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Stahl und Eisen, Jg. 36, Nr. 29

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stellvertr. Geschäftsführer

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Nordwestlichen Gruppe | f l » * * » < 8 H ies Verclns icutscher

des Vereins deutscher “ % ... . . .. , .

■ a r Z E IT S C H R IF T

FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENW ESEN.

N r. 2 9 . 2 0 . Juli 1 9 1 6. 3 6 . Jahrgang.

H. A. Bueck *j*.

L ^ u e c k s A b sch ied — so waren d ie A usführungen überschrieben, die wir am 21. D ezem ber 1910 an d ie S p itze unseres B lattes stellten. S ie behandelten das industrielle und sozialp olitisch e T estam ent d es m utigen K äm pfers, das er, damals achtzig Jahre alt, in der A bgeordnetenversam m lung d es C entralverbandes D eutscher Industrieller, aus dem A m te sch eid en d , der Industrie hinterließ, dankbar g efeiert mit dem W unsche A ller, daß er dem V aterlande noch lange, lan ge Jahre erhalten bleiben m öge. U nd wir sch lossen d iese D arlegungen mit den W orten:

„N un merken wir erst, daß wir uns in der U eberschrift geirrt haben: es war gar kein „A b sch ied “ ; es war nur d ie dankbare Feier eines Z eitabschnittes. Bueck bleib t; er b leib t der U n sere.“

Noch fünfundeinhalbes Jahr ist er dann unter uns g ew esen , bis zum letzten A u gen b lick geistesfrisch und tapfer. Dann aber kam am 4. Juli 1916 doch das A bschiednehm en: ein sanfter T o d nahm den R iesen an G eist und Körper aus unserer Mitte, und D eutschland trauert um einen seiner besten Söhne.

D ie G eschichte der Körperschaften, denen B ueck angehört hat, b ild et das eherne D enkm al, das er sich se lb st g e se tz t und das die Zeiten überdauern wird.

D ie zahlreichen Bände unserer Zeitschrift, deren wirtschaftlichen Teil er vom Jahre 1882 bis zum H erbst 1887 le ite te , die „M itteilungen“ d es „V ereins zur W ahrung der gem einsam en wirtschaftlichen Interessen in Rheinland und W estfalen“, d ie Jahresberichte d es „V ereins deutscher E isen- und Stahlindustrieller“ und seiner N ordw estlichen G ru p p e, d ie V erhandlungen d es „C entralverbandes Deutscher Industrieller“ und vor allem d essen von B ueck geschriebene Geschichte tragen d ie Spur sein es großen G eistes, seiner bew underungsw ürdigen Arbeitskraft, seiner vorbildlichen Pflichttreue.

D eshalb wird nicht allein das G edenken an ihn in höchsten Ehren fortleben, sondern auch d ie W irkung sein es Tuns fortdauern.

U nd so bleibt er vor w ie nach der U nsere — über das Grab hinaus der g etreu e Eckart der deutschen Industrie, der in W ahrheit das W ort d es alten H oraz auf sich anw enden k o n n te :

E x e g i m o n u m e n t u m a e r e p e r e n n i u s .

! "__________________________________

X X IX .30 89

(2)

694 Stahl und Eisen. Z u r E rinnerung an A . II. Bueck. 36. Jahrg. Nr. 29.

Z ur Erinnerung an A . H. Bueck.

A

ls am 4. Juli d. J. die schmerzliche Kunde von dem Hinscheiden Buecks nach Düsseldorf kam , gingen von hier folgende Drahtungen ab:

Abg. Syndikus H i r s c h , Berlin, Habsburger Hof.

Mit schmerzlichem Bedauern erfahren wir soeben, daß unser hochverehrtes Ehrenm itglied, Herr General­

sekretär Bueck, entschlafen ist. Wir bitten Sie und alle Angehörigen, den Ausdruck unseres aufrichtigen Beileids entgegenzunehmen. D ie deutsche Eisenindustrie beklagt m it seinem Hehngang den V erlust einer ihrer hervorragendsten Persönlichkeiten. In guten und bösen Zeiten hat er seine ganze Person, sein ganzes reiches W issen und Können in den D ienst der ihm anvertrauten Interessen gestellt. Unser Verein verliert in Bueck ein hochverdientes Ehrenmitglied, dem ein dankbares, dauerndes Gedächtnis in unseren Reihen gesichert ist.

V e r e in d e u t s c h e r E i s e n h ü t t e n l e u t e .

Spr ingor um. Schrödter.

Familie B u e c k , Berlin, Pariserstraße 33/34.

Treu bewährt und unermüdlich in den Kämpfen vieler Jahrzehnte, ruht nun Ihr lieber V ater in ewigem Frieden. Was er in diesem langen, mehr als fünfundachtzigjährigen Leben der deutschen Erw erbstätigkeit und dem Vaterlande war, das verzeichnet die W irtschaftsgeschichte Deutschlands in ehernen Lettern. Lebendig aber bleibt und wird bleiben die Dankbarkeit der gegenwärtigen Generation und der zukünftigen Geschlechter für alles das, was er in nimmer rastender Tatkraft geschaffen. In herzlicher Teilnahme betrauern w ir m it Ihnen den Hingang dieses einzigartigen Mannes, den Deutschland nie vergessen wird als einen seiner besten Söhne und seiner mutigsten Kämpfer. Multis illc bonis flebilis occidit.

V e r e in z u r W a h r u n g d er gern e in s a m e n w i r t s c h a f t l i c h e n I n t er e s s e n in R h e in la n d u n d W e s t f a l e n . N o r d w e s t li c h e G r u p p e d e s V e r e in s d e u t s c h e r E i s e n - u n d S t a h l i n d u s t r i e l l e r .

Beukenberg. Beumer.

Am 7. Juli nachmittags 2 Uhr wurde dann in der Einäscherungshalle zu Berlin das, w as an Bueck sterblich war, unter einer unbeschreiblichen Blumenfülle aufgebahrt, dem Feuer übergeben. Zunächst sprach Pfarrer G e ß , anknüpfend an das Psalm wort, daß unser Leben siebzig Jahre währet und, w enn es hoch kommt, achtzig, und daß es köstlich gewesen, wenn es Mühe und Arbeit war, über das Leben des E ntschlafenen, das der deutschen Arbeit und der deutschen Größe bis zum letzten Augenblick gewidm et blieb.

Sodann widmete der Vorsitzende des C e n t r a lv e r b a n d e s D e u t s c h e r I n d u s t r i e l l e r , Landrat a. D.

M ax R o e t g e r , dem Verewigten folgende tiefempfundenen W orte des D ankes:

„Ein Großer im Reiche der vaterländischen wirtschaftlichen Arbeit ist von uns gegangen.

Eines starken aufrechten Kämpfers von Erfolgen reich gekröntem Leben hat der Allüberwinder Tod das Ziel gesetzt.

Wofür er käm pfte, wofür er arbeitete m it der ganzen Schärfe seines klaren nüchternen Verstandes, m it der seltenen Kraft seines unbeugsamen Charakters bis in die letzte Zeit seines Erdendaseins, war der Schutz und die Förderung deutscher Arbeit!

Emen herrlichen Abschluß bildete für ihn das große Erlebnis, w ie hinter den ehernen W ällen unserer herrlichen Truppen in Ost und W est, zu Lande und zu Wasser, in diesem beispiellosenW eltringen die deutsche wirtschaftliche Arbeit in allen ihren Teilen den unsterblichen R uhm estaten der Vaterlandsverteidiger eben­

bürtige Leistungen an die Seite stellen konnte.

E in Sohn Ostpreußens, der die Sorgen des Landmannes im eigenen Schicksal ausgekostet hatte, folgte er einem ehrenvollen Rufe in den Westen des Vaterlandes, als reifer Mann stellte er seine Arbeitskraft in den D ienst der jungen deutschen Industrie, deren getreuer E ckart er im Laufe der Jahrzehnte wurde, w obei er seinem alten Beruf, der Landwirtschaft, und deren Bedeutung im Rahmen der gesam ten deutschen Arbeit volle Würdigung zuteil werden ließ und m it Ueberzeugungstreue für ein festes Zusammenhalten zwischen Industrie und Landwirtschaft allezeit eintrat.

Mit den 40 Jahren deutscher, beispielloser W irtschaftsentwicklung, welche dem W eltkrieg vorangingen, ist der N am e unseres B u e c k dauernd verknüpft, niemals wird man in späteren, so G ott w ill, glücklichen Zeiten deutscher Zukunft sich die Grundlagen unserer W eltgeltung vergegenwärtigen können, ohne seiner in hohen Ehren zu gedenken.

Der Centralverband Deutscher Lidustrieller aber wird in Ehrfurcht und Dankbarkeit des treuen Mannes Spuren zu folgen wissen.

Fahre wohl, ehrwürdiger Freund!“

(3)

20. Juli 1916. Untersuchungen über die Vorgänge im Hochofen. Stahl und Eisen. G95

Im N am en des V e r e in s d e u t s c h e r E is e n - u n d S t a h l i n d u s t r i e l l e r prägte dessen stellv. Vor­

sitzender, Geheimer Bergrat E. H i l g e r , die folgenden markigen, aus tiefstem Herzen komm enden lapidaren Sätze:

„Im N am en des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller, dem der D ahingegangene als Mit­

begründer, erster langjähriger Geschäftsführer und Ehrenmitglied ein Menschenalter hindurch Führer und Freund war, im N am en der deutschen Eisenindustrie, die er als Berater des eisernen Kanzlers, des Fürsten Bismarck, durch klugen R at und energische T at in ernster, schwerer Zeit m it half vom drohenden U ntergange zu retten, ein besonderes W ort tiefempfundener Trauer, herzlichen, unauslöschlichen D ankes und ein eisen­

festes Gelöbnis.

Tiefempfundene Trauer darüber, daß er dahingegangen ist, der aufrechte kerndeutsche Mann, der allezeit seinen geraden Weg gegangen ist und nie den Mantel nach dem W inde hing. Der der deutschen Eisen­

industrie und allen, die in ihr und für sie wirken, in guten und bösen Tagen der beste zuverlässigste Freund war, ein unversöhnlicher Feind aber alles Unedlen, Unwahren, Halben und Schwächlichen, der auf die Fahne seines Lebens das W ort geschrieben und es eingelöst hat: Im A nfang war die Tat.

D er unermüdliche kampfesfröhe Mann, dessen Eisen nie rostig in der Halle hing, sondern der stets der Erste auf dem Plane war, w enn es galt, für Deutschlands Eisenindustrie zu streiten, und der L etzte, der den K am pfplatz ehrenvoll verließ.

Herzlichen unauslöschlichen D an k für die harte, treue und erfolgreiche Arbeit seines Lebens! W as er für Deutschlands Eisenindustrie getan hat, das soll und wird ihm unvergessen bleiben, solange noch ein Märker Eisen reckt, solange es in Lothringen, an der Saar und R uhr und in Oberschlesien eine Eisen­

industrie gibt.

U nd als Abschiedsgruß das eisenfeste Gelöbnis, in seinem Sinne m it Kopf, Herz und H and vTeiter zu arbeiten, in D eutschlands Eisenindustrie sein Andenken allezeit hoch in Ehren zu halten, das Andenken des Mannes, dem unvergessen bleiben soll bis in die fernsten Zeiten, daß, wenn die deutsche Eisenindustrie heute in den schweren ernsten Tagen des W eltkrieges durchhalten kann, durchhält und durchhalten wird, das m it der Erfolg seiner treuen Lebensarbeit ist.

Wir geloben in dieser bitteren Scheidestunde, ihm nachzueifern in Hingabe ans Vaterland und in un­

erschütterlicher Treue zu Kaiser und Reich w eiter für Deutschlands Industrie zu arbeiten, w ie er es uns gelehrt h at, bis zum letzten Atemzuge.

Unersetzlich bleibt sein Verlust.

Schwer lastet auf uns die D ankesschuld, die wir ihm gegenüber abzutragen haben.

Schwer wird uns die W eiterarbeit ohne ihn.

Am schwersten die Trennung von dem edlen Manne und treuen Freunde.

Ihm aber sei die Erde leicht!

In Deutschlands Eisenindustrie bleibt sein Andenken allezeit ein Segen!“

Und dann trat Abg. Dr. B e u m e r als einer der ältesten Freunde und Mitstreiter des nun in Frieden Ruhenden an den Sarg, um in herzlichen und ergreifenden Erinnerungen an die Arbeitskraft, den Geist und das Pflichtbewußtsein des Verewigten die Trauergemeinde zugleich einen Blick in das Seelen- und Gemiits- lcben B uecks tun zu lassen und ihm ein H ave, p ia anim a, have! in die Ew igkeit nachzurufen.

Gebet und Segen schlossen die eindrucksvolle Feier, die aufs neue den Beweis erbrachte, daß hier ein Großer des deutschen W irtschaftslebens dahingegangen.

U n tersu ch u n gen über die V orgänge im H och ofen .

V on Geh. R eg ieru n g sra t P ro fesso r W . M a t h e s i u s in C harlottenburg.

U

n ter dem obenstehenden T ite l habe ich im einer besonderen F orm el zusam m engefaßt, m it J a h re 1 9 1 3 in „S tah l und E is e n “ 1) über die deren H ilfe es g e lin g t, aus w en igen , v erh ä ltn is- v o rlä u fig en E rg eb n isse b erich tet, die ich bei der m äßig le ic h t zusam m enzustellenden B etrieb s- A usführung um fänglicher B erechnungen Uber den daten eines H ochofens denjenigen B e tr a g an K oks- H ochofenbetrieb erh alten h a tte. D ie se B erech - koh len stoff z u erm itteln, der in diesem beson- nungen w aren au fgeb au t auf die eingehende deren F a lle zu r D eck u n g des W ärm ebedarfs der U ntersu ch u n g von 2 5 verschiedenen H ochofen- sich im H ochofen v o llzieh en d en schädlichen R e ­ b etrieb en 2). D a s E rgeb n is eines rein m athe- aktionen verbraucht wird.

m atischen T e ile s der B erech n u n gen w urde in Ich habe in der dam aligen V eröffen tlich u n g --- _ b ereits in einer A nm erkung auf S. 1 4 6 8 darauf

*) Z u s a m m c n f ^ s e iM e ^ T a b e U e S t l u . E . f e 11. Sept.; k in gew iesen , daß eine eingehende Z usam m enstel-

Tafel 28. ^uno ^er um fänglichen, der A rb eit zugrunde lie-

(4)

69G Stahl und Eisen. U ntertuchungen über d ie Vorgänge im Hochofen. 36. Jahrg. Nr. 29.

genden B erechnungen in einem besonderen W erk e:

„D ie physikalischen und chem ischen G rundlagen des E isen h ü tten w esen s“ 1) zur V eröffen tlich u n g gelan gen würde. D ie H erausgabe d ieses B uches hat sich teils infolge der K rieg sereig n isse, te ils infolge des außergew öhnlichen Um fanges der zu bew ältigenden rechnerischen A rb eiten bis zum A nfang des Jah res 1 9 1 6 v erzö g ert.

In den nach folgen d en Z eilen so ll m it m ög­

lich ster Zusam m endrängung des M aterials auf die abschließenden E rg eb n isse der H ochofenberech­

nungen h in g ew iesen w erden.

D ie oben b ereits erw äh n te th eo retisch e F o r ­ m el zu r B estim m ung des K o k sk oh len stoffver­

brauchs der schädlichen R eak tion en is t im w e ite ­ ren V erlau fe der D urchführung der B erechnungen in eine etw as verein fa ch te und ü b ersichtlichere F orm gebracht w orden, die w ie fo lg t la u t e t : 2) C x = — Oe + Ce;3 • , — j ( C — C i'c + Cez)

1 + m ' (Gleichung 5)

(C O ,)/

w , m ' •-* (CÖ)g' _ (COUg' D er W ert j + m , (COa)g' (CO)s' + (COs)g'

(CO)f/

Aus d ieser vereinfach ten Form ergibt sich eine w esentlich übersichtlichere D eu tu n g des m athem atischen R esu lta tes gegenüber derjenigen, die in dem b ereits in „S tah l und E is e n “ v erö ffen t­

lichten B erich te g eg eb en ist.

Sie la u tet:

D er durch schädliche R eak tion en im H och­

ofen zur V ergasung

3

is t zunächst =

4

0„ + Ccz,

elangem le K oh len stoff (C J d. h. derjenigen ICoh- lcn stoffm en ge, die erforderlich sein w ürde, um den gesam ten E rzsa u ersto ff durch d irek te R e ­ duktion der E rze in K ohlenoxyd um zuw andeln (■

4

0«) + derjenigen K ohlenstoffm enge, die v er­

braucht w erden würde, um die gesam te M enge der M öllerkohlensäure (entsprechend dem A u s­

drucke Cez) im W e g e der R eak tion C 0

2

+ C = 2 CO zu K ohlenoxyd zu reduzieren, a b z ü g l i c h des­

1) Verlag O tto Spam er, Leipzig-R eudnitz.

2) D ie B edeutung der BuchstabengröQen ist die fol­

gende: E s sei in K ilogram m , auf d as K ilogram m R o h ­ eisen bezogen, das Gewicht

dos insgesam t verbrauchten Kokskohlenstoffes = C des durch sehädlicho R eaktionen (COa-Spaltung

im Schacht, R ed u k tio n von E isenoxyden im Gestell) vergasten K okskohlenstoffs . . . = C*

des in C 0 2 des E rzes und d e r Zuschläge e n t­

h altenen K o h l e n s t o f f s ... = Cez des ins Roheisen gehenden K ohlenstoffs . . = Cj?e des an die Eisenoxyde (Ee20 3 oder F eO ) des

E rzes gebundenen S a u e r s t o f f s ...= O e der im G ichtgas vorhandenen K ohlensäure . = (C 02)g des im G ichtgas vorhandenen K ohlenoxyds . = (CO)g und ferner das R aum verhältnis K ohlensäure zu

(CO,)«' K ohlenoxyd im Gichtgas =

(CO)g'

je n ig e n A n teiles des überhaupt im Ofen vergasten K ohlenstoffes (C— CFo + Cez), der im G ich tgase in

(CO 1 ' Form von K ohlensäure vorhanden ist jc o )g' + ?(CO jg'’

D as E rgebnis der B erechnung stim m t sonach m it der U eb erlegu n g vollkom m en überein, und es würde u n ter V erw ertu n g der aus der G leich u n g 5 gew onnenen E rkenntnis über die V o rg ä n g e im H ochofen nicht allzu schw er sein, diese G leichung unm ittelbar aus einer so rg fä ltig en E rw ä g u n g des V erlaufes der sich im Ofen vollzieh en d en R ea k ­ tionen heraus au fzu stellen .

Ich habe in dem in „S tah l und E is e n “ 1 9 1 3 v eröffen tlich ten ersten B erich te bereits auf S. 1 5 1 7 darauf hingew iesen, daß die bis dahin durchge­

führten B erechnungen noch nicht die M öglich k eit g ew äh rten , diejenigen B e tr ä g e auseinanderzu­

ziehen, die in ihrer G esam theit den schädlichen K ohlenstoffverbrauch bedingen, und b ereits a u s­

gesprochen, daß sich dies erst ausführen lassen würde nach D urchführung w e ite r e r um fangreicher U ntersuchungen.

D ie G rundlage für die in den früheren B e ­ richten durchgeführte U n tersuchung von 2 5 ein­

zelnen H ochofenbetrieben bildete je w e ils die g e ­ sam te W ärm ebilanz des H ochofens. A us ihr konnten bestim m te E rgeb n isse a b g eleitet w erden über die Größe derjenigen K oksm engen, die im H ochofen verbrannt w erden m üssen zur D eck u n g der K ü h lw asser- und A u sstra h lu n g sv erlu ste.

D ie G esam tw ärm ebilanz g e s t a tte t indessen nicht, eine eindringendere A ufk läru n g zu gew innen über den V erlauf der chem ischen R eak tion en in den verschiedenen T eilen eines H ochofens. D iese M öglichkeit g ew ä h rt erst die getrennte

A ufstellung von Gestell- und S chachtw ärm ebilanzen.

B ei der bisher üblichen A u fstellu n g einer G e­

sam tw ärm ebilanz, die ste ts nur in unm ittelbarem A nschluß an einen praktischen B etrieb erfolgen konnte, lieferte dieser prak tisch e B etrieb auch eine bestim m te Zahl für die G ichtgastem peratur, und aus der B ilan z ergab sich dann als feh len ­ des G lied auf der A u sgab eseite die Summe der K ühhvasser- und A u sstra lilu n g sv crlu ste. S te llt man eine derartige B ilan z für einen theoretisch en H ochofenbetrieb auf, um durch N ebeneinander­

reihung zah lreicher solch er B ila n zen einen an­

schaulichen U eberblick über die Einflußnahme der einzelnen m aßgebenden F ak toren zu erhalten, so tr itt neben die K ü h lw asser- und A u sstra h lu n g s­

v e r lu ste als zw eite, durch eine G leichung nicht zu bestim m ende U nbekannte, die G ich tgastem p e­

ratur. D ie B estim m ung dieser G röße w ird da­

g eg en m öglich, w enn man die G esam tw ärm ebilanz in zw ei T eile, m it anderen W o rten , in zw’ei B i­

lan zgleich u n gen z e r le g t, deren eine die W ä rm e­

w irtsch a ft des G estells, die andere d iejen ige des S chachtes um faßt. H ierfür sind aber zw ei A n ­ nahmen zu m achen, deren R ic h tig k e it allein durch

(5)

Aofi/ensfotf- yerdraac/7/n/yjeArgSofteisen

20. Juli 191G. Untersuchungen über die Vorgänge im Hochofen. Stahl und Eison. 697

Stoffes zu K ohlenoxyd innerhalb desjenigen T eiles des Ofens, der als zu r G estellb ilan z gehörig be­

tra ch tet w ird, beendet sein sollen. D ie G renz­

linie zw ischen G estellbilanz und Schachtbilanz w ird also etw a irgendw o innerhalb der R a st zu suchen sein. B edenkt man, daß die G estellw ände und bei vielen Oefen auch erhebliche T eile der R a st gründlich durch W a sser gekühlt werden, w ährend in der Mehrzähl; aller F ä lle der Schacht w ohl sehr gerin ge oder gar keine W asserkühlung erh ält, so wird die in der oben angegebenen W eise vorgenonnnene V erteilu n g der A usstrahlungs- und K ü h lw asserverlu ste als annähernd zutreffend an-

1

» zusehen sein.

D ie aus dem Schacht in das G estell hernieder-

^ sinkenden B eschickungsbestandteile werden allein durch die an ihnen vorbeiström enden, aufw ärts steigen d en O fengase vorgew ärm t. E s muß also, damit W ärm e von den Ofengasen nach den B e ­ schickungsbestandteil en überström en kann, ein T em p eratu rgefälle vorhanden sein. B erücksich­

tig t man die außerordentlich hohe Ström ungs­

gesch w in d igk eit der O fengase, so wird wiederum nach vernünftigem , theoretischem E rm essen die Annahm e eines T em peraturunterschiedes von etw a 2 5 0 ° a ls n ich t zu hoch gegriffen angesehen w erden können. W ird zu n äch st ferner die Annahme ge-

N acliw eis der U ebereinstim m ung zw isch en den th eoretisch und p raktisch erm ittelten K o k sv er-

5

. brauchszahlen bei einer erheblichen A nzahl von

5

B etrieben w ah rsch ein lich gem ach t w erden kann. ^ D as sind:

1. die V e r te ilu n g der A u sstra h lu n g s-u n d K ühl- ^ w a sscrv erlu ste zu

2/ 3

auf das G estell und zu

1/3

^ auf den S ch ach t und

2 . die A nnahm e, daß zw ischen der Tcm pe- ratur der aus dem G estell aufsteigenden G icht- gase und zw ischen derjenigen der in das G estell ^ hinuntersinkenden B eschickungsbestandteile eine D ifferenz von etw a 2 5 0 ° besteht.

H ierzu sei bem erkt, daß eine ganz scharfe, in M aßzahlen anzugebende G renze, bis zu w elcher ^ H öhe der R a st bei diesen B ilanzen nun etw a der Ofen zu dem B ereich des G estells g ezä h lt werden § soll, sich n ich t zieh en lä ß t. B ei dieser Zwei- | ® teilu n g h a t die V o rstellu n g vorgeherrscht, daß | die im G estell zu schm elzenden M aterialien bis auf rd. 1 4 0 0 ° bei W eiß eisen , rd. 1 5 0 0 ° bei Grau­

eisen vorgew ärm t aus dem Schacht in das G estell h in u n tergelan gen , daß aber die gesam ten B eträge an Schm elzw ärm e erst im G estell zur A ufw en­

dung gelan gen , während ferner angenom m en w urde, v

daß die V erbrennungsreaktionen des W ind-Sauer- Abbildung

2

. G raueisen, Ausbringen 40% , A bbildung 1. Thom aseisen, Ausbringen 4 0 % .

(6)

698 Stahl und Eisen. Untersuchungen über d ie Vorgänge im Hochofen. 36. Jahrg. Nr. 29.

m acht, daß die direkte R eduktion ausschließlich im G estell erfolgt, so is t nunmehr die M öglich­

k eit gegeben, den K oh lenstoffverbrauch einer großen Zahl th eoretisch er H ochofenbetriebe zu errechnen, indem man v o n dem W ärm ebedarf des G estelles ausgeht und die R echnungen je w e ils für ein angenomm enes Ausbringen (in den B e i­

spielen für 3 0 , 4 0 und 5 0 % durchgeführt) und für steigen d e direkte R eduktion (in den B eisp ielen für 0 , 1 0 , 2 0 , 3 0 , 4 0 und 5 0 %) ausführt.

H ierbei is t der A usdruck „P rozen tgeh alt der di­

rekten R ed u k tion “ dahin zu verstellen , daß von den im E rz vorhandenen E isenoxyden die an ge­

gebenen P r o z e n te durch direkte E inw irkung von K ohlenstoff im G estell red u ziert werden.

D ie R echnung is t im Buch selb st in einem B e isp ie l für W eiß eisen durchgeführt. D ie E r­

g eb n isse wurden in sechs Schaubildern (je drei für T hom as- und G ießereieisen) zusam m engestellt.

In den vorliegenden kurzen B erich t wurden nur z w ei Schaubilder (Abb. 1 und 2) für Thom as- und G ießereieisen m it je 4 0 % A usbringen au f­

genomm en.

Allgemeine Anordnung der Schaubilder.

D ie Schaubilder haben durchw eg die nach­

stehend beschriebene allgem eine Anordnung er­

halten. A ls Ordinaten sind diejenigen M engen an K okskohlenstoff aufgetragen worden, deren V er­

brennung im G estell des H ochofens erfolgen muß, um den jew eilig en W ärm ebedarf zu decken, und zw ar gehen die O rdinaten von einer etw a in der M itte des Schaubildes liegenden N u ll-L in ie aus nach unten und oben. Im unteren T eile jed es Schaubildes sind je w e ils zw ei K urven zu r E in­

tragung gelan gt, die denjenigen V erbrauch an K okskohlenstoff angeben, der erforderlich ist, um bei den verschiedenen W indtem peraturen, die auf der A bszissenlinie verm erkt sind, die W ärm em en­

gen zu erzeu gen , w elch e zur D eckung der W ärm e- v crlu ste (K ühlw asser- und A u sstrah lu n gsverlu ste) notw endig sind. D ie eingetragenen zw ei K urven geben den K okskohlenstoffverbrauch für zw ei H öhen des W ärm everlu stes, der aus der G esam t­

bilanz eines H ochofenbetriebes zu erm itteln ist, und zw ar für 5 0 0 und 1 0 0 0 W E j e Kilogramm R oheisen, an. D ie D urchführung der Rechnung für diese zw ei F ä lle ergibt, w as auch durch die U cberlegung b estä tig t w ird, daß für jed e W ind­

tem peratur die A bstände dieser Linien voneinander und derjenige der oberen Linie von der A b szissen ­ linie gleich sein müssen. Z w ischenliegende W ärm e­

verlu stzah len sind leich t durch graphische In ter­

polation aus dem Schaubild zu entnehm en. In der oberen H älfte des Schaubildes sind jew eils sechs K urven zur A uftragung gelangt, die den K okskohlenstoffbedarf angeben, der erforderlich is t für die Durchführung der chem ischen P rozesse bei 0 , 10, 2 0 , 3 0 , 4 0 und 5 0 % direkter R e­

duktion.

Um nun den K ohlenstoffbedarf für einen b e­

stim m ten B etrieb sfa ll aus dem Schaubild zu er­

m itteln, sind die jew eilig en O rdinaten aus der unteren und oberen H ä lfte der Schaubilder zu addieren. L etztere lassen k lar erkennen, daß der B edarf an K okskohlenstoff in dem bekannten außerordentlich hohen Maße sinken m ußte durch Einführung der E rw ärm ung des W in d es auf h öhere T em peraturen. Sie zeigen aber auch, daß durch W eitertreib en der W inderw ärm ung auf höhere Grade, als sie zu rzeit sich in A nw endung befinden, w esen tlich e K oksersparnisse nich t m ehr in A u s­

sich t zu stellen sind.

In die oberen H älften der Schaubilder sind nun außer den b ereits erw ähnten L in ien noch andere L inien ein gezeich n et, die w esen tlich e B edeutung besitzen für die A ufk läru n g der hier obw altenden V erh ä ltn isse. E s sind dies zu n äch st je w e ils zw ei durch stark e S chraffierung g ek en n ­

zeich n ete L inien, die durch die ilm en b eig efü g te B ezeichnung nF = 0 ,6 6 6 (W ä rm ev erlu st = 5 0 0 oder 1 0 0 0 ) näh er g ek en n zeich n et sind. D iese beiden L inien zeigen an, bei w elch en B e tr ie b s­

verh ältn issen sich u nter den h ier obw altenden U m ständen, also insbesondere au ssch ließ lich er V er­

lau f der R eduktion im G estell, das bisher m axim ale V erh ältn is nF = 0 ,6 6 6 ergeb en muß.

E s ist schon früher darauf h in gew iesen worden, daß bei den v ielfä ltig en B etriebsaufnahm en, die für die Sam m lung des den B erechnungen zugrunde liegenden M ateriales erfolgen m ußten, es nich t m öglich gew esen is t, einen B etrie b aufzufinden, bei dem ein nF -V erhältnis m it einem höheren W erte vorhanden gew esen w äre. E s muß dem ­ nach g e fo lg e r t werden, daß unter den bisher vorhandenen B etriebsum ständen das V erh ältn is nF = 0 ,6 6 6 w en igsten s annähernd die obere G renze ist, bis zu w elcher der K oh len säu regeh alt in dem G ichtgase im V erh ältn is zum K oh len oxyd ­ g e h a lt überhaupt an gereichert w erden kann, auch wenn leich t reduzierbare E rze vorhanden sind.

D ie L age dieser Linien in den Schaubildern b e­

s a g t also, daß diejenigen T eile des Schaubild­

feld es, die unterhalb der beiden Linien liegen, das V orhandensein eines höheren n F -V erh ältn isses erfordern und daher w ahrscheinlich für p raktische B etriebe nich t erreichbar sind.

D urch die Schaubildfelder is t aber auch noch eine zw eite A rt von besonderen Linien hindurch­

g e le g t w orden, die durch die gew äh lte Schraf­

fierung zu je w e ils drei in sich geschlossenen F eldern zusam m engefaßt w orden sind. D iese Linien geben an, w ie hoch die G ichtgastem peräturen sich stellen müssen bei den in den R echnungsbeispielen besonders hervorgehobenen je w e ils obw altenden V erhältnissen bezüglich der F e u c h tig k e it der M öl­

lerung usw ., w enn die W ä rm ev erlu ste 5 0 0 oder 1 0 0 0 W E b etragen . Um zu sehen, w ie w e it im äußersten F a lle diese L inien der G ichtgastem pe­

raturen im Schaubild sich nach lin k s verschieben

(7)

20. Ju li 1916. Untersuchungen über die Vorgänge im Hochofen. Stahl und Eisen. 699

würden, is t aucli je w e ils eine B erechnung dieser Linien durchgeführt worden für eine unendlich große B etrieb sgesch w in d igk eit, d. h. also für die Annahme W iirm everlu st = 0.

D ie a n gegeb en en G ichtgastem peraturfelder werden nun durch j e z w e i L inien nach rechts und lin k s b eg ren zt, die m it den kennzeichnenden Zahlen 1 0 0 b zw . 4 0 0 in den Schaubildern be­

zeic h n et sind. E s b ed eu tet dies, daß an diesen G renzlinien der G ich tgastem p eratu rfeld er die T em peraturen von 1 0 0 b zw . 4 0 0 ° herrschen.

Z w ischenliegende F ä lle w ürden w ieder durch graphische In terp olation in das Schaubild einzu- zeiclm en sein.

D a man allgem ein annehm en muß, daß ein brauchbarer H ochofenbetrieb nur g efü h rt w erden kann, w enn die G ich tgase nich t m it einer n ie­

drigeren T em peratur als 1 0 0 ° den H ochofen v e r ­ lassen , w eil so n st g e le g e n tlic h eine K onden­

sation von W a sse r und in folged essen le ic h t eine ganz nasse G icht en tsteh en w ürde, so geben die G ich tgastem p eratu rlin ien von 1 0 0 ° w iederum diejenigen u n teren G renzen an, bei denen B e ­ triebe noch durchführbar erscheinen. A lso auch hier w erden, ebenso w ie durch die m '-Linien, gew isse T e ile des Schaubildfeldes als solche ge­

kennzeichnet, innerhalb deren brauchbare B etriebe nicht geführt w erden können. D ie nutzbaren Schaubildfelder w erden also in den für uns in F ra g e kom m enden F ällen der heutigen norm alen B etriebe m it 7 0 0 bis 9 0 0 ° W indtem peratur so ­ w ohl b egrenzt durch die m '-Linien als durch die G ichtgastem peraturen, und es kommt je w e ils darauf au, w elch e von den beiden G renzlinien für den betreffenden F a ll als ausschlaggebend anzu­

sehen ist.

Besprechung des In h a ltes der Schaubilder Reihe I, E n tw icklung der Schaubilder der anschließenden Reihen n , III, IV und Folgerungen aus den Schau-

bildem .

V e r g le ic h t man die Angaben der Schaubilder für das E rb lasen gleich er W eißeisensorten aus einem M öller von verschiedenem E isengehalt, also m it einem A usbringen von 3 0 , 4 0 und 5 0 %, so ergibt zu n äch st die L age der L inien für den B edarf an K okskohlenstoff in der oberen B ild­

h ä lfte eine V erschiebung in dem Sinne, daß der K oksm ehrverbrauch zw ischen einem Ausbringen von 5 0 % und einem solchen von 4 0 % für 0 % direkter R eduktion, insbesondere bei den höheren W ind tem p eratu ren ,, nicht sehr w esentlich ver­

schieden is t, w ährend sich ein erheblich größeres A nw achsen des K oksverbrauches feststellen läßt, w enn das A usbringen bis auf 30 % herabsinkt, und zw ar is t der K o k s m e h r b e d a r f in letzterem F a lle gegenüber einem Ausbringen von 5 0 % etw a dreim al so groß w ie derjenige des H ochofen­

betriebes, der m it einem A usbringen von 4 0 % gefü h rt w ird. Genau das g leich e is t der F all

bei den entsprechenden B etrieben auf graues oder G ießereieisen. D ie hierauf bezüglichen B ilder er­

geben durchweg einen höheren K oksverbrauch für das E rblasen von grauem E isen als die Schau­

bilder für w eißes E isen. W ährend dieser K o k s­

mehrverbrauch indessen bei der A nw endung hoher W indtem peraturen nicht sehr erheblich is t, steig t er auf sehr beträchtliche Größen für den F a ll • der A nw endung niedrigerer W indtem peraturen.

D a s N ähere is t aus den Schaubildern zu erm itteln.

In hohem Grade bem erkensw ert erscheint aber der Um stand, daß bei den j e drei, sow ohl für W eiß eisen als für Graueisen unter sich in V er­

g leich g estellten B etrieben m it verschiedenem A usbringen gleich e B e tr ä g e an Koksm ehrverbrauch je % des A nw achsens der direkten Reduktion erfordert w erden, w as daraus h ervorgeh t, daß das B ündel der sechs K oksverbrauchslinien in sich die gleichen A bstände der einzelnen Linien von­

einander in allen drei Schaubildern zeigt, d. h. es is t bei den B etrieben m it geringerem Ausbringen um einen gleichbleibenden B etra g nach oben v er­

schoben. E s läß t sich hieraus leich t derjenige K oksm ehrverbrauch ableiten, der bei einem m it R ü ck sich t auf die L age der m '-Linien und die G ichtgastem peratur möglichen H ochofenbetriebe durch V eränderung des A usbringens sich ergibt.

D ie L a g e der L inien m ' = 0 ,6 6 6 verschiebt sich m it den B ündeln der K olilenstoifverbrauchslinien annähernd gleichm äßig, ohne daß w enigstens w esentliche A bw eichungen in Erscheinung treten .

Ganz anders ste llt sich dagegen der V erlauf der G ichtgastem peraturlinien heraus. Sic erleiden bei einer V eränderung des A usbringens sehr w esentliche V erschiebungen in den Schaubildern, die sich in dem Sinne vollziehen, daß insbesondere bei einem A usbringen von nur 3 0 % w esen tlich e T eile des B ild feld es, und zw ar hauptsächlich für B etriebe m it hoher L eistu n g (W T = 5 0 0 ) als solche gekennzeichnet w erden, in denen die G icht­

gastem peraturen u nter die G renze von

1 0 0

° hinuntersinken würden, d. h. m it anderen W orten , nur bei B etrieben m it einem A usbringen von 4 0 oder 5 0 % sind niedrige K oksverbrauchszahlen durch A nw endung leich t reduzierbarer E rze er­

reichbar, w ährend bei einem Ausbringen von nur 3 0 % bei hoher W indtem peratur und großer B etriebsgeschw indigkeit leich t die untere Grenze der G ichtgastem peratur von 1 0 0 ° erreicht w ird.

D iese Schaubilder geben j e t z t endlich die E r ­ klärung für die zw a r h äufig b eobachtete, aber bisher nicht in ihren U rsachen erkannte T atsach e, daß insbesondere W eiß eisen b etrieb e m it niedri­

gerem A usbringen und hoher B etrieb sgesch w in d ig­

k eit m it einer regelm äß ig rech t hohen direkten R eduktion und deshalb verh ältn ism äß ig hohem K oksverbrauch arbeiten. G ünstigere K o k sv er­

brauchszahlen sind eben h ier, bei F esth a ltu n g der bisherigen B etriebsart, nur herauszuholen bei S teigeru n g des A usbringens bis auf etw a 4 0 und

(8)

AbMensfoff-Verbrauchin /g Je/cgRoheisen

F in d et d agegen direkte R eduktion im S ch ach t sta tt, so ergibt sich nur eine E rhöhung des Ge- sam t-K oksverbrauches nach a), da im S ch ach t W ind-Sauerstoff nicht mehr vorhanden ist. D er W ärm everbrauch der direkten R eduktion kann daher hier nicht anders ged eck t w erd en a ls durch eine E rniedrigung der G ich tgastem p eratu r.

E s ergib t sich hiernach, daß die direkte R e ­ duktion, die im G estell v o r sich g e h t, eine

^ w esen tlich größ ere E rh öh u n g des G esam t-K ohlen-

% stoffverb rau d ie s zu r F o lg e h at als die d irek te

45

R eduktion, die im S chacht v erlä u ft, und hieraus ergib t sich die N o tw en d ig k eit, neue Schaubilder au fzu stellen , in denen zu n äch st v o r a u sg e s e tz t w ird, daß die direkte R eduktion g a n z im S chacht erfo lg t. H ieraus ergib t sich dann ein neuer G esam t-K ohlenstoffverbrauch, ein neues m -V er- hältnis (gleich e K ü h lw asser- und A u sstra h lu n g s­

v erlu ste v o r a u sg e se tz t) und eine neue G ich tg a s­

tem peratur.

D ie sich u nter d ieser neuen V orau ssetzu n g ergebenden Schaubilder1) des K oh len stoffverb rau ­ ches einiger der vorbehandelten F ä lle seien zu ­ sam m enfassend m it dem N am en Schaubilderreihe I I bezeichn et. In ihnen lie g e n , w ie nich t anders zu erw arten w ar,- die den zu r D eck u n g der Abbildung 3. Thomaseisen, Ausbringen 4 0 o/0. W ärm everlu ste erforderlichen K o h len sto ffv er- brauch betreffenden L inien genau so w ie bei den mehr % . A us den Schaubildern ergib t sich im

ganzen, daß jedem B etrieb sfalle, der gek en n zeich ­ net wird durch A usbringen, K ühlw asser- und A usstrahlungsV erluste (B etrieb sgesch w in d igk eit), W indtem peraturen und H öhe der direkten R e­

duktion, ein von diesen Größen abhängiger Ge­

sam t-K ohlenstoffverbrauch sow ie ein bestim m tes m -V erhältnis und eine bestim m te G ichtgastem pe- £ ratu r entspricht, die durch A u fstellu n g der Schacht- V b ilanz zu erm itteln ist.

V erg leich t man nun die E rgeb n isse dieser ^ Schaubilder m it praktischen B etriebsfällen , bei denen die entsprechenden W er te erm ittelt w orden ^ sind, so ergib t sich bei B etrieben m it hoher ^ W indtem peratur und m ittlerer bis g roß er B e- trieb sgesek w in d igk eit eine ausreichende U eberein- Stimmung. Beim V ergleich m it B etrieben m it § niedriger W indtem peratur und B etrieb sgesch w in - ^ d igk eit ergeben die Schaubilder dagegen offen- v sichtlich zu hohe G ichtgastem peraturen. Eine umfassende Nachprüfung der bisherigen R ech- nungen ergab, daß dieser Umstand auf die vo r- | her gem achte Annahm e zurückzuführen is t, daß -|

die direkte R eduktion v o llstä n d ig im G estell er­

folge. Jede direkte R eduktion, die im G estell stattfin d et, erhöht den G esam t-K ohlenstoffver­

brauch in zw eierlei H insicht, nämlich

a) entsprechend der chem ischen B indung des E rz-S au erstoffes an K ohlenstoff und b) entsprechend dem W ärm ebedarf der R eak ­

tion, der hier lediglich durch V erbrennung von K ohlenstoff m it W ind-Sauerstoff g e ­ deckt w erden kann.

700 Stahl und Eisen. Untersuchung in über die Vorgänge im Hochofen. 36. Jahrg. Nr. 29.

A bbildung 4. G raueisen, A usbringen 40 % .

1) In den vorliegenden B ericht sind n u r zwei Schau- bilder (Abb. 3 und 4) für je 40 % A usbringen aufge­

nom men worden.

% c'/rftcJ.

(9)

20. Juli 1916. Untersuchungen über die Vorgänge im Hochoien. Stahl und Eisen. 701

Schaubildern der R eih e I. E benso is t die L inie des K o h len stoffverb rau ch es für 0 °/o direkte R e­

duktion natürlich u n verändert geblieben. D a ­ g e g e n drän gt sich das B ündel der L inien für

10

bis 5 0 °/o direkte R eduktion seh r v ie l näher nach d er N u ll-L in ie hin zusam m en, w ährend der A b ­ stand der ein zeln en dieser L in ien voneinander unter sich w ieder g leich groß is t. A uch dieses Ergebnis is t le ic h t zu versteh en , da j a der U n ter­

schied zw isch en den L inien der R eihen I und I I lediglich darin b esteh t,

daß bei I I — V o ra u s­

se tz u n g : v o llstä n d ig e r V erlau f der direkten R e­

duktion im S ch ach t — diejen ige W ärm em enge, die zur D eck u n g des W ärm ebedarfes der endo­

therm en direkten R eduk­

tion erforderlich is t, den aus dem G e s te ll a u fstei­

genden O fengasen en t­

nommen w ird. E s findet also h ierfür ein b esonde­

rer K ohlenstoffverbrauch im G e ste ll n ich t sta tt.

Dafür muß aber nun un­

verm eidlich die G ich tgas­

tem peratur eine w e se n t­

lich n ied rigere w erden.

V erg leich en w ir die L age der L inien g leich er G ichtgastem peraturen in den Schaubildern R eih e I und I I m iteinander, so ergibt sich selb stv erstä n d ­ lich . daß für

0

% di­

rek te R ed u k tion eine V e r ­ änderung n ich t ein tritt.

W ährend aber die L inien gleich er G ichtgastem pe­

raturen in den S ch au b il­

dern R eih e I für die F ä lle

10

und m ehr % direkte R eduktion von lin k s nach rech ts verlau fen , neh­

men sie in den Schaubildern R eihe II , von der Linie

0

% direkte R eduktion ausgehend, ihren W e g durch das Schaubildfeld hindurchgehend uach lin k s. H ieraus is t ohne w eiteres zu en t­

nehmen, daß die G ichtgastem peraturen durchw eg in allen F ä llen der R eih e II , 10 und mehr %

■direkte R eduktion betreffend, seh r v ie l niedriger liegen a ls bei dem entsprechenden B etriebsfalle der R eih e 1. D ie L a g e d erm -L in ien bleibt für 0 % direkte R eduktion natürlich w ieder die gleiche w ie bei R eih e I, sie erh alten aber für

10

und mehr % d irek te R eduktion eine erheblich steiler e Im ge, entsprechend der durch Verm inderung des G esam t-K ohlenstoffverbrauches, gegenüber R e ih e i, sich ergebenden geringeren M enge von G ichtgas,

von w elch er die g leich e M enge an K ohlensäure aus der Erzreduktion und den Z uschlägen oder E rzen aufgenom men w erden muß, w ie bei den B etriebsfällen R eihe I.

D ie Schaubilder der R eihen I und I I ent­

sprechen den beiden äußersten F ä lle n : d irekte R eduktion entw eder ganz im G estell oder g a n z im S chacht verlaufend. . D iese äußersten G renz­

fälle w erden aber in der P ra x is nur v erh ä ltn is­

m äßig selten Vorkommen, sondern in der R e g e l

wird die direkte R eduktion teils im G estell, teils im Schacht erfolgen . E ine übersichtliche D a r ­ stellu n g aller dieser E in zelb etrieb sfä lle für alle W indtem peraturen w ürde nur g egeb en w erden können durch A u fstellu n g körperlicher Schau bilder, in denen für jed en B etrieb auf ein be­

stim m tes R oheisen und für je d e s A usbringen g e ­ sondert die zu geh örigen Schaubilder der R eihen I und I I etw a in senkrech ter R ich tu n g h in ter­

einander g e s t e llt und nun durch Z w ischenstellung einer entsprechenden Zahl von zw isch en liegen d en Schaubildern die M öglichkeit g eg eb en w ürde, v ie l­

leich t durch Einspannung von F äd en zw ischen den einzelnen auf G lastafeln aufgetragen en Schau­

bildern, den V erlauf der V eränderungen zur D a r .

A usbr/ngen 3 0 % Ausbringen VO %

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t/i/Jsscbaubi/O Oer G/cbtgos/empero/uren - >V.-,.-500H' £

--W-,./GOOW £ Thom aseisen W t = 800°.

X X IX .,„ 9 0

(10)

702 Stahl und Eisen. U ntersuchungen über d ie Vorgänge Im Hochofen. 36. Jahrg. Nr. 29.

Stellung zu bringen. Sehr übersichtlich w ürden solche körperliche D arstellu n gen nich t g erad e w erden, und eine M öglichkeit, sie im Buchdruck

— etw a durch P hotograp h ie — anschaulich ab­

zubilden, dürfte nicht vorhanden sein. E s w urde deshalb zur A u fstellu n g neuer Schaubilder R eih e I I I gesch ritten , die sich von denen der R eihen I und II dadurch unterscheiden, daß sie nur für j e e i n e W indtem peratur G eltu n g haben. Man kann sich ihre E n tstellu n g aus einem körperlichen Schau-

d u sb r /n g e n 30 %

ein neues Schaubild R eih e I I I zu entw erfen, als zw ei Schaubilder R eih e I und I I zu berechnen:

D iese letzteren sind überhaupt, nachdem sie w e r t­

v o lle D ien ste zur A ufklärung der ganzen Sach­

la g e geleistet" haben, für den Z w eck der U nter­

suchung e in e s1-einzelnen B etrie b sfa lles durch d ie E ntw ick lu n g^ d er Schaubilder R eih e I I I entbehr­

lich gew orden.

E ine ins E inzelne gehende A n leitu n g zum E n tw erfen ein es Schaubildes R eih e I I I is t in dem B u ch e se lb st gegeb en . A u s b r in g e n 0 0 %

— Geste//- SO% — Ges/e//- 07a - Schoch/-507a - Schocht-700%

t/H/sschaubi/O Oer G/ch/gostemperoturen - /Oy.-500¡00

---/O r ^ m o io f

tii/fischoubi/O Oer Gichtgos/emperoturen 500V f

- - - / O y m o t o G

A bbildung 7 u n d 8. Graueisen W t 800»

bild der eben erw ähnten A r t sehr einfach da­

durch v o rstelle n , daß man annimmt, es seien senkrechte Sch n itte durch dasselbe en tlan g den Ordinaten gleich er W indtem peratur ausgeführt w orden. D ie Schaubilder der R eihe I H können nun ganz besonders als „B etriebs-K ontrollschau- b ild er“ bezeichnet w erden, denn sie enthalten alle A ngaben, die zur K on trolle eines einzelnen B etrie b sfa lles erforderlich sind, v o ra u sg esetzt, daß man nich t gerade A ufklärung zu erhalten w ünscht über diejenigen Veränderungen, die sich ergeben m üssen, wenn man zu einer Führung des B e ­ triebes m it einer anderen W indtem peratur über­

g e h t. Aber auch dann noch is t es bequemer,

V on d iesen Schaubildern sind im g a n zen 12 S tü ck , 5 9 bis 7 0 , b erechnet und entw orfen w orden, und zw ar je d e s für j e 6 0 0 und 8 0 0

0

W in d tem p e­

ratu r u. z. für T lioinas- uud G ießereieisen m it j e 3 0 , 4 0 u n d 5 0 % A usbrin­

gen. In diesen B erich t sind nur v ie r dieser Schau­

b ilder (Abb. 5 bis

8

) fü r T hom as- und G ießerei­

eisen m it je 3 0 und 4 0 % . A usbringen und 8 0 0 0 W in d tem p eratu r a u fg e-

| nommen w orden.

^ Im besonderen ist zu diesen Schaubildern das N ach steh en d e zu bem er­

k e n : Ih re allgem eine A n­

ordnung is t natürlich d ie gleich e w ie diejenige d er Schaubilder R eih e I und ü . D a aber bei le tz ­ teren der K o h len sto ffv er­

brauch für W T = 500- oder

1000

und der fü r 0 % d irek te R eduktion in beiden R eih en d er gleich e is t, so m üssen d ie entsprechenden L inien h ierfür in den Schaubil­

dern R eih e U I a ls w age­

rech te g erad e L inien in A uch die den K o h len sto ffv er- mnln- % d irek te R eduktion da E rsch ein u n g treten ,

brauch für

10

und

angebenden L inien m üssen gerade L inien sein, der M ehrverbrauch an K oh len stoff, der sich bei w achsendem U ebergang der direkten R eduktion vom S chacht ins G estell ergib t, naturgem äß in arithm etischer P rogression, zu diesem A nw achsen stehen muß.

F ü r die bequem e E rm ittlu n g der L in ien g le i­

cher G ichtgastem peratur w a r es je w e ils erfor­

derlich, ein H ilfsschaubild zu en tw erfen , das ste ts unterhalb der H auptschaubilder der R eih e I U g ezeich net ist. E in e genaue A n leitu n g zur B e ­ rechnung der entsprechenden W e r te fin d et sich

(11)

20. Juli 1916. D ie englische E isen in d u strie vor, unter und nach dem K riege. Stahl und Eisen. 703

in dem B uche selbst. D a für 0 % direkte R e­

duktion die G ichtgastem peratur in den Schau­

bildern R eih e I und I I die gleich e ist, so muß diese L in ie im H ilfsdiagram m w ieder als w age- rcchte gerade L in ie in E rscheinung treten . E s w a r aber bei D urchführung der B erechnungen eine angenehm e U eberraschung, als sich ergab, daß auch die übrigen L inien g leich er G ichtgas­

tem peratur im H ilfsschaubild gerade L inien sind oder h öch sten s g a n z unm erklich von der Geraden abw eichen. D ie T a tsa ch e is t sorgfältig und in m ehreren E in zelfä llen durch A usführung von Z w ischenrechnungen geprüft w orden. N och über­

raschender w ar es, daß diese L inien sich in allen H ilfsbildern annähernd in einem P u n k te schneiden.

D ieser lieg t ste ts in der N ähe derjenigen Ordinate des H ilfsschaubildes, die dem V erlau fe der direkten R eduktion zu jo 5 0 % im G estell und im Schacht

entspricht. H ieraus m ußte so fo rt die F olgerung a b geleitet werden, daß diese G ichtgastem peratur derjenigen entspricht, die sich bei

0

% direkter R eduktion ergibt, und daß diese L inie dann im Ilauptschaubild R eihe III als senk rech te gerade L inie in E rscheinung' treten muß, die im S ch n itt­

punkte m it der L inie für den K oh len stoff verbrauch bei

0

% direkter R eduktion in diese übergeht.

D ie letz te r e w a gerech te gerade Linie entspricht deshalb auch der G ichtgastem peratur fü r

0

% direkte R eduktion und dem T em peraturw erte der vorerw äh n ten senkrechten geraden G ichtgastem ­ peraturlinie. A n diese beiden geraden, rech t­

w in k elig zueinander gerichteten G ichtgastem pe­

raturlinien schließen sich nun im Ilauptschaubild R eihe I I I a lle anderen Linien gleich er G ich tgas­

tem peratur nach oben und nach den beiden Seiten a sym ptotisch an. (Schluß folgt.)

D ie en glisch e E isenind ustrie vor, unter und nach dem K riege.

V on S ip D 3 u 0 . W a l t e r D a e l e n in D üsseldorf.

(Schluß von Seite 676.) f e i n e m ausgesprochenen Z iel, der V ernichtung

der deutschen Industrie, ist England durch den bisherigen V erlauf des K rieges nicht v ie l näher gekom m en: seine und seiner V erbündeten H eere haben die deutschen Industriebezirke nicht zu besetzen und die deutschen W erk e nicht zu z e r ­ stören verm ocht; seine eigenen Industrien haben aus H a n g ei an E rzeu gu n gsfäh igk eit die frei­

gew ordenen deutschen A b satzgeb iete auf dem W eltm ark t nich t sich anzueignen verm ocht. W ie soll es nun nach dem K riege werden? W ird die englische Industrie sich ermannen und zielbew ußt an die H ebung der in den Tagen der N ot aufs deutlichste h erv orgetreten en M ißstände heran- gehen? F a s t h ä tte man das erw arten können, wenn man L loyd George und andere ernste Mahner in jen en T agen reden hörte. Aber ihre R eden w aren eben agitatorischen A bsichten ge­

widm et, und nachdem diese vorläufig erreicht sind, haben sie einer anderen T onart P la tz gem acht.

W ohl w ird man, w ie schon angedeutet, nach D urchführung des D ien stp flich tg esetzes die Macht der A rbeiter durch sogenannte N o tg esetze, offi­

ziell nur für die K rieg szeit, tatsäch lich aber für im mer brechen. Dann aber den W e g der inneren Reform w eitergehen, freim ütig ein g esteh en : D eutschlands V orsprung is t lediglich das Ergebnis ehrlicher eiserner A rbeit w ährend 2 5 Jahren, während deren wir mehr oder w en iger auf unseren L orbeeren ausgeruht haben: von dieser Erkenntnis und dem Ziehen ihrer Schlußfolgerung ist England noch m eilenw eit entfernt. N och muß das alte Märchen von D eutschlands unlauterer Schutzzoll­

p olitik h erhalten, die ihm das U nterbieten der anderen N ationen auf dem W eltm ark t nur dadurch erm ögliche, daß die R egieru n g die Industrie aus

ihren Zolleinnahmen subventioniere. G esetzt den F all, diese B ehauptung träfe zu, so is t nicht zu erkennen, auf Grund w elcher rechtlichen oder sittlich en A nschauungen ein solches Verfahren ein U nrecht d a r s te llte ; sicher aber i s t , daß E ngland im um gekehrten F all es als „sm art w ay of doing business“ bezeichnen und sich von niemand hineinreden lassen würde. So aber wird es als him m elschreiendes V erbrechen h in g estellt, dessen W iederaufnahm e nach dem K riege mit allen M itteln verhindert w erden muß. D ie deutsche Industrie muß also dauernd und v o llstä n d ig vom W eltm ark t ausgeschlossen w erden, darüber is t man sich einig; nur die M ittel zur E rreichung dieses Zieles unterliegen noch der E rw ägung der j e t z t tagenden nationalen und internationalen K onferenzen. W ie sich in einigen dieser K öpfe die W e lt nach dem K rieg e sp ieg elt, sei an einem kurzen A u szu g aus dem le tz te n einer Serie von A rtikeln des „ E n g in eer“ über „L ehren des K rieg s“

g ezeig t: Nachdem der V erfasser die in früheren A rtikeln erw ogene gänzliche V ernichtung der deutschen Industrie en d gü ltig in den B ereich der U nm öglichkeit verw iesen hat, s te llt er nunmehr als das zu erstrebende Ziel hin, die deutsche Industrie nach dem K riege unter K ontrolle d er Verbündeten zu stellen und ih re auf dem W e lt ­ m arkt zuzulassenden E rzeugnisse zugunsten der V erbündeten m it A u sfuhrzöllen zu b elegen.

Erforderlich hierfür sei: die Beschlagnahm e der gesam ten deutschen K riegs- und H andelsflotte, die E rrichtung von Zolläm tern der V erbündeten in allen deutschen H äfen und die Einfassung D eutschlands an allen Stellen , wo es nicht an die L änder der Verbündeten grenze, m it einer m ili­

tä risch von den letzteren zu besetzenden B u ffer­

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704 Stahl und Eisen. jDie englische E isen in d u strie vor, unter und nach dem K riege. 36. Jahrg. Nr. 29.

zone. Zum w enigsten kann der V erfasser dieser bis in die E in zelh eiten ausgeführten V o rsch lä g e A nspruch auf G ründlichkeit erheben; daß er auf dieser S eite des K anals ern st genom m en werde, w ird er w ohl nicht erw arten. Aber auch die son st bekanntgew ordenen V orsch läge von drüben, die sich m eist m it dem A usschluß der deutschen Industrie aus den Ländern des V ierverbandes und seinen K olonien begnügen, lassen den g e ­ rühmten Sinn der E ngländer für reale Möglich­

k eiten stark verm issen. N ehm en w ir trotzdem einm al an, daß es E ngland gelingen so llte, der deutschen Industrie die Ausfuhr nach den Ländern des V ierverbandes und ihren K olonien g än zlich unm öglich zu m achen, so würde der Bedarf d ieser L än d er ausschließlich von ihren eigenen In d ustrien, in erster L inie also der englischen, g e d e c k t w erden müssen. In runden Ziffern hätte die le tz te r e also

6 000 000

t gleich der deutschen Ausfuhr nach diesen Ländern im Jahre 1 9 1 3 m ehr zu erzeugen, d. h. ihre bisherige H ig h s t- ziffer (von 1 9 1 0 ) nahezu zu verdoppeln! D a E ngland dies selbst bei optim istischster B ew er­

tu n g der „A utom atic M achines“ durch L loyd G eorge angesichts der K rieg sv erlu ste an M enschen und der voraussichtlichen N otw endigkeit der zum mindesten teilw eisen A u frechterhaltung der a ll­

gem einen W ehrpflicht unm öglich leisten kann, so müßte auch nach dem K riege der am erikanische V e tte r w ieder einspringen, natürlich nur so lange, bis die Industrien des V ierverbandes und seiner K olonien selbst ihre L eistungsfähigkeit auf die H ö h e ihres Bedarfs g e ste ig e r t h ätten . W iederum angenomm en, daß die am erikanische In d u stiie d iese L eistung erzielen könnte, daß die Verbraucher in den Vierverbandsländern die in folge des Mono­

pols ihrer V ersorgungsquelle naturgem äß ein­

tretenden hohen P reise zah len könnten und würden — einen V orgeschm ack dieser Zustände

*

V o r s i t z e n d e r : M. H., Ih r Beifall h a t ja gezeigt, wie Sie den V ortrag bewerten. Ic h m uß gestehen, daß ich als das W esentliche des Vortrages empfinde, wie er uns für unsere T ätigkeit nach dem Kriege Fingerzeige gibt. W ir sind auf dem besten Wege gewesen, in ähnliche V erhältnisse hineinzukomm en, wie sie in E ngland in bezug auf die A rbeitervertretungen geherrscht haben und zum Teil noch herrschen. Die Gefahr w ar vor dem Kriege groß, u n d ich brauche nicht auszuführen, weshalb sie bei uns nach dem K riege noch viel größer sein wird. Ich nehm e an, d aß dann die klare E rken n tn is des M inisters Lloyd George- von den Schwierigkeiten u n d den Gefahren englischer V er­

hältnisse uns ihre guten D ienste für die Anw endung in unserem Lande tu n wird. E s w ird fü r uns d an n heißen, H e rr im H ause zu bleiben.

M. H ., Ich m öchte Sie b itten , diesen Ausführungen m it einer m öglichst weitgehenden Diskussion U nterstützung zu verleihen, u n d b itte zunächst H errn Dr. Beumer, das W ort zu nehmen.

L andtagsabgeordneter Dr. B e u m e r , Düsseldorf:

M. H ., Die Hoffnung, die soeben der H err Vorsitzende ausgesprochen h at, verm ag ich leider bezüglich unserer Keichs- und Staatsbehörden nich t zu teilen. U nseren

b at j a z . B . Ita lien schon in sein er K ohlen- versorgu n g während des K rieg es zu kosten bekommen — , so w ürde doch zum m indesten e i n e für E ngland seh r unerw ünschte, ohnehin schon b efürchtete E n tw ick lu n g naturgem äß b e­

schleunigt w erd en : die Schaffung ein er großen am erikanischen H andels- und K r ie g sflo tte . D iese Gefahr allein dürfte g en ü gen , um E ngland zw eim al überlegen zu lassen , ob es ratsam ist, der amerikanischen Industrie den europäischen M arkt unter V o rzu gsb ed in gu n gen zu eröffnen, ganz abgesehen davon, daß man in E n gland doch kaum glauben kann, A m erika w ürde die ihm im zw eiten A k t zufallende R o lle program m äßig durchführen und sich nach v o llen d eter E rsta rk u n g der In ­ dustrien des V ierverb an d es w ieder auf seinen K ontinent zurückziehen. T ä te es dies aber nicht, sondern käm e es zu einem Kam pf zw isch en der en glischen und am erikanischen Iu d u strie, so w ürde die erstere bei der bekannten am eri­

kanischen G ründlichkeit und R ü ck sich tslo sig k eit zw eifellos einen w e it sch w ereren Stand haben, a ls sie ihn vo r dem K rieg g eg en ü b er der deut­

schen h a tte. F ür diese aber w ürden durch die Anspannung aller anderen Industrien für ihren eigenen und g e g e n se itig e n B ed a rf diejenigen M ärkte frei, nach w elchen je n e b ish er g e lie fe r t haben. D as E ndziel, die V ern ich tu n g der deutschen In d u strie, w ürde also auch so n ich t erreich t.

B leib t daher der en glisch en E isen in d u strie kein anderer A u sw eg , als sich in ern ster, J a h rzeh n te beanspruchender A rb eit der inneren G esundung ihrer V erh ä ltn isse zu w idm en, so darf die deutsche Industrie einer solchen E n tw ick lu n g neidlos Zu­

sehen, ihre b isherigen W e g e w e ite r gehen und ruhig den Z eitpunkt abw arten , w o man sich in E n gland zu dem Standpunkt durchgerungen haben wird, D eutschland auf industriellem und kolonialem G ebiet v ö llig e G leich b erech tigu n g zu zu b illigen .

*

Reichs- und S taatsbehörden w erden ja diese V erhältnisse, wie sie aus gründlicher K e n n tn is d er Sache d e r H e rr V or­

tragende dargelcgt h a t, auch b e k an n t sein. M an sollte wenigstens den W unsch haben, d aß sie b e k an n t wären.

Als aber 1889 der große rheinisch-w estfälische Kohlen- arbeiterstreik herrschte, haben Professoren wie L ujo B ren ­ tan o u n d von Schulze-G aevernitz die B eh au p tu n g aufgc- stellt, dieser S treik w ürde n ich t ausgebrochen sein, w enn w ir in D eutschland nach dem V orbilde der englischen T rade Unions G ew erkschaften in solcher Zahl g eh ab t h ätten . Die deutsche In d u strie h a t dann, als sich d erartige S tim m en m ein ten , eine Kom m ission n ach E n g la n d g e­

sandt, die aus m einen Freunden B ueck, W alter von Caron- R ittershauscn, dem nachm aligen preußischen H andcls- m inister v. Moeller u n d m einer W enigkeit b e sta n d ; und w ir haben sechs W ochen lang das vereinigte K önigreich durchfahren, um d o rt m it A rbeitern u n d m it A rbeitgebern zu verhandeln u n d das W irkliche über die englischen T rad e Unions zu erfahren. W ir sind dam als von den A rb eit­

gebern, unseren englischen V ettern, selbstverständlich teilweise gründlich angelogen worden, weil sie von dem naturgem äßen W unsche geleitet w aren, diese T rad e Unions auf unser deutsches V aterland ausgedehnt zu sehen.

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