risch en G eschehnissen Vorbehalten, bei d enen n a tü rlic h das H au p tin te re sse auf U rsprung und W achstum d e r antio ch en isch en K irche und die A u sein ­ an d ersetzu n g m it dem H eidentum g eric h te t ist — die E p i­

sode Ju lia n in A n tio ch ia ein K ap itel von besonderem Reiz

— so b ie te t das M itte lstü c k des Buches ein um fassendes K ulturgem älde der hellenistischen G ro ssstad t. W ie uns hie r d ie B evölkerung des heidnischen w ie des jüdischen und ch ristlich en A ntiochien gesch ild ert w ird, n icht nu r in R eligion und S u p erstitio n , so n d ern auch in den vielfältigen L eb en säu sseru n g en des A lltags w ie d er den freude- bed ü rftig en und leichtlebigen A n tio ch en ern besonders lie­

genden F e sttag e, das ist m it um fassender B eherrschung de$

S toffgebietes und m it m e iste rh a fte r P lastik geschehen.

A uch das m anchem beso n d ers w ichtig ersch ein en d e P ro ­ blem d e r B evölkerungszahl w ird n a tü rlic h gelegentlich ge­

streift, es d ü rfte aber, w ie nun die D inge einm al liegen, auch für A ntiochien unlösbar und le tz tlic h ü b e rh a u p t von sek u n d ärem In te re sse sein. V ieles in diesem K u ltu r­

gem älde h a t ü b er den lokalen R ahm en hinausgehende B e­

deutung auch für die V erh ältn isse in den an d e re n G ross­

s tä d te n des Im perium s.

Dass neben d en lite ra risc h e n Q uellen die m onum en­

tale n Zeugnisse fortlau fen d in vollem Um fange h e ra n ­ gezogen und auch im Bild den L esern vorg efü h rt w erden, und e rst du rch A usschöpfung auch d ieser U rk u n d en ein a b ­ g eru n d etes, plastisches G esam tbild erm öglicht w ird, b ra u c h t kaum gesagt zu w erd en : ist ja g erad e dies das V erdienstvolle und C h a ra k te ristisc h e im L eb en sw erk d es A utors, d ieser F o rd eru n g G eltung und A n erk en n u n g v e r­

schafft zu haben.

W ie die jüngst ersch ien en e F e stsch rift zum G reifs- w ald e r U n iversitätsjubiläum bew iesen hat, ist au ch der A n tio ch eiab an d noch nicht d er S chlussstein im lite ra ­ rischen L ebensw erk des unerm üdlich und erfolgreich Schaffenden. W ie gern w ü rd en w ir d e r F ührung des A lt­

m eisters au ch noch du rch A lex an d rien folgen,

D. Dr, E r i c h B e c k e r - B aldenburg.

Dessoir, M ax, Vom Jenseits der Seele, Die G eheim w issen­

sch aften in k ritisc h e r B etrach tu n g . 6, n eu b e a rb e ite te Auflage. S tu ttg a rt 1931, F erd . E nke, (XI, 562 S. gr. 8.) Geh, 16 Rm,

D essoirs o k k u ltes S chrifttum w ü rd e einst vor dem R ichtstuhl eines V irchow v erm utlich w enig G n ad e gefun­

den haben, schon um des G eg en stan d es w illen, den die U n iv ersitätsw issen sch aft im n atu rw issen sch aftlich en Z eit­

a lte r als u n te r ih rer W ü rd e e ra c h te te , — u m g ek eh rt h at in u n seren T agen die gew altig angeschw ollene Zunft d er O k ­ k u ltiste n D essoir oft abgelehnt, w eil seine k ritisc h e B e­

trach tu n g sw eise allzu d e u tlich die E iersch alen e in e r m a te ­ rialistisch b ed in g ten V erstän d n islo sig k eit erk en n en lasse.

W ir w ollen a b e r d a n k b a r sein, dass w ir diesen M ann haben, — eb en s o , w ie er ist: m it d e r in n eren A ufge­

schlossenheit für das o k k u lte G ebiet, d e r unerm üdlich ein langes L eb en h indurch b ew iesen en B ereitsch aft, ihren P hänom enen und P roblem en n achzuspüren, und m it d er ebenso allezeit b e w a h rte n und b e w ä h rte n N ü ch tern h eit und Sorgfalt d e r B eobachtung und des k ritisch en U rteils.

G erad ezu ersta u n lic h ist d ie F ülle des v e ra rb e ite te n M a te ­ rials, noch b ed e u tsa m e r d ie M enge eig en er U n te rsu ch u n ­ gen, z, B. in d e r E rprobung n e u a u ftre te n d e r und b erü h m t g ew o rd en er M edien, die D, als einen d er a n e rk a n n te ste n F ach k u n d ig en du rch die halbe W elt geführt hat. Es ist ein nicht geringes und ein im h ö ch sten M ass zeitgem ässes V e r­

dienst, d a s dieses Buch b e d e u te t, das nun schon, unge­

a c h te t seines U mfangs, seit seinem e rste n E rsch ein en im J a h re 1917 es zu e in er 6. A uflage g eb rach t hat. E in Zeug­

nis dafür, w ie s ta rk in diesem Z e itab sch n itt d er O k k u ltis­

mus jeglicher A rt ins K rau t geschossen ist und w ie w eit d er K reis d er In te re sse n te n reich t. D iese neu e A uflage ist m annigfach u m g e a rb e ite t und e rw e ite rt, so in B esprechung n e u er sp iritistisch er F älle, zu d e re n Illu stra tio n 4 B ildtafeln angeblicher M ateriälisatio n sp h än o m en e dem B uche b eig e­

fügt sind, sow ie b eso n d ers durch eine ein g eh en d e B eh an d ­ lung d er S tein ersch en A n throposophie, d e r fast 100 S eiten

(5)

gew idm et sind. Ihr W eltbild, däs an th ro p o so p h isch e H ell­

sehen, das V erfah ren und die M ethode d er Schulung, die L eh re vom M enschen, die anthro p o so p h isch e W issenschaft in all ih ren Zweigen, auch ihre K unstlehre, endlich das anthroposophische M enschentum w e rd e n aus gründlicher K enntnis d arg e ste llt. D er letz tg e n a n n te A b sch n itt bringt eine W ürdigung d e r P erso n S teiners, d ie m it einem H in­

w eis auf Sim on M agus aus d er A p o stelg esch ich te c. 8 schliesst. Ob diese k ritisch e B etra ch tu n g den K reisen der A n th ro p o so p h en und d er C hristengem einschaft, die zu S te in e r als dem grössten M enschheitsgenius u n se re r Tage g eschw oren haben, zu ein er k ritisch e n Prüfung dienen w ird ? D essoir e rw a rte t das selb er nicht. „ P äp stlic h er als d e r P a p s t erw eisen sich die S te in e ria n e r in d e r V e rte id i­

gung d er A n th ro p o so p h ie gegen jede frem de M einungs­

äu sseru n g .“ — D er le tz te Teil, „m agischer Idealism us“

ü b ersch rieb en , ste llt in dem A b sc h n itt ü b e r die D en k ­ m ittel d e sselb en vier w ertvolle, aufschlussreiche „G ru n d ­ s ä tz e “ heraus, die geeignet sind, auf die o k k u lte P ra x is und T h eo rie in all ihren Ä usserungen ein Licht zu w erfen ; es ist d er G ru n d satz d er E n tsp rech u n g (zw ischen irdischen und kosm ischen, him m lischen V orgängen), d er m ehrfachen B edeutung (oder sogar: d er u n b eg ren zte n D eu tb a rk eit), d e r sp rach lich en Sym bolik, d er in tu itiv e n G ew issheit. Es h ä tte wohl noch an d eres genannt w e rd e n können, z. B. der (pseudo-) w issenschaftliche Zug, sofern aller O kkultism us m it dem E x p erim en t und dad u rch angeblich h erb eig e fü h rten T a tsa c h e n a rb e ite t und insofern w issenschaftliche K onsta- tie rb a rk e it in A n sp ru ch nim m t, oder, aufs Soziologische gesehen, die ü b erall zu b eo b a c h te n d e Bildung eines eso­

te risch en K reises von B efähigten und In itiierte n , die allein Zur F ührung b eru fen sind,

D essoirs Stellung zum C hristentum ist durchaus ach ­ tungsvoll. D as zeigt z, B. sein U rteil ü b e r die C hristian Science, dem m an voll b e itre te n kann: „H ier w ird deutlich, dass die ganze L eh re (der Chr. Sc.) m it dem G eist des C hristentum s u n v ere in b ar ist. Eine L ehre, die d as Leiden aus d er W e lt w egvernünfteln will, k a n n sich nicht auf das Evangelium berufen. D enn das C hristentum h at m it fu rch t­

barem E rn st die W a h rh e it v e rk ü n d et, dass Sünde und Schm erz notw endig zur N a tu r des M enschen gehören; sie sind k ein W ahngebilde des unvollkom enen m enschlichen D enkens, so n d ern T atsach en , d en en das E rb a rm e n G o ttes und d er O p ferto d Je su gilt. Die christliche W issenschaft darf sich nicht christlich n e n n e n “ (S. 407 f.). — A uch w ir Theologen, die w ir in A usrichtung u n seres D ienstes so oft bei den Z eitgenossen auf den O kkultism us stossen, sollten, zur Bildung eines sachkundigen U rteils, an D essoir nicht vorü b erg eh en . — F ü r eine neue A uflage schiene uns ein b e so n d e re r A b sch n itt ü b er die A s t r o l o g i e , die offen­

b a r au sse ro rd e n tlic h um sich gegriffen hat, seh r erw ünscht.

P e t e r s - G öttingen.

Titius, A rth u r, D, (Prof. d, Theol. in Berlin), Natur und G o tt Ein V ersuch d er V erständigung zw ischen N a tu r­

w issenschaft und T heologie. 2. n e ü b e a rb e ite te Auflage, Lieferung 1— 6. G ö ttin g en 1929— 1931. S u b sk rip tio n s­

p reis 4.40 Rm. für die Lieferung,

Das von uns eingehend b esp ro ch en e G ru n d -W erk d er heutigen A p ologetik (Th, Lit, Bl, 1929, 11), schon zw ei J a h re nach seinem E rsch ein en vergriffen, liegt in 2, A uflage bis 2ur le tz te n Lieferung vor, d er Umfang ist e rw e ite rt (für 850 je tzt 925 Seiten), d er T e x t g eg lättet, die L ite ra tu r­

angaben sind bis zur G e g en w art fortgeführt, ungezählte

kleine E rgänzungen sind eingefügt, z, B. w ird, um nur eins h erauszuheben, im historischen T eil K an ts Stellung zu N atu r und G o tth e it n äh er bestim m t. D er frü h ere A ufriß und die K ap itelein teilu n g en ab e r sind im W esen tlich en ge­

blieben, D er A b sch n itt ü b e r „W issenschaftliche und re li­

giöse N aturanschauung in d er G eschichte des C h risten ­ tu m s“ b ringt ein neues, 30 S e ite n langes K ap itel ü b er „Die N aturphilosophie im Z eichen K ants und G o e th e s“ ; dam it ist die historische Lücke, die zw ischen G o eth e und D arw in war, ausgefüllt.

D er ganze D ank, der die e rste A uflage des großen W erk es b eg leitete, gebührt ungem indert, ja v erm eh rt der N eubearbeitung. S c h m i d t - J a p i n g - Bonn.

Gorgarten, F ried rich , Wider die Ächtung der Autorität.

Je n a 1930, Eugen D iedrichs, (45 S, gr. 8.) 1.60 Rm, D iese S chrift führt an einem b ed eu tsam en p rak tisch en B eispiel aus, w as G, u n te r d er G eltendm achung d er Schöpfungsordnung v e rste h t; ihre hohe B edeutung liegt darin, dass sie an einem d er en tsch eid en d en Begriffe alles G em einschaftslebens zu d e r grundsätzlich w ich tig sten A uf­

gabe zurückführt, die G rundbegriffe unseres eth isch en (und dam it auch unseres politischen) D enkens neu d en k en zu lernen. Das W issen um die G rundordnungen unseres Lebens, das etw a V ilm ar noch g eh a b t hat, m üssen w ir h eu te in m ühevoller theologischer A rb e it w iederzugew innen versuchen. Die A ufgabe, „die ta u sen d fach e G eb u n d en h eit der M enschen a n e in a n d e r . . . als ein ursprüngliches e th i­

sches und nicht e rst n ach träg lich zu e th isieren d es P h än o ­ m en zu v e rs te h e n “ (37) s te h t freilich im schlechthinigen G egensatz zu dem autonom en S ta a tsd e n k e n des 19. J a h r ­ hunderts, das in dieser H insicht noch unser aller geistige H eim at ist. G. g e b ü h rt jedenfalls das V erd ien st, den K am pf gegen die hum anistische E ntstellung unseres N achdenkens ü b er das m enschliche G em einschaftsleben am e n t­

schlossensten aufgenom m en und am folgerichtigsten du rch ­ geführt zu haben. D as b ew eist auch diese Schrift.

H a n n s L i l j e - B erlin-F riedenau.

Hegels sämtliche Werke, E rste k ritisc h e G esam tau sg ab e in 26 Bänden. H erausgegeben von Georg Lasson. Bd.

X a. V orlesungen ü b er die Ä sth etik . 1. H albband:

Einleitung und e rste A bteilung des e rste n T eiles: Die Idee und das Ideal. Leipzig 1931. V erlag F. M einer.

(XVI. 397 gr. 8.) Geh. 15 Rm.

W ie ste ts in seinen H egelausgaben, so ist es Lasson auch bei unserem T eile seiner H egelausgabe darum zu tun gew esen, auf die O riginal-M anuskripte H egels und die O riginalnachschriften seiner S chüler zurückzugehen und den T e x t d er W e rk e H egels zu reinigen von K o rre k tu re n seiner Schüler, die n icht selten die sch arfen F o rm u lieru n ­ gen des M eisters zu rü ck g ed rän g t h ab en zugunsten gefälli­

g e rer L e sb ark eit des T ex tes. Das ist in unserem B ande speziell der F all gegenüber dem e rste n H erau sg eb er d er Ä sth etik Hegels, gegenüber H otho. D ieser H otho publi­

z ierte seine A rb e it im J a h re 1835. S eitdem ist m anches anders gew orden. Lasson selbst sagt in d er Einleitung, dass nicht nur unser V erh ältn is zum Stoff ein an d e re s gew orden ist, sondern auch die F ord eru n g d er philosophisch-kritischen E x a k th e it jetzt viel stre n g er au ftritt. B eidem R echnung zu tragen, ist Lasson red lich bem üht gew esen. D er vorliegende Band ste h t auf d er H öhe der früheren.

J e l k e - H eidelberg.

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Kreflel, Dr, H ans, D. Philipp Bachmann, der Prediger und der Liturg. Leipzig 1931, Dörffling & F ra n k e . (56 S. 8.) 1.50 Rm.

H ier h a t ein d a n k b a re r S chüler in liebevollem N ach­

se h e n ein v/arm es lichtes Bild eines T heologen gezeichnet, dem n am entlich F e rn e rste h e n d e m it S tau n en en tnehm en w erden, w ieviel und w ie G ew ichtiges, w ie T reffendes und k la r B eg rü n d etes d e r bescheidene reich e M ann auch zu den F ragen der P red ig t und d er L iturgie zu sagen h a tte , und m it w elch er T reu e er bis ins K leinste den D ienst an seiner G em einde und in sb eso n d ere den am W o rt g etan hat. M it dieser Schrift, w elche das G edächtnis D. Bachm anns in so w ürdiger W eise festhält, ist nicht nu r eine D ankespflicht erfüllt, sondern auch w egen d er in ihr e n th a lte n e n U rteile A llen, w elche an d er A u ssp rach e ü b er die F rag en d er b e­

han d elten G eb ie te b e teilig t sind, ein D ienst getan.

F r . U 1 m e r - E rlangen,

Kurze Anzeigen.

Keller, Martin, Dr. phil., Ethik als Wissenschaft. Ein methodo­

logischer Versuch, Zürich. Orell Füßli. (147 S. gr. 8)4,40Rm . Eine sorgsame und vorsichtige Arbeit eines offenbar jüngeren Gelehrten ist es, was unser Buch darstellt. Der Verfasser hat das lebhafte Bewußtsein, daß die Frage nach der Möglichkeit einer wissenschaftlichen, insbesondere einer metaphysischen Ethik Ausdruck der gegenwärtigen philosophischen Lage ist. Er verurteilt solche alles relatierenden Uebersteigerungen, wie sie uns Dilthey ge­

boten hat, als den wahren Sachverhalt entstellende Einseitig­

keiten, aber er weiß, daß ihnen ein wahrer Gedanke zugrunde liegt.

Und eben dieses macht ihn zum kritisch besonnenen Forscher. Ich empfehle diese Arbeit weniger um ihres Inhaltes, als um ihres be­

hutsamen methodischen Aufbaues willen. Jelke-Heidelberg.

Messer, August, Dr. (Professor in Gießen), Einführung in die Psy­

chologie und die Psychologischen Richtungen der Gegenwart.

Leipzig, Felix Meiner (Wissen und Forschen Bd. 20), (169 S.

gr. 8) 5 Rm.

Neben seiner bereits 1914 erschienenen Psychologie, einem unfäng- lichen und in jeder Hinsicht erschöpfenden Werke, legt uns der be­

kannte Gießener Philosoph August Messer in unserm Buche eine

„Einführung“ in die Psychologie vor, die keinerlei psychologische Fachkenntnisse voraussetzt und die Vorzüge der Messerschen Schriften, schlicht und allgemein verständlich einherzugehen, im reichsten Maße aufweist. Ohne psychologische Schulung kommt heute kein Seel­

sorger mehr durch. Solche Schulung aber ist unmöglich, wenn man nicht mit Grundwissenschaft, von der solche Schulung ausgehen muß, eben der Psychologie, wenigstens in den Grundzügen vertraut ist und ihre einzelnen Richtungen und Methoden kennt. Ich darf nur einige der modernen psychologischen Richtungeu nennen, mit welchem Messer uns vertraut macht: Normalpsychologie und Pathopsychologie, Psychoanalyse, Individualpsychologie (im Sinne Adlers), Koueismus, und jeder wird erkennen, wie überaus reiche Belehrung jeder wissen­

schaftlich Interessierte, und gerade auch der Theologe, aus diesem

Büchlein empfangen kann. Jelke-H eidelberg.

Kagawa, Toyohiko, Auflehnung und Opfer, Lebenskampf eines modernen Japaners. Stuttgart 1929, Gundert. (366 S. 8.) Geb. 9 Rm.

Kagawa, 1924 von der japanischen Regierung zum Mitglied der Reichswirtschaftskommission und des Komitees für Arbeits­

lose berufen, schildert in dem Entwicklungsroman in der Art von Wahrheit und Dichtung sein eigenes Leben. Dieses Leben ist so interessant, daß jeder es kennen lernen muß, der sich für sozial­

kirchliche und missionarische Probleme interessiert. Der Held des Romans, Eiisti Niimi, ist Schüler eines amerikanischen Mis­

sionsseminars,ErwirdVolksschullehrer. Nach demTode seines Vaters Angestellter eines Versicherungsgeschäfts. Nach entschiedener Hin­

wendung zum Christentum erst nebenberuflich, dann hauptberuflich selbständiger Missionsarbeiter im Armenviertel von Kobe, schließlich wird er Sozialpolitiker und Gewerkschaftler. Dabei ist er ganz Asiat, ganz Japaner. Seine asiatische Bedürfnislosigkeit erleich­

tert ihm die Nachfolge des Meisters, der auf asiatischem Boden gelebt hat. Wie ein altjapanischer Samurai ist er bereit, sein Leben zu opfern. Wir lernen im Armenviertel das Leben des japanischen Proletariats kennen, das an das des europäischen in der schlimmsten Periode des Frühkapitalismus vor 90 Jahren erinnert. Eine neue Welt tut sich vor uns auf. In dieser Elends-

I

welt entwickelt sich der mit abendländischer Bildung und ame­

rikanischem Christentum erzogene Japaner zu einem Franz von Assissi, der arm den Armen das Evangelium bringt. Dieser Ka- gawa-Niimi nennt sich einen christlichen Sozialisten. Er haßt den Kapitalismus, der so viel Elend über die Arbeiter bringt.

Die Kapitalisten kann er als Christ nicht hassen. Klassenkampf predigt der Sozialist nicht. Er fordert eine Änderung der Wirt­

schaftsordnung; um sie herbeizuführen, müssen die Arbeiter, die mit viel Liebe und doch ganz realistisch, mit aller Art Kultur- losigkeit, mit ihrem äußerlichen und innerlichen Schmuck ge­

schildert werden, sich organisieren. Der evangelische Franz von Assissi als Gewerkschaftler, der Auflehnung u n d Opfer in seiner Selbstbiographie predigt, hat dem Missionsfreund und dem so­

zialen Pfarrer gleichviel zu sagen. Daß das Buch schon in einer Reihe von englischen Übersetzungen erschienen und im Osten in mehr als fünfhunderttausend Exemplaren verbreitet ist, ist ver­

ständlich und erfreulich. Die deutsche Ausgabe ist mit einem Bild des Verfassers, einer großen Anzahl Originalzeichnungen von Shuji Kume sehr gut ausgestattet. F o r e 11 - Breslau,

von der Recke, Elisa, Mein Journal. Elisas neu aufgefundene Tagebücher aus den Jahren 1791 und 1793/95. Herausgegeben und erläutert von Prof. Dr. Johannes Werner. Leipzig Koeh- ler & Amelang. (272 S. gr. 8.) Gebd. 8.50 Rm.

Erinnerungsbücher sind jetzt sehr beliebt. Die Flucht aus einer trübseligen Gegenwart ins Vergangene, wobei man auch noch eine höhere geistige Unterhaltung hat, das ist vielen gebildeten Menschen ein innerstes Bedürfnis geworden. Auch die hier vorliegende Erst­

veröffentlichung neu aufgefundener Tagebücher der geistvollen, viel­

gereisten und vielumschwärmten Elisa von der Recke darf auf Beach­

tung rechnen. Das Persönlich-Menschliche dieser stets innerlich vor­

nehmen Frau, ihre Herzensgüte und Treugesinnung haben etwas Bewegliches, wenn auch nicht eine besondere Weltanschauungshöhe dahinter steht, wie etwa bei den Kügelgenschen Erinnerungen. Man merkt es auch an diesen Tagebuchblättern, daß Elisa in den kultur­

seelischen Schranken der Aufklärungszeit stecken bleibt. Immerhin, wie sie es ernst mit der Tugend nimmt, so ist ihr auch Gott und Unsterblichkeit ein sehr persönliches Anliegen. Es ist nicht bloß Stimmung und Schwärmerei, wenn ihre denkende und liebende Seele den Gedank'en der Vernichtung nicht fassen möchte und wenn sie ausruft: „Ich bin — ich werde ewig sein!“ Aber es ist eben wieder nicht der volle christliche Ewigkeitsglaube. Doch abgesehen vom Persönlichen dieser bedeutenden Frau, die sehr gewandt mit der Feder umzugehen wußte und die den Geheimlehren-Schwindel des Aben­

teurers Cagliostro gründlich entlarvte, — auch das ganze kultur­

geschichtliche Drum und Dran dieses Tagebuchwerkes ist sehr inter­

essant und lehrreich. Höfisches, Bürgerliches, Politisches, Literarisches spielt herein. Das gesellschaftliche Treiben wird oft mit ein paar Strichen deutlich skizziert und auch vielfach ob seiner Inhaltlosigkeit scharf kritisiert. Der Herausgeber bot zu alledem ebenso sachkundige wie fesselnde Erläuterungen. Das beigefügte Bildnis, nach einem Ölgemälde von Anton Graff, zeigt ein durchgeistigtes und sehr sym­

pathisches Frauenantlitz. Dr. A. Schröder-Kam enz i. Sa.

Rieder, Karl, Dr. (Pfarrer in Reichenau-Niederzell), Gottes Gnaden­

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Freiburg i. B., Herder & Co. (57 S. 8). Kart. 1.30 M.

Der Verf., ein katholischer Priester, besitzt eine hervorragende Gabe volkstümlicher und erwecklicher Beredtsamkeit. Er redet seinen Zuhörern stark ins Gewissen und straft mit besonders großem Ernst die Sünden gegen das 6. Gebot. Insoweit würden die Predigten, die im Freiburger Münster gehalten worden sind, auch ganz gut auf eine evangelische Kanzel passen. Andrerseits kommt das Katholische stark zum Ausdruck. Merkwürdig berührt die Bemerkung, der Kerker­

meister zu Philippi habe sich „zum heiligen katholischen Glauben“

bekehrt und die Purpurkrämerin Lydia habe ihren Kindern den „hei­

ligen katholischen Glauben“ gegeben und sie „katholisch erziehen lassen“, wo es sich doch um christlichen Glauben und christliche Er­

ziehung handelt. Dieser Gleichsetzung vou katholisch und christlich scheint der Gedanke zu Grunde zu liegen, als ob die evangelische Kirche nicht christlich sei. Eine katholische Eigentümlichkeit ist ferner die immer wiederkehrende Mahnung, „gute Ostern zu machen“

und „die Osterpflicht zu erfüllen“, d. b. an der Osterbeichte und Osterkommunion teilzunehmen; man hat fast den Eindruck, als ob der Verf. darin den Weg zur Seligkeit erblickte. Recht kühn ist es, wenn diejenigen, die Mischehen geschlossen haben und dabei „nicht den kirchlichen Vorschriften nachgekommen sind“, das soll doch wohl heißen: die sich evangelisch haben trauen lassen, mit der Ehebrecherin Drusilla verglichen werden, „da sie für Geld, zeitliche Vorteile, Karriere die Gnadenmittel der Kirche, das Blut des Gekreuzigten mit

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Füßen treten.“ Eine arge Entgleisung' aber ist die Stelle über die

„protestantischen Erweckungsprediger“. Nachdem erst die katholische Beichte gerühmt worden ist, heißt es. „Es tauchen"in den Städten zur Zeit die sogenannten protestantischen Erweckungsprediger auf;

sie halten Sprechstunden für die Seelen, sie gehen einem sündigen Menschen Rat und Trost, aber was sie tun, ist Menschentrost; denn wenn diese arme Seele von dem Gedanken geplagt wird: Ist mir wirklich alles verziehen? Ist alles getilgt? Bin ich gerettet oder gehe ich verloren? Was dann?“ Als ob die „protestantischen Er­

weckungsprediger“ nicht ihren Rat und Trost aus Gottes Wort schöpften, und als ob eine um ihre Seligkeit hangende Seele nicht viel besser durch den Hinweis auf den gekreuzigten Christus, als auf die Absolution des katholischen Priesters beruhigt würde!

D. Dr. Rü ling-M achern, Bez. Leipzig.

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